1914 / 283 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 02 Dec 1914 18:00:01 GMT) scan diff

Bewerbungsgesuche sind zum 15. März 1915 an den unter— zeichneten Senat, Verlin z. 8, Pariser Platz 4, einzureichen.

ö 6 . ind . ein au icher Lebenslauf, aus dem insbesondere der Gan der künstlerischen Aushildung ersichtlich ist. ; b. von jüdischen Bewerberinnen der Nachweis der Religion,

e ein amtliches Bedurftigkeitsattest, AI. von ö der Hochschule für Musik ein Zeugnis dieser Anstalt darüber, daß die Bewerberin dem Studium der Gesangskunst bezw. der Instrumentalkunst an der Hochschule obliegt.

Berlin, den 2. Dezember 1914. Der Senat der Königlichen Akademie der Künste,

Sektion für Musik. Gernsheim.

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 32 der Preußischen Gesetzsammlung enthält unter

Nr. 11 384 einen Erlaß des Staatsministeriums, betreffend Anwendung des vereinfachten Enteignungsverfahrens bei dem Bau der Hoch⸗ und Untergrundbahn Berlin⸗Neukölln, vom 23. November 1914, und unter

Nr. 11 385 einen Erlaß des Staatsministeriums, betreffend Anwendung des vereinfachten Enteignungsverfahrens auf Chausseebauunternehmungen im Kreise Niederbarnim, vom 25. November 1914.

Berlin W. 9, den 1. Dezember 1914.

Königliches Gesetzlammlungsamt. Krüer.

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Preusen. Berlin, 2. Dezember 1914.

Am 30. November d. J. starb in Breslau im Alter von 51 . der vortragende Rat im Ministerium der öffent⸗ lichen Arbeiten, Geheime Oberregierungsrat Dr. jur. Friedrich Münchgesang infolge einer Typhuszerkrankung, die er sich auf dem östlichen Kriegsschauplatze zugezogen hatte. Obschon ö. längerer Zeit aus dem Militärverhältnis ausgeschieden, tellte er sich unmittelbar nach Aushruch des Krieges als Ritt⸗ meister dem Heere zur Verfügung und folgte mit seinen beiden Söhnen dem Rufe zu den Fahnen. Lebhaft beteiligt an den Kämpfen der ersten drei Monate hatte er sich das Eiserne Kreuz erworben.

Der Verblichene, der bereits während seiner mehrjährigen Tätigkeit als Regierungsassessor bei der Königlichen Regierung in Potsdam die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hatte, wurde im Alter von 35 Jahren im Jahre 1898 in das Ministerium der öffentlichen Arbeiten als Hilfsarbeiter berufen, im Jahre 1903 zum vortragenden Rat und im Jahre 1906 zum Ge⸗ heimen Oberregierungsrat ernannt. Im Ministerium lag ihm vornehmlich die Bearbeitung der baupolizeilichen Angelegen⸗ heiten ob. Um die Hebung und Ausgestaltung dieses wichtigen Zweiges staatlicher und kommunaler Tätig— keit hat er sich mit großem Erfolge verdient ge— macht. Sein besonderes Interesse war in den letzten Jahren der Umgestaltung und Verbesserung der für Berlin und die Vororte geltenden baupolizeilichen Bestimmungen und der Erreichung hoher städtebaulicher Ziele auf dem Gebiete der Fluchtlinienfestsetzung gewidmet. Auch bei größeren gesetz— geberischen Aufgaben, so zuletzt bei den Verhandlungen über den Wohnungsgesetzentwurf, hat er dem Staate wertvolle Dienste geleistet. Die Staatsbauverwaltung verliert in ihm einen Beamten, der mit hoher geistiger Begabung und un⸗ ermüdlicher Schaffensfreudigkeit ein ungewöhnlich klares Urteil und einen festen, zielbewußten Willen verband. Von großer Gewandtheit im dienstlichen Verkehr, erwarb er sich durch die Liebenswürdigkeit seines Wesens und die Lauterkeit seines Charakters in weitesten Kreisen Wertschätzung und Vertrauen. Mit dem tiefen Schmerze um den so frühen Abschluß eines kraftvollen und noch vielversprechenden Wirkens wird die dankbare Erinnerung an die Persönlichkeit des Verstorbenen bei allen, die ihm nahe getreten sind, stets lebendig bleiben.

Am 29. November starb an einem Herzschlage der Hilfs⸗ arbeiter beim Reichsbankdirektorium, Kaiserliche Bankassessor Ernst Semmler im Alter von 47 Jahren. Er stand seit 1891 im Reichsbankdienst, war als Bankvorstand in Eupen und Paderborn, demnächst als zweiter Vorstandsbeamter der Reichs⸗ bankstellen in Köslin und Essen und seit 25. Mai d. J. im Reichsbankdirektorium tätig. Die Reichsbank verliert in ihm einen ausgezeichneten, begabten und pflichttreuen Beamten, der ihr auf allen seinen Posten und besonders noch in den schweren Monaten nach dem Kriegsausbruch vortreffliche Dienste ge⸗ leistet hat.

Es mehren sich die Belege dafür, daß England im Verein mit Belgien den Krieg gegen Deutschland nicht nur diplomatisch, sondern auch militärisch schon im Frieden energisch vorbereitet hat. Wie die „Norddeutsche Ällgemeine Zeitung“ mitteilt, erbeuteten unsere Truppen neuerdings geheime militärische Handbücher über Belgiens Wege und Flüsse, die der englische Generalstab Belgium, Road and River Reports prepared by the

eneral Staff. War Oftice) herausgegeben hat. Es liegen 4 Bände dieses Handbuches vor, von denen Band L bereits 1912, Band H 1913, Band III (in 2 Teilen) und Band 19 1914 gedruckt wurden. Sie haben den Aufdruck: „Vertraulich. Dieses Buch ist Eigentum der britischen Regierung und ist be— stimmt für die persönliche Information von.. . , der für die sichere Aufbewahrung des Buches selbst verantwortlich ist. Der Inhalt ist nur berechtigten Personen zu eröffnen.“

Die Handbücher enthalten auf Grund militärischer Erkundungen bie denkbar genauesten Geländebeschreibungen. Der Eingangsvermerk lautet: ‚Diese Berichte können nur den Zustand der Wege zu der Zeit wiedergeben, in der sie erkundet wurden. Es wird stets ratsam sein, sie vor Benutzung abermals zu erkunden, um sich zu versichern, daß ste nicht durch Reparaturen, Rohrlegungen usw. gesperrt sind. So wird z. B. in Band 1 Sette 150 ff. die große Straße Nieuport Dixwaiden Mpregs Menin Toutcoing Tournai nach Wegebeschaffenheit, Gelände, taktischen Rück⸗ 3. Beobachtungshunkten und Wasserverhältnissen an der Hand

eigesügter Karten besprochen. In dieser Besprechung werden die 1 der Straße gelegenen Ortschaften aufgezählt und beschrieben. ir finden ihre gengue Entfernung von einander sowie eingehende

Brücken, Kreuzungen, Telephon, und Telegraphenstellen, Eisenbahn— stationen einschlleßlich Länge der Plattsormen und Rampen, Klein⸗ bahnen, Petroleumtankstellen usp. Stets wird mitgeteilt, ob die Bevölkerung ganz oder teisweise französtich spricht.

Als Heispiel seien die taltischen Bemerkungen über Dixmulden auf Seite 151 wörtlich mitgeteilt: ‚Dixmuiden wird von Norden oder Süden schwer zu nehmen sein. Die beste Verteidigungsstellung gegen Süden wäre westlich der und bis zur Straße der Bahndamm, östlich der Straße eine Reihe kleiner Hügel. Westlich der Straße ist das Schußfeld auf 1500 Yards gut, östlich davon ist der Ausblick durch Bäume behindert. Zwei Bataillone würden für die Besetzun ausreichen. Dle feindliche Artillerie würde ahr en g nahe Hoogmolen und Veartkant stehen. Sonst ist dort taktisch nichts von Bedeutung, auch nichts vorhanden, was das Marschtempo verzögern könnte. Beobachtungspunkt: die Mühle von Reencheek mit freiem Rundblick und der Koelberg, 78 Meilen von Ypern, mit Aushlick nach Ost und Süd.“ Nebenbei bemerkt, werden in der Regel die Kirchtürme als gute Beobachtungsposten angegeben.

In gleich eingehender Weise wird dann der ganze Scheldelauf mit allen Nebenflüssen, Ortschaften, Landungs, und Uebergangs— . Breiten und Tiefen, Brücken, Bootsvorräten usw.

eschrieben.

So bilden die handlichen Bände für den Führer, General⸗ stabsoffizier und Unterführer jeden Grades einen vortrefflichen Wegweiser. Ihm beigegeben sind eine nach Gemeinden und Dörfern geordnete Einquartierungsübersicht mit Zahlen der Belegungsfähigkeit, der vorhandenen Transportmittel und allen sonstigen Angaben, deren ein Ortstommandant bedarf, und eine Zusammenstellung von wichtigen Fingerzeigen für Flugzeugführer in dem Teile von Belgien, der südlich der Linie Charleroi Namur Lüttich liegt, sowie für die Umgegend von Brüssel. Dieses außerordentlich sorgsam und übersichtlich abgefaßte Merkbuch wird durch eine Karte der Landungsplätze i fn 56 die Aufschrift geheim und stammt aus dem Juli 1914.

Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ bemerkt hierzu:

Dtese militärgeographischen Handbücher sind nun nicht etwa erst kurz vor oder gar während des Krieges hergestellt. Das wäre von der Drucklegung abgesehen auch nicht möglich gewesen. Das Material dafür wurde vielmehr, wie Bemerkungen über den einzelnen Abschnitten besagen, seit 19099 durch Einzel⸗ erkundungen gesammelt. Der erste Band wurde dann 19812 gedruckt. Die Leitfäden beweisen somit eine seit 5 Jahren betriebene eingehende Vorbereitung für einen Feldzug im neutralen Belgien. Es sind nichts anderes als geheime Dienstvorschriften für ein dort kämpfendes englisches Deer. Der englische Generalstab hat sich mithin schon seit geraumer Zeit auf diesen Fall soweit eingerichtet und ihn so sicher vorausgesehen, daß er die mübselige Arbeit der Zusammenstellung dieser milttaäͤrischen Handbücher duichführte. Ohne eine bereitwillige weitest⸗ gehende Unterstützung der belgischen Regierung und der Militärbehörden war eine solche Arbeit nicht zu leisten. Der. artig erschöpfende, bis ing kleinste gehende strategische und taktische Angaben, wie die oben mitgeteilten, oder so genaue Daten über das rollende Material, über Schleusen und Brücken kann man auf andere Weise nicht beschaffen. Die Belegungsfähigkeitslisten, die über Belgien verfügen, als ware es das eigene Land, können nur von der helgischen Regierung stammen. Hier ist zweifellos amtliches belgisches Material benutzt worden. Man hat es für englische Zwecke zurecht gemacht oder an vielen Stellen einfach ins Englische ühersetzt.

So eingehend hatten England und Belgien bereits im Frieden ein militärisches Zusammenwhken miteinander verabredet. Belgien war eben politisch und militärisch nichts anderes als ein Vasall Englands. Die Enwhüstung, die England heute wegen Deutschlands angeblichen Neutralitälsbruchs vor aller Welt zur Schau trägt, wird durch diese Dokumente als völlig haltlos und ungerecht erwiesen. Wenn jemand Anspruch darauf hat, empört zu sein, so sind es wir. Als anläßlich unserer Operationen an der Küste die englische und französische Presse höhnisch meinte, wir seien über die Gefahren des Ueberschwemmungsgebietes im sogenannten Polderland nicht unterrichtet, hatte sie insofern recht, als wir Belgiens Geländeverhältnisse zu Beginn des Krieges allerdings nur soweit kannten, wie sie sich aus den im Buchhandel käuflichen Quellen er— gaben. Um so wertvollere Beutestücke waren daher für uns die englischen Erkundungsberichte und vorzüglichen Karten. Wir konnten die es außerordentlich nützliche Material sofort unseren elgenen Zwecken dienstbar machen und England mit seinen eigenen Waffen bekämpfen. Darin liegt für die sorgsame Arbeit unserer Gegner wohl die beste Kennzeichnung.

Das Oberkommando in den Marken macht, wie „W. T. B.“ mitteilt, erneut darauf aufmerksam, daß der Verkauf von Waffen, Pulver und Sprengstoffen an Zivilperso nen verboten ist; ebenso ist es verboten, daß Hivilpersonen eine Waffe tragen, sofern es ihnen durch die Ortspolizeibehörde nicht ausdrücklich gestattet ist. Die Aus— übung der Jagd wird hierdurch nicht eingeschränkt, da der Besitz des Jagdscheins zum Tragen von Waffen und zum Kauf

von Jagdmunition berechtigt.

Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ sind die Ausgaben 241, 242, 243 und 244 der Deutschen Ver—⸗ lustliften beigelegt. Sie enthalten die 91. Berluftliste der preußischen Armee, die 85., 8S6., 87. und 88. Verlust⸗ liste der bayerischen Armee, die 66. und G67. Ber— lustliste der sächsischen Armee und die 69. Verlustliste der württembergischen Armee.

Oesterreich⸗Ungarn.

Der Erzherzog Karl Franz Joseph ist in Wien ein— getroffen und gestern vormittag vom Kaiser in Audienz empfangen worden, in der er über die Lage auf dem nördlichen Kriegsschauplatze Bericht erstattete. Am Nachmittag ist der Erzherzog wieder abgereist.

Die „Wiener Zeitung“ veröffentlicht eine Verordnung des Ministers des Auswärtigen, durch die die Ausübung der Konsulargerichts barkeit in Neu Griechenland und auf der Insel Kreta aufgehoben wird.

Im un garischen Abgeordnetenhause führte gestern der Finanzminister bei den Verhandlungen über die Sondersteuer für Kriegshilfe in Erwiderung auf oppo— sitionelle Bemerkungen laut Bericht des „W. T. B.“ aus:

Er wolle ausländische Aktiengesellschaften auch nicht ausnahms, weise dieser Sonderbesteuerung unterzlehen. Es sei rechtlich schwer zu entschelden, welche Unternehmungen eigentlich als ausländische Akttengesellschaften zu bezeichnen seien. Wenn einzelne Staaten gegen das Vermögen ungarischer Staatsbürger Verfügungen träfen, so sei dies bedauerlich, werde sich aber an jenen Staaten selbst rächen. Ungarn beschränke sich nur auf Vergeltungsmaßnahmen im engeren Sinne. Es dürfe auch in Kriegszeiten der Gesichtspunkt nicht ganz außer acht gelassen werden, . Ungarn in Zakunft ausländtsches Kapital aufsuchen werde, und daher durften gegen ausländisches Kapital keine Ausnahmeverfügungen

Angaben über das elnschlägige Wegenetz in bezug au Steigungen,

Großzbritannien und Irland.

Wie amtlich gemeldet wird, hat sich der Kön ig Georg vorgestern abend nach Frankreich begeben, um das Haupt⸗ quartier des Expeditionskorps zu besuchen.

Dem „Daily Chronicle“ zufolge hat die Regierung die Aus fuhr von Leinöl nach Holland verboten.

Der dänische Dampfer „Mary“, auf der Fahrt von Esbjerg nach Grimsby, ist am Sonntag in der Norbsee auf eine Mine geraten und gesunken. Die vierzehn Mann starke Besatzung rettete sich in zwei Booten. Der Kapitän und sieben Mann, die sich in dem einen der Boote befanden, wurden von dem Dampfer „Juno“ von der Wilson⸗ Linie aufgenommen und in Grimsbh gelandet. Von dem anderen Boot fehlt jede Spur.

Frankreich. Dem „Nouvelliste“ zufolge sind die Rekrutierungs⸗ arbeiten der Altersklasse 1915 am 30. November beendet gewesen. Der Prozentsatz der tauglich befundenen

Mannschaften entspricht ungefähr dem Prozentsatz der Jahres⸗ klasse 1914. Die Verteilung der Rekruten n r. . soll am 20. Dezember beendet sein.

Der Kriegsminister gibt bekannt, daß nahezu der gesamte Bestand der Altersklasse 1915 der Infanterie einverleibt wird. Der Kavallerie sind einzig die Tierarzneischüler zugeteilt worden.

Rußland.

fer Zar ist heute früh nach dem Kriegsschauplatz ab⸗ gereist.

Nach einer amtlichen Mitteilung des „Nußki Invalid“ betragen die russischen Offiziersverluste bis zum 20. No⸗ vember No2 tote, 19511 verwundete und 3679 vermißte Offiziere, also gegen 33 000 im ganzen.

Italien.

Vorgestern hat sich in Mailand ein Komitee gebildet, um der Agitation für den Krieg seitens der irredentistischen Kreise eine energische Propaganda für die Aufrechterhaltung der Neutralität Italiens entgegen zu setzen. Der „Neuen Zürcher Zeitung“ zufolge sind der neuen Liga sofort eine große Anzahl liberaler, klerikaler und sozialistischer Deputierter und außerdem Senatoren, Kaufleute, Industrielle und Journa⸗ listen beigetreten.

Schweiz.

Der Bundes rat hat das Ausfuhrverbot auf pflanz— liche und tierische Oele und Fette zu gewerblichem Gebrauch sowie auf verarbeitete Oele und Fette aller Art zu Schmier⸗ zwecken ausgedehnt.

Das Pressebureau des Armeestabes teilt durch die Presse die Erkennungszeichen der Flugzeuge der krieg— führenden Staaten mit und warnt die Zivilisten vor dem Selbstschießen, jedoch fordert er dazu auf, etwa gelandete Flieger mit allen Mitteln am Weiterfluge zu verhindern.

Türkei.

In dem jüngst von der britischen Regierung ver— öffentlichten Weißbuche wird behauptet, daß der Marine⸗ minister Dschemal Pascha am 7. August 1914 sich in die englische Botschaft begeben und als Gegenleistung für die Neu⸗ tralität der Türkei die Ueberlassung von West⸗Thrazien an die Türkei verlangt habe. Wie die „Agence Ottomane“ mitteilt, hat aber Dschemal Pascha niemals ein ähnliches Verlangen gestellt. Die Behauptung ist also eine Erfindung, wie so viele andere, die darauf berechnet sind, die öffentliche Meinung eines befreundeten Staates irrezuführen. Die „Agence Ottomane“ erklärt die Behauptung auf das entschiedenste für unwahr.

Bulgarien.

Nach einer Meldung der „Agence Bulgare“ sind zwei Reservejahrgänge, die zu Waffenübungen einberufen waren, beurlaubt worden, um zwei neuen Jahrgängen Platz zu machen.

Amerika.

Der amerikanische Staatssekretär Bryan hat nach einer Meldung des „Daily Telegraph“ zu verstehen gegeben, daß er sich wegen der englisch⸗französischen Proteste, betreffend eine Verletzung der Neutralität durch Ecuador und Ko⸗ lumbien, nicht weiter bemühen werde. Gegenüber den eng⸗ lischen Behauptungen, daß sich eine deutsche Funkenstation in Kolumbien befände, begnügt sich die amerikanische Regierung mit der Erklärung der Regierung von Kolumbien, daß dies nicht der Fall sei.

Der frühere Präsident Taft hat in Montelair im Staate New Jersey einen Vortrag über die Monroedoktrin gehalten, in dem er der „Times“ zufolge erklärte, daß das Landen von Truppen in Kanada, die England bekämpfen, nicht als eine Verletzung der Doktrin aufgefaßt werden könne; dies würde aber der Fall sein, wenn versucht würde, eine neue Regierungsform in Kanada einzuführen. Wenn die Deutschen siegten, könnten sie Kanada die Kriegskosten auferlegen. Diese Auslegung der Monroedoktrin hat in den Vereinigten Staaten große Beachtung gefunden.

Asien.

Der Tsan Chong Joean, das beratende chinesische Oberhaus, hat der Frankfurter Zeitung“ zufolge der Regie⸗ rung eine Denkschrift vorgelegt, in der die Verantwortlich⸗ keit Englands an der Verletzung der Neutralität Chinas durch Japan dargelegt wird.

Einer Meldung der „Agence Havas“ zufolge ist der Baron Furnakhi zum Gouverneur von Tsingtau ernannt

worden. Afrika.

Einer Meldung der „Frankfurter Zeitung“ zufolge weilen seit einigen Tagen portugiesische Offiziere in Aegyptzen, die Vorboten für portugiesische Hilfskräfte sind. Auf Befehl von Lord Kitchener werden in der ersten Woche des Dezember 5 Kontingente portugiesischer Truppen gelandet werden.

In Prätoria wurde amtlich bekannt gemacht, daß der General Louis Botha am 26. November bei Kestell die Buren unter Hendrik Brouwer angegriffen und in der Richtung auf Nauwport zurückgetrieben habe. Zur Beurteilung der Bedeutung des Bürgerkrieges ist es bezeichnend, daß die Burenfrauen auf den Höfen arbeiten oder die Arbeit durch

getroffen werden, die es abschrecken könnten.

Kaffern verrichden lassen; die Männer stehen alle im Felde.

Kriegsnachrichten.

Westlich er Kriegsschauplatz.

Großes Hauptquartier, 2. Dezember, Vormittags. (W. T. B.) Im Westen wurden kleinere Vorstöße des Feindes abgewiesen. Im Argonnerwalde wurde vom Württembergischen Infanterie⸗Regiment Nr. 129, dem Regi—⸗ ment Seiner Majestät des Kaisers, ein starker Stützpunkt ge— nommen. Dabel wurden zwei Offiziere und annähernd 300 Mann zu Gefangenen gemacht. —.

Oberste Heeresleitung.

Oestlicher Kriegsschauplatz.

Großes Hauptquartier, 1. Dezember. (W. T. B) Seine Majestät der Kaiser besuchte gestern bei Gumbinnen und Darkehmen unsere Truppen in Sstpreußen und deren Stellungen. Oberste Heeresleitung.

Großes Hauptquartier, 1. Dezember. (W. T. B.) Anknüpfend an den ruffischen Generalstabsbericht vom 29. No⸗ Jember wird über eine schon mehrere Tage zurückliegende Episode in den für die deutschen Waffen so erfolgreichen Kämpfen bei Lodz festgestellt:

„Die Teile der deutschen Kräfte, welche in der Gegend östlich Lodz gegen rechte Flanke und Rücken der Russen im Kampfe waren, wurden ihrerseits wieder durch starke von Osten und Süden her vorgehende russische Kräfte im Rücken ern stlich bedroht. Dle deutschen Truppen machten angesichts des vor ihrer Front stehenden Feindes kehrt und schlugen sich in dreitägigen erbitterten Kämpfen dur« den von den Russen bereits gebildeten Ring. Hierbei brachten sie noch 12000 gefangene Russen und 25 eroberte Geschütze mit, ohne selbst auch nur ein Geschütz einzubüßen. Auch fast alle eigenen Verwundeten wurden mit zurückgeführt. Die Verluste waren nach Lage der Sache natürlich nicht leicht, aber durchaus keine „un geheuren“.

Gewiß eine der schönsten Waffentaten des Feldzugs! Oberste Heeresleitung.

Großes Hauptguartier, 2. Dezember, Vormittags. (W. T. B. Aus Ostpreußen nichts Neues. In Nord⸗ polen nehmen die Kämpfe ihren normalen Fortgang. In Südpolen wurden feindliche Angriffe zurückgeschlagen.

Oberste Heeresleitung.

Großes Hauptquartier, 2. Dezember, Vormittags. (W. T. B.) Die in der ausländischen Presse verbreitete Nachricht, daß in der von uns gemeldeten . von 40 090 russischen Gefangenen die bei Kutno gemachten 23 000 mit enthalten seien, ist unrichtig. Die Ostarmee hat in den Kämpfen bei Wloclawek, Kutno, Lodz und Lowicz vom 11. November bis 1. Dezember über 80000 unverwundete Russen gefangen genommen. Oberste Heeresleitung.

Wien, 1. Dezember. (W. T. B.). Amtlich wird ge⸗ meldet: An unserer Front in Westgalizien und Russisch⸗ Polen im allgemeinen auch gestern Ruhe. Vor Przemysl wurde der Feind bei einem Versuche, sich den nördlichen Vor— feldstellungen der Festung zu nähern, durch Gegenangriff der Besatzung zurückgeschlagen Die Kämpfe in den Karpathen dauern fort.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Hoefer, Generalmajor.

Budapest, 1. Dezember. (W. T. B.) Das Blatt „Az Est“ meldet: Aus den Zempliner Berichten geht hervor, daß sich die Russen nach dreitägigen Nahkämpfen samt ihrer Artillerie fortgesetzt zurückziehen. Unsere Truppen folgen ihnen auf dem Fuße. Sie bringen in langen Reihen die Kriegsgefangenen.

Südlicher Kriegsschauplatz.

Wien, 1. Dezember. (W. T. B.) Amtlich wird ge⸗ meldet: Auf dem südlichen Kriegsschauplatz hat ein weiterer Abschnitt in den Operationen seinen siegreichen Abschluß ge— funden. Der Gegner, der schließlich mit seinen ge⸗ samten Streitkräften östlich der Kolubara und des Ljig durch mehrere Tage hartnäckigsten Widerstand leistete und wiederholt versuchte, selbst zur Offensive überzugehen, ist auf der ganzen Linie geworfen und im Rückzug e. Er hat neuerdings empfindliche Verluste erlitten. Auf dem Gefechtsfelde von Kona tice allein fanden unsere Truppen zirka 800 unbeerdigte Leichen. Desgleichen bedeuten die zahlreichen Gefangenen und die materiellen Ver⸗ luste eine namhafte Schwächung, denn seit Beginn der letzten Offensive wurden 19000 Gefangene gemacht, 47 Ma⸗ schinengewehre, 46 Geschütze und zahlreiches sonstiges Material erbeutet.

Der Krieg der Türkei gegen den Dreiverband.

Kon stantinopel, 1. Dezember. (W. T. B.) Eine gestern veröffentlichte amtliche Mitteilung des S nn,, besagt: Am 29. November fanden an der persischen. Grenze un⸗ bedeutende Zusammenstöße mit den Russen statt.

Konstantinopel, 2. Dezember. (W. T. B.) Bericht des Hauptquartiers. Die Kämpfe dauern an der Grenze von Aserbeidschan fort.

gKoloniales.

Von der Kolonialen Rundschau“, Monatsschrift für die Interessen unserer Schutzgebiete und Ihrer Bewohner (Herausgeber Ernst Vohsen und S. Westermann, Verlag von Dietrich Reimer, Berlin), deren Erscheinen zunächst infolge des Kriegsausbruchs einge, stellt worden war, liegt feit kurzem Heft 8 10 des Jahrgangs 1914 vor. In einem einlestenden Aufsatz über Weltkrieg und Welt herrschaft“ wird gezeigt, daß der Deutschland aufgejwungene Krieg für England den Enbzweck der absoluten Weltherrschaft hahe, und als klassisches Zeugnis unter anderem der Augspruch von Professor Arthur Girault von der Universität Poitiers in selnem 1904 erschienenen Werke „Prineibes de colonisadtion« angeführt, in dem das Ver= hältnis Englands zu Frantreich historisch beleuchtet wird. In der Zeit von 168 bis 1815, sagt Glrault, „sind die Kilegssahre zwischen . den beiden Ländern beinahe

ebenso zahlreich gewesen wie die Friedensjahre. Letztere waren in Wirklichkeit nur Ruhevunkte, und häufig wurden dle Feindseligkeiten, die in Guropa unterbrochen waren, in den Kolonien auch während der Friedenszeiten fortgesetzt. Alle diese Kriege sind für England „Geschäftskriegen (Zuerres d'affaires) gewesen, deren Zweck war, die Ste. und Kolonsalmacht Frankreichs zu zerstören. England stachelte alle Bündniffe an, die in Europa gegen uns geschlossen wurden, und während unsere Truppen auf dem Fesllande heschäftigt waren, ver- nichtete es unfere Marine und bemächtigte sich unserer Kolonien. Der Aufsatz klingt darin aus, daß wir keine Hegemonie Deutschlands, wohl aber die Sicherstellung unserer wichtigen wel twirtschaftlichen Beziehungen anstceben, die für das neutrale Ausland ebenso notwendig sind wie für uns selbst. Im Hinblick auf die bevorstehende Ver= änderung der Weltkarte und speziell des Kolonlalbesitzes eröffnet die Koloniale Rundfchau . im vorliegenden Heft eine Üebersicht über die Entwicklung der Kolonien der europäischen Staaten, die an der Hand von amtlichen Statlstiken darstellen soll, was die verschledenen Kolonien für das Mutterland bedeuten. Sie be⸗ ginnt mit den Kolonien Großbritannleng unter Beigabe einer Erdkarte zur Uebersicht der britischen Kolonien. Auch ist dem Heft eine Tabelle beigefügt, aus der hervorgeht, welche Rohstoffe Deutschland aus dem Ausland bezieht und wieblel davon aus den Kolonien kommen. Weitere Aufsätze behandeln u. a. die Amerikanisierung Kanadas, den gegenwärtigen Stand der Rassenfrage in der südafrikanischen Unton ö. Th. Nitschmann) und die Kolonie Angola (M. Aheking).

ine Zeittafel bietet eine Uebersicht über die Kämpfe unserer Marine und Schutztruppen in der Zeit vom 1. August bis 15. Oktober.

Statistik und Volkswirtschaft.

Entwicklung des Beschäftigungsgrades in Groß Berlin in der Zeit vom 14. bis 21. November 1914.

Nach der vergleichenden Darstellung des gewerblichen und industriellen Beschäftigungsgrades in Groß Berl am 14. und 21. No⸗ vember, die das Statistische Amt der Stadt Berlin veröffentlicht, hat in der Zeit zwischen diesen beiden Stichtagen der Bestand an versicherungspflichtigen Mitgliedern von 241 Kranken kaffen Groß Berlins von 1033 385 auf 1039 815, d. i., um 66530 oder O,os o/o zugenommen. Beim männlichen Geschlecht betrug die Steigerung 2905 oder Os 0iᷣo, beim weiblichen war sie mit 3621 oder O, oo absolut wie verhältnismäßig größer.

Bei den 28 allgemeinen Ortskrankenkassen haben an Zahl die männlichen Versicherungspflichtigen um 720 oder On Co, die weiblichen aber sehr viel mehr um 2199 oder O, os olo beide Geschlechter zufammen um 2919 oder G4 og zugenommen. Auch bei den zi gewerblich gegliederten Krankenkassen ist die stärkere Entwicklung auf seiten des weiblichen Geschlechts zu finden: 1,20 gegen 643 o; für beide Geschlechter zusammen beträgt die Zunahme der Beschäftigtenzahl Oea6 / g. Verhältnigmäßig am größten ist die Steigerung des Beschäftigungsgrades mit 3,65 osg bei der Papier- und Tederinduftrle und zwar besonders unter dem Einfluß der Herstellung von Paketverpackungen für die Sendungen an unsere Krieger. Hervorgehoben sei ferner die Zunahme in der Holz.. und Schnitzstoffindustrie mit 100 0so, bei den Waren und Kaufhäusern mit 10 0,“ und zwar wieder unter dem Einfluß der Liebesgaben⸗ sendungen zum Weihnachtsfest, in der Textilindustrle mit Les obo, bei den Verkehrsanstalten und betrieben mit 1,6 C hauptsächlich als Folge von rund 600 Neueinstellungen bei der Post —, in der Metall⸗ und Maschinenindustrte, wo die Krankenkassen der Gürtler, der Klempner Und der Mechaniker verhältnismäßig größere Zunahme auf— weisen, mit 1, os oo, in den Druckereien mit O86 oo usw.

Bei 41 Fachverbänden der freien Gewerkschaften sank die Zahl der Arbeits losen von 22836 am 16. auf 21 329 am 23. November, d. i. um 1507 oder 6,0 ooo. Ausgezeichnet durch größere Abnahme der Arbeitslosenzahl sind die Fachverbände der Holz⸗ arbeiter, wo sie sich auf 470 beläuft, der Buchbinder mit 341, der Buchdrucker miUt = 260, der Transportarbeiler mit 252, der Metall⸗ arbeiter mit 205 Arbeitslosen.

Ist Zucker Genuß, oder Nahrungsmittel? Im gegen wärtigen Kriege, in dem England auch die deutsche Volks wirischaft zu vernichten und die deutschen Nichtkaͤmpfer auszuhungern trachtet, verdienen alle , doppelte Aufmerksamkeit. Da erscheint es merkwürdig, daß bisher ein Nahrungsstoff kaum erwähnt ist, der gerade in Deutschland in allergrößtem Maße hergestellt wird und den keine Behinderung der Zufuhr uns nehmen kann: der Zucker, der ein ganz vorzügliches Nahrungs⸗ mittel ist, dem nur wenige andere gleichkommen dürften, Der Zucker wird fast ganz vom menschlichen Körper ausgenutzt, es ist wohl nicht zu viel gesagt, daß in einem Pfund Zucker noch nicht ein Gramm un— verdaulicher Stoffe steckt., Eine sehr nützliche Eigenschaft ist auch seine Löslichkeit, diese steht aber auch im Zusammenhang mit seiner schnellen Oxydation oder Verbrennung, zufolge deren er vom Orga—⸗ nismus in recht kurzer Zeit vollständig aufgenommen wird. Er wird daher im Körper viel schneller in Energte umgewandelt als die meisten anderen Nahrungsmittel; ein durch Anstrengung und Mangel vollständig erschöpfter Mann gewinnt deshalb durch den Genuß von Zucker viel schneller wieder Kräfte und Frische als etwa durch den Genuß von Fleisch. Deshalb kann man gar nicht oft genug die Mahnung wiederholen: Schickt unseren Soldaten als Liebesgaben Zucker, und zwar Zucker in jeder Form, Schokolade und Zuckerwaren, wie auch direkt ganz reinen Würfelzucker. Aber nicht nur für die Soldaten im Felde kommt der Zucker in Betracht, sondern auch für die allgemeine Ernährung der in der Heimat Zurückgebliebenen. Hier kommt dem Zucker eine sehr große Rolle zu, nämlich als Ersatz für Fett. Grade mit Fett wird eine, unleugbare Ver— schwendung getrleben. Was wird nicht täglich in den Küchen von Tellern und Schüsseln an Fett abgewaschen! Im einzelnen Haushalt bedeutet das wenig, aber bet den Tausenden und Hunderttausenden von Haushalten kommt täglich eine rlesige Summe von Fett heraus, die recht wohl nutzbar gemacht werden könnte, statt daß sie im Spül= wasser fortgeleltet wird. Frellich werden sich hier Volksgewohnheiten schwerlich schnell ändern, und man kann nur immer wieder mahnen, daß man beim Kochen mit dem Fett möglichst sparsam umgehen soll, was übrigens bis zu einem gewlssen Grade von selbst eintreten dürfte, wenn das Fett im Prelse noch weiter steigen wird. Sehr bedeutend an Fett kann man sparen durch die Entwöhnung von Butterbrot. Aber darum gehen wir noch nicht elner Zeit des trockenen Brots entgegen, denn wir haben ja Zucker. Freilich knnen wir ihn nicht direkt auf das Brot legen, wohl aber sst er vortrefflich dazu geeignet in den verschiedenen Formen, in denen er zu Marmeladen verarbeitet wird. In dieser Form als Fettersatz zu dienen, für diesen Zweck ist der Zucker noch eine große Rolle bei uns zu spielen berufen. Man wendet oft gegen den Genuß des Zuckers und der Zuckerwaren ein, er wirke schlecht auf die Zähne. Das ist aber ein Märchen, vielleicht ersonnen, um die Rinder vom Naschen abzuhalten. Speisenreste wirken immer ver⸗ derblich auf die Zähne uud müssen entfernt werden. Geschleht das nicht, fo wirkt Zucker nicht entfernt so schlimm wie andere Speise= refle, denn gerade infolge seiner Löslichkelt löst sich der Zucker im Munde und bleibt nicht an den Zähnen kleben. Deutschland, das in der Zuckerproduktion an erster Stelle steht, nimmt im Zuckerberbrauch erst die achte Stelle ein. Auf den Kopf der Bevölkerung entfällt bei uns kaum der dritte Teil dessen, was in England auf den Kopf verhraucht wird. Pierin werden die durch den Krieg geschaffenen Verhãltnisse hoffentlich gründlich Wandel schaffen.

(Weitere „Statistische Nachrichten“ s. i. d. Ersten Beilage.)

Wohlfahrtspflege.

Nach einer Uebersicht über die Mittel des Roten Kreuzes und ihre Verwendung, die (in runden Zahlen) von diesem am J. Dezember veröffentlicht worden ist, sind beim Zentralkomitee vom Roten Kren bis Mitte Rovember im ganzen 6 702 000 ( ein- gegangen. Davon wurden 5 463 000 4 ausgegeben, sodaß ein Bestand bon I 239 050 M verblieb. Die Ausgaben, hestanden in: Zu⸗ wendungen an Zweigorgantisationen und ähnliche Vereinigungen, Lazarette usw. 645 000 Æ, Aufwendungen für dajaretteln richtungen. Verbandmiitel, Arzneien ufw. 350 005 6, für Bekleidung und Ausrüstung des zum Kriege dienst verwendeten Personals sowie für dessen Ausbildung und Unterricht 2142 000 4 für Befchaffung und Beförderung von Wollsachen, Materlal · und anderen Llebesgaben 898 000 4α, für die Einrichtung und den Betrieb von Vereinglazarettzügen 6658 006 „,, für Angehörigenfürorge jg o05 46, Anforderungen des stellbertretenden Milttärinspekteurs der freiwilligen Franken fle für Wohlfahrtsmaßnahmen 177 900 , allgemeinen Unkosten und Aufwendungen 54 0090 . In Anbetracht der gewaltigen Änforderungen, die in dieser schweren Zeit an das Zentralkomstee vom Roten Kreuz herantreten, sind weitere Spenden dringend erwünscht.

Anfang September d. J. ist eine Zentralauskunftsstel le der Arbeitsnachweise Groß Berlins mit , der amtlichen Handelsvertretungen sowie der maßgebenden wirtschaftlichen Verbände, Arbeitgeber. und Arbeitnehmerorganssationen eingerichtet worden. Bei der Unübersichtlichkeit des Arbeitsmarktes von Groß Berlin, wo, abgesehen von den gewerbsmäßigen Vermittlern, 300 bis 00 Arbeitsnachweise aller Art taͤtig sind, soll die Zentralauskunftestelle die Arbeitgeber, die Arbeitskräfte suchen, mit denjenigen Arbeits nachweisen in Verbindung bringen, bei denen die gewünschten Arbeitskräfte vorhanden sind. Zu diesem Zweck steht die Zentralauskunftsstelle mit allen in Betracht kommenden Arbeitsnachweisen in ständiger Fühlung. Sie hat bereits beträchtliche Erfolge aufzuweisen und ist in einigen Fällen dazu übergegangen, sofern die Großberliner Arbeits nachwelse nicht über geeignetes Personal verfügen, z. B. in der Metall · industrle, die Arbeitgeber mit auswärtigen Arbeits nachweisen in Ver⸗ bindung zu bringen. Bereits nehmen neben einer beträchtlichen Zahl Großberliner Arbeitgeber auch die staatlichen Werkstätten in Spandau auf Grund einer Verfügung des Kriegsministeriums die Vermittlung der JZentralauskunftsstelle in Anspruch. Daneben erteilte diese zahl⸗ reiche Auskünfte an arbeltsuchende Personen. Sie gibt ferner allen in Betracht kommenden Stellen Auskunft über die Lage des Arbeitg« markteg. Die Zentralauskunftsstelle befindet sich in Berlin C. 54, Gormannstraße 13 (Telephonamt Norden 3791/97.

Kunst und Wissenschaft.

Im Dezemberheft der Amtlichen Berichte aus den Königlichen Kunstsammlungen“ beschreibt und bespricht Dr. Theodor Demmler eine interessante Neuerwerbung der Sammlung der Bildwerke der christlichen Epoche. Es handelt sich um eine kürzlich im Münchener Kunsthandel erworbene Wappenhalterin, die man aus zwingenden Gründen dem bekannten Nürnberger Bildhauer Adam Krafft zu⸗ schreiben darf. Man kann dieses Werk einer ganz bestimmten Gruppe von Schöpfungen dieses Meisters einordnen, nämlich den Madonnen, die er für die Grabdenkmäler der Familien Rebeck und Pergenstöiffer in der Egidienkirche und das der Familie Landauer in der Egldien kirche in Nürnberg schuf. Dag neu erworbene Stück hat mit diesen Madonnen die Sicherheit des Körperaufbaues und die bewußte aus⸗ drucksvolle Einfachheit aller Motive gemein. Daß die Gottesmutter auf den Epitaphien in der Pracht eines idealen, vielfältig bewegten Gewandes erscheint, während die Wappenfigur, ihrer unpersönlichen Aufgabe entsprechend, ein schlichtes, der Zeittracht verwandtes Ge⸗ wand zeigt, kann nicht auffallen. Ein ebenfalls Krafft zu—⸗ zuweisendes Werk, die Erdrosselung der hl. Beatrix in der Nürnberger Lorenzkirche, zeigt dieselben Wappen, wie die neuerworbene Figur im Kalser Friedrich ⸗Museum, und zwar in gleicher Verteilung: heraldisch rechts das der Familie Imhof, links das Muffelsche. Das Ehepaar, das demnach beide Weike anfertigen ließ, ist nach Bledermanng „Patriciat zu Nürnberg? seicht festzustellen. Es handelt sich höchst wahrscheinlich um Hans Imhof den Jüngeren (1461-1522), der seit 1486 mit Katharina Mufflin von Eschenau vermählt war. Krafft hatte für Mitglieder der Familie Imhof schon eine Reihe von Bildhauerarbeiten eliefert dag Sakramentshäuschen in der Lorenzkirche, eine a, Haustreppe und allerlei Zierat und Bilder. Er war also nicht nur der bevorzugte Bildhauer der Imhofs, sondern hat in ihrem Dienst auch dekorgtibe kleinere Arbeiten ausgeführt. Das jetzt nach Berlin gelangte Stück ist his vor wenigen Jahrzehnten als wertvoller Famillenbesitz in Nürnberg selbst bewahrt worden. Sine noch dort befindliche alte Photograpbie trägt den Vermerk: Figur von der Treppe det Imhofschen Hauseg, durch den Antiquar Geuder nach Paris verkauft. Eine Zeitlang scheint es sich im Besitz der aus- gezeichneten Sammlung des Großkaufmanns Milani in Frankfurt a. M. befunden zu haben. Für die Berliner Sammlung ist das Stück ein willkommener Gewinn, besitzt doch außerhalb Nürnbergs keine Sammlung ein Werk von der Hand des Künstlers, dessen Eigenart diese Gelegenheltsarbeit auf das liebenswürdigste kennzeichnet.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.

Das Kaiserliche Gesundheitsamt meldet den Augbruch der 3 und Klauenseuche vom Viehmarkt in Chemnitz am 30. v. M. ;

Verbandstoffersatz. In der Feldäritlichen Beilage der Münchener Medizinischen Wochenschriftꝰ macht der Obermedisinglrat Bruglocher auf einen bequemen und billigen Ersatz für Verbandstoffe aus Baumwolle aufmerksam, der notwendig erscheint, da die Baum⸗ wollenzufuhr mit dem Beginn des Krieges aufgehört hat und Spar⸗ samkelt mit Baumwollstoffen daher geboten ist. Schon in den achtziger Jahren hat Bruglocher in ausgedehntem Maße von der Jute als Verbendstoff Gebrauch gemacht, und zwar ledig. lich aus Sparsamkeitzerwägungen, denn 1 kg Jute kostet nur O90 M gegen 7.20 4M, den Prels eines Kilogramm Gaie. Ob freilich Jutehanf, dessen ursprüngliches Anbauland Ostindien war, gegenwärtig in bellebiger Menge zur Verfügung steht, ist vielleicht zweifelhaft. Deshalb weist B. noch auf die Verwendung von Sublimatsand hin, den er in ausgedehnter Weise als Verband⸗ material benutzt hat. Dieser Sand ist ausgewaschener und auggeglühter Quarzsand, der nach dem Abkühlen mit einer ätherischen Sublimat lösung gemischt und in festgeschlossenen Gefäßen aufbewahrt wurde. Am häufigsten wurden Wollsäckchen verwendet, die nur wenig prall mit Sand gefüllt waren, sodaß sie sich der Körperoberfläche genau anschmiegten. Für ein⸗ sachere Fälle genügten kleine Säckchen, die die Wunde nur 23. überragten; Dauerverbände, die zwei bis drei Wochen unberühr liegen konnten, wurden durch ein zweites großes, nach allen Seiten weit überragendes Kissen erzielt. Die Erfolge schildert Bruglocher als durchaus befriedigend, die Anpassungsfähigkeit des Sandes ließ nichts zu wünschen übrig, über Druck des 3 ist niemals geklagt worden. Bruglocher bemerkt noch, daß er bei alten Unters ö geschwüren mit schmutzlgem Grund und harten Rändern den Sand nicht selten unmittelbar in den Substanzverlust streute, ein Verfahren, das er ebenfalls nie zu beklagen hatte. 1

VBerkehrswesen.

Den seit einiger Zeit zugelassenen Wäschesendungen an . oöst erreichische ie n ,,, können auch kleine Iq aber . (Schokolade usw.) in kleinen Mengen beigepackt werden.