1914 / 297 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 18 Dec 1914 18:00:01 GMT) scan diff

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nn erteilt. Zur Annahme gelangten ferner der Entwurf

von Bestimmungen über die Verwendung der Reichs mittel, die für eine von den Gemeinden eingerichtete Kriegswohlfahrts⸗ pflege bereitgestellt sind, der Entwurf einer Bekannt⸗ machung über die Vertretung eines Genossen in der General⸗ versammlung einer Erwerbs⸗ und Wirtschaftsgenossenschaft und über das Augscheiden aus der Genossenschaft, der Entwurf einer Bekanntmachung, betreffend die Fristen des Wechsel⸗ und Scheckrechts für Elsaß⸗Lothringen, Ostpreußen usw., die Vor⸗ lage, betreffend Aenderung der Preisliste der Arzneimittel, und die Vorlage, betreffend Aenderung der Gebühren⸗ ordnung für die Untersuchung des in das Zollinland ein— gehenden Fleisches. Demnächst wurde über verschiedene Ein⸗ gaben Beschluß gefaßt.

Ueber das Eigentum an der von den eigenen Truppen und vom Feinde verschossenen Munition und an erbeuteten Gegenständen sind Zweifel hervorgetreten. 6 wird daher nach „W. T. B.“ folgendes bekannt⸗ gegeben:

Alle im Eigentum der deutschen Heeresverwaltungen stehenden Gegenstände bleiben im Inlande wie im Auslande auch dann deren Eigentum, wenn sie verloren oder, wie z. B. auch Munitionsteile, bei irgend einer Gelegenheit und aus irgend einem Grund zurückgelassen werden.

. Den berufenen staatlichen Organen steht ferner für das Inland wie für das Ausland die ausschließliche Befugnis zu, das Aneignungsrecht an der „Kriegsbeute“, d. h. an der Aus— rüstung des Feindes und an den von ihm zurückgelassenen Munitionsteilen, auszuüben.

Ebenso wie deshalb der Soldat, der feindliches Eigentum erbeutet, oder die Behörde, die es beschlagnahmt, zur Abliefe⸗ rung verpflichtet ist, muß jeder, der solche Gegenstände im Inlande oder in dem von deutschen Truppen besetzten Auslande an sich nimmt, sie unverzüglich an die nächste deutsche Militär⸗ oder Zivilbehörde abliefern, die ihrerseits verpflichtet ist, alle Beutestücke den zuständigen Beutesammelstellen zuzuführen. Nur für die Truppen besteht diese Ablieferungspflicht insoweit nicht, als sie der Beutestücke zur Ausbesserung oder Ergänzung der eigenen kriegsmäßigen Ausrüstung bedürfen, oder sie anderen im Felde stehenden Truppen zu diesem Zwecke alsbald zuführen.

Wer als Privatperson Fundstücke von der Ausrüstung der kämpfenden Truppen abliefert, hat im Inlande Anspruch auf den gesetzlichen Finderlohn; im feindlichen Auslande wird ein Finderlohn in der Regel zugebilligt werden.

Nach dem Reichsstrafgesetzbuch muß jede widerrechtliche Aneignung von Beute⸗ oder Fundstücken als Diebstahl 8 242 ff) oder Unterschlagung (8 246), nach dem Militär⸗

trafgesetzbuch gegebenenfalls als „eigenmächtiges Beute⸗ machen“ (8 128), mit harter Gefängnisstrafe, unter Umständen sogar mit Zuchthausstrafe, belegt werden, und zwar nach 85 7 und 161 Mil.St.⸗G⸗B. auch dann, wenn die Tat in einem von deutschen Truppen besetzten ausländischen Gebiet be⸗ gangen wird.

Wer sich widerrechtlich Beute⸗ oder . aneignet, erwirbt selbst kein Eigentum daran und kann es auch nicht durch Verschenken oder Verkaufen auf andere Personen über— tragen. Die Militär⸗ und Zivilbehörden sind deshalb zur Be— schlagnahme befugt. Wer solche Gegenstände durch Geschenk oder Kauf an sich bringt, kann sich dadurch der Hehlerei schuldig machen.

Es wird daher vor Aneignung und Ankauf dringend ge—⸗ warnt und hiermit die Aufforderung verbunden, alle bisher aus Rechtsunkenntnis ohne Anzeige eigenmächtig in Verwahrung gehaltenen oder erworbenen Beutegegenstände unverzüglich an die Militär- oder Ortspolizeibehörde, im Ausland an die nächste Militärbehörde, abzuliefern. Wer ohne Befugnis im Besitz solcher Stücke betroffen wird, setzt sich und die an der Aneignung etwa Mitbeteiligten der Gefahr unnachsichtlicher strafrechtlicher Verfolgung aus.

Ueber das französische Gelbbuch, das erst jetzt hier eingetroffen ist, schreibt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“:

Das Gelbbuch enthält 159 zum Teil umfangreiche Doku— mente, die offenbar zu dem Zwecke ausgewählt und zurechtgemacht worden sind, um Rußland von dem Vorwurf, daß es den Krieg herausbeschworen hat, rein zu waschen und Deutschland die Ver— antwortung zuzuschleben. Es muß vorbehalten bleiben, auf die Einzelheiten der Veröffentlichung nach ihrer genauen Durch— sicht zurückjukommen. Schon jetzt, aber kann gesagt werden, daß der dem französischen Kriegsminister im März 1913 zuge⸗ angene angebliche amtliche deutsche Geheimbericht über die Ver⸗ tärkung der deutschen Armee, der auch teilweise schon die unverdiente Aufmerksamkeit der neutralen Presse gefunden hat, nichts weiter als eine plumpe Erfindung ist. Welches die sichere Quelle. ist, aug der das Aktenstück stammt, wissen wir nicht; eine amtliche Stelle in Deutschland ist jedenfalls mit ihm nie befaßt gewesen. Anschetnend rährt der Geheimbericht von einem französischen Agenten her. und die Veröffentlichung im Gelbbuche ist nur zu dem Zwecke erfolgt, um Mißstimmung zwischen Deutschland und seinen Bundesgenossen her vorzurufen und die Neutralen, namentlich Holland und Dänemark, gegen Deutschland aufzubetzen.

Die ganze Unwahrheit dieses Mach verks wird dadurch gekenn— zeichnet, daß darin als Ziel der deutschen Politik hingestellt wird, die , des Deutschtums über die ganze Welt augzubreiten, die leinen Völker zu unterdrücken und alte Gebiete, die vor Jahrtausenden einmal zum Deutschen Reiche gehört haben, wie Burgund und das Baltikum, für Deutsch land zurückzuerobern. Kein ernster Mann in Deutschland hat jemals solche Phantasien gehegt.

Ebenso lächerlich sind andere im ersten Kapitel des Gelbbuches enthaltene Versuche, durch amtliche Berichte französischer Vertreter in Deutschland eine deutsche Gefahr für den Weltfrieden glaubhaft zu machen. Unterzieht man die Dokumente, durch die eine angeblich seit Jahren vorhandene Kriegslust Deutschlands bewiesen werden soll, einer näheren Prüfung, so findet man, daß es sich in erster Linie um Berichte der Militär-. und Marineattachétz handelt, die offenbar auf Mitteilungen sehr fragwürdiger Agenten beruhen. Würde die deutsche Rrigierung ebenso verfahren, so ö. sich allein mit solchen Schriftstücken ein dickes Buch zusammenstellen. Wir könnten z. B. einen Bericht des Milttärattachéss der Katserlichen Botschaft in St. Petersburg vom 10. August 1910 anführen, in dem auf das Zunehmen der auf einen Angriffskrieg mit Deutschland hinzielenden Bestrebungen im russischen Heere hingewtesen wird. Der Militär⸗ attachs war zu seinem Berichte durch einen Artikel im amtlichen russtschen Militärorgan „Der Invalide“ veranlaßt worden, der „Ge⸗ danken zum 500 jährigen Jubiläum dez allslawischen Sieges über die Teutonen“ entwickelte. Der allslawische Sieg in einem Angriffskriege, von dem der Artikel handelte und dessen Wiederkehr der Verfasser, Qberst im russischen Generalstabe Eitschaninow erhoffte, war die Schlacht bei Tannenberg am 15. Juli 1410.

Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ ist die 279. Ausgabe der Deutschen Verlustliften beigelegt. Sie enthält die 195. Verlustliste der preußischen Armee, die 1233. Verlustliste der bayerischen Armee, die 77.

und 78. Verlustliste der sächsischen Armee und die 81. Verlustliste der württembergischen Armee.

Sessen.

Am Schlusse der gestrigen Sitzung der beiden Kammern teilte der Staatsminister Dr. von Ewald, wie W. T. B.“ meldet, noch folgendes Telegramm Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs mit:

Wollen Sie den beiden Kammern der Stände Meinen auf⸗ richtigen Dank für die an Mich gerichteten Worte zum Ausdruck bringen. Möge der wahrhaft patröotische Entschluß, die gewaltige Entfaltung einmütiger deutscher Kraft mit jedem Opfer bis zum endgültigen Siege fördern und unterstützen zu wollen, von Gottes Segen zu Deutschlands unantastbarer Größe gekrönt werden, und möge es unserer gemeinsamen Arbeit gelingen, Meinem Hessenland für alles Gut und Blut, welches es freudig und opferwillig für das große Werk eingesetzt hat, neue Kraft und frisches Leben entfalten zu helfen. Das ist der Wunsch, den Ich aus sytefstem Herzen Meinem geliebten Volke in schwerer und großer Zeit darbringe.

Ernst Ludwig.

Nach Erledigung der vorliegenden Gesetzentwürfe vertagten

sich die Kammern auf unbestimmte Zeit.

Großbritannien und Irland.

Das Preßbureau teilt mit, daß das englische Expe⸗ ditionskorps bis zum 14. Dezember 3871 Offiziere ver⸗ loren hat, nämlich 1133 Tote, 2225 Verwundete, 513 Ver⸗ mißte oder Gefangene. Bis zum 11. November hatte der Verlust 2420 Offiziere betragen. Die Verlustliste enthält 165 Generale, 108 Obersten, 322 Majore, 1123 Hauptleute und 2303 Leutnants.

Rußland.

Eine im Finanzministerium unter Vorsitz des Finanz— ministers abgehaltene Konferenz, an der Abgeordnete der Börsenkomitees und der größten Banken beider Hauptstädte teilnahmen, stellte laut Meldung des „W. T. B.“ fest, daß die mißlichen Umstände für den nationalen Kredit beinahe überwunden seien, daß die Handelsbeziehungen mit den be⸗ freundeten und neutralen Ländern eingeschränkt seien und daß neue Mittel und Wege für die Ausfuhr lebhaft gesucht würden. Aus dem Mangel an ausländischen Zahlungsmitteln hätten sich einige Schwierigkeiten ergeben, die für die Einfuhr von Roh⸗ stoffen für industrielle Erzeugnisse erforderlich seien, wie z. B. von Baumwolle, Wolle und Kautschuk. Glücklicher⸗ weise seien die ausländischen Häuser damit einverstanden, die Zahlung in ausländischer Währung zu stunden. Nichtsdesto⸗ weniger werde der Finanzminister, der alle Maßnahmen treffe, um seine Barbestände im Auslande aufzufüllen, nicht verfehlen, einen angemessenen Teil dieser Hilfsmittel der nationalen In⸗ dustrie zur Verfügung zu stellen. In der Konferenz wurden schließlich Wünsche zum Ausdruck gebracht, daß der Finanz⸗ minister die Ausfuhr erleichtern möge, indem er den Exporteuren einen Kredit bei der Staatsbank eröffne und ferner seine Hilfe dazu leihe, um ein Abkommen mit den ausländischen Banken in den Geschäften mit ausländischen Zahlungsmitteln herzustellen.

Das Finanzministerium hat bedeutende Mittel be⸗ willigt für die Organisation eines internationalen Wettbewerbs zur Auffindung neuer Gebiete der tech⸗ nischen Verwendung von Alkohol, Für Entdeckungen auf diesem Gebiet sollen Preise bis zu 100 006 Rubel bestimmt werden.

Italien.

Wie „W. T. B.“ meldet, ist Fürst von Bülow gestern vormittag in Rom eingetroffen und von Mitgliedern der Botschaft und von Funktionären der italienischen Regierung am Bahnhof empfangen worden.

Schweden.

Der König ist gestern abend, begleitet von dem Reichs⸗ marschall und dem Minister des Aeußern, von Stockholm nach Malmö zu der Zusammenkunft mit den Königen von Däne⸗ mark und Norwegen abgereist.

Schweiz.

Die vereinigte Bundesversammlung hat, wie „W. T. B.“ meldet, den Bundesrat und Vorsteher des Finanz⸗ und Zolldepartements Dr. jur. Giuseppe Motta (katholisch⸗ konservatio) zum Bundespräsidenten für 1915 und den Bundesrat und Vorsteher des Militärdepartements Camille Decoppet (freisinnig] zum Vizepräsidenten gewählt. Die Bundesver⸗ sammlung bestätigte auch die fünf übrigen Bundesräte Müller, Forrer, Hoffmann, Schultheß und Calonder für die neue dreijährige Amtsdauer.

Türkei.

Das französisch-englische Geschwader, das die Dardanellen blockiert, besteht nach Athener Meldungen aus sechs Dreadnoughts, und zwar vier englischen und zwei fran⸗ zösischen, aus sieben Kreuzern, vier englischen und drei französischen, aus zwei französischen Minenlegern, acht englischen Zerstörern, vier französischen Torpedobooten, Unterseeboten und zahlreichen Trangportschiffen. Den Oberbefehl hat ein fran⸗ zösischer Admiral.

Rumänien.

Die Kammer hat gestern die Antwort auf die Thron—⸗

rede fast ohne Debatte angenommen.

Amerika. Einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge ist Isidro Jimenes zum verfassungsmäßigen Präsidenten des Frei⸗ staats San Domingo gewählt worden.

Asien.

Im japanischen Parlament stellten die Deputierten der Opposition, wie die ann gr tg meldet, auf Grund australischer Angaben fest, daß die australische Bundesregierung verlangt habe, die Operationen der japanischen Flotte sollten sich auf den Raum nördlich des

Aequaltors beschränken.

Afrika.

Nach einer Meldung der „Agenzia Stefani“ aus Tripolis ist infolge des Kampfes vom 28. November in der Umgegend von Nalut, um die Ordnung und Sicherheit in diesen Gegenden wiederherzustellen, eine gemischte Kolonne unter dem Oberbefehl des y Roversi, des Kommandanten der Zone von Joffren, auf der Naluter Straße nach Fessato, Cabao und Zugan gesandt worden. Diese Kolonne kam am 15. Dezember Morgens in ein tiefes Tal vor Nalut, das für einen Hinterhalt sehr geeignet ist, und wurde dort von Rebellen mit Feuer empfangen. Es entspann sich ein lebhafter Kampf, an dem sich auch die Besatzung von Nalut wirksam beteiligte. Die Aufständischen die auf einige hundert geschätzt wurden, hatten 16 Tote und eine Anzahl Verwundete. Auf Seiten der Italiener fiel ein⸗ Askari, 14 wurden verwundet.

Kriegsnachrichten.

Westlicher Kriegsschauplatz.

Großes Hauptquartier, 18. Dezember, Vormittags. (W. T. B.) Der Kampf bei Nieuport steht günstig, ist aber noch nicht beendet. Angriffe der Franzosen zwischen La Bassése und Arras sowie beiderseits der Somme scheiterten unter schweren Verlusten für den Gegner. Allein an der Somme verloren die Franzosen 1200 Gefangene und mindestens 1800 Tote. Unsere eigenen Verluste beziffern sich dort auf noch nicht 200 Mann. In den Argonnen trugen uns eigene, gut ge⸗ lungene Angriffe etwa 750 Gefang ene und einiges Kriegsgerät ein. Von dem übrigen Teil der Westfront sind keine besonderen Ereignisse zu melden. Oberste Heeresleitung.

Oestlicher Kriegsschauplatz.

Großes Hauptquartier, 18. Dezember, Vormittags. (W. T. B.) An der ost- und westpreußischen Grenze ist die Lage unverändert. In Polen folgen wir weiter dem welchenden Feinde. Oberste Heeresleitung.

Wien, 17. Dezember. (W. T. B.) Amtlich. Die letzten Nachrichten lassen nicht mehr zweifeln, daß der Widerstand der russischen Hauptmacht gebrochen ist. Am Süd⸗ flügel in der mehrtägigen Schlacht von Limanowa, im Norden von unseren Verbündeten bei Lodz und nunmehr an der Bzura vollständig geschlagen, durch unseren Vor⸗ marsch über die Karpathen von Süden her bedroht, hat der Feind den allgemeinen Rückzug angetreten, den er, im Karpathenvorland hartnäckig kämpfend, zu decken sucht. Hier greifen unsere Truppen auf der Linie Krosno Zakliczyn an. An der übrigen Front ist die Verfolgung im Gange.

von Hoe fer, Generalmajor.

Der Krieg zur See.

Berlin, 17. Dezember. (W. T. B.) Ueber den Vor stoß nach der Ostküste Englands werden nachstehende Einzelheiten bekanntgegeben: Bei Annäherung an die englische Küste wurden un sere Kreuzer bei unsichtigem Wetter durch vier englische Torpedobootszerstörer erfolglos an⸗ gegriffen. Ein Zerstörer wurde vernichtet, ein anderer kam in schwer beschädigtem Zustande aus Sicht. Die Batterien von Hartlepool wurden zum Schweigen ge⸗ bracht, die Gas behälter vernichtet. Mehrere Detonationen und drei große Brände in der Stadt konnten von Bord aus festgestellt werden. Die Küstenwachtstation und das Wasserwerk von Scarborough, die Küstenwacht- und Signalstation von Whitby wurden zerstört. Unsere Schiffe erhielten von den Küstenbatterien einige Treffer, die nur geringen Schaden verursachten. An anderer Stelle wurde noch ein weiterer englischer Torpedo— bootszerstörer zum Sinken gebracht.

Der stellvertretende Chef des Admiralstabes: Behncke.

London, 18. Dezember. (Meldung des Reuterschen Bureaus.) Amtlich wird mitgeteilt, daß bei der Beschießung von Hartlepool zweiundachtzig Personen getötet und zweihundertundfünfzig verwundet worden sind. Von den auf der Höhe von Hartlepool befindlichen englischen Schiffen, dem Kleinen Kreuzer „Patrol“ und dem Torpedobootszerstörer „Doon“ sind fünf Matrosen getötet und fünfzehn verwundet worden.

London, 17. Dezember. (W. T. B.) Der Dampfer „City“ brachte im Tyne 12 Ueberlebende des Dampfers „Elterwater“ ein, der gestern nacht durch eine Mine in die Luft gesprengt wurde. Die Mannschaft der „City“ sagte aus, daß sie später noch zwei Dampfer in die Luft fliegen sah.

Der Krieg der Türkei gegen den Dreiverband.

Konstantinopel, 18. Dezember. (W. T. B.) Amtlich. Die russischen Truppen versuchten unter dem Schutz von Geschützen und Maschinengewehren, auf dem linken Ufer des Tschoruk vorzugehen, wurden aber nach fünfstündigem Kampf zurückgetrie ben. Nach der Schlacht bei Sarai, die für die türkischen Truppen glücklich endete, setzten diese die Ver⸗ folgung des Feindes ohne Unterlaß fort. Die türkische Kavallerie traf 15 Kilometer westlich von Kotur auf den Feind, griff ihn, ohne das Eintreffen ihrer Infanterie abzuwarten, an und verjagte ihn in der Richtung auf Razi und Kotur.

Statistik und Bolkswirtschaft.

Die Sparsamkeit der deutschen Truppen im Felde.

Die sittliche Kraft unserer Truppen äußert sich nicht nur in ihrem Verhalten gegenüber der Bevölkerung im Feindesland und durch dag zähe Ausharren in Not und Tod vor dem Gegner. Auch aus den Feldpostbriefen, die in die Heimat gelangen, spricht so viel innerer Wert und geläuterte Gesinnung, daß wir auch aus ihnen mit staunender Bewunderung den tiefen sittlichen Gehalt dieser Krieger erkennen. Im Spiegel der Kämpfe in Ost und West sehen wir den starken Kulturboden, aus dem dag deutsche Volk seine unüberwindliche Kraft schöpft; wir begreifen das stolze Wort Johann Gottlieb Fichtes: daß die Kulturentwicklung der Menschheit still ftehe, wenn das deutsche Volk zugrunde gehe.

Nicht das schlechteste Zeichen jener sittlichen Kraft ist die Spar⸗ samkeit unserer Truppen im Felde. Auch da, wo sie es könnten, leben sie nicht, wie es in den Reihen unserer Gegner vielfach ge— schieht, nach den Löhnungstagen für kurze Zeit in Saus und Braus, gleich Wallensteins wilden Regimentern. Der deutsche Soldat bat Überhaupt von den alten Landsknechtsgewohnheiten nichts an sich als den unerschrockenen Mut, das todesverachtende Draufgängertum, wo es zu elner Entscheidung notwendig ist. Wilder haben sich Krunds— bergs Fähnlein vor Pavia nicht geschlagen als in den letzten Wochen unsere Feldgrauen in Flandern und in der bkutgetränkten Gegend von Lodz. Aber unter allem Todesgrauen bleibt in ihnen der fürsorgliche Sinn lebendig. Sie verwüsten weder fremden noch eigenen Besitz leichtfertig. Sie sparen selbst im Lärm äglicher Kämpfe für den Frleden, der doch einmal kommen muß. Eg ist wahr- haft rührend, diese fürsorgliche Sparsamkelt unserer Truppen zahlen— mäßtg zu betrachten. Postrat Stroedel von der Kaiferlichen Sber— postdirektton in Dresden hat in einem Vortrage über die Feldpost, den er im Dresdner Gewerbeverein gehalten, einige amtliche Zahlen über diese Sparsamkeit mitgeteilt, die in der Sozialkorrespondenz ! wiedergegeben werden. Eine sächsische Reserbedivision sandte im September 10 000 Feldpostanweifungen mit 391 000 S und im Oktober 20 0090 mit S800 000 ( nach Haufe. An manchen Tagen betrugen die Einzahlungen bei einer sächsischen Feldpoft. expedition 35 000 , in einem Falle sogar 110 000 46. Bei allen Postanstalten des Bezirks der Kafserlichen Oberpostdirektion Dresden liefen allein im Oktober 63 104 Anweifungen aus dem Felde ein, auf die rund 23 Milllonen Mark eingezahlt worden sind; im November waren es 66 516 Anweisungen mit 2322 722 6. Es handelte sich dabel oft um kleine Beträte von 2 bis 10 6. Die Auszahlungen in dem genannten Bezirk stellen nach den Mitteilungen von Postrat Stroedel etwa den Reichsdurchschnitt dar. In manchen Bezirken, wie z. B. in Berlin, Hamburg usw, ist die Summe der Auszahlungen aus dem Felde größer, in manchen geringer. Legt man die Dresdner Zahl für die Oberpostdirektionen des ganzen Reichsgebiets zugrunde, so erhält man allein für den Monat Oktober eine' Summe don 100 Millionen Mark als Betrag der Ersparnisse deutscher Truppen vor dem Feinde.

Hundert Millionen Mark in einem Monat! Diese große Summe gibt ein Bild von der Nüchternheit deutscher Soldaten, von ihrer inneren Anständigkeit und ihrem gefestigten Charakter, der selbst im wüsten Drunter und Drüber der erbittertsten Kämpfe der Geschichte die guten Gewohnheiten der Heimat und des Friedens nicht vergißt. So kommt ununterbrochen ein ftarker Geldstromn von den Schlacht feldern in Ost und West nach Deutschland zurück. Diese vielen tausend kleinen Beträge ersparter Löhnung des einzelnen Mannes schwellen zu mächtigen Summen an, die in der Heimat einen neuen, Handel und Wandel befruchtenden Kreislauf beginnen. Unter den Lorbeeren, die sich unsere Truppen vor dem Feinde erwerben, darf man als ein schönes Ruhmes blatt auch ihr sparsames Haushalten mit ihrem be—⸗ . Sold und ihre Sorge für Familie und Friedenszeit nicht

n.

Wohlfahrtspflege.

Das Zentralkomitee vom Roten Kreuz, das nach seiner Geschichte und seinen Zielen in erster Linie dazu berufen zu sein scheint, seine bewährten Cinrichtungen auch zu einer umfassenden Hilfsaktion für unsere Kriegsinvaliden zu verwerten, hat zu diesem Zweck eine neue, be sondere Abteilung ge⸗ bildet. Ihre Aufgabe wird u. g. sein, darauf hinzuwirken, daß die den Krtegsinvaliden noch verbliebene Arbeitsfähigken möglichst ausgiebige Verwertung findet, nicht nur im Interesse der Kriegsinvaliden selbst, die dadurch vor wirtschattlicher Not⸗ lage und Verhitterung geschützt werden, sondern auch im Interesse der gesamten Volkswirtschaft. Nach den schweren Opfern an Menschen⸗ leben in diesem Kriege muß auf möglichste Erhaltung der ver— bliebenen Kräfte sorgfältig Bedacht genommen werden. Es ist eine zunächst für Preußen bestimmte Srganisatton geplant, die bald auch im übrigen Reich in Kraft treten kann. In ihr sollen die Einrichtungen des Roten Kreuzes und, wenn möglich, auch anderer, auf diesem Gehtete schon tätiger Vereintgungen müt großen wirtschaftlichen Verbänden, den Arbeitgebern und Arbeimnehmern, beispielsweise den Berufsgenossenschaften und Gewerkschasten, vor allem auch mit den Arbeitsnachweifsen zu einem einheitlichen Hilfs⸗ körver zusammengefaßt werden. Der Zusammenschluß möglichst vieler Kräfte in den zu bildenden Provinzial⸗ und eventuell Lande ausschüssen verbürgt eine erfolgreiche Arbeit, dite das Problem nicht restlos, aber doch in größerem Umfange lösen wird. An die Spitze der neuen Abtellung des Zentralkomitees ist ein Mitglied desselben, der Präsident des Reichs versicherungs⸗ amts, Wirkliche Geheime Oberreglerungsrat Dr. Kaufmann, be— rufen worden, dessen vlelseitige amtliche und außeram liche Be⸗ ziehungen zu den verschiedensten hier in Betracht kommenden Ver- handen eine erfolgreiche Leitung gewährleisten. Der Prãäsident 33 J hat . ö. , Maßnahmen zur

ung der neuen Organisation in die Hand genommen. t baldiger Abschluß steht zu erwarten. d ö 23

Nach einer Meldung von W. T. B.“ aus Bu dapest bewilligte der Gemeinderat der ungarischen Hauptstadt in feiner gestrigen . , . den 16 , Roten Halbmond; as ungarische Rote Kreuz hat für den Roten Halbmond 26 000 Kronen gespendet. . 2

Kunst und Wissenschaft.

Die physikalisch⸗mathemgtische Klasse der König—⸗ lichen Akademie der Wifsenschaften hielt am 26. November unter dem Vorsitz ihres Sekretars Herrn Planck eine Sitzung, in der Herr Bran ca über Bisherise Erdebnifse der Reckschen Ausgrabungen im Sldoway, Deu tsch⸗Ostafrika! sprach. Das Alter der vulkanischen Tuffe im Oldoway bietet bisher noch Rätsel dar. Gewisse in München befindliche Formen sprechen für Pliozän, könnten jedoch von anderer Fundstelle herrühren. Flephas antiquus Recki Distr. spricht für diluviales Alter. Andere Formen werden, wenn ihre Untersuchung beendet sein wird, vielleicht auf ein noch Lüngeres Alter hinweisen; doch ist das noch unsicher.

In der an demselben Tage unter dem Vorsitz ihres Sekretars Derrn Die ls abgehaltenen Sitzung der philosophisch⸗historischen Klasse las Herr Brandl über den Deutschen in der eng⸗ lischen Literatur. Die angelsächstschen Dichter bewahrten alle Ideale ihrer deutschen Heimat; König Alfred zeigte noch warme Hoch

chätzung für die Goten. Nach dem Normannensieg aber kam die feindliche arstellung der Briten von Hengist und Horfa empor! und gf isteie die Stimmung gegenüber allem Deutschen für den Rest des Mittelalters. Dann verschafften Luther und die Schweizer Reforma⸗ toren die Faustsage und das eiwachende Studium des germanischen tert nnz dem deutschen Namen weder Achtung. Aber ke politische Zerrissenheit. Deutschland nach dem Dreißigjährigen Krege rief neue Geringschätzung der Engländer hervor, sodaß sie auch n unseren Klassikern zunächst nur Phantastisches aufnahmen. Erft Zöhrons Stanzen auf den Rhein 181 begannen eine Periode der Wert schůtzung für deutsche Kulturarbeit, wobei sich Carlyle, Kingsley und Browning ausjeichneten. Erneute Abkehr setzte unter imperiaftsti— schem Einfluß ein und ließ bereits feit geraumer Zeit ahnen, was gan , e ih e m s,. d. Mi, Hielt die Akademie eine Gesamtsitzung unter a Vorsißz, ihres Sekretars Herrn Planck. Zunächst sprach Herr 8 6 üher den Neubau der Königlichen Sternwarte in RVerlin-Babels berg und legte das erste Heft der Ver⸗ Iffentlichungen der neuen Sternwarte vor. Es warben bie Ge⸗ sectepuntt⸗ dargelegt, die bei der Anlage und Augrüstung n neuen Sternwarte maßgebend waren, eine Beschreibung der Ein richtungen und der Hauptinstrumente, gegeben und auf die Aufgaben,

denen sie dienen sollen, hingemiesen. Der Vonsitzende legte eine Ab- handlung des Professors Dr. M. von Laue (Frantfurt a. M. vor: »Die Beugungserscheinungen an vielen unregelmäßig verteilten Teilchen“. Im Gegensatz zu der weitverbreiteten An—⸗ sicht, daß das von vielen gleichartigen unregelmäßig verteilten Teilchen herrührende Beugungebild dem eines einzelnen Teilchens ent⸗ spricht, nur mit entsprechend verstärkter Lichtintensität, wird durch Theorie und Versuch gezeigt, daß sich dem einfachen Bilde starke unregelmäßige Intensitätsschwankungen überlagern, welche der Beugungefigur eine deutlich erkennbare fitrahlen⸗ artige Faserung verleihen. Vorgelegt wurden ferner die neu er⸗ schienenen Hefte 62 und 63 des akademischen Unternehmens .Das Pflanzenreich“, enthaltend die Myzodendraceae von C. Stottsberg und die Huhhonbia gene- A calę phen c, Mergurialinae von F. Pax (Leipzig und Berlin 1914) und das mit Unterstützung der Akademie be⸗ arbeitete Werk A. Ungnad, Babylonische Brlefe aus der Zeit der Hammurabi⸗Dynastie (Leipzig 1914). Das auswärtige Mitgiied der physikalischmathematischen Klasse Wilhelm Hittorf in Münsler . W. ist am 28. Novemher und das korrespondierende Mitglied derselben Klasse Nils Christoffer Dunér in Upsala am 10. November verstorben.

Am 10. d. M. hielt die philo sophisch⸗historische Klaffe unter dem Vorsitz des Sekretars Herrn Diels eine Sitzung, in der Herr F. W. K. Müller eine Abhandlung vorlegte, betitelt: Zwei Pfahlinschriften aus den Tur fanfüunden. Es werden darin die Texte einer uigurischen und einer chinesischen Weihinschrist nebst Uebersetzung gegeben.

Auch die physikalisch⸗mathematische Klasse hielt an diesem Tage unter dem Vorsitz ihres Scekretars Herrn Planck eine Sitzung, in der Herr Haberlandt Zur Physiologie der Zellteilung, zweite Mitteilung, las. Es wird gezeigt, daß so wie bei der Kartoffelknolle auch bei den Stengeln von Sedum Sbectahile und Althaca rosea, ferner bei der Kohlrabiknolle nur solche Gewebestückchen, auf feuchtem Fließpapier kulttpiert, Zell= teilchen aufweisen, die ein Gefäßbündelfragment enthalten. Das gleiche gilt von kleinen Laubblattlamellen von Bryophyllum calycinum und verschiedenen Peperomia Arten. Es wird ferner der experimentelle Nachweig erbracht, daß dieser Einfluß der Gesäß= bündel auf der Bildung und Ausscheidung eines Reinstoffes beruht, der in Kombination mit dem Wundreiz die den Schnittflächen benach- barten Zellen zu Teilungen veranlaßt.

Die Galerie Eduard Schulte bringt in ihrer am Sonn— abend zu eröffnenden neuen Ausstellung mehrere Sammlungen von Werken zeitgenössischer Künstler. Prosessor Arthur Kampf-Berlin, der zurzeit zu Studienzwecken im Felde weilt, fandte den großen Karton und 265 Studien zu seinem soeben vollendeten Monumental— gemälde in der Aula der Königlichen Unwersität Berlin „Fichte als Redner an das deutsche Volk“. Da das große Wand . selbst zurzeit für die Oeffentlichkeit noch nicht zugängig st, so werden die hier gezeigten Hilfs- und Vorarbeiten doppelt interessieren. Ferner stet Professor Franz Roubaud⸗München eine umfangreiche Sammlung vn Kriegs. Jagd⸗ und Volkstypen aus dem Kaukasus aus sowie einige Motide vom Chiemsee. Weltere Werke sandten noch Professor Carl Albrecht. Königsberg, Albert Gart⸗ mann ⸗Wimpfen a. Neckar, Professor O. Günther Naumburg, Pro⸗ fessor Hanng Pellar⸗Darmstadt, Hans Prentzel. Berlin, Wilhelm Schmurr-⸗Düsseldorf und Franz Triebsch. Berlin. Der letztgenannte eine Sammlung von Bildnissen bekannte Persönl ichkeiten.

Literatur.

Mitten im harten Kriege hat der ‚Kunstwartverlag“' ein Unter⸗ nehmen begonnen, dessen Ausführung im Interesse der Erschließnng der Schätze der deuischen bildenden Kunst für weite Volkskreise nicht hoch genug angeschlagen werden kann. Hat er seit Jahren schon durch die Herausgabe seiner Meister bilder“, Vorzugsdrucke und „Künftler= mappen! in diesem Sinne verdtenstvoll gewirkt, so will er diese Tätigkeit durch die Ausgabe einer, Deutschen Hausbilderei? in erweiterter Form fortsetzen und krönen. Das großzügige und im Hinblick auf den gegenwärtigen Weltkrieg kühn zu nennende Unter nebmen verdankt in erster Linie Ferdinand Avenarius AÄnstoß wie Ausführung. Schon seit Jahren hat er mit tiefem Bedauern darauf hingewiesen, welch unermeßliche künstlerische und seelische Werte dem deuischen Volke dadurch brach liegen, daß die Werke Dürers, Rembrandts, Holbeins, Grünwalds und mancher bedeutender neueren Maler weiten Kreisen unseres Volts stumm geblieben sind: Werke, aus denen sie Ernst und Kraft, Festigung beim Blick auf das Wirkliche, Erhebung darüber hin zum Wahren, Trost und singende Freude schöpfen könnten. In der Stille hat er nun mit dem Verleger des Kunstwarts Callwey das Unternehmen der „Deutschen Hausbilderei des Kur stwarts“ vorberestet, das jene Schätze wieder heben und der Allgememmbeit zugänglich machen will. Von den oben erwähnten bisherigen Veröffentlichungen soll sich die Haugsbilderei in mehrfacher Hinsicht unterscheiden. Einmal sollen ihre Blätter zusammenbleiben; sie werden alfo geheftet erscheinen. Die Rücksicht auf woblfeile Herstellung batte lieb zur Benutzung einer einförmigen Technik genötigt, jetzt sollen alle Mittel der modernen Veivielfältigungskunst herangezogen werden, auch das Ttefdruckverfahren und der Farbendruck, um die Eigenart der einzelnen Bilder möglickst wirkungsvoll zu veranschaulichen. Trotz bieser die Herstellungskosten erheblich vergrößernden Verbesserung soll der Preis so niedrig bemessen werden, daß die Haus— bilderei auch in weniger begükerte, ja in die weitesten Volkskreise Ein= laß finden kann. Die Blätter werden in den Größenmaßen der größten Künstlermappen des Kunstwartverlags hergestellt und sollen doch nur je 15. 8, oder in der Vorzugsausgabe, in der jedes Bild auf grauem Karton geboten wird, 30 J kosten. Einzelverkauf der Mappen, die alle in sich abgerundet sein werden, wird jedem auch ganz bescheiden Bemittelten em allmähliches Erwerben ermöglichen. Gleichsam als Einleitung zur eigentlichen „Deutschen Haushfsderei⸗ ist eine Mape mit 20 großen Blättern „Der Kampf in deutscher Bilderkunst“ erschienen, die den Ausdruck der deutschen Kampfgesinnung nach Werken von Dürer, Rethel und Cornelius, Böcklin und Klinger, Meniel, Boehle, EggerLienz, Kollwitz, Haug, Herterich, Defregger, Kampf und Thoma in mächtigem Zyklus wirken lassen'. Die fünf ersten Hefte der eigentlichen Haus—= hilderei' sind dem Heilandleben in deutscher Kun st“ gewidmet. Das 1. enthält Bilder von des Heilands Verkündigung und Geburt‘, das 2. von „Jesus' Kindheit und Maria“, das 3. vom lehrenden und heilenden Christus ', das 4 vom „Leidensweg Christi! und dag H. von Tod und Verklärung Christié. Avenarius hat die Auswahl der Blätter getroffen und dabei nur solche Künstler herangezogen, denen es um den Ausdruck des religiösen Gefühls ging. Diese Beschränkung hat sich als weise und den Zweck der Sammlung fördernd erwiesen. Die Sammlung wirkt einheitlich und nachhaltig, und eine erquickende Kraft guillt aus ihr. Avenarius hat auch recht, wenn er über diese Au wahl schreibt: ‚Mein zweiter Lohn war der Jubel darüber, wie tief, reich, kraftvoll sich unser Deutschtum erweist, wenn man es aug seinen religiösen Schöpfungen aufsteigen fühlt. In unserer religiösen Kunst ist eiwas Gemelnsameg vom Mittelalter über Dürer und Rembrandt her bis in die Gegenwart zu Richter, Uhde, zu Gebhardt und Steinhausen, ein Hineingewinnen und Hineingestalten des Südens in den Norden, ich wage zu sagen, ein Einerleben der heiltgen Geschichten in die Heimat und in das Ich. Wer dessen genteßt, dem rückt es auch das Heilandleben selbst in die unmittelbare Gegenwart‘. Wir , uns seinem Wunsch an: Möge dieses Innerliche unserer Kunst n diesen ernsten und großen Tagen aus unserem „Heilandleben“ wirken!! Auch ist sein Stolz berechtigt, wenn er im Hinblick auf dieses sein neuestes Unternehmen ausruft: „Jetzt, da unsere Feinde reden, wir Deutschen verbluteten an den Folgen unserer gierigen Roheit, zerschmettert vom Zorne der echten Kultur gerade jeßzt be—

. .

ginne im Volke der Hunnen“ und Barbaren dieses Unterne men

einen Schritt, neben das kein jwesteg Volk der Welt aus eigener Kunst Gleichwertiges stellen könnte.“ h

Aus stellungsnachrichten.

Die Aug stellung für Verwundeten und Kranken für⸗ sorge im Kriege gestein eröffnet worden. Wenn man das Neichttagsgebäude betritt, in dem sie ihren Platz gefunden hat, fo er= hlickt man in dem nach der Simsonstraße gelegenen Treppenhaus ein Gemälde, das dem Besucher Sinn und Absicht der Ausssellung nahe⸗ bringt. Es stellt ein Schlachtfeld dar. Jerschossene Geschützteile, weggeworfene Waffen decken den Boden. Im Hintergrund fliegt ein totes Pferd, nicht weit davon ein gesallener Franzose; Santtäts soldaten eilen durch den Nebel. Im Vordergrund ruht ein junger ver⸗ wundeter Soldat, die feldgraue Uniform geöffnet; er wird von einer hinter ihm knieenden Schwester gesiützt, während ein Sanitätssoldat ihm sorgsam den ersten Verband um die blutende Beinwunde legt. Dieses Gemälde schon weist darauf hin, daß die Ausstellung darüber be⸗ lehren will, was alles, vor allem durch den Staat, dann aber auch durch die freiwillige Arbeit zur Pflege und Wiederherstellung unserer verwundeten Tapferen, angefangen von der fechtenden Truppe bis zum Genesungsheim in der Heimat und darüber hinaus, geschieht. Diese Absicht ist überraschend eindrucksvoll und in mannigfacher Weise verwirklicht. Jedermann weiß ja das Allgemeinste über die Einrichtungen und Maßnahmen, die dem Wohl unserer verwundeten und kranken Krieger dienen; aber wie sorg= fällig und modern im strengsten Sinne des Wortes auch auf diesem großen Gebiete die Kriegsrüstung Deutschlands gewesen ist, was alles nötig war, um diesen gewaltigen Apparat sicher und zweckwoll arbetten zu lassen, das zeigt zum ersten Male vollständig ein Gang durch die Ausstellung. Es ist nicht möglich, an dieser Stelle den ganzen Reichtum ihrer Darbietungen auch nur in seinen wichtigsten Ginzel⸗ heiten zu beschreiben. Wir beschränken uns auf eine Aufführung der einzelnen Gruppen, aus denen jeweilig einige wenige, be⸗ sonders fesselnde Beispiele hervorgehoben seien. Wir finden zunächst in der großen Wandelhalle das. Santtätswesen des Feld⸗ heeres“ dargestellt: von dem Verbandpäckchen an, mit dem jeder Soldat versehen ist, über die Ausrüstung des Sanitätspersonals bis zu, den Einrichtungen der Lazarette und Heime. Zahl iose Muster= stücke und Modeelle in allen Größen verdeutlichen in dteser wie in allen anderen Abteilungen die Organisation und die Mittel des viel- verzweigten Sanitäts⸗ und Fürsorgedienstes. Hervorgehoben seien hier der Feldröntgenwagen, ferner die verschiedenen Arten und Spsteme der Lajarettzelte und baracken und Lazarettzüge und „schiffe. In der hohen Kuppelhalle, die wir nun betreten, ist unser Interesse von zwei Veranstaltungen in Anspruch genommen, die wohl für viele Besucher die Hauptanziehungspunkte der Ausstellung bilden werden. Zur Linken sind die Sanitätsräume eines Schlachtschiffes in natürlicher Größe aufgebaut. Wir können eintreten und finden uns sogleich mitten in einem im Kampf befindlichen Kriegsschiff. Wir haben Gelegenheit alle die Einrichtungen und Geräͤtschaften zu studieren, die unter den vom Landtampf so ganz abweichenden Bedingungen der Seeschlacht verwendet werden. Auf der rechten Seite der Halle ist eine andere Hauptsehenewürdigkelt, nämlich ein 12 m langes Schlachtenrelief aufgestellt. Hier bietet sich wohl zum ersten Male die Möglichkeit, in verkleinertem Maßstabe die ganzen komplizierten Vorgänge einer modernen, viele Dutzende, ja Dunderte von Kilometern ausgedehnten Schlacht bis in ihre Einzel beiten zu verfolgen. Das hier aufgestellte Relief, das von dem Archltekten Weinert in Steglitz geschaffen worden ist, macht für den Laien die Kämpfe noch dadurch besonders interessant, daß sich mit der Feldschlacht die Beschießung und Erstürmung einer eifrig verteidigten Stadt und Festung verbindet. Außerdem aber hat sich bereits auf dem ganzen Kampfgelände und darüber hinaus in den vom Feuer nicht be⸗ rührten Gegenden und darum gehört das Wert in diese Aus- stellung bereits das gesimte Sanitätswesen entwickelt. Sanitäts⸗ soldaten verbinden, auf dem Bauche liegend, im Kugelregen die Ver⸗ wundeten; die Tatigkeit der Sanitätskompagnien noch unter dem Donner der Geschütze und dann, nachdem der Waffenläͤrm verstummt ist, der Transport der Verwundeten zu Fuß, auf Bahren, in Wagen und Automobilen aller Art, die Arbeit auf den Verbandplätzen, den Sammelstellen in den Lazaretten im Kampfgeblet und in den Etappen ist im Gange und genau verfolgbar. In der Nähe dieses Reliefs finden sich mehrere unserer 4 em. Geschosse, deren verwüstende Wirkung eine Reihe groß Aufnahmen sichtbar macht. Jenseitz des Kuppelraums in der Wandelhalle sind rechts zwei große Marinekojen eingerichtet, in denen im einzelnen die Ver⸗ wundeten versorgung zur See vorgeführt wird. Hier sehen wir unter anderem Schutzanzüge und apparate gegen Feuer und giftige Gase an Figuren in Lebensgröße, Modelle und Innen aufnahmen von im Dienst befindlichen Lazarettschiffen der Martne, die Wirkungen der Granatsplitter an Bord, j. B. ein im gegenwärtigen Kriege durch Schußwirkung zersprengtes ärztliches Besteck. Im selben Raum ist eine Reihe großer Modelle von Baulichteiten leichter und starter Bauart für Verwundetenunterbringung in der Heimat, z. B. Döcker⸗Kranken⸗ pavillons und Baracken, das Offiziersheim ‚Taunugm, vor allem ein Riesenmodell des jetzt für Verwundete eingerichteten Kinderheims in Ahlbeck aufgestellt. In dem von hier aus zu betretenden Tesesaal des Reichstags und dem dazu gehörigen Ecksaal findet sich eine Uebersicht über die Geschichte des Kriegssanttäts- und Hygienewesens, die dem geschichtlich interessierten Befucher nicht bloß Bilder und Urkunden aller Art aus den letzten Jahrhunderten, sondern zumal auch auß dem Altertum und dem Mittelalter jeigt. Betreten wir nunmehr den Verbindungegang, der zum Bundesrats aal führt, so wird uns die Verwendung der Röntgenstrahlen im Kriege, dann die heute glücklicherweise ja so erfolgreiche Bekämpfung der Infektionskrankheiten, zu= mal der Kriegsseuchen, veranschaulicht. Der Bundesrats vorsaal sodann gibt in 10 nach wissenschaftlichen Grundsaͤtzen au fgebauten Kojen eine Uebersicht über das ausgedehnte Gebtet der Krankenpflegetechnik. Die hler vereinigten zahllosen, auf Grund langer Erfahrungen Finn— reich erdachten und kunstvoll ausgefübrten Gerätschaflen und Zu⸗ rüstungen, die der Lagerung, der Ernährung, der Erwärmung und Kühlung, der Bewegung, Beschäftigung und JZerstreuung der Kranken dienen, werden jeden Besucher fesseln. Der Bundesratssaal selbst ist den verschiedenen Formen der Tätigkeit der Ver⸗ eine vom Roten Kreuz gewidmet. Eine Abteilung, die ebenso. eigenartig wie bedeutungsvoll ist, da fie zwar noch junge, aber dafür um so wichtigere und hocherfreuliche Fort= schritte in der Behandlung der Kriegsberletzungen veranschaulicht, ent⸗ bält der Bundestatsgausschuß. Vorsaal, nämlich die Kriegs krüppei⸗ fürsorge; sie zeigt, wie gut wir heute, im Gegensatz noch zu 1870171, darauf gerüstet sind, die schädigenden Folgen der Ver⸗ wundungen sofort oder noch nachträglich, sei es auf blutigem“, sei es auf unblutigem . Wege, zu beseitigen, die Zahl der wirklichen Krüppel auf das allergeringste Maß einzuschraͤnken und für diese eine svstematische und wirksame Fürsorge zu treffen. Im Bundesratzaus schuß⸗ Saal finden wit außer Modellen von Fürsorgeanstalten Karten und Tafeln mit Statistlken, Kurventafeln usw. über Quarantäne, Impf-, bakteriolo— gische Untersuchungegnstalten, Desin feftionsschulen usw. Burchschreilen wir schließlich den Verbindungsgang, der zum Vorsaal für den Reiche⸗ tagsborstand führt, so können, wir hier u. a. die Bedeutung der Augenheilkunde für den Krieg studteren; ferner ist bier eine Aus- stellung der verschledenartigsten Uniformen und Trachten deg Personals der Freiwilligen Krankenpflege, z. B. der Johanniter. und Malteserritter mit einer Sammlung von Pphotographischen Aufnahmen der Krankenpflege in staatlichen und Bereinzlazaretten und Fgazarettzügen; und endlich in dem Vorsaal selbst finden sich Gemälde, Photographöen und statistische Ucbersichten, die die auf eine vielhundertjährige , eit zurüdblickende, auch kultur. geschichtlich so interessante Tärigkeit des Jobanniterordeng und der deutschen Organisatlonen des Souveränen Malteser⸗ ardens darlegen. In der Mitte des Saales sst ein n . Modell der unter dem Schutze des Johannsterondeng stehenden