1915 / 212 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 08 Sep 1915 18:00:01 GMT) scan diff

Ausstellungsnachrichten.

Eine Kupferschau aus Anlaß der Metallbeschlagnahme bat in Nürnberg, wo das Kupferschmiede gewerbe in hoher Blüte stand, das Germanische Natienalmuseum im r Kupfer⸗ stichlabinetig veranstaltet, Die Augsftellung, die aus zffentlichem und privatem B unter starker Beteiligung des Altertümerbandels in der Eile jusammengebracht wurde, 3 den praktischen Zweck, das Publikum und die Volljuggorgane der Behörden über die weniger ene. Schönheiten des alten Gebrauchskupfers aufzuklären. N auggesprochenen Kunstformen sind darum hauptsächlich solche Gegenstande 2 2 die an sich unter die Beschlagnahme fallen können (wie alte Wasserbehälter und Kannen, Backformen u. dergl.), aber durch Gestolt und Zierat kunst⸗ und kulturgeschichtlichen Wert besitzen. Insbesondere soll das Interesse auf die zarte aste Punzlerung gelenkt werden, die nur zu häufig geringer geachtet wird als aufdring' liche halbmoderne Geschmacklosigkeiten. Die Bessimmung, daß Kupfergeräte mit Beschlägen im allgemeinen nur ass Alimetall gelten, hat dazu geführt, daß gute alte Stücke durch vorellige Entfernung 2 , men jerstört wurden. Daz sollte tunlichst überall verhindert

erden.

Verkehrswesen.

Postaufträge nach der Schweiz können mit dem Vermerk „zar Schuldbetreibung versehen sein. Werden solche Postaufträge nicht eingelöst, so fordert die schwezerische Postverwallung die Auf— trgggeber auf, ein lsörmliches Betreibungsverlangen, das Namen und Wohnort des Gläubigers und des Schuldnert, die Forderungssumme in gesetzlicher Schweijerwährung und Art und Datum der Forderungs— urkunde oder in Ermangelung emer solchen den Grund der Forderung enthalten muß, sowie den geJetzlichen Kostenvorschuß einzusenden, der 105 Fr. für Forderungen bis 100 Fr. und 1,75 Fr. für höhere Forderungen beträgt. Außerdem sind ein schweizerischer Gerlchtsfitz und eine dort wobnhafte Person zu beieichnen, der die Betreibungs— urkanden zugestellt werden sollen. Wird diesen Vorschriften nicht genügt, so geht der Postauftrag an den Aufgabeort zurück.

Nr. 37 des Zentralblattg für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichzamt des Innern, vom 3. September 15915 hat folgenden Inhalt: Justlzwesen: Aenderungen und Ergänzungen des Verzeichnisses der mit der Einziehung von Gerichtefosten be— trauten Behörden (Kassen). Zoll und Steuerwesen: Zulassung von Waldmelster ag Tabakersatzssoff. Veränderungen in dem Stande und den Befugnissen der Zoll und Steuerstellen. Handels— und Gewerbewesen: Vertriebsgesellschaften für den Steinkohlen, und Braunkohlenbergbau. Polizeiwefen: Auswelsung von Ausländern aus dem Reichsgebiete.

Theater und Musik.

Lessingtheater.

Das Lessingtheater griff gestern auf ein Schaufpiel zurück, das vor zehn Jahren an dieser Bähne, als sie noch unter Brahms Leitung stand, seine Uraufführung erlebt hatte: Stein un ker Steinen? von Hermann Sudermann. Das Schauspiel, das mit seiner handfesten Theatralik und an das Voltsstück gemahnenden Rührselig= keit dereinst dem überfeinerten Geschmack der Lessingtheaterbesucher nicht behagen wollte, erregte gestern keinen Meinungsstreit mehr. Ist eine innere Wandlung des Publikums vor sich gegangen, durch die es einfacheren Gefühlsregungen zugänglicher geworden ist, oder machte

ch gestern nur eine gewisse Duldsamkeit gegenüber einem Stück geltend, über das die Akten bereits geschlossen sind? Eg ist schwer zu entschelden. Die gestrige Aufführung des Schauspiels stand, obwohl mit Ausnahme des dem Lessingtheater wiedergewonnenen Albert Bassermann, lauter neue Kräfte am Werke waren, der des Jahres 1905 keineswegs nach. Besonders stark fesselte der dritte in der Kantine spielende Akt mit seinem wirksamen Schluß, während die Stimmung nach dem vierten merklich abflaute. Als Darsteller ist Albert Bassermann, der den um seine bürgerliche Exlstenz ringenden, entlassenen Sträfling Jakob Biegler spielte, wiederum an erster Stelle zu nennen. Erich Kaiser-⸗ Titz als sein Gegenspleler traf den Ton des abstoßend rohen, weltmännisch selbst— bewußten Stelnmetzen Göttlingk, ebenfalls sebr überzeugend. Als Zuchthaushumorlst Struve führte sich Hermann Vallentin, das bisherige beliebte Mitglied des Königlichen Schauspiel⸗ hauses, mit Glück an seiner neuen Wlrkungsstätte ein. Auch der bis an die Grenze der Möglichkeit menschenfreundliche Steinmetzmeister Zarncke fand in Kurt Götz einen trefflichen Vertreter. Nicht minder gut waren die weiblichen Rollen besetzt. Das urwüchsige Talent von

„Marie, in der Wiedergat 9a Hansens und un. aufdringlich drollig die schwatzhaste Wirischafterin Pzula Ebersys. Dle Zlener, John, N und Platen vervollständigten in den kleineren Rollen das f setönte Zusammensplel, um das sich der zuletzt Genannte auch als Spielordner verdient gemacht hatte.

Morgen, Donnerstag, werden im Königlichen Opernhause Die lustigen Weiber von Windsor“ in folgender Besetzung gegeben: rau Fluth: Fräulein Alfermann; Frau Reich: Frau Boetze; Anna eich: Frau Engell; Falstaff: Herr Knüpfer; Fluth: Herr Bischoff; Reich: Herr Krasa; Fenton: Herr Sommer; Spärlich: Herr Henke; Cajus: Herr Wolter vom Hoftheater in Schwerin als Gast. Dlri⸗ gent ist der Kapellmeister von Strauß.

Die Spielzeit des Königlichen Schauspielbauses, die mit Rücksicht auf szenlsche Schwierigkeiten nicht, wie ursprünglich vor⸗ gesehen, am 1. September beginnen konnte, wird am Sonnabend, den 11. d. M., eröffnet werden, und jwar mit einer Aufführung von Wildenbruchs Quitzowg * (178. Dauerbezugsvorstellung) Es folgen am 84 Freytags Journglistenꝰ (175. Dauerbezugsvorsiellung) und am Montag Lessings Minna von Barnhelm“ (180. Dauer- bezugsvorstellung)! Der Vorverkauf der Eintrittskarten beginnt am morgigen Donnergztag.

Fräulein Maria Fein, bisher am Hoftheater in Dresden, beginnt am Montag ihre Täsigkeit am Deutschen Theater. Sie splelt in der Neueinstudierung von Hebbels „Judith“ die Titelrolle.

Mannigfaltiges. Berlin, 8. September 1915.

Der Oberbefeblshaber in den Marken, Generaloberst von Kessel erläßt unter dem 7. Septemher d. J.,, wie W. T. B.“ mitteilt, folgende Bekanntmachung: „Für den Landespollzeibeztrk Berlin und für die Gemeinden im Kreise Teltow. Berlin-Treptow, Berlin⸗Brltz, Berlin. Dahlem, Berlin⸗Friedenau, Berlin Grunewald, Berlin⸗Johannisthal. Berlin ⸗Lankwitz, BerlinLichterfelde, Berlin⸗ Mariendorf, Berlin Niederschönewelde, Yerlin. Schmargenderf, Berlin⸗ Steglitz, Berlin-Tempelhof, im Kreise Niederbarnim, Berlin-Pankow, Berlin⸗Reinickendorf, Berlin. Weißenser, bestimme ich biermit im An⸗ schluß an meine Bekanntmachung vom is. Juli 1915, O.⸗Nr. 34 458: Zur Ersparung von Beleuchtungsstoffen wird die Fort— lassung der Beleuchtung an allen mit Pferden bespannten Fuhr⸗— perken noch bis einschließlich 15. Oktober 1915 gestattet. Die be— stehenden polizeilichen Vorschriften treten insoweit außer Kraft.“

Ueber Kriegsnagelungen schreibt der Professor Dr.Ing. H. Phleps⸗Danzig im „Zentralblatt der Bauverwaltung“: An (iner DVaugecke in der Nähe des Stephandomes in Wien stehl ein mit un. zähligen eisernen Nägeln benagelter kleiner Baumstamm. Die Sage erzählt, daß jeder, der an dem Gotteshaus des heiligen Stephan müt— gewirkt hötte, sich mit einem Nagel an diesem Erinnerungsmal ver⸗ ewigte. Unser jetziger Krieg hat diese Sitte neu erweckt. So wie der schlichte Wiener Werkmann durch eine Nagelung dem der Gottheit gewidmeten Denkmal huldigen wollte, gedenkt man nun im ganzen Deutschen Reiche in ähnlicher Handkung seiner Ghr⸗ furcht und Hingebung zu Kaiser und Reich äußerlich Ausdruck zu verleihen. Um den Kriegsnöten zu steuern, soll mit der Nage— lung zugleich eine Opfergabe an Geld verbunden sein. Hler— mit allein ist der gewollte Zweck noch nicht erreicht. Da der genagelte Holzkörper zugleich als Erinnerungemal an den vaterländischen Geist während deg Krieges späteren Geschlechtern erhalten bleiben soll, ergibt sich zugleich der künstlerische Gedanke, den genagelten Aufbau in eine eigenartige Form ju kleiden. Man hat bisher hierbei vor— wiegend zu figürlichen Formen gegriffen. So ging z. B. zuerst Wien mit einem eisernen Ritter voran. In Deutschland betraten mehrere Städte einen ähnlichen Weg, Heilbronn mit einem Eifenhart, Mannheim mit einem eisernen Roland, Hamburg mit einem eisernen Michael (2.70 m hoch), Bremen mit einem elsernen Roland, Emden mit einem „Isern Keerl van Emden“ (2m hoch), Breslau mit einem eisernen Michael Hm hoch) und Berlin mit einem 10m hohen Hindenburg. Frank⸗ furt a. M. wähle einen sitzenden Adler, Lübeck den Doppeladler seines Wappens, Potsdam und Wannsee begnügten sich mit einfachen eisernen Kreuzen, Gozlar griff zu drei Schilden, die Hindenburg, Weddigen und den namenlosen Helden gewidmet sind, und Schöne— berg entschied sich für eine Tür. Bei den meisten dieser Wahrzeichen unterließ man es, die Formengehung den techntschen Bedingungen anzupassen. Die erste Erwägung hierüber betrifft die Form an sich. Es muß zu allererst dafür Sorge getragen werden, daß die Nägel einen sicheren Halt bekommen, daß die Gefahr des Aufeinander treffeng einzelner Nägel ausgeschlossen bleibt und daß sie an jeder Stelle lelcht eingeschlagen werden können. Aus diesem Grunde sind spitze Winkel, kleine buckelartige Erhöhungen und scharfe Einschnitie zu vermeiden. Figürliche Darstellungen bergen aber diefe Mißstände stets in sich, und deshalb werden solche Stellen durch die Nagelung immer unschöne Veränderungen erleiden. Die für Nagelungen günstigen Formen setzen sich nach dem Angesührten aus geraden Flächen, Randkörpern, stumpfwinkligen und flachgewellten Vorsprüngen zusammen. Eine zweite Erwägung muß dafür Vorsorge treffen, daß der genagelte Körver, wenn er der Einwirkung des Wetteis prels— gegeben wird, nicht Risse bekommt. Hierzu dienen eiserne Sicherungen. Dlesen beiden grundlegenden Erwägungen entsprechen am messten die Tafel oder die Säule. Als nächstliegende Form für Tafelnage— lung en kann man die Tür als Gingangstür von Kirchen und öffent—

ö

amenszug unseres A Jabres zahl des Kriegs jabres lönnte auch besonderg geformte der Nagelung di auf⸗ chrauben. Außerdem jassen sich tafelförmige Wahrzeichen gesondert

Innen und Außenwänden von Kirchen, Rathäusern und Stadt. toren aufhängen. ien muß dafür Sorge getragen werden, das Holz vor flüssen der Feuchtigkeit bewahrt bleibt. kann außer den üblichen daß Werfen verhindernden Vor— kehrungen ein Schutzdach und ein metallener Randschutz bewirken Für eine zweite Form genagelter Wahrzeichen wären ein sache Balken vor- zuschlagen, die, ein, oder zweiseitig genagelt, in Torwegen oder Vor— hallen von öffentlichn Gebäuden in wagerechter Lage aufgehängt werden können. Diese Form dürfte sich für kleinere Gemeinden eignen und trotz ihrer Einfachheit sich als wirkunqevoll erweisen. Ez ist von Wichtigkeit gerade für die kleinen Gemeinden, wo die Mittel gering sind, nach eigenartigen Wahrjeichen zu suchen. Wäre es nicht angebracht, über den genagelten Gegenstand hinwegzugehen und außer diesen auch Gebilde der Natur heranzuztehen? So z. B. könnte man die Tanne nehmen, die an einem besonderen genagelten. Gerüst mit eiserner Deckschiene sich leicht befestigen ließe und die dann, vierteljährlich erneut, zugleich ein Zeichen ewig wach blelbenden Gedenkens an die Heldenzeit des großen Krieges darstellen würde. Allen Wahrzeichen voran dürfte die Säulenform steben, nicht allen deshalb, weil wir sie seit unserer altgermanischen Vorzeit lleben, sondern auch wegen ihrer ästhetischen wie technischen Vorzüge. Mit ihrer aufrechtstehenden Form lassen sich im Freien wle im Innern stets Bilder von eigenartigem Rein schaffen. Ihr äußeres Gewand, ob rund oder vlelkantig, verbürgt die für eine gute Nagelung not wendigen Voraussetzungen keine übermäßigen Erhöhungen und Einschnitte So haben die Stadt Danzig und die Stadt Thorn fi für Säulen entschieden. In Danzig sitzt die Säule mit vler Eisen verankert auf einem Sockel von Kunstgranit und Porphyr. Sie ist aus mehreren Teilen weichen Kiefernholzes mit Quarklelm zus ammengeleimt. Um Risse zu vermeiden, hat sie eine sechsfache eiserne Bereifung erhalten. Auch dag bekrönende Kreuz, an dessen Innerem Vertiefungen liegen, ist am Rande mit starkem Eisenblech geschützt. Desgleichen trägt der Uebergang vom Kreuz zum Schaft ein Eisenkleld. Auf diese Weise ist dem Einwirken der Witterung schon in der Verteilung der Baustoffe Einhalt geboten. Die Säule wurde jweimal mit heißem Leinöl gestrichen. Wenn dle Nagelung, die in Form eines silbernen Ornamentz auf eisernem Grund volljogen wird, vollendet ist, so werden die elsernen Nägel in gewissen Zeltabschnitten mit einem schützenden Anstrich versehen werden. Die etfernen Relfen des Schaftes dienen außer technischen Zwecken zugleich als die ehernen Verkünder unserer Fürsten und Helden, soweit sie auf den Osten Bezug haben Der oberste Relf trägt die Namen des Kaisers sowie des Kronprinzen und des Prinzen Heinrich, der zweite Reif: Hindenburg, Mackensen, Falkenhayn, der dritte: Tupitz, Spec, Weddingen. Das Eisenwerk wurde schwarz gestrichen, die Buchstaben blaugrün. Für die Kronprinzessin, die mit ihrem Nagel und den Nägeln für dle kronprinzlichen Kinder die Nagelung selbst einleitete, wurde eine besondere Stelle in Wappen form ausgespart. Als Rand dieses Wappens reihen sich die Nägel der Ehrengäste. An der Thorner Säule sind die gleichen Beweg⸗ gründe wie am vorigen berücksichtigt worden. Hier follte das Kreuz allein genagelt werden, was auf die Gesamterscheinung ihres Auf— baues wesentlich einwirkte. Bei gerlngen Mitteln konnte man sich begnügen, nur einzelne Stellen einer Säule zu benageln. Es lassen sich auch hier, besonders durch die metallenen Bekrönungen, leicht eigenartige Formen bilden. Auch der Gedanke, solche Säulen zugleich als Kranzhalter auszubilden, läßt sich leicht und billig in die Tat umsetzen und gibt dem Denkmal einen neuen Wert.

Auf der Treptower Sternwarte finden in den nächsten Tagen folgende kinematographlschen Vorführungen mit erklärenden Vorträgen statt: Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: „Unser Heer in Krieg und Frieden?“, um 5 Uhr; „‚Unsere Feldgrauen an der Front“, Abends 7 Uhr: „Siegeszug der Verbündeten in Galizien; Mittwoch, den 15. September: ‚Aus fernen Landen‘. In jedem finemato⸗ graphischen Vortrag werden neue Kriegsfilme vorgeführt. Am Dienstag, den 14. September, Abends 7 Uhr, spricht der Direktor Dr. F. S.. Archenhold an der Hand zablreicher Lichtbilder über: »Das Geheimnis des Weltenbaueg“, am Sonnabend, den 11. Sep- tember, Nachmlttags 5 Uhr, wird der Lichtbilderbortrag: ‚ÜUnser Planerensystem“ gehalten. Mit dem großen Fernrohr önnen , m Doppelsterne, der ‚Japtter' und der Mond beobachtet werden.

Kopenhagen, 7. September. (W. T. B) An Bord des norwegischen Dampfers „Marie“, der mlt einer wertvollen Stückgutladung nach London unterwegs war, brach am 2. September während heftigen Sturms Feuer aut, das sich schnell über das ganze Schiff verbreitete, sodaß die Besatzung gezwungen war, in die Boote zu gehen. Zwei Boote wurden von Sturme weggerifsen, ein drittes, in das sich die Besatzung rettete, lief zur Hälfte voll Wasser, Die Schiffbrüchigen wurden schließlich von dem griechischen Dampfer Marcella“ aufgenommen und in Port Talbot gelandet.

(Fortsetzung des Amtlichen und Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Freitag: Rausch.

Theater.

Deutsches ünstlerthenter. (irn

Schillerthenter. O. (Waltner⸗

Thaliatheater. (Direltlon: Kren und

Añnigliche Schauspiele. Donners

tag: Opernhaus. 183. Abonnements⸗ vorstellung. Die lustigen Weiber von Windsor. Komisch- phantastische Oper in 4 Akten nach Shakespeares gleich⸗ namigem Lustspiel von H. S Mosenthal. Musik von Otto Nicolai. Musikalische Leitung: Herr Kapellmeister von Strauß. Regie: Herr Oberregssseur Droescher. Ballett: Herr Ballettmeister Graeb. Chöre: Herr Professor Rüdel. Anfang 79 Uhr.

Frestag; Opernhaus. 184. Abonne⸗ mentsvorstellung. Aida. Oper in vier Akten (7 Bildern) von G. Verdi. Text von Antonio Ghislanzoni, für die deutsche Bühne bearbeitet von Julius Schanz. Anfang 74 Uhr. .

Berliner Theater. Donnerst Abends 8 Uhr: Extrablätter! Heitere Bilder aus ernster Zeit von Bernauer⸗Schanzer und Gordon. Musik von Walter Kollo und Willy Bredschneider.

ü * und folgende Tage: Extra⸗

Theater in der Königgräher

Straße. Donnerstag, Abends 8 Uhr:

Ueber die Kraft, 1. Teil. Schausplel in zwei Akten von Börnstjerne Björnson. Deutsch von Julius Elias.

Sonnabend: Ueber die Kraft,

L. Teil.

Deutsches Theater. Vireltion: Mar Reinhardt). Donnerstag, Abends 6 Uhr: Faust, 2. Teil.

Freitag: Faust, L. Teil.

Sonnabend: Faust, X. Teil.

Kammerspiele. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Weibsteufel. . Freitag: Die beutschen Kleinftädter. Sonnabend: Der Weibsteufel. Volksbühne.

(Theater am Bülowplatz. ) (Untergrundbahn Schönhauser Tor.) Direktion: Max Reinhardt.

Die

Donnerstag, Abends 86 Uhr: Räuber. Freitag und Sonnabend: Die Räuber. Deutsches Opernhaus. (CGhar⸗ lottenburg, Bismarck Straße 34 37. Direktion: Georg Hartmann.) Donnertt., Abendg 8 Uhr: Hoffmanns Er zühlungen. Phantassische Oper in drei Bildern, einem Vorspiel und einem Epilog nach Th. Amadeus Hoffmanns Nooellen von Jules Barbier. Musik von Jacques Offenbach. Freitag: Die Fledermaus. Er zͤh⸗

Sonnabend: Hoffmanns lungen.

Der

bergerstr. 0 71, gegenüber dem Zoologischen Garten.) Sonnabend, den 11. September, Abends 7 Uhr: Eröffnungteporstellung. Zum ersten Male: König Salomo.

Lessingtheater. Donnerstag, Abends 3 Uhr: Stein unter Steinen. Schau⸗ spiel in 4 Atten von Hermann Suder⸗ mann.

Freitag: Baumeister Solnes.

Sonnabend: Stein unter Steinen.

Komische Oper. (An der Weiden dammer Brücke.) Donnerttag, Abends Uhr: Jung muß man sein. Operette in drel Akten von Leo Leipziger und Erich Urban. Gesanggterxte von Leo e , n . 3 reitag und folgende Tage: Jun neuß man sein. z

Theater des Westens. (SStatlon: Zoologischer Garten. Kantstraße 12) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Andersen. Phantastisches Tanzspiel in 7 Bildein und einem Vorspiel. Musik von Oskar Nedbal. Vorher: Am Wörther See. Liederspiel von Thomas Koschat.

Freitag und folgende Tage: Andersen. Vorher: Au Wörther See.

(

theater.) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Der Rau der Sablueriunen. Schwank in vier Akten von Franz und Paul von

Schönthan. Der Raub der Sabine

Freitag: rinnen.

Sonnabend: Zum ersten Male: Seimat.

Charlottenburg. Donnertztag, Abende 8 Uhr: Wohltäter der Menschheit. Schauspiel in drei Akten von Felix Phllippt.

Freitag: Ros mersholm.

Sonnabend: Der G'wissenswur ni.

Lustspielhans. (Friedrichstraße 236) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Herrsch aft licher Diener gesucht . chwan? in drei Akten von Eugen Burg und Louis Taufstein.

Freitag und folgende Tage:

Serr⸗ schaftlicher Diener gesucht ...

Theater am Nallendorsplatz. Donneistag, Abends 86 Uhr: Immer feste druff! Vaterländisches Volksstüqh in vier Bildern hon Hermann Haller und Willt Wolff. Mustk don Walter Kollo.

Freitag und folgende Tage: Immer feste bruff ;

Schönfeld.) Donnerstag: Geschlossen. Freitag: Zum ersten Male: Drei Baar Schuhe.

Trianontheater. (HGeorgenstr. nahe Bahnhof Friedrichstt) Donnerst., Abend 8 Ubr: Die Sydra. Lustspiel in 3 Akten von Karl Ettlinger.

Freitag und folgende Die Sydra.

J ///

Familiennachrichten.

Gestorben: Hr. Regierungs⸗ und Forst⸗ rat 4. D., Geheimer Megierunggsrat Rudolf Godbersen (Berlin). Verw. Fr. Oberst Anna von Hirsch, geb. Muth (Magdeburg).

Tage:

Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg.

Verlag der Expedition (J. V: Mengering) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 32. Drei Beilagen

sowie die 674. und 67. Ausgabe der Deutschen Berlustlisten.

Er ste Beilage

zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.

M 212.

Berlin, Mittwoch, den 8. Septemher

1915.

——

Goldminen

Amtliches.

Deutsches Reich. Uuebersicht

der Prägungen von Reichsmünzen in den deutschen Münzstätten bis Ende August 19135.

Silbe 1m ünzen

Nickelm ünzen Kupfermünzen

1) Im Monat August 1915 sind geprägt worden in:

Doppel

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8

Hiervon auf Privat⸗ rechnung?) MS

Drei⸗ markstũcke

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Ein⸗ Fünfzig markstũcke pfennigstũcke

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2) Vorher waren geprägt n).

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3) Gesamtausprãqung

4) Hlervon sind wieder eingezogen 111166 060 67 341 670

4289 132 680772 276 550 10337432410 281 382 740 172 153 893 319 394 83 G0 7g R dds SS] 8

244 880 20 0943 330 996 1154 394 4151850

Tod T-

74 511 7 7ᷓ F Db d D n R d rs Rv

7075 4 898 6 959 523 30120 40 551 52 40288 63

5) Bleiben.. 1447 966 620701 954 880

5 152 901 500 4A.

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1249 821 761,590 4.

) Einschließlich von Kronen, zu deren Prägung die Reichsbank das Gold eliefert hat. ) Vergl. den Reichsanzeiger vom 9. August 1915, Nr. 186. ö

Berlin, den 7. September 1915.

Hauptbuchhalterei des Reichsschatzamts. Schuckert.

114 197 090, 850 4. 24779 428 13 4.

Aichtamtliches.

(Fortsetzung aus dem Hauptblatt.)

Zu den Mitteilungen des Londoner Auswärtigen Amtes über die deutsch-englischen Verhandlungen im Jahre 1912, die nunmehr im Wortlaut vorliegen, schreibt die „Nord⸗ deutsche Allgemeine Zeitung“:

Der Eindruck, den wir schon von der telegrapbischen Wiedergabe gewonnen, findet sich vollauf bestätigt. Es handelt sich um einen Versuch der englischen Regierung, das englische Publikum und die Welt von der einfachen und klaren Taisache abzulenken, daß die deutschen Bemühungen, im Winter 1912 mit England zu einer den Weltfrieden sichernden Verständigung zu gelangen, an der positiven Weigerung des englischen Kabineits gescheitert sind, Deutschland Neutralität auch nur für den Fall zuzusichern, daß ihm ein Krieg aufgezwungen werden sollte, asso nicht absolute Neu- tralität, wie das den Tatsachen entgegen Mr. Aequith in öffentlicher Rede behauptet und Sir C. Grey in der Times“ vom 27. Januar bestätigt hat.

Wir stellen zunächst fest, daß ein Verlangen nach absoluter Neu tralität schon in dem Entwurf nicht mehr enthalten war, den Lord Haldane von Berlin nach London zurückbrachte, nachdem der Minister die erste in unserer Auegabe vom 18. Juli dieses Jahres wiedergegebene deutsche Formel sofort als zu weitgehend zurückgewiesen hatte. Das Foreign Office wendet nun die Taktik an, besagten Entwurf, in dem die Neutralitätspflicht auf den Fall eines Krieges beschränkt wurde, in dem der beteiligte Vertrag schließende nicht als Angreifer getten könne, in allen Einzelheiten wiederzugeben, um zu beweisen, daß es sich um einen Versuch der deutschen Regierung gehandelt habe, Deutsch— land die absolute Neutralität Englands zu sichern, sich selbst dagegen freie Hand vorzubehalten. Es wird dabei mit der Behauptung operiert, daß die deutschen Formulterungen Deutschland die Möglichkeit geboten haben würde, einen Krieg durch seine Bundesgenossen provozieren zu lassen, unter Berufung auf seine Ver tragspflichten daran teilzunehmen, gleichwohl aber von England Neu⸗ tralität zu verlangen. Daß das englische Anerbieten, sich nicht an einem „unprovozlerten· Angriff gegen Deutschland beteiligen zu wollen, England analog die Möglichkeit bot, seine Freunde zu einem Krieg gegen Deutschland zu veranlassen und dann unter dem Vor— wand nicht neutral zu bleiben, daß kein unprovozterter Angriff vor⸗ liege, scheint dem Foreign Office nicht eingefallen zu sein. Ver— trauen in die gegenseltige bona fides ist die natürliche und selbstver⸗ ständliche Voraussetzung für alle solche Abkommen. Bei der Auf⸗ fassung, die die dentsche Reglerung von ihren Verpflichtungen gegen ihre Drelbundgenossen hegte, . sie Vorsorge dahin treffen, durch die geplanten Vereinbarungen nicht in Gegensatz zu diesen Ver⸗ pflichtungen zu geraten. Daher die Klauseln in dem deutschen Ent⸗ wurf, die die Zusicherung deutscher Neutralität für den Fall aus— schlossen, daß dleselbe mit den Dreibundabmachungen nicht vereinbar war. Auch die weiteren deutschen Vorschläge erscheinen jetzt der englischen Regierung und mit ihr dem ganzen Chor der eng— lischen Presse als eine hinterlistige Falle. Natürlich muß dabei der gegenwärtige Krieg als Probe aufs Exempel für die deutsche Tücke herhalten. Wir wollen ihr diesen Spaß nicht verderben, nur möchten wir als Kuriosum feststellen, daß die englische Kundgebung sich als Eideshelfer für die Behauptung, daß der Krieg tatsächlich ein deutscher Aggressiokrieg sei, auf das worthrüchige Italien beruft. Wir haben bestimmte Gründe für die Annahme, daß die neugeknüpften Be⸗ ziehungen zu dem durch seinen Verrat für alle Zeiten gekennzeichneten Italien von seinen jetzigen Bundesgenossen ais ein Pudendum an— ,. werden. Wie die Anrufung des ttalienischen Zeugnisses lehrt,

kldet die englische Regierung, die mit einem so edlen Enthustasmus für die Heiligkeit der Vertraͤge in den Kampf gezogen ist, in dieser Hinsicht elne Ausnahme.

Es ist nun sehr bedauerlich, daß alle die schönen Argumente, mit denen die englische Regierung jetzt theoretisch zu bewelsen sucht, weshalb die deutschen Neutralisätsformeln für England unannehmbar waren, weder Lord Haldane noch Sir E. Grey zur Verfügung standen, als sie mit dem Grafen Metternich im Winter 1912 verhandelten. Andernfalls wäre es dem e vielleicht möglich gewesen, die Bedenken der Mönister zu beseitigen oder andere Formullerungen vorzuschlagen, die diesen Bedenken Rechnung trugen. Aug der Bericht⸗ erstattung des Grafen Metternich geht aber klar hervor, daß die englischen Minister damals ganz unumwunden zugegeben haben, da die Sorge um die Beziehungen Englands zu Rußland und Frankrei für ihre Haltung ausschlaggebend sei. Die nachssehenden beiden Be— richte des Grafen Metternich mögen dies erweisen:

London, den 15. Februar 1912. Lord Haldane bat mir gestern ausführlich über seine Unter redungen in Berlin Mitteilung gemacht. Ich konnte dabei konsta—⸗ tieren, daß die mir von Euerer Exzellenz zugegangene Information genau mit Lord Haldanes Aeußerungen uͤbereinstimmt. Der

Minister bemerkte, daß seine aus Berlin zurückgebrachten Eindrücke und Mitteilungen auf Sir E. Grey, den Premierminister und seine übrigen Kollegen den besten Eindruck gemacht hätten und daß das Kabinett den dringenden Wunsch hahe, daß eine Vereinbarung zustande komme. Er verhehle sich allerdings nicht die großen Schwierigkeiten, welche die beiden Punkte, Neutralitätsabkommen und Flottennovelle, in sich schlöss'n. Bie englische Regierung könne mit Bezug auf die Neutralttätserklärung unsere Fassung nicht annehmen, weil sie ihr freundschaftliches Ver hältnis zu Frankreich und Rußland nicht in Frage stellen wolle. Er glaube aber, daß eine Fassung in der Art, wie sie von ihm vorgeschlagen sei, von großer und segengreicher Wirkung auf die Beriehungen der beiden Völker sein werde, und daß ein solches Abkommen ebenfalls der übrigen Welr den festen Entschluß der beiden Regierungen beweisen werde, in Frieden und Freundschaft miteinander zu leben. Auch ein solches Abkommen würde die Ecken und Schärfen wegnehmen, welche aus Englands bisherigen Ententeverbältnissen ung gegenüber entstehen könnten. Wenn die von ihm vorgeschlagene oder eine ähnliche Formel von uns akzeptiert würde, so würde damit im englischen Volke die Grundlage zu dem Vertrauen in die beiderseitigen Beztehungen gelegt werden, ohne welches keine diplomatische Formel dauernden Wert habe. Würde dagegen eine Formel gewählt, die einen un— günstigen Einfluß auf die Beziehungen Englands zu Frankreich und Rußland augübe, so wäre damit von vornherein dasz Abkommen mit ung in England unpopulär, und es würde daher nicht den tnneren Wert und die Kraft besitzen, die es zur Herstellung der beiderseitigen freundschaftlichen Beziehungen haben müsse. gez. Metternich.

(Es ist bierzu zu bemerken, daß Lord Haldane schon in Berlin eine Neutralitätsformel entworsen hatte, die dem später an Sir E. Grey gemachten offiziellen Vorschlag ungesähr entsprach.)

London, den 17. März 1912.

Zur Erläuterung des Abkommens, das mir heute Sit Edward Grey nach erneuter Ministerratssitzung für den Fall einer Einigung über die Flottennovelle vorgeschlagen hat und dessen Wortlaut ich gleichzeitig telegraphisch übermittele, bemerkte der Minister, er wolle mir offen sagen, weshalb die englische Regierung Anstand nehme, dag Wort „neutral oder Neutralität“ in das übkommen aufzunehmen. Er müsse bei dem vorgeschlagenen Ab⸗ kommen nicht nur die Beziehungen zu Deutschland, sondern auch zu andern Ländern berücksichtigen. Die englische Regierung müsse mit der Tatsache der wachsenden See⸗ macht Deutschlands rechnen, welche mit der geplanten Flottennovelle eine bedeutende Verstärkung erfahren werde. England könne daher nicht seine bisherigen Freundschaften aufs Spiel setzen. Ein direktes Neutralitätsabkommen würde unbedingt die französische Empfindlichkeit reizen. Dies müsse die eng⸗ lische Regierung vermeiden. Er könne nicht soweit gehen, die Freundschaft mit Frankreich zu gefährden, inz— besondere auch nicht aus folgenden Gesichtspunkten: :

Er set bei dem absoluten Vertrauen, das er in die Person und die Politik des Herrn Reichskanzlers setze, der festen Ueberzeugung, daß die Beziehungen zwischen Deutschland und England sich bessern würden. Er sei ferner der festen Ueberzeugung, daß unter diesen Umständen etwaige Schwierigteiten, die zwischen den beiden Re⸗ gierungen entstehen könnten, keine unerfreulichen Dimensionen an⸗ nehmen würden. Er gehe noch weiter und verbürge sich, daß die englische Politik in dem Sinne des von ihm vorgeschlagenen Ab- kommens geführt werde, auch wenn der Abschluß des Abkommens für den Augenblick an der Flottennovelle scheltern sollte. Ein Neutralitätsabkommen sei aber in seinen Wirkungen unabhängi von Per sönlichkeiten. Die englische Regierung müsse daher au an den Fall denken, daß einmal eine Aenderung in der verantwort— lichen Leitung der Reichs volittt eintreten werde. Daber könne sie über das vorgeschlagene Abkommen nicht hinausgehen und nicht das Risiko laufen, eines Tages die franzosische Freundschaft verscherzt zu haben und zwischen zwei Stühlen zu sitzen. Das vorgeschlagene Abkommen dagegen genüge, um vertrauengvolle und den Frieden

chernde Beziehungen zwijchen uns zu schaffen, ohne daß England eine bestehenden Freundschaften gefährde. Seine Politik sei darauf gerichtet, eine erneute Gruppierung der Mächte in zwei Lager zu vermeiden, und diese werde mit der Zeit ihre Früchte tragen. ; gez. Metternich.

Daß Sir E. Grey seine Ablehnung des deutschen Vorschlags u. a. mit einem möglichen Wechsel in der Person des leitenden deutschen Staatsmanns begründete, fi wie fremd der Minister den Verhältnissen des Auslands und speztell Deutschlandg gegenüberstand. Da die Minister in allen Ländern, besonders auch in Frankreich, häufig wechseln, so würden bei Rezipierung des Greyschen Standpunktes, der nur dle besonderen Verhältnisse in England berücksichtigte, internationale Vereinbarungen überhaupt nicht mehr möglich sein. Auch wurde Graf Metternich 2 den Minister 2 aufmerksam zu machen, daß die auswärtige Politik in Deutschland nicht wie in Eng⸗

land ausschließlich von der jeweiligen Regierung beniehungäweise Parlamentsmajorität abhängig sei, vielmehr biete die Person Seiner Majestät des Kalseis eine Bürgschaft dafür, daß die deutsche Politik auch weiterhin in den friedlichen Bahnen wandeln werde, die sie unter der Regierung Seiner Majestät niemals verlassen habe. Der Minister mute aber Deutschland zu, von den geplanten Rüstungsmaßnahmen Aostand zu nehmen, die nach Ansicht der zuständigen deutschen mtlitärischen Stellen für eine wirksame Defensioe gegen einen Angriff der vereinigten Flotten der Ententemächte absolut erforderlich seten, ohne gleichzeitig die erforderlichen Garantten gegen einen solchen An= ariff geben zu wollen. Jedenfalls sei die von Sir G. Grey gebotene Formel in dieser Hinsicht wertlos. Wenn der Minister ferner auf die Möglichkeit eines Wechsels in der Richtung der deutschen Politik in der Zukunft hinweise, so übersehe er, daß auch wir durch ein etwalges, jedenfalls auf längere Zeit zu treffendes Abkommen in unserer Politit nicht weniger gebunden sein würden als England. Wenn wir also jetzt auf die Durchführung der Flottennovelle in dem beabsichtigten Umfange verzichten sollten, so würden wir uns im Falle eines Wechsels in der englischen Politik gegenüber den Mächten der Tripleentente in einem Zustande maritimer Unterlegenheit befinden. Das Risiko set daher beiderseits das gleiche. Graf Metternich möge daher der englischen Regierung keinen Zweifel darüber belassen, daß das Zustandekommen einer auf ein gegenseitiges Schutzabkommen binauslaufenden, die englische Neutralttät in weitgebender Weise sicherstellenden Vereinbarung die absolute Voraugsetzung dafür bilde, unter der allein der Reichskanzler bei Seiner Maj⸗stät dem Kaiser einen Verzicht auf wesentlich Bestandteile der Flortennopelle befür- worten und der öffentlichen Meinung in Deutschland gegenüber würde rechtfertigen können Graf Metternich glaubte, diese Instruktion dahln auslegen zu sollen, daß nur ein die absolute Neutralität Englands garan- tierendes Abkommen diesen Voraussetzungen entsprechen werde. Er hat sich, wie die englische Veröffentlichung zutreffend erwähnt, auch in diesem Sinne gegen Sir E. Grey ausgesprochen. Daß aber der Botschafter diese Forderung nachträglich, und zwar auf Weisung des Reichskanzlers, zurückgezogen hat, erwähnt das Foreign Office nicht. Als nämlich Graf Metternich be⸗ richtete, Sir E. Grey habe darauf hingewiesen, daß bei den Be⸗ sprechungen Lord Haldaneg mit dem Reichskanzler über die Neutra⸗ litäts formel nicht, wie jetzt, ab so lu te Neutralität gefordert worden set; erhielt der Botschafter die Instruktion, dem Minister zu sagen, daß der deutsche Vorschlag sich an den von Lord Haldane selbst in Berlin stizzierten i anlehne, über den er bezüglich der Neutra⸗ lität nicht hinausgehe. Auch billige der Reichskanzler den Wortlaut der beiden von Graf Metternich vorgeschlagenen Zusatzformeln in dem englischen Entwurf: „England wird daher mindestens wohlwollende Neutralität beobachten, falls Deutschland ein Krieg aufgezwungen werden sollten,

„England wird daher selbstverständlich neutral bleiben, falls Deutschland ein Krieg aufgejwungen wird“, . in denen absolute Neutralität nicht verlangt werde. Im übrigen komme es der Kaiserlichen Regierung nicht auf den Wortlaut, sondern den Inhalt der englischen Zusicherungen an. Deutschland müsse die Gewißheit haben, von England weder direkt noch in einem ihm von dritter Seite aufgezwungenen Krieg angegriffen zu werden.

Graf Metternich meldete daraufhin am 26. März, daß er sofort und ehe der englijche Ministerrat eine endgültige En ᷣischew ung treffe, betonen werde, daß die deutschen Formeln nur relative Neutralität vor sähen und daß deutscherseits eine Zusicherung absoluter Neutralität von England nicht erwartet werde. Er glaube, daß dies die Mög⸗ lichkeit einer Verständtgung wieder in größere Nähe rücke.

Die Hoffnung des Botschafters sollte sich nicht verwirklichen, wie aus nachstehendem Bericht hervorgeht: .

London, den 29. März 1912. Die Frage über den Inhalt einer politischen Vereinbarung mit uns hat dem Ministerrat wiederum vorgelegen. Die englische Regierung will nicht über die von ihr e,, Formel hinaus⸗ gehen. Sir Edward Grey bemängelte den mir von Berlin aus ugegangenen Entwurf für ein Neutralitätsabkommen, weil er nlaß zu verschiedenartiger Auslegung geben fönne. Ein solches Abkommen würde 6 als irgend ein Vertrag, den die englische Regterung mit elner europäischen Macht, mit Ausnabme des alten Portuglesischen Bündnisfes, nder e . habe. Unser Entwurf komme einem Bündnis nahe. Ich ich den Wunsch nach einem Abkommen ausgedruckt., das ehende Neutralität in sich schließe. Ein Abkommen mlt absoluter Bindung für Neutralität werde bei anderen Mächten Mißdeutungen erfahren und könne die Beziehungen Englands zu ihnen schäd was d englische Politik zu vermelden 4 Die englische J dagegen sei klar und enthalte ebenfalls die Absicht der N im Falle unprovozterten Angriffs von dritter Selte. ( will neither make nor join any unprovoked attack. oe, wird keinen unprovozierten machen an einem solchen beteiligen. ö

oder