Obwohl aus dem Osten stammend, wußte er der Eigenart der Provinz Hessen⸗Nassau mit ihrem aus dem vormaligen Kurhessen, aus Nassau, aus baherischen und landgräflich⸗ hessischen Gebietsteilen und aus der vormals freien Stadt Frankfurt zusammengesetzten Gebiet durch zarte Rücksichtnahme auf historisch gewordene Verhältnisse gerecht zu werden. In seiner Heimgtprovinz Schlesien war von ihm vor allem die große Aufgabe zu lösen, das von einer verheeren⸗ den Hochwasserflut heimgesuchte Odertal wiederaufzubauen und vor ähnlichen Katastrophen zu bewahren. Das „Odergesetz“, welches 60 Millionen Mark für dies große Kulturwerk zur Verfügung stellte, ist seine Schöpfung. Die gesamten Hochwasser⸗, Deich⸗ und Vorflutverhältnisse im Odertal von der österreichischen Grenze bis nach Pommern wurden geregelt und die wilden Naturkräfte in geordnete Bahnen ge⸗ zwungen.
So konnte Graf Zedlitz bei seinem Uebertritt in den Ruhe⸗ stand auf eine reich gesegnete Lebensarbeit zurückblicken. Mit ihm ist ein Msann aus dem Leben geschieden, der ein wahrer Christ, ein treuer Diener seines Königs und von tiefer Vaterlandsliebe beseelt war, eine charakterfeste und ritter⸗ liche Persönlichkeit, die, so entschieden sie die eigene Ansicht und Ueberzeugung vertrat, doch stets jede andere ehrliche Meinung zu achten und zu würdigen bereit war. Groß ist daher aus allen Kreisen die Zahl der Freunde und Verehrer, die trauernd um die Bahre des Verewigten stehen. Wo man in den Provinzen, die er verwaltet hat — sei es in Posen oder Hessen⸗Nassau oder Schlesien — den Namen Zedlitz nennt, da leuchten die Augen und dankbar kommts von den Lippen: „Er war ein seltener Mann“.
Alle bisher von Militärbehörden an Privatpersonen aus⸗ gestellten Ausweise für Eisenbahn- und Auto mobil⸗ fahrten nach den Kriegsschauplätzen haben nach einer ==. des „W. T. B.“ vom 24. Oktober ab keine Gültigkeit mehr.
Für die Ausstellung von Ausweisen an Privatpersonen zu deren Reisen an die Front oder nach den durch deutsche Truppen besetzten feindlichen Landesteilen sind nach der heutigen Nummer des Armeeverordnungsblattes folgende Grundsätze zu beachten:
1) Die Ausstellung von Autzweisen an Privaspersonen nach sorg⸗ fältiger Prüfung der zur Begründung des Antrags vorgebrachten Tal— sachen steht außer dem Kriegsmmnisterum lediglich dem Oberkommando in den Marken, den stellvertretenden Generalkommandes und dem stell⸗ vertretenden Großen Generalstab zu. Nachgeordnete Kommando⸗ behörden haben die Gesuchsteller hierauf ausmerksam zu machen und sind berechtigt, die vorgelegten Ausweispapiere der Gesuchsteller auf ihre Gültigkeit zu prüfen.
Y. Für die Ausstellung von Ausweisen müssen Milttärpapiere, polizeiliche Auswelse, Bescheinigungen von Staats. oder städtischen Behörden vorgezeigt werden.
3) Das Kriegsministerlum stellt Auswelse nur aus auf unmittel⸗ bares schriftliches Anfordern der Reichsämter oder der preußtschen Staatgzbehörden.
4 Nicht statthaft ist die Ausstellung von Ausweisen für Privat personen, die sich mit Einzelliebesgaben zur Front begeben wollen oder . Ausrüstungsstücken, Lebengmitteln, Zigarren usw. Handel treiben wollen. .
5) Für die Zulassung von Photographen und Schlachtenmalern ist die Genehmigung des stellvertretenden Generalstabs einzuholen, der über die Ausstellung der Ausweise entscheidet.
6) Für Handelbfirmen, die gemäß 5 53 b Bekleidungsordnung 1 an einem Etappenhauptort, an dem Sitze eines Gouyernements oder einer Kommandantur in den von deutschen Heeren besetzten Gebieten eine Zweiganstalt einrichten wollen, ist vor der Ausßellung des Aus⸗ weises die Genehmigung des zuständigen Gouverneurs (Kommandanten) oder Etappeninspekteurs einzuholen.
7) In Uebereinstimmung mit dem General. Quartiermeister ist die Ueberführung von Leichen mit der Eisenbahn aus dem Operations— und Etappendienst in die Heimat nicht zu gestatten. Soll die Ueber⸗ führung einer Leiche durch Kraftwagen erfolgen, so darf sie nur mit Zustimmung der zuständigen Etappeninspektion geschehen. Nach ein⸗ geholter Zustimmung der Etappeninspektion darf die Ertetlung eines Ausweises erfolgen.
Beigefügt ist ein Muster der Ausweise nebst Anhalts— punkten für deren Ausstellung.
Durch amtliche Ermittlungen ist die Nachricht bestätigt worden, daß eine Anzahl in Marokko lebender Deutscher in Casablanca wegen angeblicher Verschwörung gegen das französische Protektorat vor ein Kriegsgericht gestellt worden sind. Es handelt sich um folgende vierzehn Deutsche: Karl Ficke, Krake, Brandt, Max Witt, Waetgen, Fönnies, Seyfert, Nehkorn, Mohn, Mano, Grundler, Geysen, Dobbert und Bazlen. Wie „W. T. B.“ meldet, nehmen die Vertretung der deutschen Interessen in Marokko die Vereinigten Staaten von Amerika wahr. Speziell in Casablanca vertritt sie mangels eines amerikanischen Berufs⸗ beamten der dortige italienische Konsul. Die amerikanischen und die italienischen Behörden treten nachdrücklich für unsere bedrohten Landsleute ein. Die deutsche Regierung hat alle Schritte getan, um den Sachverhalt aufzuklären und den in französischer Gewalt befindlichen Deutschen jede irgendwie mög⸗ liche Unterstützung zukommen zu lassen. Die französische Regierung ist davon in Kenntnis gesetzt worden, daß die deutsche Regierung für jedes widerrechtliche Vorgehen gegen die ange⸗ schuldigten Deutschen in der rücksichtslosesten Weise Rechenschaft fordern wird.
Von dem Amerikanischen Aufklärungskomitee in München ist dem „W. T. B.“ folgender Aufruf zugegangen:
Das Amerikanische Aufklärungskomitee in München erklärt sich vollkommen im Einklang mit der unpartelischen öffentlichen Meinung, daß England für diesen schrecklichen Krieg direkt ver- antwortlich zu machen ist und die ganze Schuld dafür zu tragen hat. Die offiziellen Dokumente zeigen klar und deutlich, daß England seinen Einfluß zur Aufrechterhaltung des Friedens in keiner Weise geltend machte, sondern im Gegenteil die seindfellge Haltung Ruß⸗ lands und Frankreichs schürte, indem es diesen Mächten seinen tat⸗ kräftigen Beistand im Falle einer Kriegserklärung an Deutschland versprach. Kein vernünftiger Mensch glaubt heute noch, daß Frank⸗ reich und Rußland sich in diesen Krieg gestürzt hätten, wenn ihnen England nicht seinen vollen Beistand zu Wasser und zu Lande gesichert hätte. In der für die europäische Zivilisation wichtigsten und ent- scheidendsten Stunde stellte sich England auf die Seite der , Königgsmörder und , . für ruffische Autokratie und Barbarei. Wir machen England fernerhin verantwortlich für das beklagenswerte Schicksal Belgiens und seiner unglücklichen Bewobner, die rs grausam ge—= täuscht hat. Alle Welt weiß jetzt, daß zwischen Enzland, Frankreich
und Belgien ein gekeims Abkommen bestand, demgemäß Frankrelch gestattet wurde, seine Armee durch belgisches Land gegen Deutsch⸗ land zu sühren. Im Besitze der deutschen Regierung be⸗ finden sich unwiderlegbare Beweise dafür, daß Frankreich schon vor Ausbruch des Krieges aus diesem Abkommen für sich Vorteile gezogen hatte. Jedermann ist heute davon überzeugt, daß, wenn Frankreich die belgische Neutralität verletzt hätte, England nie gegen seinen Bundesgenossen den Krieg erklärt hätte. Wir erheben die weitere Anklage, daß Engl ind schuld ist an der Hinausdehnung des Krieges in Belgien und an all dem namenlosen Elend, in das das belgische Land und Volk dadurch gestürzt wurde. Sowohl vor als nach dem Fall von Lüttich bot der Deutsche Kaiser Belgien den Frieden an, sowle Entschädigung und Zusicherung der Un— verletzbarkeit seiner Grenzen, wenn es dem freien Durchzug der deutschen Truppen keinen weiteren Widerstand entgegensetzen würde. Unter dem Druck Englands und im Vertrauen auf die von England versprochene Pilfe lehnte Belgien das Anerbieten ab, und getreu seiner Tradition und Geschichte überließ England das unglück— liche Land seinem Schicksal. England steht heute vor aller Welt da als das einzige Hindernis für den Frieden. Unter semem Druck müssen Frankreich und Rußland die Kastanten für England aus dem Feuer holen, wiewohl diese Mächte bereits anfangen ein usehen, daß all' die schweren Opfer, die sie bringen, für sie völlig nutzlos sind.
Wir lenken die Aufmerksamkeit unserer amertkanischen Mitbürger auf die einmütige Geschlossenheit des deutschen Volkes in seinem Kimpfe für das Vaterland. Hier besteht keine Minderheit, sondern der letzie Mann hält treu zu Kaiser und Reich, dagegen sind in England drei Minister des Kabinens Asquith von ihren Posten zurückgetreten, und am 4. Oktober wurden im sogenannten „Land der freien Reden zweihundertfänfzig Versammlungen der Arbeiterpartei von der Reglerung verboten, weil sie zum Zweck eines Protestes gegen den Krieg einberufen worden waren.
Wir machen unsere Regierung aummerksam auf die gewalt— tätigen Ausschreitungen, deren sich die englischen Be⸗ hörden Amerikanern gegenüber schuldig machen, die auf neutralen Schiffen von und nach Anertka reisen, und wir protestieren auf das entschiedenste gegen die vielfachen anmaßenden Neutraldf⸗ tätsverletzungen, die England auf neutralen Schiffen in neutralen Gewässern ausübt.
Dle amerikan ische Regierung kann die Einmtschung Kanadas in einen europäischen Krieg, der mit dem Interesse und dem Terri— tortum der westlichen Falbkugel nichts zu tun bat, nicht gleich— gültig und ohne Widerrede hinnehmen Eine derartige Pol tk könnte zu Gegenmaßregeln von seiten europäischer Mächte auf dem nordamerikanischen Kontinent führen, die nicht nur unseren Frieden und untere Sicherheit bedrohen, sondern auch dem Grundsatz der Monroedoktrin gefährlich werden können.
Mit tiefer Entrüstung weisen wir die in den anglo⸗amerikanischen Zeitungen, namentlich in der New Jork World?‘, Times“ und Herald“, erscheinenden Artikel zurück und brandmarken sie als Ent stellungen von Tatsachen und offenbare Unwahrheiten. Wir warnen unsere Mitbürger, sich auf Grund derselben ein Urteil zu bilden. Wir veiweisen unsere vandsleute auf eine von zahlreichen angesehenen amertkanischen Berichterstattern unterzeichnete Er— klärung, worin diese Männer, die die deutsche Armee in Belgien und in Frankreich begleitet haben, auf ihr Ehrenwort hin aussagen, daß die Berichte über deutsche Grausamkeiten vollständig aus der Luft gegriffen sind. England, enttäuscht und außer Fassung über das Mißlingen seines Planes, Deutschland zu vernichten, trachtet jetzt, die Ausmerksamkeit der Welt von seiner Treulosiekett und seinen Mißerfolgen daderch abzulenken, daß es in neutralen Ländern den Samen der Feindseligkeit ausstreut und Nachrichten über angebliche, von Deutschen verübte Grausamkeiten verbreitet, die nach stren ger und unparteiischer Untersachung sich als gewöhnliche Lügen heraus—⸗ gestellt haben. Seit England die Kontrolle der Kabellinien an sich gerissen, führt es einen Feldzug der Verleumdung mit der Absicht, die internationale Meinung zu seinen Gunsten zu beeinflussen, desbalb läßt es keine für Deutschland irgendwie günstige Nachricht passieren, ohne sie zu verstümmeln oder direkt zu fälschen. Die öffentliche Meinung in den neutralen Ländern kommt übrigens jetzt zu der Einsicht, daß England und seine leichtgläubigen Genossen diesen Krieg in den Zeitungen ausfechten, — das Hauptquartier des englischen Generalstabs befindet sich in Fleet Street, London.
Endlich rufen wir unsere amerikanischen Mitbürger auf zu einem Protest gegen die durch England herbeigeführte Teilnahme der Japaner an diesem europäischen Kriege, denn es werden dadurch nicht bloß unsere amerifanischen Interessen bedroht, sondern es wird auch die Oberherrschaft der weißen Rasse in Frage gestellt, und wir verdammen deshalb auf das entschtedenste den schmählichen Versuch Englands, mit Hilfe asiatischer Horden westeuropäische Kultur und deutsche Zwilisation zu vernichten.
Amerikanisches Aufklärungskomitee in München. Frank B. Willard, N. I. J. H. Griswold, Ill. Marion vindsey, Mo. S. M. Fenn, N. J. Jacques Mayer, N. I. Mr. Charles Cahier, Ind. C. F. Thayer, Mass. Ino B. Bauer, W⸗Va. Julie A. Lentilhon, N. IH. Maud Fay, Cal. Frank B. Herrmann, N. I. Lawr. D. Benton, Cal.
Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ liegen die Ausgaben 134, 135, 136 uno 137 der Deutschen Verlustlisten bei. Sie enthalten die 58. Verlustliste der preußischen Armee, die 33. Verlustliste der bayerischen Armee, die 41. Verlustliste der württembergischen Armee, die 37. Verlustlifte der sächsischen Armee und die 9. Verlustliste der Kaiserlichen Marine. .
Oesterreich⸗ Ungarn.
Die „Wiener Zeitung“ veröffentlicht ein Kaiserliches Hand⸗ schreiben, durch welches der Leiter des Finanzministeriums Freiherr Engel unter voller Anerkennung seiner in dieser Eigenschaft geleisteten sehr ersprießlichen Dienste zum Finanz⸗ minister ernannt wird.
Die „Wiener Zeitung“ veröffentlicht ferner eine Kaiserliche Verordnung, betreffend Vergeltungsmaßre geln auf recht— lichem und wirtschaftlichem Gebiete aus Anlaß der kriegerischen Ereignisse, eine Verordnung des Gesamtministeriums über Ver⸗ geltungsmaßregeln bei Guthaben und Forderungen, die An⸗ gehörigen feindlicher Staaten zustehen, eine Verordnung des Gesamtministeriums über Erlassung eines Zahlungsverbots gegen Großbritannien und Frankreich und eine Verordnung des Gesamtministeriums, betreffend Ueberwachung ausländischer Unternehmungen.
— In der gestern in Budapest abgehaltenen Sitzung des Auswanderungssenats teilte der Staatssekretär des unga⸗ rischen Ministeriums des Innern laut Meldung des W. T. B.“ mit, daß der Minister des Innern beschlossen habe, die der Cunard Line verliehene Konzession zum Transport von Auswanderern , Gleichzeitig wird der mit der Gesellschaft bestehende Vertrag als abge⸗ laufen betrachtet. Dieses Vertragsverhältnis ist eigent⸗ lich seitens der Gesellschaft gelöst worden, nachdem diese ihre Verbindung mit der Adria⸗Gesellschaft, ihrer Budapester Stellvertreterin, aufgegeben hatte. Hier⸗ durch hat die Cunard Line gegen jene Bestimmung des Aus⸗ wanderungsgesetzes verstoßen, en g. nur ein solches Unter⸗
nehmen die Konzession zum Transport ausüben kann, das als seinen Stellvertreter * ungarischen Staatsbürger bezeichnet, der den ungarischen Behörden gegenüber die Verantwortung übernimmt. Der Auswanderungssenat nahm von der Mittel- lung des Staatssekretärs einstimmig Kenntnis.
— Im Hoch verratsprozeß Princip und Genossen wurden gestern wiederum eine große Anzahl von Zeugen ver⸗ nommen und Teile des Buches der Narodna Odbrana verlesen.
Wie W. T. B.“ berichtet, geht aus dem Buche der Narodna Odbrana hervor, daß in Bosnien und der Herzogewing der Kampf für die Narodna Odbrana durch den serbischen Verein Prospjeta in Seraj⸗wo geführt wurde. Weiterhin dienten den Zwecken der Odbrana die wirtschaftlichen Genossenschaften, Lesevrreine, Anti⸗ alkobolverekne und Gesangvereine. Die Narodna Odbrana ver⸗ einigte alle serbischen Sokowerelne. In Bosnien und der Herzogewina gehörten der Vereinigung 22 Sokolvereine an, ferner Vereine in Dalmatien und in Bacska. Aus dem Pretololl über das Gutachten der Sachverständigen besüglich der Bomben wurde festgestellt, daß es sich um die bet der serbischen Armee verwandten Handgranaten handelt, die von derselben Konstruktion sind wie die 19 in Brcko vorgefundenen, den Sachverständigen aus früherer Untersuchung her bekannten Granaten, die in Originalmakulaturpapier des Kragujewaeer Arsenals eingewickelt waren. Derartige Hand⸗ granaten sind außer in Serbien nirgends in Europa in Verwendung.
Die ganze heutige Verhandlung war ausgefüllt mit der Verlesung von Broschüren, Vereinsstatuten, Polizeigkten über die Tätigkeit der Sokols und ähnlicher Vereine sowie von Personalpapieren. Aus den verlesenen Schriftstücken gehen von neuem die bekannten Bestrebungen der Vereine hervor sowie die Tatsache, daß alle Fäden der hochverräte⸗ rischen Tätigkeit der Vereine und deren Mitglieder in Belgrad zusammenliefen, wo die Leitung in den Händen militärischer und staatlicher Beamter lag. Mit der Verlesung der Leumundszeugnisse und der Strafverzeichnisse der Angeklagten wurde das Beweisverfahren geschlossen.
Großbritannien und Irland.
Die englische Regierung hat, wie „W. T. B.“ meldet, allen in London befindlichen Vertretern der fremden Regierungen die Mitteilung zugehen lassen, daß England die von der ägyptischen Regierung getroffenen Maßregeln billige Die Regierung hatte allen feindlichen Schiffen, die sich lange genug in den Häfen des Kanals aufhielten und deutlich zeigten, daß sie nicht abreisen wollten, um zu vermeiden, als Prise ge⸗ nommen zu werden, den Befehl erteilt, den Suezkanal zu ver⸗ lassen mit der Begründung, der Kanal sei nicht zu diesem Zweck erbaut worden.
— Die englische Regierung hat nach einer vom, W. T. B.“ verbreiteten Mitteilung des norwegischen Gesandten in London über folgende Artikel das Ausfuhrverbot verhängt: Unbe⸗ arbeitete Ziegen⸗ und Schaffelle mit Wolle, Graphit, Wollgarn, Kammgarn, ungemusterte Kleiderstoffe, soweit sie zur Uniform gebraucht werden können, alle Arten von Uniformstoffen, ge⸗ strickte Wolljacken, Jersey⸗Wolljacken, wollene Handschuhe, wollene Strümpfe, alle Arten von wollenem Unterzeug für Männer, Wollabfall und Wollappen, falls sie nicht zu Düng⸗ stoffen gebraucht werden sollen, Kurzwolle und Strähnwolle, Kompasse, ausgenommen Schiffskompasse, elektrische Signal lampen, große Stiefel für Männer, Hufeisen.
— In London verhaftete die Polizei vorgestern 120 Deutsche und Oesterreicher und brachte sie in das Militärlager. In Brighton forderte die Polizei die anwesenden Deutschen und Oesterreicher auf, die Stadt in einigen Tagen zu verlassen. Infolge der Kampagne der Jingopresse hat eine große Anzahl bekannter Hotels alle deutschen und österreichischen Angestellten, darunter die Geschäftsführer und Stellvertreter der Hotels Carlton und Ritz, entlassen.
Frankreich.
Die Minister Briand und Sarraut, die von der Re⸗ gierung mit besonderem Auftrage nach den Ostdepartements entsandt worden sind, besuchten vorgestern das Große Haupt⸗ quartier.
— Dem „Gaulois“ zufolge weilt der englische Schatzkanzler Lloyd George in besonderen Geschäften seit einigen Tagen in Paris, wo er längere Besprechungen mit den Ministern Briand, Sarraut und Malpy hatte, die aus Bordeaux dort eingetroffen sind.
Dänemark.
Ein englischer Kreuzer hat nach einer Meldung des „W. T. B.“ den dänischen Dampfer „Rolf“, mit einer Ladung Getreide von New York nach Christiania unterwegs, in der Nordsee angehalten und nach einem schottischen Hafen gebracht.
Serbien.
Infolge seiner starken Verluste plant Serbien eine neue Aushebung von Männern bis zum Alter von 50 Jahren. Wie „W. T. B.“ meldet, ist die Erbitterung der Bulgaren und Mohammedaner in Neuserbien gegen die serbische Ver⸗ waltung im Steigen begriffen. Drei serbische Dörfer im Bezirk Veles wurden von einer starken türkisch⸗bulgarischen Bande heimgesucht. Es fand ein heftiger Kampf mit serbischer Miliz statt, in dem beide Teile empfindliche Verluste hatten.
Amerika.
Das amerikanische Staatsdepartement hat dem britischen Botschafter in Washington mitgeteilt, daß Deutschland der Einfuhr von Lebensmitteln nach Belgien zur Unter— stützung notleidender Belgier zugestim mt habe.
Afrika.
Wie das „Reutersche Bureau“ aus Pretoria meldet, ist die Ausfuhr von Walfischtran und Rohwolle nach 53 Ländern außer nach dem Vereinigten Königreich verboten worden.
Die Monitore „Severn“, und „Mersey“ haben letzthin Operationen belgischen Küste vorgenommen. Sie feuerten rechte Flanke der Deutschen. Ferner setzten sie
gibt bekannt:
Kriegsnachrichten. 4
. Westlicher Kriegsschauplatz. * London, 22. Oktober. (W. T. B.) Die Admiralität
Hrüm ber“ an der
. 2 zur Unter⸗ stützung der Verteidigung von Nieuport Abteil hen mit
Schnellfeuergeschützen an Land, die dort gute Dienste leisteten. Bei den Operationen wurde ein Leutnant getötet, fechs Mann wurden verwundet und drei Mann werden vermißt.
Großes Hauptquartier, 23. Oktober, Vormittags (W. T. B). . Am Yserkangl wurden gestern Erfolge ö. rungen, Südlich Dixm ude find unsere Truppen vorgedrungen. Westlich Lille waren unsere Angriffe erfolgreich. Wir setzten uns in Besitz mehrerer Ortschaften. Auf der übrigen Front des Westheeres herrschte im wesentlichen Ruhe.
. ,. Kriegsschauplatz. roßes HauEtguartier, 23. Oktober, Vormittags (W. T. B) Im Dsten wurden russische hin n eng, der Gegend westlich Augustow zurückgeschlagen, habei n nn, . . erbeutet.
Vom südöstlichen Kriegs l i i abschließenden Meldungen 6 kJ
Wien, 22. Oltober. (W. T. B.) Amtlich wird ge⸗ meldet: In der Schlacht beiderseits des , . ö es uns, nun auch im Raume südlich dieses Flusses den An⸗ griff vorwärts zu tragen. Auf der beherrschenden trigono⸗ metrischen Höhe 668 südöstlich Stary Sambor wurden zwei hintereinanderliegende Verteidigungsstellungen des Feindes ge⸗ nommen, Nordwmestlich des genannten Srts gelangte unskere Fefechtslinie näher an die Chaussee nach Starafol heran. Nach den bisherigen Meldungen wurden in den letzten Kämpfen 31400 Russen, darunter 25 Offiziere, gefangen genommen und fünfzehn Maschinengewehre erbeutet. In Czernowitz sind unsere Vortruppen eingerückt.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Hoefer, Generalmasor.
Der Krieg zur See.
London, 22. Oktober. (W. T. B) Der „Daily Tele— graph“ meldet: Das deutsche Sanitäts schiff „Ophelia“ murde gestern von dem englischen Kreuzer „YJarmouth“ eingebracht; seine funkentelegraphische Anlage wurde ab— genommen.
London, 22. Oktober. (W. T. B.) Der Dampfer Cormoran“ ist auf eine Mine gestoßen und gesunken. Die Mannschaft wurde in Lowestoft gelandet.
Kunst und Wissenschaft.
Um die archäologischen Studien zu beleben und die an— schauliche Kenninis des klassischen Altertums möglichst zu verbreiten, insbesondere um für das Archäologische Inflitut leltende Kräfte und für die vaterländischen Univeisitäten und Museen Vertreter der AIrchãologie heranzubilden, werden mit dem genannten Institut fünf MJ 5 jedes . von viertausend
verbunden, die den nachstehenden Be aß ' ö i. chsteh stimmungen gemäß ver
ur Bewerbung um vier der gedachten Stipendten wir Nachweis erfordert. daß der Bewerber entweder . einer ni dein des Deutschen Reiches die philosophische Dottorwürde erlangt oder das Examen pro facultate docendi' beftanden und in ihm für den Unterricht in den alten Sprachen in der oberen Gymnastalklasse die Befähigung nachgewiesen hat. Der Bewerber hat ferner nachzuweisen, daß zwichen dem Tage, an dem er promoviert worden oder das Ober⸗ Ilehrerexamen abgelegt hat, bezw. wo beides stattgefunden hat, dem saͤteren von heiden, und dem Tage, an dem das nachgefuchte Stipendium für ihn fällig werden würde, höchstens ein dreijähriger Zwischen⸗ raum liegt. Für dag fünfte der jährlich zu vergebenden St pendien, das in erster Reihe bestimmt ist, die Erforschung der christlichen Altertümer der römischen Kaiserzeit zu fördern, wird er— fordert, daß der Bewerber an der theologischen Fakultät einer Universitär dez Deutschen Reiches den Kurfuz der protestantiichen oder der katholischen Theologie absolvlert, daß heißt nach Ablauf mindesteng des ak idemischen Trienniums in ordnungsmaͤßiger Veise die Exmatrikulation bewirtt hat, und daß er an dem Tage, wo das Stipendium fällig wird, daß dreißigste Leben jahr noch nicht überschritten hat. Der Bewerber hat ferner die Autachtliche Aeußerung der philosophischen resp. theologischen Fakultät einer Universität des Deutschen Retches oder auch einzelner bei einer solchen Fakultät angestellter Professoren der einschlagenden wissenschaftlichen Fächer über selne bis herigen Leistungen und seine Befähigung zu erwirken und seinem Gesuch beizufügen, duch falls er schon lijerarische Leistungen aufzuweisen hat, womöglich 33 mit einzusenden. Ferner sind in dem Gesuche die besonderen . ien Cle kurz zu, bezeichnen. Daß unter den Reisenselen in der Regel Rom mit einbegriffen sei, Uegt im Geiste der Stiftung. Bei Gesuchen um Verlangerung des Stipendiums finden diese Be— stimmungen keine Anwendung. Dagegen ist hier eine übersichtliche Darstellung der bisherigen Reiseergebnisse in das Gefuch aufzunehmen und wird, falls der Stipendiat bereitg in Rom oder AÄthen sich auf⸗ gehalien bat oder noch aufhält, über feine Leistungen und ,, das Gutachten des Sekretariats des Instituts Die Gesuche um Erteilung des Stipendiums sind in dem Jahre vor dem J. Februar an dle Zentraldirektion des Archäologischen Instituts nach Berlin einzusenden, weiche die Wabl nach vorgenommener Prüfung der Eignung deg Bewerbers in der Gesamtsitzung vornimmt. Bei gleicher wissenschaftlicher Tüchtigkest wird die Zentraldtrettion denjenigen Bewerbern den Vorzug geben, die neben der unerläßlichen philologischen Bildung sich bereits einen gewissen Grad kunstgeschichtlicher Kenntnisse und 'monumentaler An— chauungen zu eigen gemacht haben, und welche dem Archäologischen Institut oder den deutschen Lehranstalten oder Museen dereinst nützlich zu werden versprechen.
Die Stipendten können nicht aufgehäuft, noch für einen längeren Yilraum als ein Jahr vergeben werden; zulässig ist jedoch die Wkdergewahrung eines Stipendiums für ein zweites Jahr. Die
ledergewährung des fünften Stipendiums aur ein zweltes Jahr kann auch erfolgen, wenn der Stipendiat bel eintretender Faͤlligkeit des aten Stipendiums das 30. Lebensjahr bereits überschritten haben Ollie. Befreiung von den aufgestellten Borschriften erteilt in besonderen Fällen dat Auswärtige Amt nach Anbörung der Zentraldirektion. Bis 3 weiteres kann jährlich eines der vier Reisestspendien für klassische — tchäologte mit Wegfall der gefetzten Präklussfrist an Gymnasial⸗ ehrer , e, werden, die an einem öffentlichen Gymnastum inner⸗ 6a des. Deutschen Reiche festangestellt und in Lehre und Wissen. chaft besonders bewährt sind. Das Stipendium kann zu diesem he in zwel halbiäbrige — jedes zu 2000 6 — zerlegt werden iu einer im Wintersemester, spätestens am 1. Dezember, an= zu g, halbjährigen Studienreife. Anstatt der Zeugnisse von slersitãten oder ige ren, hat der Bewerber ein Zeugnis . vorgesetzten Behörde sowohl Über seine bisherige , ,. als auch darüber betzubringen, daß im . ⸗ der Stipendienverleihung auf die Erteilung des er— 85 r ö. Urlaubs er werden könne. Ein, derartiges ben um kann an ein und dieselhe Person nur einmal ver⸗ n e, n „Die schließliche Entscheidung wird in der Regel vor . R. Julimonatt den Empfängern mltgeleilt, deren Namen in ein ‚Reichtanzetger⸗ veröffentlicht werden. Das Sthpendium wird!
jährlich am 1. Oktober fällig und der ganze Betrag auf elnmal dem Bewerber oder seinem gebörig legitimierten Bevollmächtigten durch die Kasse der Zentraldirektion gegen Quittung ausgezahlt.
Der Stipendiat ist verpflichtet, solange er in Rom orer Athen verweilt, an den Sitzungen des Instituts regelmäßigen Anteil zu nehmen. Er hat Üterdies während seiner Reise die Zwecke des Instituts nach Möglichk it zu fördern und nach Beendigung derselben über deren Ergebnis einen summarischen Bericht an die Zentral— direktion einzusenden.
Es ist wünschenswert, daß jedem Gesuhe um ein Stipendium wenigstens 6 Exemplare der Boktordissertation des Bewerbers beigelegt werden, sowelt sie den außerhalb Berlins anfässigen Mit⸗ gliedern der Zentraldirektion nicht schon mitgeteilt ist. Die Gesuche sind an die Jentraldirekiion des Katserlichen Archäologischen Instituts, Berlin W. 50, Ansbacherstr. 46, einzusenden.
Technik.
Wasserdichte Kleiderstoffe für die Soldaten. Die regenreichen Wochen seit Beginn des Herbstes haben an die Wider= sandsfähigkeit der Feldsoldaten besonderg hohe Anforderungen gestellt. Die Nässe ist für sie in mancherlei Hinsicht noch gefährlicher al Tälte. Während im Winter gerade bet siarkem Frosk wenigstens die Keime ansteckender Kranthelten in ihrer Verbrestung und Giftigkeit erlahmen, hat nasses Wetter neben den übrigen unangenehmen Einflüssen auf den Körper nicht einmal einen solchen Vorjug.! Im Gegenteil wird das Wachßtum der meisten Bakterien durch Feuchtigkeit gefördert, gilt doch schon unter gewöhnlichen Umständen, wo man darauf rechnen kann, bald die Kleider wechseln und sich auch sonst ordentlich erwärmen zu können, ein Naßwerden bis auf die Haut als eine be— denkliche Sache, hie mit einer starken Erkältung noch recht wohlfeil hezahlt wird. Wieviel schlimmer ist der Feldfoldat daran, der fich in leiner Hinsicht schonen und pflegen kann und sich dem Regen lange Zeit fast schutzlos aussetzen muß. Wenn es ihm schon nicht erspart werden kann, stunden lange Märsche im Regenwetter zu machen oder in einem halb mit Wasser gefüllten Schützeng aben zu stehen, fo muß doch in seiner Kleidung eine möglichst große Rücksicht auf den Schutz
egen die Witterung genommen werden. Darauf ist auch dag Be— treben aller Heeresverwaltungen gerichtet gewesen, aber mit ehr verschiedenem Erfolg. Daß die Franzosen in dieser Richtung verhältnismäßig schlecht geforgt haben, ist ja schon vor Beginn des Krieges bekannt geworden. Die Auf— gabe, völlig regendichte Stoffe für die Uniformen zu ver— wenden, ist allerdings nicht leicht zu lösen, da auch andere gesundheit— liche Anforderungen berüchsichtigt werden müssen. Der Sioff muß nämlich nicht nur das Eindringen des Wassers von außen her ver— hindern, sondern auch die Ausdünstungen des Körpers von innen her hindurchtreten lassen, vor allem auch der Luft einen Zutritt zum Körper gestatten, weil davon eine gesunde Hauitätigkeit abhängig ist. Dtese Bedürfnisse scheinen einander schlechthin zu widersprechen, aber e gibt doch Stoffe, die ihnen in augreichender Weise genügen. Vorzüglich trifft dies auf die Gewänder der arabischen Beduinen zu. Es scheint, daß dieser Erfolg mit der Ge— wohnheit der Araber zusammenhängt, die zu den Kleidern verwendete Wolle nicht zu entfetten. Dies Vorbild läß “ sich nun nicht einfach nachahmen, aber es ist versucht worden, den Tuchstoffen das bei der Verfertigung augeschiedene Fett in geeigneter Form und Art auf künstlichem Wege wieder zuzuführen. Die nach dieser Richtung angestellten Versuche zunächst mit Lanolin siad recht günstig aus— gefallen. Die Benutzung des Lanolins schlen für diesen Zwack vor— gezeichnet, da es selbst aus Schafwollfett hergestellt wird, also die natürlichen Stoffe enthält, die den Beßsandteilen des Tuches vor der Verarbeitung entzogen wurden. Bei den Versuchen wurde, das Lanolin in einer schwachen Petroleum essenz in Ve hiltnis von 1 bis 2 v O. aufgelöst und diese Flüssinkeit entweder mit einem Schwamm auf die ganze Außenfläche des Stoffs aufgetragen oder dieser für einige Augenblicke in die Lösung getaucht. Das zweite Verjahren gibt einen gründlicheren Erfolg, das erste ist weniger kostsplelig. Auch eine Tränkung der Gewebe mit Alaunsalzen macht sie undurchlässig, j doch ist das Erg bnis nicht so günstig mit Bezug auf die Durchläffigkeit der Stoffe für die Luft und die Ausdünstungen des Körpers. Sowohl das Lanolin wie das Alaun aber werden noch übertroffen durch ein Erzeugnis, das unter dem Namen Neutralwollfett in den deutschen Wollspinnerelen besonders in Oldenburg hergestellt wird. Dies Fett ut von gelblichbrauner Farbe und großer Beständigkeit, hat einen schwachen Wollgeruch und läßt sich noch leichter als Lanolin in Pet roleumessenz auflösen. Nachdem das Tuch mit einer solchen Lösung behandelt ist, verdunstet das Petroleum alsbald und der Stoff wird wasserdicht, ohne daß sein Gewicht vermehrt wird. Weder dte Farbe noch die Haltbarkeit des Tuchs wind angegriffen, noch enisteben irgendwelche schädlichen Folgen für die Gesundheit. Freilich dürfen derartige Stoffe weder mit Seife gewaschen noch mit Terpentin ge— reinigt werden, da sie sonst ihre Eigenschaft verlieren. Dagegen wird diese weder durch Ben in noch durch Alkohol beeinträchtigt. Die Kostspieligkeit des Verfahrens liegt in dem Petroleumperbrauch, und es hat si daher nicht so allgemein durchgesetzt, wie es nach jenen Erfolgen zu wünschen gewesen wäre. Uebrigens haben weitere Ver⸗ suche gezeigt, daß dieselben Feitstoffe auch dem Lederzeug ugd ins— besondere dem Schuhwerk eine Undurchlässigkeit für Wasser verleihen, und sie werden daher mit etwas Ruß vermischt als Schmiermittel sowohl für Lederzeug als für Pferdehufe empfohlen.
Land⸗ und Forstwirtschaft.
Das unter dem Titel „Die landwirtschaftlichen Ver— uch asta tionen erscheinende Organ für naturwissenschaftliche Forschungen auf dem Gebiete der Landwiitschaft, das unter Mit— wirkung sämtlicher deutschen Versuch'stationen von Professor Dr. G. Fingerling, Vorstand der Königlichen landwirtschaftlichen Ver— suchsstation Möckern, herausgegeben wird (Verlagaͤhuch⸗ handlung Paul Parey, Berlin, enthält in seinem Mitte Juni d. J abgeschloßenen 84. Bande solgende Abhandlungen: Boden: „Der Einfluß von Elekttolyten auf die Koagulation von Don upenstonen. von Georg Wiegner; ‚Gestein und Boden in ihrer Beziehung zur Pflanzenernährung“, zweiter Teil: ‚Vegetatione versuche mit Eruptivgesteinen und kristallinem Schi fer von C. Blanck; . Weitere Beiträge zur Beschaffenheit rotgefärbter Bodenarten‘ von E. Blanck und J. M. Dobrer cu. Pflanzenwachstum, Pflanzenbestandteile: Versuche mit Stickstoffdüngern von E. Baselhoff; ‚Das Verhalten des Hafers und der Lupinen verschledenen Phosphorsäurequellen gegen⸗ über von, Th. Pfeiffer und E. Blanck. — Tierernährun g, Futtermittel: „Untersuchungen über den Stoff⸗ und Energieumsatz wach ender Schweine, von G. Fingerling (Ref.), A. Köhler und Fr. Reinhardt unter Mitwirkung von G. Bretsch, G. Arndt und R. Dietrich; Zur Frage der Fujtergeldwertrechnung! von Dr. W. Boeck, Dr. W. Ruckel und; Dr. W. Kleberger (MefJ; „Kritische Betrach— tungen über eine Doktorarbeit über Somatosen von C Beger; ‚Ueber den gegenwärtigen Stand der Stärkechemie“ von Priv.⸗Dozent Dr. H. Pringsheim; Untersuchungen über die verschiedenen Stroharten mit besonderer Berücksichtigung der Zusammensetzung der Robfajer und der Zusammensetzung und Verdaulichkeit unter dem Einflusse der Wllt erung. von F. Voncamp und F. Ries unter Mitwirkung von H. Müllner; Ueber den Einfluß einer längeren Aufbewahrung und Lagerung von Wiesen⸗ und Kleeheu auf deren Zusammensetzung und Verdaulichkeit: von F Honcamy (Ref.), H. Mülner und B. Stau. — Verschiedenes: Ueber den Ausbau, die Leitung und die Aufgaben der landw. Persuchsstationen von Professor Dr. Gerlach, Dlrektor des Kaiser Wilheims ⸗Instituts für Landwirtschaft in Bromberg; KRupfervitriole des Handels., nebst Beiträgen zur Bestimmung des Kupfer in ihnen“ von F. Mach (Ref.) und P. Lederle; Zur Frage über „das landwirtichaftlich« Verluchs und Bildungswesen“, eine Er— widerung guf das von Rümkersche Referat“ von Professor Dr. Schneide wind, Halle a. S.; „Zur Frage der Organisaston der landwirischast.
chen Versuchsstationen und der Ausbildung der Agr kulturchemiker“ von Emil Haselhoff.
In den bisher erschlenenen Heften Ibis V vom 85. Bande dieser Zeit- schrist sind folgende Abhandlungen und Berichte veröffentlicht: Die stick= stoff haltigen Stoffwechselvrodukte und ihre Bedeutung für die Bestimmung ter Verdaulichkelt des Proteins in den Futtermitteln — Fürterungs-= versuche, ausgeführt in den Jahren 1912—1914 an der Kaniglich württembergischen landw. Versuchsstation Lobenheim“ von A. Morgen (Ref), C. Beger und F. Westhaußer: „Die Wirkung der Hydroxryllonen auf Tone und tonige Böden“ von Professor Dr. P. Rohland Stutt⸗ gart; Ein neues Diaphanoskop, Modell 1910, der dänischen Staats- samenkontrollanstalt!, bergestellt von V. H. O. Madsen und K. Do ph⸗ Petersen (hierzu 1 Tafel); Die Sch wertbohne (Cana valia ensiformis) von F. Harnstein; „Untersuchungen über die Leränderung der Boden⸗ oberfläche! von r. phil. Reinhold Hoffmann; NUeber die titrimetrische Bestimmung von kleinen Kalimengen von Her- mann Fischer⸗München; „Der Vegetationsversuch und die Boden⸗ analpse! von O. Lemmermann: „Die Wirkung flüchtiger Fettsäuren des Nahrungsfettes auf die Milchdrüse (1. Kinnhackenöl von Meer⸗ schweinchen)', Untersuchungen, ausgeführt im Jahre 1913 an der Königlich württembergischen land w Versuchsstation Hohenheim von C. Beger; Verhandlungen der XXXIV. (ordentl.) Hauptversamm⸗ lung des Verbandes landw. Versuchsstationen im Deutschen Reiche im Sitzungssaal des Landeskulturrates zu Diesden am 17. und 18. September 1913 (mit 2 Textabbil ungen); „Vierzigjährige Ec—⸗ gebnisse der Sam nkontrolle“ von Dr. M. Heinrich (hierzu 1 Tafeh); „Ueber den gegenwärtigen Stand der Bodenchemie mit besonderer Be⸗ rücksichtigung der organischen Verbindungen! von S. L. Jodidi.
Verkehrswesen.
Die Eisenbahnen der Balkanhalbinsel. Das Eisenbahn⸗ netz der Balkanhalbinsel darf jetzt wieder ein besond res Interesse be⸗ anspruchen. Die Hauptlinie ist selbstverständlich die greße Orient⸗ bahn, die von Wien über Belgrad, Sofia und Abrianopel nach Kon⸗ stantinopel führt und jetzt auf der serbtjchen Strecke für den Derch⸗ gang verkehr unterbrochen ist. Dafür eröffnet eine andere Linie einen Weg von Ungarn nach den neutralen Baltanländern, die von Temesvar südwärts nach der Donau und dann längs dieser bis über die rumänische Grenze geht, um einerseits nach Bukarest fortzusetzen, andererseits sünblich nach Bulgarien abzu- zweigen. Der wichtigste Ast der Orientlinie ist jetzt gleichfalls dusch die kriegerischen Ereignisse lahmgelegt, da er von Nisch, dem gegen⸗ wärtigen serbischen Hauptlager füdlich nach Uesküb und dann nach Saloniti verläuft. Diese Linien wurden in den Fahren 1883 und 1889 eröffaet, und um ihren Ausbau haben mancherlei Streitigkeiten staitgefunden. Oesterreich und Bulgarten fahen ibren Vorteil in dem Ausbau der Orientlinie, während Rußland ihn bekämpfte. Darin lag der Grund zur ersten Entfremdung zwischen Rußland und Bulgarien. Bis Bulgarien wurde die Orientbahn zum größten Teil mit öster= reichischem und deutschem Ge de erbaut, in Ostrumelien und in der Tärkei auf türkische Rechnung. Die türkische Aufsicht über die Strecke in Ostrumelten war nach dessen Angliederung an Bulgarlen im Jahre 1886 für dies Land besonders empfindlich und einer der Gründe, die zum letzten Balkankrieg führten. Jetzt ist diese Spannung beseltigt. zumal die hulgarische Grenze bis Adrianobel vor⸗ geschoben ist. Die Bahnen in Nortbulgarien sowie deren Anschluß⸗ linien nach dem Schwarzen Meere und an de rumaäͤnische Bahn wurden mit russtschem Kapital erbaut. Es sind dies ing⸗ besondere die Strecken von Sofia nach Plewna und von dort nördlich zur Donau und östlich nach Warna am Schwarzen Meer, ferner die Zweiglinie der Orientbahn durch Ostrumelien nach Burgas. Eine besonders lebbafte Erörterung und eine entfprechend langsame Förde⸗ rung erfuhr die Sandschakbahn, die eine Verbindung zwischen Wien und Saloniki bilden soll. Sie führt von der Hauptstadt Bosniens, dem durch die Vorgeschichte des Weltkrieges berühmt gewordenen Sarajewo, nach Visegtnd in der Nähe der serbischen Grenze und teitt bei Unie aus Bosnien in den Sandschak ein, der durch den letzten Baltankrieg an Serbien kam. Von dort klafft eine Lucke bis zur Stadt Mitropica, von wo der Schienenweg durch das Amselfeld nach Uesküb läuft und hier mit dem Südzweig der Ortentbahn jusammentrifft. Die Strecke von der bosnischen Grenze bis Mettropiea ist nur 170 km lang, aber im türkischen und dann im serbischen Besitz waren die Mittel für ihre Herstellung nicht vorhanden. Serbien und Montenegro hatten früher überhaupt kein Interesse am Ausbau dieser Linie, die den österreichischen Einfluß zu stälken versprach, und auch Rußland war selbstverständlich aus vem⸗ selben Grunde dagegen. Als der Sultan im Jahre 1908 die Er⸗ laubnis jur Vermessung der Sandschakbahn erteilte, erhob sich als—⸗ bald ein lebhafter Streit. Rußland und Serbien beeilten sich, den alten russischen Plan der sogenannten „großen slavischenꝰ Eisenbahn hervorzuholen und dem türkischen Plan gegenüber zu stellen, der eine Verbindung der serbischrumänischen und russtschen Eisen⸗ bahnnetze mit dem montenegrinischen Hafenplatz Antivari vermitieln sollte. Diese Linig sollte von Nisch uber Pristina, Djanowa und Skutari führen. Ein weiterer wichtiger Eisenbahnjzweig ist der An⸗ schluß von Sofia über Küstendil nach Uestüb. Ueber die weitere Entwicklung des Eisenbahnnetzes auf dem Balkan läßt sich vorläufig noch nichts sagen, doch steht zu hoffen, daß die Lösung der wichngen Aufgaben auf diesem Gebiet auch zu den wertvollen Folgen des großen Krieges gehören wird.
Theater und Musik.
. Morgen, Sonnabend, wird im Königlichen Opernhause Der Rosenkavalier“' in folgender Besetzung gegeben: Octavian: Fräulein Art6t de Padilla; Marschallin: Frau Denera; Sophie: Fräulein Engell; Anning: Fräulein Birkenström; Faninal:; Perr Hoffmann; Ochs von Lerchenau: Herr Erwin Hey als Gast; Sänger: Herr Sommer; Valzacchi: Herr Henke. Dirigent ist der Kapellmeister von Strauß. ; . Im Königlichen Schauspielhaus wird morgen Wilhelm Tell‘ gegeben. Die Hauptrollen werden von den Damen Schönfeld, Nessel, Poppe und von Mayburg sowie von den Herren SoLmmer storff, Zimmerer, Geisendörfer, Pohl, Kraußneck, Mannstädt, Boettcher, Hühlboter und Werrack dargestellt. ie nächsten beiden don der Generalintendantur zum Besten der notleidenden Bühnenkünstler zu Peranstaltenden Bunten Abende“ finden Montag, den 26., und Freitag, den 30. d. M. statt.
Ja den Kammerspielen des Deutschen Theaters wird neben Hebbels . Genoveva“ eine Neueinstudierung des Lussspiels Pie deutschen Kleinstädter. von Kotzebue vorberestet. Sie Erft. e n . dieses Stückes wird bereits im Laufe der nächsten Woche
inden.
Konzerte.
Der J. Symphonieabend der Königlichen Kapelle fand am Sonntag im Königlichen OSpernhaufe unter der Leitung des Generalmusikdirettors Dr Richard Strauß und unter Mit- wir lung des Königlichen Opernchors unter Professor Rüdels Leitung statt. Entgegen alter Gepflogenheit hbeschraͤnkte sich das Pro⸗ gramm diesez ersten Abends nicht auf die Klassiker, sondern krachte, auch dem kriegerischen Geist der Zeit entsprechend, Richard Wagners Kalser⸗ marsch', dessen klangvolle Chorpartie unter Strauß Händen in un⸗ . Schöne erstrahlte. Der ganze Abend durfte als ein
iegeszug deutscher Kunst gelten, die ihren Höhepunkt in Beethoveng unvergleschlicher „Eroica· fand, jener gewaltlgen Musik, die Beethoven dem von ihm bewunderten Korsen widmete, die er aber später für diesen Mann d, , . wissen wollte, da er nach selnen Erfahrungen „auch nur ein Mensch war‘, der nach rein versönlicher Macht strebte. Die Art, wie Strauß diese Symphonie gestaltet, ist schon früher wiederholt geschildert worden. Cin Gr= lebnis mar auch die an Anfang stehende Freischütz. Qupertüre und die Milltär Symphonie: von HDaydn, in der der Klang⸗