1914 / 252 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 26 Oct 1914 18:00:01 GMT) scan diff

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Wie aus dem Großen Hauptquartier vom W. T. B.“ mit⸗ geteilt wird, ist der Generaloberst von Moltke an Leber⸗ und Gallenbeschwerden erkrankt. Die Krankheit gibt keinen Anlaß zu Besorgnissen. Generaloberst von Moltke befindet sich in guter ärztlicher Pflege im Großen Hauptquartier; in seinem Zustand ist bereits eine wesentliche Besserung eingetreten. Seine Ge— schäfte sind dem Kriegsminister General von Falken hayn übertragen.

Nachdem gegen die Absicht der Regierung, in die Zucker⸗ frage nicht einzugreifen und die Zuckerausfuhr im bisherigen Umfange freizugeben, von den verschiedensten Seiten, nament⸗ lich von bedeutenden Volkswirten, mit Rücksicht auf die Volks⸗ ernährung und die Unterhaltung unserer Viehbestände Einspruch erhoben worden ist, hat sich die Regierung einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge entschlossen, eine Reglementierung der Zuckerindustrie derart eintreten zu lassen, daß unsere Zucker⸗ ernte im wesentlichen dem Inlandskonsum erhalten bleibt. 6 Mitteilungen über die Einzelheiten werden demnächst erfolgen.

Unter der NUeberschrift: Die amtlichen Veröffent⸗ lichungen zur Vorgeschichte des Krieges schreibt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“:

Die amtlichen Veröffentlichungen über die Beziehungen Englands zu den Ententemächten sowie zu Belgien vor dem Kriege ausbruch sind in Deutschland in ihrer Bedeutung voll gewürdigt worden. Auch im Autzlande wird den englischerseits gemachten Versuchen, die schwerwiegenden Anklagen zu entkrästen, die aus den veröffent⸗ lichten Dokumenten sprechen, ein Eifolg schwerlich beschieden sein. Leider haben vereinzelte Stimmen im Inlande auch diesen Anlaß wieder zu einer Kritik benutzt, die unsere aug— wärtigen Vertretungen diskreditieren sollte; so will ein Blatt in der Publikatlon der Berichte der deutschen diplomatischen Vertreter im Auslande Lediglich einen noch dazu mit untauglichen Mitteln aus— geführten Versuch zur Rechtfertigung der deutfchen Dsplomatie er- blicken, die trotz der ihr bekannten militärischen Beziehungen der Ententemächte an die Friedfertigkeit der englischen Politik geglaubt babe. Was mit der Veröffentlichung bezweckt wird, ist von unferer öffentlichen Melnung so allgemein anerkannt und gewürdigt worden, daß es einer besonderen Feststellöng der Gründe nscht erst bedarf. Auch wird jeder, der mit dem politischen Geschäft vertraut ist, verstehen, daß es zwar nicht die AÄufgabe der deutschen Diplomatte sein konnte, den ihr bekannten Tatsachen gegenüber den Kopf in den Sand zu stecken, wohl aber den Drahtziehern der gegen uns gerichteten englischen Politik nach Möglichkeit jeden Vorwand? zu nebmen, um diese Politik vor dem eigenen Lande rechtfertigen zu können. Aus diesem Grunde hat Deutschland alles, was die englische Vermittlungsaktlon vor dem Kriege an Brauchbarem enthielt, unter— stützt und gefördert, bis die russische Mobilmachung den Verhandlungen ein Ziel stzte. Aus dem vor dem entscheidenden englischen Ministerrat abgeschlossenen deutschen Weißbuch ist dies für jeden, der zu lesen versteht, ohne Mühe zu ersehen. Noch ein anderer Vorwurf ist erhoben worden. Aus unserer Feststellung, daß den maßgebenden deutschen Stellen die belgische Kon— nivenz mit den Ententemächten bekannt gewesen fei, ist gefolgert worden, daß es des Zugeständnissegs des Reichs— kanzlers nicht bedurft hätte, daß die Verletzung der belgischen Neutralität einen Rechtsbruch darstelle. Wem die Bedeutung des Wortes Konnivenz bekannt ist, wird diefen Vorwurf nicht erheben. Die Stellung Deutschlands in der Welt hat nur dadurch gewinnen können, daß es mit Anklagen gegen Belgien erst hervortrat, als es diese mit positiven Tatsachen zu begründen ber— mochte. Mit dem Hinweis auf vorhandene politische Sympathien mit unseren Gegnern ließ sich eine so bedeutsame Aktion, wie der deutsche Einmarsch in Belgien, formell nicht begründen. Ste konnte ihre Rechtfertigung damals nur in der positiv bekannten französischen Ahsicht finden, durch Belgien milttärisch gegen uns vorzugehen.

Bei der deutschen Zivilverwaltung in Belgien wird erwogen, ob und wie weit während der Dauer der Be⸗ setzung zugunsten der Arbeiterschaft dieses Industriestaats die deutschen sozialpolitischen Gesetze, insbesondere auf dem Gebiete des Arbeiterschutzes, eingeführt werden sollen und können. Wie „W. T. B.“ meldet, ist ein nach außen erkennbarer erster Schritt dadurch geschehen, daß der Direktor des Großherzoglich badischen Ge— werbeaufsichtsamts, Geheimer Oberregierungsrat Dr. Bitt— mann und der Hilfsarbeiter im Reichsamt des Innern, Ge— werbeassessor Po erschke nach Brüssel berufen worden sind, um durch Vorarbeiten dem vorschwebenden Ziele näher zu kommen und auch sonst bei den mannigfachen Anlässen, die in das Gebiet von Arbeiterschutz und Arbeiterwohlfahrt hinüber— spielen, den Verwaltungschef sachverständig zu beraten.

Ungenaue Zeitungsnachrichten über die Bedingungen für die Abreise französischer Staatsbürger aus Deutschland geben, wie ‚W. T. B. meldet, Veranlassung, auf folgendes hinzuweisen: Die Ausreise ist gestattet:

1) Allen weiblichen Personen,

W Allen männlichen Personen, die am 20. September d. J. das 17. Lebensjahr noch nicht vollendet, und solchen, die an dem gleichen Tage das 60. Lebensjahr bereits überschritten hatten. In jedem Falle ist die Erlaubnis des zuständigen stellvertretenden Generalkommandos einzuholen. Dort wird auf den Pässen, die mit einer Photographie des Inhabers versehen sein müssen, das Abreisedatum und die Bestimmung vermerkt, daß die Reise ohne Aufenthalt bis zur Grenze fortzusetzen sei.

Wie „W. T. B.“ von zuständiger Stelle erfährt, dürfen von jetzt ab deutsche Kriegsgefangene in Gibraltar Briefe erhalten und schreiben. Diese Briefe gehen durch die englische Zensur. Briefe und Geldsendungen, welch letztere gleichfalls zugelassen sind, sind an die Adresse „Commander Prisoners of war Gibraltar“ zu richten.

Verschiedene Wahrnehmungen in der letzten Zeit lassen es nach einer Meldung des, W. T. B.“ als gewiß erscheinen, daß unsere Gegner auf dem Wege über das neutrale Ausland versuchen, Material und Werkzeuge zur Anfertigung von Munition und anderem Kriegsmaterial in Deutsch⸗ land anzukaufen. Es läge die Möglichkeit vor, daß in Deutsch⸗ land ansässige Firmen versuchen, sich dies zunutze zu machen. Ganz abgesehen von der undeutschen Gesinnung, die solche Geschäfts— häuser an den Tag legen würden, läge u. U. auch ein schwerer Verstoß gegen das , , vor; denn nach 5 89 des R.⸗St.⸗G. wird mit Zuchthaus bestraft, wer vorsätzlich während eines gegen das Deutsche Reich ausgebrochenen Krieges der feind⸗ licher Macht Vorschub leistet.

Der heutigen Nummer des „Reichs- und Staatsanzeiger“ liegen die Ausgaben 142, 143, 144 und 145 der Dentschen Verlustlisten bei. Sie enthalten die 60. Verlustliste der reußischen Armee, die 35. Berlustliste der . rmee, die 39. und 40. Berlustliste der sächsißsch en

. und die 42. Verlustliste der württembergischen rmee.

Königsberg i. Pr., 26. Oktober. Als Grenze, bis zu der die Rückkehr der ostpreußischen Flüchtlinge in die Heimat unbedenklich und die Erteilung von Freifahrtscheinen zu— lässig ist, war bisher die Linie festgestellt worden, die längs der 6 und Angerapp nach Lötzen und von dort über Nikoklaiken,

rtelsburg nach Neidenburg verläuft. Diese Grenze ist, wie W. T. B.“ meldet, mit Rücksicht auf die zurzeit günstige Kriegs⸗ lage erweitert worden. Die Erteilung der Freifahrtscheine ist auf die Kreise Insterburg, Darkehmen, Angerburg, Lötzen und Sensburg, die bisher nur teilweise für die Rückkehr frei⸗ gegeben waren, in vollem Umfange ausgedehnt worden. Es ist ferner auch die Rückkehr in den Kreis Gumbinnen freigegeben worden. Demnach werden nunmehr Freifahrtscheine nach allen Teilen der Provinz ausgegeben, mit Ausnahme der Orte in den Kreisen Pillkallen, Stallupönen, Goldap, Oletzko, Lyck und Johannisburg sowie der südlichen Teile der Kreise Ortelsburg und Neidenburg. Es ist dringend erwünscht und notwendig, daß namentlich die Beamten, Kaufleute und Handwerker, die reichlich Arbeit finden, in die freigegebenen Teile der Provinz zurückkehren. Auskunft über die Frage, inwieweit die einzelnen Ortschaften zerstört sind, wird von den

Landräten erteilt. ö ö.

Sachsen.

Seine Majestät der König hat der „Sächsischen Staatszeitung“ zufolge Seiner Majestät dem Kaiser das Ritterkreuz und das Großkreuz des Militär⸗Sankt⸗Heinrichs⸗ Ordens verliehen und Allerhöchstihm folgendes Handschreiven zugehen lassen:

Durchlauchtigster, großmächtigster Kaiser, freundlich lieber Herr Vetter und Bruder!

Ew. Maßfestät gestatte Ich Mir, Meinen Militär Sankt⸗ Heinrichs⸗-Orden zu überreichen. Dieser Orden, nach dem sächsischen Kaiser Heinrich dem Heiligen genannt, wird nur für aus— gezeichneie, im Felde erworbene Verdienste gegeben und hat nach den Satzungen jede Beleihung mit dem Ritter— kreuz zu beginnen. Ew. Mzjestät wollen des halb geruhen, die In⸗ signien eines Ritters huldpollst entgegenzunehmen. Gleichzeitig bitte Ich aber Ew. Majestaͤt, die Abzeichen des Großkreujes an zunehmen, zum Andenken daran, daß Meine Armee unter Ew. Majestät als Oberstem Kriegshernn Führung ehrenvollen Anteil nahm an den Kämpfen für die Verteidigung unseresg über alles geliebten deutschen Vaterlandeg. Mit der Vasicherung wahrer Dochachtung und Freundschast verbreibe Ich Ew. Kaisertichen und Königlichen Majestät freundwilliger Vetter und Bruder.

Friedrich August. Das Königlich sächsische „Militärverordnungsblatt“ ver— öffentlicht folgenden Armeebeßeh!l:

Seine Majestät der Kaiser hat Mir gestern das Eiserne Kreuz 1. und 2. Kiasse verliehen. Ich habe diele Auszeichnung sreudigen Herzens angelegt, betrachte Ich sie doch als eine erneute Kaiserliche Anerkennung für die ganz hervorragenden Leistungen Meiner braven Truppen. Ich habe die feste Zuversicht, daß es mit Gottes Bei— stand ihrer Tapferkeit gelingen wird, auch weiter den Sieg an ihre Fahnen zu heften. Friedrich August.

El saß⸗Lothringen.

Wie die „Straßburger Post“ aus Schlierbach im Kreise Mülhausen berichtet, sind am 10. August der dortige Förster West und seine Haushälterin von den Franzosen ge⸗ ö genommen und nach Belfort gebracht worden, weil

est angeblich deutsche Vorposten in sein Haus aufgenommen hatte, die von dort aus eine französische Patrouille beschossen haben sollen. Wie jetzt durch eine aus der französischen Ge⸗ fangenschaft entlassene Frau bekannt wird, ist die Haushälterin erschossen und der Förster West zu 20 Jahren Zwangsarbeit verurteilt worden.

Oesterreich⸗Ungarn.

Auf Grund der Verordnung des Gesamtministeriums, betreffend die Aufsicht über fremde Unternehmungen, wurden, der „Wiener Zeitung“ zufolge, nachstehende Unter⸗ nehmungen unter besondere staatliche Ueber— wachung gestellt: Aktiengesellschaft „Compagnie Galicienne de Mines“ als Besitzerin des Steinkohlenbergbaues in Libiaz;

„Grabownica“ Bohrgesellschaft m. b. H. „Zagorz“ G. m. b. H.;

Societe Francaise de Petroles de Potok; Klimkowko Petroleum— gesellschaft m. b. H.; Vereinigte Petroleumgesellschaft m. b. H. (Galician Oil Trust Ltd. London); Firma Jacob Perkins u. Co. als Eigentümerin der Erdölbetrlebe im Revierbergamts⸗ bezirke Jaslo und die Trifailer Kohlenwerksgesellschaft Wien.

Unter dem Vorsitz des Handelsministers hat vorgestern in Wien eine Beratung von Vertretern der österreichischen und ungarischen Regierung über die Frage der Festsetzung von Höchstpreisen für Lebensmittel stattgefunden. Bei der Beratung wurde Einverständnis über die Grundsätze erzielt, die bei Feststellung von Höchstpreisen anzuwenden wären, l sich die Regierungen zu dieser Maßnahme entschließen ollten.

Die Methoden der russischen Kriegführung finden, wie aus dem Kriegspressequartier gemeldet wird, durch eine aus zuverlässiger Quelle stammende Nachricht neuerdings eine Illustration. Hiernach haben die Russen auf die Gefangen⸗ nahme oder den Tod eines unserer Truppenführer einen Preis von 80 000 Rubel ausgesetzt. Nun erklärt sich ein Attentat auf diesen Kommandanten, das glücklicherweise erfolglos blieb.

Der ungarische Ministerpräsident Graf Tis za hat sich in Begleitung des Ackerbauministers Freiherrn von Ghyl⸗ lanyi im Automobil in die von den Russen heimgesuchte Gegend bis Fenyves Voelgy begeben. Die Minister machten in jeder Gemeinde Halt und hörten die Wünsche der Gemeinde—⸗ vorsteher an. Bei ᷣ— Voelgy besichtigten sie das Schlacht⸗ feld und kehrten dann nach Ungvar zurück, wo der Minister— präsident, die Verwundetenspitäler besuchte. Heute begibt sich der Ministerpräsident nach Muncacs.

In der Generalkongregation des zumeist von Rumänen bewohnten Hunyader Komitats beantragte der Rumänenführer Dr. Justin Pop, in diesem großen geschicht— lichen Moment eine Huldigungsadresse an den König Franz Joseph zu richten, in der laut Meldung des, W. T. B.“ ausgeführt wird, daß die gegenwärtige Zeit schwerer Prüfung

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alle Gegensätze unter den Nationalitäten beseitigt habe, daß das für das Vaterland vergossene Blut vielen Tausenden von Rumänen den Beweis erbracht habe, daß die Rumänen die angestammte Treue zum Vaterland und zum Herrscherhaus im Herzen tragen und daß die rumänische Nationalität ein staatserhaltender Faktor in Ungarn zu sein wünsche. Von seiten der Ungarn und der Sachsen wurde dieser Antrag freudig begrüßt, worauf ihn die Komitatskongregation mit großer Begeisterung einstimmig annahm.

Im Hochverratsprozeß Princip und Genossen hielt der Staatsanwalt vorgestern nach Beendigung des Beweisverfahrens sein Plädoyer, in dem er die Haupt⸗ ergebnisse der Verhandlung, wie folgt, zusammenfaßte.

Es sei der unwiderlegliche Beweis erbracht, daß Serbien, das selne selbständige Existenz und seine vielfachen Gebietserwelterungen hauptsächlich der österreichischungarischen Monarchie verdanke und dieses Entgegenkommen nur mit Haß vergolten habe, aufgestachelt durch das despgtische Zarenreich, das Seibten zu eigenen Zwecken gegen Oesterreich Ungarn als Werkzeug benutzt habe, in den Größen⸗ wahn verfallen jei, im Süden unter den Slawen dieselbe Rolle zu spielen wie Rußland im Norden. Von diesem großmanngfüchtigen Ge—= danken erfüllt, habe die serbiche Regierung kein Mittel gescheut, um unter den Deckmantel der südslawischen Einheit alle von den Süd— slawen bewohnte Gebiete der Monarchle, und zwar in erster Linie Bosnien und die Herzegowina, mit Serbien zu veresnen. Serbische Minifier, ja selbst der Thronfolger, seien erwiesenermaßen vielfach mit den gegen die leitenden Staatsmänner der Monarchle, ja sogar gegen den Eröherzog gedungenen Mördern in persönliche Berührung getreten. Das übrige habe als Werkzeug der serbischen Regierung der Verein Narodna Odbrana getan, der alle Schichten der füdslawischen Gesellschaft der Monarchie vergiftet und die kulturellen wirtschaft⸗ lichen und finanziellen Vereine von Bosnien und der Herzegowina gewonnen habe, die ihm als Werkzeuge und Mittel für die Wühl arbeit der großserbischen Propaganda und des Hochverrats gegen die Monarchie dienten. Nach den übereinstimmenden Aussagen der Angetlagten selbst hahe der ermordete Thronfolger den Tendenzen der serbischen Regierungsk elfe im Wege gestanden. Diese hätten daher beschlossen, dieses Bollwerk gegen das Großferbentum um jeden . zu vernichten. Die serbische Regierung habe die ge— dungenen Mörder mit Geld und Waffen versehen. Ber Mord von Serajewo sei nur ein neues Glted in der langen Kette der Verbrechen gewesen, die die serbische Reglerung gegen die österreichisch ungarische Monarchie im Interesse ihre imperialistischen Zwecke teils angezettelt, teils vollbracht habe.

Der Staatsanwalt beantragte die Bestrafung der Ange⸗ klagten im Sinne der Anklageschrift. Nach den Plädoyers der Verteidiger und der Replik des Staatsanwalts wurde die Hauptverhandlung geschlossen. Die Verkündigung des Urteils erfolgt am 28. Oktober.

Großbritannien und Irland.

Die Regierung hat nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ beschlossen, ein zeitweiliges Einfuhrverbot für Zucker zu erlassen, um die indirekte Einfuhr deutschen und oͤsterreichischen Zuckers oder von Zucker aus neutralen Ländern zu verhindern, der dort durch die Einfuhr deutschen und öster⸗ reichischen Zuckers frei werden könnte. Das Einfuhrverbot ist durch jüngst von der Regierung vorgenommene Ankäufe er⸗ möglicht worden, die es gestatten, den Preis für eine Reihe von Monaten unter dem tatsächlichen Stande zu halten.

An dem Hauptquartier des Rekrutierungsamts in London ist ein neuer Anschlag angebracht worden, in dem betont wird, daß sofort mehr Leute gebraucht werden, um die zweite halbe Million für die neue Armee vollzumachen und dadurch den Erfolg im Ausland und die Sicherheit daheim zu gewährleisten. Jeder verfügbare Mann werde dringend ge⸗ braucht. Die Vorbereitungen für die Aufnahme und Aus⸗ bildung der Eintretenden seien vollendet. Das Körpermaß sei jetzt 5 Fuß 4 Zoll, das Alter 19 bis 38 Jahre.

Die Zahl der polizeilich registrierten dienstpflichtigen Deutschen und Oesterreicher beträgt der „Times“ zufolge 40 000 in London und 70 000 im vereinigten Königreich.

Die Admiralität veröffentlicht eine Erklärung über die von den deutschen Kreuzern versenkten Schiffe, in der es dem „W. T. B.“ zufolge heißt:

Man glaubt, daß acht oder neun deutsche Kreuzer sich im Atlantischen, Stillen und Indischen Ozean befinden. Uber 70 britische, jpanische, französische und russische Kreuzer, ungerechnet die Hilfs— kreuzer, wirken zusammen zur Aufsuchung der deutschen Kreuzer. Dee ge⸗ waltige Augdehnung der Ozeane und die Tausende von Inseln und Insel gruppen gestatten den feindlichen Schiffen, sich fast unbeschränkt zu be⸗ wegen. Die Auffindung und Vernichtung der feindlichen Kreuzer ist daher hauptsächlich Sache der Zeit, der Geduld und des Glückes. Englische Handeltschiffe sind vorwiegend darum aufgebracht worden, weil sie den Instruttionen der Admiralität zuwider gehandelt haben. Die Anzahl der verloren gegangenen Schiffe ist im Verhältnis zur Gesamtzahl viel geringer, als man vor dem Kriege gefürchtet hat; denn nur 39 von 4000 englischen Schiffen auf großer Fahrt find vom Feinde versenkt worden, also eins von hundert. Die Versicherungs— prämie für Schiffsladungen, die beim Beginn der Feindseligkeiten 5 von hundert betragen hat, steht jetzt auf zwei von hundert.

Die angloindische Presse verlangt Maßregeln zur Her— stellung der Sicherheit der Schiffahrt nach Indien, deren gänzliche Hemmung durch die Tätigkeit der „Emden“ die indische Volkswirtschaft schädige. Die indische Handels⸗ statistik für September weise gegen September 1913 einen ernsten Rückgang auf, wofür die „Emden“ in höherem Maße verantwortlich sei als der bloße Kriegszustand. Allein der Import von Baumwollwaren aus Manchester sei im September um 2 Millionen Pfund Sterling ge⸗ sunken, Kalkutta habe besonders unter dem Rückgang der Ausfuhr von Rohjute und Juteprodukten gelitten, der allein im September mehr als drei Millionen Pfund Sterling betrage. Die Ausfuhr von Reis, Weizen, Häuten und Fellen sei um je eine halbe Million gesunken, die von Rohbaumwolle und Baumwollgarn um Millionen, die von Sämereien um g00 009 Pfund Sterling. Gleiche Klagen kämen aus dem Innern. Der Touristenverkehr habe gänzlich aufgehört. Die Times of India deutet an, daß die Erfolge der „Emden“ auf die Stimmung der Eingeborenen einwirken könnten.

Rußland.

Die letzte Nummer der in St. Petersburg erscheinen⸗ den Zeitung „Nowoje Zwono“ berichtet, daß vor einigen Tagen auf Verlangen Englands ein neues eng⸗ lisch⸗französisch⸗russisches Marine abkommen abge⸗ schlossen worden sei, demzufolge der Oberbefehl über die russische Baltische Flotte Und über die Schwarze Meer⸗ Flotte den Engländern übertragen werde. Großbritannien ver⸗ pflichte sich gleichzeitig, diese Flotten durch eigene Geschwader zu verstärken. Das Blatt fügt hinzu, daß die Forderung Eng⸗ lands nach unbedingter Unterordnung der französischen und der russischen Admirale unter den englischen Flottenkommandanten

von Frankreich anfangs bekämpft worden sei, während Ruß⸗ land 2 Vorschlag sogleich zugestimmt habe.

Wie die „St. Petersburger. Telegraphenagentur“ meldet, wird mitgeteilt, daß der Minister des Innern einen Gesetzentwurf, betreffend die Liquidation des Grundeigentums,

Entscheidung beabsichtige,

Ministerrats

it ausarbeiten deutschen

unterbreiten werde, ö sterreichischen Untertanen un be ne n licht k 866 in 25 Grenzgouvernements und in den der Ostsee, Stadt in . Grensg m Azowschen Meere benachbarten Ge⸗ es Recht wird ebenfalls in Bezug auf deutscher Abstammung beschränkt, die schen Gesetzes vom 1. Juni

außerhalb der

dem Schwarzen und de bieten zu besitzen. russische Staats bürger

der Verkündung des deut 33 ber die doppelte Staatsangehörigkeit Eigentum erworben

Außerhalb der genannten Städie ist den bezeichneten eren r, und Pacht von Immobilien ebenso untersagt, wie das Recht, als Stellvertreter für einen anderen Grund⸗ stückseigentümer zu fungieren. Der Gesetzentwurf sieht für die Liquidation eine Frist von mehreren Monaten vor.

Italien. tagabend begab sich der russische Botschafter Ministerpräsidenten Salandra im Namen seiner Regierung eine Mitteilung zu machen, die ihm telegraphisch von St. Petersburg zugegangen war. Sie lautet nach der „Agenzia Stefani“ folgendermaßen:

In dem Hestreben, Italien einen Beweis seiner hohen Sympathie zu geben, hat der Kaiser von Rußland geruht, den Auftrag zu geben, 6 sterreichischen cher Nationalität freigelasfen werden, wenn die italienische Regierung sich verpflichtet, sie während der gesamten Kriegs⸗ dauer zu bewachen, damit sie sich nicht zu den österreichisch-ungarischen Heeren zurückbegeben können.

Der Ministerpräsident Salandra antwortete unter der Versicherung, daß er die sympathischen Absichten des Kaisers von Rußland hochschätze, derselben Quelle zufolge:

Er müsse darauf aufmerksam machen, daß gemäß dem öffentlichen Rechte Italiens jeder Italtener oder Fremde, der auf italtenischem Boden ankomme, und der kein Verbrechen began daß seine Freiheit in keiner Weise geschmälert werden könne. sehe daher nicht ein, wie Italien die Verpflichtung eingehen könnte natürlich um sie zu halten die von Rußland freigelassenen Ge— fangenen zu überwachen, um sie am Ueberschreuen irgend einer Grenze zu verhindern.

Der Ministerpräsident behielt sich auf jeden Fall auch in An⸗ betracht der von Italien zu beobachtenden Pflichten der Neutra— lität vor, die Rechtsfragen eingehend zu prüfen, die sich mög— licherweise daraus ergeben könnten, und die zuständigen Ab— teilungen mit deren Studium zu beauftragen.

Krupens

Gefangenen

gen habe, fret set und

Belgien.

des Einzuges der deutschen Antwerpen hat der Leutnant Pfeil vom 3. Referve⸗Fußartillerie= regiment, wie ‚„W. T. B.“ meldet, vom Turm der Kathedrale festgestellt, daß gegen 41 Uhr Nachmittags vom Fort Tate Schützengräben, sowie von westlichen

Am Tage

Flandre der Schelde südlich befanden, auf, der Schelde befindlichen Seeschiffen

ins besondere heschossen wurden. rapnellschüsse unmittelbar vor der ähe des Rathauses und zier hat am gleichen Vormittag Waffen festgestellt, ruppen besetzten Schlössern Verwüstungen Sehr wertvolle Möbelstücke waren e Gemälde und Bilder

und die Kathedrale, beobachtete wiederholt Sch Kathedrale und Granatschüs der Kathedrale. aus zurückgelassenen Aus in den von englischen Meimhof, Troyente und Pulhof angerichtet worden waren. vollständig zerschlagen, groß und Samtmöbel waren zerschnitten, die Schränke und ihr Inhalt umhergeworfen.

Leutnant Pfeil

chüsse in der Derselbe Offi rüstungsstücken und

sowie Leder⸗ durchwühlt

Dänemark.

. Der dänische Gesandte in St. Ministerium des Aeußern t russische Regierung erkl seeboot in der überhaupt in der

Petersburg elegraphisch mitgeteilt, ärt habe, daß kein russisches Unter⸗ Nähe von Nakkehoved⸗-Leucht turm oder Nähe der dänischen Gewässer gewesen sei.

Norwegen.

Wie das Ministerium des Leuchttonnen um Salt Feuerschiff ist vorläufi Das Ausfuhrverbot einer Meldung des „W. T. B.“ es auch dekorierte Bleche, Blech und fertige Das M folge eine

Aeußern mitteilt, sind die stholm gelöscht, auch das Drogden— g eingezogen worden.

für Blechplatten ist nach dahin erweitert worden, daß B Teile von Blechplatten, bearbeitetes Blechemballage umfaßt.

inisterium des Aeußern gibt obiger Quelle chen Senats bekannt, daß die Rundlast aus Finnland ver— Holz gestattet sei. erhalten die Erlaubnis, mit Schiffen, die ge⸗ ird nicht erlaubt, mo Maengtlouto

Mitteilung des finnis Verschiffung aller Sorten boten, die Verschiffung von

ge in geschlossenen Häfen ing von gesägtem Holz abzugehen.

ene Häfen noch nicht erreicht haben, w ilaufen, sondern sie müssen nach Rau d Kemi, falls sie Holzladung einnehmen wollen. Das Ministerium des Aeußern

gesägte m

diese anzulau

gibt ferner eine Mitteilung andtschaft bekannt, daß, falls Schiffe mit gische Häfen die britischen Häfen Fal— y (Irland) oder Kirkwall anlaufen, sie auf. See visitiert werden, vorausgesetzt, eine neutralitätswidrige Handlung begehen.

britischen Ges für norwe Lough Sevill gehalten noch

Griechenland.

h Meldungen der „Agence d' Athänes“ unternahmen ische Streitkräfte aus Latsam und auf die Truppen des autonomen Eine zweite albanesische Streitmacht vor und griff die Vorposten

Weiteren Meldungen zufolge dauert sura fort. Die Streitkräfte der Älbanesen fünftausend Mann, die übrigens über Artillerie während die geringerer Zahl sind und deshalb zurückgingen; ihnen aus Argyrokastro eilig Verstärkungen ge— Auch die Angriffe der Albanesen gegen die Grenzen auern fort und gestalten die L

si einen Angriff zrus bei Klissura. rückte gegen Marglani . , an. der Kampf bei Kli übersteigen ⸗— Maschihen gew ehre autonomen

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über bie sie verfügt, bald erschöpft sind und die männliche Bevölkerung, die zur Verteidigung des Gebiets gezwungen ist, sich nicht mehr den friedlichen Arbeiten widmen kann, die ihr gestatten würden, die unentbehrlichen Lebensmittel zu ge⸗ winnen.

Bulgarien. . .

Der mazedonische Führer Peter Tschaulew veröffentlicht in der „Kambana“ einen Aufruf an die Mazedonier, worin nach einer Meldung des „W. T. B.“ angesichts der unaufhörlichen unerträglichen Greueltaten der Serben an der bulgarischen Bevölkerung Mazedoniens aufgefordert wird, nach Mazedonien zurückzukehren, um die Stammesbrüder zu befreien. Die Dreibundmächte würden nichts dagegen haben. Der Drei verband habe kein Recht zum Einspruch, weil russische Dampfer offen Waffen und Gold nach Serbien 6 und damit die Todfeinde Bulgariens unterstützten. Alle Mazedonier müßten sich ungefäumt auf den neuen Tyrannen werfen und die Ketten der serbischen Knechtschaft für immer zerbrechen.

Amerika.

Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ hat der Präsident Wilson das Ansuchen des Staats departements um Freilassung der von britischen Kreuzern angehaltenen Oel⸗ tan kdampfer „Platuria“, „Brindilla“ und „Opina“ mit der Begründung genehmigt, daß dle amerikanische Handels⸗ marine geschützt werden müsse. ;

Wie das „Reutersche Bureau“ meldet, ist der frühere Präsident von Mexiko, Porfirio Diaz, in Spanien gestorben.

Asien.

Der russische Gesandte in Teheran hat bei der Ueber— reichung der rüssischen Antwortnote, in der mitgeteilt wird, daß Rußland seine Truppen aus Aserbeidschan nicht zurückziehen könne, dem persischen Blatte „Haber“ zufolge die Erklärung abgegeben, daß, wenn der gegenwärtige Krieg sich weiter verwickle und wenn Persien die Neutralität bewahre, Rußland seine Truppen zurückziehen und die Unabhängigkeit Persiens gewährleisten werde. Wie das genannte Blatt meldet, ist die russische Antwortnote im persischen Ministerrat übel aufgenommen worden. Der Ministerrat bereitet eine neue energische Note vor. Die ganze persische Nation billigt die Haltung des Kabinetts.

Afrika.

Nach einer vom „Reuterschen Bureau“ verbreiteten amt— lichen Meldung hat der Oberst Maritz bei Keimus am Oranjefluß mit seiner gesamten Streitmacht sowie 4 Maschinen⸗ gewehren und 8 Geschützen die Engländer angegriffen, die 10. Verwundete hatten. Eine Schätzung der Verluste des Feindes ist unmöglich, da er seine Verwundeten mitgenommen hat.

Kriegsnachrichten.

Westlicher Kriegsschauplatz.

Großes Hauptquartier, 25. Oktober, Vormittags. (W. T. B. Der Yser⸗pres kanal ist zwischen Nieuport und Dirmude nach heftigen Kämpfen am 24. Oktober von uns mit weiteren starken Kräften überschritten worden. Oestlich und nordöstlich pres hat sich der Feind ver⸗ stärkt, trotzdem gelang es unseren Truppen, an mehreren Stel len vorzudringen. Etwa 506 Engländer, darunter ein Oberst und 28 Offiziere, wurden gefangen genommen.

Großes Hauptquartier, 26. Oktober, Vormittags. (B. T. B.) Westlich des Yserkanals zwischen Nieuport und Dirmüde, welche Orte noch vom Feinde gehalten werden, griffen unsere Truppen den sich dort noch hartnäckig wehrenden Feind an. Das am Kampf sich beteiligende englische Geschwader wurde durch schweres Artilleriefeuer zum Rückzuge ge⸗ zwun gen. Drei Schiffe erhielten Volltreffer. Bas ganze Geschwader hielt sich darauf am 25. Nach⸗ mittags außer Sehweite. Bei IYpres steht der Kampf; südwestlich Ypres soivie westlich und südwestlich Lille machten unsere Truppen im Angriff gute Fortschritte. In erbittertem Häuserkampf erlitten die Eng⸗ länder große Verluste und ließen Über 500 Gefangene in unseren Händen. Nördlich Arras brach ein heftiger fran zösischer Angriff in unserem Feuer zusammen, der Feind hatte starke Verluste.

Oestlicher Kriegsschauplatz. Großes Hauptquartier, 2B. Oktober, Vormittags.

(W. T. B.) Im Osten haben unsere Truppen die Offensive gegen Au gustow ergriffen.

In Gegend Iwangorod kämpfen unsere Truppen Schulter an Schulter mit den österreichisch⸗ ungarischen; sie machten 1800 Gefangene.

Großes Hauptquartier, 25. Oktober, Vormittags. (W. T. B.) Auf dem östlichen Kriegsschauplatz schreitet unsere Offen sive gegen Augustow vorwärts.

Bei Iwangorod steht der Kampf günstig; eine Entscheidung ist noch nicht gefallen.

Wien, 25. Oktober. (W. T. B.) Amtlich wird ver⸗ lautbart: Auf dem nordöstlichen Kriegsschauplatze stehen nunmehr unsere Armeen und starke deutsche Kräfte in einer fast. ununterbrochenen Front, die sich von den Nordabfällen der östlichen Karpathen über Stary Sambor, das östliche Vor⸗ gelände der Festung Przemysl, den unteren San und das polnische Weichselanland bis in die Gegend von Plozk erstreckt, im Kampfe gegen die Hauptmacht der Russen, die auch ihre kaukasischen, sibirischen und turkestani⸗ schen Truppen heranführten. Unfere Offensive über die Karpathen hat stärkere feindliche Kräfte auf sich gezogen. In Mittel galizien, wo beide Gegner befestigte Stellungen inne haben, steht die Schlacht im allgemeinen. Südöstlich Przemysl und am unteren San errangen unsere Truppen auch in den letzten Tagen mehrfache Erfolge. In Russisch⸗Polen wurden beiderseits starke Kräfte eingesetzt, die seit gestern süd⸗ westlich der Weichselstrecke Iwangorod = Warschau kämpfen. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes:

von Hoefer, Generalmajor.

Regierung sehr schwierig, da die an sich geringen Hilfsquellen,

Kunst und Wissenschaft.

Von vier Malern, die in den Krieg gezogen sind, vereinigt der Salon Cassirer in seinem Oberlichtsaal ältere und neuere Ge⸗ mälde. Es sind dies Werke von Waldemar Roesler, Robert Brever, Konrad von Kardorff und Fritz Rhein. Man kennt diese Maler, unter denen Roesler zweifellos der begableste aber auch noch der unfertigste Känstler ist, zur Genüge von den Ausstellungen der Sezession⸗ her, in die Breyer, Kardarff Und Rhein durch ihre Bilder immer einen ruhigen, gefälligen Ton bineinbrachten. Gefällig und geschmackvoll wirken auch diesmal die holländischen Landschaften Fritz Rheins und die Werke Konrad von Kardorffs, unter denen ein Blumenffilleben in einer Vase auf blauer Decke durch die schöne Malerei angenehm aufsfällt. Robert Breyer zeigt einige seiner aus Töpfen und Flaschen aufgebauter Still⸗ leben, in denen sich die Einfachheit der Formen und des hellen farbigen. Ranges, zu einem keinen staiken Bildeindruck zu— sammenschließt. Ein größeres und reicheres Obffftilleben, in dem der Künstler in stofflicher Beziehung dem Nasureindruck recht nahe kommt, und das ganz ausgezeichnete helle menschenleere Zimmer offenbaren, daß hinter diesem Künstler mehr steckt, als feine vereinzelten Proben auf den Sezessionsaustellungen vermuten ließen. Rochlerg Landschaften, in denen sich der Känstler mit Licht und Raumprobleme. abquält, machen in ihrer zähen Mal⸗ weise oft einen allzu gewalifam gestelgerten Eindruck, der zu dem einfachen Naturvorbild in feinem rechten Verhältnis steht. Der Badestrand' und ein groß Waldbild mit einem Weg, der in die Tiefe führt, sind diesmal die reifften und am meisten zenten Bilder, Von den in einer Wochen schrift erschienenen Stelndrucken Max Liebermanns, die Vorgange aus dieser Kriegszeit behandeln, hängen gute Mucke da. An sich sind diefe Blätter mehr oder weniger starke Leistungen, an denen man künstlerische Freude haben mag. Daß von dem mächtigen Gefühl, don dem Geist dieser Zeit auch nicht ein Funke in ihnen ist, liegt an ihrer, impresstonistischen Form. Der Impressionismus ist Aufgaben, die eine starke Gestaltung von innen heraus fordern, natürlicherwese nicht gewachsen. Diese Kunstform, von der fich die hoffnungsvpollsten jungen Künstler längst befreit haben und der die Generation, die heute jung ist, weder in der Malerei noch in der Lteratur stärkeren Eindruck zu, verdanken hat, wird hoffentlich zu den Opfern dieses Keleges gehören. Dr. P.

Aus ftellungönachrichten.

Die nunmehr geschlossene Weltausstellung für Buch- gewerbe und Graphik in Leipzig hat es verstanden, sich trotz der schweren Kriegszeit die Anteilnahme des Publikums bis zum letzten Tage zu erhalten. Es ist, wie W. T. B. hervorhebt, als ein be— sonderes Verdienst der Bugra und ihres tatkräftigen Praäͤsi⸗ denten, des Geheimen Hofrats Profeffor Dr. Volkmann zu betrachten, daß eg ihm dank der bedentenden Opfer der Stadt Leipzig gelungen ist, in Deutschland während eines Weltkrieges eine Weltausffellung durchzukalten, Wenn sich naturgemäß nicht alle die hochgespannten und berechtigten Hoffnungen erfüllen konnten, die auf die Ausstellung gesetzt waren, so ist doch die Durch⸗ führung der Ausstellung während des Krieges als ein Beweis wirt— scheftlichen Mutes und Selbfipertr aueng 'anzufehen, der in diesen Zeiten nicht hoch genug vranschlagt werden kann. Während man im Inland und den neutralen Staaten diesem Bestreben aufrichtige Hochachtung und Anerkennung entgegenbrachte, hat das feindliche Ausland noch Anfang Seytember über die Ausstellung böswillige Lügen verbreitet. Die Pariser „Patrie“ behauptete damals, daß laut Berichten von Reisenden die Hallen der russischen, englischen und französischen Auesellung mit ihren Schätzen in Brand gesteckt worden seien, und daß seitens der Stadt nichts geschehen sei, um das Feuer zu beschränken. In Deutschland weiß man, daß von der Leipziger Ausstellungeleitung sofort nach Ausbruch des Krieges alles getan worden ist, um die Gebäude der uns feindlichen Staaten zu schützen, und daß diese auch dauernd unversehrt geblieben sind. Ein außerordentliches Interefse wandte sich namentlich in den letzten Wochen den Abtesfungen der neutralen Staaten des Auslandes ju, die besonders von Abordnungen der höheren Lehranstalten und Kunstgewerbeschulen eingehend besichtigt wurden. Auch die ver⸗ schiedenen Sonderausstellungen, so befonders die Sonderausstellung des Bundes Deutscher Verk hrebereine Deutschland im Bild war bis in die letzten Tage binein ungemein zahlreich besucht. Die zu Anfang Oktober noch eingefügte Kriegsausstellung mußte wegen des großen Gedränges sogar stundenweise geschloffen werden. Was den Besuch in den Kriegsmongten betrifft, so kamen mit einer wesent⸗ lichen Steigerung der Besuchsziffer natürlich am meisten die Sonntage in Betracht. An den Augustsonntagen wies der Besuch Zahlen von 14 800 bis 19006 Personen auf; am 6. September, einem Volkstag mit ermäßigtem Eintriitspreis, betrug der Bejuch 55 000, und am Schlußtag, den is. Ottober, über 360 900 Personen. Insgesamt wurde die Ausstellung vom Tage ihrer Eröffnung an bis zum Schluß von 2 331 365 Personen besucht, wahrlich ein hoch befrledigendes Ergebnis in einem Sommer und Derbst, in dem Deutschland gegen eine Welt von Feinden im Felde steht.

Technik.

Verwendung des Tantals. Das Tantal ist ein nur selten vorkommentes metallisches Element mit dem spezifischen Ge⸗ wicht 11 und dem Atomgewicht 183. Es hat eine eisengraue Farbe und nimmt unter dem Polserstabe Metallglanz an. Man findet es in den als Tantaliten und Kolumbiten benannten Erzen, haupt ächlich mit Eisen und Mangan verhunden, in Bayern, Schwe den, Finnland, Rußland, Grönland und Nordamerika, und jwar vorwiegend in Granitgestelnen. Im Jahre 1905 sand, wie in der Zeit schrift des Oesterr. Ingenteur⸗ und Architektenpereins“ mitgeteilt wird, W. von Bollon, daß Tantal ein ausgezeichneter Stoff zur Her⸗ stellung von Glühfäden bilde. Tretz der vorzüglichen Eigen— schaften der Tantallampe ist sie jetzt als Lichtspender doch fast voll ständig vom Markte verschwunden, da sie der in den letzten Jahren erheblich verbesserten Wolsramfadenlampe weichen mußte. Insolge der besonderen Eigenschasten des Tanta s haben sich in letzter Zeit neue Verwendungsmöglichkeiten für dieses Metall eröffnet. Vor allem sind es die Beständigkeit und Widerstandsfählgkeit des Tantals gegen ätzende Stoffe, die es für viele Zwecke tauglich erscheinen lassen. So ast. es bei Temperaturen unter 200 d gegen bie Einwirkungen von Luft und Wasser unempfindlich. Auch widersteht es, mit Aus nahme einer Mischung von Flußsßure und Salpetersäure, allen Säuren sehr gut und ist weder in Schwefel ure nech in Salpeter— säure und Königewasser löslich. Es eignet sich daher vorzüglich zur Herstellung von Apparaten für chemlsche Laboratorien und muß hier pielfach das immer teurer werbende Platin ersetzen. Auch ist es setnes bohen Schmelspunktes wegen ein vorzüglicher Stoff zur An⸗ fertigung von Schmel tiegeln, Retorten u. dal. Ferner wird es zur Anfertigung chirurgischer Instrumente aller Ürt benutzt. Auch die eleltrische Industrte hat sich dag Tantal dienflbar gemacht, indem sie es bei der Clektrolyse alz Material für Kathoden Verwendet, da sich die an solchen niederschlagenden Metalle durch Sauren leicht voll⸗ ständig ablösen lassen, ohne daß die Kathoden dabet leiden.

Theater und Musik.

Lessingtheater.

Das Lessingtheater unterjog sich am Sonnabend der schwier gen und im Grunde wenig lobnenden Aufgabe, Arthur Schnttzlers dramatische Historie „»Der junge Meda rdus“ aufzufsihren. Das ungeheuer breit angelegte Werk, das schon scit mebreren Jahren in der Buchausgabe vorliegt, ist im Hofburgtheater in Wien bereits über die Bretter gegangen. Frobern wird eg sich aber die Bühne in der staik gerurzten Form, die das Lessingtheater seiner Aufführung zugrunde legte, sicherlich auch nicht. Gewiß,

innerhalb der vierzehn Bilder, die im Laufe des langen Theaterabend

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