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teil werden lassen soll, durch die diesenlgen, die auz dem Verelnigten Königreich auszuwandern beghsichtigen, veranlaßt werden könnten, sich in Ländern unter britlscher Flagge anzustedeln.
— In Beantwortung eines Einspruches, der im Ober⸗ hause vom Erzbischof von Canterbury und anderen gegen die Wiedervergeltungsmaßregeln gegen deutsche Gewalttätigteiten erhoben wurde, sagte Lord Eurzon, dem „Reuterschen Bureau“ zufolge:
Die Deutschen versuchten Tie Versenkung von Hospitalschiffen damit zu rechtfertigen, daß sie zum Tran port von Truppen und Munition benutzt würden. Dieses sei durchaus unbegründe!. Die Regltrung habe, ebenso wie Frankreich, daz Gefühl gehabt, daß es keine ondere Wahl gebe, als zu Vergeltungsmaßregeln über zugehen. Frankreich hahe viel kräftigere Schritte getan als Gloß= britannien, es habe angekündigt, daß es deutsche Gefangene an Bord der fran zösischen Hospitalschiffe nehmen werde. Man könge noch nicht sagen, ob die Vergeltungtzmaßregeln Erfolg gehabt hätten, aber seit dem Fliegerangriff auf Freiburg sei nur ein Hospitalschiff angegriffen worden. Lord Curzon schloß: Was getan wurde, war nicht ein Akt der Bestrafung oder Rache, sondern eine Vorsichtsmaßregel für die Zukunft im Interesse unseres Volls.“
— Im Unterhause kündigte der Finanzminister Bonar Law für Donnerstag eine Sitzung unter Ausschluß der Oeffentlichkeit (private session) an und sagte, wie das „Algemeen Handelsblad“ mitteilt, die Regierung werde noch in Erwägung ziehen, ob diese geheime Sitzung eventuell über mehrere Tage ausgedehnt werden soll. Außerdem teilte er mit, daß, wenn es möglich sein würde, nächste Woche eine Erklärung über die irische Frage abzugeben, der Freitag dafür in Betracht kommen würde.
— Englischen Blättern zufolge hat die Entrüstung über die neuerliche Beschießung von Ramsgate, die starke Unzufriedenheit mit der Admiralität erheblich erhöht. Die Behörden in Ramsgate baben sich geweigert, die Mitteilung der Admiralität, daß das deutsche Geschwader ab⸗ geschlagen worden sei, öffentlich anzuschlagen. Die Abgeordneten Dillon und Dalziel haben Anfragen im Parlament wegen der mangel⸗ haften Verteidigung der Küste von Kent angekündigt. Der Marine⸗ sachverständige der „Daily Mail“ schiebt die Schuld weniger den Patrouillenschiffen von Dover als denen zu, die die An⸗ legung des deutschen Flottenstützpunktes in Zeebrügge nicht verhindert hätten. Von der Wahnidee Churchills, daß die Flotte nicht zu kämpfen brauche, erfüllt, habe die Admiralität leider seit Kriegsbeginn die Ansicht begünstigt. daß eine defensive Taktik einer Offensive vorzuziehen sei. Ein Ergebnis dieses Verlassens Nelsonscher Methoden sei Zeebrügge, das einen gefährlichen Punkt für England bilde, gegen den ein energisches Vorgehen notwendig sei.
— Die Verlustlisten in der „Times“ vom 25., 26. und 27 April enthalten die Namen von 744 Offizieren (224 gefallen) und 5420 Mann, die Listen vom 28. und 30. April die Namen von 400 Offizieren und 4880 Mann. Außerdem veröffentlicht die „Times“ noch Listen mit Verlusten überseeischer Truppen.
Frankreich.
Die Eröffnungssitzung des gemeinsamen Parla⸗ ments der Verbündeten hat gestern vormittag in Paris stattgefunden. Den Vorsitz führte Clemenceau, stellvertretender Vorsitzender war Lord Stuart of Wortley.
— Obwohl noch 18 Tage bis zum Zu sammentritt der Deputiertenkammer fehlen, sind noch weitere Interpellati onen über die Verproviantierungspolitik der Regie rung und die Führung der letzten militärischen Operationen ein—⸗ gebracht worden. Der Deputierte Levasseur wird über die von Violette getroffenen Maßnahmen für die Kohlenverteilung und die Reglementierung des Milchverkaufs interpellieren und der
Deputierte Poucet über die getroffenen Maßnahmen, um den
Territorialregimentern der Infanterie, die sich seit Kriegsbeginn in der Feuerlinie befinden, einen Erholungsurlaub zu gestatten
— Viele Deputierte der Ackerbau treibenden Gegenden haben vorgestern in der Kammer eine Sitzung abgehalten und, mie „W. T. B.“ mitteilt, beschlossen, angesichts der für den Hilfsdienst als iauglich nachgemusterten Mannschaften den Kriegsminister aufzufordern, die Einberufung von Ackerbauern zu verschieben. Der Ackerbauminister erklärte in der Sitzung, die Freilassung von Ackerbauern des Hilfsdienstes der ältesten Klasse der Reserve der Territorialarmee werde von dem Ober— kommando in Erwägung gezogen werden. Die Deputierten betonten jedoch, daß die Lösung der Frage infolge der Zuspitzung der Kut! haftet. schnellstens erfolgen müsse.
Nußzland.
Eine telegraphische Mitteilung des Ministers des Aeußern Miljukow an die russischen Vertreter bei den verbündeten Mächten vom 1. Mai besagt laut Meldung der „St. Petersburger Telegraphenagentur“:
Wollen Sie der Regierung, bei der Sie beglaubigt sind, die folgende Note übergeben:
Die vorlaͤufige Regierung Rußlands erließ am 27. März eine Kundgebung an die Bürger, in der sie die Wänsche der Regierung des freien Rußlands für die Ziele des gegenwärtigen Krieges aut— einandersetzt. Der Muister des Auswärtigen beauftragt mich, Ihnen daz hbesagte Schriftstück mitzuteilen und es mit folgenden Betrachtungen zu beeleiten: Unsere Feinde haben sich in letzter Zeit bemüht, Zwietracht zwischen den Verbündeten zu säen, insem sie unsinnige Nachrichten über die vorgebliche Absicht Rußlands verbreiteten, einen Sonderfiieden mit den Mittelinächten abzuschließen. Ver Wortlaut des beigefügten Schriftstücks wird derartige Erfindungen am besten widerlegen. Vie allgemeinen Grundsätze, die darin von der vorläufizen Regierung aufgestellt worden sind, stimmen gänzlich mlt den ertzabenen Gedanken überein, die beständig von den hervor⸗ ragenden Staatsmännern der verbündeten Länder zum Ausdruck ge— bracht worden sind. Diese Grundsätze fanden auch in den Worten des Präsidenten unserer neuen Verbündeten jenseits des Meere einen lichtoollen Ausdräͤck. Die alte russische Regierung war sicherlich nicht in der Lage, sich mit den Gedanten über dag Befreiunggztel des Krieges, über die Schaffung einer festen Grundlage für eine sciedliche Zusammenarbeit der Völker, über die Freiheiten der uaterdröckten Völker usto. zu durchdringen und sie zu teilen. Aber das befrette Rußland kann jetzt eine Sprache sprechen, die von den zeitgenössischen Volksherrschaftten verstanden wird, und beeilt sich, seine Stimme mit der seiner Verbändeten zu vereintgen. Murchdrungen hon diesem neuen Hauche einer befielten Demekratie, können die Erklätungen der probisortschen Regierung natüclich nicht den gerlngsten Vorwand zu der Schlußfolgerung geben, daß der Zu⸗ sammensturz des alten Gebäudes ein? Vetrinatrung der Anteil nahme Rußlands an dem gemeinsamen Kampf aller Ber⸗ bündeten nach sich geiogen habe. Ganz im Gegenteil ist der Volkswille, den Weltkrieg his zum entscheidenden Siege
weiterzuführen, infolge dieses Gefühles der Verantwortlichkeit, die beute allen und jedem einzelnen obliegt, noch verschärft worden. Dieses Bestreben tistt noch dadurch frästtiger hervor, baß eg auf die dringen de Aufgabe gerichtet ist, die jedermann so!
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am Hetzen liegt, nämlich, den Feind, der das Gebiet unseres Vaterlandes besetzt hat, zurückzudrängen. Im übrigen ist es selbst⸗ verständlich, das beillegende Schrlststück sagt es ausdräcklich, daß die proplsorische Reglerung, indem sie die erworbenen Rechte ihres Vaterlandes schützt, strikt den gegenüber den Verbündeten Rußlands übernommenen Verpflichrungen feu bleiben wird. Fest von dem siegreichen Ausgange des gegenwärtlgen Krieges überzeugt und in vollkommener Üebereinst immung mit den Verbündeten, ist die provisorische Regierung ebenso sicher, daß die durch diesen Krieg aufgeworfenen Probleme im Sinne der Schaffung eines dauerhaften Friedens auf fester Grundlage gelöst werden werden; ferner daß die von den gleichen Bestrebungen erfüllten verbündeten Demokratien das Mittel finden werden, die notwendigen Bürg—⸗ schaften und Genugtuungen zu erhalten, um in der Zukunft einer Wiederholung hlutiger Zusammenstöße vorzubeugen.
Die vorgestern von den Zeitungen veröffentlichte Note der provisorischen Regierung hat bei den Sozia listen lebhafte Unzufriedenheit erzeugt. Der ausführende Ausschuß des Arbeiter⸗ und Soldatenrats hat die Note in außerordentlichen Sitzungen am 2. Mai Nachts und am Morgen des 3. Mai beraten und beschlossen, vor der Fassung irgend eines Beschlusses die Regierung um Aufklärungen zu ersuchen über die Gründe, die sie zur Veröffentlichung dieser Note bestimmt hätten. Zu diesem Zweck hat der ausführende Ausschuß der Regierung eine gemeinsame Sitzung vorgeschlagen, was die Regierung an⸗ nahm. Am Nachmittag erhielt der ausführende Ausschuß Nachricht, daß die Note der Regierung auch bei einigen Truppenkörpern Unzufriedenheit erregt habe. Das Infanterieregiment Finnland zog mit Bannern, deren Aufschrifst den Rücktritt der Minister Gutschkow und Miljukow forderten, vor den Marien⸗Palast. Andere Truppenteile schlossen sich dem Regiment an. Der ausführende Ausschuß des Arbeiter und Soldatenrats traf Vorkehrungen, um die Soldaten zur Rückkehr in ihre Kasernen zu veranlassen. Er hält irgend eine Gegen⸗ wirkung gegen die Note der Regierung für nötig, beabsichtigt aber keineswegs, die provisorische Regierung zum Rückiritt zu veranlassen. Auch in den Arbeiterkreisen hat die Note Er⸗ regung verursacht. Im Laufe des Tages fanden Kund⸗ gebungen und Volksversammlungen in der Hauptstadt statt; die Manifestanten zogen mit Bannern einher mit den Auf— schriften: Nieder mit der provisorischen Regierung! Nieder mit Miljukow! Nieder mit Gutschkow!
Vorgestern um 10 Uhr Abends begann im Marien⸗Palast die gemeinsame Sitzung der provisorischen Re⸗ gierung und des ausführenden Ausschusses des Arbeiter- und Soldatenrats, um die Note des Kabinetts über die auswärtige Politik zu besprechen. Während einer Pause der Sitzung hielt der Minister des Aeußern Miljukow vom Söller des Palastes aus eine Ansprache an die Menge, die trotz der späten Stunde sich zahlreich auf dem Platze auf⸗ gestellt hatte. Er sagte obiger Quelle zufolge:
Bürger! All ich erfuhr, daß heute früh Meanifestanten Fahnen mit der Inschrift aufzogen „Nieder mit Piliukom“, fürchtete ich nicht für Miljukow, sondern für Rußland. Ich stellte mir vor, falls diese Inschtift die Meinung der Mebrheit der Bürger darstellt, wie muß dann die Lage Rußlanda sein! Was werden die Gesandten unserer Verbündeten sagen? Schon beute würden sie Telegramme an ihre Regterungen richten, daß Rußland seine Verbündeten verrate und sich von der Leste der verbündeten Mächte gestrichen hahe. Die provisorische Regierung kann sich nicht auf diesen Standpunkt stellen. Ich versichere, daß die vrovisorische Regierung und ich als Minister detz Aeußern eine solche Haltung einnehmen werden, daß niemand wagen fann, Rußland vorzu⸗ werfen, daß es Verrat begangen habe. Niemals wird Rußland in einen Sonderfrieden willigen. Die provisorische Regierung ist wie ein Segelschiff, das nur mit Hilfe des Windes sich bewegen kann. Wir erwarten daher Euer Vertrauen, das den Wind darstellt, der unser Schiff in Bewegung setzen wird. Ich hoffe, daß Ihr uns zu diesem Wind verhelfen werdet und daß Euer Vertrauen ung bei⸗ steben wird, Rußland auf den Weg der Freiheit und des Gedeihens
zu bringen und die Würde unseres großen und frelen Vaterlandes
aufrecht zu erhalten. — Eine Verordnung der provisorischen Regierung gewährt der Bevölkerung Vereins- und Verfammlungsfreiheit.
— Der Generalissimus Alexejew ist an der Front von Riga eingetroffen. Der General Potapoff begibt sich nach Amerika, um sich dort mit den Vertretern der verbündeten Heere über die Organisation des Hinterlan des und über andere wirtschaftliche Fragen ins Einvernehmen zu setzen.
— In der finnischen Kammer hat am 20. April der Senatspräsident Tokoi eine Rede gehalten, in der er zur Frage der Selbständigkeit Finnlands Stellung nahm. Nach einem Rückblick auf die langen unheilvollen Jahre, die Finnland unter dem Druck der Russifizierungspolitik durchlebt hat, erinnerte er laut Bericht des . T. B.“ daran, daß die zahlreichen Anträge des Landtags, in denen Einspruch gegen diese Ungerechtigkeiten erhoben worden sei, unberück— sichtigt geblieben seien. Während des Weltkrieges habe man sich in Finnland allgemein davon überzeugt, daß ein Sieg Rußlands das Unheil Finnlands bedeuten müsse. Hieraus sei es auch zu erklären, daß mancher vaterlandsliebende junge Mann es als seine Pflicht auffaßte, seine Kräfte in den Dienst der Gegner Rußlands zu stellen, da man angenommen habe, daß auf diesem Wege das Ziel, die Freiheit Finnlands, zu er⸗ reichen sein würde. Ueber die Gestaltung der Zukunft Finn⸗ lands äußerte sich Tokoi folgendermaßen:
„Tie gauze Entwicklung unseres Volkes, seine Vergangenheit und seine Geschichte zeugen davon, daß Finnlands Volk reif ist, ein selb⸗ ständiges Volk zu werden, das über seine eigenen Angelegenheiten und seine Pläne mit voller Selbständigkeit enischeidet. Uasere ganze Kulturentwicklung hat sich im Zeichen der Selb ständigkeit vollzogen. Unsere wirtschastliche Entwicklung ist in dem Grade selbständig und unsere Gesellschaftsordnung der⸗ art von derjenigen Rußlands verschieden, daß zjwischen ihnen keine solche Verhindung in Frage kommen darf, daß die eine oder die andere darunter leiden müßte. Ich verlasse mich darauf, daß dat Selbstbestimmungzrecht des finnischen Volkes, die Grundlage der Selbständigkeit des finnischen Volkes, auf sicherem Boden stebt; es ist unsere Pflicht, sie unerschütterlich und folgerichtig zu entwickeln, damit die Selbständigkeit des finnischen Voltes schon in der nächsten Zukunft gesichert sein möge.“
Tokoi sprach dann von den zu verwirklichenden sozialen Reformen, von den Aufgaben und der Verantwortlichkeit der finnischen Arbeiterorganisationen sowie von der politischen Soli⸗ darität der Regierung und des Landtags. Seine Ausführungen fanden bei der Kammer den stärksten Beifall. Auch in der ganzen finnländischen Presse wurde die Rede einstimmig begrüßt.
— In den gebildeten Kreisen Odessas gewinnt nach einer Mitteilung der „Times“ der Wunsch nach einem Bunde sz⸗ staate mit autonomen Staaten ungefähr nach amerikanischem Muster immer mehr Boden, da diese Staatsform den Forberungen der verschiedenen Nationalitäten am ehesten ge⸗ recht werden würde. Am 1. Mai fand in Odessa eine riesige
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Straßenkundgebung statt, an der mindestens 150 000 Personen teilnahmen. Auf den Fahnen konnte man Auf . lesen, wie: „Wir wollen eine demokratische Republik!“
eltfriede!“ und „Gebt uns Land und den Achtstundentag!“
Niederlande.
In der Zweiten Kam mer erklärte der Kriegsminister Bosbom, wie die „Niederländische Telegraphenagentur“ meldet, in Beantwortung von Anfragen u. a.: .
Die nicht berittentn Waffen des Jahrgangs 1911 und die be⸗ rittenen Waffen des Jahrgangs 1909 werren demnächst mit Aus⸗ nahme der Ünteroffiziere noch Hzuse geschickt werden. Die Ein—⸗ schreibung von Männern zwischen 39 und 40 Jahren für den Land⸗ sturm habe lediglich administrativen Zweck. Solange die Niederlande im Fritedenszuftand beharrten, würden die Leute nicht aufgerufen werden, falls aber Krieg ausbreche, werde er sofort eine Vorlage, de—⸗ tieffend ihre Einberufung zum Heeresdienst, einbringen.
Schweden.
Die Regierung hat eine Vorlage zur Ein führung der Zivildienstpflicht für alle männlichen und weiblichen Staats⸗ bürger zwischen 15 und 60 Jahren eingebracht, die durch Erlaß der Regierung einberufen werden können. Wie das „Svenska Telegrambyran“ meldet, umfaßt die Dienstpflicht im Prinzip das ganze Wirtschaftsleben; sie soll aber vorläufig nur zur Be⸗ seitigung des Holzmangels in Anwendung gebracht werben.
— Der holländischen Delegation der sozialistischen Inter⸗ nationale, die die Initigtive zu der nach Stockholm berufenen sozialistischen Konferenz ergriffen halte, hat sich die schwedische Delegation angeschlossen. In vollem Einverständnis mit dieser wurde obiger Quelle zufolge beschlossen, die anderen skandinavischen sozialistischen Parteien von Norwegen und Dänemark gleichermaßen ein⸗ zuladen, je einen Vertreter abzuordnen, um sich an den Arbeiten zu beteiligen. Als Antwort auf ein Telegramm eines französischen Delegierten wurde beschlossen, daß , . Konferenzen der glue e mit den verschledenen Delegationen der übrigen Parteien vom 15. Mat ab stattfinden sollen. Diese Delegationen sollen aber volle Freiheit hinsichtlich der Teil⸗ nahme an Fer allgemeinen Konferenz haben, die nicht vor dem 10. Juni stattfinden wird, um den der Internationale an⸗ geschlossenen Parteien die Möglichkeit zu geben, die durch die letzten Ereignisse geschaffene Lage zu prüfen.
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Norwegen.
Nach einer Meldung des „W. T. B.“ ist die Mitteilung über das deutsche freie Geleit für die neutralen Schiffe am 1. Mai infolge eines Fehlers beim Telegraphieren zu spät nach Norwegen gelangt, so daß kein norwegisches Schiff da⸗ von Gebrauch machen konnte. Die Depesche der ö. Re⸗ gierung traf in Christiania in so verstümmeltem Zustand ein, daß der deutsche Gesandte gezwungen war, die Wiederholung des Telegramms in Berlin zu erbitten.
Schweiz.
Die Verhandlungen zwischen den deutschen und den schweizerischen Unterhändlern sind nach einer amt⸗ lichen Mitteilung zum Abschluß , Die getroffene Vereinbarung, die der Ratifikation beider Regierungen unter⸗ hreitet wird, sieht die Verlängerung des am 2. September 1916 n, ,. am 30. April 1917 abgelaufenen Ab⸗ kommens his zum 31. Juli laufenden Jahres vor. Damit ist u. a. die Belieferung der Schweiz mit Kohle und Eisen für die nächsten drei Monate im bisherigen Umfang und auf bis⸗ heriger Grundlage zu erwarten. Außerdem wurde für die durch das deutsche Einfuhrverbot besonders hetroffenen schweize⸗ rischen Hauptindustrien die Möglichkeit befriedigender Ausfuhr nach Deutschland geschaffen.
Griechenlaud.
Nach einer Meldung der „Agence Havas“ werden gemäß einer Enischeidung der französischen Regierung zwei ariechische Torpedobootszerstörer der provisorischen Regierung übergeben werden. Sie werden griechische Offiziere und Bemannungen an Bord haben und den Verkehr der provisorischen Regierung mit den ihr unterstehenden Inseln übernehmen.
Bulgarien.
Der türkische Großwesir Talaat Pascha ist gestern in Sofia eingetroffen und auf dem Bahnhof von einem Vertreter des Königs, sämtlichen Ministern, dem türkischen Gesandten, den Mitgliedern der diplomatischen Vertretungen der ver⸗ bündeten Länder, dem Bürgermeister von Sofia und mehreren Sobranjeabgeordneten empfangen worden. Wie „W. T. B.“ meldet, wird der Großwesir zwei Tage in Sofia verweilen, mit dem Ministerpräsidenten Radoslawow und anderen politischen Persönlichkeiten Vesprechungen haben und auch vom König empfangen werden.
Amerika.
Der amerikanische Staatssekretär Lansing hat mit dem britischen Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Balfour, Sir George Foster, dem Admiral de Chair, Sir Richard Grawford, dem kommerziellen Beirat der britischen Botschaft, dem Vorsitzenden des Schiffahrtsrates Denman sowie ameri⸗ kanischen und vielen britischen Sachverständigen über die Schiffahrtsfrage verhandelt. Nach einer Meldung des „Algemeen Handelsblad“ wurde über die Verhandlung nichts veröffentlicht, aber es wird allgemein angenommen, daß jeder nur mögliche Druck ausgeübt werden wird, um den Bau von Handelsschiffen zu beschleunigen und den für den Transport über den Atlantischen Ozean verfügbaren Schiffsraum zu ver⸗
mehren. Aen.
Nach einer Reutermeldung hat das chinesische Kabinett einstimmig einen Beschluß zugunsten einer sofortigen Kriegs⸗ erklärung an Deutschland gefaßt.
Wohlfahrtspflege.
Eine halbe Million Kinder aufs Land.
Dem Verein ‚Landausfenthalt für Stadtkinder“ in Berlin ist bekanntlich in dem Ministerialerlaß vom J. März 1917 u. a. die Vornahme des Ausgleichs von Angebot und Nachfrage zwischen den
royptyzen übertragen worden, und ferner bildet der Verein die
Zentralvermittlungsöstelle zur tg, . von Angehot und Nachfrage
zwischen Preußen und den der Organ
salion angeschlossenen 6
kcutschen Ställen. Soweit Preußen lä Frage kölnmt, hat die
Werbetätigkelt nach den bisher aus hen Provinzen eingelaufenen Mel dungen daß folgende vorläufige e e mr g ö 2. Dle Provinz Ostpreußen siellte 66 4955 unentgeltliche Pflege⸗ sellen zur Verfügung, darunter zh sär katbolische Kinder. Nach Abzug des eigenen Hedarfgz verbleiben für auswärtige Kinder noch 63 592. Diese Stellen werden Beltgt mit 40 323 * ern aus der Dey int Branden burg, 11 110 aus Westfolen, 2000 aug Hessen⸗Nassbu, 6228 auß der Rheindrootnz, 2652 aus Tem Königreich Sachsen, 579 das 2 n der Provinz Pommern sind bisher 37 000 Pfle estellen, darunter 300 =- 409 für katholische Kinder, vorhanden. 66 werden für den eigenen Bedarf gebraucht, so daß 34 160 Stellen für aug? wärtige Kinder vorbanden sind. Etwa Söhh0 Kinder aus der Prodlnz Brandenhurg, 30090 Kinder aus Westfa len werden Aufnahme finden. 3 ribrigen Stellen werden mit Kindern auz der Rheinprovinz 9. In der Provinz Posen stehen kizher 21 689 Stellen, darunter z279 für katbolische Kinder, bereit. Der eigene Bedarf beträgt nur eiwa 1000 Stellen, so daß 20 689 schon jetzt auswärtigen Kindern zur Verfügung stehen. Die noch stark im Gange befindliche Werbe— ,. laͤßt k . 6 83 Kinder von augwärtz werden genommen werden können. e Provinz wird fast ausschließli mtt Kindern Westfalens besetzt werden. fi .
Die Proyinz Sachsen verseichnet bieher 15 479 Landpflege— stellen, darunter 289 für katholtsche Kinder. Der eigene Beranf der Propinj beträgt nur etwa 10 404 Siellen, so daß noch 575 aug— mättige Kinder untergebracht werden können. Vat Ergebnis wird sich durch welter; Werbetärigkeit noch erhöhen. Die Piopinz wird , m Ausnahmen nur Klnter aus dem Königreich Sächsen
Aus Westpreußen und Schlesten legen abschließende Meldungen noch nicht vor. Indessen kann schon jetzt ö werden, daß nach Ausgleich d 8 eigenen Bedarfs Wessptenzen mindestens lo 000, Schlesien 30600 46090 auswärtige Kinder Rind aufnehmen können.
In der Propinz Brandenburg wird der andermweit unter— jubringend: Ucberschiß a Sicdttictern insgescimt ciwa e O00 Fe— tragen, darunter etwa 40 00 aus der Stadt Beilin. Der größte Dell der Kinder wird in Osßppreußen und Pommein untergebracht. Nach dem Vorbericht der Propin; Hann ver werben dort, ka bereits aus anderen Proplnzen Kinder auf Grund früherer Be— ziehungen untergebracht worden sind, auswärtige Kinder kaum Nuf— nabme mehr finden kzöunen. In Schleswig-Holstein sieben 14 900 Lantpflegestellen zur Verfügung, denen eine Nachfrage von 13300 Kindern gegenüberstebt. In der Provinz DPefsen. Nasau besteht eine Nachfrage far stwa 31 600 Stad skinker. Vie Deckung des Bedaifg tnnerbalb der Provigz wird erreicht weiden. In West fa len stebt ein Angebot von 14 807 Pflegesselen elner Nachfrage von 75 762 Stadikindern gegenüber. Der Ueberschuß be⸗ trägt also 60 945 Kinder, davon sind etwa 32000 katbolisch. Die Kiater werden in den perschledensten Proplnzen untergebracht, der Hauptteil kommt nach der Propinz Posen. Die Rheinprovinz wird voraussichtlich ein ea Ueberschuß hon etwa 140 0600 Stadikindern haben. Ein großer Teil der Kinder kommt nach Pon mein.
„ Susammenfassend kann gesagt werden, daß nach oberflächlicher Schätzung schon jert mehr als 300 000 Landpflegestellen in den preußischen Propin zen insgesomt zur Verfügung gestellt find. Es ist dies wi derum ein böchst erfreuliches Zeichen vaterlänvischer Dpferwilligkeit, und es ürste mit Sicher hest damit gerechnet werden, können, daß die infolge der Fortfegzung der Weiheratig⸗ keit ständig noch wachsende, erst nack elnlgen Wochen endgültig sestftell'car? Zahl, kaum hinter einer halben Million zuruckbkeiben
kürfte. Hei dieser Zäblung handelt es sich nur um Kinder,
die innerbalb der geschaffenen Orgontsation umergebracht werden und deöbal9 dem Verein Landaufenthalt für Stadtkluder gemeldet sind. Wenn man berücksichtiagt, daß von vielen privaten Stellen obne Gin— gliederung in die Organisation Tausende von Kindern schon un ter, gebracht sind und noch untergebracht werden, so wurde bei Olnzuzählung auch dieser Stellen eine noch wesentlich höhere Zahl das Cudergebnts bilden. (W. C. B)
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maszregeln.
Gesundheitsstand und Gang der Volkzkrankheiterw.
(Nach den Veroffentlichungen des Kalserlichen Gesundheitgamts“, Nr. 18 böom zZ. Mai 19?)
Pocken.
Deutsches Reick. In der Woche vom 22. bis 28. April wurden 72 Erkrankungen festgesteki, und war: 1' in Us zröcknen (Kreig Heydektug, Reg. Bez. Gumbinnen, 7 in Berlin, 2 in Berlin⸗Lichtenbera, 1 in Neukölln, 1 in Berlin⸗ Reinickendorf (Kreis Niederbarnim, Reg. Bez. Potsdam), 1 in Möllend orf (Kreis Strelno, Reg. Bei. Bromberg), je 1 in Ca- wallen (Kreis Bretlau) und Breslau, 1 iln Grünberg (Reg. Bez. Liegnitz), je 1 in Atzendorf (Kreis Kalbe) und Dies dorf (Kreis Salzwedel, Reg. Bez. Magdeburg), 14 im Reg.⸗Bej. Schleswig — davon 7 in Altona, je 1 in Kiel und in Lütjenburg (zreis Plön), 3 in Nienstedten und 2 in Manner Neuenkoogdeich (Kreis Süderdithmarschen) — 1 in Garls torf (Kreis Winsen, Reg. Ber. Lüneburg); 1 in Daverden Kreig Achim, Reg.⸗Ber. Stade), 1 in Bakum (Kreis Melle, Reg. Bez. Oe nahrüq), je 1 in Münster und in Amt Rpein⸗ (Kreis Steinfurt, err Bej. Münster, 1 in Lengerich (reis Tecklenburg, Rrg. Bez. Minden), 7 im eg. ej. Arnsberg — davon j 1 in Sidude rn und ia Sundern (Kreig Arntz berg), 4 in Dortmund und 1ũin Vörde (Kreis Schwelm) — 2in Marburg, lin Ottrau (Kreis Ziegenhain, Reg. Bez. Cafsei), je J in Urbar und Alken (streis St. Goar, Reg.-Bez. Koblenz), 5 im Reg.-Bez. Düsseltorff — davon 1 in Düsseldorf, 3 in Ratingen (rreis Düßsseldorfs und 1 in Bremerbeide (Kreis Solingen) — 1 in München, 1 in Grünberg (Benrktamt Mainburg, Jiiederbaverm), 2 in Leipitg, 2 in Süh (Mtecklenburg⸗Schwerins, 1 in Ober⸗ weimar und 2 in Weimar (Sachsen⸗Weimar), 4 in Dessau (Anhalt), 1 in Lübeck und 3 in Hamburg. ;
Außerdem wurden für die Vorwoche 42 Erkrankungen nachttäaglich gemeldet, nämlich J in Usilöknen (Kreis Heydekrug, Reg.⸗Ber. Gumbinnen), 2 in Berlin, 4 in Strausberg (Kreis Dberbarn mm) 3 in Alt Landsberg (Kei Niederbarnim), 1 in Bergs dorf (Kreis Templin, Reg. Bez. Potsdam), 1 in Großräschen und 2 in Kleinräschen (Kteis Kalau, Reg.⸗Ber. Frankfurt, 1 in Büßer und 6 in Scholl ene (Kreis Jerichow IJ, Reg.⸗BeJ. Magdeburg), 2 in Hann over, 8 in Osnabrück, 2 in Bocholt (Krtig Borken, Reg.⸗Bez. Münster), 1 in Spradow (Kreis Heiford, Neg.“ Bez. Minden), 2 in Leipzig und 6 in Lemgo (Lippe).
Fleckfie ber.
Deutscheg Reich. In der Weche vom 22. big 28. April wurden beit Kriegsgefangenen 14 Erkrankungen sengestellt, davon 13 im Regterun sbenrk Gumbinnen, 1 in München. Kür die Vorwoche wurden 2 Erkrankungen weiblicher Personen im Kreise Kattowitz (Reg⸗Bej. Orvpeln) nachträglich gemeldet.
Kaiserlich deut sches Generalgouvernement Warschau. In der Woche vom 8. bis 14. April wurden 611 Erkrankungen (und 58 Tocetzfälle) ermittelt, nämlich in der Statt Warschau 2656 (32), im Landtreis Warschau 43 (1), in der Stadt Lod; 66 (6), im Landkreig Sodz 4, feiner in den Kreisen Ctechanow l, Czen stochau 15 (2), Lomza 1, Lu kow 22, Plock 8, Ste dlee
42 (3), Wloelawek 1, Bend zin ?, Blonie 18 (1), Brteziny 4, G rofte 20 (3), Gostyvntn 1, Kolo 12, Konin 1, Kutno 6,
Lask 1 (1), xenezyea 3 E), Lowies 9, Mat ow 1 (), Mazowteck 1 (1), Min sk⸗Mazowtecki 1, Ost ralenka 9
é Dt ran. 8, Pto n 6k 2 Pu kt as . (l), Rawa 2, Steh ad
, , — 2 Q ä
8
13 (3), Sierpe 4, Skierniewlee 1,Sokolow 5, Szejucyn , . ⸗— (I, ,, . 3. ,
esterrsich⸗Ungarn. In Ungarn wurden in der Zeit vom 19. bis 25. März 211 ö und 65 Todesfälle 64 Ven den Gitranlungen eniftelen auf vie Stäbte Budape st 33, Klausenburg 1, auf die Komttate Des 155, Bees 1, Neutra 2 und Sümeg 35.
Gen ickstarre.
Preußen. In der Woche vom 15. bis 21. 2Zpril sind 9 Er⸗ krankungen (und 2 Todes fälle) in folgenden Keg terung beitrken und Kreisen] gemeldet worden: Kandespolszeibezirf Berlin' ? Berlin Stadt, Reg.-Bez. Aurich 1 Wittmund, Gaffel 1 er, Stadis, Frankfurt 1 (1 sSeldin, Oppeln 3 (9
Veuthen Land 1 (1), Oppeln Land, Rybnik je 1], Wie z baden St. Goart hausen]. Ruhr.
Preußen. In der Woche vom 15. bis 21. April sind 94 Er— krankungen (und 21 Toder fälle) in folgenden Regterungt— beilrken lund Kreisen] gemeldet worden: Lander poltzeibezttk Berlin 2 (1) Berlin Stadt L (i), Charlottenburg 1J, Reg. Jäej. AIIen' stein 9 [Allensten Stadt 2, FJobannisburg 4, Lößen 3], Arnt— berg 2 (Gelsenkirchen Stadt, Schwelm se 1, Aurich 1 Witt— mund!, Breslau 4 (I). [Breslau Stadt 2, Frankenstein 1, Wohlau 1“ (U, Cassel 19 6) 1Cassel Land 8 (, Wonß— bagen 19 (II, Koblenz 2 (1) Maven], Düsseldorf 1 Elberfeld,. Frankfurt 5 (2) [Calau 1, Lucau 3 (), Ferst 1 (II], Königsberg 2 Rastendurg, Wehiau se 1j, Köslin l (I) IRummelghurg], Stegnttz 2 Liegnitz Stadt), Magdeburg J Gaidelegen, Marten werder 24 ( IGraudenz Lard 1, Konitz 60660 Schlochan 15, Tuchel IJ. Merseburg 4 (i) Balle a. S., Minden 1 übbeck, Oppeln 2 (I). Falkenberg — (I), Leobschütz 2, Hofen 6 (1) [Goftvn 1, Mesenntz 4 (1, San ter 1 Rotz dam 3 . Teitow 3 (1), Brandenburg 4. H. — (1), , ,, lSchleswig!l, Wies daden 2 () Limburg 1, Rhein, gaulte .
Für die Woche vom 3. bls 9. September 1916 nachträglich ge⸗ meldet: Trier 1 1Saarlouis].
Verschiedene Krankheiten
in der Woche vom 15. bis 21. April 1917 (für die denischen Orte).
Pocken: Budapest, Wien 3 1 Todesfall, Budapest 15, Wien UL Gikrankungen; Varizellen: Budapest 20, Wien 49 Grkrankungen; Fleckfleber: Budopest, 2 Todegsälle, Badapest 38, Prag und Vor— orte 1 Erkrankungen; Milzbrand: Reg. Rez. Gumbinnen 1è Todesfall Tollwut: Budapest 1 Todesfall, 1 Gi— krankung; Biß verletzungen durch tollwuiverdächtige Tiere: Bretlau 2, Res. Beim ke Danzig 1, Marienwerder 3; Influenza: Berlin 4, Budapest, Kovenhagen, Triest je 1, Wien 2 Todesfälle, Kopenhagen 125 Erkranfungen; Genickstarre: Mecklen⸗ burg. Schwerin, Budapest, Chijstiania je 1, Kopenkagen 3 Todes fällt Mecklenburg⸗Schwerin 1, Amsttndam 3, Budapest 1, Kepenhagen 2, nieder ländtsche Orte (I. bis 17 Apiti) Amers frort 38, 4 Orte je 2, U Orte je 1, Stockholm 1, Wien 4 Erkrankungen; Krätze: Reg.“ Biz. Posen 51, Kopenhagen 108 Erkiankungen; Nahrung mittelvergistung: Reg.“ Bez. Frankfurt 1 Todet fal, 1 Er— krankung. Mehr als ein Zehntel aller Gestorbenen ist an Masern und Röteln (Duichschnü aller deutschen Berschts— orte 1895s 1904: 1,10 0½) gestorben in Halberstadt — Erfrankungen wurden angezeigt in Breölau 21, Nürnberg 33, Budapest 43, Kopen= bagen 97, Stockholm 32. Ferner wurden Erkrankungen gemeldet an: Scharlach in Berlin 45, Amsterdam 45, Budapest, Stockholm se 49, Win 32 Diphtherie und Krupp im Lendespoltzeibeztmk Berlm 169 (Berlin Stadt 120), in den Reg. Bejnrken Vüfsel—= dorf 103, Potsdam 101, in Hamhurg 71, Amsterdam 21, Sudapest 62, Kopenhagen 19, Stockholm 26, Wien 49.
Verkehrswesen.
Mit dem französischen und velgischen Etappen— gebiet ist ein beschränkter Postverkehr nach Maßgabe der nachstehenden Bestimmungen zugelassen.
1) Zugelassen sind 8. Briefe und Postkarten der aug dem Gtappengebiet stammenden französischen und belgischen Zivilarbeiter in Deutschland an ihre Angehörigen im Etappengebiet und umgek⸗brt. h. Briefe und Postkarten geschäfrlichen Inbalts deutschker Gewerb-⸗ treihender an französische und belgische Händler usw. und umgekehri. C. Postanweisungen bis zum Betrage von 800 ο der in Teutschland tätigen französischen und hbelgischen Zivilarbeiter an ihre Angebörigen im Etar pengebtet. d. Paktte big zum Gewicht von 5 kg aus dem Etaprengebiet an die in Teutschland tätigen fionzösischen und belgi— schen Zlvilarbeiter.
2 Alle Mitteilungen, die geeignet sind, die deutschen Interessen zu gefährden, sowie Zeichen⸗, Geheimschriften und Stenogramme seglicher Art sind verboten.
. . . sind offen aufjuliefern. Geschlossene Brlefe werden zurück eneben.
Postanweisungen dürfen außer der Adresse und außer der An— gabe des Betrages keine schriftlichen Mitteilungen entbalter.
3) In der Anschrift muß außer dem Wohnorte res Empfängerg auch das Arrondissement oper die juständige Etarpenkt mmandantur angegeben sein. Zur Vermeidung von Verjögerur gen ist außerdem der Vwmerk „Ueber Postüberwachunassielle Nr zweckmaßig. Die Nummer der Postüberwachungestelle kann bet wiederholtem Brꝛiefwechsel beim Empfänger erfragt werden.
4) Die Gebühren betragen für Briefe bis 20 g 20 Pfennig, für je wenere 20 g 10 Pfennig, für Postkarten 10 Pfennso, Postfarten mit Antwort 20 Pfennig, Postanweisungen fur je 40 ( 20 Pfennlg Frankierungs zwang. Fůr Pakete, die den in Deutichland tätigen Zivilarbeißern von ihren Angeberigen im Gtappengebtet zugesandt werden, werden vom Empfänger 25 Pfennig Porio erhoben.
5) Die auf Poftanwetsung eingezahlten Beträge werden im Etappengebiet in Franken nach dem Kurse 100 6. — 125 Kranken . Im fianzösischen Etappengediet erfolg Zahlung in Stadi⸗
einen.
6) Für Verlust oder Beschädigung einer Sendung wird Schaden⸗ ersatz nicht gewahrt.
7) Jeder andere Postverkehr (auch Wert- und Einschreibe⸗ kn fn sowie der Telegramm⸗, Drucklachen⸗ und Warenverkehr ist unzulaͤssig.
8) Die Armeeoberkommandos können ken zugelassenen Postverkehr auz militärischen Gründen zeiweise gan oder zum Teil sperren.
Theater und Musik.
Königliches Opernhaus.
In der gestrigen Aufführung von Vervis „Aida“ sang der König⸗ lich bulgariscke Hofopernlänger Stesan Makedongki' die Partse des Rhadames als Gast. Der Künsiler ist hier nicht mehr unbekannt; er bat vor einiger Zit an derse ben Stelle den Altred in der ‚Tra— viata' gesungen und sich auch im Kovzertsaal bzren lassen. Sein mie hr für das Heldische geri netes Organ lam in der geßrigen Au fäbrung noch besser zur Geltung als in der lyrischen Partie des Alfred. In der Höhe zeichnete etz sich durch Glanz und Kraft aus. Ganz besonders cut gelan! ihm die grote Aric. Wiederum konnte man sich an der Sangbarkelt der bulgarischen Sprache erfreuen, wenn sie auch fremd an unser Ohr klang und auch die Tor bildung zuwellen merkwürdig berin⸗ flußte. Da stellerisch hält sich Herr Makedonski wie auch die anreren ku
über elner so temperamentpollen Arga, wie Frau Heinp elne Is', be—= sondersß eur Von ein deim isch n Kürnsteyn wirkt n neben ihr noch Feäulein Lelgner ols gnntriit, Hart ke Sonte ols Obemprhestir und
Veir Schwul, der rinè gesat glich nie darsielle ich hinteißende Leistung
garischen Känsiler, die man bler kenr en lein te, stark zurück. Das fiel gegen⸗
bot als Amongsro. Die musikallsche Leltung war den sicheren Händen des Kapellmeisters von Strauß anvertrauf. Das 3 r. ö. es an Beifall nicht fehlen, der besonders herzlich aüch dem Gaste ge— svendet wurde.
Im Königlicken Opernhause wird morgen, So imtaag, Violetta mit Fräulein Alfermann und den Herten Bergman und Bronsgeest in den Hauptrollen aufgeführt. Dirgent ist der Kap. ll. meisler von Strauß.
Im Königlichen Schauspielhause wird morgen Wilden brucht vater ändischeäz Schauspiel Der neue Derr“ mit den Damen Arnstädt, Coste und den Herren Kraußneck, Pohl, Clewing, Mühl—= hofer, Lefflir, Keppler, von Ledehur, de Vogt, Bweticker, Sim merer und Sachs in den Haupttollen gegeben. Spielleiter ist De. Berck. Die Voꝛstellung beginnt um ? Uhr.
Am vorgestrigen zwelten Abend des Reinhardt⸗Gastspiels in Stockbolm, das mit Sbakespeares Othello eröffnet worden war, wurde Strindberag Gespenstersonate“ gespielt. Das Hublikum zeigte sich, wie W. T. B. meldet, von der Darftellung lief ergriffen, und bie gesamte Steckholmer Presse zollt Rein harkts Regiekunst und den Leissungen der Schauspieler große Bewunderung. „Svenska Dagblader schreibt, Stodholin habe bisher nichts der— gleichen gesthen. Ver Vorstellung wohnten wirder, wie am ernen Abend, der König von Schweden nebst jahlteichen Müirgliebern der Königlichen Familie bei. ;
Konzerte.
Nie vergangene Korzertwoche wurde durch ein im Dom gezebeneg Konzert des Königlichen Hof- und Domchors, vessen Eitiag zur Errichtung eints Grabdenkmals fär den verstorbenen Dom organisten Profefsor Bernhard Irrgang bestimmt ist, würdig emn— . Ver von iner erfol, reichen Komertreise in die norwischen änder jürgst zurückzekehrte Chor entwickelte unter der Leitung Prof ssor Hago Rüdels im a cappella-Gefang alle seine schen oft Gurübmter, unmer wieder zu bewun dernden Vorzüge, besonders in dem berrlichin Bachschen Cho al „Gib dich zufrieden und sei st len und in Wihrlm Berger sechsstimmigem Chorlted Karfreitag: mit se nen tonmalerisch wirkungsvollen Steizerungen. Das Chorprogromm wies ferner Werke von Schütz und Albert Heger auf. Vit wu kend beteiligten sich an dem Konzert die Sepranistin Käte Neugebauer. Mavoth, die drel schöne Schubertlieder, unter ihnen Die Almackt', min strahlender Stin me vortrug, Hertha Debhml ow, deren prä tige Altstimme zu ei geistliche Lieder von Irrgang zu orller Geltung bracht,, somie alz Instrumentalisten der Königliche Kor zert⸗ meister Robert Zeiler und der treffliche Or ganist der Kaiser⸗ Wilhelm Gedächtniskuche Walter Fischer. Vas Konzert war gut besucht. — Am 28. April fand ein DOrchesiter⸗ konzert mit neuen Waken von Willy von Möllen⸗ dorff und Karl Bleyle im Beethovensaal statt. Die Orcheste le tung batten bie Herten von Möllendorff und Hof— koöpellmeister Dr. Pt ter Raabe aus Weimar übernommen. Den Anfarg bildete eine C-Dui Zyn phonie von Möllendorff. Wag den Kompo isten bewogen bat, sein Musenkind als . Sympbonle' zu be— zeichnen, ist schwer einzusehen; Ler dürftige Inhalt und das gar zu lockere Gifüge dieser Musik berechtigen höchsiens iu dim Namen „Suite“. Man hat es hier mit ausgesprochener Kapell meistei⸗ musit ju iun; der Veisasser bringt seine Einfälle wahllot zu. Papier, unbekümmert darum, ob sie aus jweiter oder dritter Hand stammen ter sich überhaupt für einen vornebmen Rabmen ignen. So war der zweite, mit Lied H= zeichneie Satz ganz im Stile bes bekannten rührseligen Der Engel Lied“ von Braga gebalten, auch der Walzer, defsen Hauptrhzen a übrigens Mann kacharakler trägt, stieg ziemlich tief in die Niederungen der Tanzmusik hinab. Bleyle, dem die jwtite Programm bälfte gewidmet war, drückt sich entschieden gewählter und vornehmer aus, auch seine Orcheserbebandlung ist persönlicher; leider ist seine mmelodische EGifindung nicht stark gtnug, um längere Zeit ju fesseln. So kam die Tondichtung ‚Der Taucher‘ (nach Schillers Ballade) nicht üder einzelue gelungene Einzelheiten hinaus. Ein geichloßtner z bis zum Schluß sich steigerndtr Aufbau war nicht ersichtlich. Die erstmalige Vtriwendang des Möllendorff chen Viertelton⸗ harmoniums enttäuschte allgemein, der erwartete Erfolg dieser über schätzten Erfindung blieb infolge der unreln klingenden bichromatischen Seufjer vollkommen aus, wie ja auch richt anders zu erwarten war; kenn ein wahrer Fortschritt der Kunst ist durch solche ausgetlügelten Künste noch niemals erzielt worden. Die Tondlchtung „ Flagellant en⸗ zug“ wurde bereits vor 9 Jahren aufgesührt, konnte fich afer infolge der ur verhältnitzmäßigen Länge bei melodischer Armseligteit nirgtnds durchsetzen. Arhnlich eig'ng es dem „Gnomentanz-', der von eintt Gharakteristit des schnärrigen Gnomenvolkes, wie eg ung in Sagen und Märchen geschildert wird, garnichts bringt, sondern mit virl größttem Recht Centauren oder Cytlopen⸗ tanz heißen könnte. Eine Legende erwies sich als recht inte efsante, nicht alltägliche Ptusik, könnte jedoch obne Schaden stark gekürzt werden. Die keste Gabe des Abendtz war aber die Ouvpirtüre zu Goeibes „Reinele Fuchs“, ein schmungvalles, heiteres und lebendiges Tonstück, das auch sicher und eigenariig insirumenttert ist. Dr. Raabe trat für die Werke mit Temperament und Können ein, ag Pbilbarmonische Orchester stand ihm datei getreulich zur Sene. Das nächfte Mal möchte man jedoch wönschen, daß er in der Auswahl semi es Programms etwas vorsichtiger wäre; er wd es selbs: empfunden haben, daß sein Erfolg durch so viele Unzölänglichkeiten boch zu stark ber inträchtigt wird. — In einem Kamme abend, den Adelbeide Pickert (Gesang) und Alice Eblers (Cembalo) unter Mitwirkung von Hendrick de Vries (Soloflötist der Königlichen Kapelle) und Hilda Thaler (Fiöte) im Klindwerth- Schar wenka Saal veranstalteten, wurden ausschlteßlich Werke aiter Melster vorgetragen. Sie offen⸗ barten uns den Reichtam der Händelschen und Bachschen Muse in der Verschiedenbeit ihrer Fo men und erquidenden Klan greije. Zwei Gesänge mit Cembalobeghitung von J. A. P. Schulz reibten sick ar. Dle Ausführung Uieß, Ja sämiliche Mitwirkende Künstler von Rong waren, nicht? zu win schen. — Im III. Abon nementskomniert dis Chors der Sing⸗Äkademie unter Professor Georg Schumann Leitung stand außer Robert Schumanns Manfred auch eine Kantate ‚Tampf und Frieder für gemischten Chor, mitt ere S'engstimme, Orchester und Orgel nach Worten aus der Offenbarung Johannis von Otto Taubmann auf dim Programm, die ihre Uraufführung erlebte. Das mit allem Rüstzjeug nm oderrer Klangreize aus gestattete Werk steht freilich binter der Beut chen Messe“ des—⸗ selben Kompontsttn zurück. Ihm ebl'n das einbeinliche Gepröoe, der ldeale Schmung, wenngleich der Fachmann auch ron dieser Musik wertvolle Aniegungen empfängt. Es sst viel Können und ehrliche Arbeit in ihr entbalien, sie loßt aber im Giunde kalt. Die Verwendung des Blechs ist nicht immer zum Verteil erfolgt, und der vokalen Aus⸗ malung feblt es an siarken Impulsen mit Augnabme der lyrisch fein= gestalt ten Arie; Und ich sah den Himmel offen?“. Hier zeigt Taub mann inniges, tieres Empfinden und vermag auch zu packen. Die am Schluß verwender, vom Orchester in Otftaben gespielte Hymne Deuischland, Deutschland üßer alles“, die vom Chor dann wetter anegesvonnen wire, ist nickt recht am Plare und wüßte eiwos nüchtern. Immerhin konnte der anwesende verdienstvoll Komponist den Beifall der viellöpfi, en Zukörer entgegennehmen. Den zweiten Teil fühlte Schumanntz, Manfred‘ mit Tr. Lurwig Wülltner in der Ttelrolle, Anna Wülldlner als Erdgeist, Emil Tschirch als Entzabler, den Domen Dore Busch, Werner⸗-Jensen, den Herren C. Splinter und van Eweyt in dem Soloquartett auß. In der Oigel saß Adolf Schuetz, en der Ceiesla Max Gschte, den richestralen Teil batte, wie immer, das Phil barmontfche Orchester überncmmen. Gz gibt wohl beute nur eiʒnen idea len Vertreter des Manfriet, und des ift, wie schon früher wiederholt betont wurde, Ludwig Wuüllner. Seine Kunst hielt auch
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