1915 / 254 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 27 Oct 1915 18:00:01 GMT) scan diff

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2 2 .

. kkwirkende Kraft auch fuͤr diese Bekanntmachung gelten. Berlin, den 23. Oktober 1915.

Der Minister für Handel und Gewerbe. Sydow.

2 151 2. .

Fräulein Else Groß ist zur Königlichen Gewerbeschul⸗ lehrerin an der Handels⸗ und 1 für Mädchen in Rheydt ernannt worden.

Ministerium der geistlichen und Unterrichts⸗ angelegenheiten.

Bekanntmachung.

Die nächste Turn⸗ und Schwimmlehrerinnen⸗ prüfung an der Königlichen Landesturnanstalt in Spandau wird am Montag, den 20. März 1916, be⸗

innen.

z Unter Bezugnahme auf meinen Runderlaß vom 1. November 1906 LU III A 3209 2c. (3⸗BlÜ. S. 757) weise ich darauf hin, daß zu dieser Prüfung nur Bewerberinnen zugelassen werden, die in der Provinz Brandenburg oder in einer Provinz wohnen, in der eine Prüfungskommission für Turnlehrerinnen nicht besteht. Ausnahmen von dieser Bestimmung sind nur zu⸗ lässig, wenn die Anträge durch besondere Verhältnisse, z. B. durch den Ort der Ausbildung begründet sind.

Meldungen der in einem Lehramte stehenden Bewerberinnen sind bei der vorgesetzten Dienstbehörde bis zum 10. Januar 1916, Meldungen anderer Bewerberinnen bei derjenigen Königlichen Regierung, in deren Bezirk die Betreffende wohnt in Berlin bei dem Herrn Polizeipräsidenten —, ebenfalls bis zum 10. Januar 1916 anzubringen.

Ist der Aufenthaltsort der Bewerberin zur Zeit ihrer Meldung nicht ihr eigentlicher Wohnsitz, so ist auch der letztere anzugeben. 2

Die Meldungen können nur dann berücksichtigt werden, wenn sie genau der Prüfungsordnung vom 15. Mai 1894 entsprechen und mit den im 8 4 derselben vorgeschriebenen Schriftstücken ordnungsmäßig versehen sind.

Bei denjenigen Bewerberinnen, die eine lehramtliche Prüfung noch nicht abgelegt haben, erstreckt sich die mündliche Prüfung auch auf die Kenntnis der wichtigsten Erziehungs⸗ und Unterrichtsgrundsätze.

In dem Gesuche ist anzugeben, ob die Bewerberin sich zum ersten Male zur Prüfung meldet oder ob und wann sie sich bereits der Turnlehrerinnenprüfung unterzogen hat.

Die über Gesundheit, Führung und Lehrtätigkeit beizu⸗ bringenden Unterlagen müssen in neuerer Zeit ausgestellt sein. Das ärztliche Zeugnis muß am Schluß zum Ausdruck bringen, daß die Bewerberin körperlich zur Turnlehrerin ge⸗ eignet ist.

Die Bescheinigung über die Turn⸗ oder Schwimmfertigkeit ist von der Ausstellerin eigenhändig zu unterschreiben.

Die Anlagen jedes Gesuches sind zu einem Hefte vereinigt einzureichen.

Berlin, den 21. Oktober 1915.

Der Minister der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten. von Trott zu Solz.

Bekanntmachung.

Der Vorschrift im s 46 des Kommunalabgabengesetzes vom 14. Juli 1893 (G.-⸗S. S. 152) entsprechend wird zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß der im Steuerjahre 1915 einschätzbare Reinertrag aus dem Betriebsjahre 1914 für die in Preußen gelegene Teilstrecke der Gera⸗Meuselwitz-Wuitzer Eisenbahn auf A 059 6 21 festgestellt worden ist.

Erfurt, den 24. Oktober 1915.

Der Königliche Eisenbahnkommissar.

J. V.: Jahn.

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 44 der Preußischen Gesetzsammlung enthält unter

Nr. 11463 einen Erlaß des Staatsministeriums, betreffend Anwendung des vereinfachten Enteignungsverfahrens bei der Erweiterung des Hochwasserprofils des Rheins bei Büderich, vom 16. Oktober 1915, unter

Nr. 11464 einen Erlaß des Staatsministeriums, betreffend Anwendung des vereinfachten Enteignungsverfahrens bei dem Ausbau des in der Gemarkung Bischmisheim im Landkreise Saarbrücken belegenen Niederwegs, vom 1I7. Oktober 1915, unter

Nr. 11 465 einen Erlaß des Staatsministeriums, betreffend Anwendung des vereinfachten Enteignungsverfahrens bei der Herstellung der von der Aktiengesellschaft für Stickstoffdünger in Knapsack geplanten Drahtseilbahn, vom 20. Oktober 1915, und unter

Nr. 11466 eine Bekanntmachung, betreffend die Aus⸗ dehnung des Knappschafts⸗Kriegsgesetzes vom 26. März 1915 auf Angehörige der österreichisch⸗ungarischen Monarchie, vom 25. Oktober 1915.

Berlin W. 9, den 26. Oktober 1915.

Königliches Gesetzsammlungsamt. Krüer.

Bekanntmachung.

Nach Vorschrift des Gesetzes vom 10. April 1872 (Gesetzsamml. S. 357) sind bekannt gemocht:

1) der auf Grund Allerböchster Ermächtigung vom 16. August 1914 (Gesetzsamml. S. 153) ergangene Erlaß des Staatsministeriums vom 9. Mai 1915, betreffend die Verleihung des Enteignun rechts an die Stadtgemeinde Königsberg i. Pr. zur Erwerbung von Grund— flächen des Südfrontgeländes, das durch Aufbeahang für eine künftige Stadterwelterung bergerichtet werden soll, durch das Amteblatt der Föntalichen Regt rung in Föni sberg Nr 40 S. 603, au gegeben am 2. Oktober 1915;

2) der auf Grund Alle böchster Ermächtig ng vom 16 August 1914 (Gesetzsamml. S. 1653) ergangene Erlaß des taataministeriums

K

zesceßsabrif in Sa burg? gebörigen Anlagen, durch das Amtsblatt e . . Ne. 23 S. 177, ausgegeben am n lo; 3) der auf Grund Allerhöchster Ermächtigung vom 16. August. 1914 (Gesetzlamml. S. 163) ergangene Erlaß des Staatsministertums vom 20. Scptember 1915, betreffend die Verleihung des Enteignungt⸗« rechtg an den Reichs. Militär.) Fiskus für die Anlage einer weiteren vom Aaschlußbabnhofe Rubleben nach der Geschoßfabrik in Spandau führenden Ansjchlußbahn sowie für die Ausfübrung von Kriegsbauten in der Artilleriewerkstatt Spandau, durch das Amtoblatt der Königlichen Regierung in Polsdam und der Start Berlin Nr. 41 S. 521, ausgegeben am 9. Oktober 1915; 4) der auf Grund Allerböchster Ermächtigung vom 16. August 1914 (Gesetzsamml. S. 153) ergangene Erlaß des Staateministeriums vom 22. September 19156, betreffend die Verleihung des Enteignungs-⸗ rechts an die Elettrowerke Aktiengesellschaft in Berlin zur Errichtung einer Ansiedlung für Arbeiter und Angestellte in den Gemarkungen re, und Golpa im Kreise Biterfeld, durch das Amtsblatt dir Königlichen Regierung in Merseburg Nr. 40 S. 290, aus- gegeben am 2. Oltober 1915, . 5) der auf Grund Allerböchster Emächtigung vom 16. August 1914 (Gesetzsamml. S 1653) ergangene Erlaß des Staaisministertums vom 25. Scptember 1919, betreffend die Verleihung des Eaieignunge⸗ rechts an den Reichs. (Militär) Fiskus jur Ausführung von Kriege⸗ bauten in der Geschoßfabrik in Spandau, durch daz Amtsb att der Königlichen Regierung in Potedam und der Siadt Berlin Sonder- ausgabe S 527, ausgegeben am 13. Oktober 1915.

Aichtamtliches.

Deuntsche s Reich. Breuß en. Berlin 2. Oktober 1915.

Der Ausschuß des Bundesrats für Rechnungswesen hielt heute eine Sitzung.

Am 25. d. M verschied an den Folgen eines vor wenigen Tagen erlittenen Schlaganfalls der Kaiserliche Boischafter in Konstantinopel, Hans Freiherr von Wangen heim.

Geboren zu Georgenthal im Herzogtum Sachsen⸗Coburg und Gotha am 8. Juli 1859, wurde derselbe als Leut⸗ nant im Thüringischen Ulanenregiment Nr. 6 im No⸗ vember 1887 auf ein Jahr zur Kaiserlichen Botschaft in St. Petersburg und im September 1888 auf ein weiteres Jahr zur Dienstleistung beim Auswärtigen Amt kom⸗ mandiert, nachdem er inzwischen als Anwärter für die diplomatische Laufbahn zugelassen worden war. Als er im Mai 1890 das diplomatische Examen bestanden hatte, schied er unter Uebertritt zu den Reserveoffizieren des gedachten Regiments aus dem aktiven Militärdienste aus und wurde zum Legationssekretär ernannt. Nachdem er hiniereinander kurze Zeit in Kopenhagen und Stockholm als Geschäftsträger tätig gewesen war, erhielt er im Nooember 1890 den etatsmäßigen Posten des Legations— sekretärs bei der Kaiserlichen Gesandtschaft in Kopen⸗ hagen, von wo er im März 1893 als zweiter Sekretär an die Kaiserliche Botschaft in Madrid versetzt wurde. Im Juni 1895 an die Königliche Gesandtschaft in Stutt⸗ gart, im November 1897 an die Kaiserliche Gesandtschaft in Lissabon berufen, wurde er im Dezember des letzteren Jahres durch die Verleihung des Charakters als Legationsrat aus⸗ gezeichnet und ein Jahr später als Botschaftsrat nach Konstantinopel entsandt. Im Februar 1904 erfolgte seine Ernennung zum Kaiserlichen Gesandten in Mexiko. Von dort trat er im Frühjahr 1908 einen mehrmonatigen Urlaub an, während dessen er die Geschäfte der Kaiserlichen Gesandtschaft in Tanger kommissarisch führte. Danach kehrte er auf den Posten in Mexiko nicht zurück, sondern erhielt im November desselben Jahres den Gesandtenposten in Athen übertragen, den er im Mai 1912 mit dem Posten des Kaiserlichen Bot— schafters in Konstantinopel vertauschte.

Der Dahingeschiedene hat sich in allen ihm übertragenen Stellungen durch Hingabe an den Dienst, strenge Pflichttreue und tüchtige Leistungen hervorgetan. Besonders erfolgreich ist seine Tätigkeit in Konstantinopel gewesen, wohm er von einem kurzen Krankheitsurlaub trotz noch nicht völlig wiederherge⸗ stellter Gesundheit erst vor wenigen Wochen zurückkehrte. Das Auswärtige Amt wird dem bis zum letzten Atemzuge pflicht⸗ treuen und heryorragend bewährten Beamten stets ein ehrendes Andenken bewahren.

Am 17. d. M. hat, wie „W. T. B.“ meldet, ein deutscher Doppeldecker über schweizerischem Gebiet bei dem Orte La Chaux de Fonds einige Bomben abgeworfen. Der Führer des Flugzeuges war durch Wolken und Dunst in seiner Orientierung vollständig behindert und befand sich im besten Glauben, über französischem Gebiet zu sein. Durch den Bombenwurf ist materieller Schaden angerichtet worden, auch sind 4Personen, glücklicherweise nur leicht, verletzt worden. Auf den Protest der Schweizerischen Regierung hin ist von seiten der zu⸗ ständigen deutschen Behörden eine Untersuchung eingeleitet worden, die die Richtigkeit des oben geschilderten Tatbestandes er⸗ geben hat. Selbstverständlich haben die deutschen Militär⸗ behörden die für den Unfall Verantwortlichen, die damit gegen wiederholte Befehle verstoßen haben, zur entsprechenden Ver⸗ antwortung gezogen. Gleichzeitig sind alle Fliegerabteilungen erneut vor dem Ueberfliegen neutralen Gebiets nachdrücklich gewarnt worden. Der Schweizerischen Regierung hat die Kaiserliche Regierung unverzüglich ihr lebhaftestes Be⸗ dauern über den Vorfall ausgesprochen, sie von den getroffenen Maßnahmen in Kenntnis gesetzt und die Leistung von Schadensersatz sowie die Gewährung von Schmerzens⸗ geldern zugesagt. Die Schweizerische Regierung ist bei der Regelung dieses Zwischenfalls der Kaiserlichen Regierung in jeder Beziehung entgegengekommen, sodaß er nunmehr als vollständig erledigt betrachtet werden kann.

In dem gestern mitgeteilten Bericht des „W. T. B.“ über die Erörterung der schwebenden Volksernährungs⸗ fragen durch den Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten und die Vorsitzenden der preußischen Landwirtschafts⸗ kammern sind einige bei dem Druck entstandene Ab⸗ weichungen vom ursprünglichen Text richtig zu stellen. Am Schlusse des Berichts muß es heißen:

„Ob ohbl die Kanrtoffen in weit größerem Maße als sonst iu unt rzw cken herangezogen werden müsse, so verblieben reich⸗

.

den en 365

en Rer. s zu niedrig zu b (nicht: als zu

nen 133 zu ner). Es. unterllege aber keinem Zweijel, daß die Reichekartoffei nelle und die Gemeinden trotzdem nach Kräften von der deuischen Landwirischaft bei der Kartoffeloersorgung unterstützt werden würden.

Der außerordentlichen, durch die Verhältnisse nicht be⸗ gründeten Steigerung der Preise für Dauer gemüse und Zwiebeln wird, wie „W. T. B.“ meldet, voraussichtlich in allernächster Zeit durch eine Festsetzung von Höch stpreisen begegnet werden, nachdem auch der zuständige Aus schuß des Beirats der Reichsprüfungsstelle für Lebensmittel eine solche Maßnahme als unerläßlich und dringend befürwortet hat. Eine ähnliche Regelung schwebt wegen des Buchweizens.

Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ liegen die Ausgaben 754 und 755 der De utschen Verlust⸗ listen bei; sie enthalten die 364. Verlustliste der preußischen Armee, die 29. Verlustliste der bayerischen Armee und die 213. Verlustliste der sächsischen Armee.

Oe sterreich⸗Ungarn. Der bisherige osterreichisch⸗ ungarische Botschafter in Washington Dr. Dum ba ist gestern in Wien eingetroffen.

Großbritannien und Irland.

Aus Anlaß einer Kabinettsorder, daß die Bestim⸗ mungen des alten Prisenrechts wieder in An⸗ wendung kommen sollen, weisen Sachverständige, wie „W. T. B“ meldet, darauf hin, daß der Zweck der Ab⸗ änderung sei, den Fahrten solcher Schiffe ein Ende zu be⸗ reiten, die unter neutraler Flagge fahren, aber teilweise oder ganz deutsches Eigentum sind. Der englisch⸗ amerikanische Grundsatz, der nun wieder in Kraft tritt, rechnet mit der Nationalität der Eigentümer und gestattet, ein Schiff mit Rücksicht auf die feindlichen Interessen, mit denen es im Zu⸗ sammenhang steht, zu verurteilen. Selbst ein feindlicher Besitz⸗ anteil kann durch die Verurteilung getroffen werden. Eine derartige Verurteilung kann entweder durch Verkauf des Anteils an neutrale Besitzer oder durch Verkauf des ganzen Schiffs und Aneignung des feindlichen Besitzanteils geschehen.

Im Unterhaus erklärte der Staatssekretär des Aus⸗

wärtigen Amts Sir Edward Grey auf eine Frage über das englische Angebot Eyperns an Griechenland laut Meldung des „W. T. B.“: Wir jühlten uns verpflichtet, in der sebr kritischen Lage, in der sich die serbischn Verbündeten besä den, alles zu versachen, um ihnen die einzige Hilfe, die sofort zur Vertügung stand, zu sichern. Die britiche Regierung ließ des halb wissen, daß, wen⸗ Griechenland Serbien seine volle sofortige Uaterstüßung gegen Bulgarien gewähre, Großbritannien bereit wäre, den Griechen Cvpern zu g ben. Da Griechenland sich nicht in der Lage sah, Serbien zu unterstützen, wurde die Bedingung, unter der das Angebot gemacht wurde, nicht erfüllt. Das Angebot ist desbald hinfällig. ö Die beiden letzten Verlustlisten führen 306 Offi⸗ ziere und 8947 Mann auf.

Frankreich.

Frankreich und England haben sich dem „Progres“ zufolge verpflichtet, die 150 000 Mann zu stellen, die Serbien nach seinem Bündnisvertrage mit Griechenland Bulgarien gegenüberstellen muß.

Rußland.

Der Finanzminister Bark hat die Vertreter der Presse St. Petersburgs und Moskaus empfangen und ihnen eine Uebersicht über die finanzielle Lage gegeben. Nach der „Berlingste Tidende“ erklärte der Minister, daß ein aus⸗ gearbeiteter vorläufiger Steuerüberschlag einer großen Kom⸗ mission zur Beratung überwiesen worden sei, die aus Mitgliedern der Duma und des Reichsrats sowie aus Vertretern der leitenden Finanzinstitute zusammengesetzt sei. Der Kern der geplanten großen Finanzreform sei die Einführung der Ein⸗ kommensteuer, die die Duma bereits grundsätzlich genehmigt habe. Diese Steuer werde bedeutende Beträge einbringen, Allein die Einnahme aus der Textilindustrie werde auf 150 Millionen Rubel jährlich veranschlagt. In Verbindung mit der Einkommensteuer werde die Einführung von Staats⸗ monopolen vorgeschlagen, die bereits günstige Ergebnisse erzielt haben. Bisher sei die Einführung des Tee⸗, Streich⸗ holz- und Zuckermonopols geplant, aber es bestehe die Absicht, auf diesem Wege noch weiter zu gehen. Bezüglich der inneren Anleihe äußerte sich der Minister dahin, er sei überzeugt, daß sie eine günstige Aufnahme im Publikum finden werde. Der rusische Geldmarkt verfüge über gewaltige flüssige Mittel. Die Einlagen der Banken und Spar⸗ * überschritten vier Milliarden Rubel, das letzte Jahr habe allein eine Vermehrung um 700 Millionen gebracht. Unter diesen Umständen sei man berechtigt, mit einem unbedingten Erfolge zu rechnen, der es möglich machen werde, große Mengen von umlaufenden Reichsbanknoten einzuziehen und einen Teil der äußeren Anleihe von fünf Milliarden zu amortisieren sowie neue sechsprozentige Schatzanweisungen auszustellen. Der Minister machte darauf aufmerksam, daß es für die russischen Kapitalisten vorteilhaft sei, Geld in den neuausgestellten fünfprozentigen Staatsobligationen anzulegen, die von der Staatskasse garantiert und mit Coupons für dreimal 12 Monate versehen seien, sodaß die Inhaber sie mit einem Verdienste von einem Prozent realisieren könnten. Schließlich erklärte der Minister, es habe sich als unpraktisch erwiesen, Freimarken anstatt Scheidemünzen zu verwenden. Er plane jetzt die Ausstellung von kleinen Noten, wie die italienischen Lire⸗Noten. Die Kommission für Flüchtlinge unter der Leitung Chwostoms habe dem Statthalter im Kaukasus eine halbe Million Rubel angewiesen und eine Million zur Vorbeugung gegen Epidemien überwiesen, e 26 Millionen Rubel zur Deckung der Ausgaben der Semstwos. Letztere hätten bereits einen Betrag von über drei Millionen Rubel zur Deckung von Staatsausgaben verauslagt.

Italien.

Die Kammer wird dem „Secolo“ zufolge zwischen dem 23. und 25. November ihre Arbeiten wieder aufnehmen. Die Beratungen sollen keiner Einschränkung unterliegen. Man glaubt, daß die Kammersitzungen mindestens zwei Wochen in

liche Kartoffelmengen (nicht: doch reichliche Kartoffelmengen)

vom 23. Mat 1915, betreffend die Verleihung des Enteignungs

für die menschliche Ernährung. Die Preise der Reichskartoffelstelle

Anspruch nehmen werden.

; Nach einer Meldung des ‚W. T. B.“ sind der dels⸗ minister Ugarte und der lnterrĩchts min ister 3636 3 An ihre Stelle treten der ehemalige Unter⸗ taatssekretär der Finanzen Espada und der Gouverneur von Barcelona Adrade. Belgien.

Der amerikanische Botschafter in London hat der englischen Regierung Aktenstücke über den Fall Cavell in Brüssel zur Verfügung gestellt. Diese Aktenstücke enthalten Angaben äber den Schriftwechsel, der zwischen der amerikanischen Ge— sandtschaft in Brüssel und den dortigen deutschen Behörden über diesen Prozeß geführt worden war. Die englische Re⸗ gierung hat diese Aktenstücke ohne weiteres der Presse über— geben und sie durch „Reuter“ verbreiten lassen. Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Brüssel sind in diesen Akten⸗ stücken die wichtigsten Vorgänge unzutreffend wiedergegeben. Ins⸗ besondere wird der Anschein erweckt, als ob die deutschen Behörden den amerikanischen Gesandten durch leere Versprechungen hinge⸗ halten hätten, um ihm das ergangene Todesurteil zu verheimlichen und durch rasche Vollstreckung die Möglichkeit eines Eintretens für die Verurteilte zu nehmen. In einer ebenfalls veröffent— lichten Erläuterung stellt Sir Edward Grey es als die schlimmste Tat der deuischen Behörden hin, das dem ameri—⸗ lgnischen Gesandten gegebene Versprechen, ihn über den Verlauf des Prozesses ständig zu unterichten, nicht gehalten zu haben. Ein derartiges Versprechen ist aber von den deutschen Behörden nie gegeben worden, konnte also auch nicht gebrschen werden. Dies hat der amerikanische Gesandte in Brüssel bei einer Aussprache mit den deutschen Behörden kElbst zugegeben. Die falsche Information des amerikanischen JHotschafters in London erklärt sich daraus, daß ein belgischer zIdogkat. der als Justitiar der amerikanischen Gesandtschaft in Brüssel in der Angelegenheit eine Rolle spielte, durch seine Berichte irreführende Auffassungen verursacht hat. Jedenfalls hat der amerikanische Gesandte erklärt, er sei von der Veröffent- lichung peinlich berührt worden und er würde seinen Londoner Kollegen und seine Regierung sofort über die zwischen dem schriftlichen Bericht des belgischen Justitiars der Gesandtschaft und den Tatsachen bestehenden Verschiedenheiten aufklären.

Norwegen.

Dem Kultusminister Bryggesaa ist der nachgesuchte Abschied bewilligt worden. Zu seinem Nachfolger wurde der Prösident des Storthings Löoöbland ernannt—

Türkei.

Der österreichisch⸗ungarische Botschafter Markaraf Palla⸗ vicini ist gestern anläßlich seiner Rückkehr nach Konstantinopel vom Sultan in Audienz empfangen worden.

, In der, gestrigen Sitzung der Kammer unter dem Dorsitz des Vizepräsidenten Hussein Djahid bestieg der Präsident Halil Bey die Rednertribüne und teilte laut JHericht des „W. T. B.“ mit, daß der Sultan ihn auf Vorschlag des Großwesirs zum Minister des Aeußern ernannt habe. Er übernehme die Verantwortung dieses sehr wichtigen Amtes auf der Grundlage des Vertrauens der Kammer. Unter andauernden Beifallsbezeigungen wünschte die Kammer dem neuen Minister den besten Er— folg. Als der Vizepräsident den Tod des deutschen Bot— schafters Freiherrn von Wangenheim bekannt gab, drückte die Kammer einstimmig ihr lebhaftes Beileid aus und unterbrach die Sitzung zum Zeichen der Trauer eine halbe Stunde. Danach wählte die Kammer den früheren Wali von Adrianopel Hadji Adil, der kürzlich zum Abgeordneten von Brussa gewählt worden war, mit 128 gegen 2 Stimmen zum Präsidenten. .

Griechenland.

Eine offiziöse Note, die in den Blättern veröffentlicht wird, erklärt die Gerüchte über eine beabsichtigte Besetzung ser bischen Gebiets durch Griechenland für unrichtig. Die Note sagt der Agence d Athenes“ zufolge:

Die griechtsche Regierung hat niemals daran gedacht und kann nlemals daran denken, irgend einen Teil deg dem perbündeten Staate gehörenden Gebletz zu besetzen.

Bulgarien.

. Der König hat dem deutschen Gesandten Michahelles, wie „W. T. B.“ meldet, anläßlich des Hinscheidens des deutschen Botschafters in Konstantinopel, Freiherrn von Wangen⸗ heim, sein herzlichstes Beileid ausdrücken lassen. Der Tod Wangenheims hat in Sofia allgemein großes Bedauern hervor⸗ gerufen, da es wohlbekannt ist, daß der Verstorbene hervor— ragende Verdienste um die jüngste türkisch⸗bulgarische Ver⸗ sändi ung hatte, durch die die gegenwärtige, verheißungsvolle Politik Bulgariens wesentlich erleichtert wurde.

1 Sonderagent der amerikanischen Botschaft in Kon⸗ stantinopel Einstein ist zum Geschäftsträger in Sofia ernannt worden. Er ist der erste ständige amerikanifche Ver— treter in Sofia. Die Vereinigten Staaten hatten bisher sinen gemeinsamen diplomatischen Vertreter für Rumänien und Bulgarien.

Die Serben verbreiten von amtlicher Stelle An— klagen gegen das bulgarische Heer, indem sie behaupten, daß die bulgarischen Truppen bei ihren Unternehmungen in Serbien von Dum-⸗Dum-⸗Geschossen Gebrauch machen. Der bulgarische Generalstab weist diese Beschuldigung entschieden zurück, da die Vermendung von Dum⸗Dum⸗Geschossen in dem bulgarischen Heere, das sich ihrer niemals bedient hat, un⸗ bedingt verboten ist.

. So branje, die übermorgen hätte zusammentreten sollen, ist nach einer Meldung der Bulgarischen Telegraphen⸗ agentur auf den 28. Dezember vertagt worden.

Amerika.

Ueber die willkürliche Behandlung der Kabel— telegramme durch die britische Zensur gibt die „New York World“ bemerkenswerte Einzelheiten bekannt. Nach dem Blatte werde dadurch dem amerikanischen Handel ein Schaden zugefügt, der sich bald auf Millionen belaufen dürfte. Beispielsweife sei der Handel in getrockneten Früchten zwischen en Vereinigten Staaten und Griechenland vollständig unter⸗ bunden worden. Telegramme mit Aufträgen würden zurück— geha ten. Die britische Zensur hätte unter anderem die ihr amtlich gewährte Einsicht in die Handelsbeziehungen dazu benutzt, um Munitionsaufträge, die eine unabhängige 8 verlangt hatte, ungültig zu machen und sie dem beglaubigten

. , herigen Einsprüche des * 28 vergeblich gewesen. uitein

a.

Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ hat der Ministerprãsident Botha beschlossen, mit dem 4 Kabinett die Regierung weiterzuführen.

Au stralien.

Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ aus Wellington wird durch einen Regierungserlaß die Auf⸗ stellung einer na tionalen Liste angeordnet, um eine Ueber⸗ 22 2 das für den Krieg verfügbare Menschenmaterial zu erhalten.

Kriegsnachrichten. Wien, 26. Oktober. (W. T. B.) Amtlich wird ge⸗

meldet: Russischer Kriegsschauplatz.

Die südwestlich von Czartorysk kämpfenden K. und K. Truppen wehrten mehrere Angriffe russischer Schützendivisionen ab, wobei sie zwei Offiziere und 500 Mann gefangen nahmen und ein Maschinengewehr erbeuteten. Deu ische Reg im enter warfen den Feind beiderseits der von Nordwest nach Czartorysk führenden Straße. Insgesamt ließen die Russen in diesem Raume gestern 4 Offiziere, 1450 Mann und 19 Maschinengewehre in der Hand der Verbündeten. Sonst blieb im Nordosten die Lage unverändert.

Italienischer Kriegs schauplatz.

Der gestrige Schlachttag verlief im Verhältnis zu den vorangegangenen an der Front der Hochfläche von Doberdo ruhiger; dagegen wurde um unsere Brückenkopfstellungen von Görz und Tolmein sowie im Abschnitte nördlich Tolmein bis zum Krn wieder äußerst heftig ge⸗ rungen. Alle diese Kämpfe endigten mit dem vollen Mißerfolg. des angreifenden Feindes. Am Krn brachen drei Vorstöße der Italiener in unserem Feuer zusammen. Vor dem Mrzli Vrh scheiterte ein feindlicher Nachtangriff. Gegen den Tolmeiner Brücken⸗ kopf bereitete Nachmittags ein besonders lebhaftes Artilleriefeuer neue Angriffe starker Kräfte vor. Spät abends schlugen unsere Truppen einen solchen Angriff auf die Höhe westlich von St. Luzia, heute zeitlich früh einen zweiten gegen die Stellung nördlich von Kocarsce, der bis zum Handgemenge führte, unter schwersten Verlusten für den Feind zurück. Der Raum von Descla ' ftand zeit⸗ weise uner Trommelfeuer. Ein schwächlicher italienischer Angriff gegen Zagora wurde leicht abgewiesen. Der M. Sabsotino, vor dem der Gegner in den letzten Tagen mindestens 25090 Mann verlor, wurde gestern nicht mehr angegriffen, wohl aber von der italienischen Artillerie heftig beschossen. Zahlreiche Granaten fielen auch in den Süd— teil von Görz. Abends griffen sehr starke feindliche Truppen die Podgora⸗Höhe an. Es half ihnen nichts, daß sie Bomben mit giftigen Gasen verwendeten, sie wurden blutig zurückgeschlagen. Gestern ließen sich die Verluste der Italiener bei ihren Angriffen gegen die Hochfläche von Dob erds stellen— weise übersehen; so liegen vor der Front eines unserer Infan⸗ terieregimenter 3009 Feindesleichen An der Tiroler Front wiesen die Verteidiger der Lafraunstellung einen Angriff des italienischen 116. Infanterieregiments ab.

Südöstlicher Kriegsschauplatz.

Die östlich von Visegrad vorgehenden österreichisch⸗ ungarischen Streitkräfte warfen den Feind an die Grenze zurück. Unter den Gegnern befanden sich neben serbischen Bataillonen auch montenegrinische. Die im Nordwestwinkel Serbiens operierenden K. u. K. Truppen der Armee des Generals von Koeveß nähern sich der oberen Kolubara und der von den Serben vor unserer Reiterei geräumten Stadt Val jevo. Die von Obrenovac südwärts entsandten österreichisch⸗ ungarischen Divisionen entrissen dem Gegner nach erbitterten Kämpfen die starken Höhenstellungen südlich und südöstlich von Lazarevac. Deutsche Truppen trieben den Feind über Arangjelovae zurück. ö Topola und auf den Höhen östlich davon stehen österreichisch⸗ungarische Kräfte im Gefecht. Die beider⸗ seits der Morava vordringende deutsche Armee bemächtigte si ch der Höhen nördlich von Raea, des Ortes Markovaec und weiterer serbischer Stellungen südöstlich von Petro vac. Das Gebirgsland in der Donauschleife östlich der Klissuraenge ist zum größten Teil vom Feinde ge— säubert. Es wurden hier drei von den Serben verlassene Geschütze eingebracht, darunter ein schweres.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Der Krieg zur See.

Wien, 26. Oktober. (W. T. B.) Amtlich wird ge⸗ melder: Am 24. Oktober Nachmittags suchte ein italienischer Flieger die Stadt Triest mit Bomben heim, wobei er, ohne einen Materialschaden anzurichten, drei Einwohner tötete und mehrere verwundete. Der Besuch wurde wenige Stunden später durch un sere Marineflieger in Venedig erwidert, wo sie von 101 Uhr nachts bis 1 Uhr früh in rascher ee Arsenal, Elektrische Zentrale, den Bahn— of, einige Festungswerke und andere mili⸗ tärische Baulichkeiten ausgiebig und erfolgreich mit Bom ben mittleren und schwersten Kalibers bekegten und zahlreiche Brände verursachten. Am nächsten Morgen um 8 Uhr griff ein Seeflugzeuggeschwader neuer— dings Venedig an, wo noch ein vom nächtlichen Bombardement herrührender Brand emporloderte. Außer den früher auf— gezählten Gebäuden wurden diesmal auch Flugzeughalle und Krie ee n n, erfolgreich bombardiert. Schwächliche Versuche zweier feindlicher Flieger, unsere Aktion zu stören, waren durch unser Gewehrfeuer in kürzester Zeit vereitelt Bei beiden Unternehmungen wurden unsere Flieger von starker Artillerie heftig, aber ganz erfolglos beschossen. Alle kehrten unversehrt zurück. Flottenkommando.

Cöln, 26. Oktober. (W. T. B.) Die „Kölnische Zeitung“ meldet aus Athen unter dem 24. Oktober: Der von einem

Vertreter der britischen Regierung in den Vereinigten Staaten

deutschen Unterseeboot nahe der Bucht von Tsagesi torpedierte

.

Marketti? ho eger, 12 5 tion S

Nur 82 Mann wurden gerettet, die in

Zwei Zerstörer h

stelle begleitet.

Etatistik und Volkswirtschaft.

Entwicklung des Beschäftigunge grades und Arbelte—⸗ marktes in Groß e,. . Zeit vom 9. bis 16. Ok- ober 5.

Nach der veraleichenden Darstellung des gewerbli und industriellen Beschäftigungs grades in Groß Berlin 4 8. 6 Ot tober, diz das Siattstische Amt der Stadt Berlin veröffentlicht, zeigt für die Zelt zwischen diesen beiden Stichtagen die Gesamtjabl der dersichezunggpflichtigen Mitglieder von 259 Kranken- kassen Groß Berlins eine Zunahme von 1118 37ũ auf 1 124 952, 3 i. um 658 oder Cao Co; die Zahl der versichrungepflichtigen Männer ist um 16516 oder Gas oso gesunken, die der Frauen dagegen um S227 oder L 0ο gestie en.

Bei den 25 allgemeinen Ortekrankenkassen ist in der Berichtsgwoche bei einer Aonabme um S80 oder O6 υ, Männer im ganzen eine Steigerung um 5282 Versicherungepflichtige oder 9m o/o zu verzeichnen, an der die Berliner allgemeine Srtzkrankenkasse mit einem Mehr von 2489 oder O0, as d beteiligt ist. Die Zunahme des weiblichen Mitgliederbestandes ist teils auf die sihrlich um diese Zeit einsetzenden Neueinstellungen von Personal für das Weihnachis. e chã t⸗ teils auf, die Annahme von Hilfskräften bet gewissen Re sche betrieben zurückjuführen, wie sich überbaupt ein Aaztehen des Beschäftigungsgradeg neuerdings wiederum anzubahnen scheint.

Die 203 gewerblich gegliederten Kran kenkassen zeigen diesmal ein Weniger von 770 oder On bo versicherungspflichtigen Männern, dagegen eine Zunahme um 18911 oder 116 d Frauen. Von den einzelnen Gewerbegr uppen weifen nur 4 eine Abaabme auf, die größte mit 297 Beschäftigten oder 2430, dag Bougewerbe. Von den Gruppen mit einer Zunahme der Zabi der Versicherunag. pflichtigen seien genannt: die Merall. und Maschinenindustrie ( 691 oder Oss oo), die Gemeindebetriebe (4 190 oder Os o/ , die Ver⸗= kehrtanstalten und betriebe (4 157 oder Oss o o)ᷣ

Die Zahl der bei 388 Fachverbänden der freien Gewerkschaften ermittelten Arbeits losen zeigt in der Woche vom 11. bis zum 18. Oktober eine Abnahme von 24065 auf 2270, d. i. um 136 oder H, os o)). Beim Verbande der Buchbinder, der durch eine Verminde= rung um 91 Arbeitslose allein F der Gesamtabnahme herbeigeführt hat, ist sie zum größten Teil wiederum auf vorübergehende Ein= stellungen von welblichen Aushilfen jurückzuführen. Die 6 Verbände der Bauarbeiter haben diegmal zusammen eine Abnahme um 30 A beitelose erfahren, die Buch. und Steindruckhilfgarbeiter eine Zunahme um 24.

Nach den Ergebnissen der öffentlichen Arbeitsnachweise trat in der Weche vom 9. bis 16. Ottober, wie der Verband märki cher Arbeite nachweise berichtet, auf dem Großberliner Arbeitsmarkt ein deutlicher Rückgang in der Zahl der männlichen Stellensuchenden ein. Wenn auch die Zahl der offenen Stellen eine leichtere Abnabme auf- weist, so blieb doch die allgemeine Lage für männliche Personen durchaus günstig, und die Nachfrage nach männlicher Arbeite kraft konnte in vielen Fallen nicht berrtedigt werden. Besonderg wurden wieder Arbeiter fär die Metallindustrie, Schlosser, Klempner und Rohrleger angefordert, und auch Bau, und Erdarbetter, Maurer und Zimmerleute wurden lebhaft verlangt. In größerer Aniahl wurden offene Stellen für männliche Arbentskräfte von auswärts gemeldet. Der Arbeitsmarkt für weibliches Personal erhielt einen starken Zu= strom von Arbeltfuchenden, die zum ersten Male gejwungen waren, den öffentlichen Arbeitsnachweis in Anspruch zu nehmen. Die Zahl der neu eingeschriebenen weiblichen Stellen suchenden erböhte sich dadurch beim . für Arbeitsnachweis in Berlin um 1049 gegenüber der Vorwoche. Ein größerer Teil dieser Frauen konnte im Bekleidungsgewerbe Heimarbeit auf Milttärnäberet er= halten, eine Amheit, die wegen der geringen Verdlenstmöglichkeit nur als Nebenbeschäftigung in Frage kommt. Für kaufmännische weibliche Angestellte war der Arbeitsmarkt noch unbefriedigend. Für Haug⸗= arbeit blieb ein hohes Ueberangebot weiblicher Dienstboten besteben. Im ganzen betrug bei den öffentlichen ArbeittzCnachweisen Groß Berlins die Zahl der vermittelten männlichen Arbeitskräfte 3421 (in der Vor- woche 3571), die der weiblichen 3125 (2383). Offene Stellen waren 4403 (4703) für Männer und 3469 (2604j für Frauen vorhanden. Arbeitsuchende wurden 4372 (4800) männlichen und 5544 (45453) weiblichen Geschlechts gezählt.

Kunst und Wissenschaft.

Berliner Sezession 1915. II.)

Die Gemälde Adolf Oberländers und eine Sommerland⸗ schaft von Hans Thoma leiten von der „retrospektiven⸗ Abteilung zu den Werken lebender Künstler über. Wie dag erst in diesem Jahre entstandene Gemälde Thomas beweist, ist die Schöpferkraft des alten Meisters noch unverbraucht und lebendig, aber fein zeichnerlscher Sti, seine Art, sich mit liebevoller Andacht in die Anschauung der Blumen, Bäume und Wolken zu versenken, verweisen dieses Werk schon unter die Schöpfungen der großen Meister der jüngsten Vergangenheit. Auch die naiv geschauten und gestalteten Bilder Oberländers, aus denen verhaltenes Gefühl und sprödes Empfinden spricht, stehen unter den Arbeiten der Sezessionisten fremdartig da, und man tat gut daran, sie mit den Bildern Menzeig, Leibls und Spitz wegs jusammenzubringen. Man tat aber nicht gut daran, den groben Reißer „Die Sintflut! von Lesser Urv in diesem Raume gleichfalls auszustellen. Wie gern würde man Lesser Unv, der sich vom Markttreiben fernbält, einmal zustimmen und seinen Anhängern Recht geben, die in ihm einen einsam abseits stehenden genialen Künstler seben! Die beiden allzu weich und bunt gebaltenen holländiscen Landschaften und dieseg grob gemalte Sint- flutbild bestätigen aber leider nur den Eindruck, den man vor jwer Fabren von seiner größeren Auestellung bei Schulte empfing, daß bier ein anfangs verbeißungevoll einsetzender Kürstler im Taufe der Jahre immer trivisaler und derber geworden ist. Von Toviz Corinth sind vier untereinander sehr ungleichwertige Gemälde ausgestellt. Einem dieser Werke, dem kraftvollen Still ben Sbst und Psefferlinge! kann man unbedingt zustimmen. Um dieser starken malerischen Leistung willen, die an des Künstlerg beste Zeit erinnert, übersteht man gern dag große form lose und wirre Blumenstück und das vlumpe Potisphar— bild. Corintbs malerische Handschrift ins Krafimeierfsche Und Virtuose übersetzt kehrt auf der Bildnisstine „Gösta af Geyer— stram. von Charlotte Berend wieder, deren robe und grelle Steinigung“ wohl das schlimmste Bild der Augstellung ist. Von derartigen krassen Blendern wendet man sich immer wieder Leo von Königs Bildntssen zu, die im besten Sinne ehrliche handwerkliche Leistungen sind und deren gediegene Dur chfübrung und charaktervolle Haltung sich immer von neuem behaupten. Sine 3 sachliche Leistung ist auch dag unscheinbare. Innere einer Backstube' von Wil. helm Claus. Der. Münchener Carl Strathmann zeigt ein Stilleben und eine Frübltn olandschaft, die in seiner üblichen punk⸗ tierenden Technik dae h em er sind. Beide Bilder streifen das Ge⸗ biet des Kunstgewerbes schon üben aber tretz. dem eine malerische Wirkung aus. as Früblingebild hat sogar Stimmung. Ernst Opplers feine Synagoge in Munkäcs, slebt künstlerisch böber als sein gefällig arrangte r ieg farbenfrohes Innenblld, mit dem er sich einen großen Publikumserfolg

) Vergl. Nr. 2652 des Bl.

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