1916 / 260 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 03 Nov 1916 18:00:01 GMT) scan diff

Athen, 2 November. (Reuter. Der griechische Dampfer „Kiki Isais“ ist vorgestern von einem Ünterseeboot an derselben Stelle wie die „Angeliki“ versenkt worden.

Nr. 44 der Versffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheits amts vom 1. November 1916 hat folgenden Inhalt: Gesundheiteftand und Gang der Volkskrankheiten. Sanitätsbericht über die dänische Marine, 1914715. Gesetzgebung usw. (Deutsches Reich.) Anlagen für Bleifarben Mit Süß⸗ stoff gesüßte Waren. Backware. Milch. Fettlose Wasch⸗= und Reinlaungsmittel. Kennzeichnung von Waren. Kartoffeln. Preußen.) Spanisches Feuerwerk. Apotheken konzessionen. Verbandbaumwollwatte. 1Reg⸗ Bez. Potsdam.) Thierkadaver. (Reg. Bez. Koblenz) Trichinen, Finnen. (Sachsen⸗Altenburg.) Tabakrauchen jugendllcher Personen. Vermischteg. (Vereinigte Staaten von Amerika.) Geburten und Todesfälle, 1914. Geschenk⸗ liste. Wochentabelle über die Sterbefälle in beutschen Orten mit 40 09090 und mehr Einwohnern. Desgleichen in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Groß- . Deagleichen in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken.

erung.

Kunst und Wissenschaft.

Zum Stellvertreter des Vorsitzenden des Senats der Akademie der Künste in Berlin, Sektion für die bildenden Künste, ist für das vom 1. Oktober 1916 bis Ende September 1917 laufende Ge— schäfts jahr der Bildhauer Professor Manzel wiedergewählt worden. Den Voisitz im Senat, Sektlon für Musik, hat an Stelle des ver⸗ storbenen Professors Gernsheim Professor Koch übernommen, ebenso in der Genossenschaft, Sektion für Musik Zum Stellvertreter des Vorsitzenden des Senats, Sektion für Musik, ist Professor Phllipp Schar wenka berufen. Zum Stellvertreter in der Genossenschaft, Sektion für Musik, war bereits im Sommer d. J. Professor Rüfer gewählt worden.

Literatur.

Marie von Ebner⸗Eschenbach: Meine Erinnerungen an Grillparzer. Aus einem jeitlosen Tage buch. (Verlag der Gebrüder Paetel in Berlin; 4 , geb. 5 46.5 Nicht nur ein Ppietätvolleg Gedenken an die im März d. J. , , verehrte Dichterin macht diese ihre letzte Gabe wertvoll; ihr Gehalt an künstlerischer Reife, die abgeklärte und tiefe Lebenswelsheit, die aus dem Buche sprechen, lassen es als ein würdiges Schlußglied im Lebenswert der Ebner erscheinen. Die persönllchen Erinnerungen an Grillparzer bieten, abgesehen von dem Reiz der Darstellung, eine Reihe feln be⸗ obachteter Tatsachen, die das Bild deg selbslquälerischen Dichters einsichtevoll ergänzen. Namentlich in sein Verhaltnis zu den Schweslern Fröblich hat Marie von Ebner⸗Eschenbach manchen persönlichen Ein⸗ blick erhalten, der sie, die scharfe Psychologin, dazn besähigte, dieses komplijsterte Verhältnis tiefer und treffender in Kürze anzu⸗ deuten, als es den meisten Grillparzer⸗Biographen in langen, abge⸗ leiteten Untersuchungen gelungen ist. Das zeitlose Tagebuch enthält neben einigen Skizjen, deren dichterische Kraft es nicht verrät, daß eine Greisin sie geschrieben, eine Nachlese jener feingeschliffenen Apborismen, die uns in eine ebenso weise wie gütige Seele blicken lafsen. Auf einer der letzten Seiten dieses Bucheg bittet die Ebner, daß der Tod sie in sein stilles Reich geleiten möge; „Bevor erfüllt mein letzter Traum, Mein letztes Wort gesprochen, Bevor von meinem Lebensbaum Die letzte Frucht gebrochen!“ Dieser Wunsch ward ihr erfüllt. Sie hat diesen Band noch selbst zusammengestellt, sein Erscheinen aber nicht mehr erlebt.

Der Franiosen see. Ein ostpreußlscher Volksroman gut dem Jahre 1807 von Marie Tyrol. (Verlag von Karl Reißner, Dresden, geh. 4 MÆ, geb. 5 t.) Der 1 ist einer von den wenigen, neu erschienenen Romanen, denen wir uns in dieser, unseren ganzen Menschen heischenden Zeit hingeben können, nicht nur wegen der reifen Kunst der Darstellung, sondern auch well er innerlich mit unserem gewaltigen Gegenwartsleben durch feine Fäden verknüpft ist. Das Buch läßt elne Episode aus dem Jahre 1807 vor ung auf⸗— erstehen und schildert die innere und äußere Not ostpreußtischer Bauern angesichtg der Vergewaltigung ihres Heimatbodens durch die sieget⸗ trunkenen Franzosen. Die Charakterbilder der in dumpfer Trleb⸗ haftigkeit binlebenden Peterswalder Bauern, die in den wilden Strudel der Greignisse hineingezogen werden, prägen sich dem Leser tief ein. In der ungeschminkt echten und juglelch mitfühlenden Darstellung des Bolkes liegt ein großer Vorzug des Bucheg. Aber auch die Vertreter einer höheren Schlcht, wie sir ung auf dem gleichfalls zum Schauplatz der Handlung werdenden Keongut Osterwiek begegnen, sind von plastischer Deutlichkeit. Gin inkeressantes Gegenssück zu der Herrin des Gutes, der vornebmen, großdenkenden Frau Amtsrat Mende, tritt uns in der Lehrertochter Regina Kleibitz entgegen, die verschmähte Liebe zur Verräterin macht. Sie ist eine trefflich gezeichnete 8 liebebedürftig und verschlagen, Realxolitikerin durch und durch. Auch den Franzosen wird die Verfasserin gerecht. Mit unbestechlicher Wahrheitsliebe sind die sympathischen wie die unsympathischen Charattere gezeichnet. Den höchsten Wert aber verleiht dem von starkem Vaterlandsgefübl getragenen Roman das Ueberjeitliche, das in ihm lebt, dag aus den liebenden und leidenden Menschen, aus der Schilderung der schlichten, herben Natur der ostpreußischen Landschaft vernehmlich zu uns spricht.

Der Blumenteufel. Von GC. v. Handel⸗Mazetti. Bilder aus dem Reservespital, Staatsgvmnasium in Linz. Heraus gegeben vom Sekretariat sorialer Studentenarbelt. (NM. Gladbach, Volksvereine verlag; geb. 1,60 A.) Die in diesem Büchlein vereinigten Sküjen sind zuerst in der ösferreichlschen Zeitung Reichzpost . er⸗ schienen. Die bekannte Verfasserin schildert in ibnen die Eindrücke, die sie an den Krankenbetten Tiroler Krieger und unter den Genesenden gesammelt hat. Tieue Hingabe an daz Vaterland, schlichte Religlösiät und ein gesunder Hamor sprechen aus dtesen von geschickter Hand aufgezeichneten Aeußerungen.

Der Professor Paul Hildebrandt, Oberlehrer am städt. Grymnesium Zum Grauen Kloster in Berlin, hot unter dem Titel Vorm Feind“, Kriegterlebnisse deutscher Oberlehrer, elne Samm⸗ lung von Friegeschilderungen, herausgegeben, die in mancher Hin— sicht bemerkenswert ist. (Verlag von Quelle und Meyer in Leipfig, geb. 3 A.) Es kommen in ihr nur Vertreter einer bestimmten, und jwar einer gebildeten Beruftklasse zu Wort. Dadurch wurde ie Darstellung nach Inbalt und Form auf eine gehobene Stufe gestellt, obwohl der Herausgeber die Aug⸗ wahl nicht nach den Gesichtepunkten literarischer Bedeutung, sondern nach der Bedeutung der gesckilderten Erlebnisse getroffen hat. Die Verfasser der im vorliegenden Bande veröffentlichten Kriegs erlebnlfse waren vor Kriegsbeginn an den verschiedensten Arten höberer Vehranstalten und in allen deutschen Gauen als Lehrer tätig; im Lriege standen sZie an den verschledensten Fronten im Westen und im Often, alle aher wurden durch das Giserne Kreuz J. Klaffe autz= geiz iknet und legten Zeugnis davon ah, daß die deutschen Oberlehrer, onst Träger einer frieclichen Kulturarbeit, auch im Felde lhren Mann gestanden haben. Die Sammlung dürfte auch über den Krelt der engen Berufggencssen Interesse begegnen.

Dag neueste Left is 16 dez 16. Jahr angeg der bild - geschmücklen astronomischen Zeitschrift Das Weltall“, Heraut⸗ geber Dr. F. S. Archenhold, Direktor der Treptow⸗Sternwarte, zeigt in einem antegenden, gemeinverständlich geschriebenen Aufsatz Uebungen am Himmelgglobugß von Professor P. Kiegling, Brom⸗ berg, die Lösung mancher Aufgaben mittels des Globusses, dte . nur durch langwierige Rechnungen gelöst werden können. Profesfor Dr. von Heyperger erörtert in einem Aufsatz über Spektrostopische Doppelsterne den wesentlichen Unterschled zwischen der Verteilung

der Baknexzentrizltäten bei sichtkaten und bei nur durch dag Spektrum sestzustellenden Doppelsternen. In einem ferneren Arikel Der gestirnte Himmel behandelt der Herausgeber unächst die 46. der Kometen‘. Sle kann nur elnen geringen 6. teil der Erdmasse betragen, daraus erklärt sich ihre überaus chnelle 2, , , Kopf und Kern sind durchsichtig. Et olgen die üblichen lehrreichen Bemerkungen über den Lauf von Sonne, Mond und Planeten im Monat Oktober. Aus den in diesem Abschnitt mitgeteilten neuen Forschungsergebnissen selen folgende hervorgehoben: Auf dem Merkur müssen Licht und Erwärmung siebenmal so stark sein wie auf der Erde. Der große rote Fleck auf dem Jupiter ist noch unerklärt. Ungeheure Gag⸗ mengen entquellen den siedenden Tiefen. Seine Parallelstreifen ge⸗ statten eine Bestimmung der Lage und Drehachse des laneten im Raume. Den Schluß des Heftetz bilden Kleine

iltellungen', in denen Dr. M. Blaschke eine übersichtliche Be⸗ trachtung über Den Einfluß des Mondes auf die Wetterumschläͤge und die atmosphärischen Störungen“ gibt, wobei er sich mit der Falbschen Theorie von dem vorherrschenden Einfluß des Mondes auf die Wettergestaltung im wesentlichen zustimmend Pr nme , 56 sogenannte kritlsche Tage“ bilden auch nach der Ansicht r. Blaschkes Höhe. und Wendepunkt des Wetters, obgleich die sichere Vorhersage schroffer Wetterumschläge, wle z. B. von Ge⸗ wittern, nicht immer möglich sei. Das Weltall“, das im Verlag der Treptom⸗Sternwarte erscheint, wird während des Krieges in allen Lazaretten kostenlog verteilt und ist zum vlerteljährlichen Bezugs—⸗ preise von 3 M vom Verlag der Treptow⸗Sternwarte oder von Buchhandlungen und Postanstalten ju beziehen.

Theater und Musik.

m Königlichen Opernhause wird morgen „Die verkaufte ua * J mlt . Damen Artöét de Padilla, Goetz, von Scheele⸗ Müller, Escher, den Herren Lener und Stock als Gästen, Bischoff, Bachmann, Henke und Philipp in den Hauptrollen aufgefühit. Dirigent ist der Generalmustkotrektor Blech.

Im Königlichen Schauspielhause wird morgen das vater⸗ ländische Drama „Die Quitzows n von Ernst von Wildenbruch ge⸗ geben. In den Hauptrollen wirken die Damen Abich, Heisler, Nesper, Schlüter, die Herren Sommerstorff, Eichholz, Lucas, von Ledebur, Vespermann und Zimmerer mit. Spielleiter ist Dr. Bruck.

Der Königlich bulgarlsche Opernsanger Stefan Makedonski wird im 6 n,, zum ersten Male in einem deutschen Werk, der einaktigen Operette Die Bulgarin“ von Hans Boden, stedt, Musik von Hermann Männege, singen. Die Aufführung findet bei einer Bulgarenfeler jum Hesten des Hilfsautschusfes für das Bulgarische Rote Kreuz, zu der auch dte Königlich bulgarische Sängerin Anna Todoroff ihre Mitwirkung zugesagt hat, am 27. d. M., Nachmittags 34 Uhr, statt.

Mannigfaltiges.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin besuchte, wie W. T. B. meldet, gestern nachmittag die Volksspeiseanstalt in der Markthalle am , und daran anschließend die in demselben Gebäude befindliche Station für Säuglings⸗ für sorge. Dann begab sich Ihre Majestät nach der Kaserne des Kaiser Alexander. Gardegrenadierregimentg, wo Sie der am Vormittag in Gegenwart Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Frau Kronprinzessin in der Exerzierhalle eröffneten Aus« stellung von Obst⸗ und Obsterzeugnissen aus dem Ver— waltungsgebiete des Oberbefehl shabers Ost einen Besuch abstattete. Die von dem Verein jur Förderung des Obst. und Gemüseverbrauchg in Dentschland! veranssaltete reichbaltige Schau enthält außer frischem Obst, das in den besetzten Gebieten des Ostens von unseren Truppen gezogen wurde, auch in dort vorhandenen und entsprechend umgeänderien Fabriken zu Dauerwaren verarbeitete Er⸗ jeugn ie k

Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Frau Kronprinzessin, die Schutzberrin des Berliner Krippen- vereins, besuchte W. T. B.“ zufolge gestern die Moabiter Krippe, Wilhelmshavener Straße 22, und im Anschluß daran die Auguste Vittoria Krippe in Berlin⸗Schöneberg.

Die Berliner Stadtverordneten heschäftigten sich in ihrer estrigen Sitzung mit einer Vorlage des Magistrats, betreffend die ( der Satzung für die Sparkasse der Stadt Berlin. Der Kämmerer Boeß leitete die Verhandlungen mit einigen erklärenden Worten ein, in denen er hervorhbob, daß das Ziel der Vorlage der weitere Ausbau der Organisation und gleichzeitig die Förderung des bargeldlosen Verkehrs sei. Die nachfolgende Aussprache über die Vorlage, an der sich die Stadtv. Düring, Manasse, Sonnen⸗ feld beteiligten, führte, obwohl alle Redner den bargeldlosen Verkehr als wünschenswert bezeichneten, noch nicht zur Annahme der Vorlage. Diese soll vielmehr in einem Ausschusse noch einmal durchberaten werden. Nach Erledigung einer Reihe kleinerer Vorlagen wurde dann die öffentliche Sitzung, der eine geheime Sitzung folgte, geschlossen. .

Unter Mitwlrkung des Bildhauers Professor August Gaul hat Preußische Landesverein vom Roten Kreuz. einen Kriegsfingerhut geschaffen. Der eiserne Fingerhut trägt die Jahreszahlen 1914, 1915, 1916, zwischen denen e ein Kreuz ein⸗ geprägt ist, und ist von der Staatsbehörde in Preußen und einigen anderen Bundegstaaten für den Handel zum Preise von 20 3 frei⸗ gegeben. Der Ertrag kommt der Verwundetenpflege zugute.

der

Mars, seine Kanäle und Eisfelder lautet das Thema eines Vortrags, den der Direktor Dr. F. Archenhold im großen Hörsaal der Treptower Sternwarte am Diengtag, dem 7. Nobember, Abends 7 Uhr, an der Hand zahlreicher Licht⸗ bilder halten wird. Ferner finden in den nächsten Tagen folgende kinematographische Vorträge statt: Sonnabend nachmittag Uhr: Unsere Marne‘, Sonntagnachmittag 3 Uhr: Polarjagden ( See⸗ löwen, Renntilere und Elche), 5 Uhr: ‚Unsere Lufiflotte (Lichtbilder und 41 Abends 7 Uhr: „Unsere Marine“; Nittwoch, 8. No⸗ vember, NachmittagsZs 5 Uhr: An den Ufern des Rheins“. Kriegs verwundete haben zu allen Vorträgen umsonst Zutritt. Mit dem großen Fernrohr werden bei klarem Wetter am Tage die Sonne mit Ihren Flecken, Abendz Doppelsterne, Sternhaufen, der Mond und der Jupiter beobachtet. Die Sternwarte ist bei klarem Wetter bit 10 Uhr Abends geöffnet.

auptquartier Ost, 2. November. (W. T. B.) Auf der Reise zur Ost front besuchte heute Seine Majestät der König von Bayern, wie der Korrespondenz B. aus dem Haupt— ugrtier Ost gemeldet wird, seinen Bruder, den Oberbefehlsbaber 36 Seine Königliche Hoheit den Prinzen Leopol? van Bayern im Hauptguartier. Seine Majestät traf mit Gefolge im Hofzuge kurz nach Mittag ein und wurde von Seiner Köntglichen Hoheit dem . Leopold und dem Chef des Generalstabes, Oberst Hoff mann, empfangen. Nach der e n auf dem Bahnhof begab sich Seine Majestät zum Frühstück in das . Während des Frühstücks hieß Selne Königliche Hoheit der Prinz Leopold seinen Königlichen Bruder im Namen der ihm unter stellten Armeen des Ostheeres, insbesondere der bayrischen Truppen, willkommen und brachte ein Hoch auf den König aug. Seine Majestät der König dankte mit einem Hoch auf den Prinzen, den Bezwinger von Warschau, dem durch das Vertrauen Seiner Maßjestät des Kaisers der Oberbefehl über dag größte deutsche Heer übertragen worden sel, und wünschte seinen Waffen welteren Ersolg.

Nach dem Frühstück fand die Vorstellung der im Standort det

Hauptquartiers befigdlichen baye ischen Offtzlere, Beamten und Mann

schaften statt. Am 3 November früh wird die Relse nach der Front zum Besuche bayerischer Truppen fortgesetzt.

Dessau, 2. Nodember. (W. T. B.) Unter großer Beteiligung fand l auf dem Ebrenfriedhof die Beisetzung der Leiche des Hauptmanns Boelcke statt. Bei der Trauerfeler, welcher der kommandierende General von Lyncker als Vertreter Seiner Majestät des Kaisers und Königs, der Graf von 53 berg von der Feldfllegerabteilung der Kronprinzenarmee als 6 treter Seiner Katferkichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen beiwohnten, war Seine Hoheit der Herzog . Anbalt-Bessau persönlich erschienen, degzgleichen Seine König⸗ liche Hoheit der Prinz Friedrich Sigismund von . Die Einsegnung der Leiche volliog der Onkel den Verstorbenen Pastor Boelcke. Bei der Niederlegung des Kranzes für die Stadt i . die die Beisetzung übernommen hatte, widmete der Oberbürgermeister Vr. Gbeling dem Hauptmann Boelcke einen warm empfundenen

Nachruf.

Kon stanz, 2. November. (W. T. B.) Mit dem 20. No⸗

vember wird der Austausch Schwerverwundeter jwischen Deutschland und Frankreich wieder aufgenommen. Zugleich sollen wieder erholungsbedürftige Offiziere und Soldaten bon Frankreich, England und Deutschland, die von einer Schwerer Aerztekommission unkerfucht sind, als Internierte nach der Schweiß kommen. Eingeschlossen sollen diesmal auch österreichische Zwilinter⸗ nierte in Frankreich werden, falls sie noch rechtzeitig von der schweize⸗ rischen Aerztekommission zu erreichen sind. Frankreich hat seine Zu⸗ stimmung dazu gegeben.

Wien, 2. November. (W. T. B.) Heute vormittag fand auf dem Zentralfriedhofe eine Trauerfeier für alle im Felde gefallenen und im Kriege verstorbenen Angehörigen der bewaffneten Macht statt. Der Erzherzog Legpold Salvator erschlen in Vertretung des Kaisers Franz Joseph. Ferner nahm der Kriegsminister von Krobatin mit der Generalität und sämtlichen dienstfreien Offizieren der Garnison sowle den nach Wien zur Dienstleistung kommandierten deutschen Offizieren an der Feier tell. Nach der Trauermesse fand eine Gedächtnisfeter beim Heldengrabe statt, wo der Erzherzog am Sockel des Heldendenkmals einen Kranz des Kalsers Franz Joseph niederlegte. Auch der Bevollmächtigte des preußischen Krlegsministerlums, Oberstleutnant von Kornatzki legte für die auf dem Zentralfriedhof ruhenden deutschen, oͤsterreichischen und ungarischen Soldaten einen mit Schleifen in den Farben der beiden verbündeten Staaten geschmückten Kranz nieder.

London, 31. Oktober. (B. T. B.) Der britische Dampfer „Hacumet?‘ (2509 Tonnen) ist gestrandet, ebenso der Fisch⸗ dampfer „Gird Edith“).

Paris, 2. November. (W. T. P) „Petit Parisienꝰ meldet aus Cartres: In einem Militärdepot, in dem ungeheure Warenmengen aller Art untergebracht waren, brach ein Brand aug, der starken Schaden verursachte. Wie dasselbe Blatt aus Brest meldet, scheiterte beß den letzten Stürmen der Dreimaster „Greber (234 Brutto⸗Reg.⸗-Tonnen) mit einer Salzladung bei der Insel Mol obne.

(W. T. B.) Corriere della Sera“

Livorno, 2. November.

t Livorno: Eine große Stearinkerzenfabrik ist voll⸗ . ed 2 beträgt eine halbe Million Lire.

ständig abgebrannt.

Amsterdam, 2. November. (W. T. B.) Der nieder ländische Dampfer „Oldam bt“ wurde bei Hoek van Holland

auf Strand gesetzt.

Christianig, 2. November. (B. T. B.) Nach einer. Mel. dung des Norsk. Telegrambureaus, ist gestern früh bei Lister ein brennender Ballon beobachtet worden, der schließlich in einem Moor nie derging, wahrscheinlich ein Beobachtungsb allon von einem englischen Kriegsschiffe; das Schicksal seiner Be⸗ satzung ist nicht bekannt. Die Reste des Ballons sind nach Farsund gebracht worden.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Theater.

Königliche Schauspiele. Sonnab. Opernhaus. 235. Abonne- w Die verkaufte Braut. Komische Oper in drei Akten von Friedrich Smetang. Text von K. Sabtng, deutsch von Max Kalbeck. Musfkalische Leitung: Perr Generalmusildirettor Jlech. Regle: Herr Reglsseur Bachmann. Chöre: Herr Professor Rüdel. Ballett: Herr Ballettmeisler Grgeb. (Hang: Derr Hubert Leuer vom K. K. Hofoperntheater in Wien als Gast.) k

Schauspielhaus. 242. Abonnementsvorstellung. Die Quitzoms. a ,,, in vier Aufzügen von Ernst von Wildenbruch. Regie: Herr Regisseur Dr. Bruck. Anfang 75 Uhr.

Sonntag: Opernhaug. 236. Abonnementsvorstellung. Dienst⸗ und Fresplätze sind aufgehoben. Ariadne auf Naxos. Oper in einem Aufzuge nebst einem Vorspiel von Hugo von Hofmannsthal. (Neue Bearbeitung) Musik von Richard Strauß. Anfang

73 Uhr. 243. Abonnementsvorstellung. Dienst⸗ und

Schauspielhaus. g:. ist iplätze sind aufgehoben. Judith. Eine Tragödie in fünf Auf⸗ . . Anfang 74 Uhr.

zügen von Frledrich Hebbel.

Familiennachrichten.

Verlobt: . Teltz mit Hrn. Hauptmann Horst von

laten esbaden).

a,, 6h Sohn: Hrn. Major Ruoff (Göttingen). Hrn. Dr.Ing. Herbert von Klemperer (Berlin). Eine Tochter: Hrn. Major Siegfried von Krosigk Hannover. Ballen stedt) . Vn. Leutnant Werner Reinecke (J. Zt. Thorn). Hrn. Rittmeister Carl von Wallenberg Pachaly (Breslau).

Gestorben: Hr. Oberstleutnant a. D. Ferdinand von Quednow (Berlin Wilmersdorf).

Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg. Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Expedition, Rechnungsrat Mengering in Berlin.

Verlag der Expedition (Mengering) in Berlin.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 32.

Fünf Beilagen (elnschließlich Warenzeichenbeilage Nr. 87)

sowie die 1718. und 1244. Ausgabe der Deutschen Verllustlisten.

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zum Deutschen Reichsanz

260.

Varlamentsbericht.)

Deutscher Reichstag. 72. Sitzung vom 2. November 1916, Nachmittags 3 Uhr.

Am Bundesratstische: die Staatssekretäre Dr. Helfserich, Dr. Lisco und der preußische Kriegsminister von Stein.

Erster Vizepräsident Dr. Paasche eröffnet die Sitzung 31 Uhr.

Zur Beratung steht zunächst der mündliche Bericht des Ausschusses für den Reichshaushalt über Fragen der Ge fan⸗ genenbehandlung.

Der Ausschuß beantragt:

J. Folgende Resolutionen anzunehmen:

2. Den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, durch Vermittlung des Heiligen Stuhles oder einer anderen neutralen Macht unter sämtlichen kriegführenden Mächten alsbald in Kraft zu setzende Vereinbarungen zu treffen, durch welche

l) das Los der Kriegsgefangenen wesentlich verbessert wird, so daß in der Folge Vergeltungsmaßregeln allen Art beseitigt werden können;

2) sämtliche Zivilgefangene ohne Unterschied des Alters frei— gelassen und auf ihr Verlangen in ihr Heimatland zurückbefördert werden gegen das ausdrückliche Versprechen der einzelnen Staaten, die Entlassenen nicht in die Wehrmacht einzureihen.

P). Den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, zu veranlassen, daß die Löhnung unserer Gefangenen an deren Angehörige in allen Fällen gezahst werde, wo dies zur Unterstützung der Gefangenen notwendig erscheint.

e) Den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, eine Vereinbarung mit der französischen Regierung zu erstreben, die bewirkt,

I) daß die trotz des im Januar d. J. abgeschlossenen Auslie⸗ lieferungsbertrags noch in Gefangenschaft zurückgehaltenen Frauen, Kinder und über 55 Jahre alten oder kriegsunkauglichen Männer baldigst freigegeben werden;

) daß die in jenem Auslieferungsvertrage fün die Männer sestgesetzte Altersgrenze von 55 Jahren auf die für unsere Militär⸗ pflicht geltende Zahl 45 herabgesetzt werde, wie das von seiten Eng ands in nächster Zeit zu emwarten ist;

3) daß diejenigen, die weiter in Gefangenschaft verharren müssen, vertragsmäßig den kriegsgefangenen Soldaten in jeder Hin⸗ sicht gleichgestellt werden;

4) daß noch zahlreicher, als bishen geschehen, kranke Zivil⸗ gefangene zur Erholung in die Schweiz gefandt werden;

5) daß die gegenseitige Verpflichtung, die über Militärper⸗ sonen verhängten Arrest⸗ und Gefängnissträafen bis Beendigung des Krieges auszusetzen, auch auf die Zivilgefangenen ausgedehnt wird;

6) daß die schreienden Mißstände in verschiedenen Gefangenen⸗ lagern, insbesondere in dem der Chartneuse pres le Puy, beseitigt

werden.

II. Die zu der Frage der Gefangenenbehandlung vorliegenden Petitionen durch die Annahme der obigen Resolutionen für erledigt zu erklären.

Referent Abg. Prinz zu Schönaich-Carolath (nul): Die

der deutschen Kriegsgefangenen in den feindlichen Ländern ist Gegenstand eingehender Erörterungen gewesen. Es sind die lebhaf⸗ testen Klagen geführt worden über schlechte Beköstigung, schlechte Lagerstätten, schlechte Behandlung, Beschränkung der Bewegungs⸗ freiheit, über die unwürdige und grausame Art der Beschäftigung, so⸗ wie über körperliche Mißhandlung. Das gilt insbesondere von Frank⸗ reich und Rußland. Es genügt, auf die Mitteilungen in der „Nord deutschen Allgemeinen Zeitung“ zu verweisen. Was die Behandlung betrifft, so scheint es damit am besten in den englischen Gefangenen“ lagern bestellt zu sein. Zur Besserung des Loses der Kriegsgefangenen empfiehlt der Ausschuß die Annahme der von ihm; vorgeschlagenen Resolutonen unter Lc. Der Forderung unter be fteht auch die Mi⸗ litärperwaltung, wie aus den Verhandlungen sich ergab, sympathisch gegenüber.

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ͤ er. In der Kommission sind von verschiedenen Rednern auch die Zustände in den deutschen Gefangenenlagern besprochen worden. Im allgemeinen sind diese Zustände als befriedigend anerkannt worden; auch haben sich die neutralen Besucher derselben in gleichem Sinne 4usgesprochen. Einzelne Mißstinde sind scharf kritisiert worden, es ist Untersuchung und eventuelle. Ahstellung zugesagt. Klagen sind ferner erhoben worden über die in Deutschland inlernierfen Polen fremder, besonders russische Nationalität. Es handelt sich da um sehr erhebliche Zahlen. Das Abkommen mit England, betreffend die über Zjährigen, hat der Kommission nicht vorgelegen. Die Grundsätze der Genfer Kommission, die Grundsätze der Menschlichkeit sind in diesem 159 ) . R * ( or z 7 ) 5 2 ** . ?

entsetzlichen Weltkriege leider vielfach in der beklagenswertesten Weise verleugnet worden. Prtreußischer 8

Seine Majestät der Kaiser und König hat mich hierher befohlen. Ich komme unmittelbar aus den Kämpfen an der Somme und habe mich beeilt, nach Erstattung der Meldung bei Seiner Majestät hier dem hohen Hause mich vorzustellen. Meine Herren, ich bin nicht bewandert in den Gebräuchen, Sitten und Pflichten, die hier walten. Ich muß deshalb um Ihre gütige Nachsicht für einige Zeit bitten, bis ich mich in alle diese Dinge hineingelebt habe. In dem langen Kriege mit seinen furchtbaren Eindrücken geht manches verloren, was früher Besitz schien. Selbst Worte, Ausdrücke, Begriffe schwinden bis⸗ weilen, und man muß sich Mühe geben, wieder auf den alten Stand—⸗ punkt zurückzukommen. In der langen Schlacht, die ich jetzt Gelegen—⸗ heit gehabt habe, mit meinen Truppen führen zu müssen wir haben über vier Monate unmittelbar und ununterbrochen im Kampfe ge⸗ standen —, habe ich aber manches andere gelernt und mitgebracht, was für mich und meine nächsten Aufgaben die größte Bedeutung hat. Ich kann mich nicht mit einzelnen Fragen beschäftigen, auch nicht mit einzelnen Personen in der nächsten Zeit, so nahe wie mir Beschwerden, Klagen, die Not Einzelner menschlich gehen mögen. Ich hatte noch nicht die Allerhöchste Order für meine Ernennung in der Hand, da trafen mich schon eilige Briefe von Privatleuten, die alle möglichen Wünsche hatten. Alle diese Dinge muß ich zurückstellen hinter dem, was mich die Erfahrung in diesen schweren Zeiten der letzten Monate gelehrt hat. Unsere Gegner, in erster Linie die Engländer, führen immer neue und immer schwerere Mittel in den Kampf. Die ganze Welt steht ihnen dazu zur Verfügung, und sie wollen mit allem Nach⸗ druck ihr Ziel erreichen. Es sind mir in der letzten Zeit mehrfach Briefe von Gefangenen und Gefallenen und Tagebücher vorgelegt worden. In ihnen fanden sich viele Klagen englischer Soldaten und besonders solcher, die irgendeine Bildung genossen hatten. Die standen

Kriegsminister, Generalleutnant von

Ohne Gewähr, mit Ausnahme der Reden der Minister und

Erste Beilage

Berlin, Freitag, den 3. November

auf dem Standpunkt, daß der Zwang, der ihnen auferlegt würde, und die Beeinträchtigung der Selbstbestimmung ihrer Person unerträglich sei. Und ein Zweites betonten sie, was für uns deutsche Soldaten unverständlich ist: es sei eine ungeheure Last, mit dem ungebildeten Pöbel zusammenleben zu müssen. (Hört, hört) Trotz alledem, meine Herren, schließen alle diese Auslassungen mit demselben Gedanken: trotz alledem müssen wir dies tragen, weil der Staat und die Nation es verlangt.

Meine Herren, sollen wir nicht davon lernen und nicht ebenso denken und noch viel schärfer denken, um allen den Mitteln, die sie gegen uns ins Treffen führen, nicht nur gleich zu bleiben, sondern sie zu übertreffen? In dieser Richtung zu arbeiten, das werden die nächsten Zeiten von mir verlangen, und ich bitte bei allen diesen schwerwiegenden, für unser Vaterland so wichtigen Arbeiten um die Unterstützung des hohen Hauses. (Lebhaftes Bravoh

Direktor im Auswärtigen Amt Dr. Kriege: Mit der ersten Resolution kann ich mich im Namen der Verbündeten Regierungen einverstanden erklären. Wir begrüßen auf das lebhafteste, was zur Verbesserung der Lage der Gefangenen beitragen kann. Bei diesem Bestreben sind wir vom Heiligen Stuhle und von anderen neutralen Möchten, insbesondere der Schweiz, unterstützt worden. Wir können diese menschenfreundlichen Bestrebungen nicht hoch genug bewerten, und ich möchte auch von dieser Stelle dafür unserm lebhaftesten Dank Ausdruck geben. Das Los unserer Gefangenen im feindlichen Aus⸗ lande ist, wie der Referent schon bemerkt hat, sehr wenig befriedigend,

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und was nach dieser Richtung geschehen kann, um durch Vereinbarungen mit dem feindlichen Ausland das Los unserer Angehörigen zu ver bessern, soll und muß geschehen. Wir sind gern bereit, eine Zu⸗ sammenstellung der Vereinbarungen demnächst dem Reichstage vorzu⸗ legen, die mit den feindlichen Staaten getroffen worden sind. Sollte es gelingen, auf diesem Wege das Los unserer Gefangenen grundsätz⸗ lich zu bessern, so werden selbstverständlich die Vergeltungsmaßnahmen verschwinden. Sind sie doch nicht getroffen, um Rache zu üben, sondern um den Schutz unserer unglücklichen Angehörigen sicher⸗ zustellen. Soweit aber unsere Gegner fortfahren, schweres Unrecht zu begehen, werden wir zu unserm lebhaften Bedauern vor Vergeltungs⸗ maßnahmen nicht zurückschrecken können. Von größter Bedeutung würde es sein, wenn. es gelänge, sämtliche Zivilgefangene ohne Unter⸗ schied des Alters freizulassen und in ihr Heimatland zurückzubefördern. 6 ö V 23 96 : ' Deutschland hat das Vorgehen unserer Gegner, Zivilpersonen, die mit dem Kriege nichts z tun haben, sestzunehmen und nicht in ihre Heimat zurückzulassen, als mit dem Völkerrechte unvereinbar angesehen und bezeichnet. Aber es hat auf Grund des Vorgehens unserer Gegner nicht umhin gekonnt, ihrem Vorgehen zu folgen. Es wäre sehr zu begrüßen, wenn es gelänge, diesen Zustand zu ändern. Sollte es zl einem solchen Abkommen kommen, so sind wir selbstverständlich bereit, ip orf ig i Bo vmo 9 81 29 Rr 3 z soro die Verpflichtung zu übernehmen, die Zurückgekehrten nicht in unsere 2 ö. . 63 82 21 * .

Wehrmacht einzustellen. Ich sage dies, damit nach dieser Richtung keinerlei Vorwand vom feindlichen Auslande eintritt. Große Hoffnung, unser Ziel zu erreichen, haben wir allerdings namentlich in bezug auf England nicht. Einverstanden sind wir auch mit der Resolution, daß 8368 ö; 2 1 CG * O 7 y 21287 2 8 die trotz des im Januar d. J. abgeschlossenen Auslieferungsbertrags noch in Gefangenschaft zurückgehaltenen Frauen, Kinder und über 55 daßr ans ; . k

55 Jahre alten oder kriegsuntauglichen Männer baldigst freigegeben werden. Selbstverständlich kann dies nicht auf dem Wege der Ver— einbarung geschehen, sondern nur mit Hilfe von Druckmitteln. Frank—

reich hat eine Anzahl von Deutschen, insbesondere aus Elsaß⸗Lothrin⸗ gen zurückgehalten. Dementsprechend ist eine Anzahl französischer Angehöriger aus den besetzten französischen Gebieten interniert woör— den. Diese Leute werden natürlich sofort freigelasfen werden, sobald Frankreich sich verpflichtet, die Elsaß Lothringer usw. freizugeben. Was. die Auslieferung der älteren Gefangenen betrifft, so ist eine Vereinbarung mit England zum Abschluß gekommen, daß die Alters⸗ grenze bon 55 auf 45 Jahre herabgesetzt wird. Einverstanden sind wir ferner damit, daß diejenigen, die weiter in Gefangenschaft verharren müssen, vertragsmäßig den kriegsgefangenen Soldaten in jeder Be— ziehung gleichgestellt werden, ebenfo damit, daß noch zahlreicher als bisher kranke Zivilgefangene zur Erholung in die Schweiz gesandt werden. Im Augenblicke steht die Sache so, daß die Invaliden nach Hause und die Halbinvaliden nach der Schweiz geschickt werden. Ebenso sind wir einverstanden mit der Forderung, daß die Zivil⸗ gefangenen von Strafen während der Gefangenschaft befreit werden. Auch nach dieser Richtung sind Verhandlungen im Gange. Frank⸗ reich steht grundsätz lich auf unserem Standpunkt. Ueber die schreienden Mißstände in verschiedenen Gefangenenlagern, insbesondere der Chartreuse près le Puy ist ein umfangreiches Material von uns gesammelt und wird in diesen Tagen der französischen Regierung mit dem nachdrücklichsten Verlangen auf Besserung zugehen. Aus alledem ergibt sich, daß die Reichsleitung bereits manches erreicht hat. Sie wird weiter tun, was möglich ist, was geschehen kann, um das Los unserer Gefangenen zu verbessern. Wir betrachten das als heilige Pflicht unseren Angehörigen gegenüber, die für das Vaterland geblutet und gelitten haben.

‚Departementsdirektor im preußischen Kriegsministerium, General Friedrich: Ich will auch namens der HVeeresperwaltung zum Ausdruck bringen, daß die Wünsche des Ausschusses sich vollkommen mit dem Standpunkt der Heeresverwaltung decken. Eine Anzahl dieser Wünsche ist bereits seit einiger Zeit der Gegenstand der Be⸗ arbeitung im Kriegsministerium, und wir können wohl erwarten, daß bei dem nächsten Zusammentritt des Reichstags eine Anzahl dieser Wünsche verwirklicht sein wird. Es sind noch einige andere sehr wichtige Punkte bezüglich der Erleichterung des harten Loses der Kriegs- und Zivilgefangenen, die uns augenblicklich beschäftigen; ich will heute darauf nicht näher eingehen, aber ich glaube, daß einige bon diesen wichtigen Punkten eine Besserung des Loses unserer Lands— leute berbeiführen werden.

Abg. Erzberger (Zentr): Meine Freunde haben in der Kommission den Antrag eingebracht, der vom Ausschuß angenommen ist, wonach durch Vermittlung des Heiligen Stuhls ober einer anderen neutralen Macht das Los der Gefangenen verbessert werden soll. Deutschland kann um so mehr die Initiative dazu ergreifen, als in Deutschland viel mehr Kriegsgefangene sind als deutsche Kriegsgefangene in anderen Ländern. Das Los aller Kriegsgefangenen ahne Unterschied der Nationalität zu bessern, ist allgemeine Pflicht. Die Verhältnisse waren in keinem Lande auf die lange Dauer des Krieges zugeschnitten, aber kein Staat kann allein an die Besserung des Loses der Kriegsgefangenen herantreten, denn ein unbegrenzter Edelmut auf diesem Gebiete würde die Pflichten gegen die eigenen Soldaten verngchlässigen. Daher ist eine Vermittlung neutraler Mächte nötig. Wir stellen hierbei den Heiligen Stuhl in den Vorder— grund, nicht weil wir in erster Linie Katholiken sind, sondern weil durch den Heiligen Stuhl schon unendlich viele gute Taten in der Kriegszeit geschaffen sind. Es ist ein Gebot der Dankbarkeit und der Gerechtigkeit, herborzuheben, daß die Vermittlung des Heiligen Stuhls in demselben Maße den Deutscken wie den Angehörigen anderer Staaten zuteil geworden ist. Mit Dank ist auch anzuerkennen, de die deutsche Regierung allen Anregungen aus Rom entgegen⸗ gekommen ist, daß die verschiedenen Aktionen des Heiligen Stuhls in erster Linie die Zustimmung der deutschen Regierung gefunden

Staattzsekretãͤre.

eiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiget.

1918.

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Da öffnet sich ein weites Gebiet edlen Wettbewerbs für sämtliche neutrale Staaten. Auch Spanien, Vlland, Dänemark und Schweden haben Dankenswertes geleistet. Die kriegsgefangenen Kranken sollten, ebenso wie die Kriegsuntaug⸗ lichen, in die Heimat befördert werden, natürlich unter der Voraus setzung, wie sie von der deutschen Regierung angenommen ist, daß sie nach ihrer Wiederherstellung nicht wieder in den Dienst eingestellt werden. Ferner halten wir für erstrebenswert und möglich eine Ver⸗ ständigung über die Arbeitszeit der Kriegsgefangenen und die Ge⸗ währung einer Ruhezeit; natürlich müssen auch Garantien für die strikte Durchführung dieser Abmachungen gegeben werden. Gelingen diese Verständigungen, so kann man allseitig auf Repressalien ver⸗ zichten, die ja doch nur ein Notbehelf sind und unsererseits auch nicht gern, sondern nur als letztes Mittel zur Erreichung eines guten Zieles angewendet worden sind. Von einem Verzicht auf Repressalien kann aber enst die Rede sein, wenn die Verbesserung des Loses unserer Kriegsgefangenen absolut gesichert ist. Daß offene Städte von Flieger⸗ angriffen verschont bleiben, sollte auch ein Gegenstand eifrigfter Be⸗ mühungen in gleicher Richtung sein. Großen Wert legen wir dann auch auf den Antrag, betreffend die Zivilgefangenen. Nach mehr als zwej Kriegsjahren ist die Zeit gekommen, sämtliche Zivilgefangenen restlos frei zu lassen, Leider hat England sich gegen diesen Vorschlag ausgesprochen und ihn als undurchführbar erklärt. Durch die heutige Erklärung der Vertreter der Regierung ist die Bahn für neue Ver⸗ handlungen in diesem Sinne frei gemacht worden; auch England wird dann Gelegenheit haben, zu zeigen, ob es noch als Kulturland gelten will. Ich gebe mich der Hoffnung hin, daß auch im englischen und in den anderen Parlamenten ein gleiches Entgegenkommen in dieser Frage wie vom Deutschen Reichstage bekundet werden wird.

Abg. Em mel (Soz): Die Frage der Kriegsgefangenenbehand⸗ lung hat eine ganz außerordentliche Bedeutung erlangt, nachdem der Krieg nun schon 27 Monate dauert. Tausende schmachten schon zwei Jahre und länger in Gefangenschaft. In der Theorie wird allgemein angengmmen, daß der aus den Reihen der Kämpfenden Ausgeschledene anständig und menschlich behandelt werden soll; aber die Praxis hat vielfach dargetan, daß das Gegenteil der Fall ist. Die gute Behand⸗ lung des Feindes in der Gefangenschaft erzwingt auch die Achtung des Gegners; darum sollte es Aufgabe aller Nationen sein, die Ge⸗ fangenen gut und gerecht zu behandeln. Um so merkwürdiger mußte es berühren, wenn in letzter Zeit hier und da in der Presse darauf hingewiesen wurde, daß bei uns die Gefangenen zu gut behandelt würden. Selbstverständlich verlangen wir, daß auch die deutschen Kriegsgefangenen im Auslande entsprechend gut behandelt werden. Was die Klagen über schlechte Behandlung der fremden KWiegs⸗ gefangenen bei uns betrifft, so ist uns in der Kommission versichert worden, daß es sich nur um Ausnahmefälle handelt und daß Remedur geschaffen und eingeschritten werden wird. Wir hoffen, daß das ge⸗ schieht, und daß man insbesondere das Aufsichtsperfonal peinlich sorg— fältig auswählt. Die zivilgefangenen Deutschen im Auslande sind im Anfang des Krieges sehr schlecht behandelt worden; die ersten Zivil⸗ gefangenen, die nach Frankreich aus Elsaß-Lothringen verschleppt wurden, haben teilweise eine ganz scheußliche Behandlung erfahren. Auch die Errichtung von Kriegsgefangenenlagern in ungesunden Gegenden fällt in dasselbe Gebiet. Sehr schwer zu leiden haben auch die deutschen Kriegsgefangenen in Rußland, und England suchte ja besonders U⸗Bootleuten eine ausgesucht schlechte Behandlung zuteil werden zu lassen. Bleiben die diplomatischen Verständigungsbersuche erfolglos, so haben auch wir nichts dagegen, daß zu Repressiv⸗ maßnahmen geschritten wird, denn wir können uns nicht gefallen lassen, daß die gefangenen Deutschen im Auslande schlechter behandelt werden als die fremden Kriegsgefangenen bei uns. Die Anwendung don Repressalien hat ja auch bereits manche Besserung gebracht. Bei allen solchen Maßnahmen darf nicht wahllos verfahren werden, sondern es müssen die Angehörigen der herrschenden Klassen heraus gegriffen werden, wenn man auf die Gegenseite mit den Vergeltungs⸗ maßnahmen Eindruck machen will; sonst würde man ungerecht und hart verfahren, ohne doch irgend einen Erfolg zu erzielen. Dieser Standpunkt ist auch von den Regierungsvertretern als berechtigt an⸗ erkannt worden. Um die 150 reichsländischen Geiseln frei zu be⸗ kommen, welche Frankreich widerrechtlich noch immer zurückhält, sind jetzt 200 Franzosen aus den besetzten Landesteilen in Deutschland interniert worden. Frankreich hat trotz des getroffenen Abkommens erklärt, jene 150 seien nicht als Deutsche zu betrachten; das ist natür⸗ lich eine ganz unhaltbare Ausflucht, Frankreich hat eben jenes Ab⸗ kommen nicht loyal erfüllen wollen. Mit der Forderung der Aus⸗ schußnnträge unter e sind wir ebenfalls einverstanden und hoffen, daß der Reichstag sich ihnen möglichst einstimmig anschließen wird. Die Forderung unter b beruht auf einem von uns gestellten Antrage. Die Möglichkeit, die Löhnung an die Angehörigen der Gefangenen zu zahlen, besteht schon jetzt, ist aber an den Nachweis der Bedürftigkeit gebunden. In den Städten und Industriezentren kann man mit der Durchführung zufrieden sein; auf dem Lande wird aber der Begriff der Bedürftigkeit so gusgelegt, daß dringende Not vorhanden sein muß. Das ist falsch, der Begriff darf nicht so engherzig aufgefaßt werden. Hoffen wir, daß die Gefangenenbehandlung überall von menschlichen Rücksichten geleitet und auf diese Weise die internationalen Be⸗ ziehungen, die ja doch wieder angeknüpft werden müssen, wieder ange⸗ bahnt und so der kommende Friede auch auf diesem Wege vor—⸗ bereitet wird.

Abg. Bruckhoff (fortschr. Volksp): Auch wir werden den Ausschußanträgen zustimmen. Das Los der Kriegsgefangenen muß verbessert, . Zivilgefangene müssen freigelassen werden, das ist das Ziel, das wir erreichen wollen. Anerkennen müssen wir, daß das Auswärtige Amt und die Heeresleitung alles, was bezüglich des Austausches und der Behandlung zu tun möglich war, auch gekan hat. Bedauerlich bleibt, daß die französische Regierung in bezug auf den a immer noch Schwierigkeiten macht. Dle Internierung der Zivilgefangenen war geradezu völkerrechtswidrig. Die Behandlung unserer Gefangenen, besonders in Nordafrika, war himmelschreiend.

haben. Wenn sie nicht alle Erfolg hatten, so ist es nicht Schuld der

Noch schlimmer werden unsere Gefangenen in Siblrien behandelt.