11 Grund Allerhöchster Ermächtigung Seiner Majestät des Königs hat das Staatsministerium infolge der von der Stadiverordnetenversammlung in Ronsdorf getroffenen Wahl den Fabrikanten Ernst Meißner daselbst als unbesoldeten Bei⸗ georbneten der Stadt Ronsdorf auf fernere sechs Jahre be⸗
statigt.
Der Preußischen Wasserbauverwaltung, vertreten d den Oberprãäsidenten NRheinstrombauverwaltung) in 3 enz, wird das Recht verliehen, das Eigentum an den zur Erweiterung des . des Rheins bei Büderich, Kreis Mörg, erforderlichen, in der Gemarkung Büderich be⸗ legenen Grundstlcke nach Maßgabe des Gesetzes vom 11. Juni 1874 über die Enteignung von Grundeigentum (Gesetzsamml. S. 221) zu entziehen oder zu beschränken.
Berlin, den 8. Oktober 1915.
Auf Grund Allerhöchster Ermächtigung Seiner Majestãt des Königs.
Das Staatsministerium. von Breitenbach.
Finanzministerium.
Die Rentmeisterstelle bei der Königlichen Kreiskasse in Flensburg, Regierungsbezirk Schleswig, ist zu besetzen.
Bekanntmachung.
Gemäß S 46 des Kommunalabgabengesetzes vom 14. Juli 1893 (G⸗S. S. 152) wird hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß der im lau enden Steuerjahre zu den , abgaben einschätzbare Reinertrag aus dem Betriebs jahre 191 bei der Halberstadt⸗Blankenburger Eisenbahn bezüglich ihrer preußischen Strecken auf 35 67 1, 01 6 festgestellt worden ist.
Magdeburg, den 10. Oktober 1915.
Der Königliche Eisenbahnkommissar. Sommer.
Aichtamtliches.
Deuntsches Reich. Preußen. Berlin 13. Oktober 1915.
Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Handel und Verkehr hielten heute eine Sitzung ab.
Verwertung von Erfindungen, die mili⸗ tärischen Zwecken mittelbar oder unmittelbar dienen können, im Ausland, auch im neutralen, ist unter Um⸗ ständen nach 8 89 Str⸗G—⸗B. und 8 1 des Gesetzes gegen den Verrat militärischer Geheimnisse vom 3. 6. 14 RGBl. S. 195) als Landesverrat usw. zu bestrafen, da stets damit zu rechnen sein wird, daß durch die Bekanntgabe der Erfindungen einer feindlichen Macht Vorschub geleistet oder der Kriegs macht des Deutschen Reichs oder seiner Bundesgenossen Nachteil zugefügt wird. Gegen eine Verwertung der für keinerlei militärische Zwecke im In⸗ und Auslande brauchbaren Erfindungen wäre
rechtlich nichts einzuwenden.
Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeiger“ liegen 3. 2 730 und 751 der Deutschen Verlust⸗ sisten bei. Sie enthalten die Liste 1 der aus Frankreich zurückgekehrten, den Kaiserlichen Schutztruppen angehörenden Austauschgefangenen, die Liste 4 der aus Frankreih zurück⸗ gekehrten preußischen Austauschgefangenen, die 352. Verlustliste der preußischen Armee, die 226. Verlustliste der bayerischen Armee und die 282. Verlustliste der württembergischen Armee.
Die
Hessen.
Die Zweite Kammer, die gestern zu einer kurzen Sitzung zusammentrat, hat die Regierungsynorlage, betreffend de Wahlen zum 37. Landtag, wie „W. T. B.“ meldet, entsprechend dem Antrag des Ausschusses angenommen. Danach werden die in den Jahren 1914115 oder in der ersten Hälfte des Jahres 1916 notwendig gewordenen oder notwendig werdenden Wahlen der Abgeordneten Fur Zweiten Kammer auf die zweite Hälfte des Jahres 1916 verschoben. Die Kriegsteilnehmer verlieren ihre Stimmberechtigung und ihre Wählbarkeit bei den Wahlen der Abgeordneten im Jahre 1916 dadurch nicht, daß sie im Rechnungsjahre 1916 zu den direkten Staats⸗ und Gemeindesteuern nicht herangezogen worden sind. Das Stimm⸗ recht der Kriegsteilnehmer und ihre Wählbarkeit, bei den Wahlen im Jahre 1916 wird dadurch nicht ausgeschlossen, daß sie zur Zeit der Wahl sich mit der Entrichtung der direkten Staats- und Gemeindesteuern länger als zwei Monate im Rückstande befinden.
Oefterreich⸗ Ungarn.
Der Erzherzog Ludwig Salvator, der zweitjüngste Sohn des Großherzogs Leopold II. von Toskana, ist gestern, wie „W. T. B.“ meldet, im 569. Lebensjahre auf Schloß Brandeis an der Elbe gestorben.
Großbritannien und Irland.
Die vorgestrige Verlustliste nennt 210 Offiziere und über I000 Mann, die gestrige 106 Offiziere und 2069 Mann.
Frankreich.
Die Minister traten gestern nachmittag im Elysée unter dem Vorsiz Poincareès zu einem Ministerrate jusammen, in dem fie die diplomatische und militärische Lage und ver—⸗ schiedene, das Parlament betreffende Fragen besprachen.
— In der Deputiertenkam mer gab gestern der Ministerpräsident Viviani im Namen der Regierung eine Erklärung über die diplomatische Lage ab, in der er
Seit Ausbruch des Krieges babe die Balkan frage der Auf⸗ merksamlteit der Welt aufgedrängt. Der Bukarester trag babe bel dem bulgarlschen Zaren und dem bulgarischen Volt tiefen Groll zurũckgelassen. Die derbündeten Reglerungen bätten versucht, diese vage . gerechtem, weitherzigen Geiste wieder gut zu machen, indem e'sich bemübten, die FGinigkeit auf dem Balkan neu zu schaffen. 6 troß der beharrlichen Bemühungen der Verbũndeten, denen Rumänien, Griechenland und Serbien lhre Unterstũtzung gewãhrten, fei es nicht möglich gewesen, eine aufrichtige Mitarbeit der bulgarischen Regierung zu erlangen, die Forderungen auf Kosten der vier benachbarten Staaten geiiend machte. Wir konnten aber hoffen“, fuhr Viviani fort, daß Rumänien, Griechen lan. und Serbien in die Spfer weitgebender Kom ; penfationen esnwilligen würden. Gegenüber der, 563 bie fich Deutschland zur Seite gestellt hatte, hatten wir keine Rũck⸗ sicht mebr zu nehmen. Auf rumãnischer Seite blieben unsere Be⸗ müähungen nicht obne Erfolg, da Rumänien einer Balkanentente günstig war. Die Halbmobil machung seiner Truppen gestattet *r eiwalge Angrlffe zurückzuweisen, sich gegen den deutschen Dru 2 verteidigen und die österreichischen und bulgarischen Grenzen zu . obachten. Rumänien weiß, daß nur der Sieg des Vierverhan es seine nationalen Wünsche befriedigen kann. Um das bulgarische Volk zu befriedigen, jögerte der Vierverband nicht, von dem iapferen, Serbien schwere Konzessionen zu verlangen. Trotz der Bitterkeit 62 Opfer übte das serbische Volt Resignation, indem es an. die Ent · schädigungen dachte, die der Sieg der Entente ibm verschaffen würde. Bie jweldeutige Haltung der bulgarischen Regierung rn, griechische Regierung dazu, bre abwartende Polit it beinubehalten. Die bulgarische Regierung antwortete spät und in dilatorischer Form auf unsere Voꝛschläge; gleichzeitig unterhandelte sie mit un eren Feinden. Bulgarien unterzeichnete das Abkommen mit der Türlei und veipflichteie sich Deutschland gegenüber. Die bulgarische Mohil⸗ machung war die Antwort auf unsere freundschafiliche Frage über die Absichten der bulgarischen Regierung. Wahrend dessen versammelten Deutschland und Desterreich⸗ Ungarn Truppen an der serbischen Grenze. Angesichts dieser Haltung zogen wir unsere Vorschläge zurück und gewannen mit den anderen Balkanstaaten unsere Handlungsfreibeit wieder. Serbien Keiner seits, dessen Mut drei ruhmreiche aufeinanderfolgende Kriege nicht verminderten, bereitete sich helden mütig vor, auf zwei Fronten den jwischen Berlin, Wien und Sofia verabredeten Angriffen zu begegnen. Vom Gesichte punkte der Moral und der militarischen Folgen aus konnten wir weder eine Isolierung Serbiens noch eine Unterbrechung der Verbindung mit unseren Verbündeten zulassen. Um Serbien zu unterstützen, müssen wir durch Saloniki. Vom Augenblick der bulgartschen Mobilmachung an leiteten wir Unterhandlungen mit dem griechlschen Mmisterpräsidenten ein;. Dies ist um so natürlicher, als der Vertrag zwischen Serbien und Griechenland einen Angriff Bulgarien in Erwägung zieht. Man hat es gewagt, unser Vorgehen mit demjenigen Deutschlands zu vergleichen, als es die Neutralitat Belgiens verletzte. Bie Bedingungen, unter denen wir in Saloniki landeten, der Empfang, der uns bereitet wurde, genügen, um die Unsinnigkeit dieser Anschuldigungen zu beweisen. Im Einvernehmen mit den Ver⸗ bünde ten wurde von Frankreich eine energische Aktion unternommen. Unsere haupt ächliche Sorge ist die Verteidigung unserg Front und die Befreiung der besetzten Gebiete durch energische Bemühungen, denen wir zusammen mit der wertvollen Unterstützung un ere helden mütigen Bundesgenossen den Sieg verdanken werden. Keine Regierung hätte ihre tragische, aber einfache Pflicht anders auffassen können, aber ohne unsere Front zu schwächen, hatten wir die Pflicht, eine Mifsion zu erfüllen, die unser Inieresse und unsere Ehre uns auf⸗ erlegten. Wir sind in vollkommener Uebereinstimmung mit dem Generalissim8ns unserer. Armeen in Frankreich. Die Uebereinstim⸗ mung jwischen der englischen und der französischen Regierung ist eine vollkon mene. Ich kann sie nicht besser als in folgender Form jum Ausdruck bringen Bereits jetzt haben sich Frankreich und England in Üebereinstimmung mit ihren Verbündeten völlig verständigt, um Serbien, das uns um unsere Unterstützung bat, Hilfe zu bringen und um zu⸗ gunsten Serbiens, Griechenlands und Ramäfiens die Wahrung Des Bukarester Vertrages zu sichern, dessen Bürgen wir sind. Die englische und französische Regierung sind sich einig über die Höhe der Truppenbestände, und zwar gemäß der Ansichi iher Militär⸗ behörden. Rußland schließt sich seinen Bunde sgenossen an, um Serbien zu unterstützen. Morgen werden seine Truppen an unserer Seite kämpfen. Wir baben mit unseren Verbündeten unsere Pflicht getan, niemals war die Uebereinstimmung zwischen den Verbündeten größer und enger. Niemals hatten wir ein größeres Vertrauen in den gemeinsamen Sieg.
Namens einer Anzahl seiner Freunde beantragte darauf der Deputierte Klotz, die Sitzung auf heute, Mittwoch, zu ver⸗ tagen. Der Antrag wurde angenommen und die Sitzung ge⸗ schlossen. . .
— Nach dem „Temps“ stellt sich das Erträgnis aus indirekten Steuern und Monopolen in Frankreich im September 1915 auf 236 161 80 Franes. Das bedeutet gegenüber September 1914 einen Mehrbetrag von 59 4265 700 Francs und gegenüber September 1913 einen Ausfall von 61 035 550 Francs.
— Das Komitee der Vereinigung der Pariser Presse hat dem „Républicain“ zufolge vorgestern einstimmig be⸗ schlossen, der Regierung eine eingehend begründete Protest⸗ schrift gegen ungesetzliche Beschlagnghmungen und Suspendierungen einer großen Anzahl Pariser Blätter zu überreichen.
Schweiz.
Vom 14. bis 18. Dezember wird, wie „W. T. B.“ meldet, in Bern ein internationaler Studienkongreß tagen, der sich eine ähnliche Aufgabe stellt, wie sie vor dem Krieg von den Kommissionen der Interparlamentarischen Union und der International Law Association zur Vorbereitung des dritten Haager Kongresses begonnen worden war. Es soll ein wissen⸗ schaftliches Dossier vorbereitet werden, das zu den allgemeinen Problemen, mit denen sich der künftige offizielle Friedens kongreß zu befassen haben wird, Stellung nimmt und mit einläßlicher Dokumentation die Lösungen aufzeigt, die im Interesse eines dauerhaften Friedens geboten erscheinen. Die Einladungen gehen aus von der im April von Vertretern und Mitgliedern verschie⸗ dener internationalen Verbände gegründeten Zentralorganisation für dauernden Frieden, von der schweizerischen Vereinigung zum Studium eines dauerhaften Friedensvertrages und von der Gruppe der Schweizer interparlamentarischen Union. Den schweizerischen Kongreßkomitees, die auf dem Einladungsschreiben genannt sind, gehören unter anderen an eine größere Zahl von Namen von kantonalen Regierungspräsidenten, von National⸗ und Ständeräfen, Universitätsrektoren, Völkerrechtslehrern usw. Alle drei Sprachgebiete der Schweiz und die politischen Par⸗ teien sind gleichmäßig vertreten. Da zurzeit keine andere inter⸗ nationale Stelle eine vorbereitende Tätigkeit für den Frieden begonnen hat, dürfte nach Ansicht des Kongreßkomitees die vom Kongreß zu leistende Arbeit auch den Diplomaten und Regierungen nicht unwillkommen sein.
Luxemburg.
Der Staatsminister Eyschen ist gestern nacht, wie „W. T. B. meldet, im Alter von 74 Jahren an Herzschwäche
Griechenland.
Der Ministerpräsident Zaimis gab gestern, wie die „Agence Havas“ meldet, in der Kammer die Erklärung ab, daß die Regierung nach einer genauen Prüfung der augen blicklich außerst verwickelten internationalen Lage ihre Politik auf dieselben Grundlagen zu stützen gedenke wie die 1 die Griechenland seit dem Beginne des europãischen rieges befolge. Um den Lebens interessen der Nation besser zu ent⸗ sprechen, werde die Neutralität Griechenlands bewaffnet sein. Seine Haltung werde sich den künftigen Ereignissen anpassen. Die Regierung, die in den kritischen Augenblicken von den Vertretern des griechischen Volkes unterstützt werde, verfolge die Entwicklung mit gespannter wee, ,.
i e Zaimis ' erwiderte Venizelos: 26 2 9 Land in innere Unruhen stürzen., Im Hin— blick auf die augenblickliche Lage wird die Sr mnermf hi helt der Re⸗ gierung ihre Unterstützung gewähren, solange die Politik der Regierung bie Grundlagen meiner Politik nicht umstürzen wird, über die die Kammer berelts abgestimmt hat. Bestünde kein Vertrag mit Serbien, so würde unser Inieresse uns dennoch zwingen, jedesmal aus unserer Neutralität herauszutreten, wenn ein anderer Staat sich auf unsere Kosten ver⸗ gräßern will. Es handelt sich nicht darum, ob wir Krieg führen sollen oder nicht, sondern man muß wissen, wann wir den Krieg be⸗ ginnen müssen. Keines salls dürfen wir Bulgarien gestatten, Serbien niederzuwerfen, um nachher ung mit allen seinen Kräften anzugrelfen. Die Seele der Nation sagt sich, es sei im Interess⸗ Griechenlands, daß Bulgarien jerschmetterr werde. Wäre Bulgarien siegreich, so würde der Hellenismus vollkommen vernichtet. . Venizelos sprach die Hoffnung aus, daß die Politik der neuen Regierung sich als besser erweisen werde als die seinige. — Nach Meldungen, die der „Südslavischen Korrespondenz“ von unterrichteter Seite über die Truppenlandungen in Saloniki zugegangen sind, liefen am 5. Oktober die vier Transportdampfer „Australia“, „Britannia“. „Media“ und „Djewad“ im Hafen ein, die insgesamt 8000 Mann enn Truppen ans Land setzten. Die gelandeten Mannschaften kamen aus Sedil Bahr. An demselben Tage traf ein englischer — 2 kreuzer ein, der etwa 1000 Mann englische Truppen landete. Am folgenden Tage wurden 5000 Franzosen, 5000 Algerier und Marokkaner, sämtlich von den Dardanellentruppen, sowie 2000 Engländer, insgesamt also etwa 20 900 Mann gelandet, die die Division Bailoud bilden. Außer diesen Truppen wurden keine weiteren Mannschaften gelandet. Am 9. Oktober traf der Befehl ein, daß eine Brigade nach Serbien abgehen solle, im letzten Augenblick kam aber ein Gegenbefehl. Die Eng⸗ länder versuchten inzwischen Karaburun, die Spitze des Hafens, zu besetzen, wurden aber durch die Griechen daran gehindert. Wie von dem Privatkorrespondenten des W. T. B.“ gemeldet wird, sind, sicheren Nachrichten zufolge, fünf Eisenbahnzüge mit französischen und englischen Truppen in Saloniki zurückgehalten worden.
Bulgarien.
Nach einer offiziösen Mitteilung bereitet das Ministerium des Aeußern die Veröffentlichung eines Grünbuches vor, das alle amtlichen Schriftstücke über die Verhandlungen Buigariens mit den Mächten, insbesondere auch über die letzten Verhandlungen in der mazedonischen Frage enthalten wird.
Amerika.
Der Staatssekretär Lansing hat gestern früh dem Prä⸗ sidenten Wilson persönlich die amerikanische Note an England überreicht, die gegen die ungesetzliche Weise, wie England den amerikanischen Handel behandelt, Einspruch er— hebt. Wie das „Reutersche Bureau“ meldet, wird die Note wahr⸗ scheinlich erst in einigen Tagen verschickt werden, da der Präsident noch Aenderungen vornehmen wollte.
— Wie die „Daily News“ melden, wird der Präsident Wilson in der Botschaft an den Kongreß einen Kredit von 250 Millionen Dollar für die Reorganisation der Armee empfehlen. Die Armee soll um 125 000 Mann reguläre Truppen und 375 000 Mann Reserven verstärkt werden. Die Miliz soll einen höheren Grad der Ausbildung erhalten. Ferner werden Küstenbefestigungen empfohlen.
Australien.
Das australische Landesverteidigungsamt zeigt, wie das „Reutersche Bureau“ meldet, an, daß bis zum 29. September 83 357 australische Soldaten zum Ueberseedienst ausgeschickt worden sind und weitere 63 357 sich in der Aus⸗ bildung befinden.
Kriegsnachrichten. Großes Hauptquartier, 13. Oktober. (W. T. B.
Westlicher Kriegsschauplatz. Englische Vorstöße nordöstlich von Vermelles wurden
leicht abgewiesen. Oestlich von Souchez verloren die Fran⸗ zosen wieder einige Grabenstücke, in denen sie sich am 11. Oktober noch halten konnten. In der Champagne scheiterte gestern abend ein französischer Angriff südlich von Ta hure. Ein an derselben Stelle heute früh wiederholter, in mehreren Wellen ge⸗ führter Angriff brach gänzlich zu sam men. In den Vogesen büßten die Franzosen am Westhang des Sch ratz⸗ männle einen Teil ihrer Stellung ein.
Oestlicher Kriegsschauplatz.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Hindenburg. Westlich Dünaburg brach ein russischer Angriff in unserm Artilleriefeuer zusammen. Versuche des Gegners, sich der von uns besetzten Inseln des Miadziol⸗ Sees zu bemächtigten, scheiterten. Ein russischer Angriff nordöstlich Smorgon, der bis an unsere Hindernisse ge⸗ langte, wurde abgewiejen. Eins unserer Luftschiffe belegte in vergangener Nacht die befestigte und mit Truppen angefüllte Stadt Dünaburg ausgiebig mit Bomben.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. Nichts Neues.
Heeresgruppe des Generals von Linsingen. Der Feind wurde aus seinen Stellungen bei Rudka Biels ko Wolskaja vertrieben sowie über die Linie M. H. Aleksan⸗ drija⸗Höhen nördlich davon zurückgeworfen.
Deutsche Truppen der Armee des Generals Grafen Bothmer warfen den Gegner nordwestlich Haiworonka
gestorben. Der Entschlafene war seit 28 Jahren Staatsminister
laut Bericht der Agence Haas“ ausfuͤhrte:
und früher ber diplomatische Vertreter Luxemburgs in Berlin.
(südwestlich Burkanow) aus mehreren Stellungen.
itzausche Bureau“ meldet:
Balkan kriegs schauplatz. Der VWidersland der Serben konnte unsere Vorwärts⸗ bewegung nur wenig aufhalten. Südlich von Belgrad wurden Dorf Zeleznik und Höhen östlich bein ere h der Topciderskag gestürmt. Der Angriff auf Pozaren ac ist im günstigen Fortschreiten. Die Straße Pozarevac — Gradiste ist in südlicher Richtung überschritten. Oberste Heeresleitung.
Wien, 12. Oktober. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet:
—ͤ Russischer Kriegsschauplatz.
Die Lage ist unverändert. Im Raume südlich von Bur⸗ kanow schlugen wir drei russische Angriffe ab. Die Abwehr eines vierten, der gegen ein Frontstück von 2 bis 3 km ge⸗ richtet war, ist noch im Gange. Am Korminbach und nördlich von Rafglowka am Styr unternahm der Feind gleichfalls einige erfolglose Vorstöße.
Italienischer Kriegsschauplatz. Keine Aenderung.
Südöstlicher Kriegsschauplatz.
Südlich der Save und der Donau und an der unteren Drina wird an ganzer Front angegriffen. Die aus Belgrad vordringenden K. u. K. Truppen erbeuteten bei der Erstürmung des östlich der Stadt und der Laudon⸗Schanzen aufragenden Berges Lipar drei Geschütze und einen Scheinwerfer. Alle Höhen im Umkreis von Belgrad, die die Stromübergänge auf Feldgeschützertrag beherrschen, sind im Besitz der Verbündeten. Die Deutschen eroberten Semendria und drängten den Feind auf Posarevac zurück. Auf der Grenze zwischen der Herzegowina und Montenegro kam es an mehreren Stellen zu Geplänkel mit montenegrinischen Abteilungen.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Der Krieg zur See.
12. Oltober. (B. T. B.) Das Der gestern an der Südspitze von Oeland in den Grund gebohrte deutsche Kohlen⸗— dampfer ist die „Gutrune“ aus Hamburg, ein Schiff von 3000 Tonnen Gehalt. Die 34 Mann starke Besatzung wurde von dem Dampfer „Baltic“, der von Gefle nach Holland unterwegs war, aufgenommen und heute in Trelleborg gelandet.
Karlskrona, 12. Oktober. (W. T. B.) Der gestern von einem Unterseeboot beschossene deutsche Damper „Ger⸗ mania“ war bei der Oelands Südspitze mit einem anderen deutschen Dampfer zusammen, der ebenfalls südwärts ging. Nach Aussagen der Offiziere und der Mannschaft der „Ger⸗ mania“ befand sich der andere Dampfer ungefähr 8 Minuten südsüdwest der Südspitze von Oeland, als das Unterseeboot erschien, das einen Torpedo gegen den Dampfer abfeuerte, der nach einigen Minuten sank. Einer weiteren Meldung zufolge war der versenkte Dampfer der Dampfer „Direktor Reppen hagen“ aus Stettin.
Kalmar, 12. Oktober. (W. T. B.) Nach einer Mel⸗ dung des „Svenska Telegrambyran“ ist gestern nachmittag der deutsche Erzdampfer „Nico me dia“ aus Hamburg an der Südspitze von Oeland in Grund gebohrt worden. Ein Boot mit dem Kapitän und 13 Mann landete in Degerhamn auf Oeland und die übrige 19 Kopf zählende Besatzung, die in die beiden anderen Boote gegangen war, in Karlskrona.
London, 12. Oktober. (W. T. B.) Wie Lloyds melden, verlautet, daß der Dampfer „Halizones“ (6093 Tonnen) versenkt worden sei.
Athen, 9. Oktober. (W. T. B.) Nach verspätet ein⸗ getroffenen Meldungen, berichtet der Kapitän des griechischen Amerikadampfers „Patris“, er habe vorgestern nacht den drahtlosen Hilferuf des französischen Truppentransport— dampfers „Samblin Haver“ erhalten, der von einem deutschen Unterseeboot torpediert worden war und sich etwa hundert Seemeilen östlich von Malta mit über zwei⸗ tausend algerischen Schützen an Bord in sinkendem Zu⸗ stand befand. Als die „Patris“ die Unfallstelle erreichte, war der Dampfer „Samblin Haver“ mit allen an Bord befindlichen Truppen gesunken. Englischen Torpedobooten gelang es, nur neunzig Mann, zum größten Teil Verwundete, zu retten. „Samblin Haver“ war auf der Fahrt nach Mudros.
Kopenhagen,
Der Krieg in den Kolonien.
Lon don, 13. Oktober. (W. T. B.) Das Gouvernement von Britisch-Ostafrika hat einen amtlichen Bericht ver⸗ öffentlicht, wonach am 5. September auf der Uganda⸗ bahn am Meilenstein 237 und am 9. September am Meilenstein 161 eine Mine explodierte; in beiden Fällen wurde der Zug zur Entgleisung gebracht, aber kein Menschenleben verloren. Die britische berittene Infanterie habe am 3. September den Feind 10 Meilen südlich von Maktau angegriffen, der schwere Verluste erlitten habe. Der Feind scheine die Neubewaffnung der schwarzen Truppen mit modernen Gewehren vollendet zu haben.
Der Krieg der Türkei gegen den Vierverband.
Konstantinopel, 12. Oktober. (W. T. B.) Das Haupt⸗ quartier teilt mit: An der Dardanellenfront bei Ana⸗ farta traf am 10. Oktober unsere Artillerie ein feindliches Torpedoboot, das nördlich von Kiretschtepe bemerkt worden war. Daraufhin beschossen ein feindlicher Kreuzer und ein anderes Torpedoboot des Feindes 19 Minuten lang wirkungslos unsere Batterien. Eine Mine, die wir unter einem feindlichen Schützengraben zur Explosion brachten, tötete den größten Teil der Soldaten, die sich darin befanden, die übrigen flüchteten aus dem Schützengraben. Bel Äri Bu run beschoß ein feindliches Torpedoboot einige Zeit lang wirkungslos unseren rechten Flügel, ein Kreuzer und ein Monitor feuerten ebenso wirkungslos in der Nichtung auf Maidos. Die Schiffe zogen sich hierauf zurück. Bei Sedil Bahr schoß der Feind, . gewöhnlich, mehr als tausend Granaten wirkungslos gegen unsere Stellungen ab. Unsere Artillerie erwiderte, nahm die
unter Feuer und brachte sie zum Schweigen. Wichtiges.
Konstantinopel, 13. Oftober. (W. T. B.) Das Haupt⸗ quartier teilt mit: An der Dardanellenfront beschoß unsere Artillerie ein feindliches Lager in der Gegend von Buyuk Kemitli und verursachte schwere Verluste. Bei Ari Burun und Sedil Bahr gegenseitiges schwaches Infanterie⸗ Artillerie und Bombenfeuer. Am 19. Oktober wurde ein feindlicher Flieger, der in der Gegend östlich von Elarich einen Erkundungsflug unternahm, von uns herabgeschossen. Das Flugzeug wurde erbeutet, die Insassen wurden gefangen ge⸗ nommen. Sonst ist nichts zu melden.
Wohlfahrtspflege.
Wiedereinstellung der Kriegsteilnehmer und Kriegs— beschädigten bei ihrem letzten Arbeitgeber.
In den deutschen Lazaretten wird zurzeit eine Bekanntmachun der Vereinigung der deutschen Arbeitgeberverhände verbreitet, die 14 mit der Fürsorge der aus dem Felde Heimkehrenden und der Kriegs⸗ beschädigten befaßt. Diese Bekanntmachung bringt einen am 19. Mär; dieses Jahres gefaßten Beschluß der Vereinigung zur Kennmis, der folgenden Wortlaut bat: „Betreffs der staatlicherseits geplanten Fürsorge für verstümmelte Kriegsinvaliden erklärt die Vereinigung der deutschen Arbeitgeherverbände, deren Organisation 75 Verbände mit 21 Millionen beschäftigten Arbeitern umfaßt, ibre freudige Bereit⸗ willigkeit zu einer eingebenden und tatkräftigen Mitwirkung. Ins- besondere wird sie bestrebt sein, auf die ihr angeschlossenen Verbände dahin zu wirken, daß deren Mitglieder die mittels der fortgeschrittenen modernen Orthopädie und Heilkunde zur Arbeit befähigten Invaliden in ihre Betriebe aufnehmen und ihnen Gelegenheit zu nutz. und lohn— hringender Beschäftigung gewähren. Um jum Ausbau aller diesen Zwecken dienenden Einrichtungen nach besten Kräften mitzuwirken, stellt die Vereinigung ibre Hilfe schon jetzt gern zur Verfügung.“ In Auęführung dieses Beschlusses empfiehlt die Vereinigung den aus dem Felde Zurücktehrenden, besonders den Kriegsbeschädigten, sich zwecks Wiedereinstellung zur Arbeit möglichst frühzeitig zunächst an ihren letzten Arbeitgeber zu wenden. Die Anregung der Vereinigung verdient dankbar begrüßt zu werden. Erklärt das Unternehmertum Deutschlands damit doch vorbehaltlos seine Bereitwilligkeit, die Kriegsbeschädigten nach Möglichkeit an ibren alten Arbeitsstellen unterzubringen und damit im Interesse des Allgemeinwobls pekuntäre Opfer auf sich zu nehmen, die dem Unternehmertum aus der Be— schäftigung von Kriegsbeschädigten mit Rücksicht auf ihre geringere Leistungsfähigkeit zweifellos erwachsen werden. Auch bezüglich der Wiedereinstellung der aus dem Felde Heimkehrenden ist die Anregung der Vereinigung dankenswert, da auf dem von ibr vorgeschlagenen Wege die deutsche Volkswirtschaft am ehesten vor Schwankungen im Arbeitsmarkte bewahrt und am schnellsten wieder in den Friedens- zustand übergeführt wird. Es wäre daher zu wünschen, daß der An regung der Vereinigung von seiten der Kriegsbeschädigten und Kriegs⸗ teilnehmer im weitesten Umfange Rechnung getragen wird.
Die Sammlung zur Beschaffung von Winter ausrüstung für deutsche Gefangene in Sibirien ergab in Hamburg nach einer Meldung von W. T. B.“ insgesamt 158 641 .
Der „Schweizerischen Depeschenagentur“ zufolge bat die Hllfg⸗ stelle für Kriegsgeiseln in Basel bisher an freiwilligen Gaben 11443 Franken und 1000 A eingenommen. Sie bittet, da die Mittel fast aufgebraucht sind, angesichts des nahenden Winters um weitere Zuwendungen und teilt ferner mit, daß ihr von zu—⸗ ständiger französischer Seite die Empfehlung ihres Gesuches, betreffend die Freigabe von Geiseln, Kranken, Frauen und Kindern, in Aussicht gestellt worden ist. .
Statistik und Volkswirtschaft.
Entwicklung des Beschäftigungsgrades und Arbeits— marktez in Groß Berlin in der Zeit vom 25. September bis 2. Oktober 19135.
Nach der vergleichenden Darstellung des gewerblichen und in⸗ dustriellen Beschäftigungsgrades in Groß Berlin am 25. September und 2. Oktober, die das Statisttsche Amt der Stadt Berlin ver⸗ öffentlicht, zeigt für die Zeit zwischen diesen beiden Stichtagen die Gesamtzahl der versicherungspflichtigen Mitglieder von 239 Krankenkassen Groß Berlins eine Abnahme von 1122960 auf 1115 867, d. i. um 6193 oder Oss , teils als Folge von militäri. schen Einberufungen, teils hervorgerufen durch die zum Viertel jahrswechsel häufiger eintretenden Veränderungen des Personalbestandes. Es hat sich bei den männlichen Versicherungspflichtigen eine Abnabme von 2 oder O,sz o/ o, bei den weiblichen eine solche von 1772 oder O, ao o /o ergeben.
Bel den 28 allgemeinen Ortskrankenkassen läßt das männliche Geschlecht einen Rückgang um 1638 Versicherungspflichtige oder O, o o/ , das weibliche einen solchen um 3264 oder O, oo er- kennen, der bei diesem zu einem großen Teil auf Entlassungen von Dienstboten zurückzuführen ist.
Die Zahl der versicherungspflichtigen Frauen der 208 gewerb⸗ lich gegliederten Krankenkassen hat in der Berichtswoche eine Zunahme um 1436 oder O.ss oo erfahren, während beim männlichen Geschlecht eine Abnahme um 2880 Versicherungepflichtige oder L150/0 eingetreten ist. Von den einzelnen Gewerbegrupven weisen die Waren⸗ und Kaufhäuser mit 4 312 Beschäftigten oder 10 o die größte Zu⸗ nahme auf, verursacht durch Einstellungen von Aushilfspersonal für das beginnende Weihnachtsgeschäft. Die bei der Industrie der Holi⸗ und Schnitzstoffe verzeichnete Abnahme um 3,is oo ist in der Haupt⸗ sache nur auf Berichtigungen der Mitgliederlisten einer größeren Krankenkasse zurückzuführen.
Die Zahl der bei 38 Fachverbänden der freien Gewerkschaften ermittelten Arbeitslosen stieg in der Woche vom 27. September bis zum 4. Oktober von 2196 auf 2382, d. i. um 186 oder 8, c oo. Die vom Verbande der Holijarbeiter gemeldete Zunahme von 90 Arbeitslosen ist durch Verminderung der Beschäftigung in der Bautlschlerei und durch Beendigung von Heereslleferungen, ein Mehr von 56 Arbäitslosen bei den Buchbindern durch Entlassungen vorüber⸗ gehend eingestellter Aushilsepersonen herbeigefübrt.
Bei den Großberliner öffentlichen Arbeitsnachweisen war in der Woche vom 25. September bis 2. Oktober nach dem Bericht des Verbandes märkischer Arbeitsnachwelse das Angebot männlicher Arbeite kräfte um fast 00 höher als in der Vorwoche, dagegen ging die ahl des stellensuchenden weiblichen Personals wieder etwas zurück.
le offenen Stellen hielten sich für männliche Arbeitskräfte auf der
selben Höhe, nach weiblichen war auch die Nachfrage wesentlich ge
ringer. Es wurden wieder Arbeiter für die Metallindustrie, Schlosser,
Rohrleger, Klempner lebhaft verlangt, und es berrschte Mangel an
Bau und Erdarbeltern, Kohlenarbeltern, Kuischern und Hausdlenern.
Maurer und Zimmerleute wurden für die Arbeiten zum Wileder⸗
ausbau Osspreußens gesucht. Für weibliches Personal war die Lage
des Arbeitsmarktes nicht so günstig wie in der Vorweche, doch im all.
gemeinen — abgesehen von der Industrie — noch verhältniamäßig gut.
Es wurden wieder Frauen in größerer Zahl für Erdarbeiten und
zur Kartoffelernte nach auswärts vermittelt. In der Metallindustrie
und in der Damenkonfektion war die Zabl der offenen Stellen für
feindlichen Ballerien und die Aufstellungen für Minenwerfer
weibliches Personal gering. Dagegen war die Nachfrage nach
Sonst nichts
Lage der weiblichen Hautangestellten ist infolge der durch die Teuerung bedingten Einschrãnkung im Familienbaushalt gegenwärtig dadurch be⸗ zeichnet, daß einer geringen Nachfrage nach Per onal ein An⸗ gebot weiblicher Arbennskräfte gegenübersteht. Im ganzen betrug bei den öffemlichen Arbeitsnachwelsen Groß Berlins die Zahl der ver⸗ mittelten männlichen Arbeitskräfte 3540 (in der Vorwoche 3474), die der weiblichen 455 (2794. Offene Stellen waren 4947 (oõol4) für Männer und 2685 (3308) für Frauen vorhanden. Arbeit suchende 2 4320 (3840) männlichen und 3965 (4100) weiblichen Geschlechte gezãhlt.
Zur Arbeiterbewegung.
In Dublin ist, wie W. T. B. erfäbrt, ein Hafenarbeiter⸗ au ost and ausgebrochen, von dem vier Dampferlinien betroffen sind. Mehrere einlaufende Dampfer wurden nicht ausgeladen. Man fürchtet, daß die Bewegung, die durch Nichtbewilliung von Lohnforderungen enistanden ist, sich auch auf andere mien ausdehnen wird. — In Brad⸗ ford baben die Aus( seher der Webereien, deren Lohnsorder ungen ebenfalls nicht bewilligt wurden, auf den 14. Oktober gekündigt. Sollten, was man als wabrscheinlich annimmt, die Arbeitgeber die Werke schließen, so würden Tausende von Arbeitern beschästigungglos
werden. Kunst und Wissenschaft.
Die Oktoberaugstel lung der Kunsthandlung Schulte ent⸗ hält einige recht gute Werke. Ulrich Hübner ist mit vier Land schaften zur Stelle, die sich aus der Menge der hier gezeigten Ge— mälde anderer Maler als so hervorragende Schöpfungen berausheben, daß sie den Hauptinhalt der gesamten Ausstellung ausmachen. Was Hübner in diesen vier Fluß und Hafenbildern darstellt, das hat man bei ihm schon oft geseben, und der Künstler wird wohl auch kaum noch seine gewohnten Bezirke — Potsdam und die Ostseeküste — verlassen. Er wird vermutlich immer der begelster te Schilderer der Schönheit heller Sommertage, frischer Seeluft, strahlender Wolken und tiefblauen Wassers bleiben. Die Art, wie er diese farben⸗ prangenden Erscheinungen malt, wirkt immer so frisch, daß dem Betrachter von jedem einzelnen Bilde seiner 6 ein neuer Nature indruck übermittelt wird. Hübner at sich aug den Wirkungsmitteln seiner Malerei, aus dem silbrigen Flimmern der feuchten Luft, aus den lockeren Woltenballen und den kräftigen farbigen Gegensätzen des Wassers und der weißen Segel und bunten Schiffe keine Manier zurechtgemacht — er geht immer wieder von der Beohachtung der Natur aus, die er flink und geschickt abmalt. Oft allzu flink, so daß seine Werke gelegentlich ober- flächlich wurden und über eine starke Augenblickswirkung nicht hinaus⸗ kamen. Mit um so größerer Genugtuung bemerkt man daher, daß die bier gezeigten Bilder sester in der Form, knaprer und klarer im Aufbau und in der Farbengebung voller und gesättigter geworden sind. Besseres als den Sepiembermorgen“ und die von einer frischen Brise durchwehte Hafenausfahrt“ hat Üllrich Hübner noch nie gemalt. — Im gleichen Raume hängen Bilder von Wilhelm Blanke, die Hübners strahlenden Schöpfungen gegenüber recht saftĩos wirken und die obne Kraft hingewischt sind. — Der Königsberger Karl Albrecht, den man seit seiner großen Ausstellung in Berlin vor zwei Jahren lteb⸗ gewonnen hat, stellt ein vaar Proben seiner stillen Kunst aus. Eine Sommerlandschaft bat etwas von der verträumten Art Thomas, und der Blick aus dem Fenster auf grüne Baumwipfel und Häuser erinnert an verwandte Bilder Menzels, mit deren genialer Malerel aller- dings die behutsame und zaghafte Pinselführung Albrechts nicht ver⸗ glichen werden kann. — Derber und urwüchsiger ist Josef Dam berger, dessen ausgezeichnete baverische Bauernbilder beweisen, daß man hier einen begabten Maler vor sich hat. Seine Gestalten wirken n Ausdruck und Bewegung lebengecht, und die farbigen Eirscheinungen sind gut beobachtet. Vorläufig sind die meisten Gemälde, denen die lebendige Frische der Studie anhaftet, noch zu wenig Bild‘ geworden; nur das schöne Waldinnere und die Bauernmädchen am Zaun ergeben bereits eine geschlossene bildhafte Wirkung. — EC. Vetter ist auch bier mit einer Anzahl jener Münchener Straßenansichten vertreten, die seinen Namen bekannt gemacht haben. Er malt wie immer von einem erhöhten Standplatz aut den Blick in belebte Großstadtstraßen bei wechselnden Luft und Lichtstimmungen. Aus dem Grau der Häuser und den dunklen Flecken der sich drängenden Menschen hebt sich das tiefe Blau einer Straßenbahn oder das kräftige Gelb eines Post⸗ wagens belebend heraus. Vetter tut recht daran, daß er diesem Dar⸗ stellungsgebiet treu bleibt, denn die Schilderungen alter Schloßräume, die er gleichsalls ausstellt, sind keine so guten und persönlichen Schöpfungen wie jene Münchener Straßenansichten. — Otto Bauried] kennt man hauptsächlich als Zeichner von bunten Land- schaften. Auch in seinen Gemälden bleibt er, wie die hier ausge⸗ stellten Bilder mit ihren scharfen Linien und ungebrochenen Farben bewelsen, Zeichner. Wenn er die bunte Blumenpracht eines Bauerngartens oder die kräftigen Farben eines klaren Tages. schildert, dann deckt sich sein Stil mit seinen künstlerischen Absichten am besten. — Friedrich Fehrs Oelstudten aus einem Gefangenenlager geben dem Betrachter nicht viel. — Fritz Reusingg Bildnisse von Heerfübrern fesseln weniger durch die helle, flockige Malweise als durch die Charakterisierung der Dargestellten, die in einigen Fällen recht treffend zu sein scheint. Dr. Pl.
Literatur.
Der Bibliothekar des Herrenhauses Dr. Friedrich Th imme und der Voisitzende der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands, Mitglied des Reichstags Karl Legien haben bei S. Hiriel in Leipzig eine Schrift Die Arbeiterschaft im neuen Deu tschland“ herausgegeben, fur die eine Anzahl bekannter Per⸗ sönlichkeiten aus den bürgerlichen Parteien und aus der Sozial- demokratie Beiträge geliefert haben. Während Parlamentarier aus den bürgerlichen Parteien unter den Mitarbeitern nicht vertreten sind, wohl aber namhafte Wissenschaftler, z. B. die Professoren Oncken ⸗ Heldelberg, Meinecke Berlin, Anschütz Berlin, Tönnies. Kiel und Troeltsch⸗Berlin, haben von den Sozialdemokraten außer Karl Legien auch die Mitglieder des Reichstags Noske, Scheide⸗ mann, Dr. Lensch, Robert Schmidt und Heinrich Schulz sowie das Mitglied des Hauses der Abaeordneten Paul Hirsch Beiträge für die Schrift geliefert. Der Zweck der Veröffentlichung wird einleitend folgendermaßen gekennzeichnet: Immer wieder ist in dieser Zeit der Wunsch ausgesprochen worden, daß es gelingen möge, die Ginbeit und Einigkeit des ganzen deutschen Volkes, die sich im Weltensturm so berrlich offenbart bat, aus der Kriegszeit binüberzuretten in dte Zeit des künftigen Friedens. Aber auch der Zweifel ist laut geworden, ob eine solche fortdauernde Einheit des Volkztums bei den vielfachen wirtschaftlichen und sozialen Gegensätzen, den Unterschieden der Klassen und der Parteien, vor allem auch der tiefen Kluft jwlischen den bürgerlichen Klassen und der Soßlaldemo. kratie überbaupt möglich sei. Ueber Hoffnung und Zwerfel wird letzten Endes erst die Zukunft entscheiden können. Aber nichts kann wichtiger sein, als sich beute schon über die Möglickkeit und die Be= dingungen einer geistigen Arbeitsgemeinschaft zwischen der bürgerli
und der sozialdemokratischen 5. klar zu werden. Dieser 38 kenntnis verdankt die vorliegende Schrift ihre Entstebung. Die Schrift hat mit Recht in welten Kreisen lebbaftes Intereffe erweckt. Liegt doch jedem Vaterlandsfreund eine Ausgleichung der sã am Herjen, die das deutsche Volk vor dem Kriege aun t ee, heftig bekämpfende Lager gespaltet bat. Es scheint ung unfaßbar, daß der Krieg hieran nichts sollte geändert baben, nachdem seine gewaltigen Schicksalsmonate dag gesamte Vel in der Abwehr einer Welt ven Feinden geeint, nachdem alle Schichten des Volkes Blut und Gut für das gemein same Vaterland deb m. gegeben, nachdem die Söhne des gesamten Volkeg in Not gad Ted in treuer Kameradschaft im Felde nebenetnander gestanden baden. Nack dern in dieser großen Kampfieit volttijcke Gegner wieder bolt belannken. Wir baben ung oft und arg mißderstanden und verkannt, it die berechliat, daß der notwendige velitü6che Kampf rde
Arbeiserlanen fär Milttärwaäsche zum Winterbedarf recht rege. Tie
sachliche, von Gehässigkeit und unn öttger Schä'se frere F