1917 / 112 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 11 May 1917 18:00:01 GMT) scan diff

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Vor kurzem wurde ein im Westen erbeuteter Befehl der

3. französischen Armee veröffentlicht, der eine anständige und

Flieger,

ritterliche Behandlung gefangener deutscher F

wie sie zum Leidwesen der französischen Heeresleitung vereinzelt vorgekommen zu sein scheint, ausdrücklich auf das schärfste

verbot. Wie solche Befehle ausgeführt werden, zeigt laut Mitteilung des „W. T. B.“ ein soeben bekannt gewordener Bericht über das Ausfragelager für gefangene deutsche Flieger im französischen Korpsstabequartier Mondy. Das Lager liegt auf einer windigen Höhe. Es besteht aus kleinen Einzelzelten, deren jedes in einem besonderen Stacheldrahtkäfig liegt. Als Nachtlager dient loses Stroh mit einer Zeltbahn als Decke. Die Verpflegung ist knapp und schlecht. Jeder Offizier erhält täglich eine Büchse kaltes Konservenfleisch, 1 Brot und Wasser aus einem Trankeimer. Die Mannschaften bekommen nur jeden 3. Tag kaltes Fleisch. Unter Bedrohungen und Beschimpfungen werden die Flieger ausgefragt. Verweigern sie die Aussage, so verbleiben sie um so länger im Lager; oft wird ihnen, um sie durch Kälte gefügig zu machen, das Lager— stroh und die Decke entzogen.

Auf Veranlassung des Kriegsministeriums hat die Oberste Heeresleitung sofort für gefangene französische Flieger ein entsprechendes Lager einrichten lassen, das solange hestehen bleiben wird, bis die französische Regierung Gewähr füt an— ständige Behandlung gefangener deutscher Flieger gegeben hat. Es ist bedauerlich, daß wir tapferen Gegnern die ihnen bisher gewährte Rücksicht nicht weiter erweisen können. Das empörende Verhalten der Franzosen zwingt Deutschland immer wieder dazu, Gleiches mit Gleichem zu vergelten, um seine kriegsgefangenen Söhne in französischer Hand vor Entwürdigung zu schützen.

Es wird wiederholt darauf hingewiesen, daß zur Unter⸗ stützung der Ermittlung unbekannt Verstorbener vom Zentral Nachweisebureau des Kriegsministeriums Photographien solcher Verstorbener in den von Zeit zu Zeit heraus gegebenen Verlustlisten veröffentlicht werden. Diese Listen können ständig bei allen Ortspolizeibehörden, militärischen Kommandobehörden, Garnison⸗ und Bezirkskommandos, Ersatztruppenteilen und Lazaretten eingesehen werden.

Grosßzbritannien und Irland.

Bei Einhringung der Kreditoorlage von 600 Millio nen Pfund Sterling im Unterhause sagte der Finanzminister Bonar Law laut Bericht des „W. T. B.“:

Diez ist die größe Summe, die jemalz in England verlang; worden ist. Die tägliche Duichschntttsausgahe wetrug kürzlich 7 450 000 Pfund. Von der Ausgare für die ersten 95 Tage des

naͤchnen Hina nzjahre; sind, täglich zwei Millionen an di— Verbündeten und ie Kelonten gegangen. Ver Budgetver⸗ anschlag für die genannten Vorschüfse betrug täglich etwa

eine Million. Das bedeutet ein Mehr von einer Million täglich. Die amerikanische Regierung kat aber mit einer Schnellig— keit gehandelt, für die wir nicht da koar genug sein können. Sie hat unseren Verbündeten finanzielle Beihilfe nicht nur versprechen, sondern wirklich gegährt und desdbalh werden die Aug aaben ume— diese Rubrik nicht übersch itien werder. Die gegenwärtige V rlage wird für die Regierung bis ungefähr zum 1. Aagust ausreichen. Ich möchte einige Worte über den Ein nit der V remt, ten Staaten in den Kiteg sagen. Unsere deutschen Feinde haben eine Gnergse, eine organisato ische Krant und eine Fülle von Hölfemuteln g zeigt, die hei einer bessertn Sache nicht derfehtt haben würden, die Bewangerung der Welt zu erregen. Sie haben aber auch viele Fehler gemocht. Hauptiächlich hestanden diese Mißgriffe darin, daß si⸗ die menschliche Natur wicht verstanden, und ich denke, sie haben einen Fehler gemacht, als sie sich entsch-ossen, zur See einen rücksichtslosen Feldzug nich! gegen ihre Feinde, 1ondtin egen die Menschheit zu unternehmen. Sie müssen sich die Möglich⸗ eit und Wahrscheinlichkett klar gemacht haben, daß Amertta zum Kri⸗ge geiwungen werde. Tiotz dieser Kerechnung und motz des Gr⸗ folges dieses Unterfseebootkrieges, den ich sicher nicht verkleinern werde, und der das Volk unsereöt Landes zwingen mag, eine Stand⸗ haftigkeit zu keweisen und Eotbehrungen zu erdulden, die bi⸗ahert in dielem Kriege unbekannt waren, rotz alledem bezweifle ich nicht, daß eie deut che Wagschale ungünstiger steht dadurch, daß si= eine der größten Nationen der Welt ihren Feinzen zugesellt hahen. Alle Nachrichten, die wir erhalten baben, zeigen, daß das amertkanische Volk wah scheinlich nichts halb tun wird, und daß die Regierung der Veremigten Staaten schon geseigt hat, daß sie nicht nur darauf por⸗ bereitet ist, die volle Kraft der Nation zu organisieren, sondern daß sie sich auch ganz klar darüber ist, welchen Wert sofortiger Beistand hat. Die Hilfe, die sie, abgesehen von der finanziellen Hilfe, schon geleistet hat, ist von höchstem Wert und wird mit jeder Woche immer wichtiger werden.

Der nationale Ausschuß der Arbeiterpartei hatte vorgestern im Unterhause eine Sitzung und beriet über die Einladung der holländischen Sektion des internationalen soialistischen Bureaus zur sozialistischen Konferenz. Der Aug— schuß faßte dem „Reuterschen Bureau“ zufolge den Beschluß, fich in keiner Weise an der vorgeschlagenen Kon⸗ ö zu beteiligen. Die Einberufung der Stockholmer

onferenz sei ein regelwidriger Schritt. Die Kon⸗ ferenz habe augenblicklich keinen bestimmten Zweck und werde keinerlei Befugnis besitzen. Es wurde ferner be⸗ schlossen, Vorkehrungen zu treffen, eine Konferenz der Arbeiter und sozialistischen Parteien aller verbündeten Länder ein⸗ schließlich der Vereinigten Staaten im Juni in London abzu⸗ halten.

Die „Times“ vom 3. und vom 4 Mai enthält Verlust⸗ listen mit Namen von 546 Offizieren, wovon 155 gefallen sind, und von 3160 Mann; ferner eine Liste mit den Namen von 300 Mann der Marine und Verlustlisten überseeischer Truppen.

Frankreich.

Der italienische Minister des Innern Orlando ist gestern in Paris eingetroffen.

Rußland.

Russische Zeitungen melden, daß der französische Bot— schafter Palslogue von seinem Petersburger Posten zurück— getreten sei und zusammen mit dem französischen Munitions⸗ minister Thomas nach Frankreich zurückreisen werde.

Die provisorische Regierung hat den General Rußki unter Belassung in seiner Stellung als Mitglied des Reichtz⸗ rats und des Kriegsrat vom Oberbefehl der Nordfront ent— hoben.

Der Generalmajor Kartzow, Kommandant einer sibirischen Füsilierdivision, ist einer Reutermeldung zufolge in Riga auf einem Sparziergange in der Nähe des Bahnhofes ermordet worden.

Der „GCorrlere della Sera“ erftthrt, her Finanzminister Tereschenko hahe erklärt, die russischen Staats schulben

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scien in den drei Kriegsjahren von 8800 auf 36 000 Millionen Rubel gestiegen, die Kriegs kosten, die bei Kriegsbeginn 15 Millionen täglich betragen hätten, erreichten heute 50 Mil⸗ ltonen. Man erwarte kräftige finanzielle Hilfe von den Ver⸗ einigten Staaten, es scheine aber, als ob diese eine Erklärung der einstweiligen Regierung über die Lage des Landes ein⸗ gefordert und Bürgschaften verlangt hätten, wie der Minister Miljukoff in der Nachtsitzung vom 3. zum 4. Mai im Voll ziehenden Ausschusse des Arbeiter- und Soldatenrats mitgeteilt habe. Dies sei die wichtige Geheimnote, von der in den letzten Tagen gesprochen worden sei.

Die provisorische Regierung veröffentlicht eine lange Erklärung, in der es laut Meldung der „St. Peters burger Telegraphenagentur“ heißt:

„Seit dem Siurje der alten Reglerung hat dle einstweilige Re⸗ glerung im Bewußtsein der Größe der ihr gestellten Aufgabe und der ihr auserlegten ungebeuren Berantwortlichleiten die Bürde der Macht auf sich gtnommen und sich alebald en die Erfüllung und Rerwirklichung des Programms der sczialen Freihelten und der Fortsetzung kes Krieges in enger Gemeigschaft mit den Verbündeten gemacht.

Die Erklärung zählt dann alle Maßnahmen auf, welche die Regierung gemäß den von ihr dem Lande gegenüher ein— gegangenen Verpflichtungen getroffen hat; die Amnestie, die Abschaffung der Todesstrafe, die Rechtsgleichheit der Bürger, Versammlungs⸗ und Vereinsfreiheit usw., und fährt dann fort:

„Indessen tann die einnweilige R terung dem Volke nicht die Schwierigkeiten verbergen, dinen ihre Täti, keit begegne, und dee in der letzten Zeit in dem Maße zugenommen haben, daß sie beun— ruhigende Befürchtungen biasichtlich der Zukunft erw,cken. Die Re gierung fucht sich auf moraltiche Kräfte zu stützen. Kein Tropfen Blut dez Volkes ist durch ibse Schald ve gossen und kein Gedanke unter drückt worden. Unglückticherwelse hält der Stand der sozialen Gat— wicklung des Landes die sich re Entwirturng der durch den Sturz der arten Regierung hervorgerufenen Schwierigteiten auf. Eine Gruppe von vereins lten wenig g waiss nbasten Per onen aut be stimmten Klafsen fucht ihre Atsichten auf gewaltsamem Woge, der die inneipolittsche Hisitplin zu veinlchten und die Anaichi- hervorzurufen droht, zu ver— wicklichen. Dte einstwetige Regiernng hält es für ihre Pflicht, deutlich zu erklären, daß diese Lage der Ting, die di- Verwaltung des Lantetz eischwert, das Land in innere Schwierigkeiten und zur Niederlage an der Front zu fübren droht. Das Gespenst der Ana schie und des Bürgerkri ges, das die Fieiheit bedreoht, richtet sich por R äißl ind auf.“

im die erworbenen Freiheiten zu bewahren und zu be— festigen, fordert die Kundgebung die Allgemeinheit auf, die Macht zu stärken, die sie schütze. Die Regierung werde ihrer— seits ihre Bemühungen fortsetzen und dahin streben, sich in ihrer Zusammensetzung zu erweitern, indem sie die Vertreter der lebendigen und schöpferischen Kräfte des Landes einladen wird, die bisher keinen tätigen und unmittelbaren Anteil an der Verwaltung des Staates genommen haben.

Auf Grund der Ereignisse vom 3. und 4. Mai hat der vorläufige Ausschuß der Duma eine Entschließung angenommen, die sich gegen die Teilnahme der be⸗— waffneten Macht an Kundgebungen ausspricht Die Entschließung lautet obiger Quelle zufolge dahin, daß die Regierung nur unter der Bedingung die Ver antwortlichkeit vor dem Volke auf sich nehmen könne, daß sie laisächlich üper die volle Macht verfüge. Die Einmischung der bewaffneten Macht zu dem Zweck, einen Druck auf die Regierung in dem einen oder anderen Sinne auszuüben, sei unbedingt unzulassig, weil dies den Anfang einer neuen Reholution bedeuten würde. Niemand dürfe über die be⸗ waffnele Macht verfügen, ausgenommen die Regierung. Denn wenn sich die bewaffnete Macht in den Händen irgend einer Partei befände, würde dies unvermeidlich zur Anarchie führen. Die Drohung, sie zu verwenden, führe zu einer Verwirrung des inneren Lebens des Landes und mache die Bürger unfähig zu jeder produktioen Arbeit.

Der Kreisausschuß von Schlüsselburg hat, wie das „Reutersche Bureau“ meldet, den Kreis Schlüsselburg zu einer autonomen Einheit erklärt und innerhalb des Kreises Unterausschüsse gebildet. Es wurde beschlossen den ganzen Privatbesitz sofort zu beschlagnahmen.

Italien.

Am Dienstag sind in Mailand, wie der „Avanti“ meldet, die sozialistische Parteileitung, 35 sozialistische Ab⸗ geordnete, die Leitung der Gewerkschaften, Vertreter der Mai⸗ länder Arbeitskammer und Veitreter der Mailänder und Turiner Sozialisten zusammengetreten, um die innere und äußere Lage zu besprechen.

Schmeiz.

Die gestrige Nachricht von der Ratifikation des neuen Wirtschafts abkom mens mit Deutschland durch den Bundesrat ist nach einer Meldung der Schweizerischen ö agentur dahin zu berichtigen, daß die endgünige Ratifikation erst in einer der nächsten Sitzungen des Bundesrats erfolgen wird.

Schweden.

Der skandinavische Ausschuß für die Mitarbeit der Arbeiterverbände von Schweden, Dänemark und Norwegen, die seit Ausbruch des Krieges sür die Wiederherstellung der Zusammenarbeit der sozialdemokratischen Parteien zur Be⸗ endigung des Krieges wirken, ist vorgestern in Stockholm zu⸗ sammengetreten. Wie das „Svenska Telegrambyran“ mit⸗ ieilt, verspricht der Ausschuß der Stockholmer Konferenz seine vollkommene Unterstützung und hofft, daß keine sozialistische Partei ablehnen werde, an der geplanten Konferenz teil— zunehmen.

Die Delegierten der Parteien, die übereingekommen sind, die Stockholmer Konferenz zu veranstalten, sind heute unter dem Vorsitz Hialmar Brantings zusammengetreten. Wie das „Svenska Telegrambyran“ berichtet, nahm der Ausschuß von der vorgestrigen Vertrauenskundgebung der skandinavischen Abordnung sowie von dem zahlreichen Anschluß der der Internationale angehörenden Parteien Kenntnis und be⸗ grüßte die Initiative des St. Petersburger Arbeiterrats, der durch die Entschließung vom 9. d. M. die noch zögernden Par⸗ teien zu gemeinsamem Handeln zusammenzuführen beschlossen hat. Der holländisch⸗standinavische Ausschuß ist fest entschlossen, seine Arbeit weiter zu verfolgen, was, wie auch in der Petertz⸗ burger Entschließung bestätigt wird, nur in einem neutralen Lande möglich ist. Der Ausschuß beschloß endgültig, mit der deutschen Minderheit am 15., 16 und 17. Mai und mit den Vertretern der finnländischen Sozalisten am 18. und 19 Maß zu beraten.

Bulgarien.

Der Großwesir Talaat Pascha hat an den König laut Meldung der „Bulgarischen Telegraphen⸗Agentur“ folgendes Telegramm gerichtet: J

. . verlosse, erachte ich es sür mein? Pflicht, an den Stufen des Thrones Eurer Majestär den Ausdruck meiner Ebrerbtelung und meines tiessten Vantes far den gnädigen Empfang zu unterbresten, den Eure Majestät mir während, meines Auf⸗ eͤthaliz in Sofia zu berelten geruht haben. Eure Majestät können überzeugt jein, daß alle melne Bemühungen sich darguf zichten werden, das Bündnik, das uns nicht nur den Endsieg sichert, sondern auch eine Bärgschaft dez Friebens und des künftigen Ge—⸗ deiheng beider Nachbarländer sein wird, ungeschmaleat aufrecht zu erhalten und zu befestigen.

Der König erwiderte: .

Mit leboaftem Verznügen habe ich das Telegramm empfangen, das Gure Hoheit an mich aus Philippopel gerichtet haben, und ich spreche Ihen dafür meinen ausrichtianen Dank aus. Sehr gerührt von den Gefühlen, die Eure Hoheit mir bei dieser Gelegenheit aussprechen, lege ich Wert darauf, Ihnen zu veisichein, daß metne ganze Sorge sländig auf das Ziel gerichtet sein wird, das Bündnis, dag uns den Entsieg bringen wird, ungeschmälert zu erhalten und die Freundschastsbande, die in so glücklicher Weise zwischen dem cgmanischen Reiche und Bulgarien kesteben, immer mehr zu festigen und nach Friedensschluß die Entwicklung und das Gedeihen ber beiden benachbarten Staaten zu sich in.

Ein weiteres Telegramm des Großwesirs an den

Ministerpräsidenten Radoslawow lautet;

Bevor ich nach Konstantmopel zorückkehre, liegt es mir am Herzen, Gurer Exz(lienz für die Freundschaft, die Ste mir während meineg Aufenihaltz in Sofia zu bezeugen die Güte hatten, meigen Dank zu sagen. Ich bin überzeugt, daß unsere persön ichen Be⸗ ziehungen dazu beitragen werden, die Freundschaft? und Bündntg⸗ bande, die in so glücklicher Weise zwischen der Türkei und Bul⸗ garien besteben, noch mehr ju festigen. Das tünftige Gedeihen unjerer beiden Länder wird duich das gegensettige Vertrauen, wie et jttzt bestebt, gesichert werden.

Der Ministerpräsident Radoslawow folgenden Worten: . ; Ich d nfe Gurer Hoheit aufrlchtigst für die freundliche De⸗ vesche, die Si, vor Ihrer Wückkehr nach Konstantinopel an mich zu richten so gütig waien. So wie Eure Hohenn bin auch ich Jest davon sberzeunt, daß unsere peisönlichen Beziehungen, die wir eben tzt befestigt haben, dazu beitragen werden, noch mehr die Freund⸗ schafté und Bünentshande, die in so glücklicher Wetse Bulgarien mit der Türtei veiknäpfen, immer mehr zu flärken. Das gegen- seitige Vertrauen, das gegenwärtig zwischen den beiden Regierungen hertscht, wird nicht verfehlen, in Zukunst die Entwicklung und das Gedeihen unserer beiden Nachbarlä der zu verbürgen.

erwiderte mit

Amerika.

Die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika hat nach einer „Reutermeldung“ Belgien und Frankreich eine gemeinsame Anleihe von 75 Millionen Dollar gewährt. Die Regierung übernimmt damit die Finanzlast des belgischen Hilfsdienstes. Die amerikanische Hilfskommission wird die ge⸗ samten Kosten der Lieferungen tragen; die Verwaltung wird Spaniern und Holländern anvertraut.

Die angekündigte Konferenz zur Besprechung der Armeevorlage hat den Enischluß gefaßt, baldmöglichst dem Kongreß einen Zusatzantrag vorzulegen, durch den Roosevelt ermächtigt wird, Divisionen für Frankreich aus⸗ zuheben, und die Altersgrenze von 21 bis einschließlich 35 Jahren für die Aushebung mit Auswahl zu beseitigen.

Das amerikanische Schiffahrtsamt hat obiger Quelle zufolge von den amerikanischen Eigentümern sie ben früher österreichische Dampfer von zusammen 52 621 t gekauft, die in amerikanischen Häfen liegen, um sie für Kriegs⸗ handelszwecke zu verwenden.

Kriegsnachrichten.

Berlin, 10. Mai, Abends. (W. T. B.) Bei Bullecourt ist ein englischer, nordwestlich von Prosnes ein französischer Teilangriff abgeschlagen.

Im Raume von Arras machten die Engländer am 9. Mai vergebliche Anstrengungen, den Bayern das Dorf Fresznoy wieder zu entreißen. Bereits um 4 Uhr Morgens wurden englische Stoßtrupps unter empfindlichen Verlusten ab⸗ gewiesen. Im Laufe des Vormittags trugen die Engländer

verschiedene Angriffe gegen die Nordwestecke des ehemaligen

Parks von Fresnoy vor, wurden jedoch restlos, zum Teil in erbittertem Nahkampfe, zurückgeschlagen.

Im Laufe des Nachmittags steigerte sich bei klarer Sicht das seindliche Artilleriefeuer nördlich und südlich der Scarpe. Unsere Batterien antworteten kräftig. Am Nachmittage und gegen Abend wurden westlich Arleux feindliche Angriffs⸗ ahsichten durch unser Feuer erstickt. Um Bullecourt wurde bis in die späte Nacht erbittert gekämpft. Am Vormittage stießen unsere Truppen bei einem abgewiesenen Handgranatenangriff der Engländer im Orte wiederum bis zum Südrand von Bullecourt vor. Drei Uhr Nachmittags unternahm der Gegner einen heftigen Angriff gegen den Südrand, der unter schweren blutigen Verlusten für den Feind abgewiesen wurde. Am Abend enibrannte der Kampf von neuem, in dessen Ver⸗ lauf es dem Gegner gelang, sich wieder im Ostteile des Dorfes einzunisten.

Nördlich von St. Quentin konnten wir Vorfeldkämpfe zu unseren Gunsten entscheiden. Der in einem schmalen Ab⸗ schnitt unserer Vorstellung eingedrungene Gegner wurde durch einen Gegenstoß unter empfindlichen Verlusten wieder zurückgeworfen.

Aus einem erbeuteten englischen Befehl des 17. Korps, das am 9. April im Abschnitt Maison Blanche bis etwa zur Scarpe angriff, geht hervor, mit welch ungeheueren Artillerle⸗ massen die Engländer ihren Angriff vom Ostermontag vor⸗ bereiteten. Auf der 5060 Meter messenden Korpsfront feuerten nicht weniger als 698 Ge⸗ schütze und 268 Minenwerfer. Dreihundertzwei⸗ undvierzig der Geschütze waren vom Kaliber 8,3 em, einhundertvierzehn waren 114 cm ⸗Geschütze, achtund⸗ achtzig 15 em, zweiunddreißig 20 em, vierzig 23,4 em, fünf 304 em, zwei 38 em. Ferner befanden sich darunter 12 Marinegeschütze von 15,2 em, sechzig von 12,7 em und eins don 30,4 em, Unter den 268 Minenwerfern waren vierzig, bis Minen von 133 Pfund Gewicht warfen.

einem anstoßenden Grabenstück von vierhundert Meter Breite ö festsetzen konnten (nicht 1 Kilometer Breite, wie der französische

Sofia, 10. Mai (W. T. B.) Generalstabsbericht vom 9. Mai.

C dieser wurhe durch Geschühfeuer abgeschlagen. Während der

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Vorsichtig geschätzt dürften an der gesam ten 20 Kilo— meter langen Angriffsfront vom Ostermontag min—⸗ destens 1000 Geschütze und Minenwerfer in sieben— kägigem Feuer durch 9 bis 19 Millionen Geschosse die deuischen Stellungen sturmreif geschossen haben. Die von den Engländern bis heute an der Angriffsfront ver feuerte Munition darf auf mindestens 25 bis 36 Millionen Granaten und Minen be⸗ rechnet werden.

An der Aisne belebte sich die Gefechts tätigkeit mit der am Nachmittage des 9. Mai einsetzenden besseren 2 wieder zu größerer Heftigkeit, besonders auf dem Höhenzug des Chemin des Dames beiderseits Courtecon. Südlich Ailles hatten schon am Morgen des 9. Mai wieder heftige Hand— granatenkämpfe eingesetzt.

Die Abend⸗ und Nachtkämpfe vom 8. zum 9. Mai am Win terberg waren erst am Morgen des J. Mai in ihrem ganzen Umfange zu übersehen. Nach heftigstem Artilleriefeuer brachen französische Abteilungen 8 Uhr Abends mit Flammen— werfern in dreimaligem Ansturm vor, um jedes mal im deut— schen Feuer und teilweise im Gegenstoß zurückgeworfen zu werden, wobei eine Anzahl, von Gefangenen in unserer Hand blieb. In der Straße Corheny Berry au⸗Bac, wo die Fran⸗ zosen sich am 8. Mai in einer Kiesgrube, wie gemeldet, in

Heeresbericht angibt), ö. . rdlich Reims griffen die Franzosen nordwestlich Ber— mericourt 1 Uhr Nachmittags nach . ,, in arößerer Breite an. Sie wurden zum Teil schon durch unser Sperrfeuer in ihre Gräben zurückgejagt. Bei erneuten An— griffen um 5 Uhr Nachmittags erreichten die an den meisten Stellen in erbitterten Nahkämpfen zurückgeworfenen Franzosen an einigen Punkten unsere Gräben. Bis auf ein kleines Nest brachten uns Gegenstöße wieder in den restlosen Besitz unserer . a der Champagne wurden französische Angriffe d⸗ östlich Prosnes in der Nacht abgewiesenꝰ ö. J

Großes Hauptquartier, 11. Mai. (W. T. B.) Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht.

Die Tätigkeit der beiderseitigen Artillerien erreichte gestern an der ganzen Kampffront von Arras größere Heftigkeit. Teil or stöße der Engländer bel Fresnoy, Roeux und zwischen Monchy und Cherisy blieben erfolglos. Bei? einem Versuch,

Bullecourt durch Umfassung zu stürmen, wurde der Fei verlustreich abgewtefen. nl e der Feind

Heeresgruppe Deutscher Kronprinz.

. verhältnismäßig ruhigem Vormittag hat gegen Abend die Kampftätigkeit zwischen Soissons und Reims wieder zu⸗ genommen. Stärkerer Artilleriekampf aller Kaliber entwickeite sich besonders an der Straße Soissons Laon, beider⸗ seits von Craonne, längs des Aisne —-Marne-Kanals, in der Champagne und stellenweise auch in den Argonnen.

Starke französische Angriffe zwischen dem Win ter— berg und der Straße Corbeny - —Berry⸗au-Bac sowie bei Prosnes schlugen fehl.

Heeresgruppe Herzog Albrecht. Keine besonderen Ereignisse.

Im Luftkampf und durch Abwehrfener wurden am 10. Mai 1s feindliche Flugzeuge und 1 Fesselballon zum Ab- stur, gebracht Leutnant Fihr. v. Rich khofen zwang seinen 23, Leutnant Gentermann seinen 20. Gegner.

Oestlicher Kriegsschauplatz. Die Gefechtstätigkeit blieb gering.

Mazedonische Front.

Erneute Angriffsversuche der Franzosen und Serben zwischen der Cerna und dem Vardar konnten an der für die Entenketruppen verlorenen Schlacht nichts mehr ändern. Sie wurden restlos abgeschlagen.

Aus den Truppenmeldungen geht hervor, daß der Feind in seinen dreitägigen ergebnislosen Angriffen besonders schwere Verlu ste erlitten hat.

Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff.

Oest erreichisch⸗un garischer Bericht. Wien, 10. Mai. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Auf keinem der Kriegsschauplätze Ereignisse von Belang.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

war auch am 9. Mai die Infanterie—

Bulgarischer Bericht.

Mazedonische Front. Westlich und nördlich von Bitolja heftiges Geschützfeuer mit kurzen Unterbrechungen. Feindliche Infanteriegruppen, die gegen Peristeri Planina vorzudringen versuchten, wurden leicht abgewiesen. An der ganzen Front im Cernabogen den ganzen Tog über und während der Nacht ununterbrochen lebhaftes Geschützfeuer, das gegen die Höhe 1050 und nordöstlich von Makowo zeitweise die Heftigkeit von Trommelfeuer erreichte. Starke feindliche Infanterieableilungen, deren Ansammlung in den vordersten feindlichen Gräben bemerkt wurde, konnten keinen Angriff unternehmen, da sie unsererseits unter heftigstes Ver— nichtungsfeuer genommen wurden. Vereinzelte Kompagnien, denen es gelang, die Gräben zu verlassen, mußten unter der Wirkung aller Waffengattungen und teilweise nach Bomben⸗ kämpfen zurückfluten. Nur im östlichen Teile des Cerna— bogens konnte der Feind einen heftigen Angriff unter— nehmen, aber dieser scheiterte unter schwersten Ver— lust en für ihn.

Gegen Mittag ver mochten die feindlichen In fanterietruppen nach neuerlicher heftiger Artillerievorberellung einen wetteren Angriff nardöstlich Lon Makomo zu unternehmen, aher auch

Nacht schritt der Feind zum Angriff auf die beiden Flügel

unserer Stellungen im Cernabogen, der jedoch vol lständ ig zusammenbhrach.

Oestlich der Cerna hat sich das feindliche Geschützfeuer merklich gesteigert. Im Laufe der Nacht griffen einzelne Gruppen wiederholt in Richtung der Ortschaft Stravina an; sie wurden jedesmal durch Sperrfeuer zurückgetrieben. Gegen Mitternacht schritt der Gegner zu einem heftigen Angriff auf Gradesnica, wurde aber mit großen Verlusten abgewiesen.

In der Moglenagegend wurde die Kampftätigkeit leb— hafter. Während des ganzen Tages Geschütz., Gewehr und Maschinengewehrfeuer. Eine feindliche Infanteriegruppe ver⸗ suchte gegen das Dorf Nonte vorzugehen, wurde aber durch unser Feuer vertrieben.

Westlich des Vardar den ganzen Tag und die ganze Nacht über heftiges Geschützfeuer mit geringen Unter— brechungen. Während der Nacht versuchten bei Alcat Mahle mehrere Infanterieahteilungen vorzurücken, wurden

gleichfalls

aber durch Gewehr⸗ und MWaschinengewehrfeuer zurück— gewiesen. Während es ganzen Tages unterhielt der Feind. äußerst, heftiges Geschützu, Maschinen— gemehr⸗ und Gewehrfeuer gegen unserée Stellungen

südlich Dojran. Um sie in Besitz zu nehmen, unter— nahmen die Engländer Nachmittags und Nachts mehrere mit größter Hartnäckigkeit geführte aufeinander— fohgende Angriffe. Der erste setzte um 9 Uhr Abends auf der ganzen Front des Dojransces bis zum Dorf Karacheli ein. Er wurde von mehrfach gestaffelten Kolonnen unter— nommen, die unsererseits mit heftigem Geschütz', Gewehr⸗ und Maschinengewehrfeuer empfangen wurden und unter schwersten Verlusten für den Feind zurückfluteten. Gegen 11 Uhr Abends schriiten die Engländer zum zweiten Angriff, der das gleiche Schicksal teilte. Nur an einem Punkt gelang es ihnen, in unsere Stellung einzudringen, doch wurden sie durch Gegenangriff wieder herausgeworfen. Etwa um 1 Uhr Nachts unternahm der Feind einen noch wütenderen Angriff. Es gelang ihm auch, an einem Punkte in unsere vorgeschobenen Gräben einzudringen, aber ein Gegenangriff, den das tapfere 34. Regiment von Trojan mit dem Bajonett unternahm, warf ihn überall aus unseren Stellungen wieder heraus, wobei er große Verluste erlitt. Eine halbe Stunde danach versuchten die Engländer einen neuen Angriff, wurden aber ziemlich leicht geworfen.

An der Belasica Planina und an der Struma die gewöhnliche Geschütztätigteit und Streifwachenscharmützel.

Rumänische Front. Bei Tulcea beiderseitiges Ge— wehr⸗ und Maschinengewehrfeuer.

Die bulgarischen und deutschen Truppen brachen Sarrail auch am 9. Mai wieder eine schwexe Niederlage bei. Nordwestlich Monastir, wo das Höhengelända bei Höhe 1248 bis gegen Mittag unter schwerem feindlichen Feuer lag, wurde ein starker Infanterieangriff in drei Kilometer Breite unter schwersten Verlusten für den Feind abgewiesen. Ebenso im Cernabogen, wo vier feindliche Angriffe vollständig scheiterten. Der erste vergebliche Anstumm in den Morgenstunden wurde im Sperrfeuer, zum Teil im Gegenstoß abgewiesen. Nach noch— maliger mehrstündiger Feuervorbereitung trugen die zusammen⸗ gewürfelten Kontingente Sarrails einen heftigen Angriff in der Breite von 16 Kilometern vor. Sie wurden auf der ganzen Front mit Ausnahme einer Höhe südlich Orle unter schwersten Verlusten geworfen Ungezählte Tote liegen vor unseren Linien. Ueber 2560 Gefangene, zwei Maschinengewehre und vier automatische Gewehre wurden bisher eingebracht. Nach⸗ dem am Abend noch zwei weitere feindliche Angriffe abge⸗ wiesen waren, wurde auch das auf der erwähnten Höhe südlich Orle in den Händen des Gesmers gebliebene Grabenstück von bulgarischen und deutschen Truppen in gemeinsamem Gegen—⸗ angriff wieder gewonnen.

Wie nachträglich gemeldet wird, war es den Serben am Oberlaufe der Moglenica am Abend des 8. Mai gelungen, in den ersten Graben einzudringen, aus dem sie am Morgen des 9. Mai durch die Bulgaren hinausgeworfen wurden. Weiter östlich gegen Zborske und Tusin vorgehende stärkere Ab— teilungen wurden leicht abgewiesen

Südwestlich des Ortes Doiran, wo am Vortage mit großer Erbitterung um den Stautzberg gerungen worden war, entriß das tapfere hulgarische Infanterie Regiement Nr. Iq am Vormittage des 9. Mai durch einen kraftvollen Gegenstoß dem Gegner wiederum die geringen Vorteile, die der Gegner am Vortage unter schwersten Verlusten hatte erringen können. Die ganze Vorstellung ist somit wieder fest in der Hand der Verbündeten.

Der Krieg zur See.

Berlin, 10. Mai,. (B. T. B) Im Mittelmeer murden nach neuen Meldungen neun Dampfer und acht Segler mit rund 32 000 Tonnen versenkt, darunter am 11. April der italienische mit Munition beladene Dampfer „Candia“ (10945 To), am 14. April der fran zösische Dampfer „Gange“ (6886 To.), am 16. April ein unbe— kannter bewaffneter Dampfer von etwa 5000 To. aus einem Geleitzug heraus, am 21. April der enalische tief beladene Dampfer, Warrior“ (3674 To.), am 25. April der bewaffnete englische Dampfer „Reynolds“ (3264 To.) mit 4500 To. Kohle auf dem Wege nach Port Said, am 26. Ap il der italienische Segler „August Taranto“ (1200 To.) mit Phosphat von Tunis nach Alexandrien, am 28. April der englische Dampfer „Pontige“ (3345 To.) mit 5260 To. Mals, Erbsen und Gerste für Italien.

Der Chef des Admiralstabes der Marine.

Kopenhagen, 10. Mai. (W. T. B.) Die dänische Gesandtschaft in London berichtet, der dänische Schooner „Jörgen Olsen“ sei auf der Reise von Amerika nach ,. mit Holzladung im Atlantischen Meere versenkt worden.

Haag, 10. Maöt. (Meldung der Niederländischen Telegraphen Agentur) Der Motorschooner „Grund“ ist von einem deutschen Unterseeboot in der Nordsee versenkt, die Besatzung auf das Leuchtschiff „Noordhinder“ gebracht worden.

Rotterdam, 10. Mai. (W. T. B.) Bei Lloyds waren bis zum 6. Mai elnschließlich Meldungen über 80 Schiffs versen kungen seit dem 1. Mai eingelaufen Im aleichen Zeitraum des April taren nur 41 Schiffe als in

Berlin, 11. Mai. (W. T. B.) Neue U⸗Boots⸗

erfolge im Atlantischen Ozean! Vier Dampfer und drei Segler mit 21009 Tonnen. Unter den versenkten Schiffen befinden sich u. a folgende:

Der hewaffnete englische Dampfer „Hawildar“ (4911 t), Ladung Zucker, ferner zwei große bewaffnete Dampfer und ein Dampfer, Ladung anscheinend Baumwolle, deren Name nicht festgestellt werden konnte. Die drei Segler hatten Holz für England geladen. . Der Chef des Admiralstabes der Marine.

Parlamentsbericht.)

Preußischer Landtag. . Herrenhaus. 21. Sitzung vom 10. Mai 1917, Nachmittags 2 Uhr.

(Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)

Am Regierungstische der Finanzminister Dr. Lentze. Präsident Graf von Arnim-⸗Boitzenburg er— öffnet die Sitzung nach 2 Uhr.

Anläßlich des Heldentodes des Prinzen Friedrich Karl hat der Präsident Sr. Majestät dem Kaiser und dem hohen Elternpaar das Beileid des Herrenhauses ausgedrückt. Vom Kaiser und vom Prinzen Friedrich Leopold sind Danktele— gramme eingegangen.

Am 7. April ist das Mitglied Geheimer Kommerzienrat Lueg, am 18. April der Generaloberst, Generalgouverneur von Belgien Freiherr von Bissing gestorben. Der Präsident würdigt die großen Verdienste des Freiherrn von Bissing: „Nach einer glänzenden militärischen Laufbahn war er berufen, in den besetzten Gebieten eine schwierige Aufgabe zu erfüllen. Staatsmännischer Blick, gepaart mit großem Können, starkem Wollen und außergewoͤhnlicher Arbeitskraft, hat ihn in den Stand gesetzt, bis zum letzten Atemzuge in porbildlicher Pflichttreue für König und Vaterland diese Aufgabe zu erfüllen. Das Andenken der Entschlafenen wird bei uns allezeit in Ehren bleiben.“

Als erbliches Mitglied neu berufen ist Herr Gans zu Putlitz. Eingetreten ist der schon früher berufene Graf Morawski.

Zur Beratung steht zunächst der vom anderen Hause aus Anlaß eines Antrags der verstärkten Staatshaushaltskom— mission angenommene Gesetzentwurf, betr. Steuerfrei⸗ heit der Kriegsbeihilfen usw. Der Beschluß des Abgeordnetenhauses lautet:

„Die aus Anlaß der Kriegsteuerung bewilligten Beihilfen und Zulagen der unmittelbaren und mittelbaren Beamten, Lehrer, Angestellten und Arbeiter des Reiches, des Staates und der Kom— munalverbände sowie der Geistlichen, Lehrer, Beamten, Angestellten und Arbeiter der Kirchenverbände, Kirchengemeinden und anderer Religionsgemeinschaften und Religionsgemeinden sind frei von Staats- und Einkommensteuer.“

Die Finanzkommission hat in den Entwurf die Beschrän— kung eingefügt, daß er nur „für das Steuerjahr 1917“ Gel⸗ tung haben soll.

Ohberbürgermeister Scholz-Danzig befürwortet die Streichung dieses Zusatzes, insbesondere unter Hinweis auf die kinderreichen Be— amten, die dadurch sehr benachteiligt werden würden. .

Finanzminister Dr. Lentze:

Meine Herren! Ich möchte das hohe Haus bitten, über den Beschluß der Finanzkommission hinauszugehen und dem Antrage Scholtz folgend, den Gesetzentwurf in der Fassung des Abgeordneten« hauses anzunehmen. Wie der Herr Berichterstatter bereits ausgeführt hat, ist der Gesetzentwurf aus der Initiative des Abgeordnetenhauses hervorgegangen. Als die Kriegsteuerung es notwendig machte, daß die Beamtenbesoldungen durch Kriegsbeihilfen und Unterstützungen erhöht und auch den Arbeitern Lohnerhöhungen gewährt und Zuwendungen gemacht wurden, da war in allen diesen Kreisen die Ueberzeugung verbreitet, daß nach den gesetzlichen Bestimmungen diese Unterstützungen und Kriegsbeihilfen steuerfrei wären. Wer die frühere Judikatur des Oberverwaltungsgerichtes in dieser Frage nachliest, ohne daß er gerade Steuertechniker ist, kann zu der Meinung kommen, daß solche Zulagen der Besteuerung nicht unterliegen. Das Oberverwaltungs— gericht hat jedoch neuerdings in einer Entscheidung diese Frage klar— gestellt und den Grundsatz festgelegt, daß alle Beihilfen und Unter— stützungen steuerfrei sind, welche nach Prüfung des Einzelfalles gewährt werden, daß sie aber steuerpflichtig sind, wenn sie allgemein einer bestimmten Klasse von Personen gewährt werden. Durch diese Ent— scheidung ist die Frage ganz klargestellt. Danach sind alle diese Unterstützungen und Beihilfen steuerpflichtig, weil sie nicht nach Prüfung des einzelnen Falles gewährt werden, sondern allgemein be— stimmten Klassen von Beamten, Angestellten und Arbeitern.

Einzelne Staalsbehörden waren auch der Meinung gewesen, daß die Entscheidungen des Oberverwaltungsgerichtes so auszulegen seien, daß die Steuerfreiheit bestände und dieses war den betreffenden Be— amten und Personen mitgeteilt worden. Nun ergaben sich durch die Steuerpflicht sehr unangenehme Konsequenzen, vor allem die Kon— sequenz, daß viele Beamte und Angestellte durch die Besteuerung eigentlich das wieder verloren, was ihnen an Beihilfen gewährt war. Ich möchte darauf hinweisen, daß die Kriegsbeihilfen ja von Anfang an und dann steigend immer mehr darauf gegründet worden sind, daß sie der Höhe nach auf die Zahl der Familienmitglieder gestellt werden. Je mehr unversorgte Kinder auf den Haushalt des Einzelnen ent— fallen, um so höher sind die Kriegsbeihilfen; sie werden also gerade besonders hoch für einen Familienvater, der eine große Familie zu ernähren hat. Wenn nun die Kriegsbeihilfen steuerpflichtig sein sollen, so wird die Steuersteigerung gerade bei diesen schwerbelasteten Personen eintreten. Aus diesem Grunde hat sich die Staatsregierung entschlossen, dem Wunsche des Abgeordnetenhauses nachzugeben. Die Staatsregierung konnte das um so eher, weil bei Beamten, Staats— angestellten und Staatsarbeitern immer festgestellt werden kann,

welcher Teil ihrer Bezüge wirkliche Beihilfe und UNnterstützung ist und

welcher Teil nicht.

Die Folgerungen und Berufungen, die aus einer derartigen Stellungnahme sich ergeben, stellten sich allerdings im Abgeordneten haus sofort ein. Von den verschiedensten Seiten wurde verlangt, daß dieselben Wohltaten auch den Privatangestellten und Privatarbeitern zuteil werden möchten. Es wurde darauf hingemiesen, daß die Ver⸗

Verlust geraten gemeldet.

. Geibähr, mit Audnahme der Reden der Mintster Und Staatosekretäre.