1916 / 2 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 04 Jan 1916 18:00:01 GMT) scan diff

an denen des befreundeten osmanischen Reiches Anteil zu baben, und wenn ich die in unserer Mine erschtenenen hoben Abgesandten jener 6 der Dolmetsch unserer Gefühle bei ihren Landgleuten

iu] ; Großbritannien und Irland.

Der Staatssekretär für innere Angelegenheiten Sir John Simon hat dem „Daily Chronicle“ zufolge seine Ent⸗ lassung eingereicht.

Vorgestern abend ist der offizielle Bericht über den Empfang der Abordnung der Amalgamated Society of Engineers durch die Minister Asquith und Lloyd George am 31. Dezember veröffentlicht worden, wobei Asquith den Gesetzentwurf über die Anwendung des Munitionsgesetzes be⸗ sprach. Nach dem „Reuterschen Bureau“ trachtete Asquith die Abordnung von der absoluten Notwendigkeit einer weitergehenden Zusammenarbeit der gelernten mit unge⸗ lernten und halbgelernten Arbeitern zu überzeugen, damit die Regierung genügend Munition herstellen könne und nicht gezwungen werde, große Mengen Munition im Auslande zu kaufen, was die größten finanziellen Nachteile mit sich brächte. Asquiih erklärte weiter, daß die Regierung bereit sei, in diese neue G esetzesvorlage einige Bestimmungen über Lohunarife und Arbeitsbedingungen aufzunehmen, wenn der Verband alles, was möglich sei, tun wolle, damit das abgeschlossene Ueberein⸗ kommen durchgeführt werde. Die Abordnung nahm eine Ent⸗ schließung an, worin im Namen des Verbandes der Wortlaut der Regierungserklärung angenommen und versprochen wird, bei der Durchführung tatkräftig mitzuarbeiten.

Das Auswärtige Amt hat obiger Quelle zufolge eine neue Abteilung mit dem Namen „Foreign Trade De⸗ partment“ erhalten. Ihre Aufgabe wird sein, das neue Gesetz durchzuführen, das verhindern soll, daß britische Privat personen oder Gesellschaften mit feindlichen Untertanen oder Firmen im neutralen Auslande Handel treiben.

NRußland.

Der Ministerrat hat dem „Rjetsch“ zufolge beschlossen, zur Unterstützung der Familien der Einberufenen weitere 185 Millionen Rubel zu bewilligen. Insgesamt sind nunmehr 834 Millionen Rubel bewilligt.

Türkei.

Die Regierung bereitet einen Gesetzentwurf vor, durch den das gegenwärtig geltende Zeitrechnungssystem, das zu Verwirrungen Anlaß gebe, abgeändert wird. Der Gesetz— entwurf nimmt für das bürgerliche Jahr den Gregorianischen Kalender mit dem 1. Januar als Jahresbeginn an, das Finanz⸗ jahr wird indessen immer am 14. März beginnen. Die arabische Zeitrechnung mit dem Mondjahr wird als geistliche Zeitrechnung

beibehalten. Griechenland.

In der scharfen Protestnote, die die griechische Regierung wegen der Ereignisse in Saloniki an die Regie— rungen der Ententemächte gerichtet hat, heißt es, wie „W. T. B.“ meldet, u. a.:

Geiechenland sehe sich genötigt, gegen die offenbarste und un2 menschlichste Verletzung der griechischen Souveränität Gin pruch zu erh ben, die mit volltändiger Mißachtung der traditionellen Regeln

deg diplom atischen Asylrechts und der allereinfachsten hergebrachten

Höflichkeit erfolgt sei.

Der General Sarrail hat oblger Quelle zufolge auch

den norwegischen Generalkonsul in Saloniki See—⸗ felder sowie 1000 Untertanen der den Verbündeten feind⸗ lichen Mächtegruppe verhaften lassen. Das rücksichtslose Auftreten des Generals Sarrail, und die Mißachtung der griechischen Rechte ruft in der ganzen Oeffentlichkeit große Er⸗ bitterung hervor.

Wie das „Giornale d' Italia“ meldet, hat der griechische Präfekt von Saloniki im Auftrage seiner Regierung die Ueber⸗ gabe der Konsulats gebäude der Zentralmächte gefordert, der englische und der französische General hätten sie jedoch ent— schieden verweigert.

Nach Zeitungsmeldungen soll die Einberufung der Kammer beschleunigt werden und zum 17. Januar erfolgen; ferner deuten die Blätter die bevorstehende Vertündigung des Standrechts an.

Bulgarien.

In der Sobranje erklärte im Laufe der Beratung des Budgetprovisoriums für die ersten sechs Monate des Jahres 1916 der Ministerpräsident Radoslawow laut Bericht der „Bulgarischen Telegraphenagentur“:

Die Regterung übernimmt die volle Verantwortung für die Maß⸗ nahmen, die für die Ausfuhr von Getreide zu unseren Ver—= bündeten und unseren Freunden gelroffen sind. Es ist nur zu be⸗ dauern, daß man infolge der Anwesenheit der Engländer und Franzosen in Salonikt nur 60 Waggons auf der Linie Saloniki Oktschilar nach Griechenland schicken konnte, wäh⸗ rend die Regierung 10090 Waggons Griechenland ver⸗ sprochen hat. Die Regierung ist jederzeit herelt, dieses Ver⸗ sprechen zu erfüllen. Stait den Transport dieser Lebens⸗ mittel zu erleichtern, schaffen die Engländer und Franzosen nur Schwierigkeiten, deren letzie die Verhaftung der Konsuln in Saloniki ist, eine Maßaahme, die durch das Erscheinen deutscher Flugzeuge über dem englischen und französischen Lager angeblich be⸗ gründet wird. Wir haben wegen dieseg Gewaltaktes Einspruch erhoben und verlangt, daß Griechenland von seinen Hoheitsrechten Gebrauch mache, denn unsere Koansuln sind nicht bei den Eogländern und Franzosen, sondern bei der Regierung Grlechenlands beglaubigt. Dle Engländer und Franzosen werden jetzt erst gewahr, daß sie sich im Kringe mit uns befinden.

Der griechische Gesandte Naum hat dem Minister⸗ präsidenten Radoslawow, wie „W. T. B.“ meldet, erklärt, daß Griechenland energisch gegen die Festnahme des hulgarischen Konsuls Einspruch erhoben habe und keine Verletzung seiner Neutralität und Souveränität mehr dulden werde. Radoslawow nahm die Erklärungen mit Genugtuung entgegen und sprach die Hoffnung aus, daß Griechenland und Bulgarien weiterhin ein freundnachbarliches Verhältnis bewahren werden.

Montenegro.

Das Kabinett hat einer Meldung des „W. T. B.“ zu⸗ folge seine Entlassung eingereicht. Der bisherige Finanz— minister Muschkowitsch ist mit der Neubildung des Mini⸗ steriums beauftragt worden.

Amerika. Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ hat der amerikanische Staatssekreiär Lansing den Botschafter Penfield in Wien beauftragt, von Oesterreich⸗Ungarn alle Aufschlüsse einzuholen, die dann dienen können, die Nationalität des

Asien.

Der indische Nationalkongreß in Bombay hat dem „Reuterschen Bureau“ zufolge den Antrag der Engländerin Frau Besant, einen indischen Home Rulebund zu gründen, gegen die äußerst heftige Opposition einer Minderheit, der die jüngere Generation der indijchen Politiker angehört, abgelehnt. Auf einer Tagung des Morlenbundes führte der Präsident aus, die einzig mögliche Regierungsform für Indien sei die Selbstregierung unter britischer Führung. Der Präsident tadelte, daß die Engländer bei der Regierung des Landes vielfach den indischen Gesichtspunkt außer acht ließen, und forderte, daß den Indiern die hohen Stellen in Heer, Flotte, Diplomatie und Ver⸗ waltung zugänglich gemacht würden, sagte jedoch, daß man mit der Verwirklichung dieser Wünsche bis zum Ende des Krieges warten müsse. Die indischen Mohammedaner wünschten niemals einen Krieg mit der Türkei Dies sei das denkbar größte Unglück. Sie wünschten dringend, daß die mohammedanischen Länder beim Friedensschluß nicht in ihrer Würde gekränkt würden. Bei den weiteren Verhandlungen kam es zu heftigen Lärmszenen, sodaß die Sitzung geschlossen werden mußte Die Schlußsitzung verlief ruhig, nachdem die opponierende Minder⸗ heit ausgeschlossen worden war.

Kriegsnachrichten.

Großes Hauptquartier, 4. Januar. (W. T. B.) Auf allen Kriegsschauplätzen keine Ereignisse von Be⸗ deutung. Oberste Heeresleitung.

Wien, 3. Januar. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet:

Russischer Kriegsschauplatz.

An der bessarabischen Front wurde auch gestern den ganzen Tag über erblttert gekämpft. Der Feind setzte alles daran, im Raume von Toporutz unsere Linien zu sprengen. Alle Durchbruchsversuche scheiterten am sfapferen Widerstand unserer braven Truppen. Die Zahl der ein⸗ gebrachten Gefangenen beträgt 3 Offiziere und 850 Mann. An der Serethmündung, an der unteren Strypa, am Kormynbach und am Styr wurden vereinzelte russische Vorstöße abgewiesen. Zahlreiche Stellen der Nordostfront standen unter feindlichem Geschützfeuer.

Italienischer Kriegsschauplatz. Keine besonderen Ereignisse.

Südöstlicher Kriegsschauplatz.

Bei Mojkoobac wurde eine montenegrinische Abteilung, die sich an das Nordufer der Tara vorwagte, in die Flucht ge⸗ jagt. Die Lage ist unverändert.

Der Stelloertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Der Krieg der Türkei gegen den Vierverband.

Konstantinopel, 3. Januar. (W. T. B.) Das Haupt— quartier teilt mit: An der Dardanellenfront heftige Kämpfe und Bombenwürfe auf dem linken und dem rechten Flügel sowie zeitweise aussetzendes Artilleriefeuer auf der ganzen Linie. Ein feindlicher Kreuzer und ein Monitor zogen sich nach zeit— weiser Beschießung unserer Stellungen wieder zurück. Unsere Flieger überflogen die feindlichen Stellungen und machten ge— lungene Erkundungen. Bei Ari Burun sind 400 Kisten mit Infanteriegeschossen, die vom Feinde verborgen worden waren, aufgefünden worden. Sonst keine weiteren Ereignisse.

Der den Engländern an der Irakfront abgenommene Monitor „Selmanpak“ ist vollständig wieder hergestellt und nach Kut el Amara abgegangen.

Der Krieg zur See.

London, 3. Januar. (W. T. B.) Bureau“ meldet, ist der britische Dampfer „St. Oswald“ versenkt worden.

London, 3. Januar. (W. T. B.) Dem „Reuterschen Bureau“ zufolge ist der britische Dampfer „Glengyle“ (9000 Tonnen), von England nach Wladiwostok unterwegs, zwischen Malta und Port Said versenkt worden. Das Schiff hatie 120 Personen, Passagiere und Besatzung, an Bord; alle Personen bis auf drei Europäer und sieben Chinesen wurden gelandet.

London, 3. Januar. (W. T. B.) Der japanische Dampfer „Kenkoku Maru“ (3217 Bruttoregistertonnen, 1914 gebaut) ist versenkt worden. Die ganze Besatzung wurde gerettet.

London, 3. Januar. Wie das „Reutersche Bureau“ meldet, hat ein Fahrgast des Dampfers „Persia“ folgenden Bericht über den Untergang des Schiffes hierher telegraphiert: Der Dampfer wurde 40 Seemeilen südlich von Kreta von einem Torpedo getroffen. Ein Unterseeboot versuchte Hilfe zu leisten, aber es war unmöglich. Die Boote an Steuerbord konnten wegen Ueberholens des Schiffes nicht zu Wasser ge⸗ bracht werden; im ganzen kamen fünf bis sechs Boote zu Wasser. Die Haltung der Fahrgäste und der Besatzung war vorzüglich; es entstand keine Verwirrung und keine Panik. Vier Rettungsboote wurden, nachdem sie 30 Stunden getrieben hatten, von einem Kriegsschiff aufgenommen; nach den anderen wird in der Umgebung der Stelle, wo der Dampfer gesunken ist, gesucht. Die Ueberlebenden, die gestern abend in Alexandria ankamen, waren den „Times“ zufolge der erste und der zweite Steuermann, 7 Maschinisten, T Matrosen, 63 Laskaren und 59 Passagiexre. Unter den Offizieren befanden sich der Oberst Bigham und der Amerikaner Grant, der Vertreter der Vacuum Sil Company in Kalkutta. Der amerikanische Konsul in Aden MeNeely ist ertrunken. Ein anderer Amerikaner namens Rose wurde in Gibraltar an Land gebracht.

Wohlfahrtspflege.

Der Ausschuß der Landes versicherungsanstalt Posen belt am 16. Dezember 1915 unter dem Vorsitz dis Königlichen Landrat Dr. Lucke aus Gostyn seine ordentliche Sitzung ab. An ihr nahmen der Vorsihende des Vorffandes, Landes⸗

Wie das „Reutersche

Der Auẽschuß über die

nahm Kenntnig von der Uebersicht ; Einnohmen und aben im Rechnungejahre 1914 und über die Vermögenslage de 1914. Gr genehmigte nachträglich die im Laufe des Rechnung jahres 1914 bei zwei Kapiteln der Ausgabe entsiandenen Mehrautgaben. Der Voꝛrstand berichtete über die Geschäfteführung in den erssen zehn Monaten des Jahres 1915 und gab, ausgehend von der Allerböchsten Botschaft vom 17. No= vember 1881, eine Uebersicht über die Entwicklung der Gesetzgebung über die Invallden⸗, Altertg⸗ und Hinterbliebenen versicherung sowie über die Verfassung, Verwaltung, Geschästalage und die Leistun gen der Landesversicherungeanstalt Posen in den ersten 25 Jahren ibres Bestebens. Folgendes ist beson ders hervorzuheben: Die Einnahmen an Beiträgen belaufen sich vom 1. Januar 1891 bis 31. Okiober 1915 auf 75 535 859,61 *. Ibnen gegenüber steben jür die gleiche Zeit solgende Leistungen der Landesversicherungsanstalt Posen:

Rentenzahlungen rd

Aufwendungen für das Heilverfahren Beitrags erstattungen

65 920 000 2700 000 zusammen . 48 080 000

dazu der Reichs zu schuß bis Ende 1915 mit 30 220 009 Me

mithin Gesamtleistungen 18 300 000 4. Am 31. Oktober 1915 waren 6527 929 Quittungskarten in Ver—⸗ wabrung der Landee versicherxungeqnstalt Tas Vermögen der Anstalt benug am 31. Okiober 1915 30 210 g16 56 S6. Der Augichuß stellie sodann nach den Voischlagen des Vorstands den KLausbalts⸗ plan der Kron prinzWilhelm⸗Volksbellstätte bei Ohornit für 1916 in Einnabme und Ausgabe auf 231 600 At, ren Voranschlag der Landes⸗ versicherungsanstalt für 1916 in Einnahme und Ausgabe auf 5 792 000 4 sest. Der Voranschlag trägt der durch den Krieg geschaffenen Lage wiederum in weitgehender Weise Rechnung. Es sind unter dem Ausgabe⸗ titel Allgemeine Maßnahmen gemäß § 1274 der Reichsversicherungsord⸗ nung“ auch 500 000 für Zwecke der Kriegswohlfahrts⸗ pflege vorgesehen, und jwar für den gesundheitlichen Schutz der Krieger und ihrer Familien sowie zur Berufe beratung und Berufs⸗ ausbildung von Kriegsbeschädigten 125 009 M, zur Bekämpfung von gesundheitlichen Gefahren und Notständen in der versicherungspflichtigen Bevölkerung 75 000 S.

Bedeutung und Beruf der Arbeitsnachweise im Krieg und Frieden.

Ueber den Wert und die Vorzüge oder Mängel der Arbeit«« nachweise und über ihre zweckmäßige Organisation wird immer nech lebhaft gestritten. Einen Beitrag zu dem Streit über die Berechti⸗ aung öffentlicher Arbeitsnachweise und zugleich zur Geschichte der Aibeltsvermittiung liefert das vor kurzem erschienene sehr lehrreiche und beachtenswerte Buch „Ein deutscher Arbeitsnachwets in seiner geschichtlichen Entwicklung“ von Dr. E. Graack (1591 Seiten, Preis 2,50 , Verlag von C. Heinrich, Dresden⸗N.), in dessen erstem Teil man die „Entstehung der öffentlichen gemein- nützigen Arbeitsvermittlung in Dresden (1841 1909) verfolgen kann, während im zweien Tell die Wirtsamkeit des öffentlichen Arbeitg⸗ nachwelses in Dresden in den Jahren 1910— 1915 (3entralnachweis)“ und alle inneren Einrichtungen dieses vorbildlichen Zentralarbeite« nachweises genau beschrieben und gewürdigt sind.⸗Vean kann den ganz neuartigen Dresdner Zentralarheitsnachweis vorbildlich und bahnbrechend! nennen, weil er sich nicht auf die Großstadt Drer den beschränkt, sondein die ganze Kreishauptmann⸗ schaft Dresden mit einer Fläche von 4336, 9 qkm und mit einer Wohnbevölkerung von rund 1 350 000 Köpfen umfaßt. Gegenüber dem bisherigen Zustande der deutschen Arbeite— rermitilungsstellen besteht die wichtige Neuerung ditser sächsischen kreishauptmannschaftlichen Zentralstelle für Arbeitsnachweis haupt⸗ sächlich in der erreichten werklägigen und versöhnlichen Mitarbeit von Regierung, Stadt« und Landgemeinden, gesetz⸗ lichen Vertretungen von Handel, Gewerbe und Land wirtschaft und verschtedenen freiwilligen Vereinigungen von Unternehmern und Arbeitnehmern eines größ ren Re⸗ gierungebezirks. Innerhalb dieses Bezirks vollzieht sich gägen⸗ wärtlg auch ein seyr zweckmäßiger Austaulsch von Erfahrungen und Statistiken mit den im Beürk schon vorhandenen Arbeitä⸗ nachweisen zum Zwecke einer einhestlichen Regelung der Arbeite vermittlung sowie der Förderung der Arbeits marktstatistik. Es ist dem Hauptanreger dieser wichtigen Ver⸗ waltungeaneueruagen, dem ebemaligen Kreishauptmann Dr. Rumpelt, nur mit Hilfe großer Geduld und Ausdauer gelungen, nicht bloß die verschledenen amtlichen Korporat'onen und frelen Vereine, sondenn auch die beteiligten Unternehmer- und Arbeiterkeelse unter einen Hut zu bringen. Das noch im Frieden begennene We k hat mit dem Bei⸗ stande vieler Kräfte auch im Kriege einen überraschenden Aufschwung genommen. Der Dresdner Zentralarbeitsnachwels hat sich nicht auf sein eigenes Verwaltungegebiet beschränkt, sondern auch in den übrigen Kreishauptmannschaften des Königreichs, wo der öffentliche Arbeits⸗ nachweis noch nicht in der Weise wie in Diezden ausgebaut ist, helfend eingegriffen und in dem ersten Kriegshalbsahr aus dem Königreich Sachsen 22 327 Festungsarbeiter der deutschen Heeresleitung überweisen können. Einem jeden nachgewiesenen Arbeiter sind von der Heeres⸗ verwaltung läglich mindestens 4 und je nach Beruf auch 6, 8 und bis 10 M als Vergütung gejahlt worden, während in den Heimatt⸗ orten der nachgewiesenen Arbeiter zusammen Millionen füt Arbeit- losenunterstützungen erspart worden sind. Das Graacksche Buch wird nicht nur staäatlichen Bebörden und Gemeinden, sondern vor allem auch den bielen Beamten von Arbeinsnachweisen wichtige Dienste leisten können, weil es auch die anzuwendenden Grundsätze und die technischen Einrichtungen umsichtig beleuchtet, die die Förderung des Gemetnwohls bezwecken.

Nr. 54 des Zentralblatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 31. Dezember hat folgenden Inhalt: Handelt. und Gewerbewesen: Wiederholung der Anzeige der Bestände von Verhrauchzzucker. Aenderung der Groß⸗ und Kleinhandelspreise für Margarine und Speisefette. Milifär⸗ wesen: Verleihung der Berechtigung zur Ausstellung von Zeugnissen über die Befähigung für den einjährig freiwilligen Milttärdienst.

Nr. 52 der Versffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts? vom 29. Dezember 1915 hat folgenden Inhalt: Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. Gesetzgebung usw. (Preußen) Cholera. (Oesterreich.) Hämoglo⸗ binämte. Cholera⸗ Merkblatt. Cholera. Maillentrager. (Schweiz. Kant. Waadt.) Unterleibswphus. (Kant. Genf.) Ge— sandbeltsdienst. Tierseuchen im Deuischen Reiche, 15 Dezember. Geschenkltste. Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. Desaleichen in größeren Städten des Auslandes. Eikrankungen in Krankenhausenn deuischer Großstädte. Deggleichen in deutschen Stadt und Landbezirken. Witterung. Titelblatt und Inhaltsverzeichnis liegin dieser Nummer bei.

Nr. 32 deß Gisenbahnverordnungsblatts“, n, , im Ministerlum der öffentlichen Arbeiten, vom 31. Dezember hat folgenden Inhalt: Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 9. De- zember 1915, betr. Abkürzung der Wartezeit in der. Angestellten

versicherung. Nachrichten.

Bootes festzustellen, das die „Persia“ versenkt hat.

hauptmann von Heyltng und Mitglieder den Vorssandes teil.

Statistik und olkswirtschaft.

Der Wanderlagerbetrieb und seine Besteuerung in Preußen in den Jahren 1809 bis 1913.

Nach einer Uebersicht über die Zabl der steuerpflichtigen Wander⸗ lagerketriebe und die Ergebnisse der Wanderlagerfteuer fag e,, in den Jahren 1909 bis 1913, die das Königliche Statistisch ' Landegamt in der Stat. Korr. veröffentlicht, hat in den Jahren 1912 und 1913 in Preußen der Wanderlagerbetrieb (d. b. dag vorübergebende, nicht im Markt oder Meßverkehr erfolgende Feilbieten von Waren durch den Inhaber eines Warenlagers außerhalb seines Wohnorts und ohne Begründung einer gewerblichen Niederlassung von einer festen Ver— faufsstätte aus) beträchtlich abgenommen. Während im Jihre 19509 1091, 6 J 1910 1979 und i. J. 1911 1097 auf Grund des Gesetzes vom 27. Februar 1859 steuerpflichtige Wanderlagerbetriede gesahlt wurden, sank deren Zabl 1912 auf 939 und 1913 weiter auf 551. Demgemäß verringerte sich der Steuerertrag von 59 O15 M 1. J. 19603, 83 7710 M i. J. 18910 und 56 375 * i. J. 1911 auf 46 730 Mi. 83 1912 und 42 623 i. J. 1913. In dem Zeitraum von 1909 bis 1913 ist also die Zabl der steuerpflichtigen Betetebe um 273 0, der Sleuerbettag sogar um 27,8 o zurückgegangen.

Es entfielen von den steuerpflichtigen Wanderlagerbetrieben (B.) bejw. von der festgelegten Wanderlagersteuer in Mark (St.)

auf die Städte Steuer 1999 1910 191 1912 1913

von ... Einw. satz je 8

ö. ö IB. 147 112 103 88 88 L i, n. so r ne o s u Bz s es; II. über 10 000 bie 40 4 1 307 Ne 87 199 St. 16 209 16400 13710 11240 9653 III. io B. 316 314 347 2865 276 . St. 18 850 15 100 17 340 14010 14240 V. bis 2000 einschl] 30 4 Ei D 3377 31 338 252 Landgemeinden Is *** 1St. 11 960 11930 13625 13 050 10780. Hiernach war von 1909 bis 1913 der Rückdang der Zahl der Be— triebe wie des Steuerertrags in den Slädiegruppen J und II mit 0 bis 40 s0 erheblich stärker als in den Gruppen II Lad 1 mit 10 bis 26 00, am geringsten in der die klelnsten Städte, alle Liand⸗ gemeinden und von Hohenzollern Stadt und Tand um fassenden

Gruype IV (mit rund 10 0. ;

Die in diesen Zahlen mitenthaltenen Fälle, in denen das Wander⸗ lager im Wege der Versteigerung vertrieben wurde sog. Wanderaukttenen und daher die Wanderlagersteuer nicht, wie hei den übrigen Betrieben, für jede Woche der Dauer des Wanber— lagerbetriebs, sondern für jeden Auktrong tag zu zahlen war, waren nicht häufig; ihre Zahl beteug 1909: 5, 1910: 4, 1911: 5 2 und 1913: je 3. Die hohe Besteuerung wickt offenbar ein⸗ schränkend.

) sowie allgemein auf die Hohenzollernschen Lande.

. Zur Arbeiterbewegung.

Zwischen dem Arbeitgeberverband der Holzindu striellen in Lübeck und dem Holözarbetterverband, Zahlstelle Lübeck ist, wie die „Köln. Ztg. erfährt, folgende Vereinbarung über die Wieder beschäftigung kriegs beschädigter Holzarbeiter getroffen worden; Kriegsbeschädigte Holzarb, iter haben in erster Line Anspruch, in ihrem bisherigen Beru fezweige und möglichst auch in demselben Berriebe, ing dem sie zuletzt beschäfligt waren, eingestellt zu werden. Sofern die Beschäftigung in dem erlernten Berufe nicht mehr in Frage kommt, ist auf anderweitige geeignere Unterbringung der Kriegsbeschädigten hinzu⸗ arbeiten G6. B. als Aufsichtgz⸗ und Bedienungepersonal in Kontor und Maschinenräumen, auf Lagerplätzen usw.). Zur Beratung der Kriegs beschädigten ist eine Kommission von drei Arbeitgebern und drer Arbeit- nehmern eingesetzt. Als Lohn gilt der Tartf. Eine geringere Ent- lohnung besonde s unter Berufung auf die dem Verletzten zuer kannte Rente ist unzulässig. Die Vertragschließenden wollen bei den Be⸗ hörden dahin wirken, daß Arbetien nur an solche Firmen vergeben werden, die die zwichen den Organisationen zugunsten der Kriegs beschädigten getroffenen Vereinbarungen erfüllen.

Kunst und Wissenschaft.

Bei Schulte sah man in der letzten Zeit altbekannte Bllder. Das heißt: die Bilder waren neu, sie sagten aber über ihre Schöpfer nichts Neues aus und man glaubte bel vielen, sie schon einmal ge— sehen zu haben. J. P Funghannt und Alexander Köster zeigten in ihrer üblichen Art Tierbilder. Die Kühe und die Weide⸗ plätze, die Junghanns malte, sind gut, ohne an ähnliche Darstellungen Heinrich von Zägels heranzureichen oder sie gar in traendeiner Be— ziehung zu übertreff'n. Alexander Köster wird nicht müde, sich im Wasser tummelnde Enten zu malen, die er kräftig herausmodelltert und deren Bewegungen er scharf beobachtet. Von Rudolf Sieck sah man eine Reihe seiner empfindungspollen Landschaftsbilder, die mehr gezeichnet als gemalt sind. Auch dietmal ent zückten diese jarten Schöpfungen wieder durch die bunte Precht blühender Wlesen und den Glanz duftiger Wolken, durch die Art, wie der feingliedrige Wuchg junger Bäume und die klaren Linien der Landschaft gefühlvoll wiedergegeben sind. Auch G. Moßs sons Stilleben, die sich aus dicht nebenzinandergestellten 1eifen und üppigen Blumen zusammensetzen, kennt man . zur Genüge von anderen Ausstellungen her. Ste sind sehr wirkunge volle Zierstücke; die breite, dickflüfsige Ausführung läßt aber bezweifeln, ob bei längerem Zusammenleben mit diesen Biüdern ihr schöner Eindruck Dauer haben wird. Ein großes Hafenbild von Theodor H ummel, daß von ziehenden Dampfwol ken durchwogt ist, und ein paar in tiefen glühenden Farben gehaltene venezianische Änsichten sind gute Leistungen dieses begabten Künstlers, der bei dem Streben nach stärkerer Farbig« keit nichis von seiner alten Feinheit eingebüßt hat. Fuͤr die Schüderung der Isarlandschast fand R. Ppietzfch vor. Jahren einen eigenen Ton, an dem er noch immer festhält, ohne daß seine Kunst dabei reicher und kräftiger geworden ist. Auch die ein wenig trockenen und nüchternen Tandschaften Richard Kaisers, die man augenblicklich bei Schulte sieht, enthalten nichts, was nicht schon in feinen früheren Werken gan ähnlich enthalten war. Philipp Franck verstärkt mit einer Reihe krattboller Landschaften den guten Eindruck, den man unlängst in der „Sec sston“ und in der letzlen Akademleaugstellung von einer Kunst empfangen hat. Auch bier fehlt zwar seinen Taunusland— Ccbaften die letzte Wichtigkelt, der zarte Hauch und Glanz der Luft. Auf dem Fernblick im Taunutz' sind die Töne in der Landschaft nicht ab⸗ gestuft und es fehlt daher diesem weiten Blick die überzeugende räumliche Tiefe. Wenn et Franck gelingt, den Gindruck nebeneinanderklebender öliger Farben zu verwischen, dann können seine temperamentvollen Gemälde den besten Werken der jetzt lebenden Berliner Maler zu gejäblt werden. An die Landschasten, von denen dag Früͤhltngsbild dte beste malerische Lösung darsiellt, reichen Feancks hier gezeigte Innenbilder bei weitem nicht beran. Von Philipp Helmer (h) feht man eine große Anjahl Bilder, die wahrschetnlich viel Beifall siaden werden, da sie zum Teil stark an Laibl erinnern. Denn alles, was mit diesem augenblicklich maßlos überschätzten (und übe zahlten) guten Töchniker zusammenhängt oder an ihn erinnert, int jetzt in mobern“ gesienten Kunstkeeisen hohen Lobe sicher. Spaßhaft dabei ist, daß auß, diese Welse Vertreier der alimeisterhaft anrge— machten Ateliermalerek gerade von jenen Anhängern des Im— pressionsfmus gefeiert werden, die damals, als die Freisscht. malerei ausfam, nicht wütend genug gegen die dunklen Galerie, töne dieser Maler antämpfen konnten und dabei die heute wieder ehrie ene Kultur des malerischen Vortrags übersahen. Die Kunst Ph. Helmers, der in dunllem Tone ländliche Vorgänge festhält, ist siill und bescheiden und selne Malweise ist zait und gepfl gi. Immerhin zritt in jenen Gemälden, deren Motive am arte von Leikl beeinflußt sind esne Spinnerin sn einer Stube und ein

Abstand zwischen Helmer und dem bedeutenderen Lelbl deutli

zutage. Von H. Autengruber sei schließlich noch * bildnis mit wirkungs oll angeordnetem Beiwerk als ansprechende Ldeistung genannt. . Dr. Pl.

Die Gesellschaft für Erdkunde in Berlin hält eine All. gemeine Sitzung am Sonnabend, den 8 d. M., Abends 7 Uhr, im großen Saale des Architektenbauses (Wilhelmstraße 32. Der Pro⸗ sessor Dr. Fanz Koß mat. Seipzig, Direktor der Heologischen Müter⸗ suchung dez Königreichs Sachsen. wird (alz Gast) über die Jalischen Ampen und der Isonzo“ (mit Lichtbildern) sprechen.

Literatur.

Deutsche Abwehr französischer Verleumdungen.

GSG ist eine Eigenart des gegenwärtigen Weltkrleges, daß er auch ein Kampf gegen die gesamte deutsche Kultur geworden ist. Frank=— reich wat es aber vorbebalten, ibn auf das Gebiet der Religion aus⸗ zudehnen. Sein Angriff erfolgte durch das Buch: La Guerre Allemande et le Cathslieisme. Es war nicht etwa ein unverantwortliches Machwerk überspannter Freischirler, sondern eine planmäßige Arbeit weiter und maßgebender Kreise. Selbst Bischöfe und Kardinäle haben sich an die sem Verleumdungsfeld ing beteistat.

Alsbald nach dem Erscheinen des Buches haben die Kardinalerzibischöfe von Cöln und München im Namen des ganzen deutschen Eyiffopats

lem Kaiser ihre Empörung! und schmerzliche Entrüstung

über die Verunglimpfungen des deutschen Bateclandes und feines glorreichen Heeres“ in dem französtschen Buche ausgesprochen. Der

Ban Prolesso- R oenberg,. veröffentlichten eindrucksvollen ersten

Abwebrschrijt ist kürzlich eine von zwanzig deutschen Gelehrten, darunter vielen führenden Männern, verfaßte zweite Kundgebung gesolgt. Das von Professor Pfeilichifter hei Herder in Frelburg . Br. unter dem Titel Deutsche Kultur, Katholizts mus und Weltkrieg! herautgegebene stattliche Werk umfaßt folgende Ab⸗ schnitte; Die literarische Kriegserklärung der französischen Katholiken

Mausbach). Recht und Notwendigkeit des Weltkrieges (Finke). In der Krieg ein Religlonskrieg? (Schrörsj. Die Gottesberehrung im dentschen Volke (Eppert). Belgtens Neutralität und ihr Untergang (Eberts). Dle deutsche Philosophie und der Weltkrieg (Sawickis. Der Krieg und die Lüge (Meister). Zur Pf'ychologie der Greuelaäuesagen (Swi— talski)h. Kunst und heilige Stätten im Krieg (Sauer). Seelsorge und religlöses Leben im deutschen Heere (Pfeilschifter). Deuische und französische Kriegs⸗-Hirtenbriefe (än bpfler. Der französische und der deutsche Kulturkampf in ihren Ursachen und Folgen (Platz). Karho— ltztsmus und Protestantismus im gegenwärtigen Deutschland (Kiesh. Kaiser, evangelisches Kaisertum und katholische Kirche (Hoeberj. Deutsche Weltherrichaft? (v. Grauert). Staat, politische Freiheit ulld Militarismus in Deutschland (Briefs). Deutsche soztale Kultur (. Pieper) Das Allgemelnmenschliche in deutscher Art und Kunst (Munh). Unsere religiö ne Kultur (von Faulhaber). Das katholische Deutsch— land und die Heidenmission (Schmidlin). Leicht wird den deutschen Forschern die se Arbeit nicht geworden sein. Einem von ihnen ist sogar bei Widerlegung der franjösischen Schmähschrift das Wort des Doktor Faust von „der Spotigeburt aus Dreck und Feuer“ in die Feder geflossen. Was auch begrellich ist; denn es ist noch nicht das Schlimmste an diesem Werke, daß eine Unzahl angeblicher roher Schandtaten unserer Truppen geschildert und daß sie auf Grund einseltiger parteiischer Unterlagen als feststehende Tatsachen ange⸗ nommen und gusgebeutet werden. Diese Vorgänge werden vielmehr als das deutsche System und die grundsätzliche Kriegsmethode der Deutschen bhingestellt. Sle sollen die charakteristischen Zeichen enes anttreitgiösen Sadismus“ und eines „satanischen Hasses“ an sich tragen und geboren sein aus einer Philosophie, die alle Grundsaͤtze von Recht und Moral verleugnet und brutale Macht und Willkür auf den Thron erhohen hat. Germanische Selbstüberhebung wolle die roma— nischen Völker ausrotten‘ und den Katholizismus vernichten.. Da—⸗ gegen bedeute Frankreichs, der treuesten Tochter und Avantgarde der Kirche, Sieg den Ttamph der katholischen und christlichen Idee. HDzute, wie zu den Zsiten Jeanne d Ares, gelte der Spruch: Witer Frankreich rtämpfen, heißt wieer Gott kämpfen“. Das sind Proben aus den sanatischen Ergüssen des französtschen Buches. Man muß immer wieder fragen, wie solch ein Pamphlet von sonst ernst zu nehmenden Männern ausgehen konnte? Einer der Mit— arbester der zweiten deutschen Abwehischrift deutet die Loöfung an. Es ist zunächst die erstaunliche französische Unkenntnis von Land und Leuten in Deutschland. Durch Erztehung, Schule und Literatur ist der Bevölkerung systematisch ein Zerrblid voa uns bei gebracht worden. Za dieser an sich schon verkehrten Auffassung, die dem Eindringen von Lügen über uns Tür und Tor öffnete, traten seit Beginn des Krieges die emseltige Nachrichten- vermittelung und eine fortgesetzte Brunnenvergiftung durch die mit englischem Gelde erkaufte Presse. Sie hat in der leichtgläubigen und phantastischen französiichen Bevölkerung einen fruchtbaren Boden ge— funden. Dazu kommt, daß die dämmernde Erkenntnis, ein großer wutschaftlicher, finanzteller und poluiicher Zusammenbruch könne die Folge des Krieges sein, den Geist des eitlen französischen Volkes stark erregt. Alles das macht es verständlich, daß eine sonst unbegreifliche k und handgteifliche Krittklosigtelt sich seiner bemächtigt

aben.

Die vortrefflichen Darlegungen de deutschen Werkeg. das zu den besten Erscheinungen unserer Kriegsliteratur zäblt, verdienten schon im einzelnen aufgewiesen zu werden. Dazu (st aber hier nicht der Ort. Nur eins soll zusammenlassend herorgehoben werden: Wer über die Frage noch Aufschluß sucht, warum Deuischland in dlesem Ringen der Völker siegt und esner noch schöneren, gesegneteren Zukunft ent— gegensieht, während Frankreich unterliegt und seiner nach dem Kriege bitteres Erwachen aus liebevoll genährten Revancheträumen wartet, der lese die französische Anklageschrift und ihre deuische Abwehr. Erstere eine trübe Mischung von Un⸗ wissen beit, Ober flächlichkeit, Mangel an Selbsterkenntnis und leidenschaftlicher Sucht zur Uebertreibung, wenn nicht gar zu bewußter Entstellung, die deutsche Veröffentlichung dagegen gründlich und sicher, ruhig abwägend, getragen von strenger Wihrhettsltebe, dle den Balken im eigenen Auge nicht übersieht. Gewissenhafte deutsche Ehrlichkeit auch hier im Kampfe gegen Unwahr⸗ haftigkeit, die selbst vor den vergisteten Waffen der Lüge und Verleumdung nicht zurückschreckt. Höchst! bedauerlich ist es, daß selbst kirchliche Würdenträger dem „unrühmlichen Do⸗ kument, latenter Verletzung der Wihrhaftigkeit⸗ durch aus⸗ zugsweise Einfügung ihrer mit unwahren Beschuldigungen und grundlosen Anklagen verunzterten! Hirtenbrlefe ein kirchliches Ansehen geliehen haben. Wenn das am grünen Holze geschieht, was soll dann am dürren werden? Die volle Verschleden heit deutschen und französischen reitgiösen Fübleng, Denkeng und Arbeitens tritt in der Gegenüberstellung der beiderseitigen bischöfilchen Kriegshirtenbriefe handgreiflich zutage. In den Sendschreiben der französischen Bischöfe ertönen nationaler Cbauvinlsmus und völkererregende Leldenschast. In den deutschen veinehmen wir die Tröstungen der Religion, die Mahnung zu ernster Selbztekenntnis und wahrer inneren Läuterung. Auf dem Wege von den französischen zu den deutschen Kriegshistenbriesen glaubt man in der Tat aus dem Nebel der Niederung zur Höhenluft der Berge emporzusteigen'. Die Mitarbeiter der zweiten deutschen Ab= wehischrist haben ein verdienstvolles vaterländisch'g Werk getan. Möge es im Inland fleißig gelesen werden, vor allem aber im neutralen Ausland wetteste Verbreitung finden und dort auftlärend wür ken über deutsche Kultäar, deursche Religlestzät und ehrliche deutsche Arbeit.

Das Januarheft der von Richard Fleischer herausgegebenen „Deutschen Revue“ hat folgenden Inhalt: Brief . Berne Prof. Dr. Rudolf von Scala: Otto von Bülom. Gin Mitarbelter Bismarcks beim deutsch-önerreichisch ungarlschen Bündnis. Dr. Wil. belm Fraknoi, Titularbischof von Arbe: tik dis Dreibundbertrags.

jüngst veröffentlichten

fleckig gemaltes Frauenbildnis sind da vor allem zu nennen der

Jugenderinnerungen“ nebst einigen Brlefen von Anton bon Werner. Aus seinem Nachlaß der Deutschen Revue zur Verfügung gefslsellt. Dr. Frei berr von Jettel: Wofür kämpfen Frankreich und Rußland noch Pros. Czernv (Hesdelberg): Uriache und Jiele des gi legꝗ Dices. Prof. Dr. Hugo Ribbert (Gonn): Altohrl und Krankheit. Vonna Laura Minghettt. Ueber die Kriegs macher Bre einen ge— wesenen Ministers. Friedrich Delitzsch. Die Welt des ö Prof. August Fournier (Wien): 1817 und 1915. Ein Wort zu Krleg und Frieden. Der Feldberr Hindenburg. Polittsche und unpolitische Erinnerungen aus Numänien. Der Jisammeabruch Serbieng und das gescheiterte Balkanerveriment der Ententemächte (von einem Iolterreichisch ungarischen Diylomaten a. D.). H. Wittmack. Die Durch uchung neutraler Schiffe durch engliiche Behörden Literarische Berichte. Ginge sandte Neuigkesten des Büchermarkteg.

Das Janngrheft der Deu tschen Nundschaum (heraug= gegeben von De. Bruno Hake, Verlag Gebrüder Paetel, Berlin) bringt, an erster Stelle einen Beitrag von Ernst Gunther, Herzog zu Schleswig ⸗Holstein, über Selbfiver waltung Und Kriegswirtschastꝛ. Eine warnende. Betrachtun germanischer Wenge bilden Fran; Frommes Gedanken Zur englischen Gatwicklung'. Dem jüngnen Kaiser von China Mian Schi Kaj“ widmet H Prebn von Dewitz sine Studie. Ein Essav von Karl Toth ‚Fürst Karl Joseyh von Ligne, der arbiter elegantiarum des achtjehnten Jah hundertz“ cn tz wie der Schluß von Hermann Freiberr von Galoffstein Carl Bertuchs Tagebuch vom Wiener Kongreß“, an die Zelt vor hundert Jahren. Außerdem enthält das Heft die Uiterarischen Ver⸗ öoffentlichungen „Drei Arbeiten Erast Theodor Hoffmanns aus den ersten Regierunge jabgen Friedrich Wilhelma 11I. durch den Hoff mann Forscher Hans von Mãller, Graf Ilja Tolstois Erinnerungen und das Jugendwerk August Strindbergs Der Friebloser, Trauen splel in ginem Att. In der Alterarischen Rundschau' bespricht Heinz Amelung . Scharnhorstg Brierter.. TLiterarische Notizen Und Literarlsch⸗ Neulgkeiten büden den Schluß des Heftg.

Land⸗ und Forstwirtschaft.

Vermehrter Gemüseanbau zur Unterstützung der Volksernährung.

Das preußische Lindnictichꝛft aministerium teilt mit: Schon im vorigen Jahr⸗ sind beträchtliche Mengen von Nahrungsmitteln dur vermehrten Gemüsebau gewonnen worden, wenngleich die außerordent⸗ liche Trocken eit des letzten Vorsommerg vielfach die Erfolge der auf⸗ gewendeten Bemühungen wesentlich berabgemindert hat. Dieg darf aber keineswegs davon abhalten, im kommenden Frübjabr diese Be⸗ lee bungen mit gesteigertem Cifer wieder aufjunehmen, und wenn die Witterung verbaͤltnisse des Jahres 1916 normale sind, was nach dem ganz ungewöhnlich trocknen Jahr 1915 anzuZnebmen ist, ward auch der gewünschte Erxrolg nicht ausbleiben. In den landwirtschaft; lichen Betrieben wird dem Gem äsebau in der Reiegszeit schon an sich eine erhöhte Aufmerksam keit geschenkt; es ist aber erwünscht, daß sich andere Berufekretse, namentlich die städtische Bevslterung, mehr als bis ber dem Gemüsebau zuwenden. Manches Stück Land, das bisher gar nicht kultiviert wurde oder als Ziergarten usw. Verwendung fand, kann für diesen Zweck herangezogen weiden. Es wäre falsch, zu glauben, daß solche kleinen Hilfen' für das aroße Ganze keinen Ausschlag geben. Wenn auch die Aibeit des einzelnen nur einen kleinen Beltrag liefert, so ergibt die Summe aller Beltrãge doch einen namhaften Erfolg. An Anweisungen für die Aus ůhrung solcher Kulturen sehlt es nicht, sowohl in Fachschriften wie in der lokalen Presse ist in dankengwerter Weise immer wieder auf den Wert des Kleingemüsebaues hingewiesen, sind die erfolg reichsten Arten und Sorten genannt und Anleitungen zur Kultur gegeben worden. Ein wesentliches Verdienst tönnten sich die bestehenden gärtnerischen Institute er— her ben, wenn von ihnen noch in höherem Maße als bisher die Bestrebungen zur Förderung des Gemäsebaues in der Kriegszeit unterstüßt würden. Musterbaftes hat in dieser Beziehung der Palmengarten in Frankfurt a. M. geleistet. Schon im letzten Jahre wurde ein Teil der sonst der Pflanzen und Blumenzucht dienenden Kalturländerelen, Gewächshäuser und Mistbeetanlagen dem Nutzgartenbau gewidmet, es wurden Musteipfl an zungen angelegt und den zahlreichen Besuchern des Garteng vor- gesührt, infolgedessen steigerte sich die Nachfrage nach Klein= gartenland im Umkreise der Stadt erheblich. Die in dem Garten erprobten Sorten der Hauptgemüsegrten, wie Frühkartoff eln, Bohnen, Erosen, Tomaten, Zuckermals, Kohl, Salat, Spinat, Wurzel⸗ und Knollengewächse aller Art, wurden den Interessenten bekanntgegeben, sodaß die Verwaltung des Palmengartens den Mittelpankt für die die Förderung des Gemũsebaues im Hausgarten betreffenden Bestrebungen bildete. Es wäre dringend erwünscht, daß die bestehenden Garten= instttute ähnlicher Art eine gleichartige Wirksamkeit entfalten. Der geeignete Zeitpunkt hierfür ist gekommen, da gerade jetzt zur Winterz— zeit das Ecforderliche eingeleitet und vorbercitet werden muß.

Beförderung von Kunstdünger.

. Die Bestesllungen und Verladungen von Kunstdünger sollten, wie

die Rohmatertalstelle des preußischen vandwirtschaftsmmifteriums

mitteilt, im Monat Januar in möglichst großem Umsang erfoĩgen, da

die verfügbaren Egenbahnwagen von Anfang Februar an weder

. andere, dringltchere Sendungen start in Anspruch genommen erden.

Gesundheitõwesen, Tierkrankheiten und Ab sperrnng⸗ maßregeln.

Dag Kaiserliche Gesundbeltsamt meldet den Ausb d das Erlöschen der Maul- und K Iauensfeuche ü. viehhof in Leipzig am 31. Dezember 1915.

Verkehrswesen.

Die schwedische Regierung hat neue Bestimmungen über den Bau und dite Ausrüstung von Schiffen erlassen. Unter anderem ist vorgeschrieben, daß Schiffe, die zur Fahrt zwischen verschiedenen Ländern oder zwischen einem Lande und einer feiner Kolonien, Besitzungen oder Schutzgebiete verwendet werden. mit Funk prucheinrichtung versehen werden sollen. Ausgenommen sind Schiff, die weniger als 50 Personen an Bord fähren, ferner Schiffe, die 50 oder mehr Personen an Bord führen, wenn dieg ausschließlich darauf zurückzuführen ist, daß der Schiffsführer durch Krankbesten der Besatzung usw. zu deren Vervollständigung gejwungen worden ist, oder darauf, daß er Personen aus Seenot geborgen hat, oder auch darauf, daß ec auf Grund von gesetzlicher Verpflichtung Seeleute oder andere Personen mitgenommen hat. Das Kommerzkollegtum kann auch auf Antrag von der Verpflichtung zur Einrichtung einer Funkspruchanlage befreien, wenn es sich um Schfffe handelt, die sich nicht weiter als 130 Ssemeilen von der nächsten Küste entfernen, odec um Schiffe, die unter gewissen Verhältnissen nur zufällig mehr als 59 Personen an Bord führen. Ebenso können Segelschiffe von einfacherer Bauart, denen es hraktisch unmöglich ist, sich mit der Aus= rüstung zu versehen, von der Anlage befreit werden.

Die Funksprucheinrichtung an Bord der Schiffe soll so stark seln, daß sie tagüber unter gewöhnlichen Verhältntssen Jelchen versenden kann, die mindestens bei einem Abstand von 100 Seemeilen vom Schiffe deutlich uaterscheidbar sind. Jedes Schiff, dag mit Funk sprucheinrichtung verseben sein soll, muß auch eine Ersatztinrichtung führen. Die Bestimmungen über die Funkfprucheinrichlung sreten mit dem 1. Juli 1916 in Kraft. (Nach Stockholms Dagqblad )

Lillt von Werner: Ein Kapitel aus den noch unveröffentlichten