1915 / 108 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 10 May 1915 18:00:01 GMT) scan diff

Nr. 11 428 einen Erlaß des Staatsministeriums, betreffend

ung des e Enteignungsverfahrens bei dem

Ausbau eines öffentlichen Weges vom Srt bis zum geplanten

Bahnhofe Settrup im Kreise Bersenbrück, vom 30. April 1915. Berlin W. 9, den 10. Mai 1915.

Königliches Gesetzsammlungsamt. Krüer.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 10. Mai 1915.

Seine Majestät der Kaiser und König ist, wie „W. T. B.“ meldet, auf dem südöstlichen Kriegsschauplatz ein⸗ getroffen und wohnte am 8. d. M. dem Gefecht der 1. Garde⸗ division bei.

Der Bundesrat versammelte sich heute zu einer Plenar— sitzung.

Nach Mitteilung aus zuverlässiger Quelle ist, wie, W. T. B.“ meldet, einwandfrei festgestellt worden, daß der englische Truppentransportdampfer „Norrian“ auf der Fahrt von Liverpool nach St. Nazaire vom 13. bis 15. Februar unter dänischer Flagge gefahren ist. Erst beim Ein⸗ . in St. Nazaire hat das Schiff die englische Flagge gesetzt.

Die Kriegsgetreidegesellschaft ermäßigt, wie durch „W. T. B.“ mitgeteilt wird, vom 15. Mai *ab ihre Mehlpreise durchschnittlich um 37,50 S6 für die Tonne, und zwar für Rog gen mehl um 25 ½ für die Tonne, für Weizenmehl um 50 MS für die Tonne.

Die Ermäßigung des Preises für Weizenmehl ist größer, um auch, der minderbemittelten Bevölkerung das verhältnit⸗ mäßig reichlich vorhandene Weizenmehl zu verbilligen.

Demgemäß betragen demnächst die Preise für Roggen⸗ mehl 382.50 —– 35,50 S für den Doppelzentner, für Weizenmehl 3565,75 —- 388,75 S6 für den Doppelzentner.

Angehörige von Kriegsteilnehmern schreiben noch immer Brie fe an das Zentralnachweisebureau des Kriegsministeriums. Da in den Briefen oft die zur Beantwortung der Fragen er⸗ forderlichen Angaben fehlen, bittet das Zentralnachweisebureau des Kriegsministeriums, Berlin NW. ? (Dorotheenstraße 48), im Interesse der Anfragenden dringend nur die rofa Doppel⸗ karten zu benutzen, die bei den Postämtern erhältlich und auf denen die zu beantwortenden Fragen vorgedruckt sind.

Hat der Fragesteller etwas Über das Schicksal seines An⸗ gehörigen erfahren, so wolle man einen entsprechenden Vermerk in die unterste Spalte der Karte eintragen, z. B. „Laut Brief des Feldwebels Müller 3, J- R. 51 seit 9. 10. 14 vermißt.“ Derartige Angaben erleichtern dem Zentralnachweisebureau die ö und beschleunigen die Nachforschung beim

leib Wodieg nunhen eile selbst snd Anfragen über ben Ver, bleib von Verwundeten ufwp. nicht zu richten, da diese über . Aufenthaltsort in vielen Fällen keine Auskunft geben önnen.

Amtliche Auskunft über Deutsche, die in Kriegsgefangen⸗ schaft geraten sind, erteilen:

Das Zentralnachweisebureau des Kriegsministeriums, Berlin NV. 7 (Dorotheenstr. 48).

Das Zentralnachweisebureau des Reichsmarineamts, Berlin W. 30 (Matthäikirchstr. Y.

Das Zentralkomitee der Deutschen Vereine vom Roten Kreuz (Abteilung Gefangenenfürsorge), Berlin 8w. 11 (Ab⸗ geordnetenhaus).

Amtliche Auskunft erteilen ferner: für .

1) Wenn noch nicht bekannt ist, ob der deutsche Heeres⸗ angehörige sich überhaupt in französischer Gefangenschaft befindet:

Agence de renseignements pour prisonniers de guerre, Genf, Rue de l'Aihénse 3.

2) Wenn bereits bekannt ist, daß der deutsche Heeres⸗ angehörige sich in französischer Gefangenschaft befindet und man den Ort erfahren will:

La croix rouge frangaise, Commission de pri- sonniers de guerre, Bordeaux, 565 Quai des

Chartrons.

für England:

The Prisoners“ of War Information Bureau, London W. C., 49 Wellington Street.

für Rußland:

Rotes Kreuz, Agentur für Kriegsgefangene, Kopen⸗ hagen, Christian IX. Gade 5.

Société de la Croix Ronge russe, bureau central ae renseignements sur les prisonniers de guerre, Petrograd.

Bei Schreiben an die angegebenen Stellen im Ausland ist zu beachten:

9 Die Gesuche müssen sehr leserlich in lateinischen 6 taben auf Briefpapier von großem Format geschrieben werden.

2) Der Umschlag muß am oberen Rande die Aufschrift „Kriegsgefangenensendung“ tragen und muß offen bleiben.

3) Der Brief ist unf rankiert abzusenden, auch ist keine Briefmarke, kein Rückschein, keine Antwortpostkarte beizufügen.

) Niemals sind Posttarten zu Schreiben an die angegebenen Stellen zu verwenden.

Dem Kriegsministerium und dem Bekleidungsbeschaffungs⸗ amt gehen täglich zahlreiche Bestellungen auf das im Buchdruck herausgegebene Verzeichnis der für Deckung des Heeres⸗ bedarfs in Frage kommenden Beschaf fungssteilen zu. Wie „W. T. B.“ mitteilt, ist die erste Auflage bereits ver—

iffen und ein Neudruck in Vorbereitung. Wo das Verzeichnis häter zu haben ist, wird noch bekanntgegeben.

Das Preußische Staats schuldbuch im Jahre 1914.

Die Henutzung des Staatsschuldbuchs hat auch in dem am 31. März abgeschlossenen Rechnungs jahre 1914 ebenso wie . * Vorjahren wieder eine nicht unbedeutende Zunahme erfahren.

An Einzahlungsanträgen sind eingegangen:

1912: 223 216, 1913: 21 875, 1914: 10007.

Die Zahl der offenen Konten, die eingetragene Buchschuld⸗ summe und ihr Anteil an der gesamten eintragungsfähigen Staatsschuld sind ständig gewachsen.

Es betrugen je ö März: ;

Bu ldsumme teil an der Zahl der Konten chschuh n 1913: 71 540 3 325 671 500 37 00 1914: 81 437 3 631 162 009 39, 15 8, 1915: 84 431 3769 803 5590 40, 65 09.

Die Kontenzahl hat hiernach im Jahre 1914 um 2994, die Buchschuldsumme um 138 641 550 I zugenommen. Von den offenen Konten lauteten je am Zl? März über Kapitalbeträge:

163 1914 1915

29 gõ9 36 175 36 550 , , 15 664 17 894 18549 10909 100 000 ,.. . 21334 23 4623 24 23335

hh n ene, 4176 4516 4627

, . 407 450 472

Gerade die kleineren Konten bis 4000 und 10 000 6 sind auch verhältnismäßig wieder am stärksten gewachsen, ein Zeichen, daß die Besitzer kleinerer Vermögen sich immer mehr der Vorteile bewußt werden, die das Staatsschuldbuch in bezug auf die Sicherheit, Einfachheit und Billigkeit der Ver⸗ mögensverwaltung bietet. Die Zahl der Konten für Mündel⸗ gelder ist von 2341 am 31. März 1913 auf 2576 am 31. März 1914 und 2541 am 31. März 1915 gestiegen.

Die Schuldbuchzinsen waren im Jahre 1914 in 159 126 Einzelbeträgen zu zahlen; davon wurden durch die Post ein⸗ schließlich des Postscheckverkehrs 72509 Beträge übermittelt und zwar Beträge bis 1500 S6 portofrei) auf Reichsbankgiro⸗ konto 56 387 Beträge überwiesen, 260 218 Beträge bei den preußischen Staatskassen und 10012 Beträge bei den Reichs⸗ bankanstalten bar abgehoben.

bis 4000 MS.

Das im nichtamtlichen Teile des „Deutschen Reichs⸗ anzeigers“ Nr. 6 vom S8. Januar 1915 veröffentlichte Ver⸗ zeichnis der Gegenstände, deren Ausfuhr und Durchfuhr als Uniformstücke oder Heeresaus⸗ rüstungsstücke verboten ist, ist unter La durch den Zu⸗ satz: He eres-Taschenkompasse“ zu ergänzen.

Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeiger“ liegt die Ausgabe 482 der Deutschen Ver lustlisten bei. Sie enthält die Liste Nr. 1 der aus England zurück⸗ gekehrten Austausch⸗Verwundeten, die 220. Verlustliste der preußischen Armee, die 180. Verlustliste der hayerischen Armee und die 176. . der mürttembergischen Armee.

* J . . 53.

Braunschweig.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin traf heute mittag, wie W. T. B.“ meldet, in Braunschweig ein und wurde von Ihren Königlichen Hoheiten dem Herzog und der Herzogin auf dem Bahnhofe empfangen. Nach herzlicher Begrüßung fuhren die hohen Herrschaften nach dem Residenzschlosse, vom Publikum, das sich am Bahnhof versammelt hatte, freudig begrüßt.

(Fortsetzung in der Ersten Beilage.)

Kriegsnachrichten.

Westlicher Kriegsschauplatz.

Großes Hauptquartier, 9. Mai. (W. T. B) Bei der Fortsetzung unserer Angriffe auf Ypern warfen wir den Gegner aus seiner stark befestigten Stellung zwischen den Straßen Fortuin Wieltje und Gheluvelt= Ypern heraus, nahmen die Orte Frezenberg und Verlorenhoek und setzen uns hierdurch in den Besitz wichtiger, die Um⸗ gegend von Mpern im Osten beherrschender Höhenzüge. 800 Eng⸗ länder, darunter 16 Offiziere, wurden bisher ge⸗ fangen genommen. Französische Angriffe westlich von Lievin nordöstlich der Lorettohöhe scheiterten unter starken Verlusten für den Feind. Bei La Bassée und bei Vitry (östlich Arras) wurde je ein feindliches Flug— zeug von uns zur Lan dung gezwungen. Ein unter Aus— nutzung von Nebelbomben unternommener französischer Teil— angriff westlich Perthes wurde mit Handgranaten abgewiesen. In den Argonnen, zwischen Maas und Mosel sowie in den Vogesen verlief der Tag ohne besondere Ereignisse.

Oberste Heeresleitung.

Aus dem Großen Hauptquartier wird uns über die Kämpfe bei Ypern geschrieben:

Nach den schweren Kämpfen des Oktober 1914 waren in West— flandern am Nserkanal ebenso wie auf der übrigen Westfront die Operationen in einen zähen Stellungskrieg übergegangen, der nur zeitweilig von kleinen Offensivunternebmungen auf beiden Seiten unterbrochen wurde, ohne daß die allgemeine Lage eine wesentliche Aenderung erfuhr. .

Von der Nordsee folgten die belderseitigen Stellungen bis Steensstraate (6 Km nördlich Ypern) im allgemeinen dem Laufe des Yserkanals, dessen westliches Urer zwischen der See und Dirmuiden an zahlreichen Stellen, zwischen Dixmuiden und Ypern nur bei Drie Grachten von unseren Truppen gewongen worden war. Zwischen Steenestraate und Oosthoet (4 Kim sädlich Mpern) sprang die Stellung des Gegners keilsö mig über den Kanalabschnitt nach Osten bie zur Straße Paeschendaele=—-Becelaere vor und umschloß in weitem Bogen ein Gebiet, dessen Hauptverbindungen konzentrisch in Joern zusammenlaufen.

Im etnzelnen erstreckte sich die Linie des Gegnes von Steen⸗ stragte nach Osten über Langemarck his Poelcavelle, das in deutschem Besitz war, nahm westlich dieses Dorfes eine südßstliche Richtung und bog zwischen Wallemblen und Passchendaele nach Süden um; weiter folgte sie der Straße Mosselmart Broodseinde Becelaere,

von der sie fich 2 km südöstllch Zonnebeke nach Südosten wandte, um

bei Dostboek auf dag Westufer deg Kanals zurfckjutreien. Dieser don den Franzosen, Engländern und Kolonialtruppen jeder Färbung besetzten Linie lagen die deutschen Stellungen in wechselndem Abstand, im allgemeinen aber sehr nahe, gegenüber.

Das von ibnen umschlossene Geblet ist, wie die ganze west. flandrische Ebene, von flachen Echebungen und Mulden durchsezt und mit zahlreichen weitläufigen Orischaften, Einzelhöfen, Wald. stücken, Parks und Hecken so dicht bedeckt, daß die Unübersichtlichtei des Geländes die Truppenführung und einheitliche Gefechte leitung schwierig gestaltete. Aitilleriebeobachtung ist meist nur von erhöhten Punkten, Kirchtürmen, Windmühlen und ähnlichem möglich, aher auch hier beschränkt die dichte Bodenbewachfung und die feuchte silbergraue Luft, die die Fernen verschlesert, die Aussicht. Diese Schwierigkeiten des Geländes sind zum Teil der Grund, daß sich der Gegner monatelang in der taktisch ungünstigen Stellung, aus der er etzt geworfen ist, behaupten und der im April begonnenen deutschen Offensive einen nachhaltigen, nur langsam weichenden. Wiederstand bieten konnte.

Es lag seit langem in der Absicht des deutschen Armee führers, die taktisch ungünstige Lage des Gegners zum Angriff östlich Jpern auszunutzen. Die Zurückdrängung des Gegners aus seiner vorspringen den Stellung gegen oder über den Yserabschnitt würde die Froöntbreite der Armee verringern und den noch in Feindeshand befindlichen Teil Belgiens verkleinern. Auch die moralische Wirkung eines groß an. gelegten Angriffs auf die Truppen mußte nach dem langen Stellungs⸗ kampf von Bedeutung sein.

Die Armee Seiner Königlichen Hoheit des Herzogs Albrecht von Württemberg, die an der YIser liegt, konnte an die Verwirklichung dieser Absicht aber erst gehen, nachdem sie über die ihr so nötigen Kräfte verfügte. Der von Norden, Osten und Süden umfaßte Gegner konnte auf die Dauer einem mit augreschenden Kräften geführten Angriff nicht widerstehen; die deuischen Truppen standen im Norden und Süden von Mrern den dortigen Mserübergängen näher als die am weltesten nach Osten vorgeschobenen Teise des Feindes. Aus diefer Lage ergab sich die Art der Durchfuhrung des Angriffs.

Der Hauptangriff mußte nach der Basis der feindlichen Stellung, die der Iserkanal bildete, angesetzt werden, um den Ausgang deg Sackes, in dem sich der Gegner östlich Ppein befand, allmählig zuzu. schnüren und damit die rückwärtigen Verbindungen zu bedrohen. Pa die deutschen Stellungen füdlich Mvern bereits auf 4 Km gegen die Stadt vorgeschoben, im Norden aper um dle doppelte Entfernung von hier entfernt waren, schlen der Angriff aus dieser Richtung geboten. Es war anzustreben, daß der Gegner im zfilichen Teil des Sackes möglichst lange R wurde. Der Hauptangriff duifte daher nicht zu weit nach Osten ausgedehnt werden, während den übripen Teilen der Einschließungsfront die Aufgabe zufiel, den gegenüber, stehenden Gegner zu fesseln. Diese Gedanken leileten die am 22. April beginnende Offensive.

An diesem Tage waren die Votbereltungen beendet, die der schwierige Angriff gegen eine sest Monaten ausgebaute, von einem zähen Verteidiger besetzte Stellung forderte. Sechs Uhr Abends brachen unsere Truppen aus der Linie Steenstraate == Langemarck vor. Der vollkommen überraschte Feind überließ ihnen seine erste und zweite Stellung, die 30-500 in vor unferer Front lagen, und floh in westlicher Richtung über den Kanal und nach Süden, während seine Artillerie die nachdrängenden Deutschen aufzuhalten suchte. Als aber die Nacht herabsank, standen die Angriffstruppen in einer Linie, die dem Kanal von Steensiraate über Het Sas big 2 Km südwestlich Pilkem folgte und, von hier nach Osten umbiegend, in Michtung Kersselaere die alten Stellungen des nächsten Abschnitts erreichte. Nur bei Steenstraate hatte der Feind heftigen Widerstand geleistet, aber dennoch war es ge— lungen, den Ort Abends zu nehmen und hier, eben so wie bei Het Sas mit Teilen das linke Kanalufer zu gewinnen. Das taktische Er ebnts des ersten Kampftages war, daß Gejände in einer Breite von 9 kRm und in einer Tiefe von 3 kim gewonnen, der Ausgang des Sckes omst wesentlich verengert worden war; außerdem war in zwei neuen Stellungen westlich des Kanals fester Fuß gefaßt. Gleichzeitig mit er e , wurde der Gegner auf der ganzen übrigen Front eschãftigt.

Es war vorauszusehen, daß die Verbündeten, nachdem sie ihren Verlust in vollem Umfange erkannt hatten, versuchen würden, das Verlorene wiederzugewinnen. Die am 23. April beginnenden Kämpfe stellen auf seiten des Gegners eine fast ununterbrochene Reihe von Versuchen dar, die Deutschen aus ihren neuen Stellungen zurück⸗ zudrängen, um sich von dem Druck auf die rückwärtigen Verbindungen zu befreien und das westliche Kanalufer dann in die Hand zu be⸗ kommen, um von hier den deutschen Dauptangriff im Rücken zu be— drohen. Die Aufgabe der deutschen Truppen war, die gewonnenen Stellungen nicht nur zu behaupten, sondern unter Ausnutzung jeder aünstigen Gelegenhelt weitere *ortschritte in südlicher Richtung zu machen und den Ring um den Feind immer enger zu schließ'n. Bis zum 2. Mai spielten sich die Kämpfe am Kanal und zwischen ihm und den Straßen Passchendaele Broodseinde ab.

Bereits am 23. April setzten die feindlichen Gegenangriffe ein, aber an diesem Tage verfügte der Gegner anscheinend nur über ge— ringe Menschenkräfte. Zwei Angriffe, von zwei französischen Re— gimentern und einem englischen Bataillon getrennt unternommen, brachen vor den schnell ausgebauten Stellungen zufammen. Die An“ griffe waren gegen den westlichen Abschnitt unferer Front angesetzt, in der Erkenntnis, daß aus dieser Richtung die größte Gefahr drohte. An den folgenden Tagen dehnten sich die Kämpfe weiter nach Osten aus, aber die stärksten Angriffe richteten sich immer wieder gegen den Westabschnitt, gegen den auch die Artillerie des Gegners vom linken Kanalufer flanklerend wirken konnte. Die erbitterten Kämpfe, bei denen beide Seiten abwechselnd Angreifer und Verteidiger waren, kennzeichnen sich melst als Einzelgefechte auf der in dem unübersicht⸗ lichen Gelände vielfach gebrochenen Front.

Es erübrigt sich, den Kämpfen in den Tagen bis zum 2. Mai im einzelnen nachzugehen. Es ist ein jähes Ringen, in dem die Stärke der angreifenden Truppen bedeutend schwankt, größere zu⸗ sammenhängende Angriffe des Gegners aber selten find. Ueber Ypern zieht er Verstärkungen heran, die auf etwa zwet englische und ein bis zwei französische Divisionen zu schätzen sind. Am 24. pril wird der Angriff einer englischen Dipision unter schwersten Verlusten für diese abgeschlagen. Am 25. werden fünf englische Batatllon westlich St. Julten durch flankierendes Maschinengewehrfeuer fast bis auf den letzten Mann vernichtet. Den stärksten Angriff brachte der 26. April, als etwa ein Armeekorps zwischen den Straßen von Pilkem nach Mvern und St. Julien sowie welter östlich vorging; es wurde blutig abgewiesen und 3009 tote Engländer blieben liegen. Denselben Mißerfolg hatte ein an dem Kangl angelegter breiter Angriff am folgenden Tage. Auch aus dem östlichen Punkt ihrer Stellung bei Broodseinde ver— suchten die Engländer einen Vorstoß. Tin starker, aber erfolgloser französischer Angriff am 1. Mai in unserem Westabschnttt stellte den letzten Versuch des Gegners dar, seine Stellung, in die er am 23 April gedrängt war und die er am 2. Mat ebenfalls aufgeben mußte, wieder vorzutragen. Die außerordentlich großen Verluste in diesen Kämpfen vom 23. April bis 1. Mai ö. tausenden Toten und Ver⸗ wundetten etwa 5000 Gefangene, 65 Geschütze, darunter vier schwere englische lange Kanonen und andereg Kriegmaterial= hatten den Verbündeten kein Stück des am 22. April berlorenen Geländes zurück⸗ gebracht. Dagegen war es unseren Truppen gelungen, die eigenen Linien langsam in Gegend St. Jullen nordwestlich S Graben= stafel vorzuschieben. Von großer Wirkung war das Feuer der deutschen Artillerie, das sich Tag' und Nacht außer auf die fesndliche Front, gegen die rückwärtigen Verbindungen sowie Npern richtete und sogar den 12 Km westlich dieser Stadt gelegenen Gtappenhauptort Poperinghe erreichte. Die Batserien unsereg Sübflügels konnten nach dem Erfolge des 23. pril die Angriffe gegen unseren Nordflügel im Rücken wirkungsvoll unter Feiler nehmen. Der ganze Raum, den die Stellung detz Gegnerg umschloß, war von drei Seiten durch unfer Feuer beherrscht, dessen verheerende Wirkung zahlreiche Brände bekundeten. Ypern“ brannte

Der Gegner hatte den Ernst seiner Lage erkannt; das bewiesen

seine verzweifelnden, Verluste nicht achtenden Angriffe. Die Mel⸗

ungen über das Herausziehen schwerer Ärttsserte aut dem Sack und

der Bau eines Brücenkopfes, dicht zsflich Ypern, sprachen dafür,

die Verbündeten mit dem schließlichen Verluste ihrer vor-

geschob'nen Stellungen, vielleicht mit dem Verlust des ganzen bst⸗

ichen Yserufers rechneten.

Am Kanal zwischen Steenstraate und Het Sas hatten sich selb⸗ slẽndige Kämpfe, unabhängig von den bisher geschilderten, entwictelt, mit denen sie nur durch gegenseitige artilleristische Unterstützung der benachbarten Abschnitte gegen die flankierenden Batterien des Gegners

auf dem Westufer des Kanals verbunden waren. Nach der Festsetzung

unserer Truppen auf dem linken Nanalufer in der Nacht vom 22. zum 33. April war es ihre nächste Aufgabe, die gewonnenen Stellungen in zusammenhängender Linie unter Gewinnung von Naum Nach vor- wärts auszubauen. Die sem Bestreben setzte der Gegner heftigen Vderstand entgegen. In. der Nacht vom 253. zum 24. April ent⸗ wickelten sich schwere Kämpfe, besonders westlich Steenstraate, in denen unsere Truppen das Dorf Lizerne vor dem rechten Flügel der pont stürmten. In erbittertem Nahkampf mußte Haus für Haus genommen werden, und auf beiden Selten waren die Verluste schwer. Fin Vorgehen über das Kanalhindernis in Gegend Boesinghe, um tine breit: Basis auf dem Westufer zu gewinnen, war unaussührbar, weil der Gegner die Brücken gesprengt hatte

Der Vorstoß über den Kanal veranlaßte aber den Gegner in den folgenden Tagen, gegen diese verhältnismäßig schmale deutsche Front bedeutende Verstãrkungen heranzuziehen, die für die ent— sheidenden Kämpfe in dem Sack östlich Vpern verloren gingen. Gegen die energischen Angriffe des Gegners, die am 26. April be— gannen, hatten unsere Truppen einen schweren Stand. Den Brenn⸗ punkt bildete dat Dorf Lizerne, dessen vorgeschobene Lage es den seindlichen Batterien ermöglichte, den Ort durch konzenttisches Feuer so völlig zujndecken, daß der Entschluß gefaßt wurde, diesen in der Jacht vom 26. zum 27. freiwillig zu räumen und! die Be⸗ sohung in den rückwärts gelegenen, stark ausgebauten Brückenkopf auf dasselbe Kanalufer zurückzunehmen. Am 28. April gelang es dem Gegner in emen kleinen Teil unserer Front bei Het Sas porübergehend mit schwachen Kraften einiudringen, Die indessen bald durch voreilende Reserve zurückgeworfen wurden. Bei einer Wieder⸗ holung dieses Angriffs suchte der Gegner vergeblich durch einen gleich— seltigen Vorstoß durch Turkos und Zuaven auf dem östlichen Ufer längs des Kanals den Frontalangriff zu erleichtern. In den ersten Maitagen nahm die lebhafte Tatigkeit der französischen Infanterie Regen unsere Kanalstellungen ab, und der Gegner beschränkte sich hier in der Hauptsache auf Artilleriekämpfe, denn die Entwicklung der ch dem Sack östlich Jpern zog seine ganze Aufmerksamkent dorthin.

Die Schilderung der dortigen Kämpfe bis zum 2. Mat hat ge⸗ figt, daß in ihnen im allgemeinen dem Gegner die Rolle des An⸗ seifers überlassen wurde, und die vergeblichen, in ihrer Gesamtbeit hlutig abgewiesenen Angriffe mußten ihn schwächen und seinen inneren halt erschüttern, wodurch die Fortsetzung des deutschen Angriffs günstig horbereitet wurde.

Der Entschluß hierzu wurde am 2. Mat gefaßt. Am Abend seses Tages begann der Angriff auf der ganzen Nord, und Nordost⸗ ont; im Westen kam er in der Mitte, füblsch St. Julien, in dem

kschnitt zwischen dem westlich des Dorfes gelegenen Wäldchen und

er Straße Langemarck Ronnebeke, vorwärts. Noch vor Einbruch er Nach! war hier Gelände in einer Tiefe von 1— J kin gewonnen, 1d die Straße Mosselmarfkt Fortuin erreicht; der Däuser kampf in im letztgenannten Qte endete mit dem deutschen Sieg. Za beiden zeiten dieses Angriffstreifens entn ickelten sich ebenfalls hartnäckige ämpfe, in denen unsere Truppen nur fehr langsam Boden ge⸗ nnen. Trotz heftiger seindlicher Gegenangrtffe schoh sich aber unsere nie am 3. Mai weiter vor. In kühnem Sturm entriffen württem— gische und sächsische Bataillone den Engländern das als Stütz⸗ Pult stark ausgebaute Wäldchen nörolich S Gravenstafel, den Eck= siler im Schnittpunkt der feindlichen Nord, und Ostfront. Die die * füllenden englischen Leichen bezeugen den tapferen Widerstand 6 Gegners.

Der starke Druck des von der gesamten Artillerie gestützten tschen Angriffs verfehlte nicht seine Wirkung auf die Entschlüsse Gegners. Wieder war der Sack, in dem er sich befand, enger worden und mit dem weiteren Fortschreiten des deutschen Angriffs hs die Gefahr, daß die am wettesten nach Osten vorgeschobenen Ele nicht mehr rechtjeitig zurückgenommen werden konnten. Schon Abend des 2 Mai hatten Flieger den Mückmarsch kleinerer Ab. lungen in westlicher Richtung und die Fertigslellung des feindlichen ückentopfes dicht östlich Ypern gemeldet. Im Räcken der feind—⸗ hen Front war auffallend wenig Bewegung festzustellen.

In der Nacht vom 3. zum 4. Mal baute der Gegner ab. Seine je Nord., Ost⸗ und Südfront zwischen Fortuin, Broodseinde, Klein ebeke gab er in einer Breite von 15 Em auf und überließ unseren all sosort nachdrängenden Truppen Gelände in einer Tiefe von 3 km. Es waren seit langem nicht mehr gesehene Bilder dez wegungskrieges, als unsere Schützenlinien, von geschlossenen Ab= ungen gefolgt, die flandrische Landschaft belebten, lange Artillerie⸗ Munitionskolonnen im Trabe nachgejogen wurden und Reseroen grünen Wiesen und verlassenen engkischen Stellungen lagen. beralQl in dem vernichteten Landstrich waren die gewaltigen Wir⸗ ken unserer Kampfmittel zu sehen.

m westlichen und mittleren Abschnitt ihrer Nordfront, wie in westlichen Teilen ihrer Südfront behaupteten die Verbündeten ihre lungen mit zähem Widerstand; um den Rückzug der übrigen Telle decken. Diese setzten sich erneut in der ungefähren Linie 765 m westlich Fortuin = Frejenberg Eksternest Dstrand des Waldeg I siebete fest, und hlermit beginnt ein neuer Abschnitt der I fe.

Das dom Gegner behauptete Gebiet östlich d das big 2. April eine Frontbrelte von 25 Knr und eine größte Tiefe Em hatte, ist auf 13 km Breite und 5 km Tiefe zusammen— sumpft. Der Sack ist so bedeutend enger geworden und der kon— ichen Wirkung der deutschen Artillerie noch mehr als bisher aus— ht. (W. T. B)

Oestlicher Kriegsschauplatz.

Großes Hauptquartier, 9. Mai. 6 . au haben wir große Lager von Kriegsvorräten beschlag⸗ mt. Vor starken Kräften aller Waffen, die der Gegner bei lau gesammelt hat, wichen unsere gegen diese Stadt vor⸗ hobenen Abteilungen langsam aus. Nordöstlich von Ko wno ze nach Vernichtung eines russischen Bataillons die Bahn na=—-Szawle gründlich zerstört. Am Njemen bei ducki griffen wir die versprengten Reste von vier russischen illonen, die wahrscheinlich zu den am 6. und 7. Mal bei mnie geschlagenen Truppen gehören, auf. Erneute ssche Angriffe gegen unsere Stellungen an der Pilica neunter großen Verlusten für den Feind ab— iesen. Oberste Heeresleitung.

Eroßes Hauptqugrtier, 9. Mai. (B. T. B) In Verfolgung des geschlagenen Feindes überschritten die hen des Generals von Mackensen nach Kampf den lok zwischen Bes ko (östlich Rymanow) und Fryßztak. stem Druck, der östlich und nördlich Tarnow kämpfenden indeten weicht der Feind auf Mielec und über die el zurück. An der wankenden russischen Karvathen⸗ warfen andere deutsche Truppen den Feind aus Stellungen an der Bahn NMezotlaborez = Die Beute an Geschiültzen und Gefangenen vergrößert

och fortgesetzt. Oberste Heeresleitung.

Wien, 8. Mai. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Die Folgen der Schlacht von Ta rnow und Gorliꝑee über⸗ tragen sich nunmehr auch auf die Karpathenfront östlich Luy⸗ kow. Unsere Truppen, die auch hier zum Angriff über⸗ gingen, eroberten Nachts den Grenzkamm nördlich der aus den letzten erbitterten Karpathenkämpfen bekannten Drte Te lep ocz, Zellö, Nagypolani. Während der Winter⸗ monate haben die Russen unter den schwersten Verlusten in wochenlangen Kämpfen südlich des Gren kammes der Karpathen Wuß gefaßt und durch Einsatz aller verfügharen Reserven ihre Front in den Oberläufen der Onda vg, La borcza und Cziroka nach Süden vorgeschoben. Trotz aller Stürme und wütenden Angriffe des Feindes konnte der Uzsokerpaß uns nicht entrissen werden. Nördlich und beiderseits des Passes hielt unsere Gruppe, die hier monatelang focht, felsenfest stand. Der ganze Raumgewinn der Russen ist nun in wenigen Tagen verloren gegangen. Unter den großen Verlusten, die ein so eiliger Rückzug bedingt, räumte der Feind den Streifen ungarischen Bodens, den er so mühsam erstritt. In West galizien nehmen die Kämpfe an der ganzen Front weiter einen erfolgreichen Verlauf. Krosno wurde gestern durch unfere Truppen er⸗ ob ert. Wie groß die Verwirrung und Unordnung bei der auf der ganzen Front im schleunigen Rückzuge besindlichen Armee Radko Dimitriews ist, beweisen die im Ortskampf um Brzostek gemachten Gefangenen, die den sechs russischen Divisionen Nr. 5. 21, 31, 52, 63 und 81 angehören. Teile der aus den Beskiden zurückflutenden russischen Truppen wurden an mehreren Stellen umzingelt und gefangen genommen. Die Gesamtzahl der seit dem 2. Mai Gefangenen erreichte bisher 70 060. Die Verfolgung wird fortgesetzt. In Süd⸗ ost galizien wurden auf den Höhen beiderfeits des Lom⸗ nicatales starke russische Angriffe zu rückgeschlag en. Ein russischer Stützpunkt bei Zaleszezyki wurde von uns erstürmt.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

. Wien, 9. Mai. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: In Verfolgung des aus seinen Höhenstellungen geworfenen Gegners haben unsere Kolonnen den Grenzkamm der Kar— pathen üherschritten. Ungarn ist vom Feinde frei. Auf galizischem Boden dauert die Schlacht fort. In einem Frontraum von über 200 Km don der Weichsel bis zum Uzsoker Paß weicht der Gegner zurück. Die ver—⸗— bündeten Armeen haben unter siegreichen Kämpfen un⸗ gefähr die Linie Uzsoker Paß —Kom ancza Kros no == Debica Szezuein überschritten. Im Karpathenabschnitt östlich des Uz soker Passes und an der Front in Südost—⸗ galizien haben sich nun ebenfalls heftigere Kämpfe ent—⸗ wickelt. Unsere Truppen eroberten mehrere russische Stellungen. Starke feindliche Kräfte greifen unsere Truppen auf den Höhen nordöstlich Ottynia an. Dort Kampf im Gange. Der stark befestigte Brückenkopf Zaleszezyki, den der Gegner in wochenlangen verzweifelten Kämpfen festzuhalten versuchte, wurden gestern von unseren Truppen erstürm t, die Russen über den Dnjestr verfolgt, 3500 Mann gefangen. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Berlin, 8. Mai. (W. T. B.) Aus dem Großen Haupt⸗ gugrtier erhalten wir über den Verlauf der Durchbruch s⸗ schlacht in Westgal izien folgende telegraphische Mit⸗ teilung: ;

Am Abend des 2 Mal war es den verbündeten Truppen nicht nur gelungen, die russische Front zwischen Karpathenkamm und mittlerem Dunagjec zu durchbrechen, es war vielmehr auch am Unter- lauf dieses Flusses geglückt, das östliche Ufer zu gewinnen. Oester⸗ reichische Truppen waren es, die in der Nacht vom 1. bis 2. Mai bei Mondenschein den Du najecübergang erzwangen. Das Unternehmen war so gut vorbereitet und ausgeführt worden, daß der gegenüber—⸗ stebende Feind völlig überrascht wurde. Neben mehr als tausend e, , wurden zahlreiche Geschütze und Maschinengewehre erbeutet.

Am 3. und 4. Mal nahm die Durchbruchsschlacht ihren Fort— gang. War doch am 2. Mat erst die borderste Hauptstellung der Russen gefallen, und hatten diese doch bis zur Wieloka, das ist auf einer Sirecke von etwa dreißig Kilometer, noch drei weitere mehr oder weniger stark ausgebaute kefestigte Stellungen vorbereitet. In der russischen zwelten Hauptstellung fanden die Verbündeten wenig Widerstand. Es kam hler vielfach nur zu Nachhutgefechten. Größere Kämpfe fanden an vereinzelten Stellen, vor allem an Punkten siatt, wohin der Feind von rückwärtz her Verstärkungen heran⸗ geholt hatte. Diese Kämpfe endeten allgemein damlt, daß auch die Verstärkungen mit in den Strudel des Rückzuges gezogen wurden. Am Nachmittag standen die verbündeten Truppen vor der dritten Hauptstellung des Feindes, gegen die der Angriff am 3. Mai nicht mehr durchgeführt werden konnte. Die Truppen des Generals von Frangols kämpften an diesem Tage noch um den jener dritten Stellung vorgelagerten Wllezakberg, den Schlüsselvunkt für den Besitz der Stadt Biecz. Dtesen Berg hatten die Russen besonders start ausgebaut. Wiederum lagen thre Schützengräben siockwerkartig über⸗ einander.

Die Russen versuchten das Herankommen der deutschen Truppen an diesen Berg zu verzögern, indem sie von Süden her zu einem Gegenangriff anietzten. Cin paar Schrapnells genügten aber, um den schon schwer erschütterten Feind zur Umkehr zu veranlassen. Noch am Abend des 3. Mat war der Wllejat in deutscher Hand. Die preußlsche Garde nahm nach beißem Waldkampfe die Höhen von Lipie. PVem rechten Flügel der österreichischen Truppen der Armee deg Erzherzogs Joseph Ferdinand gelang es an diesem Tage, die Russer., von den steilen Waldbergen östlich des Bialatales hinunter zu wersen und in Richtung Tuchow weiter Gelände zu gewinnen. Standen die Russen am 3. Mai noch ganz im Bann ihrer tags zuvor erlittenen schweren Niederlage, so glaubten sie noch am 4. Mat, die Offensive der Verbündeten zum Stehen zu hringen. Mit den am 3. Mat eingesetzten Tellen ver⸗ fügten sie über vier bis fünf Fufanterle- und vier Kavballeriedivlsionen,

dle sie an dtesem Tage den Angreifern entgegenfübrten. In einem

großen nach Südwhesten gerichteien Bogen, der als eine Art von aroßem Biückenkopf der Stadt Jatzlo auf etwa zwölf bis füufzehn Kilometer Entfernung vorgelagert war, finden wir dfe dritte Haupt- stellung der Russen. In ihr waren die Höhen um Sceriyny, nördlich Biecz und die Sstra Gora wichtige Stützpunkte. Der Find leistete an bielen Stellen erbitterten Widersland, aber ihm fehlte, wie die gefangenen Offijtere gutsagen, jede planmäßige und einheitliche Leitung. War schon die Vermtschung der Verbände infolge der Kämpfe am 2. und 3. Mah eine sebr erhebliche gewesen, fo erfolgte am 4. Mai der Einsatz' der Reserben völlig planlos. Regimenter und bataillontz⸗ weise wurden die Verstärkungen in die Front geworfen, dorthin, wo die Not des Augenblicks ez gerade gebol. Bie Auflölung hatte be—⸗ reits eigen derartigen Grad erreicht, daß, wenn der Feind an einer Stelle der Kampffront zähen Widerstand leistete, dieser dadurch ver⸗ geblich wurde, daß die Truppen rechts und links jede Lust am Kampf verloen hatten und vorzeitsg das Weite suchten.

So erwies sich auch dle Behauptung der dritten Hauptstellung der Nussen als unniögllch. Die preußische' Garde erreichte am Abend des Tageg die Gegend von Scerzhny. Das ungarische Honved⸗ regiment 10 setzte sich nach siebenmaligem Sturm in' den Besttz einer

Höhe nördlich Biecz, worauf sich die Besat ung der benachbarten Höhe

ergab. Weiter südlich schickten sich deursche Angrtffgtruppen gerade zum Borgehen auf die Sstre Gora an, al der durch bas schwere Artilleriefeuer erschütterte Feind weiße Fahnen schwenkte und sich in Scharen ergab, bebor noch ein deutscher Infanterist zum Angriff an= getreten war.

Am Abend des 4. Mai war der recht⸗ Flügel der Armee Mackensen bis auf wenige Kllometer an die Wiglcka herangekommen. Man rechnete mit neuen feindlichen Stellungen auf dem Qstufer diele Flusses. Hatten doch auch Gefangene ausgesagt, daß die Russen die Lan de geinwohner zum schleunigen Bau betonterter Unterfsände ée hätten. Dazu war aber für die russische Armee des einstigen ͤhulgarischen Gesandten am Hofe des Zaren, des jetzigen russischen Henerals und zum Fürsten erhobenen Ärmeeführerg Fado Dimitckem keine Zeit mehr; die Reserven waren verbraucht, neue Tiuppen⸗ verbände noch nicht zur Stelle, und die Offensive der Verbündeten kannte kein Stocken.

Bis zum Abend des 4. Mai war die Zahl der Gefangenen auf etwa 40 000 gestiegen. Unter gefangenen Kosakenoffijeren wurden Analphabeten festgestellt, welche merkwürdige Tatsache in einem aus- drücklichen Vermerk in den Perfonalpapieren dieser Offiztere ihre Bestätigung fand.

Der Krieg zur See.

Berlin, 8. Mai. (W. T. B.) Der durch ein deutsches Unterseebost gestern zum Sinken gebrachte Cun ard dampfer „Lusitania“ war selbstverständlich, wie neuerdings die meisten englischen Handelsdampfer, mit Geschützen armiert. Außerdem befanden sich, wie wir von zuständiger Seite erfahren, an Bord der „Lusitania“ M00 Kisten Munition. Bei weitem der Pößte Teil der Ladung bestand aus Kriegskonterbande. Die Eigentümer des Dampfers waren sich daher bewußt, welcher Gefahr sie ihre Passagiere aussetzten. Sie allein tragen die volle Verantwortung für das, was geschehen mußte. Deutscherseits ist nichts unterlassen worden, um wiederholt und eindringlich zu warnen. Der Kaiserliche Bot— schafter in Wafhington hat noch am 1. Mai in einer öffentlichen Bekanntmachung auf diese Gefahren aufmerksam gemacht. Die englische Presse hat damals diese Warnung verspottet unter Hinweis auf den Schutz, den die britische Flotte dem trangatlantischen Verkehr sichere. Die Warnung des deutschen Botschafters hatte nach eng⸗ lischen Blättern folgenden Wortlaut

Reisende, die sich zu elner Fahrt über den Ozean einschiffen wollen, werden daran erinnert, daß zwischen Deutschland und seinen Verbündeten und England und seinen Verbündeten Kriegszustand be— steht; daß die Kriegszone die den britischen Inseln benachbarten Gewässer umfaßt; doß gemäß der von der deutschen Regierung ergangenen amtlichen Mittetlung Schiffe, welche die englische Flagge oder die Flagge eines mit England Verbündeten führen, in diesen Gewässern der Zerstzrung unterliegen; daß Reisende, die in ber Kriegszone auf englischen oder verbändeten Schiffen fahren, dies auf ihre eigene Gefahr tan.

Kaiserlich Deutsche Botschaft, Washington, April 22.

Hagg, 8. Mai. (W. T. B.) Die britische Gesandtschaft hat ein Telegramm des englischen Ministeriums des Aeußern erhalten, in dem die Nationalität der Passagiere der . usitanig“ folgendermaßen angegehen wird: 1. Klasse: 179 Engländer, 166 Amerikaner, 3 Griechen, 1 Schwede, 1 Mexikaner, 1 Schweizer; 2. Klasse: 521 Engländer, 65 Ameri⸗ kaner, 3 Russen, 1 Belgier, 3 Holländer, 5 Franzosen, 1 Ita⸗ liener und zwei Personen unbekannter Nationalität; 3. Klasse: 204 Engländer, 39 Iren, 13 Schotten, 59 Russen, 17 Ameri⸗ kaner, 21 Perser, 3 Griechen, 1 Finne, 4 Norweger und 1 Mexikaner.

Lon don, 8. Mai. (W. T. B) Ein deutsches Unter⸗ s eebont hat nach dem „Reuterschen Bureau“ an der Küste von Northumberland den britischen Dampfer „Don“ torpediert. Die Besatzung wurde gerettet.

Rotter dam, 8. Mai. (W. T. B) Wie der „Nieuwe Rotterdamsche Courant“ aus London meldet, hat ein großes Unterseeboot den auf der Ausreise begriffenen Dampfer „Candidate“ ohne vorherige Warnung 18 Meilen von Waterford torpediert. Eines von den vier Rettungsbooten kenterte. Die Besatzung vermochte sich in den drei anderen zu retten; sie wurde von einem Fischdampfer aufgenommen, der sie heute in Milfordhaven ausschiffte. Der „Centurion“ wurde dreißig Meilen vom Tuskarleuchtturm, gleichfalls ohne Varnung, in den Grund gebohrt. Das Schiff war mit Stückgütern auf dem Wege nach Durham. Die 45 Köpfe starke Besatzung konnte sich retten und erreichte nach elfstůndigem Rudern das Barrelsfeuerschiff.

Berlin, 9. Mal. (W. T. B.) Vor einigen Wochen brachte eine große Anzahl von Meldungen aut Norwegen übereinstimmend die Nachricht, daß in der Nähe von Berg en an der norwegischem Küste in der Nacht vom 7.8. April eine heftige Seeschlacht zwischen englischen und deutschen Schiffen stattgefunden habe. Auch aus See kommende Schiffe berichteten, daß sie Geschwader von Kriegsschiffen gesehen und in der fraglichen Nacht Geschütz feuer und Scheinwerferleuchten beobachtet hätten. Diese. Nachrichten erschlenen damals unglaubwürdig. Erft jetzt ist in das Dunkel, das bisher über diesem Seegefechte lag, Licht gekommen. Ein an den gefangenen Kommandanten des englischen Unter seebootes A E 2M, das in den Dardanellen vernichtet wurde, gerichteter, vom 11. April datierter Brief, der in unsere Hände fiel sagt über die Nordseeschlacht, die in der Woche vorher stattgefunden haben soll! folgendes: Superb gesunken, Warrior sinkend, ohne daß die deutsche Marine Verluste hätte. Freitag, den 9. April, lief schwer beschädigt eine Anzahl Kreuzer eln. Sion“ fürchterlich zugerichtet. Der offizielle Bericht verschweigt alles, was sehr Unrecht ist.“

Uebereinstimmend hiermlt besagten zuverlässige Nachrichten von neutraler Seite, die bald nach der Schlacht bekannt wurden, daß eine Reihe schwerer und leichter havarierter großer und kleiner englischer Schiffe in die englischen Häfen eingelaufen, wären, ihre damals noch auf unerklärliche Weise erlittenen Beschůdigungen aus. zubessern. Insbesondere lief in den Tyne eine Anzabl beschädigter Schiffe eln. In den Firth of Forth wurde ein am Backbordbug be⸗ schädigter Kreuzer eingeschleppt. In die Themse knbr ein Lintenschiff mit schwerer Steuerbordschlagseite. In Doder lag ein Großkampfschiff mit starker Backbordschlagseite, bei dem die obere Dälfte des hinteren Schornsteins fehlte.

Aus welchem Grunde die norweglsche Zensur damals alle Er⸗ örterungen und Telegramme über die Schlacht, die in ibren Chanelheiten von mehreren Stellen wahrgenommen war, unterdeücken

mußte, ist jetzt eiklärlich. Erklärlich auch der Eifer, mit dem dee

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