1915 / 33 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 09 Feb 1915 18:00:01 GMT) scan diff

Samburg.

Die Bürgerschaft hat gestern den Senatsantrag auf Ginsetzung einer Behörde für Kriegsversorgung, die nach ihrem sen sonstige Bedarfs⸗ gegenstände zur Sicherstellung der Versorgung Ham⸗ burgs beschaffen und abgeben soll, mit der Abänderung ge⸗ nehmigt, daß diese Aufgabe nicht einer Behörde, sondern einer Kommission von je zwei Mitgliedern des Senats und der Bürgerschaft sowie einem vom Senat zu ernennenden Mitglied übertragen werden soll, und ihr zwölf Millionen Mark für se Zum Mitglied der Kom⸗ mission wurde auch ein Mitglied der sozialdemokratischen Fraktion gewählt. Die Bürgerschaft hat ferner einen Betrag von sechs

Ermessen Lebensmittel, Futtermittel und

diesen Zweck zur Verfügung gestellt.

Millionen Mark für die staatliche Mehlversorgung bewilligt.

Desterreich⸗ Ungarn.

Die Gemahlin des Thronfolgers Erzherzogs Karl Franz Joseph, Erzherzogin Zita, ist einer Depesche des, W. T. B.“ zufolge gestern abend in Schönbrunn von einem Erzherzog

entbunden worden.

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Handschreiben, in dem

Ritter von Bilinski auf s

für die treuen Dienste, die

dem Kaiser und der Monarchie geleistet habe.

Ein serbisches Preßcommuniqus hat behauptet, daß sich die österreichischz ungarischen Truppen in Ub hätten zuschulden Demgegenüber wird auf Grund der beim Armeekommando der Balkanstreitkräfte hierüber eingelaufenen zufolge festgestellt: Am 16. November betraten österreichtsch⸗ ungarische Truppen Korpekommando fand die Reibe eingerichtete ũbereinstimmenden dem barbarisch

Zerstörungen und

g Plünderungen kommen lassen.

Meldungen der „Politischen Korrespondenz“

zum ersten Male Ub. Das Stadt in einem traurigen Zustand vor. Eine von Geschäften und Wohnungen, auch eine gut Apotbeke waren geplündert worden. Nach Aussagen der zurückgebliebenen Einwohner hatten die auf Rückzug befindlichen serbischen Truppen gehau st und, wie dies während des serbischen Rückzuges die allge⸗

ganze

meine Regel war, die eigenen Landsleute drangsaliert und

bestoh len. Nach Mitteilungen von Ueberläufern und Kriegs— gefangenen war die Manneszucht bei den serbischen Abteilungen sehr stark gelockert. Ein Offizier jagte aus, daß er seine Leute von Plünderungen nicht hatte zurückbalten können, und daß er von seinem Bataillonskommandanten, dem er darüber Meldung erstattete, den Bescheld erhalten habe, die Verhältnisse seien derartig, daß man die Leute gewähren lassen müsse. Das österreichtisch-ungarische Korps⸗ kommando traf sofort alle Vorkehrungen zur Wiederherstellung von Ordnung und Sicherheit. Das Korpzkommando stellt fest, daß die Orischaft Ub sich beim Abmarsch der Truppen in einem weit besseren Juftande befunden hat als beim Einmarsch unserer Truppen. Die Rommandanten anderer Truppenkörper, die Ub zu einem siteren Zeltpuntt passiert haben, berichten in ähnlichem Sinne. 1 .

Großbritannien und Irland ; Der frühere Minister und Vizekönig von Irland Mas äs

Londonderry ist gestern in London gestorben.

Das Auswärtige Amt veröffentlicht dem „Renter⸗

schen Bureau“ zufolge die nachstehende Erklärung über die Benutzung einer neutralen Flagge:

Die Benutzung einer neutralen Flagge ist als Kriegslist mit gewissen Beschränkungen in der Praxis wohl begründet (well established). Wenn Kauffahrer eine andere als ibre nationale Flagge führen, so ist ibr einziger Zwegk, den Feind zu zwingen, daß er der allgemeinen Verpflichtung des Seekrieges nachkomme und sich von der Nationalität der Fahrzeuges und dem Charakter seiner Latung durch eine Untersuchung überzeuge, ebe er es beschlagnahmt und vor ein Prisengericht bringt. Die englische Regierung hat die Benutz ang der bꝛitischen Flagge beim Feinde stets als ein berechtigtes Mittel zu dem Zwecke angesehen, der Erbeutung zu entrinnen. Eine folche Praxis enthält nicht nur keinen Bruch der Völkerrechts, sondern ist durch das britische Recht speziell anerkannt. Der britische Merchant Shipping Act von 1894 Abschnut 69 lautet:

Wenn jemand die britische Flagge benutzt und sich den Charakter eines Angehörigen der britischen Nation beimißt an Bord eines Schiffes, das als Ganzes oder zu Teilen Personen ge⸗ hört, denen die Eignung fehlt, ein britisches Schiff zu besitzen, und dadurch den Anschein erwecken will, daß dieses Schiff britisch sei, dann soll das Schiff auf Grund dieser Akte beschlagnahmt werden, ausgenommen in dem Falle, daß diese Vortäuschung bewirkt wurde, um der Erbeutung durch einen Feind oder durch ein ausländisches Kriegsschiff zu entgehen.

In den Instruktlonen an die brltischen Konsuln, die 1914 erlassen wurden, wird gesagt. daß ein Schiff beschlagnahmt werden kann, wenn es sich unrechtmäßig als britisch ausgibt, außer wenn dies ge⸗ schieht, um der Erbeutung zu entrinnen. Da wir in der Praxis fremden Handelsschiffen nicht verwehrt haben, die britische Handels flagge als Kriegslist zu benutzen, um der Beschlagnabme auf See durch die Kiieg= führenden ju entgehen, so vertreten wir umgekehrt den Standpunkt, daß britische Handelsschiffe keinen Bruch des Völkerrechts begehen, wenn sie zu ähnlichen Zwecken eine neutrale Flagge annehmen, falls sie es fũr angebracht halten. Nach den Regeln des Vöskerrechts, den Kriege bräuchen und Vorschriften der Menschlichkeit ist es für die Kriegfübrenden Pflicht, den Cbarakter des Schiffes und seine Ladung festiustellen, bevor sie sie beschlagnahmen. Deutschland bat kein Recht, diese Verpflichtung zu ignorieren. Schiff und Mannschaft von Richtkombattanten sowie die Ladung vernichten, wie Veutschland es als seine Absicht anköndigt, ist nichts anderes als Seeräuberel auf boher See.

Der Premierminister Asgquith teilte gestern dem Unterhause laut Meldung des „W. T. B.“ mit, daß die Verluste aller Rangklassen der englischen Armee auf dem westlichen Kriegsschauplatze bis zum 4 Februar ungefähr 104000 Mann betragen hätten. Darauf erklärte der neue Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt Neil Primrose auf Anfrage, die Regierung hätte bereits mitgeteilt, mit welchen Abänderungen sie die Londoner Deklaration für die ganze Dauer des Krieges anzuwenden bereit gewesen wäre. An⸗ gesichts der neuen Ankündigung Deutschlands aber, daß es be⸗ absichtige, die Rechte und Gebräuche des Seekrieges beiseite zu setzen, könnte eine weitere Aenderung des britischen Verfahrens nötig werden.

Wie bereits gemeldet ist, sind im englischen Voran⸗ anschlag die Ausgaben für ein Dreimillionenheer eingestelll. Eine bestimmte Summe über die Ausgaben wird der „Frankfurter Zeltung“ zufolge jedoch nicht angegeben, um zu vermeiden, daß man in Deutschland und Oesterreich⸗Ungarn

Die „Wiener Zeitung“ veröffentlicht ein Allerhöchstes der gemeinsame Finanzminister eine Bitte von diesem Amte in Gnaden enthoben und der gewesene Ministerpräsident Ernest von Koerber zum gemeinsamen Finanzminister ernannt wird. In dem an den Ritter von Bilinski gerichteten Handschreiben spricht der Kaiser Bilinski die Anerkennung und den Dank aus er als gemeinsamer Finanz—⸗ minister mit patriotischem Eifer und in aufopfender Hingebung

Truppen ziehen könne.

reicht haben, da die Frachten jetzt 75 Schilling für die Tonne betragen. Verladung verhindern werden.

Frankreich.

getroffen habe, operatio nen kom men. der Flüchtlinge in Familien untergebracht.

geflüchteten Personen

oder Ungarn gehören und beschlagnahmt worden sind, bedürftige Erwachsene erhalten unter 16 Jahren. Insgesamt beträgt die Zahl der Flüchtlinge Staatshilfe in Anspruch nehmen.

Der Regierungs entwurf über die Nutzun französischer Patente bestimmt dem „Temps“ zufolge, da

keine Patente ausgestellt werden und daß ihnen die Nutzung früher ausgestellter Patente untersagt ist. Patente, die von öffentlichem Interesse oder der Nationalverteidigung nützlich sind, können nach Prüfung durch einen Sachverständigenausschuß durch Sonderdekret zur Nutzung an Franzosen, Verbündete und Neutrale übertragen werden, mit der Maßgabe, daß den ursprünglichen Patentinhabern eine jeweilig festzusetzende Prämie als Entschädigung ausbezahlt oder gutgeschrieben werden soll.

Der Deputierte Lagrosilliere wird nach einer Meldung der Humanits in der Kammer einen Geseßzantrag auf Naturalisierung der Eingeborenen in den fran⸗ zösischen Kolonien einbringen.

Das Aktionskomitee der sozialistischen Ver⸗ bände Frankreichs hat eine Adresse an die Regierung gerichtet mit der Aufforderung, alle Getreidevorräte in Frankreich zu beschlagnahmen, den Preis für Mehl und Getreide nach Maßgabe der letztjährigen Ernte festzusetzen, die bis zur nächsten Ernte fehlende Getreidemenge durch Ein⸗ fuhr zu decken und auch den Mehrverbrauch in den Bäckereien zu überwachen.

Rußland.

In der russischen Presse w der *

Ich

Sulge

Der Führer der Kadetten Miljukow hat gestern in St. Petersburg eine Rede über den Krieg und die europäische Intelligenz gehalten, in der er die Not⸗ wendigkeit betonte, den Krieg bis zur siegreichen Beendigung für Rußland durchzuführen.

In der Einleitung betonte Miljukow nach dem Bericht des W. T. B.“, daß die Umrisse der Kriegsereignisse sich seit dem Kriegsbeginn verichleiert bätten, und daß die Stimmung verloren gegangen sei. Es set demgegenüber notwendig, das Gefühl durch logisch Gründe von neuem zu stärken. Das täten die Verbündeten, das müsse auch Rußland tun. Als moralisches Ziel bob Miljukow bervor, daß Rußland jür die Freiheit und die Befreiung der kleinen Völker kämpfte. Von Finnland swrach er indessen in diesem Zusammen⸗ hange nicht. Was den Kampf gegen die Türkei anbetrifft, erklärte er, es sei für Rußland no wendig, Konstantinopel und die Meerengen ju besitzen, die Neutralisierung der Dardanellen genüge für Rußland nicht. In den letzten Tagen sind obiger Quelle zufolge Tausende von deutschen Kolonisten, die aus Polen verbannt worden sind, durch Tambow nach den Gouverne⸗ ments Astrachan und Saratow transportiert worden.

Italien.

Einer Blättermeldung zufolge hat der König den Depu⸗ tierten Enrico Ferri in längerer Audienz empfangen.

Spanien.

Der „Correspondencia militar“ zufolge hat die Regierung von einer großen südamerikanischen Republik vier moderne Unterseeboote erworben, auf denen die Mannschaften der von der Kammer bewilligten Unterseebootsflottille ausgebildet werden sollen. Der Marineminister äußerte die Ueber⸗ zeugung, daß die spanischen Gewässer in einigen Monaten gegen jeden Angriff gesichert sein würden.

Belgien.

Vom TJ. Februar ab ist, wie „W. T. B.“ meldet, der Briefverkehr zwischen Brüssel, Lüttich, Verviers nebst Vor⸗ und Nachbarorten sowie Antwerpen einerseits, den Nieder⸗ lan den und dem Großherzogtum Luxemburg anderseits zu⸗

gelassen. Afsien.

Wie die „St. Petersburger Telegraphenagentur“ aus Mukden meldet, ist eine Abteilung von fünfhundert Soldaten gegen zweitausend mongolische Aufständische ausgesandt worden, die sich bei Tsingpingtsian versammelt haben.

Japanischen Blättermeldungen zufolge hat die Kriegs⸗ verwaltung von Tsingtau Zolltarife veröffentlicht, die mit den bisherigen deutschen übereinstimmen. Gleichzeitig wurden die neuen Verordnungen über die Benutzuug der Hafen⸗ einrichtungen bekannt gemacht.

* 3

85

aus den Ziffern der Kredite Rückschlüsse auf die Zahl der r Es wird lediglich über eine Summe von 1000 Pfund diskutiert werden. Es soll auf diese Weise sämtlichen Rednern die Möglichkeit gegeben werden, ihre Mei⸗ nung zu sagen, ohne daß eine genaue Summe genannt wird. Die Getreidetransporte über See haben, wie die „Berlingske Tidende / aus London meldet, so gut wie aufgehört, da die bestehenden Frachtsätze von Amerika eine derartige Höhe er⸗ re r 5 nachgerade jede Verladung unmöglich geworden ist. Besondere Aufmerksamkeit erweckt der La 1 wo uch in London sieht es aus, als ob die Frachtsätze einstweilen jede

Der Minister des Innern Malvy macht im Matin“ eingehende Angaben über die Maßregeln, die die Regierung um den aus der Zone der Kriegs⸗ ; zu Hilfe zu Auf Befehl der Regierung wurde die Mehrzahl Die Präfekten wurden ermächtigt, zur Unterbringung der Flüchtlinge Woh⸗ nungen und Lokale zu benutzen, die Deutschen, Oesterreichern Hilfs⸗ t einen Staatszuschuß von 1,25 Franken täglich, ferner fünfzig Centimes für Lẽedes Kind

nahezu eine Million, von denen mehr als die Hälfte die

Deutschen, Oesterreichern und Ungarn während der Kriegsdauer

Kriegsnachrichten. Westlicher Kriegsschauplatz. Großes Hauptquartier, 9. Februar. Es ist nichts Wesentliches zu berichten. Oberste Heeresleitung.

Oestlicher Kriegsschauplatz.

Großes Hauptquartier, 9. Februar. An der ostpreußischen Grenze einige kleinere örtliche Erfolge errungen, unverändert. Oberste Heeresleitung.

Wien, 8. Februar. (W. T. B.). Amtlich wird An der allgemeinen Lage in Russisch⸗Polen un galizien hat sich nichts geändert.

überall gekämpf.

vierhundert Mann zu Gefangenen. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Der Krieg der Türkei gegen den Dreiverband.

Konstantin opel, 8. Februar. (W. T. B.) Sonder⸗ berichterstatter der „Agence Telsgraphique Milli“ in Bagdad und Amara berichten, daß die türkischen Truppen, durch arabische Krieger verstärkt, die wichtige Stellung Haviz, nördlich von Mohammara besetzt haben, wo sich vorgeschobene Posten der Eng länder befanden. großen Eindruck auf die Stämme der Gegend, die sich gleich denen des benachbarten persischen Gebietes den türkischen . anschließen. Truppen und Stämme marschieren auf

assorah.

Konstantinopel, 9. Februar. (W. T. B. Das Haupt⸗ quartier hat gestern folgendes mitgeteilt: Die Vorhut unserer gegen Aegypten operierenden Armee hat einen erfolgreichen Erkundungsmarsch durch die Wüste gemacht, die vorgeschobenen Posten der Engländer gegen den Kanal hin zurückgetrieben und sogar mit einigen Kompagnien Infanterie den Suezkanal zwischen Tussum und Serapeum ü berschritten. Trotz des Feuers englischer Kreuzer und Panzerzüge haben unsere Truppen den Feind während des ganzen Tages beschäftigt und seine Verteidigungs⸗ mittel in vollem Umfange aufgeklärt. Ein englischer Kreuzer ist durch unser Geschützfeuer schwer beschädigt worden. Unsere Vorhut wird die Fühlung mit dem Feinde aufrechterhalten und den Aufklärungsdienst auf dem östlichen Ufer des Kanals versehen, bis unsere Hauptmacht zum Angriff schreiten kann. Ein Teil unserer Flotte hat Jalta wirtsam beschessen und an einem anderen Punkte ein russisches Schiff versenkt.

Statistik und Volkswirtschaft.

GErgebnisse der Neuverpachtung von preußischen Domänen im Jahre 1914.

Dem Landtage sind Uebersichten über die Ergebnisse der Neu⸗ verpachtung von 37 im Jahre 1914 pachtfrei gewordenen und 46 im Jabre 1915 pachtfrei werdenden Domänenvorwerken unterbreitet worden, die wil der eine bedeutende Steigerung des Pachtzinses er⸗ kennen lafsen. Bei nicht weniger als 48 von inägesamt 83 Domänen ist der auf 1 ha entfallende Pachtzins, der bei deren Neuverwachtung erzielt worden ist, um rund 40 und mehr Prozent höher, darunter bei 39 Domänen um 50 und mehr, bei 18 unter diesen um 100 bis weit über 200 00 höher als der in der letzten Pachtveriode gezahlte.

Die 37 im Jahre 1914 pachtfrei gewordenen Domänen, die in der vorletzten Pachtperiode bei einem Flächeninhalt von 18 463 ha einen jährlichen Pachtztns von 591 417 , in der 1914 abgelaufenen letzten Pachtperiode bei einem Flächeninbalt von 15 963 ha einen jährlichen Pachtzins von 534 346 M erbrachten, sind, obwobl ibr Flächeninhalt jeßt um 218 ha kleiner (15 745 ha) ist, auf die Zeit von 1914 bis 1832 für 773 083 4, d. s. 238 737 ½ mehr als in der leßten Periode, neu veipachtet worden. Dies ergibt im Durch= schnitt für 1 ha 491 4 gegen 33,5 A in der letzten und 38,2 A0 in der vorletzten Pachtperiode.

Die neu vervachteten 46 im Jahre 19165 pachtfrei werdenden Domänen baben in der vorletzten Pachtperiode bet einem Flächen⸗ inhalt von 22 159 ha einen jährlichen Pachtzins von 944 227 4, in der 1915 ablaufenden Pertode hei einem Flächeninhalt von 22992 ha einen jährlichen Pachtiins von 796 572 6 erbracht und ergeben für die neue Pachtperiode (1915 bis 1933) trotz Verkleinerung des Flächeninhalts um 602 ha (auf 22 390 ha) jährlich 1 085 123 46, d. . 288 251 * mehr. Dies bedeutet einen durchschnittlichen jähr- lichen Pachtzins von 485 Æ für 1 ha gegen 3465 in der letztem und 426 ( in der vorletzten Pachtveriode.

In den einzelnen Provinzen beträgt der durchschnittliche Pachst⸗

zins für 1 ha:

bei 37 i. J. 1914 bei 46 i. J. 1915 pachtfrei geword. Zabl der vachtfrei werd. Neu · Domänen in der neuen verpach letzten neuen

Zahl der —ĩ

Neu⸗ Domänen in der

letzten

Pachtperiode tungen Pachtpexiode 1. A6 V . 34,1 27,0

Provinz verrach⸗

tungen

Ostpreußen. Westpreußen Brandenburg Pommern. Vosen Schlesien

Sachsen.

Schleswig⸗

32,4 31,1 35,6 43,6 633 42,

3 313 7 8 2 48. 2 283 27, 9 2 4

36

88, 74, 1

Volstein. 23 393 Hannorer ... 122 7638

Dessen · Nassau. 3 66. 4 58,6.

Den böchften Pachtzins für 1 ha ergab die Neuverpachtung bei den Domänen Adergleben im Kreise Oschersleben, Reg.-Bez. 5. mit 132,3 M (in der letzten Pachtperiode erbrachte diese Domäne 106 4 für 1 ha), Liebenburg im Kreise Goslar, Reg. Be. Hildes⸗ heim, mit 125 M (gegen 10638 M6), Wegeleben im Kreise Oschers-= leben, Reg. Bez. Magdeburg, mit. 111,5 1 (gegen S9s A), Wendelstein im Kreise Querfurt, Reg. Bez. Merseburg, mit 106, 460 gegen S7, 4), Pfützibal im Mansfelder Seekreise, Reg.-Bez. Merseburg, mit ioz“ M ((gegen 85e ), Vienenburg mit Wennerode im Kieise Goslar, Reg⸗-Bej. Hildesheim, mit 101.1 4 (gegen 63, „), Mühlbanz im Kreise Dir schau. Reg⸗Bez= Dan zig, mit görsa M (gegen 40 46), Kleinschweinitz Kossendau im Kreise Liegnitz des gleichnamigen Vegterungsbeztrk,s mit 95,9 46 (gegen 43, ** und Lauenau im Kreise Springe, Reg. Bez. Hannover,

mit 8636 A (gegen 112 S in der letzten Periode, in der nach einer

(B. T. B.)

(W. T. B.) wurden wiederum sonst Lage

emeldet:

West⸗ . f Unsere schwere Artillerie am Dunajec beschoß bei günstigen Sichtverhältnissen mit Erfolg den Raum um Tarnow und erzielte auch gegen lebende Ziele sichtlich gute Wirkung. In den Karpathen wurde auch gestern . Im weiteren Vordringen in der Bu kowina erreichten eigene Kolonnen das obere Suczawa⸗Tal, machten

Dieser Erfolg machte

.

Bemerkung in der amtlichen Nachweisung .die Pacht zu boch war und Far als ein durch Tonkurren; ernelter Siebbaberdreis angeseben werden lonnie, der neue Pachtzins entspricht dem wirnchaftlichen Verte ).

Weitere giatistische Nachrichten s. i. d. Erften Beilage.)

Wohlfahrtspflege.

Erhaltung der Anwartschaft Stellenloser in der Angestelltenversicherung.

Den biber versicherten, teilweise noch stellenlosen Angestessften ist durch den 5 oh des Versicherungegesetzes fãr Angeftellte vom 20. De⸗ zember 1911 ein Schutz vor dem Erlöschen der Anwartschaft geboten. Die gesetzllchen Bestim mungen lauten: U

5 36. Die Anwartschast lebt wieder auf, wenn der Versicherte innerhalb des dem Kalenderjabre der Fälligkeit der Beiträge oder der Anerkennungsgebühr folgenden Kalenderjahres die tückständtgen Beitrãge nachzablt.

Ik eine Anwartschaft während der Wartezeit erloschen, so kann die Reichs versicherungsanfialt auf Antrag die rückständigen Beiträge stunden. Der Antrag muß vor Ablauf der im Abs. ] beieichneten Frist gestellt werden. Spätere Pflichtbeitrãge können, soweit sie nicht gemäß S 49 erforderlich sind, au die gestundeten Beitrãge angerechnet werden. Durch die Anrechnung lebt die Anwartschaft wieder auf.

Hiernach kann dem Versicherten beim Erlöschen der Anwartschaft wäbrend der Wartezeit Stundung der rücknändigen Beiträge durch die eiche versicherungganftalt gewährt werden, wobei srätere Pflicht. beitrãge, seweit sie nicht gemäß s 49 erforderlich sind, uf. die ge- stundeien Beinräge angerechnet werden können. Erforderlich ist aller-· dings. daß der Versicherte in der in 8 50 Abs. 11. 4. O. lsiebe oben) angegebenen Frist einen Stundun geantrag bei der Reichs⸗ versicherungsanstalt stellt.

Die Unterbringung der jugendlichen Arbeiter in passenden Lehrstellen zu dem Ostertermin stößt auf gewisse, infolge des Krieges eniftandene Schwierigkeiten. Um zu verhüten, daß die Lehrffellensuch' nden beiderlei Geschlechts zu den ungelernten Berufen übergehen, gibt der Verband mätkischer Arbeits nachweise eine Reihe von bemerkenswerten Anregurgen für die Beschäftigung arbeits loser Schurentiassenen und Lehrlinge. Unter den Maßnahmen nennt er zunächst die Fortbildung der Jugendlichen durch Vorträge, ver⸗ hunden mit Anschauungeunterricht. Dann regt er die Emfũbrung eines Handfertigkeiteunterrichts in Werkftãtlen, die gegenwãrtig wenig SHder gar micht beschästigt sind, an. Eine Beschãftigung der Jugendllchen mit Gemüsebau und Gärtnerei auf bisher brach⸗ slegendem Bau⸗ und Dedland ließe sich auch nicht von der Hand weisen, jumal da durch sie der Volksernährung Dienste geleistet werden. Auch eine körperliche Ausbildung im Sinne einer militari-; schen Vorbereitung kann ins Auge gefaßt werden, wozu das König⸗ liche Generalkommissarigt für die Proben Brandenburg sich zur Ver⸗ fügung stellen würde. Für Madchen wäre es wünschenwert, in den städtischen Fach- und Fortbildungsschulen möglichst viele Freistellen zu schaffen Und den Schulbesuch für die Schneiderei auf die Lebrzeit später in Anrechnung bringen zu können. Neben den städtischen Schulen kãmen nech die Hauskaltungsschulen des Vaterlãndischen Frauenvereins und des Pestaloꝛzi · Fröbel hauses in Betracht, die sich bereitwilligst in den Dienst der guten Sache stellen werden.

Die deutsche Gesellschaft für Kaufmannserbglungs— beime (Hauptgeschäftsstelle in Wiesbaden) bat eine neue gorm der Beteiligung an der Gesell chaft eingeführt, deren Eigenart darin besteht, daß der Stifter auf 5 Jahre binaus das Ver sügungsrecht über eine verbältnismäßig große Anzabl von Verpflegungstagen in den Heimen der Gesellschaft erwirbt, die er nach selnem Belleben an Feldzugs⸗ teilnehmer verteilen kann. Die Gesellschaft hat außerdem beschlossen, einen größeren Betrag zur Schaffung von Freistellen für besonders bedũrftige Kriegsteilnehmer bereitzussellen. Sie ist dabei von der zu⸗ treffenden Annahme ausgegangen, daß es unter den Feldzugsteilnebmern viele Tausende geben wird, die auch nach ihrer Heilung von Wunden oder Krankheiten noch einige Jahre hindurch zur völligen Wiederherstellung einen kürzeren oder längeren Erbolungsurlaub brauchen werden. Da die Gesell⸗ schaft schon jetzt über sechs Heime mit rund 720 Betten verfügt, die in den schönsten Geger den Deutschlands, zum Teil in bekannten beilkräftigen Kurorten errichtet sind, und den Bau welterer 14 Heime in Aussicht genommen hat, ist die Gewähr gegeben, daß einer sehr großen Zabl von Personen die Wohltaten dieser Einrichtung zugute kommen sHnnen. Bie deutsche Kaufmannschaft und Induftrie wird es gewiß nicht daran fehlen lassen, diese Kriegsfürsorge im Interesse unseres Volkes ausbauen und stärken zu helfen.

Kunst und Wissenschaft.

führen. ü in Bröassel,

so boch wie Reihe lãngs

2 6 Wenelstistung in Wörter buch der f wie Jür theologische Studien wichtigen n. Angriff genommen. Wissenschaftliches e erschließen, indem sie aus den Ritten derselben Ftofeffor Dr. Seckel die Möglichkeit gewãbren will, Gleslenn,, zum Corpus juris Jus cursius . . und dadurch die Ansänge sch 2 Grundlage des gemeinen Re . machen. Endlich bat die Atade e tungen in den Dienst jweier Pläne gestellt, Erforschung unserer engeren und engsten Heimat ge 6 . Schuchbardt gedenkt durch Ausgrabungen, wie er ö . . Römerschanze don Nedlitz mit so uüberraschendem Erfolge gelei 9 at, den Cbarakter der germanischen und Ham il chen ,. anlage vergleichend aufzuhellen, auch festzustellen, vie ange ö. ermanischen Burgen hier im Lande gehalten wurden und 2633 4 kawischen beginnen. Zugleich bofft er mit, dem e,. . übmten, jagenumwodenen slawischen Heil gtümern von,. ? ta Arkona einige ibrer Geheimnisse iu entlocken. In ung m Geheimrat Schäfer will endlich der Archlorat Witie in Echter der zurzeit freilich beim Heere weilt, die Ges tc un 6 ost lichen Nationalttãts grenze inbesendere mit Dil e der 9. und Familtennamen bearbeiten. Hoffentlich werden diese schönen

Zukunfteplane in ruhiger Zeit mit Srfolg aus geführt.

Mit zffentlichen, raten und akademischen Mitteln war im vorigen Jahre eine wissenschaftliche Forschungservedition nach dem Sinai entfandi worden, um Kirchen vaterstudien zu machen. Die Teilnebmer haben grrade noch vor Tores schluß Deutschland wieder erreichen können. Die Materialien sind er freulicherweise geretter. Die Exvedition war durch ein Gesuch des Bischofs des Katharinenk osters an Adolf von Darnack veranlaßt worden und fand die Unterstützung des Rultusmiristeriums, der Königlichen Bibliothet und der Afademie der Wissenschaften. Teilnebmer waren u. 9. Geheimrat Moritz und Professor Karl Schmidt. Man boffte auf den Fund alter und wichtiger Texte für die altchristliche Literatur der erften drei Jabrhunderte, es fanden sich aber nur jüngere Handschriften. Nach dreimonatiger Arbeit wurde die Tätig⸗ keit abgebrochen. Der Krieg brach aus, und das gesamte Erpediltons- gut mußte in Sue juruckgelassen werden. Profe ssor Schmidt (annte aber wenigstens dort seine samtlichen vholoarapbischen Aufnahmen pon Handschriften entwickeln und seine schriftlichen Aufzeichnungen

mitnehmen. Eine Zeitlang wurde er in Kairo festgehalten, erhielt dann aber die Erlaubnis zur Heimreile.

Professor D. Dr. Karl Schmidt hat in Kairo eine griechische Paphrusurkunde von ungemsbnlicher Bedeutung entdeckt und sie der äagrpfischen Abteilung der Berliner Museen zum Geschenk ge⸗ mach. Profeffor Dr. Schubart teilt im Februarbest der Amtlichen Nachrichten aus den Königlichen Kunstsammlungen« den Inhalt diefes wichtigen Papyrusblattes mit, dessen genaue wissenschaftliche Aus⸗ arbeitung der fwäteren Veröffentlichung der, Berliner Ptolemäer. parvri vorbebaiten bleibt. Das 31223 em aroße Blatt fst bis auf eine jerstörte Stelle in der Mitte, gut er— balten, auch der Tert kann im wesentlichen vollständig genannt werden, da nur zwei Zeilen fehlen, die ledigllch eine Reihe von Ramen entbalten baben. Das Blatt enthält eine Urkunde aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. und stammt aus Fajum. Der Text lautet in Uederfetzung: Der Stratege Ptolemaios. den Vorstehern der Dörfer im Herakleidezbeztr7 Gruß. Von den bei Euch vorbandenen äapptsschen Schreiblebrern, die die Verträge gemäß den Gesetzfen des Wndes zu schreiben pflegen, sind die unten Verjeichneten von. Pasos, dem Vorsteber der Tempel im Gau, und den übrigen gemäß dem, was Protarchog, aus der Rangstufe der Freunde, uns eröffnet hat, ausgewählt worden als geeignet, das bestebende Amt zu verseben. Wir baben ibnen daher den schriftlichen Königseid abgenommen und verfügt, daß sie nicht mehr fordern sollen als die festgesetzten Schreib- gebühren unler teinem Vorwand, und es auch andern nicht erlauben follen. (Ez folgen die vier zerstörten Zeilen, die eine Uebersetzung nicht zulassen Es sei aber der beschloßsene (Betrag), wie ihn auch die Schreiber im Gau von Bufiris sestgesetzt batten, vämlich für eine Urkunde über Kauf und Abtretung dem Schreiber 29 Drachmen, für die brigen Io Drachmen. Damit aber auch die Privatleute demzufolge hierfuͤr den mitgeteilten Betrag zablen, so hänget eine VWekannt— machung aus vor den bedeutendsten Tempeln in den Dörfern, und ebenso da, wo.... Hier bricht der Tert ab. Es liegt auf der Hand, daß nur noch eine Ästte der zugelassenen Schreiblebrer und eine Unwelentliche Ergänzung folgen konnte,. Das amtliche Schreiben des Strategen behandelt also die Stellung und die Gebübren der Urkundenschreiber. Abgesehen davon, daß eine beträchtliche Zabl von Urkunden aus der Ptolemäerzeit, die von solchen Schreibern in de motischer Schrift und Sprache aufgesetzt waren, auf uns ge— to mmen sind, wissen wir, daß die Ptolemäer unter gewissen Be⸗ dingungen den Emheimischen erlaubten, ür ihre Urkunden fich der einbeimsschen. Sprache und Schrift zu bedienen, wie fie auch innerhalb! gewisser Grenzen das einheimisch⸗ ägrptische Recht; beftehen ließen, obwohl die Sprache der Regierung griechisch und das berrschende Recht griechlsch makedonisch war. Wenn selbst im 3. Jahrhundert v. Chr., wo die Eroberer sich noch stack als Herren füblteß, den Aegvptern so viel eingeräumt wurde, so wundert man sich nicht zu sehen, daß im 2. Jahrhundert v. Ebr., der Zeit der Nachgiebigkeit, sogar Grlechen äavytische Ver- träge“ schlofsfn. Trotzdem hat allmählich die demotische Urkunde an Beden verloren und die römische Katerzeit hat ibr vollends ein Ende gemacht. In der in Rerxe stehenden Urtunde wind auch der enge Zu⸗ sammenhang der demotischen Urkunden mit den ägvptijchen Tempeln, der auch aus anderen Anzeichen hervorgeht, von neuem bestätigt: Der Vorsteber der Tempel des Gaus stellt die Liste auf und der Tarif soll in den Tempeln ausgehängt werden. Im übrigen sei zur Erläuterung des Inhalts der Urkunde noch folgendes bemerkt: Die in ihr erwähnte Rangklasse der Freunde“ ift als Klasse der Freunde des Königs“ zu deuten. Die Urkunden⸗ schrelber gebörten zu den äapptischen Schreiblebrern, unter denen man nicht Volksschullebrer, sondern geistliche Personen zu verstehen bat. Nach dem, was wir von den ägvptischen Priestern jener Zeit wissen, wird man fie eiwa den heiligen Schreibern zujäblen dürfen, deren Auf⸗ gabe es vermutlich war, den Priesterssbnen die erforderliche Kenntnis der Hiervglyphen, der hieralischen Schrift und, für den eigenen Gebrauch, der demotischen betzubringen. Diese Leute seßten uach die demorischen Urkunden auf, d. b. Urkunden in ägvptischer Sprache in demotncher Schrift und auf Grund einheimisch aavptischer Rech sätze. Die Regi rung, die dama s bereits das private Uitunden. wesen der Griechen fast völlig beseitigt hatte, indem sie das staatliche Rotariat emfübrte, wollte auch die demotische Urkunde nicht ohne Aufsicht laffen und beschränkte daher die Freiheit der Urkundenschrelber, indem sie eine bestimmte Grappe von Leuten als geeignet für diesen Beruf aussonderte. Bie Ausgewählten wurden durch einen schrittlichen Eld gebunden und zur Einhaltung eines Gebũbrentarifs verpflichtet. Sie waren also beamtete Personen, die mit den im alten wie im neuen Orient bäufigen Lohnschreibern, die auf, der Strahe ihr Amt ausübten, nichts zu tun hatten. Die dorpelte Taxe für die Aus⸗ stellung der Urkunden, die auf unserem Papvrus angegeben ist, erklärt fich daraus, daß die Verkaufsu kunden in einer Kauf, und einer Abtre⸗ tungsurkunde ausgefertigt wurden, also doppelte Arbeit erforderten. Die Gebühren sind, da nur von Silberdrachmen die Rede sein kann, recht boch. Einmal war der Preis der Papvrusblätter beträchtlich, dann aber wollte die Regierung durch die bohen Gebühren den Leuten wohl auch die demotischen Urkunden verleiden. Die volle Bedeutung der neuen Uckunde wird erst dann zutage treten, wenn das Verhältnis der demotischen Urkunden zu den griechlschen gründlich aufgeklärt fein wird. Aber schon jetzt zeigt sich, daß sie einen wesentlichen Bei. trag zur Lösung der Frage liefert, wie die griechische Regierung sich zu den Landeskindern, den Aegyptern, gestellt hat einer Frage, die zu den wichtigsten Aufgaben der Ptolemãergeschichte gehört.

Literatur.

Im Februarheft von Nord und Süd! (derausgeber Prof. Dr. Stesn; Verlag der Schlesischen Buchdruckerei in Breslau, viertel. sibrlsch 8 M sied Vornchm lich Aufsäßze über das Thema Westlich Schwerindänkcte im Weltktiege⸗ entba ten. Gebeimrat Emil Kirdorf betrachtet Landwirischaft, Dandel und Schwerindustrie im Weltkrieg und gebt dann näher auf die Fertdauer, bezw. Erneuerung des Stabl⸗ werkeberbandes und des Kohlensyndikats ein, wäbrend Tb. Müller, Direktor der Firma Gebrüder Stumm, seine Ausführungen der Lage und Entwicklung der deutschen Cisenindustrie, während des Krieges widmet. Geb Baurat Wilbelm Beukenberg erörtert die Forderungen, die feitens der Schwerindustrie bei einem günstigen Abschluß des Krieges zu stellen wärsn, in Hinficht auf die Beschaffung der. erforderlichen inlärdischen und ausländ ichen Robstoffe, auf den Abfaz nach dem Auslande, Verbesserung der Handelsbeziehungen, Handel wege usw., und auch Kommerzieniat Peter Klöckner verleibt den Erwartungen der Montanindusttie⸗ Ausdruck. In seinem Autsatze über. . die Bedeutung der Technik und Jadustrie, für den Ausgang des Krieges vergleicht Ingenenr Otto Schulz-⸗Mehrin die Verhältnisse der all⸗ gemeinen kechnischen Kriegsrüstung in Deutschland und Desterreich⸗ Raga nmlt denen bei Deutfchlands Gegnern und, Hidet, daß sie bei letzleren auf die Dauer erheblich ungünstiger, in Rußland segar geradeju

boffnungelos liegen. Dle deutsche Industrie zusammen mit der öster · reichischen und belaischen sei durchaus imstande, die beider Staaten, wie auch der Tärkei ausreichend mit allem Notwendigen. Waffen, Schieß bedarf und seonstigen Ausrüstungsgegenständen, u ver lehen Im Hinblick auf die Stimmung in Irland ist der Ueberblick über die Teidensgeschichte Irlands von Dr. Einst Schultze zeitgemãß. Seit dem 12. Jahrhundert ist Irland den Engländern untertan; aber eErst unter der Königin Elisabelb begann die Politik grundsãtzlicher Unterdrückung, die es namentlich darauf abgeseben batte, den Irlandern ibr Land zu nehmen. Eine Folge des Druckes war eine ungebeure Auswanderung, die in Verbindung mit bäusigen Sungerenõten die Bevölkerung Irlands seit der Mitte des vorigen Jabr. hunderls auf fast die Hälfte verminderte. Aegvyrtens Schicksal⸗ unter der Herrschast der Engländer bezeichnet Otto Hoberg vom Standpunkte der Well wirtschaft aus nicht als be sonders glücklich; durch die wenn auch großzügige, so doch kalt⸗ egoistische englijche Wirtschaftspolitik sei Aegvplen in bedenkliche Ab⸗ hängigkeit vom Ausland gebracht worden. Statiftische Angaben fiber . Indien! stellt Dr. Ernst Müller zusammen: über die Ver— teilung der Bevölkerung nach dem religis en Bekenntnißse, über das Gesundheitswesen, die wirischaftlichen Verbältnisse, Dandel und Induftr ie. Die Besetzung Vallonas durch Italten ist nach F. L. Graf von Voltolini durch die Entwicklung der Adria Frage, du rch die Bedrobung des adriatischen Gleichgewichts seitens der Eng⸗ länder und Franzosen veranlaßt und den Interessen Oesterreich⸗Ungarns durchaus vorteilhaft.

Gesundhęeitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.

Das Kaiserliche Gesundbeittamt meldet den Ausbruch der Maul- und Klauenseuche vom Magerviebbofe in Dertmund und das Erlöfchen der Maul und Klauenseuche vom Schlacht⸗ viehhof in Leipzig am 6. d. M.

Wochenschrift“ beschreibt Reihe merkwürdiger Kriegsvertetzungen, an denen die troffenen unter Umständen sebr schwer zu isragen haben, ohne irgend eine äußerliche Verletzung zu beobachten wäre. Bei einer Granat oder Schrapnellerplosion, die in der Nähe eines Soldaten erfolgt, wird dieser häufig, obne von einem Splitter getroffen jzu werden, durch die außerordentlich starke Er⸗ schütterung der Luft vollständig bewußtlos und klagt nachher über die verschiedenartigsten Schmerzen, oft verbunden mit Lähmungen, ohne daß eine äußere Verletzung einen objektiven Befund als Stütze für die fubjektiven Beschwerden gibt. Die Aerzte sprechen von elnem Nervenchok, den der Betreffende durch die Explosion er⸗ litten hat, und sind, wenn die Klagen über Beschwerden nicht aufbören, in leichteren Fällen geneigt an Simulation zju denken, in schwereren an Hysterie. Beide Auffassungen hält Sarbo für vollkommen falsch und infolge der daraufhin eingeschlagenen unzutreffenden Behandlungs— weise für äußerst schädlich für den Betroffenen. Er zeigt, daß der dei der Geschoßerplosion bervorgerufene mächtige Luftdruck sogar zu einer tödlichen Gebirnblutung obne jede äußerliche Verletzung führen kann. Zwischen diesem Extrem und dem einfachen Schwanken für einig? Augenblicke liegt eine unberechenbare Zabl von Moglichkeiten, die mit mikroorganischen Veränderungen zusammenbängen, die durch die Erxplosionswelle hervorgerufen werden. Von Hysterle könne gar keine Rede sein, weil die Leute nicht vor der Explosion erschrecken, sondern von ihr überrascht werden und bewußtlos zusammenstürzen. Für die Patienten sei daher jeder Versuch einer suggestiven Behandlung zu derwerfen, sie bedürften vor allem der Ruhe.

Der König'berger Professor Friedrich, beratender Chirurg des ersten ostvre Fischen Armeekorvs, berichtet in der Münchner Medizi⸗ nischen Wochenschrift? Über die praktischen Erfahrungen, die er bei der Behandlung und Verhütung von Erfrierungen unserer im Felde stehenden Truppen gemacht hat. Vorweg sei be⸗ merkt, daß erfreulicherweise sehr wenig schwere Erfrierungen bei seinem Armeekorps beobachtet worden sind, unter mehr als 5000 Verwundeten, die während der taten Monate (November, Dezember) in die Lazarett- bebandlung aufgenommen wurden, befanden sich noch nicht 80, und auch diese waren fast ausnahmslos ersten und iweiten Grades. Eine Amputasion ist in keinem emzigen Falle noug gewelen, üͤberbaupt soll ein operativer Eingriff, wie F. mit Nachdruck betont, nicht überstürzt werden. Unter den Verhütung maßnahmen spielt die erste Rolle warme, aber locker sitzende Fußbetleidung. Vielfach legt'n die Leute Strümpfe und Fußlapven in dicker Schicht an, umso dicker, je kälter es war. Diese dicken Fußeinvackungen waren durch Schweiß, Schmutz, Regen wasser zu einer dicken, festen Masfe zusammengeschweißt, die beim Wechsel von Feuchtigkeit und Trockenheit vressend und schnürend auf die Hautzirkulalion wirkt. Die Truppenärzte müssen in Verbindung mit den Truppenoffizieren energisch solcher Einschnürung der Füße entgegentreten. Am besten w wenn dafür Sorge getragen werden könnte, daß jeder Soldat täglich einmal oder mindestens alle zwei bis drei Tage das Schubzeug wechleln und auch die Strümpfe oder Fußlavpen auszuziehen Gelegenheit bätte, womöglich sie auch zu trocknen oder gar zu erneuern. Auch das lange Socken oder Knieen des einzelnen Mannes muß, soweit die Gefechtz= derbältnisse es zulassen, vermieden werden, weil bierbei durch die Knickung der Gefäße Rirkulatoriscken Störungen leicht Vorschuh ge⸗ seistet wird. Wenn eine gewisse Reinbaltung der Hände und Füße durchgeführt werden kann, so schüßt das nachberige Einreiben mit Fett und Oel die Gliedmaßen sehr gut gegen die Einwirkung von Kälte.

Den Aufenthalt in einem unteren Schiffsraum, namentlich in der Nähe der Maschinen oder der Ladung, halten viele Laten für ge— fäbrlich und ungesund. Sie denken nicht daran, daß die moderne Technst dort längst mit den menjchenunwürdigen Zuständen früherer Zeilen aufgeräumt hat. Gerade jetzt, wo so viele Familien teure An. Jebörige auf den Kriegsschiffen wissen, mag es angebracht fein, an Untersuchungen zu erinnern, die vor wenigen Jahren von einem Marinearzt angestellt worden sind, um den Gehalt der Luft an Bakterien in einem modernen Kriegsschiffe festiustellen. Es handelte sich allerdings um ein von der französischen Martneverwaltung zur Verfügung ge— ftelltes Panzerschiff; doch können wir sicher sein, daß die Verhältnisse auf den deutschen Kriegsschiffen nicht schlechter, sondern eber besser sind als auf den franzoöͤsischen. Der Arzt bediente sich einer Samm⸗ lung trefflicher Apparate, die zuvor zum Zweck von Forschungen auf einer Polarerpedition gebraucht worden waren. Auf diese Weise konnten die Untersuchungen viel sorgfältiger und zuverlässiger aus⸗ geführt werden, als es bei früberen derartigen Versuchen der Fall gewesen war. In den unteren Schifferäumen ermittelte er einen Gehalt von 5000 Bakterien und 425 Pilzkeimen in je einem Kubikmeter der Luft. Diese Ziffern erscheinen groß, bedeuten aber verhältnis⸗ mätzig einen sehr anerkennen swerten Grad der Reinheit. In einer Parifer Wohnung finden sich sogar in völlig neubergerichteten Räumen nach genauer Bestimmung durchschnittlich 4600 Bakterien im Kubikmeter Luft. Außerdem bedeuten auch jene Zablen noch keinen Durchschnitt, sondern die Luft ijt in der Mehrzahl der Schiffs- räume so ar noch reiner. Nur Plätze, die zur vorübergehenden Ansammlung von Abfällen bessimmt sind, machten eine ungünstige Ausnahme. Selbst im Haupnwischendeck, wo die Matrosen im Hängematten schlafen und die Lust einen durchdringenden und unangenehmen Geruch annimmt, enthält sie doch nur 3500 Bakterien auf das Kubikmeter. Wie wenig das ist, lebrt ein Vergleich mit der Tatsache, daß man in Kasernen zwischen 4190 und 22 600 Bakterien in derselben Raumennheit festgestellt at. In