1914 / 270 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 16 Nov 1914 18:00:01 GMT) scan diff

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Nichtamtliches.

Preußen. Berlin, 16. November 1914.

Die Deutsche Regierung hat der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ zufolge den neutralen Mächten nach⸗ stehende Erwiderung auf den Protest der Britischen Regierung gegen das Legen deutscher Minen in der Nordsee zugestellt:

Der Deutschen Regierung ist bekannt geworden, daß die Britische Regierung unter dem 20. September d. J. an die neutralen Mächte eine Note gerichtet hat, worin sie gegen die Legung deutscher Minen Verwahrung einlegt. In dem Proteste wird behauptet, daß die Minen in völkerrechtswidriger Wesse und an unzulässigen Stellen ge⸗ legt, daß sie nicht hinreichend verankert und überwach!i und den Neu⸗ tralen nicht vorschriftsmäßig angezeigt seien. Es wird ferner hin⸗ gewiesen auf die enigegenstehenden Eiklärungen des ersten deutschen Bevollmächtigten auf der Zweiten Haager Friedenskonferenz und auf die willkürliche Schtdigungn des neutralen Handels, die das deutsche Vorgehen auß dem freien Meere in sich schließen soll.

Auf diesen Protest hat die Deutsche Regierung nachstehendes zu erwidern:

1

Bel der Verurteilung des angeblichen deutschen Vorgehens stützt sich die Britische Regierung auf das achte Haager Abkommen vom 18. Oktober 1907 über die Legung von unterseeischen selbsttätigen Koniaktminen. Dabei übersieht sie, daß nach Artikel 7 dieses Ab⸗ kommen seine Bestimmungen zwischen den Vertragsmächten nur An⸗ wendung finden, wenn die Kriegführenden sämtlich Vertragsparteien sind. Nun aber hat das mit England verbündete Rußland das Ab— kommen nicht ratifiziert; es ist also völkerrechtlich in dem gegenwärtigen Kriege für keinen Beteiligten bindend.

Dennech hat sich die Deutsche Regierung an seine Bestim— mungen, abgesehen von dem Artitel 2, den sowohl Deutschland wie Frankreich ausdrücklich vorbehalten haben, freiwillig gebunden. Die Behauptung der Britischen Regierung, daß diese Bestimmungen deutscherseus verletzt worden seien, wird auf das entschiedenste be— stritten.

11.

1) Ein völkerrechtswidriges Verfahren findet die Brltische Re⸗ gierung zunächst darin, daß die deutschen Minen offenbar durch Fischer⸗ boote, vielleicht sogar unter neutraler Flagge gelegt worden seien, die sich anscheinend dem friedlichen Fischereigewerbe hingegeben hätten. Diese Behauptung ist unzutreffend und völlig aus der Luft gegriffen; die deuischen Minen sind ausschließlich von deutschen Kriegeschiffen gelegt worden.

2) Die Britische Regterung beschwert sich darüber, daß deutsche Minen bis auf fünfzig Meilen von der englischen Küste und nicht nur auf britijchen, sondern auch auf neutralen Zufahrtsstraßen ge— legt worden seien. Wie weit von der Küste und den Häfen des Gegners Minen verankert werden dürfen, in in dem Abkommen nicht bestimmt, auch nicht durch eine völkerrechtliche Uebung sestgelegt; im übrigen ist die engliche Angabe über die Entfernung der deutschen Minen von der bedrohten Küste weit übertrieben, vielmehr sind die Minen so nahe gelet worden, wie es die Gestaltung des Anker— grundes und die Verhältnisse der Küste gestatteten. Unwahr ist die Behauptung über die Sperrung neutraler Zufahrtsstraßen, keine deu sche Mme ist auf der Zufahrtsstraße von der hohen See zu einem neutralen Hafen gelegt worden.

3) Der britische Protest behauptet ferner, in zahlreichen Fällen seien deutsche Minen treibend gefunden worden, ohne ihre Spreng— wirkung verloren zu haben. Deutschersei s sind die Minen mit aller möglichen Sorgfalt verankert worden. Sollien einzelne infolge der Strömungen oder Stürme ins Treiden gekommen sein, so sind die Fälle jedenfalls weit weniger zahlreich als die englischerseits gelegten Minen, die an der belgischen und niederlänischen Küste angetrieben sind und dort durch ihre unvermimnderie Sprengwükung Schaden getan haben.

4) Die Pflicht, die Minen zu überwachen, deren Verletzung britischerseits gerügt wird, kann naturgemäß einer kriegführenden Partei nur so lange obliegen, als sie den Teil des Kriegsschauplatzes beherrscht, auf dem sie in völkerrechtlich zulässiger Weise Minen gelegt hat. Diese Pflicht wird allo in der Regel nur für defen sive Minen, nicht aber für offensive Minen gegeben sein. Für letztere fällt, wenn der Kriegführende sie sachgemäß gelegt und ihre Legung angezeigt hat, jede weltere Verantwortung himweg.

5) In dem britischen Proteste wird der Deutschen Regierung vorgeworfen, daß sie niemals irgend eine Befanntmachung über den Ort der Minenlegung erlassen hahe. Diese Behauptung widerstreitet den Tatsachen. Schon am 7. August 1914 hat die Deutiche Re⸗ gierung allen neutralen Mächten die Mittetlung zugehen lassen, daß die Zufahrtsstraßen zu den englischen Häfen deutscherseits durch Minen gesperrt werden würden. Die neutrale Schiffahrt war daher über die Tatsache der Minenlegung und über die Orte, an denen sie deutsche Minen zu erwarten hatte, aufgeklärt. Wenn die deutsche

III.

Der Aufwand an starken Worten und sittlicher Entrüstung,

womit der britijche Protest die Deutsche Regierung vor den neutralen

ist hiernach durch das deuische Vorgehen in keiner Weise gerechtfertigt. Dieser Protest ist offenbar nur ein Mittel, um die englischerseits beliebten schweren Verletzungen der in der Londoner Seetriegsrechtserklärung niedergelegten Regeln des geltenden Völkerrechts zu verdecken und die inzwischen er⸗ folgte völterrechts vidrige Schließung der Nordsee, die in ihrer wirtschaftlichen Bedeutung der Blockade neutraler Küsten gleichkommt, in der öffentlichen Meinung vorzubereiten. An⸗ gesichts dieser Tatsachen berührt es doppelt eigentümlich, wenn sich die Britische Regierung als Vorkämpferin des feststehenden und allgemein angenommenen Grundsatzes der Freibeit der Meere für den friedlichen Handel aufwirft; ein friedlicher Handel ist augenscheinlich für das im Kriege befigdliche England nur derjenige neutiale Handel, der Waren nach England bringt, nicht aber derjenige, der Waren seinen Gegnern zuführt oder möglicherweise zuführen könnte.

Die Deutsche Regierung ist überzeugt, daß die andauernde Ver—⸗ gewaltigung des neutralen Handels durch England den hritischen PYProtest überall in dem richtigen Lichte erscheinen lassen wird. Sie ist sich bewußt, ihrerseitg bei den durch die milimärische Notwendigkeit gebotenen Maßnahmen die Gefährdung oder Schädigung neutraler Schiffahrt in möglichst engen Grenzen gehalten und sich dabei streng nach den Regeln ge⸗ richtet zu haben, die bisher zwischen zivilisierten Völkern für die Seekriegfährung galten. Dagegen rechtfertigt sich die Beemträchtigung der neutralen Lebenginteressen von englischer Seite durch keinerlei milttãrische Notwendigkeit, da sie mit den kriegerischen Maßnahmen nicht im Zulammenhange steht und lediglich die Volkawirtichaft des Feindes durch Lahmlegung des legitimen neutralen Handels treffen will. Diese gruncsätzliche Mißachtung der von ihr angerufenen Meeresfreiheit nimmt der Britischen Regierung jedes Recht, in der Frage der die Neutralen ungleich weniger schäblgenden Minenlegung als Anwalt dieser Freiheit aufzutreten.

Der Reichstag wird, wie bereits bekanntgegeben, am 2. Dezemher dieses Jahres zusammentreten. Wie „W. T. B.“ mitteilt, sollen am 1. Dezember Vorbesprechungen stattfnden, af die Mitglieder des Reichstags schon im Laufe detz 30. No⸗ vember in Berlin werden eintreffen müssen. Der Stellvertreter des Reichskanzlers hat den Kriegsminister ersucht, das Erfor—

derliche zu veranlassen, damit die im Felde stehenden Mitglieder des Reichstags an den Verhandlungen teilnehmen können.

Angesichts der noch im Publikum bestehenden Unsicherheiten über die Wege zur Erlangung von Auskünften über Kriegsgefangene wird vom „W. T. B.“ mitgeteilt:

Auskanft über deut sche Kriegsgefangene, d. h. die An— gehörigen des deutschen Heeres und der Kaiserlichen Marine, die in feindlichen Staaten kriegsgefangen sind, erteilt in erster Linie, soweit es sich um Angehörige des Heeres handelt, die Abteilung 5 des Zentralnachweisebureaus des Königlich Preußischen Kriegsmintsteriums in Berlin, soweit es sich um Angehörige der Maxine handelt, die Aus kunftsstelle des Reichs marineamts in Berlin. Sind diese Stellen nicht in der Lage, Auskunft zu er⸗ teilen, so ist die Abteilung für Kriegsgefangenenfürsorge des Zentralkomitees der Deuischen Vereine vom Roten Kreuz bereit, Nachforschungen über den Verbleib der Ge— suchten anzustellen, wozu ihr insbesondere die Mitwirkung des Inter⸗ nationalen Roten Kreuzes in Genf für alle in Frankreich und Eng⸗ land befindlichen deutschen Gefangenen und die Mitwirkung des Dänischen Roten Kreuzes für alle in Rußland befindlichen deutschen Gefangenen zu Gebote steht.

Augkunft über fremde Kriegsgefangene, d. b. über die in Deutschland kriegegefangenen Angehörigen der feindlichen Land und Seestreitkräfte, erteilt die Abteilung für Kriegsgefangenenfürsorge des Zentralkomitees der Deutschen Vereine vom Roten Kreuz.

Die Abteilung für Kriegsgesangenenfürsorge hat ihren Sitz im Abgeordnetenhause in Berlin (Prinz Albrechtstraße, Obergeschoß, Zimmer 12). Die Antiäge auf Ermittlung von friegsgefangenen können mündlich in den Stunden von 10 bis 1 Uhr und von 4 bis 6 Uhr, oder schriftlich gestellt werden. .

Es wird ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, daß eine Ver mittlung des Roten Kreuzes für Beförderung von Biiefen und anderen Sendungen an einen einzelnen deutschen oder fremden Kriege « gefangenen, dessen Aufenthaltsort bekannt ist, nicht notwendig ist. Diese Sendungen können vielmehr unmittelbar durch die Post gemäß Feldposterlaß vom 29. September 1914 erfolgen.

Auskünfte über deutsche Zivrilgefangene im feindlichen Aus— land, auch über noch nicht eingefleidete Keservlsten und andere im Ausland zurückgehaltene Wehrpflichtige, erteilt die Zentral⸗ auskunftsstelle für Auswanderer in Berlin (Am Karls— bad 8 10).

Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ liegen die Ausgaben 199, 200 und 201 der Deutschen Berlustlisten bei. Sie enthalten die 78. Verlustliste der preußischen Armee, die 52. Verlustliste der baye⸗ rischen Armee und die 55. Verlustliste der sächsischen Armee.

Oldenburg.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog vollendet

heute sein 62. Lebensjahr.

Braunschweig. Seine Königliche Hoheit der Herzog vollendet morgen sein 27. Lebensjahr.

Großbritannien und Irland.

Amtlich wird mitgeteilt, daß Lord Roberts gestorben ist. Lord Roberts befand sich in Frankreich auf Besuch bei den indischen Truppen, deren Oberbefehlshaber er gewesen ist. Am Donnerstag zog er sich eine Erkältung zu, aus der sich eine Lungenentzündung entwickelte, der er erlag.

Die Protestnote, die Schweden, Norwegen und Dänemark an die Mächte des Dreiverbandes gerichtet haben, ist in durchaus freundschaftlichem Tone gehalten. In der Note legen die drei skandinavischen Reiche die Unzuträglichkeiten dar, die sich für sie aus dem Vorhandensein von Unterseeminen er⸗ geben. Die dänische Gesandtschaft hat noch hinzugefügt, es handle sich ebenso um die Ostsee wie um die Nordsee.

Wie „W. T. B.“ meldet, wird amtlich bekannt ge⸗ gegeben, daß die Regierung einen Kredit von 225 Mil⸗ ionen Pfund Sterling außer den bereits bewilligten 180 Millionen zur Bestreitung der Kriegskosten fordern wird. Die 225 Millionen sind bestimmt zur Deckung der Ausgaben für das Heer und die Flotte bis zum 31. März 1915, für Anleihen der Kolonien, einen Vorschuß von 3 Millionen Pfund an Belgien, von 800 000 Pfund an Serbien und fernerzur Deckung der Kosten und Ausgaben englischer Ge— meinden für Unterstützungszwecke.

Nach dem „Daily Telegraph“ hat die Entscheidung der Admiralität, den ganzen westlichen Teil des Firth of Forth für die Handelsschiffahrt zu schließen, in den dortigen Industrie⸗ zentren große Bestürzung hervorgerufen. Tausende von Ar⸗ beitern würden feiern müssen.

Im Unterhause beantragte vorgestern der Unionist Joynson Hicks ein Amendement zu der Adresse, das das Bedauern ausdrückte, daß die Thronrede nicht auf die öffent⸗ liche Gefahr Bezug genommen habe, die aus der Anwesenheit der Ausländer in dem Vereinigten Königreiche ent⸗ stände, die vielleicht in Verbindung mit dem Feinde ständen, und aus der Existenz der Aktiengesellschaften, die fast sämtlich aus ausländischen Aktionären beständen.

Laut Bericht des W T. B.“ führte Joynson Hickg aus, Mesenna habe am 9. September angegeben, daß sich 50 633 Deutsche und 16141 Oesterteicher im Lande befänden. Wenn man auf die polizeilich nicht Registrierten 10 rechnete, würde die Gesamtsumme über 73 000 betragen. Joynson Hicks tritisierte die Maßregeln der Regierung als unzureichend und fragte, inwieweit nominell englische aber tatsaͤchlich deutsche Handelsgesellschaften ihre Geschäfte in Groß— britannien fortführen dürfen, obwohl sie vielleicht durch neutrale Länder mit dem deutschen Hauptquartier Verkehr unterhielten. Der Staatssekretär des Innern MeKenna erwiderte und fragte, ob Joynson Hicks sagen wolle, daß man jeden einzelnen Deutschen in Groß⸗ britannien wie einen Feind auf dem Schlachtfelde behandeln solle. Joynson Hicke habe ihm selbst drei Deutsche für die Naturalisterung empfohlen. Es wäre nicht nur grausam, sondern lächerlich, alle Deutschen als Spione und Feinde zu behandeln. Betreffend die Internierung und Freilassung von Deutschen habe die Zivilregierung keine Macht, die Inittative zu ergreifen, da es eine rein militärtsche Angelegenheit sei. Das Staatssekretariat des Innern handele auf Ansuchen der militärischen und Marine behörden. Lord Kitchener habe am 7. September erklärt, aus gewissen Gründen sollten weitere Verhaftungen vorgenommen werden, was ge⸗ schehen sel. Die Umstände erlaubten lein bestimmtes System, vies' mehr mu sse sich die Regterung duich den Hrad der Gefahr eiten lassen. Wenn ein Einfall von Zeppelinen zu erwarten wäre würden Leute interniert werden müssen da die Gelegenheit bestände, eine Panik hervorzu— bringen. (Eg sei denkbar, daß Internierungen im großen Maßstabe stattfinden würden, um derartfges zu verhindern. Im letzten Monat

habe bie milttärische Frage, fuhr Mestenna fort, ein anderes Aust—

sehen erhalten. Die Regierung habe auf Wunsch der Militärbebörden mehr Verhaftungen vorgenommen, aber es dann nicht für not— wendig gehalten, damit fartzufahren, und die Milttärbehörden hätten es abgelehnt, für die Unterbringung der deutschen Verbafteten zu sorgen. MeKenna machte zum Schluß eine ironische Anspielung auf die Aeußerung von Lord Charles Beresford, daß die englischen Kreuzer verloren gingen, weil das deutsche Marineamt durch Spione in England Informationen erhalten habe. Bonar Law griff MeKennas Maßregeln an und sagt⸗, jeder Deutsche in Großbritannien, gleichviel ob naturalisiert oder nicht, sympathisiere sicher mit seinem eigenen Lande und sei daher verdächtig. Große Anstrengungen müßten gemacht werden, um jenen solchen Untertanen eines feindlichen Staates zu überwachen, der England im Kriege zrgend⸗ wie schädigen könnte. Lord Charles Beresford forderte die Re⸗ glerung auf, alle Untertanen feindlicher Staaten hinter Stacheldraht ein zu⸗ schließen, einschließlich derer in hohen gesellschaftlichen Siellungen, die mehr Einfluß hätten als andere. Der Radikale Sir Dalctel be⸗ tonte, daß an der Ostküste von Schottland die Empfindung herrsche, daß die Sptonenftage nicht richtig behandelt werde. Es sei nicht zu leugnen, daß Benzin von der Ostküste von Schottland für die deutschen Unterseeboote geliefert worden sei; es sei von den schoitischen Häfen auf ein dänisches Schiff gebracht worden, von wo es sicher die deutschen Unterseeboote erreicht habe. Der Abgeordnete erwähnte einen Fall, in dem ein Deutscher von der Bebörde die Erlaubnis hatte, sich mit einem photographischen Apparate in der Umgegend von Rosyth frei zu bewegen. Die Häufung der Fälle beweise, daß die Besorgnis des Publtkums gerechtfertigt sei.

Hierauf vertagte sich das Haus.

Frankreich.

Da der mit Wahrnehmung der französischen Interessen beauftragte spanische Botschafter in Berlin die Ermächtigung erhalten hat, ein Gefangenenlager in Deutschland zu besuchen, hat der Kriegsminister dem Botschafter der Vereinigten Staaten gestattet, alle Lager für deutsche Kriegs gefangene in Frankreich zu besuchen.

Italien.

Blättermeldungen zufolge hat der Ministerrat ein⸗ stimmig neue außerordentliche Ausgaben für das Heer im Betrage von 400 Millionen Lire beschlossen.

Niederlande.

Das holländische Kriegsschiff „Zeehond“, das mit dem Aufspüren und Vernichten treibender Minen in der Nordsee betraut ist, brachte, dem „Nieuwe van den Dag“ zufolge, vor der Ostmündung der Westerschelde eine Mine durch Gewehr⸗ schüsse zum Sinken. Die Kommandanten der niederländischen Kriegsschiffe, Torpedoboote und andere Marinefahrzeuge haben Auftrag, treibende Minen, denen sie begegnen, durch Gewehr⸗ oder Geschützfeuer in den Grund zu bohren.

Türkei.

Vorgestern wurde in Konstantinopel von mehreren patrio⸗ tischen Vereinen eine Massenversammlung veranstaltet, an der eine nach Zehntausenden zählende Menschenmenge teilnahm. Wie „W. T. B.“ berichtet, versammelten sich die verschiedenen Vereine auf den bezeichneten Plätzen und marschierten mit Fahnen und Standarten, die mit patriotischen Aufschriften ver sehen waren, auf den Fatihplatz in Alt Stambul, der von einer ungeheuren Menschenmenge aller Schichten und jedes Alters dicht gefüllt war. Nach den Mittagsgebeten wurden in der Fatihmoschee von der großen Kanzel herab durch eine Sonder⸗ gesandtschaft des Scheik ül Islam das Fetwa verlesen, durch das der Heilige Krieg proklamiert wird. Das Fetwa, das nach den Vorschriften des Islam in der Form von Frage und Antwort abgefaßt ist, hat folgenden Wortlaut:

Wenn sich mehrere Feinde gegen den Islam vereinigen, wenn Länder des Isflams geplündert, die muselmanische Bevölkerung nieder— gemetzelt und gefangen genommen wird und wenn in diesem Falle der Padischah des Islams nach den heiligen Worten des Korans den Heiligen Krieg verkündet, ist dieser Krieg Pflicht aller Muselmanen, aller jungen und alten muselmanischen Fußsoldaten und Reiter, und müssen sich alle islsamischen Länder mit Gut und Blut beeifern, den Dschihad (Glaudenskrieg) zu führen? Antwort: „Ja!“

Die muselmanischen Untertanen Rußlands, Frankreichs und Eng⸗ lands und der Länder, die jene unterstützen, die auf diese Weise das Kalifat mit Kriegsschiffen und Landheeren angreifen und den Islam zu vernichten trachten, müssen auch sie den Heiligen Krieg gegen die Regierungen, von denen sie abhängen, führen? Aniwort: „Ja!“

Jene, die, statt den Hetligen Krieg zu führen, in einem Zeit⸗ punkte, wo alle Muselmanen dazu aufgerufen sind, daran teilzunehmen vermeiden, sind sie dem Zorne Gottez, dem großen Unheil und der verdienten Strafe ausgesetzt? Antwort: . Ja!“

Begeht die muselmanische Bevölkerung der genannten Mächte, die gegen die islamische Regierung Krieg führen, eine große Sünde, selbst wenn sie unter Androhung des Todes und der Vernichtung ihrer ganzen Familie zur Teilnahme am Kriege gezwungen worden sind? Antwort: „Ja!“ .

Wenn Muselmanen, die sich in dem gegenwärtigen Kriege unter der Herrschast Englands, Frankreichs, Rußlands, Serbiens, Montenegros und jener Staaten befinden, die diesen Hilfe leisten, gegen Deutsch land und Oesterreich Ungarn, die der Türkei beistehen, Krieg führen würden, verdienen sie den Zorn Gottes, well sie dem islamischen Kalifat Nachteil verursachen? Antwort: „Ja!“

Die ganze ungeheure Menschenmenge begab sich dann nach dem Platz vor dem Kriegsministeriums, wo mehrere Reden gehalten und Gebete für den Sieg von Heer und Fotte ver⸗ richtet wurden. Sodann zog die Menschenmenge vor die Pforte, um zu bekunden, daß die Nation sich in vollem Einvernehmen mit der Regierung befindet und zu allen Opfern bereit ist. Der Großwesir und die Minister dankten für die Kundgebung und wohnten dem Vorbeimarsch der Teilnehmer an der großen Versammlung bei. Im alten Serail von Topkapu empfing der Sultan vor dem Mantel des Propheten in Gegenwart des Großwesirs, des Scheich ül Islam und einiger Minister eine Abordnung der Versammlung und hielt folgende An⸗ sprache:

Ich betrachte diese patriotische Kundgebung meiner Nation als den glänzendsten Beweis für die Beharrlichkeit und die Festigkeit, die sie in der Verteidigung des Vaterlandes während dieses Krieges zeigen wird, den wir zur Verteidigung unserer Rechte gegen drei Großmächte unternehmen. Wir vertrauen dabei auf den göttlichen Schutz und den Beistand des Propheten. Ich bin überzeugt, daß wir siegen werden. Meine Kinder! Auf daß der Boden des Vaterlandes nicht von den Feinden überschwemmt werde, auf daß die seit einiger Zeit Angriffen von allen Seiten ausgesetzte mohammedanische Nation gerettet werde, ist es notwendig, daß Ihr Festigkeit und Ausdauer zeigt. Ich erwarte von der Gnade Gottes, daß unsere an diesem heiligen Orte ge— sprochenen Gebete erhört werden.

Nach der Huldigung vor dem Sultan spielten sich vor ber deutschen Botschaft unvergeßliche Szenen ab. Trotz strömenden Regens versammelte sich eine Riesenmenge von Tausenden von Menschen vor dem Botschaftsgebäude. Auf eine Ansprache des Vorsitzenden des Komitees der Jungtürken, Nazim Bey, erwiderte der deutsche Botschafter Freiherr von

Wangenheim, der auf dem Balkon des Bosschaftspalais erschienen war:

Er begrüße mit Genuztuung den Ausdruck der Freude der vielen Tausende darüber, daß das türkische Heer gemeinsam mit den deutschen Streltkräften in den Krieg ziehe. Er danke für die Kundgebung sowie fur die steis bewiesene Gesinnung und werde nicht verfehen, seiner Regierung und dem Kaiser zu berichten, der sich immer als treuer Freund der Türkei gezeigt habe. Als Zeichen feiner Freundschaft habe der Kaiser einige mohammedanische Befangene ge= schickt und dem Sultan zur Verjügung gestellt. Die Türkei und ber Islam befänden sich an einem Wendepunkt ihrer Geschichte. Er sei sest überzeugt, daß die Heere der drei Verbündeten, die zur Wahrung der heiligsten Güter autgezogen seien, fies reich bleiben würden Der Steg werde hoffentlich für die Türkei und den Islam eine neue Aera des Glückes herbeiführen. Der Botichafter schloß mit einem Hoch auf den IwHlam sowie auf Heer und Flotte der Osmanen. ö.

Nazim Bei stellte darauf die freigelassenen Algerier vor, von denen einer in einer arabischen Änsprache ausdrückte, es sei die Hoffnung aller Mohammedaner, mit Hilfe der Ver— bündeten das Joch Frankreichs, Englands und Rußlands zu zersprengen. Endloser Jubel folgte diesen Worten. Nach Ab⸗ singen der deutschen Nationalhymne zog die Menge zum Schluß zur österreichisch-ungarischen Bokschaft. Der ehemalige Ninister des Aeußern Mukhtar Bey, der kurz vorher mit den Vorständen der patriotischen Vereine bei dem Botschafter Mark⸗ grafen von Pallavicini vorgesprochen hatte, hielt vom Balkon aus eine Ansprache, in der er die Verdienste des Botschafters um die Entente zwischen Oesterreich Ungarn und der Türkei hervorhoh und die Bedeutung der bewaffneten Allianz der drei Kaiserreiche Oesterreich⸗Ungarn, Deutschland und Türkei be— tonte, die nicht aus persönlichen Gründen hervorgegangen sei, sondern einen natürlichen Zusammenschluß der drei Reiche zur Bekämpfung des gemeinsamen Feindes bedeute, die ein un— würdiges Bündnis eingegangen seien, wie es die Geschichte noch niemals verzeichnete. Der Redner schloß mit Hochrufen auf das geheiligte Bündnis der drei Kaiserreiche und die ver— hün deten Armeen. Unter stürmischen Jubelrufen erschien der Botschafter Markgraf von Pallavicini auf dem Balkon und dankte für die Kundgebung. Er sagte unter anderem:

Er stelle mit lebhafter Genugtuung fest, daß das osmanische

Volk heute e kenne, wer seine wahren' Freunde und welches seine wahren Intenessen seien. Er sei glücktich, feßstellen zu können, daß Leine seit ach! Jahren an den Tag gelegten Bemühungen um eine Verständigung zwischen Oesterreich Ungarn und der Türkei von Ersolg gekrönt worden seien. Der Botschafter beglückwünschte das türkische Volt zu den bereils erzielten Erfolgen und schloß mit Hochrufen auf den Sultan und das türkische Volk. . Hierauf wurde die Volkshymne gespielt, die mit lebhaftem Beifall aufgenommen wurde. Unter Hochrufen auf Oesterreich⸗ Ungarn, Deutschland und die Türkei sowie auf die verbündeten Armeen entfernte sich hierauf die Menge.

Die Proklamierung des Heiligen Krieges durch den Sultan⸗Kalifen, die ein großes historisches Eresgnis dar— stellt ruft ungeheure Erregung hervor und wird in allen Kreisen in dem Sinne erörtert, daß fie bei allen muselmanischen Völkern einen gewaltigen Widerhall finden und auf den Gang des Krieges großen Einfluß üben werde. Die Blätter heben die große Bedeutung des Kaiserlichen Fetwa über den Heiligen Krieg hervor und stellen fest, daß von heute an jeder Mufel— mane, der Waffen tragen kann, selbst Frauen, gegen die Mächte, die der Kalif als Feinde des Islams erklärt, kämpfen müssen. Der Krieg werde auf diese Weise Pflicht nicht bloß aller Osmanen, sondern auch der 300 Millionen Muselmanen der Erde. ö. Die Perser in, Konstantinopel haben an die religiösen Oberhäãupter der Schiiten Telegramme gerichtet, in denen sie mitteilten, daß sie mit lebhaftester Freude von dem Fetwa Kenntnis erhalten haben, das den Heiligen Krieg verkündet. Sie erklären, bereit zu sein, in den Krieg zu ziehen, und bitten, ihnen bekannt zu geben, wohin sie sich zu wenden haben.

In. der Provinz haben die freiwilligen Anmeldungen zum Militã rdienst begonnen. Nach einem Telegramm der „Agence Ottomane“ aus Ineboli Wilajet Trapezunt) hat das Komitee der nationalen Verteidigung in diesem Bezirke eine aus sechs Bataillonen zusammengesetzte Brigade und eine zweite aus Bataillonen des Hauptortes des Bezirks gebildet.

Wie „Terdschuman-⸗i⸗Hakikat“ erfährt, haben der Kadi von Medina, der Mufti der muüselmanischen Kulte der Hanefiten und Schafiiten sowie die Wächter des Krabes des Propheten hierher telegraphiert, daß die Bevölkerung an dem Heiligen Kriege teilnehmen werde.

Griechenland.

49 * * * . Das Bu dzet für 1915 verzeichnet nach einer Meldung es „W. T. B.“ für Ausgaben 450 Millionen, davon 226 Mil⸗ lionen für Heer und Flotte. Durch die Vermittlung der französischen Regierung hat

eine Finanzgruppe der griechischen Regierung einen Vor—

schuß von 20 Millionen auf die zweite Rate der D350 Millionen— anleihe gewährt.

Amerika.

Infolge der Vor stellun gen von Dänemark, Holland. Schweden und Norwegen, daß ihr Handel mit Amerika durch, die Minen in der Nordsee außerhalb der territorialen Dewãsser gelähmt sei, hat der stellvertretende Sekretär des Staats departements Lansing, dem „Reuterschen Bureau“ zufolge, den britischen Botschafter um Information in der Angelegenheit gebeten; dieser hatte jedoch keine Informationen zu gehen. giachse Der Staatssekretär Bryan kündigt, obiger Quelle zuf

an, daß die amerika nischen k 6 23. . aus Veracruz zurückgezogen werben sollen.

Eine Verordnung der kanadischen Regierung setzt auf die Einfuhr auf rührerischer e e ,, 29 onder deutscher Zeitüngen aus den Vereinigten Staaten eine Geldstrafe von 1000 Pfund und eine Gefängnisstrafe von 2 Jahren.

Afrika. Wi

ö Wie „Tasvir i Efkiar“ erfährt, gewinnt der Heilige Yang, der gegen Frankreich proklamiert worden ist, in . an Ausdehnung. Dem Blatte „Saadet“ zufolge, 6 . erscheint, sind 10 000 Marokkaner unter Abdul n, asg eingezogen und haben die französischen Be⸗ ge. n genommen. In einem zwischen Marokkanern . . , Umgebung von Tanger ausgefochtenen n,, ö Iran do sen geschlggen worden. Der Gouverneur . e 3 französische Regierung darauf aufmerksam Verstãrkungen . 9. 6 . We r,, , en, von den Marokkanern einge

Nach einer Mitteilung aus guter amtlicher Quelle wird der Chedive, begleitet von 50 Personen, demnächst Konstanti⸗ nopel verlassen, um das Kommando in dem Feldzug gegen Aegypten zu übernehmen.

In, Alexandria werden, der „Morning Post“ zufolge, 25 türkische Segelschiffe fesigehalten. Es herrscht voll kommene Ruhe, aber die Verhaftungen verdächtiger Personen dauern fort.

Ein von W. T. B.“ verbreitetes amtliches englisches Telegramm aus Prätoria teilt mit, daß der Oberst Badenhorst, der von Welvenhoek im nördlichen Sranjefreistaat vorrückte, seinem Bericht zufolge am 1. November bei Frankfort ein Rebellenkomm ando unter dem Befehl von Vanboller an— gegriffen und dessen Lager mit 47 Mann und 56 Pferden erobert habe.

In den jüngsten Kämpfen gegen Botha haben die Rebellen den Kommandanten Fouche mit 40 Mann gefangen genommen. Die Gefangenen wurden aber von Tobias Smuts wieder befreit.

Kriegsnachrichten.

Westlich er Kriegsschauplatz.

Großes Hauptquartier, 15. November, Vormittaas. (W. T. B.) Die Kämpfe auf dem rechten ö k zeitigten auch genern, durch ungünstiges Wetter beeinflußt, nur geringe Fortschritte. Bei dem mühsamen Vorarbeiten wurden einige hundert Franzosen und Engländer gefangen und zwei Maschinengewehre erbeutet. Im Argonnenwald gelang es, einen starken franzöfsischen Stützpunkt zu sprengen und im Sturm zu nehmen. Die Meldung der Franzosen, sie hätten eine deutsche Ab⸗ teilung „bei Coincourt ssüdlich Marsal) in Unordnung ge— bracht, ist erfunden. Die Franzosen hatten vielmehr hier erhebliche Verluste, während wir keinen Mann verloren.

Oberste Heeresleitung.

Großes Hauptquartier, 16. November, Vormittags. (W. T.. B.) Auf dem westlichen Kriegsschauplatz war gestern die Tätigkeit beider Parteien infolge des herrschenden Sturmes und Schneetreibens nur gering. In Flandern schritten unsere Angriffe langsam vorwärts, im Argonner— walde errangen wir jedoch einige größere Erfolge. Oberste Heeresleitung.

Oestlicher Kriegsschauplatz.

Großes Hauptquartier, 15. November, Vormittags. (W. T. B.) Im Osten dauern an der Grenze Ostpreußens und in Russisch⸗Polen die Kämpfe fort. Eine Entscheidung ist noch nicht erfolgt. Oberste Heeresleitung.

Großes Hauptquartier, 16. November, Vormittags. (W. T. B. Die Kämpfe im Osten dauern fort. Gestern warfen, unsere in Ostpreußen kämpfenden Truppen den Feind in der Gegend südlich von Staklku— pönen; die aus Westpreußen operierenden Truppen wehrten bei Soldau den Anmarsch russischer Kräfte er⸗ folgreich ab und warfen am rechten Weichselufer vor⸗ marschierende starke russische Kräfte in einem sieg reichen Gefecht bei Lipno auf Plock zurück. In diesen Kämpfen wurden bis gestern 5006 Gefangene gemacht und 10 Maschinengewehre genommen. .

In den seit einigen Tagen in Fortsetzung des Erfolges bei Wloclawec stattgehabten Kämpfen fiel die Entscheidung. Mehrere uns entgegengetretene rusfische Armeekorps wurden bis über Kutno zurückgeworfen. Sie ver— loren nach den bisherigen Feststellungen 23 000 Mann an Gefangenen, mindestens 70 Maschinenge wehre und Geschütze, deren Zahl noch nicht feststeht.

Oberste Heeresleitung.

Berlin, 15. November. (W. T. B.) Eine Meldung des „Bureaus Reuter“ aus russischer Quelle be— hauptet, daß zwischen dem 23. Oktober und dem 5. November die Russen den Deutschen 22 000 Gefangene, darunter 323 Offiziere, mehr als 1060 Kanonen und 4 Haubitzen ab— genommen hätten. Wir sind ermächtigt festzustellen, daß diese Angaben erfunden sind. ö

Wien, 14. November. (W. T. B.) Amtlich wird ver— lautbart: Auf dem nordöstlichen Krieg sschauplatze wurde an unserer Front auch gestern nicht gekämpft.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Hoefer, Generalmajor.

ö. Wien, 15. November. Amtlich wird gemeldet: Di Verteidigung der Festung Przemysl wird, wie bei der ersten Einschließung, mit größter Aktivität geführt. So drängte

die Höhen von Rokietnica zurück. Unsere Truppen hatten bei dieser Unternehmung nur geringe Verluste. In den Kar pathen wurden vereinzelte Vorstöße feindlicher Detachements mühelos abgewiesen. Auch an der übrigen Front vermag die russische Aufklärung nicht durchzudringen. . Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Hoefer, Generalmajor.

Südlicher Kriegsschauplatz.

Wien, 14. November. (W. T. B.) Amtlich wird ge⸗ meldet: Das eigene Vorrücken stößt nordwestlich bei Valjevo auf starken Widerstand, auch erschwert der durch Lehm und Schnee grundlos gewordene Boden das Fortbringen der eigenen Artillerie. Trotzdem gewannen alle Kolonnen Raum nach vorwärts, eroberten mehrere wichtige Stollungen und erreichten die Linie Skela an der Save bis südlich Koceljeva, sodann wurden in südlicher Richtung bis an die Drina zahlreiche Gefangene gemacht, die aussagen, daß die Serben bei Valjevo erneut Widerstand leisten wollen. In einigen Regimentern soll Meuterei ausgebrochen sein. In den letzten Kämpfen wirkten auch die Monitore „Körös“, „Marcs“ und „Leitha“ sehr erfolgreich mit. Sie unterstützten das sieg— reiche Vordringen unserer Truppen längs der Save durch ver— nichtendes Feuer in die Flanke des Gegners.

Wien, 15. November. (W. T. B. Amtlich wird ge⸗ meldet: Um für den Abzug seiner Trains Zeit zu gewinnen, leistet der Gegner auf den Höhen nördlich und westlich Valjevo in vorbereiteten Stellungen neuerdings Widerstand. Unseren

troz unausgesetzter Kämpfe und großen Strapazen vom desten

ein gestriger größerer Ausfall nach Norden den Feind bis in

Geiste beseelten Truppen gelang es schon gestern, den Schlüssel⸗ punkt der feindlichen Stellung, die Höhen bei Kamenica an der von Loznica nach Valjevo führenden Straße, nach harten Kämpfen zu erobern, 586 Gefangene zu machen und zahlreiche Waffen und Munition zu erbeuten. Unsere Truppen standen gestern abend vor Obrengvac, bei Ub und in Angriff auf den Höhenrücken Jauting, auf der Rückenlinie östlich Ka⸗ menica und in südlicher Richtung bis auf Stubica, den Sattel⸗ punkt der Straße Rogocica =- Valjevo.

Bud apest, 15. November. (W. T. B.) Wie der AUjsag“ meldet, haben unsere längs der Save operierenden Truppen, immer auf serbischem Sebiet vorwärtsgehend, Obre⸗ nowac im Sturm genommen. Von Semlin aus bom⸗ bardierten unsere Truppen stundenlang Kalimegdan und sprengten das Munitionsmagazin am Bergfuße in die Luft. Das Feuer der Belgrader Artillerie war wirkungslos.

Der Krieg zur See.

Berlin, 14. November. (W. T. B.) Ueber das See⸗ gefecht bei Coronel ist auf funkentelegraphischem Wege von Nordamerika folgender Bericht des Chefs des Kreuzergeschwaders eingegangen:

Am 1. November trafen auf der Höhe von Coronel S. M. SS. „Scharnhorst“, „Gneisenau“, „Leipzig“ und „Dresden“ die englischen Kreuzer „Good Hope“, „Monmouth“, „Glasgow“ und „Otranto“. S. M. S. „Nürnberg“ war während der Schlacht detachiert. Bei schwerem Seegang wurde das Feuer auf große Entfernung eröffnet und die Artillerie der feindlichen Schiffe in 527 Minuten zum Schweigen gehracht; das Feuer wurde nach Einbruch der Dunkelheit eingestellt. Good Hope“ wurde, durch Artilleriefeuer und Explosion schwer beschädigt, in der Dunkelheit aus Sicht verloren; „Monmouth“ wurde auf der Flucht von der „Nürnberg“ gefunden; sie hatte starke Schlagseite, wurde beschossen und kenterte. Die Rettung der Besatzung war wegen schweren Seegangs und aus Mangel an Booten nicht möglich. „Glasgow“, anscheinend leicht be⸗ schädigt, entkam. Der Hilfskreuzer flüchtete nach dem ersten Treffer aus dem Feuerbereich. Auf unserer Seite keine Ver⸗ luste, unbedeutende Beschädigungen.

Der stellvertretende Chef des Admiralstabes: Behncke.

London, 15. November. (W. T. B.) Der Flotten⸗ korrespondent der, Morning Post“ schreibt: Eine glücklicherweise kunze Verlustliste, die die Admiralität veröffentlichte, zeigt, daß, als der deutsche Kreuzer „Königsberg“ im Rufidjifluß eingeschlossen wurde, ein Gefecht stattfand. Es wurde bereits gemeldet, daß die Mannschaft der „Königsberg“ mit Geschützen gelandet war und sich an der Flußmündung ver⸗ schanzt hatte. Es scheint daher, daß die Versenkung der Kohlenschiffe im Fahrwasser des Flusses unter dem Feuer des Feindes geschah. Die anwesenden Schiffe waren das Schlacht⸗ schif⸗ „Goliath“ und die leichten Kreuzer „Chatam“ und „Weymouth“.

Tokio, 14. November. (W. T. B.). Amtlich. Ein japanisches Torpedoboot wurde beim Minensischen in der . von Kiautschou durch eine Mine zum Sinken ge⸗ racht.

Der Krieg der Türkei gegen den Dreiverband.

Konstantinopel, 14. November. (W. T. B.) Amt⸗ liche Mitteilung aus dem Hauptquartier. Die Kämpfe bei Köpriköi waren sehr heftig. Unsere Truppen zeigten eine außergewöhnliche Tapferkeit; eins unserer Regimenter machte drei Bajonettangriffe gegen die Höhe 1905, in deren Verlauf der Kommandeur und die meisten Offiziere eines Bataillons fielen; endlich drangen unsere Truppen mit einem Mut, der auch in der ruhmreichen ottomanischen Geschichte ehrenvoll hervortritt, in diese Stellung ein. Nicht ein Mann von der feindlichen Besatzung dieser Höhe ist entkommen. Unter der

sehr großen Beute befindet sich viel Befestigungsmaterial.

Konstantinopel, 15. November. (W. T. B) Amt⸗ licher Bericht des Hauptquartiers. Gestern griffen unsere Truppen in der Zone von Lasistan die Stellung von Liman Sisi in der Nähe der russischen Grenze an. Der Feind erlitt große Verluste und unsere Truppen umzingelten die russischen Truppen, die sich dort befanden. Die Russen wollten Verstärkungstruppen landen, aber diese wurden von unseren Truppen zerstreut. Eine andere Abteilung von uns besetzte Duzheuy und umzingelte die feindlichen Truppen, die sich in der Stellung von Han Medressessi befanden. Wir nahmen dem Feinde eine Menge Munition und Lebensmittel ab. Heute bombardierten die Russen erfolglos die Posten von Kokmuch und Ab Islah nahe der Grenze.

Konstantinopel, 14. November. (W. T. B) Eine Mitteilung des türkischen Hauptquartiers besagt: Die nach den türkischen Trans portschiffen „Bezemialem“ Bahri⸗ ahmen“ und „Midhat Pascha“ angestellten Nachforschungen haben ergeben, daß diese Schiffe, die vor der Beschießung von Songuldak abgegangen waren, um zum Truppentransport zu dienen, mit der russischen Flotte, die Songuldak bombardierte, zusammentrafen und von ihr versenkt wurden. Die Be⸗ satzungen in Stärke von 219 Mann und einige Passagiere wurden nach dem russischen Bericht von den Russen zu Ge⸗ fangenen gemacht. Der Verlust dieser Schiffe ist bedauerlich, aber sie werden durch drei bessere den NRussen weggenommene russische Schiffe ersetzt werden, die die Namen der drei ver senkten Schiffe erhalten sollen.

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Konstantinopel, 14. November. (W. Mitteilung aus dem Hauptquartier. Unsere ppen haben die Stellung von Kotur in der persischen Pronin; Aserbeid schan beseßt, die bisher von den Russen besetzt war; diese wurden geschlagen und flohen. Heute haben leichte Ge⸗ fechte zwischen unsern verfolgenden Truppen und ihrer Nachhut stattge funden. .

Die nordwestlich vom Urmiaste gelegene Stadt Ketur t der Dauptort des gleichaamigen Distrikts. Früber der Türkei Rebörend, war sie durch den Berliner Vertrag zum Dank für die von Mrsien wäbrend des türkiichrussischen Krieges im Jahre ISr8s beckachlere Neutralität an Persien gekommen. beute ist sie den der Türkel ieder in Besitz genommen)

Gegen die bei Fao an der Küste der Brodinz Basforah gelandeten Engländer wurde ein heftiger Angriff unter⸗ nommen; von den Engländern fielen 60 Mann

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