1916 / 276 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 23 Nov 1916 18:00:01 GMT) scan diff

1915 ing Lehen geruffnen Kriegsamts. Dis Vorlags bezweckt, diesen Amte für die Erfüllung seiner Aufgaben auf diesem Gebiete und ebenso den zur Mitwirkung dabei berufenen sonstigen Behörden für ihre Betätigung die notwendige staatbsrechtliche Grundlage zu geben.

Wer irgend arbeiten kann, hat in' diefer großen und schweren Zeit kein Recht mehr, müßig zu fein. Durch dag Gesetz 36. eine gesetzliche Venpflichtung zum baterländischen Hilfsdienst geschaffen werden. Bisher kann noch jeder, der nicht zum Dienste in der be— waffneten Macht einberufen ist, soweit ihn nicht amtliche oder ver— iragliche Pflichten binden, frei darüber verfügen, ob, in welchem Umfang und in welcher Art er seine Arbeitskraft verwenden will. Das darf in dem Volkskampf, in dem wir stehen, fortan nicht mehr in gleichem Maße der Fall sein. Auch in der Heimat muß jeder deutsche Mann seine ganze Kraft dort einsetzen, wo das Vaterland sie am nötigsten braucht, und wo er nach seiner körperlichen und geistigen Veranlagung diesem die besten Dienste leiften kann. Für die Bestimmung darüber, welche Arbeiten während der Dauer des Krieges überhaupt fortzuführen und welche von den einzefnen Per— sonen zu verrichten sind, darf nur der Gesichtspunkt ausschlaggebend Kin, ob und in welchem Maße eine Arbeit für die Zwecke der Krieg⸗ führung und der eng damit zusammenhängenden Volksversorgung von Nutzen ist. Auf solche Weise wird es möglich sein, die Leistungen der für die Kriegführung und Kriegswirtschaft befonders bedeutungs⸗ vollen Betriebszweige und Einrichtungen dem Bedarf entsprechend zu steigern und daneben trotzdem eine größere Anzahl für den Heeres⸗ Rienst gerigneter Personen zu militärischer Verwendung freizumachen. In der Heimat wie in den besetzten Gebieten werden an zahlreichen

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tellen wehnpflichtige Deutsche durch hilfsdienstpflichtige ersetzt wer⸗ n können.

Wie im Heeresdienste, darf bei diesem gesamten Vorgehen keine Rücksicht auf soziale Unterschiede gelten. Für den vaterländischen Dienst, welcher Art er auch sei, kann es nur Staatsbürger, nicht Schichten und Klassen geben.

Bei der Ueberweisung zu einer Beschäftigung wird, soweit das bLaterländische Interesse dies gestattet, auf das Lebensalter, di Familienverhältnisse, den Wohnort und die Gesundheit sowie guf die bisherige Tätigkeit des Hilfsdienstpflichtigen gebührende Rücksicht zu nehmen sein. Streitigkeiten, die sich aus der Heranziehung zu einer Tätigkeit oder auch aus dem Wunsche nach einem Wechsel der Arbeits⸗ stelle ergeben, sollen von militärischen Schlichtungsstellen ausgeglichen oder entschieden werden. Diese sollen mit Arbeitgebern und Ärbeit— iehmern in gleicher Zahl besetzt werden.

Ergeht solchergestalt der Aufruf zu allgemeiner Betätigung im

enste der Kriegführung, so darf erwartet werden, daß weite Kreise

Volkes an Vaterlandsliebe und Opferfreudigkeit nicht hinter denen werden zurückstehen wollen, die sofort nach Ausbruch des Krieges in Scharen freiwillig zu den Fahnen geeilt sind. Unzweifelhaft fehlt es vielen gegenwärtig nur an der geeigneten Gelegenheit zu frei⸗ willigem Hilfsdienst. Wird dieser Heimatdienst in zielbewußter, zweckdienlicher Weise geregelt, so werden sicherlich so biele freudig sich ihm einordnen, daß ein Zwang, der allerdings als letztes Mittel nicht entbehrt werden kann, nur in verhältnismäßig seltenen Fällen erforderlich werden wird. ö

Im einzelnen wird folgendes bemerkt:

Der Entzpurf will nur für männliche Personen, und zwar, wie L vorsieht, für alle nicht zum Dienste in der bewaffneten Macht ein. berufenen vom vollendeten 17. bis zum vollendeten 66. Lebensjahre, die Pflicht zum vaterländischen Hilfödienst einführen. Einen gleichen Zwang fur Frauen auszusprechen, erscheint entbehrlich, in der Er⸗ wägung, daß die im Kriege bisher so bewährte Arbeitskraft der deut— schen Frau auch ohne besonderen Antrieb in reichem Maße wird bereit⸗ gestelll werden können. .

§ 2 umschreibt, was als vaterländischer Hilfsdienst anzu⸗

. Die zur Ausführung des Gesetzes erforderlichen Bestimmungen wird, wie S 3 vorschreibt, nur der Bundesrat erlassen können, da den unendlich mannigfaltigen und in stetem Wechsel begriffenen Verhält— nissen, auf die sich die Durchführung des Gesetzes zu erftrecken hat, nur durch bewegliche, einer Aenderung leicht zugängliche Bestim⸗ mungen, nicht aber durch starre gesetzliche Vorschriften Rechnung ge⸗ tragen werden kann. .

Um das Kriegsamt tunlichst bald mit den erforderlichen Macht- mitteln auszustatten, empfiehlt es sich, das Gesetz mit der Verkündung in Kraft treten zu lassen. Das Außerkrafttreten kann wiederum nur durch

en Bundesrat veranlaßt werden, da sich die Dauer des Krieges, für die das Gesetz längstens Bedeutung hat, nicht übersehen läßt.

Ferner hat der Bundesrat folgende Richtlinien für die Ausführung des Gesetzes, betreffend den vater— ländischen Hilfsdienst, gebilligt:

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Richtlinien für die Aus fübrung des Gesetzes, betreffend den vaterländischen Hilfsdienst. 1 Als die bel

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8.

Frage, was als bebördliche Einrichtung anzuseben 9,

i einer solchen beschäftigten Personen das Be—

scheidet das Kriegsamt nach Benehmen mit

adigen Reicht⸗ oder Lan deszentralbehörde. Im übrigen ent⸗

t die Frage, ab ein Beruf oder Betries im Sinne von

n Bedeutung ist, sowie ob und in welchem Umfang die

tn einem Beruf, einer Organtsation oder in einem Beirtebe

sonen das Bedürfnis überstelgt, Ausschüsse, die für den

Stell vertretenden Generalkommandos zu bilden sind.

zer Ausschuß hesteht aus einem Offizier als Vorsttzendem, aus

mwei höheren Staate beamten, vo denen einer der Gewverbeaufsicht

soll, ie aus je einem Vertreter der Arbeitgeber und

; ffitier bestellt das Kriegeamt, in Bayern, Sachsen

and Württemberg das sriegzministerium, dem in diesen Bundes⸗

taaten auch im übrigen der Vollzug des Gesetzes im Einvernehmen

mit dem Kriegzamt zukoramt. Die übrigen Ausschuß mitglieder bestellt

je für ihren Bezirk die Landestentralbehörde oder die von ihr be—

stimmte Stelle. Vor der Emscheidung des Ausschuffes soll die Be⸗

teiligte Gemeindebehörde gehört werden. Werden Marlnelnteressen

berübrt, so ist vor der Entsckeidung auf Verlangen der Marine ein von ihr zu bezeichnender Marineoffizier zu Fören.

Gegen die Entscheidung des Ausschusses findet Beschwerde bei der keim Krier s samt einzurichtenden Zentralstelle statt, die aus zwei

ffinteren des Krieggamts, von denen der eine den Vorsitz führt, aus zwei vom Reichakanzler ernannten Beamten und aus einem von dem jenigen Bundes slaate zu ernennenden Beamten befteht, dem der Betrieb, die Organtsation oder der Berufgausüberde angehört. Ber den Marineinterefsen berührt, so ist einer der Offiziere hom Relchgmarineamt zu bentellen. Bei Beschwerden aus Bavern, Sachsen und Württemberg ist einer der Offitlere von dem betreffenden Kriegs- mintsterkum zu bestellen. Jas Recht der Beschwerde steht dem Betriebe inbaber, Organisatio noleiter oder Berufssausübenden sowie dem Vorsitzenden des Ausschasses zu.

3) Die nicht im Simae der Ilffer 1 beschaͤftigten Arbeitskräfte können jederzeit zum vater andischen Hilfadienst herangezogen werden. Die Heranziehung erlolgt in der Regel zunächst durch eine vom Krlegsemt durch Bermitt ung der Landeg;entralbehörde oder der von ihr bestiramten Stellen iu erlassende Aufforderung zur freiwilligen Melbung. Sowelt dieser Aufforberung nicht in ausreichendem Maße Zrsprocken wird, erfolgt die Heranziehung durch die schriftliche Mufsorderung eines Ausschuffes, ker in der Regel für jeden Benck ciner Grsatzkomraission zu bilden ist, und aus einem

Offizler als Vorsitzendem, aus elnem höheren Beamten und aus je einem Vertreter der Arbeitgeber und Arbeitnehmer be⸗ steht; bel Stimmengleichheit entscheidet die Stimme des Vorsitzenden. Den Offizier bestellt das Stellvertretende Generalkommando, die übrigen Ausschußmitglleder die Landeszentralbehörde oder die von ihr bestimmte Stelle. Jeder, dem die Aufforderung zugegangen ist, hat bei einer der nach Ziffer J1 in Frage kommenden Stellen Arbeit zu suchen. Soweit hierdurch elne Beschäftigung binnen zwei Wochen nach Zustellung der Aufforderung nicht herbeigeführt wird, findet die Ueberweisung zu einer Beschäftigung durch den Ausschuß statt.

Ueber Beschwerden entscheldet der bei dem Stellvertretenden Generalkommando nach Ziffer 2 gebildete Ausschuß. Dle Beschwerde hat keine aufschiebende Wirkung.

4) Bei der Ueberweisung zur Beschäftigung ist auf das Lebens alter, die Familienverhältniffe, den Wohnort und die Gesundheit sowie auf die bisherige Tätigkelt des Hilfsdienstpflichtigen nach Möglichkeit Rücksicht zu nehmen. .

5) Niemand darf elnen Arbeiter in Beschästigung nehmen, der bei einer der in Ziffer 1 bezeichneten Stellen beschäftigt ist oder in den letzten 14 Tagen beschäftigt gewesen ist, sofern der Arbeiter nicht eine Bescheinigung sesnes letzten Arbeitgebers darüber beibringt, daß er die Arbeit mit Zustimmung des Arbeitgebers aufgegeben hat. Weigert sich der Arbeitgeber, dem Arbtiter auf Antrag eine entsprechende Bescheinigung auszustellen, so steht dem Arbelter die Beschwerde an den in Ziffer 3 Abs. 2 er— wähnten Ausschuß offen, der in diesen Fällen ohne Zuzfehung des höheren Beamten endgültig entscheidet. Der Ausschuß kann nach Untersuchung des Falles, wenn ein wichtiger Grund für das Aus— scheiden horliegt, dem Arbeiter eine Bescheinigung ausstellen, die in ihrer Wirkung die vorerwähnte Bescheinigung des Arbeitgebers er⸗ setzt. Soweit bereits Kriegsausschüfse (Schlichtungsstellen) besteben, können sie mit Zustimmung des Kriegs amts an die Stelle der Aus schüsse treten.

6) Die durch öffentliche Bekanntmachung oder unmittelbare An⸗ frage des Kriegsamts oder der Ausschüsse erforderlichen Auskünfte über Beschäftigungs, und Arbeitsfragen sowie über Lohn, und Be— triebs verhältnisse sind zu ertellen.

Die nächste Plenarsitzung des Reichstags findet am Sonnabend, den 25. November, Nachmittags 3 Uhr, statt.

Gesundheitswesen, Tierkrautheiten nnd Absperrungs⸗ maßzregeln. Niederlande.

Der Niederländische Staatseourant? vom 8. Nopember d. J. Nr. 263 enthält eine Königliche Verordnung vom 27. Sep tember d. J. (Staatsblatt Nr. 4585, durch welche, wie in den letzten Jahren, die folgenden außerordentlichen Maßnahmen zur Ver hütung einiger ansteckenden Krankheiten und zur Ab— wehr ihrer Ausbreitung und Folgen mit Gültigkeit für ein Jahr angeordnet worden sind.

Artikel Il.

Die Ein, und Durchfuhr und Beförderung von Lumpen, ge— brauchten Kleidungsstücken und ungewaschener Lelb⸗ und Bettwäsche sind verboten aus Ländern oder Orten, die durch unsere Mixister des Innern und der Finanzen bezeichnet werden. Die Bezeichnungen werden jedesmal mindestens einen Tag vor dem Inkrafttreten durch Veröffentlichung im Niederländischen Staatscourant“ zur allgemeinen Kenntnis gebracht Uasere vorgenannten Minister sind befugt, die Bezeichnungen zu verändern, so oft die Umstände es gestatten oder nötig machen, sowie zu bestimmen, ob und inwieweit das durch Reisende mitgebrachte Gepäck unter das Verbot einbegrlffen sein soll. Die Verfügungen über diese Punkte werden gleichfalls im „Nieder ländtschen Staatseourant“ veröffentlicht.

Artikel 2.

Dient das Verbot zur Verhütung der Einschleppung der asiatischen Cholera oder der Pest. dann richten sich unsere Minister bei den Bekanntmachungen, betreffend die Ein- und Durchfuhr aug Ländern, die der am 17. Fanuar 1912 in Paris abgeschlossenen und durch das Gesetz vom 26 Januar 1914 (. Staatsblatt“ Nr. 57) ge⸗ nebmigten internationalen Sanitätgübereinkunft beigetreten sind, nach den Bestimmungen dieser Uebereinkunft.

Artikel 3.

Mlt den Nachforschungen nach den Uebertretungen des Gesetzes vom 26. April 1884 (. Staatsblatt? Nr. 80) und dieser Verordnung sind außer den dazu im Artikel 6 dieses Gesetzes besttmmten Beamten und Unterbeamten auch die Aerzte beauftragt, die auf Grund der Vorschrift im 1. Absatz des Artikels 7 des Gesetzes vom 28. März 1877 (. Staatsblatt? Nr. 35) zur Verbütung von Ansteckung durch die aus See ankommenden Schiffe von uns für die im Artikel 7 er⸗ wähnte Gesundheitguntersuchung bestimmt sind.

Artikel 4.

Die gegenwärtige Verordnung, die während eines Jahres in Kraft bleibt, tritt in Wirkung am jweiten Tage nach dem Datum des Staats blatts' und des Staatscourants“, in denen sie veröffent⸗ licht worden ist. Unsere Minister des Innern und der Finanzen sind mit der Ausführung dieser Verordnung beauftragt, dir im Staats blatt“ und gleichzeitig im Staatseourant“ veröffentlicht und von der Abschrift an den Staatsrat gesandt werden soll (vgl. . Reichganzeiger“ vom 12. November 1915, Nr. 268).

Ziteratur.

Pantheon der bildenden Kunst. Eine Auzwahl von Meisterwerken aller Zeit. Herausgegeben von G. Keyßner. Mit 100 Abbildungen (geb. 12 , Heu kfch⸗ Verlagsanstalt in Stuttgart. Die Sammlung will eine Art Kunstgeschichte in Bildern bieten, und da zum Verständnis der Kunstentwicklung und einzelner Kunstwerke die Anschauung unstreitig die hauptsächlichste Voraussetzung ist, die sich durch keine noch so sachgemäße Beschreibung ersetzen läßt, ist der Gedanke, durch elne solche Sammlung belehrend zu wirken, durchaus zweckmäßig und ansprechend. Die Mehrzahl unserer Kunstgeschichten ist zwar mit Abbildungen versehen, diese sind aber doch nur Beigaben zum Text; da wird die vorllegende Sammlung, die außer einer kurzen, ihren Zweck darlegenden Einleitung lediglich aus Abbildungen besteht, als ein die Lektüre ergänzendes Hllfemittel belm einleitenden Studium der Geschichte der bildenden Kunst gute Dienste leisten, zumal die Anordnung der Bilder diesen Zweck unterstützt. Die 400 größten⸗ teils gansseitigen Abbildungen sind zeitlich geordnet und innerhalb der einzelnen Entwicklungsabschnitte nach den Ländern gruppiert. Plastik, Malerei und Bautunst sind gleichmäßig berücksktlgt, und die Wiedergabe der Kanstwerke im Schwarz⸗Weißdruck steht auf der Höhe der technischen Entwicklung. ; im ganzen mit Geschick und Geschmack erfolgt; die weitgehende Berücksichtigung der antiken Plastik ift bei ihrer hohen Stellung in der Gesamtkunst und dem tiefen Einfluß,. den sie auggeübt hat, zu billigen. Der Herausgeber jst beim Sammeln seiner Abbildungen auch mit Eifer und Erfolg bemüht gewesen, selbst die neuesten Kunst⸗ erwerbungen tunlichst heranzuziehen; so fehlt unter der alten griechischen Plastik auch bie vom Berliner Museum erworbene Stgiue einer thronenden Göttin nicht. Wenn man die ge⸗ troffene Auswahl im ganzen billigt, so schlleßt dag Aug— stellungen an ihr im einzelnen nicht aug. So fallt es z. B. auf, daß von Menzel das Balkonzimmer und das Bildnis der Frau Maercker zur Wiedergabe gewählt wurden, Bilder, die an sich zweifelloß Kunstwerke sind, aber nicht die . des Künstlers erkennen lassen. Datz geschichtliche Gemälde ist in der Sammlung überhaupt nicht berüdcsichtigt. Auch die unter den

Auch die Auswahl der abgebildeten Kunstwerle ist

modernen Bauwerken getroffene Autwahl fällt auf. Neben dem künstlerisch wertvollen und seine Zeit kennzeichnenden Nationalmuseum in München von Gabriel von Seidl sind das Fischersche Bismarck. denkmal am Starnberger See und der Eifelturm in Paris wieder⸗ geben. Namentlich für den letztgenannten hätte sich wobl ein moderner Eisenbau finden lassen, der künstlerisch auf einer höheren Stufe steht und die Wirkungen besser jeigt, die mit diesem Baustoff erreicht werden können.

Menschenkunde für höhere Lehranstalten und Lehrer⸗ bildungtanstalten von Dr. med. K. Kassel, Spezialarzt in Posen, und Dr. phil. H. Duden haufen, Königlicher Seminardireksor in Rogasen. (Verlag von Quelle und Meyer in Leipzig; geb. 1.80 16.) Das vorliegende Buch, aus der Praxis für die Praxis geschrteben, ist in erfter Linke für Unterrichtszwecke, und zwar für die Hand des Schülers, bestimmt; doch wird es auch dem Lehrer nützliche Finger—⸗ zeige bieten können. Die Entwicklung und der Aufbau des Stoffes erfolgte nach den für den naturkundlichen Unterricht allgemein an— erkannten Grundsätzen. Die einfach beschrelbende Darstellung der Formen und Eigenschaften der Körperorgane ist daber vermieden und überall der innige Zusammenhang zwischen Form und Ver⸗ richtung der einzelnen Orgon sowie deren Ginreihung in das Lckensganje in den Mittelpunkt der Beschreibung ge⸗ tellt. Das Büchlein verdankt seine Entstehung wissenschaftlichen Austildungskursen für Seminarlehrer, die seine Verfasser geleitet haben. Daber sind in ihm die für den Seminarunterricht besonders wichtigen Gebiete, z. B. die Lehre von den Nerven, von der Atmung und don den Sinntswerkzeugen, auch besonders ausführlich behandelt worden. Gbenso ist die Gesundheitslehre möglichst eingehend herücksichtigt, und zwar sind die hygienischen Belehrungen zweckmäßig überall dort erteilt, wo sie aus den theoretischen Ausführungen sich organisch ergeben. Auf dle Wichtigkeit der Anschaunung und des praftischen Versuchs ist gleichfalls überall Rücksicht genommen. Eine Anjahl gut aus⸗ gewäblter Abbildungen veranschaulichen den Text und erleichtern sein Verstandnis.

Verkehrtgeographie der Eisenbahnen des euro— pätschen Rußland. Von Dr. Walter Tuckermann. Mlt mehrfarbigen Karten und alphabetischem Register. (Verlag von G. D. Baedecker in Essen; geb. 6 .) Die vorliegende Schrift war in großen Zügen vor Beginn des Krieges vollendet, sein Ausbruch hat ihre Drucklegung verjögert und Anlaß zu mancherlei Umände⸗ rungen und Ergänzungen gegeben. Namentlich im 3. und 4. Kapitel Aufgaben der nächsten Zukunft, Nordbahnprojekte des Kriegsjahrs 1914115 usw., die strategische Bedeutung der russischen Bahnen und die Eisenbahnpolitik in Polen konnte noch vieles berückichtigt werden, was erst während des Krieges in die Erscheinung getreten ist, so während den Krieges beschlossene oder in Angriff genommene wichtige Eisenbahnbauten. Viese wurden auch in dle Karten- beilagen eingetragen. Die mitgeteilten statistischen Angaben bejieben sich im wesentlichen auf das letzte Friedenssahr. In der Gouvernementsstatistik wurden die von der russischen Regierung vorgenommenen Aenderungen in Polen nicht berück⸗ sichtigt, zumal diese Aenderungen nach der Besetzung des Landes be⸗ reitz wieder aufgehoben wurden. Der Leser findet in der Schrift u a. eine knappe Geschichte der russischen Bahnen, Angaben über den Umfang des russischen Eisenbahnnetzes und seine geographische Gliederung, eine Darstellung der Verkehrsgeographie, in der auch eine Kritit des angewandten Systems geboten wird, u. a. m. ie beigegebenen Karten unterrichten uns über die Entwicklung des russischen Eisen⸗ babnnetzes, über das Verhältnis der Elsenbahnen zur Bevölkerung und zum Flächenraum der einzelnen Gouvernements und über die Personenzugshäufigkelt auf den Bahnen des europätschen Rußland. Ferner lst eine Uebersichtskarte aller Eisenbahnen und eine Karte der wichtigsten Eisenbahnen des Geblets beigegeben.

Unter dem Titel Mit der Garde im Westen“ hat der Dberprediger in Halle a. S. Lie theol. Eberhard Baumann, der ein Jahr lang als freiwilliger Feldgeistlicher den Feldzug mitmachte, Auszüge aus seinen Feldbriefen und Kriegstagebuchblättern veröffent- licht. (Drelzackbücherei, Verlag v. R. Mühlmann Max Grosse] in Halle a. S', geb. 2 50 S.) Ver Leser wird mit Interesse von de anspruchslosen, anschaulich und warmherzig geschri⸗benen Schrtft Kenntuits nehmen, die ihm manchen Etnblick in das Seelenleben der Krieger vermittelt und ihm zugleich ein Bild von der schweren und segensreichen Tätigkeit der Feldgeistlichen bietet. Ernstes und Helteres aus den Kämpfen in Serbien und am Isonjio bietet der K. K Oberleutnant der Reserve Dr. Wil helm Winkler in elner (bei Manz in Wien erschienenen) Schrift Wir von der Süd⸗Front“ (Nr. I). Der Versasser hat es verstanden, sowohl die grausige Wucht der Kampferelgnisfse, wie dag scheinbar friedliche Leben in den Kampfpausen ju schildern, in denen Humor und GDemüt zu ibrem Rechte kommen,

Die Reichsmarinestiftung hat zugunsten ibrer Friedengwohl⸗ fahrtszwecke ein hübsches Büchlein: Professor Willy Stswer, Deutsche U⸗Boot⸗Taten in Wort und Bild“ herausgegeben. In zehn stimmungsvollen farbigen Bildern wird dem Beschauer die vielseitige Tätigktit unserer U- Boote vorgeführt und mit kurzen, kernigen Worten erläutert. Der Prels deg gediegen aus⸗

estatteten Buches beträgt 2,50 S6. Die Stiftung, der der Erlöß aus dem Vertriebe des Buches zufließt, besteht unter wechselnden Namen seit naheju 57 Jahren. Sie läßt sich die Sorge für verunglückte oder indalide Marineangehörlge und für ibre Witwen und Kinder angelegen sein. Seit dem vorigen Jahre führt sie den Namen Reichsmartnestiftung! und arbeitet Hand und Hand mit anderen Wohljahrtsgesellschaften, um den erhöhten An— forderungen, die der langedauernde Krieg stellt, gerecht zu werden. Im Jahre 1915 vermochte sie rund 146 500 M für Unterstützungen aufzuwenden. Möge dag vorliegende hübsche Büchlein ihr weitere Mittel zuführen.

Nordisch⸗Fermanische Sötter⸗ und Helden agen. Für jung und alt. Von Gustav Schalk. (Verlag von Gerhard Stalling in Oldenburg; 2 M). Das vorliegende Buch konnte bereitz in einer 4. Auflage erscheinen, die stofflich erweitert und mit vermehrten Abbildungen versehen wurde. Der Verfasser erzählt in einem dem Inhalt angemessenen Ton die alten Sagen von den germanischen Göttern, von ihren Taten und Schicksalen, ferner die Sagen von Wieland dem Schmied, Helge dem Hundingstöter und Sigurd (Siegfried) und den Nibelungen sowie die Btowulf.· und Frithjof⸗ Sage. Dlese Sagenkrelse, gleich ausgeicichnet durch Gedankeninhalt wie durch dichterische Schönhest, sind bei der deutschen Jugend noch lange nicht genug bekaunt. Das Buch dürfte aufmerksame und dank⸗ bare Leser finden.

Kurze Anzeigen neu erschienener Schriften, deren Besprechung vorbehalten bleibt. Ginsendungen sind nur an die Redaktion, Wilhelm⸗ straße 32, zu richten. Rücksendung findet in keinem Falle statt.

n , Rotbuch. Diplomatlsche Akten⸗ stücke, betr. die Bezlebungen Oesterreich, Ungarng zu Rumänien in der Zeit vom 22. Juli 1914 bis 27. August 1916. 1 S. Wien, Kohl⸗ markt 20, Manzsche Hofbuchhandlung.

Staatsbürgerliche Grisehung vor und nach dem Eriege. Von Dr. Adolf Matthias. 1,20 S. Leipzig, S. Hlrzel.

Deut sche Ruhesitze, Wegweiser für Militär⸗ und Zivll⸗ vensionäre sowie deren Witwen bei der Wahl des neuen Nteder⸗ lafsungtort. Nach amtlichen Quellen bearbeltet von Polizeirat a. D. CTravertz und Amtsanwalt Laufer. Kleinoktav, geheftet 0,75 . Hellbronn a. N., Albert Oskar Müller. .

Kunst gewerbliche Altertümer und Kuriositäten (Führer für Sammler und Liebhaber von Gegenstäͤnden der Klein⸗ kunst, von Antiquitäten sowie von Kuriositäten. ) 5. Aufl. samt Zeit⸗ tafel und Yegister, bearb. von Franz M. Feldhaug. 266 S., darunter ein Martenverzeichnig von 38 S. Eleg. gebdn. 9 . Berlin W. 62, Lutherslr. 14. Richard Carl Schmidt u. Co.

Der deutsche Traum. Gin Wiener Roman aus der Neho— lutionszeit von Karl Rosner, 4,560 S6; geb. 5,50 „S6. Stuttgart, J. G. Cottasche Buchhandlung Nachfolger.

Der Herbstfeldzug 1914 am San und an der Weich sel. Mit Uebersichtskarte und 3 Kartenskizzen. (Oesterrelchisch⸗

ungarische Kriegsberichte Heft 5.) 2,40 6. Wien 1, Graben 29.

L. W. Seidel u. Sohn.

Volksbücher Heft 42: Der deutsche Teufel. Von Karl Emil Franzoß. Mit 7 Bildern von Ludwig Berland. n KR. Hamburg⸗Großborstel, Deutsche Dichter ⸗Gedächtnis⸗ Stiftung. = .

Des deutschen Volkes Meisterja hre. Der letzte Wille der Gefallenen. Von Hochschulprofessor Sr. Carl Kindermann. 360 S. 3 M; gebdn. 3,50 A6. Stuttgart, Greiner u. Pfeiffer.

Luftkreuzer im Kampf. Von Adolf⸗Viktor von Koerber (Dolf von Korb). 2 A; gebdn. 3 4. Leipzig, C. F. Amelangs Verlag.

Einführung des Scheck, und Giroverkehrs bei Spar⸗ kassen und sonstigen öffentlichen und Privatkassen. Von J. Cremer, früher Direktor der städt. Sparkasse in Aachen, jetzt Rechnunggdirektor der Landesbank in Düsseldorf, 2. verb. Auflage. Preitz 2.50 S. Düsseldorf, L. Schwann. ;

Ratgeber für die Hinterbliebenen der Kriegsteil nehm er. Eine kurzgefaßte Varstellung der Versorgunggansprüche mit Formularen für Anträge und zwei Tafeln. Von Willibald Seiffert. 3. Aufl. G 50 6. Potsdam, Stlftungsverlag.

Theater und Mufik. Schillertheater O. (Wallnertheater). Einen heiteren Ab seinen Zusch auch im

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Rabbiner David Sichel trug, von kleinen

sehen, das Seine zum Gelingen der Aufführung hei, besonders in der Szene, in der er mit einem gewissen Pathot seinen verstockten Widersachern Einkehr predigt. Vie übrigen Mitwirkenden, be⸗ sonders Marie Gundra alg geschäftige Hausmutter bei Freund Fritz sowke Karl EGljer als Steuertinnehmer Habn, standen ebenfalls auf dem rechten Platze. Das Zusammensplel ließ unter der Spiel⸗ leilung von Adolf Kürth, der selbst den Pächter Chrisiel darstellte, nichtöz zu wünschen übrig. Das Puhltkum gab seine Befriedigung über die Aufführung durch lebhaften Beifall zu erkennen.

Im Königlichen Opernhause findet morgen das dritte Zastsptel des Königlich bayerischen Kammersängers Heknrich Knote n der Münchener Hofoper, und zwar als Walter Stolzing in den Meissersingern von Nürnberg“ statt. Ferner sind die Damen Dux, hon Scheele Müller, die Herren Knüpfer, Bischoff, Henke. Philipp, Bronegeest und Bachmann darin beschäftigt. Dirigent ist der Kapell⸗ meister Dr. Stiedry. Die Vorstellung beginnt um 7 Uhr.

Im Königlichen Schausptelhause wird morgen dag vater⸗ ländische Drama „Die Quitzowg von Ernst von Wildenbruch ge— geben In den Hauptrollen wirken die Damen Avich, Heisler, Nesper, Schlüter, die Herren Sommerstorff, Gichholz, Lucas, von Ledebur, Vespermann und Zimmerer mit. Spielleiter ist Dr. Bruck.

Daz Vagabundenmädel ist der Titel des neuen Possenspiels von Jean Kren und Bernhard Buchbinder, das im Khalia— theater am Sonnabend, den 2. Dezember, zum ersten Male auf⸗ geführt werden wird. Die Musik (nach Texten von Alfred Schön⸗ feld) hat wleder Gilbert geschrieben.

Daz Marionettentheater Münchener Künstler führt morgen, Freitag, Abends 8z Uhr, das „Alte deutsche Faustsptel“, mit neuer Ausftattung von Professor Jacob Bradl und Paul Neu ver—⸗ sehen und von Paul Brann in Szene gesetzt, zum ersten Male auf.

Konzerte.

In der Dom kirche sang in vergangener Woche der St. Jo⸗ hannts-Kirchenchor aus Leipzig unter der Leitung des König— lichen Professors Röthig und unter Mitwirkung Leipziger Künstler, der Konzertsängerin Elena Gerhardt und des Orgelkomponisten S. Karg⸗Elert. Die Vortragsfolge zeigte lediglich Werke von Thomas kantoren und Domchordirigenten, nicht, wie eine Anmerkung im Programm sagte, um musikgeschichtliche Einführungen zu geben, sondern an der Hand des naheliegenden Gedanken—⸗ ganges den Ernst der Zeit und den himmlischen Trost von Herz zu Herzen tönen und in das Lied der erlösten Schar ausklingen zu lassen. Der Zweck wurde vollends erreicht. Von Herjen strömten dlese berrlichen, wonnigen Weisen, zu Herzen gingen sie, Ein Volk, das Männer wie Bach, Mendelssohn, Neithardt, Richter und Albert Becker sein eigen nennt, ist wahrlich reich. Ginzelne Chöre hesonders hervorzuheben, ist nicht vonnöten; gesungen wurden sie alle vollendet schön. Auch die Sologesänge Elena Gerhardts standen wle stets auf boher künstlerischer Stufe, und das durchdachte und fein gegliederte Orgelspiel eineß Karg⸗Elert erweckte eine wethevolle Stimmung. Ein anderes bedeutsames Chorkonzert fand in der Stngakademie statt, und zwar ein Konzert, das der Berliner Sängerverein“ (Caecilia Melodla) aus Anlaß selnes 60 jährigen Bestehens unter Hinzuziebung des Berliner Männer⸗Gesangverelns und des Berliner Liederkranz 1861, die sämtlich der Leltung des Königlichen Musikdirektors Max Eschke unterstehen, veranstaltet hatte. Die Darbietungen: Chöre von Mendelssohn, Edwin Schulz, O. Taub mann, Kaun, Rietz, Becker, Franz und Abt, standen trotz der Ein⸗ berufung von 180 Sängern der genannten Vereine jum Heeregdienst auf künstlerischer Höhe. Einige Chorkompositionen waren berelts früher in diesen Konzerten gesungen worden. Immer wieder erfreute bei der Wiedergabe die Ausgeglichenheit der Stimmen, die gute Ausg⸗— spracke und Gesangtdiszivltn der Sängerschar. Der mitwirkende Eugen Sandow bereitete den zahlreichen Zuhörern durch den schönen Ton seiner Kniegeige ebenfalls einen vollen Genuß. Im Beethavensaal brachte sich der umsichtige Dirigent Hermann Abendroth aus Cöln in einem mit dem Phil harmonischen Orchester gegebenen Konzert in angenehme Eriinnerung. Seine Art, Beethoben und Händel aug zudeuten, ließ aufhorchen, wie eg die VI. Symphonle (Pastorale) und das Concerto grosso zur Genüge bewiesen. Eln wenig mehr Ruhe in den Bewegungen wäre von Vorteil gewesen. Zwischen den beiden genannten Werken stand das Flavierkonjert in A⸗Moll 3 54) von Schumann mit Gisela Springer am Flügel. Obgleich bier und da rhythmisch nicht alles feststand, konnte man sich doch der fein. geistigen Art ihres Spiels erfreuen. Ligzts Ungarische Phantaste für Orchester und Klavier, die den Abend abschloß, erfordert dagegen mehr Draufgängertum und Kraft. Der Künstlerin liegt dag Lyrische besser. Technisch war ihr Spiel obne Tadel. Immer darf man sich einen Genuß versprechen, wenn, wle jüngst in demselben Saal, MaxFiedler an der Spitze bes Philharmonischen Orchesters steht. Sein Programm wies, da die Uraufführung eines neuen Werks von Max LVrapp für dlegmal unterbleiben mußte, die Namen Haydn, Schumann, Beethohen auf. Besonders schön wurde Beethobens 5. Symphonie gespielt. Vas ausberkaufte Haug dankte dafür init brausendem Beifall. In ebenso vollendeter Ausführung konnte man dasselbe Werk an einem Berthoven⸗Abend⸗ bes Philharmontschen Orchesters unter der Leitung des Professors Karl Panzner in der Phil.

harmonke hören. Der Jubel des Publikums zeigte dem genannten Dirigenten, der jetzt an der Spiße des Vüsseldorfer Musiklebens steht, ue er hier noch unvergessen iff. Solist des Abends war Artur Schnabel, der im Verein mit dem Orchefter die Konzerte in G-Dur und Ez⸗Dur in künstlerischer Vollendung spielte. Der 2. Kammer- musikahend des Kling ler⸗Quar tets in der Singakadem e bot der zahlreichen Hörerschaft einen hohen, ungeschmälerten Kunstgenuß. Das Programm enthielt die Streichquartette in B⸗Dur Op. 67 von Brahms, in Eg Dur Op. 428 von Mozart und das D⸗Moll⸗ Quartett Der Tod und das Mädchen“ von Schubert. Alle drei Werke wurden mit technischer Meisterschast und mit ltebevollem Eingehen in die mustkalischen Gedanken wiedergegeben. B. Großmann, der im Klindworth⸗Scharwenka⸗ Saal mit Leo Gollanin (Ge⸗ san), Felix Mendelssohn (Cello) und Ludwig Men delssohn (Klavier) einen Jüdischen Kompositionsabend“ veranstaltete, deckte damit den musikalischen Tisch insoferu mit neuer Speise, als er nicht nur uralte hebräische Melodien in seine Arbeiten verwob, sondern auch neuere Weisen in sinnfälliger Art verarbeitete. Es war ein gewagter Versuch, der ihm, dem gewandten Tonsetzer, überraschend gut gelang. Sehr wirksam waren das liebliche Ghettolledchen (Rachel) und ‚Ginst“ (ganz mode n behandelt) sowte Rachel singt . Klabplerwerke von Mendelssohn, Beethopen, Chopin, Granados, Sel hen und Liszt trug im Meister⸗Saal Sändor Vas mit gutem Erfolge vor. Feine, ausgeglichene Technik paarten sich in seinem Vortrag mit tiefem Empfinden. Die Groß⸗ zügigkeit, die das Klavlerspiel Max Pauers, der den ersten seiner diesjährigen Musikabende im Bechsteinsaal gab, auszeichnet (Fis⸗ Moll⸗Sonate von Brahmg), ist sciner Kunst freilich noch nicht eigen Noch weniger ist das bei Hedwig Nissen der Fall, die sich in dem⸗ selben Saale hören ließ. Die guten technischen Eigenschaften ihres Spiels wurden durch die kühl verstandesmäßige Art ihres Vortrags erheblich gemindert. Unter den anderen Instrumentalisten, die in voriger Woche hier konzertierten, ist der Geiger Em il Telm ànyi (Blüthner⸗ saal) nicht zu übergehen. Sein wundervoller Ton, seine durchgeistigte Auffafsung ließen selbst bei der übermäßig langen, mit Schwiertg— keiten überhäuften E. Moll⸗Sonate von Busoni eine Ermüdung des Zuhörers nicht aufkommen. Zum Schluß seien zwei Sängerinnen erwähnt, die beide vorwlegend gunstige Eindrücke hinterließen. Frida Ste wert · Michels erfreute im Klind wort h⸗Scharwenta⸗Saal, von Fritz Lindemann begleitet, besonders durch ihr reizvolles Piano und die warme, individuell gestaltende Kunst des Vortrags, Hedwig Geißler (Bechsteinsaal) mehr durch die Klangfülle und Schönheit ihres Soprans. Bei ihrem Gesang trübten aber kleine Ungleichheiten der Tonhildung und undeutliche Aussprache den Eindruck. Von den von ihr zum eisten Male gesungenen Liedern von Hermann Wetzel, ihres Begleiters am Klavier, gefielen die nach altdeutschen Bolks— welsen bearbeiteten am besten.

Marnigfaltiges.

Junge, unverheiratete Landwirte im Alter von 16 bis 30 Jahren, auch Kriegsbeschädigte, können nach vierwöchlger Ausbildung durch die en r e , für die Proplnz Brandenburg sofort als Kontrollbeamte für Rindviehzucht, auch außerhalb der Provinz Brandenburg, Stellen erhalten. Die Zahl der offenen Stellen ist

roß. Daz Jahresmindesteinkommen beträgt bei freler Station 750 4.

Dte nächsten Kurse beginnen am 8. Januar und 5. Fehruar 1917. Ausführliche Mitteilungen über die Bedingungen sind bei der Land—⸗ wirtschaftskammer für die Provinz Brandenburg, Berlin NW. 40, Kronprinzenufer 416, erhältlich.

Lon don, 22. November. (W. T. B.) ‚Vlovds“ meldet, daß der Dampfer Tenbergen“ auf der Fahrt von Buenos Aires . ö bei Brest gestrandet ist; die Besatzung wurde gelandet.

St. Petersburg, 21. November. (W. T. B) Nach er⸗ gänzenden Mitteilungen der „Petersburger Telegraphenagentur“ ist nach Aufräumung der zerstörten Baulichkeiten die Zahl der bet der Explosion im Hafen Bakaritza bei Archangelsk getöteten Menschen auf 314 festgestellt worden. Die Zahl der Verwundeten beträgt nach den Berichten der Krankenhäuser 49 Offiziere und Beamte, 437 Soldaten, 131 Einwohner und 25 Frauen. Von den Besatzungen englischer Handelsschiffe kamen 27 Mann umg Leben und 25 wurden verwundet. Die so bedeutende Anzahl der Opfer erklärt sich daraus, daß die Explosion sich während der Mittagspause ereignete, als die Leute in den gegen eine Grplosion nicht geschützten Baracken ruhten. Entschieden wird in Abrede ge—⸗ stellt, daß sieben mit Munttion beladene Dampfer vernichtet worden seien. In Wabrheit sei nur der Dampfer Baron Driesen' zugrunde gegangen, und dieser zerstörte nur einen anderen Dampfer, nämlich den Earl of Farfor“.

Rotterdam, 22. November. (W. T. B.) Der holländische Dampfer „Grenadier ist in Sturm bei Jarmouth ge— strandet. Die Ladung wird geborgen.

Ystad, 20. November. (W. T. B.) Heute nachmlitag sind hiesige Lotsen mit elf Mann des Hamburger Dampfers Fritz Hugo Stinnes 5' hier eingetroffen, der infolge einer Kesselexplosion südlich von Sandhamn untergegangen ist. Er war mit Erz von Lulea nach Hamburg unterwegs. Der Kapltän und sechs Mann bestiegen das erste Rettunge boot, elf Mann das jweite; ersteres kenterte, und man sah zwei Mann sich an den Trümmern anklammern; ihr welteres Schicksal ist unbekannt. Der schwedische Dampfer ‚„Bore“ nahm die elf Mann des zweiten Bootes auf und rief die Istader Lotsen herbei.

So fia, 22. November. (W. T. B.) Gestern erfolgte die amtliche Besichtigung des von der deutschen Sanitätsmission in der Ninkoffschule aus den Mitteln der deutschen Sammlung für das Bulgarische Rote Kreuz eingerichteten Orthopädischen Instituts. Der Zar Ferdinand hatte den Kabinettechef Dobrowitsch, den Generaladjutanten Markow und den Leibarzt Dr. Meyer entsandt. Das Ministerlum war fast volljählig mit dem Ministerpräsidenten Radorlawow an der Spitze erschienen. Die Herren wurden von den Mitgliedern des deutschen Hilfsausschusses für das Bulgarische Rote Kreuz, dem Stabtarzt Goldammer, dem Präsidenten der deutschen Kolonie Kaufmann und dem Bankdlrektor Glum empfangen. Die Führung übernahmen die leitenden Aerzte Oberarzt Sachs und Dr. Kohlschütter. Die Besucher besichtigten alle Abteilungen des Instituts, beobachteten die Kriegsbeschädigten bei threr Tätigkeit und sprachen ihre volle Anerkennung für das Gesehene aus.

Gaudel and Gewerbe.

den im Reichsamt des Innern zusammen⸗ Nachrichten für Handel, Industrie und Landwirtschaft“ ) Dänemark.

Behandlung der Ausfuhranträge für Heu und Strob. Wie Berlingske Tidende' au gut unterrichteter Quelle erfahren bat, ist zu erwarten, daß das Landwirtschaftsministertum den geäußerten Wünschen der landwirtschaftlichen Qrganisationen wegen Zulassung einer Ausfuhr von Stroh entgezenkommen wird.

Die Bewilligung wird sich edessen nur auf eine begrenzte Menge erstrecken. Auch wird die Ausfuhr erst nach Neujahr und unter der Voraugsetzung stattfinden, daß die Staatsbahnen zu dieser Zeit Wagen für die Ausfuhr stellen können, was gegenwärtig nicht der Fall sein würde.

(Aus gestellten

Die Wünsche der landwCertschaftlichen Organisatlonen bezogen sich auch auf Heu. Von einer Heuautfuhr ann indes kelne Rede sein. (Berlingske Tidende,)

Ordnung der Ausfuhr von Kalb fellen. Unter dem 15. November 1916 hat das Justizministerium eine Bekanntmachung ͤber die Ausfuhr von Kalbfellen erlassen. Danach darf künftig die Ausfuhr von Kalbfellen nur über Kopenhagen, Ohense, Aarhus und Aalborg und nur unter der Voraussetzung eiern daß die Felle bei einer Besichtigung durch Fachkundige alt aus fuhrberechtigt befunden worden sind.

Wegen dieser Untersuchung hat man sich mindesteng 4 Tage vorher an den Gemeigsamen Ausschuß der Großhändlersozletät und des Industrleratz (Adr. Vester Boulevard 18 in Kopenhagen) zu wenden. Die mit der Untersuchung verbundenen Kosten hat der be—⸗ teiligte Absender zu tragen.

Gleichzeitig werden die Bestimmungen, wonach jedes Beschnelden der Kalbfelle, wodurch sie unter die festgesetzte Gewichtegrenze von 8 kg im Saligewicht und 4 kg im trockenen Justand gebracht werden, verboten in, von neuem eingeschärft.

Dieses Verbot hezteht sich nicht auf das Abschneiden des Kopfes, der Ohren und des Schwanzes.

Die Bekanntmachung ist sogleich in Kraft getreten.

(Nach Berlingske Tidende.)

Neuordnung des Verkehrs mit Fischen. Die Verhand⸗ lungen über eine Revision der geltenden Fischordnung sind ab⸗ geschlossen. Die Ausfuhrabgabe wird von 3 auf 10 v. H. erhöht. Dadurch verringert sich der Zuschuß der Staatz kasse bedeulend. Die Höchstpreise für Fische sind neu geregelt und außerdem für Dorsche und Schollen erweitert worden, sodaß fämtliche Größen erfaßt werden. Man rechnet damit, daß dadurch die einheimlsche Versorgung reich—⸗ licher werden wird. Die Bestimmungen über die Ausführung (Ad⸗ ministration) der Fischordnungen sind nicht wesentlich geändert worden. (Nach „Berlingeke Tidende ).)

Schwe den.

Au sfubrverbote. Mittels Königlicher Kundmachung ist ein allgemeines Verbot der Autfuhr von lebenden Tieren erlassen worden. Das Verbot erstreckt sich auf sämtliche Waren, die unter den Nrn. 49 bis 54 des statistischen Waren verzelchniffes genannt sind.

Gleichzeitig ist das Ausfuhrverbot für Konserven dahin er= weltert worden, daß es alle Eßwaren tierischen und pflanzlichen Ur⸗ sprunges, die sich in hermetisch berschlofsenen oder luftdichten Behält⸗ nissen befinden, umfaßt. Dle Verbote sind mit dem 5. Nobember 1916 in Kraft getreten. (Nach Stockholms Dagblad.)

Niederlande.

Aus fubrverhote, Dle Ausfuhr von Gewürjen und Riechstoffen ist verboten worden. (Telegramm des Kasserlichen Generaltonsulatg in Amsterdam vom 12. Nobember 1916)

Autfuhrbewilligung für Mohrrübensam en. Der Landwirtschaftaminister hat verfügt, daß AutLführer und Züchter von Gartensämereien, die bei der Staateskommisston zur Aufsicht über die Vereinigung „Saatzentrale! eingetragen sind, Aue fuhrbewilligungen für bestimmte Mengen Mohrrübenfamen erhalten können. Bie Sorten sind durch die Kommifsion näher zu bezeichnen. (Bericht des Kaiserlichen Generalkonsulats in Amsterdam)

Nach dem Geschäftsbericht der Kriegskreditbank für

Ostpreußen Gesellschast mit beschränkter Haftung in Köntasberg i. Pr. über das zweite Geschäftsjahr 191516 batte die Bank auch im jweiten Jahre ihres Bestehens reichlich Gelegen beit zur Be—⸗ taͤtigung, hauptsächlich deshalb, well sie mehr und mehr die Stärkung des Kredits bei dem Grundbesitz in Stadt und Land zu ihrer Aufgabe machte. Die vielfachen Schädigungen und Erschütterungen, die der Grundbtsitz insbesondere in den durch die feindlichen Einfälle ge⸗ schädigten Bebieten erlitt, veranlaßten Hypothekengläubiger in großer Zahl, die ausgeliebenen Gelder jurückjujieben, zumal sie genügend Gelegenhelt zu besserer Verzinsung ihrer Kapttalten fanden. Die Bank war bemüht, Verschiebungen der Kreditverbämtniff- zu verhüten und, wo dies nicht gelang, den gefährdeten Grundbesitzern durch Kredit- gewährung Hilfe zu leisten, unter Geschrankung auf solche Fälle, wo ordnete wirtschaftliche Verhältnisse und keine Ueberschuldung des Grundbesitzes vorlagen. Bei mehr als der Hälfte der neu gewährten Kredite handelte es sich um Beträge je unter 46 3000. Es wurden Kredite bewilligt bejw. in Anspruch genommen im Berichts fahre 1915/16 285 mit S 4 145 505 bezw. 255 mit Æ 3 316 802, seit Be⸗ steben der Bank 734 mit Æ 11746 095 bejw. 640 mit S 6 596 C63, jurückgejablt bleher 298 mit Æ 1778 827, sodaß ins neue Geschäftgfabr berübergenommen wurden 436 mit S 9 967268 bejw. 342 mit K 4817636. Von den im abgelaufenen Geschäftsjahre bewilligten bezw. in An⸗ spruch genommenen Krediten entfielen auf: Landwirte 115 mit 4A 1833469 bejw. 102 mit Æ 1635035, Kaufleute 107 mit S 1069180 bejw. 97 mit Æ 1048820, Handwerker 51 mit ls

12 zw. S8 mit S 426 695; M1. 80 hezw. 16

180 mit S 3 575 615 der Rest g Weripaplere, Forderungen an Behörden, nde öffentlichen Rechts sichergestellt. Nack dem Stande 0. September 1916 verteilten sich die be⸗ willigten bezw. in Anspruch genommenen Kredite auf: Landwirte 198 mit M 2751 076 bejw. 173 mit A 2296 420, Kaufleute 167 mit e 1962 2890 bezw. 130 mit S 1 534 8900, Handwerker 43 mit MS 326 013 bejw.: bezw. nichts, Verb 10 mit M 770 241; 168 mit S 2724 bejw. 69 mit S6 478 350, über 6 10 000 bis S 50 000 88 mit 2482 000 beiw. 68 mit Æ 1712 000, über Æ 50 000 38 mit 3 511 642 bez mit Æ 2354876; gegen Hopotbeken 265 mit 5772 362 bezw. 249 mit S6 3 689 086, Blankokredite an Ver⸗ öffentlichen Rechts 12 mit S 3 gol 340 bezw. 5 mit 1 0065600, der Rest gegen Wer papiere, Bürgschaften, Abtretung von Forderungen an Behörden. Die Gesamt⸗ umsätze auf einer Seite des Hauptbucheg betrugen 63 865 285 4 gegen 46761 589 6 im Vorjabre. Die Diekomwerpflich⸗ tungen bei der Reichs bank beltefen sich am Schlusse des Geschäfts-= jahres auf 3 929 573 4M gegen 2 114740 Æ am Schlusse des Vorjahreg. Das Gewinn. und Verluftkonto weist einen Reingewlnn von 11898 220 4 auf, wovon auf das eingezablte Kapital von 2 625 000 wie im Veriabre 4 u 105 0900 4 verteilt und den Rest von 14020 4 dem Reservefonds zugeführt werden sollen. Das Arbeitsfeld der Bank erfuhr eine erhebliche Erwelterung durch Angliederung der Kriegshilfskasse der Provinz Ostpreußen an die Bank. Die Kasse hat als besondere Abteilung der Bank ihre Tätigkeit mit dem Beginn des Geschäfts jahres 1916 17 aufgenommen. Gemäß den bestehenden Vorschriften sind Anträge auf Kreditgewährung dem zu⸗ ständigen Ortsausschusse ee sind in allen Kreisen und kreisfreien Städten Ostpreußens 39 Ortgaugschüsse eingesetzt einzureichen. Diese geben die Kreditanträge nach genauer Prüfung mit ihrer Be- urteilung und Entscheidung an die Bank weiter, wonach diese die endgültige Eiledigung in direktem Verkehr mit den Kreditnebmern in die Wege leitet. ö Darlehen sollen den Hoöͤchstbetrag von 3000 im Ginzelsalle nicht überschreiten und in aneemessenen Fristen und Raten bis spätestens 1. April 1826 zur Rückzahlung kommen. Per-

Bürgschasten, Blankokredite