1916 / 8 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 11 Jan 1916 18:00:01 GMT) scan diff

Nummer

gönigreich Preußen.

Zusammenstellung der bis zum 1. Oktober 1915 durch die Rentenbanken erzielten Ergebnisse.

Metraages de zu 230 des Betrages der Summe vollen Rente

(48 0/ũ) Provlnzen A. aus der

Staats kasse

an Summe

vollen

in Rentenbriefen

smtlicher

Renten

(Kapital⸗

13 1 ; r en, . . , f, enn mar ö Ble 1. Oltober 1910 (einschl.) sind an Renten übernommen Die Berechtigten haben dafür Abfindungen erhalten

bar

Die Kaxita⸗ lien, welche von den Pflichtigen mit dem 18fachen Be⸗ trage der Rente au die Staate · kasse ein gezahlt sind und wofür die Berechtigter die Abfindun⸗ gen in Renten⸗ briefen vei⸗ langt haber

Deabdrd . betragen

An Renten⸗ ablösungs⸗ kapitalien sind bis 30. Seytbr. 19150einschl.)

gekündigt

Dle bis 30. Seytbr. Am 1. Oftober 1915 sind noch unverlost im Umlauf gewesen

* dt

*

Cee A

A. Ablösungsrenten. Ost· u. We npreußen 1 Schlesien .. 11 Brandenburg. 11 Sachsen . HVannover ö Westf. u. Rbeinprodb. Dessen. Nassau

1

2 601 749 86 63 4930 155 121 50 3645365 170 288 804 19 1 26730156 369 69 110 55 20 547 20 189 6577 681 236 26 770 668 90 1451 899 11821 28 244 720 20 256 541 322245 2372 382 70 2375 605 ommern . 1 835 374 1976 093 80 29097935 i. Haolstein 80 906 1751 17586 594 1867 500

2 307 96 S3 821 3

1 1399 30

20020

31570 178 40 O54 40 3042 07007 ) 8700 5 3351 6 6051 090 36 884970 6 291 750 54 620 387 15 398 130

16 24 926980

305 205

71610 7107 475

2480 41056

20603

299 49361

266 944 553

271 393 66

l

97

99379

88 788 388

Sd 411 678 96

34 494180 101 657 370 57 160 g35 26 766 045 48 115 620 18189585 3185040

5945 275

16 *

7 349 525

7620 450

14 448270 22 698 960

9080 6677 4671 503 20 10 565 316771 9022 54912 7 8 885 442 05 9 835 398 38 471 167 50

66 781 43577 6 068 568 66 37184 46361 3963 38374 31 6 389 74379 2593 849 65 54 887 329 55 6 359 011 3

45 669 52366

2866050 162 695

942 225 314

46999935 20 949 860

23668 815

Summe A. T iT 323 20 590 972 2z0s21 999 41 5211 Außerdem sind an

Rente übernommen

und haben die Be

rechtigten dafür an

Schuldverschrei⸗

bungen bzw. Renten

briefen erhalten

B. von der Pader⸗

borner Tilgungs⸗

1265715

2 76 2802 24

TD b ld Te T dis

kasse C. von der Eichsfeld⸗ schen Tilgungs

J 4 a. 4 0, 1ige

8 Ost⸗ u. Westpieußen Schlesien. Brandenburg Sachsen .. Vann ec ver ö Wesif. u. Rheinprov Hessen⸗Nassaun. ö Dom mern . Schleswig ⸗Holstein .

16

168 100 9 172 455 11 886 810 1502955 5234 340 8 47 630

428 730 13 488 060 73 020 720 21320505

auf Grund des

Summe a..

191 60309

3322 25 688966 4295 35 2 54267 12 207 14

1695 9 7

20941 1 87 6497. 7 187 0283.96 9121 24 28844 1373 625 46987 80 1969 860 406 877 21 7645 860 237 493 35 245 130 183 600 101069919 10842 076 S57 787 52 5220 6151 67 800105

273 617 87 20 080 590

28596011

46 1524 10

Gese kes vom 7. Juli 1891 (Rentenguts⸗ renten)

b. 44 00 ige Ost⸗ u. Westpreußen Schlesien. ... Brandenburg .. . Oannover. Westf. u. Nheinprov. Hessen . Nassau .. ,,,, . Schleswig ⸗Holstein .

74 925 80 24 55420 18901930 8lIl 836 30 68 140.90 28 436

201 008 30 236 245 8

4300 291 5 085091

J )

16 647 222 1372111 138 64 3358 2379 4152 7915 6 999 24 2136111 592 06 8 527 44

9600 ? 381 1845 4120 2379 29 490

1

1511 349 24 619500

4280985

5 041 005

631 911 1115 4300 882 06 5 093 617 44

Summe b. ö

25 364614

1179693 197770 306

8113 655

) )

43 923 85 28596011

25 408 553 8589

1833 932 25 178 625 198 056 265 11 ö

19160 5801178 609721

9

19346 565 203 788 350

Hierzu Summe a.

9284 348 225 134 916

)

329 883 96

225 464 798 965

Summe ID)

Schlesien .. Brandenburg 64, . ,.,

.

auf Grund des Gesetzes vom 8. Juni 1896 (Erbabfindungsrenten) J Oessen⸗Nassaun. Posen Pommern

Summe A B

aus Ost⸗ und Westpreuß

Westfalen und Rheinprovinz

Schleswig⸗Holstein .

Summe

Gesamtsumme

en = 142 - 2851 304 60 5

997

120

. 22950

67

J

)

8 167

? 400

4800

5 858

6 092

2400 4590

1356

864 801

23 430 384 12] 243 15431 128 970 37

9284 34818

864 80

nstellung.

1246

17 296 —1

5I7 49529224 6098936 04

14774 9 1 I *9 . uo ! 28 . 19 346 5651203

13800

6 090000

Jod r i 7d]

Bauwesen.

Der Wiederaufbau der zerstörten Städte und ländlichen Gemeinden Ostpreußens.

Ueber eine Besichtigungsreise von Mitgliedern des Abgeordneten⸗ bauscgz durch Lstpreußen, die in der Zeit vom 25. bis e0. August 1915 statifand, hat der Abgeordnete Fuhrmann dem Hause einen Bericht erstattet, der neben Mitteilungen über die Landwirtschast Ostpreußeng im Kriege und die Kriegstätigkeit der ostpreußischen Landwinrtscafte kammer sowle Einzelberichten der Zandräte über die Verhältnisse der auf der Relse besichtigten ostpreußischen Kreise auch Ausfübrungen über den Wiederaufbau der zerstörten Städte und ländllchn Gemeinden Ostvreußens entbält. Vorausgeschickt sind diesen einig⸗ Angaben über den Umfang der Zerstörungen, die der Einfall der Rassen in die Provin Ostpreußen verursacht dat. ; ö

Im ganzen sind 34 0060 Gebäude zerstört, davon befinden sich zoo in den Städten und etwa 31000 auf dem flachen Lande. Nimmt man für dle verschiedenen Arten der Gebäude giwisse Durch- schnittekosten für die Wlederherstellung an und summ iert die hiernach für die einzelnen Kreise und Regierungsbejirke für jede Art der ver schiedenen Gebäude sich ergebenden Bausummen, so findet man, daß voraus sichtlich zur Wiederherstellung notwendig werden:

im Regierungebesirt Königsberg mit seinen . 2400 Gebäudeierstötungen. . 22 Mill. Mark im Regieruncsberhk Allenstein mit 13 000 Gebãudererfiörungen . im Regtierungabelirk Gambinnen mit 18 600 Cebäudezerstörungen.

, . seinen ö 113 seinen

; . 3 ö im ö win mn.

oder zum Ausgleich für besondere Fälle rund 300 Millionen Maik. Die . Annahmen für die durchschnittlichen Ge⸗ bludelosten eines Wohnhauses in der Stadt und auf dem Lande, eines Wirischastgebäudes oder einer Fabrik, eines Kirchbaues, eines Stalles, einer Scheune u. deral. beruben natürlich auf Schätzung, und je nachdem man diese Zahlen böber oder niedriger annimmt, ändert sich die voraussichtliche Summe der Kosten. Es darf aber nicht zu schnell aus einzelnen Beispielen auf die Durchschnittewerte

geschlossen werden, weil die Zusammenstellung, dle der zerstörten Gebäude zugrunde liegt, infolge d leidet. Besonders die Art der Beschädigung ist

besserung erhalten werden kann.

Maßnahmen im Auge hatte. die bisber nur durch Oitssatzungen

das Gesetz, beireffend die Umlegung

Emwohnern, die ven

präsidenten eingefübrt werden können.

getreten. Es stellte sich heraue,

durch die Vermittlung des Obeipräsidenten eine

Fassung erbalten. Stockwerk bestehende Bürgerhaus eingeführt ist.

beratun geämter arzuseben. beamteten, sondern aus der freien

er Zählung und

Beurteilung durch untergeordnete Organe an vielfachen Ungenauigkeiten verschledenartig

beurteilt und manches Haus als zerstört bezeichnet, das durch Aus—

e der Berechnung

Die gesetzliche Grundlage für den Wlederaufbau wurde durch di Allerhöchste Verordnung vom 19. Januar 1915 geschaffen, die zwei Nach ihr sollen gewisse bauliche An— forderungen, besondera beiüglich der Verhütung der Verunstaltung, geregelt werden konnten, von jetzt an durch die Bauvolizeiordnungen gestellt werden, und ferner sollen von Grunestücken, (Lex Adickes) und das Abänderungegesetz von 1907 für den Bezirk derjenigen Städie scwie derj⸗ nigen Landg-meinden mit mebr als 2000 den Zersiörungen durch die Kriegsereigniss⸗ be—⸗

Als wesentlichste Vor fehrung zur Förderung der baulichen Wieder- berstellung der Provinz ist die Einrichtung der siaatlichen Bau⸗ Die Leiter derselben sind nicht aus der Aichitektenschast auzerwählt und

von 1902

troffen sind, unter Zustimmung des Provinzialiats durch den Ober

Zunächst wunde in die Prüfung der Baupolizeiordnungen ein— daß die Bauxolijeiordnungen für das platte Land in allen 3 Regierungsbezirten eine ziemlich ein heitike Fassung hatten und in Form und Inbalt für die bevor stebenden Aufgaben aureichend erschienen. Dagegen wlesen die 3 Bau— voltzelordnungen für die kleinen Städte große Verschiedenbeiten auf. Deshalb sind in allen 3 Regierungebez'rken unter Zuziebung von Fachleuten die Bauordnungen von neuem ,, und haben

a Hierbei sind die neujeitlichen Erfabrungen auf dem Gebiete des Städlebaꝛueg und die Bestimmungen gegen die Ver⸗ unsialtung voll berücksichtigt. Die wichtigste neue Bestimmung hetrifft die Verhinderung der vielstöckigen Bauweise in allen diesen kleinen Städten, für die als Regel das nur aus Erdgeschoß und einem

einheitliche

410 193 7951337 218 970128 169 016:

haben die amtliche Beieichnung . Bezirksarchitekt“ erhalten. Es sind eingerichtet im Regierungsbezirk Königsberg 3, im Regierungsbezitk Allenstein 7 und im Reglerungsbeiirk Gumbinnen 7, zusammen 17 Bauberatungtämter. Die Wirksamkeit der Bezuksarchitekten erstreckt sich darauf, alle haulichen Maßnahmen innerhalb ihres Bezirls zu überwachen und darauf hinzuwirken, . l) daß die Baujen mirtschaftlich sind, d b. ibre Kosten in an— gemessenem Verhältnisse zu den verfügbaren Müteln stehen; 2) daß sie konstiuktiv richtig hergestellt werden, also den an⸗ erkannten Regeln der Baukunst und den Bestimmungen der Baupolizei entsprechen; daß sie vom Stand punkt der Bauberatung genügen, d. h. der äußeren Erscheinung dem Orts« und Landschaftsbild der für Ostpreußen passenden Bauwelse entsprechen. Das Mittel, dem Bezirkéaichitekten einen ausreichenden Einfluß au die KRautãatigkeit zu sickein, wurde darin erblickt, daß alle Poltjeiver⸗ waltungen angewiesen sind, die Baugenebmigungsgesuche nach der bau— polizeilichen Prüfung dem Bezirkearchitekten einzureichen und die von diesem zu stellenden Anforderungen zur Bedingung für die Erteilung der Baugenebmigung zu machen. Die Beztrkearchitekten sollen sich aber nicht mit dieser rein überwachenden Tätigkeit begnügen, sondern duich Vorberatung der Entwürfe mit den Interessenten und durch län dige Ueberwachung der Auefühtungen in dauernder unmtttelkater Be, rübrung mit der Praxis bleiben. Außerdem kann ihnen auf Antrag gestattet werden, auch selbst eine Bauleitung ju über⸗ nebmen, sofern es sich um elnen durch staatliche oder kommunale Ver daltung, Körperschaft oder gemeinnützigen Verein auszuführenden Bau handelt.

Ihre hauptsächliche städtebauliche Aufgabe in den stark zerstörten Städten bildet die Aufstellung der neuen Bebauungg« und Flucht— linien pläne, für die die nötigen Vermessungsunterlagen durch das Ver— m ssungsamt der Osipreußischen Landgesellschaft unter der Leitung des Veimessungedirektors Werner beschafft werden. Es sind auf diese Weise schon die Bebauungspläne von Domnau, Allenburg, Taplau, Gerdauen, Hobenstein, Soldau, Ortelsburg und Darkebmen aufgestellt, und eine Reihe anderer Plane ist in naher Vollendung.

Bei der großen Bedeutung, dle angesichts der umfangreichen Zer⸗ slörungen von Bauten auf dem Lande das landwirtichaftliche Bau⸗ wesen für den Wiederaufbau hat, erschleg es zweckmäßig, den Benrks. archltekten praftische Landwirte als Beträte an die Seite zu stellen, um sie in Fragen der örtlichen Erfabrung zu unterstützen. Solche landwirtschaftlichen Beiräte sind für fast alle Bauberatugg?*mter er⸗ nannt, und jwar je 2 für jedes Amt. Außerdem erschlen es zweck⸗ mäßig, die seit einer Reibe von Jahren beim Bauamt der Landwirt⸗ schaftskammer der Prooinz angesammelten Erfahrungen für den Wiederaufbau dadurch nutzbar zu machen, daß für alle größeren land⸗ wirtschaftlichen Nutzbauten die Nachprüfung durch das Bauamt der Landwirischaftgzkammer vorgeseben wurde.

Die große Unerfahrenheit der ländlichen Bewohner in der Ver— gebung und Beaussichtigung ibrer Bauten hat schlietzlich auch noch zu besonderen Maßnahmen geführt, um ihnen hierbei zu helfen. Die Kreisderwaltungen sind veranlaßt worden, technische Kräfte anzustellen, die bei allen landmwirtschaftlichen Nußzbauten die Bauleitung von der Vergebung der Arbeiten bis zur Abrechnung gegen mäßige Gebühren, die an die Kreiskommunalkasse zu jahlen sins. äbernehmen.

Alle diese Einrichtungen ergänzen die Wirksamkeit der Bezirks—= architekten, in deren Hand alle Bauangelegenbeiten zusammenlaufen, da sie alle Baugenehmigungegesuche zu begutachten, die Baustellen durch die Bebauungspläne zu besßimmen, die von den Kretjen gestellten landwirtschaftlichen Bauberater technisch zu überwachen und bei Festsetzung der Höhe der Entschädigungen staail che Sach⸗ verständige mitjuwlrken haben.

Die Beschaffung der Baustoffe ist, da der Staat nicht selbst baut, nicht ohne weiteres Sache der staatlichen Verwaltung. Um aber auch auf diesem Gebtete helfend eingreifen zu können, wurde eine bauptlächlich mit staatlichen Mitten ausgestattete G. m. b. H. ie Baustoffgesellschaft für Ostpreußen, gegründet, deien Leitung mit der des Hiuptbauberatungsamtes vereinigt ist. Zur Führung der Geschäfte sind Kaufleute angesiellt, außerdem wirkt der Direktor der Ostbank für Hantel und Gewerbe ehrenamtlich im Vo. stande mit. Die Gesellschaft hat sich damit zu befassen, den Bedarf an Baustoffen in den verschiedenen Zerstörungegebieten festzustellen, die Bezugsquellen inner⸗ halb der Probinz zu ermitteln und, sofern der Bedarf nicht im Lande selbst gedeckt werden kann, für Zufuhr von auswärts zu sorgen. Sie soll durch ihre Ankäufe die Prene regeln und durch Zusammenfassung des Einzelbedarfs zu größeren Lieferungen für eine preiswerte und rechtzeltige Versorgung der bauenden Bevölkerung mit solchen Bau— stoffen, die sich für die Einzelbeschaffung nicht eignen, sorgen.

In der Hauytsache richtet sie ihr Augenmerk auf die Beschaffung von Bauholz, Mauersteinen und Dachsteinen, doch kommen auch Kalk, Zement, Glas und andere Stoffe je nach Bedarf in Betracht. Auch die Bestellung von Tüten und Fenstein bei Tischlereivereinigungen wird durch die Gesellschaft vermittelt. Es ist ein Stammkapital von 600 009 gezeichnet, auf das 00 000 M bisher eingejahlt sind. Entsprechend der Beschränktheit ihrer Mittel kann sich die Gesell⸗ schaft hauptsächlich nur mit der Vermitilung von solchen Geschäften befassen, deren Begleichung aus den stantlichen Entschädigungsattteln unmittelbar erfolgt.

Die Bautätigkeit hat sich in dem ersten Sommer nach dem Russeneinfall erst langsam entwickelt und hauptsächlich auf die Her sellung von Scheunen und landwirtschaftlichen Nutzbauten erstreckt. In den Städten konnten nur erst vereinzelte Bauten vorgenommen werden, soweit die Neuaufstellung der Fluchtlinleapläne es gestattete. Auf dem Lande waren der Mangel an Arbeitskräften und vor allen Dingen die äußerst schwierigen Aafuhcoerbältnisse sehr hinderlich. Immerhin sind doch bis zum 1. Oktober 1915 schon etwa 3000 Bau— entwürfe von den Bauberatungtämtern begutachtet worden, so daß an— zunehmen ist, daß mindestens 10 9/½ der zerstörten Gebäude noch in demselben Jahre, in dem die Zeistörung erfolgte, wieder hergestellt seln werden.

an⸗

14 als

Land⸗ und Forstwirtschaft.

Die Ernte des Jahres 1916. Ein Mahnwort an dle deutsche Landwirtschaft.

Steigerung der landwirtschaftlichen Erzeugung sst die Forderung, die die Lage unserer Volksernährung im Jahie 1916 an die deutsche Landwirtschast stellt. Daß die Landwirtschaft thre Aufgabe begriffen hat, kann man bei flüchiiger Durchsicht der Presse leicht feststellen. Besondere Beachtung verdienen folgende Aug⸗ führungen, die sich im ‚„Vereinsblatt des Badischen Bauernvereins“ vom 1. Januar finden:

„Der deutschen Landwirtschaft erwächst angesichts der Kriegsnot die ernste Pflicht, dafür zu sorgen, doß auch im kommenden Jahre eine reiche Ernte unserem deutschen Volk beschieden werde. Vazu gehört richtige Auswahl des Saatgutes und der jweckentsprechenden Sorten, da jedenfalls in erster Linie Brotfrucht gesorgt werden muß. Dazu gehört aber auch und vor allen Dingen eine richtige Düngung.

Der Landwirt glaube nur nicht, daß er mit der Düngung in diesem Jahre sparen dürfe! Das wäre angesichts der großen Not unseres Vaterlandeß eine verhängnisvolle Sparsamkelt, die sich bitter rächen könnte. Nein, gerade im kommenden Frühjahr müssen unsere deutschen Aecker reichlich gedüngt werden, um mit Sicherheit für das nächste Jahr die Ernährung des deutichen Volkes zu gewährleisten, und zwar ist eine Volldüngung unserer Aecker unerläßlich. Denn wie jeder sachkundige Landwirt weiß, muß eine Düngung mit Kali und Phosphorsäure allein wirkungglos bleiben, wenn nicht ein entsprechendes Quantum Stickstoffdünger hinzukommt. Ueberdied ist nach dem neuesten Flugblatt der Deutschen Landwirt schaftsgesellschaft ‚Sticks᷑Noffdünger fraglos der souveräne Nährstoff, der die Ernten auf der Mehrjahl unserer Böden beherrscht. Wesent⸗ liche Schmälerungen der Stickstoffgaben dürften sich also namentlich bel zu dünner Saat schwer rächen“.

Nun aber hat die Kriegslage zur Folge, daß Chilesalpeter, von welchem im Jahre 1913 766 000 Tonnen für Düngezwecke in Deutschland gebraucht wurden, sich nicht auf Lager befindet, da jede Zufuhr für die Dauer des Krieges abgeschnitten ist. Dieser ungeheure Ausjall des bisher am meissen verwendeten Sickstoffdüngemittela, wozu fraglos auch infolge Stillegung vieler Koksöfen ein Mangel an dem bewährten schwefelsauren Ammoniak kommen wird, kann aber, zum Glück für unser Vaterland, einigermaßen gedeckt werden, well wir innerhalb unserer Landesgrenzen, in Bavern, am Rhein und in der Provinz Sachsen, drei große Werke haben, weiche Kalk sticksto ff, das billigste unter den bewährten Stickstoffdüngemitte!n, iet schon in bedeutenden Quanttfäten herstellen. In diesen Werken wird der Stickstoff der Luft auf elektrochemischem Wege nach dem Verfahren von Frank und Caro an Kalk gebunden und als Kalk— stickstoff in den Handel gebraht.

Die Elsenbahnabteilung des Generalstabes stellt nun auf unseren Antrag allen deutschen Werken im Interesse der Landwirischaft die für Herbeischaffung der Rohprodukte sowohl wle für die Abfuhr des fertigen Fabrikats erforderlichen Waggons bereitwillig zur Verfügung.

Die Herstellungskosten werden all'rdings während der Kriegsdauer etwas höher sein als in Frledenszelten. Dennoch aber wird der Kalk⸗ stickssoff auch während des Krieges das billigste Sticstoffdüngemittel auf dem Markte sein.

Es kann nun der Landwirtschaft nicht dringend genug empfohlen werden, sich sobald als «möglich die erforderlichen Mengen. Stickstoff für die Frühjahrsdüngung zu beschaffen, die für die Frühjahrsdüngung erforderlichen Quantitäten möalichst jetzt schon zu beziehen und in aut trockenen Räumen bis zum Frübjahr aufzubewahren. Im Frübjahr, vor Erwachen der Vegetation, soll die Kalkstickstoff gabe als Kopfdünger gegeben werden. 3

Der Kalkstickstoff wird demnach in diesem Jahre berufen sein, bei dem unvermeidlich eintretenden großen Mangel an Stöckssoff⸗ düngern, der Landwirtschaft eine sehr willkommene Hilfe zu bieten.“

Landwirtschaftliche Zustände in Rußland

schildert neben denen anderer feindlicher Länder ein Der Weltkrieg im Lichte der Bodenreform“ betitelter neuer Abschaltt in der kürzlich eischienenen 19 Auflage (31. bia 35. Tausend) des in fast alle curopäische Sprachen übersetzten Buches Die Bodenreform, Grund⸗ sätzlicheg und Geschichtliches⸗: von Adolf Damaschke (Verlag von Gustao Fischer, Rena, Preis 3 25 A) im Anschluß an Ausführungen, die in der russischen Ausgabe von desselben Verfasserz prattischem Dandbuch Aufgaben der Gemeindepolitik! der Nanonalzkonom Und volkswtrtschaftliche Berater des russischen Finanjministeriums Oseroff an die russische Intelligenz gerichtet hat. Rußland heißt es in jener Schllderung ist durchaus Agrar⸗ staat. Mehr als 80 0, seiner Bevölkerung leben von der Mvrodukrion. Das Verhaltnis des Menschen zum Boden nicht nur als Wohnftätte, sondern auch als Wertstätte bestimmt unmittelbar mehr als in sedem anderen Greßstaat der Welt das Schicksal seiner Bewohner. Vieses Verhältnis stellt sich in den russischen Kernprobinzen wesentlich in der Form des Mer dar. Das Bauernbefrelungsgesetz vom 19. Fe—⸗ bruar 18651 erklärt in 5 13 den Mir“ als „diejenige Nutzungeart, bei der das Land durch Gemeindebeschluß unter die Bauern nach Stelen der nach einem anderen Maßstab umgeteilt oder verteilt wird, die für den Nießbrauch dez Landes auferlegten Verpflichtungen aver unter gemeinsamer Haft getragen werden?“. Der Anteil der einzelnen Famille konnte weder verschulder noch veräußert werden. Was auch immer das Jahr an Frost und Hitze, an Ent— tãuschung und Not brachte, jede Familie war sicher, daß sie im nächsten Jahre, besonders nach der nächsten Umtellung, wieder eine gesicherte Arbestgstätte und damit eine neue Poffnung haben wer de. Aug diesen Verbältnissen wuchs eine außer- ordemliche Volltsoermebrung heraus. 1871 zäblte Rußland 78 Mil- lionen, heute über 170 Millionen Seele. Seine Bevölkerung stieg also um rund 12009, während die des Deutschen Reichs in derselben Zeit nur um rund 60 zunahm. Aber gerade bel dieser Volks⸗ ve mehrung mußte die alte Verwaltung des Mir! zu Mißständen sühren. Die wichtigste Fehlerquelle war die zu häufige Verteilung der Landanteile, die in vielen Gemeinden sogar in jedem Jahr erfolgte. Dieses Verfahren zeitigte keinen besonderen Schaden in einer Zeit, in der die Giöße der Anteile auch bei extensiver Wirtschast genügenden Eitrag brachte. Es mußte aber çesährlich werden, als mit der schnellen Bevölkerungzvermehrung die Antetle der Einzelnen natur⸗ gemaß immer kleiner wurden. Kamen bei der Bauernbefretung 46 Deßiatinen ( Deßjatine 1,0 ha) auf die Stelle, so war der DVarchschnitiganteil im Jahre 1900 auf 2.5 Deßiannen gesunken. Die dadurch notwendig werdende intensive Bewirtschaftung konnte aber von einer Familie nicht gelelstet werden, wenn sie befürchten mußte, daß schon nach kurzer Zeit das Los ihr dieses Stück Land nehmen und ihr irgend einen anderen Teil der Dorfgemarkung zuweisen werde.

(. Es war deshalb nur natürlich, daß die Einrichtung des „Mir“ hestig umkämpft wurde. Während die einen ihn glattweg als nattonale Institution“ verteidigten, wollten andere ihn durch ein⸗ schneldende Reformen den Ansprüchen des Lebens anpassen. Es wurde ige grundsätzliche Reform des Steuerweseng gejordert; während die Gesamtsteuerlast für Staat, Landschaft und Gemeinde im Jahre 1906, für das Prwbatland in den nördlichen Gouvernements nur 7,2 ,, der EGrtrags'ähigkeit ausmachte, betrug sie bei den Anteilen des „Mir“ 61 00. Alg 'einfachstes Miltel wurde eine Besteuerung nach dem gemeinen Werte empfohlen, die jede Bevorzugung einzelner Besitzer nach Stand, Fleiß, Begabung uw. unmöglich mache. Dazu verlangten Reformer die Hebung des Schulwesens, da der Mangel an Bildung die Quelle vieler Mängel des landwintschastlichen Bätrtebes sei. Bei der Vergebung des . Mir“ forderten sie eine Besettigung des Zerftückelungsweseng. Damit jede Familie von jeder Bodenart Gleiches erhalte, war im Laufe der Zeit vielfach eine Zerstückelung einzelner Anteile eingetreten, die jede wirt⸗ schaftliche Ausnutzung äußerst erschwerte. So kamen z. B. im Kreife Uglitsch im Gouvernement Jaroslaw im Durchschnstt auf ein Familienoberhaupt 36 Streisen Landes, in einigen Gemeinden wurde die Zahl 120 erreicht. Endlich wurde eine Ausgabe des Landes auf Lebenszeit empfohlen. Eine Zeitlang wurde diese Richtung der Reformbestrebungen auch von der Regierung unterstüutzt. Die Niederlagen im russisch japanischen Kriege weckten die Krittk an den Staatzeinrichtungen. Namentlich waren es die heimkehrenden Keieger, die sich dagegen auflehnten, daß sie nach lbren ungeheuren Opfern mit ihren Familien ins Elend verisinken follten, weil die Landantetile zu klein geworden waren, während an der Seite der Bauerngemelnden unermeßliches Kron«“, Apanagen, und Privatland lag. So gehören der Krore noch fast 40 ½ der Fläche des europäischen Rußlands 110 Millionen Deßjatinen. Dazu kommt ein ausgedehnter Latifundienbesitz, dessen Eigentümer ost nicht den Acker selbst bearbeiten, ihn nur unter harten Bedingungen den Bauern überlassen, wenn diese durch Zupachsung ihre Landanteile vergrößern wollen, und ihnen auch ihre Rechte namentlich an den Waͤldern immer mehr beschränken.

In der neuen Verfassung wurde zunächst dem Bauernstand be— sonderer Einfluß eingeräumt. Man erwartete von ihm ein Gegen gewicht gegen die Stadtschichten. Die russischen Bauern wählten auch Vertreter, die aber eine weitgehende Reform des Bodenrechis forderten. Dle russiiche Regierung wurde damit vor eine schwere Wahl gestellt. Sle entschied sich nicht für die von den Bauern gewünschte Reform des „Mir“ durch „fortschreitende Organisterung des Bodens“, sondern für einen anderen Weg, wie in der eingang erwähnten Schilderung bemerkt wird, beeinflußt durch die mächtige Großfürsten⸗ und Adels— partei, die ihren Latifundienbesitz unter allen Umständen erhalten wollte, besonders aber auch durch die kapitalfräftige Schicht des jungen Industrie⸗ und Handelskapltalg, die naturgemäß Heir der einflußr⸗ichsten Zeitungen und damlt der öffentlichen Meinung war. Diese Schicht brauchte Industriegrbelter, die ohne Rückhalt gezwungen waren, ihre Arbeitskraft als ihre einzige Ware unter jeder Bedinaunz zu ver— kaufen. Nun waren aber 1905 z. B. von den Industrtearbeltern des Moekauer Gouvernementß noch 94 o Bauern‘, d. b. Menschen, die irgendwo in einem russischen Dorfe einen Anteil an dem Mir“, also im Notfall stets eine Heimstätte und ein Stück Land als Grundlage freier Arbeit besaßen. Die nöttgen „billigen Hände“ für die Industrie konnten natärllch nur geschaffen werden, wenn es gelang, den Ailbeitern ihr Recht auf ein Stück Boden zu nehmen, alfo den Mir? aufjulösen. Neben dieser Proletarserschicht glaubte die Regierung eine Schicht von Bauerabesitzern zu gewinnen, dle als unumschränkte Eigentümer ihres Bodens ihr Interesse bedingungelos mit dem der herrschenden Bureaukratie verbinden würde.“ Die Gemeinden besaßen seit 1861 berelts das Recht, die Anteile der Famlllen in und schränkfes Eigentum zu verwandeln, sobald sich zwei Biittel der Wirte dafür erklärten. Aber von diesem Recht war so gut wie kein Gebrauch gemocht worden. Da erschien das Kalserliche Manifest vom 9. November 1906: In den Gemeinden, in denen die Landteilung in Uebung geblieben war, sollte schon ein Fünftel der Wirte das Recht haben, aus der Feldgemeinschaft aus—= zuscheiden; in großen Gemelnden sollten bereits 50 Wirte zur Antrag— stellung genügen; es war sogar vorgesehen, daß jeder Einzelne seinen Landanteil als Privateigentum verlangen durfte. Die erste und die zwelte Duma lehnten dieses Gesetz ab; es bedurfte einer Aenderung des Wahlrechts, um durch ein Gesetz vom 14. Jun 1910 von der dritten Duma jene Bestimmungen bestätigt zu erhalten. Innerhalb von 3 Jahren sind nun in nicht weniger als 49 000 Ge— meinden Anträge auf Teilung gestellt worden. Aut den Händen der Armen gingen sehr viele Antelle zu Spottpreisen in die Hände von Spekulanten über, die auf diese Teilung gewartet hatten, sodaß sehr viele von jener Klasse jetzt nichts mehr besitzen. Die Deutsche Volks— zeitung! in Ssaratow wles darauf hin, wie Notare bon Elenden be— lagert wurdeg, die ihr Land ausgeschleden baben wollten, und be⸗ richtete: Durch die Beihilfe ‚wohltätiger Menschen sind alle Müͤhen „aufs angenehnmsten überstanden und finden ihren Abschluß durch die Auszahlung von ein vaar Rubelscheinen oder ein paar gelben Münzen. Der Klient hat „glücklich“ veikauft; nun sitzt er als Landloser in der

Garküche und trinkt Monopolschrapg. . . Ist eg nicht tieftraurig, ja enpörend, wenn man bören muß, daß 1. B. in Warenburg gane Seelenanteile im Belaufe von 7 Deßjannen für nur io diz 120 Rabel lesgeschlagen worden sind? Beträgt doch für solche Ländereien das Pagigeld schon 18 big 290 Räabel jibrlich! Wie man bört, jahlt man dort jetzt 209 Rubel für ernen Seelen. anteil und für die Deßjatine eines solchen Seelenanteilz 30 Rubel, während die Landpreise daselbst in der letzten Zeit 100 Rubel für die Deßjatine betrugen!“ Daju kamen die Miß. stände, die aus der sprichwärtlichen Bestechlichkeit der russischen Beamten erwachsen mußten. Es wurde öffentlich nachgewiesen, daß ein Landrequlierungabeamter sich 129 Seelenanteile zu seinem Privat⸗ besitz für ein Butterbrot erwarb. Ein kaufmann, der sich in eine Gemeinde aufnehmen ließ, kaufte 400 Deßfatinen zu je 10 big 15 Rubeln und verkaufte sie bald wieder für j- 80 Rudel. So⸗ reit die Landbevölkerung an den Anschauungen der Väter festhielt, sah sie in den ‚Teilern? Verräter. Die Regierung versuchte, durch Kolonisation in Sibtrien die Erregung zu beschwichtigen. Zunächst gingen auch viele Bauern über den Ural, so 1908: 654 800, 1903: 619 300. Aber geeignetes Land begann auch dort bald selten zu werden, zumal da die Regierung nicht die Mittel ju großen Boden meliorattonen zur Verfügung stellen konnte oder vielmehr, nach dem Willen der Auslands. Geldgeber, nicht durfte. So ist die Auswande— rung nach Sibtrien bald wesentlich gefallen. 1911 betrug sie nur noch 189 800, 1912 201 500 Köpfe. Gia Gegenstück zu der russischen Volkzentwurjelung bietet bis zu einem gewissen Grade Serblen. Als die alte südslavische Haus kom⸗ munion sich auch bei den Serben aufzulösen begann, fanden sich welt. blickende Staatsmänner, die schon 1865 einen Heimstättenbesitz von 2 Morgen Land von jeder Zwangsversteigerung ausschlossen. Das beute noch geltende Heimstätfentecht stammt vom Jahre 1873. Das Wohnhaus mit 1 Morgen Hof, außerdem noch 5 Morgen Land sind von jeder Zwangsvollstreckung auegeschlossen, mit Ausagahme für Steuer⸗ rüdstände. Elne Verschuldung ist nur bis zu 50 0½9 dez gemeinen Wertes, und zwar nur bei einer staatlichen Hypothekenbank möglich. Im Anschluß an eine Betrachtung der in Deutschland schon mehr bekannten geschichtlichen Entwicklung, die in Großbritannien und einigen seiner Kolonten zu einem gewissen Abschluß gekommen ist, der zum Teil gewaltsam herbeigeführten Entwarzelung des englischen Volkes werden in dem eingangz erwähnten Buche die Richt- linien des am 20. März 1915 in Deutf hland auf Ver⸗ anlassung des Bundes deutscher Bodenreformer gegründeten „Hauptausschusses für Kriegerheimstätten, dem sich mehr als 1700 Organisationen, darunter auch der Rei Sverband deutscher Städte, angeschlossen haben, wiedergegeben und erläutert. Es wid dabei an Ausführungen des Ministerlaidirektors im preußi⸗ schen Ministerkum des Innern Dr. Freund in der Halbmonatsschrift „Bodenreform“ angekaübft, der in der blaherigen Arbeit auf dem Ge— blete des Bodenrechts in Veutschland neben unserer bahnbrechenden Versicherungsgesetzgebung elne Bürgschaft für unseren Sieg im Welt⸗ krieg erblickt.

Theater und Musik. Konzerte.

Der Anregung einiger Kunstfreunde war es zu danken, daß am Montag v. W. im Beethovensfaal ein Konzert unter der Leitung Si von Hauseggers stattfand, der sich an die Spitze unseres treff lichen Phil barmonischen Orchesters gestellt batte. Mit dein bisherigen Fehlen der charakterboll eigenartigen Ditigenternersonlichkeit Dauseggers war im Berliner Mustkleben dieses Winters eine Lücke fühlbar geworden. Wir haben wenige Orchesterleiter, die aus einer so stark individuellen, vielseitig entwickelten Begabung schöpfen wie Hausegger bei dem ein reicher Formsinn sich mit zwingendem Ten perament und ein bitz zu den feinsten Abtönungen entwickeltes Klanggefühl sich mit reschster rbythmischer Lebendigkeit vereinigen. Die Vortragsfelge am Montag enthielt nur Kompositionen von Beeihoven, die Ouvertüren zu „Cortolan? und „Fidelio? (Nr. Y, sowie als prächtige Schlußt önung die mit großartiger Steigerung vorgetragene A Dur⸗Symphonie. Zwischen den Orchesterwerken spleit Frida KRwa st das G-⸗Dur, Klavierkonzert mit vornehm innerlicher Auffassung. Die große Zuhörerschar der Saal war augberkauft W brachte der Solisttn und dem Dirigenten stürmische Beifallskundgebungen dar, aus denen der Wunsch nach einer Wlederholung solcher echt künst⸗ lerischen Feierstunden herausklang.

Das III. Oꝛrchesterkonzert der Gesellschaft der Musik⸗ freunde unter der Leitung des Professors Ernst Wendel bot am Donnerstag in der Pbilbarmonie Gelegenheit, Gustav Mahiers seltener aufgesührte IV. Symphonie einmal ieleder klingen zu hören. Sie gehört in bezug auf ihren Ausbau nicht eben zu den glücklichsten Schöpfungen Mahlers, andererseiis enthält sier besonders in ihrem dritien Satze, so viel Tonschönbeit, daß man sich willig dem reinen Genusse solchen Wohl lauts hingibt. Den letzten Satz bildet die Vertonung eines Liedes aus Des Knaben Wunderhorn“, das in kindlich naiver Form die himmlischen Freuden schildert. Es wurde von Elifabeth Ohlhoff mit schöner Stimme und gutem Ausdruck gesungen. Die übrigen Gaben des Abends waren Mendelssohns Violinkonzert, mit dem sich ein junger Geiger, Duet von Kérékjarto, recht vorteil- haft einführte, und Beethobens VIII. Symphonte. Es hleße schon oft Gesagtes wiederholen, wenn man dabel Professor Ernst Wendels hervorragende Dirigenteneigenschaften aufs neue hervorheben wollte. An reichen Ehrungen für ihn und die ihm unterstellten Künstler fehlte es auch an diesen Abend nicht.

Der III. Symphonieabend der Königlichen Kapelle, der unter des Generalmusikdirektors Richard Strauß Leitung am Freitag im Königlichen Opernhause stattfand, war nach dem Lerkommen zu Ehren des Geburtttags des Meisters ein Beelboven- Abend“. Die Rethe der Parsifalaufführungen, die nicht unterbrochen werden konnten, hatten es diesmal notwendig gemacht, den Sym⸗ phonteahend, der sonst am 16. Dejember statifindet, auf einen späteren Zeitpunkt zu verlegen. Das Programm, das die seltener gehörte erste Leonorenouvertüre, das Vlollnkonzert und die „‚Eroica“ ver= sprach, hatte wegen Erkrankung deg Konzertmeisters Zeiler ebenfalls eine Umänderung erfahren müssen. Es wurde statt des Violinkonzerts die erste Symphonie gesplelt. Die Auffübrung sämtlicher drei Werke, bei denen der Tonlötper des Oichesteitz seine ganze Klangschönheit zu entfalten Gelegenbeit hatte, bot um so mehr Genuß, als der Dirigent diesmal ohne alle Eigenmächtigkeit der Auffassung dem Geiste Beethovens zu dienen und zu häaldigen bestrebt war. Eben. falls als Huldigung für einen deulschen Tendichter war der Robert Franz Abend“ gedacht, den Lilli Lebmann, dem 100 jährigen Ge⸗ hurtstage dieses Liederkomponksten zu Ehren, gleichzeitig in der Phil⸗ harm onte gab. Frau Lehmann hatte diesmal stimmlich einen jener guten Abende, die bei ihr schon seltener geworden sind und brachte, von ihrem trefflichen Begleiter Herrn Lindemann bestens unter

flützt, eine Reihe der schönsten Franzschen Lieder gebührend zur Gel-

tung. Die zahlreiche Zuhörerschaft ließ ez denn auch an kebhaften Belfallsäußerungen nicht hre ; d 89 Immer erfreulicher entwickeln sich die Sympboniekomerte des Blüthnerorchesters unter der Leitung Paul Scheinpflugs. Für den vergangenen Sonntag war ein . Wagner⸗Abend“ angesetzt, der eine so siarke Anziehungekraft auf das Publikum ausgeübt hatte, daß der geräumige Blüthnersaal bis auf den letzten Platz aue verkauft war. Das Programm enthielt, außer drei Vorspielen zu Wagnerschen Tondramen, Siegfrieds Rheinfahrt und den Trauer= marsch aus der „Götterdämmerung“, Wotans Abschled und Feuer= jauber aus der „Walküre sowie den Tanz der Lehrbuben auf der Festwiese und den Aufzug der Meister aus dem letzten Akte der Meistersinger von Nürnbeng“; außer dem sang die Königliche Opern= sängerin Frau HafgrenWaag die Arie der Clisabeih aus Tann häuser! und „Isoldes Liebestod? wahrlich eine Fälle der Genüsse, die für den Freund Wagnerscher Kanst verlockend erscheinen mußte. Die Ausführung ent prach auch hochzespannten Eiwartungen. Das Dichester entwickelte unter Schesnpflugg