zu entlafsen, nicht entsprochen batte. Die französische Re—⸗ gierung ist gleichfalls zu einer Erklärung über die Behandlung der wehrsäbigen Deutschen aufgefordert worden; von ihrer Antwort wird die weitere Bähandlung der wehrfähigen Franzosen in Deutsch⸗ land abbängen. Die wehrfähigen Deuischen in Rußland sind zum 6 Teil nach den össlichen Gouverkements verschickt worden, sollen ch aber dort un wesentlichen auf fiesem Fuße befinden; nach dem Ergebnig der hierüber angestellten Ermittlungen werden sich die Ge k richten, die etwa gegenüber den wehrsähigen Russen in Deutschiand zu treffen sind.
3) Nach zuperlässigen Nachrichten werden die Deutschen im feind⸗ lichen Ausland, abgesehen von der Beschränkung ihrer persönlichen Freiheit, jum Teil einwandfrei, zum Teil aber mit unnötiger Härte, ja geradezu unwürdig behandelt. Auf Ansuchen der deutschen deglerung sind die mit dem Schuß der deutschen Interessen in den feindlichen Ländern , ten dipiomatischen und konsularischen Vertreter der Vereinigten Staaten von Amerika mit der Untersuchung dieser Mißstände beiraut worden; gegebenenfalls würden sie mit größtem Nacht ruck sofortige Abhilfe verlangen. Sollte dieser Weg nicht jum Jlele führen, so würden auch die feindlichen Ausländer in Deutschland strenger behandelt werden müssen. Dabei würde allerdings nicht ein Wer frei in der Brutalität gegen feind— liche Staatsangehörige eröffnet werden können; wohl aber würde Deutschland es sich vorbehalten, seinerzeit die feindlichen Megierungen und Organe für das, wag sie gegen unsere Angehörigen gesündigt haben, zur Verantwortung zu ziehen.
Immer noch tun sich anläßlich des Kriegszustandes Aus⸗ kunftsstellen über Verwundete und Vermißte auf. Die Tätigkeit solcher privater Auskunftsstellen widerspricht den militärischen Interessen und ist verboten, sie dient auch nicht dem Interesse des Publikums, da die Arbeiten solcher Institute gar nicht kontrollierbar sind und die gegebenen Auskuͤnfte im besten Falle den Auftraggeber nicht zeitiger erreichen können, als die kostenlos gewährten Auskünfte der amtlichen Stelle des Kriegsministeriums (Dorotheenstraße 59.
Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeiger“ liegen die Ausgaben 185, 186 und 187 der Deutschen Verlust⸗ listen bei. Sie enthalten die 73. Verlustliste der preußi—⸗ schen Armee, die 46. Verlustliste der bayerischen Armee, die 51. Verlustliste der sächsischen Armee und die 54. Verlustliste der württembergischen Armee.
Bremen.
Anläßlich des Sieges des deutschen Geschwaders an der chilenischen Küste hat zwischen dem Senat und Seiner Majestät dem Kaiser und König laut Meldung des „W. T. B.“ folgender Depeschenwechsel stattgefunden:
Seiner Majestät dem Deutschen Kaiser, Großes Hauptquartier.
Den großen Waffentaten des Heeres und der Marine hat letztere in diesen Tagen eine neue von besonderem Glanze hinzu— gefügt, die Vernichtung der englischen Kreuzerdivision an der chilenischen Küste. Eurer KaiserlichEen und Königlichen Majestät als dem weitblickenden Schöpfer der Deutschen Marsne beehrt sich der Senat der Freien Hansestadt Bremen zu deren erstem herrlichen Siege die herzlichsten Glückwünsche zum Ausdruck zu bringen. Möchte der Getst, mit dem Eure Majestät die deutsche Wehrmacht erfüllt haben, sie zu vollem Erfolge für unseres Reiches Macht und Ehre führen. .
In Ghrerbietigster Ergebenheit der Präsident des Senats:
Stadtländer. An den Senat der Freien Hansestadt Bremen.
Meinen wärmsten Dank für die Glückwünsche der Freien Hansestadt Bremen zu dem ersten Seesiege unserer Marine. Ich freue mich mit dem gesamten Deutschen Volke über diese glänzende Probe echten Seemannggetstes und bitte Gott, daß er unseren He zu Lande und zu Wasser auch fernerhin Sieg verleihe und die auf die Vernichtung deutschen Wesens und Einflusses gerichteten Pläne aller unserer Feinde zu Schanden mache.
Wilhelm I. R.
Auch zwischen dem Staatssekretär des Reichsmarineamts, Großadmiral von Tirpitz und dem Präsidenten des Senats hat ein ähnlicher Depeschenwechsel stattgefunden.
Oesterreich⸗Ungarn.
Zwischen dem Kaiser Franz Joseph und dem Sultan Mehmed hat ein Depeschenwechsel stattgefunden. Das Telegramm des Kaisers Franz Joseph hatte laut Meldung des „W. T. B.“ folgenden Wortlaut: —
In diesem feierlichen Augenblick, da das Ottomanische Reich, genötigt für seine Eçre und für die Wahrung seiner obersten Interessen zu kaͤmpfen, sich auf die Seite OesterrelchUngarns und seines Verbündeten Deutichland stellt, liegt es mir seht am Herzen, Gurer Kaiserlichen Majestät die hohe Genugtuung auszudrücken, die ich darüber empfinde, unsere Heere, unsere Flotten in edler und bebrer Begeisterung für die Unversehrtheit und den Ruhm des Vaterlandes kämpfen zu sehen. Es freut mich in diesem glücklichen Beginn der Attion der Flotte Eurer Kaiserlichen Majestät ein Unterpfand und ein gutes Vorzeichen zu erblicken für den Erfolg unsrer Waffen in dem Kampfe, der uns von unseren Feinden auf— fen V ift, und für die dauerhafte und ruhmvolle Zukunft unserer Völker.
. Franz Joseph. Das Antworttelegramm des Sultans lautete;
Ich habe das Telegramm, das Eure Majestät an mich zu richten die Gäte batten, mit dem größten Vergnügen erhalten. Gestützt auf mein Recht und im Vertrauen auf den Allmächtigen habe ich den von unseren gemeinsamen Feinden aufgedrängten Kampf angenommen. Ich kann Eurer Majestät versichern, daß ich meinerseits die lebbafteste Befriedigung darüber empfinde, meine Hrere mit den glorreichen Deeren Oesterreich. Ungarns und Deutsch— lands für die Verteidigung unserer heiliesten Rechte kämpf en zu seben. Ich habe die feste Hoffnung, daß der Allerböchste die heilige Sache der Gerechtigkeit durch den Sieg unserer Heere trlumphieren lassen wird. Ich lege Wert darauf, Eurer Majestät mein e grofle Bewunderung für dse juhmvollen Taten Ihrer Heere ausz ud rücken und hege die aufrichtigsten Wünsche für unsere gemeinsamen Erfolge.
Mehmed V.
— Der Kaiser Franz Joseph hat gestern den Bürger⸗ meister von Wien Dr. Weis kirchner in längerer Audlenz empfangen und ihm die vollste Anerkennung für die außer⸗ ordentlich zielbewußte und erfolgreiche Führung der Gemeinde⸗ geschäfte, ins besondere auch für die Fürsorgeaktionen der Ge— meinde auggesprochen. Der Kaiser bemerkte, daß er die Mit⸗ teilungen, die der Stadtrat über die wirtschaftliche Lage Wiens an alle neutralen Staaten sende, für sehr nützlich halte.
Der Oberkommandierende der österreichisch⸗ungarischen Armee Erzherzog Friedrich hat an den türkischen Kriegs⸗ minister Enver Pascha ein Telegramm gerichtet, in dem er seine
*
große Freude und Befriedigung ausdrückt, daß die Türkei an dem Kriege, den Oesterreich⸗Ungarn für die Gerechtigkeit und die Zivilisation unternommen hat mit solchem Mute teilnimmt, und dem Kriegsminister wie dem Marineminister Dsche mal Pascha, dem es in so kurzer Zeit gelungen sei, eine so tüchtige Flotte zu schaffen, die herzlichsten Glückwünsche ausspricht. Enver Pascha erwiderte mit einem Telegramm, in dem er dem Erzherzog für die Glückwünsche dankt und den Wunsch ausdrückt, daß der Allmächtige den Ottomanen und ihren Waffenbrüdern, die gegen die Feinde des Rechts und der Humanität Krieg führen, den Sieg verleihen möge.
Grosbritannien und Irland.
Gleichzeitig mit der Annexion von Cypern hat England, wie die „Neue Freie Presse“ meldet, auch die Ver⸗ tretung des Scheichs ül Islam sowie des Schiedsgerichts hofes aufgehoben, eine Maßregel, die im ganzen Islam große Er⸗ regung hervorgerufen hat. .
— Das Preßbureau meldet, daß zwischen der öster⸗ reichischunggrischen und der englischen Regierung ein Uebereinkommen zustande gekommen ist bezüglich der Auswechslung von Frauen und Kindern, von jungen Leuten unter 18 und Männern über 50 Jahren sowie von Aerzten, Geistlichen und Invaliden.
Frankreich.
Der Präsident Poincars hat ein Dekret nach dem Vor— trage des Marine⸗, des Kriegs- und des Finanzministers unter⸗ zeichnet, durch das Marineoffiziere zum Dienst im Landheer zugelassen werden.
Schweden.
Die verwitwete Herzogin von Dalekarlien, geborene Prinzessin Therese von Sachsen⸗Altenburg, ist, wie „W. T. B. meldet, gestern im 78. Lebensjahre in Stockholm gestorben.
Serbien.
Die Skupschtina ist der „Südslawischen Korrespondenz“ zufolge zu einer außerordentlichen Session zum Zwecke der Be⸗ schlußfassung über dringende Kreditoorlagen zusammen— getreten. In geheimer Sitzung gab der Ministerpräsident Paschitsch ein Exposé über die Lage Serbiens. Darauf fand unter dem Vorsitz des Kronprinzen ein Kronrat statt, dem der Sond erbevollmächtigte von Montenegro und der russische
Geschäftsträger beiwohnten.
Bulgarien.
Nach einer Meldung des „W. T. B.“ haben die aus dem Bezirke von Ischtip entkommenen mazedonischen Flücht⸗ linge eine dringende Vorstellung an die zuständigen Stellen des Königreichs gerichtet, in der sie das von ihren Frauen und Kindern erduldete Martyrium ausführlich beschreiben, dabei aber erklären, daß sie trotz aller Leiden den Mut nicht verlieren und zuversichtlich auf die baldige Verwirklichung ihrer nationalen Wünsche hoffen; sie bitten inständig um Ergreifung von Maß— regeln, damit die unerträglichen Verfolgungen unter der tyrannischen Herrschaft der Serben 3 die in ihrem blinden Hasse gegen alles, was bulgarisch ist, den ausge— wanderten Mazedoniern nicht einmal erlauben, mit ihren Familien in Verbindung zu treten, und alle Briefe auffangen.
Albanien.
Der Präsident der autonomen Regierung von Epirus, Zographos, hat der „Südslawischen Korrespondenz / zufolge eine Proklamation an das epirotische Volk gerichtet, in der er die Vereinigung von Epirus mit Griechenland be⸗ kannt gibt. Die Grenze gegen Albanien ist mit griechischen Posten besetzt.
Amerika.
Die Vereinigten Staaten von Amerika haben der „Times“ zufolge in freundschaftlicher Weise gegen die britischen Maßregeln, betreffend Konterbgnde, Ein⸗ spruch erhoben. Der Einspruch befaßt sich allein mit der Rechtsfrage, ob die Beschlagnahme von Kupfer⸗ und Oelladungen nach neutralen Ländern zulässig ist, solange nicht der Beweis erbracht ist, daß ihr eigentliches Bestimmungsland Deutschland oder Oesterreich ist.
Afrika.
Nach Meldungen des „Reuterschen Bureaus“ aus Prätoria haben die Regierungstruppen den Waalfluß überschritten, die Aufständischen verfolgt und 350 von ihnen gefangen ge⸗ nommen. Im Freistaat haben die Auf ständischen neuer⸗ dings Harrysmith besetzt und in mehreren anderen Distrikten rege Tätigkeit entfaltet. Der Oberst Mentz meldet, daß er nach dem Gefecht von Bronkhorstspruit die vom General Müller befehligten Aufständischen verfolgt und sie am Sonn⸗ abend überrascht habe.
Kriegsnachrichten.
Westlicher Kriegsschauplatz.
Großes Hauptquartier, 10. November, Vormittags. (W. T. B.) Unsere Angriffe bei Ypern schritten auch gestern langsam vorwärts. Ueber 500 Franzosen, Farbige und Engländer wurden gefangen genommen und mehrere Maschinen⸗ gewehre erbeutet., Auch meiter südlich arbeiteten sichunsere Truppen vor. Heftige Gegenangriffe der . wurden zurückgewiesen. Im Argonner Walde machten wir gute Fortschritte, feindliche Vorstöße wurden leicht ab— gewehrt. Oberste Heeresleitung.
Oestlicher Kriegsschauplatz.
Großes Hauptquartier, 10. November, Vormittags. (W. T. B.) In Russisch⸗Polen bei Konin zersprengte unsere Kavallerie ein russisches Bataillon, nahm 500 Mann gefangen und erbeutete acht Maschinengewehre.
Oberste Heeresleitung.
Wien, 9. November. (W. T. B.) Das Kriegspresse⸗ quartier veröffentlicht eine auf authentischen Daten beruhende Darstellung, durch welche die von amtlicher russischer Seite verbreiteten Nachrichten über den 1 . der russischen Verluste hei Przemysl auf ihre Richtigkeit geprüft werden sollen. Auf Grund dieser Darlegung muß es als sicher gelten, daß die von russischer Seite stammenden und in den unter russischer Zensur stehenden Lemberger Zeitungen veröffentlichten Angaben,
daß die Russen bei Przemysl 70000 Mann verloren hätten, viel zutreffender erscheinen als die anfänglichen österreichischen Schätzungen von 40 000 Mann.
Südlicher Kriegsschauplatz.
Wien, 9. November. (W. T. B.) Amtlich wird ge⸗ meldet: Unsere Operationen auf dem südlichen Kriegsschau⸗ platz nehmen einen durchweg günstigen Verlauf., Während jedoch unser Vorrücken über die Linie SabacLjesnica an den . verschanzten Bergfüßen auf zähesten Widerstand stieß, . die dreitägigen Kämpfe, in der Linie zosnica-⸗Krupan⸗Ljubovija bereits mit einem durchgreifenden Erfolge geendet. Der hier befind⸗ liche Gegner bestand aus der serbischen 3. Armee (General Paul Sturm) und der 1. Armee (General . ö mit . 6 Dipisionen, 129 000 Mann.
iese beiden Armeen befinden sich nach dem Verlust ihrer tapfer verteidigten Stellungen seit gestern im Rückzuge gegen Valjevo. Unsere siegreichen Korps erreichten gestern abend die Losnica östlich beherrschenden Höhen und den Hauptrücken der Sokolska Planina, südöstlich Krupanj. Zahlreiche Gefangene und er— beutetes Kriegsmaterial. Einzelheiten fehlen.
Der Krieg zur See.
Washington, 9. November. (Meldung des „Reuterschen Bureaus“) Da das in Honolulu eingelaufene deutsche Kanonenboot „Geier“ den fn nach der von der ameri⸗ kanischen Behörde . Zeit nicht verließ, wurde es interniert, ebenso der Dampfer „Lochsun?“ vom Nord— deutschen Lloyd, der für ein Transportschiff gehalten wurde.
(Es handelt sich um den 16600 Tonnen großen, alten, zu den Kanonenbooten übergeführten Auslandttreuzer Geier“, der im Jahre 1894 vom Stapel gelaufen ist und zuletzt in der Südsee Verwendung fand.)
London, 9. November. (W. T. B.) Am 3. November ist in Plymouth ein Dampfer mit 17 Mann Besatzung des holländischen Dampfers „Maris“ ,, der von dem deutschen Kreuzer „Karlsruhe“ versenkt wurde, da er 23 000 Quarter Weizen von Portland in Oregon für Belfast an Bord hatte.
——————————
Kolonialer Kriegsschauplatz. St. Peters burg, 9. November. (W. T. B.) Die englischen und sapanischen Truppen sind in Tsingtau ein⸗ gezogen.
Der Krieg der Türkei gegen den Dreiverband.
St. Peters burg, 9. November. (W. T. B.) Der Generalstab der fau ra stst * Armee meldet! Am J. d. M., Morgens, kam ein feindlicher Kreuzer vom Typ der „Midilli“ in Poti an und eröffnete das Feuer gegen die Stadt, Hafen, Leuchtturm, Bahnhof und Eisenbahn. Er löste 120 bis 150 Schuß. Als der Kreuzer sich dann der Mole näherte und gegen russische Truppen Maschinengewehrfeuer zu geben . te, erwiderten diese mit Artillerie und Gewehr⸗ feuer. Nach den ersten Kanonenschüssen entfernte sich der Kreuzer in Richtung Suthum. Sechs russische Soldaten wurden verletzt; die Beschädigung von Stadt und Hafen ist unbedeutend.
Athen, 9. November. (Meldung der „Agence d' Athenes“ ) Zwei englische Torpedobootszerstörer haben die Tele⸗ graphenstationen Sarmussakll und Ajasmand be⸗ schossen. Die Türken räumten ,, Ein kleiner griechischer Dampfer unter englischer Flagge wurde von den Türken bei Aivali in Grund gebohrt. Die Griechen in Smyrna flohen, nachdem dort eine Panik ausgebrochen war, nach Vurla. Ein englischer Torpedobootszerstörer begab sich nach Aivali, um den englischen Konsul an Bord zu nehmen. Die türkischen Behörden lehnten es ab, ihn freizugeben.
Statistik und Volkswirtschaft.
Entwicklung des Beschäftigungsgrades in Groß Berlin in der Zeit vom 24. bis 31. Oktober 1914.
Nach der vergleichenden Darstellung des gewerblichen und industriellen Bel gr , enadet in Gioß Berlin am 24. und 31. Oktober, die das Statistische Amt der. Sladt Berlin ver—⸗ öffentlicht, ist in der Zeit zwischen diesen beiden Stichtagen die Gesamtzabl der versicherunggpflichtigen Mitglieder, von 237 Krankenkassen Groß Berlins von 10909716 auf. 1 0089659, d. i. um 8244 oder On oo, gestie gen. Auch diesmal war die Steigerung absolut wie verhältnismäßig beim weiblichen Geschlecht die größere: 4 4897 oder 1,1 0 gegen 3347 oder Oo b bei den Männern. ; 263
Die stärkere Entwicklung des Beschäftigungsgrades für weibliche Personen tritt besonders bei den 28 allgemeinen Orts kranken⸗ kassen hervor, wo die Stelgerung der Zahl der versicherungs⸗ pflichtigen weiblichen Mitglieder 3696 oder 1160/0 beträgt gegen 1072 oder O,, 0o beim männlichen Geschlecht. Im ganzen beläuft sich hier die Zunahme der Versicherungapflichtigen auf 4768 oder Os 0so.
Bei der Gesamtheit von 206 gewerblich gegliederten Krankenkassen Groß Berlins erqibt sich ein Mehr von 3392 Ver⸗ sicherungspflichtigen oder oro / g. Verhaltnizmäßig war die Entwick⸗ lung auch hier beim weiblichen Geschlecht mit einer Steigerung von Lor oo die lebhaftere, da dag Zunahmeverhältnig der männlichen Ver⸗ siche rungapflichtigen ii nur auf Os oC o stellte. Absolut aber weist die Steigerung beim männlichen Geschlecht noch etwas mehr als den doppelten Betrag auf: 4 2277 männliche gegen 4 1115 weibliche. Im einjelnen ist zundchst die Metall- und H men deff. heworzuheben, bei der die Zunahme 1665 oder 1,0 0/ beträgt, ferner der Verkehr, wo — wiederum durch Neueinstellungen bei der Poft — fich diesmal ein Mehr von 505 eder 1 Y½ ergibt. Bei der Papier. und Leder industrte stellt fich die Steigerung an Verficherungepflichtigen auf 366 oder Z3,os oso, jum größeren Teile unter dem Einflusse des weiblichen Geschlechts, das hier 230 oder H, er 0sJ gewonnen hat. In der Holz⸗ industrle beläuft sich die Zunahme auf 329 Versicherungspflichtige oder 21 o!ο, im Druckereigewerbe auf 242 oder O, ss oño1, bet den Ge⸗ meindebetrieben auf 145 oder O ss 0so« ü
Bei 41 Fachverbänden der freien Gewerkschasten kam es in der Woche vom 26. Oktober bis zum 2. November zu einer Ab- nahme der Zabl der Arbeit slosen von 28 894 auf 26 586, d. i. um 2268 oder 78s 0 /o. Sie betrug ingbesondere bei den Metallarbeitern 1050, bei den Holzarbeltern 499, bei den Buchdruckern 290, bei den Buch- und Steindruckhilfgarbeitern 156, bel den Lithogrgphen z0 68, hei den Textilarbeitern 100, bei den Trangportarbeitern 76, während sich bei einigen Fachverbaͤnden des Baugewerbes die entgegengesetzte
Entwicklung zeigte.
Das Volksschulwesen in Elsaß ⸗ Lothringen am 1. April 1914.
burger Korrespondenz gegebenen Ueber⸗ aß Lothringen 2848 5ffent« Schulklassen und 259 445 ren 2343 mit 4570 Schul 407 mit 932 Schulklassen 42 mit 45 Schulklassen und 1164 nit 398 Schulklassen und 13371 Die Knabenschulen hatten 1724 tädchenschulen 1616 Schul. gemischten (von Knaben und 2605 Schulklassen öffentlichen Elementarschulen eltliche Lehrerinnen sowie 17 geist⸗ hrerinnen, im ganzen 9h s Lehrende. Formation zerfallen die öffentlichen Elementar⸗ ssige, 254 dreiklassige, 20 vier= und mehrklassige gemischte Schulen, H ein- drei⸗ und mehrklassige Knabenschulen, ssige und 179 drei—⸗
schulen waren am 1. April 1914 68 3641 Schülern vorhanden, darunter chulklassen und 3149 Schulkindern, und 209 Schulkindern und 5 kon len mit 11 Schulklassen und 233 Schulkindern. sen mit 1330 Schülern, die 3 Schülerinnen und die ge— 38 Schülern. An den privaten Lehrkrärte, und zwar 26 weltl geistliche Lehrer und 69 geistliche
schu Len bestanden am 1. April 1914 511 mit 32 katholisch, 43 evangelisch, Kleinkinder⸗ cher und 1 geistlicher Lehrer sowie 250 welt-
S438 Schülern Mädchenmittelschulen An ihnen wiökten 173 weltliche und und 30 geistliche Lehrerinnen. waren 13 katholisch und 39 konfessionell
Forthildungsschulen bestanden am 1. 16 153 Schülern, darunter 404 Knabenschulen, und 1 gemischte Schule.
Nach einer in der Stra bestanden am 1. A
Elementarschulen mit 594 diesen Schulen wa chülern katholisch,
pril 1914 in
Schulkindern. klassen und 201 671 und 42799 Schülern e israelitisch und 56 mn ssionell gemischt.
t 80 069 Schülern, . 1. 3 . die esuchten) Schulen Schulkinder 3 ö 3211 weltliche Lebrer und 13 liche Lehrer und 1366 geistliche Le
Schülern konfe Schulklassen mi klassen mit 69
schulen in ga0 einkl klassige und 76 fünf— klassige, 97 zweiklassige 415 einklassige, 98 zweikla Mädchenschulen.
Private Elementar mit 110 Schulklassen und 57 katholische Sch 6 evangelische mit 7 fessionell gemischte Schu Die Knabens
assige, 161 zweikla
mehrklassige
ulen mit 92 S Schulklassen
e chulen hatten 32 Schulkla Mãädchenschulen 50 Schulklaffen mit 13 mischten Schulen 28 Schulklassen mit 9 Elementarschulen wirkten 114 und 13 weltliche Lehrerinnen sowie 6 Lehrerinnen. Kleinkinder 37 990 Schultinde Lisraelitijch und 135 konsessionell gem schulen wirkten 1 weltli liche und 332
Davon waren 3
geistliche Lehrerinnen.
Mittelschulen waren am 1. April 1914 52 mit vorhanden, darunter 31 Knabenmitteischulen, 1? und 4 gemischte Mittelschulen. 15 geistliche L Von den Mittelschulen
ehrer sowie 60 weltliche
Avril 1914 492 mit
87 Mädchenschulen Von diesen Schulen waren 157 katholisch, ch und 331 konfessionell gemischt. An ihnen wirkten 625 ehrer sowie 111 weltliche und 56 geistliche
4 evangelis weltliche und 6 geistliche Lehrerinnen.
Wohlfahrtspflege. Weihnachtssendung der Soldatenfrauen an ihre Männer.
Der Nationale Frauendienst, folgenden Aufruf: Tausende von deutf heute daran, ihren Männern drauß freude zu bereiten. opfervolle Soldatenleben
Abteilung Berlin, erläßt chen Frauen denken schon Weihnachts⸗ ganz dem Vaterlande ge⸗ der Heimat,
en im Felde eine In daz aufreibende,
Feinden umringt, sollen sehnsuchts vollem steht auch der Ernährer Herd warm gehalten, seine Kinder das Notwendigste hinaus. nicht spärlich. Zu Weihnachten Schützengräben, vor den Festungen, allen — eine Gabe ge⸗ . wird, sie kommt von sie slillt nicht die Sehnsucht, die t 8 dem Heim verlangt. die ihn senden können,
dem Mann und die Mittel, mit denen sein versorgt werden müssen
reichen nicht über das Gewiß die ch
Liebesgaben“ wird sicherlich da draußen in den auf dem weiten Felde vielen — boten werden. unbelannter Hand.
zu dieser Zeit nach e ende von Frauen,
vir hoffen: er so willkommen sie sein Sie weckt und inem Gruß au denen es leicht
die Schwestern, die ihre Brüder helfen wollen, die mit hats gedenken und ihm Sollten sich nicht in unserem finden, die sich öffnen wollten, ⸗ 3. und Weihnachtsgefühl in ündlich für uns alle aufs Spiel setzt? dienst“ wendet sich mit dieser Bltte ge, die bedürftigen Wehrmanngfrauen von Wir wollen den Tausenden von tätigkeit kennen, helfen, ihren eihnachtepaket ins Feld zu schicken. en Dinge, die der Soldat braucht, vor eidung, beschaffen, ihnen beim Herstellen ihnen ermöglichen, ihrerseits kleine . Wir wollen dadurch den Berliner wie ihre Kameraden, von ihren ei ch bedacht werden können, eine Lte sten Sinne des Wortes ver Berliner Liebesgaben auch w Ueher die Beförderung aller die in die Front haben wir die notwe Milttärbehörden brauchen wir sehr viel sachen, und Teibbinden 2 solchen Sa
sollten die Männer, die ihre Söhne, bedenken können, nicht den Frauen Herzen des fernen Mannes oder So keine Weihnachtgfreude bereiten können? großen und reichen Berli um jedem Berliner da d eben hineinzutragen, das er st Der Nationale Frauendie für seine Schützlin an die ganze Berli
n Hände genug en ein Heimats⸗
ner Bevölkerung.
die wir durch unsere Hilfe r oder Söhnen ein W Wir wellen ihnen die nützlich allem Wollsachen und Unterkl der Pakete behilflich sein Gaben und Briefe hinzuzufügen. Soldaten, die nicht hörigen überreichli wahrsten und voll sorgen, daß die ute kommen. Pakete in d
Schlller emporsteigt und im umfas
enen Ange⸗ esgaben im derschaffen und zugleich dafür irklich Berliner Soldaten zu⸗ önlich adressierten ndigen Verabredungen mit Zur Ausführung dieser
h 1) Geldspenden, 2) Liebeggaben, zwar Strümpfe, Kopfschützer, Bräst und R
ũckenwärmer c., Hemden, ĩ
Frauen arbelten jetzt an Angehörige im Felde r unsere Versendung en Frauendlenst, raße 61, mit der
. en, ohne daß sie
Wir bitten Sie, uns . Gaben sind zu ri erlin, Hauptbureau W. 50, g Weihnachtss
diese Vorräte fü chten an den Nat Yugsburger St pende der Wehrmannsf
Abteilung B Bestimmun Kunst und Wissenschaft.
bedeutenden Au tendsten Grabunge
Die letz ten lan d. Die bedeu in Griechenland gemacht und au Kriege während der Kämpfe führt wurden, veranstaltete
rchaisch⸗jonische Kunst
6grabungen in Griechen n, die wäbrend de mitten im griechi um das nahe Kav die französische sind zwei ihrer wie das Jahrbuch des d das Stadttor mit einem
letzten Jahre sch⸗bulgarischen alla erfolgreich fort- Schule auf Thasos. Funde von Bedeutung. eutschen archäologischen im großen Silenrelief. Als zurück, schreitet der prächtige einer ganz vereinjelt Über— ; Topfes tritt dieses Relief Reihe archaischer Silens— cken erbauten Mauer, r kann sich keine andere Die Quadern zeigen außen eine ste Beispiel dieser Zurichtung. zur Entdeckung eines weiteren, Mauer gelegten em wie bei den Toren des Zeus ferner wurden mehrere neue Tore angshof mit halbrunder B und Skulpturen jener phenrellef im Dann fand
st zunächst, Instituts berichtet, läme er von der Relse in die Stadt Riesensilen einher, lieferten Fußbekleidu t nur durch seine Grö ern ng, . mit der ren reliefgeschmückte griechische S s ö grobe Rustika Die letzte Au wie das Sile sich bei dies mortreppen; ein merkwürdiger Eing einige neue Inschriften der das berühmte Nym tytaneion herauszstellte esten der Wethinschrift, Ruinen des gro
in hohen Stiefeln, ng. Trotz deg zerstörten f ße in die erste ganz aus Marmorblö Marmortgren, tadtmauer messen. bossierung, woh oSgrabungtarbeit hat auch ustor schräg durch die Tores geführt. und Herakles und Türme, astion und auch Ruine gefunden, aus oupre stammt, das sich als man einen Marmorbau mit vor dem Versammlungsraum, hbogens des Caracalla und mehre
ein großes Weihrelief einer Kybeleprlester
große Mar
en Triump
oben ein kleiner Fries der Zwölfgötter, darunter als Hauptdarstellung zwei Greifen, die einen Damhirsch zerfleischen.
In Florenz ist W. T. B.“ zufolge der Senator Alesandro 1 ein bedeutender Philologe und Geschichteschreiber, ge⸗ orben.
Literatur. — In der Sammlung volketümlich-wissenschaftlicher Einzel⸗
darstellungen, die der Verlag von Quelle und Meyer in Leipzig unter
dem Gesamttitel „Wissenschaft und Bildung“ erscheinen läßt, liegen fine Reihe neuer Bändchen vor (geß. je 125 „S), auf einige von ihnen sei hier kurz hingewiesen. Der rofessor Dr. Lic. Wilhelm Ca spari hehandelt (im 122. Bändchen) Die is raelitischen Pro⸗ pheten. Nachdem er einseitend das Wefen deg volkstümlichen Pro⸗ phetismus geschildert und in einem jweiten Kapitel die Formen des prophetischen Vortrags gekennzeichnet hat, beschäftigt er sich in dem dritten, dem Hauptkapitel, mit den Perfönlichkelten der Propheten des Volkes Israel, jenen Volkserziehein großen Stils, die auf die volitische Entwicklung ihres Volkes beinahe einen gleich starken Einfluß aus⸗ geübt haben, wie auf sein religiöses Leben und seine Kulturentwicklung. Der Verfasser führt dabei dem Leser die einzelnen markanten Pro⸗ phetengestalten, ihr äußere Schicksal und die Eigenart ihres Gn. vor und führt in das Verständnis ihrer Schriften ein; darüber hinaus aber sucht er durch psychologische Analyse in die geistigen Voraus . des Prophetismus überhaupt einzudringen und seine welt- geschichtliche Bedeutung darzulegen. Ueberall weist er auch auf die Verbindun goͤlinien hin, die noch heute von den Propheten zu unserer Glaubenslehre fübren.
In knapper Form, aber in anschaulscher und anregender Wei hietet der Professor an der Münchener Universität Fr. 5 b. . (im 121. Bändchen) einen Einblick in die Kultur des alten Aegyptens— Der Aufbau des Staates und der Gesellschaft im Pharaonenreiche wird skijziert und die altägyptische Literatur, Wissen⸗ schaft, Kunst und Religion werden in ihren bestimmenden Erscheinungen hervorgehoben und an der Hand charakteristischer Beispiele gekenn- zeichnet. Der beschränkte Raum, den ein Händchen der Sammlung dem Verfasser bot und der ihn nötigte, nur die wichtigsten Elemente der verschiedenen Kultur formen darzustellen, hat es ihm dennoch ermöglicht, ein abgeschlosseneg Kulturbild zu liefern, aus dem sich alle jene Punkte hervorheben, die für die kujturelle Gesamtentwicklung Aegyptenz ent⸗ scheldend gewesen sind. Die Darstellung, die eine fast diertausend⸗ jährige Entwicklung an dem Leser vorbeizsehen läßt, wird durch 66 Ab⸗ bildungen ägyptischer Altertümer wesentlich unterstützt, bei deren Aug⸗ wahl der Grundsatz beobachtet wurde, nach Möglichkeit Neues zu bringen. Eine Anjahl der beigefügten Bilder dürfte überhaupt an dieser Stelle zum erstenmal wiedergegeben sein.
Vornehmlich auf dem in ihm gesammelten Bildermaterial fußt die Wirkung des 82. Bändchens, in dem Dr. Hans Lamer dle gröiechische Kultur in der kretisch⸗mykenischen, der klassischen und hellenistischen Zeit vorführt. Der den Bildern vorausgeschickte Text ist dazu bestimmt, ihr Verständnis zu erleichtern, und enthält nur knappe Angaben über griechische Kunst und Kultur und über griechi⸗ sches Leben im Altertum, und zwar unter Hinweis und Erklärung der dann folgenden 145 gutgewählten und trefflich wiedergegebenen Ab— bildungen. Der Umstand, daß dies Bändchen in kurzer Zeit in 10 090 Exemplaren verbreitet werden konnte und jetzt in 2. Auflage vorliegt, beweist seine Brauchbarkeit. Der Verfasser hat sich an dem bisherigen Erfolg nicht genügen lassen, vielmehr an baz Bächlein nochmals eine nachfeilende Handgelegt und auch sein Bildermaterial vervollständigt. — Mehrere weitere Bändchen behandeln Gebiete der deutschen Literatur. Die Darstellung des Sagenkretfes der Nibelungen, die der Professor an der Leipziger Universität Georg Holz (in Band 6) bietet, konnte gleichfalls bereits in 2. Auflage erscheinen. Das Werkchen ist aus einer Reihe volkstümlicher Vorträge entstanden und trefflich dazu geeignet, den alten Stoff der Nibelungensage und die Fragen, die sich an ihren Ursprung, ihre Entwicklung und spätere lleberlieferung knüpfen, einer breiteren Oeffentlichkeit zugänglich und verständlich ju machen. Dem Zweck des Büchleins entfprechend ist auf rein wissenschaftliches Beiwerk möglschst verzichtet. — Ebenfalls
aus Vorlesungen für weitere Latenkreise ist das 35., gleichfalls in 2. Auflage vorliegende Büchlein entstanden, in dem der Professor
Friedrich Lienhard das kiaffifche Weimar schildert. Die Darstellung betrifft stofflich den gleichen Gedankten⸗ und Erscheinungskreis, den der Verfasser in seinem sechsbändigen Werke Wege nach Weimar“ behandelt und geschildert hat. Manches aber hat er neu gefaßt und das Ganze übersichtlich zu— sammengezogen, sodaß die vorliegende Schrift nicht ohne selbständigen Wert ist. Lienhards Darstellung schildert die Weimarer Bluͤte⸗ zeit als die Hochschule höherer deutscher Bildung; als ein Zeitalter, das von Klopstock und Lessing über Herder und Kant zu ͤ J ssenden Goethe seinen Gipfespunkt findet. — Zu einem Gang durch die deutsch⸗schweizerische Literatur,
bei dem nur vor dem Bedeutenden, vor den Erzeugnissen
wirklicher Kunst oder doch ungewöhnlicher Begabung“ haltgemacht
wird, fordert der Züricher Uniyersitätgprofessor Adolf Frev in dem Bändchen (126) Schweizer Dichter auf. Nach einer Würdigung der alten schweizerischen Sichtungen und des historischen Volkslledes
seiner Heimat würdigt er u. a. Albrecht v. Haller, die literarischen
Größen Zürichs im 18. Jahrhundert (Bodmer, Breitinger, Geßner, Lavater, Pestalozzt), v. Sal ig⸗Scew g, Ulrich Hegner und David Heß, Jeremias Gotthelf, Gottfried Keller, Conrab Ferdinand Meyer, Jakob Frey, Johann Spyri, F. Dranmor und H. Leuthold, J. V. Wid⸗ mann und Arnold Ott. Der Verfasser beweist in feiner Darstellung
eine eingehende Literaturkenntnis; in der Bewertung der einzelnen
Dichter und in derjenigen ihrer Einzelwerke wird der Leser seibft. berstäsndlich hier und da anderer Meinung sein und fein dürfen. Endlich sei noch das 24. Bändchen genannt, in dem der Professor Dr. EC. Meumann ein Sy stem der Aesthetik entwirft und damit eine Ergänzung ju seiner in derselben Sammlung erschienenen Einführung in die Aesthetik“ bietet. Zu⸗ nächst untersucht der Verfasser die Aufgaben der Aesthetik und ihr Ver- hältnis zur Kunst überhaupt, um an' diesen Abschnitt eine Analyse des künstlerischen Schaffens sowie des ästhetischen Gefalleng und Urteilens zu knüpfen. In jwel Schlußkapiteln, die über die normativen und objektiven Verhältnisse des ästhetijchen Urteils, über die Ein— teilung der Künste und die ästhetischen Kategorien handeln, wird das Ergebnis aus den vorausgegangenen Betrachtungen gezogen.
Technik. Eine wirtschaftlich und technisch wichtige Aufgabe, besonderg für
Kriegszeiten, ist es, daß wir uns durch Grzeugung eigener Rohstoffe pon der Zufuhr auß anderen Ländern unabhängig machen. Zu den Stoffen, bei denen wir zu einem guten Teil auf dag Äugland ange⸗ wiesen sind, gehören die Fette. Nach Schwarze hat die Gewinnung von Delrobstoffen in Deutschland sehr abgenommen, die Einfuhr dagegen, der Pflanzensamenölrohstoffe, ist im Jahre 1912 auf eiwa 429 Mil lionen Mark, der fertigen Oele auf rund 48 Millionen Mark gestiegen. Hierju kommen eingeführte, melstens wohl Sveisezwecken dienende Fette im Werte von 316 Mihkionen Mark. Professor Dr. Holde weist nun in der Umschaur (Wochenschrift über die Fort— schritte in Wissenschaft und Technik. Frankfurt a. M.) auf ein neueg Verfahren hin, dag uns für die technischen Fette vom Ausland unab— hängig machen könnte und damit ermöglichen würde, die Speisesette für ihren eigentlichen Zweck zu sparen. Nach Holde ist es den Verren Professor Dr. Bechhold, Geheimer Oberbaurat Schmick und Dr. Voß gelungen, aus dem Klärschlamm städtischer Abwässer, der etwa 20 0½ Fett enthält, dieses abzusondern und , f. zu gewinnen, die sich für die Kerzenfabrlkatton,
als Spinn-⸗ und Schmieröl, eignen. Als Nebenprodukt wird noch ein Pech gewonnen, bag. zur Abschlichün *r,
eifen,
Kaheln, für Dachpappe usw. dient. Dieses Verfahren ist in großem Maßstabe in einer Versuchsan lage in Elberfeld Barmen auß⸗ probiert und soll noch den ungeheuren Vorteil bieten, daß der Klär= schlamm, der eing große Last für städtische Betriebe ist, beseitigt wird. Während diese Beseitigung hyaienisch einwandfrei bisher überhaupt noch nicht gelang und große Koften verursachte, foll bei dem neuen Verfahren der Schlamm vollkommen verbrannt werden, sodaß nur Schlacken übrig bleiben und die Fettgewinnung sogar einen Gewinn ermöglicht. Sollte dieses Verfahren sich in der Praxis bewähren und allgemein eingeführt werden, so könnte sich Deutschland von der Ein= fuhr technischer Fette und Oele vollkommen unabhängig machen und 55 — 60 Millionen Mark, die blsher an das Ausland gingen, sparen.
Verkehrswesen.
Bei den Militär- und Postbehörden sind vom Publikum vielfach Anträge auf Zurückziehung der in der Jeit vom 19. bis 26. Oktober eingelieferten, von den Paketdepots der stellvertretenden Generalkommandos aus weiterbe förderten Pakete an das Feldheer oder Wünsche auf Aenderung oder Berichtigung der Adressen dieser Pakete gestellt worden. Solche Wünsche lassen sich, wie uns von zuständiger Seite mitgeteilt wird, nach Absendung der Pakete nicht erfüllen.
In der Presse und in Zuschrlften ist im Tone des Vorwurf gegen die Postverwaltung darauf hingewiesen worden, daß bis vor kurzem auf Bahnhöfen große Mengen von Postpake ten aufgestapelt waren, die offenbar wegen Mangels an Personal nicht sortiert und befördert würden. Wenn hieraus gefolgert werden sollte, daß die Postverwaltung den Paketverkehr vernachlässigt und ihm nicht wie sonst die möglichste Sorgfalt gewidmet habe, so wäre das falsch. Die Pakete, die die Einsender der Zuschriften usw. gesehen haben, waren nicht Pakete des allgemeinen Verkehrs, sondern solche, die nach der Bekanntmachung des Kriegsmlnisteriums vom 1. Ok⸗ tober in der Zeit vom 19. bis 26. Oktober zur Beförderung in das Feldheer aufgeliefert worden sind. Nach dieser Bekanntmachung hatte die Postverwaltung die Pakete anzunehmen und bis zu den Militär⸗ paketdevots ju beißrdern. Dag ist seinerzest geschehen. Die Welter⸗ beförderung der Pakete von den Pakeidepots aus lag in den Pänden der Militärverwaltung und ist von ihr mit allen Mitteln be—⸗ trieben worden. Wenn trotzdem der Abfluß der Pakete von jenen Stellen nicht mit einer solchen Beschleunigung vor sich geben konnte, daß eine Ansammlung vermieden wurde, so lag dies an der Menge der zuströmenden Pakete und an der notwendigen Rücksichtnahme auf die Möglichkeit ihrer Welterbeförderung auf den Etappenstraßen.
Theater und Musik.
Morgen, Mittwoch, wird im Königlichen Opernhause der „Barbier von Sevilla in nachstehender Besetzung gegeben: Rosine: Fräulein Engell, Marzelline: Frau von Scheele Müller,
igars: Herr Hoffmann, Graf Almaviva: Herr Jadlowfer, Bartolo err Erwin Herm a. G., Basilio: Herr Schwegler. Dirigent ist der apellmeister von Strauß.
Im Königlichen Schauspielhaus wird morgen das Lust— spiel Tie Journalissen! gegeben. In den Hauptrollen sind die Damen Arnstädt und Thimig sowie dle Herren Böttcher, Mannstädt, Zimmerer, v. d. Heyden, Vollmer, Werrack Stange, Patry und Eich⸗ holz beschäftigt. Spielleiter ist Dr. Bruck In der morgigen Aufführung der Walküre“ im Deutschen Opernhause singt die Königliche Kammersängerin Thila n ngen, das ehemalige Mitglied der hiesigen Königlichen Oper, die Brünnhilde als Gast.
Konzerte.
„Im Saal Bechstein fiel der Pianist Edwin Fischer am Mittwoch wiederum durch sein vornehmes, ungekünsteltegz Musizieren auf. Es war ein Genuß, seiner Wiedergabe der Chromatischen Phantasie und Fuge von Bach und seinem durchdachten gefüblswarmen Spiel in verschiedenen Werken Beethovens ju lauschen. Man empfand, daß hier ein feingeistiger Künstler am Werke war. Das zeigte sich schon bei den ju Anfang gespielten 32 Variattonen Und später bei der „Sonata quasi Fantasia“ Op. 27 Nr. 2 von Beethoven; geradezu eine Glanzleistung war dann die Polonaisen in C-Dur Op. 39 des. selben Meistergß. Man wird dem ernst strebenden Künstler immer wieder gern begegnen. — Weniger günstig stand es um das Spiel der im benachbarten Meistersaal gleichzeitig konzertterenden Bertha Busse, deren Bach⸗Beethoven⸗Abend einen wenig tiefgehenden Erfolg zeitigte. Die Technik war einwandfrei, aber dem Spiel fehlte die Seele.
Ihm Saale der Singakademie fand am Donnerstag der erste Trloabend der Herren Georg Schumann, Willt Heß und Hugo Dechert mit Werken von Dvokäk, Mozart und R. Schu⸗ mann statt. Dvokäkg duftiges, melodiöseg Trio erfuhr unter den Händen dieser drei gleichwertigen Künstler eine hinreißende Wieder⸗ gabe, und schlechthin vollendet gestalteten sie Mozarts G. Dur- Trio Nr. 6; dieses Werk mag selten mit solcher Vornehmhelt und An⸗ mut gespielt worden sein. Den Schluß bildete Robert Schumanns F · Dur ⸗ Tro (Op. 80), das ebenfalls mit decht begeisterte Zuhörer fand.
Das 1I. Symphonie konzert der Königlichen Kapelle unter der Leitung des Generalmustkdtrektors Dr. Richard Strauß nabm am Freitag im Königlichen Spern baunft einen ebenfs würdigen und anregenden Verlauf wie das voraufgegangene. Außer Mozarts Es. Dur Symphonie (Köchel, Verzeichnis Nr. 534) und Beet⸗ hovens D. Dur⸗Symphonie (Op. 36) stand noch Richard Strauß wirkungsvolle sympbonische Dichtung Em Heldenleben / (Sp. 46 auf dem Vortragezettel. Durchsichtig klar erstand die sinn fällige, an⸗ mutige und duftfeine Symphonte Mozarts, charakteristisch und besondert humorvoll in seinem Scherzo. Allegro die rassige II. Beethoveng. Neben dem, natürlichen Fiuß Moartscher 1nd Becthorenscher Melodien nabm sich die Musik des Deldenlebens mit ihren neu⸗ zeitlichen Harmonteverbinduugen fonderbar genug aus. Sie wurde aber durch die schwungvolle Wiedergabe ihrer drama tischen Sätze und die spielende Ueberwindung fast unbemwingbar scheinender Schwierigkelten unter der Leitung des Komponisten zu einer Glanzleistung des Orchesters.
Der Berliner Lebrergefangverein stellte seine Kunst so⸗ wohl am Donnerstag wie am Sonnabend in den Dienst der Kriegs hilfe, und zwar am erstgenannten Tage in einem eigenen Konzert in der Philharmonie und am Sonnabend in einem Konzert in der Königlichen Hochschule für Musik. Da die Drogramme beider Abende viel Gleichartigeg aufwiesen, so kann zusammenfassend über beide berichtet werden. Vorwiegend wurden Gesänge vater⸗ ländischen Inhalts zu Gebör gebracht, unter denen auß ⸗r ver⸗ e, . Körner Liedern Die Trompete von Gravelotte (Segar) „Ver tot Soldat. (Buck5s und Sturm (Tahn) eine befonders tiefe Wirkung erzielten. Unnötig zu versichern, daß der Chor, obzwar durch die Berufung vieler Feiner Mitglieder zu den Fabnen an Kopfzabl vermindert, unter der straffen Leitung Professor Felix Schmidts auf gewohnter künstlerischer Höhe stebl. Der zahlreiche Besuch beider Abende ließ erkennen, welche Anziehungskraft leine Konzerte haben. Alg Mitwirkende war für daz Tonzert in der Philharmonie die geschäzte Geigerin Dora von Möllendorff gewonnen worden; in der Königlichen Hochschule brachte Hertha Debm low, die für das verdinderte Fräniein Urtst de Padilla ein '. war, Lieder van Wolf und Grieg mit feiner Kunst zu Ge⸗
or, und Edith von Voigtländer trug zum Erfolge des Abende durch ihr vortreffliches Violinspiel bei.
r
— — — — — 5 1
.