.
. der Nation nicht verletzt würden. Italien könne keine seligkeiten gegen Natlonen unternehmen, mit denen es so 26 verbunden gewesen sei, und auch nicht gegen andere Nationen, mit denen es Bande der Rassenverwandtschaft eine. Es sei daher nicht schön. wenn von einigen der Gedanke vertreten werde, daß Italien sich vorbehalte, in den Kampf einzutreten, um dem Besiegten den Gnadenstoß zu geben. Es sei nicht schön, wenn Italien seine Hilfe verschachere und nicht vor schändlichem Verrat zurückscheue. In der Regierungserkläͤrung hätten die Worte, die sich auf die Be⸗ strebungen Italiens bezögen, nicht weniger den Ortent als den Okzident im Auge, trotzdem hätten einige Redner nur nach einer Richtung ge blickt. Man dürfe hoffen, daß einige Siädte, wo man italienisch e nicht immer von Italien getrennt blieben; aber das sej eine
rwägung, die Italien mit anderen Nationen gemein habe. Heute sei es wünschenswert, ö die Völker national geeint seien, aber der Wunsch, eine Sache zu besitzen, rechtfertige noch nicht eine gewaltsame Aktion, um sich ihrer zu bemächtigen. Der Senator Chimirri drückte sein Verirauen zur Regierung aus, billigte die Erklärung der Neutralität und sagte, das wiedererstandene Italien werde sein Blut nur für die Verteidigung seiner Unver⸗ setzlichkeit, Unabhängigkeit und Ebre vergießen. Morandi brachte eine Tagesordnung ein, die den Wunsch ausspricht, daß Italien bei der Lösung der gegenwartigen Krisis den Grundsatz der Verminderung der Rüstungen zur Wirksamkeit bringe. Molmenti be⸗ tonte, man müsse wachsam und stark sein und seine Zuflucht ju den Waffen nehmen, wenn Verhandlungen nicht aus— reichten; je stärker man sei, um so größer sei die Wahrschein lichkeit, mit Verhandlungen zum Ziel zu kommen. Pedotti legte folgende Tagesordnung vor: ‚Der Senat hat die Erklärungen der Regierung zur Kenntnis genommen und billigt sie; er erklärt seine Zustimmung zu der Erklärung der Neutralität. Aber für den Fall, daß die Neutralität ihrem Zwecke nicht genügen sollte, war es das Recht der Regierung, für die vollständige Vorbereitung von Armee und Marine vorzusorgen.« Heute können wir versichern, daß Armee und Marine mit entschlossenem Mut und fester Treue für alle Opfer bereit sind. Wenn es nötig ist, wird das Vaterland alles bis zum letzten Groschen und letzten Mann hergeben.
Unter gespannter Aufmerksamkeit des Hauses erklärte der Ministerpräsident Salandra, daß die einmütige oder beinahe ein mütige . der Redner, die sich in der Diskussion mit so großer Auiorltät hätten vernehmen lassen und die von der Regie⸗ rung befolgten Richtlinien und die Art, wie sie sie wirksam 56 hätte, hf hätten, für ihn eine große Stärkung bedeute, ebenso wie die Ratschläge des Senais ihm als Leitfaden dienen würden. Trotz der verschiedengrtigen Auslegungen, die die Re⸗ gierungserklärungen erfahren hätten, seien sie doch sehr klar, wie mehrere Redner ausdrücklich anerlannt hätten, unter anderem auch Chimirri mit seiner kräftigen Beredsamkeit. Er sage, wie jener alte französische Dichter: ‚Wo der Buchstabe klar ist, ist ein dunkler Kommentar wertlos. Der Ministerpräsident fubr fort: ‚Wir wissen wohl, daß in Itallen und um Auslande das Wort der Regierung mit patrbotischer Besorgnis und mit Vorurteilen verschiedenster Art erwartet worden ist. Es trat aber kein Ereignis ein, das unsere Haltung ändern konnte. Wir wissen, daß unsere Verantwortlichkeit sebr groß ist, weil man uns völlige Handlungs— freiheit gewährt. Wenn es ein Glück war, daß wir uns unter den gegenwärtigen Umständen an der Regierung befinden, so hoffen wir, daß es dies nicht für uns lst, die wir nichts sind, sondern für das Vaterland, das alles ist? Wir stehen an unserem Platze mit dem tiefen Gefühl für die hoben Pflichten, die uns die völlige Dandlungsfreiheit, die uns gelassen wird, auferlegt. Tatsäch⸗ sächlich bedeutet Ihr Vertrauen die andlungsfreiheit. Wag werden wir tun? Der Senator di San Martino hat uns darüber in seiner Rede die Formel aufgestellt: Wir werden nur italienische Politik treiben. Ohne den Wert der Nationen, oder die Gruppen der Nationen, die gegenwärtig kämpfen, berabzusetzen, hat Italien in seiner Vergangenheit so großen Rubm erworben, bat so viel für die allgemeine Zivilijation getan und hat so viel Interessen und Ansprüche tür sich selbst, daß die Aufgabe der Regierung sich erschöpft in der Bewahrung des Namens und der Zukunft unseres Landes. Barjelotti bat einige Vermutungen über den Verlauf des Krieges angestellt. An uns ist es nicht, dazu unsere Zuftlmmung zu geben, daß mit philosophischer, geschicht licher und geographischer Phantasie gearbeitet wird, weil ein möglicher Irrtum nicht von uns, sondern von dem Lande be— zablt werden muß. Wir müssen den Greignissen vom Standpunkt Italiens aus folgen und danach unsere Handlungsweise bestimmen. Die Senatoren haben einstimmig, und unter ibnen der frühere Minifter des Aeußern Canevaro. der durch sein einstiges Amt ju seinem Urteil vorzüglich befähigt ist, versichert, daß wir richtig vorgegangen sind. Heute hat nun der Senator Molmenti ge- meint, wir bätten unsere Neutralität nach zweckentsprechenden Verhandlungen erklären ollen. Aber wenn wir unsere Neu- tralittãt verschachert hätten, so hätten wir sie auch entehrt. Der Senat bat von der Regierung keine weiteren Erklärungen verlangt, und Maragliano bat gesagt: Wir brauchen kein Wort weiter. Das Programm ist: Schweigen und Handeln. Danach werde ich mich richten. Die Reglerung wird in dem Augenblick. wo die Geschicke des Landes ihr andertraut sind, nach ihrem Gewissen bandeln, und sie bedarf des vollen und bedingungslosen Vertrauens des Landes durch Vermittlung der Volke vertretung. Wie es die Regierung bereits von der Cammer erhalten hat, erwarte ich es beute auch vom Senat. Ich bitte die Senatoren, die Tagesordnungen eingebracht haben, sich zu einigen auf die Tagesordnung Pedotti, die in einer klaren und einfachen Form die Grklärangen der Regierung vorbehaltlos billigt. Ich danke endlich PVedotti für eine begeisterte Rede und für seme vatriotischen Aus fährnngen über die Schöpfer der nationalen Wiedergeburt, die alle Herzen bewegt hat.
Die von Salandra genehmigte Tages ordnung Pedotti wurde e instimmig angenommen und das Ergebnis der Abstimmung mit sehr lebhaftem und langanhaltendem Beifall begrüßt. Hierauf vertagte sich das Haus.
Portugal.
In einer Regierungser klärung führte gestern der Ministerpräsident Coutinho im Parlament laut Bericht des WB T. B. aus:
Um die Abwesenheit aller Parteiabsichten hervorzuheben, ist die RNegiernng jederrein bereit, jede Aenderung in ihrer —Organtsation an- Hanehmen, deren Ginfährnng nnter den obwaltenden Umständen mit dem Zusammenrrirken der anderen Parteien für gut befunden werden ollie. Das nationale Programm schließt die Ansführung der Maß⸗
ein, die darch die Arstimmungen im Parlament am 23. No⸗ vember beschloffen worden sind, nämlich die Verteidigung des Landes ward maglihf bald statiiadende Wahlen. Ohne die Verteidigung der KRolonten aner acht zu lassen, ist die Regierung entschlossen, zu kamm sen, nan dem Vaterlande die Garantie der Unabbänglgkeit zu er= werken, wenn ste überzengt kt, daß die Zukunft des Vaterlandeg auf dem Spiele steht.
In der Abgeordnetenk am mer wurde ein Ver⸗ tranensvotum für die Negierung mit 63 gegen X Stimmen, im Senat dagegen ein Mißtrauen 8votum mit N gegen
2B angenommen. Schweiz.
Das schweizerische Hande lsdepartem ent veröffentlicht Tabelle, die zeigt, wie sehr die Ein fuhr in den ersten zurückgegangen ist. Die
Rriegemonat B T. B, meldet., üherzen
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82 In fin belle weist auch Drauf hin, wi
schwer die schweizerische Volkswirtschaft unter den Ein schwierigkeiten leidet, die bei Fortdauer zur Arbeitseinstel in den verschiedensten Industrien führen würden.
Türkei.
In der Kammer teilte gestern der Präsident unter leb⸗ haftem Beifall Telegramme mit, die mit dem Deutschen Reichs⸗ tag und dem ungarischen Abgeordnetenhause ausgetauscht worden sind, worauf die Kammer beschloß, den Präsidenten zu ermächtigen, den beiden Volksvertretungen von neuem den Dank und die Wünsche der türkischen Kammer telegraphisch auszusprechen.
Unter den Gesetzentwürfen, die von der Regierung ein⸗ gebracht worden sind, ist derjenige besonders wichtig, der eine Abänderung der Artikel 1 und 43 der Verfassung vorschlägt. Der 53 U betrifft die gegenwärtige Zusammensetzung des Reiches, von dem kein Teil abgetrennt werden darf, und der Artikel 43 den Sturz desjenigen Ministeriums, dessen Antwort auf eine Interpellation von der Kammer als ungenügend an⸗ gesehen wird.
Amerika.
In einem Bericht des Staatssekretärs des amerikanischen Marineamts heißt es einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge:
Die jüngsten Ereignisse im Seekriege haben das Vertrauen in die Unterseeboote geträftigt. Das Marintamt schlägt deshalb eine erhöhte Zahl von Unterseebboten und einen gusqiebigeren Gebrauch dieser Waffe vor. Die amerikanischen Marinefachleute glauben jedoch, daß der Dreadnought nach wie vor den hauptsaͤchlichsten Bestandteil einer guten Flolte bilden muß. Die Vereinigten Staaten stehen in bezug auf Unterseeboote nach einer Aufstellung vom Juli dieses Jahres an dritter Stelle. Deutschland, das eine eee, Flotte besitzt als die Ver⸗ einigten Staaten, hat weniger Unterseeboote, Japan nur halb so viele. Was die Vereinigten Staaten auf dem Gebiete des Baues von Unterseebooten getan haben, ist jedoch noch nicht ausreichend. Wenn die Vereinigten Staaten eine Division von Unterseebooten fertig haben werden, wird der Schlachtschiffflotte eine starke Waffe hinzugefügt sein, die in zukünftigen Ueberseeoperationen eine große Rolle spielen wird.
Der Staatssekretär betont ferner nachdrücklichst die Not⸗ wendigkeit des Ausbaues der Luftflotte, die bisher, ver⸗ . wurde, und fordert dafür mindestens fünf Millionen Dollar.
— Wie das ‚„Reutersche Bureau“ meldet, erklärt der General Carranza, daß die Anwendung von Gewalt durch die Vereinigten Staaten infolge der Zustände an der Grenze als ein unfreundlicher Akt betrachtet werden würde trotz der freundschaftlichen Motive, in die ein solcher Akt gehüllt wäre. Diese Erklärung stellt die Antwort Carranzas auf eine vom Staatsdepartement in Washington an ihn ergangene Ver⸗ warnung dar.
Asien.
Die Regierung des Pundschabs hat einer Meldung des „W. T. B.“ aus Delhi zufolge im Einvernehmen mit der indischen Regierung das Ausmaß der Kolonien für pensionierte indische Soldaten auf 178000 Aexes erhöht; 103 000 Aeres werden für Dienste im gegenwärtigen Kriege ausgegeben, 75 000 Acres für Indier reserviert, die sich besonders ausgezeichnet haben.
Kriegsnachrichten.
Westlicher Kriegsschauplatz.
Großes Hauptquartier, 16. Dezember, Vormittags. (W. T. B.) Im Westen versuchte der Gegner erneut einen Vorstoß über Nieuport, der durch Feuer seiner Schiffe von See her unterstützt wurde. Das Feuer blieb gänzlich wirkungslos. Der Angriff wurde abgewiesen, 450 Franzosen wurden zu Gefangenen gemacht. Auf der übrigen Front ist nur die Er stürmung einer vom Feinde seit vorgestern zäh ge— haltenen Höhe westlich Sennheim erwähnenswert.
ö Oberste Heeresleitung.
Oe stlicher Krie gsschauplatz.
Großes Hauptquartier, 16. Dezember, Vormittags. W. T. B.) Von der ostpreußischen Grenze ist nichts Neues zu melden. In Nordpo len verlaufen unsere Angriffs⸗ bewegungen normal. Es wurden mehrere starke Stütz⸗ punkte des Feindes genommen und dabei etwa drei⸗ tausend Gefangene gemacht und vier Maschinengewehre erbeutet. In Südpolen gewannen unsere dort im Verein
mit den Verbündeten kämpfenden Truppen Boden. . Oberste Heeresleitung.
Wien, 15. Dezember. (W. T. B) Amtlich wird ge— meldet: Die Offenfive unserer Armeen in Westgalizien hat hier den Feind zum Rückzug gezwungen und auch die russische Front in Südpolen zum Wanken gebracht. Unsere den Feind in Westgalizien von Süden her unermüdlich ver folgenden Truppen gelangten e nn bis in die Linie Jaslo —Rajbrot. Bei dieser Verfolgung und in der letzten Schlacht wurden nach den bisherigen Meldungen 31900 Russen gefangen genommen. gen liegen Nachrichten über rückgängige Bewegungen des Gegners an der gesamten Front Rajbrot=-Niepolomice-Wolbrem— Nomoradomsk - Piotrkow vor. In dem karpathischen Waldgebirge wurden gegen das Vordringen feindlicher Kräfte in dem Latorcza⸗Tal entsprechende Maßnahmen ge⸗ troffen. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Hoefer, Generalmajor.
Südlicher Kriegsschauplatz.
Wien, 15. Dezember. (W. T. B) Amtlich wird ge—⸗ meldet: Die durch das notwendig gewordene Zurücknehmen des eigenen rechten Flügels geschaffene operative Lage ließ es ratfam erscheinen, auch Belgrad zunächst aufzu geben. Die Stadt wurbe kampflos geräumt. Die Truppen haben durch Die überstan denen Strapazen und Kämpfe wohl gelitten, sind aber vom besten Geiste beseelt.
Etatistik und Volkswirtschaft.
Entwicklung des Beschäftigungsgrades in Groß Berlin in der Zeit vom 28. November bis 5. Dezember 1914.
Nach der vergleichenden Darstellung, des gewerblichen und industriellen Beschäftigungsgrades in Groß Berlin am 28. November und bh. Dejember, die das Statistische Amt der Stadt Berlin ver⸗ öffentlicht, nahm in der Zeit zwischen diesen beiden Stichtagen die Gesamtzahl der versicherungspflichtigen Mitglieder von 248 Kranken kassen Groß Berlins von 16656 776 auf 1063 b26, d. . um 6749 oder O, olo6 zu. Hervorzuheben ist die sehr viel stärkere Entwicklung des Beschäftigungsgrades für weibliche Personen, die durch eine Zunahme um 5174 Versicherungspflichtige oder 1,10 o gegen eine solche der Männer von 1575 oder Gar og gekennzeichnet ist. Bet den 28 allgemeinen Ortskrankenkassen ergibt sich für die männlichen Versicherungspflichrigen eine Steigerung um nur 420 oder ago / g, für die weiblichen aber eine solche von 2654 oder Oo og, für beide Geschlechter zusammen eine Steigerung um 2974 Versicherungzpflichtige oder 0, Go, ganz wesentlich unter dem Einfluß der beiden größten allgemeinen , e,, . der Berliner und der Niederbarnimer. ei der Berliner ist eine Zunahme um 2107 ö zu verzeichnen, die fast ausschließlich dem weiblichen Geschlecht zu verdanken ist, das allein ein Mehr von 1957 aufweist. Anders bei der Niederbarnimer Krankenkasse, wo die Gesamizunahme von 9656 Versicherungspflichtigen zu über zwei Drittein auf das männliche Geschlecht entfaͤlli. .
Bei den 211 gewerblich gegliederten Krankenkassen, für welche die Angaben für Anfang und Ende der Berichtswoche vor liegen, stieg die Zahl der Versicherungepflichtigen von 404 059 auf 407 803, d. i. um 3744 oder as oo. Der Zunahme um 1157 oder Oo olD0 beim männlichen Geschlecht steht die sehr viel größere von 2587 oder 226 0ũ 0 beim weiblichen gegenüber. Besonders hervor⸗ gehoben zu werden verdient die Zunahme der männlichen Versiche⸗ runggyflichtigen bei der Metall⸗ und Maschinenindustrie um 1020 oder OMo// o, zumal da ihr auch beim weiblichen Geschlecht ein Mehr von 1071 oder 240, an die Seite tritt, so daß sich die Gesamtzunahme auf 2091 oder 1,186 09 beläuft. . die größte Zunahme weisen unter dem Einfluß des Weihnachtsgeschäfts die Waren und Kaufhäuser mit 4 h,ss o (1068) auf, ferner unter der Wirkung des Kriegsbedarfs dle Papier und Lederindustrie mit 4 bras (641), die chemische Industrie mit 4 2.16 (283). Die 10/0 682) betragende Zunahme bel den Verkehrganstalten und „betrieben ist wiederum ganz wesentlich auf Neueinstellungen bei der Post zurückzuführen. Eine Abnahme des Beschäftigungsgrades ist in erheblicherem Umfange nur beim Baugewerbe sestzustellen. .
Bei 41 , , . der freien Gewerkschaften sank die Zahl der Arbeiislosen von 19442 am 30. November auf 16954 am 7. Dezember, d. i. um 2488 oder 1280 0sJ9. Im einzelnen sei hervorgehoben die Abnahme der Arbeitslosenzahl bei den Trantzport⸗ arbeitern um 518, bei den Holjarbeitern um 466, bei den Buch⸗ bindern um 324, bei den Buchdruckern um 2650, bei den Metall⸗ arbeitern um 245, bei den Bäckern und Konditoren um 132, bei den Putzern und Stukkateuren um 114, bei den Bildhauern um 109 usw., Veränderungen, bei denen auch die militärischen Einziehungen natur— gemäß nicht ganz ohne Einfluß geblieben sein konnten.
Auch nach dem Bericht des Verbandes märkischer Arbeits, nachwelse war die Lage des Arbeitsmarktes in Groß Berlin in der Zeit vom 30. November bis 5. Dezember andauernd verhältnismäßig günstig. Bei den öffentlichen Arbeitsnachweisen Groß Berlins wurden 6934 (in der Vorwoche 7068) Stellen für männliche und 23584 (2843) für weibliche Arbeitskräfte besetzt. Offene Slellen wurden für männliches Personal 8688 (7831), für weibliches 2797 (3191) gemeldet, während F692 (7872) männliche und 3828 (4468) weibliche Arbeitsuchende ge⸗ zählt wurden. Andauernd hat die Metallindustrie elnen siarken Be darf an Arbeitskräften, vor allem herrscht Mangel an Schmieden, Schirrmeistern und Drehetn. Beim Arbeitsnachweig des Verbandes Berliner Metallindustriellen waren 2349 (in der Vorwoche 1964) offene Stellen gemeldet, wäbrend 997 (882) Stellen vermittelt wurden und 379 (413) Stellensuchende gezählt wurden. Bei weib⸗ lichem Personal ist andauernd lebhaft die Nachfrage nach Näherinnen jeder Art, Löterinnen, Leder⸗ und Zigarettenarbeiterinnen.
Ueber die Wobnungsverhältnisse von Beamtenfamklien mit einem Jahreseinkommen von 3009 bis 4000 4. in einer östlichen Mittelstadt Preußens im Jahre 1914
hat das Königliche Statistische Landesamt Untersuchungen angestellt, deren Ergebnisse es in der „Stat. Korr. veröffentlicht. Von 46 be⸗ fragten Familien der Einkommensgruppe von 3000 bis 4000 4 hatten 3 eigenen Hausbesitz; von letzteren bewohnten 2 die ihnen ge⸗ hörigen Mietshäuser, 1 eine eigene Villa; 6 Familien waren Dienst⸗ wohnungen zugewiesen. ö Von den verbleibenden 37 in Mietshäusern wohnenden Familien batten nur 10 seit 1909 die Wohnung nicht gewechselt. Bei 3 dieser Familien, an deren Wohnräumen, Wohnhause oder sonstigen Wohn⸗ verhältnifsen keinerle Verbesserungen oder Veränderungen seit diefer Zeit vorgenommen waren, war eine sog. reine Mietspreist⸗ erhöhung um 18 Olo eingetreten; bei den übrigen J Familien da⸗ gegen war die festgestellte Mietspreiserhöhung u m beo /o seit 1909 durch bauliche Veränderungen und Verbesserungen bediygt. Für sämt⸗ liche 37 Familien ergibt sich das Verhältnis des Einkommens zur Miete aus folgender Uebersicht: Es kostete den, e
Durchschn. Miete in oso das m I Wohnfläche
Familien · Ein⸗ des Ein⸗ gruppe kommen kommens Wohnfläche amilien mit ö Kind.. 3274 15,83 Oso h oo M0. 100,9 4m Familien mit
1 3515 16,0 0so 6,os , Familien mit .
2 Kindern. 3407 1450/0 4,80 1935 Familien mit
3 Kindern. 3551 16,2 O/o ho. 9h;
Die Angaben dieser Uebersicht weisen das schon bei früheren
Unterfuchungen beobachtete Merkmal eines Wohnungskomforts der Familien mit einem Kinde von neuem nach, Diese Familien geben egenüber den Familien mit mehr und weniger Klndern den höchsten rozentfatz ihres Einkommens für Miete aus; sie bezahlen das Quadratmeter Wohnfläche am teuersten, erwerhen jedoch nur die geringste Gejamtwohnfläche. Die Bevorzugung besserer Stadtgegenden und kiffer autgestatteter Häuser ergibt sich daraus Die folgende Üebersicht läßk dies in anderer Weise nochmals deutlich erkennen. Es entfallen: ö ö ö.
auf eine Zimmer Küche Kammern Korridor a Familie mit Zahl 4m Zahl ö. . . Zahl 4m Zahl 4m — 3 7. 10,46 O,s3 38. O,es Hoa O, 1 Goo
1 Kind ... 356 7631 1 103 0m 4, iss h,os 9 Zar 2 Kindern. 356 774 1 105 9 43, Gen ne, Coo zn, Z Kindern. 30 73,9 1 933 1 560 O, ss] H,s0 ] Css 2aos.
Der B eines Bades ist also vornehmlich bei den Famillen mit einem 3 ju finden. Daz erhebliche Anschwellen der Zahl und Fläche der Kammern bel den Famillen mit 3 Kindern ohne merk⸗ licheö Ansteigen der Zahl der Wohnräume, dat noch dazu mit einem bedenklichen Sinken der Fläche zusammenfällt, läßt das Bestreben der amilien, mit größerer Kinderzahl erkennen, ohne erheblich höhere Mierzausgaben mehr und genügend Räume für die Famil lenangehör gen und die Trennung der . , rte. zu besitzen. Die Angaben ü . dle Familien mit i und . r, 6 J unvollständig, um die Bewegung der Zahlen weiter verfolgen zu können. . 363 in den einzelnen Kindergruppen die Familien mit unter unh die mit über 18 Jahre alten Kindern in der Berechnung; so zeigt sich, daß der Prozentsatz der Wohnungemselgausgabe, der
letzleten (vergl. vie solgenze Uebeissch) geringer alJ der des Gesamt · J
d 6 der Gruppen (vergl. die erste Uebersicht), damit also erheblich niedriger ist als der Ausgabesatz der Familien mit unter 18 Jahre alten Kindern. Es betrugen bei den Familien mit über 18 Jahre alten Kindern
in den die Miete ino / die Kosten eines die durchschn. Familiengruppen des Einkommens 9m Fläche Wohnfläche
Familie mit 1 Kind.. 15 60jJ h, 10 0) 105,6 qm amille mit 2 Kindern 11.809 4,00 1 8 en mit 3 Kindern 12, 0 4,10. 106,9...
Hieraus läßt sich schlleßen, daß die über 18 Jahre alten Kinder der Familiengruppen mit 1— 3 Kindern noch nicht erwerbstätig sind, sondern die Knaben als Gymnasiasten, Studenten usw. noch in der Vor. und Ausbildung stehen müssen und die Mädchen sich in der Hauswirtschaft betätigen. Diese auf dem Familienvater als einzigem Verdiener allein ruhende Mietzlast, verbunden mit dem größeren Raumbedürfnis so vieler erwachsener Menschen, muß zu einem Verzicht auf Wohnungskomfort zugunsten größerer Räumlichkeiten und zur Bevorjugung billigerer Gegenden und Häuser führen. Die Richtig⸗ keit dieser Behauptung erweist wieder die vorstehende Uebersicht; denn trotz der unter dem Gesamtdurchschnitt der Familien mit 1 bis zu 3 Kindern liegenden Prozentsätze für Mietsausgaben konnten die Familien mit üher 18 Jahre alten Kindern dieser drei Gruppen doch wesentlich mehr Wohnfläche damit erwerben und bewohnen. Unter Ausscheidung der Fläche der Badezimmer ergaben sich an
Wohnfläche auf den Kopf des Familiengliedes bel den Familien mit 9 Kind. . . 4115 4m bei den ö mit 1 Hire 343. bei den Familien mit ?2 Kindern.. 23353 bei den Familien mit 3 Kindern. . 18,0 5.
Die Höhe der Wohnräume in den von den 37 Beamtenfamillen bewohnten Häusern lag zwischen 262 und 560 m. 8 Familien wohnten in Häusern ju 4 Wohngeschossen, 7 Familien in solchen zu 2 Wohn— geschossen. Sämtliche Familien wohnten in Vorderhäusern, keine einzige mit mehr als noch elner Familie in demselben Stockwerk. Die nicht erhebliche Zabl von 8 Dienstmädchen in 37 Familien dieser Ein⸗ kommengsgruppe ist aus dem hohen Durchschnittsalter der Töchter in den befragten Beamtenfamilien zu erklären. Nur 4 Familien be⸗ herbergten noch je einen Anverwandten.
(Weitere „Statistische Nachrichten“ s. i. d. Ersten Beilage.)
Wohlfahrtspflege.
Die von dem preußischen Evangelischen Oberkirchenrat angeordnete und am diesjährigen Erntedankfest zur Linderung der durch den Krieg hervorgerufenen Notstände in Ostpreußen ein— geleitete Kollekte hat nach einer Meldung von . W. T. B. allein in den älteren Provinzen 5 die stattliche Summe von etwa 420 000 S ergeben. Der Betrag der Sammlungen für den gleichen Zweck in den neueren Provinzen und den übrigen deutschen Staaten steht zahlenmäßig noch nicht fest, darf jedoch als reich bezeichnet werden.
In überaus erfreulicher Weise mehren sich die Spenden, die den verschiedenen deutschen Hilfsfonds aus dem Auslande zugehen. So wurden neuerdings der Nationalstiftung für die Hinterblie— benen der im Kriege Gefallenen u. a. 36 000 ½ als Spende des Deutschen Unterstützungskomitees von Reading in Pen nsylvania (Vereinigte Staaten von Amerika) und 1430 4 als Spende der deutschen Kolonie in Paraguay überwiesen. Diese Spenden sind ein Beweis dafür, daß auch die Deutschen im Auslande ihrer Brüder in der Heimat gedenken. Aus dem Inland wurden der Nationalstiftung an neuen Spenden u. a. überwiesen von Herrn Kommerzienrat Kall Schmöle in Menden 10 000 4A in Konsols, im Sinne des verstorbenen Herrn Karl Robra in Aschersleben von dessen beiden Kindern 5000 , von Herrn Ernst Mayer in Heilbronn 5000 MÆ in 4 00υ igen Wert— vapteren, von der Deutschen Am moniatverkaufsvereint gung zu Bochum 3000 S. Weitere Geldspenden werden dringend er⸗ beten; es werden auch gute Staatepapiere und Obligationen ent- gegengenommen von den bekannten Zahlstellen sowie dem Bureau, Berlin NW. 40, Alsenstraße 11.
Der Zentralausschuß der Gesellschaft für Ver⸗ breitung von Volksbildung hielt am 12. d. M. unter dem Vorsitz des Prinzen Heinrich zu SchoenaichCarolath im Reichstage eine Sitzung ab, in der über die Kriegsarbeit der Gesellschast eingehend berichte wurde. Die Gesellschaft hat sich an der Versorgung der Lazarette und der Etappen und Truppenlager mit Büchereien und Zeitschriften, soweit es ihre eigenen Mittel und die ihr zur Ver— fügung gestellten Büchergaben und Barmittel gestatteten, beteiligt. Bis Anfang Dezember wurden 43 980 Bücher und 41 080 Bände und Hefte von Zeitschriften, zu gut ausgewählten Büchereien zusammen— gestellt, versandt. Eine große Zahl von Büchern wurde aber auch an kleinere Truppenteile a,, und einzelnen Kriegern zur Weiter— gabe an ihre Kameraden überlassen. Die Veranstaltung von vater län⸗ dischen Vortragsabenden ist von der Gesellschaft in allen Teilen des Reiches angeregt worden und wird durch Aussendung von Vortragenden und Lieferung von Lichtbilderserien und. Vorträgen, die die Kriegs— ereignisse behandeln, fortgesetzt unterstützt. In Berlin veranstaltete die Gesellschaft selbst seit Beginn des Krieges 70 vaterländische Vor—⸗ tragsabende, die von über 50 600 Personen besucht waren. Es wurde beschlossen, diese Arbelt in größerem Umfange fortzusetzen, und die erforderlichen Mittel wurden zur Verfügung gestellt.
Kunst und Wissenschaft.
In Würzburg, an dessen Universität er länger als vier Jahr zehnte gelehrt hatte, ist der ordentliche Professor der klassischen Philo⸗ logie, Geheimer Rat Dr. Ritter Martin von Schanz im 2. Lebensjahre gestorben. Auf dem Gebiete der griechischen Philo—⸗ logie galt sein Studium vornehmlich den platonischen Schriften; eine kritische en und die erklärende Ausgabe einiger Dialoge, letztere für den Schulgebrauch, waren die Früchte dieser Forschungen. Auf dem Gebiete der römischen Literatur verdankt die Wissenschaft Schanz sechs Bände einer „Geschichte der römischen Literatur bis zur Ge g ng Justinians“. Vor zwei Jahren ließ der Gelehrte sich von seinen Lehrverpflichtungen entbinden.
Bevözlkerungsbewegung in Indien. Probleme, dle Indien berühren, erregen gegenwärtig naturgemäß in besonderem Maße unser Interesse, werfen sie doch stets ein Licht auf die Ver haͤltnisse diesca . ten englischen Kolonialreichs und bängen daher eng mit der Weltmachtsstellung Englands zusammen. Indien umfaßt ja, den drelßigsten Teil der festen Erdoberfläche und beherbergt fast ein Fünftel der gesamten Bevölkerung der Erde und nabezu drel Viertel. aller englischen Üntertanen. In einem be. sonderen Maße erfordert?! eine Siudie über die Bevolkerungg. bewegung in. Indien, die in der Jelischrift der Gesell. schaft für Erdkunde erschlenen ist, unser Interesse als letzte Arbeit des Dr. Michael fen, der sich in dem Kampf für das Vaterland daz Ciserne 83 erwarb unb bald darauf, am 28. Oktober in Belgien den — hrentod . dem. Schlachtfelde fand. Er hat die Bewegung der Bevölkerung in Indien in den Jahren von 187 bis igi] untersucht. In dieser Jeit wucht. sie von NY auf 315 Millonen an, um rund
fassen, 59 Millionen oder 32 v. H. entfallen, auf die Ein- geborenenstaaten rund 50 Millionen. In dle Zuverlaͤssigkeit dieser letzten Zahlenangabe darf man allerdings erhebliche Zweifel setzen; sie kommt dadurch zustande, daß die Bevölkerung in den CEingeborenenstaaten im Jahre 1872 auf 20 Millionen angegeben wird, im Jahre 1881 auf 55 Millionen, was einer Zunahme um 34 Millionen oder 163 v. H. in 10 Jahren ent⸗— sprechen würde. In den weiteren Abschnitten von 10 zu 10 Jahren finden wir aber nur eine Zunahme von 20, 5. 13 v. H. verzeichnet, sodaß die Annahme gerechtfertigt erscheint, daß die Zählung von 1872 sehr mangelhaft war und ein viel zu geringes Resultat ergab. In dieser Annahme werden wir bestärkt, wenn wir seben, daß in der ersten Zählungsperiode die Bevölkterungsvermehrung fast fünfmal so groß war wie in Deutschland 86 gegen 5 v. H.), während sie in der Persode von 1901 bis 1911 in Deutschland berelts größer ist (7.3 gegen Il v. H.). Eine merkwürdige Erscheinung ist, daß in Indien im Gegensatz zu Mitteleuroba. der männliche Tell der Be⸗ völterung überwiegt. Während in Deutschland auf 1009 Männer im Jahre 1901 1032 Frauen, im Jahre 1911 1026 kamen, sehen wir in Indien nur 963 bezw. 953. In Amerika und Australien, wo man ebenfalls einen Ueberschuß an Männern bat, erklärt er sich durch die europäische Zuwanderung, die in den Vereinigten Staaten z. B. zu fast zwei Drirteln aus Männern besteht. Zur Erklärung der Tatsache in Indien führt man an, J. dle Kinderheiraten das weibliche Geschlecht schwächen, und. daß au die Entbindungen im indischen Klima besonders diele Opfer fordern. Auch wird der Frau der größte Teil der Arbeit aufgebürdet, sodaß sie körperlich überlastet ist. Wenn solche Faktoren auch mitsprechen, so steht ihrer besonders starken Einwirkung doch die auffällige Tatsache gegenüber, daß die Sterblichkeit des weiblichen Geschlechts ebenso wie in Guropa geringer ist als die des männlichen. Auf 1000 männliche Tote kommen nur 26 weib⸗ liche. Deshalb vermutet Michaelsen, daß bel der Zählung der Frauen in Indien erhebliche Fehler unterlaufen sind. Bas erklärt sich aus dem Umstande, daß die Frauen in Indien sich im allgemeinen so ge⸗ ringer Wertschätzung erfreuen, daß die Haushaltungsvorstände nach den Berichten der Aufnahmebeamten sich oft gar nichts dabei denken, wenn sie die zum Haushalt gebörigen Frauen nicht sämtlich mit⸗ angeben. Daju kommt auch noch eine absichtliche Weg⸗ lassung der Frauen. Die Mohammedaner empfinden eine Nachfrage nach ihren Frauen als ein ungehöriges Ein—⸗ dringen in ihre häuslichen Angelegenbeiten und geben in ihrem Unwillen darüber absichtlich falsche Antworten. Auch die Hindu verschweigen einen Teil der ju ihrem Haughalt gehörigen rauen aug sozialen und religtösen Gründen. So gilt es z. B. alt chande, Töchter ju haben, die nach den Landessitten eigentlich ver⸗ heiratet sein müßten. Unverhetratete Töchter in heiratsfähigem Alter werden daher häufig den Zählungsbeamten nicht mit an— egeben. Merkwürdig ist die große Verbreitung der Blind⸗ eit in Indien. In Westeuropa und Nordamerlka haben wir nicht mehr als 8 bis 9 Blinde auf 10909 Ein— wohner, in Indien dagegen finden wir deren 14. Michaelsen bringt diese Tatsache in Beziehung zur Temperatur und zur Niederschlagsmenge. Es zeigt sich naͤmlich, daß regenarme Gebiete sowte Länderstriche mit großer Winterkälte unverhältnismäßig mehr Blinde haben als andere Gegenden. Im ersten Falle ist die Pflanzen⸗ e weniger ausgebildet und der reichliche Staub und das blendende Licht greifen die Augen der Bevölkerung stark an. Dasselbe tritt da ein, wo heftige Winterkälte die Menschen zwingt, sich in ihren niedrigen schlecht gelüfteten Lehmhäusern aufzubalten, aus denen der dicke beißende Rauch der Feuerstellen nicht abziehen kann. Nachlässig⸗ keit und Schmutz bewirken dann die häufige Erkrankung der Augen und die Erblindung. Während wir in Europa, insbesond⸗re in Deutschland eine stetige Zunahme der Bevölkerung haben, finden wir in Indien ganz außerordentliche Schwankungen, die in den Eingeborenenstaaten noch größer sind als in den englischen Provinzen. So finden wir im Jahre 1901 eine gegen das vorangegangene Jahr⸗ zehnt geringere Zunahme der Bevölkerung, in den englischen Pro—⸗ vinjen um 9 v. H., in den Eingeborenenstaaten gar um 15 v. H. Diese 6 Schwankungen hängen jweifellos mit den Hungerzs nöten zusammen, von denen Indien heimgesucht wurde und die in den Eingeborenenstaaten noch erheblich mehr Opfer fordern als in den englischen Probinzen. Betrachtet man die Bevölkerungs bewegung in den großen englischen Städten Indiens, so findet man, daß hier die Hungers nöte nicht in die Erscheinung treten; hier ist eben die Mög— lichkeit der Hungersnot zu steuern, am größten, die ihre Opfer vornehmlich auf, dem flachen Lande fordert. Dagegen werden die indischen Städte von schweren Pestep idem ien beimgesucht; die Zahl der Opfer dieser Seuche im Jahre 1896 wird von der Zensusbehörde auf mehr als 1 Million geschätzt, in Bombay starben damalg allein 114 000 Menschen an der Pest. Doch kommen auch diese Verluste in einer Statistik der Bevölkerung der gesamten Städte Indiens kaum zum Augdruck; ein vermindertes Wachstum der indlschen Städte ist vielmehr darauf zurückzuführen, daß die indische Industrie sich nicht in einem der Zunahme der gesamten indischen Bevölkerung entsprechendem Verhältnis entwickelt. Während im Jahre 1891 nur 64,5 v. H. der indischen Bevölkerung im Ackerbau beschäfrigt war, , . Zahl 1901 auf 67,5 v. H. und im Jahre 1911 auf 71 v. H. gestlegen.
Literatur.
— Im Verlag von Gerhard Stalling in Oldenburg sind zwei pin ausgeführte Heliogravüren nach Bildern des Marinemalers
rofessors W. Stswer erschienen, deren eine den Kreuzer Emden“ auf hoher See, die andere unser Unterseeboot U g bei schwerem Seegang auf Vorposten in der Nordsee darstellt. Die stimmungs vollen Blätter sind in Folioform zu je 2, 60 M und in Imperialform zu je 6 4M zu haben.
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ masregeln.
Das Kaiserliche Gesundheitsamt meldet den Ausbruch der Maul- und Klauenseuche vom Vlehhofe in Zwickau und vom Schlachtviehhofe in Dresden am 14. d. M.
Der Ausbruch und das Erlöschen der Maul! und Klauenseuche ist gemeldet vom Schlachtviebhof in Leipzig am selben Tage.
Verkehrswesen.
Den Paketen nach dem Auslande müssen bekanntlich neuerdings zwei besondere grüne Zollinhaltserklärungen (Aus⸗ fuhrerklärungen) beigefügt werden, die für die zollamtliche Prüfung darüber erforderlich sind, ob die Sendungen keine zur Ausfuhr verbotene Waren oder unzulässige schriftliche Mit ⸗ teilungen enthalten. Die sorgfältige Ausfertigung dieser Ausfuhrerklärungen liegt im dringenden Interesse der Absender, da die Zollbehörden alle ungenügend ausgefüllten Formulare zur Vervollständigung zurückgeben und die Pakete daher Ver⸗ Been nn in der Beförderung erleiden. Nach den bisherigen ? n wird hauptsächlich gegen folgende Bestimmungen verstoßen: a. auf den grünen Zollinhaltzerklärungen fehlt die Ueberschrift ,, . (Für Zwecke der deutschen Zollabfertigung) ); b. die Waren sind in Spalte 2 nicht so genau bezeichnet, daß beurteilt werden kann, ob sie unter die Cen , fallen; C. in der Spalte Bemerkungen feblt die Erklärung des Ab- kenderg „Enthält außer Geschäftspapieren keinerlet schriftliche
Mitiellungen !); d. die Absender unterlassen es, dle Ausfubrerklärungen Hand-
1099 Millionen oder 3 wodon auf die engli = binzen, die fast zwei Drillel des gesamten . 9
schriftlich zu volltehen. Vet Abdruck eine Stempel mit
Den Paketen an deutsche Krie ,. im Aus⸗ lande brauchen, da sie Waren . rt enthalten dürfen .
besonders behandelt werden, die zwei grün en Ausfuhr⸗
erklärungen nicht beigefügt zu werden. —
Hinsichtlich der Rückgabe unbestellbarer Feld post⸗ sendungen, deren be, dn vermißt oder tot sind, besteht bei der Reichspostverwaltung seit jeher die Bestimmung, daß die Postbesteller sie den Absendern in rücksichtsvoller Weise auszuhändigen haben und daß, wenn der Absender nicht in einem Postorte, sondern auf dem Lande lebt, der Land⸗ briefträger derartige Feldpostsendungen an die Ortsbehörde oder den Ortsgeistlichen ausliefern soll, damit die Angehörigen auf diesem Wege schonend vorbereitet werden können. Ver⸗ schiedene seit Ausbruch des jetzigen Krieges angestellte Ver⸗ suche haben „W. T. B.“ zufolge ergeben, daß sich dieses letztere Verfahren auch in größeren Orten hat durchführen lassen. Die Reichspostverwaltung hat deshalb die bisherigen Be⸗ stimmungen dahin erweitert, daß Feldpostsendungen, deren Empfänger tot oder vermißt sind, auch in Postorten ohne Mitwirkung des Postbestellpersonals den Absendern in ge⸗ eigneter Weise zurückgegeben werden können. Das hierbei einzuschlagende Verfahren soll den örtlichen Verhältnissen an⸗ gepaßt, auch soll auf besondere Wünsche der Ortsbehörden und der Geistlichkeit, soweit sie sich mit den sonstigen postalischen Vorschriften vertragen, Rücksicht genommen werden. Den Truppenteilen im Felde ist im übrigen neuerdings höheren Orts empfohlen worden, auf unbestellbaren Feldpostsendungen an Gefallene fortan, statt des kurzen Vermerks „tot“ oder „gefallen“, die Fassung anzuwenden „gefallen fürs Vaterland“ oder „gefallen auf dem Felde der Ehre.“
Nr. 100 des „Zentralblatts der Bauverwaltung“, herausgegeben im Ministerkum der öffentlichen Arbeiten, vom 16. Dezember 1914 hat folgenden Inhalt: Amtliches: Rund⸗ erlaß vom 26. November 1914, betr. Kriegsehrentafeln. — Dienst⸗ nachrichten. — Nichtamtliches: Verfügbare preußische Wasserkräfste.— Alberk Blanck 4. — Vermischtes: Ehrentafel für die im Kriegsjabr 1914 gefallenen und ausgezeichneten Beamten, Angestellten und Ar⸗ beiter der preußischen Siaatsbauverwaltung. — Uebungeylätze für die körperliche Ausbildung der Jugend. — Wettbewerb für Entwürfe zur Umgestaltung des Hauptpostgebäudegß in Gssen a. d. Ruhr. — Bücherschau.
Theater und Musik.
Lessingtheater.
Ludwig Fuldas altes Lustspiel Jugendfreunden, das von seinen Aufführungen im Deutschen und im Schillertheater her wohlbefannt ist, bat nun auch seinen Weg in das Lessingtheater ge= funden, wo es gestern bei frischer Darftellung ungemein erheiternd wirkte. So achtete man denn der allzu deutlich erkennbaren Fäden nicht, an denen Fulda hier seine Puppen tanzen läßt. Das vier⸗ blättrige Kleeblatt der Ehefeinde, die alle allmählich ihrem Grundsatz untreu werden, fand in den Herren Abel, Götz, Tiedtke und Adalbert Vertreter, wie man sie sich nicht besser bätte wänschen können. In ibrem belustigenden Spiel kam die unverkennbare Absicht des Ver- fassers, bier eine Verkörperung der vier Temperamente ju geben, auf das wirksamste zum Ausdruck. Nicht minder gut waren die weib⸗ lichen Rollen mit den Damen Grüning, von Hansen, Dumcke⸗ Carlsen und Lossen besetzt. An dem tadellos ineinander greifenden Zusammenspiel konnte man seine Freude haben. Lebhafter, wohl verdienter Beifall lohnte allen Mitwirkenden.
Theater in der Königgrätzer Straße.
Königin Cbristinen, das vieraktige Schauspiel August Strindbergs, das vor zwei Jahren, mit Frene Triesch in der Titelrolle, im Theater in der Königgräßer Straße aufgernbrt wurde, erstand gestern in einer Neueinstudterung auf der gleichen Bäbne, deren aufgehender Stern Maria Dre ka die geschichtlich durchaus nicht unbedeutende, im Strinddergschen Drama aber mit allen Fehlern launenhafter Weiblichkeit behaftete Tochter Gafter NMosfg Vielte. Während Irene Triesch bemüht war, dieser önigin rad Möglichkeit den großen Zug im geben. der ihr troß Acderm nicht abzusprechen ist, entgleiste Fräulein Sreka alliasebr . Strnmd⸗ bergsche, sodaß die Königlichen Worte Chriftinens bei ihrer ich lie d lichen Abdankung und ihre ahnunge volle Andeutung, daß deremnft der TRamnt um die Weltherrschaft nicht in Stockkolm, sondern in der Residenz an der Spree entschieden werde, aus ibrem Munde wenig überzeugend . Im übrigen ist fie abet zweifellos eine fehr begabte enge Darstellerin, von der gewiß noch Bedeutendes u erwarten . der Hauptrolle treten die anderen wenig bervor, fe dare, der sämtlich gut besetzt. Besonders Anerlennenswerte? Irteten die Derren Hartau, Lettinger, rich, Tenubler nnd Zelt. Dag Publikum kargte mit seinem Beifall nicht.
Morgen, Donnerstag., wird im Königlichen Opern Leo Blech. neuem ftudierte kemtsche Drer Verf n an der pPersönlichen Leitung des Termreanter err, erden Die Gertrud fingt Fräulein Artst de Padil e Gee, . Engell, die Frau Willmerg: Fran den Scheck Riler, den Bertel: Derr Denke, den Braun: Derr Derag ect, den me. 66 Sey als Gast, den 6 atgzeaftaig? Derr Crasa Den Abend eröffnet elng Auffüährreg der Garner nase mm,. in folgender Beletzung: Santusga: Fran Miller Tem Qar. Fran don Scheele Muller, Sola: Frãrleien Dermig, Taridda Derr Scœrrer, Alo . Dabich. Dirigent ift der TRedellmeifter den Stra . Königlichen Schanspielb aufe wird tRorgen ; Richter von . gege ber. a den Daun treten 1 3 1 — dan der 126 nad die Deren Franc. immerer, Geisendörfer, Gaeelteg. Ballentta. Wernack ad Beekrcher deschãftigt. Syielleiter 3 er
Das auf den . Jaanar in der Pdilßagneni6e enger Konjert des Pbildzstrwentshen GBerz Deren — Siegfried Ochz) aäaß auf Deanergeag, den R Tm, n, verlegt werden. Die var den Mig de Denen pagãrgliche. nicht f fentliche Daurtyrebe adet am Däengtag der R J nuar, Nachmittag 3 Udr, in der Phibarmeane
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dem Namen des Absenders oder der Firma genügt nicht.