1917 / 100 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 27 Apr 1917 18:00:01 GMT) scan diff

Dampfer „Zenobig“ (000 Br. Reg. To) mit Kohlen von England nach Italien; am 17.4. ein unbekannter, tief beladener Dampfer von etwa 3500 Br. Reg. To.; am 18. 4. der bewaffnete englische Dampfer „Rinaldo“ (1321 Br. Reg.-To.) mit Kohlen wahrscheinlich für Italien. Die versenkten Segler hatten hauptsächlich Schwefel nach itallenischen Häfen geladen. Nach eingetroffenen Ergänzungsmeldungen befanden sich unter den am 16 April bekanntgegebenen L-⸗Booterfolgen im Mittelmeer noch folgende Dampser: Der bewaffnete eng⸗ lische Dampfer „Britannia“ (3129 Br.-Reg.⸗To.) mit Baumwolle von Alexandrien nach Liverpool, der bewaffnete englische Dampfer „Calliope“ (8829 Br-⸗Reg⸗To) mit 5100 t Kohlen von Cardiff nach Malta, der bewaffnete englische Dampfer „Trefuses“ (2642 Br⸗Reg.⸗To.) mit 14000 t Kohlen von Cardiff nach Alexandrien, der bewaffnete englische Dampfer „Tremorvah“ (386674 Br⸗Reg.⸗To.)

Der Chef des Admiralstabes der Marine.

Kopenhagen, 26. April. (BW. T. B.) Das Ministerium des Aeußern teilt mit, daß nach einer Meldung der Vereinigten Dampsschiffahrtsgesellschaft der Dampfer „H dun“ auf der Reise von Frederikshavn nach Christiania mit Reisenden und Ladung von einem deutschen Kriegsschiff aufgebracht und nach einem deutschen Hafen übergeführt worden ist.

London, 26. April. (Reutermeldung) Dle amerika⸗ nischen Blätter berichten: Der Kapitän des am erikanischen Dampfers „Mongolia“ (13539 Br. Reg. To) meldete, daß sein Schiff von einem deutschen U⸗Boot durch Geschütz⸗ feuer zum Sinken gebracht worden ist.

Wohlfahrtspflege.

Seine Königliche Hobeit der Großherzog von Sachsen stlftete, wie dem . W. T. B. aus Welmar herichtet wird, aus Anlaß der Taufe seines zwelten Sohnes 100000 S für die Woblfahrt des Landes; die Summe soll zur Förderung wohltätiger und gemein⸗ nütziger Zwecke dienen.

Bevölkerungsspolitisch nutzbringende Stiftungen.

Die Deutsche Gesellschaft für Bevölkerunggpolitik teilt mit: Obwohl der Krieg alle verfügbaren Kräfte in den Dienst der milltärischen und . Organisationen gestellt hat und man glauben sollte, daß dag Denken und Wollen der Menschen und dle zur Verfügung stehenden Mittel gänzlich durch diese Maßnahmen in Anspruch genommen seien, zeigt sich doch die erfreuliche Tatsache, daß in größerem Umfange und mit viel größerer Häufigkeit Mittel für wohltätige Zwecke aufgewendet werden. Wir denken hler garnicht an die Liebeszaben, die in der ersten Zeit des Krieges überreich und auch jetzt noch über Erwarten reichlich geflossen sind, sondern wir denken an die Fülle von Stiftungen, von denen man jetzt fast täglich lesen oder bören kann. Eg ist dies nicht nur ein Zeichen dafür, wie tief die Zelt die Gemüter gepackt hat. Naturgemäß sind diese Stiftungen fast ausnahmslos der Linderung der aus dem Kriege und seinen Folgen entspringenden Not gewidmet und sollen entweder der Kriegswaisen⸗ und Witwenfürsorge oder der Fürsorge für die in ihrem Erwerbe behinderten oder beschränkten Krieggverletzten dienen. Es hat den Anscheln, als wenn die Ait der Stiftungen auch eine andere wäre als in Friedenszeiten. Viel mehr als sonst schelnen auch Personen, pie nicht ju den sehr begüterten gehören, bie Urheber solcher Stiftungen zu sein. Daraug darf man schließen, wie sehr eg dem einzelnen Stifter Herzengzsache ist, jzur Lin⸗ derung der Folgen des Krieges beiutragen. Dabei bleibt nun eines verwunderlich, daß garnicht oder nur in verschwlndendem Maße Stiftungen gemacht sind für einen Zweck, der eigentlich seit Monaten den Geist nm. Volkes beschäftigt und der wieder und immer wieder in der Tagespresse bebandelt wird, wir meinen, daß bisher ver⸗ schwindend wenig Stiftungen sich in den Bienst der Be⸗ völkerungspolitik stellt en. Es fehlt an Stiftungen, die den Kriegs walsen, die heranwachsen, die Gründung eines eigenen Haut halts ermög⸗ lichen, es fehlt an Stiftungen, welche die Begründung eines selbsländigen Erwerbes unter der Voraussetzung der Gründung einer Familie erleichtern, und es fehlt vor allen Dingen in fast sämtlichen Kriegsstiftungen, die gemacht wurden und es sind nicht wenige, die dafür in elracht kommen —, die Bestimmung, daß aus ihren Mitteln in erster Linie kinderreiche Familien oder die Abtsmm⸗ linge aus kinderreichen Familien bedacht werden sollen. Dies ist umso erstaunlicher, als man seit Monaten fast täglich in den Zeitungen von Beratungen und Verhandlungen darüber Liest, wie dem Geburtenrückgang entgegenzuwirken und wie der Verringerung der Bevölkerung durch den Krieg entgegen⸗ zutreten sei. Nicht laut genug kann daher die Stimme erhoben werden: Ihr alle, die Ihr . aus warmem Herzen von Eurem Dah und Gut hergebt, um Stiftungen zu machen, die die harten Folgen des Kriegeß lindern wollen, Ihr alle denkt daran, wie Ihr durch von Euch iu neffende Bestimmungen Eure Gaben in den Dienst dessen stellt, was vor allem dem deutschen Volte nottut: in den Dienst der Erhaltung und Mehrung seiner Volkskraft.

Der Hauptausschuß der Gesellschaft für Volksbil dung hielt am 21. d. M. unter dem Vorsitz des Prinien Heinrich zu Schoenaich⸗Carolath elne Sitzung ab. Die Gesellschaft gab im verflossenen Jahre 479 947 ½½ aus, u. a. für Volksbüchereien 143 000 M, für Kriegsbüchereien 125 900 „, für vaterlän— dische Vorträge 20 600 4, für örtliche Bildungszwecke 25 000 6s. Seit Beginn des Krieges gab die Gesellschaft für die Truppen im Felde und in den Lazaretten rund 800 000 Bücher unentgeltlich ab. Vaterländische Vortragsabende wurden in Groß Berlin von der Gesellschast leit Beginn des Krieges ins⸗ gesamt 694 veranstaltet, im Winter 1916 17 193. Die Friedens⸗ arbeit der Gesellschaft erfuhr manche Ginschränkungen, konnte aber im verfloffenen Jahre ungeslörter fortgesetzt werden als in den beiden ersten Krlegsjahren. Der Haushaltungsplan für 1917 sieht eine Ausgabe bon 630 500 S vor; davon sollen au!— , ,. werden jür Volksbüchereien 250 000 „, für Kriegs⸗

üchereien 150 000 S, für Vorträge und vaterländische Vor⸗ tragsabende 40 000 S, für Lichtbilder, Bildwerfer und das Wanderkino 85 000 6, für Verbreitung gemeinnütziger Schriften und Lehr⸗ und Uebungsbücher für Krieggverletzie 25 009 6. Die von der Gesellschaft verwalteten Stiftungen (Abegg⸗, Rickert und Schulze⸗ Delitzsch⸗Stiftung) haben ihre Tätigkein: Verbreltung von gemein⸗ nützigen Schriften, Unterstützung unbemittelter Volkebüchereien und Versorgung von Krlegebeschädigten mit Lehr⸗ und Uebungsbüchery, in erböhtem Umfange sortgesrtzt. Der Voisitzende hob besonders berpor, daß die Gesellschaft auch erböhte Unterstützung und warme An⸗ erlennung von vielen Seiten gefunden babe. Die diesjährige Haupt- versammlung wird wleder in Berlin stattfinden und u. 4. über Volks⸗ und e, r . derhandeln.

Nach einer de. von W. T. B.“ aus Welßenfels hat der Kommerzlenrat Nolle dieser Stadt zur Grrichtung einer Säuglingskrippe, die in einem ebenfalls von Nolle geschenklen Gebäude errichtet wird, 100 000 4 zur Verfügung gestellt. . gemein⸗ vützige Zwecke scherkten die Schuhfabrikantéin Wenzel u. Lewin

Verkehrs wesen.

Es liegt Anlaß vor, darauf hinzuweisen, daß Auf⸗ oder Einklebungen irgendwelcher Art außer auf Post⸗ karten sowie Abschnitten von . und Paketkarten auch auf Umschlägen usw. zu Briefen, Drucksachen, Geschäfts⸗ papieren und Warenproben nach dem nichtfelndlichen Ausland leinschließlich der mit Deutschland verbündeten Länder) und nach ben besetzten feindlichen Gebieten bis auf weiteres nicht angebracht werden dürfen. Das Verbot gilt auch für Zettel mit der Aufschrift der Sendungen.

Vom Reich s-Kursbuch erscheint Anfang Juni eine neue Ausgabe zum Preise von 250 6. Bestellungen nehmen an fh C fh inen und Buchhandlungen entgegen. Der Postbezug für mehrere aufeinanderfolgende Ausgaben ist zurzeit aufgehoben.

Zum Postvertrieb aus Deutschland nach dem General⸗ gouvernement Warsch au sind sortan widerruflich alle Tages⸗ zeitungen in deutscher oder fremder Sprache, alle Zeischriften in beutscher Sprache fowie eine beschraͤnkte Augzwahl von fremdsprachigen Zelischriften zugelassen worden.

Theater und Musik.

Lessingtheater.

Heinrich Manng dreiaktiges Drama Madame Leg rag. fand bei seiner gestrigen Erstaufführung im Lessingtheater eine geteilte Aufnahme. Belfallspendende und Zischer lämpften zum Schluß zen bei folchen Gelegenheiten üblichen, wenig erquicklichen Kampf. Mit keiner der belden streltenden Partelen kann man sich bedingung los einberstanden erklären. Es ist zuzugeben, daß der hauptsächlich alt Erjähler erfolgreiche Verfasser in eönigen Szenen seines Dramas Sinn für das Büähnenmäßlge bewiesen hat; Spannungen werden er— zeugt, Gegen sätze werden . Massensienen geschickt verwendet, und auch auf bildmäßige Wirkungen wird Bedacht genommen. Sleht man näher zu, so meikt man bald, daß Mann bei keinem geringeren als Schiller in die Lehre gegangen ist, dessen dramatischen Werken er mancherlekt Motive entnahm, um sie auf seine Art ju verwerten. Aber seine pfychepathologische Art ist von dem ge⸗ unden Sin Schillers so grundverschieden, daß man durch solche Nebnlichkelten nur unangenehm berührt wird. Vie Hauptgestalt der Madame Legros trägt die inz Krankhafte verterrten Züge der Jungfrau von Orlean 6. Der ehrsamen kleinen Bürgersfrau, ven der man ersähnt, daß fie kürzlich ein totes Kind zur Welt brachte, fällt vor der Bastille Anno 17589 ein Zettel in die Hand, den ein seit einem Menschenalter dort Gingekerkerter zum Fenster hinauswarf. Der Gefangene beteuert darin seine Unschuid und fleht um seine Befreiung. Der Bürgersfrgu, die bieher friediich ihren häuslichen Pflichten nachging, bemächtitzt sich nun der Wahn, sie Habe die Sendung, „den Unschuldigen zu befreien“. Ihrem Gatten zum Trotz sucht sie die Nachbarn aufzuwiegeln und vertraut sich, da das nichts fruchtet, einem jungen leschtsinnigen Chevalier an, der um den Preis ihrer Ehre bereit ist, ibren Wunsch zu erfüllen. Dieser dem Lord Le cester ähnelnde Höfling hält Wort, denn er ist ein Begünstigter Marie Antoinettes. In einem Parke (ogl. Maria . führt er die Zusammenkunft der Madame Legios mit der Königin herbei, der dle Buͤrgersfrau zunzchst leidenschaftlich ihre Meinung sagt. Aber diese Königin von Heinrich Manns Gnaden ist anders ge⸗ artet als die Schillersche Glisabeth; die Begegnung mit der Bürgers frau sst für fie ein angenehmer Nervenkitzel, so daß sie schließl ich die Befrelung des Gefangenen anordnet und der Akademle die Weisung erteilen läßt, Madame Legroß mit dem Tugendpreis zu krönen. Im dritten Aft fleht man die fesllich gekleldete Madame Legros nach ber Be= freiung deg Unschuldigen und nach dem feierlichen Stagtsakt von der Menge, die sie nun wie eine Heilige verehrt, nach Hause geleitet vgl. wiederum . Jungfrau von Orleang., Krönunggatt); sie steht enigelstert da, ez ruͤhrt sie nicht das allgemeine Glück‘, denn auch ihr ift das Her verändert und gewendet. Ihr leidenschaftlicher Erteb, den ‚Unschuldigen zu befrelen', ist geffillt. Das Volt aber verlangt von ihr weltere Taten, es gilt noch mehr Unschul dige aus Kerkerbaft zu befreien. Man rüstet sich zum Sturm auf die Baistille. Aber Madame Legros, vor deren Augen der bis her ihrer Ehre nach⸗ stellende, vun plötzlich jur Tugend bekehrte Chevalier von der auf⸗ geregten Menge erschlagen wird, schließt sich dem Volkshaufen nicht an. Site bleibt bei ihrem polternden, dem Musikus Miller nahe berwandten Gatten im sorgfälrig verschlossenen Heim zurück, während draußen die eisten Siurmzeschen der Reyolution sich särmend regen. Die Aufführung dieser absonderlichen Schillerparaphrase war ohne Tadel. E war nicht die Schuld der Darsteller, wenn sie die blutlecren, konstruterlen Gestalten der krausen Handlung nicht ganz mit Leben erfüllen konnten. Ling Lofsen wirkte als Madame Legras mehr durch ihre sympathische Persönlichkeit als ducch die Fähigkeit, die kranlhafte Seelenverfassung der Titelgestalt überzeugend wieder⸗ zugeben. Ver von dem geschichtlich überlieferten Wesen der Marie Untoivette in diesem Drama so stark abweichende Charakter der Königin gab elner neun Darstellerin, Emilia Unda, Gelegenheit, sich als geschmackvolle, zart andeutende Künstlerin einzuführen. Bruno Ilener als Legroz, Kurt Götz als Chtvalter, die Damen Grüning, und Carlfen, bie Herren Schroth, John und andere in den wichtigeren Rebenrollen zeichneten sich ebenfalls aus. Die Spielleitung führte mit geschickter Hand Viktor Barnowsky.

Im Königlichen Opernhause wird morgen, Sonnabend, „Rigoletto‘ mit den Damen Hansa, von Scheele⸗Müller, Birken— ström und den Herren Kirchner, Groenen, Schwegler, Hahich, Krasa Bachmann und Funck in den Hauptrollen aufgeführt. Dirigent ist der Kapellmeister von Strauß.

Im Königlichen Schausplelhause gebt morgen Wilden bruchs Trauerspsel Die Karolinger! mit den Damen Durieux und Schlüter, den Herren Kraußneck, Sommerstorff, Clewing, Engels, von Ledebur, Mählhofer, Vegpermann in den Hauptrollen in Szene.

Im Deutschen Opernhause findet am nächsten Sonntag, Abendg 69 Uhr, eine Aufführung der Meistersinger von Nürnberg“ zugunsten der Nationalstiftung für die Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen stati. Di- i,. isi folgende: Hans Sachs: Suliuz vom Scheidt, Pogner Einst Lehmann, Beckaesser: Ghuard Kands, Kothner: Jacques Bilk, Walser von Stolning: Rudolf Laubenthal, Eva: Neliv Merj, Dapld: Gustav Werner, Magdalena: Luise Marck- Lüder. Dirigent ist der Kapellmeister

Rudolf Krasselt. Mannigfaltiges.

Unter dem Titel Denkwürdige Stätten aus Nord. frankreich sind bei B. G. Teubner in Leipzig 12 Karten nach Driglnallithographien von Karl Lotze erschienen (Mappe 1 4K, Einzel⸗ karte 19 3). Die Bilder des feldgrauen Graphtkers führen uns in jene durch Geschichte, Sage nnd Kunst gleich bedeutunge volle Landschaft Frank⸗ reichs, die nun für uns auch durch die Champagne⸗ und Argonnen⸗ kämpfe, durch die Monate währende Sommeschlacht ewig denkwürdig ift. Manche der Stätten, die hier von Känstlerhand festgehalten wurden, sind , ,, den sie umtobenden Kämpfen zum Opfer ge⸗ fallen; um so dankbarer dürfen wir dem mug, Zeichner sein, der trop des Grauen der Schlachten den riffel führte. Die Karten, mit denen ih ein Stück Kunst. und Kulturgeschichte von mittelalterlicher Romantik an bitz zu der Zeit des

werden nicht nur elne wertvolle Erinnerung für unsere Feldgrauen, die an den Kämpfen um diese bedeutungsvolle Stätt, teilgenommen haben, sein, fie sind auch für jeden, dem all diese Namen aun den Heeresberichten bekannt sind, den die weltbewegenden Greign isse auf den Schlachtfeldern Nordfrankreichs erschüttert haben, von bleibendem Wert.

Die deutsche Seen das dramatlsche Spiel von Geor Engel mit der Musik von Paul Scheinpflug, das am 24. d. M. unter der Spiellestung Fritz Friedmann⸗Frederichs im Zirkus Busch mit großem Erfolge aufgeführt wurde, ist bleher täglich vor ausver. kauften Häusern wiederholt worden. Dle Leitung der Eh renbei⸗ bilfe fär die Marine“ hat sich infolgedessen entschlossen, die Festsptele bis einschließlich 4. Mai zu verlangern. Am morgigen Sonnabend, Nachmittags 3 Uhr, 6 ine Schuülervorstellung, am Sonntagnachmittag (3 Uhr) eine ondervorstellung, n der (. Er⸗ wachsene ein Kind frei einfähren kann, statt. Die Abendvor tellungen beclnnen um 75 Ühr. Der Vorverkauf findet bei A. Wertheim, Bote u. Bock, dem „Invalidendank‘ und an den Iirkuskassen für alle

Vorstellungen statt.

irschberg, 26. April. (W. T. B.) In der vergangenen gad ich hr . Papierfabrik in Peters dorf im Rlefengebirge zum größten Teil niederg ebrannt. Der angerichtete Schaden ist sebr erheblich. Der Betrieb der Fabrik, die etwa hundert reiter beschäftigte, wurde elngestellt. Man vermutet, daß der Brand durch daz Heißlaufen eines Lagers verursacht wurde.

Regensburg, 26. April. gn T. w Königliche Hoheit die Frau 6 ax von Württem berg hat der Hol banka u ssst eile in Regensburg einen herrlichen welen. schmuck von hohem Werte zur Veräußerung Übergeben lassen.

(W. T. B.) Politiken! meldet aus Stb hol: Die Stadt war gestern der Schauplatz förmlicher Straßen kämpfe ti gn der Poltzei und einer Anzabl un- ruhiger Elemente. Die Unruhen dauerten von 9 Uhr Abends big Nstternacht. Der Straßenbahnverkebr mußte eingeste lll werden. Die Polizet verfuchte lange, die Menge zu beruhigen und zurn Auseinandergehen zu bewegen, jedoch erfolgloct. Zuletzt wurde ein Polt jeibeamter von einem Stein getroffen, was die Veranlassung ium Zusammenstoß wurde. Die Polljel erhielt Verstärkungen und verfsuchte, die Straßen zu räumen, mußte aber ihren Angriff gegen die Volktmenge wieder⸗ holen, bis diese schlleßlich zerstreut und die Ruhe wiederhergestellt wurde. Mehrere Personen wurden durch Säbelblebe schwer verletzt.

Kopenhagen, 26. April.

Dienstag, Treptower Sternwarte.

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Japan, 7 Uhr: Das bayerische Hoch⸗ Mittwoch, den 2. Mal, Nach⸗

Lont Meldung der Agenzia und 11 Uhr

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wahrgenommen.

Sachschaden angerschtet, meinde Monterchi ha zu beklagen. *

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

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Theater.

Königliche Schauspiele. Sonnab.: Opernhaus. 111. Abonne mentsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Migoletto. Oper in vier Akten von GiLuseppe Verdi. Text von Piave. Musi⸗ fakische Leitung: Herr Kavpellmeister von Strauß. Regie: Herr Ober⸗ regisseur Droescher. Anfang 79 Uhr. ; .

Schauspielhaug. 113. Abonnementsvorstellung. Die Karolinger. . fünf Akten von Ernst von Wildenbruch. In Szene gesetzt on Herrn Regisseur Dr. Bruck. Anfang 74 Uhr.

Sonntag: Opernhaug. 112. Abonnementsvorstellung. Dient, und Freiplaͤtze sind aufgehoben. Mignon. Oper in drei Akten von Ambroise ens Text mit n des Goetheschen Romans Wilhelm Meisters Lehrjahre! von Michel Garrd Und ZJules Barbier, deutsch von Ferdinand Gumbert. Anfang 73 Uhr. . ö -

Schauspielhaus. 114. Abonnementsvorstellung. Dienft., un geh e sind aufgehoben. Der neue Herr, Schauspiel in? Vor⸗ gängen von Ernst von Wildenbruch. In Szene gesetzt von Herrn Regisseur Dr. Bruck. Anfang ?7 Uhr.

Familiennachrichten.

Verlobt: Hildegard Freiin Quadt Wykradt ⸗Hüchtenbruck mit Hin. e ö en. S. Hans Adalbert von der Lähe (Altenburg, S. ⸗A.).

Verehelicht: Hr. Leutnant Hermann Otto Sieveklng mit Frl. * Bhio (Wöittmoldt bel Plön, Holstein) Hr. Ne— glerungtassessor Carl Achatius von Kitzing mit rl. Modeste Schnelder (Schleswig) Hr. Domänenpächter Arnold Karhe mit 3j. Marlene Gropius (Patzlow bei Seehausen Labes, Pomm.).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Kapitänleutnant Artur von Freuden reich (Wilhelmshaven). Eine Tochter: Hrn. Dr. jur. Egon von Rieben (Berlin⸗Vrunewald). 26 6

Gestorben: Hr. Wirkliche Geheimer Rat Reinhold Gadom

ei g n * Hr. Konteradmsral z. D. Alfred Gruner (Berlin. Friedenau). Hr. Konrad Frhr. pon der Goltz (Weißer Hirsch bej Dresden). Hr. Landrat a. D. Dr. jur. August Graf von Kotz poth (Kritschen, Kr. Oels). Verw. ö grat Olga Vormbaum, geb. Zimmermann (Berlin). r. Minna Büxenstein, geb. Gericke (Berlin).

Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenbura.

Verantwortlich für den y,, Der Vorsteher der Eppedition. echnungsrat Mengering in Berlin.

Verlag der Eppedition (Menge ring) in Berlin. * Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagtanstalt. * ö Berlin, Wil helmstraße 82. 6 Sechs Beilagen (einschließ lich Warenzelchenbellage Nr. 38)

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terlichen Rokoko, des Barodk und Gmptre an dem Beschauer bor le hn

lsols die 1437. Mlusaabe ber Deutschen Brriuhliften,

Die Abg.

dem Charakter und der Leistungsfähigkeit der Beamten.

1

J) 100.

TVarlamentsbericht.)

Preußischer Landtag. Haus der Abgeordneten. s6 Sitzung vom 26. April 1917, Nachmittags 2 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)

Präsident Dr. Graf von Schwerin eröffnet die kung um 211 Uhr mit der Mitteilung, daß er Seiner Kö— Lichen Hoheit dem Prinzen Friedrich Leopold und Seiner hiestüt dem Kaiser und König wegen des Ablebens des zen Friedrich Karl, der den Heldentod erlitten hat, das Bei⸗ des Abgeordnetenhauses übermittelt und daß der Prinz sdrich Leopold und Seine Majestät den Dank dafür aus⸗ hrochen haben. (Die Mitglieder hören diese Kundgebung end an.)

Am 22. März ist der Abg. Fr ), am 13. d. M. der Abg. Mathis (ul.) gestorben. Ferner nachträglich bekannt geworden, daß der Abg. Imbusch tr bereits im November 1916 bei einem Sturmangriff nen ist. Der Präsident widmet der Gewissenhaftigkeit p Pflichttreue der Verstorbenen ehrende Worte, und das 1s ehrt ihr Andenken durch Erheben von den Plätzen.

Auf der Tagesordnung steht zunächst die erste Beratung 1Gesetzent wurfs, betreffend Abänderung des ßzführungsgesetzes zum Bürgerlichen Ge⸗ ͤbuche vom 29. September 1899. Danach sollen zur erlegung von Wertpapieren auch die öffentlichen Spar— mals Hinterlegungsstellen benutzbar sein.

Die Vorlage wird auf Antrag des Abg. Dr. Wolff⸗ rki (kons.) der Gemeindekommission überwiesen.

Der Antrag der Abgg. Fritsch u. Gen. (ul.):

„Die Regierung wird ersucht, dahin zu wirken, daß die seit ngerer Zeit betriebenen Vorarbeiten zur Schaffung einer deut⸗ ben Einheitskurzschrift für den Verkehrsgebrauch einen möglichst schleunigten Fortgang erfahren“ dnach der Begründung durch den Abg. Fritsch ohne weitere hatte angenommen.

Es folgt die Beratung des Antrages der Abgg. Alt⸗ ff (nl.) u. Gen.:

„die Königliche Staatsregierung zu ersuchen, Anordnungen treffen, daß die im Disziplinarwege gegen Beamten verhängten trafen nach Ablauf einer angemessenen Frist in den Personalakten flöscht werden.“

Die Petitionskommission hat den Antrag mit dem Zu⸗ daß er sich auch auf die Lehrer bezieht, angenommen.

In Verbindung damit werden beraten der Antrag der fa. Bartscher (Zentr. und Delius (fortschr. Volksp.):

„die Königliche Stgatsregierung zu ersuchen, Anordnungen treffen, daß von nachteiligen Eintragungen in den Personal⸗ ten den Beamten Kenntnis und Gelegenheit zur Aeußerung ge— ben und ihnen auf Wunsch auch Einsicht in ihre Personalakten

Freiherr von Marenholtz

—— .

währt wird,“

ie der Antrag der Abgg. Ju st-Harburg (nl. u. Gen.: „die Königliche Staatsregierung zu ersuchen, Anordnungen zu fen, daß den Beamten von ungünstigen Mitteilungen oder Ein⸗ agungen zu ihren Personalakten über ihr dienstliches und außer⸗ enstliches Verhalten in geeigneter Weise Kenntnis und Gelegen⸗ ät zur Aeußerung gegeben, sowie daß ihnen auf Verlangen ge— nttet wird, von der Eintragung Einsicht zu nehmen.“ Bartscher, Delius und Dr. Liep⸗ un⸗Teltow (nl) beantragen zu dem Kommissionsantrag den Antrag Althoff hinter den Worten „angemessenen M die Einschaltung: durch Entfernung aller Vermerke. Abg. Haenisch (Soz): Wie in der Frage der Arreststrafe die Unterbeamten, die endlich aufgehoben worden ist, so sollte Lin der Frage der Personalakten die Regierung umlernen. Die

Esstrafe war nur noch ein überflüssiges Ueberbleibsel aus alter

Es können auch tüchtige Beamte wegen einer Bagatelle eine splinarstrafe erhalten, dadurch sind sie aber Jahrzehnte hindurch tend ihrer ganzen Laufbahn geschädigt. Andererseits steht in den pnalakten nichts davon, wenn ein Beamter sich besondere Ver⸗ ste erworben hat, die Personalakten geben also ein einseitiges Bild Bei Versetzung eines Beamten lernt der Vorgesetzte ihn nur aus den mnalakten kennen, und der Vorgesetzte wird unwillkürlich gegen Beamten voreingenommen, wenn in den Personalakten eine viel⸗ t Jahrzehnte lang zurückliegende Disziplingrstrafe steht. Die berwaltung löscht die Disziplinarstrafe nach fünf Jahren aus den

mnalakten, und das könnte auch in der preußischen Verwaltung

ich sein. Ebenso berechtigt ist das Verlangen, daß die Personal⸗ den Beamten offen gelegt werden. Wo das geschehen ist, hat gute Erfahrungen damit gemacht. Die Kommission hat den tag auch auf die Lehrer ausgedehnt, denn die Lehrer dürfen nicht cher gestellt werden als die Beamten. Ich hoffe, daß das Haus ntrag annehmen und dann auch die Regierung ihm zustimmen

Geheimer Oberregierungsrat von Gröning: Ich habe namens Staatsregierung zu erklären, daß sie dem Antrage Althoff, der in Fommission zurückverwiesen werden soll, durchaus wohlwollend sübersteht und bereit ist, innerhalb der einzelnen Ressorts Er⸗ ingen eintreten zu lassen, wie dem Verlangen des Antrages ent⸗ hen werden kann. Was die Offenlegung der Dienstakten angeht, f auch dieser Punkt in der Kommission besprochen worden. Die erung mußte sich damals auf den Standpunkt stellen, daß sie in der Lage wäre, dazu Stellung zu nehmen, und auch heute ich mich namens der Regierung nicht äußern, ich glaube aber seser Stunde schon sagen zu können, daß dieser Antrag für das Beamtenverhältnis von außerordentlicher Tragweite ist und ihm Mn sämtlichen Ressorts die größten Bedenken entgegenstehen.

bg. Bartscher (Zentr): „Vor Tische las mans anders“ ieses Wort wird man erinnert, wenn man die Worte des Re— ngskommissars zum Antrag Althoff hört. In der Kommission on fünf Regierungsvertretern, die nacheinander aufmarschierten, soßen und ganzen eine völlig ablehnende Haltung gegenüber diesem age eingenommen worden. Ich freue mich, daß die eingehende nissionsberhandlung die Regierung zu einer nochmaligen Prüfung aßt und zu dieser heutigen wohlwollenden Erklärung geführt Da der Gegenstand in die Kommission zurückverwiesen werden knn ich nur der Hoffnung Ausdruck geben, daß auch die neuer= zeratung zu einem befriedigenden Ergebnis führen wird. Was beiter jetzt zur Beratung stehenden Anträge Bartscher⸗Delius und ann⸗Teltow 5 so läge es, n g, eil nach der Dar⸗ des Regierungsvertrelerg, nahe, hlerbel die ganze Fragu des kenrechts aufgurosten, walches schon vor mehr als Jahren

hne Gewähr, mit Ausnahme der Reden der Minister und 1 ,,

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J Er ste Beilagen zum Deuntschen Reichsanzeiger und Königlich Pren

Berlin, Freitag, den 27. April

bersprochen worden, aber bis heute nicht in die Erscheinung getreten ist, während man andererseits dazu übergegangen ist, Disziplinarmittel gegen die Beamten gesetzlich festzulegen. Ich widerstehe aber dieser Versuchung und beschränke mich auf die Begründung unseres An⸗ Das jetzige Verfahren, wonach die Personalakten in aller Heimlichkeit geführt werden und den Beamten keine Möglichkeit der Einsicht in dieselben gegeben ist, ihnen von nachteiligen Eintragungen eine Mitteilung nicht gemacht wird, hat in der Beamtenschaft viel böses Blut gemacht. Unter diesen Umständen wissen die Beamten vielfach überhaupt nicht, daß ihre Vorgesetzten Nachteiliges in die Akten hineinschreiben, sie stehen diesen Eintragungen wehrlos gegen⸗ über und haben nicht die Möglichkeit der Verteidigung, die doch jedem Angeschuldigten, jedem Verbrecher eingeräumt ist. Ich darf ein be⸗ sonders krasses Beispiel nach der „Breslauer Zeitung! vom 31. März zitieren. Ein Revisor glaubte bei einem revidierten Beamten Schreib⸗ krampf wahrzunehmen und schrieb einen darauf bezüglichen Vermerk in die Personalakten. Dieser Vermerk stand dem betreffenden Be⸗ amten später bei seiner Beförderung immer wieder im durch einen Zufall bekam er davon Kenntnis und konnte nun durch ein kreisärztliches Zeugnis nachweisen, daß keine Spur von Schreib⸗ krampf bei ihm vorhanden war. Darauf ist dann dieser Vermerk ge⸗ löscht worden. Solche Fälle ließen sich dutzendweise anführen. Auch die Vorgesetzten sind Menschen und können irren, zumal sie, besonders bei großen Behörden, mit vielen Hunderten von Beamten, die Verhältnisse der einzelnen gar nicht kennen können. Nicht selten kommen bei solchen Vermerken auch andere als rein dienstliche Ge⸗ sichtspunkte, nämlich gesellschaftliche, soziale, religiöse und politische ins Spiel. Ganz in meinem Sinne hat sich über diese Frage schon am 17. Januar 1913 der Abg. Dr. Schröder⸗Cassel ausgesprochen. Hierher gehört auch die folgende Erwägung. Gewiß ist es die vor⸗ nehmste Pflicht der Beamten, dem Publikum nach jeder Richtung entgegenzukommen; es kommt aber auch vor, daß jemand aus dem Publikum sich den Beamten gegenüben ungebührlich benimmt. Wird eine solche Ungebühr von einem sozial höherstehenden, von einem ge⸗ bildeten Flegel begangen, so soll man dem Beamten nicht verübeln, wenn er den Betreffenden in angemessener Weise darauf aufmerksam macht; in solchen Fällen dürfen also nicht ungünstige Vermerke in die Per⸗ sonalakten der Beamten kommen, daß sie sich einer Ungebühr gegen das Publikum schuldig gemacht hätten. Die Personalakten der unteren und mittleren Beamten, in die nur sehr selten einmal etwas Gutes ei ragen wird, bilden im wesentlichen nur eine Aufzählung von kleineren Versehen und Venstößen, deren sie sich schuldig gemacht haben, und gehen uns ein ganz falsches Bild von der Persönlichkeit. Der gestellte Antrag erscheint danach durchaus berechtigt. Soweit er den Beamten Kenntnis von den nachteiligen Eintragungen, ihnen die Möglichkeit geben will, sich dazu zu erklären, ist ein entsprechenden Antrag von mir schon 1913 vom Hause angenommen worden. Ob die Gelegenheit zur Aeußerung durch schriftliche Erklärung oder durch mündliche zu Protokoll gegeben werden soll, kann in das Ermessen der Beamten gestellt werden. Das Reichskolonialbeamtengesetz sta⸗ tuiert ausdrücklich, daß bei solchen nachteiligen Eintragungen den Beamten Gelegenheit zur Aeußerung gegeben sein muß. Das ist immerhin etwas, und hoffentlich wird unsere Kommission mindestens den gleichen Vorschlag machen. Unsere dritte Forderung, daß die Beamten von den Personalakten Kenntnis nehmen, rechtfertigt sich damit, daß ein Vorgesetzter sehr wohl der Meinung sein kann, daß eine Eintragung nicht nachteilig ist, die aber gleichwohl den. amten in, seiner gahzen Laufbahn beenntrich gen ahn. Alle soll Dunkelheiten müssen aus den Akten beseitigt werden. daher unsenen Antrag für besser als den naätionglliberalen, der nur von nachteiligen oder ungünstigen Eintragungen spricht. Wird hier das Prinzip der Oeffentlichkeit durchgeführt, so wird viel Mißtrauen in der Beamtenschaft verschwinden. (Beifall.)

Abg. Dr. Liepmann⸗Teltow (nl): Wenn Herr Haenisch meinte, es kämen nur die schlechtesten Zeugnisse und die Strafvermerke in die Personalakten, so irrt er;

. trages.

L Wege: Dege;

auch die guten Eigenschaften, die Belohnungen und Auszeichnungen werden den Personalakten einver⸗ leibt. Auch von den Qualifikationsurteilen werden Vermerke in den Akten behalten, und gerade die sind ein Grund, weshalb wir einen be⸗ sonderen Antrag eingebracht haben. Die Geheimhaltung der Personal⸗ akten stellt eine Ungerechtigkeit dar, die leicht zu ungerechter Behandlung führen kann; aber wir sollten das Kind nicht mit dem Bade aus⸗ schütten. Es ist nur gerecht, wenn man den Beamten die Möglich⸗ keit gibt, sich über eine ungünstige Eintragung zu äußern; aber mit der Offenlegung der Akten überhaupt erweisen wir der Beamten⸗ schaft und dem Staatsinteresse keinen Dienst. Bei der Beurteilung der Geeignetheit des Einzelnen zur Beförderung oder zur Wahrneh⸗ mung eines Postens muß die voprgesetzte Stelle sich offen über seine bisherige Führung und über seine Talente äußern können, der Vor⸗ gesetzte muß da frei von der Leber sprechen können. Das würde bei Offenlegung der Akten nicht zugängig sein, und die Folge wäre, daß zwei Arten von Akten nebeneinander herlaufen würden, die offi⸗ ziellen und jene anderen Schriftstücke, welche eben die ganz offenen Urteile enthalten würden. Ich hoffe, daß durch die Zurückverweisung in die Kommission eine Einigung der verschiedenen Ansichten stande kommen wird, die der Beamtenschaft zum Nutzen gereicht, ohne daß das dienstliche Interesse eine Gefährdung erleidet.

Abg. Delius ortschr. Volksp. : Mit der Zurückverweisung an die Kommission bin ich einverstanden und bitte um baldigste Er⸗ ledigung, damit nicht etwa die ganze Sache wegen Schlusses der Session unter den Tisch fällt. Die heutige überraschende Erklärung der Regierung dürften wir als einen erfreulichen Schritt auf dem Wege der Neuorientierung begrüßen. Ich empfehle Ihnen auch die Annahme meines Antrages, der dem Kommissionsantrag hinzu⸗ fügen will: durch Entfernung aller Vermerke. Die Offenlegung der Personalakten soll namentlich den unteren und mittleren Beamten zugute kommen; natürlich ist sie auch für die höheren Beamten er⸗ wünscht.

Abg. Wallb aum (kons): Meine politischen Freunde halten eine nochmalige Kommissionshberatung nicht für notwendig, wollen ihr aber nicht widersprechen, nachdem sie von verschiedenen Seiten be⸗ antragt worden ist.

Abg. Dr. Wag ner⸗Breslau (freikons. ; Auch wir wollen uns der abermaligen Kommissionsberatung nicht widersetzen.

Abg. Adolf Hoffmann (Soz. Arb.⸗Gem.): Daß die Mehr⸗ heit des Hauses ebensowenig wie die Regierung umlernen will, be— weist der Antrag auf Zurückverweisung an die Kommission, man will damit die Sache verschleppen, weil man es nicht riskiert, den Wünschen der Beamten mit einem glatten „Nein“ entgegenzutreten. Die Be= amten sind den schwarzen Listen der geheimen Disziplingrakten auf Gnade und Ungnade preisgegeben. Ein solcher Zustand ist eines Kulturstaates, wie es doch Preußen sein will, nicht würdig.

Nach weiterer Geschäftsordnungsdebatte, an der sich die Abgg. Wallbaum, Schmiljan, (fortschr. Volksp.) und Lüdicke ,, 4 wird der Antrag Althoff mit den sämtlichen dazu gestellfen Anträgen der auf 28 Mit⸗ glieder verslärkten Gemeindekommission überwiesen.

Es folgen Petitionsberichte.

Der Zentralverband der gangestelllen Deutschlande in Berlin bittet um Aufhebung der Gesindeordnung. Die indeordnungen in Preußen sollen aufgehoben und die Dienstboten unter die gesetzlichen Bestimmuͤngen des Bürgerlichen Gesetzbuchs und der Gewerbeordnung.

3U⸗

Wir halten

isischen Staatsanje iger

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Die Petitignskommission schlägt vor, die Petition der Staats regierung als Material zu überweisen und folgende Entschließung an⸗ zunehmen; „Die Staatsregierung wolle baldmöglichst den Entwurf einer Gesindeordnung für Preußen als e r n , zum Bürger⸗ lichen Gesetzbuch unter Aufhebung der bisherigen Gesindeordnungen vorlegen.“ . Berichterstatter Dr. Wagner -⸗Breslau ffreikons.) empfiehlt diesen Antrag zur Annahme.

Abg. Hirsch⸗Berlin (Soz.) beantragt namens der Sozialdemo⸗ kraten, die Petition der Staatsregierung zur Berücksichtigung zu über⸗ weisen. Der Kommissionsbeschluß geht ihm nicht weit genug, er hebt die veralteten Bestimmungen der Gesindeordnung nicht auf. Die bis- herigen Gesindeordnungen mit dem Züchtigungsrecht der Herrschaften tragen einen mittelalterlichen Charakter, sie passen nicht in unsere moderne Zeit hinein. Die Erklärung der Regierung in der Kom⸗ mission, eine Neuregelung der Rechtsverhältnisse des Gesindes könne zurzeit nicht in Aussicht gestellt werden, da die gesetzgeberischen Vor⸗ arbeiten sehr viel Zeit kosteten, sei lediglich eine Ausflucht. Wir haben in Preußen nicht weniger als 18 verschiedene Gesindeordnungen. Man sollte doch endlich den alten Schutt wegräumen und eine Ord- nung heseitigen, die ein Ausnahmegesetz, eine Rechtlosmachung der Diensthoten bedeutet.

Abg. Paul Hoffmann (Soz. Arb. Gem): Wenn die Re⸗ gierung für die Ausarbeitung des Fideikommißgesetzes Zeit gehabt hat, so kann sie auch für die Regelung dieser Materie Jeit haben.

Abg. von Oexrtzen ffreikons. : Wir sind alle darin einig, daß die Gesindeordnung für die heutigen Verhältnisse nicht paßt und mög⸗ lichst bald abgeändert werden muß. Wir meinen aber, daß das Ge= sinde wegen der Kompliziertheit der Verhältnisse nicht pure unter das Bürgerliche Gesetzbuch gestellt werden kann. Es gibt viele Fälle, die eine möglichst schnelle Erledigung fordern, und darum muß eine be- sondere Regelung dieser Verhältnisse eintreten. In solchen einzelnen Fällen muß die Polizei eingreifen. Ich bin der Ansicht, daß bald⸗ möglichst an den Erlaß einer neuen Gesindeordnung herangegangen werden muß.

Abg. Dr. Wag mer⸗Breslau (fortschr. Volksp): Ich kann dem Abg. Hirsch nicht recht geben, daß mit dem Kommissionsheschluß dia veralteten Bestimmungen der Gesindeordnung aufrecht erhalten werden. Ein Ausführungsgesetz zur Bürgerlichen Gesktzgebung unter Aufhebung der bisherigen Gesindeordnungen kann doch nicht ein veraltetes Ge genannt werden. Wir haben die Absicht, ein neues modernes 3 zu schaffen. Hieran sind aber nicht nur die Dienstnehmer, sonderm auch die Dienstgeber interessiert. Es ist also notwendig j für beide Seiten klares Recht geschaffen wird. Darin liegt elne Verbessernng und ein Fortschritt. Es könnten z. B. die Streitigkeiten gien beiden Teilen durch Schiedsgerichte geschlichtet werden. * ann Ihnen deshalb nur die Entschließung der Kommission zur Annahme empfehlen.

Abg. Lieber (nl): Wir wünschen keineswegs die Sache den Kommissionsbeschluß auf die langé Bank zu schieben, sondern da

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mit der Gesindeordnung reiner Tisch gemacht und die Gesindeord aufgehoben werden. Alle Bestimmungen der Gesindegrdnung heben, ist nicht möglich, da sie nicht nur Nachteile, sondern auch Abg. 1 rold. (Gent. : Die heutige Gesmdeordnung enthprth nicht mehr der neuzeitlichen sozialen 6 es muß möglichst eine andere an ihre Stelle treten. Das Gesinde unter 6 6. . Die Diskussion wird geschlossen und der ö itrag in seinen beiden Teilen unter Ablehnung des sozialdemokratischen Mn trages angenommen. schaffung der Arreststrafen für Unterbeamte. Die Kommisfion . vor, die Petition der Staatsregierung zur Berücksichtigung in über weisen. hier derselbe Hergang wie vorhin. Man will den Beamten, die an der Grenze ihr Leben opfern, nicht vor den Kopf stoßen. G3 ist überhaupt ein unwürdiger Zustand, daß man Beamte mit ö gesetzes, daß in Preußen die Arreststrafen gufgehoben wurden. hat aber seht lange gedauert, bis die preußische Regierung ad absurdum geführt wurde. . ; Die Arreststrafen sind nicht

teile für die Dienstboten enthalten. ordnung zu stellen, geht in manchen Fällen nicht. Der Bund deutscher Militäranwärter in Berlin bittet um Abg. Ad. Hoffmann (Soz. Arb. Gem): Es wiederholt sin belegen kann. Gurufe.) Erlauben Sie, es bedurfte erst eines Rei Abg. De lius (fortschr. Volksp):

durch das Reichsgesetz abgeschafft worden, sondern durch einen Be⸗ schluß der preußischen Staatsregierung. Die Petition ist viel früher gestellt worden, die ganze Materie ist also erledigt.

Abg. Ad. Hoffmann (Soz. Arb⸗Gem.): Die preußische Re⸗ gierung hat die Arreststrafe nur abgeschafft weil sie wußte, daß ein Reichsgesetz eingreifen würde, wenn nicht Wandel geschaffen würde. Lachen.) .

Das Haus beschließt nach dem Antrage der Kommission.

Der Verband der katholischen Arbeitervereine in Berlin erfucht

um Ergänzung des Knappschaftskriegsgesetzes. Es genüge nicht, deß die zum Kriegsdienst einberufenen Mitglieder der Knappschafkévereine von der Verpflichtung zur Zahlung von Anerkennungsgebühren befrei werden, wenn ihnen die in Kriegs-, Sanitäts⸗ oder ahnlichen Diensten verbrachte Zeit sowie die auf die Entlassung aus diesen Diensten folgenden zwei Monate auf die Wartezeit und auf das Dienstalter an- gerechnet werden, auch wenn ihnen die Fortsetzung der Mitgliedschaft nach ihrer Rückkehr aus dem Kriegsdienst bezw. die Erhaltung ber erworbenen Ansprüche ermöglicht werde, es muͤsse vielmehr eine Be⸗ stimmung darüber erlassen werden, daß die einberufenen Berglente während der Zeit ihrer militärischen Dlenstleistungen wirkliche . glieder der Pensionskassen Fleiben. Auch genüge es nicht, daß die Erhaltung der erworbenen Ansprüche an den Knappschaftsverein obne Zahlung von Anerkennungsgebühren nur den zum Kriegsdienst bezm vor der Mobilmachung zu einer Uebung einberufenen Mitglieder vorbehalten bleibe, es müssen vielmehr auch den Hinterbliebenen Dinter⸗ bliebenenbezüge gewährt werden. Abg. Hus (Soz.) beantragt, die Petition der Staatsregierung zur Berücksichtigung zu überweisen, während die Kommission nur leberweisung zur Erwägung beantragt und außerdem eine Gat⸗ schließung, wonach tunlichst, und zwar baldmöglichst, dem Abgeordneten hause eine Denkschrift über die mit den Knappschaftskriegsgesetzen und in deren Ergänzung mit der Durchfübrung der Petition de raussichtlich verbundene finanzielle Belastung der Knappschaftspensionskassen dar- zulegen. Der Hinweis der Regierung auf die edentuclle finanzelle Belastung der Knappschaftspensionskassen sei nicht durchschlagend auch die Bergleute gehören zu denen, die unter dem e, der bluten und denen der Reichstag gestern durch seinen Hausbaltsnns schuß den Dank des Vaterlandes ausgesprochen hat.

Abg. Bru st Gentr.) bittet, es bei dem Kommissiensbeschosse zu lassen. Für weitergehende Beschlüsse müsse man erst die nterlagen haben. ̃

Geheimer Rat Re u ß: Ich bitte Sie, den Antrag 2 at und kei dem Kommissionsbeschluß steben zu bleiben. Die Menn der Knappschaftsvereine während des Krieges ist schen ein an ordentlich bobe, und win wissan nicht, wis boch is Mäter ch za

wird. . Abg. Sch Y av Frei * r . 26 Le ö ** An .

9 Belastung na l sei ebenso unübersehbar, wie die 632 der Deckun

gestellt werden.

Abg. Su s (Soz): Das Geseßz will doch den e die Anwartschaft in den Knappschaftskassen sichern. Warum ollen