1915 / 226 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 24 Sep 1915 18:00:01 GMT) scan diff

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g. * 8. 287 ö . F * ö a n., . 26. amtliche Urkunde

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eber, abe, ö 44 . . von den Dardanellen erführe man nur von

Die Befürchtung, daß die Kartoffeln für die menschliche Ernährung vor Eintritt des Winters nicht, oder doch nicht zu annehmbaren Preisen der Bevölkerung in den großen Städten und Industriebezirken zugeführt werden könnten, hat, wie durch

W. T. B.“ mitgeteilt wird, bedauerlicherweise zu einer leb⸗ haf Nachfrage zu einer Zeit geführt, in der die vorwiegend Rartoffeln erzeugenden Bezirke mit der Ernte kaum begonnen haben. Infolgedessen ist vielfach eine Preissteigerung für die 2 eingetreten, die bei den sehr günstigen Ernteaussichten nicht begründet ist.

Die Bewegung auf dem Kartoffelmarkte wird regierungs⸗ seitig mit besonderer Aufmerksamkeit verfolat. Die Regierung verschließt sich nicht der Ueberzeugung, daß der ärmeren Be⸗ völkerung bei der leider unvermeidlichen Steigerung der Preise für die meisten Lebensmittel die Kartoffeln zu vertretbaren Preisen zur Verfügung gestellt werden müssen. Die hierzu er⸗ forderlichen Organisationen sind in Vorbereitung; nötigenfalls wird die Regierung eine Sicherung des für die ärmere Be⸗ völkerung in den Städten und Industriebezirken erforderlichen Bedarfs durch Zwangsmaßnahmen herbeiführen.

Im gegenwärtigen Augenblicke läßt sich weder der im freihändigen Ankauf noch zu deckende Bedarf an Eßkartoffeln, noch die Wirkung der hervorragenden Ernte auf die Preis⸗ bildung genügend übersehen. Es kann deshalb nur dringend davor gewarnt werden, durch übexreilte Eindeckung einer durch die Verhältnisse nicht begründeten Preistreiberei Vor schub zu leisten. .

Besonders lebhaft erhobene Klagen aus dem Rheinisch⸗ Westfälischen Industriegebiet haben die Regierung veranlaßt, zunächst für die Zufuhr größerer Kartoffelmengen nach diesem Gebiet Sorge zu tragen.

Von zuständiger Seite wird uns geschrieben: Bekanntlich sind durch Verfügungen der Militärbefehlshaber Höchstpreise für Benzol, Solventnaph tha usw. festgesetzt. Eine solche Festsetzung von Höchstpreisen bedeutet, daß die dem Verkäufer von Benzol zu gewährende Gegenleistung, in Geld ausgedrückt, eine bestimmte Summe nicht übersteigen darf. Wenn ein Ver— käufer sich neben einem Kaufpreis, der den Höchstpreis erreicht, andere geldwerte Vorteile ausbedingt, so überschreitet er die Höchstpreisbestimmungen ebenso wie der Verkäufer, der sich einen den Höchstpreis übersteigenden Kaufpreis ausbedingt. Nun ist bekannt geworden, daß Benzolgewinnungsanstalten zum Abschluß von Verträgen auffordern, in denen der Kaufpreis allen⸗ dings nicht den Höchstpreis überschreitet, ihn sogar häufig nicht erreicht, in dem aber die verkaufende Benzolgewinnungsanstalt dem Käufer die Uebernahme der Verpflichtung zumutet, auf lange Zeit nach Friedensschluß zu einem vorher festgelegten Preise Benzol zu beziehen. Offenbar geht die Benzol— gewinnungsanstalt dabei von der Erwägung aus, daß nach Friedensschluß der Benzolpreis stark sinken wird. Da in einer solchen vom Verkäufer übernommenen Verpflichtung unter Umständen ein dem Verkäufer eingeräumter geldwerter Vorteil erblickt werden kann, der unter Hinzurechnung des Kaufpreises den Höchstpreis überschreitet, würde sich die Benzolgewinnungs⸗ anstalt und ebenso der Käufer der Gefahr einer strafrechtlichen Verfolgung wegen Ueberschreitung der Höchstpreise aussetzen. Daher kann nur dringend vor der Eingehung solcher Verträge gewarnt werden.

In der Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ ist eine Genehmigungsurkunde, betreffend eine Anleihe der Stadt Berlin, ver— öffentlicht.

Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeiger“ liegen die Ausgaben 702 und 703 der Deutschen Vexlu st— listen bei. Sie enthalten die 336. Verlustliste der preußischen Armee, die 223. Verlustliste der bayerischen Armee, die 198. Verlustliste der sächsischen Armee und die 271. Verlustliste der württembergischen Armee.

Großbritannien und Irland.

Im Unterhause wurde gestern die Anfrage an die Re⸗ gierung gerichtet, ob sie sich darüber schlüssig geworden sei, welche Gesamtstärke die Feldarm een haben sollten und ob bdiese ohne Abänderung des Freiwilligensystems erzielt werden könnte. Der Ministerpräsident Asgquith er— widerte, er müsse auf seine Rede bei der Eröffnung des Par⸗ laments verweisen und könne nicht mehr sagen. Er hoffe aber bald eine Erklärung abgeben zu können. Ueber den weiteren Verlauf der Sitzung berichtet das „W. T. B.“ wie folgt:

In der Debatte fragte Sir Henty Dalziel, wann die ver⸗ sprockene Erklärung der Regierung über die Operationen an den Dardanellen erfolgen werde. Die Minifter hätten mehrfach davon

sprochen und meist in zuversichtlichem Sinne, aber angesichts der

strengen Zensur und der Tatsache, daß von Gallipoli zurucktehrende

Soldaten verschiedene Darstellungen der Operationen gähen, sei es Zeit, daß die Nation eige volle Aufklärung erhielte. Der Redner demängelle sodann die Untätigkeit der Regierung gegenüber der Pꝛreis⸗ eigerung der Lebengmittel, die der Hauptgrund der Unruhe n der Arbeiterwelt sei. Die Preise seien im Vergleiche mit dem Vortell der freien Schiffahrt Englands gegenüber Deutschland un- eheuerlich hoch. Der Bericht, daß der Viehbestand Irlands um g öh Stück seit dem Vorjahre zumückgegengen sei, erheische die ufmerlsamkeit der Neglerung. Str Arthur Markham bemängelte

dle Zenfur. Amerlkanische Blätter veröffentlichten amtliche deutsche ; und vollständige

Reglerung

an die amerikanische r englischen Blätter nicht

D 2 Berichte, die die

fremden Parlamenten. Man sei in völliger Unkenntnig über den Ernst der dortigen dag geblieben. Die Regierung verbindere durch die Einveltscher die Stellung unbequemer == Er babe hin sichtlich der Kriegsührung nie Vertrauen zur Regierung gehabt. Der ndeleminifter Runciman rechtfertigte die Tätigkeit des e. betreffend die Lebenemittelpreise. Er sagte ferner, ie beben Weisenpreife im Jetzten Jahre regten den Anbau in Umerika und Ausfialien an, sodaß der Preis jetzt ge. junken sei. Der Fleilchverbrauch sei mit dem Ausbruch des Krieges gewaltig gestiegen. Dag Handelt amt verbandele mit dem Fleischtrust und babe im ersten Kriegsjahr Fleisch fär 50 Millionen Pfund Sterling gekauft. Der Staatssekretär des Innern Simon recht⸗ fertigte das Preßbureau und sagte, die Wiedergabe der deutschen amt⸗ lichen Berichte werte aus guten Gründen nicht gestattet. Die eng⸗ jische Preffe sei nicht dazu da, für die deutsche Regierung Reklame zu machen. Die letzte Verlustliste weist 33 Offiziere und 1633 Mann auf. Die Verluste des australischen Kontingents an den Dardanellen betragen 19183 Mann.

Frankreich.

Der Kriegsminister Millerand hat gestern in der Kammer einen Gesetzesantrag, betreffend die Stiftung einer Kriegsmedaille, eingebracht. Die Medaille soll während des Krieges Angehörigen des Landheeres und der Marine verliehen werden, die infolge Verwundung oder Krank⸗ heit, soweit diese im Militärdienst entstanden ist, zurückgestellt oder vom weiteren Dienste befreit worden sind. Nach dem Kriege soll die Medaille allen Militärpersonen, die am Feldzug teilgenommen haben, verliehen werden. Die Form der Medaille und die Bedingungen ihrer Verleihung werden durch einen Erlaß geregelt werden.

Aus dem Berichte über die provisorischen Budgetzwälftel verdient noch die Angabe Erwähnung, daß die Einnahmen Frankreichs in dem Jahre seit Kriegsausbruch um andert⸗ halb Milliarden zurückgegangen sind.

Wie der „Temps“ meldet, ist der Bericht des Be⸗ richterstatters der vereinigten Heeresä⸗ und Budgetausschüsse über den sozialistischen Antrag, betreffend Geheim⸗ sitzungen der Kamm er, an die Deputierten und Senatoren verteilt worden. Der Bericht betont, daß geheime Sitzungen unnötig feien, da die Regierung den Parlamentsausschüssen die weitestgehende Kontrolle zugesichert habe, sodaß dem Parlament im flillen die tätige Mitarbeit an der Organisation der Landesverteidigung ermöglicht sei. Der Bericht schließt mit der Aufforderung an die Kammer, den Anirag abzulehnen.

Niederlande.

In der Antwortadresse auf die Thronrede heißt es laut Meldung des „W. T. B.“ unter anderem:

Mit Freuden börten wir von Eurer Majestät, daß der feste Wille der Ftegierung und Volkevertretung, unsere Selbständigkeit zu er halten und den Pflichten der Neutralitst mit Strenge nachzukommen, überall Zustimmüng findet und daß unsere Beziehungen zu allen aus— ländischen Mächten freundschaftlicher Naiur geblieben sind.

Türkei.

Blättermeldungen zufolge ist der Posten des ersten Rechts beirats der Pforte, den bis zum 30. Oktober 1914 der französische Graf Ostrorog bekleidete, aufgehoben worden.

Das Preßbureau teilt in den Blättern eine vom Juli datierte Erklärung des geschäftsführenden Ausjschusses der nationalistischen Partei Indiens mit und stellt ein⸗ leitend fest, daß das indische Volk trotz der systematischen englischen Bemühungen, in den unter dem englischen Joch stehenden Völkern jegliches Nationalgefühl zu ertöten, an der Wiedergeburt der indischen Nation und ihrer alten Ueber⸗ lieferungen und an der Wiederherstellung ihrer Souveränität arbeite. Die Erklärung schildert die unheilvollen Ergebnisse der englischen Verwaltung in Indien, dessen Bevölkerung durch Hunger und Pest dezimiert und durch schwere Steuern verarmt ist. Der Ausschuß erhebt gegen die Verwendung indischer Truppen an den Dardanellen und auf anderen Kriegsschauplätzen Einspruch und erklärt, daß die Inder sich im Kriegszustande mit England befinden und solange kämpfen würden, bis Indien vom Himalaya bis zum Vorgebirge Komorin frei sein

würde. . Griechenland.

Die „Agence d Athenes“ veröffentlicht folgende Mit⸗ teilung:

Die Regierung verfolgt mit Ruhe die Entwicklung der Ereignisse und wird die durch die Umstände gebotenen Maßnahmen treffen, um jeder Möglichkeit die Stirne zu bieten. Zwischen dem König, dem Minifterpräsidenten Venizeloß und dem Generalstab herrscht vollste Uebereinstimmung.

Bulgarien.

Die Ghenadiewgruppe unter der Stambulowistenpartei, deren Verhalten gegenüber der Regierung in der letzten Zeit unsicher geworden war, hat, wie „W. T. B.“ meldet, nach gepflogener Beratung dem Ministerpräsidenten durch eine Ab⸗ ordnung erklären lassen, daß die zu dieser Gruppe gehörenden Sobranjeabgeordneten die Regierung Radoslawow auch weiterhin unterstützen werden. Damit erscheint ein Zwist innerhalb der Regierungsmehrheit abgewendet.

Amerika.

Der amerikanische Staatssekretäs Lansing hat dem „Reuterschen Bureau“ zufolge ein Abkemmen mit Ruß⸗ land unterzeichnet, durch das das Ausfuhrverbot nach den Vereinigten Staaten aufgehoben wird.

Der österreichisch⸗ungarische Botschafter Dum ba hat dem Staatsdepartement obiger Quelle zufolge mitgeteilt, daß er seine Abberufung erhalten habe und für sich und seine Gattin um freies Geleit bitte. Bisher ist diesem Wunsche noch nicht stattgegeben worden. Das Staats departement erklärte, es seien darüber Unterhandlungen mit Wien begonnen worden. Die Regierung sei noch nicht davon benachrichtigt worden, daß Dumba abberufen worden sei.

; Afrika.

Der „Heraldo“ veröffentlicht einen Brief seines Kor—⸗ respondenten in Tanger, wonach zwischen Raisuli und der spanischen Regierung auf Grund einer Zahlung von 200 000 Pesetas ein Abkommen geschlossen worden sei.

es Haupiquartier, 23. September. (W. T. B) Westlicher Kriegsschauplatz.

Begünstigt durch die klare Witterung herrschte auf der ganzen Front sehr rege Tätigkeit der beiderseitigen Ärtillerien und der Flieger. Ein anscheinend gegen die Kirchhofstellung von Souchez beabsichtigter Angriff kam in unserem Feuer nicht zur Durchführung. Ein feindliches Flug⸗ zeug stürzie in unserem Feuer nördlich von St: Men ehould brennend ab; ein anderes mußte nach Luftkampf südöstlich von Vouziers landen, die Insassen sind gefangen genommen. Ueber Pont à Mousson schoß ein deutscher Flieger im Kampf mit zwei Franzosen den einen ab; das Flugzeug stürzte brennend zwischen der deutschen und französischen Linie nieder.

Destlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Hindenburg. Suͤdwestlich von Lennewaden ist der Kampf noch nicht abgeschlossen; bei unserem Gegenangriff wurden gestern 150 Gefangene gemacht. Auch westlich von Düna⸗ burg gelang es, in die russische vorgeschobene Stellung einzudringen; 17 9ffiziere, 2195 Mann, 4 Maschinen⸗ gewehre fielen in unsere Hand. e,, gegen die von uns südwestlich von Dümaburg genommenen Linien wurden abgewiesen. Der Widerstand der Russen von nördlich von Oschmjana bis östlich von Subotniki lan der Gawig) ist gebrochen; unsere Truppen folgen dem weichenden Gegner, der über 1000 Gefangene zurückließ. Der rechte Flügel kämpft noch nördlich von Nowogrodek.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. Westlich von Walowka, wurde die russische Stellung genom meu, dabei wurden 3 Offi⸗ ziere, 380 Mann gefangen genommen und 2 Maschinen⸗ gewehre erbeutet. Weiter südlich ist die Lage unverändert.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Mackensen. Nordöstlich und östlich von Logischin wird weitergekämpft.

döstlicher Kriegs schauplatz.

Die Lage ist unverändert. . Oberste Heeresleitung.

Großes Hauptquartier, 24. September. (W. T. B.)

Westlicher Kriegsschauplatz.

Die Artillerie- und Flieger tätigkeit auf der ganzen Front steigerte sich im Laufe des gestrigen Tages. Ein südlich des Kanals von La Bassé angesetzter Angriff weißer und farbiger Engländer scheiterte bereits in unserem Artilleriefeuer. An der Küste wurde ein englisches Flugzeug abgeschossen, der Führer ist gefangen genommen.

Oestlicher Kriegs schauplatz.

Heeresgruppe des General feldmarschalls von Hindenburg. Südwestlich von Lennewaden sind die Orte Rose und Strigge, die vorübergehend geräumt waren, wieder genommen. Vor Düng burg wurden nordöstlich von Smelina weitere russische Stellungen gestürmt und dabei etwa 1000 Gefangene gemacht. Unsere bei Wilej ka in der Flanke der zurückgehenden Russen befindlichen Kräfte stehen in hartnäckigem Kampfe. Starke russische Angriffe hatten an einer Stelle vorübergehend Erfolg; dabei gingen mehrere Ge⸗ schütze, deren Bedienung bis zuletzt ausharrte, verloren. Die dem weichenden Gegner scharf nachdrängende Front hat die Linie Soly —-Olfschany - Traby Iwie R owogrodek überschritten.

Heeres gruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. Der Widerstand des Feindes ist auf der ganzen Front gebrochen. In der Ver⸗ folgung ist der Serwetsch⸗Abschnitt oberhalb von Korelitschi, sowie der Szezara⸗Abschnitt nordwestlich von Kraschin erreicht. Weiter südlich fanden noch Kämpfe mit feind lichen Nachhuten statt. 100 Gefangene und 3 Maschinen⸗ gewehre fielen in unsere Hand.

Heeresgruppe des- Generalfeldmarschalls von Mackensen. Die vorgeschobenen Abteilungen nordöstlich und östlich von Logischin wurden vor einem umfassenden russischen Angriff hinter den Oginski⸗Kanal und die Jasiolda zurückgenommen. Sie führten dabei 2 Offiziere, 100 Mann Gefangene mit sich.

Südöstlicher Kriegsschauplatz.

Keine Veränderung. ; . Oberste Heeresleitung.

Wien, 23. September. (W. T. B. Amtlich wird gemeldet: Russischer Kriegsschauplatz.

An der Front in Ostgalizien verlief der Tag im all⸗ gemeinen ruhig. Es fanden nur Kämpfe vorgeschobener Ab⸗ teilungen statt. An der Ikwa und am Styr kam es an mehreren Stellen zu heftigeren Kämpfen. So wurden südöstlich von Nowo⸗Poczajew zwei russische Angriffe blutig zurückgeschlagen. Ein feindliches Infanterieregiment, das Nachts nahe der Ikwa⸗Mündung uͤber den Styr vorgedrungen war, mußte nach einem von unseren Truppen durchgeführten Gegenangriff unter großen Verlusten auf das Ostufer zurückgehen. Unsere bisher östlich Luck befindlichen Abteilungen wurden in die Stellungen am Westufer des Styr zurückgenommen.

Italienischer Kriegsschauplatz. . Im Tiroler Grenzraume fanden mehrere kleinere Kämpfe statt. Angriffe schwächerer italienischer Abteilungen im Tonalegebiete, dann nördlich und östlich von Condino wurden abgewiesen. Die Hochflächen von Vielgereuth und Lafraun stehen wieder unter dem Feuer der feindlichen schweren Artillerie.

berg monatelang gegen einen der Zahl nach bedeutend überlegenen Gegner behauptet hatte, räume heute zeitlich früh ihre nun von mehr als zehnfacher Uebermacht ange riffene und fast umschlossene Stellung. Die Artilleriekämpfe , Dolsmitenge biste dauern möst großer Heftigkel fort,

An der Kärntner Front versuchte vorgestern Abend eine

Unsere tapfere Besatzung des Mon te Goston, die diesen weit vor unseren Linien gelegenen Grenz.

mehrerer Front ste ht fester denn je.

döstlicher Kriegsschauplatz. Keine wesentlichen Ereignisse.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Wien, 23. September. (W. T. B.) Aus dem Kriegs⸗ pr essequartier wird gemeldet:

Es kann vor der Oeffentlichkeit, da taktische Maßnahmen unserer Verteidigung im Säüdwesten nicht besprochen werden können, nicht genügend bervorgehoben werden, wie aufgebauscht und vieliach un= wahr die Berichte des Generals Cadorna mangels wirklicher Erfolge sind. Schon die bisherigen ttalienischen Kriege berichte über die Vorgänge. Am Karste“ kennzeichnen sich nicht nur durch maß— lose Uebertreibung deg Geländegewinns durch schrittweises Vorgehen von Sappen, die übrigens von unseren Truppen zumeist schon in den folgenden Nächten wieder zerstört werden, sondern auch im Erfinden von Angriffen, die nie stattfanden. Der gestern veröffentlichte italienische Generalstabsberlcht vom 19. d. M. übersteigt aber geradeju in une hörter Weise das Maß der sonst stillschweigend geduldeten Un— wahrheiten. Es wird berichtet:

Auf dem Karstplateau hatte sich der Feind in elnem Ferro di Cavallo (Hufeisen) genannten Wald im Abschnitt des Monte San Michele stark verschanzt. Durch überraschendes Vorgehen und Sturmangriffe gelang es unserer Infanterie trotz erbitterten Wider⸗ standes und wiederholter Gegenangriffe des Feindes, den ganzen Wald im Nahkampf zu besetzen.“

Alle unsere Stellungen am Monte San Michele befinden sich nach wie vor fest in unserer Hand. Die Besitznahme eines Waldes, der Ferro di Cavalle heißen soll, aber auf keiner Detailkarte zu finden ist, ist einfach erlegen. In Wirklichkeit stören eigene vor— geschabene Patrouillen Nachts über stets die feindlichen Erdarbeiten im Vorgelände unserer Stellungen. Als Beweis für die rege Tätig keit dieser Patrouillen diene, daß es einigen von ihnen vorgestern gelang, 19 Mann mit 3 Offizieren gefangen zu nehmen.

Der Krieg zur See.

London, 23. September. (W. T. B.) Wie das „Reutersche Bureau“ meldet, ist der en glische Dampfer Groningen“ in die Luft geflogen. Ein Mann von der Gefatzung wird vermißt; der Rest, darunter mehrere Verwundete, ist gerettet.

Paris, 23. September. (W. T. B) Die Blätter melden aus London, daß ein französischer Dampfer mit Nachschub auf der Höhe der Südküste Kretas von einem feindlichen Unterseebot versen kt worden sei. Die Besatzung sei gerettet.

Der Krieg in den Kolonien.

London, 23. September. (W. T. B) Wie das „Reutersche Bureau“ erfährt, zeigen die Deutschen in Ost⸗ afrika an der Grenze von Rhodesia eine erneute Tätig⸗ keit. Der Feind sammelte sich am 4. September an einem Punkte des deutschen Gebiets 18 Meilen nördlich von Saisa und kämpfte am 6. September mit den Belgiern anderthalb Meilen von Saisa. Einzelheiten fehlen.

Der Krieg der Türkei gegen den Vierverband.

Konstantinopel, 24. September. (W. T. B.) Das Hauptquartier meldet von der Dardanellen front: In der Gegend von Anafarta rief, unsere Artillerie durch ihr Feuer in den feindlichen Schützengräben vor unserem linken Flügel und am Kap einen Brand hervor, der zwei Stunden dauerte. Bei Ari Burun brachte der Feind in der Nacht zum 21. September eine Mine vor unserem linken Flügel zur Entrzündung, die unbedeutenden Schaden an— richtete. Dieser wurde bald ausgebessert. Bei Sedil Bahr eröffnete der Feind am 21. September Morgens ein eftiges Feuer gegen unseren linken Flügel, das von Bombenwürfen begleitet war. Unsere Artillerie antwortete darauf und brachte die feindliche Artillerie zum Schweigen. Am gleichen Tage vertrieb unsere Flotte drei russische Torpedobootszerstörer vom Typ Bystry von den Kohlenhäfen im Schwarzen Meere. Sonst nichts von Bedeutung.

Etatistik und Volkswirtschaft.

Das deutsche Genossenschaftswesen während des Kriegszustandes.

Am 19. September tagte in Berlin der Gesamtausschuß des Allgemeinen deutschen Genossenschaftsverbandes. Dessen Anwalt, Justizrat, Professor Dr. Crüger, erstattete einen Bericht über die Lage des Genossenschaftweseng, aus dem einz'lnes für weitere Kreise, insbesondere auch für dag Ausland von Interesse sein dürfte.

Das deutsche Genossenschaftswesen arbeitet mit einem Betriebs⸗ kapital von 772.3 Millionen Mark eigenem Vermögen und 5346,ꝛ Millionen Mark fremden Geldern. Die geschäftlichen deistungen der bestehenden 36 032 Genossenschaften sind auf 35 Milllarden Mark iu schätzen. Deutschland hat das reschhaltigste und v elseitigsse Genossenschaft'wesen unter allen Ländern. Gierke, der Geschichtsschreiber des deutschen Genossenschaftswesens, hat erklärt: Keinem anderen Volk in dem Zuge nach Universalität und in der Fähigkeit zu staatlicher Organisatton nachstehend, die metsten an Liebe der Freiheit übertreffend, haben die Germanen eine Gabe vor allen voraus, durch welche sie der Freiheitsidee einen beson deren Gehalt und der Einheitsidee eine festere Grundlage verliehen hahen, die Gabe der Genossenschaftsbildung.“ Diese Gabe hat sich, wie in Friedenszeiten, auch während der gegenwärtigen Kriegszeit, vielleicht gar in noch höherem Grade betätigt.

Dag deutsche Genossenschaftswesen hat die ersten zwölf Kriege. monate ausgezeichnet überstanden. Der Ansturm der Gläubiger, der in den letzten Julitagen des Jahres 1914 elch hatte, hörte fast lic mit dem Ausbruch des Krieges auf. Vie Genossenschaften

aben eine starke Wöiderslsandzkraft gejeigt und, dann während des Krieges in vollem Umfange ihre Aufgaben erfüllt. Wenn Deutsch⸗ land obne Moratorium hat durchkommen können, so ist dies ganz wesentlich dem vortrefflich geregelten Kreditwesen und dabei nicht zuletzt den Kreditgenossenschaften des gewerblichen Mittelstandes in tadt und Land zu verdanken. Die wirtschaftliche Kraft des deutschen Genossenschastẽwesens zeigt 6 u. a. auch darin, daß es sich an den ersten beiden Kriegganlelhen mit 660 Millionen Mark

. ben

starke, wirksame für Staat Gemeinde

Regelung der Versorgung der Bevölkerung mit Lebengmitteln gejeigt baben. Besonders beachtenswert ist, daß die Konsum⸗ vereine auch während des Krieges an dem Grundsaz der Bar zahlung festgehalten haben. An Schwierigkeiten hat es natürlich nicht gefehlt, teils infolge der Hindernisse bei Heranschaffung der Waren, jeils weil verschiedene Warengattungen auggingen und durch andere ersetzt werden mußten. Es ist ganz überraschend, wie auch die Konsumvereine unter Leitung einfacher Arbeiter sich den neuartigen Verbältnissen angepaßt haben. Ein großer Teil der Mitglieder der Kgonsumpereine wie der Genossenschasten überbaupt steht im Felde. Der Tod wird wabrscheinlich manche Miigliedschaft zum Ende fübren. Kündigungen der Mitglieder in großem Um ange sind nicht festzustellen. Es in im Gegenteil eher ein Mitgliederjufluß zu beobachten.

Der Anwalt Dr. Crüger hob hervor, daß es ein schwerer Irrtum sei, wenn ein Kampf gegen Organisationen wie die Konsumvereine für nützlich gehalten werde. Fur den 3 ergebe sich aus den Erfahrungen der letzten Monate die Notwendigkeit siarker Organisallon. Jetzt fange auch der Kleinbandel, der Getreidehandel an, sich zu organisieren. In der Zukunft werde die Organisation noch eine weit bedeutendere Stellung einnebmen als vor dem Kriege. Dies habe auch das Handwerk erkannt. Was der Allgemeine deutsche Ge⸗ nossenschaftsverkand vor Jahren geordert, werde jetzt ausgeführt; die wirtschafiliche Qrganisation des Handwerks. In eister Reibe erstrebe man jetzt die Organisation, um das Handwerk für die Uebernahme von Heereelieferungen geeignet zu machen. Aber die Zeit nach dem Kriege werde noch weitere große staatliche Bestellungen hringen. Die Bebörden seien zweifellos geneigt, das Hand⸗ werk entsprechend zu berücksichtigen, aber man verlange Arbeins⸗ vereinfachung für die Arbeit gebenden Behörden durch eine Art der Anbietung der hand wer kerlichen Leistungen, die die bisher bestehenden Mängel ausschließt. Die Berufsorganisationen und die Genoffen⸗ schaftès verbände arbeiteten jetzt zusammen an der wirtschaftlichen Organisatsen des Handwerks. Gelinge diese, so werde der gewerb⸗ liche Mittelstand, der an sich durch die wirischaftlichen Begleit.˖ erscheinungen des Krieges recht ichwer betroffen werte, doch schließlich aus dem Kriege eine wesentliche Förderung zur Erhaltung und Er— weiterung des Arbeitsmarktes gewinnen.

In eine besonders günstige Lage ist das landwirtschaftliche Genossenschaftswesen gekommen. Die Warenbezugs⸗ und Ab⸗ satzgenossenschaften sind vielfach an die großen Organisationen, die für die Lebensmittelversorgung geschaffen sind, angeschlossen. Zweifellos hat auch das landwirtschastliche Genossenschaftswesen die Durchführung der Organisation oftmals erleichtert.

Durchaus erfreulich ist auch das Bild, das das Baugenossen⸗ schaftswesen bietet. Freilich ist man in der Fortsetzung der Bau lätigkeit vorsichtig gewesen. Die Baugenossenschaften baben ihre ganze Kraft eingesetzt, um sich und die Mitglieder vor ernsten Schwierigkeiten zu bewahren. Die Länge des Krieges wirkt gerade bei der Haugenossenschaft wie bei dem Hausbesitz sehr stark, und Baugenossenschaften wie Hausbesitz haben recht erheblich unter den wirtschaftlichen Folgen des Krieges zu leiden. Vielfach haben die Baugenossenschasten ihren Mitgliedern erhebliche Vergünstigungen und Erleichterungen geboten. Nach den vorliegenden Berichten ist aber auch nicht die geringste Befürchtung zu begen, daß der Krieg den Baugenossenschaften dauernd schädliche Folgen zufügen könnte.

Kein Zweifel, so führte der Anwalt Dr. Crüger aug, kann darüber besfeben, daß das deutsche Genossenschaftswesen sehr viel dazu beigttragen hat, daß die gewaltigen Organisationen, die aus dem Kriege heraus für die Regelung des wirtschaftlichen Lebens entstanden sind, gut und glücklich baben arbeiten können. Das deutsche Genossen⸗ schaftswesen habe das deutsche Volk für solche Organisationen in jahr⸗ zebntelanger Arbeit geschult, und nun im Kriege xüsteten sich die Genossenschaften für die Friedengarbeit, denn die Zeit des Friedens werde den Genossenschaften neue große Aufgaben stellen. Alles spieche dafür, daß die Genossenschaften ein bedeutungesvoller Faktor im wirt- schaftlichen Leben auch nach dem Kriege sein werden.

Der Gesamtausschuß faßte nach Vorlagen des Anwalts Dr. Crüger eine Reihe wichtiger Beschlüfse. Der eine Beschluß legt die Richt⸗ linien fest, die für die Fürsorge für die aus dem Kriege heim⸗ kehrenden Gewerbetreibenden gelten sollen. Ein weiterer Be⸗ schluß stellt Grundsätze auf, die der Bildung von Kreditorganisationen für die Befriedigung des Hypothekarkredits als Grundlage kienen sollen. Ferner wünscht der Gesamtausschuß die gesetzliche Regelung eines Konkursabwendungsverfahrens schon jetzt während des Krieges. Um den Elnfluß des Krieges auf die Tätigkeit der Genossenschafien in allen Einzelheiten klarzustellen, soll eine Kriegsstatistik erhoben werden.

Zur Arbeiterbewegung.

Ein neuer Ausstand ist, wie W. T. B.“ erfährt, im Koblenrevter von Südwales ausgebrochen. 10900 Mann .. um die Nichtorganisierten zu zwingen, der Geweikschaft bei⸗ zutreten.

(Weitere Statistische Nachrichten‘ s. i. d. Ersten Beilage.

Wohlfahrtspflege.

Richtlinien für die Hinterbliebenenfürsorge.

Um die Lücke zu schließen, die für die Hinterbliebenen eines Kriegers beim Tode des Ernährers entsteht, hat die Hamburgische Kriegs bilfe Richtlinken herausgegeben, deren Zweck es ist, den Familien den Uebergang zu den veränderten Umständen zu erleschtern. Grundsätzlich wird dabei angestrebt, so bald wie möglich einen Dauer- zustand zu schaffen und die Familien so zu ftellen, daß sie mit der gesetzlichen Rente und dem eigenen Eiwerb auskommen. Dies soll unter Berücksichtigung der bisherigen soziglen Stellung erreicht werden, wobel den Kindern die Möglichkeit gelaͤssen werden soll, entsprechend ihrer Begabung eine gute Schule und Berufgausbildung zu erlangen. In der Üebergangejeit bis zu diesem Dauerzustande will die Ham- burgische Kriegshilfe neben die Renten , sfreten lassen, wenn Bedürftigkeit und Würdigteit dies verlangen, jedoch soll die Höhe des Zuschusses nicht der Differenz von Kriegs- unterstützung und Hinterbliebenenrente entsprechen, sondern fie foll bald höher, bald niedriger, den besonderen Ver- hältnissen angepaßt seln. Vyreheliche Kinder der Witwen, bie durch den Gintritt der Hinterbliebenenrente nicht mehr erreicht werden, können mit eimer entsprechend höheren Zusatzrente bedacht werden, falls der Verstorbene ihr Er= nährer war. Besondere Beachtung wiid den Fällen zugewandt, in denen anstatt deg Kriegs binterbliebenengeldes die Hinterbllebenenrente gejahlt wird, z. B. beim Tode durch Unfall. Hier darf eine Zusatz˖ unterftützung zugebilligt werden, wenn die Familie wirischaftlich selp= ständig war und die Auesicht besteht, daß sie in kurzer Zeit wieder felbssändig werden kann. Vie Eltern gefallener Krieger sollen im allgemeinen nicht von der Hinterhliebenenfürsorge bedacht werden doch können ausnahmsweise zur Verminderung der Härten a

hier Zuschüsse gewährt werden. Ausgenommen sind Armen .

rechte Schlene

bedingt.

5 jwischen Tod und z bebörde nicht anerkannt wurde. Hier

ke,

dem Verwaltungswege herbeizufübren. Bis zur Fällung ; gültigen Urtells kann die Unterstützung erfolgen. 2

Ange stelltenversicherung und Hinterbliebenenbezüge.

Nach den Bestimmungen des Angestelltenversicherungggesetzes haben die Hinterbliebenen des verstorbenen Versicherung⸗pflichtgen erst nach 60 Beitragsmonaten ein Anrecht auf Hinterbliebenenrene, also frübestens bei Todes fallen, die am 1. Januar 1918 eintreten. Die Rente kommt daher für die Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen nicht in Betracht. Indessen enthält das Gesetz eine noch zu weng beachtete Vorschrist zugunsten der Wit wen und Waisen der Ver⸗ sicherten. 5 398 bestimmt nämlich, daß beim Tode dez Versicherten der hinterlassenen Witwe oder, falls eine solche nicht vorhanden ist, den hinterlassenen Kindein unter 18 Jahren ein Anpruch auf Erstattung der Hälfte der für den Verttorbenen eingezahlt n Beiträge zusteht. Bei der frelwilligen Versicher ang werden sogar drei Viertel der von dem freiwillig Versicherten einge zahlten Beiträge zurückerstattet. Eltern oder Geschwister baben keinen Anspruch auf Eistattung. Da die Angestelltenversicherungsbeiträge hoch sind, be⸗ lausen sich die Forderungen, die Witwen oder Wassen geltend machen können, auf nicht unerhebliche Beträge. Der Antrag auf Erstattung der Beiträge, dem Sterbeurkunde, Heiratsurkunde und Versicherungs⸗ karte der Angestelltenversicherung beizufügen. sind, ist bim Renten⸗ ausschuß zu stellen.

Militärrente und Invalidenrente.

Die Frage, ob Kriegsteilnehmer neben den ihnen auf Grund des Mannschaftzversergungegesetzes zustebenden Bejügen Anspruch auf Invalidenrenten nach der Reiche versicherungs ordnung haben, hat der von der Zentralstelle für Volkswohlfahrt herausgegebenen. Korrespon denz für Kriegawoblfahrtspflege“ zufolge das Reichsbersicherungsamt (Ab- teilung für Kranten,, Invaliden! und Hinterbltebenenversicherung) kürzlich, wie folgt, entschieden: Die Bezüge auf Grund dez Mann⸗ schaftsversorgungsgesetzeg vom 31. Mal 1906 und des Militär- binterbliebenengesetzes vom 17. Mai 1907 lassen den Ansyruch auf die Leiftungen der reichegesetzlichen Invaliden, und Hintechliebenen⸗ versicherung un berührt. Die Rechtslage ist in dieser Hinsicht so klar, daß eine gegenteilige Ansicht ernstlich kaum aufgestellt werden könnte. Hiernach stehen dem glelchzeitig'n unverkütrten Genusse der Bezüge auf Grund der Reicheversicherungsordnung und der militärischen Fürsorgegesetze durch die Kriegsteilnebmer und ihie Hinterbliebenen keinerlei gesetzliche Hindernisse entgegen.

Kunst und Wissenschaft.

Der Professor an der Univeisität Halle, Geheimer Medizinalrat Dr. Schmidt -Rimpler, Generalarzt a. D., ist in Halle, wie W. T. B. meldet, im Alter von 77 Jahren gestorben.

Die Schlesische Zeitung! meldet, daß der Maler, Professor Heinrich Irmann, Tehrer an der Bretlauer Königlichen Akademie süär Kunft und Kunstgewerbe, am Mittwoch, 67 jährig, gestorben ist.

Nan sen über den Lauf des Jenissei. Nansen vom August 1913 bis zum September 1914 zur näheren Erforschung des zukunftsreichen Slbirlen unternahm, fiel ihm heim Hinauffahren des Jenissel die große Verschiedenheit der beiden Ufer des Fluffes auf, für deren Entstehung er elne eigentümliche Theorie aufstellt. Der Jentssei wälzt unzeheure Wassermengen um Meere, an seiner Mündung ist er etwa 50 km bieit, aber auch weiterhin bis nach Jenisseist, also etwa 1809) km von der Mändung entfernt, beträgt seine Breite fast nie weniger als 2 Km. Beim Befahren dieses Riesenflusses draͤngt sich ein ganz merkwürdiger Unterschied zwischen dem Sst, und Westufer auf. Auf der Ostseite ist das flache Land verhältnismäßig hoch, es fällt steil nach dem Fluß hin ab, besitzt einen abschüssigen Strand und hat unmittelbar am Ufer ziemlich tiefes Wasser, auf der Westseite dagegen ist das Land auffallend niedrig, hier dacht sich der nackte Strandsand ganz langsam von der Uferböschung nach dem Wasser bin ab und bildet darunter noch eine so allmäbfich abfallende Uatertiefe, daß es in der Regel nicht leicht ist, sich dem Uter mit einem Schiff oder Bot zu näbern. Die tiefsie Rinne dis Flusses liegt in der Regel auf der Ostleite, meist ihr ganz nahe. Nur an Stellen, an denen der Fluß sich plötzlich nach rechts (Osten) wendet, geht das fließende Wasser, dem Trägheitsgesetz folgend, nach links hinüber und hat dort sein tiefstes Bett an der linken Seite gegraben. Aber etwas weiter abwärts findet man die reißendste Strömung mit der tiessten Rinne wieder auf der rechten, der Ostseite. Diese eigentümliche Gestaltung der beiden Ufer erklärt Nan sen als eine Wirkung der Umdrehung der Erde. Die Erde dreht sich um ihre Achse in der Richtung von Westen nach Osten, wobei die Drehungsgeschwindigkelt an verschiedenen Punkien der Erde sehr verschteden ist. Denn da die gesamte Erde in 24 Stunden sich einmal völlig berumgedreht hat, so müßen die Punkte, die einen großen Kreis beschreiben, sich viel schneller bewegen als diejenigen, die einen kleinen Kreis beschreiben. Am Aequator beträgt diese Rotationsgeschwindiekeit über 400 m in der Setunde, die Pole dagegen machen die drehende Bewegung überhaupt nicht mit, und auf den Breitenkreisen, die mit der Annäberung an die Pole immer kleiner werden, wird auch diese Drehgeschwindigkeit entsprechend kleiner. Fließt nun das Wasser in der Richtung von Süden nach Norden, wie es beim Jenissei der Fall ist, so kommt es aus Gegenden mit größerer Drehungsgeschwindigkeit gegen Osten hin in solche mit kleinerer. Zufolge der Trägbeit wohnt ibm diese größere Geschwindig⸗ keit auch noch in den nördlicheren Gegenden bei, sodaß es beständig gegen Osten drängt. Dies muß zur Folge haben, daß ein mit starkem Gefälle nach Norden fließender Strom sein Bett am tiefsten auf der Ofifeite außgräbt und auch am östlichen Ufer am meisten erodiert. Das ganze Flußbett erhält dadurch die Neigung, beständig nach rechts hinüber zu wandern, und der Fluß wird, weng er ein ebenes Land wie daz nördliche Sibtrien durchsftrömt, seine Wanderung nach Osten solange forffetzen, bis er auf starke Hindernisse stößt. Auf der West⸗ seite muß er dabei ein Flachland hinterlassen, das mit abgelagertem

lußschlamm bedeckt ist, während er auf der rechten Seite ein öhereß Land haben wird, in das er sich noch nicht hat eingrahen können. Nansen ist der Meinung, daß das Beit des Jenissei sich in der Tat im Laufe der Zeiten von Westen nach Often verschoben bas, wobei der Verschiebung nach Osten dadurch Einhait geboten sein mag, daß der ln auf eine Venwerfung in der Erdrinde stieß, wo die austehenden Gesteinsmassen höher liegen und das sich Cingraben nach rechts schwieriger wurde. Aber auch da, wo die Üfer des Flusses auf beiden Seiten aus losen Schichten besteben und keine Verwerfung stattfand, was auf weiten Strecken des Unter- laufs der Fall ist, ist das östliche Ufer viel höher alk das westliche. Eine Erklärung bierfür findet Nansen nur in einer Bewegung .

an die Tatsache erinnert, daß auch bet Eisenbahngletsen, Süden nach Norden derlausen und nur emsehig in der Norden befahren werden, die östliche Schiene weit schneller wird, denn auch hier wird in Wirkung der Drehung der

ein stärkerer Druck ausgeübt. Das Un der . bei den Gleisen, die nur in J werden.

bliebenenfürsorge eintreten und . einen anderen Se,

Auf der Reise, die

. nach rechts. Im Anschluß an diese Anschauung . ns e ö .

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