1915 / 32 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 08 Feb 1915 18:00:01 GMT) scan diff

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: eden Pfarrer an der St. Mauritius kirche in Breslau, Erz priester Wilhelm Velkel zum Ehren bomherrn bei der Kathe⸗ dralkirche in Breslau zu ernennen sowie dem Kriminalinspektor Richard Goettlich in Berlin und dem Polizeidistriktskommissar Friedrich Schulte in Schubin den Charakter als Polizeirat zu verleihen.

Ministerium der geistlichen und Unterrichts⸗ angelegenheiten.

Der bisherige Oberlehrer an der Oberrealschule in Gummers⸗ bach Heinrich Brauweiler ist zum Kreisschulinspektor in Hamm ernannt worden.

Ministerium für Landwirtschaft, Do mänen und Forsten. Der als Hilfsarbeiter im Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten beschäftigte Tierarzt Peter Bonnichsen in Berlin ist zum Kreistierarzt ernannt worden.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 8. Februar 1915.

Seine Majestät der Kaiser und König, Aller⸗ höchstwelcher sich vorgestern auf den östlichen Kriegsschauplatz begeben hat, besuchte gestern, wie „W. T. B.“ meldet, die schlesische Landwehr in ihren Schützengräben bei Gruszezyn

östlich Wloszezowa.

In der am 6. Februar unter dem Vorsitz des Staats⸗ ministers, Vizepräsidenten des Staatsministeriums, Staats— sekretärs des Innern Dr. Delbrück abgehaltenen Plenar⸗ sitzung des Bundesrats wurde dem Entwurf einer Ver— ordnung wegen Aenderung der Bekanntmachung über Regelung des Verkehrs mit Brotgetreide und Mehl die Zu— stimmung erteilt.

Der Bundes rat versammelte sich heute zu einer Plenar⸗ fitzung; vorher hielten die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen sowie die vereinigten Aus— schüsse für Handel und Verkehr und für Zoll⸗ und Steuerwesen Sitzungen.

Die Bundesratsverordnung über die Regelung des Verkehrs mit Brotgetreide und Mehl vom 25. Januar 1915 bezweckt nach einer vom „W. T. B.“ verbreiteten amt⸗ lichen Mitteilung nicht eine Beschlagnahme der Getreidevorräte zugunsten des Staates, insbesondere der deutschen Streitkräfte, ondern lediglich eine richtige Verteilung für den i enn, ich, ist also eine Maßnahme zum Schutze des kleinen Mannes gegen gewinnsüchtige Spekulationen.

Der 5 45 dieser Verordnung lautet:

„Die Vorschriften dieser Veiordnung beztehen sich nicht auf Getreide und Mehl, die nach dem 31. Januar 1915 aus dem Aus land eingeführt werden.“

Danach ist die staatliche Ueberwachung des Getreidehandels auf das inländische Getreide beschränkt, während das aus— ländische Getreide nach wie vor dem freien Verkehr überlassen bleibt. Ein Zusatz, wonach das ausländische Getreide nur an Kommunalverbände oder bestimmte Gesellschaften verkauft werden durfte, ist vom Bundesrat wieder aufgehoben worden. Denn wenn auch diese Stellen lediglich dazu bestimmt waren, das ausländische Getreide dem deutschen Privatverbrauch zuzuführen, so soll doch für die neutralen Mächte kein Zweifel darüber be⸗ stehen, daß das aus ihren Ländern nach Deutschland aus⸗ geführte Getreide unter keinen Umständen für den Gebrauch der deutschen Streitmacht oder deutscher Verwaltungsstellen be⸗ stimmt ist, daß es also nach völkerrechtlichen Grundsätzen nicht als sogenannte relatioe Konterbande angesehen werden kann.

Demgemäß ist deutscherseits der amerikanischen Regierung gegenüber die formelle Zusicherung abgegeben worden, daß die aus den Vereinigten Staaten unmittelbar oder mittelbar nach Deutschland eingeführten Lebensmittel in keiner Weise für den Gebrauch der deuischen Streitmacht oder deutscher Verwaltungs— stellen verwendet, sondern der deutschen Volkswirtschaft im freien Verkehr unter Ausschluß von Regierungslieferanten über⸗ lassen werden sollen. Die deutsche Regierung hat sich auch bereit erklärt, den Vertrieb dieser Lebensmittel während der Dauer des Krieges amerikanischen Organisationen zu überlassen.

Bei den Militärbehörden gehen bereits in größerer Zahl Gesuche von Angehörigen der gefallenen Krieger um Zustellung des von Seiner Majestät dem Kaiser ver⸗ liehenen Gedenkblatts ein. Das Kriegsministerium weist durch „W. T. B.“ darauf hin, daß das Gedenkblatt erst im Entwurf vorliegt und daß seine Fertigstellung noch einige Zeit beansprucht. Es wird den Angehörigen seinerzeit ohne besonderen Antrag unmittelbar zugestellt werden.

Nach einer im Reichsversicherungsamt gefertigten Zu⸗ sammenstellung sind von den 31 Landesversicherungsanstalten und den 10 vorhandenen Sonderanstalten bis einschließlich

31. Dezember 1914: 2370 549 Invalidenrenten, 162 609 Krankenrenten, 539 427 Altersrenten, 22 120 Witwen⸗ und Witwerrenten, 799 Witwenkrankenrenten, 70 121 Waisenrenten (Rente an Waisenstamm), 35 Zusatzrenten bewilligt worden. Davon sind in dem letzten Kalendervierteljahre 25 841 Invalidenrenten, 2845 Krankenrenten, 2814 Altersrenten, 2163 Witwen⸗ und Witwerrenten, 99 Witwenkrankenrenten, 9276 Waisenrenten, 133usatzrenten festgesetzt worden. Infolge Todes oder aus anderen Grilnden sind bereits 1340747 Invalidenrenten, 143418 Kranken⸗ renten, 455 412 Altersrenten, 1445 Witwen⸗ und Witwerrenten, 241 Witwenkrankenrenten, 5376 Waisenrenten, 19 Zusatzrenten weggefallen, sodaß am 1. Januar 1915 noch 1029 802 Inva⸗ lidenrenten, 19191 Krankenrenten, 84 015 Altersrenten, 26 675 Witwen⸗ und Witwerrenten, 558 Witwenkrankenrenten, 64 745 Waisen renten, B . liefen. Danach hat sich im letzten Bierteljahre der Bestand an Invalidenrenten um Wöß, an

Krankenrenten um 1405, an Witwen⸗ und Witwerrenten um 1912, an Witwenkrankenrenten um 64, an Waisenrenten um S845, an Zujatzrenten um 10 erhöht und der Bestand an Alterg⸗ renten um 360 vermindert.

Bis einschließlich 31. Dezember 1914 ist Witwengeld in 22473 Fällen (davon entfallen 3256 auf das letzte Vierteljahr) und Waisenaussteuer in 1455 Fallen (davon entfallen 273 auf das letzte Vierteljahr) bewilligt worden.

.Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ liegt die 358. Ausgabe der Deutschen Verlustlisten bei. Sie enthält die 144. Verlustliste der preußischen Armee und die 110. und 111. Verlustliste der württembergischen Armee.

Oefsterreich⸗Ungarn.

Einer offiziösen Meldung zufolge hat der gemeinsame Finanzminister Ritter von Bilins ki seine Entlassung ge⸗ nommen. Zu seinem Nachfolger wurde der frühere Minister⸗ Präsident Ernest von Koerber ernannt, der in den nächsten Tagen vom Kaiser vereidigt wird.

Das ungarische Amtsblatt veröffentlicht eine Bekannt—⸗ machung, in der die Anmeldung von Vorräten einzelner Metalle und Legierungen gefordert wird, und zwar u. a. von Aluminium, Antimon, Blei, Chrom, Kupfer, Messing, Nickel, Wolfram, Zinn und Zinnlegierungen. Eine Verordnung des Hondvedministers verfügt, daß diese Metalle und Legierungen zu Kriegszwecken in Anspruch genommen werden können. Eine Verordnung des Handelsministers enthält Bestimmungen über die Verwendung eines Teiles der angemeldeten Vorräte zur Verarbeitung in Privatbetrieben.

Großbritannien und Irland

Im Oberhause erklärte am Donnerstag der Earl of Crewe in Beantwortung einer Anfrage wegen der bisher üblichen Abhaltung eines Kriegsgerichts in jedem Falle des Verlustes eines Kriegsschiffes:

Die Admnalttät sei der Ansicht, daß die Verhältaisse sich so sehr geändert hätten, daß sie von dem früheren Brauche abweichen müsse. Wenn Nachlässigkeiten oder Unzuträglichkeiten vorkämen, würde man zur Abhaltung eines Kriegsgerichts schreiten, im allge— meinen jedoch daͤoon absehen. In einer Anzahl von Fällen würde die Admtralität, um Unglücksfälle zur See aufzuklären, an Stelle eines Kriegsgerichts gerichtliche Untersuchungen abhalten.

Im Unterhause teilte vorgestern zu Beginn der Sitzung der Staatssekretär für die Kolonien Lord Harcourt mit, daß er in Uebereinstimmung mit den Dominions dieses Jahr keine Reichskonferenz abhalten würde. Darauf be— antwortete der Staatssekretär des Innern Me Kenna eine die in England internierten Ausländer betreffende An⸗ frage und sagte:

Die Polizei sei niemals dazu verwendet worden, für Ausländer, die aus der Internierung entlassen worden seien, Arbeit ju finden. Die Polizei habe lediglich die vom Kriege amt verlangten Eihebungen gepflogen. Die entlassenen Fremden seien unter Aussicht geblieben. Nach den , nen der polizei seien im Gebiet der Haupfstadt ungefähr 22 00 männliche . auf freiem Fuß, davon 16009 in militärischem Alter. In den verbotenen Bezirken an der Ostküste und Südküste seien am 1. Januar d. J. 695 Männer und 2302 Frauen gewesen, die fremden Staaten angehören. Seit dem 12. Januar seien ungefähr 2500 Internierte entlassen worden.

Nach einer Depesche des „Stockholmer Dagblads“ hat die britische Admiralität sämtliche Han delshäfen des vereinigten Königreichs für befestigte Plätze erklärt.

Eine Anzahl bekannter Sozialisten, darunter Hynd⸗ man und Thorne, veröffentlichen ein Manifest, in dem sie dem „Reuterschen Bureau“ zufolge erklären, die gesamte Organi—⸗ sation der Arbeiterklasse Großbritanniens erkenne an, daß der Krieg fortdauern müsse, bis die von Preußen ausgehende Bedrohung des Friedens und der Freiheit wirksam beseitigt sei. Der Friede sei weder erwünscht noch überhaupt zu eroͤrtern, ehe Belgien und Frankreich völlig befreit seien.

In einer zahlreich besuchten Versammlung in Liver—⸗ pool wurde, wie die „Nationaltidende“ meldet, ein Beschluß angenommen, die Regierung aufzufordern, den Transport zu organisieren. Der Vorstand der Liverpooler Korn⸗ exporteure erklärte:

Die Verhältnisse rechtfertigten die bestehenden Preise nicht. Die Preise für Futtermittel und Kohlen hätten durch Mangel an Hafenarbeitern und die Weizenspekulatton in Amerika eine Höhe erreicht, die durch die Kriegslage nicht gerechtfertigt set. Ungeheure Mengen Korn und Futterstoffe würden zurückbehalten und die Waren zu Höchsipreisen an den Markt gebracht. .

Das Handelsministe rium setzte einen Ausschuß ein, der die Frage, wie die Ueberfüllung der Häfen und die Preis— treiberei zu beseitigen seien, prüfen soll.

Nach dem „Evening Standard“ soll der Weizenpreis in der nächsten Woche auf 60 Schilling für das Quarter erhöht werden. Vor dem Kriege betrug er 35 Schilling. Der Preis des Brotes ist in London auf 8 Pence für das Vierpfund⸗ brot gestiegen und der Preis der Milch auf 412 Pence für das Quart. Die Tonne Steinkohle kostet 34 Schilling.

Frankreich.

Der russische Finanzminister Bark und der englische Schatzkanzler Lloyd George sind dem „Matin“ zufolge gestern von Paris nach London abgereist.

Der Senat hat sich auf den 18. Februar vertagt. Wie der „Temps“ meldet, hat der Senatsausschuß für Auswärtiges Freycinet zum Präsidenten und Meline, Combes, Clemenceau und Leon Bourgeois zu Vizepräsidenten gewählt.

Auf eine Anfrage des Deputierten Pugliesie Conti, ob es richtig sei, daß Deutschen, Oesterreichern und Ungarn Berechtigungsscheine zum Aufenthalt in Frankreich ausgestellt worden seien, erklärte der Minister des Innern Malvy:

Nur Elsaß⸗Lothringern, Polen, Tschechen, Kroaten, Serben, Trentinern, Bosniaken und Rumänen sowie den Deutschen, Oester⸗ reichezn und Ungarn, deren Söhne in der franjösischen Armee Dienst tun, sei Aufenthaltsberechtigung erteilt worden. Bei der Durchsicht der ausgestellten Scheine sei festgestellt worden, daß nur in dringenden Fällen Ausnahmen von dieser Bestimmung gemacht worden seten. Dem deutsch österreichisch französi chen Abkommen enisprechend wären

bisher 9000 deutsche, österieichitsche und ungarische Frauen bew. Manner bis zu 17 Jahren oder über 60 über die Schweiz beim«

. Ein Genfer Vertrauensmann französischer Blätter hat, wie die „Frankfurter Zeitung“ mitteilt, aus Paris die Meldung erhalten, daß in höheren Militärkreisen ein Geheimbericht Kirkuliere, wonach die Verluste Frankreichs an Ge⸗ fallenen bis Ende Januar über 650099 Mann be⸗ tragen. In diese Ziffer seien nur die französischen Soldaten aus ien n eingerechnet. Die Statistik sei nach Ausweis der zurückgelieferten Erkennungsmarken auf Grund der amtlichen Berichte aufgestellt.

Nach dem „Temps“ sind die vom Prisengericht in Paris als gute Prise erklärten fünf deutschen Schiffe die beiden Dampfer Porto“ und „Zar Nikolaus“ und die Segelschiffe „Barmbek“, „Martha Bockhahn“ und „Frieda.“

Rußzland.

Der Minist e rrat hat sich in seiner Sitzung vom 26. Januar dahin ausgesprochen, daß es in Anbetracht der gegenwärtigen Zeit zweckmäßig und notwendig sei, vollkommen die Gültigkeit aller Privilegien und Patente aufzuheben, die den Unter⸗ tanen oder Unsernehmungen der mit Rußland kriegführenden Länder angehören.

Der Finanzminister Bark hat während seines Aufent⸗ halts in Paris einem Vertreter des „Temps“ eine Unter⸗ redung gewährt, in der er laut Bericht des „W. T. B.“ erklärte:

Rußland decke wie Frankreich und England seine Ausgaben für den Krieg durch innere Anleihen, durch Anleihen ber der russischen Staatsbank und dutch die in England eröffneten Kredite. Die Budgets für 1914 und 1915 seien an den außerordentlichen Kriegs⸗ ausgaben nur wenig beteiligt. Das Alkoholverbot habe im zweiten Halbjahr 1914 einen Ausfall von 470 Millionen Rubel bewirkt. Die Eingänge der anderen Steuern seien infolge des Krieges ebenfalls hinter dem Budgetvoranschlag zurück geblieben. Diese Ausfälle seien durch Mehreinnahmen während des ersten Halbjahrs 1914 und der Vorjahre gedeckt, sodaß das Budget 1914 ohne Defizit abschließe. Infolge des Alkohol oerbottz sei die Arbettsleistung des Arbeiters um 30 bis 50 gesteigert worden, sodaß die Befürchtung, in der Industrie werde durch die Mobilmachung ein Arbeitermangel eintreten, hinfällig geworden wäre. Das Sinken des Rubelkurses sei auf die Grenzsperrung zurückzuführen. Die großen Getreidevorräte Rußlands ermöglichten eine Einfuhr von Getreide nach Frankreich über Aichangelst und Wladiwostok. Der Emfuhr der französischen Erzeugnisse nach Rußland sei durch die Ausschaltung des deutschen Handelt ein weiies Feld geboten. Mit der Bank von

frankreich sei ein Abkommen unterzeichnet werden. Ru ssische Banken chuldeten französischen Banken beträchtliche Beträge. Es sei augen blicklich schwierig für die russischen Banken, Barmittel zur Be— gleichung dieser Schulden zu beschaffen. Die russische Regierung habe nun der Bank von Frankreich gegenüber Bürgschaft geleistet- . werde die den französischen Banken geschuldeten Beträge aus⸗ zahlen.

In der Budgetkommission der Duma machte der Abgeordnete Kerensky darauf aufmerksam, daß nach Galizien Leute mit dunkler Vergangenheit gesandt würden. Unter anderen sei der Chef der Rigaer Geheimpolizei nach Galizien geschickt. Die Verfolgung der Arbeiterpresse gehe so weit, daß die Zeitung „Nascha Shisn“ konfisziert worden sei, noch ehe sie aus der Druckpresse herausgekommen sei. Der Minister des Innern Maklakow rechtfertigte die Beschlagnahme mit der Absicht der Zeitung, einen revolutionären Artikel zu bringen.

Der Oberprokureur des Synods Sabler stellte in Abrede,

daß in Rußland eine Verfolgung der Baptisten stattfinde; es handle sich nur um eine Untersuchung, nicht um eine Ver⸗ folgung.

Italien.

Nach einer Meldung der „Agenzia Stefani“ ist vorgestern der englische Konsul dem italienischen Kon sulat in Hodeida, auf dem die italienische Flagge unter den Ehren⸗ bezeigungen der türkischen Behörden gehißt worden war, aus⸗ geliefert worden. Der englische Konsul schiffte sich dann unter dem Schutze des Kriegsschiffes „Marco Polo“ auf einem englischen Hilfskreuzer ein. Nachdem der Zwischenfall so ge⸗ schlossen ist, sind gestern die herzlichen Beziehungen zwischen dem Konsulat und den Ortsbehörden von Hodeida wieder auf⸗— genommen worden.

Gestern vormittag haben in der Basilika von St. Peter und in allen Kirchen Roms vom Papste angeordnete Feierlichkeiten stattgefunden, bei denen um die Wieder- kehr des Friedens gebetet wurde.

Schweiz.

Zur Deckung eines Teils der Kosten des Truppen⸗ aufgebots während des Krieges hat der Bundesrat, wie „W. T. B.“ meldet, die Aufnahme eines neuen Verfassungsartikels beantragt, durch den der Bund befugt wird, eine einmalige direkte Kriegssteuer auf Vermögen und Erwerb zu er⸗ heben. Das Vermögen unter 10000 und der Erwerb bis 2500 Franken bleibt steuerfrei. Für die Witwen und Waisen kann das steuerfreie Vermögen erhöht werden. Der Steuersatz bei natürlichen Personen ist progressio von 1 bis 15 für das Tausend des Reinvermögens und 1 bis 8 pro Hundert des Reinerwerbs. Bei Aktien⸗ und Kommanditgesellschaften beträgt der Steuersatz nach der Dividende 2 bis 10 für das Tausend des eingezahlten Aktienkapitals, Reservefonds und anderer Rückstellungen sowie 19 bis 2 für das Tausend des nicht eingezahlten Aktienkapitals. Bei Genossenschaften beträgt der Steuersatz 8 pro Handert des Reinertrags. Der Bundesbeschluß unterliegt der Abstimmung des Volkes und der Stände.

Norwegen.

Der Ministerpräsident Gunnar Knudsen hat sich auf eine Anfrage der schwedischen Zeitung „Dagens Nyheter“ dahin ausgesprochen, daß Norwegen entschlossen sei, während des jetzigen Krieges eine streng neutrale Haltung einzunehmen.

Ich erachte es, sagte der Ministerpräsident laut Meloung des W. T. B.“, nicht für geziemend, daß Persoͤnlichkeiten, deren Worten wegen ihrer Stellung im öffentlichen Leben besonderes Gewicht bei⸗ gemessen wird, sich so aussprechen, daß dadurch unser freundschaftliches Verhältnis zu fremden Mächten sich schwierig gestaltet. Darch das gemeinsame norwegische und ichwedische Communiquè vom 8. August und die Begegnung der drei Könige in Malmö ist festgestellt, daß das Verhältnis zwischen den nordischen Staaten so gut ist, wie ein Frie denssreund es sich wünschen kann.

Asien.

Die chinesische Regie ung hat nach einer Meldung des „W. T. B.“ bei dem russischen Boischafter in Peking wegen der von den Russen unternommenen Ausbeutung der

befördert. In den Konzentratlonslagern befänden sich noch 17000 Personen.

Kohlengruben des Altaigebirges Einspruch erhoben.

ö Afrika. Ein Prisengericht in Alexandrien hat vorgestern sein Urteil über den Dampfer des österreichischen . Narquis Bacequehem gefällt. Das Prisengericht fand den „Times. zufolge, daß in diesem Falle eine Beschlagnahme 1 e , . 6 5. Schiff wird bis zum Ende des rieges zurückgehalten und nachher igentü ück⸗ . chher den Eigentümern zurück Eine offiziöse Note meldet der A *zuf

. „Agence Havas“ zufolge daß Angola frei von Deutschen sei. ö die am Kunenefluß wohnen, zeigten sich Portugal feindlich. Eine gew isse Anzahl, besonders die Einwohner von Punta Neongo, habe sich empört und die Häuser der Europäer ge⸗ plündert. Der Verwalter und der Postdirektor von Mussende ö. 3. , . 6 seien getötet worden. Der Soup r von Angola habe Tru 3 ü e, n m , ppen zur Unterdrückung des

Das „Reutersche Bureau“ meldet aus Kapst

; ö Bu adt, da Lemp, t aritz und Devillie rs unter dem che erben 2 Flagge am 30 Januar nach Upington gekommen seien. Das Ergebnis der Besprechungen wäre, daß sich Kemp, 40 andere Offiziere Und 517 Mann ergeben hätten. Die Kriegsgefangenen seien meist aus Transvaal und dem Freistaat. Kemp sei krank und in ein Lazarett geschafft worden.

Kriegsnachrichten.

Westlicher Kriegsschauplatz. ö. Großes Hauptquartier, 7. Februar. (W. T. B.) Südöstlich Ypern nahmen wir einen französischen Schützen⸗ graben und erbeuteten dabei zwei englische Maschinengewehre.

Südlich des Kanals bei La Ba sse drang der Feind in einen

unserer Schützengräben ein, der Kampf dort ist noch im Gange Im übrigen auf, beiden Kriegs schauplätzen 3 Artilleriekämpfen keine wesentlichen Ereigniffe.

Oberste Heeresleitung.

Großes Hauptguartier, 8. Februar. (W. T. B.)

Der Kampf um unsere Stellung südlich des Kanals süd⸗

westlich La Bassée dauert noch an. Ein Tei

. . Teil des vom

Feinde genommenen kurzen Grabens ist wiedererobert. In den

Argon nen entrissen wir dem Gegner Teile seiner Be—

festigungen. Sonst hat sich nichts Wesentliches ereignet. Oberste Heeresleitung.

Oestlicher Kriegsschauplatz.

Großes Hauptquartier, 8. Februar. (W. T. B.) An der ostpreußischen Grenze sdöstlich der Seenplaitẽ und in Polen rechts der Weichsel fanden einige kleinere, für uns erfolgreich e Zusammenstöße von örtlicher Be⸗ deutung statt. Sonst ist aus dem Osten nichts zu melden. Oberste Heeresleitung.

Wien, 6. Februar. (W. T. B.) Amtlich wird ;

; ! V. B. gemeldet:

An der ganzen Karpathenfront und in der Bukowina dauern die Kämpfe an. Die Lage in Polen und West⸗ galizien ist unverändert. Ein russischer Nachtangriff bei

Lopuczno wurde abgewiesen.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Wien, 7. Februar. (W. T. B.) Amtlich wird ge—⸗ meldet: Die Lage in Russisch Polen und , , stuun verändert. An der Karparthenfront wird heftig selkämpft. In der südlichen Bukowina sind unsere

ruppen in erfolgreichem Vordringen, die Russen mvollen Rückzug. Zwölfhundert Gefangene wurden ern. gemeldet, zahlreiches Kriegsmaterial wurde erbeutet. uchmittags zogen unter großem Jubel der Bevölkerung eigene Truppen in Kimpolung ein.

In der Adria hatte ein Luftangriff unserer braven flieger auf französische Transporte guten Erfolg. Durch Dombenwürfe wurden mehrere Treffer erzielt.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes:

von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Der Krieg in den Kolonien.

Pretoria, J7. Februar. (Meldung des „Reuterschen hureaus“) Die Deutfchen haben Kakamas an gegriffen, nd aber mit einem Verlust von 9 Toten und 2 Ver? pundeten zurückgeschlagen worden. Die englischen Verluste tragen einen Toten und zwei Verwundete. (Wie die englisch— hzafrikanischen Verlustangaben zu bewerten sind, ist hinlänglich

sekannt.)

Der Krieg der Türkei gegen den Dreiverband.

St. Petersburg, 7. Februar. (W. T. B) Nach nem amtlichen Bericht des Großen Generalstabes ist auf dem nutgsischen Kriegsschauplatze am 4. und 5. d. M. nichts on Bedeutung vorgefallen.

Konstantin opel, 6. Februar. (W. T. B.) Der Große neralstab meldet: Unsere Vorhuten sind in den Gegenden tlich des Su ezkanals angekommen und haben die enalischen sorposten gegen den Kanal zurückgedrängt. Bei dieser Ge— Benheit fanden Kämpfe in der Um gebung von Is— nilia und Kantara statt, die noch andauern.

Konstantinopel, 7. Februar. (W. T. B. Aus Bagdad ngetroffene Nachrichten besagen, daß eine aus Angehörigen n Stämmen zusammengesetzte türkische Kolonne, die

der Richtung nach Artawi in der Nähe von Schylan irdlich von Korna auf Rekognoszierung ausgezogen war, en Zusam menstoß mit feindlicher Kavalkerie hatte, E nach großen Verlusten genötigt wurde, sich in Unord— ng zurückzuziehen. Der Feind räumte die Stellungen und st sich beständig gegen Süden zurück. Die Zahl der tämme, die sich der türkischen Armee anschließen, wächst von ag zu Tag. Die arabischen Streitkräfte unter dem Kom— *. mn Ibn Reschid sind auf dem Kriegsschauplatze ein⸗

Parlamentarische Nachrichten.

Der Präsident des Reichstags D f gi Der Pre as Dr. Kaempf gibt b daß die nächste Plengrsitzu ng des . 4 woch, den 10. März, Nachmittags 2 Uhr, stattfindet und der Gegenstand der Beratung demnächst mitgeteilt werde.

Bei der vorgestrigen Reichstagsersa ü j 3 ? wa ö kreise Mittelfranken 4 wurden, wie l z , 64 nach vorläufigen amtlichen Ermittlungen 6.460 gültige Stimmen abgegeben. Gewählt wurde mit 6701 Stimmen de' Reichsrat , . Moritz Jreiherr von und zu zersplittert. (GentrumJ. Ih Stimmen waren

Wohlfahrtspflege.

Unter dem Vorsitz des Fürsten von Hatzfeldt,

; rachen berg, fand am 6 8d. Mt. im Reichs lagsgebäude . Versammiung hervorragender Persönlichkeiten statt, die zur 1 dung eines internattonafen Zentralkomitees zur Unterstützung der Bevölkerung in den von deuts TEruppenebesetzten gekfen! r n t Gen 3. esetzten Teilen Russisch Polens schritten. Bon Fe ef n Zahl der Anwesenden seien genannt: die Botschafter . erreich, Unqarng, Spanieng und der Vereinigten Staaten von merika, der Präsident des preußischen Derrenhauses von Wedel⸗ Piesdorf, der Prästz ent des Reichstags Dr. Kaempf und der Vizepräsident Dr. Paasche, der Geheime Oberregierungerat

r. Conze im Auftrage des preußischen Mintsters Des Innern, der mecklenburg schwerinsche Gesandte Freiherr von Brandenstein., der Propst zu St. Hedwig in Berlin Dr. Kleineidam für den Fürstbischof don Breslau, der Landesbauptmann der Provinz Posen von Heyting der Prasident der Berliner Handelskammer von Mendel sohn Graf bon Tiele Winckler, Generallentnant . D. von Schubert. Wie di? Nord⸗ . Allgememne Zeltung. berichtet, eröffnete Fürst von Hatzfeidt le Sitzung mit einer Schilderung der traurigen Zustände in Russisch Polen und bat, ein dentsches Zentralhilfskomiiee für Geldsamm⸗ ngen in Deutschland zur Beschaffung von Brotgetreide zu wählen. n n nahm der Botschafter der Vereinigten Staaten von Mmmerika, Gerard das Wort und tellte mit, daz Rockefeller in Amerika ein Hilfskomitee begründet habe und der hler anwesende Präsident des amerikanischen Roten Kreuzes Bicknell ebenfalls seine Person in den Dienst der guten Sache stellen wolle. Darauf ersolgte die Bildung eines Arbeitsausschufses des internationalen Zentralkomitees. Ihm gehören an: die Bot⸗ hafter Swaniensund der Vereinigten Staaten von Amerika in Berlin und Wien, der Erzbischof von Posen, der Erzbtichof von Krakau und der nord- amerikanische Phllanthrop Jakob H. Schiff. Der Generaldirektor soll mit einer großen Anzahl von Hilfskräften seinen Sitz in Berlin haben. Die Verwaltungskosten tragt in hochherziger Wesse Rockefeller, sodaß sämtliche Spenden ausschließlich den Frotleidenden zugute kommen werden. Besonzeres Intereffe bringen dem Plane die Oberffe Heeres. Leitung und der Generalfeldmarschall von Hindenburg entgegen. Nach zer Berettwilligkeitserklarung des österreichisch⸗ ungarischen Botschafrers Prinzen zu Vohenlohe⸗Schillingefürst, mit allen seinen Kräften bei, der Durchführung des Planes mitzuhelfen, wurden auf Vor— schlag dez Reichstagspräsidenten Dr Kaempf in den Arbeits aun schu ß des deurschen Hilfskomitees gewählt: Fürst von Datzseldt zum Praͤsidenten, der Direktor im Reichsamt des Innern Dr. Lewald zu seinem Stellpertreter und der Direktor Guttmann von der Diesdner Bank zum Geschäfts führer. Nachdem auch der svanische Botschafter Polo de Bernabe der Versammlung erbffnet hatte, daß er ebenfalls mit seiner ganzen Perssnlichkeit für die gute Sache eintreten wolle, sprach zum Schluß der Vorsitzende Fürst von Hatzfeldt die Hoffnung aus, daß dies⸗s Werk der Barmherzigkeit schnell und großzügig in die Wege geleitet werde. Große Bankinstitute haben bereits namhafte Summen gezeichnet und sind bereit, Zahlstellen für ö. . . einzurichten. (

er von allen Anwesenden genehmigte Aufruf zu d

Kilt saktion hat folgenden Wortlaut: . Ein! . def Russisch Polen der Schauplatz erbitterter Kämpfe. Der Beyölke— rung des Landes sind auch die härtesten Leiden des Krieges nicht erspart geblieben. Weite Strecken des Landes sind verwüstet zahl⸗ resche Ortschaften dem Erdboden gleich gemacht. Die Indu trie, auf den Absatz nach Rußland angewtesen, ist zum Slillstand gekommen. Nahrungsmittel. deren Zufuhr aus dem Süden Rußlands er— ulgte stnd erschöpft. es fehlt an Brot und Fohlen. Vie ärmere Bevölkerung ist in Gefahr, von Hunger und Entbehrungen heim— gesucht, Seuchen zum Opfer zu fallen, die weit über die Landes grenzen hinausgrelfen können. Eine internationale Kommission hat sich die Aufgabe gesetzt, hier. Hilfe zu bringen. Sie will es über nehmen, die erforderlichen Lebensbedürsnlsse im neutralen Ausland zu beschaffen und nach Russisch Polen einzuführen. Es gilt nunmehr für die ses Liebeswert auch in Deutschland, das keine Lebensmittel ab⸗ geben kann und darf, die erforderlichen Geldmittel zu sammeln. So richtet sich unsere Bitte an unfere Landsleute: Helft alle zu Eurem Delle, soweit Ihr es vermögt! Die Opferwtlligkeit des deutschen Volkes wird an den Grenzen des Landes nicht Halt machen wollen, n, es gilt, unglückliche Mitmenschen vor Elend und Untergang zu

zahren.

Derzogs zu in Berlin

Ein Komitee, das sich in Wiesbaden unter der Bezeichnung Deut sche Genesungsheime für Angehsrige der 5 ster⸗ reich isch un gartschen und der osmanischen Armee und Max iner hildete, hat seine Arbeiten aufgenommen. Wie W. T. B. berichtet, sind ihm schon zahlreiche Mittel zugeflossen, sodaß die Absicht besteht, nicht nur in Wlesbaden eln solches Heim zu gründen, sondern auch in anderen Kurorten Deutschlands, deren Duellen sich zur Nachbehandlung der verwundeten Krteger der uns verbündeten Armeen eignen. Als Heime sollen die vorhandenen Hotels und Pensionen in den Kurorten benutzt werden. Diese werden den Verwundeten freie Aummahme und W erpflegung, ärztliche Behand- lung, Benutzung der Quellen und Kurmlttel gewähren? Pas Kriegs⸗ ministerium in Wien und die osmanische Botschast in Berlin haben die Gründung diefer Genesungsheime mit Freuden begrüßt. Fürst bon Hatzfeldt, Herzog zu Trachenberg, der Leiter der gesamten Kriegswoöhlfahrtspflege unsereö Heerez, ist dem Ehrenpräsidtum des Komitees beigetreten.

Der Provinzialverein Berlin des Vaterländischen Frauen⸗ verein erläßt folgenden, Aufruf: Das Sorgen und Benken an unsere tapferen Krieger, die den Unbilden der Witterung, Regen, Kälte und Schnee im fernen Feindes lande ausgesetzt sind, hat einen neuen Wunsch zur schleunigen. Betätigung hervorgerufen. Ihre Laiserliche und Königliche Hoheit die Frau Kronprinzessin hat großes Interesse für diese neue Antegung gezeigt. Durch reichliche Woll— nudungen sind unsere Braven so weit als möglich gegen Kalte geschützt. Aber sie leiden schwer unter der andauernden Nässe, welche die Kleidung durchdringt, tagelang ein Trocknen besonderg in den Schützen— gräben unmöglich macht, allerhand Krankheiten hervorruft und dadurch Beweglichkeit und Schlagfertigkeit der Truppen behindert. Alle die? jenigen, die in der Heimat geschützt im warmen Hause sitzen, werden gewiß gern ihre Hände öffnen und zahlreiche Geldgaben kenden, um die deuischen Krieger auf Patroulllengang, Posten und in Schützengräben vor schweren Gesundheltsschädigangen zu bewahren, und zwar durch regendichte Umhänge, die in ahn Mengen beschafft werden sollen. Mit behördlicher Zustimmung hat der P ovinzialverein Berlin des Vaterländischen Frauenpereins die Herstellung durch Heimarbeit sowie die Versendung der Umhänge

übernommen. Geldspenden nehmen auf Konto „Sammlung für

e m hänge, gegen Qulttung entgegen der Autschuß des Vater⸗ e fle Fraue bereins serner der Prodinzialberein Berlin des , , Frauen vereins, Berlia, Budapesser Straße 6. die Bank slũr Handel und Industrie in Berlin sowse ihre Giͤößberliner Vepositenkaffen und auswärtigen Nlederlassungen. ö

Statistik und Volkswirtschaft.

Das Wachstum der we steuropäischen V Begriff westeuropische Völker ist in .. . er⸗ sch nenen umfangreichen literarischen Arbeit, die das Wachstum diefer Völter in den letzten drei Jahrzehnten des untersucht, etwas weiter gefaßt als gewöhnlich.

Fhn Länder der Erde behandelt, wob

dãnder (England, Schottland,

Skandinavien, Dänemark und Finnla

die Schweiz und Italien mitbehandel

des westlichen Europas in dem so bezeichneten

bom Jahre 1870 bis igoo beinahe * 25 b.

indem die Bevölkerungsziffer in

Millionen gestiegen ist. Bet den einzelnen Staaten aber stellt

das Wachs tum sehr, verschieden dar. Den größten Aufschwung in dieser Hinsicht hat Finnland genommen, dessen Bevölkerung sich in der angegebenen Zeit um mehr als die Hälfte vermehrte. Sie nächsse Stelle nehmen das eigentliche England und Holland ein mit elner Steigerung der Volkszahl um 433 D. X it Stelle folgt

. zahl um 432 v. H. An dritter Stelle folgt Deutschland mit 38,1 v. H., dann Dänemark mit 361. Gin Wachs tum zwischen 20 und 30 v. H. haben Schweden und Norwegen das westliche Desterrelch, die Schweiz, Italien und Portugal gussuwelsen gehabt. Weit rückständiger im Vergfeich mit dem Wach tum dieser Staaten sind Spanten mit einer Vermehrung von nur 12,8 und Frankreich mit einer solchen von nur 6. v. S. Gan; außer⸗ halb des Vergleichs aber steht Irland, wo in jenen 30 Jahren die Bevölkerung sogar um 17,85 v. H. abgenommen hat. Von befonderem Interesse ist die weitere Untersfuchung über die Nationen durch Auswand rung.

Verluste der einzelnen

Diese lassen sich einfach aus dem Unterschied berechnen den die tatsächliche durch Volkszählung ermtttest— Jiffer gegenüber dem Ueberschuß der Geburten über“ die Todesfälle ergibt. Irland zum Beispiel hat einen jährlichen Geburtenüberschuß bon ungefähr 6 auf das Tausend der Bevölkerung. Da nun aber die. Volkszählungen trotzdem eine Abnahme der Bevölkerung um 6 auf das Tausend nachgewiesen haben, so müssen 12 von jedem Tau send k Irlands autgewandert sein Kesnez. der anderen gänder bat eine annähernd ebenso hohe Verlunzfffer aufzuweisen. Am stärksten ist sie danach bei Norwegen mit 4, bei Schweden mit 4,7 v. T. Ver hältnismäßig boch steht sie auch bei Schottland, Italien, Portugal und Danemark. Für Deutsch⸗ land betrãgt sie 17 auf das Taufend. Eine Stellung für sich nimmt in dieser Hinsicht Frankreich ein, wo die Zuwanderung die nuswanderung über wiegt. Der Geburtenüberschuß beträgt in Frankreich nämlich nur 14. die Zunahme der Bevölkerung nach der Volkszählung aber 1, auf das Tausend. Ein anderer Teil der Arbeit bezieht sich auf die Geburten. und Sterb lich ke itszif fern. In allen Ländern Westeuropas ohne Ausnahme haben beide abge⸗ nommen,. Die Verminderung der Sierblichteit ist in Holland am bedeutendsten gewesen, demnächst in der Schweiz und Italien, dann in Deutschland. In wetten Abständen folgen Belgien, England, Schott. and das westliche Oesterreich, Finnland, Tänemark und Schweden. Noch weniger Erfolg hat Frankreich in der Bekämpfung der Sterb⸗ lichkeit aufzuweisen gehabt. Die Gehurtenzahl ist am stärksten in England gesunken, und bedenkliche Abnahmen haben auch Irland , Schottland und Holland aufzuweisen, Unten . 6 steht Deutschland in diefer Hinsicht noch immer am

Der

. Zur Arbeiterbewegung.

Aus London meldet W. T. B.“ daß 36 ibi

us Londor W. T. B. z 36000 weibliche Arbeiter in den Khakifpinnere len von Leeds ditse Woche in den Aus stand eintreten dürften, da die Verhandlungen mit den Arbeitgebern über eine Lohnerhöhung ergebnislos geblieben sind.

Kunst und Wissenschaft.

das Hohenzollern-Museum bat dadurch eine wesentliche Vergrößerung erfahren, daß auf Befehl Seiner Majestät des Kaiferg und Königs die bisherige neben dem Museum gelegene Kaiserliche ennishalle zu einer Bildergalerie ausgebaut und mit dem Museum durch einen gedeckten Gang verbunden wurde. Nachdem am 3 d. M. Seine Majestät diese Anlage besichtigt hat, ist sie allen Besuchern des Hohenjollern⸗Museums zugänglich gemacht worden. 3n Ihr sind einige Gemälde aus der Bildergalerie des Berliner Schlosses aufgestellt worden, die wegen ihrer un⸗ gewöhnlich großen Ausmessung bei der im Gange befindlichen Neuausgestaltung dort keinen genügenden Platz mehr hatten. Dazu gehören in erster Linie die beiden Folossalgemälde von Anton von Werner: „Die Kaiserproklamation am 18. Januar 1871 im Schlosse hen Versailles. und die „Eröffnung des ersten Reichs tages nach dem Regierungsantritt des jetzigen Kaiserg . Daneben haben eine ganze Reih großer Gemälde bon Franz Krüger, Steffeck, Bleibtreu,“ won Angely u. a hier ihren Platz gefunden und gelangen in dem aus— gezeichneten Lichte des großen Saales zu voller Wirkung.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßzregeln.

Wie den „Hamburger Nachrichten über Stockholm aus St. Petersburg berichtet wird, ist dort eine Choleraepidem te ausgebrochen, die täglich reißende Forischritte macht; schon sind sehr viele Todesfälle zu verzeichnen.

Verkehrswesen.

Von jetzt ab werden auch im Verkehr zwischen Deutschland und Antwerpen. gewöhnliche und eingeschriebene offene Brtese, Post⸗ karten, Drucksachen. Warenproben und Geschästspapiere in beusscher und französischer Sprache, ferner Telegramme in offener Sprache zu⸗ gelassen, und zwar Telegramme aus Antwerpen in deutscher und fran— zasilcher nach Antwerpen nur in deutscher Sprache. Mitteilungen über Rüstungen, Truppen⸗ oder Schiffsbewegungen oder andere militärische Maßnahmen sind verboten. In den Telegrammen müssen bei der Auflieferung Name und Wohnung des Absenders angegeben ein. Auf Verlangen müssen sich Abfender und Empfänger über ihre Persönlichkeit auswetsen. Dle Taxen und Tarife sind dieselben wie vor dem Kriege im Verkehr mit Belgien.

Der Post packet verkehr nach Argentinien, Paraguay und Uruguav auf dem Weg über die Schwetz und Italien ist wieder

aufgenommen worden. Nähere Auskunft ertellen die Postanftalten.

Theater und Mufik,

Kleines Theater.

Das Kleine Theater erwarb sich dadurch, daß es Eduar

Bauernfelds Lustspiel Der . ö . Vergessenheit entriß, ein Verdienst, das nicht nur literarischer Art war, denn das Stück, das vor langen Jahren im Königlichen Schau⸗— sLielhause viel gegeben wurde, paßt auch seines Inhalis und sesner Stimmung wegen sehr gut in die heutige Zeit. Vs spielt in Wien zwischen den entscheiden den Schlachten der Befreiungskriege während des Kongresses; die großen Ereignisse auf der Weltbühne spiegeln sich im Kletnen auch in den teils heileren, teils nachdenklichen Worten wider, die

auf der Schauspielbühne gesprochen werden. Wenn alch etwas vom Gelste