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Kriegsnachrichten.
Großes Hauptquartier, B. November. (B. T. B.) Westlicher Kriegsschauplatz.
Auf verschiedenen Stellen der Front hielt, durch das klare Wetter begünstigt, die lebhafte Feuertätigkeit an. Im Priester⸗ walde blieben zwei feindliche Sprengungen erfolglos. Ein französischer Doppeldecker stürzte bei Au re lin der Champagne) nach Luftkampf ab.
Destlicher Kriegsschauplatz. Keine wesentlichen Ereignisse.
Balkan kriegsschauplatz.
Nördlich von Mitrovica sowie nördlich und nordöstlich von Pristina wurde der Feind in Nachhutkämpfen ge⸗ worfen. Ueber 1500 Gefangene, 6 Geschütze wurden einge⸗ bracht. Auch die südöstlich von Pristina kämpfenden bulgarischen Kräfte drangen erfolgreich vorwärts. Es wird von dort die Gefangennahme von 8000 Serben und eine Beute von 22 NMaschinengewehren
gemeldet. Oberste Heeresleitung.
Wien, 2. November. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Russischer Kriegsschauplatz. Nichts Neues.
Italienischer Kriegsschauplatz.
Die Italiener setzten den Angriff auf den ganzen Görzer Brückenkopf ebenso hartnäckig wie erfolglos fort. Besonders erbittert war der Kampf im Abschnitte von Oslavija, wo die bewährte dalmatinische Landwehr, unter⸗ stützt durch das tapfere Krainer Infanterieregiment Nr. 17, den vorgestern noch in Feindeshand gebliebenen Teil unserer Stellung vollständig zurückeroberte. Der Südteil der Podgora wurde fünfmal angegriffen. Die verzweifelten Vorstöße der Italiener brachen jedoch teils im Feuer, teils in Hand⸗ granatenkämpfen zusamm en. Im Abschnitte der Hochfläche von Doberdo waren die Anstrengungen des Feindes hauptsächlich gegen den Raum von San Martino gerichtet. Nach starker Artillerievorbereitung vermochten die Italiener hier in unsere Kampffront einzudringen. Ein nächtlicher Gegenangriff brachte aber das Verlorene bis auf ein kleines vorspringendes Grabenstück wieder in unseren Besitz. Nördlich des Brückenkopfes von Görz überschritten schwächere feindliche Kräfte südlich Zagora den Isonzo. Abends war aber das linke Flußufer von diesen Italienern wieder gesäubert. An der Tiroler Front hat es der Gegner in letzter Zeit auf den Col di Lana besonders abgesehen, wohl um seinen zahl⸗ reichen Veröffentlichungen über Erfolge in diesem Gebiete gerecht zu werden. Das italienische schwere Geschützfeuer war hier gestern heftiger denn je; drei Angriffe auf die Berg⸗ spitze wurden abgewiesen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz.
Die im Gebiet von Cajnice kämpfenden K. und K. Truppen warfen die Montenegriner aus ihren Stellungen am Nordhange des Goles⸗Berges. Auch östlich von Gorazde sind Gefechte im Gange. Eine österreichisch⸗ungarische Gruppe aus Nova Varos nähert sich Prijepolje. In Novipazar erbeutete die Armee des Generals von - Koeveß 50 Mörser, 8 Feldgeschütze, 4 Millionen Gewehrpatronen und viel Kriegsgerät. Der noch östlich der Stadt verbliebene Feind wurde von deutschen Truppen vertrieben, in deren Hand er 300 Gefangene zurückließ. Die im Ibar⸗Tale vorbringende österreichisch⸗- ungarische Kolonne erstürmte gestern tagsüber 20 km nördlich von Mitrowitza drei hintereinander liegende serbische Stellungen. In der Dunkelheit bemächtigte sie sich durch Ueberfall noch einer vierten, wobei 2090 Ge⸗ fangene eingebracht und 6 Geschütze, 4 Maschinengewehre, eine Munitionskolonne und zahlreiche Pferde erbeutet wurden. Die Armee des Generals von Gallwitz nahm in erfolgreichen Kämpfen südlich des Prepolac⸗Sattels 1800 Serben gefangen. Destlich und südöstlich von Pristina gewinnt der Angriff der ersten bulgarischen Armee trotz zähesten serbischen Widerstandes stetig an Raum.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Sofia, 22. November. (W. T. B.) Amtlicher Bericht vom 18. November. Die Operationen entwickeln sich agünstig für uns auf der ganzen Front. Wir haben noch 1200 Mann gefangen genommen.
So f ia, 22. November. (W. T. B.) Amtlicher Bericht vom 19. November. Die Offensive geht energisch vorwärts. Nach erbitterten Kämpfen haben sich unsere Armeen Pristina vom Norden und vom Osten genähert. Wir haben noch 1800 Mann gefangen genommen und dazu eine halbe Schwadron Kavallerie.
Der Krieg der Türkei gegen den Vierverband.
Konstantinopel, 22. November. (W. T. B.) Das Hauptquartier teilt mit: An der Dardanellenfront aus⸗ setzendes Artilleriefeuer und Bombenkämpfe. Bei Anafarta zerstörte eine unserer Patrouillen am rechten Flügel Schützen⸗ gräben, die der Feind neuerdings anzulegen versuchte, und erbeutete 500 Sandsäcke und Draht. Unser Geschützfeuer ver⸗ trieb feindliche Transportschiffe, die sich der Küste von Ari Burun zu nähern versuchten. Am 21. November Morgens verjagte unsere Artillerie ein feindliches Torpedoboot, das in die Meerenge einfahren wollte. An der Kaukasusfront nichts von Bedeutung außer Scharmützeln zwischen den Pa⸗
trouillen. Sonst ist nichts zu melden.
Der Krieg zur See.
London, 22. November. (W. T. B.) Wie das „Reulersche Bureau“ meldet, sind die britischen Dampfer „ Merganser“ und „Hallamshire“ versentt worden. Die Besatzungen konnten gerettet werden. „Loyds“ melden aus Port Said von heute: Der britische Postdampfer, Salsette“, von London nach Bombay unterwegs, ist im Golf von Suez gestrandet. Er braucht sofortige Hilfe.
Der Krieg in den Kolonien.
Paris, 21. November. (W. T. B.) Wie der „Temps“ aus Le Havre meldet, berichtet man aus amtlicher Quelle, daß
und 44 Geschützen,
die belgischen Kon gotruppen 4 — en glisch en Truppen des Ugäanda⸗ und des Aequatorialgebietes Deutsch Ostafrika vom Norden und Westen zu bedrohen beginnen. Gleichzeitig marschiere eine dus freiwilligen Engländern und Buren aus Rhodesia, dem Transvaal und dem Oranje⸗ staat gebildete Kolonne von Süden gegen Deutsch Ostafrita, das bald vollkommen umschlossen sein werde. Infolge der großen Entfernungen und der beschränkten Transportmittel werde jedoch noch einige Zeit vergehen, bevor die Angriffspläne genauer festgelegt werden können.
London, 22. November. (W. T. B.) Das „Reutersche Bureau“ meldet aus Ostafrika: Die Deutschen sind se stark und beherrschen den Tanga⸗Nyikasee. Offiziere und Bemannung des deutschen Schiffes „Königsberg“ befinden sich bei den Truppen, die auf 4090 Weiße und 30 909 Schwarze geschätzt werden. Die Schiffsgeschütze wurden ins Inland trans⸗ portiert. Neulangenburg ist eine der stärksten Stellungen. Der Bericht Reuters“ fügt hinzu, die Stärke des Feindes und der Besitz von schwerem Geschütz verursache beträchtliche Sorge. Bisher konnten die Briten und Belgier sich behaupten (), die Deutschen mußten sich in jedem Falle zurückziehen (h.
London, 21. November. (W. T. B.) Amtlich wird nach einer Meldung des Reuterschen Bureaus“ mitgeteilt, daß eine englisch⸗französische Abteilung am 3. d. M. Tibati in Kamerun besetzt habe. Die britischen Truppen eroberten am 6. d. M. den Gipfel des Canyonberges nach einem heftigen Kampf von Mann gegen Mann. Der Widersiand des Feindes sei gebrochen, er sei auseinander gesprengt und werde verfolgt. Große Mengen von Vorräten und Material seien erbeutet
worden.
Koloniales.
Am 27. November hält in Berlin im Reichskolonialamt der Deutsche Frauenverein vom Roten Kreuz für die Kolonien seine 27. ordentliche Hauptwversammlung ab. Aus der umfassendin Tagesordnung sei besonders ein Pantt hervorgehoben: Berajung über die Maßnahmen, die schon jetzt von dem Verein im Hinblick auf die Hilfe getroffen werden müssen, die den Kolonien sofort nach Frieden sschluß gebracht werden muß. Gewiß ist die eigentliche koloniale Arbeit der deuischen Heimat zurzett labméelegt; aber wie andere, soll und witd auch diese Tagung vom Freunden unserer kolonialen Bestrebungen zeigen, wie man sich beigeiten auf die Fülle der Aufgaben vorzubereiten sucht, die die J. nach dem Kriege stellen wird. Der Verein erfüllt jetzt insofein seinen schönen Zweck, als diejenigen seiner Schwestern, die bei Kriegsausbruch in den Kolonien waren, sich dort in opferfreudiger Welse dem Dienst für unsere Kolonialkrieger gewit met haben, wahrend diejenigen Schwefstern, die in der Himat vom Kriege überraschi wurden, im Vaterlande selbst ihren Beruf ausüben.
Parlamentarische Nachrichten.
Namens des Bundesrates legt der Stellvertreter des Reichskanzlers, Staatssekretär des Innern Dr. Delbrück dem Reichstage gemäß Aitikel 844 des Einführungsgesetzes zur Reichsversicherungsordnung mit einer Denkschrift über die Vermögenslage der Invaliden⸗ und Hinter⸗ bliebenenversicherung am 1. Januar 1914 die gesetz⸗ lichen Vorschriften über die Altersrente zur erneuten es n fassung vor. Auf Grund der in der Denkschrift dargelegten Untersuchungen hat der Bundes rat beschlossen, dem Reichs⸗ tag eine Aenderung der Vorschriften der Reichsversiche⸗ rungsordnung über die Altersrente zurzeit nicht zu empfehlen.
Die in der Reichsversicherungsordnung festgesetzten Beiträge zur Deckung der Leistungen der Invaliden, und Hinterbnebenenversicherung sind nach versicherungsmathematischen Grundsätzen berechnet. Dabei wurde bisher eine Verzinsurg der Wertanlagen mit 3 v H. voraue⸗ gesetzt, Imwischen hat sich die Lage des Geldmarktes so gestaltet, daß die Rechnungen, ohne ihre Sicherbeit zu gefäbrden, mit einer höheren Verzinsung durchgeführt werden können. Die Voraussetzung einer höheren Verzinjung würde unter Beibehaltung der übrigen Rechnungkgrundlagen der jrüberen Untersuchungen die Leistunge fählg⸗ teit der Träger der Invaliden. und Hinterbliebenen versicherung ginn beeinflussen. Gleichzeitig mußten aber die einzelnen
echnungsgrundlagen an der Hand der Erfahrungen nachge⸗ prüst werden, und die so gewonnenen Ergebnisse bilden die Unterlagen für die neuen Beiechnungen. Um die Frage be⸗ antworten zu können, unter welchen Voraussetzungen eine BVerab⸗ setzung der Asteisgrenze für den Bezug der Alteigrente möglich sei, mußten die künftigen Beiträge und Leistungen nach Maßgabe der neuen Rechnungegrundlagen bewertet und damit die den Ver⸗ sicherungstüägern zur Verfügung stehenden Mittel verglichen werden. Die Untersuchungen gehen von den geltenden Vorschriften der Reichs⸗ versicherunge ordnung aus und ermitteln sodann, welchen Einfluß die Herabsetzung der Altersgrenze für den Altersrentenbezug auf die Bilanz der Gesamiheit der Versicherungs träger ausübt. Damit tiägt die Denkschrift gleichzeilig elnem Wunsche des Reiche tags Rechnung, der in seiner Sitzung vom 22. Januar 1913 beschlossen hat, die ver⸗ bündeten Regierungen zu ersuchen, neue Berechnungen über die Be⸗ lastung aus der Hinterbliebenenversicherung unter Verwendung der Erfabrungen der Jabre 1912 und 1913 vorzulegen.
Nach den Untersuchungen der Denkschrift werden die in der Reichs versicherungsordnung vorgesehenen Beiträge zur Deckung der Veipflichtungen der Versicherungsträger ausreichen, wenn angenommen werden kann, daß die im Laufe der einzelnen Jahre aus der Ver⸗ sicherungspflicht auescheidenden Personen ihre, erworbenen An⸗ wartschaften auf die Leistungen dec Reichsversicherungs ordnung in vollem Umfang zugunsten der Allgemeinheit der Versicherten verfallen lassen. Eine Herabsetzung der Altersgrenze für den Bejug der Alterßrente auf das 65. Lebene jahr ist nach der Denkschrist obne Erböhung der Beitrage nicht möglich. Dabei ist noch zu bemerken, daß die Denkichrift als Stichtag sür die Be⸗ rechnungen den 1. Januar 1914 vorausgesetzt hat; seitdem baben sich aber die Voraussetzungen, auf denen die Berechnungen beruhen, wesentlich ungünstiger gestaltet. Im Verlaufe des Krieges sind die Beitrastelnnahmen der Versicherungsträger erheblich zurück⸗ gegangen; noch seiner Beendigung wird unter Umständen noch längere Zeit hindurch mit niedrigeren Einnahmen als vor dem Kriege zu rechnen sein. Anderseits ist eme starke Steigerung der Leistungen zu erwarten. Zwar würden die duich den Krieg veranlaßten Invaliditäts. sälle erst nach und nach in die Erscheinung treten, dagegen zeigt sich schon jetzt durch die große Zahl der Kriegstodesfalle eine bedeutende Zunahme der Belasturg an Watsenren ten. Während in der Zeit vom J. Juli big 30. September 1914 für 57h Waisenstämme Renten benmshbiat wurden, erböhten sich die Bewilltaungen in der Zeit vom 1. Oktober bis 31. Dezember 1914 auf 7276 Renten an Waisen- stämme, vem 1. Januar bis 31. März 1915 auf 185353 Renten an Waisenstãmme, vom 1. April bis 30. Junt 19185 auf 26 449 Renten an Waisenstãmme. ;
Gegenüber der Aufgabe, die Leistungefäbigkeit der Träger der Invallden, und Hinterbliebenendersicherung über die Zeit des Krieges binaut. zu sichern, muß der Wunsch, einielne Leistungen günstiger zu gestalten, zurücktreten. Die Altergrente ist von , der In-. halldenversicherung ab als eine mehr nebensächliche Leiftung angesehben worden. Vie Festsetzung der Alteregrenze auf das 70. ahr geschah lediglich in det Annahme, daß in diesem Alter im allgemeinen
Anvdaliditit im Wenn die Bessre 9
„die Aieie grenze auf
Etatistik und Volkswirtschaft.
Aus der deutschen Kriminalstatistik für 1913.
In Heft 21 22 der ‚Deuischen Juristenzeitung (Jahrgang 1915, Verlag don Ono Liebmann, Berlin) teilt der Oberlandes gerichte. präsident, Wirkliche Geheime Oberjustizrat Lindenberg die wich ligsten Eigebnisse der vom Kaiserlichen Statistischen Amt veröffent⸗ lichten deutschen Krimlnalstatinik für das Jabt 1913 mit. Danach sind wegen Verbrechen oder Vergehen gegen Reichegesetze in Deutsch⸗ land im Jahre 1913 561 808 Personen verurteiht worden gegen 581 185 im Vorjahre 1912, 552 560 i J. 1911, 546 418 i. J. 1910 und 505 353 in dem eln Jahrzehnt zurückliegenden Jahre 1803. Ez ergibt sich also für das letzte Berichte jabr 1913 eine erhebliche Abnahme der Verurteiltenjahl: um 19 380 oder 3 3 0/0, nachdem aller⸗ dings im Jahre 1912 eine Steigerung um 28 626 oder ad M statt gefunden batte. Der Rückzang im Berichisjabre ist der größte bisher be— obachtete. Leider sind an ihm die Jugendlichen nur wenig beteiligt; denn die Zabl der wegen Verbrechen oder Vergehen gegen Reichgaesetze in Deutschland verurteilten Jugendlichen, die 54 172 gegen 54 os im Vorjahr 1912, 50 880 i. J. 1911, 51 i J 1910 und 50 2719 i. J. 1903 betlug, ist im letzten Berichts jahre nur um 786 oder 14 , gesunken. So ist es gekommen, daß der Anteil der Jugendlichen am Verbrechertum, der von 1906 bis 1911 mit nur einer Unterbrechung zurückgegangen war, die im Jahre 1912 begonnene y, . weiter fortgesetzi hat, sodaß unter 10 000 Verurteilten im Berichte jabre 43 Jugendliche mehr waren als jwei Jahre borber, nämlich 964 gegen 946 im letzten Vorjabr, 921 i. J. 1911, 939 i. J. 18910, 1036 i. J. 1906 und 864 i. J. 1903. Dieses Ergebnis ist be⸗ träbend bet den großen Anstrenaungen, die gemacht werden, um die Jugend vom Pfade des Verbrechens abzuhalten.
Die amtliche deutsche Kriminalstattstik unierscheidet vier Haupt- gruppen von Straftaten, je nachdem das Verbrechen oder
ergehen 1) gegen den Staat, die öffentliche Ordnung und die
Religion oder 2) gegen die Person oder 3) gegen das Vermögen sich
gerichtet hat oder 4) im Amie verübt ist. Von je 100 der Gesamt⸗
zahl der wegen Verbrechen oder Vergeben gegen RMeichsgesetze ver= urtellten Personen sind nun verurteilt worden wegen Verbrechen oder
Vergehen l im Jahte 191 1912 1911 1903 gegen den Staat usw. . 17, 175 17.3 171 gegen die Person . 37. 3858 38, 42.1 gegen daz Vermögen. 442 43. 45,66 A403 m nee; 1 84 02 02 0.3.
Gegenüber dem Jabre 1912 zeigt sich also ein Rückgang des Anteils der gegen die Person gerichteten Straftaten, wogegen der Anteil der gegen das Vermögen gerichteten gestiegen ist, was auf die ungün iger gewordenen wirtschafilichen Verhältnisse jurückjuführen sein wird. Geht man zehn Jahre zurück, so ergibt sich außer einer geringen Zu— nahme der g gen Staat, öffentliche Drdnung und Religion gerichteten Straftaten eine bedeutende Steigerung des Anteils der Verbrechen und Vergeben gegen das Vermögen. während derjenige der gegen die Person gerichteten nach vorheriger starker Zunahme eine erhebliche Abnahme zeigt.
Der Kreis der Reichagesetze, die Strafvorschristen entbalten, er weitert sich von Jahr zu Jabr, insbesondere durch die sazialpolitische Gesetzgebung. Eg werden dadurch zoblreicke Delikte neu gelchaffen, die man früher nicht kannte. Dies darf man bel der Beobachtung der Veränderungen in der Gesamtkriminalität nicht vergessen. Von den im Jahre 1913 wegen Verbrechen oder Vergeben gegen Reicht gesetze Verurteilten sind 501 085 (i. J. 1912 522 179) wegen Za widerbandlung gegen Bestimmungen des Strafgesetzbuckes und 60 726 (59 096) wegen Verletzung anderer Reiche geseße v rurteilt worden. Während noch vor 5 Jabren von 100 Verurteilten 9le sich gegen das Strafgesetzbuch veraangen batten, betrug dieser Anteil im Berichte jahre 1913 nur noch 89, . Dabei ist noch zu berüdsichtigen, daß jum Str GB. verschir dene Novellen ergangen sind, die nene Delikte geschaffen baben. Unter den neueren Gelützen, die jablreiche Verurteilungen verursachen, stebt in erster Linie die Gewerbhe= ordnung. Allein wegen Zuwiderbandlungen gegen die Be flimmungen über die Sonntagsruhe sind im Jabre 1913 13 58 (ä. S. 1512 13551) Personen verurteilt, ferner wegen unbefugter Ausübung elnesß genebmigungerflichtigen Gewerbes ü 972 (1237 und wegen Verletzung der Laden schlußvorschristen 4071 (3675, soda⸗ auf diese drei Delikie nabeju die Halfte der Personen entfällt, die wegen Verletzung außerbalb des Sti GB. liegender Bestimmun gen verurteilt worden sind. Das Gesetz, betreffend die Kinderarbeit, 4643 (6 Vorj. 4832) Bestrafungen verursacht. In steigendem Moße sind u 4a. auch das Weinaeseß mit 26066 Verurteilungen (gegen 249 i. J. 1912), das Gesetz über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen mit 2391 (2113), die Seemann ordnung rr des Seuervertraga) mit 1663 (13125, das am J. Mei 1812 inn Kraft getretene Vieh. seuchengesetz mit 1237 (517) Bestrafungen beteiligt, wogegen art dem durch das Viehseuchengeseßz kesetnigten 5 328 des Str GB nin noch 168 Verurteilungen erfolgt sind (gegen 2109 1. J. 1912 und 3581 i. J. 1910).
An dem Rückgang der gegen die Per son gerichteten Straftaten im Rahmen des Strafgesetzbuchg ist außer den Beleidigungen, die von 65 315 auf 60 284 Verurteilungen jurückgegangen sind, vor allem die gefaäbrliche Kt rperverletzung beteiligt mit 26 263 Verurteillen gegen 265 820 i. J. 1912. sodaß eine Abnahme um 6.30 stattgesunten hat. Auch die leichten Körperverletzungen sind ven 2348 au * 321 und die schweren von 118 auf 121 zu ückgegangen. Die zur Grurke der Telikte gegen die Person gebörenden Kaynalveibrecken jeigen so bobe Zahlen, wie seit langem nicht: wegen Mordes sind 116 Per sonen gegen 94 i. J. 1817 und wegen Totschlags 257 gegen 225 be straft worden; auch beim Kindesmord ist die Zabl der Verurteilten von 119 auf 137 und bei der Abtreibung von 1316 auf 1514 20)
stiegen Wegen Verbrechen oder Vergeben gegen die Sütlichke t
deren Zahl im Jahre 1918 nur eine gang geringe Zunahme, . 1911 allerdings eine solche um 7 * 4 4 3 im Jahre
igiz 15 sis Perfonen gegen 11 890 im Vorjahr, somit im Berichte
2 zabre os o/o mehr verurteilt worden; an der absoluten Zunahme war am meisten die Zubaälterei beteiligt. Unter den gegen das Bermögen gerichteten Straftaten nimmt die Hälste der wegen dieser Verurtzilten der Diebstahl. sär in Anspruch mit 114 707 gegen 118063 1 J. 1912, sodaß ein Rüäcgang um 283 0;0 erfolgt ist, nachdem im voraufgegaagenen Jahre eine Zunahme um 6e o fattgefunden haite. schwereren Fälle an dem Räckgange nicht teilgenommen, ihre Zabl ist vielmehr gesttegen; es wurden wegen schweren Diebstabis 20 722 Per. sonen gegen 19597 i. J. 1912 bestraft. Wegen Dehlerei sind 10 0727 gegen 9768 i. J. 1912 wegen Betruges 29 227 gegen 30 049, wegen Urkundenfälschung 7472 gegen 7165, wegen Unierschlagung 30 487 gegen 31 450 Personen verurteilt worden.
Bel den Verbrechen und Vergehen gegen Staat. öffentliche
Ordnung und Religion zeigen den firme. Rückgang die Ver. letzung der Webrpflicht mit 627 Verurteilten gegen 7299 J. 3 1912 und der Hausfriedenebruch mit 21031 gegen 25 550. Wegen Wider stands gegen Vollstreckungsbeamte sind Verurteilungen ungefabr in gleicher Zabl wie im Voꝛjabre erfolgt, nämlich 18 113 gegen 18154; die vorsaäßliche Gefangenenbefrelung weist einen kleinen Rückgang auf: von 1755 Verurteilungen im Jahre 1912 auf 1660. Meineid hatte 581 Verurteilungen gegen 605, fahrlässiger Falscheid 332 gegen 327 im Voꝛjabre zur Folge. Für das Königreich Preußen ist vor kurzem die Hauptäbensicht über die Geichäftstäligkeit der Gerichte im Jabre 1914 veiöffentuücht worden. Diese alljährlich in Tabellenform als Beilage zum . Justij.˖ minifterialblatt · erscheinende, lediglich auf den von den Gerichts. schreibereien geführten Rewistein beruhende Geschäfiestatistik soll einen Ueberblick geben über die Belastung der Gerichte in den einzelnen Geschäftsweigen und über die Art der Erledigung der gerichttichen Amtshandlungen. Die in ihr enthaltenen Zahlenangaben über die Tätigkeit der Gerichte in Strafsachen versolgen also ganz andere Zwecke und beruhen auf ganz anderen Unterlagen als die Reiche ⸗ Friminalstatistik, die die Entwicklung der veibrecherischen Handlungen und die versönlichen Verhältnisse der Verbrecher untersucht und auf dem System der moͤibiduellen Zäbltarten aufgebaut ist. Immerhin liefein aber doch die sich auf die Tãtigkfeit der Gerichte in Straflsachen beziehenden zahlenmäßlgen An⸗ gaben der Geschäfisstatistit einiges Material, das man aus anderen Gesichispunkten als denen der gerichtlichen Organisation prüfen und verwertbar machen kann. Eine solche Betrachtung des⸗ selben — gleichtalls von dem Oberlandesgerich:spräsidenten Linden. berg — findet sich in veft 8 19 der . Deutschen Strafrechts zeitung? (Jabrgang 1915, Verlag von Otto Liebmann, Berlin) für das Jahr 1914, das als erstes Kriegsiabr Brachtung verdient, weil sich bei Vergleichen mit den Vorjahren Beobachtungen darüber anstellen lassen, welchen Einfluß der Krieg auf die Strafrechtspflege gehabt hat. Nach dieser Uatersuchung zeigt das Jahr 1914 auf allen Ge⸗ bieten der strafgerichtlichen Tatigkeit eine recht starke Abnahme der Gesckäfte, die auf einen Rückgang in den Kriegsmongten um rund 40 60, für einzelne Zweige noch erheblich mehr, fär andere etwas weniger, schließen läßt.
Wohlfahrtspflege.
Wie das preußische gibt auch das baverische Kriegsm inis⸗ terium gemeinsam mit dem Staaismininterium des Innern einen Stellennachweis für Kriegsinvalide beraus, der an jedem Sonnabend als Beilage des Amteblatts der K. Staatsmin ferien des Königlichen Hauses und des Aeußern und des Innern erscheint, aber auch allein zum Jahrespreise von 1 Æ oder jum Einzelpreise von 5 3 für die Nummer durch die Post bejogen werden kann, In jeder Nummer ist eine große Zabl von Stellen verzeichnet, die in der dandwirischaft. in Industrie und Gewerbe, im Handel und in soastigen Berufen für Kriegsinvalide offen stehen.
Kunst und Wissenschaft.
In der unter dem Vorsitze von Professor Ed. Seler abge⸗ boltenen November sitzung der Anthropologischen Gesell⸗ scha ft! berichtete Geheimrat, Professor Hans Virchow über seine Studien, die sich auf den Zusammenhbang von Gesichts muskeln und Gesichtsausdruck besieben. Hinsichtlich der Be= dingtheit des Gesichtsausdruckz durch die Gesichtemutkeln ist bei ge— nauer Forschung doch noch manches Neue zu erfahren, und man kann auch den Gesichtsausdruck bei den verschiedenen Gesichtern besser ver⸗ stehen, wenn man die anatomische Grundlage, die in Feinbeiten mannigfach individuell abweicht, eingehender kennen gelernt hat. Der Vortragende wurde auf dieses besondere Untersuchungegebiet duich die Präraratlon der Gesichtemuskalatur eines Chimpansen geführt, an der er noch bisher nicht bekannte Mugkelbändchen fand, die die Stärke einer mittleren Leinenfaser hatten; im ganzen war die Gesichts⸗ muskulatur dieses Affen so reich differen iert, wie man sie beim Menschen bisher nicht beobachtet hatte. So glaubt Virchow, der Ausorück des Sinnenden beim Menschen hahe eine anatomische Grund- lage in der Gegend der Augenbraunen, die sich b i Tieren nicht finden, doch diese Annahme wurde durch die Muekulatur des Cbimpanlen widerlegt. Insbesondere kot die Untersuchung der Muskulatur der Lippen und des Mundes Schwierigkeiten, da sich dort die einzelnen Muskeln gegensertig sehr stark durchdringen. Zu dem Ringmustkel des Mundes freten van den Seiten manche andere Muskeln hinzu, einige Musgkelbündel treten aus der Tiese zur Oberfläche, und um gekehrt erstrecken manche Muskeln von der Obeifläche her Ihre Fafern is in die Tiefe; es findet eine manntg ach, Zer— spaltung in Schichten und Bündeln statt, die noch eines genaueren Studiums bedarf; jedenfalls ist der Grad der Diffe⸗ renzilerung gerade dieser Mundmuskeln beim Menschen höher, als man ihn“ bisher vermutet hat. Ver Vortragende besprach im besonderen den Kinnmugkel, der sich unterhalb der Schneidezähne fächerförmig nach unten hin ausbreitet; er setzt sich an die Haut an, dermag das Kinn in die Höhe zu ziehen und die Unterlippe gegen die Oberlippe zu schieben, aber die Beobachtung, daß mon das Kinn ver⸗ breitern und auch abwärts ziehen kann, ist eine neue Erfahrung, die diefe Unterfuchung dem Vortrogenden gebracht habe. Er tonnte fest⸗ stellen, daß das Kinn beim Hinauftiehen biß zu 4 mm schmãler wird, und! daß ein Ausflehen in die Brein ebenso möglich ist, wobon man bisher nie geshrochen batte. Alle diele Feinheiten verwerten wir in dem unbewußten Rechenexempel, das wir zur Deutung elnes Gesichtes anstellen, aber wenn wir uns fragen, wag find das für Beträge, fo ergibt sich, daß sie sebr fein sind, und daß wir sie nur abnungsmäßig, nicht konkret ersassen; auch ein Ound vermag im Gesicht seines Herrn zu lesen, dessen Stimmung zu er⸗ fühlen und doch gibt es teinen Menschen, keinen Anatomen, der das Rechenerempel, daz uns ein Gesichtsaus druck stellt, glatt aujzu rechnen vermöchte. Der Vortragende gestand, daß er selbst erstaunt war, in der Gesichtzmuefalatur Gntkeckungen mocheg zu lönen. Deshalb tun wir gut, bet Erforschung dieser Dinge Gesichtẽmut kulatur von Gesichtsaus. druck zu trennen, und es geht nicht an, daß der Anatom nebenher von Gesichtgausdruck spricht und etwa der Künsiler nebenber von der Ge⸗ sichemuüskulatur handelt, wenn er den Ausdruck deuten win So hängt das Lachen nicht fo sebr mit dem Risgh'ilis genannten Muslel jusammen, als ber Nichianatom anzunehmen scheint, Nun ist s zwa nicht schwer, einen Augbruck zu beobachten, aber deste schwieriger ist die Mitteilung solchet Beobachtung; die Pbotogiaphie lãßt uns hler n Sit n dssennlich, obi das fröhliche zachen vboötog'cknhcht barznste ken, aber ama, die, bei jungen Märchen o relztoll⸗ Stämmen en, der Herlenenbeit, ferner der Haß, der Zorn im Augen lic fears mn trerengs im! Gefichtgauzdruck ud faum auf gie , kraphishe! Platte za kannen; auch çibt 6. (in . Sinne gute Hilber nur ihn sehr geringer Anzahl, die Jie vollkommene tiefe Wabrheit des Ausdruck zur Geltung bringen. In den Bildern, die Schauspieler in verschledenen e,, ,. darstellen, in weulg für unjeren Zweck Geeignetes, wenig, was au een, banken wabren HugFru wicderßibt; es sind wie arch die von der Böhne her beabssichtigte Ferr wirkung jn natürlich erscheint,
Daber haben die
in diesen Bildern jumelst Nebertreibungen geboten, die wenig Be⸗ zeichnen des für die zur Darstellung gebrachien Stimmungen im Gesichts. ausdruck bieten. Außerdem sind solche Bilder, in denen Ausdruck ju seben in, nicht selten darch eibnograpbische oder duch Stileigentüm. lichkenen nach benimmter Richtung bin beeinflußt. Der Ausdruck ist die Schrift, die die Sele auf die Oberfläche. D. b. auf die Vaut schreibt; geschiebt dies häufig auf demselben Gesicht, so bleiben diese Schiistzuge sieben, jo 3. B. siad die sogenannten Krähenfüße. am Auge als eine Wirkung des Ringmuskels deg Auges guffufassen. Selbst der Ausdruck des toten Gesichts ist noch fast so reich als das des Lebenden an Ausdruck, wenn wir es genau betrachten. Der Vor= tragende konnte Bilder von Persönlickkeiten des buddbistischen Glaubeng in chinesischen Darnellungen vorfübten, in denen der Augdruck der Stimmung stiltftisch übertrieben ist; auch ein wäbrend einer hypnotischen Vision vhotographisch aufgenommenes Gesicht konnte gejeigt werden, in dem man die Varianten in der Mugkulatur deutlich erkennen kann, die den Ausdruck bedingen, der bier nicht als ein Spiel der Seele oder des Tempera ment? zu deuten ist Geheimrat Virchow zeigte sodann die Mutkeln des Gesichta, indem er die neuen von ihm gefundenen Zu sammenbhänge der einzelnen Fasern und Bündel untereinander deutiuch zu machen suchte; besonders betonte er die beim Menschen bestehende seste Verbindung des Ringmuskels des Mundes mit der Nase, die so beim Affen niht vorhanden ist. Eine exakte Forschung muß die Aspmmetrie im Gesicht bei der Deutung des Ausdrucks, dessen Alphabet der Vortragende geben will, beachten; die Beob⸗ achtung gibt einen Leitstern, wie weit wir anatomisch in der Gikenntnis geben müsse n. Dean gerade die kleinen Muskel. bündel spielen für den Gesichtsauszruck des Lebenden doch oft eine große Rolle; so ist die Teilurg des Kinnmuskels, die Umsache für das Cnübchen am Kinderklnn, das biswetlen fleckig gerötet ist, wenn das Kind sein Schreien zu bekämpfen sucht, also eine seelische Demmung, die sebr fräh schon auftritt, jum Ausdruck gelangt. Es bäesteht im Gesicht eine große Feinheit, und es in wunderbar, was das Auge lier alles wahrnimmt. Alle die winzigen Furchen im Ge- sicht deuten darauf bin, daß die glatt Oberflache sich irgendwie ver⸗ ändert bat, und diese Veranderungen im Gesicht, die Buchsiaben, die die Seele auf die Haut schreibt, müssen wir gründlich kennen lernen, wenn wir den Gesichtzausdruck genauer erfassen wollen.
Darauf berichtete der Professor Eduard Seler über seine Forschungen in den Rulnenstätten von Uxmal in YJäakatan und erläuterte sie durch eine große Anjahl von Lichtbildern. Schon von früheren Forschern, wie von Stevens und anderen, sind diese Stätten befucht worden. Der Vortragende hat sie 1911 gesehen und konnte manches bisher noch Unbekannte der Fenntnis zugänglich machen. Eine Sierra durchfieht die Gebiete von Jakatan, das ehemals stark besiedelt gewesen fein muß; in der spanischen Zeit nahm dann die Bevölkerungszahl ab, und die Bewohner des Landes zogen sich mehr in gewisse Zentren zusammen, aher im 17. Jahrhundert wurden die alten Mavakultstätien als Plätze für Viehweiden benutzt, und beute liegen die Ruinen, die sich meilenwert erstrecken, in Arcienden, und viele von ihnen sind mit Buschwerk überwachsen. In den Ruinen von Urxmal bat man nun unterscheiden können das Haus des Gubernador', das Haus des Wahrsagers?“, daz „Namenhaus“, dag ‚Taubenhaus -, das Daus der Schlidkröte.. Alle diese Ge ãude zeigen das mykenische Gewölbe, das für ganz Nukatan chmakteristisch jst. Der Grundriß der Anlage ist meist der, daß sich um einen vier- eckigen Hof Reihen von Gemächern gruppieren. Die Verzierungen sind an den Fronten sehr reichlich vertenlt; als besonders eigen- tüämlich muß man die großen Ma kn ansehen, die einen Elefanten rüssel tragen und von denen Strahlen ausgehen; bisweilen findet man auch Measchenkspfe, die aus dem Rachen einer Schlange heraus schauen. Die Elefanten haben in Amerika im Tertiar gelebt, sind aber dann au sgestorben, sodaßß man annchmen könnte, die Erknnerung der Mann gehe soweit zurück, daß sie deren Rüssel für ihre grandiose Steinornamentik verwerten konnnt en, in der auch Schlangen dargestellt werden. Es scheint, daß die Steinarchltektur der Maya auf einem Holzbaunil zurückgehr, worauf Säulchen und Gesimse hlaweisen; der Steinbau indessen war nicht sehr geschickt gefägt, und nur dem vortrefflichen Mörtel, den sie angswandt haben, ist es zu danten, wenn noch ganze Fassadenstücke dieser allen, meist kultischen Zwecken gewidmeten Bauten unter den Ruinen sich finden. Professor Seler konnte auch noch die Reste eines ehemaligen Ballfpielplatzes aufdecken sowse Reste von ornamentierten Sleinen, die zum Teil mit Hieroglyphen bedeckt sind, deren Deutung bis heute noch nicht gelungen ist, da wir für sie bisher keine Analoga gefunden haben.
Der Schrkftsteller und frühere Leiter des „Kladderadatsch' Jobannes Trojan ist, wie. W. T. B. meldet, am Sonnabend—⸗ abend in Rostock im 78. Lebensjahre gestorben.
Technik.
Die Daimler⸗Motoren⸗ Gesellschaft, Uatertürkheim, kann am 78. November d. J. auf ein 25 jähriges Bestehen zurück blicken. Aug diesem Anlaß hat sie eine umfangreiche, mit zahl⸗ reichen Abbildungen ausgestaitete Jubiläum sschrift herausgegeben, die eine Geschichte der Gesellichaft big zurück auf die Vorarbeiten zu ibrer Begründung bietet. Die Geschichie der Daimler. Motoren. Gef. slschaft gliedert sich in zwel Teile. Der erste umfaßt daz erste Jahrzehnt 1890-1800 und war ausgefüllt mt Arbeiten um die Verbessung des Motors und mit der Erwelterung der Werke. Der zweite Teil wird durch das Eischeinen und den Sie jeslauf der Merce des⸗Marke gekennzeichnet und bietet dadurch eine Geschichte des modernen Automobilismus. Enihält die Jubilaäumsschrift für den Techniker viel Lesenswertes und Fesselndes, so wird auch der Volks. wirt und jeder, der an dem inzustriellen Aufschwung Deutschlands Anteil nimmt, mit Interesse von ihr Kenntnis nehmen, denn sie zeigt ein hervorragendes Beispiel deutscher Tatkraft und z'elbewußter Organisation.
Land⸗ und Forstwirtschaft.
Für die Sicherung unserer Lartoffelbestände ist die Frage ihrer Aufbewahrung für die Jetztzeit, wo die Aufbewahrung nicht nur wie in Friedenezaiten in den Händen der Landwirte und Händler rubt, sondern auch den Militär! und Stab werwaltungen sowie einzelnen Wunichastsverbänden anvertraut ist, von größter Be. deutung. Hierüber sind in der Wochenschrift Der Staatshedarf' von einem Sachverständlg⸗n, dem Geheimen Regierungsrat Dr. Appel, Mitalied der Kaiserlichen Biologischen Anstalt für Land. und Forst. wirtschatt zu Berlin-Dahlem, eine Reihe bemerkenswerter Grundsätze aufgeitellt worden, von denen die wichtigsten angeführt werden sollen⸗
Vor dem Grfrteren wird die Kartoffel dadarch geschützt, daß die Lager frostfrei gehalten werden, d. h. die Innentemperatur daif nicht bis zu — 2 Grad Celstus fallen. Ferner dürfen die Kartoffel, lager nicht bei Frostweiter geöffnet und Kartoffeln bei solchen Temperaturen nicht ungeschützt trane portiert werden. Bei leichtem Frostwetter und kurzen Wegen genügt ein starkes Ueberdecken mit Stroh, Säcken oder anderem schützenden Material. Längere Wege, vor allem Gisenbahn· und Wagentransporte, dürfen nur in ge— schlossenen und gut geschützten Wagen vorgenommen werden. Zum Schutze gegen Fäulnis müssen die Kartoffeln möglichst trocken und nicht zu warm aufbewabrt werden. Die Temperatur der Lager soll sich zwischen 9 und 4 38 Grad bewegen. Das Suüßwerden der Kartoffeln, das beim Lagern jwischen G und 3 Grad Celstus eintritt, kann dadurch verhindert werden, daß die Temperatur zwischen 43 und 4 38 Grad Gelsius gehalten wird. Vor der Lage⸗ rung müssen die Kartoffeln für alle Ausbewahrungsarten sorgfäliig verlesen und alle kranken, d. h. alle, die äußerlich eine Beschädigung oder Flecke erkennen lassen, ausgefondert werden. Am einfachsten wird die Lagerung in Mieten vorgenommen. Bei der Aube. wahrung der Kartoffeln im Hauskeller muß namentlich auf Fee hen eu und Temperatur geachtet werden. Man lüfte, wenn
möglich, mit Gegenmjug, solange es das Wetter erlaubt, und zwar au — — —— ah dem schütte man die Kartoffeln nicht direkt auf den Boden, sondern auf unterlegte Lattenroste und nicht böber als eiwa einen Meter. Die Innebaltung dleser Grundsãtze wiid zur Erhaltung und Sicherung unserer Kartoffelbestände wesent⸗·
lich beitragen. Verkehrswesen.
Postverkehr mit Dalmatien.
Von jetzt ab sind wieder Postanweisungen bis zum Höchst= betrage von 300 Kronen zulässig nach Babinogolse, Bozavg, Calamotta, Ist, Melada, Mezzo, Premuda, Sali und Sipanjska Luka. Nach Babinopolje können außerdem wieder eingeschriebene Briefe sowie Briefe mit Wertangabe bis 300 Kronen und Pakete ohne Wertangabe bis 5 kg befördert werden, bei den Paketen ist Bestellung durch Eilboten und Sperrgut aus⸗ geschlossen. Schriftliche Mitteilungen in den Geldbriefen, in den Paketen und auf den Paketkarten sind unzulässig.
Nach einer Meldung des W. T. B. aus Vlissingen ist gestern der Postdampfer . Mecklenb urg“ infolge dichten Nebels nicht angelommen. Heute geht kein Dampfer von Vlissingen ab.
Theater und Musik.
Im Königlichen Opernhause geht morgen. Mittwoch, als 5. Tag des Richard Wagner Zyklus die Oper Die Meistersinger von Nürnberg“ in Siene. Die Déejetzung lautet: Eda: Krau Dasgzen- Waag; M aadalena: Ftau von Sch ele⸗Müller; Pogner: Herr Kaüpfer; Wafter Stolzing: Herr Kirchhoff; Hans Sachs: Perr Hisches; Beckmesser: Herr Krasa; Kothner: Herr Habich; David: Herr Denke. Dittaent ift Ter Generalmusikdirektor Blech. Vie Vorstellung beginnt
um 7 Uhr.
Im Königlichen Schauspielbaufe geht morgen Antonius und Cleopatra? in Szene. Die Hauptrollen werden von Frau Durieur und den Herren Sommerstorff, Kraußneck und von Ledebur dargestellt. Spielleiter ist Dr. Bruck.
N⁊i⸗Konjerte.
Im volkstümlichen Konzert des Blüthnerorchesters am Sonntag voriger Woch? im Blüthnersaal brachte Paul Scheinpflug eine Neuheit, die bundert Jahre alt war, zu Gebör, nämlich ein Koniert von Mendelssohn für zwei Klaviere und Orchester, dessen Manufkript aus dem Nachlaß des Komponisten in der Berliner Blbliothek stammte, wo noch ein zweites Konzert Mendelssohns für zwei Klaviere und Otchester sich befindet. Bei der Auffũhrung saßen zwei Schwestern Vistor, Schülerinnen von Professor Krause, an den beiden Flügeln. Die Komposition ist ein Jugendwerk von Mendelssohn, das er im Alter von noch nicht 16 Jahren verfaßte. Bedeutende Längen, besonders im ersten und lttzten Teil, und Re⸗ mintszenzen an Haydn und Beethoven tennzeichnen das Konzert als Jugendarbeit, aber erstaunlich ist die kontrapunttische Meisterschast. die es zeigt; besonders der langsame Teil fand lebhaften Beifall, an dem die beiden Solospielertinnen und daz von seinem Dirigenten trefflich geleitete Orch ster berechtigten Anteil hatten. Es ist überhaupt erstaunlich, was Scheinpflug mit seinem Orchester leistet, das durch den Krieg und andere Unstände in eine krittjche Lage geraten war, als er den Dirigentenstab ergriff. Besonders anerkennenswert ist, daß er auch in den Sonntaggkonjerien darau bedacht ist, dem Puhlikum Neucs zu bieten und sich nicht auf den eisernen Bestand des Orchesters zu beschränfen, der Aufführungen ohne Proben gestattet. So brachte diesegß Sonntagstonzert außer der er vähnten Mendelssohnschen Kom ⸗ position die prächtige Ouvertüre Meeres nille und glückliche Fabrt und Haydns Militär -Symphonle, Tonwerke, die viel seltener gesvielt werden, als fie es verdienen. — Am Tage vorber batte ein Arien, Lieder, und Daettabend von Mitgliedern der Dresdener Hofoper im Beethovenfaal stattgefunden. Außer dem bek innten Künstler par Eva Pplaschke von der Osten und Friedrich Plaschke wirkte dabei auch der hier noch wenig bekannte Dresdener Tenorist Adolf Lußmann mit. Die drei Kürstler sangen zunächst einzeln eine Reihe von Liedern, denen zweisttümige Gesänge des Ehepaares Plaschke folgten. Die schon wiederbolt in Konzertberichten sestgestellte Tat- fache, daß die al tresco. Manier des Bühnengesangs sich nicht obne welteres Auf den Konzertg ang übertragen läßt, bestätigte sich auch hier; manche feine Ginzelheit der Stimmung veiflüchtigte sich, dafär mußte die Klangpracht der drei schönen und wehlgebildeten Stimmen entschädigen. In den Arien und Dueiten aus Opern von Wagner, Marschner und Auber, die den zweiten Teil des Abends ausfũllten, waren die Känstler in ihrem eigentlichen Element und erzielten tief⸗ gehende Wukangen. Lebbaftester Beifall wurde ihnen gewendet, an bem verdtentermaßen auch ihr trefflicher Begleiter em Klavier, der Hefkapellmeister Karl Pembaur teil hatte. .
Ginen Liederabend veranstaltete am Montag im Bechstein= saal Margarethe Fritt aus Leirzig. Ihrem Vertrage sind manche Vorzüge nachzurübmen; sie besitzt ein, namentlich in den tieferen Lagen, wohiklingendes, kräftige; Organ und weiß mit Empfindung die einzelnen Stimmungen wiederzugeben. Das ab⸗ wechslungsreiche Programm, das mit einer Arie aus Samen don Händel begann und Lieder von Franz Schubert, Qugo Wolf, Carl Rielfen, Telemann u. A. enthielt, gab ibt Gelegen beit, ihre Eigenschaften nach den verschiedensten Richtungen zur Geltung zu bringen. Von ihrem Klapieipartner Richard Hagel wurde sie verfländnis voll begleitet. Das Publilum nahm ihre Darbietungen belfällig auf. (
In dem Choralionsaal fand am Dienstag das ersie von zwei Konzerten statt, das Ille Fromm ˖⸗ Michaels, eine junge Pianislin, die bisher wobl in Beilin unbelannt war, peranstaltete. Das Konzert entbielt eine Anzahl neuzeitlicher Klavierstũüde, unter denen die Sonate Ctosea! in Cig. Mell von Waldemar ven Baus nern und drei kleine Kompositionen des begabten finnischen Tonkünstlers Selim Palmgren besonderes Interessẽ erregten. Die Konzertgeberin trat auch selbst als Kemponistin auf mit einem Scherzo in Es. Moll das mit lebbaftem Beifall aufgenommen wurde. Trotzdem dürfte ihr zu raten sein, daß sie elnstweilen noch mit eigenen Tondichtungen in der Oeffentlichkeit zutückdält, um se mehr, als ihre Klapterfäbiakelten zu guten Hoffnungen berechtigen. Ihrr Tech atk ist sicher und sauber, ihr Spiel nicht gerade temperamentdoll, ader doch von selbständiger Auffassung zeugend; den Febler der Anfänger, die Umrisse des Gesplelten durch allzureichlichen Pedalgebrauch zu ver⸗ wischen, vermied sie kluglich. Man darf mit gutem Gewisen au ibren beugen zweiten Konjertadend blywelsen, der. Bach, Beet boven und Mojart verheißt. — Ebenfalls am Dienstag fand im Sazmon! um as]! eine Veranstalsung statt, die nur zur Hälfte der Mustk gewidmet war. Die Vorttagekünnlerin Käte LeLsing und die Klavterkanstlerin Ekife Gipfer boten abwechselnd Proben ihrer Kunst. Bei Fräulein Käte Leising ist diese noch un Reifen begriffen. Sie bat in dezng auf Schulung des Organg, Atemfübrang. und fle der Autzsprache bis zar Erreichung der Meisterschaft noch manches zu lernen; mit der Empfindung allein ist es da nicht getan. Am besten traf sie den Märchenton in Manfred Kybers Der große Augenblick und in dem zum Schluß vorgetragenen. Schwernchtrten, von Ander en. Glse Gipsers Können it schon des fteren an dieser Stelle gewirdigt worden. 8 13 kleinere Sinÿcke von Chopin und Liezt mit Ge— übl und Verständnts.
. Ver n Chor führte am Mittwoch in selnem dies abrigen Bußtagskonzert Beethodent MisssSsolemmis. auf. Der Jabdrer, dem frühere Aufführungen ded elden Werl durch Professor Siegfried Ochs und feine Sängerschar zum Vergleich bienen konnten, wird sich, anläßlich des letzten Konzerts, bewußt ge— worden fein, daß der Philbarmenische Chor in den jüngst em Johger en Jahren noch elne betruͤchtliche Steigerung feiner birtuosen Fähigkeiten rfahren bal. In beyng auf rhythmtsche Beweglichkeit und flangliche