Die Engländer sie nicht Fronagrbeiter“ nennen, sondern „zu Dammwehr Verpflichtete, macht der Sache keinen Unterschied. Erkennt man Kerartige Zwangsmaßregeln als durch die besonderen ägypfischen Ver— hältnisse als begründet an, so 96 man auch nicht dieselbe Arbeit unter der türkischen Herrschaft als Sklaverei“ verdammen, wie es von den englischen Schriftstellern so häufig geschieht. Als weiteres Ruhmes— blatt der englischen Verwaltung wird die Befreiung von den alten Feudalfesseln hingestellt. Die Fellachen haben aber keinen Vorteil davon gehabt, vielmehr ist eine Zersplitterung des kleinen Grund— besitzes entstanden, bei der der Fellache trotz aller Genügsamkeit auf seiner Scholle auch nicht mehr das kärglichste Auskommen findet und sich mit Weib und Kindern bei einem größeren Grundbesitzer zu viel schwererer Arbeit verdingen muß, als die frühere Fronarbeit war. Ferner hat eine starke Bodenverschuldung eingesetzt. Die alte osma— nische Herrschaft kannte nur ein Lehnsrecht am Boden, der Staats— oder Kronland blieb, auch wenn er frei von den Fellachen bewirtschaftet wurde. Daher gab es damals keine eigentliche Bodenverschuldung. Auch damals hatte mancher Fellache Schulden bei den griechischen Krämern und Wucherern, die überall in den ägyptischen Ortschaften zu finden sind, aber für diese Schulden haftete nur in gewissem Umfang sein Mobiliar, nicht sein Boden. Mit der Einführung des vollständig „freien Grundeigentums haben sich neben der Bodenverschuldung auch eine Reihe von eigentümlichen Pachtformen entwickelt, die zu einem Raubbau mit ständig zunehmender Ausmergelung des Bodens führten. Der Ackerboden, der früher fast ausschließlich durch den Nilschlamm gedüngt wurde, bedarf jetzt bereits nicht nur natürlicher, sondern auch künstlicher Düngemittel, ohne doch seine einstige Fruchtbarkeit wieder⸗ zugewinnen. Für den Fellachen ist es auch nicht günstig, daß die von England geförderte Baumwollproduktion ihn vom Weltmarkt und seinen Krisen abhängig macht. Die Erzeugung von Nahrungsmitteln ist zugunsten der Baumwolle derart eingeschränkt worden, daß Aegypten jetzt der Zufuhr von Nahrungsmitteln bedarf. Ein ganz besonders schlimmes Kapitel ist das der Steuern. Dem Fellachen sind enorme ländliche Grundsteuern aufgebürdet, deren Erträge nahezu ein Drittel der gesamten Staatseinkünfte ausmachen. Im ganzen betrachtet, ist die wirtschaftliche Lage der Fellachen unter der englischen Herrschaft nicht günstiger, sondern schlimmer geworden. Natürlich hat die englische Verwaltung auch manches Gute gebracht; es besteht jetzt ein geordnetes Gerichtswesen, die gesamte Verwaltung ist in geordnete Bahnen gelenkt, der Willkür der Beamten, unter der die Fellachen früher sehr zu leiden hatten, sind Schranken gezogen. Wie wenig aber darüber hinaus die englische Verwaltung geleistet hat, wie wenig namentlich für die Bildung der keineswegs unbegabten Fellachen ge— schehen ist, beweist allein schon die Tatsache, daß nach den eigenen statistischen Angaben der englischen Behörden im Jahre 1907 sich unter den 11 Millionen Einwohnern nicht weniger als 1015 Millionen Analphabeten befanden; also noch nicht 7 5, konnten lesen und schreiben! Unter solchen Umständen kann der Fellache begreiflicher— weise kein Freund des englischen Regiments sein. Trotzdem glaubt GCunow nicht, daß der Fellache selbst eine wirkliche Gefahr für Eng— land bilde; zu einer Erhebung aus eigenem Antrieb sei er zu sehr durch Elend und Not bei harter Arbeit zermürbt und geschwächt. Auch besitze er keine Waffen, die die englische Regierung ihm schon vor Jahren genommen habe. Nur wenn es den türkischen Truppen gelinge, in Aegypten vorzudringen, könne man auf die Teilnahme der Fellachen am Kampfe rechnen. Diese würde dann freilich für England sehr gefährlich sein — bilden doch die etwa 915 Millionen Köpfe zählenden Fellachen den wesentlichsten Bestandteil der ägyp— tischen Bevölkerung. Gefährlicher noch für die englische Herrschaft erscheinen dem Verfasser die Beduinenstämme, die freilich wenig mehr als . Million Köpfe zählen dürften, aber durchweg gute Reiter und Schützen sind. Günstig gesinnt der englischen Herrschaft sind abgesehen natürlich von den in Aegypten lebenden Engländern und sonstigen handeltreibenden Fremden, (meist Griechen und Italiener) nur die ägyptischen Kopten, die Nachkommen der alten Aegypter, deren Zahl 1907 auf 706 00 festgestellt wurde. Sie sind Christen und sehen auf die Fellachen herab. Es gibt unter ihnen nur wenige, die Ackerbau treiben, sie sind Kleingewerbetreibende, industrielle und gewerbliche Arbeiter, kleine Angestellte, Schreiber, Hotelbedienstete u. a. Ein entschiedenes Bestreben, die englische Herrschaft zu stürzen und unter türkischer Oberhoheit die ägyptische Selbstregierung herbeizuführen, besteht in der kleinen Schicht der höher Gebildeten; die Angehörigen der sogenannten freien Berufe sind die eigentlichen Mitglieder der ägyptischen Nationalpartei, die ihren Sitz auch wesentlich in den wenigen großen Städten hat. Diese Bestrebungen könnten, wie der Verfasser hervorhebt, von Einfluß werden, wenn es den Türken gelänge, nach Ueberschreifung des Suez— kanals in das eigentliche Aegypten einzudringen. Die Fellachen würden dann wahrscheinlich gern einer Erhebung gegen England sich anschließen, zumal bei ihrer religiösen Gesinnung der „heilige Krieg“ für sie zur Pflicht geworden sei.
Literatur.
In der ‚Deutschen Klassiker Bibliothek des Verlags von Hesse und Becker in Leipzig ist eine Ausgabe von Ludwig Uhlands gesam melten Werken, mit Einleitung und Anmerkungen heraus⸗ gegeben von Walter Reinöhl, erschienen (acht Bände in 2 Teilen in Leinen 3,50 M). Der Hergutzgeber hat es verstanden, in dieser geschickten und reichen Auswahl ein Bild von dem gesamten piel⸗ seitigen Geistesschaffen Uhlands zu geben. Daß Uhland als Dichter dabei herrschend im Vordergrund steht, ist selbstverständlich, wie es durchaus zu begrüßen ist, daß neben sämtlichen Gedichten und abgeschlossenen Dramen auch die dramatischen Emmürfe auf— genommen wurden. Daneben kommt Ubland als wissenschaft⸗ licher Forscher auf dem Gebiet der deutschen Dichtung und Sage sowie Uhland der Politiker zu Wort; und zwar ist es dem Charakter einer volkstümlichen Ausgabe ebenso angemessen, wie der inneren Bedeutung dieses Teiles der Betätigung Uhlands entsprechend, daß die politische Tätigkett nur durch einige Reden und Aufsätze gekennzeichnet worden ist; daß sie beräcksichtigt wurde, trägt durchaus zur Abrundung des Lebens, und Charakter⸗ bildes des mannhasten Schwaben bei. Von den wissenschaftlichen Schriften inden sich außer von Abhandlungen über Walther von der Vogelweide, über die Sage von Herzog Ernst und den Thormythoß Proben aus den Vorlesungen uber die Ge— schichte der deutschen Poesie im Mitielalter, ferner ein Stück aus der Abhandlung über die deutschen Volkelieder sowie eine genügende Auswahl kurzer Gedanken über Dichtung, Wissen⸗ schaft und Leben' aus dem „Stilistikum', dem Sonntagsblatt“ und den Wissenschaftlichen Schriften. Den Schluß der Auswahl bildet eine Reihe von Briefen Uhlands, die ergänzend an die Seite der dem ersten Band vorausgeschickten Lebensbeschreibung des Dichters treten.
dieser wie in den Einleitungen zu den einzelnen Teilen der Ausgabe undin den dem Tert beige gebenen Anmerkungen bewährt sich der Heiaus⸗
eber ebenso durch die völlige Vertrautheit mit dem Stoffgebiet und ürndieses vorliegenden Literatur, wie als Mann von kigrem und Kunsturteil und Blick für das sachlich Weseniliche und
ö kennzeichnende. Die mit mehreren Bildnissen und Hand⸗ schriftproben gejchmückte Auagabe genügt auch hochgestellten An—⸗ forderungen Md sei angelegentlich empfohlen Der Verde des Hojbuchhändlers Friedrich Bahn veranstaltet eine billige Ausgabe Von Erjäblungen Emil Frommels, die in 42 Heften zu je an 3 erscheinen sollen und bon denen hisher acht vorliegen. Sie lten dte Erzählungen: „Moderne Faulenzer“, Wie zwei in einer Wacht kuriert wurden“, „Das fünfte Rad am Wagen, Von zwei Magen, wozu noch ein dritter kam‘, . Sebaldus Notanker . Das Wah allerhand Häusern“ und.
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innerlich aber felnen und reifen Erzählungen eigen. Eg ist nichts Gemachtes in ihnen; eine reiche, fesselnde Persönlichkeit steht hinter jeder dieser lebensvollen Gejchichten und durchdringt sie mit ihrem Wesen, das ebenso reich ist an Ernst wie an Freundlichkeit, an Ver⸗ stehen der Erwachsenen wie der Kinder, das der Menschheit sittliches Ziel unverrückbar festhält, für menschliche Schwäche und Torheit aber ein mildes Verstehen besitzt und über sie mit echtem, von Herzen kommendem Humor zu reden vermag. Die Büchlein eignen sich vor⸗ züglich für jede Schul⸗ und Volkebücherei; auch der Soldat im Felde wird in Ruhestunden gern zu ihnen greifen, wie sie unseren Ver—⸗ 6 in den Lasaretten über manche schwere Stunde hinweghelfen nnten.
Von den Kalendern, die für das kommende Jahr vorliegen, sei an erster Stelle der von dem Geheimen Regierungsrat und Stadt⸗ ältesten von Berlin Ernst Friedel herausgegebene Groß Berliner Talender, Illustriertes Jahrbuch 1915 genannt (Verlag von Karl Siegismund, Berlin, 2 ). Es ist das dritte Mal, daß dieser Kalender, der den Wert eines kulturhistorischen Heimatbuches besitzt, erscheint. Wie die vorausgegangenen Bände hietet auch der vorliegende einen anregenden und vielseitigen Inhalt. Das Jahr 1915 ist für die Mark Brandenburg und auch für Berlin ein Gedenkjahr eigener Art, ist jetzt doch ein halbes Fahrtausend ver flossen, seit die Hohen zollern ibre Herrschaft in der Mark antraten. Im Hinblick auf diese Fünfiahrhundertfeier eröffnet der Oberhofpreriger D. Bernhard Rogge mit einem Gedenkblait an den Kurfürsten Friedrich J. eine Reihe wertooller Beiträge, die der geschichtlichen Vergangenheit Branden- burgs und Berlins gewidmet sind und unter denen die Aufsäͤtze SHohenzollernmusik zur Reformationzeit! von Professor Dr. O. Fleischer, Vorsteher der Königlichen Musiksammlung, „Erinnerungen an einen Subskriptionsball aus der Zeit Kaiser Wilheims des Großen“ von Johannes Trojen und „Grotten und Grottie rer in friderizlanischer Zeit von Ernst Friedel genannt seien. Dem Ernst der kriegerischen Gegenwart trägt die Kriegschronik und ein Aufsatz „In ernster Stunde“ vom General der Infanterie von Pfaff Rechnung. Im übrigen ist der reiche geschichtliche und kulturgeschichtliche Inhalt wieder in fünf Abschnitte gegliedert, in denen Buder aus Groß Berlin und der Mark Brandenburg, aus Geschichte, Sige und Er—
innerungen, aus Kunst und Gewerbe, Handel und Industrie, aus Natur
und Technik, der Erinnerung und des Wissens Wertes aus Vergangen— heit und Gegenwart der engeren Heimat vor dem Leser vorüberzieben. Novellen, Erzählungen und Märchen vervollständigen den viel. eitigen Inhalt des Buches, das wieder mit 12 Monatshildern, die in Federzeichnungen von Wilhelm Thiele das Berliner Großstadtleben schtldern, und mit jzahlreschen anderen Abbildungen nach Originalauf— nahmen geschmückt ist. — Der von Albrecht Philipp und Horst Kohl herausgegebene Bismarck-Kalender auf das Jahr 1915 (Dleterichsche Verlagsbuchhandlung, Theodor Weicher in Leipzia; geh 1L20 ½, geb. 2 S, Luxusausgabe 6 S) schildert an der Hand von Briefen und anderen schriftlichen Urkünden Biemarck in der Revo— lutionszeit 1848/49. Das Bismarckwort, das das Büchlein als Leitspruch trägt: Kampf ist überall, ohne Kampf kein Leben, und wollen wir weiterleben, so müssen wir auch auf weitere Kämpfe gefaßt sem“, kennzeichnet den ganzen Inhalt auch dieses Lebensabschnitts des werdenden Staatsmanns. Kleinere Aufsätze und persönliche Er— innerungen an Bismaick bilden den übrigen Inhalt des gediegen aut— gestatteten Kalenders, dem 12 Bildertafeln mit Bildnissen aus dem Bismarckschen Kreise beigegeben sind. Eudlich set des vom Dürerbund herausgegebenen Ge sundbrunnen 1915 gedacht (geh. 60 43, geb 1 A6). Er enthält wieder eine Fülle sorgsam ausgewählter belletristischer Beiträge, volkstümlichen Aufsätze, Gedichte, Sprüche und Anregungen mannigfacher Art, die diesem Büchlein feit Jahren den berechtigten Ruf elnes der besten Volkskalender ein— getragen haben. Im Mittelpunkt dieses Jahrganges steht die be— deutendste der lebenden deatschen Dichterinnen, Marie von Ehner— Eschenbach, die eine reizende kleine Novelle, voll liebenswürdigen Humorg, eine ihrer warmherzigen, lebensvollen Tiergeschichten u. a. beigesteuert hat.
Wohlfahrtspflege.
Millionen Mark Spenden der deutschen Städte für Ostpreußen und Elsaß⸗Lothringen.
Der Aufruf, den der Deutsche Städtetag gemeinsam mit dem Reichsverband deutscher Städte um Spenden von Beiträgen zur Linderung der Kriegsnot in Ostpreußen veröffentlichte, hat reiche Früchte getragen. Bis jetzt sind, wie hiesige Blätter berichten, insgesamt 2225 628 M geieichnet. Hiervon gingen von den Mit⸗ gliedsgemeinden des „Verbandes der größeren preußtzischen Land⸗ gemeinden‘, der sich dem Aufruf des Deutschen Städtetages ange⸗ schlossen hatte, 41 204 M ein. Mitte Oktober erließ der Deutsche Städtetag gemeinschastlich mit dem Reichsverband deutscher Städte auch für die notleidenden Elsaß⸗Lothringer einen Aufruf an die deutschen Städte, der gleichfalls einen schönen Erfolg gezeitigt hat. Bis zum 13. November sind für diese 561 110 S gemeldet worden. In der Sammlung für die kriegsnotleidenden Ospreußen be— finden sich einige hübsche Einzelspenden. So hat das Personal einer Firma in Aue (Erzgebirge) „aus der Fremdwörterkasse! 20 6 ge⸗ sandt; von einigen Feldgrauen aus den Schützengräben stammen 14 66. Auch Vereine, Pfarrämter, Lehrer, Banken und Privat⸗ personen befinden sich unter den Stiftern. Von den Städten und Gemeinden haben seit dem 15. Oktober, dem vorletzten Abschlußtag, u. a. größere Beiträge (zum Teil einschlteßlich der Sammlungen) gespendet! Brandenburg a. H. 6000 6, Schöneberg 20000 ., Lichterfelde 2000 S, Steglltz 5000 „AM, Johannisthal 500 , Wittenau 200 ½, Treptow 1000 A6, Beelitz 500 S, Chemnitz 25 888 Ss, Celle 7245 6, Forst (Lausitz) 9700 S6, Gera (Reuß) IlI00 , Hildesheim 8102 M6, Hersord 3000 A, Harburg 14 750 4, Hamborn 5000 υις, Herzberg a. E. 1264 6, Mainz 10 000 (, Lauf a. P. 2225 S6, Metz 2500 V½ο, Mannheim 15000 (S, München 20 000 MÆ, Nürnberg 3000 A, Neukölln 8000 S, Olden—⸗ burg 6000 M, Oanabrück 35 000 AÆ, Posen 15 000 A6, Prenzlau 1I97 Æ, Qedlinburg 2500 S, Recklinghausen 1500 S, Remscheid g9o00 S, Stendal 2700 S, Siegen 50 000, Kreis Siegen 3000 4A, Storkow (Mark) 100 6, Senftenberg 1009 S½ und Strausberg 200 S6. Für Elsaß⸗Lothringen gingen beim Deutschen Städte⸗ tag u. a. ein: aus Berlin 109 000 υ von der Stadt, von einem Stifter 5 6 und zwei goldene Trauringe, aus Schöneberg 10 000 , aus Cöln 50 006 S, Charloitenburg 10 000 S6, Däüsseldorf 20 000 6, Darmstadt 5000 *, Deutsch Krone 250 S, Elberfeld 6000 S6, Frankfurt a M. 50 000 M6 von der Stadt und 50 000 aus einer Sammlung, Gotha und Göttingen je 2000 S6, Hildesheim 2500 MS, Halberstadt 3000 4A, Kiel 3000 M, Königsberg i. N. M. 100 S, München 20 000 M, Mannheim 15 000 S, Mainz 5000 ., Metz 7500 M6, Nürnberg 3000 S, Neukölln 2000 Sc, Olipa bei Danzig 200 6, Posen 5000 6, Rheydt 3000 AMS, Stuttgart 5000 A, Saarbrücken 6200 S, Stargard 1000 S und Wiesbaden 000 4.
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Die Organisation der Kriegshilfe für die Ange⸗ hörigen der technischen Berufsstände war Gegenstand der Beratung in einer Versammlung von Vertretern der größeren tech nischen Verbände, die vor einigen Tagen im neuen Hause des Vereing deutscher Ingenteure zu Berlin stattfand. Es konnte auch hier wieder sestgestellt weiden, daß das deutsche Wirtschaftsleben dank der außer⸗ ordentlichen Anpassungsfähtigkeit unserer Industrie dem durch den Krieg verursachten schweren Stoß vollkommen stand gehalten hat. Nach den Berichten der vom Verein deutscher Ingenieure organisierten Zentrralstelle für Ingenieurarbett ist auf einigen Arbeitsgebieten die Nachfrage nach Ingenieuren größer als das Angebot. Unter den staatlich oder akademisch geprüften jängeren Ingenieuren herrscht nur noch wenig Beschäftigungslosigkeit; dagegen ist es noch immer schwer, sür die älteren, namentlich die selb= ständigen Ingenieure geeignete Beschäftigung zu finden. An der Zentral⸗ stelle für Ingentieurarhelt sind beteiligt: Verband deutscher Architekten⸗
und Ingenteurvereine, Verein deutscher Chemiker, Verein deutscher
elngerichtet werden.
Eisenhüttenleute, Verband deutscher Elektrotechniker, Verein deutscher Gas. und Wasserfachmänner, Vereln deutscher Gießerei⸗ , Verein deutscher Ingenteure, Bergbaulicher Verein zu
ortmund, Gesellschaft deutscher Metallhütten! und Bergleute und Schiff bautechnische Gesellichaft. Die Zentralstelle, die ihren Sitz im Hause des Vereins deutscher Ingenieure, Berlin NW., Sommer— straße 4a, hat, befaßt sich nur mit der Unterbringung stellungsloser Ingenieure. Von im ganzen eingelaufenen 1706 Stellengesuchen sind zurzeit noch etwa 750 ernsthafte zu erledigen. Die Versammlung beschloß, die planmäßige Beschaffung und Ermitt⸗ lung geeigneter Arbeitsgelegenheit für die Angehörigen der technischen Berufsstände weiter auszubauen. Ferner wurde es als notwendig erkannt, für einen Ausgleich zwischen den einzelnen Arbeitsnachweisen ju sorgen, ohne deren Selbständigkeit zu beeinträchtigen. Lebhaft zu begrüßen sind auch die Beschlüsse, die eine innigere Zusammen arbeit der Unterstützungskassen anstreben. Lediglich der wirklich Bedürftige soll unterstützt werden, und dieser auch nur so weit, als es unbedingt erforderlich ist. Die Verwaltung des Unterstützungswesens nach einheitlichen Gesichtspunkten ist eine dringende Forderung der jetzigen Zeit. Grundsätzlich sind in erster Linie die staatlichen und kommunalen Beihilfen in vollem Umfange zur Linderung der Not heranzuziehen. Nur wenn diese nicht ausreichen, soll die private Fürsorge sowohl der Indunrie wie der Hilfs⸗ kassen, ergänzend eingreifen. Den Abschluß der für die An gehörigen der technischen Berufestände vorgesehenen Kriegehilfe bildet die Beschaffung von Unterkunft, Nahrung und Kleidung. Zu diesem Zwecke hat der Verein deutscher Ingenieure sein altes Vereins⸗ haus zu Berlin in der Charlottenstraße zur Verfügung gestellt, in dem unter hereitwilligster Hilfe des Nationalen Frauendienstes und ähnlicher Wohlfahrtsvereine bedürftigen Ingenieuren und anderen Angehörigen der freien Berufe saubere Wohnung und ein relch— liches Frühstück kostenfrei gewährt werden. Ferner ist auf diese Weise die Verbindung mit anderen Fürsorgeeinrich⸗ tungen geschaffen, die sich der in Not Befindlichen durch Verteilung von Speisemarken, Beschaffung von Kleidung usw. an— nehmen. Auch hier ist dasür gesorgt, daß das Heim im Vereins— hause nicht etwa ständigen Kostgängern der Hilfstätigkeit, jondern nur denjenigen offen steht, die bisher in geordneten Verhältnissen gelebt hahen, aus denen nur die Kriegszeit sie verdrängt hat. Es steht zu hoffen, daß es dieser unter Führung des Vereins deutscher Ingenteure eingeleiteten planmäßigen Arbeit der technischen Verbände gelingen wird, die Angebörlgen der technischen Beruféstände über den Krieg hinaus leistungefähig zu erhalten.
Die Landesversicherungsanstalten Berlin und Brandenburg haben je 100690 ½ für Liebesgaben, ins— besondere Wollsachen, den im Felde stehenden märkischen Truppen geipendet. Zwischen den beiden Anstalten ist die Vereinbarung ge troffen worden, daß die Liebesgaben der Landesversicherungsanstalt Berlin dem Gardekorpt, die der Landesversicherungsanstalt Branden burg dem III. Armeekorps überwiesen weiden. Die Lanzesversiche—⸗ rungsanstalt Berlin hat der Liehesgabensammelstelle des Gardekorps folgende Sachen überwtiesen: 6200 gestrickte Wollwesten, 1209 wollene Decken, 6000 Kovpfschützer, 1300 Wolljacken, 6000 Paar Strümpfe, b000 Leibbinden, 265 800 Paar Fußlappen und 700 kg Eßschokolade.
Der Nationalstiftung für die Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen sind durch den Praͤsidenten der Kai erlichen Generaldirektion der Etsenbahnen in Elsaß⸗ Lothringen als zweite Rate der Spenden der Beamten und Arbeiter der Reichseisenbabnverwaltung 20 000 (, insgesamt somtt von dieser Seite 365 000 S überwiesen worden. Ferner wurden u a. von dem Inhaber eines der bedeutendsten Häuser in Berlin, der nicht genannt sein will, von der Zuckerfabrik Kujawien in Amsee und von der Rheinischen Metallwaren und Maschinenfabrik in Düsseldorf je 5000 MS, von der Rickmers-Linie, Hamburg, als Stiftung der Besatzung des Dampfers „Sophie Rickmers“ 1000 S übermittelt. Weitere Geld⸗ spenden werden dringend erbeten; es werden auch gute Staats papiere und Obligationen entgegengenommen von den bekannten Zahlstellen sowie dem Bureau, Berlin NW. 40, Alsenstraße 11.
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.
Die Ausstattung der Vereinslazarettzüge vom Roten Kreuz sichert den Verwundeten und Erkrankten eine Behandlung und Pflege, die allen modernen Anforderungen gerecht wird. Während die Ausstattung der Lazarettzüge der Militärverwaltung schon im Frieden bereitgestellt ist, müssen die Vereinslazarettzüge erst während des Krieges mit möglichster Schnelligkeit und doch größter Sorgfalt Die Ausstattung ist unter Berücksichtigung des Zig und Wagenmaterials etwas verschieden. Als Norm gilt bel den Vereinslazarettzügen für den Transport liegend zu befördernder Ver— wundeter und Erkrankter folgendes: Jeder Zug umfaßt 40 Wagen 4. Klasse für Kranke, 2 Wagen 2. und 3. Klasse für Personal, 1 Gepäckwagen und 2 Heizkesselwagen. Dem Personal sind u. a. beigegeben 1 leitender Arzt, 3 weitere Aerzte, 1 milttärischer Trans—⸗ portführer, 1 Rechnungsführer, 2 Köche, 4 Kiankenschwestern, 36 Krankenpfleger. Der Zug bietet Raum für 320 Lagerstellen, die gegen Fahrterschütterungen möglichst geschützt sind. Gewöhnlich stehen zwei Bettragen übereinander. Die Einteilung in drei Verbandräume, jwischen je 19 Wagen einer, erweist sich als äußerst prattisch. Der mittlere, größte Verbandraum enthält Operationstisch, Sterilisier⸗ apparat, Instrumenten⸗ und Medikamentenschrank. Mehrere Verband⸗ und Apothekenkisten sind so reich gefüllt, daß während der Fahrt oder auf den Verbandstattonen im Bedarfsfalle an andere Lazarette abgegeben werden kann. Die Kücheneinrichtungen und. Venrpflegangsborräte der Vereinslazarettzüge gewährleisten völlige Unabhaängigkett von allen ungünstigen Kriege verhältnsssen. Jeder Zug führt u. a. mit 24 Schock Trinkeier, je 400 Pfund Eihsen, Graupen Reis, Grieß, Haferflocken, Buchweizengrütze; ferner in ähn⸗ lichen Mengen Gemnüse. und Fletschkonsen ven, darunter 400 gebraucht ferlige Konserven (Reis mit Hammelfleisch. Bohnen mit Rindfleisch usw. , Wurst⸗ und Schinkenwaren, 10 Pfund Fleischextrakt, 2009 Boutllonwürfel, 6 Kisten mit kondensterter Milch. Alles das ist erst nach Auabruch des Krieges vom Zentralkomitee der deutschen Vereine vom Roten Kreuz beschafft worden. Dazu fommen dann noch aus
den Sammeldepots zahlreiche Gaben der allgemeinen Liebestätigkeit.
Von allen diesen reichhaltigen Vorräten wird gern über den Bedarf des Vereinelazarettzuges hinaus abgegeben, besonders im Osten, wo Not herrscht. Vielfach meldet sich die Hilfsfreudigkett auch noch auf den Verbandstellen. Wenn es auch den Verwundeten und Gikrankten im Vereinslazarettzuge an nichts fehlt, so ist es ihnen doch stets ein erhebendes Gefühl, daß man bei der Rückkehr in die Heimat ihrer gujopfernden Kriegsarbeit so liebevoll gedenkt. Sehr wertvoll zeigt sich die auf Veranlassung Selner Majestät des Kaisers und Königs jedem Vereinslazarenizuge aus den Beständen der Königlichen Haus bibliothek einverleibte Lazarettbücheret. Manche Vereinslazarettzüge verfügen noch über Fernsprechapparate von Wagen zu Wagen sowie üher eine bakteriologische Einrichtung. In kelnem Zuge seblt de GEievorrat. So ist mit Umsicht und Liebe alleg getan, um die Ver⸗ wundeten und Erkrankten von der kritischen Transportzeit in die naturgemäß noch viel sorgfältigere Behandlung der heimatlichen Lazarette auf festen Boden überzuleiten.
— KJ 2 6 ö
3weite Beilage
zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.
M 28 O.
Berlin, Sonnabend, den 28. Novemher
1914.
Berichte von deutschen Getreidebörsen und Fruchtmärkten.
aer
1914
Hauptsächlich gezahlte Preise für 1 t (1000 kg) in Mark
November Marktorte
Tag
[
5
mittel
Königsberg i. Pr.. k . ,,
Hamburg . . . Q , , r , , . . , m ,
1914
2286 235 297 298
Braugerste Futter gerste
Bayerische Marktorte
November Tag
mittel
gering gut mittel gering gut gering
11 e ö
Anmerkung. ) über 68 kg. Berlin, den 28. November 1914.
216 217
Kaiserliches Statistisches Amt. Del brůck.
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210
Verkehrswe sen. Unbegründete Feldpostklagen.
Sie sind Legion, sagt die Postbehörde. Und da die Post dem Publikum nichis Unwahres mitzuteilen pflegt, wird man ihr dies glauben dürfen. Wessen Beruf es mit sich bringt, tagtäglich Feldpostbeschwerden zu lesen, der muß sich manchmal sagen, daß bei etwas weniger Nervosität und mehr Ruhe im Urteil manche Beschwerde unausge⸗ sprochen oder ungeschrieben bliebe. Wie oft hat in den letzten Wochen in den Zeilungen gestanden, daß die Abbeförderung der Pakete nach dem Felde durch die Militär⸗ und Eisenbahnverwaltung erfolgt, nicht also durch die Feldpost, und daß bei der großen Menge der Pakete auf eine rasche Ueberkunst nicht gerechnet werden darf, weil die Militärbehörde auf ihren Etappenstraßen den zahl⸗ reichen und wichtigen militärischen Transporten mit Munition, Verpflegung, Truppen und Verwundeten selbsi— verständlich unbedingt den Vorrang einräumen muß! Gleich— wohl klagt das Publikum über zu langsame Beförderung der Feldpakete und macht die Post dafür verantwortlich, selbst dann, wenn die Pakete in der Heimat bei dem Truppenteil (Ersatz⸗ bataillon) unmittelbar aufgeliefert worden sind und die Post also mit diesen Sendungen überhaupt keine Befassung ge habt hat. Wieviel ungerechtfertigte Beschwerden fußen auf der Behauptung, daß bei der Post eine Unzahl von Feldpostsendungen unterschlagen werde, weil viele Briefe draußen im Felde den Empfänger nicht erreichen! Daß es Briefmarder bei der Post gibt, hat die Postbehörde nie beschönigt. Solche Subjekte hat es immer gegeben und wird es weiterhin geben, solange die Post und die Menschheit besteht. Aufgabe der Poft— verwaltung ist es deshalb, mit allen Mitteln dauernd darauf hinzuwirken, daß diese bedauerlichen Fälle große Ausnahmen bleiben und das Vertrauen des Publi— kums in die Integrität der Postbeamtenschaft nicht erschüttertꝛ wird. In Friedenszeiten liest man nur ganz gelegentlich einmal in den Zeitungen von einem entlarvten oder verurteilten Briefmarder, obwohl naturgemäß bei dem Riesenpersonal der Postverwaltung jährlich vielleicht gegen 100 Personen und mehr deshalb vor Gericht kommen! Womit erklärt sich dies? Weil der Gegenstand nicht aktuell ist, die Presse daher kein Interesse daran hat, jeden Einzelfall zu melden, und deshalb nur besondere Fälle von ihr aufgegriffen werden. Gegenwärtig ist das anders. Jeder Fall kommt z. 3. in die Oeffentlichkeit und wird in den Zeitungen gebrandmarkt. Der Posibehörde kann dies insofern nur willkommen sein, als die Gerichte Unterschlagungen und Beraubungen von Feldpost— sendungen, durch die unsere tapferen Krieger im Felde ge⸗ schädigt werden, mit schwerer Strafe ahnden und dieser Um— stand abschreckend auf solche Elemente wirken muß, in denen sich beim Anblick zahlloser Feldpostpäckchen unlautere Triebe regen. Deshalb macht auch die Postbehörde noch innerhalb ihrer vier Wände das in Betracht kommende Personal nachdrücklich auf, die Folgen derartiger Delikte aufmerksam und stellt un— nachsichtige strafgerichtliche Verfolgung jedes Falles in sichere Aussicht. Es ift daher mit großer Wahrscheinlichkeit an— zunehmen, daß, nachdem jetzt die ersten Fälle der Entwendung von Feldpostpäckchen, die natürlich schon Wochen zurück⸗ liegen, abgeurteilt worden sind, weitere Vergehen dieser Art künftig nicht mehr viel von sich hören lassen werden. Dies
wird um so mehr der Fall sein, je mehr das Publikum sich
allmählich darüber klar wird, daß es zwar sehr bequem ift, die vielen Verluste von Feldpostpäckchen — tatfächlich handelt es sich dabei oft nur um scheinbare — ohne weiteres auf verbrecherische Handlungen zurückzuführen, während diese in Wirklichkeit nur eine ganz neben⸗ sächliche Rolle spielen und der Krieg es ist,' der hie große Mehrzahl, auch dieser Briefverluste hat. Man tut daher der Postbehörde und ihrem in lang⸗ jähriger Friedensarbeit bewährten Personal bitter Unrecht, wenn man die in den Zeitungen jetzt regelmäßig mitgeteilten Ent— larvungen von Feldpostbriefmardern, die durchweg gerade der Mitwirkung der Postbehörde und ihrer Organe zu verdanken sind, als etwas anderes ansieht als Einzelfälle, die keine Ver⸗ allgemeinerungen zulassen. Dazu kommt, daß diese Einzel⸗ delikte fast nur Leuten zur Last fallen, die überhaupt keine Postbeamte sind, sondern Zivilpersonen, die nach der Mobilmachung, wo 70 000 Postbeamte und Unterbeamte zu den Fahnen gingen, aus der Klasse der Arbeitslosen eingestellt wurden, zumal es auch keinen anderen Eisatz gab. Das
Berlin schlägt, laut Meldung des
i Def * ; m Gefolge von der Verwaltung vorgeschlagene Verwendung des Reingewinns
Publikum mag überzeugt sein, daß die Reichspostbehörde, die es in Friedenszeiten erfolgreich verstanden hat, unter ihren Leuten, einschließlich des nichtbeamteten Hilfspersonals, das alte deutsche Sprichwort „Ehrlich währt am längsten“ zur vollen Geltung zu bringen, auch jetzt im Kriege alles aufbietet, um sich ihren guten Ruf weiter zu sichern. Hieran nicht zu zweifeln, ist die Pflicht jedes Deutschen. Die Frage, wo die vielfach dem Empfänger nicht zugegangenen Feldpostbriefe bleiben, beantwortet eine kürzlich im Reichspostamt gefertigte Darstellung. Diese Schrift „Wo bleiben die nicht angekommenen Feldpostbriefe?“ gibt die Ge⸗ heime Kanzlei des Reichspostamts in Berlin W. 66, wenn man sich durch Postkarte an sie wendet, kostenfrei an den Be steller ab.
Vom 2. bis einschließlich 8 Dezember werden wieder Feld post⸗ briefe nach dem Feldheer im Gewicht von 250 bis 500 g zu— gelassen werden.
Für die in Gefangenenlagern und Zivilgefängnissen auf militärische Anorznung untergebrachten Zivilpersonen feindlicher Staaten finden die für den Postverkehr der Kriegsgefangenen erlassenen Bestimmungen Anwendung.
Handel und Gewerbe.
(Alus den im Reichsamt des Innern zusammen« gestellten „Nachrichten für Handel, In dbustrie und Landwirtschaft“ )
Niederlande.
Ausfuhrverhote. Durch Königliche Verordnung vom 14. No⸗ vember 1914 ist die Ausfuhr von frischem, gesalzenem, ge— trocknetem und ageräuchertem Speck, zerlaffenem und unzerlassenem Schwetne, und Rinderfett sowie von Mischungen dieser Fette untereinander und mit anderen Fetten verboten worden. (Telegramm des Kaiserlichen General⸗ konsulais in Amsterdam.)
Duich drei Königliche Verordnungen vom 16. November 1914 (.Staatsblad' Nr 534, 535 und 536) ist die Ausfuhr von Pyrit, Gassl und Benzin sowie von Knochen verboten worden. (Neder— landsche Staarscourant.)
Dle Bestim mungen über die Neuregelung des Mora— toriums in Oesterreich liegen nunmehr im Wortlaut vor. Der Heutsch Oesterreichtsch⸗Ungarische Wirischafts erband in Berlin W., Am Karlsbad 16, hat einen Abdruck der bezüalichen Bestimmungen berstellen lassen, der den Interessenten gegen Erstattung der n gfdungs⸗ auslagen unentgeltlich übermittelt wird. ö
Berliner Großhandelspreise für Speisekartoffeln. Im Berliner Kartoffelgroßhandel wurden nach den Ermittlungen der von den Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin gebildeten Ständigen Hevutation für den Kartoffel bandel in der Zeit vom 33. bis 26. November 1914 folgende Preise (für 100 kg gute, gesunde Ware, ab Berliner Bahn⸗ böfen) vejahlt: Dabersche Kartoffeln 700— 775 , Magnum bonum 7, 99 — 776 ½ις, Woltmann 5.75 — 6.50 S, Stlesia und andere runde weiße Speisekartoffeln 6.6 — 6 50 6. Infolge der demnächst in Kraft tretenden Höchstpreisfestsetzungen war die Nachfrage gering
und das Geschäft sebr ruhig. — Die Elektrische Licht, und Kraftanlagen A.⸗G. .W. T. B.“ eine Verteilung von 5o/o Dividende vor. Mit Rücksicht auf die Zeitverhältnisse sind die Aktiven mit besonderer Vorsicht bewertet worden, sonst wäre die
gleiche Dividende wie im Vorjahre (7x00) zur Verteilung ge— kommen.
— Die gestrige Generalversammlung der Rheinischen Stahlwerke Akttengesellschaft in Duisburg Meiderich, in der 51 Aktionäre 19678 609 66 Aktienkapital vertraten, genehmigte laut Meldung des . W. T. B.“ den Jahresabschluß und erteilte der Veiwaltung Entlastung. Die Versammlung genehmigte sodann die von 5 905 219 S6. JBanach gelangt am 1. Dezember an die Aktionäre eine Dividende von 10 0 zur Auszahlung. Ueber die gegenwärtige Geschäftslage teilte der Vor— stand u. a. folgendes mit: Infolge der erheblichen Verkehrsstockungen während der Mobilmachung und durch die Einziehung eineg großen Teils der Arbeiterschaft, und zwar gerade des für die Gesellschaft wertvollen Teiles, sind die Betriebe stark beeinträchtigt worden sodaß von den fünf Hochöfen der Gesellichast, die im Feuer waren, drei gedämpft werden mußten und der Betrieb vom Tage der Mobllmachung an nur imst zwei Hoch- öfen fortgesetzt werden konnte. Nachdem eine gewisse Klärung der Ver bal tnisse eingetreten war und die Anpassung an die ver— änderten Verhättnisse sich vollzogen hatte, konnte im September wieder
ein dritter Hochofen in Betrieb genommen werden; diese drei Hochöfen stehen bis jetzt voll im Feuer. Damit ist die Gesellschaft etwa mit 60 oo ihrer normalen Erzeugung heschäftigt und sie hofft, den Be— srieb dieser drei Hochöfen auch für die Zukunft, soweit sie sich jetzt übersehen läßt, aufrecht erhalten zu können. Der Monat. August hatte, wie bei allen Werken, auch für die Gesell chat ein ehr schlechtes Ergebnig, well gerade in diesen Monat sich die Einflüsse der Mobilmachung außerordent⸗ lich start geltend machten. In den folgenden Monaten haben sich dte Ergebniss: wieder besser gestaltet; zurzein ist die Ge ellschaft in vollem Umfange, mit ihrer jetzigen Erzeugungs möglichkeit beschäftigt und hat auch in diesem Umfange Absatzmöglichkeiten. In A-Pro- dukten, die vom Stahl weiktsperbande dem Werke zugewiesen werden, liegen für befri-digende Zeit Uererweisungen vor. In B- Produkten, die die Gesellschafi selbst verkauft, liegen noch Aufträge vor, die für eige ganze Reihe von Monaten ausreichen. Die Selbstkosten sind natürlich durch den verringerten Berrieb gestiegen, und diefen stark gestiegenen Selbstkosten siehen nicht entsprechende Verkaufspreise gegenüber. — Im Kohlenmarkt wurden auf der Zeche Zentrum auch 60 e der normalen Kohlenförderung gefördert. Der Bedarf an Kohle ist sehr groß und kann zum Teil nicht befriedigt werden. Eine Stetgerung der Förderung ist aber nicht möglich, weil eine Mehr⸗ förderung an dem Mangel an Arbelte kräften scheitert. Etwas not- lseidend ist der Koksmartt, dagegen sind die Nebenerzeugnisse, wie Ammoniak, Benzol und die Teererzeugnisse, außerordenttich begehrt. Laut M ldung des. W. T. B. ist ein österreichifches
Schatzwechsenrgeschäft über 290 000 009 4 von einem Konsortium, bestebend aus der Dircction der Diseonto. Gesellschaft, dem Bankbause S. Bleichröder, der Deutschen Bank und dem Bankhause Mendels— sohn Co, abgeschlossen worden. An dem ungarischen Schatzwechsel geschäft über 1900 000 000 6 sind beteiligt die Direction der Dig⸗ . und die Bankhäuser S. Bleichröder und Mendels.« ohn C Go.
London, 27. November. (W. T. B.) Silber 226, Privat= diekont 23. Bankeingang 265 000 Pfd. Sterl.
Berlin 28. Nodember. Produkte nmarkt. Die amtlich er⸗ mittelten Preise waren (für 1000 kg) in Mark:
Weizen geschäftslos.
Roggen geschäftslos.
Hafer geschäftslos.
36 n m oö,
eizenme hl (für kg) ab Bahn und Speicher Nr. 00
35.75 = 40,00. Steigend. ö h peich
Roggenmehl (für 1909 kg) ab Bahn und Speicher Nr. 0O und 1è gemischt 30 00 — 3125. Fest.
Rü bösl geschäftslos.
Amtlicher Markthericht vom Magerviehhof in Friedrichsfelde. Rindermarkt am Freitag, den 27. November 1914.
Auftrieb: 247 Stück Rindvieh, 259 Stück Kalber. Milchkühe... . 1203 Stact w d un geil, u . . des Marktes: Mittelmäßiges Geschäft; Preise unber⸗ andert. Es wurden gezahlt für: Milchkühe und hochtragende Kühe: d JJ J
Qualität
450-520 p Ausgefuchte Rübe ber Noth.
Tragende Faͤrsen: ö
Qualität. ö Zugochsen: ä Zentner Lebendgewicht I. Dualität II. Qualltät a. Gelbes Frankenvleh, Schein⸗ k , C. Süddeutsches Scheckvieh, Simmenthaler, Bayreuther. . Jungvteh zur Mast; Bullen, Stiere und Faͤrsen . 33— 36 * 28 — 32 . Ausgesuchte Posten über Noth.
5 8 1 K 5.
Kursberichte von auswärtigen Fondsmärkten.
Bordeaux, 26. November. (W. T. B.) 3 (o Frangzöstsche Rente 73,50, oo Russen von 1906 38 00, Spanische außer Anleihe S060, Atgvvter unifinerte 83; 50. Credit Lwonnais 1009, Suezkanal 4000, Panamakanal 97 00, Mir Tinto 1270.