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Amerikanische Bürger handeln innerhalb der Grenzen ibrer un2— bestreitbaren Rechte, wenn sie auf hoher See ihre Schiffe überall dahin steuern und zur See überall dabin reisen, wohin sie ihre recht⸗ mäßigen Geschäste fübren, und sie üben diese Rechte in dem wohl ehr berechtigten Vertrauen aus, daß ihr Leben nicht gefährdet werde durch Dandlungen, die in offensich licher Verletzung allgemein an⸗ erkannter nationaler Verpflichtungen begangen werden, und sicher auch in dem Vertrauen, daß ihre eigene Regierung sie in der Ausübung ihre Rechte unterstützen werde.
Es wurde, wie ich der Kaiserlich deutschen Regierung bedauere mit- teilen zu müssen, kürzlich in den Zeitungen der Vereinigten Staaten eine formelle, an die Bevölkerung der Vereinigten Staaten gerichtete Warnung varöffentlicht, die von der deutschen Botschaft in Washington stammen soll und die tatsächlich besagte, daß jeder Bürger der Ver— einigten Staaten, der sein Recht zu freien Reisen auf den Meeren ausühe, es auf eigene Gefahr tue, falls seine Reise ibn in die Zone der Gewässer führe, in der die Kaiserliche Marine ihre Unterfeeßoote gegen den Handel Großbritanniens und Frankreichs verwende, trotz des achtungt vollen, aber sehr ernsthaften Protestes der Regierung der Ver⸗ einigten Staaten. Die Regierung der Vereinigten Staaten erwähnt dies nicht, um die Aufmerksamkeit der deuischen Regierung auf die überraschende Regelwidrlakeit der Tatsache zu lenken, daß eine von der deut chen Botschaft in Washington stammende Mitteilung sich an die Bevölkerung der Vereinigten Staaten durch Vermittlung der Presse richtet, sondern nur um darauf hinzuweisen, daß eine Warnung vor einer ungesetzlichen und unbilligen Handlung in keiner Weise als eine Entschuldigung oder Milderung dieser Handlung, noch als geeignet w werden kann, die Verantwortlichkeit ihrer Urheber zu ber—⸗ ringern.
Die Regierung der Verelnigten Staaten, die selt langem den Charakter der Kaiserlich deuischen Regierung' und die hohen Grund. sätze der Billigkeit kennt, von denen sie in der Vergangenbeit beseelt und geleitet war, kann nicht glauben, daß die Kommandanten der Schiffe, die diese ungesetzlichen Handlungen begangen haben, dies anders als unter einem Mißverständnis der von den deutschen Marine behörden gegebenen Befeble getan haben können. Sie setzt es als selbstverständlich voraus, daß in einem jeden solchen Fall man wenigstens im Bereich der Grenzen der praktischen Möglichkeit erwarten könne, daß die Kommandanten felbst von Unterseebooten nichts tun würden, was das Leben von Nichtkombattanten oder die Sicherbeit neutraler Schiffe gefährdet, selbst auf die Gefabr bin, daß die Kaperung oder Zer— störung des in Frage stebenden Schiffs vereitelt wird. Sie vertraut daher darauf, daß die Kaiserlich deutsche Regierung die Handlungen, über die die Regierung der Vereinigten Staaten Klage führt, miß— billige; daß sie, soweit möglich, Genugtuung geben wird für uner⸗— meßliche Schäden und daß sie sofort die nötigen Schritte tun wird, um die Wiederholung von Vorfällen zu verhindern, die so offenkundig die Grundsätze der Kriegführung, für die die Kaiserlich deuische Regierung in der Vergangenheit so klug und fest eingetreten ist, umstürzen.
Die Regierung und die Bevölkerung der Vereinigten Staaten erwarten von der Kaiserlich deutschen Regierung ein gerechtes, baldiges und aufgeklärtes Vorgehen in dieser vitalen Angelegenheit mit umso größerem Vertrauen, als die Vereinigten Staaten und Deutschland nicht nur durch besondere Bande der Freundschaft, sondern auch durch ausdrückliche Bestimmungen des Vertrages von 1828 zwischen den Vereinigten Staaten und dem Königreich Preußen ver⸗ bunden sind.
Der Ausdruck des Bedauerns und das Angebot einer Genuag— tuung im Falle der Zerstörung irrtümlich versenkter neutraler Schiffe können, wenn sie auch, im Falle Verluste an Menschenleben nicht zu beklagen sind, internationalen Verpflichtungen genügen mögen, doch nicht ein Verfahren rechtfertigen oder entschuldigen, dessen natürliche und notwendige Wirkung es ist, neutrale Staaten und Personen neuen und unermeßlichen Gefahren auszusetzen.
Die Kaiserlich deutsche Regierung wird nicht erwarten, daß dle Regierung der Vereinigten Staaten irgend ein Wort ungesprochen oder irgend eine Tat ungeschehen lassen wird, die notwendig sein sollten, um ihrer heiligen Pflicht zu genügen, die Rechte der Ver— einigten Staaten und ihrer Bärger zu wahren und ihre freie Aus— übung und Genuß zu gewäbrleisten.
Ich benutze diese Gelegenheit, Eure Exzellenz erneut meiner aus gezeichneten Hochschätzung zu versichern.
gez. James We Gerard.
Seiner Exzellens Herrn von Jagow, Kaiserlichen Staatssekretär der Auswärtigen Angelegenheiten 2c. 2c. ꝛc.
Ueber die Verhandlungen zwischen Deutschland und Frankreich wegen des Austausches dienst— untauglicher Kriegsgefangener sind der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ zufolge kürzlich von französischer Seite Preßmeldungen verbreitet worden, die das Verhalten der deutschen Regierung gänzlich entstellen. Namentlich wurde dabei der deutschen Regierung das Bestreben nachgesagt, die Ver⸗ handlungen zu verschleppen und sich den eingegangenen Ver⸗ pflichtungen nachträglich zu entziehen. Die erhobenen Vor— würfe sind, wie sich aus dem nachstehenden ergibt, völlig un⸗ begründet.
Der erste Austausch dienstuntauglicher Kriegsgefangener hat zwischen Deutschland und Frankreich Anfang März d. J. stattgefunden. Bei den vorhergehenden Verhandlungen, deren Eröffnung von der deutschen Regierung ausging, ist deutscherseits der allgemeine Grundsatz aufgestellt daß alle diejenigen entlassen werden sollten, die für eine militärische Verwendung während der Dauer des Krieges nicht in Frage kommen. Da hiergegen von französischer Seite Einwendungen nicht erhoben wurden, sind unter den französischen Gefangenen die nach diesem Grundsatz Dienst— untauglichen ausgesucht und entlassen worden. Die end⸗ gültige Untersuchung ist, um die Einheitlichkeit der Auswahl sicherzustellen, in Konstanz durch eine besondere Unter⸗ suchungskommission erfolgt, ein Verfahren, das, soweit hier bekannt ist, in ähnlicher Weise auch von französischer Seite zur Anwendung gebracht worden ist. Die deutsche Kommission hat sich bei der endgültigen Auswahl der zu Entlassenden aus⸗ schließlich von dem vorerwähnten Grundsatz leiten lassen. Die von ihr von dem Austausch ausgeschlossenen Gefangenen waren entweder tatsächlich nicht dienstunfähig oder operationsbedürftig oder nicht weiter transportfähig. Die französische Behauptung, daß deutscherseits versucht worden sei, den verabredeten allge⸗ meinen Austausch durch eine Auswechslung nach der Kopfzahl zu ersetzen, wird schon durch die Taisache widerlegt, daß von Deutschland 29 Offiziere, 160 Unteroffiziere und rund 1520 Mannschaften, von Frankreich 5 Offiziere, 20 Unteroffiziere und rund 830 Mannschaften herausgegeben worden sind.
Ebenso unrichtig ist die Behauptung, daß die deutsche Regierung der Antwort auf einen französischen Vorschlag aus⸗ gewichen sei, bei der Auswahl der Auszutauschenden eine Liste der die Dienstuntauglichkeit begründenden Gebrechen zugrunde zu legen. Eine solche Liste ist der deutschen Regierung zur Durchführung des ersten Austausches überhaupt nicht zugegangen. Nachdem dies Ende März d. J. geschehen ist, hat die deuifche Regierung zunächst für die von ihr in Vorschlag gebrachte monatliche Fortsetzung des Austausches die Beibehaltung des von ihr bei dem ersten Austausch zur Anwendung gebrachten veitherzigen Verfahrens empfohlen, sich aber neuerdings zur
löschtem Kalk oder Haltbarkeit der so behq delten Waren ist, daß sie sich vor dem
worden,
Vermeidung fernerer Verzögerung bereit erklärt, auch auf das französischerseits vorgeschlagene Listenverfahren einzugehen. Hiernach steht ein befriedigender Abschluß der Verhandlungen und damit der ungestörte Fortgang des Austausches in Bälde zu erwarten.
Die Reichsstelle für Kartoffelversorgung hat den Kommunalyverbänden laut Meldung des „W. T. B.“ mitge⸗ teilt, daß sie ihren Bedarf an Kartoffeln, den sie zur Er⸗ nährung der minderbemittelten Bevölkerung durch die Reichs⸗ stelle zu beziehen beabsichtigten, und dessen Höhe bis zur nächsten Ernte berechnet sein muß, der Reichsstelle bis spätestens zum 20. Mai anzumelden haben. Geht die Anmeldung bis zu dem genannten Zeitpunkt nicht ein, so kann eine Deckung des Bedarfes durch die Reichsstelle nicht ge⸗ währleistet werden. Anderseits sind die Kommunalverbände verpflichtet, diejenigen Kartoffelmengen, die sie als Fehlbedarf bei der Reichsstelle angemeldet haben, auch unbedingt ab— zunehmen.
Der Reichsstelle steht zur Zeit ein sehr großes Angebot an Kartoffeln zur Verfügung. Die Landwirte drängen aus wirtschaftlichen Gründen zur Abnahme. Um den Bedarfs⸗ kommunalverbänden die sofortige Abnahme zu erleichtern, sollen diejenigen von ihnen, die in der Zeit vom 17. Mai bis zum 31. Mai d. J. die von ihnen bestellten Kartoffelmengen von den Ueberschußkommunalverbänden abnehmen, einen Zu—⸗ schlag von 1 6 für den Zentner der durch die Vermittlung der Reichsstelle gelieferten Menge als Reichs⸗ zuschuß erhalten. Dieser Zuschuß ist zum Ausgleich für die Mihe des Lagerns und der Behandlung und für die Gefahr des Verderbens und des Schwundes, die bei sofor— tiger Abnahme zu Lasten des Bedarfskommunalverbandes gehen würde, bestimmt. Bei diesem weitgehenden Entgegen⸗ kommen der Reichsfinanzverwaltung wird darauf gerechnet, daß der größte Teil der von den Fehlbedarfsbezirken benötigten Kartoffeln nunmehr sofort abgenommen werden wird. Bietet doch dieser Zuschlag den Bedarsskommunalverbänden eine wesentlich erleichterte Möglichkeit, mit Hilfe des Handels oder auch auf eigene Gefahr die Lagerung der Kartoffeln inner— halb der Bedarfskommunalverbände ohne Verluste vorzunehmen und sich andererseits die zur Ernährung der Bevölkerung nötigen Mengen bestimmt zu sichern.
Die Aufbewahrung von gepökelten oder ge⸗ räucherten Fleischdauerwaren für längere Zeit bietet dort, wo die geeigneten luftigen und trocknen Räume hierfür zur Verfügung stehen, keinerlei Schwierigkeiten. Anders wenn solche Räume fehlen, oder wenn diese Fleischdauerwaren, wie im einzelnen Haushalt, in Räumen mit anderen Lebensmitteln zugleich aufbewahrt werden müssen und dadurch den verschie⸗ densten äußeren Einflüssen ausgesetzt sind, wie dem Verstauben, der Ablagerung von Fliegeneiern, der Einwirkung von Luft und Feuchtigkeit sowie von Keimen aus der Luft, wodurch die Waren ranzig oder weich werden oder in Fäulnis übergehen können usn. Um die Fleischwaren vor diesen äußeren Ein— flüssen zu schützen, sind bereits verschiedene Verfahren empfohlen worden, so z. B. das Eintauchen in schmelzbare Massen, die innerhalb kurzer Zeit erstarren und die Ware von der Luft vollständig abschließen. Weniger bekannt dürften zwei einfache und billige vom gesundheitlichen Standpunkt völlig unbedenkliche Verfahren sein, mit denen man besonders in Belgien seit Jahren gute Erfahrungen gemacht hat. Diese beiden Verfahren bestehen in dem Verpacken von Fleischdauer⸗ waren — gepökeltem oder geräuchertem Fleisch — in abge⸗
. Holza sche. Vorausaussetzung für die
Einlegen in Kalk oder Holzasche in einwandfreiem Zustande be⸗ finden; denn wenn die Waren bereits angefangen Haben zu ver— derben, so vermögen diese Verfahren dies nicht hintanzuhalten. Nach zuverlässigen Mitteilungen aus Belgien erfahren gut ge⸗ räucherte Waren durch das Kalkverfahren keine nennenswerte Veränderung der äußeren Beschaffenheit und des Geschmacks; dagegen wird die äußere Schicht nur gepökelter Waren in ge— ringem Maße verändert, sodaß sie vor dem Genuß durch Ab⸗ schneiden oder Abschaben entfernt werden muß. Beim Ein— lagern von nur gepökelter Ware hat man also mit einem geringen Verlust zu rechnen. Mit dem Holzascheverfahren sind in Belgien die besten Ergebnisse selbst bei sehr langer Auf⸗ bewahrung von Fleischwaren, die durch Pökeln oder durch Pökeln und Räuchern konserviert worden waren, erzielt worden. Die Einlagerung von geräucherten oder gepökelten Fleisch⸗ dauerwaren, die sich in völlig trockene m Zustand befinden müßen, in Kalkpulver oder Holzasche wird zweckmäßig folgender⸗ maßen vorgenommen: Man legt auf den Boden eines Behälters (Faß, Tonne, Kiste usw. zunächst eine nicht zu dünne Schicht abgelöschten Kaltpulvers oder Holzasche; alsdann werden die trockenen für die Aufbewahrung bestimmten Fleischwaren einzeln so auf dem Falk oder der Holzasche ausgebreitet, daß die einzelnen Stücke sich nicht berühren; sodann bedeckt man diese wiederum mit einer nicht zu dünnen, mindestens aber 10 em starken Schicht der genannten Mittel und wechselt mit dem Auf— schichten der Fleischwaren einerseits und des Kalkpulvers oder der Holzasche anderseits ab, bis der Behalter voll ist. Die oberste Fleischschicht wird mit einer besonders starken Kalk- oder Holzascheschicht bedeckt. Durch zeitweiliges Ent⸗ nehmen eines Fleischstücks aus dem Behälter wird man sich zweckmäßig von dem Zustand der Waren überzeugen. Die so hergerichteten Behälter müssen an einem trockenen, kühlen Orte aufbewahrt werden.
Das Kalkpulver kann leicht von jedermann durch schwaches Anfeuchten von gebranntem Weißkalk mit Wasser hergestellt J . wobei dieser unter Erwärmung in ein trockenes Pulver zerfällt.
Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“
liegen die Ausgaben 492 und 493 der Deutschen Verlust⸗
listen bei. Sie enthalten: Hinweise, betreffend An⸗
fragen nach Kriegsteilnehmern, sowie die 226. Verlust⸗
. der preußischen Armee und die 147. Verlustliste der sächsischen rmee.
Aachen, 17. Mai. Auf das aus Anlaß des 100. Gedenk⸗ tages der Wiedervereinigung der Rheinlande mit der Krone Preußens seitens der Stadt Aachen an Seine Majestät den Kaiser und König gerichtete HulLdigungstelegramm ist dem Oberbürgermeister Veltmann laut Meldung des „W. T. B.“ nachstehende Antwort zugegangen:
Schmerzlich empfinde ich es, daß der heutige, für die Rbein⸗ lande und die alte Kalserstadt Aachen so erinnerunge reiche Tag sich so anders gestaltet bat als wie ich gebofft. Sern hätte ich heute inmitten der dortigen Bürgerschaft an bistorischer Slätte ge= weilt, um Treuschwur und Handschlag von neuem entgegenzunehmen und die zur Feier des Tages geplante Krönunggausstellung zu er— öffnen, deren mit Sorgfalt und Liebe geleitete Vorbereitungen schon einen schönen Erfolg versprachen. Das Schicksal hat es anders bestimmt. Neid und Scheelsucht unserer Fein de trachten danach, die deutschen Lande und des deutsche Volt zu vernichten, den Siege lauf deutscher Kultur und Arbeit zu stören. Jetzt gilt es nicht, rückwärts zu schauen, der Vergangenbeit dankbar zu gedenken, sondern mit entschlossenem Willen den Anschlägen der Feinde zu begegnen, mit gepanzerter Faust die Zukunft des Vatersandeg zu sichern. Der Veldenmut, der Opfersinn unseres Volks, die in dem uns aufge= zwungenen Kriege schen so wunderbare Erfolge gezeitigt haben, bürgen nächst Gottes Gnade sür eine glückliche Uberwindung der schwersten Heimsuchung, die je die deutschen Lande betroffen hat. In diesem uneischütterlichen Vertrauen sende ich meiner treuen Stadt Aachen meinen landesväterlichen Gruß und Dank für ihre freundliche Begrüßung. Wilhelm k.
Bromberg, 17. Mai. Auf das an Seine Majestät den Kaiser und König anläßlich der Hundertzahrfeier der Zugehörigkeit Brom bergs zu Preußen gesandte Huldigungs— telegramm ist, wie W. T. B.“ meldet, heute folgende Ant⸗ wort eingegangen:
An den Herrn Oberbürgermeister Mitzlaff, Bromberg.
Seine Masestät Ter Kaiser und König haben Sich über den Huldigungfgruß des Magistrats und der Stadt verordnetenversamm⸗ lung Brom bergs anläßlich der Hundertjahr feier der Wiedervereinigung mit der Krone Preußens gefreut und lassen für das erneute Gelsbnis der Treue zu Kaiser und Reich mit den besten Wünschen für eine glüdliche Zukunft der Stadt und ihrer Bürgerschaft danken.
Geheimer Kabinettsrat von Valentini.
Oe sterreich⸗ Ungarn.
Der Kommandant der IV. Armee, General der Infanterie Erzherzog Josef Ferdinand hat an das 14. Korps nachstehenden Befehl erlassen:
Ich habe heate das Gesechtebild Jägerhaus 402 und Kote 419 besichtigt und konnte mich persönlich von der ungeheuren Stärke dieser in mehreren Linien angelegten feindlichen Stellung überzeugen. Mit Bewunderung gedachte ich hierbei der ruhmvollen Kämpfe, welche das 14. Korps in diesem Raume geführt hat, mit Rährung gedachte ich der vielen tapferen Soldaten, welche ihr Blut und Leben lassen mußten. Für das 14. Korps bildet das heldenhafte Ringen um die Höhen südlich Tarnow eine neue Ruhmestat, welche ihm wieder meine Anerkennung und meinen Dank sichert. Ich baue auch für die Zu— kunft felse fest auf mein Edelweißkorps.
— Im ungarischen Abgeordnete nhause richtete gestern der Oppositionelle Graf Andr assy an den Minister— präsidenten die Anfrage, ob die Nachricht der Berliner Blätter den Tatsachen entspreche, daß der gemeinsame Minister des Auswärtigen dem Königreich Italien ein terri— toxiales Anerbieten gemacht habe zur Sicherung seiner endgültigen Neutralität.
Nach dem Bericht des W. T B.‘ hob Graf Andrassy in der Begründung seiner Anfrage hervor, daß er diesem Opfer nur insofern zustimmen könnte, als dies nicht bloß der Ausfluß eines momentanen Bedürfnisses, sondern die Frucht der zielbewußien Politik Oesterreich- Ungarns sei, jenen Gegensatz, der sich beute zeige, in Zukunft auszu⸗ schalten, das Verhältnis zu Italien auf eine gelündere, sichere Basis zu stellen und die Grundlage zu einem künftigen Frieden zu setzen. Seiner Ansicht nach würde ein Zwist zwischen Itallen und der Monarchie beiden Staaten nachteilig sein; nur ein Jachender Dritter würde daraus Nutzen ziehen, nur der Panslawlsmus, gegen den jetzt ein hlutiger Kampf geführt würde, würde von diesem Gegensatz Vor. teil haben, und a würden die jetzige Gel ae, dazu er, um sich im Mittelmeer für ewige Zeilen eine Vorherischat zu n. ; . . .
Der Ministerpräsident Graf Tisza führte in seiner Er⸗ widerung aus:
Geehrtes Haus! Die Zeitungsmeldungen, die sich auf die seltens un serer Monarchle an Italten gemachten Vorschläge bezie ben, sind selbstverständlich nicht authentisch, und ich lann mich jetzt nicht in die ins einzelne gehende Giörterung der Frage einlassen, wo und in⸗ wiefern sie sich mit der Wirklichkeit decken. Ich bemerke jedoch, daß sich aus ihnen im wesentlichen und in den Hauptzügen eine richtige Orientierung über die Vorschläge der Monarchie gewinnen läßt, nämlich darüber, was das Wichtigste an der Sache ist und worauf sich die Frage des Herrn Abgeordneten beziebt. Diese Meittellungen entsprechen der Wirstichkeit in dem Sinne, daß die Monarchie in der Tat terrstoriale Anerbietungen an Jialten gemacht hat zum Zwecke der Sicherung der dauernden Neutralität Ita liens. Zu diesem Schtitte sind wir, die wir für die auswärtige Politik Ter Monarchle veranlwortlich sind, durch die Ueberzeugung bewogen worden, daß die stãndige Freundschaft zwischen unserer Mongirchie und Italien sowohl den dauernden großen Lebensinteressen der Monaichie wie denjenigen Italiens entspricht. Diese dauernden großen Lebenginteressen erfordern es, daß wir, selbst um den Prels schwerer Opfer, die durch die Erschülterungen des gegenwärtigen Krieges emporgewor fenen Reibungspunkte aus dem Wege des gemein samen guten freundschaftlichen Verhäͤltnisses zu räumen trachten müssen. Da wir uns überzeugt haben, daß die Beseitllung der Relbungsvunkte, das Hervorrufen eines solchen Seelenzustandes, der die Voraussetzung einer dauernden, aller Hintergedanken baren Freundschast ift ledig⸗ lich um den Preis solcher territorialer Zugeständnisse er⸗ reicht werden kann, haben wir auch diesen Weg betreten im vollem Bewußtsein der auf uns lastenden großen Verantwortung, aber nicht zu tattijchen Zwecken, nicht zur Ueberwindung augenblicklicher Schnierigkeiten, sondern bon der Ueberzeugung durchdrungen, dadurch in Wahrheit den ständigen Interessen unseres Vaterlandes und damit der Monarchie zu dienen. Ich gebe mich der Hoffnung hin, daß dieses Vorgehen der Regierung die Zustimmung der öffentlichen Meinung findet, schon deshalb, weil ich hoffe, daß auch die ungarische öffentliche Meinung un ser Interesse ebenso auffaßt, wie sie zu meiner großen Freude der Interpellant in einen mit unserer. Ueberzeugung röllig übercinstimmenden Weise zum Ausdruck gebracht hat; aber auch in der Ueberzeugung daß aus den Herzen der ungarischen Nation die Gefühle der Sym⸗ patbie und der Freundschaft nicht geschwunden sind, die der italie⸗ nischen Nation gegenüber bei uns Jo lange Zeit hö durch bestanden haben. Ich beße die Ueberzeugung, daß, wenn es gelingt, die vorhin erwähnten Reibungspunkte zu beseinigen und sichere Grundlagen einer ständigen Freundschaft zwischen unserer Monarchie und Italien zu schaffer, die Sympathie der Seelen und die Annäherung der Gejüble zu neuer Kraft gedeihen werden, die zwischen der ungarischen und der talienischen Nation so geraume Zeit hindurch gewaltet haben. Ich bitte das geebrte vaus, dlese Antwort zur Kenntnis zu nehmen.
Nach der Rede des Ministerpräsidenten erklärte Graf Andrassy, daß er sowohl als das ganze Abgeordnetenhaus und die Nation darin übereinstimmen, daß wir, falls der Kampf unvermeidlich sein sollte, unsere Pflicht männlich tun werden, jedoch, wenn irgend möglich, unser Verhältnis zu Jalien inniger, freundlicher und aufrichtiger gestalten wollen. Allgemeine lebhafte Zustimmung.) Das Haus nahm hierauf einstimmig die Antwort des Grafen Tisza zur Kenntnis.
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Großbritannien und Irland.
Die letzte Liste gibt die Offiziersverluste mit 400 an, von denen 9 gefallen sind. 350 Namen werden unter dem 11. Mai angeführt, an welchem Tage das Gefecht bei Aubers und Fromelles stattfand.
— Nach einer Meldung des W. T. B.“ aus London hat die Polizei allen Deutschen, Oesterreichern und Ungarn befohlen, von 9 Uhr Abends bis 5 Uhr Morgeng u Hause zu bleiben. Die Internierung wird fortgesetzt. An verschiedenen Orten kamen noch Ausschreitungen vor, in einigen Fällen mußte Militär aufgeboten und die Aufruhrakte perlesen werden. =
Italien.
Der Ministerrat beschäftigte sich gestern, wie die Agenzia Stefani“ meldet, mit den Mitteilungen, die er in der Sitzung der Kammer am Donnerstag machen wird.
Den Zustand der italienischen Presse kennzeichnet folgender Aufruf an das italienische Volk, den der „Popolo d Italia“ am Sonntag in Hunderttausenden von Exemplaren verteilen ließ:
Der Dreibundvertrag ist am 4. Mai gekündigt worden, am 15. April ist ein Kriegsabkommen mit dem Dreiverbande abgeschlossen worden, wonach Italien sich verpflichtet, Oesterreich⸗ Ungarn bis zum 24 Mai anzugreifen. Dieses Abkommen verbürgt Italien die Be— sreiung aller unerlösten Gebiete, die Herrschaft in der Adria und eine froße Kompensgtlon in Asien und Afrika. Es ist bereits zur Aus— ährung dieses Planes geschritten worden, da Offiziere des italierischen Generalstabes sich für eine einheitliche milttärische Aktion in Paris und London betätigt haben. Folglich war Giolitti, der dies alles wußte, von Bülow bezahlt. Er versuchte, das Vaterland zu verraten und an Oesterreich auszuliefern. Angesichts der Majestät des ttallenischen Volkes beschuldigen wir Glolitti des Hochverrats und iberweisen ihn der Verachtung und öffentlichen Rache. Evviva la
guerra! . Portugal.
Das Amtsblatt veröffentlicht einen Erlaß, in dem die Bürger beglückwünscht werden, die an der Wiederherstellung der Gesetzmäßigkeit mitgearbeitet hätten, und der die Zivil⸗ bevölkerung auffordert, die Waffen wieder abzuliefern, die ihnen geliefert waren. .
Die neue Regierung hat den früheren Premierminister Pimento Castro und den früheren Minister Mederros dem „Reuterschen Bureau“ zufolge an Bord des Kriegsschiffs „Vasco de Gama“ bringen lassen. ö.
Der Ministerpräsident Chagas, der sich von Oporto nach Lissabon begeben wollte, um sein Amt anzutreten, ist gestern, wie die „Agence Havas“ meldet, auf dem Bahnhofe von Entrocamiento von dem Senator Joan Freitas durch
evolverschüsse schwer verletzt worden. Freitas wurde von Gendarmen niedergeschlagen und getötet, Chargas wurde nach Lissabon gebracht. Die Unruhen haben wieder
begonnen. . Afrika. Dem „Corriere della Sera“ zufolge ist in Tripolis in⸗
solge der seit den jüngsten Ereignissen zunehmenden Tätigkeit der Eingeborenen der Kriegszu stand erklärt worden.
Kriegsnachrichten.
Westlicher Kriegsschauplatz.
Großes Hauptquartier, 17. Mai. (W. T. B.) Nördlich don Ypern, westlich des Kanals bei Steenstraate und Het as, gaben wir unsere vorgeschobenen Stellungen auf und zogen 6 dort stehenden schwachen Kräfte, um Ver⸗ ste durch starkes feindliches Artilleriefeuer zu verhindern, g unsere Hauptstellungen am östlichen Kanalufer zurück. üdlich von Neuve Chapelle halten die Engländer noch zie Teile unseres vorderen Grabens, die seit den vorgestrigen impfen in ihrer Hand sind; das Gefecht dauert dort noch an. säördlich von Arras, bei Ab lain und Neuville, wiesen wir anzösische Angriffe sehr verlustreich für den Gegner ab. Bei Lilly und im Priesterwalde haben sich geringfügigere nfanteriekämpfe entwickelt. Unsere Luftschiffe machten folgreiche Angriffe auf die Kriegshäfen Dover und kal ais. Oberste Heeresleitung.
Großes Hauptquartier, 18. Mai. (W. T. B.) Uirdlich von Ypern am Kanal bei Steenstraate und Het Aas herrschte gestern Ruhe. Auf dem östlichen Kanalufer, süd⸗ slich Boesinghe, entwickelten sich an einzelnen Stellen simpfe, die noch fortdauern. Südlich von Neuve Chapelle tsuchten die Engländer gestern und heute nacht vergeb⸗ H, weiteren Boden zu gewinnen. Alle Angriffe wurden nter starken Verlusten für den Feind abgewiesen. meute französische Angriffe an der Lorettohöhe, bei lblain und westlich Souchez scheiterten. 170 Gefangene leben in unserer Hand. Bei Ailly kam der Infanterie⸗ mmpf zum Stillstand. Ein französischer Vorstoß im kiesterwalde brach in unserem flankierenden Feuer zu⸗ mmen. Oberste Heeresleitung.
Oestlicher Kriegsschauplatz.
Großes Hauptquartier, 17. Mai. (W. T. B.). An t Dubissa in Gegend Eiragola und Ezekiszki sowie lich des Njemen bei Mariampol und Ludwinow wurden ndliche Angriffe abgewiesen. Unter den bei Szwle ge⸗ achten russischen Gefangenen wurden Rekruten des Jahr⸗ ugs 1916 festgestellt, die eine nur vierwöchentliche Ausbildung ter sich hatten. Oberste Heeresleitung.
Großes Hauptquartier, 18 Mai. (W. T. B.) An Dubissa wurden in Gegend Eiragola wiederum starke ndliche Angriffe abgewiesen. Gegen die südlich des Njemen geführten russischen Kräfte gingen unsere Truppen
allgemeiner Richtung Gryszkabuda, Syntowty, aki zum Angriff vor. Die Kämpfe dauern noch an. fern wurden 1700 Russen gefangen. Nördlich der hso ka warf unsere Kavallerie die feindliche. Russische griffe auf Mariampol scheiterten.
Oberste Heeresleitung.
Großes Hauptquartier, 17. Mai. (W. T. B.) tier ier, fg zwischen Pil ica und oberer Weichsel, nn wie auf der Front . w fortgesetzt. Bei Jaroslau und nördlich ist es an mehreren klen gelungen, den San zu überschreiten. Um Przemysl
d gekämpft. Oberste Heeresleitung.
Großes Hauptquartier, 18. Mai. (W. T. B.) Nördlich PRrzemysl, von südlich Jaroslau bis zur Einmündung des Wislol in den San, haben sich deutsche und osterreichisch⸗ ungarische Truppen den Uebergang über den San erkämpft. Der Gegner geht hier weiter nach Osten und Nordosten zurück. Zwischen Pilica und oberer Weichsel (bei Ilza und Lagow) südöstlich Przemysl sowie in der Gegend von Stryj sind seit gestern größere Kämpfe im Gange. Oberste Heeresleitung.
Wien, 17. Mai. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Im Verhältnis zu den hartnäckigen Kämpfen der vergangenen zwei Wochen verlief der gestrige Tag an der ganzen Front im allgemeinen ohne wesentliche Ereignisse. Die Armeen haben weiter nach vorwärts Raum gewonnen. Die gegen den oberen Dnjestr vorgerückten Kolonnen haben mit Teilen nun auch Drohobycz genommen, weitere 5100 Gefangene ge— macht und 8 Maschinengewehre erbeutet.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Der Krieg zur See.
Durch die Zeitungen ging am 15. d. M. eine kleine unscheinbare Mitteilung, die aber doch recht interessantes zu denken gestattet. Es hieß dort, daß die Torpedierung des eng⸗ lischen Linienschiffs „Goliath“ vor den Dardanellen entweder auf eine Ueberraschung zurückzuführen sei oder es sei, während es einen Angriff deckte, von eigenen Zerstörern torpediert worden. Dies Letztere wird dann als eine Wieder⸗ holung der Taktik bezeichnet, „die schon vor zwei Monaten den Verlust dreier schöner Schiffe verursacht hat.“ Es kann also keinem Zweifel unterliegen, daß die „Daily News“, der die Nachricht entstammt, von einem zweiten Kampf zwischen englischen Flottenteilen spricht, der etwa im Anfang des letzten Drittels des März stattgefunden haben müßte. Die norwegische Seeschlacht kann nicht gemeint sein, denn sie war erst in der Nacht vom 7. zum 8. April, auch haben da Torpedoboote nicht die wichtigste Rolle gespielt. Daß in der angegebenen Märzzeit etwas für die englische Flotte nicht Erfreuliches stattgefunden hatte, davon hatte man auch bei uns Kunde, genau so wie man nach der norwegischen Schlacht von beschädigten Schiffen gehört hatte. Damals war es ein aufgefangener Brief, der Gewißheit brachte, jetzt eine — sagen wir kleine Entgleisung der Zeitung oder Unachtsamkeit des Zensors, die große Wahrschein— keit gibt. Wir wollen uns erinnern, daß die englische Presse nach verschiedenen Anzeichen gut unterrichtet ist, auch zu schweigen weiß, es läuft aber manchmal etwas unter. Denken wir an die Zeit des Verlustes von „ 29“, wo auch eine Zeitung ge— maßregelt wurde, weil sie etwas brachte, was offenbar gute Schlüsse zuließ auf die Vorgänge bei dieser Tat, die das Licht der Oeffentlichkeit zu scheuen scheint, vielleicht hat sich dabei auch etwas ereignet, was nicht zur Mehrung der englischen Flotte beitrug?
Der Krieg der Türkei gegen den Dreiverbhand.
St. Petersburg, 17. Mai. (W. T. B. Mitteilung des Großen Generalstabes. Am 15. Mai beschoß die Flotte des Schwarzen Meeres Kephken, Eregli und Kilimli. Sie vernichtete vier beladene Dampfer und zwanzig Segelschiffe.
Konstantinopel, 17. Mai, 7 Uhr 10 Minuten Abends. (W. T. B.) Das Hauptquartier teilt mit: An der Darda⸗ nellenfront bei Ari Burnu fand gestern außer schwachem Artillerie⸗ und Infanteriefeuer keine wichtige Aktion statt. Ein kleiner Transport wurde durch unsere Granaten beschädigt. Im Süden bei Sedil Bahr nahmen die Truppen unseres rechten Flügels eine Höhe wieder, die 200 Meter von unseren Stellungen entfernt liegt. Ein französischer Kreuzer landete gestern bei Sarskale, westlich von Mekri an der Südküste von Smyrna 60 Soldaten, die wieder die Flucht ergriffen, als unsere Küstenposten ihr Feuer erwiderten. Ein anderer Kreuzer landete etwa 100 Soldaten bei Sefat westlich von Fenike. Unsere Truppen vertrieben den Feind, der zehn Tote respektive Verwundete hatte. In der Nacht vom 15. zum 16. Mai zogen sich zwei vor den Forts von Smyrna fahrende Kreuzer zurück, nachdem einer von ihnen durch das Feuer unserer Batterien beschädigt worden war. Von den anderen Kriegsschauplätzen ist nichts Wichtiges zu melden.
Parlamentarische Nachrichten.
Dem Reichstage ist zu der Denkschrift über wirt— schaftliche Maßnahmen aus Anlaß des Krieges ein vierter Nachtrag zugegangen, der die Lage der Reichs— bank und des Geldmarktes in den sechs Kriegsmonaten November 1914 bis einschließlich April 1915 be— handelt, also für die Zeit, über die er berichtet, eine Ergänzung der ersten drei Nachträge zur Denkschrift bildet. Beigefügt sind zwei Anlagen, die im besonderen die zweite Kriegsanleihe und die Weiterentwicklung der Darlehnskassen be— handeln.
Der Seniorenkonvent des Hauses der Abgeordneten hat, wie W. T. B.“ berichtet, gestern beschlofsen, die erste Sitzung nach der Vertagung am 1. Juni, Nachmittags 2 Uhr, mit folgender Tagesordnung stattfinden zu lassen: 1) Beratung des Antrages der Abag. Brütt und Genossen, betressend die Sicherstellung der Ernährung des Heeres, der Flotte und des Volkes, 2) zweite Beratung des Entwurss eines Wohnungsgesetzes, 3) wiederholte Beratung des vom Herrenhause in abgeänderter Fassung zurück—⸗ gelangten Gesetzentwurfs, betreffend die Abänderung des Gesetzes über die Fürsorgeerziebung Minderjäbriger vom 2. Juli 19650. Nach den Vereinbarungen unter den Fraktiont vertretern wird der Antrag der Abgg. Brütt und Genossen ohne Erörterung der ver— stärkten Budgetkommission überwiesen und der Entwurf eines Wohnunasgesetzes obne Frörterung zur nochmaligen Beratung an die Kommission zurückverwiesen werden. Am Schlusse der ersten Sitzung wird der Präsident dem Hause vorschlagen, ihn zu ermächtigen, eine weitere Plenaisitzung selbständig, aber nicht vor dem T. n. M. an zuberaumen und die Tagesordnung dafür zu bestimmen. Das Fischerei⸗ gesetz wird voraussichilich in der zweiten Sitzung nach der Vertagung beraten werden.
Wohlfahrt pflege.
Wie . W. T. B. berichtet, hat das Zentrallomitee vom Roten Kreuß bet leinen -Bestrebungen, eine jweckmäßlge Beschäftigung der Kriegs beschädtgten in den Lazaretten zu fördern, eine Zentral⸗ stelle für kostenlosen brteflichen Unterricht in Deuisch, Schönschreiben, Kurnnchtift, Rechnen, Geschichte, Verwaltungskunde und Erdkunde in Kiel, Gerhardstraße 49, errichtet. Dieser schrutliche Unterricht hat den großen Vorzug, daß kein Lehrerwechsel oder Spstem.= wechsel stattjufinden braucht, weng der Beschäftigte seinen Auf⸗ enthaltsort verändert. Die Zentralstelle ist gern bereit, diesen unent⸗ geltlichen Unterricht auch solchen Kriegsbeschäbigten erteilen zu lassen, die schon aus der Lazarettbehandlung ertlassen sind. Anmeldungen sind an die genannte Zentralstelle in Kiel zu richien.
Die schweizerischen Tierschutzvereine beabsichligen nach einer Mel⸗ dung von. W. T. B. aus Bern die Schaffung eines sogenannten Internationalen Roten Sternes, der dieselbe Aufgate für die im Kriege verwundeten oder erkrankten Tiere haben soll, wie das Rote Kreuz für die Menschen. In einer am 24. Juli in Genf stattfindenden internationalen Konferenz wird beantragt werden, der schweizerische Bundesrat möchte ersucht werden, die Gründung durch internationale Vereinbarungen in die Hand zu nehmen.
Nr. 12 des Eisenbahnverordnungsblatts“, berausg— gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbetten, vom 14. Mai bat folgenden Inhalt: Bekanntmachung des Stellvertreters des Reichs ⸗ kanzlers vom 26. April 1915, betr. Aenderung der Militärtransport⸗ ordnung. — Nachrichten.
Statistik und Volkswirtschaft.
Entwicklung des Beschäftigungs grades in Groß Berlin in der Zeit vom 1. bis 8. Mai 1915.
Nach der vergleichenden Darstellung des gewerblichen und industriellen Beschäftigungs grades in Groß Berlin am 1. und 8. Mai, die das Statistische Amt der Stadt Berlin veröffentlicht, nahm in der Zeit zwischen ditsen beiden Stichtagen die Gesamtzahl der dersicherungspflichtigen Miiglieder von 236 Kranken kassen Groß Berlins von 1156 557 auf 1146 393, d. i. um 41654 oder Os oo ab, wohl unter der Wirkung der milttärischen Ein⸗ berufungen wie des augenblicklichen Nachlaffens des Bedarfs in ver— schiedenen Zweigen der Kriegeindustrie. Die Zahl der männlichen Beschäftigten verminderte sich um 56588 oder Cs oo, während die der weiblichen um 1424 oder O2 οιν gestiegen sst.
Bei den 28 allgemeinen Ortskrankenkassen ist bei den Männern eine Abnahme um 2919 oder 1b, bet den Frauen eine Zunahme um 779 oder Os G, bei beiden Geschlechtern zusammen eine Abnahme um 2140 oder Oo o festzustellen. Die Berliner allgemeine Ortskrankenkasse insbefondere zeigt einen beinahe völlig unveränderten Bestand an weiblichen Veisicherunaspflichngen, die Zahl der männlichen aber ist auch hier um 1894 oder 1,20 0σον zurück⸗ gegangen.
Die 205 gewerblich gegliederten Krankenkassen haben
bei einer Zunahme der Frauen um 656 oder O,s o/o doch im ganzen eine Abnahme um 2028 Versicherungepflichtige oder G, oo zu ver— zeichnen. Auch bei den meisten der im einzelnen unterschiedenen Gewerbegruppen ist diesmal ein Weniger an Versicherungepflichtigen zu bemerken. Die Zahl der bei 39 Fachverbänden der freien Gewerk- schaften gezählten Arbeits lofen sank in der Woche vom 3. bis zum 10. Mai von 3712 auf 3523. d. l. um 189 oder H, g Oso. Im ein⸗ zelnen ist zu erwähnen die Abnahme bel den Holzarbeitern um 73, bei den 6 Verbänden der Bauarbeiter um l, bei den Buchdruckern um 9, während es sich sonst um nur geringere Veränderungen handelt.
Nach dem Bericht des Verbandes märkischer Arbeitsnackweise über die Lage des Arbeitsmarktes in der Zeit vom 2. bis 8. Mat wurden durch die öffentlichen Arbeitsnachweise Groß Berlins 4729 (in der Vorwoche 4985) Stellen für männliche und 2105 12723) für weibliche Arbeitskräfte vermittelt. Offene Stellen waren 62356 (6634) für männliches und 30965 (3530) für weibliches Personal vor= banden, wäbrend 4639 (4752) männliche und 3561 (3924) weibliche Arbeitsuchende gezählt wurden. Die Verhältnisse des Arbeitsmarkts zeigen, daß sich allmählich eine gewisse Stetigkeit der allgemeinen Lage des Arbeitsmarkts zu entwickeln scheint.
Kunft und Wissenschaft.
In Cassel ist, wie . W. T. B.‘ meldet, der Maler und Pto— fessor an der dortigen Königlichen Kunstakademie Hermann Knack— fuß im 66. Lebensjahre gestorben. Er war in Wissen 4. d. Steg geboren, bildete sich in Düsseldorf unter der Leitung von Bendemann und Gebhardt aus, vernefte seine Studien durch einen mehrjährigen Aufenthalt in Rom und wurde im Jahre 1880 Professor an der Cafseler Akatemie. Zahlreiche Studienreisen führten Knackfuß auch in der Folgezeit nach den Niederlanden, Dänemark. Frankreich, Spanien, den südslawischen Ländern, nach Aegypten und Kleinasien; im Jahre 1898 machte er im Gefolge Seiner Majestät des Kaisers und Königs eins Reise nach Konstantin opel, Palästina und Syrien. Im ersten Jahrzehnt seiner künstlerischen Tätigkeit beschäftigte Knackfuß sich vornehmlich mit der Zeichnung von Illustra— ßionen für den Holzschnitt, daneben aber malte er schon den Vorhang und Deckengemälde für das Stadttheater in Barmen. Seit dem Ende der 70 er Jahre schuf er zahlreiche Wand. und Deckengemälde; so in der Aula des Gymnasiums in Wohlau, im Casseler Regterungs= gebäude, in der Bahnhofshalle in Straßburg i. E., in der Offiziers⸗ speiseanstalt der Leibgardehusaren in Potsdam und im Gasseler Ge richtsgebäude. Daneben malte er Staffeleibilder meist geschichtlichen Inhalts. Von ihnen selen genannt: Die Gefangennahme Friedrichs des Schönen in der Schlacht bei Mübldorf, Rudolf von Habsburg empfängt im Feldlager vor Basel durch Friedrich von Hohenzollern die Nachricht von seiner Wahl zum Deutschen Kaiser, die Erteilung des Ritterschlageg an den Burggrafen Friedrich IV. von Nürnberg durch den Kaiser Heinrich VII. (diese Gemälde befinden sich im Besitz Seiner Majestät des Katsers und Königs) sowie der Einzug Kaiser Wilhelms 11. in Damaskus. Auch als kunsfgeschichtlicher Schr fisteller hat der Perstorbene sich vielfach betätigt. In einer zusammen mit anderen Kunstschriftstellern herausgegebenen Folge von Künstlerbiographien“ verfaßte Knackfuß die Bände: Dürer, Holbein, Raffael, Michelangelo, Tizian, Rubens, van Dyck, Rembrandt, Franz Hals, Velasquez, Murillo und Menzel. Auch veröffentlichte er eine zweibändige Kunstgeschichte! und gab zusammen mit Georg Zimmer⸗ mann und Walter Gensel eine „Allgemeine Kunstgeschichte' heraus.
Dem Jabregbericht des römisch⸗germanischen Zentral museums in Matlnz für das Rechnungsjahr vom 1. April 1914 bis dahin 1915 ist zu entnehmen, daß der Krieg sich in dem wesentlich eingeschräntten Verkehr der Anstalt mit ähnlichen Anstalten des Auslands bemerkbar machte, während er im Inland ziemlich in gewöhnlichem Umfang weiterging. Die ,, wurden seitens einiger Vereine herabgesetzt und die Verkäufe von Modellen usw. blieben binter den Ergebnissen der letzten Jahre zursick, dagegen wurde sestens des Reichs und Hessens die ganze Jahresunterstützung aufrecht