Bekanntmachung.
Gemäß 8 46 des Kommunalabgabengesetzes vom 14. Juli 18935 (G⸗8 S. 132) wird hiermit zur öffentlichen Kenntnis ge⸗ bracht, daß der im lgufenden Steuerjahre zu den Kommunal⸗ abqaben eigschätzbare Reinertrag aus dem Betriebs jahre 1914 15 hei der Oschersleben⸗Schöninger Eisenbahn bezüglich ihrer preußischen Strecke auf 14365 M O4 3 sestgestellt worden ist. .
Magdeburg, den 12. Januar 1916.
Der Königliche Eisenbahnkommissar. Sommer.
Bekanntmachung.
Die Firma M. Brünn Nachfolger in Konitz (In⸗ haber Vandsburger und Loewenthal, Produktengeschäst in Konitz ist auf die Dauer von drei Monaten, und zwar vom 20. Dejember 1915 bis einschließlich 29. März 1916 vom Handel mit Metallen und Lumpen ausgeschlossen worden.
Konitz, den 27. Dezember 1915.
Die Polizeiderwaltung. Dr. Haußmann.
Bekanntmachung.
Dem Mühlenbesitzer Friedrich Rabe in Kirch⸗ boitzen ist gemäß 8 1 der B kanntmachung des Bundesrats vom 23. September 1915 wegen Unzuverlässigkeit die Ausü bun g eines Gewerbebetriebes unter sagt worden. Die Mühle ist geschlossen.
Fallingbostel, den 13. Januar 1916.
Der Landrat. Rotberg.
Nichtamtliches.
Dentsches Reich. Preußen. Berlin, 14. Januar 1916.
In der am 15. Januar unter dem Vorsitz des Staats⸗ ministers, Vizepräsidenten des Staatsministeriums, Staats⸗ sekretärs des Innern Dr. Delbrück abgehaltenen Plenar⸗ sitzung des Bundesrats wurde dem Entwurf einer Verordnung über Käse und dem Entwurf einer Verordnung über Saatgetreide die Zustimmung erteilt. Die Wahl von Mitaliedern des Neichsgesundheitsrats wurde vollzogen. Dem⸗ nächst wurde über verschiedene Anträge auf Befreiung von der Versicherungspflicht nach dem Angestelltenversicherungsgesetz so⸗ wie über eine Reihe von Eingaben Beschluß gefaßt.
Die Technische Hochschule in Berlin wird den Geburtsz⸗ tag Seiner Majestät des Kaisers und Königs am Mittwoch, den 26. M., Abends 6 Uhr, in der Aula des Hauptgebäudes festlich begehen. Der Zutritt findet nur durch den Haupieingang statt; es wird ergebenst ersucht, dortselbst die Einlaßkarten vorzuzeigen.
Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ liegt die 856. Ausgabe der Deutschen Verlustlisten bei. Sie enthält die 429. Verlustliste der preußischen Armee, die 244 Verlustliste der sächsischen Armee, die 329. und 330. Verlust⸗ liste der württembergischen Armee.
Oesterreich⸗ Ungarn.
Aus Anlaß der Gefangennahme der K. und K. Konsularfunktionäre in Saloniki hat der Minister des Aeußern Baron Burian, wie „W. T. B. meldet, nachstehende Note an den hiesigen amerikanischen Botschafter Penfield gerichtet:
Wien, den 9. Januar 1916.
Der Unterieichnete hat die Ehre, die Gefälligkeit Seiner Exzellenz des Herrn außerordentlichen und bevollmächtigten Bot schateiß der Veieinigten Staaten von Amerika Fiederie Courtland Penfield mit der Bitte ganz ergebenst in Anspruch zu nehmen, nachstehendes der französischen und der Königlich Großhritannischen Reglerung auf telegraphischem Wege zur Kenntnis bringen lassen
zu wollen:
Mit peinllchstem Gistaunen hat die K. und K. Ne— gleiung von dem gegen den österreich ungarischen General⸗ konsul in Saloniti, gegen das Perlonal und das Archlo des Konsulat sowie gegen eine vieihe ihrer dortigen Nationalen ver— übten brutalen Gewaltstreich erfahren. Die Hefangennatm- de bei der Königlichen griechischen Regierung bestallten Funk ionäne und der unter ihrem Schätze stehenden Nationalen sowie die Durch suchung der mt dem Privileg der Unverletzlichkeit ausgestatteten Konsuigrarchwe stellen sich dar nicht nur als schwerste Eingriffe in die Hoheitgrechte eines neutralen. Staates, Einge ffe, die den elementarsten allgemein hochgehaltenen Grundsätzen des Völkerrechts widerstreiten, sondern kehren sich auch un. miltelbar wider die Rechie und Interess⸗n Desterreich Ungarnz und lassen sich nicht anders denn als Willkürakte hö zeichnen, welche die Grenzen weit überschreiten, die Krelegführenden nach Recht und Herkommen gezogen sind. Das hesagte Vorgehen illuftriert neuerlich nur allzu stunsälltg. daß Frankreich und Groß. britannien vor Handlungen nicht zurückscheuen, die das Stigma des krassesten, darch nichts za beschönigenden Rechtabruches offensichtlich an sich tragen. Die K. und K. Regierung bebäst sih das Recht vor, je nach den weiteren Verfügungen, welche jene Mächte in Ansehung der ihrer Freiheit Beraubten treffen wercen, die ihr angemessen erscheinenden Maßnahmen zu ergreifen. .
Per Untrjeichnete benützt zugleich auch diesen Anlaß, um Seiner Exzellen; dem Herrn amerikanischen Boischafter den Ausdruck seiner ausgezeichnet sten Hochachtung zu erneuern. Burian m. p.
— Im ungarischen Abgeordnetenhaus interpellierte der Abgeordnete Geza Polonyi (Wilder) wegen der in einem militärischen Fachblatt erschlenenen Aeu ßerung des Chefs ves Generalstabs Freiherrn Conrad von 8. daß die Tradition des Heeres mehr gelte als die ufpeitschung bes nationalen Gefühls. Sodann brachte Polonyi eine Klage vor über die Zu rü le zan der Ungarn in der Armee und bie vorzügsweise Verwendung von ungarischen Truppen
in besonders gefährlichen Stellungen. Der Ministerpräsident Graf Tisza antwortete laut Bericht des W. T. B.“
Ich möchte vor allem an das Abgcordneiend ius die Frage richten, ob diese Jut 1vell itton und di- vorgebrachten Beanstandungen würdig sind der großen geschichtlichen Zeit, in der wir leben? Ob diese Rede sderbaupr der ungarischen Ratien würdig, uad tem nationalen ungarkichen Jatecesse sörrerlich in? Ich frage ist diese Augenblick, in dem wir allesamt und jeder einzelne in der Monarchie den letzten Nero gegen den dräuenden Feind anspannen, wotzl damn geeignet, daß wir bier, wie der Abgeordnete Polonyi getan, von einer ö terreichischen Soldateska als cinem Femd Üüngarns spcechen und daß man von den Deutschen Desterreichs, mit denen wir Schulter an Schulter as freue Kameraden für unsere Leben interessen kämpfen, wie es der Abgeordnete Polonpt getan bat, gebärsig als von unteren Gegnern sprichi? Es ist unmöglich, sich in dem Wirrsal von allerlei Beha ptungen zurechtzufiaden. Ich will mich dahen bloß mit den tatsachlich 'n Bebauptungen hefassen. Der M ntiterpräsident widerlegte nun durch bestimmte Angaben die vorgebrachten Behauptungen von einer Zirücksetzung der Ungarn und einer überwiegenden Verwendung ungarsscher Truppen in gefährlichen Stellungen. Er wieg ins⸗ besondere nach, Kas die Beh iuptung Polonvis, die Tiioler Mann schaften würren besonders bevorzugt, indem man sie zumetlst sür Brückenbewachung im ungartschen Tiefland benutze, völlig falsch sei Has III. und daz XIV. Ärmeetorps, sagie Graf Tiszg mit erbobener Stimme, denen die Tuoler angebören, haben in der Verteidigung der Farpatben mit so beldenmütiger Bravour gefochten, daß er gegen der artige Unterstellungen enischieren Einspruch erheben und die öffentliche Melnun! dapor warnen müsse, solchen giftigen Aasstreuungen irgend- welchen Glauben zu schenken. Der Mmiste präsident befaßie sich dann eingehend mit der Aeußerung des Generalstabgch fs und sagte, dieser stehe als Sol at seder Pztik durch aus fern. Man könne anderer Meinung sein und vas Nationalaefähl höber stellen als die militättsche Tradition, aber es sei unmöglich, diese Aeußerung des General nabschess so auf⸗ Jafassen, als häne sie eine Spitze gegen das ung 'r sche Nationalgesübl. Auf einen tronischen Zwöschenruf: „Somit ist alles in schönster Ord⸗ nung!“ sagte Graf Tigza: „Goit sei Vank ift alles in schönster Ord⸗ nung. Alles g ht gut, und der Löw nantetl daran, daß alles gut gebt, gebübrt jedenfalls den auf dem Schlachtfelde kämpfenden Soldaten; und eine sehr große Rolle spselen hierbei jene hervorragenden mil! tärischen Eigenschaften, die in diesem Kriege der Generalstabschef Frei⸗ herr Conrad von Hötzendorf bewäbrt hat.“
Die Antwort des Ministerpräsidenten wurde vom Abgeord⸗ netenhause zur Kenntnis genommen.
Großbritannien und Irland.
Die Vertreter der Arbeiterparteien im Ministerium Henderson, Brace und Roberts haben ihr Rückirittsgesuch zurückgezogen. :
— Im Unterhause erklärte der Minister für Indien Chamberlain, daß die Nachricht eines russischen Blattes von einem persischen Einfall in Beludschistan nicht zutreffend sei. Der Minister gab laut Bericht des, W. T. B.“ die folgende Darstellung:
Der reisische Häuptling Bahram Khan sei Ende S ptember mt in das Kerman eingedrungen und habe die be— angegriffen. Die Plätze liegen
300 S amm sleuten sfenigten Pläße Mand und Tamo 10 M eilen und 50 Meilen von der Gienz.! des Mekrin und etwa z00 Mellen von der indischen Grenzt. Bahram Fhan hahe die Plätze nicht nehmen köanen und set mit reicher Beute auf versisches G blei zurückgegangen. Seine Leute seien ungewöhnlich gut bewaffaet gewesen, was auf die Agwesenheit von Deutschen mit großen Vorräten Im Ke man zurückzuführen sei. Seit dem September hätten keine Angeiffe mehr staitgefunden.
Ueber den Fetbtzug in NM esopotqmien sagte Cham⸗ berlain: l *
Die Streitmacht des Generals Aylmer sei wegen der Wisterung uns weil alle Verwundeten auf dem Flusse hätten weg iehracht werden nüssen, am 19. Januar noch in der Nähe von Scheik Said gewesen Die britisch Kavallerie habe festgestellt, daß sich der Feind bei Essin, 6 Meflen westlich von Kat, befiade. Dies sei die Stellung, aus der die Türken im September von dem General Townshend in der Schlacht bei Kut el Amara vertrieben worden wären.
Das Haus nahm darauf die Wehrpflichtbill in zweiter Lesung mit 431 gegen 39 Stimmen an.
In der Vebane über die Wehrrflichtbill sagte der Abg. Dillon (Naztsonalist), er sei gegen die Vorlage. Irland tue sein Bestes, um England zu helfen Der Streit um die Wehrpflicht habe auf die Rekrutterung in Irland abkühlend gewirkt. Simon erklärte, er glaube nicht, daß daz Land durch die Wehr⸗ pflicht stärker und einiger würde, er hoffe aver, daß, wenn ie Vorlage Gesetz werde, sowobl die Gegner wie rie An⸗ hänger für eine zweckmäßige Durchführung Solge tragen würden. Der Premierminlster Asquith lagte, es heiße den Blick für die Wirklichkeit und den Sin für das richtige Maß verlieren, wenn man hbehaupie, daß England sitlich und intellertuell seine leitende Stellung unter den Kriegführenden aufgäbe, wenn es är einen bestimmten und umgrenzten Zweck einen Grundsatz an— nehme, den das republikantiche Frankreich für die Erhaltung der demokratischen Einrichtungen als unentbehrlich ansehe Aequiih schloß, das Freiwilltgensy tem wäre jetzt auch tot, wenn er sein Vasvrechen, dag notwendig gewesen, um den drin nendsten Bear an Mannschaften zu decken, nicht gegeben hätte. Eagland lönnte seine Aufgabe nicht erfüllen, wenn nicht durch das Gesetz d iese Soldaten aufgebraucht würden. Der Widerstaud Tagegen wurzele in der Furcht, daß des Gesetz zu einer industriellen Dienstpflicht führen wöirde Nichts Derartiges sei geplant. Die Reg erung beabsich ige, Bürgschalten zu geben, durch welche bie Möglichkeit eines solchen Mißbrauchs abgewendet werden solle. Er habe mit den Ver⸗ ireiern der Arbeiterpartet gesprochen und glaube, daß, wenn erst der Argwohn jerstreut sel, man sich üger den Zustand Röchenschaft ablegen werde, wie es täglich deutlicher geschehe, und daß das Gesetz, das er für höchst wichtig halte, die allg'me ie Zu stimmung finden wecde. Henderson anterstaßte die Vollage mit warmen Worten und erklärte, daß die Mitglieder der Arbetteipartei Anderfon und Snowden, die dagegen gesprochen hätten, Gegner des Krieges seien. Ferner erklärte Henderson, datz Asgquith ihm selbst im Namen des ganzen Kabmeits bundige. Versicherungen gegeben habe, und er infolgedessen vorläufig Mitglied der Regierung bleihe, die sowohl in eigenen Lande wie im Auslande als ein Symbol der Einigkeit der Nation betrachtet werde.
Nach der Abstimmung vertagte sich das Haus.
Die Bergmannsverbände von Schottland, horkshire und Lancashire haben die Vertreter für die ZFeramannskonferenz in London beauftragt, gegen dte Wehr pfichtbill zu stimmen. Der Bergarbeiterverband von Süßbwales hat ebenfalls eine Entschließung gegen die Wehr⸗ pflicht angenommen und, um dieser Nachdruck zu geben, zugleich beschlossen, in einen allgemeinen Ausstand einzutreten, harüber aber zuerst eine Abstimmung unter den Bergarbeitern des ganzen Landes zu veranstalten.
Frankreich.
Der Präsident der Deputiertenkammer Degchanel hielt gestern bei der Eröffnung der Sitzung eine Rede, in der er ber „Agence Haoas“ zufolge sagte
Um die Aufmeiklamteit der Welt von seinen wachsenden Schwierigkeiten abzulenken, sucht Deutschland, Ihre natürlichen und berechtigten Diskusstonen als Parteistrettigkelten hinzustellen und glauben zu machen, baß Frankreich uneinig sei. Sie werden et nicht
und stets in der Erinnerung des Volkes bleiben werde. Del
zulassen, daß man Ihren Beschlüssen und dem Gharokler Ibrer Hand. lungen eine saliche Auslegung gibt.“ Deschanel bezeichnete es als die Pflicht deg Parlaments, diejenigen, die kämpfen, zu unterstützen, und gab Jodann einen usammenfassenden Neberblick über die von der Kammer ia elnem Jabre sowobl in den Ausschüssen wie in ren Veollntzungemn geleistete Arbeit. Er rerteidigte die Kammer geg⸗n g wisse Bemängelungen, unter anderem gegen diesenigen, daß bie Kammer sich in die Leitung der miltiänischen Operationen oder in die Fäbrung der rivlomanischen Verhandlungen einmische. Seit Beginn des Kriegs hätten die Militärs und die Diplomaten in volltr Unobhänagigkeit gebandelt. Es seien weder die Kompetenzen, noch die Verantwortlichkeiten kurcheinandergeworfen worden. Vas Ausland der kenne nicht die Verdienste des Parlamenig, und Die Kämpfer wüßten, daß ihr berollche? Leiden haupisächlich das Parlament bewege. Degchanel erklärte, der französische Sol dat fübse sich als Sieger. Er jzermürbe den Feind und mache es England und Räßland möglich, neue Heere aufznrufen, und den Verbündeten, Deutschland durch eine wirtschaftliche Entente von etnem großen Teile der Märkte der Erde abzuschileßen. Nach einer Zusammenfassung der von Deutschland zu Lande, und iu Wasser an. geblich begangenen Verbrechen fuhr Deschanel fort: ‚Unser Soldat weiß ebenso wie unsere tapferen Verbündeten, daß der Friede, von dem känzlich der Reichskanzler im Deutschen Reichstage sprach, das Sianal zu einem unaufbö lich wieder aufflammenden Kriege selsn würde, in dem die kommenden Geschlechter ebenso ibr Blut vergießen müßten Deechanel erinnerte schließlich an dag Wort Napoleons; Der Säbel wird von der Idee besiegt“ und versicherte, die Kraft sei ebenso vergänglich wie die Materte, aber die Gerechtigkeit sei unsteib⸗ lich wie der französische Gentus. Bei der Uebernahme der Präsidentschaft im Senate führte Du bost in einer Ansprache aus: . Das abgelaufene Jabr habe die folien Hoffnungen der Feinde enttäuscht, ohne die Hoffnungen der Franzosen zu verwirklichen. Gs habe gelehrt, wie eitel gefährliche Worte seien und daß allein die energischen Entschlüsse Wert hätten. Jeder Franzose mögen jeden Gedanken von sich weisen, der nicht derjenige an das Vaterland sei. Ein einziges Heij, ein einziger Wille, eine einige Leitung Jür dag einzige Ziel, den Triumph Frankreichs. Wenn es keine Ausdrücke gebe, um dem Volke in würdiger Weise für das volltommenste Opfer zu danken, das es seit Jihrhunderten auf dem Aliar des Vaterlandes dargebracht habe, so gebe es auch keine Austrücke, um di jenigen iu gefßeln, die in die Adern des Landes das Gift des Zweifels ein⸗ flößen möchten. Wenn solché' Stimmen je auftauchen sollten, so möge der Feind wissen, daß sie im voraus von Frankreich verleugnet werden, das nicht den Frieden, sondern den Steg erwarte.
Italien.
Der Minister des Aeußern Sonnino hatte dem „Secolo“ zufolge vorgestern eine lange Beratung mit dem König, um ihn eingehend Über die italienische Aklion zur Unterstützung Serbiens und Montenegros zu unterrichten. Anschließend empfing Sonnino den serbischen Gesandten.
Zuxemburg. Das Ministerium Loutsch ist T. B.“ zufolge zurückgetreten.
einer Meldung des
M ö Türkei.
Der Deutsche Kaiser hat anläßlich des Sieges an den Dardanellen an den Sultan ein Glückwunschtelegramm gerichtet, in dem er laut Meldung des „W. T. B.“ Jagt, er habe mit großer Befriedigung die Nachricht erhalten, daß die feindliche Armee gezwungen worden sei, Gallipoli vollständig zu räumen. Er beglückwünsche den Sultan zu dem großen Siege, der den heftigen Angriffen der Feinde ein Ende setze. Als Zeichen seiner Bewunderung kündigt der Kaiser die Uebersendung eines Säbels an den Sultan an, um die Erinnerung an die großen Siege zu verewigen, eines Säbels, der während des zur Verteidigung des Rechtes unternommenen Krie zes gegen die Häupter des Feindes gezückt sein soll. Der Kaiser drückte schließlich die Ueberzeugung aus, daß der göttliche Beistand den endgültigen Sieg sichern werde.
In dem Antworttelegramm brachte der Sultan seinen Dank sowie seine lebhafte Befriedigung darüber zum Ausdruck, einen Ehrensäbel zu empfangen, der ein glänzendes Symbol der Waffenbrüderschaft sein werde, die stets die beiden tapferen verbündeten Armeen einigen werde. Der S biltet Gott, den Verbündeten auch weiterhin großartige Erfolge und in naher Zukunft auf allen Schlachtfeldern den endgültigen Sieg zu gewähren.
Der Deutsche Kaiser richtete auch an den minister und Vizegeneralissimus Enver Pascha aus gleichen Anlaß ein Telegramm, in dem er ihn osmanische Armee herzlich zu der Waffentat beglückwünschte, die um die siegreiche osmanische Fahne neue Lorbeern winde
der
il tan 2Uulle
.
Ralser teilte dem Minister mit, daß er ihm den Orden Pon! le Mérite verleihe.
Enver Pascha brachte in einem Tagesbefehl and Armee die Glückwünsche des Kaisers Wilhelm mit dem Be merken zur Kenntnis, daß er dem Kaiser gedankt und versicher habe, daß die osmanische Armee auch weiterhin ihre Pflichten erfüllen werde.
Griechenland.
Nach einer Meldung des „Corriere della Serg“ erklärte die griechische Regierung, daß die Ausschiffung französischer Truppen auf Korfu ohne ihr Wissen ge schehen sei. Die griechische Regierung hahe Einspruch erhoben unter Berufung auf den Vertrag von 1873, durch den A Jonischen Inseln an Griechenland abgetreten seien und Neutralität der Insel Korfu sanktioniert sei.
Bulgarien. Die bulgarische Telegraphenagentur ist ermächtigt, durch Sendlinge des Vlerverbandes verbreiteten Gerüchte, ob Bulgarien sich in geheime Verhandlungen mit Englan eingelassen hätte, formell als un rich tig zu bezeichnen.
Amerika.
In Washington hat die Ermordung von 17 Amer! kanern bei Chihuahua durch mexikanische Räuber aroßt Entrüstung hervorgerufen. Im Senat beantrugte der Repn blikaner Sherman eine sofortige Intervention, außer wen der Präsident Carranza die Beschützung des Lebens und Eigen tums ber Ausländer auf sich nehme. Auch im Repräsen—
tantenhause wurde beantragt, daß die Vereinigten Staaten
wer
die Politik des wachsamen Abwartens aufgeben sollten. Staatssekretär Lansing erklärte, daß das Staais departement im Oktober bie amerikanischen Untertanen in Chihuahua und den anderen Nordstagien von Meriko aufgefordert habe, dat Jand zu verlassen, und daß alle nötigen Vorsichis maß regen getroffen worden seien. Er versprach ferner alles zu tun, um
bie Missetäter der Bestrafung zuzuführen.
Asien.
Nach einer Meldung des „Temps“ aus Bassora ist Sir Nou barat es Sabah, Scheich von Koweit, ein Partei— ganger Englands und Frankreichs, der der Expedition nach Mesopotamien seinen Beistand geliehen hat, gestorben.
— Die Regierung von Kant ; ö ;
— K on berichtet über eine Niederlage der Rebellen, die vollständig geschlagen sesen schwere Verluste erlitten hätten und verfolgt werden.
Wie das „Neutersche Bureau“ meldet, ist auf den japanischen Ministerpräsidenten Otuma ein Bombenattentat
verübt worden. Der Minister blieb unverlezzt.
Kriegsnachrichten. Großes Hauptquartier, 14. Januar. (W. T. ; Westlicher Kriegsschauplatz. Bei Sturm und Regen blieb die Gefechtstätigkeit auf 3 ; , d l 6 der⸗ einzelte Artillerie⸗, Handgranaten⸗ und Minenkämpfe . Oestlich er und Balkan⸗Kriegsschauplatz. Keine Ereignisse von besonderer Bedeutung. Oberste Heeresleitung.
B.)
X
. 13. Januar. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet:
. ; Ru ssischer Kriegsschauplatz.
In Ostgalizien und an der bessarabischen Front sellenweise Geschützkampf, sonst keine besonderen Ereignisse. Die amtliche russische Berichterstattung hat es sich in der letzten Zeit zur Gewohnheit gemacht, der freien Erfindung kriegerischer Begebenheiten den weitesten Platz einzuräumen. Entgegen allen russischen Angaben sei nachdrücklich hervorgehoben, daß unsere Stellungen östlich der Strypa und an der bessarabischen Grenze von einem einzigen Bataillons⸗ abschnitt abgesehen, den wir um 200 Schritte zurücknahmen
gengu dort verlaufen, wo sie verliefen, ehe die mit großer militärischer und journalistischer Aufmachung ein geleitete und bisher mit schweren Verlusten fü r unsere Gegner restlos abgeschlagene russische Weihnacts— offen sive begann. Sind sonach alle gegenteiligen Nach⸗ richten aus St Petersburg falsch, so beweisen außerdem die Ereignisse im Südosten, daß die vergeblichen russischen An— stürme am Dnjestr und am Pruth auch nicht zur Entlastung Montenegros beizutragen vermochten.
Italienischer Kriegsschauplatz.
. In den Judikarien beschoß die italienische Artillerie die Irtschaften Creto und Por; auf Roncone warfen feindliche Jlieger Bomben ab, ohne Schaden anzurichten. Nago Göstlich kiva) stand gleichfalls unter feindlichem Feuer. Unsere Artillerie schoß das italienische Barackenlager südlich Pontafel in Brand. An der küstenländischen Front hielten die beiderseitigen Geschützlämpfe im Tolmein⸗- und Doberdo⸗ Abschnitte an.
Südöstlicher Kriegsschauplatz.
Die an der Adria norgehende ö sterreichisch⸗ ungarische Kolonne hat die Montenegriner aus Budua vertrieben und den nördlich der Stadt aufragenden Ma ini Vrn in Besitz genommen. Die im Loocengebiet operierenden Kräfte standen gestern abend 6 Kilometer westlich Cetinje im Kampf. Auch die Gefechte bei Grahovo verlaufen günstig. Unsere Truppen sind ins Talbeck'n vorgedrungen. Im Grenzraum südlich von Aptovac überfielen wir den Feind in, seinen Höhenstellungen. Er wurde geworfen. Im Nordosten Montenegros ist die Lage unverändert.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Dr. Wien, 1. Januar. (W. T. B.). Amtlich wird gemeldet: Die Hauptstadt Montenegros ist in unserer Hand.
Den geschlagenen Feind verfolgend, sind unsere Truppen gestern nachmittag in Cetinje, der Residenz des montenegrinischen Königs, eingerückt. Die Stadt ist unversehrt, die Bevölkerung ruhig. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Bern, 13. Januar. (W. T. B.) des „Corriere della Sera“ meldet aus Saloniki: Die Ver⸗ bün deten sprengten gestern die Eisenbahnbrücke über die Struma sechs Kilometer von Demirhissar an der Linie Saloniki — Seres. Die Zerstörung dieser Brücke schneldet die Eisenbahnverbindungen mit Bulgarien und der Türkei ab. Sie wurde angeblich durch die Notwendigkeit erzwungen, eine ontrolle feindlicher Sendlinge über die Vorhereitungen zur Verteidigung des befestigten Lagers von Saloniki zu verhindern. Hervorzuheben ist, daß die Zerstörung der Strumahrücke die griechischen Truppen in Seres, Drama und Kavalla vom übrigen Griechenland abschneidet. Eine Abteilung ven zehn französischen Aeroplanen überflog die Eisenbahnlinie nach Gjewgjeli und warf zahlreiche Bomben ab. Ein englisches Flugzeug überflog Monastir. Die Flugzeuge, die beschossen wurden, kehrten alle zurück.
D
er Berichterstatter
Der Krieg der Türkei gegen den Vierverband.
Konstantinopel, 12. Januar. (W. T. B.) Das Haupt⸗ quartier teilt mit: An der Irakfront feine Aenderung. An der Kaukasusfront griff der Feind am 10. Januar zweimal kräftig unsere Stellungen bei Narman an, wunde aber zurück— geschlagen und ließ 100 Tote auf dem Schlachtfeld. Am 10. Januar beschossen mehrere feindliche Kreuzer und Torpedo⸗ doote zeitweilig Sedil Bahr, die Umgegend von Tekke Burun und die anatolischen Batterien, ohne Schaden anzu⸗ richten. Ein Kreuzer, der aus der Richtung von Kavalla kam, wollte gegen unseren Abschnitt nördlich von der Bucht von Saros das Feuer eröffnen, wurde aber durch das Gegen⸗ feuer unserer in der Umgebung aufgestellten Batterien verjagt. Unsere von den Leutnants Bödicke und Chongs gelenkten Flugzeuge schossen am 9. Januar den vierten feindlichen Flieger herunter. Er stürzte auf offener See bei Sedil Bahr ab.
Die Schlacht am S— Januar und in der Nacht vom 8. zum 9. Januar, die mit der Niederlage des Feindes
bei Sedil Bahr endete, spielte sich solgendermaßen ab: Die verminderte Tätigkeit der feindlichen Landartillerie, an deren Stelle die Schiffs artillerie getreten war dle Auwesenheit zahlreicher Tran porisch ffe het der Landungsflelle, sowie der Umstand, daß der Feind neuerlich Hospitalschiffe zur Wegschaffung von Truppen während des Tages mißbrauchte, ließ uns auf eine bevor⸗ stehende Flucht des von unserem heftigen Art lleriefeuer be⸗ unruhigten Feindes schließen. Es wurden alle Maßnahmen ge⸗ troffen, um diese Flucht diesmal für den Feind verlustreicher zu ge⸗ stalten. Diese Maßregeln wurten auch mit vollem Erfolg durchgeführt. Seit dem 4. Januar hatten die Vorbereitungen zum Angriff begonnen. Die für, den Angriff gewählten Ab⸗ schnitte wurden von unserer Artillerie und von Bombenwerfern heftig beschossen. Am 8. Januar verstärkten wir unser Feuer, ließen Minen springen und schickten schließlich an der ganzen Front starke Aufklärungsabteilungen vor. Im Hinblick auf dieses Vorspiel zu unserem Angriff versammelte der Feind in der Gegend seines linken Flügels zahlreiche Kriegsschiffe, die unsere Abteilungen un vorgeschobenen Stellungen heftig beschossen. Unsere Ab⸗ teilungen kamen stellenweise an die feindlichen Schützengräben heran, wurden dort vom Feinde mit Infanterie feuer und Hand⸗ granaten empfangen, hielten aber diese Stellungen bis zum Mittag. In der Nacht vom 8. zum 9. Januar warfen wir neuerdings unsere Erkundigungssabteilungen gegen die feind⸗ lichen Schützengräben vor. Um 3 Uhr Morgens war der Beginn der feindlichen Rückzugsbewegung im Zentrum fühlbar geworden. Wir ließen deshalb unsere ganze Front vorgehen. Ein Teil der zurückgehenden feindlichen Truppen floh unter dem Schutze der heflig feuernden feindlichen Schiffe zu den Landungsstellen, ein anderer Teil ließ zahlreiche selbsttätige Minen springen und versuchte so unseren Vormarsch Schritt für Schritt aufzuhalten. In diesem Augenblick eröffneten unsere weittragenden Geschütze ein heftiges Feuer gegen die Landungs⸗ stege, während unsere Landbatterien die Nachhuten des Feindes stark beschossen und ihm zahlreiche Verluste beibrachten. Unsere Gebirgsgeschütze gingen mit der Infanterie vor und beunruhigten den Feind aus der Nähe. Unsere Truppen trotzten tapfer dem Feuer der feindlichen Schiffe und der selbsttätigen Men. Mit freudigem Mute, die Hölle voll von Gefahren ringsum nicht achtend, machten sie die feindlichen Soldaten nieder, die nicht dem wirksamen Feuer unserer Artillerie mehr entfliehen konnten und verzweifelten Widerstand leisteten. Bei Tages⸗ anbruch fanden sich unsere Truppen auf dem Schlachtfelde unter zahlreichen feindlichen Leichen. Wir haben schon kürzlich festgestellt, daß unsere Artillerie sehr wirksame Treffer erzielt hat und daß, der Feind, den wir auf der ganzen Front mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln bedrängten, bei den Angriffen unserer starken Abteilungen nicht mehr imstande war, selbst unter dem Schutze seiner vielen Schiffsgeschütze den Wider⸗ stand in diesem Abschnitt fortzusetzen. So endete der letzte Akt der Kämpfe, die sich seit acht Monaten auf der Halbinsel abge⸗ spielt hatten, mit der Niederlage und dem Rückzuge des Feindes. Die Zählung der großen Beute ist noch nicht beendet. Sie be⸗ steht in Kanonen, Waffen, Munition, Pferden, Mauleseln, Wagen und einer großen Zahl anderer Gegenstände.
Konstantinopel, 135. Januar. (W. T. B) Das Haupt⸗ quartier teilt mit-! An der Kaukasusfront griff der Feind südlich des Arasflusses zwischen Tahir und Wali Baba und nördlich des Aras zwischen Keutek und dem Harman⸗ Engpaß in der Nacht vom 11. zum 12. Januar mit einer be⸗ deutenden Streitmacht heftig unsere vorgeschobenen Stellungen im Zentrum an, erlitt aber infolge unseres Gegenangriffs einen vollständigen Mißerfolg. Der Feind ließ zahlreiche Tote und Gefangene, eine Menge Waffen und zwei Ma⸗ schinengewehre zurück und wurde in seine alten Stellungen zurückgeworfen. Westlich von Olty in der Zone Arak-Geudiyi wurden zwei Angriffe des Feindes in der selben Nacht leicht zurückgewiesen.
An der Dardanellenfront eröffneten am 12. Januar ein Kreuzer, neun Torpedoboote und ein Monitor von den Meerengen ein zeitweilig aussetzendes Feuer gegen Tektke Burun und Sedil Bahr. Ein Monitor feuerte ebenfalls erfolglos in der Richtung auf Reid Bahr, als einer unserer Flieger Bomben auf ihn und ihn nötigte, sich, in Flammen gehüllt, zurückzuziehen. Am Nachmittag des 12. Ja⸗ nuar griff das von Bödicke geführte Flugzeug das fünfte feindliche Flugzeug vom Farman⸗Typ an und brachte es in der Umgebung von Sedil Bahr zum Absturz. Wir fanden den Führer tot, den Beobachter verwundet. Das Flug⸗ zeug wird nach kleinen Verbesserungen von uns benutzt werden können. Ein anderer Flieger von uns griff einen englischen Flieger an, der Saros übeiflog, verfolgte ihn und nötigte ihn, auf Imbros nieder zu gehen.
Die Engländer veröffentlichen noch immer amtliche Be richte, in denen sie glauben machen wollen, daß der Rückzug ei Anafarta und Ari Burun freiwillig und in voller Ruhe erfolgte. Unsere bisher festgestellte Beute, die die wirklich vor⸗ handene noch nicht vollständig angiyt, beweist klar, daß der Rückzug außerordentlich überstürzt war. Die bisher festgestellte Beute umfaßt 10 Kanonen, 2000 Gewehre und Bajonette, 8750 Granaten, 1509 Munitionskisten, 13 Bombenwerfer, 45 000 Bomben, 169 Munitionswagen, 61 leichte Wagen mit Zubehör, 67 Leichter und Pontons, 2850 Zelte, 1850 Tragbahren, eine Menge Benzin und Petroleum, Decken und Kleidungsstücke, 21 000 Konserven⸗ büchsen, 5000 Sack Getreide, 12 500 Schippen und Hacken. Unter dieser Zahl sind Wasserbehälter und Sterilisiermaschinen nicht enthalten. Sonst ist nichts zu melden.
war
Parlamentarische Nachrichten.
Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichs⸗ tags, des Herrenhanses und des Hauses der Abgeord⸗ neten befinden sich in der Ersten Beilage.
Die heutige (29.) Sitzung des Reichstags, welcher der Staatssekretär des Innern und Vizepräsident des preußischen Staatsministeriums Dr. Delbrück beiwohnte, eröffnete der Präsident Dr. Kaempf mit folgender Ansprache:
Ich habe dem Hause eine Trauermitteilung zu machen. Der frühere Atzg. Büsing ist nach einer dem NMelchstage zugegangenen Nachricht am 12. Januar d. J. verichleden. Er war 1900 und 1903 zweiler Vijepiästdent des Hauses und bat sich stets in hervorragender Weise an den Arbeiten deg Reichstags beteiligt, Bir werden ihm ein warmes und treues Andenken bewahren. Sie haben sich zum Zeichen Ihrer Teilnahme von den Plätzen erhoben. Ich stelle dies fest.
Auf der Tagesordnung stehen zunächst kurze Anfragen.
ADg Bassermann (nl) fra te: In der Derr Neichsanrler
in der Lage ud bereit, über die viderrecht liche, volt. rechte. widrtige Verbaftung des deutschen Konsuls in Sa lonitłt durch den sranzbsischen Vbertommandierenden nähere Mitieilungen za machen? ; Direktor der pelitlschen Abteilung des Auswärtigen Amtes, Ge⸗ sandter Freiberr von Stumm: Am 30. Dejember wür den das deutsche, das österreichisch ungarische, das türkiche und da? be lgarische Fon sulat in Salontkl von den Ententetruppen hesetzt, die Konsuin nebst dem Perfonal verhaftet und auf ein französisches Krieg sschiff ge⸗ bracht. Sie sind dann anscheinend nach Frankreich übergefübrt worden. Tieser unerhörte Lölterrechtebruch ist ein neues Glied in der endlosen Kette von Verletzungen des Völkerrechts, deren sich gerate diejentgen Mächte in diesem Kriege schuldig gemacht baben, die sich stets als die Beschltzer der Neutralität kund der Um abbängigtest der tleinen Staaten aufspielen. Die Ralserliche Re⸗ gierung hat bei der griechtschen Regierung Protest erhoben und ie für die Sscherbeit der verhafteten Konsulaisbeamten ver antwortlich gemacht. (Beijall) Dle grlechiche Regierung hat ihrerseins bei der franz oßifchen und der englischen Regterung gegen die Verletzung ihrer Souveränität in schärfter Weise protestiert und die Aue lielerung der Verbafteten verlangt. Es ist dem Herin Reichskanzler nicht bekannt, ob eine Antwort auf diesen Protest erfelgt ist. (Abg. Dr. Liebtaecht ruft: Bestellte Arbein! Gelächter rechts.)
Abg. De. Müller Meinin en (Fo tschr. Voll p) fragte an: Ist dem Seri Reichskanzler b kannt, doß die Post sendangen (Briefe, Postanweisungen, Geldsendun gen, Postvakere), die für die in Frankreich internierten deutschen Kriegsgefangenen bestimmt sind, die fen erst nach mebr als einmonatiger Frist zugestelit werden? Was gedenkt die Reichsregierung zu tun, um eine Verbefferung dieser Verhalinisse sehlens der französischen Be⸗ hörden hebeizufubren? .
Stellperkreten der Bundesratsbevollmächtigter Oberst Friedrich:
Der Deutschen Heerespera altung sind durch vielfache Besch wenden starke Ver ögerungen der Postsendungen an die deautschen Kriegs⸗ gefangenen in Frankreich bekannt. Es it eiwiesen, daß diese Ver⸗ zögerungen, so reit es den Ablauf der Sendungen in der Heimat an die deutsche Grenze anlangt, nicht an uns liegt, sondern die se Verzögerungen erst in Frankreich eintreien. Dort trã. t die französische Post nicht allein die Schuld, sondein wir haben f⸗stgestellt, daß die Ursache dieser V. rzögn rungen vielfach an der Wlillkr eines größeren Teils der französischen Kommandanten, namentlich auch an der Will kar des Unterpersonals in den französischen Kriegsgefangenenlagern liegt. Die deutsche Heeresverwaltung hat wiederkolt nachdrücklich hiergegen Beschwerde bei der französischen Regterung erhoben. Auf eine Bestimmung der deutschen Heeres ver⸗ walsung, die aus militärischen Gründen deingend notwendig war und die dahin lautet, daß alle aus den deutschen Kriegt gefangenen lagern von den französischen Kriege gefar genen nach Frankreich und auch von den rufsichen Kriegsgefangenen nach ihrer Heimat abgebenden Brief⸗ sendungen jehn Tage liegen müssen, ehe sie abgesandt werden, hat dse französische Regserung nicht nur das gleiche angeordnet, sondern si' bat auch bestimmt, daz alle einlaufenden Briese an die deutschen Kriegegef ngenen einer Sperre von zehn Tagen unterliegen. Es bat auch den Anschein, als wenn aus Willtür ein Teil der fran. zösischen Kommandanten diese Anordnung noch weiserhin verscharft hat und diese sich nicht bloß auf die Briefe ersteckt, sondern auch auf alle Postsendungen, also auch Geld und Pakeie. Die deutsche Heeresverwaltung hat daraufhin als Gegenmaßregel verfügt, daß alle an fran, ösische Kriegsgesangene einlaufenden Briese nunmehr ebenfalls einer zehniaͤgigen Sperre unterliegen. Dleg ist den ranzösischen Kriegsgesangenen betannt gegeben mit dem Pinzufügen, dies den An⸗ gebörigen mit uteilen. Sollie diese Maßzsegel nicht wirken, sollten weilerbin starte Verzögerungen der Ponsendungen an deutsche Kriege⸗ gefangene in fran zösiichen Lagern bestehen n, re, so beabsichtigt die beutsche Heeresverwaltung, mit Nachdcuck zu weiteren Maßregeln zu grelfen. Beifall) Abg. Dr. Liebknecht (Soz.) (zur Geschäftsordnung); Ich be⸗ antrage, die beiden von mir am Yeittwoch rechtzeitig eingereichten Anfragen (Prästoent Dr. Kaempf: Dazu fann ich das Wort nicht geben), die geschäftgordnungswiorig vom Präsidenten nicht auf die Tagesordnung gesetzt sind, jetzt zu erledigen. (Präsid ent Dr. Kaempf: Baju kann 'ich das Wort nicht geben! Unruhe) Sle wollen die Wahrheit ersticken, Ste wollen das Volk betrügen. (Lachen rechte.)
Präsident Dr. Kaempf ruft den Abg. Dr. Liebkaecht zur Ordnung. ( Beifall.)
Darauf wird die Beratung des Berichts der Kommission für den Reichshaushaltsetat über Ernä— hrungsfragen fort— gesetzt.
Schluß des Blattes.)
Kunst und Wissenschaft.
Die philosophisch⸗bistorische Klasse der Köntglich vreußi⸗ schen Akademie der Wisfenschaften hielt m 6. d. M. unter dem Vorsitz ihres Sekretars Heir Dlels eine Sitzung, in der Orrr Wilhelm Schulze über Alt, und Neuindisches las. Die Ge. schichte der Verwandtschaftsnamen lehrt, daß der Nordwesten Indiens in' alter wie in neuer Zeit ein wortgeograpbisch's Sondergebiet dar. stellt, das Ueberreste v dischen Sprachgebrauches bis in die Gegenwart zu retten vermochte. An der Sangzkrilisterung des vexikong, die überall sonst sich durchgesetzt bat, nimmt auch die Sprache der Zigeuner eil, Herr von Wilamowitz-Moellendorff legte eine Mit- teilung über die Samta des Menander vor. Vie Handlung der verlorenen Akte wi'd bergessellt, und die erbaltenen Szenen warden erläutert, Herr Diels bereiche eine Mittellung des Herrn Ober— studienratz Dr. Helmreich in Ansbach über Handschriftiiche Verbesserungen zu dem Hivpokratesglossar des Galen. Da die bisberigen Muc ben von Galens Hippokratesglossar ehr mnzuverlässig find, hat der Verfasfer die maßgebende 18 Laurent. 74,3 (daneben Marc. app. V 15) verglichen und auf Grund dessen eine Reihe von Intervolationen, die pon dem Korrektor des Laurentlanug herräahren, entfernt, dle richtige Reihenfolge der Glossen hergestellt und ihre Zabl um einige neue vermehrt.
Die physikalifch-⸗mathematische Klasse hielt an dem⸗ selben Tage unter dem Vorsitz des Sekretars Herrn Planck eine Sitzung. Herr Orth machte in dieser eine zweite Mi te lung zur Frage nach den Beziehungen des Alkobolismus zur Tuberkulofe. Ga wurde auf wichtigere neuere Literaturangaben sowie auf kritische Besprechungen der ersten Mitteilung eingegangen und eine eigene Statistit Über Tuberkulosebefunde bei Leichen von Alkoholikern angefügt. Schlißlich wurde eln Vergleich der Sterbe⸗ verhältnisse bei den Todesfällen an Säuferwahnsinn und an Tuber⸗ kalose unter Berücksichtigung der verschledenen Alters klassen vorge⸗ nommen. Das Ergebnis war, daß ein Beweis für eine Förderung der Tuberkulose durch chrontschen Alkoholtemus nicht nur nicht er⸗ bracht ist, sondern daß vielmehr vieles dafür spricht, daß der Alkohol der Tuberkulose entgegenwirtt.
Die Kunsthandlung Gurlitt läßt jetzt der schönen Aut stellung von Gemälden Hans Thomas eine ebenso gute Ausstellung von ez Meisterg Zeichnungen folgen. Auch hier wieder ninmt man an ausgewählten Blättern bewundernd wahr, wie groß und streng die Kanst Thomag sein kann. Die spröde Unbeholfen err mancher seiner Zeichnungen — die Kebrstite jener alatten Routine, von der Thoma immer ferngehalten hat — trifft man hier nirgencg an; alles ist straff und klar gebalten und der Blick ist nur auf das Weseniliche der Grschetnung efngestellt. Tas 1871 entstan dene Schlafende Kind sst mit so flatkem Gefühl für die große plastische Form heraus gearbeitet, daß man vor diesem ausdrucksvollen Blatte an Dürer er.