Mächte, zum Teil im Widerspruch mit den Meldungen ihrer eigenen
. Generalstäbe, dem neutralen Auslande gegenüber versuchen, unsene militärsschen Grolge dadurch aus der Welt zu schaffer, daß sie sie einfach ableuanen. Wie weit sie in dem geben, war sie hierin dem neutralen Publikum zumuten, das doch auch Zeltun gen liest und unsere Fortichr tte auf den Kuten verfolgen kann, beweist der Wort. laut iner amilichen russischen Erk äuung, die im Laufe der vorigen Woche von den zussischen Vertretungen im neutralen Auslande ver— breitet worden ist. Liese merkwürdige Kundgebung lautet:
Die Kaiserlich russische Gesandtschaft ist ermächtigt, alle aus Berlin und Wien stammenden Nachrichten über einen angeblichen großen deutsch österreichischen Sieg in West galizien kategorisch zu dementieren. Die Kämpfe, die in dieser Gegend stattfinden, lassen auch noch nicht einmal pon einem Tellersolg der deutsch⸗ oᷣster reichischen Heere reden.“
In Washington ist dleser Wortlaut von Fer russischen Botschaft sogar als Tert eines von dem rufsischen Minister des Aus: wärtigen Felbst un terschriebenen Teleagram ms veröffentlicht worden; Ob Herrn Sasonoff mit dieser Bloßstellung seine mangelnden mllilärischen Insormatson durch seinen diplomatischen Vertreter im elf fe ein großer Dienst erwiesen wird, können wir dahmngestellt ein lassen.
Das Reichseisenbahnamt hat unterm 4. d. M. einige Aenderungen der Nummern Ta, Ib und Id in Anlage C zur Eisenbahnverkehrsordnung verfügt:
La. Eingangsbenimmungen A Sprenemtttel. Die 2. Gruppe b) ist durch Aufnabme von Wilhelmit“ ergänzt.
1b. Für geladene Glwehrgranaten, Handgranaten sowie Artillerie⸗ munition sind wäbrend der Dauer des Krieges besondere Verpackungs⸗ vorschrijten vorgeseben.
14 Die Verwendung von Chlorflaschen zur Beförderung von Chlorkohlenoryd ist ebenfalls während der Dauer des Krieges unter gewissen Bedingungen gestatiet worden.
Das Nähere geht aus der Bekanntmachung in Nr. „Reichs⸗-Gesetzblattes“ vom 8. d. M. hervor.
56 des
Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers liegt die Ausgabe 483 der Deutschen Verlustlisten bei. Sie enthält die 221. Verlustliste der preußischen Armee, die ISI Verlustliste der bayerischen Armee und die 145. Verlust⸗ liste der sächsischen Armee.
Sachsen.
Seine Majestät der König hat sich, wie „W. T. B.“ meldet, gestern abend zu seinen Truppen nach dem östlichen Kriegsschauplatz begeben. Die Rückkehr erfolgt voraussichtlich am 22. Mai.
Braunschweig.
Gestern nachmittag hat im Herzoglichen Residenzschloß in Braunschweig die Taufe des jüngstgeborenen Prinzen 1 in ben Hauses stattgefunden. In der Rotunde des Schlosses wo e n , ing abgehalten wurde, war ein mit Blumen geschmückter Altat errichtet. Unter Vor⸗ tritt des Oberzeremonienmeisters und des Hofmarschalls be⸗ gaben sich, wie „W. T. B.“ berichtet, Ihre Majestät die Kaiferin und Königin, Ihre Königlichen Hoheiten die Herzogin Thyra und die Prinzessin Olga von Cumber⸗ land, der Großherzog und die Großherzogin von NMecklenburg⸗Schwerin, die Prinzessin Maximilian von Baden sowie das hohe Elternpaar durch den großen Saal nach der Rotunde, wo sich bereits eine Anzahl geladener Gäste, darunter die Spitzen der Hof⸗ Staats- und Gemeindebehörden, sowie eine Reihe hoher Offiziere mit ihren Damen versammelt hatten. Die feierliche Handlung wurde durch den Gemeinde⸗ gesang: „Liebster Jesu, wir sind hier“ eingeleitet. Inzwischen hatte die QOberhofmeisterin Freifrau von dem Bussche⸗Streit⸗ horst den Täufling Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Olga von Cumberland übergeben, und diese ihn vor dem Altar Ihrer Majestät der Kaiserin überreicht. Der Hof— und Domprediger Dr. von Schwartz hielt die Taufrede auf Grund des Schriftwortes Jesaias 54, 10: „Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der Herr, dein Erbarmer.“ Nach⸗ hem der Chorgesang: „Der Herr ist mein getreuer Hirte“ ver⸗ klungen war, erfolgte der Taufakt, währenddessen Ihre König⸗ liche Hoheit die Herzogin Thyra von Cumberland den hohen Täufling übernahm. Der Prinz erhielt die Namen: Georg, Wilhelm, Ernst, August, Friedrich, Axel. Nach Beendigung der Taufhandlung sang die Gemeinde: „Ein' feste Burg ist unser Gott“. Mit dem Segen und dem vom Domchor vor⸗ getragenen Gesang: „Sollt' ich meinem Gott nicht singen“ fand die Feier ihren Abschluß. Später fand Familientafel im Schloß statt.
Oesterreich⸗ Ungarn. Im ungarischen Abgeordnetenhause erklärte der sinisierpräsident Graf Tisza bei der Erörterung der Er⸗ nährungsfrage wie „W. T. B.“ meldet:
Die Jtegieru ig sei mit der Frage der Sichemstellung und Ver⸗ wertung der nächten inte sewie mit allen wichtigen Problemen be schäftigt, die damit zusammenbhängen. Diese Akon werde in kurier Zeit eingeleitet. Nachdem bereits früher das Verbot eines Vor⸗ de kaufes der Brolfrüchte erfolgt sei, werde die Regierung für Be⸗ friedlaung der Kredithedarfes der Landwirte vorsorgen, der sonst aus dem Vorverkauf der Ernte gedeckt wurde.
Großbritanuien und Irland.
Das Handelsamt hat eine Untersuchung des Unter⸗ ganges der „Lusitania“ verfügt. Die Untersuchung wird zon Lord Mersey geführt werden. .
Frankreich.
Der General d Amade, der Befehlshaber des französischen Expeditionskorps, wird dem „Petit Parisien“ zufolge demnächst nach Frankreich zurückkehren, Die Regierung wird ihm eine Mission übertragen. Nachfolger d Amades wird der General Gouraud, der sich bei den Operationen in Marokko einen großen Namen machte.
meber das kommerzielle und in dustrielle Leben in Bordeaux und der Gironde berichtet der Korrespondent bes oben genannten Blattes, daß ein völliger Stillstand ein⸗ getreten sei. Der Vorsitzende der Bordelaiser Handels kammer und verschiedene bedeutende Persönlichkeiten in Bordeau hätten einmütig erklärt, daß das ganze Land leide und das Ende der Leiden noch nicht abzusehen sei. Der Hauptgrund der schlechten Lage sei der Arbeitermangel und die Brachiegung des größten Gebieis des Weinhandels. Durch den Krleg habe der Wein⸗
Bericht
handel seine besten Kunden, Deutschland und e , verloren. Eine andere Gefahr für den Weinhandel sei Vorgehen der englischen Regierung gegen den Alkoholismus. Durch die Ausfuhrverbote sei auch der Schiffsverkehr im Hafen von Bordeaux stark zurückgegangen. Die Lage sei sehr ernst, um⸗ somehr, als die kommende Weinernte eingebracht werden müsse, während niemand wisse, wo man die dazu nötigen Arbeiter
finden könne. Italien.
Der König hat gestern morgen dem „Giornale d Italia“ zufolge Giolitti in Audienz empfangen, die 50 Minuten dauerte. Nach Giolitti empfing der König den Minister⸗ präsidenten Sa landra. Blättermeldungen zufolge begab sich Giolitti Nachmittags zum Ministerpräsidenten Salandra, mit dem er eine lange Unterredung hatte.
Der italienische Dampf er „Washingt on“ ist nach einer Meldung der „Neuen Zürcher Zeitung“ im Aegůischen Meere von einem englischen Kreuzer angehalten und nach Lemnos geführt worden, wo Holz, Eisen, Mehl und Ge— ae, autzgeladen wurde, worauf der Dampfer freigegeben wurde.
— Auf Grund der bereits gemeldeten Verfügung der Regierung an die Präfekten, betreffend den Schutz der Fremden in Italien, sind überall umfassende Maßregeln zum Schutz deutschen Besitz es getroffen worden.
Niederlande.
Die deutsche Regierung hat nach einer Meldung des „Handelsblad“ die holländische Regierung verständigt, daß sie nach der Vergleichung der Aussagen der Bemannung der „Katwyk“ und des Kommandanten des deutschen Untersee⸗ boots die Ueberzeugung gewonnen habe, daß die „Katwyk“ durch das Unterseeboot verfenkt worden sei. Der Kommandant des Unterseeboots hatte geglaubt, ein feindliches Schiff vor sich zu haben. Die „Katwyl“ hatte bei hereinbrechender Dämmerung die gebräuchlichen Kennzeichen neutraler Schiffe noch nicht be⸗ leuchtet, sodaß sie auf der Seite, auf der das Schiff getroffen wurde, nicht unterschieden werden konnten. Die deutsche Re— gierung hat über den Vorfall, der ganz unbeabsichtigt gewesen sei, ihr aufrichtiges Bedauern ausgesprochen und sich bereit erklärt, den verursachten Schaden zu ersetzen.
Griechenland.
In den drei letzten Tagen wurden mehrere außer⸗ ordentliche Ministersitzungen abgehalten, die sich, wie „W. T. B.“ meldet, mit der auswärtigen Politik beschäftigten. Das Ergebnis dieser Beratungen liegt bis jetzt nicht vor, ist aber nächstens zu erwarten.
Amerika.
Das amerikanische Auswärtige Amt hat der „Nationaltidende! zufolge von der deutschen Regierung über die Torpedierung der „Lusitania“ er⸗ beten und gefordert, daß der Bericht auf den Meldungen des Führers des Untlrseebootes beruhe. 6. Kriegsminister Garrison hat seine Inspektionsreise nach Tennessee unterbrochen.
Asien.
Wie „Taswir⸗zEfkiar“ erfährt, hai Rußland an die persische Regierung neuerlich eine Note gerichtet, in der es über den seitens der persischen Patrioten gegen die Russen kundgegebenen Haß sowie über die Tätigkeit dieser Patrioten Beschwerde führt und verlangt, daß dies aufhöre, andernfalls
würde es dies als casus belli betrachten. — Der japanische Gesandte in Peking Hioki ist nach
einer Meldung der . Petersburger Telegraphenagentur“ beauftragt worden, eine Entente mit Ehina vorzubereiten, die vorausichtlich in der Woche vor Beginn der außerordent⸗
lichen Session des Parlaments geschlossen werden wird.
Kriegsnachrichten.
Westlicher Kriegsschauplatz.
Großes Hauptquartier, 10. Mai. (W. T. B.) An der Küste machten wir in den Dünen Fortschritte in der Rich⸗ tung auf Nieuport, nahmen mehrere feindliche Gräben und Maschinengewehre. Ein Gegenstoß des Feindes während der letzten Nacht gelangte bis an Lombartzyde heran, wurde dann 'aber völlig zurückgeworfen. Auch in Flandern wurde wieder nach vorwärts Gelände gewonnen. Bei Ver⸗ lorenhoek machten wir 162 Engländer zu Gefangenen. Süͤdwestlich Lille setzte der als Antwort auf unsere Erfolge in Galizien erwartete große französisch-englische An⸗ griff ein. Er richtete sich gegen unsere Stellungen von zstlich Fleurbaix — östlich Richebourg —östlich Vermelles, in Ablain, Carench, Neuville und St Laurent bei Arras. Der Feind — Franzosen sowie weiße und farbige Engländer — fuhrte mindestens vier neue Armeekorps in den Kampf neben ben in jener Linie schon längere geit verwendeten Kräften. Trotzdem sind die wiederholten Angriffe fast überall mit sehr starken Verlusten für den Gegner abge⸗ wiesen worden. Im besonderen war, das bei den englischen Angriffsversuchen der Fall. Etwa 500 Gefangene wurden gemacht. Nur in der Gegend zwischen Careney und Neuville gelang es dem Gegner sich in unserer vordersten Linie festzusetzen. Der Gegenan griff ist im Gange. Nörd⸗ lich von Steinabrück im Fechttal warfen wir den Feind, der sich unmittelbar vor unserer Stellung im dichten Nebel ein⸗ genistet hatte, durch Angriff zurück und zerstörten seine Gräben.
Eines unserer Luftfchiffe belegte heute früh den befestigten Ort Southend an der Themsemündung mit einigen Bomben. Oberste Heeresleitung.
—
- Oestlicher Kriegsschauplatz, Großes Hauptquartier, 10, Mai. (W. T. B.) Die Lage ist unverändert. Oberste Heeresleitung.
Großes Hauptquartier, 10. Mai. (W. T. B.) Trotz aller Versuche des Feindes, duich eilig mit der Bahn oder Fußmarsch herangefühn te neue Kräfte unsere Verfolgung aufßzu⸗ halten, warfen die verbündeten Truppen der Heeresgruppe des Generalobersten von Mackensen auch gestern den Gegner von Stellung zu Stellung zurück und nahmen ihm über 12000 Gefangene nebst vielem Material ab. Die Zahl der von bieser Heeresgruppe allein seit dem 2. Mai gemachten
Gefangenen steigt damit auf über S0 000. Unsere Vortruppen näherten sich dem Stobnicaabschnitt und erreichten die Brzezanka' sowie den unteren Wis Lot. Die Verfolgung geht vorwärts. Oberste Heeresleitung.
Wien, 10. Mai. (W. T. B) Amtlich wird gemeldet: Die unter schweren Verlusten aus Westgalizien und den Karpath en zurückgeschlagene russische dritte Armee ist, dem Drucke aus beiden Richtungen nachgebend, mit der Hauplkraft im Raume um Sanok und Lisko zusammengepreßt. Gegen diese Masse dringen die verbündeten Armeen weiter erfolgreich vor und haben vom Westen den Uebergang über die Wislok erkämpft, von Süden die Linie Dwernik⸗ Baligrod -Bukowsko erreicht. Am nördlichen Flügel der westgalizischen Front erstürmten gestern Oberssterreicher, Salzburger und Tiroler Truppen mehrere Orte östlich und nordöstlich De bic a. Die Zahl der in Westgalizien gemachten Gefangenen ist auf 80 960 gestiegen. Hinzu kommen noch über 20000 Gefangene, die bel der Ver⸗ folgung in den Karpathen eingebracht wurden. Die russische drilte Armee, die aus den fünf. Korps, IX., X. XII. und XXIV. und III. kaukasisches sowie mehreren Reservedivisionen zusammengesetzt war, hat somit einen Verlust von allein 60 600 Mann an Gefangenen. Rechnet man hinzu die Zahl der Toten und Verwundeten, so kann der Gesamtverlust mit mindestens 150 000 Mann angenommen werden. Von der auch jetzt noch nicht zu übersehenden Menge von Kriegsmateriah sind bisher 660 Geschütze und 200 Ma⸗ schinengewehre gezählt. Die Kämpfe in Südost galizien dauern noch fort, Durch einen Gegenangriff wurde auf den Höhen nordöstlich Ottynia eine starke Gruppe des Feindes zurückgeworfen.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs.
von Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Der Krieg zur See.
Rotterdam, 16 Mai. (W. T. B.) Wie der ‚Rotter⸗ damsche Courant“ meldet, steht jetzt fest, daß beinahe 1500 Passagiere von der „Lusitania“ umgekommen sind.
Kopenhagen, 11. Mai. (W. T. B.) Der General⸗ agent der Cunardlinie gibt die Gesamtanzahl der Ge⸗ retteten von der „Lusitania“ nunmehr auf 764 an, und zwar 462 Passagiere und 302 Angehörige der Besatzung. Weitere 144 Leichen sind gefunden worden, von denen 87 identifiziert wurden, und zwar 65 Passagiere und 22 Mann von der Besatzung; bei 57 konnte die Identität nicht festgestellt werden. Verwundet sind 30 Passagiere und 17 Mann der Besatzung.
London 10. Mai. (W. T. B.) Nach einer Reuter⸗ meldung ist der Dampfer „Queen Wilhelmina“ aus West⸗Hartlepool von einem deutschen U-Boot am Sonn⸗ abend auf der Höhe von Blyth vers enkt worden. Die Be⸗ satzung wurde gerettet.
Lon don, IJ. Mai. C. T. B). Der Jischtampfer Bennington „ ist am Freitag bei der Crudenbai durch Ge⸗ schützfeuer versenkt worden. Die Mannschaft wurde gerettet.
Der Krieg der Türkei gegen den Dreiverband.
Konstantinopel, 10. Mai. (W. T. B.) Das Große Hauptquartier teilt mit: An der Dardanellenfront bei Ari Burnu machte der Feind gestern nacht vier verzweifelte An⸗ griffe, wurde aber durch unsere Bajonettangriffe vollständig zurückgeworfen. Der Feind erlitt dabei schwere Verluste. Ungefähr drei seiner Bataillone wurden aufgerieben. Heute gegen mittag brachte der Feind unaufhörlich seine zahlreichen Verwundelen' in seine Boote. Im Süden, bei Sedil Bahr, machte der Feind unter dem Schutz des Feuers seiner Schiffe vom Meeresufer aus einen Angriff, der dank unserer Gegen⸗ angriffe erfolglos blieb. Von den übrigen Kriegs⸗ schaup lätzen ist nichts von Bedeutung zu melden.
Wohlfahrtspflege.
Ihre Maj'stät die Kaiserin und Königin bat der Nattonalstiftung für dte Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen eine von Herin Georg Horst in Reading, Pennspl⸗ pantien (Vereinigte Staaten von Amerika), gestiftete Summe von 20 000 S½ üheiwiesen.
Badekuren für Kriegs teihnehm er. Erholunge bedürftige snaktlve Kriegsteilnehmer wenden sich häufig unmittelbar an die ein⸗ zelnen Badeverwaltungen, um in den Genuß der vom Zentralkomitee der deutschen Vereine vom Roten Kreuz wirtten Freistellen und sonstigen weitgebenden Ver guͤnstigungen zu gelangen. Es sei darauf hingewiesen, daß derartige Anträge an die Badeverwaltungen zwecklos sind, da die Ven fügung äber diese Freistellen, die freien Unterkunfts⸗ gelegenheiten usw. aus schließ lich dem genannten Zentral komitee zusteht. An diese Stelle (Deutsches Zentralkomitee vom Roten Kreuz, Berlin, Herrenhaus) sind also die Gesuche zu richten.
Statistik und Volkswirtschaft.
Entwicklung des Beschäftigungs grades in Groß Berlin in der Zeit vom 24. April bis 1. Mai 1918.
In den Uebersichlen über den gewerblichen und industriellen Be— schäftigungs rad in Groß Berlin, die das Statistische Amt der Reichshaupistadt auf Grund der Angaben Über den Mitgliederb stand der Krankenkassen während des Krieges allwöchentlich veröffentlicht, wen den nunmehr auch die versicherungepflichtigen Hausgewerbetreilꝛenden berücksichtigt, nachdem von 11 Krankenkassen Groß Berling, die für deten Kraufkenverficherung in Betracht kommen, 16 dem Amt, eme Berichterstattung auch äber diese Art von Veisicherungspflichtigen zugesagt haben. Die Gesamtzahl der Hausgewerbetreibenden, die bei den 19 Kassen versichert waren, belief sich am 24 April auf 8112 männlichen und hl s60 weiblichen Geschlechts, im ganzen auf 59 972. Bei deren Einbeziehung betrug die Zahl aller Versicherungspflichtigen von 235 Krankenkassen Groß Berlins am 24. April 1149093, am 1. Mai 11650 861, so⸗ doß eine Zunahme um 1768 oder Ons oo festzuftellen ist als. Sigebnis des Ausgleichs zwischen elner Abnahme um 6528 oder 1,12 0/u beim männlichen? und iner Zunahme um S296 oder 1415 00 beim welblichen Geschlecht. Beachtenswert ist (8, deß in rie sem neuesten der im Kriege Mmstandenen Berichte über den Beschäftigunge grad das weibliche Geschlicht zum ersten Male die Mehrhest au weist; 58 böd gegen h69 303 versicherung pflichtige Männer, wesenilich infolge der nun müberücksichtigten Hausgtwerbetreihenden, unter denen, wie die obigen Angaben zeigen, die Frauen über 6 mal so stark vertreten sind alz die Männer. .
den Frauen das Nasenstäbchen.
Urwalde
whbellrot und blau und tagen,
jnen Ortskrankenkassen nabm die
cherungspflichtigen um 4369 oder 14770 Geschlecht eine um 7110 oder La no böheie icht! en aufweist, sodatz sich hier im ganzen
1 oder Oras o/ o ergibt. Bei der Berliner (llge Je inebesondere ist eine gleichsalls lediglich durch (ht herbeigesührte Zunahme um 1714 oder O, is 0lo
der 204 gewerblich gegliederten Kranken- alls ene Abnahme der Zahl der Versicherungè⸗ Kt — um 2162 oder 0, n ο/o —
ss /o — mit
wer freien Gewerk Woche vom 26. April
che und
Offene
beibliche Arbeit daß das Angebo ng zurückgeht, hält weiter an Wenn aber ung weniger auf die allgemeine Lage des Arbeits- inwirkt, als erwartet werden könnte, so liegt daß auch die Nachfrage nach Arbeitskräften eine sinkende Da nämlich der Materialbedarf des Heeres sich in der erringert hat, ist eine beginnende Ginschränkung der
rie zu erkennen.
re Statistische Nachrichten“ s. i. d. Ersten Beilage.)
Kunst und Wissenschaft.
Mn der unter dem Vorsitze von Professor Seler abgehaltenen hrllsitzung der Anthropologischen Gesellschaft berichtete iherr Erland von Rordenskjöld über die Ergebnisse ner letzten Forschungsreisen in den Grenzgebieten n Bolivien und Brasilien. Der Vortragende sprach im inne seiner Darlegungen als Schwede seinen Dant an die nische Wissenschaft aus, der die schwedische Wissenschaft näher he al der jeder anderen Nation; er hob hervor, wie die ursche Wissenschast auch während des Krieges im Gegen—⸗ ze mn Frankreich und England hoch über den politischen Ver⸗ anhfsen des Tages stehe, und drückte den Wunsch und die pffaung aus, daß die Schweden Gelegenheit, haben möchten, leder zur Verbindung der Fulturnationen untereinander nach dem
eden beitragen zu können. Die Foischungsreisen Nordenstjölds i =1914 bilden die Fortsetzung seiner Gxpedionen zur Indigner⸗ ung in Südamerika aus den Jahren 19604 1905 und 1908 - 1909. ö densksöld machte über seine Forschungsmethode die Mitten lung, er alle ihm begegnenden Menschen, die Indianer, die Mesi en, SDirien im Walde, alle Kolontsten nach Resten von Siedlunqdg, Ruinen und RBeagräbnisstatten frage und deigrt die Erfahrungen Dunderten sammle, um alle Spuren aufzufinden, die zur Auf ⸗ ung der Geschichte der südamerisantschen Indianer führen können. n Jult 1913 begab sich der Forscher mit seiner Gemahlin und Dentigen Begleitern von Südbrasilien aus in den Gran
D tra
23
bel Itiroro den Stamm der Chiriguano, die ihn
einer bie her noch unbekannten Grotte führten, die zahlreiche diezeichnungen enthält. Er konnte dann die Ruinen von hochabamba, die größten Rutnen nach denen von Tiuhbimmaco, unter- chen, sodann die gewalti en Reste der Festung hei Incallakia, in
er hinter einer im Inkastile von Cuzko aufgeführten Ringmauer hebäude liegen, deren Gemäuer 78 m lang und 25,50 im breit sind. Bei Inkahuass fi den sich Terlassen, die mit Urwald überwachsen fad. Diele Stelle beherrscht den Paß im Osten des Inkagebiets hegen die Chiriguano⸗Indianer, mit denen, wie wir wissen, die Inkas m Kampfe gewesen sind, und zwar war zur Z'it des ersten Ein— Hhringens der Spanier in dieses Gebiet diese Ero erung der Inka nech u. Im Chirigugnogebiet gibt es vit le Grabplätze der Voreltern des Stammes, deren Keramik derjenigen in Paraquay sehr ähnlich ist; die Toten sind unter mächtigen umgestürzten Gefäßen beigesetz. Die dorthin in späterer Zeit eingeschleppie Malaria hat eine Entpölkerung des Ge⸗ Here berdeigetührt Aus der Sammlung der don dem Forscher auch im Miequetale gefundenen Felsenmaleresen offt Nordenstjsld durch ergleichung mit dem von anzeren Stellen her bekannten gleichartigen Material die Kenntnis der Wanderungen der Völker Südamerikas fördern zu können. Nachdem Nordenskjöld die Chiriguano⸗ Indianer, le einem starken Geisterglauben huldigen und in steter Furcht vor der Rache der Toten leben, stupiert hatte, begab er sich zu dem zwar hristlichen, aber doch in selnen alten Vorstellungen, beangenen Stamme der Kichua⸗Indianer, bei denen eine sehr starke Geburten ziffer einer relativ hoben Sãauglingstterblichkeit gegenühersteht, suchte dann in einer sehr beschwerlichen Urwaldrelfe die Mossetnes auf, die durch die Blattern stark an Ropfzahl zurückgegangen sind; Die Ftauen sind dort meist schon mit 6 bis 17 Jahren Mütter, und der natürlichen Vermehrung innerhalb des Stamm:s sind keinerlel Schranken gesetzt. Obwohl getauft, haben auch sie ihre alten Vorstellungen bewahrt, unter denen der Glaure bervorzuheben ist, daß alle Tiere fmüber Menschen waren; ihre moterlelle Kultur ist von ge— ringem Interesse; auch die Chimane, die im 17. Jahrhundert schon pon den Domintkanern missioniert wurden und dann im 19. Jahr⸗ hundert nochmalß von den Franzie kanern, leben von Fischfang und don Jagd, sie weisen den Schmuck ah, verstehen aber einen ehr starken Baumwollenstoff zu weben, Hinsichtlich der Reinlichkeit steben . die einzelnen Stämme biswellen ebenso diametral gegenüber wie insichtlich der Ehrlichkeit; die Mocho⸗Indianer verstehen vortreff⸗ liche Kanäle zu bauen. Bei den Saromo spielen ebenfalls die Toten eine große Rolle: sie machen auf alles Anspruch, was sie im Leben' besessen haben. Auf beschwerlicher Urwaldwanderung kam der Forscher dann zu dem Stamme der Guari. Sie sind ein kleiner Siamm, der mit seinen Nachbarn in Streit ist, von Hackbau, Jagd und Fischfang lebt, Steinäxte und Steinmesser benutzt und den Dund nicht kennt. Obwohl obne jegliche Kleidung, legen sie auf Schmuck und auf Waffen Wert, das Haar wird an Stirn und Schläfen kurz geschnitten und der Körper rot bemalt, niemals fehlt Die Guari sind von ihren feindlichen Gegnern ruchlog behandelt werden, sodaß sie heute auf eine sehr geringe Zahl zusammengeschmoljen sind. Aus den in großer Menge in Bolivien zu findenden Resten alter indiansscher Keramtk ergibt ch, daß das Land ehemals, was auch die ersiten Missionare be⸗ ichten, sehr stark bevölkert g⸗wesen sein muß, Weiter wurden die Vanham-Jndianer am Rio Mamore besucht, die in einem vol Paranußbäumen leben, um deren Früchte fie oft mit ibren noch unbekannten Nachbarn gekämpft haben; sie be nutzen die Platten der Schildkröte alg Schmuck bemalen den Köryer ü namentlich die Frauen, Lippenpflocke. Ihre Pelle vergisten sie mit Kunare, Am Rio Guapore und in Fdesfen Umgebung bleibt für den 33 en noch sehr viel zu Lrnen. Bei den Capina⸗Indignern am Rio Bent konnte der Forscher 30 Sagen
lammeln, sie haben Kokapflanzungen, und auch bel ihnen spielt die
Furcht vor den Toten eine große Rolle, obwohl sie Christen sind. Vie bang. Indianer kennen, trötzdem sie Mois bauen, die Mebl⸗ bereitung nicht, und sind von den Gummisuchein sehr grausam be⸗ handelt worden. Alle Indianer längs der Anden konnte Nordenskjold besuchen und noch auf der Heimseise die Yu aklarstãmme⸗
Ein Teil seiner Sammlungen ist nach Schweden gelangt, ein anderer befindet sich z. 3 noch in Bolivien, ein dritter Teil scheint verloren zu fein; doch was bedeutet dieser Verlust, so h . sich der Vortragende, gegenüber der Zerstörung einer einzigen Wo nstãtte durch den gegenwärtigen Weltkrieg!
Bischof Bahlmann, ber 24 Jahre in Brasilien als Franzis kaner misstonierend fätig ist und besonders das Amazonas⸗Geblet kennt, konnte die Müittei ungen des Vortragenden ergänzen, die durch Vor⸗ fübrung von zahlreichen Typen im Lichtbilde auf das beste er= läutert wurden.
In Leipiig ist, wie. W. T. B. meldet, in der vergangenen Nacht der Geheime Hofrat, Professor Dr. Karl Lamprecht im 60 Lebensjahre nach kurzer Krankhein gestorben. Er war in Jessen geboren, studierte in Göttingen, Leipzig und München Geschichte, Literatur. und Kunstgeschichte, Jurisprudenz und Nasionalötonomie, habilitierte sich, nachdem er kurze Zeit als Lehrer in Göln tätig gewesen war, im Jahre 1880 in Bonn, wo er 1885 außerordentlicher Professor für Geschichte, wurde. Im Jahre 1890 folgte er einem Ruf als Ordinarius nach Marburg, seit 1892 war er ordentlicher Professor der Geichichte an der Leipziger Univeisität. Außer wirtschafiegeschichtlichen und kulturgeschichtlichen Werken (Beiträge zur Geschichte des französischen Wirischaftslehens im 11. Jahrhundert; Der Dom ju Eöin und seine Geschichte; Initialornamentik des 8. bis 13. Jahrhunderts; Die wirtschafts. geschichtlichen Studien in Deutschland; Deutsches Städteleben am Schlusse des Mittelalters u. 4. 61 verfaßte er eine . Deutsche Ge⸗ schichte', von der 1890 — 95 fünf Bände und 1902 ein Ergänzungs⸗ band erschlenen. Lamprecht war auch Begründer der. Gesellichaft jür Rheinische Geschichtskunde“ und der „Wesideutschen Zeitschrift für Geschichte und Kunst“.
Dem Bericht über die Tätigkeit des Zentralbureaus der internationalen Erdmesfung im Jahre 1914 ist zu entnehmen, daß der internationale Breltendienst auf den sechs Stationen des Nordparallels in 4 396 8 Breite durch die Krsegsuẽmuhen bis zum Schlusse des Jahres 1914 keine Beein⸗ trächtigung erfahren hat. Die Beobachtungen sind aus allen Stationen fortgesetzt worden und selbst der Eingang der Beobachtun gs bächer hat keine nennen wen te Verzögsrung erlitten. Es kann gehofft werden, daß der Breitendienst auch westerbin von eingreisenden Störungen bewahrt bleiben wird, was um so mehr erwünscht wäre, als dieser Tienst in nunmehr 15 Jahren geines Bestehens als unentbehrlich für die Astronomie und Geodäsie sich erwiesen hat. Eine Aenderung in der Organisation des Bretiendlenstes ist in Erfüllung eineß von der Konferenz in Hamburg ausgesprochenen Wunsches Lahin geplant, daß die Station Gaithersburg künftig aus scheiden foll. Der Breitendlenst wird dann folgende Stationen um⸗ fassen: Mizusawa, Tscherdjui, Carloforte, Cincinnati und Ufcah. Im Berichtsjahr wurden auf 6 Stationen 11 1127 Sternpaare beobachtet. Von der Südhalbkugel sind aus Johannesburg (Transvaal) sfeit Mitte des Jahres 1914 keine Nachrichten eingegangen, so daß es sich nicht feststellen läßt, oh die Beobachtungen dort noch im Gange i'd. Die Eigebnisse der Breitenbeobachtungen au] dem Observatorium in Johannesbarg vom März 1910 bis dabm 1913 sind fertiggestellt. Ste geben die wertvolle Bestätigung dessen, daß man die Beob⸗ achtungsergebnisse für X. Y. und. 2 auf der Nordhalbkugel obne weit res auch auf die Südbalbkugel übertragen kann. Weitergeführt wurden ferner die Berechnungen für das europälsche Votabweichungs syftem, Schweremessungen und Beobachtungen zur Be⸗ ssimmung der Bewegung des Lotes unter dem Einfluß von Mond und Sonne. — Die Verwaltung des DYotationsfonds ergab an Gin-⸗ nabm en rund 127 322 und an Ausgahen rund 71 545 „. sodaß Ende 1914 ein Bestand von rund 5 777 M v 1blieb. Das Inventar hat sich nicht verandert, die Bücherei zählt 835 Nummern.
Gerade in den Zeiten des Völkerringens, wo die Gegensätze, die sonst verhüllt oder unterdrückt wurden, so heftig aufeinander vlaßzen, werden die Forschungen eines der befanntesten Geographen, des Pro- sefforz O berhummer: Wien, über Rassen, Völker und Sprachen weit über den Kreis der engeren Fachgenossen hingus Beachtung finden. Er sprach hierüber in der Kalserlich⸗königlichen geographischen Gesellschaft in Wien. Selbst in vielbenutzten Lehr⸗ büchern der Geogrophie berischt in der Unterschtidung Ter Rassen, Völker und Sprachen oft ein Mangel an Klarheit. Wie haͤufia Herden Magyaren und Türken mit dem Typus Mongolen verwechleli! Unter Mäagvaren in Ungarn ist aber elgentlich der Mongolentypus nicht zu finden, und auch die Tuͤrken haben kein mongolisches Aus⸗ seben; das bewies Oberhummer an der Hand von Bildern osmanischer Sultane. Bet einem Aufenthalt in Konia konnte er nur bei einem Irüijel der Bevölkerung mongolische Gesichtszüge seststellen. Auch die Finnen findet man in Handbüchein als Mongolen erwähnt, obwobl sie ibrem Aussehen nach nicht zu ihnen gezählt werden können. Eg ist bisber noch nicht gelungen, eine Karte der Rassen, Sprachen und Völtersitten in einem Blatte zu entwerfen, jede Karte spiegelt die perfönliche Auffassung ihres Urhebers wieder. Die Anthropologen gehen hier einzelnen Merkmalen, wie der Schädelsorm, dem Haar⸗ wuchs, der Hautfarbe nach, aber mit dem Ergebnis, daß es jwar ausgeprägte Rassenmerkmale gibt, daß es aber nicht möglich ist, genau lhre Zahl anzuqdeben oder streng abzugrenzen. Die Verbreitung von Rasse und Sprache fällt durchaus nicht immer zusammen. Hier bestehen in Lebrbüchern und Landkarten vielfach Irltümer, z. B. decken sich kaukasmsche oder weiße Rassen kelneswegs mit Indogermanen, Smiten und Hamiten. Die neuere Sprachenforschung hat an vielen BVeispielen dartun können, daß die Rassenmerkmale geblieben sind, aber die Sprachen im Laufe der Geschichte gewechselt wurden. Selbst für die Voigeschichte bat man bFieses Verkältnis nachweisen können. Vie Bevölkerung des alten Kleingsien, mit Ausnahme der Phryger, ist durch Kretschmers Forschungen als ein ganz eigenes Volk mit eigener Sprache, die weder indogermanisch noch semitisch war, bekannt. Wieder⸗ holt hat ein an Zahl mächtiges Volk dle Sprache seines an Volkszahl weit hinter ihm stehenden Siegers angen ammen, während die Rassen⸗ merkmale der Sieger in der ursprüänglichen Bevölkerung aufgingen. So lassen die Abbildungen von der Akropolis ein stärker blonde Be⸗ völkerung in Griechenland erkennen, die allmählich in der ursyrüng lichen, nicht indoge manischen Bevölkerung aufging. Damit, so met Oberhummer, fann das Erlahmen der schöpferischen Kraft im griechischen Volke zusammengebracht werden, Weltere Beispiele sind kbei den Armeniein, Persern, Indern zu finden. In der Sprache können noch ursprüngliche Zusammengebör gkeit en einzelner Völker erkannt werden, aber umgekehrt läßt die Sprache wieder erkennen, daß Völker sich schon vor Ausbildung ihrer Sprache geirennt hatten. Kanz betonte Oberhummer noch, wie der Begriff Volk“ von den belden ‚Masser und „Sprache“ unabhängig sein kann, wie Völker“, die aus verschiedenen NRassen und Sprachelementen bestehen, unter dem Einfluß geographischer Momente und durch die geschichtliche Ent⸗ wicklung zu einem geschlossenen Ganzen werden können.
Ausstellungsnachrichten.
Dle deutsche Fachpresse batte sich an der vorjähnigen Inter nasionallen Auestellung für Buchgewerbe und Grgvhik“ in Leivzig hervorragend beteiligt. Die Aasstellung hat ibre Pforten geschlossen noch ebe der Schatz gehoben werden konnte, der in ihr niedergelegt war. Es ist daher ein verdienstvolles Unternehmen, daß der Ven lagöbuchbändler Wilhelm Diebener in Lespzig, der Leiter der Grurpꝛ Fachpresse, in einer trefflich ausgestalteten Festschrit: „Die Fach
lung für Puch: gewerbe un elnen Rückblick auf Lie Auzstellung der voltewirischaft iche Bedeutung 2 einmal vor Augen j 10 Kunstblär ern auch ein sichtbares Zeugnis bon ihr fü ukunft bewahrt. Wer im Tempel der Fachpresse die ist gewiß erstaunt ge Fachpresse und über Erscheinen do
Stand e
München 266,
presse auf
fällen im Jahre 1739 der und heute weisen solcher Fachblätter hervor, daß die Fach⸗ ät waren, mit den Jahsen, ch anschwollen, dessen Fahnen werk, Handel und Ver⸗ Vertreter der Fach. nsere herüber und können auf So brachte das Jahr 1819 noch beute be⸗ stehendes Fachblatt, jetzt gibt es deren aber 741; Industrie und Handwerk, die heute von 1163 Fachblättern gelördert und unterstützt werden, konnten noch 1815 nur ein einziges Organ aufweisen. Die Unterhaltungs, Frauen⸗ und Jugendzeitschriften, deren erste 1321 er⸗ schien, sind beute auf 441 angewachsen, Kunst und Litergtur schufen sich erst 1823 (heute 253 Blätter), Handel und Verkehr (heute 59 Blätter) erst 1834 und der Sport (heute 217) gar erst 1816 ein eigenes Organ. Intgesamt wurde das Erscheinen von rund 7800 Fachzeitschristen in deutscher Sprache festgestellt, wovon 5630 in Deutschland ausgegeben werden. Die Anzahl der wieder eingegangenen Fachblätter beläuft sich auf etwa 15 000. Es trifft zu, was die Broschüre sagt, daß für den Wirtischastspolitiker dieser Aufmaꝛrsch der Fachpresse auch insofern ein hohes Interesse bietet, als man aus ihm die Umwandlung Deutschlands vom Agrar⸗ zum Handels ⸗ und Industrie˖ staat erkennen kann. Im Jahre 1840 zeigt die Statistlt noch die gleiche Anzahl von Fachzeitschristen auf beiden Gebieten; 1850 ist die Tandwirtschaft sogar mit einem Blatt im Vorsprung, dann aber tritt ein Umschwung ein, und 1860 haben Handel und Industrkte bereils einen Vorsprung von fünf Blättern, 1913 aber ist das Verhältnis 440 zu 1722. Dabei darf jedoch mit Genugtuung festgestellt werden, daß auch die druische Landwirischaft stark geblieben ist und für ihre Interessenvertretung die geeignete Fachpresse besitzt. Eine Fachpresse, die in so hervorragender Weise erstarkt ist, wird auch in Zukunft zum Segen der deuischen Arbeit ihres wirtschaftlichen Amtes walten und dazu führen, daß nach Beendigung des Krieges die deutsche Kultur weiteren Ausschwung nimmt. Die Diebenersche Schrift wird dazu beitragen, daß man in Zukunft auch der deutschen Fachpresse ein noch größeres Interesse entgegenbringen und ihre volkewirtschastliche Be⸗ deulung immer mehr anerkennen wird.
Technik.
Unter den Erfindungen der letzten Jahre auf technischem Ge— biete, die die vielsenigste AUnwendungsmöglichkeit boten, ist das Schoopsche Metallspritzverfahren zu nennen. Es wird dabei deichmolzenes Metall in feinster Verteilung gegen eine zu metallifierende Fläche gesprltzt. So wird in der handlichsten Form, der Schoovschen Sprltzpistole, ein dünner Metalldraht geschmolzen und in demselben Augenblick auch gegen die zu metallisierende Fläche ge⸗ schleudert. Die einzelnen Metallkügelchen geben einen so fest haftenden Ueberzug, daß man sie hämmern und polieren kann. Man kann nach diesem Verfahren genau so gut eine fertige Cisenbrücke mit einem nicht rostenden Metallüberzug versehen oder einen Holtboitich mit Metall autztleidn, wie man auch dag feinste Relie⸗ nachbilden kann. Ein neues Anwendungsgebiet für das beschriebene Verfahren ist die Herstellung von Zinnfolien oder anderem Blattmetall, die bigher, abgeseben von Blattgold. lediglich durch Aus⸗ walzen erzeugt wurden. d es bei der Heist llung dieser Melallüberzüge nach dem Schoopschen Verfahren bie her darauf ankam, daß das Metall auf der dansit zu überziebenden Unterlage sest baftete, muß bel der Herstellung von Metallfolie diese natürrich von der Unterlage, auf die sie gespritzt wurde, abgehoben werden. Eine sich drehende Walze aus Glas, Porzellan oder einem andern harten poliersähigen Steff wird nach dem Prometheus‘ duich eine in ein Wassergefäß eintauchende kleinere Walze ständig befeuchtet und gekühlt. Das Metall wird durch eine Düse gegen die Walie gespritzt, vobei es sich in dünner Schicht gleichmäßig ausbreitet und erstarmtt, aber an der glatten und feuchten Walze nicht haftet, sodaß es durch eine geeignete Vorrlchtung abgehoben und auf eine Rolle aufgewickelt werden kann. Das auf diese Weise entstehende dünne Metallband ist in seiner Brelte naturgemäß abhängig von der Stärke des Metall⸗ strables; durch Venwendung einer Düse mit breiter Austritz söffnung und noch mehr duich Bewegen der Düse parallel zur Ach'e der Wolʒze kann aber asch ein verbaͤltnismäßig breites Metallband bergestellt werden, und die Verwendung mehrerer Düsen dürfte auch sehr breite Bänder zu erzeugen gestatten.
waren, der
auf. zeltschristen,
Ist die Arbeitsleist ung der Sprengstoffe wirt⸗ schaftlich? In tausenden von Formen seisten heute die Spreng⸗ stoffe, die im kleinsten Raum die größte Energiemenge aufgespeichert haben, Arbeit. Die 42 em ⸗ Granaten legen feindliche Festungen mit ungeahnter Schnelligkeit nieder. Wie wir im Wirtschaftsleben zwischen Volks und Kriegswirtschaft zu unterscheiden haben, so auch bei den Sprengstoffen zwischen Friedens⸗ und Kriegsleistungen. Gewiß kommt bei den letzteren nur der Erfolg, nicht der wirtschaftliche Nutz⸗ wert in Frage, wohl aber fällt dieser Umstand bei der Friedensarbeit sehr ins Gewicht. Sb die Arbeit einer 42 em-⸗Granate nebenbei auch wirtschaftlich ist? Genau kann man es natürlich nicht sagen, aber man wird sie eher bejahen als verneinen können, denn es ist an⸗ zunehmen, daß die Leistung der Sprengstoffe, also die Niederlegung eines Forts billiger ist, als die gleiche Arbeit auf andere Weise durch⸗ geführt, etwa mit Spitzhacke und Schaufel. Daß diese Ansicht zu sreffend sein Rürfte, geht eben aus der Anwendung der Sprengstoffe bei den Werken des Friedens hervor. Ein Hinweis auf einige Höchstleistungen der modernen Sprengmittel in Friedenszeiten wird deshalb auf Interesse rechnen können. In den Vereinigten Staaten hat man neuerdings nach der Zeitschrift für das gesamte Schieß und Spreygstoffwesen mit gutem Erfolg verschiedene Riesensprengungen durchgeführt, bei denen man mebrere 1000 kg Dynamit und Pulver gleichzeitig explodieren ließ. So wurde bei einem Bahnbau ein 4 m hoher und 100 m langer Felshorsprung durch eine einzige Sprengung beseitigt, zu der über 16 50 kg Sprengstoff verwendet wurden. Zur Vornahme dieser Sprengung trieb man zunächst einen 12 m hohen Stollen 28 m tief in horizontaler Richtung in das Innere des Berges vor, an diesen anschließend zwei Querstollen von FZ m Länge. Nach Einbringung der Sprengladung wurden Haupt und Nebenstollen durch eine Steinpackung ausgefüllt und der Ein⸗ gang durch eine Bruchsteinmauer und eine 4 m lange Betonschicht verschlossen. Für die Einbringung der Ladung und die Ausfüllung des Stollens wurden 12 Arbeitstage benbtigt. Durch den Spreng= schuß wurden gegen 20 000 t Gestein lese r g. Einige Blöcke wurden auf Enffernungen bis zu 200 m fortgeschleudert, im übrigen wurde jedoch kein Schaden angerichtet. Der Verbrauch von Epreng⸗ stoffen bei dem erwähnten Bahnbau war so groß, daß man eine be⸗ ondere Dynamitfabrik in der Nähe errichtete die über 2000 000 kg
yvnamit lieferte. Auch in einem west fal ischen Steinbruch wurde neuerdings eine ähnliche Riesensprengung ausgefübrt. 8 at man mit einer einzigen aus 120900 k Pulver beste benden Sprengladung
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rund 120 006 ebm Gestein losgebrochen. Die Juͤndung des Spreng;