1915 / 16 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 20 Jan 1915 18:00:01 GMT) scan diff

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24. Dezember 1914.

Bekanntmachung.

, 4 vom 10. April 1872 (Gesetz samml. S. 357) sind bekannt gemacht. .

1) 6 auf Grund Allerbhöchster Ermächtigung vom 16. August 1914 (Gesetziamml. S. 153) am 16. Oftober 1514 vom Staats. ministerium vollzogene Statut für die Drainagegenossenschaft. Srsß Peterwitz in Groß Peterwiß im Kreise Neumarkt durch das Amtes · blatt der Königlichen Regierung in Breslau Nr. 47 S. 469, aus⸗ gegeben am 21. November 1914; ö

2) dag auf Grund Allerhöchster Ermächtigung vom 16. August 19146 (Geseßzsamml. S. 1537) am 16. Aktoher 1914 vom Staat · ministerlum vollzogene Statut für die Genossenschaft zur Entwãsse⸗ rung des Altenwahlinger Moores in Altenwahlingen im Kreise Fallingbostel durch das Amtsblait der Königlichen Regierung in Tüneburg Nr. 49 Beilage, ausgegeben am 5. Dezember 1914

3) das auf Grund Aller höchster Ermächtigung vom 16. August 1914 (Gesetzsamml. S. 153) am 16. Oktober 1914 bom Staat? ministerium vollzogene Statut für die Wüůmmegenossenschaft im teise Achim zu Fischerhude durch das Amteblatt der Tönglichen Regie. rung in Stade Nr. 52 S. 375, ausgegeben am 26. Deiemher 1914

I das auf Grund Allerhöchster Ermächtigung vom 16. August 1914 (Gesetzsamml. S. 153) am 16. Oktober 1914 vom Staats- ministerium vollzogene Statut für die Wümmegenossenschaft unter⸗ balb Rotenburg im Kreise Rotenburg zu Motenhurg durch das Amts⸗ blatt der Königlichen Regierung in Stade Nr. 52 S. 379, ausgegeben am 26. Dezember 1914; .

o) der auf Grund Allerhöchster Ermächtigung vom 16. August 1914 (Gesetzsamml. S. 1583) am 18. Oktober 1914 vom. Staats. mmnisterium vollzogene Nachtrag zum Statut für die Entwässerungs⸗ genosfenschaft in Böskupitz Gesstlich im Kreise Posen Ost Crũher Schroda) vom 16. Juli i899 durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung in Posen Nr. 47 S. 616, ausgegeben am 21. No- vember 1914; . ;

6) das auf Grund Allerhöchster Ermãchtigung vom 16. August 1914 (Gesetzsamml. S. 153) am 19. Oktober 1514 vom Staate⸗ ministerlum vollzogene neue Statut für die Din echruch⸗Genossen schaft in Gnesen im Kreise Gnesen durch das Amteblatt der Königlichen Reglerung in Bromberg Nr. 46 S. 439, ausgegeben am 14 No— vember 1914; ö ö

7) das auf Grund Allerhöchster Ermächtigung vom 16. August 1914 (Gesetzsamml. S. 153) am 28. Oktober 1914 vom Staats ministerium vollzogene Statut für die Dppelhainer Wiesengenossen⸗ schaft in Oppelhain im Kreise Luckau durch das Amteblatt der König⸗ lichen Regierung in Frankfurt a. O. Nr. 53 S. 489, ausgegeben am 24. Dezember 1914; . ö ̃

8) das auf Grund Allerhöchster Ermächtigung vom 16 August 1914 (Gesetzsamml. S. 153) am 29. Oktober 1914 vom Staatẽ⸗ ministertum vollzogene Stätut für die Wudritzgenossenschaft in Schlabendorf im Kreise Luckau durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung in Frankfurt a. S. Nr. 533 S. 493, ausgegeben am

Aichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 20. Januar 1915.

Seine Durchlaucht Fürst Günther zu Schwarzburg hat am 19. Januar in Rudolstadt die 25. Wiederkehr des TR ages be⸗ gehen können, an dem er im Jahre 1890 nach dem Hinscheiden des Fürsten Georg die Regierung im Fürstentum Schwarz burg Rudolstadt übernommen hat. Der damals 38 jährige Fürst hatte sich in inniger Hingabe auf die Aufgaben vorbereitet, die ihm sein hohes Amt stellte; in dem Kriegsjahre 1859 war 'er, obwohl, er als Prinz berechtigt , gleich eine Offiziersstelle einzunehmen, als ein facher ragoner in Ludwigslust bei den 17. Dragonern eingetreten, dem Re⸗ gimente seines Schwagers, des Großherzogs Friedrich Franz II. von Mecklenburg⸗-Schwerin, mit dem er alle Strapazen und Gefahren des großen Feldzuges teilte. Nach dem Falle von Tonl wurde er Leutnant und Ordonnanzoffiöier beim Großherzog und machte dann die Kämpfe vor Orleans mit., Mit dem Eisernen Kreuze und anderen Kriegsorden ge⸗ schmückt, kehrte er gesund nach Deutschland heim. Nach einer Frientreise und dem darauf erfolgten Besuche der Universität Teipzig trat Prinz Günther wieder in den aktiven Dienst der Armee und zwar bei dem 1. hannoverschen Ulanenregiment Nr. I3 in Hannover. 1884 wurde er zum Chef der 4. Eskadron ernannt, die er fünf Jahre hindurch führte, und ward dann im Herbst 1889 in gleicher Eigenschaft in das Gardekürassier⸗ regiment versetzt. Am Abend des 19. Januar 1890 überraschte ihn die Botschaft von dem unerwarteten Tode des Fürsten Georg, der, 52 Jahre alt, zu Rudolstadt entschlafen war Am 25. Januar traf der nunmehr regierende Fürst Günther in der Residenzstadt an der Saale ein; am 9. Dezember vermählte er sich mit der Prinzessin Anna Luise von Schön⸗ burg⸗Waldenburg. Durch den Tod des letzten Fürsten von Schwarzburg⸗Sondershausen ist 1909 auch die Regierung dieses VUmndes auf den Fürsten Günther übergegangen. Für die beiden Fürstentümer bedeutete seine landesfürstliche Tätigkeit reiche Entwicklung und Förderung auf allen Gebieten, und in der dankbaren Anhänglichkeit seiner Untertanen ist ihm dafür schöner Lohn beschieden worden. Den Tag seines Regierungs⸗ jubiläums begeht er in schwerer, großer Zeit, ihrer Opfer und ihrer Helden hat er durch reiche Spenden und die Stiftung eines militärischen Ehrenzeichens aus Anlaß dieses Tages be⸗ sonders gedacht. Als echter deutscher Fürst geht er seinen Lan deskindern voran auf dem Wege, der zum Siege und zum ehrenvollen Frieden führt. Daß er ihnen so noch lange ein Fürst und Führer bleiben möge, ist der beste Wunsch für den hohen Jubilar und sein Land zu dem Festtage.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Handel und Verkehr sowie die ver⸗ einigten Ausschüsse für Zoll- und Steuerwesen und für Rechnungswesen hielten heute Sitzungen.

Wiederholt wird durch das Kriegsministerium darauf hin⸗ gewiesen, daß die bei den Postanstalten J. und II. Klasse er⸗ hältlichen Belegscheine nur für beschlagnahmte Metalle und metallifche Waren gelten; für andere Rohstoffe, wie Textilien, Chemikalien und organische Produkte usw., bleibt die bisherige Regelung in Kraft. Die neue Auflage der Beleg⸗ scheine wird einige verdeutlichende Aenderungen aufweisen, ohne baß jedoch die Gültigkeit der alten Belegscheine beein⸗ trächtigt wird. .

Ferner wird nochmals ausdrücklich bemerkt, daß im Ver⸗ kehr zwischen zwei Firmen, bei denen beiden die Bestände an Metall und metallischen Waren beschlagnahmt sind, der Ver⸗ fäufer von der Forderung eines Belegscheines absehen darf, sofern eine entsprechende Klarstellung im Lagerbuch erfolgt.

ESisenbahnverkehrsordnung hat das Reichseisenbahnamt 2 7 d. M. einige Aenderungen der Nummer verfügt:

zum Deutschen ö Preußifchen Staatsanzeiger“ für den Jahrgang

Auf Grund der Schlußbestimmung der Anlage CG zur

in den Eingangsbestimmungen A, Sprengmittel, sind der 1. Gruppe a neue Vorschriften über die Zu⸗ sammensetzung des Donarits 1 vorgesehen. In der 3. Gruppe c ist der Eingang dahin geändert, daß fortan alle Chlorat⸗ und Perchloratsprengstoffe, die nicht unter der 2 Gruppe b aufgeführt und nicht gefährlicher sind als der Vergleichssprengstoff Silesig . ohne besondere Aufführung in der Anlage O unter den für die 3. Gruppe e festgesetzten Bedingungen befördert werden dürfen. ‚.

Das Nähere geht aus der Bekanntmachung in Nr. 5 des Reichsgesetzblattes vom 16. d. M. hervor.

Der heutigen Nummer d. Bl. liegt das „Sach register e Reichsanzeiger und Königlich

1914 bei.

Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ liegen die Ausgaben 331 und. 332 der Deutschen Ver⸗ lustlisten bei; sie enthalten die 1309. Verlustliste der preu⸗ ßischen Armee, die 139. Verlustliste der bayerischen Armee, die 95. Verlustliste der sächsischen Armee und die 98. und 99. Verlustliste der württembergischen Armee.

Baden.

hre Königliche Hoheit die verwitwete Groß⸗ , Luise hat vorgestern, wie „W. T. 9 meldet, von Seiner Majestät dem Kaiser und Könia aus dem Großen Hauptquartier folgendes Telegramm erhalten.

Vielen Dant für Deinen Gruß am heutigen Gedenktage des großen historischen Vorganges in Versailles unter Führung des hochseligen Ontelt. Sein nationales Kraftgefühl gab der welt⸗ historischen Fürstenverfammlung den Impuls zu der begeilterten Huldigun des ersten deutschen Kaisers, dessen Macht und Wurde sätzt gegen eine Welt von Feinden zu verteidigen meine Anfgabe ist. Aber an der Spitze des geeinten Vat rlandes, getragen von der opferfreudigen Begeisterung der festgeschlossenen deutschen Nation, werde ich diese vaterkändische Aufgabe siegreich durch⸗ führten. Das walte Gott! Wilhelm.

Braunschweig. Ueber das Befinden Seiner Königlichen Hoheit des Erbprinzen wird folgendes mitgeteilt: . Die durch den operativen Eingriff bedingte bohe Temperatur ist auf 38.5 (Innenmessung) zurückgegangen. Das Allgemeinbefinden und Nahrungsaufnahme sind nach ziemlich guter Nacht zufriedenstellend. Weiterer normaler Verlauf ist zu erwarten. Braunschweig, den 19. Januar 1915.

Dr. Schlegel. Dr. Albrecht.

Oesterreich⸗ Ungarn. .

Der Kaiser Franz Joseph hat heute vormittag den Herzog Paul Friedrich zu Mecklenburg in Privat⸗ audi ey empfangen. ö

eh Die 7 ah tg Min sst erkon ferenz hat dem „Frgiffenblatt / ufolge die equisition der in Desterreich bef Uttichen Getreide gor räte beschlossen, falls sich die Not⸗ wendigkeit hierzu ergeben sollte. Die Mitteilungen, die über die in Oesterreich noch verfügbaren Getreidevorräte erfolgt sind, lassen die Behauptung zu, daß der Stand der Vorräte als über⸗ aus befriedigend anzusehen ist und daß eine eventuelle Re⸗ quisition ganz erhebliche Ergebnisse erzielen würde. In der Sitzung wurde auch eine Verordnung üher neue Backvorschriften besprochen. Allerseits wurde der festen Entschlossenheit Ausdruck gegeben, alle zur Sicherheit der Volksernährung notwendigen Maßnahmen mit vollster Energie zu treffen. .

Blättermeldungen zufolge erschien gestern der Prãsident des Abgeordnetenhauses Dr. Syl vester mit zwei Vize⸗ präsidenten beim Ministerpräsidenten Grafen Stürgkh, um mit ihm über eine Milderung der Zensur zu verhandeln.

Der Reinertrag der in Wien im Jahre 1914 ein⸗ gezahlten direkten Steuern war, wie „W. T. B.“ meldet, um 21 Millionen Kronen größer als im Jahre 1913. Der Ertrag der allgemeinen Erwerbssteuer betrug 800 09000 Kronen weniger, was darauf zurückzuführen ist, daß bei der Steuerethebung bei den Familien der Einberufenen mit be⸗ sonderer Rückficht vorgegangen worden ist. Der Mehr⸗ ertrag der Einkommensteuer bezifferte sich auf 16 Millionen Kronen. .

Die ungarische Regierung hat eine Verordnung erlassen, worin sie mit Wirkung vom 20. Januar ab den Paßzwang für Ungarn einführt. Wie „W. T. B.“ meldet, entsprechen die Paßbestimmungen im allgemeinen den deutschen Vorschriften, insbesondere muß der Paß mit behördlich beglaubigter Photo⸗ graphie und Unterschrift des Paßinhabers versehen und von dem zuständigen österreichisch-ungarischen Konsulat visiert sein.

Großbritannien und Irland.

Die Londoner Presse weist auf den merkwürdigen Gegensatz hin, daß einerseits die Lebensmittelpreise außerordentlich in die Höhe gehen und andererseits die Docks so mit Gütern aller Art überflutet sind, daß man in ernster Verlegenheit ist, wie der Stauung abgeholfen werden könne. Khakifabrikanten können micht genug Wolle bekommen, der Londoner Hafen aber strotzt von Wolle. Aehnlich verhält es sich mit anderen Artikeli. Dem „W. T. B.“ zufolge, ist die bestehende Organisation offenbar ganz unfähig, dem Bedarf gerecht zu werden. Die Schiffsbesitzer tadeln die Dockarbeiter, denen sie Bequemlichkeit vorwerfen. Diese wieder schieben die Schuld auf die Schiffsbesitzer und Kaufleute. Beide sind sich aber einig im Tadel der Hafen⸗ behörde. Letztere scheint in der Tat nicht so beweglich zu sein, wie man von ihr erwartete. Sie hat zwar die Zahl der ver⸗ fügbaren Arbeiter vermehrt, vermag jedoch in die Arbeits⸗ verteilung keinen einheitlichen Zug zu bringen, sodaß an manchen Stellen Arbeitslustige abgewiesen werden müssen, während an anderen nicht genug Hände gefunden werden können. Die Lösung dieser Frage ist angesichts der großen Ausdehnung der Londoner Hafenanlagen besonders schwierig.

Der Jahresbericht der Londoner Versicherer gibt die Zahl der beschlagnahmten oder in Häfen zu rück⸗

tonnengehalt von 1 M04 826 Tonnen an. 505 deutsche und 50 i Schiffe suchten in neutralen Häfen uflucht. ö 1 6 79 britische Schiffe mit

i Ausbruch des 6 . die sich damals in deutschen Dãfen befanden, aufgehalten. 45 britische Schiffe ven langer Fahrt mit

200 856 Tonnen en e f. nicht eingerechnet wurden seither von deutschen riegsschiffen weggenommen.

Frankreich. Die Deputiertenkam mer hat sich bis zum 28. Januar . schuß des Senates hat dem Der Heeresausschu es Senate ͤ „Nepublicain“ dee. beschlossen, auf. Antrag des Bericht⸗ erstatters Doumer, dem Senate die Ratifizierung von 34 von der Regierung erlassenen Verfügungen über die militärische Organisation in ihrer Gesamtheit vorzuschlagen. Nach dem Berichte Deumers sind die Verfügungen un gesetz⸗ lich. Sie könnten daher wegen Ueberschreitung der Befugnisse der Regierung vom Parlament für ungültig erklärt werden, sodaß die Ratifizierung dringend geboten erscheine. Durch einen Erlaß ist den Kriegsgefangenen nach einer Meldung der „Agence Havas“ Postfreiheit in den französischen Kolonien und Schutzgebieten außer in Marokko und Tunis gewährt worden. . . Eine amtliche Bekanntmachung des Loirepräfekten erklärt dem „Progres de Lyon“ zufolge, die Militär behörden seien entschlossen, den Mißbrauch abzustellen, den gewisse zur Fahne einberufene Leute betrieben, indem sie sich unrecht⸗ mäßig vom Frontdienst zu rückstellen und in Fabriken und Werkstätten einstellen ließen, wo für Armeezwecke gearbeitet wird, unter der Angabe, sie übten einen Beruf und ein Hand⸗ werk aus, das sie in Wirklichkeit nie ausgeübt hätten. Die Bekanntmachung fügt hinzu, es bedürfe hoffentlich nur des Hinweises, um die Drückeberger zu veranlassen, sofort sich für den Frontdienst zu melden.

Rußland.

Der Finanzminister hat nach einer Meldung des „Temps“ dem Mintfterrat einen Äntrag über eine Krisgssteuer unter— breitet, wonach alle vom Militärdienst Befreit en be⸗ steuert werden sollen. Diejenigen, die wegen eines körperlichen Gebrechens befreit werden, werden besteuert, wenn ihr Jahres⸗ Ankommen 1000 Rubel üͤbersteigt; alle anderen werden besteuert, gleichviel welches Einkommen sie beziehen.

Italien.

Der Minister des Auswärtigen Sonn ino hat gestern nachmittag den Sondergesandten Bulgariens Genadieff in Audienz empfangen. .

Die Leitung der sozialistischen Partei, die in Florenz zusammengetreten ist, hat eine Tagesordnung zugunsten der Neutralität Italiens angenommen und beschlossen, in diesem Sinne eine lebhafte Propaganda zu entfalten und in ganz Italien Versammlungen auf den 21. Februar anzu⸗

beraumen. Niederlande.

Wie die Amsterdamer Blätter aus Vlissingen melden, ist gestern mittag auf der Schelde auf der Höhe von Nieuwesluis eine zur Marine gehörige Motorschaluppe auf eine Mine gestoß en. Diese explodierte. Das Fahrzeug mit seinen fünf Infassen, einem Offizier und vier Gemeinen, wurde weit fort⸗

nur einzelne Körperteile gefunden. .

Serbien.

In Uesküb, Istip und anderen Orten ist es infolge der Einziehung von Mohammedanern zum serbischen Militär dienst zu heftigen, teilweise blutigen Zu sam men stößen gekommen. Die Mohammedaner fliehen in großer Zahl ins Gebirge.

Amerika.

Der französische Gesandte in Columbien und der Minister des Aeußern von Columbien haben dem „Nouvelliste“ zufolge in Bogota ein Protokoll unterzeichnet, das vom columbischen Kongreß ratifiziert worden ist. Danach verzichtet Colum hien für seine Konsuln und Staatsangehörigen auf die Kapitu— lationsrechte in der französischen Zone von Marokko Auch Argentinien hat durch Vermittlung der spanischen Regierung seinen Verzicht auf die Kapitulationsrechte mitgeteilt.

Asien.

Nach zuverlässigen Nachrichten aus Jerusalem ist, wie „W. T. B.“ meldet, die in der historischen Medresse Saladin (islamische Hochschule) befindliche Kirche, die im Besitz der Franzosen war, dem griechisch⸗katholischen Patriarchat übergeben worden, während der übrige Teil des Gebäudes in eine Schule umgewandelt worden ist, die den Namen Medresse oder theologische Schule führen wird. Die Leitung der Schule ist dem ägyptischen Nationalisten Abdul Aziz Tchauich übertragen

worden. Afrika.

Die südafrikanische Regierung hat nach eint Meldung des „Reuterschen Bureaus“ angeordnet, daß Nie jenigen Mitglieder des Verteidigungsheeres, die unfreiwilli

dürfen, unter der Bedingung, daß sie sich weiterhin ruhig ver halten. Sie entgehen jedoch dadurch nicht den gesetz liche⸗ Folgen ihrer Handlungsweise, über die das Parlament enn scheiden wird.

Kriegsnahhrichten. Westtlicher Kriegsschauplatz. Großes Hauptquartier, 20. Januar. (W. T.

Im Abschnitt zwischen Küste und Lys fanden . Ärtilleriekämpfe statt. Bei Notre Dame de ore nordwestlich Arras wurde, dem Feinde ein 20 m en Schützengraben entrissen, dabei sind zwei Maschinengeme / erbeulet ind einige Gefangene gemacht. In den Argonn J nahmen unsere Truppen einige feindliche Schützengräben. einer Estelle beirug unser Geländegewinn der leßten Tig

gehaltenen deutschen Schiffe mit 4145 und einem Gesamt⸗

wich er 500 m. Im Walde nördlich Sennheim schritt un

geschleudert. Von den fünf Opfern des Unglücksfalles wurden

den Aufständischen beigetreten sind, nach Hause zurückkehren

.

Angriff gut fort, der Hirzstein wurde genommen, 2 Offi⸗ ziere, 10 Alpenjäger wurden gefangen genommen. Oberste Heeres leitung.

Destlicher Kriegs sch auplatz.

Großes Hauptquartier, 20. Januar. (W. T. B.) Die Lage im Osten ist unverändert. ; . Oberste Heeresleitung.

Wien, 19. Januar. (W. T. B.) Amtlich wird ge⸗ meldet: In Polen und Westgalizien Artilleriekampf. In den Karpathen hat sich nichts ereignet. Aus einigen Gegenden wird neuerlich starker Schneefall gemeldet. Bei Jakobeny in der südlichen Bukowina wurde ein russischer Vorstoß unter schweren Verlusten des Gegners zurückgeschlagen.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Südlicher Kriegsschauplatz.

Wien, 19. Januar. (W. T. B) Amtlich wird gemeldet: Auf dem südlichen Kriegsschauplatz ist die Lage unverändert. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Der Krieg zur See. London, 1. Janugr. (W. T. B.) Das Patrouillen⸗ boot „Ghar“ ist mit seiner Bemannung auf der Höhe von Deal gesunken. .

Der Krieg der Türkei gegen den Dreiverband.

Konstantinopel, 19. Januar. (W. T. B.) Ueber die Einnahme von Täbris werden jetzt folgende Einzel⸗ heiten mitgeteilt: Nach der Einnahme von Miandoab zogen alle am Heiligen Kriege teilnehmenden Stämme nach Meragha, wo sie von der Bevölkerung mit Begeisterung empfangen wurden. Die Führer der benachbarten Stämme sowie die Bevölkerung der Städte Bunyan und Scheschwan zogen mit den Truppen gegen Täbris. Sie gelangten zunächst nach Gogeban. S00 Mann russischer Infanterie und Kavallerie, die in Täbris gestanden hatten, hatten eine Stellung bei Adkjoprü in der Nähe der Stadt inne, zogen sich jedoch auf die Nach⸗ richt, daß die türkischen Truppen mit den Stämmen vorrückten, nach Sofian auf der Straße nach Dschulfa zurück. Darauf zogen die Truppen und die Stämme in Täbris ein.

Konstantinopel, 19. Januar. (W. T. B.) Nach einer Meldung des türksschen Hauptquartiers wurde während eines nächtlichen Angriffs gegen die englischen Befesti⸗ gungen am Schatt el Arab der Feind überrascht. Er verlor 100 Tote und Verwundete. Eine englische Kavallerie⸗ abteilung versuchte in der Gegend bei Corna eine Abteilung unserer Infanterie zu überraschen. Der durch das Feuer eines Kanonenbootes gut unterstützte Angriff wurde mit großen Verlusten für die Engländer zurückgewiesen. Das Kanonenboot wurde gleichfalls gezwungen, sich zurückzuziehen.

Wohlfahrtspflege.

Bel den großen Verlusten an Menschenleben, die der Krieg zur Folge hat, wird die Fürsorge für die Erhaltung gesund-⸗ beitlich gefäbrdeter Kinder zu einer besonders ernsten Pflicht. Vorbildlich in diesem Sinne kann das Vorgehen der Landes versicherungsanstalt der Hansestädte erscheinen. Diese Anstalt beabsichtigt mit Genebmigung des Reichsversicherungsamts auf Grund deg 5 1274 der R. V. O., sich der tuberkulös ge⸗ sährdeten Kinder, deren versicherungspflichtige Eltern oder Väter noch leben, aber tuberkulös erkrankt sind, durch Unterbringung in ge⸗ eigneten Erziehungsftätten anzunehmen. Die Landes versicherungsanstalt hat für diesen Zweck 20000 ½Æ unter der Bedingung zur Ver ügung gestellt, daß die beteiligten Freistadtbeztrke elne ebenso hohe Summe für den Zweck beisteuern. Nach Erledigung gewisser Voraussetzungen und Förmlichkeiten bat nunmehr der Senat von Hamburg 14090 , der von Lübeck 2009 1 und der von Bremen 4000 4M für diese Art Kinderfürsorge bewilligt.

Die Landesversicherungsanstalt Berlin hat mit dem Zentralveęrein für Arbeitsnachweiß ein Abkommen über elne wirksame Nachkontrolle derjenigen. Ver sicherten getroffen, die von der Landesversicherungsanst alt Berlin Arbeits⸗ losenunterstützung beziehen. Nach diesem wird jeder Unterstützungsempfänger zur eingehenden Exörterung seiner Erwerbs⸗ möglichkeiten nach dem Zentralarbeits nachweis vorgeladen, Die Tandegbersicherungsanstalt Berlin hat an alle. Berliner Ärbeitsnachweise' die Bitte gerichtet, offene Arbeitsstellen, die durch die Arbeite nachweise nicht besetzt werden können, der im Zentralarbeitsnachwelsgebäude eingerichteten Zentralaustunftssfelle für Ärbeltznachweis zu melden. Demienigen, der die ibm angebotene Arbelt ablehnt, wird die Arbeitslosenunterstützung sofort entzogen. Diejenigen, die es ablehnen, der Vorladung nach dem Zentral. arbeitsnachweis Folge zu leisten, erhalten eine zweite Vorladung mit der Verwarnung, daß im Falle des Nichterscheinens die Arbeitslosen⸗ unterstützung ohne weiteres entzogen werden wird. Auf Grund dleses Verfahren haben bereits zahlreiche Entziehungen von Arbeits losen⸗ unterstützungen stattgefunden.

Statistik und Volkswirtschaft.

Entwicklung des Beschäftigungsgrades in Groß Berlin in der Zeit vom 2. bis 9. Januar 19135.

Nach der vergleichenden Darstellung des gewerblichen und in⸗ dustriellen Beschäftigungsgrades in Groß Berlin am 2. und 9. Ja⸗ nuar, die das Statistische Amt der Stadt Berlin veröffentlicht, stieg in der Zeit zwischen diesen beiden Stichtagen die Gesamtzabl der versicherungspfiichtigen Mitglieder von 235 Krankenz kassen Groß Beilins von 1048 890 auf 1062 648, d. i. um 3759 oder Ozs oo, eine Zunahme, die besonders deswegen beachtenswert sst. weil sie trotz der diesmal sehr wahrscheinlich größeren Zahl von rüäckständigen Abmeldungen aus der Vorwoche zustande gekommen ist, Die genaunte Zunahme bejifferte sich beim männlichen. Geschlechtz auf 206 Versicherungepflichtige oder O, c oo, beim weiblichen auf 1453 oder O31 0 /o.

Die 28 allgemeinen Ortskrankenkassen Groß Berlins weisen inegesamt elne Zunahme don 1419 Beschäftigten oder g e auf. hier war die Cntwickfang bei den beiden S. schlechtrn verhältnismäßig sast die gleiche. Die Berliner allgemeine Ortskrankenkasse insb sondere zelgte mi einem Vehr von 3258 Ve sicherungepfl ctigen oder Ges oo eine die der Gesamiheit der allgemeinen Oriskrantenkassen übertreffende Zu⸗ nahme, die Folge der entargengesetzten, durch den hereits angeführten Umstand äußerer Natur meist herbeigeführten Entwicklung einiger Kassen

er größeren Vororte. Varauf ist es auch zurückzuführen, daß die

diesmal 2402 Beschäftigte oder Os elo betragende Zunahme der 204 gewerblich gegkiederten Kranken kassen absolut wie auch verhältnismäßig größer ist als die der Gesamtheit der vorher be= handelen allgemesnen Ortskrankenkassen. Unter den einzelnen Ge⸗ werbegrupven mit einer Zunahme der Versicherungepflichtigen seien hervorgeboben: die Induftrie der Holz und Schnitzstoffe mit einem Mehr von 480 Beschäftigten oder 3.16 /o, die Pavier⸗ und Lederindustrie mit 402 oder 20 09, das Baugewerbe mit 258 oder 216 0 die chemische In⸗ dustrie mit 334 oder 229 0/0. Die absolut größte er zeigt mit 1335 oder 0M ου die Metall- und Maschinenindustrie, die sogar in der vorhergehenden, stets durch besonderen Charakter gekenn⸗ zeichneten Zeit unmlttelba vor und nach Weihnachten eine Zunahme und zwar etwa in gleicher Höhe aufgewiesen hatte. Damals aber war sie in der Hauptsache durch das weibliche Geschlecht, diesmal ist sie mehr durch das männliche herbeigeführt. Eine Abnahme um 332 Beschäftigte oder Os o/o zeigt das Verkehrs⸗ gewerbe, und zwar infolge der mit Aufhören des Neujahrsverkebrs erfolgten Entlassungẽn von Aushilispersonal bei der Post, eine solche um 249 oder 1 660 die Nahrungs⸗ und Genußmittelindustrie, hier unter dem Einfluß nur meist geringerer Veränderungen im emnzelnen.

Bei den 41 Fachverbänden der freien Gewerkschaften nahm die Zahl der Arbeitslofen in der Woche vom 4 bis zum 11. Januar von 15 334 auf 14277, d. i. um 1057 oder 6.30 0/o, ab, darunter ins⸗ befondere bei den Holzarbeitern um 638, bei den Bauarbeitern aller Arten insgesamt um 224, bei den Buchdruckern um 150, bei den Lithographen ufw. um 34, bei den berussverwandten Buch⸗ und Stein⸗ druckhilfsarbeitern um 29.

Kunst und Wissenschaft.

Bel dem Dorfe Plantanos im Bezirk von Messara auf Kre ta ist ein der protominoischen Zeit angehöriges Grab auf— gedeckt worden, das bei einer Dicke der Wände von 21m einen Durch messer von 135 in aufweist. Wie der „Voss. Ztg.“ aus Aihen ge— meldet wird, handelt es sich bei ihm um das größte aller bisher auf⸗ gedeckten Gräber jener Zeit, das außerdem durch die zahlreichen in ihm gefundenen Gegenstände besonders merkwürdig ist. Die Fundstücke bestehen aus einer großen Anzahl goldener und bronzener sowie steinerner Gegenstände. Von den goldenen Grabbeigaben seien ge⸗ nannt: 12 Anhänger in doppelter Größe einer Haselnuß, von zylindrischer Form und mit Verzierungen aus gewundenem Draht, 8 kleinere An⸗ hänger in gleicher Form, eine Kette mit kegelsormigem Schmuck⸗ anbänger, Teile eines Armbandes, fünf Ringe, ein goldener Teller mit 6 Löchern im Rande, durch die vermutlich Kettchen zum Aufhängen gezogen waren, und 20 kleine Tellerchen in Größe eines 10. Fran ken⸗ stuͤck's, vermutlich Schmuckgegenstände. Aus Bronze fanden sich in dem Grab 70 Dolche, darunter 10 von der ältesten dreieckigen, kurzen Form; 2 Doppelärte und zahlreiche Messerchen. Außerdem wurden einige Siege! und Amulette aus Stein und Elfenbein und 370 Gefäße aus allerlei auf Kreta vorkommenden Gesteinarten, wie Marmor, Schieser und Steatit gefunden. Unter den Elfenbeingegen⸗ ständen ist ein Stück, das zwei mit den Rücken gegenelnandergekehrte Affen darstellt, einzig in seiner Art. Der Entdeckung wird eine außerordentliche Bedeutung beigemessen. Da man anscheinend eine ganze Lotenstadt angetroffen hat, werden die Ausgrabungen in größerem Maßstabe fortgesetzt werden.

Hieber eine leider verloren gegangene bildliche Darstellung der Schlacht bei Tannenberg, in der der Deutsche Orden den Polen erlag, berichtet Georg Cuny in einem Aufsatz über den Danziger Maler Daniel Schultz in den ‚Monatsheften für Kunst und Wissen— schaft.. Schultz, der von 1620 1683 lebte, war eine Zeitlang Hof⸗ maler des Königs Johann Kamir von Polen. Der König erwies ihm einen der letzten Gnadenbeweise, die er geben konnte. Durch Schultz Bitten bewogen, (schreiht Cuny) schenkie er ihm nämlich das große Ge— mälde der Schlacht von Tannenberg, das höchstwahrscheinlich sein Oheim Daniel Schultz, der Aeltere, im Jahre 1631 ge— schaffen batte. Die urkundliche Nachricht darüber finden wir in dem Sammelbande D. St. A. V. v, 29. Blatt 127 ff. Nach einer Be—⸗ schreibung des Bildes von der Tannenk ergischen Schlacht 1419 folgt dort der Vermerk: Dieses in der großen Wettstube zu Rathaus aufgehangene Oehlfarbene Lanndtbildt, die Tannenbergische Sch acht Anno 1410 abbildende, hatt Daniel Schultz, Königlicher Conter-⸗ feier, von Könige Johanne Casimiro erbeh ten undt der Stadt off riret. Anno 1669. Die An gahe ist beson ders wertvoll, weil sie auf nahe verwandtichaftliche Beziehungen jwischen unserem Daniel Schultz und dem Maler des Schlachtenbildes hinweist. Welche Be— weggruͤnde den ersteren bei der Stiftung leiteten, können wir nur vermuten. Fast scheint es, als ob die Gnade Johann Kasimirs mehr Ehre als klingenden Lohn bedeutete und daß Daniel Schultz sich mit der Schenkung des Bildes entschädigen Ileß. An diesem Zu— sammenhang möchte auch die Tatsache nichts ändern, daß er es der Stadt Danzig zum Geichenk darbrachte, die es annahm und ihm einen Platz in der großen Wettstube, dem heutigen Sitzungssaal der Stadt— verordneten, anwies. In dieser großen Halle brachte man im sieb— zehnten Jahrhundert die Bilder der Könige und andere auf die Ge— schichte der Stadt bezügliche Darstellungen unter, was ihr den Cha⸗ rakter einer Gemäldegalerie gab. Die hier einst befindlichen neun Bildnisse polnischer Könige gibt es nicht mehr. Ebenso ist das er— wähnte Gemä de der Schlacht von Tannenberg nebst den zahsreichen übrigen Bildern, die einst die große Wettstube schmückten, seit 1793 verschollen.

Land⸗ und Forstwirtschaft.

Die Königliche Landwirtschaftliche Hochschule in Berlin wird im laufenden Winterhalbjahr von 136 Studierenden, darunter 4 Frauen, besucht und zwar von: 66 Landwirten, 26 Geodäten und Kulturtechnikern, 24 Hörern der landwirt— schaftlich , technischen Gewerbe, 20 Hörern von naturwissenschaftlichen und sonstigen Fächern. Darunter befinden sich 23 Ausländer. Gegen das letzte Halbjahr ist ein Minderbesuch von 590 Hörern zu verzeichnen, der einzig und allein auf den Ausbruch des Krieges zurück— zuführen sein dürfte. Außer en Genannten nehmen noch an gemein samen Vorlesungen tell: 10 Studierende der Universität und 22 Stu— dierende der Tierärzil. Hochschule, sodaß überhaupt 168 Hörer vor— handen sind (im letzten Winterhalbjahr 844).

Ersatz von Deputatkorn durch Geld oder Kartoffeln.

Nachstehender, im „Zentralblatt der preußischen Landwirtschafts⸗ kammern abgedruckter Erlaß des Ministers für Landwittschaft, Domänen und Foisten dringt auf haushälterisches Umgehen mit unseren Brotgetreidevorräten;:

Nach zuverlässigen Berichten wird in der ländlichen Bevölkerun noch immer Verschwendung mit Brolkorn und Brot getrieben. un Bundesratsberordnung ist vorgeschrieben, daß dem Roggenbrote Kartoffeln zugesetzt werden müssen. In den nächsten Tagen wird voraugsichtlich noch ein ver mebrter Kartoffelzusatz angeordnet werden. Zur Durchführung der Vorschrift und zur Förderung eines spar— samen Brotverbrauches in der landwirtschaftlichen Bevölkerung er— scheint es wünschenswert, daß landwirtschaftliche Arbeiter, die vertragsmäßig Deputatkorn beziehen, in Zukunst nur etwa us der aus bedungenen Menge in Brotgetreide, den Rest in Kartoffeln oder Geld erhalten. Ich ersuche, die Arbeitgeber durch Bekanntmachung in landwirtschaftlichen Blättern oder sonst in geeigneter Weise hierauf hinzuweisen und sie aufzufordern, ein dahingehendes Abkommen zu treffen. Das Einverständnis der Arbeiter dürfte in den meisten Fällen leicht zu erzielen sein, obne daß es notwendig ist, durch Anordnung des Bundesrats einen Zwang auszuüben.“

Landwirtschaftliche Nutzung forstfiskalischer Flächen in Preußen aus Anlaß des Krieges.

Auf Grund Allerböchster Ermächtigung Seiner Majestät des

Königs bat der Minister für Landwirtschan, Domänen und Forsten

in einer allgemeinen Verfügung vom 31. Dezember 1914 nachstehendes

angeordnet:

„Die Königlichen Regierungen werden ermächtigt, die zur vor⸗ übergehenden Iandwirtschaftlichen Nutzung geeigneten forstfratalischen Schlag oder sonstigen, zur Aufrorstung bestimmten und zurzeit unge- nutzten Flächen zur unentgeltlichen landwirtschaftlichen Nutzung auf die Dauer von einem bis zu drei Jahren unter der Bedingung aus—⸗ zugeben, daß die landwirtschaftliche Bestellung und die Entnahme der ersten Ernte noch im Jahre 1915 erfolgt.“

Mit Bezug auf diese Ermächtigung weist der Minister die Königlichen Regierungen an, auf jede mögliche Weise dahin zu wirken, daß die zuständigen Revierverwalter, deren Ermessen die Auswahl und das Ausgeben der in Rede stehenden Flächen, joweit es sich nicht um den Nießbrauch von Forstbeamten handelt, in der Regel zu über⸗ lassen sein wird, von der erteilten, den Anwohnern des Waldes ihrerseits bekanntzugebenden Ermächtigung im Interesse der Ver⸗ mehrung der landwirtschaftlichen Produktion, insbesondere des Fartoffelanbaues, ohne Rücksicht auf forstwirtschaftliche Er⸗ wägungen einen tunlichst ausgedebnten Gebrauch machen. Bei Zu— teilung von Nutzungsflächen sind zunächst bedürftige Anwohner des Waldes, Waldarbeiter, Forstbeamte und sonstige kleinere Wirte, hiernach auch größere Wirte und Unternehmer zu berücksichtigen. Die Nutznießer don Flächen sind vertraglich zu verpflichten, für den Fall, daß die Bestellung des ihnen überlasfenen Landes nicht rechtzeitig er⸗ folgt, den doppelten Grundsteuerreinertrag als einmaligen Pachtzins zu entrichten und zugleich die Flächen der Forstoerwaltung zur ander— weiten Verwendung zurückzugeben.

Im Anschluß hieran wird weiter bemerkt, daß der allgemeinen Verfügung vom 7. September 1914, betreffend die Nutzbar⸗ machung der diesjährigen Eichelmast für die Schweine— haltung, nicht überall die Beachtung zuteil geworden zu sein scheint, die in der durch den Krieg geschaffenen Lage notwendig ge— wesen wäre. Die Königlichen Regierungen werden deshalb aufge⸗ fordert, alsbald zu prüfen, ob in allen betroffenen Revieren ihres Bezirks die Eichelmast zugunsten der Schweinehaltung in den Grenzen der Möglichkeit ausgenutzt worden ist, und das in dieser Be— zlehung bisber etwa Versäumte ohne Rücksicht auf das forstwirtschaft liche Interesse, das zurzelt hinter dem der Erhaltung des notwendigen Vlehstandes unbedingt zurückzutreten hat tunlichst nachzuholen.

Bis zum 1. Mai 1915 müssen die Regterungen anzeigen, ob und gegebenenfalls in welchem Umfang außer den bis zum 5. Januar 1915 alz zur landwirtschaftlichen Nutzung ausgetan anzuzeigenden Flächen infolge des vorstehenden Erlasses noch weitere Forstflächen zur land⸗ wirtschaftlichen Zwischennutzung haben ausgegeben werden köanen. Zentralblatt der preußischen Landwurtschafts kammern.)

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.

Die „Aus stellung für Verwundeten und Kranken⸗ fürsorge im Kriege“ im Reichstag wird wegen des großen Interesses, das sie erfreulicherweise in allen Kreisen Berlins erregt, noch bis zum 31. Januar geöffnet bleiben. In der von der Aus⸗ stellungs leitung veranstalteien Vortragsreihe werden noch sprechen: am 22. Januar: Dr. G. Mamlock: „Unsere Kriegskrankenpflege in Belgien‘; am 25. Januar: Professor Dr. Rubner: „Ueber billige und nahlhafte Volksernährung während der Kriegszeit; am 26 Januar: Professor Dr. Dieck: „Ueber zahnärztliche Fürsornge im Kriege“; am 39. Januar: Oberstabgarzt Professor Dr. Schwien ng: Bevölkerungs- bewegung und Krieg'. Die Vorträge finden Abends 8 Uhr statt; Eintrittspreis 50 3.

Verkehrswesen. Brieftauben im Kriege.

Abrichtung der Tauben zur Nachrichtenübermittlung dem fernen Orient; bei den Chinesen finden sich Brieftauben schon in sehr alter Zeit. Auch die Aegypter kannten sie bereits, allerdings wohl kaum als von China her übernommen; dagegen kann man annehmen, daß die Griechen, die z. B. im 5. Jahrhundert v. Chr. durch Brieftauben die Kunde vom Augsgange der olympischen Spiele verbreiteien, die Kunst dieser Abrichtung von den Aegyptern übernommen haben, und von da kam sie zu den Römern; Kaiser Diokletian (284 305) soll eine förmliche Taubenpost für das ganze Reich eingerichtet haben. Ins Abendland sind die Brieftauben nachweie lich aus dem Orient gebracht worden, und zwar durch die Kreuzfahrer, und hier wurden und werden sie sowohl im Frieden wie im Kriege vielfach benutzt. So erjäblt man von Nathan Rotbschild, dem Stammvater des Hauses Rothschild. er habe durch Brieftauben von seinen Agenten den Ausgang der Schlacht von Waterloo früher er— fahren als die englische Regierung und durch die darauf begründeten Börsenmaßnahmen den Giund zu seinem großen Vermögen gelegt. Auch später verkebrten zwischen Pariser und Biüsselr Bankhäusern sogenannte Kunstauben, und auch das Reutersche Bureau unterhielt bis zum Jahre 1859 eine regelmäßige Taubenpost zwischen Aachen und Beüssel. Der Wert der Tauben für den Krieg trat eigentlich, obwohl sie auch früher gelegentlich schon benutzt worden sind, unter anderm auch von Napoleon, erst während der Belagerung bon Paris im Deutsch fran zösischen Kriege 1870/71 hervor. Damals sandte man nicht weniger als 534 Tauben aus der belagerten Stadt, von denen etwa 100 zurückkamen. Manche machten den Weg mehrere Male, eine soll ihn zehnmal gemacht haben. Es wurden damals durch die Tauben weit über 100 000 Staate telegramme von und nach Paris besördert, sowie eiwa eine Million Privatdeveschen. Gerade durch diese Erfolge wurde man auf die Wchtig⸗ keit der Beieftauben für Uebermittlung von Nachrichten im Kriege aufmerksam und organisierte ein Militärbrieftaubenwesen fast in allen Ländern, vielfach nicht in der Weise, daß der Staat selbst Brieftauben unterhält, sondern daß jede freie Verwendung von Brief⸗ tauben zur Nachrichtenübermittlung für den Kriegsfall bei schwerer Strafe untersagt ist und der Staat allein über ihre Verwendung zu bestimmen hat. Das ist schon aus den einsachsten Gründen der Staatésicherheit notwendig. Eine Brieftaube bietet zum Abschießen ein viel kleineres und ursichereres Ziel als etwa ein Flieger, wozu noch kommt, daß meist mehrere Tauben mit der gleichen Nachricht aufgelassen werden, von denen wenigstens eine vermutlich ihr Ziel erreicht. Die Nachrichten werden mikrophotographisch auf ein kleines Kollodium- häuichen übertragen, von denen sich mehrere in einem Federkiel unter bringen lassen, dieser wird mit einem Wachspfropfen geschlossen und an eine Schwanzseder der Taube angenäht. Die Belastung der Taube darf nur gering sein, nur etwa 1 8. Man lann aber durch die Mikrophotographie den Inhalt von 12 großen Journalen einer Taube mitgeben, übrigens ist man in neuerer Zeit zu etwas

stärkeren Belastungen übergegangen, man hat Büeftauben sogar mit photographischen Apparaten ausgerüstet. Die

ungemein leichte kleine Kamera wird mit Hilfe von Trag— bändern, die über den Rücken der Taube gehen, an ihrer Brust be⸗ festigt, und durch eine sinnreiche Vorrichtung wird in bestimmten regel mãßigen Zwischenräumen der Verschluß der Kamera selbsttätig geöffnet und geschlossen, während sich gleicheitig ein Fülmstreifen fort- bewegt, so daß die Taube, das von ihr überflogen Gelände photo⸗ graphisch aufnimmt. In ihrem Heimatschlag angekommen, setzt die Taube bei ihrem Enntritt ein elektrisches Läutewerk in Gang, so daß der Wärter sofort aufmerksam wird und ihr ihre Last abnehmen kann, die dann sosort mit Hilfe von Mlkroskopen und Projeftionsapparaten abgelesen wird, während das mehr oder minder erschöpfte Tierchen gefüttert und gepflegt wird. Die Brieftauben können mit dem Winde 100 kin in der Stunde durchfliegen, erreichen also eine Geschwindigkett von 1660 m in der Mmute. Eine solche Flug- geschwindigkeit können sie natürlich nicht dauernd innehalten, im Durchsch üt fliegen sie nur eiwa halb so schnell, nur 50 bis 5h km in der Stunde. Bei ruhigem Wetter fliegen sie in einer Höbe von 250 bis 300 in, bei ungünstigem Wett r dagegen nur 100 bis 130 m hoch. Bei Gutfernungen von 100 bis 150 km finden fast alle Brieftauben ihren Heimatschlag wieder, mit zunehmender

Entfernung wird die Rückkehr unsicherer, und bel einer

Wie so manche wichtige Erfindung verdankt Europa auch die

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