„Wiener Klinischen Wochenschrift“ über das Kriegsgefangenen⸗ lager in Kenverm ezö bervor. Daß im Kriege, wo die . naturgemäß nicht immer für die tägliche Reinigung der KRlelder und des Rrpers Sorge tragen tönden, sich Ünzentefer mancher Art anfindet, ist nicht zu verwundern und kaum fu vermeiden = um so energischer muß auf die Bekämpfung ge⸗ drängt werden — aber die Verschmutzung der Keiegegefangenen, die in dem genannten Lager eintrafen, war doch ganz unglaublich. So sah Dr. W. bei einem Kriegsgefangenen, der in. das Spital ein⸗ geliefert wurde und der zwischen Hemd und Bluse noch ine Art kaumwollener Aermel weste trug, auf dem Aermel, dem Ober. und Unterarm entsprechend, je eine bandflächengroße graue Auflagerung, die er zunächft für eine dicke Schicht von Straßzentot hielt, die sich aber bei näherer Besichtigung als eine zusammenhängende Masse von Kleiderläufen erwies, die bier zu vielen Tausenden, vielleicht Dundert. tau senden, verklumpt waren, und an cheinend noch immer die Möglichkeit des Bestehens fanden. Und Fälle hnlicher Verschmutzung waren durchaus keine Seltenheit. Daß die Kleiderlaus ein besonders gefährliches Ungezlefer ist, weil durch sie lelcht eine Flecktypbuzevidemie hervor⸗· gerufen werden kann, ist ja bekannt; aber durch den Juckreij, den sie verurfacht und daz dadurch veranlaßte Kratzen entsteben außerdem Wunden, auf deren Grunde oft wiederum dag Ungeziefer und seine Brut angetroffen wird, und die fär alle möglichen Infektionserreger offene Eingangapforten bllden. Die Kleiderlaus ist auch viel wider⸗ standsfäbiger als anderes Ungeziefer, 3 B. Flöbe und Wanzen, und ibre völlige Vertiigung bei so großen Massen von Gefangenen ist ein unbedingtes Gebot der Hygiene. Die körperliche Reinigung der 28 069 Mann, die rach neuen Baradken äbersiedeln sollten. wo sie neue Strohfäcke, Koppolster, Decken und Wäsche erbielten, dot keine besonderen Schwierigkeiten. In Gruppen von 40 biz 50 wurden sie in einen großen Baderaum gefuhrt, dessen Wasser bei einer Temperatur von 40 is 42 Gra) C. mit etwas Sublimat versetzt war, und wo beftändig aus einer großen Anzabl von Oeffnungen beißes Wasser auf die Badenden rielclte, die Schmierseife nach Bedarf erhiellen, Dag Abseiten und Reinigen dauerte etwa 30 Minuten. Viel schwieriger war die gründliche Derinfektion der Kleider der Leute. Weder Waschen in Sublimatlöfung noch Desinfizieren mit Formaldehyd noch auch das Ausschweseln eiwies sich bel der großen Menge alt durchführbar und vor allem auch nicht as gründlich wirksam, namentlich zur Vernichtung der Beut, die noch widerstandẽ sãhiger ist als die ausgewachsenen Läuse. Als vollkommen wirksam dagegen be⸗ währte sich die Dampfder infektion, für die vier Aprarate jur Ver⸗ fügung sianden mit einem He samtfafsfungzraum für die Kleider und Mäntel von 385 bis 99 Mann. Leder verträgt diese Art dr Desinfektion allerdings nicht, doch läßt sich von den Ledersachen das
ngeziefer lechter entfernen als aus den anderen Kleidungtstũcken. Es konnten auf diese Weise täglich durchschnittlich 1600 Mann nebst ihrer Tleidung gereinlgt werden, so daß die vollkemmene Reinigung der 28 000 Mann in 20 Tagen vollständig durchgeführt war.
Essen ä. b. Ruhr, 9. Februar. (W. T. S) Nachts 2 Ubr 5 . durchfuhr ein mit fünf Fahrgästen aus Gladbeck besetztes Essener Drofchkenautomobil auf der Fahrt von Essen nach Gladbeck die gefchlofsene beleuchtete Schranke der Eisen. babnstrecke Vogelheim — Altene Len an der Kreuzung Gfsen —Horsterstraße in Alteneßsen. Der Wagen wurde von einem don Vogelbeim nach Altenessen, fahrenden Güterruge erfaßt, herumgeschleudert und teilweise zertrümmert. Der neben? dem Wagenfüährer sitzende Hotelbesitzer Dreckm ann aut Gladheck sprang un Augenblick des Zusammenstoßes aus dem Kraft⸗ wagen, wurde vom Zuge überfahren und getötet. Der Wigenführer und die übrigen vier. Fahrgäste blieben un⸗ verletzt. Eine Untersuchung ist eingeleitet.
(W. T. B). Das Kriegt gericht der Zandwehrinspektion München verurteilte die franiölischen Kriegsgefangenen Korporal Leon Fossey und Soldat Touizs Benon von ersten französischen Kolonialin fanterieregiment, die am J. Dejember aus dem Keiegegefangenen depot Puchheim ent⸗ flohen und einige Tage später von der Grenjwache Lindau ange halten wurden, wegen erschwerter, unerlaubter Entsernung im Felde, zu neun Monaten beiw. zu acht Monaten Gefängnis.
München, 8. Februar.
Bremerhaden, 9. Februar. (W. T. B) Der Kom; mandant der Befestigungen an der Wesermändung setzt durch elne amliche Bekanntmachung 300 4 Belobnung aus auf die Ergreifung des englischen Nordseelotsen Tru v, der vor einigen Tagen in den Unterweser orten gesehben wurde. Truy hält fich nur zum Zwecke der Spionage hier auf. Er soll
60 bis 65 Jahre alt sein; 16, em groß, Gestalt schmächtig, Gesicht schmal, Augen braun. Schnurrbart. Bekleidet ist er mit dunkel- blauem Winteruberzieher und grauem, niedrigen Hut.
Logrono (Manien), 109. Februar. (B. T. B) In Ceni⸗ tere wurden Arbeitswillte von aus ständigen Bergarbeitern mit Steinwürfen empfangen. Von den Gendarmen, die die Rube wiederherstellen wollten, wurden drei getötet. Nach dem Eintreffen von Verstärkun gen kam es zu einem ernsten Zusammenstoß, bei dem zwanzig Arbeiter schwer und viele andere leicht ver letzt wurden. Es wurden zahlreiche Verhaftungen vorgenommen. Zur Unterdrückung der Ruhestorungen sind Truppen nach Cenicero entsandt worden.
Sofia, 10. Februar. (W. T. B. Auf den Posten vor dem biesigen Pul vermagazin ist in der Nacht ein Ansch lag verübt worden, wobei dem Posten die Füße durch einen Schuß verletzt wurden. Die Täter find in der Dunkelheit entkommen. Man ver⸗ mutet, daß es sich um serbische Agenten handelt.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
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Wetterbericht vom 10. Februar 1915, Vormittags 91 Uhr.
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hlag in mn mm .
Wind⸗ richtung, Wind⸗
starte
verlau der letzten 24 Stunden
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Beobachtungs⸗ Wetter
station
in 45“ Breite in Celsius
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Harometerstand auf O0“, Meere -= Rahe u. Schwere Temperatur 2 Stu ᷣ Barometerstand
Mieder
Stufenwerten )
ziemlich heiter ziemlich beiter Nachts Niederschl. meist bewölkt meist bewölkt zlemlich beiter Nachts Niederschl. meist bewölkt Ziemlich beiter I messt bewölkt meist bewölkt melst bew JG Nachts Niederschl. meist bewöltt meist bewölkt meist bewölkt meist bewölkt
sn d 2 Dust Db ß SS J bedeckt 5b 3 SS8 4 bedeckt Dos. SO 4 vededt os] SO J belter 767d SO J dalb bed. 753 5 Windst. Regen
ns NO J Nebel
Dos SO J hester 755d SSO A woltig
758.73 SSO J halb bed 760,9 4 bedeckt 751.7 2 Regen 757 5 I bedect
Borkum Reltum Hamburg Swinem unde Neufahrwasser Memel Lachen DVannover Berlin
Dres den Breslau Bromberg Metz Frankfurt, M. Rarlerube, BS. München 7513 Jug pie
363 ö
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ö.
C , - -=
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Name der Beobachtung ⸗ station
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Temperatur in Eei
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Stunben mm
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Kopenhagen
DSO 4 Dunst
Stockholm
SD Z bedeckt
Hernöõsand
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DYaparanda
SSW G6 Schnee
ff ; KRarlstad
SSO J bededt Wind . bedeckt
n n =.
Sammerhus
SSS 8 Dunst
Tibor no
d NJ dalb bed.
Budapest
O 3 Schnee meist bewölkt
Wien
SO 3 Nebel melst bewölkt
Prag
Vorm. Niederschl.
358 I bedeckt
Rom
= 2 2 — — — — )
ö.
SS T Regen
Florenz
14
Cagliari
SS Z wolfia
2 8
Zürich
2
NNO 1Ddedeckt
Genf
2
SSW T Schnee
Lugano
Saͤntis
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SO J wol ig
Trlest
DSO 2 dbededt Nachts iederschl —
Rratau
demberg
J
DVermannstadt
Seehöhe
9 tert 5 di . 3 — 25 bis 3,4 mm; 4 — 8335 5.4 mm; 7 — 685 bis 74 mm; 8 — 735 bis S4 mm; 8 — nicht beobachtet. Seil
negativen Werten der Barometertendenz (Minuszeichen) gilt dieselbe Ghiffrestala
Die Wetterlage ist wenig verändert; ein Hochdruckgebiet über 770 mm über Rußland entsendet einen Ausläufer nach Sk mndinavien. Ein Tiefdruckgebiet breitet sich vom Ozean bis Mitteleuropa aus, sein Minimum von etwa 745 mm liegt über Großbritannien. — In Deutschland ist das Wetter bei schwachen, meist südöstlichen Winden, außer im Osten, vorwiegend trübe; im Nordosten herrscht strenger Frost, sonst ist die Temperatur nahe dem Gefrierpunkt; im äußersten Westen fanden Nachts stellenweise Niederschläge statt.
oö s SO J woltens. N vorwiegend heller 8
bis 4 mm; 5 — 435 bis 5,4 mm; 6 — 535 bis
Deutsche Seewarte.
Mitteilungen des Königlichen Asronauttschen
Observatoriums,
veröffentlicht vom Berliner Wetterbureau. Drachenaufstieg vom 8. Februar 1915, 7— 9 Uhr Vormittags.
Station 12 m 500m 1000m 2000 m] 3000m ] 3500 m
. D
Nachts Niederschl. vorwiegend heiter ziemlich heiter
— meist bewölkt I meist bewölkt — nemlich heiter 1 meist bewölkt — 1 Nachts Niederschl. m meist bewölkt o melst bewölkt
ilhelms hav. Riel 4 BVusteow. N. Nönigsberg Cassel Magdeburg 7 Grunberg Schl Mülhausen, G. Fried cichs haf. Bamberg
NRugenwalder⸗ můnde
Vllssingen Helder
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meist bewölkt
peo Ded bedeckt id SSW woll Biz SS J Dan t Bodõ 7s l 5 SSO 1 bedeckt Fhrsfllansund 5 I.5 Windst. wolkig
Stndenes 3 SSO J bedeckt Vardõ k
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Seehöhe
Temperatur ¶ Co) Rel. Fchtgk. ( / 89 Windrichtung. Gejschw. mps. 3 .
Himmel bewölkt. 500 m Temperaturzunahme bis 54, desgleichen zwirchen 2359 und 2500 m von — 8,3 bis — 7,6, zwischen 2760 und 2860 m überall — 8, d, dann bis 2920 m Temperaturzunahme bis — 8,1 Grad.
02 sa 12 — 80 - 39 — 120 1 , ,, . 28 SS ss Sw S* J
Bis zu 330 m Höhe überall 0,2, dann bis
3 1856 *
Mitteilungen des Königlichen Asronautischen
Observatoriums,
veröffentlicht vom Berliner Wetterbureau. Drachenaufstieg vom 9. Februar 1915, 7— 10 Uhr Vormittags.
Station 12m 500 m 1000m 1500m 2000m 2300 m
Windrichtung
2 =
Skagen Io d 8 8 Same Sanstholm Jö J S Nebel
Temperatur (Go) Rel. Ichtgk. (O0 /o)
Geschw. mps.
Himmel bedeckt, neblig. zunahme bis 2,5, zwischen 1350 und 1500 m überall — 3,8 Grad.
! o 8 — 22 — 38 — 83 — 82 1 , n, , , So so So S830 i
Bis zu 340 m Höhe Temyeratur⸗
,, 860 3 7
Theater. Königliche Schauspiele. Donners⸗
tag: Opernbaus. 40. Abonnements vor- stellung. Carmen. Oper in vier Akten von Georges Bizet. Tert von Henry Menhac und Ludopie Halsvp, nach einer Novelle des Prosper Merim ee. Mustkal ische Leitung: Herr Generalmusikdirektor Blech. Regie: Herr Oberregisseur Droescher. Ballett: Herr Ballettmeister Graeb. Chöre: Herr Professor Rudel. (Den Jose: Herr Gustaf Bergman als Gast.) Anfang 75 Ubr. Schauspielbaus. 142. Abonnements or- stellung. Wie die Alten sungen, Lustspiel in vier Aufzügen von Karl ie mann, 3 Herr Regisseur Hertzer. nfang 7 yr. . DOyernhaug. 41. Abonnements⸗ vorftellung. Fidelio. Oper in zwei Akten von Tudwig van Beethoven. Tert nach dem Französtschen von Ferdinand Treitschke. Zu Anfang: „Ouvertüre zu Fidelio“. Vor der letzten Verwandlung; „QOuver⸗ türe Leonore (Nr. 2)“. Anfang 73 Uhr. Schauspielhaus. 43. Abonnementehor⸗ stellung. Beer Gynt von Henrit Ibsen. (In zehn Bildern) In freier Ueber⸗ tragung für die deutsche Bühne ge— staltet von Dietrich Eckart. Musik von Edward Grieg. Anfang 7 Uhr.
Dentsches Theater. ( Direltion: Mar Reinhardt.“ Donnerstag, Abends 73 Uhr: Rappelfopf (Alpenkönig und Men⸗
schenfeind). Freitag bis Senntag. Nawyeltopf
(Alyenißnig und Menschenfeind).
s ammerspiele.
Donnerstag, Abends 8 Uhr: deutschen Kleinstänter.
Freitaa: Wetterleuchten
Sonnabend und Sonntag: Die deutschen
Die
Gerliner Theater. Donners, Abendt 8 br: Extrablätter! Heitere Bilder aus ernster Zeit von Bernauer⸗Schanzer und Gordon. Musik von Walter Kollo und Willy Bredschneider. Freitag und folgende Tage: blätter! . Sonnabend, Nachmittags 31 Uhr: Pe⸗ ter chens Mondfanrt.
Sonntag. Nachmittags 3 Uhr: Wie einst im Mai.
Extra⸗
Theater in der Käaͤniggrätzer Straße. Donnerstag, Abends 8 Uhr:
Sedda Gabler. Schauspiel in vier Akten von Henrik Ibsen.
Freitag: Königin Christine. Sonnabend: Serodes und Mariamne. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Die fünf Frantfurter. — Abends: Hedda Gabler. =
— — —
Komõdienhauz. Donnerstag, Abends
3 Uhr: Biedermeier. Lustspiel in drei Akten von Leo Walther Stein.
Bieder⸗
Freitag und folgende Tage: meier.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Kabale und Liebe.
Schillertheater. O. (Wallner, theater,) Donnerstag, Abend; 8 Uhr: Husarenfieber Lustspiel in vier Akten von Gustav Kadelburg und Richard Skowronnek.
Freitag: Der aute Burger.
Sonn bend: Des Meeres und der Liebe Wellen.
Charlottenburg. Donner tag, Abends 8 Uhr: Der Störenfried. Lustspiel in vier Aufzügen von Roderich Benedixz.
Freitag. Sufarensteber.
Sonnabend. Nachmittags 3 Ubr: Wallen
dammer
Freitag und
lottenburg,
kaufte Braut.
Braut.
Zoologischer die Liebe.
Straus.
E. Teil.
Rleinsladter.
steins Tod. — Abends: Nora.
druff!
Garten.
onnerstag,
folgende Tage:
gab ich für Eisen.
Deufsches Opernhaus. Bismarck ⸗Straße Direktion: Georg Hartmann.) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Tiefland. ĩ in elnem Vorspiel und 2 Aufzügen nach A. Guimera von Rudolf Lothar. von Eugen d' Albert.
Freitag: Zum ersten Male: Die ver⸗
Sonnabend: Siegfried. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Era Diavolo. — Abends: Die verkaufte
Lesstngthegter. Donnerstag, Abends ni,,
Freitag: Jugendfreunde. Sonnabend: Ein Volksfeind. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Liliom. — Abends 8 Uhr: Ein Volksfeind.
Kamische Oper. (An der Welden Brücke.) d s Uhr: Gold gab ich für Sisen. (Die schöne Marlene.) FKomische Volksoper in drei Bildern von Victor Lon. Musik von Emmerich Kaälmän.
Abends
Gold
(Char⸗ 34 —37.
Musikdrama
Thenter des Westens. (Station: Kantstraße 12.)
Vonnerssag, Abends 8 Uhr: Rund um Dperette in zwei Akten von
Bodaniky und Thelen. Mustk von Oskar
Freitag und folgende Tage: Rund um die Liebe. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Faust,
Theater am ANollendorsplatz.
Donner ztag, Ahends 8 Uhr: Immer feste Vaterlandisches Volksstück in vier
Musik
Bildern von Hermann Haller und Willi Wolff. Musik von Walter Kollo. Freitag und folgende Tage: Immer feste druff!
Sonntag, Nachmittags 35 Uhr: Der Graf von Luxemhurg.
Custspielhaus. (Frledrichstraße 236.) Donnerstag. Abends 8 Uhr: Die Orient⸗ reise. Schwank in drei Akten von Oskar Blumenthal und Gustav Kadel⸗
urg. Freitag und folgende Die Orientrei e.
Sonntag, Nachmittags 31 Uhr: Das Leutnantẽmũndel.
Tage:
Thaliatheater. (Direktion: Kren und Schönfeld.) Donnerstag, Abends 8 Uhr; Kam'rad Männe. Volksvosse in drei Akten mit Gesang und Tanz von Jean Kren und Georg DOkonkowski. Musik von Max Winterfeld (Jean Gilbert). Ge⸗ sangsterte von Alfred Schönfeld.
Freitag und folgende Tage: Kam'rad Männe.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Der Pfarrer von Kirchfeld.
Trianoniheater. (Georgenstr., nabe Bahnhof Friedrichstr.) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Das Liebesnest.
Freitag und folgende Tage: Das CLiebesnest.
Sonntag, Nachmittags 33 Uhr: Die Waise aus Lowood.
Konzerte.
Nhilharmonie. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Sonatenghkend von Teresa
8 Uhr: Rlingler⸗ Quartetts.
8 Uhr: Ernst von Dohnanyi von Vecsey.
Singakademie. Donnerstag, Abends v. Kammermusikabend des
Beethoven · Saal. Donners. Abends
Zwei Sonatenabende von und Franz
Familiennachrichten.
Verlobt: Vera Gräfin Schwerin mit Arn. Leutnant Georg Thilo Grafen Schwerin a. d. H. Wolfshagen (z. Zt. Berlin).
Verehelicht: Hr. Hofmarschall, Konter⸗ admiral à la 3uite der Marine Oskar Graf von Platen Hallermund mit Sorhie Gräfin zu Solms Wildenfels (Schloß Wildenfels).
Geboren; Ein Sohn: Hrn. Kammer herrn Heinrich von Engel (z. Zt. Dudings⸗ bausen). — Fine Tochter: Hrn. Nittmeifter Georg von Wüblisch (Stolv). — Hrn. Regierungsassessor Rudolf Falch (z. Zt. Potsdam). — Hrn. Leutnant Richard Bötticher
((Osnabrück).
Gestorben: Hr. Staatsrat Gotthard von Campe (Bückeburg) — Hr. Universitätsprofessor Dr. Hans Schoenitz
(Freiburg i. Br.).
Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg. Verlag der Expedition (Ko ye) in Berlin.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 32.
Vier Beilagen somiĩie die 609. Ausgabe der Deutschen
Carreno und Professor Arnold Ross.
Verlustlisten.
Preustischer Landtag. Haus der Abgeordneten.
98. Sitzung vom 9. Februar 1915, Nachmittags 2 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau“ .)
Der Sitzung wohnen bei der Vizepräsident des Staats⸗ ministeriums, Staatssekretär des Innern Dr. Del brück, der Justizminister Dr. Beseler, der Minister der öffentlichen Arbeiten von Breitenbach, der Minister für Handel und Gewerbe Dr. Sydow. der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten Dr. Freiherr von Schorlemer, der Finayzminister Dr. Lentze und der Minister des Innern von Loebell.
Der Pröäsident Dr. Graf von Schwerin eröffnet die Sitzung mit folgender Ansprache:
Meine Herren! Dreiundeinhalber Monat sind wiederum ver⸗ hangen, seitdem wir uns am 22. Oktober vorigen Jahres zu einer kurzen kriegstagung hier in diesem Saale zusammenfanden. Neuen und unver⸗
gänglichen Ruhm haben inzwischen abermals unsere herrlichen Truppen an ihre Fahnen geheftet. (Beifall. Mit unvergleichlicher Tapferkeit und mit bewundernswerter Hartnäckigkeit haben sie die schwersten Strapazen eines der bittersten Winterfeldzuͤge heldenmütig ertragen (Lebhafter Bei⸗ fall) und dadurch nicht nur unser Land vor größeren feindlichen Einbrüchen bewahrt, sondem auch immer weiter die Niederringung unserer Feinde im Osten wie im Westen und im Norden ermöglicht. (Wiederholter Beifall) Freilich auch die Opfer — die ungeheuren Opfer, welche dieser Krieg von Unserem Volke fordert, sind weiter gestiegen und werden weiter steigen. Denn wir sind — wie wir uns nicht verhehlen — vielleicht noch lange nicht am Ziel. Aber je größer die Opfer wurden, um so stärker und tiefer hat sich dennoch in unserem Volke der unbeugsame Wille gefestigt — koste es, was es wolle — durckguhalten bis zu einem vollen Siege, der auch diese ungeheuren Opfer lohnt. (Lebhafter Beifall) Denn erst heute weiß unser Volk, hat es in allen seinen Kreisen ganz verstanden, welches die eigentlichen Triebfedern dieses von langer Hand planvoll vor⸗ bereiteten Vernichtungskrieges gegen uns waren, und um was es sich des⸗ halb bei demselben für uns handelt. (Erneute lebhafte Zustimmung) Mögen unsere Feinde — die einen um Vergeltung für einen vor 44 Jahren verlorenen Feldzug und Wiedereroberung zweier damals verlorener Pro- binzen, die anderen um die alleingebietende Beherrschung des Weltmeeres und ihre geschäftlichen Vorteile, die Dritten um immer größere Macht⸗ erweiterung auf dem Festlande unseres Weltteils kämpfen — oder mögen ihre Völker nicht einmal wissen, um was sie eigentlich kämpfen. (eb—= hafte Zustimmung und Heiterkeit) Wir kämpfen um unser Dasein, um Sein oder Nichtsein, um unsere ganze wirtschaftliche, kulturelle und natio⸗ nale Zukunft., Und deshalb, weil wir wissen, daß es sich in diesem Kampf — nicht nur für die Gesamtheit unserer Nation, sondern für jeden einzelnen von uns — tatsächlich um alles handelt, was uns das Leben überhaupt lebenswert macht, deshalb gibt es auch kein Oxfer, auch kein Opfer der Entsagung oder Einschränkung unserer Lebenshaltung, das uns in diesem Kampf zu g erscheinen könnte. Nun, meine en, unsere Beratungen während dieser heute beginnenden agung werden sich ja nahezu ausschließlich auf die nüchterne, verfassungsmäßige Aufstellung unseres preußischen Staatshaus⸗ haltsplanes für das Jahr 1915 erstrecken. Aber auch diese unsere Verhand⸗ lungen werden doch, wie ich hoffe, von dem einmütigen, opferwilligen Geist unseres ganzen Volkes beherrscht sein, von dem ich gesprochen habe (Bei⸗ falh, und deshalb auch von dem einmütigen Willen, alle Sonderwünsche und auch alle irgendwie gearteten parteipolitischen Rücksichsen unbedingt den großen gemeinsamen vaterländischen Interessen unterzuoronen, wie sie heute für uns alle auf dem Spiele stehen. Ich habe geglaubt, in diesem Sinne den allseitigen Willen des Hauses feststellen zu dürfen, bevor wir in unsere Beratungem eintreten. (Cebhafter Beifall.)
Der Präsident teilt ferner mit, daß er zum Geburts⸗ tag Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin nach dem ihm in der Sitzung vom 22. Oktober erteilten Auftrage die Glück⸗ wünsche des Hauses ausgesprochen und Ihre Majestät darauf Allerhöchstihren Dank am 2. Oktober dem Hause übermittelt und daß er anläßlich des Unfalls Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen August Wilhelm die Anteilnahme des Abge⸗ ordnetenhauses zum Ausdruck gebracht habe.
Der Präsident fährt darauf fort:
Meine Herren! Das Haus hat wiederum den Tod mehrerer Mitglieder zu beklagen (das Haus erhebt sich). Der Abg. Meyer⸗ Tawellningken (kons) ist am 23. November 1914 in Sstpreußen auf dem Felde der Ehre gefallen; er hat dem Hause seit Be⸗ ginn dieser Legislaturperiode angehört und den Wahlkreis 1 des Reg. Bez. Gumbinnen vertreten. Sein Heldentod für das Vater. land wird bei Ihnen allen besonders innige Anteilnahme gefunden haben. Gestorben sind ferner die Abgg. von Waldow (kons) am 23. De⸗ zember, Wolff⸗Biebrich (nl) am 28. Dezember 1914 und Graf von der Recke⸗Vollmerstein (kons) am 14. Januar 1915. Sie haben sich zum ehrenden Andenken der Verstorbenen von Ihren Plätzen erhoben, ich stelle das fest.
Das Haus tritt nunmehr in die Tagesordnung ein.
Der erste Punkt, die Entgegennahme von Vorlagen der Königlichen Staatsregierung, ist bereits er⸗ ledigt, da die Regierung diesmal ausnahmsweise den Etat schon vor dem Zusammentrikt des Hauses eingebracht hat.
In erster Beratung werden die allgemeine Rech⸗ nung über den Staatshaushalt für das Etats⸗ jahr 1911 und die Rechnung von den Verwal⸗ tungseinn ahmen und ausgaben der Preußi⸗ schen Zentralgenossenschaftskasse für das⸗
selbe Etatsjahr sowie die Uebersicht von den Staats⸗ einnahmen und ⸗ausgaben für das Etats jahr
1913 und die Uebersicht von den Verwaltungs⸗ einnahmen und ausgaben der Preußischen Zentralgenossenschaftskasse für dasselbe Etats⸗ jahr der Rechnungskommission überwiesen.
Es folgt die erste Beratung des Gesetzentwurfs, betreffend die Feststellung des Staatshaushalts⸗ etats für das Etatsjahr 1915, in Verbindung mit der ersten Beratung des Gesetzewtwurfs über Bei⸗ hilfen zu Kriegs wohlfahrtsausgaben der Gemeinden und Gemeindeverbände.
Finanzminister Dr. Lentze:
Meine Herren! Als wir im vorigen Jahre den Haushaltsplan für das Jahr 1914 feststellten und uns bemühten, die Staatsein⸗ nahmen und Staatsausgaben richtig zu erfassen, da dachte niemand von uns daran, daß die Voraussetzungen, von denen wir ausgingen, so bald sich ändern und die Verhältnisse ganz andere werden würden. Wir hatten geglaubt, auch weiterhin in friedlicher Entwicklung die wirtschaftliche, geistige und kulturelle Wohlfahrt unseres Landes fördern zu können, und dementsprechend unsers Maßnahmen getroffen
ö Erste Beilage zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.
Berlin, Mittwoch, den 10. Fehrnar und aufgebaut. Schon nach wenigen Monaten mußten wir es erleben, daß Rußland, Frankreich und England uns gemeinsam überfielen, um uns zu vernichten und dem unbequemen Nebenbuhler in dem internationalen Wettbewerb ein- für allemal den Garaus zu machen. Niemals ist ein friedliches Volk schmählicher überfallen worden als das unsrige. Eebhafte Zustimmung Aber auch niemals haben sich die überfallenden Feinde so gründlich verrechnet wie bei diesem Ueber⸗ fall. Nicht Rußlands, Frankreichs und Englands Heere befinden sich als Sieger in unserem Lande, sondem unsere unvergleichlichen Truppen stehen nach Ost und nach West in Feindesland und haben den Feinden schon manchen wuchtigen Schlag versetzt, und unsere Flotte sorgt
dafür, daß England die deutschen Küsten nicht anzugreifen wagt.
(Bravo!) Der sechsmonatige Krieg hat die Rollen so verteilt, daß die Gesetze des Handelns sich viel mehr bei uns, als bei unsern Gegnern finden, und es gibt niemanden in unserem Vaterlande, der nicht felsenfest davon durchdrungen wäre, daß wir siegen wollen und siegen werden, so große Opfer der Krieg auch erfordert. (Lebhaftes Bravo h)
Auch der Staatshaushalt wird durch den Krieg nicht unbeträchtlich beeinflußt. Das Wirtschaftsjahr 1913 konnte noch unter friedlichen Verhältnissen zu Ende gehen; seine Rechnung schloß dank der günstigen Einnahmen bei Steuern, Forsten und Eisenbahn⸗ verwaltung mit einem Ueberschuß von 24 Millionen Mark beim Staatshaushalt und einer Ueberweisung von 91 Millionen Mark an den Ausgleichsfonds der Eisenbahnen ab, sodaß eine außerordentliche Tilgung der Staatsschuld um 24 Millionen Mark stattfinden konnte.
Auf eine ähnlich günstige Entwicklung ist natürlich in dem laufenden Jahre nicht zu rechnen. Denn es leuchtet ohne weiteres ein, daß die Staatseinnahmen sich während des Krieges nicht auf derselben Höhe bewegen können wie während des Friedens, und daß andererseits manche Ausgaben höher sein werden als vorher.
Als der Krieg ausbrach, da schien das ganze wirtschaftliche Leben überhaupt mit einem Ruck still zu stehen. Millionen von Arbeits kräften wurden zu den Fahnen einberufen; der gesamte Handel mit dem Auslande hatte aufgehört und war abgeschnitten, und der deutsche Handel und die deutsche Industrie waren lediglich auf den eigenen inneren Markt angewiesen.
Zu gleicher Zeit drohten sich Kæeditschwierigkeiten zu entwickeln, welche so schlimm waren, daß dadurch jedwede Unter⸗ nehmung gehemmt und unterbunden worden wäre. Die Aussicht auf eine Arbeitslosigkeit von geradezu riesigem Umfange mit allen ihren Folgen an Not und Elend erschien als drohendes Gespenst am Horizont. Zu unserem Heile haben wir aber diese schwere Krisis glücklich überstanden. Durch eine Reihe von hochbedeutsamen Ver⸗ ordnungen und wirtschaftlichen Maßnahmen ist es dem Bundesrat gelungen, das Hir that el ger gil 76563 der in Gang zu setzen.
Namen lich e leo the h ne 5 .. NMornte rium und die genialen mit Hilfe der Reichsbank gefchffenen Organisationen (Bravo, die mannigfachen wirtschaftlichen Maßnahmen der Staats⸗ regierung und der allgemeine gute Wille, nicht zu allerletzt aber die unvergleichlichen Taten unserer Heere und unserer Marine haben durch die dadurch im ganzen Lande geschaffene Zuversicht sehr wesentlich dazu beigetragen. Die Folgezeit hat gezeigt, wie wichtig es war, daß trotz des dringend von allen Seiten erhobenen Verlangens nach einem Moratorium in Deutschland allein ven allen kriegführenden Staaten ein solches nicht eingeführt wurde. (Brwoh Unser Vaterland ist dadurch vor den schweren Schäden eines Moratoriums bewahrt geblieben; es ist der Weg offen gehalten, daß das Rechtsleben und das Wirt⸗ schaftsleben sich in den gewohnten Bahnen weiter entwickeln konnte, daß die vielen einmal geknüpften Fäden im Innern nicht wieder willkürlich zerrissen wurden.
Der Krieg mit seinem ungeheuren Bedarf an Waffen, Munition, Ernährung, Bekleidung, Fahrzeugen und allen möglichen Gegen⸗ ständen hat sich nicht bloß als Zerstörer, sondern zugleich auch als starke Quelle von Arbeitsgelegenheit und Arbeitsverdienst erwiesen. (Sehr richtig) Dank der Intelligenz und der Anpassungsfähigkeit der deutschen Industrie und der deutschen Kaufleute an völlig neue Verhältnisse ist es erreicht worden, daß überall im Lande wieder Be⸗ schäftigung eingezogen und die Arbeitslosigkeit von Tag zu Tag weiter zurückgegangen ist. Zieht man hierzu in Betracht, daß die Landwirtschaft in der Lage ist, ihre Ernte zu günstigem Preise zu veräußern, und sich dadurch in den Stand setzt, die mannigfaltigen Schwierigkeiten und Unzuträglichkeiten, welche durch die Wegnahme des Personals und der Gespanne und durch den Mangel an Benzin, Heizmaterial und sonst entstanden waren, zu überwinden, so kann man mit Fug und Recht sagen, daß das deutsche Wirtschaftsleben durch den Krieg bisher noch keine allzustarke Wunde erhalten hat, und daß die deutsche Volkswirtschaft sehr wohl imstande ist, den jetzigen Zustand noch lange zu ertragen. (Sehr richtigh
Es kommt noch hinzu, daß alles, was eingenommen und ver⸗ dient wird, im Inlande bleibt und nicht in das Ausland zieht. Das ist eine wesentliche Lichtseite dabei.
Bei Beginn des Krieges konnten wir natürlich mit einer so günstigen wirtschaftlichen Entwicklung nicht rechnen, und wir haben daher die Einwirkungen des Krieges auf den Staats— haushalt überschätzt. Immerhin sind sie aber nicht unbeträchtlich. In erster Linie stehen dabei die Erträge unserer Eisenbahnen. Während unsere Eisenbahnen im Frieden lediglich dem Verkehr und“ dem Austausch der Güter gewidmet sind, also nur wirtschaftliche Zwecke verfolgen, sind im Kriege zugleich ein wichtiges, gewaltiges Instrument der Kriegführung selbst, und die wirtschaftlichen Ziele kommen da nur in zweiter Linie in Betracht. Was unsere Eisen⸗ bahnen in den Augusttagen bei dem Aufmarsch unserer Armee und später bei der Versorgung und der Verschiebung unserer Truppen ge⸗ leistet haben und noch leisten, steht so einzigartig da und ist so über jedes Lob erhaben (Lebhafter Beifall, daß es immer ein Ruhmes⸗ blatt in der Geschichte unserer Gisenbahnen bleiben wird. (Bravoh An den Leistungen unserer Gisenbahnen während des Krieges hat
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noch niemand etwas auszusetzen gehabt. (Bravo) Von dem leitenden Minister bis zum letzten Beamten und Arbeiter herab hat ein jeder sich seiner Aufgabe voll gewachsen gezeigt (Bravo), und dieses hohe Haus, welches neben der Eisenbahnverwaltung und der Finanzver⸗ waltung seinen vollen Anteil an der Entwicklung der Eisenbahnen hat, wird sicher mit Stolz auf diese Ruhmesepoche blicken. (Bravo
Erfreulicherweise scheinen ja auch die Ausfälle nicht so groß werden zu sollen, wie man zu Beginn des Krieges fürchten mußte. Der letzte Abschluß, der Dezemberabschluß — Sie haben es ja selbst in der Zeitung gelesen — hat sogar bei den Einnahmen aus dem Güterverkehr schon 95 35 der vorjährigen Einnahmen ergeben (Hört, hörth, und wenn auch naturgemäß die Einnahmen aus dem Per⸗ sonenverkehr sich nicht ebenso schnell entwickeln können, so zeigt doch die ganze Entwicklung und ist ein beredtes Zeugnis dafür, wie stark unser Wirtschaftsleben wieder pulsiert und wie lebhaft es wieder vorwärts geht. Wir haben daher alle Aussicht, daß wir trotz der Ausfälle in den ersten Kriegsmonaten und trotz des unvermeidlichen Hinaufgehens des Betriebskoeffizienten doch nur mit Mindererträg⸗ nissen zu rechnen haben werden, die sich in erträglichen Grenzen be⸗ wegen.
Zu ihrer Deckung ist nach den gesetzlichen Vorschriften der Ausgleichsfonds heranzuziehen, und erst dann, wenn er nicht reicht, fallen sie dem Staatshaushalt zur Last. Ob unser Ausgleichs⸗ fonds mit seinem Bestande von 330 Millionen Mark von den Minder⸗ erträgnissen aufgezehrt oder überstiegen wird, läßt sich heute noch nicht sagen; das muß hinterher die Rechnung erst ergeben. Das eine steht aber unter allen Umständen fest, daß der Ausgleichsfonds dem Staats⸗ haushalt eine ganz gewaltige Stütze bietet und ihn vor schweren Defizits bewahrt. (Bravo) Seine Ansammlung hat sich daher auf das glänzendste bewährt. (Bravoh Auch im übrigen Staats⸗ haushalt, insbesondere bei den Steuern, Bergwerken und bei der Justizverwaltung, werden die Ergebnisse gegenüber den Etatsansätzen zwar ungünstiger werden, jedoch nicht so ungünstig, daß der Gesamt⸗ ausfall über einen Fehlbetrag hinausgehen wird, wie er auch sonst im Frieden in Zeiten wirtschaftlichen Niedergangs wohl eingetreten ist.
Nach Lage der Verhältnisse ist es ungemein schwierig, für das nächste Jahr einen Haushaltungsplan aufzustellen. Es ließen sich weder die Einnahmen noch die Ausgaben irgendwie über sehen. Wir wissen nicht, welche Anforderungen an uns gestellt werden, wie unsere Einnahmequellen fließen, insbesondere, ob unsere Be⸗ triebe beschäftigt sind, und wie ihre Unkosten sein werden. Auch die vergangenen Jahre geben gar keinen Anhalt. Der dreijährige Durch⸗ schnitt versagt diesmal vollständig. Lediglich die Verwaltungsaus⸗ gaben, die zum großen Teil auf gesetzlicher Vorschrift beruhen, stehen fest; aber sie reichen in keiner Weise aus, um auf ihnen einen Staats⸗ haushalt aufbauen zu können. Es blieb daher nichts anderes übrig, als von dem Krieg und seinen Einwirkungen auf das kommende Jahr überhaupt abzusehen und von der Fiktion auszugehen, als ob der Krieg am 1. April bereits beendigt wäre. Nur auf dieser Grund⸗ lage kommen wir zu einem Voranschlag. Dann sind wir in der Lage, uns in den Einnahmen und in den Ausgaben an das Vorjahr anzulehnen und seine Sätze zu übernehmen, soweit wir nicht schon wissen, daß sie andere sein werden. Zugleich haben wir den nötgen Spiel⸗ raum, um dem Ernst der Lage in ausgiebigem Maße Rechnung zu tragen und Ersparnisse eintreten zu lassen, wo es nur immer geht. Hiernach ist in diesem Jahre verfahren worden. Da die Einzelheiten in dem Vorbericht zum Etat, der in Ihrer Hand ist, enthalten find, kann ich es mir versagen, hierauf näher einzugehen. Ich möchte nur das eine betonen, daß alle bekannten Mindereinnahmen und Mehr⸗ ausgaben berücksichtigt worden sind, und daß der Staatshaushaltsplan nicht etwa durch Zuhilfenahme von Defizitanleihen, sondern durch verstärkte Abstriche und Ersparnisse bei den anderen Ausgaben ins Gleichgewicht gebracht worden ist. (Bravo)
In das Etatsgesetz ist hinsichtlich der Geldbeschaffung dieselbe Bestimmung wieder aufgenommen, die sich auch in dem Nachtrag zum Gtatsgesetz aus dem Oktober befand, daß nämlich die Staats⸗ regierung ermächtigt wird, Schatz anweisungen in Höhe bis L235 Milliarden auszugeben. Die Gründe hierfür sind dieselben wie auch im Oktober. Abgesehen von der Notwendigkeit, für etwaige Fehlbeträge im Staatshaushalt die erforderlichen Deckungsmittel zu besitzen, muß die Staatsregierung auch über liquide Mittel verfügen, um alle die Aktionen durchzuführen, welche aus Anlaß des Krieges entweder bereits eingeleitet sind oder sich noch notwendig machen werden. In der Hinsicht möchte ich folgendes sagen. Verschiedene Ausgaben sind bereits für Ostpreußen und die vom Kriege betroffenen westpreußischen Kreise notwendig geworden, und manche Ausgaben stehen natürlich noch bevor, die sehr viel höher sind als diese. Das Reich wird zwar nach Maßgabe eines später zu erlassenden Gesetzes die Ausgaben erstatten, der Staat muß sie aber zunächst vorlegen. An einen Wiederaufbau der Provinz ist zurzeit nicht zu denken. Ehe nicht der Krieg beendet ist, müssen sich alle Maßnahmen auf die Be⸗ seitigung der vorhandenen Not beschränken. In dieser Hinsicht ist bereits Erhebliches geschehen. Die Flüchtlinge sind, soweit sie es nicht aus eigenen Mitteln zu tun vermögen, auf Staatskosten in verschiedenen Provinzen und in Mecklenburg untergebracht worden. Der Verschleuderung und Vernichtung ihres wertvollen Viehes ist unter Verwendung von Staatsmitteln mit Hilfe der Landwirtschafts⸗ kammer nach Möglichkeit vorgebeugt. In allen vom Kriege be⸗ troffenen Kreisen sind die Kriegshilfsausschüsse an der Arbeit, um nach einheitlichen, von der Staatsregierung festgesetzten Grundsätzen die entstandenen Schäden an Hab und Gut festzustellen und den Be⸗ troffenen darauf Vorentschadigungen zu leisten, welche die Fortführung der Wirtschaft, des landwirtschaftlichen und gewerblichen Betriebes und die Anschaffung der erforderlichen Geräte und Zubehörstücke er⸗ möglichen. Die unter wesentlicher Beteiligung des Staates in Königsberg ins Leben gerufene Kriegskreditbank hat die Aufgabe übernommen, dem Handel und dem Gewerbe die entstandenen Kredit⸗ schwierigkeiten zu erleichtern. Wesentliche Kredite sind der Land⸗ wirtschaftekammer gur Verfügung gestellt, die ausreichen, daß Zug- ochsen und Pferde zur Feldbestellung in größerer Zahl angeschaff