1916 / 29 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 03 Feb 1916 18:00:01 GMT) scan diff

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Kraukbeit und griff

uch te jede Gelegenbeit wabr, Mmeisen zu deranlassen.

verbreiteten Nachrichten, daß er erkrankt sei, in Abrede zu stellen.

Regierung aufmertsam dem Laufe der ju den verschiedeasten Heilmitteln. Sie dem Prinzen alle Sorgen fern zu balten, und nabm um ihm Mut zuzusprechen und ihn zu Die Begleitung des Prinzen wunde siete jo 8 daß sie einen bellamen Ei fluß auf ihn auguben konnte.

Regierung hlelt den Prinzen fieig über die Angelegenheiten der Nation auf dem laufenden, um ibm nicht Zeit a lassen, seinen Ge⸗ danken nachzubängen und in Schwermut ju verfallen. Seit einiger Zit batte die Krankbeit einen beunruhigenden Charakter angenommen, und die Neglerung verdoppelte daher ibre Au merksamkeit. Aber die Wachsam keil erwies sich alg vergeblich, weil der Prinz auch jetzt noch in Unkenntnig über seinen Zustand gehalten weiden mußte. So trat schließlich dae Greignie ein, duich das die ganze Nation in Trauer versetzt wurde.

Die Nachricht von dem Hinscheiden des Thronfolgers wurde vorgestern abend den auswärtigen diplomatischen Ver⸗ tretungen telegraphisch durch das Oberstzeremonienamt über⸗ mittelt. Die Missionen beeilten sich, ihr Beileid auszusprechen.

folgte die

Sämtliche Mitalieder des Kabinetts wurden vocgestern vom Sultan in Audienz empfangen und gaben ihr Beileid kund.

Bulgarien.

Von der französischen Regierung durch Vermittlung des niederländischen Gesandten in Sofia eingeleitete Verhandlun gen haben nach einer Meldung der „Bulgarischen Telegraphen⸗ agentur“ zu einem Abkommen geführt, nach dessen Bestim⸗ mungen der in Toulon internierte bulgarische Kon sul mit dem Konsulatspersonal in Freiheit gesetzt werden und gestern mittag in Genf ankommen sollte. Zu derselben Stunde werden die bulgarischen Behörden die französischen und eng lischen Konsularbeamten, deren Verhaftung als Ver⸗ geltungsmaßregel erfolgt war, wieder in Freiheit setzen.

Im Laufe der Ausschußberatung über die Antwort der Sobranje auf die Thronrede gab der Ministerpräsident und Minister der Auswärtigen Angelegenheiten Radoslawow den Führern der Opposition eine vertrauliche Aufklärung über die politische Lage Bulgariens.

In der Sobranje beginnt die Beratung der Antwort der Thronrede Ende der Woche. Die Parteien werden sich obiger Quelle zufolge mit der Verlesung kurzer Erklärungen begnügen, worauf der Ministerpräsident Radoslawow eine kurze Darstellung der Lage geben wird. In einer Versamm⸗ lung der Mehrheitsparteien erklärte Povel Genadiew, ein Bruder des früheren Ministers, daß Einigkeit das erste Er⸗ fordernis der Stunde sei; die Anhänger Genadiews würden die Regierung unterstützen.

Amerika.

Der britische Botschafter in Washington hat nach einer Meldung des „W. T. B.“ in aller Form um Frei⸗ 16 des Dampfers „Appam“ auf Grund der Haager

onvention ersucht.

Kriegs nachrichten. Großes Hauptquartier, 3. Februar. (B. T. B)

Westlicher Kriegsschauplatz.

In Fland ern antwortete die gegnerische Artillerie lebhaft auf unsere in breiterer Front durchgeführte starke Beschießung der feindlichen Stellungen.

Nordwestlich von Hulluch besetzten wir zwei vor unserer Front von den Engländern gesprengte Trichter.

In der Gegend von Neuville steigerte der Feind in den Nachmittagsstunden sein Artilleriefeuer zu großer Heftigkeit.

Auch an anderen Stellen der Front emwickelten sich lebhafte Artillerie, in den Argonnen Handgranatenkämpfe.

Unsere Flieger schossen ein englisches und ein fran— zösisches Kampfflugzeug in der Gegend von Peronne ab. Drei der Insassen sind tot, der französische Beobachter ist schwer verwundet.

Oestlicher und Balkan⸗-Kriegsschauplatz. Die Lage ist im allgemeinen unverändert. Oberste Heeresleitung.

Wien, 2. Februar. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet:

Russischer Kriegsschauplatz.

Vor der Brückenschanze nordwestlich von Uscieszko wurde der Feind durch Minenangriffe zum Verlassen seiner vordersten Gräben gezwungen. An anderen Stellen der Nord⸗ ost front fanden Patrouillenkämpfe statt.

Italienischer Kriegsschauplatz.

Im Suganatale wurden westlich von Roncegno mehrere Angriffe eines italienischen Bataillons abgewiesen; am Hange des Col di Lana wurde eine feindliche Sappenstellung

im Handgemenge genommen und gesprengt. An der Isonzo⸗ front Geschütz kämpfe.

Südöstlicher Kriegsschauplatz.

In Albanien gewannen unsere Vortruppen ohne Kampf das Südufer des Matiflusses. In Montenegro volle Ruhe; keine besonderen Ereignisse.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Der Krieg der Türkei gegen den Vierverband.

Konstant ino pel, 2. Februar. (W. T. B.) Das Haupt⸗ quartier teilt mit: An der Dardanellenfront warf am 31. Januar ein Kreuzer auf der Höhe von Tekke Burun zwölf Granaten auf die Umgebung von Sedil Bahr und

entfernte sich dann. . . Von den anderen Kriegsschauplätzen liegt keine wichtige Nachricht vor.

Der Krieg zur See.

London, 2. Februar. (W. T. B.) 79 Personen, , und Besatzung deg Postdampfers „Prinzeß uligna“, sowie die ganze Post sind in Harwich gelandet.

nlchtß vermißt.

London, 2. Februar. (W. T. B.) Lloyds berichten, daß der belgische Fischdampfer „Marguerite“, die Barkafse „Hilda“ aus Lowestoft und die Bark asse „Radium“ gesunken sind. Von allen dreien wurde dle Vesatzung gerettet.

Rotterdam, 2. Februar. (W. T. B) Die „Nieder⸗ ländische Telegrafen⸗Agentur“ meldet, daß das holländische Motorfahrzeug „Artenus“ heute morgen um A Uhr acht Meilen südlich vom Noordhinder Leuchtschiff torpediert worden ist. Einer weiteren Meldung zufolge war das Motor⸗ fahrzeug nach London unterwegs, als es in der Nähe des Leuchtschiffes Noordhinder von einem Torpedoboot, dessen Nationalität unbekannt ist, torpediert wurde. Die Mannschaft verließ zunächsi das Schiff, kehrte aber später zurück. Die „Artenus“ nahm unter eigenem Dampf den Kurs nach Holland. Sie traf im Nieuwe Waterweg gegen 8 Uhr ein und setzte die Fahrt nach Rotterdam fort.

Karls krona, 2. Februar. (W. T. B.) Einer „Ritzau⸗ Meldung“ zufolge wurde der schwedische Dampfer „Presto“, mit Stückgut von Goeteborg nach Stockholm unter⸗ wegs, von einem deuischen Dampfer aufgebracht und nach Swinemünde übergeführt.

London, 2. Februar. (W. T. B.) Bureau“ wird aus Newport News gemeldet, daß sich 451 Personen an Bord des Schiffes „Appam“ befinden, darunter 138 Ueberlebende der sieben Schiffe, die von den Deutschen zum Sinken gebracht wurden, sowie 20 deutsche Bürger und Kriegsgefangene aus Kamerun und eine Prisen⸗ besatzung von 22 Mann. Offenbar sei die „Appam“ vier Tage nach ihrer Ausreise, ohne Widerstand geleistet zu haben, erbeutet worden, nachdem ein Schuß über die Brücke des Dampfers abgefeuert worden war. Als eine Prisenbesatzung an Bord gegangen war, begann die „Appam“ ein britisches mit Fleisch aus Australien beladenes Schiff zu verfolgen, das versenkt wurde, da es Widerstand leistete.

Lon don, 2. Februar. (W. T. B.) Wie die „Times“ aus New York erfahren, wurde die „Appam“ durch einen be— waffneten deutschen Dampfer, nicht durch ein Untersee⸗ boot, wie zuerst gemeldet war, erbeutet. Die Passagiere be⸗ richten darüber, daß am frühen Morgen des 15. Januar sich ein unbekanntes Schiff ganz nahe an die „Appam“ heran⸗ machte und zwei Schüsse längs des Bugs abfeuerte. Die „Appam“ glaubte, es mit einem Seeräuber zu tun zu haben, und gab ihrerseits zwei Schüsse ab, die keine Wirkung hatten. Von beiden Schiffen wurden die Rettungsboote ausgesetzt, und eines der Rettungsboote der ‚Appam“ wurde zwischen den beiden Dampfern zertrümmert. Hierauf kam eine Abteilung von dem deutschen Schiffe an Bord der „Appam“ und Kapitän Harrison ergab sich, da er einsah, daß weiterer Widerstand vergeblich wäre. Sodann kam Leutnant Berg mit einer Prisenbemannung von 22 Köpfen an Bord, und das deutsche Kaperschiff verschwand, nachdem es auf die „Appam“ eine große Zahl von Gefangenen gebracht hatte, die von sieben versenkten britischen Schiffen herrührten. Die „Appam“ wurde hierauf als Hilfskreuzer benutzt und bemächtigte sich noch zweier englischer Schiffe. Sie kam in Amerika unter dem Namen „S. M S. Appam“ an. Das Schiff befindet sich in ausgezeichnetem Zust und hat eine große Ladung, darunter eine Menge Kakao. Leumant Berg erzählte, daß sein Schiff, dessen Namen er nicht nennen wollte, 5 Monate lang hart an der Arbeit gewesen sei. „Wir waren,“ sagte er, „nur einige Meilen vom Hafen Dakar entfernt, durften aber nicht einlaufen, sondern blieben in der Nähe und warteten auf die „Appam“. Wir hatten die Hoffnung, sie zu fassen, schon auf⸗ gegeben und dachten, daß sie vielleicht von uns gehört hätte und nach einem anderen Hafen gegangen wäre. Die Passa⸗ giere haben wir so gut wie möglich behandelt und ihnen alle erdenklichen Annehmlichkeiten verschafft. Wir beauf⸗ tragten Aerzte, die von einem anderen Schiff heruntergeholt worden waren, für die Verwundeten zu sorgen. Ursprünglich planten wir, nach New York zu fahren, hörten aber, daß feind⸗ liche Schiffe in der Nähe von New York kreuzten, und änderten infolgedessen unseren Kurs nach Norfolk. Wir hatten erwartet, am Sonntag hier einzutreffen, mußten aber vorsichtig sein und einen Umweg machen, um das Kap Virginia zu erreichen. Wir sahen keine englischen Kreuzer, begegneten aber ver⸗ schiedenen Handelsschiffen, die wir hätten nehmen können. Da⸗ durch wäre jedoch unsere Ankunft hier vielleicht in Frage gestellt worden, deshalb ließen wir sie laufen. Unter den Passagieren der „Appam“ befinden sich 5 Kinder und 20 Frauen, allen geht es gut. Nachdem wir die „Appam“ erbeutet hatten, sichteten wir noch ein anderes Schiff, das aber nicht gut genug war, um mitgenommen zu werden. Wir bohrten es deshalb in den Grund. Nur vier Mann von unserer Mannschaft wurden ver⸗ wundet, keiner von ihnen ernstlich.“ In einem anderen Tele⸗ gramm an die „Times“ wird aus Norfolk berichtet, daß das deutsche Schiff, welches die „Appam“ nahm, die „Möwe“ (Spezialschiff) war, die sich als Frachtdampfer vermummt hatte und mit Kanonen ausgerüstet war. Die „Möwe“ soll aus Kiel gekommen und durch die Linie der britischen Flotte in der Nordsee in den Atlantischen Ozean geschlüpft sein.

Dem „Reuterschen

vorliegenden Nachrichten ist es Dampfer „Appam“ unter als Kriegsschiff in Nor⸗ folk eingelaufen ist. Ist dies der Fall, so können die Vereinigten Staaten das Schiff internieren, vorausgesetzt, daß es nach Ablauf einer ihm etwa gesetzten Frist den Hafen nicht wieder verlassen hat. In dieser Weise ist auch das deutsche Hilfskriegsschiff „Farn“ behandelt worden, welches am 25. Januar 1915 in den amerikanischen Hafen San Juan de Portorico interniert worden ist. Sollte ‚Appam“ nicht Hilfskriegs⸗ schiff, sondern Prise sein, so würde das Schiff ebenfalls die deutsche Kriegsflagge führen müssen. Als Prise darf das Schiff nach einem alten, zwischen Deutschland und den Ver⸗ einigten Staaten von Amerika bestehenden Vertrage im Hafen bleiben oder ihn nach eigenem Ermessen wieder verlassen.

Nach den bisher wahrscheinlich, daß der deutscher Kriegsflagge

Der Krieg in den Kolonien.

London, 1. Februar. (W. T. B.) Dem „Reuterschen Bureau“ zufolge berichtet der Oberbefehlshaber in Ostafrika, daß die Zweiglinie der Ugandabahn, die in der Richtung e. die deutsche Grenze geführt wird, Serengeti erreicht habe. Seit der Besetzung von Serengeti und Longido durch die Briten habe die Ttigkeit des Feindes merklich nachgelassen.

Der Befehlshaber in Kamerun meldet weitere Fortschritte der

britischen und französischen Abteilungen, die in der Verfolgung der Deutschen nach verschiedenen Richtungen hin auf wenig Widerstand stoßen. Aus Bata an der Küste des spanischen Munigebietes wird berichtet, daß sich über 7090 Deutsche auf spanischem Gebiete befinden. Viele feindliche Ueberläufer er⸗ geben sich den brüischen und französischen Truppen in voller Ausrũstung.

(Bei den Meldungen über die Gefechte an der deutsch⸗ ostafrik anischen Nordostgrenze kann es sich nach Lage der Dertlichkeit nur um unbedeutende Voipostengefechte handeln, wie sie übrigeng auch in anderen englischen Meldungen selbst als solche bereltw gekennzeichnet worden sind. Einen Aößeren Ort Serengeti gibt es überbaupt nicht. Dle bier gemeinte Serengeti, d. h. . wasser⸗ arme Steppe“, ist zwischen dem Kllimandscharo und der Ugandabahn gelegen und nicht zu veiwechseln mit der auf deuischem Gebiet östlich des Natronsers sich in Richtung auf den Spetegolf, er⸗ streckenden Serengeti. Doß die englische Zweigbahn von Voi die erstgenannte Serengeti (bei Maktau) erreicht bat, ist schon seit Monaten bekannt. Eg macht den Eindruck, als ob der neue englische Dberbefeblsbaber Smitb. Dorrlen, der übrigens nach anderen englischen Meldungen krankheit halter Kapland noch nicht verlassen konnte, junächst nur etwag von sich reden machen will. Aus der Meldung über die Kämpfe in Kamerun ist nur zu entnehmen, daß es den Engländern und Franzosen bieber nech immer nicht gelungen ist, die sich tapfer wehrenden Resie der Schutziruppe vom spantschen Geblet abzudrängen.)

Wohlfahrtspflege.

Der Verband deutscher Arbeitsnachweise hielt unter Leitung seines Voisstzenden, Landegrats Dr. Freund (Berlin) eine Vollreisammlung ab. Vertreten waren sämtliche Arbeiisnachweigs⸗ verbände sowte das Kaiserliche Stattstische Amt. Die Versammlung beschästtgte sich mit der Frage der kaufmännischen Stellen vermittlung. Ez wurde nicht ve kannt, daß ein Bedürfnis für die Regelung der öffentlichen kaufmännischen Stellenvermittlung ingbe⸗ Ioadere für diejenigen Personen vorliegt, welche kelnen kaufmännischen Verbänden angehören; das gleiche Bedürfnis sei zweifellos auch für technische Angestellte und Werkmeister vorhanden. Einige größere Arbeltenachweise sind hberelts mit der Einrichtung von öffentlichen kaufmännischen Stellennachweisen vorgegangen, bei anderen Arbeitsnachweisen besteht der Plan, seolche Abteilungen einzurichten. Der Verband deutscher Arbeitsnachweise hat bei den Generalgouvernements der Okkapation?sgehiete Belgien und polen die Anregung zu einem weiteren Ausbau der Stellen vermittlung für Arbeitslose in den Okkupationsgebieten, unter Anlehnung an die öffentlichen deutschen Arbeitsnachweisverbände, gegeben. Diese An⸗ regung hat indes keinen Eriolg gehabt. Hierbei wurde betont, daß mebesondere im belgischen Okkupationsgebiet die Arbeltsvermittlung nicht in befriedigender Weise geregelt sei. Ueber die Maßnahmen, die bei Beendigung des Krieges bezüglich der Unterbringung der aus dem Felde heimkebrenden Arbeiter zu treffen seien, soll demnächst mit dem Kriegsministerium in Verhandlung getreten werden. r

Am 1. Januar dieses Jahres ist die Jubiläum sstiftung des Deutschen Lehrerveretns mit einem Kapital von 225 689 4M ins Leben getreten, die nach ihren in der Kieler Vertreterversamm⸗ lung 1914 angenommenen Satzungen den Zweck hat, Mitgliedern des Vereins, die an Tuber kulose erkrankt sind, Unter stützungen zu gewähren. Dag Stiftungskapital besteht in der Hauptsache aus dem

Ertrage der Sammlungen und freiwilligen Zuwendungen, die aus An⸗

laß des 25 jährigen Regierunge jubiläums Seiner Majestät des Kaisers und Königs am 15. Funt 1913 in den Zweigvereinen des Deutschen Lehrervereing erfolgt sind. Für den Silftungszweck können vorläufig jährlich 30 000 M verwendet werden.

Herr Georg Frank i. F. David u. Co., Mitglied des Aeltesten⸗ kollegtums der Kaufmannschast von Berlin, hat der Korporation der Kaufmannschaft von Berlin die Summe von 12 000 6 übersandt zur Begiündung einer Stiftung für Witwen und Waisen der im Kriege gefallenen Kaufleute und Industriellen. Das Aeltestenkollegium hat diese hochberzige Schenkung, vorbehaltlich der landesherrlichen Genehmigung, entgegengenommen.

Statistik und Volkswirtschaft.

Entwicklung des Beschäftigungsgrades und Arbeits— marktes in Groß Berlin in der Zeit vom 15. bis 22. Januar 19156.

Nach der vergleichenden Darstellung des gewerblichen und indu— striellen Beschäftigungsgrades in Secoß Berlin am 15. und 22 Imuar, die das Statistische Amt der Stadt Berlin veröffentlicht, stieg in der Zeit zwischen diesen beiden Stichtagen die Gesamtzahl der versicherungspflichtigen Mitglieder von 239 Kranken tassen Groß Beilins von 1104236 auf 1113025, d. i. um 8789 oder Geo oo; insbesondere hat das männliche Geschlecht eine Zunahme um 1896 oder Oso oo, das weibliche eine solche um 6893 oder 1,1 0o erfahren.

Bei den 28 allgemeinen Ortskran kenkassen beträgt das Mehr der männlichen Versicherungspflichtigen 1235 oder Oro / , das der weiblichen 4934 oder 1,156 , so daß es hier im ganzen zu einer Steigerung um 6169 Versicherungepflichtige oder 0, ga o/ kam.

Die 208 gewerblich gegliederten Kran kentassen weilen eine Gesamtzunahme um 2615 oder Os /! 9 Beschäftigte auf, die sich aus 666 Männern (Gas o/o des letzten Bestandes) und 1949 (112 6) Frauen zusammensetzt Voa den 16 hier unterschiedenen Gruppen von Gewerhen und öffentlichen Betrieben haben 13 eine Zunahme erfahren. Erwähnt seit u. a. das 2370 (175) betragende Mehr bet der Sammelgruppe der „sonstigen' (nicht zu den sünfzehn einzeln aufgeführten Gruppen von Gewerben und öffentlichen Betrieben ge⸗ hörenden) Krankenkassen, das im wesentlichen wiederum auf die Mehr— beschästigung in der Damenmäntelschneideret zurückzuführen ist, ferner die Zunahme um 1,920 (160) im Baugewerbe, um L000 (187) in der chemischen Industrie und um Oos oοm (1352) in der Metall und Maschinenindustrie. Die größte Abnahme um nur 56 (1,86 oo) ist belm Reiigungsgewerbe zu verzeichnen.

Die Zabl der bei 38 Fachverbänden der frelen Geweikschaften ermlttelten Arbeitglosen bat in der Woche vom 17. bis zum 24. Januar von 2638 auf 2715, d. i. nur um 77 oder 2,02 0/0, zu- genommen. Im einzelnen sind die Veränderungen nur geringfügig. Vie größte Steigerung um 43 hat der Verband der Kürichner erfahren, die größte Abnahme der Arbeite losenzahl um 35 weisen die Metallarbeiter auf.

Nach dem Bericht des Verbandes märklscher Arbeitsnachwelfe war in der Woche vom 15. his 22. Januar auf dem Arbeitsmarkte gegenüber der Vorwoche im allgemeinen keine große Veränderung zu verzeichnen. Bet den öffentlichen Arbeitsnachwetsen Groß Berlins be. trug die Zahl der vermittelten männlichen Arbeitekräfte 2346 (in der Vorwoche 2450), die der weiblichen 2418 (2466). An offenen Stellen waren für männliche Arbeitskräfte 2852 (2932), für weibliche 2992 (2957) vorhanden. Die Zahl der männlichen Arbeitsuchenden stellte sich auf 3368 (3535), die der weiblichen auf 4503 (4359).

Die Kulturkraft des deutschen Bodens. Durch die Absperrungsmaßnahmen unserer Feinde sind wir haupt⸗ sächlich auf die im Inlande erzeugten Nahrung. und Futtermittel ange wiesen, deren Vertellung und Verbrauch infolge ber bisher ge⸗ troffenen Organisatlonzmaßnahmen so geregelt ist, daß die Bevölke⸗

Berlins bestehenden Tarifverträge ab.

Deinr deut schen Rechts“, der eine verkürzte Wiedergabe seiner im Verlag bon Duncker u. Humblot in Munchen erschlenenen Grundzüge der

rurg war nicbt die reichen Verbrarchraewohnhelten von früher bel— behalten ann, Ader doch ihr Auskommen bie zum Schluß jedes Gene- sabres findet, Dagegen 1. , . belonderg England, Frank. 53 und Italien, se anger der 8 desso mehr genötigt, ihre Nahrungemtitel vom Auslande ju besehen. Der Grund 1. t liegt darin, daß bet den Feinden entweder die Bodenkultur be- schränkt ist, sodaß bie Bevsölterung ö im Frieden fast ganz auf daz Aualand i . wie in England, Mer darin, daß die Bodenkultur ihnen, wie in ginn; und Italien, nech auf einer so niedrigen Stu fe steht, daß sie mit der unsrsgen nich wetteifern kann. Sehr interessante Ausführungen daruber finden sich in elnem -Die Nahrungsmittel dersorgung des feindlichen Auslandes? übersch iebenen Aufsaß der Zeitichrift Der Staatsbedarf, der aug der Feder eines genauen Sachkennerg, des Geschäftsfährerg Tez Deutschen Landwirtsch iftgrats, Profeffors Dr. Dade stammt. Seinen Ausführungen entyebmen wir dag Folgende: Während der deunsche Boden im Durchschasit 42 Zentner Wetsen vom Hektar erzeugt, sintt dieser Ertrag in Franktesch auf 26 Zentner, in JIlallen auf 18 Zentner und in Rußland sogar auf 12 Zentner. Aehnlich ist es bei den übrigen Getreldearten, bei Roggen, Gerste und Hafer und vor allem auch bei derjenigen Frucht, die heute im Kriege alg die Metterin unseres Vaterlandes gepriesen werden muß, bei der Tartoffel. Dru schland gewinnt auf seiner venhiltnigmäßlg kleinen Kulturflaͤche etwa ein Drittel der gesamten Kartoffeler zeugung der E de. Sein mittlerer Hektarertrag beirägt 280 Zentner, der Frankreichs dagegen 170 Zentner, der von Italien und Rußland nur 120 Zentner. Unser Land erj⸗ugt im Durchschnitt 15 Millionen Tonnen Brotkorn, Frankreich oZ Milllonen, Italien 6 Millionen nd Großbritannien sogar nur 14 Million Tonnen. Der deutsche kulturboden hringt durchschnittlich 45 Millionen Tonnen Karfoff ein bervor, der franze sisch. 133 Milllonen, der italienische 1 Million und der englische 66 Millionen Tonnen. Schon aus diesen wenigen Ziblen gebt die gewaltige Kulturkraft des deutschen Bodens hervor.

Oh eine erhebliche Ertragssteigerung des Bodens im feindlichen Ausland während der Kriegszeit erreicht werden kann, erscheint frag⸗ lich, wenn wir in Rechnung ziehen, daß unseren Feinden einer der wichtigften Kunstdünger, das Kali, worüber Deutschland als Welt- monopol verfügt, im Kriege nicht mehr zur Verfügung steht. Gegen.

füber der bedeutenden Kulturkraft des deutschen Bodens dürften unfere

Feinde einer längeren Dauer des Krieges wegen der Ernährung ihrer Bevölkerung nicht allzu zuversichtlich entgegensehen, wenn sie außerdem

Perüdsichtigen, daß ihnen durch die in Aussicht stöhenden verschärften

Blockademaßnahmen Englands die Zufuhren von neutralen Ländern och verkü zt werden könnten. Wir sind auch einer löngeren Krlegtz— auer wirtschaftlich gewachsen, wenn wir weiter bestrebt sind, unsere landwirtschaftlichée Produktion mlt allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu heben und mit dem Geernteten haushälterisch und sparsam

. imzugehen.

Zur Arbeiterbewegung.

Am 31. Mai d. J. laufen die im Baugewerbe Groß Vie Verhandlungen zur Erneuerung der Verträge haben, wie die ‚Voss. Ztg.“ mitteilt, erelts begonnen. Die Aibeiterorganisationen fordern sehr erhebliche ELohnerhöhungen.

Literatur.

Enzyklopädle der Rechtswissenschaft in systema— ischer Bearbeitung, begründet von Dr. Franz von Holtzen« dorff, berausgegeben von Geheimem Justtrat Dr. Jo sef Kohler, tdentlichem Professor der Rechte in Berlin. Slebente, der Neu⸗ bearbeitung jzweite Auflage. 5 Bände. Geh. 65, geb. 77,50 S0. Verlag von J. Guttentag, G. m. b. H.,, Berlin, und Duncker u. Dumblot, München. Das uralte Bedürsnig nach enzvklopäotschen Werken, d. h. solchen, welche die Wissenschaften allgemein oder einzelne davon in ihrem Zusammenhange unter sich bezw. in dem Zusammen—⸗ bange der Teile mit dem Ganzen unter besonderer Hervorhebung der 6 rundbeariffe zu umfassender Daistellung bringen, ein Bedürfnis, das im Laufe der Zeit eine reiche Literaiur hervorgerufen hat, be—

friedigte für die dentsche Rechtswissenschaft am vollkommensten bekannt-

lich die Enzyklopädie der Rechtzwissenschaft in systematischer Bearbei⸗ ung“, die 1879 Franz von Holtzenzorff herausgab und der er als Supple⸗

nent ein sog. Rechtslexikon anschloß. Diese beste wissenschafilich gehaltene

Hesamtübersicht über den Stand der Rechtswissenschaft, die nicht nur ü Begriffsbestimmungen, die obersten Grund ätze und die allgemeinen hren, sondern auch die Einzelheiten des positiven Rechtes bot, fand n einem Zeitraum von weniger als 25 Jahren in fünf Auflagen zerbreitung; nach dem Tode des Herausgeber schien sie jedoch zum tillstande gekommen zu sein, bis sie ohne das Rechtslexikon

En den Jahren 1993104 wieder eine der neuen Gestaltung unseres

ürgerlichen Rechts und der erheblichen Veränderung, Vertiefung und Frweiterung der anderen Rochtzgeblete Rechnung tragende Neu—=

Parbeitung durch Professor Kohler und e ne Anzahl hervorragender

kitarbetter erfuhr. Seitdem sind wieder bedeutsame Fortschritte

der deutschen Gesetzgebung eingetreten, alle Gebiete des geltenden

echts wissenschaftlich weiter auzgebaut und infolge unserer polttischen zerhältnisse und der sozialen Bewegung überall neue Fragen aufgeiaucht. Den heutigen Stond der deutschen Rechte wissenschast gibt die vor⸗ Liegende zweite Auflage der Neubearbeitung der von Holtzendorffschen Entpklopädie wieder. Auf mehreren Rechtsgebieten sind fo erhebliche

eränderungen in der Zwischenzeit erfolgt. daß die ihnen gewidmeten

Abhandlungen der letzten Aaflage durch gänzlich neue Arbeiten haben ersetzt werden müssen. Eine Reihe anderer Rechtsgebiete ist jetzt

berhaupt zum erften Male eingehend berücksichtigt; so haben das Nrheberrecht, das Privaiversicherungszrecht, das Bank. und Börsen⸗

echt, das Gewerberecht, das Verkehrsrecht (Land. und Wasserstraßen, ost, Eisenbahn, Telegraph), das Finanzrecht und sonfsfige Materien 9 Veiwaltungsrechts, ferner das Gefängnigwesen und die neueren

krönungen auf den Gebieten der Straspollstreckung und der ugendfürsorge eine abgesonderte Darstellung eifahren. Enthielt die 15790 erschlenene erste Auflage der von Holtzendorffschen Ea zyklopädte er Rechtswissenschaft in systemattscher Bearbeitung 823, die fünfte von 15890 in vergrößertem Format 1485 und die sechste von 1903104 in

wei Bänden Lexikonformats 2298 Seiten, so füllt die Enzyklopädie in der siebenten Auflage rund 2700 Seiten und ist in fünf Bände erlegt, von denen jeder durch Zusammenfassung innerlich zusammen⸗

gehöriger Materien zu einem in sich geschlofsnen Ganzen mit einem besonderen Sachregifter ausgestaltet und auch einzeln käuflich ist.

Zu der neuen Bearbeitung haben sich die glänzendsten Namen der

echtgwissenschaft wieder unter der Führung Jofef Kohlers ver—⸗ intgt. Bie Mitarbeiter bieten, jeder auf seinem Spezialgebiet, eine abgerundete, von großen Gesichtzpunkten getragene Darstellung in napper und anregender Form. So erscheint jede Abhandlung, für ich betrachtet, als ein Melsterwerk und ermöglicht, zumal ihr ein igenes Inhaltsverzeichnig vorangesetzt ist, eine leichte und doch um⸗

assende Orientierung über die betreffende Spezialmaterie. In einer das Werk einleitenden Abhandlung. Rechta⸗ hilosophie und Univerfalrechtsgeschichte“ betitelt, gibt Fosef Kohler eine scharfe Abgrenzung der Rechtsphilosophie gegen- ber dem sogenannten Naturrecht, den Rechtspostulaten, der Rechts⸗ politik und der Rechtstechnik und führt eine Neubegründung auf die nibersalrechtegeschichte durch, setzt die Ergebnisse der Rechtsgeschlchte n Verbindung mit der ganzen Kulturgeschichte, sucht die Bedeutung der letzteren im Weltall zu erkennen und festzustellen, welche Wirksamkeit mer jeden rechtlichen Einrichtung und ihrer Geschichte in der Entwicklung der Kultur und damit in der Entwicklung des Weltalls zukommt. Die weiteren im J. Bande (geh. I6, geb. 18, 50 ) enthaltenen Bet⸗ läge behandeln Geschichte und System des deutschen und römischen Rechts. In der Literatur längst als wertvoll anerkannt sind der 2 des verstorbenen Wirklichen Gebeimen Ratg, Professors Dr. ch Brunner äber Duellen und Geschichte des

deutschen R chlagelchl chte! ist, die Darsfellung der Grundzͤge des deutschen Privatrecht! voa Geheimen Jastingt,

rosessor Dr. Dito von Gierke (Berlin) und de Ab-

andlung über Geschichte und Quellen des römischen Rechtg“ von Gebesimem Mat, Peofessor Dr. D. Lenel (Frelburg . B.). Der Dla splin des deutschen Privatrechtg weist don Gierke die bedeutung volle Aufgabe zu, die germanischen Greundbestandteile unseres bügerlichen Rechtg aufzuzeigen, sie auf ihre geschichtlichen Grundlagen zurscksuführen und die in ihnen lebendigen nationalen Mechtsgedanken zu entfalten. Daneben verbleibt dem deutschen Prwat- recht die dogmatische Darstellung der nech als geltendes Recht anzusehenden Teile des ebemals gemeinen Privatrechts germanistijchen U sprungs, die jetzt nicht mehr den Charakter gemeinen Rechts in älterem Sinne, sondern den des Landesrechts auf vorbehaltenen Nechtz. gebieten besitzen. In dem so gestecklen Rahmen entwirft der Verfasser ein interessantes Bild germanischer Rechts gedanken von bunter Viel- gestaltigkeit, das dem Leser eine reiche Belehrung bietet. An Lenelg Abhandlung über Geschichte und Quellen des roͤmlschen Rechts schließt sich eine neue, tiefeindringende Darstellung der Grun djüge des römtschen Privatrecht von Peosessor Br. E. Rabel (Göttingen) an. Hier wird nicht, wie in früheren Auflagen, das Pandektenrecht, sondern dag spättiassische Recht, das reine rönische Recht der Bläteieit behandelt. Den il. Band (geh. 13, geb 15,50 M) eröffnet eine viel Vortreff liches bietende Dar niellung der Grundzüge des bürgerlichen Rechts“ von dem Herausgeber Josef Koh ler. Dann folg⸗n eine Abhandlung des Senateyräsidenten des bayerischen Obersten Landesgerichts Dr. K. von Unzner über das Verhältnis des Reichsprivatrechts zum Landesprioat recht auf der Grundlage des in voriger Auflage enthaltenen Bei trags von J. Stranz, eine Darstellung des internattonalen Privat Straf⸗ und Verwaltungsrechts mit Eiaschluß des Zwilprozeß. und Strasprozeßrechts' von dem verstorbenen Gebeimen Justtzrat, Professor Dr. 8. von Bar (Göttingen), ein auf den neuesten tand des Wissens gebrachter Ueberblick über das englische Privatrecht von Geheimem Justimat, Professor Dr. Ernst Heymann (Beilin) und die Grundzüge des romanischen Privatrechts“ von Geheimem Justizrat, Professor Dr. Karl Crome (Bonn). Den Schluß dieses Bandes bilden die neuen Darstellungen des Urheberrechts und des Privat- versicherung recht von Professor Dr Wilhelm Osterrieth (Berlin) bezw. Protessor Dr. Martin Wolff (Marburg). Der III. Band (geb 12.75, geb. 1525 M ) enthält eine lichwolle Dar⸗ stellung der Grundiüge des Handels- und Seerechts“ von Geheimem Justizrat, Professor Dr. Otto von Gierke, eine solche des Wech el und Scheckrechts von Professor Dr. Georg Cohn Zürich), einen neuen Beitrag über das Bank und Börsenrecht von Syndikus R. Trumpler (Frankfurt a. M.). Dann folgen eine Dar⸗ stellung des Zivilprozeß und Konkursrechts“ von dem Herausgeber Josef Kohler und elne solche des Ver- fahrens der freiwilligen Gerichtsbarkeit, einschließ⸗ Iich des Verfahrens in Grundbuchsachen' von dem Oberlandesgerichtspräsidenten Dr. Em il Dorner (Karlsruhe). An der Spitze des 1IV. Bandes (geh. 16,590, geb. 19 „) steht eine Bearbeitung des „deutschen Staatgsrechts von Geheimem Justizrat, Professor Dr. Gerhard Anschütz (Berlin). An diese Arbeit schließt sich eine Darssellung des deutschen Verwaltungs rechts“ von Professor Dr. Paul Schoen (Göttingen) an, die auf die allgemeinen Lehren und die Organijation beschräntt ist. Wissen⸗ schaftlich wertvoll ist auch ein neuer Beitrag über das S ewerbe- recht“ (die Gewerbefreiheit und ihre Beschraͤnkungen, die Ausübung des Gewerbebetrtebes, den gewerblichen Arhentgvertrag und das Ver⸗ fahren in Gewerbesachen) von dem verstorbenen Stadtrat Vr. K. Flesch und dem Magistratzsyndikus Dr. Fr. Hiller (Frankfurt a. M). Neu ist ferner eine Abhandlung über das Recht des deutschen Ver kehrswesens' von mar ,. Dr. Ernst Blume (Bern). Der Senatspräsident beim vpreußischen Oherverwaltunga⸗ gericht Dr. G. Strutz hat in hervorragender Darstellung das Abgabenrecht“, und zwar daz Recht des Reiches, das der Einzelstaaten und das Kommunalabgabenrecht, neu behandelt. Gegen früher erweitert ist ein Beitrag über ‚soztales Ver⸗ sicherungs recht! von Geheimem Regierungsrat, Professor Dr. Ludwig Laß (Berlin), der eine Darstellung der Grundlehren und der einzelnen Zweige der sozjialen Veisicherung im Deutschen Reiche nebst einem Ausblick auf das ausländische Richt gibt. Den Schluß di sses Bandes bilden Aufsätze über sonstige Maserien des Verwaltungg⸗ rechts: „Sicherheits- und Stitenvolizet, Gesundheits⸗ polizei, 5 ffentliche Armenpflege, Unterrichts verwaltung, Bauvoltiet“ von Privatdozent Dr. Franz Dochow (Heidelberg). Im V. Bande (geh. 16,50, geb. 19 M behandelt Professor Br. F Wachenfeld (Rostock das Strafrecht (mit Uusschluß dez Milttärstrafrechta), Professor Dr. Berthold Freudenthal (Frank- furt a. M) das ‚Gefängnisrecht und Recht der Fürsorge⸗ erziehung“ unter Berücksichtigung des Landesrechts der arößeren deutschen Einzelstaaten, Professor Dr. Ernst Beling (München) das Strafprozeßrecht und in einem Anhang dajzu die ‚Technik der strafprozessualischen Tatsachenersorschung, sog. keiminalvolizei. liche Tätigkeit“, Kriegegerichtͤrat Heinrich Dietz (Rastati) Militärstrafrecht und Mtlitärstrafverfahren, mili⸗ tärfsches Diszivlinarstrafrecht und Beschwerderecht, ehrengerichtliches Verfahren“. Dann folgt eine umfassende Darstellung des Kirchen rechts von Geheimem Justizrat, Professor Dr. Ulrich Stutz (Bonn), und den Abschluß bildet, wie in der vorigen Auflage, ein vielfach ergänzter Beitrag über das Völkerrecht von Professor Dr. Paul Heilborn (Breslau). Dem fünften Bande ist ein das ganze Wert umfassendes Generalregister beigegeben.

Es wird mit vorbehaltlosem Danke anerkannt werden müssen, daß Kohler und seine Mitarbeiter den hohen wissenschaftlichen Stand—⸗ punkt des berühmten Werkes gewahrt und es meisterhaft verstanden haben, den vollen Strom der Ideen, welche die Gegenwart beberrschen, in die neue Auflage hineinzulenken. Dle juristische viteratur Deutsch⸗ lands weist kein Werk auf, das so wie dieses mit dem reichen Inhalt der Rechtewissenschaft in einer den Geist fesselnden und zum Nachdenken anregenden Weise bekannt macht und seine veser auf elnen Standpunkt der Anschauung erhebt, der ihnen eine dauernde Achtung vor der Bedeutung dieser Wissenschaft einflößt. So wird die von Holtzendorff-⸗Kohlersche Enzyklopädie der Rech swissenschaft“ in ihrer neuen Gestalt wiederum berufen sein, das gemeinsame Interesse aller mit juristischen Fragen Beschäftigten wachsurufen. Sie wird den Studierenden vor dem Examen einen nochmaligen knappen, aber autzreichenden Ueberblick über die einzelnen Gebiete gewähren, aber auch allen Praktitern und Theoretikern willkommen sein, die sich über ein ihnen ferner liegendes Spezialgebiet zu orientieren wünschen.

Land⸗ und Forstwirtschaft.

Die Bezugsvereinigung der deutschen Landwirte gibt das Folgende bekannt: Da, nach verschledenen Anfragen zu urteilen, hinsichtlich der Verordnung über die Einfuhr von Futter⸗ mit teln, Hilfsstoffen und Kunstdünger vom 28. Jamuar 1916 (Reichs. Gesetzbl. S. 67) im Keeise der Interessenten Unklar helten bestehen, o wird unter Hinweis auf den Inbalt der Betannt= machung vom 28 Januar und der Ausführungsbestimmungen des Herrn R ichskanzlers vom 31. Januar hierdurch insonderhelt auf 5 1 der Verordnung des Herrn Reschskanzlers aufmerksam gemacht. Dieser §S 1 lautet, wie folgt; Wer aug dem Ausland Futtermittel, Hilfsstoffe und Düngemittel einführt, die in der der Verordnung des Bundegratgz vom 28. Januar 1916 (Reichs. Gesetzbl. S. 67) angefügten Liste aufgeführt sind, ist verpflichtet, den Eingang der selben, soweit sie über die Grenze des Deutschen Reichg gegen Oester⸗« reich Ungarn und die Schwelz eingeben, der Zentral Ginkaufg. Gesell⸗ schatt m. b. O. in Berlin, alle übrigen der Bezjuggvereintgung der deutschen Landwirte, G. m. b. P., in Berlin unter Angabe der Menge, des bejablten Ginkaufgpretseg und deg Aufbewahrunggortg unverzüglich anzuzeigen. Als Einführender im Sinne dieser Bekannt-

nach Giagang der We im Inland 8 23 gung 1 ei w 9 Fe- ladet sich der Ye e m , alcht im JIulane, Jo ritt an seine Stelle der Empfänger.

Gemũsebau auf Nie derung moor.

Bei der gegenwärtigen Knappheit und Teuerung einer Reihe von Lebeng⸗ und Futtermitteln müssen wir alle Wege einschlagen, die geeignet sind, eine Hebung unserer Produk tton berbeijuführen, durch Schaffung neuer stulturflächen und neuer Nährwerte, damit immer n * Ziel, den Bedarf im eigenen Lande zu erjeugen, er⸗ te wird.

Erfrruliche und erfolgreiche Versuche sind in dieser Besiehung für die Förderung unseres Gemüsebaues auf dem Bruckschwamoor, einem in der Nähe Memels gelegenen Niederungsmoor, gemacht worden. Wie wir einem Bericht der Kreisverwaltung des Kreises Memel an die Königliche Reglerung über Kriegsmaßnahmeu entnebmen, wurde die 30 Morgen große Gemüsekultur im Bruckschwamoor mit Hilfe von Kriegszesangenen eingerichtet, und entwickelten sich die Kulturen inmitten der etwa 40900 Morgen großen Oedlandfläche sehr gut. Die Gemase, die hauptsächlich kultiviert wurden, waren: Weißkobl, Wirsing, Kohlrabi, Möhren und Bohnen. Das reiche Gemüse wurde in Kähnen all wöchentlich nach Memel gebracht und dort zu niedrigen Preisen freihändig aus dem Kahn und später an die einjelnen Käufer verkauft. Außer den einzelnen Ab⸗ nehmern sind namentlich die Memeler Lajarette und an⸗ dere milstärische Anstalten mit Gemüse versorgt und ein großer Teil ist für die Kulturarbeiter selbst verbraucht worden. Ganz besonders ist Weißkohl angepflanzt worden, weil dieser den Winter über sich frisch hält und ein sehr geschätztes Volksnahrungsmittel ist. Von den mit Weißkobl bestellten etwa 14 Morgen sind gegen 2000 Zentner brauchbarer We ßkobl geerntet worden. Die Kieiseingesessenen eihlelten den Zentner Weißkohl für 2 , während zu gleicher Zeit von anderen Verfäufern auf dem Marft in Memel der Zentner zu etwa 7 bit 9 1 verkauft wurde. Die Wohltat dieses Gemüseverkaufs ist in weiten Bevölkerungskreisen anerkannt. Der Landrat gedenkt den Gemüsebau auch im Jahre 1916 wieder in die Wege zu leiten. Die Ginnahmen werden vorautsichtlich etwa 13 600 A, die Ausgaben etwa 11200 4A betragen. Wenn auch der Ertrag infolge der großen Trocken⸗ heit des vorigen Jahres, und da die Saat und Pflanzung vieler Ge⸗ müse erst spät erfolgte, nicht besonders reich war, konnte man doch mit den bisherigen Erfolgen sebr zufrieden sein, und es werden bei besserer Witterung und rechtzeitiger Saat und Pflanzung in den nächsten Jahren noch günstigere Ergebnisse erwartet werden können. Jedenfalls ist der im Bruckschwamoor geglückte Versuch für andere Gegenden, in denen ebenfalls unbenutzte Moorflächen zur Verfügung steben, ein geeigneter Hinweis, diese Flächen für die Gemüsekaltur nutzbar zu machen und so zur Förderung unseiegt Gemüsebaues bei⸗ zulragen.

Die Blumengärtnereien und die Frübgemüsezucht.

Die zahlreichen in Deutschland vorhandenen Blumengärtnereien, die jumelst und in großem Umfange über Eintschtungen verfügen, die trotz des Einflusses der klimatischen Verhältnisse erfolgreiche Früh⸗ zuchten ermoglichen, müssen sich in diesem Frübjahr der Aufgabe unter siehen, den Anbau von Frühgemüse anstatt von Blumen zu pflegen. Blumenjucht ist Luxus. Deutschlands Bevölkerung muß aber jeden Luriß melden. Wir steben alle in dem Dienst der großen Sache, den Krieg für unser Vaterland siegreich beenden zu wollen. Unsere Gegner glauben immer noch daran, uns aushungern ju fönnen. Daber muß ihnen die Ueber seugung beigebracht werden, daß wir nicht auszuhungern sind. Das kann nur auf dem Wege einer stark gefteigerten Erzeugung von Nahrunagmitteln liegen. Diese wird ihre politische Wirkung nicht versehlen. i es uns nicht mehr an notwendigen Nahrungsmitteln, so wird auch die letzte Hoff nung der Feinde schwuden. Hierzu beizu- tragen, ist vaterländische und volkzwirtschafiliche Pflicht, deren Erfolg den Krieg abkürzen wird.

Bauwe sen.

Preis bewerbung für Pläne zur Ausgestaltung des Vorplatzes vor dem neuen Rathause in Spandau, aus- geschrleben unter Archttekten der Provinz Brandenburg mit Frist bis zum 1. Mat d. J. und mit vier Preisen von 2000, 1200 S809 und 300 A; eln weiterer Entwurf karn angekauft werden. Die Unter⸗ lagen für diesen Wettbewerb sind für 4 vom Magistrat in Spandau vom 15 Februar ab zu beziehen; der Betrag wird dem Bewerber oder bei Rückgabe der und asehrten Unterlagen ersiaitet.

Einen Wettbewerb für Entwürfe zu Heldenhatinen schreibt der Beratungsausschuß für Heldeagräber in Ostpreußen unter den Künstlern in Ostpreußen, Westpreußen, Pommern, Posen, Schlesien und in der Provinz Brandenburg aus mitt Fiist bis zum 20. März d. J. und mit Preisen von 500, 300, 200 und 109 1 der Ankauf wet eier Entwürfe (je 50 M) bleibt vorbehalten. Prein richter sind Landethauptmann von KRerg, Professor Cauer, Baurat Profe ssor Dr. Deihlefsen, Gartendirektor Käber, Regierung baumeister Professor Lahrs, Direktor der Kuanst⸗ und Gewerbeschule Regierungg⸗= baumeister Mav, Landes baurat Plocke, Professor Rodemeter und Architekt Schönwald, sämtlich in Königsberg i Vr. Die Bedingungen sind vom Landeshause Königsberg i. Pr. erbältlich.

Wettbewerb für Vorentwürfe zu einem Bebaunngs⸗ plan für Zürich und Umgebung. Mit dem von der Stadt Zürich ausgeschriebenen Ideenwettbewerb zur Erlangung eines Be⸗ bauungsplanes der Stadt Zärich und ihrer Vororte werden die Bau⸗ künstler aller Welt zum größten architektontichen und verkeh ra= technischen Wettbewerb eingeladen, den die Schwei big jetzt ju ver⸗ geben hatte. Ueber ein Gesamtaebiet von nicht wentger als 16 600 Hettaren, dag die Stadt Zürich mit 22 Vororten, die zurzert noch fast alle behäbige Dörfer sind, umfaßt, haben unter Beachtung der Grundsätze des neuzeitlichen Städtebaus, der Anforderungen der öffen lichen Gesundheit, der Wirtschafilichkeit und der Schönbeit die Eniwürfe eine systematische Ausgestaltung der Verkehrgeinrichtun gen und eine organksche, künstlerisch bochstebende Bebauung anzustreben. Die Entwürfe sollen ferner Vorschläge enthalten für die Auggestal⸗ tung und Erweiterung des vorhandenen Straßenbahn und Gisenbahn⸗ netzes, für die Regelung der Bebauung der noch nicht bebauten, aber durch Straßenzüge bereit ausgezeichnete Terle der Stadt Zürich und ihrer Vororie sowie für die Verbefferung von gewiffen Tellen der Altstadt. Auf die voraussichtlicke bedeutende Gatwid lung der Rbeinschiffahrt und ihre Verbindung mit dem Zürichsee ist weit- ehend Bedacht zu nehmen, die beiden Flüsse Limmat und Giant sind als schiffbar voraugzusetzen, es werden Vorschläge sowobl für die Verbindung dieser beiden Wasserstraßen mit dem Jurichser und Rhein als auch für die Anlage von Häfen mit Uaschlagplätzen und Verbindungen zu Güterbahnhöfen und Industriegleisen verlangt. Alle dorhandenen Wälder sind zu schonen, und eg sind wo möglich und notwendig, weiter zusammenhängende Park und Wiesenanlagen, Spiel, Sport und Schießplätze sowie Friedhöfe dorzufeben und an⸗ gemessen zu verteilen. Auch fur einen Tiergarten und für Anlagen zu Augsstellungszwecken ist Gelände freizuhalten. Die Bach, Fluß ˖ und Seeufer durfen nur da verändert werden, wo ein Vorteil für die künstlerische Wirkung des Stadt., Dorf. oder Landschaftabildes er⸗ reicht werden kann. Wie außerordentlich weitgehend und tiefgreifend der Bebauungevlan sein kann, wird durch die Bestimmung gekenn⸗ zeichnet, daß die beiden großen Grerzmervläge, der Botanische ten, die Rasernen. und Zeug bhauzanlagen sowie die Irrenan stalt Burghöliu derlegt werden können. Zur Pretgertetlung an Dächsteng un Gut- wärfe wird dem Preisgericht ein Betrag von 68 00 Fr. zur Ver füqung gestellt, der unter allen Umständen zur Verteilung gelangt.