dem König mit Handschreiben das Eiserne Kreuz erster und zweiter Klasse übersandt.
Ü Der heute vormittag über das Befinden Ihrer . Hoheit der Herzogin Adelgunde aus⸗ gegebene Krankheitsbericht lautet dem „W. T. B.“ zufolge:
Ihre Königliche Hobelt lirt Nachts infolge erschwerter Czypekto— ration viel unter Atemnot. Fieber besteht nicht, doch lassen AÄppenst und Kräftezustand nach. Dr. Seitz.
Oesterreich⸗Ungarn.
Wie aus dem Kriegspressequartier amtlich gemeldet wird, verbreiten die Russen unter Aufwand großer Geldmittel Nachrichten über Greueltaten unserer Truppen und Behörden in der von uns zum großen Teil wieder besetzten Bukowina, insbesondere in n Namentlich die Rumänen sollen unter der österreichischen Verwaltung sehr zu leiden haben. Hunderte von Hinrichtungen sollen stattgefunden haben. Obwohl die Absichten dieser plumpen Ausstreuungen nur allzu durchsichtig sind, sei mit aller Bestimmtheit erklärt, daß diese und alle ähnlichen russischen Meldungen auch nicht ein einziges wahres Wort enthalten. Unsere von einmütigem Jubel begrüßten Truppen und Be⸗ hörden befinden sich in bestem Einvernehmen mit der stets loyalen bukowinischen Bevölkerung und genießen deren vollstes Vertrauen. Ganz besonders sei festgestellt, daß die Rumänen in der Buko— wina in keinem einzigen Falle zu einem Einschreiten unserer Truppen oder Behörden einen Anlaß gaben, wohl aber empfindet die gesamte Bevölkerung die Unterschiede zwischen unserer und der russischen Verwaltung in einer Weise, die unseren Gegnern nicht erwünscht zu sein scheint.
Belgien.
Die vorübergehend starke Nachfrage nach belgischen Zahlungsmitteln und die hierdurch bedingte starke Kurs— steigerung der belgischen Frankennoten hat, wie ‚W. T. B.“ meldet, der deutschen Regierung in Brüssel Veraͤnlassung ge⸗ geben, Maßnahmen zu ergreifen, die geeignet sind, ausgleichend auf die Preisbildung zu wirken. Das deutsche General— gouvernement ᷣ. Belgien wird aus seinen Eingängen und Be⸗ ständen bis auf weiteres dem deutschen Markt größere Beträge belgischer Frankennoten zur Verfügung stellen. Den börsen— mäßigen Verkauf der Noten besorgt die Reichsbank in Berlin. Die Noten werden von der Reichsbankstelle in Aachen, wo sie niedergelegt sind, geliefert.
Türkei.
Das Amtsblatt veröffentlicht eine Bekanntmachung, nach welcher der Ministerrat gemäß den Bestimmungen des Ärtikels fünf der türkisch⸗bulgarischen Handelskonvention be— schlossen hat, die Konvention nach Ablauf von sechs Monaten als außer Kraft zu erachten. Die Frist wird vom 13. d. M. ab gerechnet, dem Tage, an dem eine dahingehende Note der bulgarischen Gesandtschaft übermittelt wurde. Hierzu wird be⸗ merkt, daß diese Maßnahme eine Folge des Beschlusses der Pforte ist, vom 14. März 1915 an ein anderes Zollregime für alle Mächte einzuführen.
Griechenland.
Trotz der im epirotischen Feldzuge gebrachten Menschen— und Geldaopfer, heißt es in einer Mitteilung der „Agence d Athénes“, hatte Griechenland entgegen dem Wunsche der Bevölkerung von Nordepirus, um sich den Beschlüssen der Mächte anzupassen, die Räumung desjenigen Teils von Epirus durchgeführt, der von der Botschafterkonferenz dem albanischen Staate zuerkannt worden war. Das in der Folge zwischen epirotischen Abgeordneten und Vertretern der Mächte abgeschlossene Uebereinkommen von Korfu gewährte den Be⸗ wohnern von Nordepirus ethnische und religiöse Bürg— schaften, die ihnen gestattet hätten, unter dem neuen Regime friedlich zu leben. Unglücklicherweise haben die inzwischen eingetretenen Ereignisse die Wiederherstellung der Ordnung und Sicherheit, der unerläßlichen Vorbedingung des Wohlergehens dieser bereits so schwer heimgesuchten Be— völkerung, unmöglich gemacht. In dieser Gegend nahm die Unsicherheit überhand, und es fanden häufige Angriffe albanischer Banden gegen die Truppen des autonomen Epirus statt. Blutige Kämpfe waren die Folge, die die Bevölkerung nicht zu einem friedlichen Leben kommen ließen und sie seit Monaten in einem Zustande ewiger Angst erhielten, während andererseits zahlreiche muselmanische Einwohner dieser Gegenden Haus und Herd im Stiche ließen und nach Valona flüchteten. Zu wieder— holten Malen wandten sich die Mächte an die hellenische Re⸗ gierung mit der Forderung, sie möge ihren Einfluß bei Zographos aufbieten, um die Rückkehr dieser Auswanderer zu sichern. Die geringen Mittel jedoch, über die die vor— läufige Regierung verfügte, gestatteten ihr nicht, die Ver— antwortung dafür zu übernehmen, der Rückkehr der oben genannten Flüchtlinge zuzustimmen und die Ordnung, Sicher— heit und Wohlfahrt der von ihr verwalteten Provinz wirksam zu verbürgen. Unter diesen Umständen und an— gesichts der sich daraus ergebenden fortschreitenden Anarchie entschloß sich die griechische Regierung, geleitet von Gefühlen der Menschlichkeit und auf Bitten der christlichen und musel— manischen Bewohner von Epirus, die wiederholt die griechische Regierung ersucht hatten, die Verantwortung für die Ordnung und die Sicherheit im Lande zu übernehmen, ihre Truppen in die Bezirke von Argyrokastro und Prenetti zu dem Zwecke einrücken zu lassen, hier die Ordnung zu sichern, den herdflüchtigen Bewohnern die Rückkehr zu ermög— lichen, das Leben und das Eigentum aller Epiroten ohne Unter— schied der Religion zu gewährleisten und an den Grenzen des Königreichs die zu seiner Sicherheit unerläßliche Ordnung herbei⸗ zuführen. Die Notwendigkeit dieses Vorgehens stellte sich als um so dringender dar, als die Saatzeit naht und den Familien der Ausgewanderten Gelegenheit gegeben werden mußte, zur rechten Zeit heimzukehren, um die Felder bestellen zu können. Indem Griechenland zu dieser Maßregel ait die einen rein vorläufigen Charakter trägt, nimmt es sich vor, sich stets streng nach den Beschlüssen der Mächte zu richten, denen es durch seine Note vom 8. 21. Februar beigetreten ist, wie es denn auch bereits in diesem Sinne den Mächten eine Erklärung abgegeben hat.
Rumänien.
Die rumänische Regierung hat der „Frankfurter Zeitung“ zufolge eine Kommission nach Illinois zum Ankauf von vor— läufig zwanzig Millionen Patronen für ihre Mannlicher⸗ gewehre entsandt.
— Die Brüder ug sind von den Verletzungen, die sie bei dem am 15. d. M. auf sie verübten Anschlag erlitten hatten, wieder hergestellt. Sie werden sich demnächst nach Rußland begeben.
Afrika.
Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ aus Kapstadt ist der Oberst Mari tz geschlagen und verwundet auf deutsches Gebiet geflüchtet.
Kriegsnachrichten.
Westlicher Kriegsschauplatz.
Großes Hauptquartier, 28. Oktober, Vormittags. W. T. B.) . Mitteilung der obersten Heeresleitung. Die Kämpfe bei Nieuport-Dixmude dauern noch an. Die Belgier erhielten dort erhebliche Verstärkungen, unsere An⸗ griffe wurden fortgesetzt. Sechzehn englische Kriegs⸗ schiffe beteiligten sich am Kampf gegen unseren rechten Flügel; ihr Feuer war erfolglos. Bei Ypres ist die Lage am 27. Oktober unverändert geblieben; westlich Lille wurde unser Angriff. mit, Erfolg fort— gesetzt. Im Argonner Wald sind wieder einige feind liche Schützengräben genommen worden, deren Besatzung zu Gefangenen gemacht wurde. Auf der Westfront hat sich weiter nichts Wesentliches ereignet.
Oestlicher Kriegsschauplatz.
Großes Hauptquartier, 28. Oktober, Vormittags. (W. T. B.) Mitteilung der obersten Heeresleitung. In Polen mußten die deutsch⸗-österreichischen Truppen vor neuen russischen Kräften, die von Iwangorod⸗ Warschau und Nowogeorgiews vorgingen, aus weich en, nach⸗ dem sie bis dahin in mehrtägigen Kämpfen alle russischen Angriffe er⸗ folgreich abgewiesen hatten. Die Russen folgten zunächst nicht. Die Loslösung vom Feinde geschah ohne Schwierigkeit. Unsere Truppen werden sich der Lage entsprechend neu gruppieren. Auf dem nordöstlichen Krieg sschauplatz sind keine wesentlichen Aenderungen.
Wien, 27. Oktober. (W. T. B.) Amtlich wird ver— lautbart: Die Lage in Mittelgalizien ist unverändert. Südwestlich Iwangorod stehen unsere mit unübertrefflicher Tapferkeit fechtenden Korps, von denen eines allein 16 0659 Gefangene gemacht hat, im Kampfe gegen überlegene Kräfte.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Hoefer, Generalmajor.
Südlicher Kriegsschauplatz.
Wien, V. Oktober. (W. T. B.) Amtlich wird ge—⸗ meldet: Die auf der Romanja Planina geschlagenen se rbisch⸗ montenegrinischen Kräfte wurden nach viertägiger unausgesetzter Verfolgung bei Visegrad und Gorazde über die Drina zurückgedrängt. Unsere Truppen erbeuteten hierbei in der Schule bei Hanst Jenica viel Infanterie- und Artisleriemunition und eroberten in den Nachhutkämpfen auf Veliko Brdo⸗Vracevica Maschinengewehre und Gebirgsgeschütze. Ostbosnien ist hiermit bis an die Drina vom Gegner gesäubert. Am selben Tage, an dem die Serben und Montenegriner über die Drina zurückgedrängt wurden, haben auch unsere in Serbien stehenden Truppen einen namhaften Erfolg errungen. Zwei feindliche Stellungen bei Raunja in der Macva wurden im Sturm genommen, hierbei 4 Maschinengewehre, 600 Gewehre und Bomben er— beutet und viele Gefangene gemacht.
Potiore k, Feldzeugmeister.
Purlamentarische Nachrichten.
Bei der gestern vorgenommenen Reichs tagsersatzwahl im 12. badischen Wahlkreis (Heidelberg, Ebersbach⸗Mosbach) fielen, wie „W. T. B.“ meldet, von 4544 abgegebenen gültigen Stimmen auf den Landgerichtsdirektor Dr. Obkircher-Karlsruhe Nationalliberah) 4538. Zersplittert waren 6 Stimmen. Dr. Obkircher ist somit gewählt.
Wohlfahrtspflege.
Der Kriegsausschuß für warme Unterkleidung“ in Berlin (Reichstagsgebäude) hat ein dringendes Bedürfnis festgestellt, durch schnelle Umarbeitung ertiger Kleldungsstücke zu geeigneter Unterkleidung unseren im Felde stehenden Truppen in der rauher werdenden Jahreszeit rasch zu Hilfe zu kommen. Es wird deshalb an die gesamte Bevölkerung die Bitte gerichtet, gebrauchte Westen zur Umarbeitung in Schwißtzerwesten und ähnliches, gebrauchte Ünter— kleider, Woll⸗ oder Flanellhemden, auch wenn sie mangelhaft sind, recht rasch herauszugeben. Der Kriegsausgschuß wird durch Bearbeitung solche Spenden zur alsbaldigen Abliefernng an die Truppen beziehungsweise an die Flotte geeignet machen laffen. Auch alte Strümpfe, selbst wenn sie stark ausbesserungsbedürftig sind, sollten überall, wo sie entbehrlich sind, möglichst schleunig heraus⸗ gegeben werden. Der Kriegsausschuß nimmt käglich in den Stunden von 9 bis s Uhr Spenden solcher Art im Reichstagsgebäude, Portal Ji, zur weiteren Veranlassung an. Uebrigens ist beabsichtigt, nach erfolgter behördlicher Genehmigung, nächstens eine Haussammlung zur Ein⸗ holung solcher Spenden zur Ausführung zu bringen.
Nach einer Meldung von . W. T. B.“ aus Danzig bewilligten dort die Stadtverordneten 10 000 Æ zur Beschaffung wollener Unterkleider für Krieger im Felde, vornehmlich für solche, die aus Danziger Lazaretten gesund zur Front zurückkehren.
Der Gesamtvorstand und der Ausschuß der Landesversiche—⸗ rungsanstalt Pofsen haben am 23. d. M. bedeutsame Beschlüsse gefaßt, die den durch den Krieg geschaffenen Verhältniffen in dankentz⸗ werter Weise Rechnung tragen und den Versicherten in weit⸗ gehendem Maße Fürsorge während des Krieges angedeihen lassen. Von jeher hat die Landesversicherungsanstalt es als shre Aufgabe angeseben, nicht nur Renten zu jahlen, sondern auch Maß— nahmen zu treffen, um den vorzeitigen Eintritt der Invalidität zu bekämpfen. So sind alljährlich große Mittel zur Durchführung non Deilverfahren und zur Bekämpfung von Volkskrankheiten, wie der Tuber⸗
kulose und dergleichen, aufgewendet worden. Die durch den Etat hierfür ausgeworfenen Mitiel reichen aber nichl aus, um den Auf⸗ gaben gerecht ju werden, die die Krlegszeit an die Versicherungs⸗ anstalt stellt. Der Vorsitzende der Landesversicherungsanstalt, Landeg⸗ hauptmann von Heyking, hat deshalb von dem Vorstand und dem Ausschuß weitere Mittel erbeten und bewilligt erhalten. Von dem Gesichtspunkt ausgehend, daß es Aufgabe der Lander bersicherunge; anstalt sei, diejenigen Umstände zu bekämpfen, die gerade in Kriegszeiten ein vorzeitiges Gintreten der Invalidität jur Folge. haben können, will; die Versicherunasanstalt ihre Fürsorge den im Felde stehenden Soldaten angedeihen lassen. Verwundungen und Witterungseinflüsse sind die Gefahren, die vorzeitige Invalidität bei ihnen herbeiführen können, und des halb wlll die Versicherungsanstalt für die Pflege der Verwundeten dem Roten Kreuz die Summe bon 19 000 S6 und für die Beschaff ung warmer Unterkleider für die im Felde stehenden Solkaten und die Land? sturmmänner 30 000 dem Territortal delegierten zur Verfügung stellen. Aber auch für die Zurückgebliebenen und' die Angehörigen der im Felde stehenden Perfonen soll gesorgt werden. Die Ver⸗ sicherungbanstalt will zur Bekämpfung von Arbeitslosigkeit beitragen. Sie will einmal zur Ausgestaltung der Arbeits⸗ nachweise Mittel dem Verband der Arbelignachwesse der Provinz Posen zur Verfügung stellen. Sodann aber sind 3 Milltonen Park bewilligt, um den Kommunalverbänden, die zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit Notstantsarbeiten ausführen wollen, für diesen Zweck Darlehen zu 409 und den Kommunalverbänden, die eine Arbeits losenunterstützung gewähren wollen, hierzu mit weniger als 4 0 , oder bei Leistungsunfähigkelt auch zinsfreie Darlehen zu geben. Eine ganz besondere Fürsorge will die Lander versicherungsanstalt den Ver si erten zuteil werden lassen, die infolge von Krankheit oder dergleichen in ganz besondere Not geraten sind und für die die gesetzliche Fürforge nicht ausreichend ist. Von der Annahme ausgehend, daß in den Städten Posen und Bromberg mannigfache auf freier Liebestätigkeit beruhende Organi⸗ sationen vorhanden sind, die sich mit der Fürsorge für solche Per—⸗ sonen befassen, sind gegen 50 00 S6 zur Verfügung gestellt, aus denen diese Organisationen Beihilfen unter der Bedingung erhalten sollen, daß sie diese Mittel in der Hauptsache für den der Versicherung angehörenden Personenkreis verwenden. Für die übrigen Kreise der Provinz sind bo0 000 S6 bewilligt, aus denen Beihilfen an hilfsbedürftige Versicherte auf Vorschlag der Landräte gewährt werden sollen. Endlich sind zur weiteren Förderung von Maßnahmen zu . Bekämpfung der Tuberkulose 10 000 S zur Verfügung gestellt.
Statiftik und Bolkswirtschaft.
Entwicklung des Beschäftigungsgrades in Groß Berlin in der Zeit vom 10. bis 17. Oktober 1914.
Nach der vergleichenden Darstellung des gewerblichen und in— dustriellen Beschäftigungsgrades in Groß Berlin am 16. und 17. Ok— tober, die das Statistische Amt der Stadt Berlin veröffentlicht, hat in der Zeit zwischen diesen beiden Stichtagen die Gefamtzahl der versicherungspflichtigen Mitglieder von 231 Kranken? kassen Groß Berlins eine Zunahme von ga 19595 auf 960 394, d. . um 14195 oder 1,60 0/0, erfahren. Die Entwicklung war somtt noch etwas günstiger als in der Vorwoche, die eine verhältnismäßige Zunahme von 1,13 M ergeben hatte.
Bei den 28 den gesamten Zweckverbandsbezirk Groß Berlin bis auf zwei nur geringfügige Ausnahmen umfassenden all— gemeinen Ortskrankenkafsen ist allein eine Zunahme um Jö. versicherungspflichtige Mitglieder oder 1,662 o ο festzustellen, darunter bei der Berliner eine solche um 6264 oder 2oo oso. Uebertrifft bei allen 231 Krankenkassen, für welche die Angaben für den 10. und den 17. Oktober vorliegen, die Ent— wicklung beim weiblichen Geschlecht diejenige des männlichen, indem einem Mehr von 7836 weiblichen Versicherungspflichtigen oder 136 0/o das geringere von 6359 männlichen Ver sicherungspflichtigen oder L210 gegenübersteht, so zeigt sich die gleiche Erschelnung auch bei der Ge— samtheit der allgemeinen Ortskrankenkassen überhaupt: 5890 oder 10 C, gegen 3671 oder 1310300 und bet der Berliner Kasse ins— besondere, die beim weiblichen Geschlecht eine Steigerung um 3809 oder 232 0söo gegen 2455 oder 1,66 o,o beim männlichen aufweist.
Besonders beachtenswert ist es, daß diesmal für jede der in der Dar⸗ stellung des Statistischen Amts unterschiedenen 16 Gewerbegruppen fortschreitende Entwicklung festzustellen ist, verhältnismäßig die größte bei der — alle nicht zu den 15 besonders benannten Gewerbegrurpen gebörigen Kassen umfassenden — Sammelgruppe der , sonsti, en Kranken- lassen?, wo sie wesentlich die Folge der Neueinstellungen weiblicher Hilfg= kräfte in der Damenmäntelschneiderei ist; weist doch deren Innungskranken⸗ kasse eine Steigerung um 38 männliche und 334 weibliche versicherunge⸗ pflichtige Personen 3 Ferner sei hervorgehoben das Mehr in der Metall- und Maschinenindustrie von 1870 Versicherungspflichtigen oder 36 0s0 (darunter 1316 oder 1256 0 beim männlichen und 55d oder ,o on beim weiblichen Geschlecht), im Nahrungs- und Genußmittel gewerbe um zusammen 510 oder 2,os oso, bei den Waren. und Kauf— häusern um 419 oder 2,4 oo, im Druckereigewerbe um 210 oder QM oso, in der chemischen Industrie um 209 oder L010, in der Papier ⸗ und Lederindustrie um 206 oder 2,1 O.
Der vorstehend geschilderten zunehmenden Entwicklung des Be— schäftigungsgrades tritt entsprechend eine Abnahme der bei den Fachverbänden der freien Gewerkschaften gezählten Arbeitslofen an die Seite. Deren Zahl sank bei insgesamt 41 Verbänden in der Woche vom 12. bis zum 19. Oktober von 32 646 auf 30 7350, d. i. um 1916 oder 5,8 Co, und zwar um 1584 oder ho oso beim männ⸗ lichen und um 532 oder 7,5, o o beim weiblichen Geschlecht. Hervor— gehoben sei die Abnahme um zusammen 580 Abbeitslose bei den Metallarbeitern, um 412 bei den Holzarbeitern, um 308 bei den Buchbindern.
Ergebnisse der Wertzuwachsbesteue rung in Preußen in den Jahren i911 und 1912.
Das Reich hat auf Grund des Gesetzes über Aenderungen im Finanzwesen vom 3. Juli 1913 seinen 50 oo igen Anteil an der Reichs zuwachssteuer mit dem 30. Juni 1913 fallen lassen. Die übrigen 50 , werden — unter Beobachtung der im 8 60 des Zu— wachtsteuergesetzes gegebenen Sonderbestimmungen — nach wie vor in der Weise zwischen Staat und Gemeinde (Gemeindeverband) verteilt, daß 4009 den Gemeinden und 10 ½ dem Einzelstaate zufließen, sofern nicht die Landesgesetzgebung eine andere Regelung getroffen hat; entsprechende Ausführungsbestimmungen sind in Preußen ergangen. Fernerhin bedarf, es zur Ausgestaltung der Zuwachssteuer nach Äuf— hebung des Reichsantells nicht mehr eines Reichsgesetzes; sie kann vielmehr durch Landesgesetz oder durch Ortsstatut erfolgen. Ehe wir im folgenden das finanzielle Ergebnis der Wertzuwachssteuer in Preußen in den Nechnungsjahren 1911 und 1912, das jetzt vom Königlichen Statistischen Landegamt in der „Stat. Korr. veröffentlicht worden ist, zahlenmäßig mittellen, wird es notwendig sein, sich zu vergegen— wärtigen, welcher Betrag des Zuwachssteueraufkommens in diesen — unten folgenden — Zahlen überhaupt erfaßt wurde.
Bei den berichtigten Wertzuwachssteuersollzahlen, wie sie vom preußischen Statistischen Landesamte für 1911 und 1912 erhoben worden sind, sollte von den Gemeinden nur der Betrag nachgewiesen werden, der ihnen nach dem Zuwachssteuergesetz vom 14. Februar 1911 und dem pieußischen ,, vom 14. Juli 1911 verblieb. Sind in diesen Angaben auch alle Anteile an Zuwachssteuern ent⸗ halten, die für die Gemeinden in Betracht kommen, so ist ez doch notwendig, sich gegenwärtig zu halten, daß die betreffenden Beträge nicht durchweg einheitlich für die Gemeinden festgestellt sind; vielmehr wird man — dem Gesetz entsprechend — verschiedene Gemeindegruppen unterscheiden und weiter sich auch verschiedene Anteile in dem den
Gememden verbleibenden Zuwachtsteueraufkommen enthalten denken
ässen; dies kann jedoch in der nachfolgenden Tabelle im einzelnen ce. näher zum Ausdruck kommen, denn dort ist das Aufkommen dieser
Steuer nicht gemeindeweife, sondern nur für die Regierungs⸗
bezirke zusammengefaßt nachgewiesen. .
Nach der Fassung des Gesetzes, wie es für die Zeit vom Februar 1911 bis Juni h zunächst in Geltung war, kamen folgende Gemeindegruppen in Betracht: als Hauptgruppe die Gemeinden, die im Rahmen des Reichszuwachssteuergesetzes die Steuer erheben und die auf Grund von 5 58 dieses Gesetzes bezw. auf Grund von § 4 des preußischen Ausführungsgesetzes zum Zu wachssteuerge ß hren Wertzuwachssteueranteil erhalten; das sind im allgemeinen 30 0½ bei Gemeinden mit mehr als 15 006 Einwohnern und 265 ola hei Gemeinden mit weniger als 15 000 Einwohnern, zuzüglich je 5 o/o Verwaltungskostenantell. Ferner sind folgende So nd eg grun hen zu unterscheiden: zunächst eine leine Anzahl von Gemeinden, denen auf Grund von § 60 Abs. 2 des Reichs gesetzes eine Entschädigung durch Belassung ihrer bisherigen , ge⸗ währt wurde, mit der Maßgabe, daß der Ertrag .. . den Gemeinden in Höhe des dort bor dem 1. Apri 6 erzielten Durchschnittsertrages zufließt. gien gehören von preußischen Gemeinden: Emden, Essen, Erfurt, Frankfurt a. M. und Gelsen⸗ kirchen (diefes bis 1913). Eine zweite Sondergruppe bildet eine größere Anzahl von Gemeinden, in Preußen über 160. . war auf Grund von § 60 Abs. 1 eine Entschädigung durch Zuwe sung eines jährlichen „Durchschnittgertrages! bis zum 1. April 1915 zugebilligt, den sie auf Grund einer vor dem 1. April 1969 beschlossenen oder seitdem wirksamen Wertzuwachssteuerordnung erzielt hatten; von dem überschießenden Betrage fielen dem Reich 6, dem Cinzelstaate /e zu. Diese entschädigungsberechtigten Gemeinpen' sind nach Aufhebung deg Wertzuwachs steuer⸗ reichganteils welterhin bevorzugt; so wird bei der zuletzt erwähnten Gruppe der früher auf das Reich entfallende Anteil nunmehr zugunsten der Gemeinde (des Gemeindeverbandes) weitererhoben. Bei der erstgenannten Sondergruppe kann die Landeszentralbehörde anordnen, daß die Gemeindesatzungen, die vor dem 1. Januar 1911 bestanden hahen, mit Wirkung von diesem Tage ab, weitere Geltung haben; der über ihren erzielten Durchschnittsertrag hinausgehende Be—⸗ trag verbleibt nunmehr den betreffenden Gemeinden. Als dritte Sondergruppe sind diejenigen Gemeinden zu nennen, die auf Grund von 5 59 des Wertzuwachssteuergesetzeg von der im Reichsgesetz ge⸗ gebenen Möglichkeit Gebrauch gemacht haben, einen Zuschlag zur Reichszuwachssteuer von dem der Gemeinde (dem Gemeindeverbande) zufließenden Betrage einzuführen.
In der folgenden Tabelle findet man für die preußischen Städte und die mehr als 10000 Einwohner zählenden preußischen Landgemeinden das Aufkommen aus der Wertzuwachssteuer im Ver⸗ gleich mit ihren gesamten indirekten Gemeindesteuern reglerungsbezirks. weise für die Rechnungöjahre 1911 und 1912 dargestellt. Für das Rechnungsjahr 1912 hat eine Berechnung auf den Kopf der Be⸗ völkerung stattgefunden, und zwar getrennt für die Stadtk eise, für die Gemeinden mit über und für die mit unter 15 000 Einwohnern. Diese Trennung ist erfolgt, weil den Gemeinden nach dem preußischen Ausführungsgesetze (unter Berücksichtigung der vorher bei den Sonder⸗ gruppen erwähnten Ausnahmen) je nach ihrer Zugehörigkeit oder Nichtzugehörigkeit zu einem Landkreise, im ersteren Falle noch je nach⸗ dem sie mehr oder weniger als 15 000 Einwohner haben, ein ver⸗ schieden großer Wertzuwachssteueranteil (30 0/10 bezw. 263 0; ) verblieb, während der Rest (10 0ᷣ0 bezw. 135 0ĩ½) dem Kreise zufiel.
Es betrug das Aufkommen an Wertjuwachssteuer in den preußischen Städten und den mehr als 10000 Ein— wohner zählenden preußischen Landgemeinden im Ver— gleich mit ihren gesamten indirekten Steuern:
Wertzuwachs steuerauftom⸗ men auf d. Kopf der Bevölke⸗ rung für das Rechnungsjahr
berichtigtes Soll für das Rechnungsjahr
1911 1912 in den —
nach dem Stande vom
Reglerungs⸗
3I. Mar, 1817 31. Mar; I913 Wert indirekte Wert, indirekte zuwachs · Ge⸗ zuwachs · Ge⸗ steuer meinde⸗ steuer meinde⸗ steuern steuern M6 M6 Mb Mt
bezirken
114958 1406315) 279582 1645622 237524 29360 312835 231083 59530 283582 SI2714 80974 946182 462997 36250 500260 734220 6311647
Königsberg .. Gumbinnen. 9798 Allenstein .. 21173
Van t; 60662 Martenwerder 23015
Berlin.... 2149421 8447250
Potsdam (ohne Tel⸗ tow und Nieder⸗ . barnim). . 1536932 7290987 1301901 6730166 Kr. Teltow. 812858 3119781 815896 3069523 Kr. Niederb. 649093 2161315 617072 1968468
Frankfurt. . 137930 952584 141956 984083
Stettin.... J0z20 894533 gioii 10s Vol.... I, so, gigas ng Stralsund .. 5 I6shes ls Ish? öh 7öbgag ges zaz0t 1äbzs 4755s, bär Kei Yreslau... 311016 2410928 28343 242598 Liegnitz... sda, gr, fs wei, Drpeln.... 1666 1316454 1s, 1136s
Magdeburg.. 135338 163691 130895 154586 Hierleburg.. 119913 15195 1405. 1339345 Erfurt... 15667 5374315 1656276 zöligg
Schleswig.. 344999 2628805 607174 2833093
Dannoper... 289339 1647064 291114 1768946 Hildesheim. . g 1563 645774 64437 666663 Lüneburg... 1141415 653915 153036 66386 Stade. 12487 1514593 24377 160106 Donabrück:.. 29928 241405 45851 283149 Aurich 14680 186580 10189 2651304
Münster .. h605 10902573 234915 115036310 Minden... 103118 447935 204544 562834 Arnsberg .. S4 3999 3901505 1304881 4538093
Cassel 4166538 1004564 g99345 1082275 Wiesbaden.. 742415 3805624 1065354 4104000
Koblenz.... 35412 574473 65783 627329 1587430 10437729 1886370 10971098 562973 37798109 915631 405348! 175916 960015 174134 1215036
23182 699664 38183 639661
ö. 173665 1812 20895 zu sam men 11869318 68805861 12631177 69395694
Die beiden Kreise Teltow und Niederbarnim sind besonders aufgeführt. In den Zahlen dieser Kreise sind auch die zu Groß Berlin gehörigen kleineren Landgemeinden mitberücksichtigt.
Besonders auffallend ist bei Berlin im Rechnungejahre 1912 der gegenüber dem Vorsahre lark zurückgegangene Eitrag an Zuwachs. steuern, der sich jedoch daraus erklärk, daß vor, Einführung der Reichszuwachssteuer in Berlin eine bedeutend schärfere gemeindliche Zuwachssteuerordnung bestand, aus der auch wesentlich höhere Einnahmen erzielt wurden, dis mit Restbeträgen noch in den An⸗ gaben für das Rechnunge jahr 1912 enthalten sind. Ferner muß für den Regierungsbezirk Lüneburg das tatsächliche Wertuwachesteuer— auffommen — und zwar im einzelnen bei den Gemeinden mit über 16 0900 Einwohnern — niedriger angenommen werden, da im Etat der Landgemeinde Wilhelmsburg (mlt über 30 000 Einwohnern) ein zu hohes Wertzuwachssteuer⸗Sollaufkommen eingestellt worden ist; es nähert sich sehr dem für diese Gemeinde vom Reichskanzler sest— gesetzten „Durchschnittsertrage“, ohne vom entsprechenden Ist⸗ auftommen auch nur annähernd erreicht worden zu sein, wie aus elner anderen amtlichen Quelle bekannt geworden ist. Im übrigen zeigen sich in den Gemeindea der Kreise Teltow und Niederbarnim begreif⸗ licherweise mit die höchsten Kopfbeträge an Wertzuwachssteuern, die durch die Nähe der Hauptstadt Berlin und ihrer Vorortgemeinden eine Erklärung finden.
(Weitere „Statistische Nachrichten“ s. i. d. Ersten Beilage.)
Kunst und Wissenschaft.
Am kommenden 7. November findet das seltene Schauspiel des Durchganges des Merkur durch die Sonne statt. Eg wird in der westlichen ö. Asieng, in Europa, Afrika, dem Atlantischen Ozean, Südamerika, der östlichen Hälfte Nordamerikas, dem südöst⸗ lichen Teil des Stillen Ozeans und den südlichen Polargegenden sicht⸗ bar sein. Der Elntritt des Planeten erfolgt, dem Berlimer Astronom. Jahrbuch zufolge, 156 0 östlich (links), der Austritt 1050 westlich (rechts vom nördlichsten unkte der Sonnenschethe. Es sei aber, wie dis Astronomische Correspondenz schreibt, bemerkt, daß man den Merkur wegen seiner geringen scheinbaren Giöße mit bloßem Auge selbst vor dem glänzenden Sonnen hintergrunde nicht erkennen kann, sondern daß man nur mit einem nicht allzu schwachen Instrument sein Scheibchen zu sehen vermag. Da der Merkur nahezu mitten über die Sonne zieht, währt der ganze Vorgang fast 4 Stunden 11 Minuten. Der Eintritt findet in Berlin 2 Minuten vor 11 Uhr statt, der Austritt 8 Minuten nach 3 Uhr. Bequem und praktisch für die Verfolgung des Vorganges ist das Auffangen des im Fernrohr entwickelten Sonnenbildes auf einen weißen Schirm, eine Methode, der sich schon Gassendi bei der aller ersten Beobachtung eines ven Kepler vorausgesagten Merkurdurch⸗ ganges am J. November 1631 bediente. Im Hinblick auf die Klein⸗ heit des Merkur kann die Beobach ung auf diese Weise aber leicht mißglücken, sofern man sich eines zu schwachen Instru— mentes bedient. An eine Beobachtung des Verganges mit bloßem Auge durch eine rußgeschwärzte Glasscheibe oder ein farbiges Dämpfglas, mit deren Hilfe man größere Sonnen⸗ flecke sehr leicht erkennen kann, ist nicht zu denken. Ja selbst ein allzu kleines Fernrohr reicht noch kaum dazu aus, dagegen genügt schon ein Instrument von etwa 15 bis 2 Zoll Objettivöffnung. Eine nennen werte Größe erlangt die schwarze Merkurscheibe erst in stärkeren Fern⸗ rohren, ebenso ist nur in einem solchen der eigentümliche Vorgang der sogenannten Tropfbildung“ wahrzunehmen, der leider bei derartigen Ereignissen stets die genaue Ermittlung der inneren Berührung von Planeten. und Sonnenrand erschwert. Wenn, nämlich die schwarze Scheibe des Planeten ganz in die Sonnenscheibe eingetreten ist. und der Augenblick der Trennung von beiden Peripherlen kommt, löst sich der Planet nicht, wie man zu erwarten geneigt ist, plötzlich om Sonnen⸗ rande, sondern bleibt scheinbar mit diesem eine Weile noch durch eine schmale dunkle Brücke, den „Schwarzen Tropfen“ verbunden. Diese auf die Diffusion des Lichtes zurückzuführende Störung bringt natur⸗ gemäß eine Unsicherheit in die Beobachtung.
Der unglückliche Ausgang der ka nadischen Polarexpedi⸗ tion. Die Stefans sonsche kanadische Polarexp dition, die auf dre Fahr⸗ zeugen mit zahlreichen wissenschaftlichen Teilnehmern die Erforschung des amerikanischen Polarmeeres nördlich von Alaska und dem westlichen Kanada aussühr n wollte, hat nun doch mit einer Katastrophe geendet. Die nach der Wrangelinsel geflüchtete Mannschaft des durch Eigz— pressungen gesunkenen Exyedittonsschiffs ‚Karluk“ ist von dem ameri⸗ kanischen Küstenwachtschiff Bear“ nach Alaska geschafft worden mit Unterstühßung deg russischen Eisbrechers ‚Talmyr“, der sich auf einer m durch das sibirische Eismeer unter Kapitän Willkizki befindet. Aber es ist nur die Rettung eines Leiles der Mannschast gelungen; acht Weiße und eine Eskimofamilte sind zur ůckgebracht werden, drei Mitglieder der Expedition waren auf der Wrangelinsel gestorben, während acht dieses schützende Eiland nach dem Schiffbruch überhaupt nicht erreicht haben. Eine sehr schwache Hoffnung darf noch gehegt werden, daß dieser Teil der Mannschaft nur bis zur felsigen Heraldinsel gelangte und wegen offener Kanäle im Eise den Weiter- marsch nach der Wrangelinsel nicht zu unternehmen wagte; aber auch in diesem günstigsten Falle wäre die Lage der Leute sehr verzweifelt, da die Insel gar keine Hilfsmittel bietet. Viel wabischeinlicher ist eg, daß diese Abteilung auf dem Marsch in der Winternacht die Wrangelinsel verfehlt hat und mit dem Polareis ahgetrteben worden ist und dann durch Mangel zugrunde ging. Der völllge Fehlschlag des mit großen Kosten ausgerüsteten Unternehmens ist darauf zurückzuführen, daß Stefans son, wie ‚Petermanns Mitteilungen“ schreiben, wohl ein sehr tüchtiger, ausharrender Einzelforscher ist, der selne Pläne mit Beharr⸗ Uchkeit und unter großen Entbehrungen durchgeführt hat, aber zum Organisator und Fuhrer eines derartigen großen Unternehmens un⸗ geeignet war. Der Polardampfer ‚Karluké' war, wie schon bet der Ausrüstung der Expeditton in amerikantschen Zeitungen warnend be- tont wurde, ein alter Kasten, der wohl noch zu Sommerfahrten auf Robbenfang verwendet werden konnte, aber den Gefahren einer Ueber⸗ winterung im Eise, mit denen ein Führer rechnen mußte, durchaus nicht mehr gewachsen war. Vor allem hat aber Stesansson seine Unfähigkeit als Führer dadurch bewiesen, daß er das Schiff, das sich, eingefroren in jungem Eise, in einer sehr unsicheren Lage befand, ver⸗ ließ, um auf einem Jagdausflug frisches Fleisch für die Besatzung zu erlangen.
Land⸗ und Forstwirtschaft.
Das Internationale Landwirtschaftsinstitut in Rom veröffentlicht folgende Ernteschätzungen in Tonnen: Rußland, 10 asiatische Gouvernements: Weljen 3 300000 ( 1230 weniger als im Vorjahre), Roggen 800 000 (— 3,1 υ mehr), Hafer 1800000 (— 9,4 0½ weniger); Spanien: Mais 700 000 (— 140,0 mehr), Rels 200 099 – 1230½0 weniger); Vereinigte Staaten von Amerika: Mais 68 000 000 (— 9,4 o mehr); Japan: Reis S 1o0 000 (- 13 0ͤ mehr).
Verdingungen.
Der Zuschlag auf die von dem ö der Kaiser⸗ lichen Werft in Wilhelmshaven am 30. September 1914 verdungenen Dachdeckerarbeiten ist der Firma N. Frerichs, Rüstringen, erteilt worden.
Theater und Musik.
Morgen, Donnerstag, wird im Königlichen Opernhause „Fidelio“ in folgender Besetzung aufgeführt: Leonore: Frau Leffler⸗ Burckard; Marzelline; Fräulein Engell; Florestan: Herr Kraus; Pizarro; Herr Bischoff; Fernando: Herr Bachmann; Rocco: Herr Schwegler; Jaequino: Herr Henke; erster Gefangener: Herr Phllipp.
Dirigent ist der Generalmusikdirektor Blech.
Das Königliche Schauspielhaus bleibt morgen aeschlossen. Im n,, Theater sind die Proben zu Wallensteins Tod‘ im Gange. Die Eistaufführung wird Anfang November statt⸗ finden. Ferner wird noch in der ersten Hälfte des November der Shakespeare. Zyklus mit dem Wintermärchen“, dessen Aufführung in der vergangenen Spielzeit nicht ineht stattfinden konnte, abgeschlossen. — In den Kammersptelen wird eine Auffübrung von Hebbels Genobpeva“ vorbereltet. Außer diesen klassischen Werken werden die Bühnen Max Reinhardte demnächst Stucke von Gerhart Hauptmann, Karl Sternheim und Emil Sirguß bringen. Von Gerhart Haupt- mann wird als erstes Werk Schluck und Jau' im Spielplan er⸗ scheinen, Emil Strauß kommt mit einem neuen Drama Don Pedro orte. ö 4 Lustspielhause fällt morgen wegen der Generalprobe des Lussspiels . Wolken reiter von Leo Walther Stein und Ergar Eugen Ritter die Vorstellung aus. Am Freitag beginnt die Erstaufführung
von ‚Wolkenreiter“ Abends 8 Uhr.
rtrag des 1. Deutschen Kunstabends am Mittwoch, den k im Bürgersagle des Berliner Rathaufes ist zur Anschaffung von Wollsachen für unsere Krieger bestimmt. Ihre Mitwirkung haben zugesagt: Augusta Cojstlow, Marie Goetze, das Heß Quartett (Prof. Heß, A. Stoessel. R. Heber, M. Baldner) Jullus Lieban und ö Karten sind bei Bote u. Bock Warenhaus Wertheim zu haben. 1. * ö. Ge em, n ee, in Schöneberg wirken bei Professor Egtidis Orgelkonzert am Freitag, Abends 8669 Uhr, Gustazb Werner (Tenor) vom Deutschen Opernhause und Armin Liebermann (Violoncello mit. Der Erwerb eines Vortragezettels (20 ) berechtigt zum Eintritt. Der Ertrag ist jur Linderung der Kriegsnot bestimmt. n Wien ist, wie W. T. B. meldet, der Komponist Richard 86 Hon r an der Musikakademie und Chormeister des Wiener Männergesangvereins, gestorben.
Mannigfaltiges. Berlin, den 28. Oktober 1914.
Kleider, Stiefel, abgelegte Wäsche, Kinderkleidchen jeder Art werden dringend für die Sammelstelle des Nationalen Frauen- dienstes gebraucht. Täglich mehren sich die Bitten von Hilfsbe— dürftigen, denen es heim Eintreten der kalten Witterung an den not= wen digsten Kleidungsstücken fehlt. Inshesondere ist es weiten Schichten der Bevölkerung nicht möglich, den Kindern, auch den neu einge⸗ schulten, Stiefel zu kaufen. Der Verein bittet alle, die in der Lage sind, die Armen zu unterstützen, entbehrliche Kleidungsstücke an seine Sammelstelle, Zimmerstraße 72774, senden zu wollen. Auf Wunsch
können die Sachen auch abgeholt werden. Dlesbezügliche Mitteilungen erbittet der Nationale Frauendienst. W. 50, Augsburgerstraße 61.
In Anbetracht der großen Anforderungen, die an die Kriegs⸗ wohlfahrtpflege gestellt werden, richtet der Krieggausschuß des Vaterländischen Frauenvereins vom Roten Treuz, Provinzialverein Berlin, an die Mitbürger die herzliche Bitte, ihre Bestrebungen durch opferwillige Hergabe von Geldmitteln zur Beschaffung von Verbandmatertalien und Arjneien, sowie Lager ungsvorrichtungen (Kissen, Betten, Betiwäsche, Decken usw.) zu unterstützen. Bie wöchentlich mehrmals hinaus⸗ gehenden Lazarettzüge werden mit diesen Dankesgaben des deuischen Volkes für seine berwundeten Krieger ständig versehen, um einerselts bei etwa auftretendem Mangel ihren eigenen Bedarf zu decken und andererseits bedürftig gewordene Lazarette zu unterstützen, Man bittet, die Gaben im Stadthaus, Königgrätzer Straße 6 (iwischen Brandenburger Tor und Potsdamer Platz, in der Zeit von 8 —1 und 3 —6 Uhr unter der ausdrücklichen Bemerkung, daß sie für die Berpollständigung von Lazaretteinrichtungen und Lazarettzügen he— stimmt sind, einzuliefern. Wer schnell gibt, gibt doppelt. Der Hilfs⸗ stelle sind bereltß von Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin 5000 M überwiesen.
Für alle erwerhslosen Klassen sind Wohlfahrtseinrichtungen ge⸗ troffen, nur die Maler sind auf Selbstbilfe angewiesen. Die Künstlerschaft der deutschen Kunstvereinigung ladet alle Kunstfreunde zum Besuche ihrer Gemäldegusstellungs räume in Schöneberg, Hähnelstraße 13, hei freiem Eintritt ein. Vie Er⸗ werbslosen erbitten keine Almosen, sondern sie geben für einen Jahres beitrag von 258 M ein Gemälde ab. Die Vereinigung, die im 10. Jahre besteht, hat den Zweck, die Kunst zu verbürgerlichen, sodaß auch weniger Bemittelte ihr Heim mit guten Gemälden schmücken können, andererseits ist den beteiligten Malern Gelegenheit geboten, ihre Kunsterzeugnisse an das große Publikum ohne Zwischenhandel ab⸗ zugeben. Prospekte werden jedem Interessenten auf Wunsch gern franko zugesandt.
Der Ursprung von London. Ueber die erste Ansiedlung in der Gegend des heutigen London sind in der letzten Zeit Studien gemacht worden, deren Ergebnisse die hisherige Annahme über den Ursprung der Stadt zu widerlegen scheinen. Die ältere Forschung behauptete, daß schon vor der Römerzeit eine bedeutsame keltisch Stadt dort bestanden hätte, von der auch der römische Name Lendinium, also auch der jetzige Name, ab— zuleiten wäre. Wenn der römischen Anstedlung überhaupt eine andere vorangegangen wäre, so könnte sie nur von sehr geringer Bedeutung gewesen sein und auf dem südlichen Ufer der Tbemse gelegen haben. London aber entwickelte sich sehr bald nach der römischen Eroberung. Die erste Anlage bestand in einer Stadt obne Befestigung an einer Stelle, die dem östlichen Teile der heutigen City entspricht. Leider ist über den ältesten Stadtplan, den Verlauf der Straßen und die öffentlichen Gebaͤude nur sehr wenig hefannt. Zu Anfang des fünften Jahrhunderts wurde London wahrscheinlich wie die meisten anderen römischen Städte verwüstet und erholte sich erst nach mehr als hundert Jahren von seinem Verfall.
Die Engländer im ägyptischen Sudan. Daz südliche Drittel des Gebiets, das eigentlich zu Aegypten gebört und von den Engländern immer mehr unter enge Botmäßigkeit gebracht worden ist, führt den besonderen Namen des englisch⸗sgyptischen Sudans. Das Beiwort ägyptisch bedeutet hier eigentlich nur noch einen geographischen Zusammenhang, da diesen Bereich die Engländer zu⸗ sammen mit Nubien, also nordwärts bis zum 22. Breitengrad, schon bor dem Ausbruch dieses Krieges fast unumschränkt beherrscht haben, während sie die angestammte Herrschaft im eigentlichen Aegypten erst jetzt auszuschalten sich vermessen haben. Ueber den Sudan in dem bezeichneten Umfang wurde zu Beginn des Jahres 1899 ein Vertrag zwischen der ägpptischen und der englischen. Regierung geschlossen, nachdem der Mahdi und sein Nachfolger, der Khalifa, endgültig niedergeworfen waren. Die ägyptische Regierung erhielt damals das Recht, auch für Nubien und den Sudan einen Generalgouverneur zu ernennen, aber nur mit englischer Genehmigung, was auf eine fast völlige Freiheit des eng- lischen Einflusses herauskam. Die Gouverneure der 13 Provinzen, in die das weite Land eingeteilt wurde, wurden nämlich sämtlich aus den britischen Offizieren der ägyptichen Armee genommen, ebenso die Leiter der Zivilverwaltung aus britischen Inspektoren, sodaß alles Aegyptische, wasg sonst noch an der Regierung beteiligt sein konnte, höchstens einen Schein der Macht zu wahren vermochte. Eine gewisse Seibständigkeit bebielt die Landschaft Darfur in Westen, die zwar zum englisch . gyptlschen Sudan . und ihm abgabeyflichtig gemacht, aber unter einem erblichen Sultan belassen wurde. Auch die kleine
schaftsbereich König Leopolds von Belgien gehörte, fiel nach e
Abkommen von 1906 mit dem Tode des Königs dem englischen Ge⸗
Gnklaze Lado an der Grenze des Kengostaateg, die früher zum Herr .