1916 / 256 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 30 Oct 1916 18:00:01 GMT) scan diff

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Bekanntmachung.

Dem Händler Georg Ehrhardt, geboren am 25. Januar 1877 zu Stuttgart, und der Eherrau Marie Aul, geb. Becker, geboren am 16. August 1389 u Uffhausen, belze wohnbast in Frank furt a. M., Kronpeinzenstraße 47, Geschäftslokal Kronvrknzenstraße Mr 20, wird bierdurch der Handel mit Gegenständen des täglichen Hedarfs, ingbesondere Nahrung. und Futter“ mitteln aller Art, ferner loben Natur erz eugnissen, Heij— und Leucht ioßfen sowie jegliche mittelbare oder unmittelbare Be⸗ teiligung an einem solchen Handel wegen Unzuverlässigkeit in bezug auf diesen Gewerbebetrieb un erfagt.

Frankfurt a. M., den 26. Ottober 1916.

Der Poltjelpraͤsident. J. V.: von Klenck.

Bekanntmachung.

Der Metzgergebefrau Margarete Wolf, geb. Göllner, geboren am 24 Apul 1882 zu Eichfeld, wohnhaft in Frankfurt ga. M, Dederweg 34, Geschäftslokal ebenda, wird hierdurch der Handel mit Gegenständen des täglichen Bedarfs, insbe— sondere Nahrungs. und Futtermitteln aller Art, ferner rohen Natur⸗ erzeugnissen, Heiz⸗ und Leuchtsteffen, sowte jegliche mittelbare oder ur mittelbare Beieiligung an einem solcken Handel wegen Unzuver— läͤssigkeit in bezug auf diesen Gewerbebetrleb un ersagt.

Frankfurt a. M., den 27. Oktober 1916. Der Polizeipräsident. J. V.: von Klenck.

Aichtamtliches.

Königreich Prensßen. Preußen. Berlin, 30. Oktober 1916.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen, wie W. T. B.“ meldet, am Freitag einen längeren Vortrag des Reichskanzlers Dr von Bethmann Hollweg und vorgestern den Vortrag des Chefs des Generalstabes, Generalfeldmarschalls von Hindenburg entgegen.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin empfingen vorgestern den Königlich sächsischen Gesandten von Nostitz— Drzewiecki sowie den mexikanischen Gesandten Zubäran Capmany und den brasilianischen Gesandten Gurgel do Amaral in Antrittsaudienz.

Um eine Umgehung der bestehenden Höchstpreis⸗ verordnung für Schwefelsäure und Oleum nach Möglichkeit zu verhindern, sind durch eine im „Reichs⸗Gesetz⸗ blatt“ veröffentlichte Bekanntmachung auch Höchstsätze für Ver⸗ packung und Lieferung der genannten Stoffe festgesetzt werden.

Der Oberbefehlshaber in den Marken, Generaloberst von Kessel hat, wie „W. T. B.“ meldet, folgende Verordnung, betreffend verbotenes Photographieren, erlassen:

§ 1. Das Photogravhieren von Kriegsichiffen und Keiegsschiff⸗ neubauten sowie die Ve öffentlichung derartiger Photographien während des Krieges ist nur mit Genehmigung des Nachrichtenbureaus des Reichsmarineamts zulässig. Das gleiche gilt für bildnerische Dar⸗ stellungen von Kriegsschlffen und Kriegeschiffneubauten, in soweit sie der Verfertiger nach diesen Gegenständen selbst darstellt.

§ 2. Es ist verboten, Läßftschiffhallen, Luftschiffe, Flugzeuge, Werften, Liegeplätze von Kriegsfahrzeugen, Hafenbefestigungen und sonstige der Lander verteidigung dienende Anlagen zu photographieren, sowie Photographien, Postkarten, Pläne unb Zeichnungen hiervon zu verkaufen.

§ 3. Das Photograpbieren und Zeichnen auf Wasserstraßen, öffentlichen Wegen und Plätzen, Eisenbahnen und Bahnhöfen ist nur mit besonderer Erlaubnis statthast. Die Erlaubnis wird durch dag Garnisonkommando, für Ortschaften ohne Garnisonkommando durch das zuständig⸗ Bez kekommando erteilt. Soweit das Genehmigungs—⸗ verfahren durch Polizewwerordnungen sachgemäß geregelt ist, können die vorbezeich eten militärischen Kommandostellen ihre Befugnis zur Erlaubniserteilung den Polizeibehörden übertragen.

§ 4. Zuwiderhandlungen gegen die vorstebenden Bestimmungen werden, sofern nicht nach den bestehenden Geseren eine höhere Strafe verwirkt ist, auf Grund des 5 9b des Gesetzes über den Belagerungs⸗ zustand mit Gefängnis bis zu einem Jahre, beim Vorliegen mildernder Umstände mit Geldstrafe bis zu 1500 oder Haft bestraft.

Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staattzanzeigers“ liegen die Ausgaben 1235 und 1236 der Deutschen Verlust⸗ listen bei. Sie enthalten die 672. preußische und die 312. baye⸗ rische Verlustliste.

Bayern.

Der Staatsminister des Königlichen Hauses und des Aeußern, Ministerpräsident Dr. Graf von Hertling hat sich, wie „W. T. B.“ meldet, gestern für einige Tage nach Berlin begeben.

Samburg.

Das Prisengericht in Hamburg hat laut Meldung des W. T. B.“ der Reederei des zu Unrecht versenkten norwegi⸗ schen Dampfers „Trudvana“ einen Schadenersatz in Höhe von 515 41445 S6 nebst Verzinsung vom Tage der Ver⸗ nichtung mit 4 Prozent zugesprochen. Andere Ansprüche sind entweder abgelehnt oder es soll später über ihre Berechtigung verhandelt werden. i

Die im September 1915 vorgenommene Versenkung des mit Salpeter von Iquique nach England unterwegs ge⸗ wesenen norwegischen Dampfers Storesand“ konnte gerichtsseitig nicht gebilligt werden. Die Beschlagnahme der bei ber Erstüärmung Libaus dort vorgefundenen russischen Segler „Austra“, „Avita“, gar Daniel, Jaro“, „Esther“, „Belia“, „Johannes“, „Venus“, „Möwe“ und „Mirzar“ wurde als zu Recht erfolgt anerkannt. Die für den zerstörten spanischen Dampfer „Isidoro, und den gleich⸗ alls versenkten schwedischen Segler „Nirla“ eingelegten Re⸗ 1 wurden abgewiesen. „Isidoro“ war mit Eisenerzen

von Bilbao nach Glasgow unterwegs, „Nirla“ hatte Holz für Schottland an Bord.

Oesterreich⸗Ungarn.

Der König von Bayern weilte am vergangenen Donnerstag zu kurzem Besuch bei dem Armeeoberkomman⸗ danten, Fesdmarschall Erzherzog Friedrich. Der Allerhöchste Gast wurde in Vertretung des Erzherzogs, der erst einige Stunden nach dem Eintreffen des Königs im Standort des Atmeeoberkommandos von einer Reise an die Südwestfront zurückzukehren vermochte, durch den Generalobersten Freiherrn von Conrad empfangen. Abends verließ der König das Haupt—⸗ quartier wieder, um sich mit seinem Gefolge zur Besichtigung der bayerischen Truppen an die Ostfront zu begeben.

Die „Wiener Zeitung“ veröffentlicht vier Kaiserliche Handschreiben, wobach der Baron Burian zeitweise mit der Leitung des gemeinsamen Finanzministeriums sowie mit der obersten Zentralleitung in den Angelegenheiten Bosniens und der Herzegowina betraut wird, dem Minister von Koerber volle Anerkennung und wärmster Dank für die in den bitz⸗ herigen Aemtern geleisteten ausgezeichneten Dienste ausgesprochen werden, ferner die Bitte der österreichischen Minister um Ent⸗ hebung vom Amte genehmigend zur Kenntnis genommen und der Ministerpräsident von Koerber mit der Bildung eines neuen Ministeriums betraut wird.

Gestern fand in Nagyvarad (Großwardein) die feier⸗ liche Einsetzung des neugewählten griechisch⸗orientalisch⸗

rumänischen Metropoliten Basilius Mangra statt.

Großbritannien und Irland.

Im Oberhaus richtete Lord Sydenh am an die Re⸗ gierung eine Frage über die Versenkung des Dampfers „Stephano“ und anderer britischer und neutraler Schiffe durch das U⸗Boot 53.

Laut Bericht den . W. T. B.“ fragte Lord Sydenham, ob diese Versenkungen in Uebereinstimmung mit den deutschen Zusagen stünden, und führte die Erklärung des Präsidenten der Vereinisnten Staaten an, daß ein Zuwiderhandeln den Abbruch der divlomatsschen Beziehungen zwischen Deuischland und Amerika zur Folee haben würde. Per Intetpellant behauptete, daß wiederholt Schiffe ohne Warnung versenkt worden seien und daß Seeleute datei ibren Tod gefunden hätten. Die Verpflichtung die die deuische Regierung eingegangen sei, sei damit zerrissen, und die amerikanische Regierung hätte trotzdem nichts von sich hösen lassen. Fast jeden Tag komme es vor, daß neutrale Schiffe versenkt würden. Was müßten die kleinen neutralen Staaten von ihrem mächtigen Vertreier denkén? Die Deuischen führen fort, jedes unbewaff nete Schiff zu versenken, dem ihre U⸗Boote begegnen. Der einzige Unterschled sei, daß sie nicht mehr auf den ersten Blick torpedierten, aber sie vernichteten die Schiffe ebenso wie vorher, wenn sie auch nicht mehr so häufig Mordtaten begingen. Am 15. August habe Lord Crewe im Oberhause von dem Zeitvunkt gesprochen, wo es England möglich sein würde, nicht nur in seinem, sondern auch im Namen der Verbündeten eine endgültige Erklärung über die Polstik zu geben, die gesenüber diesen ungeheuerlichen Gefahren befolgt werden sollte. Es läge im Interesse der Verbünreten und der armen Neutralen, die keinen Vorkämpfer besäßen, daß diese Erklärung sobald ats möglich eifolge. Lord Be res ford sagie, er habe immer an— genommen, daß die deutsche Regiefung beabsichtige, die Veresnigten Staaten in den Krieg hineinzuziehen. Wenn dite Vereinigten Staaten an der Friedens konferenz teilnehmen würden, so würde das ein beträchtlicher Vorteil für Deutschland sein. Die Vereinigien Staaten hätten geradezu damm beigetragen, diesen abscheulichen Zusiand aufrecht zu erhalten. Die U. Boot- Gefahr werde von Tag zu Tag ernsthafter, und England müsse von der Taisache Kenntnis nehmen, daß sich die Vereinigten Staaten in dieser Hinsicht nicht voll—⸗ kommen neutral verhalten bätten. Viscount Grey antwortete, er halte eine Erörterung der Frage im Augenblick für zwecklos. Die deutsche Regierung sek gegenüber der amertkanischen und nicht der englischen Regierung eine Verpflichtung eingegangen, und es sei nicht zweckmäßtg, die amerlkanische Politik gegenüber der deutschen Regierung in dieser Frage zu erörtern. Nicht die erglische, sondern die amertka— nische Reglerung habe darüber zu entscheiden, was die Vereinigten Staaten zu tun hätten.

Die Verlustlisten vom 25., 26. und 27. enthalten die Namen von 87 Offizieren (26 gefallen) und 2840 Mann, von 112 Offizieren (30 gefallen) und 2670 Mann und von 108 Offizieren (35 gefallen) und 2420 Mann.

Frankreich.

Die Deputiertenkammer hat, einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge, die Vorlage angenommen, durch die den Landwirten eine Prämie von drei Francs für jeden Doppel zentner in Frankreich gebauten Weizens und eine Zusatzprämie von 20 Francs für jeden Hektar Landes gewährt werden, der im vorigen Jahre nicht bestellt worden ist, aber jetzt wieder in Kultur genommen wird. Französische Eigentümer, die sich in der Schweiz im Grenzgebiet und schweizerische Eigentümer, die sich im französischen Grenzgebiet niedergelassen haben, sollen der Wohltat dieses Gesetzes teilhaftig werden.

Ruszland.

Nach dem letzten Ausweis des Kiewer Zentraldienstes be⸗ tragen die russischen Gesamtverluste seit dem 1. Juni 1916 an gefallenen, vermißten und verwundeten Mann⸗ schaften 1797 522. Die Zahl der gefallenen, vermißten und verwundeten Offiziere beträgt 85 981. Die Flieger— verluste erhöhten sich auf insgesamt 49, darunter zwei englische, ein französischer und drei russische Flieger. Unter den neuerlich gefallenen Offizieren finden sich die Namen von zwei Gene⸗ ralen, sechs Obersten als Brigadekommandeure und acht Obersten und Oberstleutnants als Regimentskommandeure. Wieder am stärksten mitgenommen sind sibirische Korps und kaukasische Reiter.

Spanien.

In der Deputiertenkammer richtete am Freitag ein Abgeordneter eine Anfrage an die Regierung über die Schwarzen Listen, die von der spanischen Handelskammer in London veröffentlicht worden sind. Wie der „Temps“ meldet, wurde hierauf mitgeteilt, daß die Regierung die Streichung verschiedener spanischer Geschäftshäuser aus den Schwarzen Listen erreicht habe. Als ein anderer Abgeordneter mit Bezug auf die Schwarzen Listen von fremder Einmischung sprach, kam es zu einem Zwischenfall, der durch die energische Haltung des Kammerpräsidenten beigelegt wurde.

Niederlande.

Die Regierung hat, wie ‚W. T. B.“ meldet, den nieder—⸗ ländischen Gesandten in Berlin beauftragt, bei der deutschen Regierung gegen die durch ein deutsches Luftschiff erfolgte neue Verletzung niederländischen Gebiets Einspruch zu erheben.

Die holländischen Dampfer „Nias“ und „Kangean“, aus Ostindien kommend, „Nickerie“ aus Westindien und „Zeelandia“ (Südamerika —Amsterdam) mußten ihre Post in England zurücklassen.

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Norwegen.

Infolge der großen Schiffsverluste der letzten Zeit hat die i r rl g nach einer Meldung des Norwegischen Telegraphenbureaus am Freitag eine bedeutende Erhöhung der Prämien für Fahrten beschlossen, die sich als besonders ge⸗ sährlich erwiefen haben, also vor allem für Fahrten mit bedingter Bannware. Die Beförderung von Munition und ähnlicher Kriegsbannware wurde jetzt ebensowenig wie früher gebilligt. Die Kriegsversicherung hat weiter heschlossen, vor⸗ läufig einen Teil von Reisen nicht gutzuheißen, die gerade augenblicklich besonderer Gefahr ausgesetzt zu sein schemen. Fahrten nach dem Weißen Meer werden als für dieses Jahr eingestellt angesehen. Türkei.

Der Minister des Aeußern Halil Bei ist von seiner Reise wieder in Konstantinopel eingetroffen.

Der Wali und Kommandant von Nedscha, Abdul Aziz Ibn Sund Pascha, hat an den Sultan ein Telegramm gerichtet, worin er ihn zu den Siegen der Türken beglückwünscht und verlangt, es möge ihm durch Ira de der unverzügliche Marsch gegen den gewesenen Emir von Mel a, Hussein, aufgetragen werden, dessen Empörung und Ver⸗ einigung mit den Feinden des Islam alle Stämme fiel erregt habe.

Griechenland.

Dem „Daily Telegraph“ wird aus Athen über die Lage gemeldet, daß der französische Gesandte dem König Kon⸗ stantin in einer Audienz versichert habe, daß es nicht in der Absicht des Teiles des Landes, der sich los getrennt habe, liege, gegen die Hauptstadt zu marschieren. Nach dieser Zusicherung habe der König seinen Widerstand gegen die vom französischen Admiral geforderten militärischen Maß⸗ regeln aufgegeben und es sei ein Vergleich zustande ge⸗ kommen. Der König habe versprochen, alle Maßregeln durch⸗ zuführen, die dazu beitragen könnten, die Bedenken der Entente zu beseitigen. Dafür solle der König künftig nicht belästigt werden und im friedlichen Genuß der Regierung in dem Teile des Landes verbleiben, der ihm treu geblieben sei, und es werde ihm vollständig freigestellt, seine Neutralitätspolitik, an der er mehr als je festhält, fortzusetzen. Den losgetrennten Teil des Landes betrachten die Verbündeten als Bundes⸗ genossen, der das Recht habe, an den Vorteilen der wohl⸗ wollenden Neutralität, die die Athener Regierung der Entente wiederholt versprochen habe, teilzunehmen.

Dem „Matin“ zufolge hat die Regierung vorgestern abend nach Beendigung des Ministerrats dem König einen Erlaß zur Unterschrift vorgelegt, durch den die Absetzung aller Be⸗ amten ausgesprochen wird, die sich der revolutionären Bewegung in Saloniki angeschlossen haben.

Bulgarien.

Vorgestern nachmittag hat der Ministerpräsident und Minister des Aeußern Radoslawow, wie „W. T. B.“ berichtet, im Namen des Königs die dritte ordentliche Tagung der 17. ordentlichen Nationalversammlung mit sol⸗ gender Thronrede eröffnet:

Meine Herren Abgeordneten! ö

Unser Nachbar Rumänien, der unter Ausnutzung der mißlichen Lage des im Kriege mit seinen treulosen Verbündeten stebenden ul garen im Jahre 1913 in frevelhafter Art in das Gebiet unseres Köntgreiches eingedrungen war und uns unsere fruchtbare und reiche Vobrudscha geraubt hatte, hat am 27. August des laufenden Jahres der verbündeten oõsterreichisch⸗ ungarischen Monarchte den Krieg erklärt und zu gleicher Zeit Raich die Beschießung unferer Donau Städte Bulzarien angegriffen. Ja, noch porber haben seine Truppen unerbörte Grausamkeiten begangen und mit der Ausrottung der bulgarischen Bevölkerung auf dem von ihm geraubten bulgarüchen Boden begonnen. Dieses Vorgehen Rumäniens hat mich gezwungen, unferer tapferen Armee den Befehl zu ertei en, in Rumänien einzudringen, um seine unermarteten Angrfffe yurück⸗ zuweisen, Rumaͤnten für das von ihm im Jahre 1913 begangene Unrecht zu züchtigen und unsere Brüder in der Duhrudscha aus der Slaveret zu befteien. Mit ungestümem Drang und beisplelloser Tapferkeit haben unsere Armee und jene unserer Verbündeten Deutschland und der Türkel die feindlichen Truppen in der Dobrudscha besiegt, sie nach kurzer Zeit jur Ohr macht gezwungen und dadurch unseren in Sklaverei schmachtenden, zur barbarischen Ausrottung und, zum Maͤrtvrertode verurteilten Brüdern Freiheit und Befreiung gelacht. Verneigen wir uns vor dem Andenken der für das Vaterland ge⸗ storbenen Helden und Märivrer. Ruhm und Ehre unserer tapferen Armee, die ebenso sehr in der Dobrudscha wie an den übrigen Fronten sich mit unvergänglichem Lorbeer bedeckt hat.

Meine Herren Abgeordneten! Die Bemühungen, die meine Re⸗ glerung im Einvernehmen mit den Vertretern der nationalen Ver⸗ sammlung aufwendet, um die Verpflegung der Armee und der RBe⸗ kerung sicherzustellen, haben bereils ihre Früchte gezeitigt. Ich bin überzeugt, daß durch dag Zusammenwirken aller Regterungsfaktoren und mit Unterstützung der Bevölkerung diese Bemühungen von jenenn Erfolg gekrönt sein werden, der so unumgänglich notwendig ist für das Gelingen des nationalen Werkes, welches das bulgarische Volk in dem gegenwärtigen Kriege verfolgt. ö .

Meine Regierung wird Ihnen zur Genehmigung unterbrelien: ein dreimonatiges Budgetpropisorium für das Jahr 1916 und das Budget für 1917 sowie Vorlagen, betreffend Maßnahmen, die, mt dem Kriegsbedarf und der Verwaltung des Königrelchs und der jüngst befreiten und angegliederten Gebiete, zusammenhängen. Ich bia uber⸗ zeugt, daß Sle, durchdrungen von der entscheidenden Bedeutung der Ereignisse, welche unser Vaterland jetzt durchlebt, eines Sinnes ein werden bei der Beratung dieser Maßnahmen, die unerläßlich siad, damtt der endgültige Eriolg unser gigantisches Ringen kröne. Ich rufe den Segen des Allmächtigen auf Ihre Arbeiten herah und erkläre die dritte ordentliche Tagung der 17. Nattonalyversammlung für er⸗ öffnet. Es lebe die bulgarische Nation, es lebe die tapfere bulgarische Armee.

Nach dem Verlesen der Thronrede beantragte der Präsident der Sobranje Dr. Watschew, der Armee den Gruß der Sobranje zu entbieten, das Andenken der gefallenen Helden zu ehren und Glückwunschtelegramme an den Generalstabschef Jekow sowie an den Kommandanten der dritten, in der Dobrudscha operierenden Armee abzusenden. Der Antrag des Präsidenten wurde einmütig unter Zustimmungskundgebungen angenommen.

Asien.

Einer Blättermeldung aus Weltevreden zufolge wird dort amtlich mitgeteilt, daß die niederländischen Truppen in Djambi eine Bande Aufständischer überfallen haben, von denen 21 getötet und zwei gefangen genommen worden sind. Die Bevölkerung hat einen schwer verwundeten Anführer der Rebellen ausgeliefert. In der Gegend von Korintzje ist offenbar infolge von Brandstiftung ein Dorf in Flammen aufgegangen.

Kriegsnachrichten.

Großes Hauptquartier, 29. Oktober. (B. T. B.) Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht.

Nach starkem Feuer zwischen Gueu decourt und Les— boeufs sich entwickelnde Angriffe der Engländer wurden größtenteils durch unsere Artilleriewirkung niedergehalten; wo sie zur Durchführung kamen, wurden sie verlustreich abge⸗ wie sen, dabei sind 2 Panzerkraftwagen durch Volltreffer zer⸗ stört worden.

Später drangen östlich von Lesboeufs 2 feindliche Kom⸗ pagnien in unseren vordersten Graben ein; dort wird noch ge⸗ kämpft.

Heeresgruppe Kronprinz.

Nur der Artilleriekampf erreichte auf dem Ostufer der

Maas zeitweilig beträchtliche Stärke.

Oestlicher Kriegsschauplatz. Front des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern.

. die ganze Stochod-Linie hielten die Russen unter lebhaftem Feuer, das westlich von Luck größte Heftigkeit annahm. Ein aus dem Waldgebiet östlich von Szelwow erfolgender russischer Angriff brach in unserem Sperrfeuer zu— sammen.

Front des Generals der Kavallerie Erzherzog Carl.

An der Ostfront von Siebenbürgen nicht Neues.

Südlich des To emoeser Passes ist im Angriff Azuga erreicht; trotz zähen feindlichen Widerstandes sind in Richtung auf , und auch weiter westlich Fortschritte gemacht worden.

Balkan⸗Kriegsschauplatz.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Mackensen.

e Lage hat sich nicht geändert. Mazedonische Front. Siüdöstlich von Kenali und im Cerna-Bogen sind feindliche Angriffe blutig gescheitert. Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff.

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Großes Hauptquartier, 30. Ottober. (W. T. B.) Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht.

Auf vielen Stellen der Front nördlich der Somme lag von uns kräftig erwidertes feindliches Feuer.

Bei einem Angriff aus der Linie Lesboeufs Morval gelang es dem Gegner, seine Einbruchsstelle in unseren vordersten Graben östlich Lesboeufs nach Süden in geringer Ausdehnung zu verbreitern; an allen andern Punkten, an welchen er durch unser Sperrfeuer hindurch vorwärts kam, wurde er blutig ab⸗ gewiesen.

Auf dem Südufer der Somme wurden das Gehöft La Maisonnette und die sich von dort nach Biaches hinziehenden französischen Stellungen in frischem Angriff durch das aus Berlinern und Brandenburgern bestehende Infanterieregiment Nr. 359 gestürmt, den die durch Beobachtungsflieger vortrefflich unterstützte Artillerie wirkungsvoll vorgearbeitet hatte. 412 Gefangene, darunter 15 Offiziere, sind eingebracht.

Heeresgruppe Kronprinz. An der Nordostfront von Verdun hielt der Geschütz⸗

kampf an.

Oestlicher Kriegsschauplatz.

Front des Generalfeldmarschalls

Prinz Leopold von Bayern. Ein russischer Massensturm, durch stärksten Munitions⸗ einsatz vorbereitet, brach westlich von Pustomyty und bald darauf auch östlich von Szelwow gegen unsere Stellungen vor. Beide Angriffe scheiterten im Abwehrfeuer unter blutigen Verlusten.

Front des Generals der Kavallerie Erzherzog Carl.

In den Waldkatpathen und dem südlich anschließenden ungarisch⸗rumänischen Grenzgebirge herrschte, abgesehen von Patrouillentätigkeit, bei reanerischem Wetter Ruhe.

Südöstlich des Roten⸗Turm-⸗Passes wurden, Erfolge hannoverscher und mecklenburgischer Jäger vom Vortage er⸗ weiternd, mehrere zäh verteidigte rumänische Höhen- stellungen im Sturm genommen.

Aus den letzten Kämpfen in dieser Gegend sind 18 Offiziere und über 799 Mann gefangen zurückgeführt worden. Südwestlich des Szurduk⸗Passes haben die Rumänen eine unserer Seitenkolonnen zurückgedrängt.

Balkan⸗Kriegsschauplatz. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Mackensen.

In der N ard⸗Dobrudscha stehen unsere verfolgenden Abteilungen in Fühlung mit russischer Infanterie und Kavallerie.

Mazedonische Front.

Nach starker Artillerievorbereitung griffen gestern mehrmals serbische und französische Truppen an der Cerna zunächst in schmalen, dann in breiteren Abschnitten die deutschen und bulgarischen Stellungen an; im Sperrfeuer, nordöstlich von Veljeselo durch Gegenstoß, mißlangen die Angriffe vollkommen; ebenso vergeblich blieben Vorstöße des Feindes bei Kenzli und Gradesnica.

Der Erste Generalquartiermeister. Luden dorff.

Oesterreichisch⸗ungarischer Bericht.

Wien, 28. Oktober. (W. T. B. Amtlich wird gemeldet: Oestlicher Kriegsschauplatz. Heeresfront des Generals der Kavallerie Erzherzog Carl.

Die Kämpfe südlich des Szurduk und des Vöres Torony (Roten Turmpasses) dauern an. Südöstlich von

Predeal warfen österreichischungarische und deutsche Truppen den Feind aus stark verschanzter Höhenstellung in das Paras⸗ zuga⸗Tal hinab. An der ungarischen Ostgrenze wurden rumänische Gegenstöße abgeschlagen.

Oestlich von Dorna Watra brachen wir auf 4 km Frontbreite in die russischen Stellungen ein. Der Feind ließ 8 Offiziere, 514 Mann und 2 Maschinengewehre in unserer Hand. Seine Versuche, die ihm entrissenen Höhen zurückzugewinnen, blieben ohne Erfolg.

Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. Bei der Armee des Generalobersten von Tersztyansky starker Geschützkampf. Ein vereinzelter russischer Vorstoß südlich Zaturchy wurde unter großen Feindverlusten abgeschlagen.

Italienischer Kriegsschauplatz.

Am Südflügel der küstenländischen Front dauern die Artillerie und Minenwerferkämpfe fort. Feindliche Infanterie, die entlang der Straße von Oppacchiasella vorging, wurde durch unser Feuer rasch zur Umkehr gezwungen. In Tirol

nimmt das feindliche Geschützfeuer stellenweise an Heftigkeit zu. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Bei unseren Truppen nichts Neues.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Wien, 29. Oktober. meldet:

(W. T. B.) Amtlich wird ge⸗

Oestlicher Kriegsschauplatz.

Heeresfront des Generals der Kavallerie Erzherzog Carl.

Westlich von Orsova nahmen wir in überraschendem Angriff die den Ort beherrschenden Höhen. Südlich des Vörös⸗Torony (Roten Turm) ⸗-Passes, nördlich von Campo⸗ lung und südlich von Predeal gewannen die österreichisch⸗ ungarischen und deutschen Streitkräfte unter erbitterten Kämpfen Gelände.

An der sie benbürgischen Ostfront nichts von Belang.

Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. Westlich von Luck und am Stochod heftiges feindliches Artilleriefeuer. Ein bei Szelwow versuchter Infanterie— angriff der Russen wurde im Keime vereitelt.

Ita lienischer Kriegsschauplatz.

An der küstenländischen Front nimmt das feindliche Artillerie und Minenwerferfeuer an Kraft und Umfang zu. Oestlich von Goerz und im Karst fühlte feindliche Infanterie gegen unsere Stellungen vor.

In Tirol hat das italienische Feuer abgeflaut.

Südöstlicher Kriegsschauplatz. Albanien unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Bulgarischer Bericht.

Sofia, 28. Oktober. (W. T. B.) Amtlicher Heeresbericht.

Mazedonische Front. Südlich des Prespa⸗Sees schwache Gefechte zwischen Aufklärungsabteilungen. Westlich der Bahn Bitoliaga Lerin lebhafte Artillerietätigkeit. Im Cernabogen wiesen wir einige serbische Angriffe ab. Ebenso mißlangen schwächere Angriffe des Feindes auf den Berg Dobropolje und auf die Dörfer Tuschin und Nente (3. Auf beiden Ufern des Wardar schwaches Artilleriefeuer. Vom Fuße der Belasica⸗Planina und von der Strumafront außer vereinzelten Kanonenschüssen nichts Wichtiges zu melden. An der ägäischen Küste Ruhe.

Rumänische Front: An der Küste des Schwarzen Meeres Ruhe. In der Dobrudscha fortgesetzte Verfolgung des Feindes. Unsere Abteilungen stellten überall fest, daß der Feind überstürzt und in Unordnung nach den Pontonbrücken bei Harsova, Braila, Isaktscha und Tultscha flieht. Die Brücke bei Harsooa wurde am Morgen des 26. Oktober zerstört. Unsere vorgeschobenen Abteilungen erreichten die Linie Ostrovo— Gegend südlich Bada dagh. Im Laufe der zwei letzten Tage machten wir über 800 Gefangene und erbeuteten 7 Kanonen, 5 Munitionskästen und viele Wagen. Längs der Donau stellenweise Gewehrfeuer. Wir besetzten eine Insel östlich von Silistria.

So fia, 29. Oktober. (W. T. B.) Bericht des General⸗ stabes vom 29. Oktober.

Mazedonische Front: Zwischen Prespa⸗See und der Cerna lebhafte Tätigkeit der Artillerie. Wir schlugen durch Gegenangriffe einen feindlichen Angriff zwischen der Eisenbahn Bito lia Lerin und der Cerna ab. Mehrere Angriffe des Gegners beim Cerna⸗Bogen auf die Front der deulschen Truppen scheiterten. Im Moglenica⸗Tale und westlich des Wardar schwaches Artilleriefeuer. Oestlich vom Wardar südlich von Stoiakovo lebhaftes Artilleriefeuer. Am Fuße der Belasica⸗Planina schwaches Geschützfeuer. An der Strumafront große Tätigkeit der Aufklärungsabteilungen und schwaches Artilleriefeuer. An der Küste des Aegäischen Meeres Ruhe.

Rumänische Front: In der Dobrudscha dauert die Verfolgung des Feindes fort. 500 neue Gefangene wurden eingebracht und ebenso eine Gruppe Telephonisten des 4. sibiri⸗ schen Korps.

Türkischer Bericht.

Konstantinopel, 28. Oktober. (W. T. B.) Amtlicher Heeresbericht. Kein wichtiges Ereignis an den Fronten.

Konstantinopel, 29. Oktober. (W. T. B.) Amtlicher Heeresbericht vom 29. Oktober.

An der Kaukasusfront unternahm der Feind auf dem rechten Flügel einen Angriff mit Handgranaten, der unter blutigen Verlusten für ihn abgeschlagen wurde. Auf dem linken Flügel Feuergefecht.

Kein wichtiges Ereignis auf den anderen Fronten.

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Der Krieg zur See.

Christian ia, 28. Oktober. (W. T. B.) Wie „Aften⸗ posten“ erfährt, in ein deutsches U⸗Boot gestern früh um 4 Ühr in Honningsvaag mit 23 Mann Besatzung des mit Kohlen von Newcastle nach Alexandrowsk fahrenden engli⸗ schen Dampfers, Pola“ (3506 ) eingetroffen, der 30 Meilen nördlich vom Rordiay am Donnerstagnachmittag um 3 Uhr

versenkt worden war. Kopenhagen, 28. Oktober. (W. T. B) Der Svende⸗

borger Dreimastschoner „Valborg“ (0 t) mit einer Ladung von Planken und Brettern von Kanada nach Tunis unterwegs, ist im Mittelmeer von einem U⸗Boot ver senkt worden. Die Besatzung ist gerettet.

Bergen, 28. Oktober. (W. T. B.) Der Dampfer „Pan“ (795 t) aus Bergen ist gestern versenkt worden. Der Dampfer war mit einer Kohlenladung von England nach Frankreich unterwegs. Er war mit 6760 000 Kronen kriegs⸗ versichert.

London, 28. Oktober. (W. T. B.) „Lloyds“ melden; Der Dampfer „Bygao“ aus Christiania ist versenkt worden, die Besatzung ist gelandet. Der Da mpfer „Fritz oe“, der von Lerwick nach London unterwegs war, ist nach Cuxhaven aufgebracht worden. Der Dampftrawler „Fuchsia“ ist versenkt; die Besatzung ist in deutscher Gefangenschaft.

London, 2. Oktober. (W. T. B.) „Lloyds“ melden; Die Besatzung des versenkten norwegischen Dampfers „Pan“ wurde gelandet. Der norwegische Dampfer „Dan“, das norwegische Segelschiff „Kathinka“, der schwedische Dampfer „Jonkoeping“, der britische Dampfer „Sparta“ sind versen kt worden.

Kopenhagen, 29. Oktober. (Meldung des „Ritzauschen Bureaus“) Der Dampfer „Iylland“ setzte in Frederikshavn die Besatzung des norwegischen Dampfers„Stemshest“ an Land, der, mit Eisen und Holzmasse von Göteborg nach Hull unterwegs, in der Nordsee versenkt worden war. Er ank innerhalb fünf Minuten. Das U-Boot schleppte die Boote mit der Besatzung vier Stunden, worauf es sie an Bord des schwedischen Dampfers „Dorothea“ brachte. Von ihm über— nahm „Ihylland“ sie bei Skagen.

London, 29. Oktober. (W. T. B.) „Lloyds“ melden, daß der russische Segler „Ingersoll“ und der dänische Dampfer „Sif“ versenkt worden sind. Außerdem ist der russifche Dampfer „Kiew“, von Archangelsk nach Leith, bei Rattray auf Strand gelaufen. Er ist gänzlich verloren. 22 Fahrgäste und 62 Matrosen wurden gerettet, 7 werden vermißt.

Athen, 29. Oktober. („Reuter“) Der Dampfer „An⸗ geliki“, mit Frelwilligen nach Saloniki unterwegs, ist ver⸗ senkt worden.

Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Eine gestern abgehaltene, stark besuchte Versammlung der Robr⸗ leger und Helfer Berlins und der Umgegend erklärte sich dem „Berl. Lok. Anz. zufolge nach mehrstündigen Auseinandersetzungen mit einem Vergleichsvorschlage des Einigungsamts eim verü6anden, JÜür alle Arberter, einschfießlich der unter 18 Jahre alten, vom 15. Ok- tober 1916 ab eine Lohnerhöhung von 5 z für die Stunde und vom 15. Januar 1917 ab eine weitere Zulage von noch 7 eintreten zu lassen.

Zu dem Ausstand der griechischen Eisenbahner der Strecke nach Larissa teilt W. T. BH.“ nach einer Reuterm ldung mit, daß der Ministerrat am 28. d. M. elne lange Bespietzung mit der Virektion der Larissaer Eisenbahn über den Ausstand hatte. Schli ßlich wurden die Forderungen der Etsendabner bewttligt. Der Verkehr sollte gestern früh wieder aufgenommen werden.

Wohlfahrtspflege.

Ueberweisung von Waisenrenten an Armen⸗ verwaltungen.

Eine Entscheidung von grundsätzlicher Bedeutung in der Frage des Ersatzanspruchs der Armenverwaltung auf Watsenrenten nach der Hinterbliebenenfürsorge der Invalidenversicherung hat das Reich:ver⸗ sicherungsamt gefällt. Danach ist der Anspruch der Armenverwaltung auf Ersatz bis zum vollen Betrage der Waisenrente nur dann begründet, wenn sie der Waise vollständigen Unterhalt in einer Annalt gewährt hat. Der Unterstützung durch Gewährung des Uaterhalts in einer Anstalt ist eine durch Unterbringung in Familienpflege gewährte Unter- stützung nicht gleichzustellen, da die Unterbringung in Familtenpflege diesenige Garantie für die Gewährung sicheren und ausreichenden Lebengunterbalts nicht zu bieten vermag, die die Unterbringung in einer für solche Zwecke eingerichteten und sachverständiger Leitung und Aufsicht unterstehenden Anstalt bietet. Mit dieser Entscheidung stellt sich daz Reichsversicherungt amt auf den Standpunkt, den das Ober= betwaltungsgericht unter der Herrschaft des alten Invalidenversiche⸗ rungsgesetzes in seinen Entscheldungen vertreten hat.

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Dle soziale Fürsorge für die Hinterbliebenen der im Kampfe für das Vaterland Gefallenen ist eine Dankeg⸗ und Ehrenschuld des deutschen Volkeg. Ihre zentrale Organisatton hat sie in dem Haupt⸗ und dem Arbeitsausschuß der Kriegerwitwen⸗ und waisenfürsorge gefunden, örtliche Zusammentassung und vraktische Ausübung in den zahlreichen örtlichen Fürsorgestellen für Kriegshinterbliebene ka Stadt und Land. Zu den Mitteln und Wegen, in denen sich diese Fürsorge betätigt, gehört auch die Kriegspatenschaft, die sich der hilfbedärftigen Kriegeiwalsen annimmt. Um diese Einrichtung planmäßig und richlig auszubauen, hat sich in dlesen Tagen in Berlin eln Re ichs⸗ verband für Kriegspatenschaft“ gebildet. Dem Verein kann jeder Deutsche beitreten, der durch Uebernahme der Fürsorge für eine Kriegswalse sich den Gefallenen dankbar erweisen will. Der Kriegè— pate kann sich des Kindes persönlich annehmen oder Gelobeträge der amtlichen Fürsorgestelle für diesen Zweck überweisen. Aufgabe der amtlichen Stelle ist es, Kriegepaten zu werben, die Patenkinder aus⸗ zuwählen, die Fürforge zu überwachen oder selbst zu leiten. Die Ge— schäfteführung des Relchsverbands für Kriege patenschaft wird dem Arbeits ausschuß der Kriegerwitwen und ⸗waisenfürsorge (Berlin W. 30, Münchener Straße 489) übertragen.

In Darmstadt findet, einberufen von 24 Verbänden und Ver⸗ einen, ein Kon greß statt, der über das Thema verhandeln wird; Der Neuaufbau des deutschen Familienlebens nach dem Kriege nach seiner gesundbeitlichen un) seiner sittlich religiösen Seite, nach Seiten der Kinderjahl, Kinderpflege und Kindererziehung sowie nach Seiten des Wohnungswesens“. Außerdem wird eine Frauenverfammlung stattfinden und über daß Thema: Die deutsche Frau als Hausfrau, Gattin und Mutter“ beraten.

Der Inhaber der Firma F. C. Kiel in Minden, Ogkar Kiel bat anläßlich des 110 jährigen Bestehens der 6m und seiner do zährigen Tätigkeit in dieser, wie W. T. B. berichtet, dem

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