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.Die erste Beratung rief eine Debatte nicht hervor. Auch in zweiter Lesung wurde der Ergänzungsetat ohne Erörterung unverändert angenommen, desgleichen auch Antrag des Abg. Dr. Spahn 9 in sofort sich daran anschließender dritter Renn endgültig.
2 kamen die Interpellation der Abgeordneten Arn stadt ('kons) und Genossen, betreffend die Stellungnahme des Reichskanzlers zu den Beschlüssen des sozialdemokra⸗ tischen Parteiausschusses über die Friedensbedingungen, und die Interpellation der Abgeordneten Albrecht (Soz.) und Genossen, betreffend Friedensbedingungen, zur Verhandlung.
(Schluß des Blattes.)
Statistik und Bolkswirtschaft.
Die Säuglingszsterblichkeit in Deutschland
weist nach eäner Statistik des Kaiserlichen Gesundheitsamts fortdauernd günstige Zahlen auf. In den deutschen Siten mit 15 000 und mebr Ginwohnern kamen auf je hundert Lebendgeborene Sterbefälle im eisten Lebentjahre vor: im Jahre 19135: 142, 1914: 18,6, 1915: 14, und 1216: 13,5. Für die 26 deutschen Giokstädte mit 200 090 und mehr Ginwobnern stellen sich die Zahlen noch guünstiger: Auf je hundert Lebendgeborene starben dor 1914: 153, 1915; 135 und 19I6 nur 1230 Kmder im ersten Lebensjahte. (W. T. B.)
Zur Arbeiterbewegung.
Nach einer von W. T. B. wieder egebenen Meldung der bollãndischen ing Algemeen Handelsblad! aus London haben am 13. d. M. ungefähr 50900 Angestellte der Londoner Omnibusgesellschaft die Arbeit niedergelegt. Sie ver⸗ langen u. g. eine Kriegsiulage von 10 Schilling. — ‚Neuwe Rotter— damsche Courant! meldet aus Landon, der Ausstand der Mechaniter daueit in vieltn Teilen Englands noch fort. Eme Versommlung von Ausständigen hat eine Enischließung zugunsten einer nattonaltn. Besprechung gefaßt. Diese Be⸗ sprechung wud in London abgehalten werden und die Lage be— treffen. Die ausständigen Mechan ker in Derby wollen in der sicheren Erwartung, daß die Regierung eine Untersuchung ihrer Beschwerden einlelten werde, die Arbeit wieder aufnehmen (9pgs. Nr. 114 d. Bl..
Wohlfahrtspflege.
Landerholungsheime für junge Mädchen erwerbender Stände.
In großzügiger, über ganz Deutschland sich erstreckender Arbeit sind jetzt mit dem Perein . Stadtkinder auf das Land - evangelische und talhelische Wehlfohrtsvereine in gemeinsamer Täti, keit dabei, vielen Taasenden von Stadtkindein den Segen eines längeren Land— aufentbalts zu verschaffen. Nicht an letzt Stelle wirtt bier die unter der Schlimhenrschaft Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin stehende Frauenhilfe! mit, die besonderg in Rhemland und West⸗ falen schon seit Jahren darin vorbildlich tätig gewesen ist. Aber nicht bloß schulpflichtige Stadtkinder benürfen der Grbolung, auch viele erwerbende junge Märchen sehnen sich danach, die ost nur kurz bemtssene Zeit ihres Urlaubs in gesunder Luft, schöner Umgebung und auter Pflege zu erleben, und das int besondere jetzt, wo die Kislegszeit , An forderungey an ihre A beite leistung stellt. Der Engert Ausschuß der Frauen blilfe macht det halb auf die vom Evangelischen Verband zur Pflege der weiblichen Jug end Deutschlands eingerichteten Landerbolungsbeime afmerksam, ven der en vier, nämlich Gichberg' bei Kuhrern, Kr. Striegau in Schleslen, Walofriede“ in Wetterburg (Waldeck, Klein Gschstedt', Post Niederschmen, Kr. Queirfurt, und „Haus Sonnenschein in Gägelow bei Wismar in Mecklenburg, im Mat eröffnet werden. Die Heime sind samtlich sön gelegen. Sie stehen unter der Leitung erfahrener Hausmütter. Für die Ernährung ist nach Möglichkeit gesorgt. Aus dem Zusammen⸗ seben uater christlicher Hau ordnung haben schon viele neuen Mut und neue Kraft geschöpft. Die tägliche Verpflegung wird für 1,45 6, 2 und 3 A dargeboten. Nähere Auskunft ersellen der Evan gelische Verband in Berlin Dahlem, Friedbergstraße 25/27, und die Leiterinnen der einzelnen Heime.
Knust und Wissenschaft.
Die Sicherung der Kunstsammlungen in Serbien. Wie die deutsche, so bat auch die K. K. Militärverwaltung in den besctzten Gebieten Polens und Serbiens den Schutz und die un— geschmälerte Erbaltung der Kunstsammlungen sich angelegen sein lafser. Die amtlichen Mittellungen der K. K. Zentralkommission für Denkmalpflege veröffentlichen einen Bericht von Dr. Paul Buberl, der auf Grund von Angaben ebemaliger Beamten dez serbischen National museums das Kriegsschicksal der Kunsisammlungen von Belgrad und die Maßnahmen bebar delt, die das K. K. Militärgouvernement in Belgrad ju deren Schutz getneffen hat. Dag Naiionalmuseum war in zwei nebeneinanderstehenden einstöck gen Biedermelerhäusein auf dem Königplatze untergebracht, n unmittelbarer Nack barschaft der Untrersität. Viese sollte dem Moeseum zum Veihängnis werden. Des Univeisitätsgebäude, 1857—1861 von dem reichen Salzhaͤndler Maa as Privatpalas erbaut und 1883 dem Staate für wissenschaft⸗ liche . gewidmet, hat nämlich eine Aussichtzwarte, welche die umfassendste Rundschau cuf welgrads reliesplanartig ausgebreitete Weiqhebtld bietet, und batte außertem eine Funkenstasion, die einzige in Kielgrad, die die rariotelegraphische Verbindung Serbieng mit den Ententestaaten ermöglichte. Duser Umstand, der den K. K. mili⸗ tärischen Stellen wobl Fekannt war, ijwarg diese, bald nach Aus— bruch des Kriegeß der Monaichie mit Serblen dag Feuer (ihrer Barterien und Monstore auf diese militärisch wichtige Signal, und Radiostation richten zu lassen. Bei dieser Beschießung erlitten auch die Gebäude der Nattoncimuseums beträchtlichen Schaden.
Bei Kriegsausbruch hatte ker Direklor die ihm anvertraute Sammlung im Stich gelafsen und das Mustum Tem Piäparator überlassen. Sechs schwere Granaten zerstö ten die Gebaͤude stark, die Sam mlungs egenstände erlitten weniger Schaden. Da machte sich auch der Präparator dahon. Mitte November 1914 kehrien Direktor und Piärarator zurück, um im Auftrage des seibischen Unterrichtęm snisteriums ie wichtigeren Gegenstände aus den halbzerstörten Gebäuden zu bergen. Damals gingen 12 Kisten mit Goll. und Silbersachen, mit den Gringerungen an den serbischen Schrifts eller Vut Karadzie und mit Waffen und Bildein der füdslawtschen Känstltr nach Uesküb. Später wurden auch die gesamten restlichen Bestände, Gemälde und vorgeschichtliche Gegenstän de, mit Ausnahme der größt ren römischen Marmorskulpturen und Sartrphage, 96 Kisten, nach Nisch geschickt. Als dann die deutsch⸗österreichijche Offensive auch diese Stadt gefährdete, gingen alle Köstea wener nach Mitrobles. Einen Monat fräter näherten sich kereit? die Tryppen der Armee Köveß dieser Stadt. Der Weg nach Salonti nar durch die Bulgaren gesperrt, an einen Trantport durch die unwegsamen albanischen Berge nicht zu denten, und so mußte die flochtende serbische Re— gietung die Sammlungen ihrem Schicksal überlafsen, nachdem man in aller Eile eine Reihe der rertvollsten Stöcke aus den Kisten genommen batt.. Als rach dem Einmarsch in Mitrowica am 24. Nopember 1915 unsere Truppen die Kisten fanden, war (in großer Teil von ibnen aufgesprengt, manches fehlte. Auf KBeranlassung des österteichisch⸗ ungarischen Milttärge uvernenents wutden dte Kisten dann im Friühiahr 1916 nach Helgiad gebracht. Zur Juventierung und Wiederordnung der Sammlungen, die jetzt
im Gekäude des Ack rbauminisle lun s vorläufig untergebracht sind, jog das Gouvernement auch serbische Gell hrt und Beamte heran. Die Gemaäldesammlung enhält urgefäbr 520 Bllder, fast alle obne rößere Bedeutung, die melsten von serbischen Malern des 19. Jahr— pe erg und ungefähr 160 italienische Barockbilder. Reichbaltiger ist die vorgeschichtliche Sammlung, ist ja doch der serbische Boden an vorgeschichtlichen Funden außerordentlich ergiebig. Eines der interessantesten Stücke, das ornamental bemalte Tonidol aus Klieevac, fehlt freilich; der Direktor dürste es auf seiner Flucht mit⸗ genommen haben. Auch die Antikensammlung besitzt eine Reihe wert⸗ doller Gegenstände, wie die schöne männliche Bronzemagke aus Vinonia und den praͤchtigen Bronjekopf eines römischen Statthalters, der um 1850 bei der großen Trajan brücke ju Turn⸗Severin an der Donau gefunden wurde. Weniger bedeutend sind die byiantinische Sammlung und die Waffensammlung. Die Ethnograpbische Sammlung in Belgrad sandte eine Auswabl ihrer besten Stücke gleichtalls nach Nisch und Uerküb. Jetzt ist auch von dieser Sammlung der größte Teil wieder nach Belgrad gebracht.
Theater und Musik.
Im Königlichen Opernhbause wird morgen, Mittwoch,
Offenbachz phantastische Oper Hoffmanng Erzäblungen? in der hi⸗ . aufgeführt. Die Vorstellung beginnt um 7 Uhr.
zniglichen Schauspielbause geht morgen die Posse arch her n 39 Szene. In größeren Rollen sind die Damen Cosse, Dorg, Heisler, von Maxburg, Schlüter, Sussin sowle die Herren Boeitcher, Cichh ol,, von Ledebur, Mühlhofer, Patry. Sachs und Vesreimann ö Splelleiter ist Dr. Bruck, musikalischer
Leiter Herr Schmalstich.
Das Gaftspiel des Yarm städt er Hoftbeaters in Bukgrest brachte in der Eröffnungsvorstellung „Lohengrin? und ein Beethevenkonzert unter der Leitung des Dolkapellmeisters, Sofrat Paul Ottenheimer, ferner Aufführungen von Fidelto“, dem Barbier don Sevilla, „Verstegelt! und der Gärtnerin aus Liebe! im Nationaltheater, sowie ein Wagnerkonzert im Ather äum. Sämtliche Veranstaltungen waren ausverkauft. Die Vorstellungen werden in zweiter Folge wiederholt. Außerdem sindet noch ein Kammer musik⸗ konzert Jon Mitgliedern der Großherzoglichen Hofkapelle statt.
Mannigfaltiges.
Neber die Wasserstands, und Eis verbältnisse der nord- deutschen Ströme im Monat April 1917 berichtet die Landetanstalt für Gewäfserkunde im preußischen Ministerium der offentlichen Arbeiten: Dem Gisabgang in den übrigen Stromgebieten tst in der ersten Hälfte des April der des Memelstromgebtetes gefolgt. Bei den ungewöhnlich starken Eistildungen dieses Winters war von vornherein ju befürchten, daß der Memelelsgang, wenn er, was der Fa war, rasch zur Entwicklung kame, nicht glatt verlausen würde. In der Tat sind infolge schwerer Elsstopfungen die höchsten bekannten Wasserstände an einer längeren Strecke des Rußstromes, des größeren der beiden Arme, in die sich der Strom beim Eintritt? im das Memeldelta teilt, erheblich über. schritten worden, womit die Gefahr eines verheerenden Einbrecheng der Flut in die bedeichte Niederung linkg vom Rußstrom verbunden war. Es gelang jedoch, dieser Gefahr Herr zu werden. Die Schaden beschränkien sich im ganzen auf ein erträgliches Maß; zu ihnen gehört die Durchbrechung eines Lestzeiches rechtg vom Ruß— strom, bei der ein Gehöst zerstört wurde. Gin wenig ist der böchste bekannte Wasserstand auch am Pegel Tilsit übertroffen worden, so daß auch in und um Tilsit ausgedehnte Ueberschwemmungen ent⸗ standen. An den Abgang des Elses ichleß sich nicht nur an der Memel, sondern auch an der Weichsel, Oder und Elbe eisfreles Hechwasser, das an die sen drel Strömen aug mehreren Flutwellen bestand und an der unteren Oder stellenweise ebenfalls über den höchsten bekannten W sserstand hinaueging. Mebr noch alg der Höhe der Anschwellungen ist es dem späten Eintritt und ker langen Dauner der , juzuschreiben, daß das April-⸗Mittelwasser der Vergleiche jahre 1896 1915 an der Memel, Wechsel, Oder und Elbe vom diegmaligen Mittel erheblich überichritten wird, während die Weser und der Rhein nur kleinere Wasserstandsschwankungen bel ungefähr normalem Monatsmittel hatten.
Strom.. . . Memel Weichsel Oder Elbe Weser Rhein , = . Tilsit Thorn Sieinau Baiby Minden Kaub kittel wasser April
1, Unterschled gegen
Mittelwasser . . .
April 18961915 4 192 4208 4175 136 10 — 13 ..
526 466 409 416 320 250 em
Cassel, 14. Mai. (W. T. B. Nach der Casseler Allgemeinen Zeitung. hat ein schweres Gewitter in der Nacht zum Sonntag an einzelnen Orten großen Schaden angerichtet, besonders in Gux⸗ hagen (Melsungen). Der Dorfbach wurde zum reißenden Strom, der bald des ganze Tal überschwemmte und durch sein Geröll Wiesen und Aecker verwütete, Gemüse, Kartoffeln usw. liegen in den Dorf⸗ strahen. Hagelichlcßen in Taubeneigröße vernichteten die Saaten. Mehrere Häuser würden unterwaschen, und ein zweistöckger Bau stürjte ein. Jus dem überschwemmten Anwesen konnte das Vieh nur mit knapper Not gerettet werden.
London, 14. Maß. (W. T. B.) Die „‚Times“ vom J. 8d. M. schrtibt: Der Fettmangel nimmt ju. In den südn estlichen Vor—⸗ städten von London konnte man letzte Woche keine Margarine mehr bekommen. Den Kunden wurde gesagt, daß vielleicht einige Wechen vergehen werden, ehe neue Vorräte kommen. Dle Nachfrage 6. Butter nimmt besogaders stark zu. Dagsselbe Blatt erfährt, da angesichtt der Knapvbeit der Körnerfruchtvorräte und der Begrennheit des Schiffsraums die Regierung beschlossen habe, den Paket ver sand von gan oder teil weise aus Körner⸗ frucht hergestellten Lebensmitteln an die Frontsoldaten zu verbteten. Ferner teilt die Times“ mit, daß viele Gastwirt⸗ schaften sich jetzt weigern, elnem Gaste mehr als eine halbe Pinte Bier zu verabfolger. Ter durch den Unterseebootekrieg in England entstandene Mangel an Grubenholz hat in letzter Zeit einen soischen Umfang angenommen, daß im Distrikt New Caßle seit einiger Zeit viele rr rf nicht mehr befahrbar sind und die Außeibetriebstellung welterer Schaͤchte zu erwarten steht.
Sandel und Gewerbe.
— Die Graz-Köflacher Eisenbahn vereinnahmte im April 1917: 268 316 Kr. (April 1916: 352998 Kr.), vom 1. Januar bis 30. April 1917: 1 099 002 Kr. (1916: 1 338 852 Kr.). Die Ein— nahmen für 1916 sind endgültig, die für 1917 vorläufig.
Brüssel, 19. Maz. (W. T. B.) Ausweis des Noten- devartements der Socitcts Gsnsrale de Belgique vom 106. Mai (in. Klammern vom 3. Mal. Aktiva. Metall bestand und deutscheß Geld 21 740 789 (21 187 582) Fr., Gut. baben im Autlande 358 503 567 (3658 803 244) Fr., Darlehen gegen Guthaben im Auglande 87 056 626 (86 756 948) Fr., Darlehen egen Schatzscheine der belgischen Propinjen (aemäß Artttel 6 Ziffer 7 der Vorschriften) 130 0090 090) (450 090 900) Fr. Wechsel und Schecks auf belagische Pi 73 972 691 (67 538 437) Fr., Var. lehen gegen in ländische eitvapiere 2 923 954 (2 944 tz) * sonstige Aftiven 17 579 398 (17573 093) Fr, zusammen 1041 377 025
05 218901 ü 97 92 599 141 lt 20 605 (914 218 901) Tr. Giroguthaben 97 800 695 (9 6. fen nig Pafsi den * 281727 (27 985 916) Fr., jusammen
1011377025 (1034 803 958) Fr.
Börse in Berlin
(Notlerungen des Börsenmvorstandes) vom 15. Mal vom 14. Mal fũr Geld Brief Geld Brief
AM 60 66 np
New JYoꝛk 1 Dollar * — e. 2 100 Gulden 264 265k * änemark 100 Kronen 1841 185 1 . Schweden 1090 Kronen 194 194 . z Nomvegen 160 Kronen. 185 13 iss igt Schwen 166 Franken 126. 126 126 126
Wien⸗
Bud 100 Kronen 64, 20 64,30 64,20 64, 30 Bui 6 16060 deva S6 51 S6 81 Kenstesti- 19 Piasta 2060 206 2016 2h
adrid und h ; . 100 Pesetas 1251 126 1251 126
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eutige Werfpavlermarkt zeigte eine schwankende ober ow, ir Bet *r . war die Tendenz fest, um sich j! doch später r wachen; namentlich mußten Montanwerte, wie hönir, Bochumer und andere Werte, im Preise nachgeben. seiten sich dagegen Daimler sowie Schantungbahnaktien. Schiffahrts⸗ werte waren 'schwankend, elekirische Werte behauptet, Banfaktien zeigten siemlich feste Grundstimmung. Der Schluß war eher schwach.
2
Kurzberichte von auswärtigen Fondsmärkten.
Wien, 14. Mai. (W. T. B.) Bei uaverändert juversichtlicher Auffaffung und dementsprechend fester Stimmung bewegte ch der Verkehr an der Börfe in Grwartung der Rede des deutschen Reiche fanzlerg in recht engen Grenzen. Lebhafte Umsätze zu wesentlich er⸗ köbten Kursen fanden nur in Staatsgeisenbahnwerten und Austro— Americana⸗Aktien siatt, welche von 3 ab im Privatverkehr nicht mehr gehandelt werden dürfen. Sonst blieben die Umsätze vereinzelt, wobei die Preizbewegung uneinbeitlich, jedoch vorwiegend aufftrebend
) te waren aut behauptet. ,, 0 in W. E. B.) Unelnhelllich. Wechsel
auf Berlin 37,423, Wechsel auf Wien 23,624, Wechsel auf 26 47,75, g e n, ,, 69,75, Wechsel auf Stodk⸗ bolm 72575, Wechsel auf New Jork 243,75, Wechsel auf London Iil,62z, Wechsel auf Parlg 42,65. 5 oso Nieder ländische Staats- anieihe 10 8, Sbl. 3060 Niederländ. W. S 748, Königl. Niederländ. etroleum 544, Holland Amerika⸗Linie 359, Niederländ. Indische andelgbank 235, Atchison, Topeka u. Santg Fö 99üsis, Rod gland „is, Southern Pacifie 923, Southern Rallway 243, Un on 2 1368, , , , , . is, Englische Anleihe —, Hamburg Amerika⸗Lin . , , 11. Nai. (W. T. B.) Wechsel auf
London 131116.
Kurgberichte von auswärtigen Waren märkter. Amsterdam, 14. Mal. (W. T. B.) Santos Kaffee für Mai 58. terdam, 14. Mat. (W. T. B.) Rü böl loko 109. — . für Juni 723, für Juli 71, für Auguft 76.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage. — — — — . — Theater.
Käͤnigliche Schanspiele. Mittwoch: Opernhaus. 129. Abonne⸗ mentsvorstellung. Dlenst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Koff⸗ manns Erzählungen. Phantastische Oper in drei 2 einem Prolog und einem Gyilog von J. Barbier. Must von J. Offenbach. , . Leitung: Herr Kapellmeister Dr. Stiedry. Reale: Herr Oberregisseur Droescher. Chöre: Herr Professor Rüdel. Anfang 7 Uhr.
Schauspielbaus. 131. Abonnementsverstellung. Kyritz⸗Pyhritz. Alt⸗Berliner Posse mit Gesang und Tam in 3 2 ( Bildern) von H. Wilken und O. Justinus. Musit ven Gustav Michaelis. Mustkalische Leitung: Herr Schmalslich. Inszenierung: Herr Reglfseur Dr. Bruck. Anfang 73 Uhr.
Donnerstag: Opernhaus. 139. Abonnementsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze ind aufgehoben. Margarete. Oper in fünf Akten von Charles Gounod. Text nach Goethes „Faust“, von Jules Barbler und Michel Carré. Anfang 7 ö ĩ . ;
Schausvielhaug. 132. Abonnementtsvorstellung. ienst un geen r, sind aufgeboben Der neue Herr. ge, . in 7 Vor⸗ gängen von Ernsf von Wildenbruch. In Szene gesetzt von Herrn Regisseur Dr. Bruck. Anfang 7 Uhr.
Familiennachrichten.
Verlobt: Anna Riedesel Frelin zu Elsenbach mit Hrn. Rittmelster Max Frhrn. Heyl zu Herrnsheim (Darmstadt). — Frl. Idollne Angerstein mit Hrn. Leutnant Adolf Friedrich von Quast (Schwerin ji. M. z. Zt. Garz, Kr. Ruppin).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Reglerungtassessor Frhrn. von Wangenbeim (Stettin). — Hrn. Oberleutnant Unger (Char=
lottenburs). — Hin. Oberleutnant Otto Neubaur (Berlin
olwitz (Marschwitz bei Ohlau).
Gestorben: Hr. Generalleutnant z. D. Paul Frhr. Schuler pon Senden (Schwerin J. M.) — Hr. Generalmajor z. D. Gustah Brandt (Dresden). — Hr. Prosessor Dr. Gustav Jäger (Stuttgart), — ö. Pastor m. Arnold Schultz (Ebert. walde) — Hr. Reglerungsrat Willibald Plehn (Breglau).
Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Exppedition, Rechnungsrat — Verlag der Erpedition (Mrongering) in Betlin. 4
Berlin, Wilhelmstraße 32. Sechs Beilagen leinschließlich Warenzelchenbeilage Nr. 38
und die Juhaltsaugabe Nr. 19 zu Nr. n ves Vffentlichen Anzeigers
(1 034 805 958] Fr. — Passiva. Betrag der umlaufenden Noten
lowlt die 1454. Ausaape ver Deut scher GeriunitH' en.
i — Eine Tochter: Hrn. Siegfried von Eicke und
Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg. ;
engering in Berlin. 21
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, 4
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Erste Beilage
zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Prensischen Staatsan jeiger
M HIS.
Berlin, Dienstag, den 15. Mai
TVarlamen tsbericht. )
Dentscher Reichstag.
108. Sitzung vom 14. Mai 1917, Vormittags 11 Uhr. f (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)
Am Bundesratstisch: die Staatsminister, Staatssekretär des Innern Dr. Helfferich und Staatssekretär des Reichsschatzamts Graf von Roedern.
Präsident Dr. Kaempf eröffnet die Sitzung um 11 Uhr 20 Minuten.
In Zweiter Beratung wird die zweite Ergänzung zum Staatshaushaltsetat für 1917, durch die als erste Rate 2400 000 S6 zur Erweiterung der Ge— schäftsräume des Kriegsministeriums in Berlin angefordert werden, auf Grund des mündlichen Berichts der Staatshaus— haltskommission (Berichterstatter Nacken (Zentr.) unver— ändert ohne Debatte angenommen.
Es folgt die zweite und dritte Beratung der Novelle zum Kaligesetoz.
Abg. Stöve (nl.) Die Regierungsvorlage hat eine Er— höhung der Kalipreise nicht vorgesehen. Das kann einigermaßen unrecht erscheinen, da die Regierung die Notwendigkeit einer solchen Erhöhung nicht in Abrede gestellt hat. Es ist in der Kommission bon ihr darauf hingewiesen worden, daß sie bei Einbringung der Vorlage noch nicht gewußt hat, ob sie das Kohlensteuergesetz bringen würde oder nicht. Die Kommission hat nun ihrerfeits die Erhöhung der Preise vorgeschlagen. Wir werden dafür stimmen. Das Kalt ist jetzt das einzige Düngemittel, das in ausreichendem Maße zur Verfügung steht. Ich persönlich bin der Meinung, daß die Kali— industrie im besten Sinne des Wortes Hilfsdienst für unser Vater— land leistet, insofern als sie in Verbindung mit der Landwirtschaft durch ausreichende Düngung dafür sorgt, daß die Ernährung des Vaterlandes nicht schlechter dasteht, als es sonst leider der Fall wäre. Es ist auf das Aeußerste zu beklagen, daß der große Wagenmangel seit dem vorigen Herbst die Kaliindustrie verhindert hat, so viel Kali an die deutsche Landwirtschaft zu liefern, als diese tatsächlich bestellt hat. Viele tausende Waggonladungen mit 5 Millionen Doppelzentnern im Werte von 30 Millionen Mark haben nicht geliefert werden können.
Die Gestehungskosten der Kaliindustrie sind durch die Teuerung der
Kohle, die Kohlensteuer, die Teuerung anderer Materialien und vor allem durch die Erhöhung der Löhne ganz gewaltig gestiegen. Die Kaliindustrie befindet sich tatsächlich zurzeit in einer Notlage. Da ist es um so wunderbarer, daß man erst den Notschrei der Industrje abwartet, ehe man eingreift. Manche Werke haben Schulden machen müssen. Wenn die Kaliindustrie auch vor Ausbruch des Krieges ver— dient hat, so darf man doch nicht vergessen, daß sie ihren Absatz an Amerika verloren hat, der einzige, von dem sie überhaupt einen Nutzen hatte. Wie sähe es jetzt um unsere Landwirtschaft aus, wenn unsere deutschen Kalischätze in England und Amerika wären? Dann müßten wir auf Kali bohren. Der Preis spielt jetzt die geringere Rolle, die Hauptsache ist, daß wir Kali haben. Das geht nicht nur die Landwirtschaft an, sondern jeden von uns, daß unser Boden Er— träge liefett. Es muß so viel Kali herangeschafft werden wie möglich. Man kann aber von einer solchen Industrie nicht erwarten, daß sie zu Preisen liefert, die nicht auskömmlich sind. Allerdings sind im Kriege auch andere Gewerbe in unangenehme Verhältnisse geraten.
Aber wenn das Kaligesetz nicht bestände, würde die Kaliindustrie jetzt
während des Krieges glänzende Geschäfte machen, denn man würde ihr jeden Sack Kali mit Gold aufgewogen haben. Man sagt, man könne der Kaliindustrie die Preise nicht erhöhen, um nicht die Er— nährung des Volkes zu verteuern. Aber die vorgeschlagene Preis— erhöhung verteuert die Düngung pro Morgen bei Weizen nur um 45 Pfennig, bei Roggen um 60 Pfennig, bei den Kartoffeln um 90 Pfennig. Um dieser 90 Pfennig willen wird kein Landwirt den Kartoffelpreis erhöhen. Die Kaliindustrie muß so erhalten werden, daß sie leistungsfähig bleibt. Eine Gegnerschaft gegen eine erhebliche Preiserhöhung besteht auch im ganzen Hause nicht. Wir müssen bie Kaliindustrie instand setzen, nach dem Kriege wieder Kali in das Ausland abzusetzen, denn die anderen Länder werden die größten An— strengungen machen, sich Kali von uns zu besorgen. Unsere Kali— industrie muß ihren großen Vorsprung behalten wie bisher, vorläufig hat Deutschland noch das Monopol für Kali, und so schnell, wie es in Deutschland gegangen ist, wird anderwärts die Kaligewinnung nicht von statten gehen, wenn in anderen Ländern große Mengen Kali gefunden werden sollten. Wir müssen mit der größten Schnelligkeit und Emsigkeit unsere Kalischätze ausnutzen. Es ist zu begrüßen, daß eine große Anzahl von Kaliwerken die Förderung aufrecht erhalten hat. In nicht zu langer Zeit werden alle Schächte wieder voll arbeiten können und das Zehn- und Zwanzigfache leisten. Allerdings ist das Ver— bot des Bundesrats, daß keine neuen Schächte niedergebracht werden dürfen, begründet. Aber im gegebenen Zeitpunkt muß das Verbot wieder aufgehoben werden. Für die von der Kommission vorgeschla— gene Erhöhung der Arbeiterlöhne im Kalibergbau werden wir stimmen. Die Arbeiter werden dann einen Lohn haben, an den man vor dem Kriege nicht denken konnte. Wenn auch die Arbeit im Kalibergbau nicht gerade zu den Annehmlichkeiten gehört, so sind doch die Kali⸗ werke nach den neuen Erfahrungen vortrefflich eingerichtet; in den Bergwerken ist es trocken und gut gelüftet, es herrscht keine sehr hohe Temperatur. Nichtsdestoweniger gönnen wir den Arbeitern die Aufbesserung der Löhne, Selbstverständlich muß den Angestell ten und Beamten die gleiche Fürsorge zuteil werden, und im großen und ganzen besteht auch bei den . Werken das Bestreben, den Angestellten und Beamten in den Kriegsläuften eine Besserung ihres Einkommens zukommen zu lassen. In der Eingabe des Kalisyndikats ist hervorgehoben, daß nach dem Kriege die Werke außerordentliche Aufwendungen machen müßten, um einen geordneten Zustand wieder herzustellen. Zu einer solchen Instandsetzung ist aber eine Industrie Un eigenen Interesse verpflichtet. Allerdings haben mangels der Mannschaften, namentlich der eingeübten Leute, und des Materials, die notwendigen Erneuerungen und Wiederherstellungen von der Kali— industrie nicht gemacht werden können, und deshalb werden die Werke nach dem Kriege tatsächlich zu außerordentlichen Aufwendungen ge— nötigt sein. Ich bitte Sie deshalb, die Vorlage anzunehmen.
Abg. Sach se (Soz.): Die kolossale Ueberproduktion und die 1 Vermehrung der Zahl der Kaliwerke ist an den jetzigen unbefriedigenden Zuständen in der Kaliindustrie schuld. Wir hatten schon 1910 die Uebernahme der Kalibergwerke auf das Reich als den einzigen Ausweg beantragt. Wir sind damit damals nicht durch— gedrungen. Es bestehen jetzt nicht weniger als 207 Werke und noch 21 weitere sind in der Abteufung begriffen. Wir hatten den Antrag in dem Ausschuß wiederholt, wiederum ohne Erfolg; die Regierung hat ihn ebenso bekämpft wie die Ausschußmehrheit. Die Rovelle will die Preis- und die Lohnfrage regeln. Der Mindestlohn, den bas Gesetz vorsieht, bezieht sich nicht auf den einzelnen Arbeiter, sondern auf die einzelnen Arbeiterklassen, so daß der einzelne Arbeiter trotzdem nicht erkennen kann, was er an Zulagen erhält. Wir legen baher dem Hause den Ergänzungsantrag Por, daß die neuen Julagen
— —
„ Ohne Gewähr, mit Ausnahme der Reden der Minister und Slaalssetretäre.
ab 1. Juli 1917 gezahlt und im Lohnbuch bezw. Lohnzettel von dem
übrigen Lohn getrennt aufgeführt werden sollen. Die Löhne der Kalibergarbeiter haben keineswegs Schritt gehalten mit der Er⸗ ehung der Löhne der übrigen Bergarbeiter. Die Arbeit in diesem Zweige des Bergbaues ist durchaus nicht etwa ungefährlich; erst vor kurzem sind auf dem Werke „Einigkeit“ Zi neue Leute verunglückt. Hiei muß die Bergverwaltung nach dem Rechten sehen. In dem Ausschuß hat man auch gemeint, die Löhne dürften auch deshalb etwas niedriger sein, weil sich die Werke meistens in landwirts schaftlichen Gegenden befänden und die Bergleute vielfach selbst Landwirtschaft trieben. Dabei wird übersehen, daß dieselben Arbeiter für Schuhwerk und dergleichen viel mehr bezahlen müssen als in den Großstädten. Unser Antrag, eine neue Erhöhung von 1,K50 0 zuzugestehen, ist leider auch abgelehnt worden, ebenso das Ver⸗— langen der Arbeiter nach einer sofortigen Teuerungszulage. Nicht nur die Kriegsgefangenen, sondern auch die Zivilgefangenen werden in den Kaliwerken mit ganz erbärmlichen Löhnen abgespeist; ganz besonders miserabel werden die russisch-polnischen Arbelter ab' gelohnt, weil sie sich ganz in den Händen der Polizei befinden. Auch hier bitte ich die Behörden, der Sacke nachzugehen und für Ab— hilfe zu sorgen. Die Abmachungen, welche das Kalisyndikat mit den Arbeitern der Organisationen getroffen hat, sollten auch durch die sämtlichen Tochtergesellschaften respektiert werden; was in der Beziehung geschehen ist, sind nur Scheinmanöver, sind eine Ver— höhnung der Arbeiter, ja es sind sogar Lohnkürzungen vorgekommen. Gegenüber der immer steigenden Teuerung sind die Arbeiter durch aus berechtigt, höhere Löhne zu fordern. Abg. Gothein Gortschr. Volksp.): Das Haus ist in eigen⸗ tümlicher Lage, Wir, haben mündlichen Bericht beschlossen, und der sonst so pflichteifrige Berichterstatter Herr Bärwinkel ist nicht anwesend; ich nehme an, daß er verhindert worden ist, zu er⸗ scheinen. Ich bedauere mit dem Abgeordneten Stöbe, daß Lie Re⸗ gierung keine Vorlage über die eigentliche Preiserhöhung gemacht hat; da ist es denn gekommen, daß die Interessenten hier' in' den Foyers herumlaufen und ihre Wünsche bei den Abgeordneten durch— zusetzen mit, mehr oder minder Glück sich bemühen. Uebrigens ist jetzt kaum die Zeit dazu, und es entspricht auch nicht der Geschäfts⸗ lage, uns lange Reden mit ausführlichen Belehrungen über den Kalibergbau zu halten. Notleidend ist die Kaliindustrie durch die Ucberproduktion an Werten geworden; solange hier nicht Remedur geschaffen ist, kann sie nicht gesunden. Die kleinen unrentablen Werke sollte man stillegen; die Folge würde nicht eine Verringerung, sondern eine Vermehrung der Produktion sein, während man jetzt einer Verplemperung der Arbeiterschaft gegenübersteht. Es wäre dringend notwendig, die Werke zusammenzulegen. Wenn die Kali— industrie heute frei wäre, dann würden die Preise, wie sie heute bestehen, überhaupt gar nicht möglich gewesen sein. Drei bis vier Pfennige wären pro Kali⸗Prozent völlig ausreichend, um die ge⸗ stiegenen Selbstkosten auszugleichen; nun sollen aber fünf Pfennige sestgesetzt werden. Die Gründe, die das Syndikat für eine stärkere Erhöhung anführt, sind alles andere als duichschlagend. Die Lohn— erhöhungen betragen höchstens 5 Millionen. Die Kaliindustrie kann doch nicht verlangen, daß sie allein saniert wird, während soviele andere Industrien während des Krieges notleiden. Es ist zurzeit eine Unmöglichkeit, für 130 Millionen mehr auszuführen. Gegen eine Wegsteuerung der neuen Erhöhung hätten wir unsererseits nichts einzuwenden, aber welches Geschrei würde die Industrie dar⸗ über erheben und wie würde sie mit Lohnreduktion drohen! Die Sozialdemokraten wollen die Löhne individuell erhöhen; das Iist nach der ganzen Konstruktion des Gesetzes nicht möglich; wir können hier nur mit Durchschnittslöhnen rechnen; das fordert auch die aus— gleichende Gerechtigkeit. Die Durchschnittslöhne sind ja auch be⸗ kannt, und es ist nicht zu befürchten, daß eine Abwanderung von den schlechter lohnenden nach den besser lohnenden Gruben stattfinden wird, Ich bin kein, Freund. von Staatsmonopolen industrieller Werke, weil der Staatsbetrieb teurer arbeitet als der Privat⸗ betrieb; aber die Verhältnisse der Kaliindustrie sind so zerfahren, daß ich keinen besseren Ausweg kenne als das Monopol. Doch soll man solche Bestrebungen nicht an die große Glocke hängen, sondern wie bei den Eisenbahnen abwarten, bis die Aktien niedrig stehen und dann im Stillen dazu übergehen. Die Sozialdemokraten würden also am besten tun, in den nächsten Jahren so wenig wie möglich von dem Kalimonopol zu sprechen. (Beifall links. . Abg. Brockhaus-en (dkons; Die Erhöhung der Kalipreise, Re die Kommission vorgeschlagen hat, halten auch wir für notwendig. Die Ausfuhr nach Amerika ist dahin, die Kohlenpreise usw. sind ge— stiegen und, die Löhne der Arbeiter müßten erhöht werden! Wir sind deshalb einstimmig für die Erhöhung, und auch damit eimder— standen, daß das letzte Vierteljahr bei der Bemessung der Löhne zu— grunde gelegt wird. Ebenso sind wir dafür, daß die Propagandagelder der Industrie zur Verfügung gestellt werden, um sie lebensfähig zu erhalten, die Landwirtschaft mit künstlichem Dünger versehen und die Ausfuhr nach dem Kriege wieder aufnehmen zu können. Besonderen Wert legen wir auf die Annahme der von der Konmission ange— nommenen, aber aus Versehen nicht in den Bericht gekommenen Re— solution, welche Vorsorge verlangt, daß die Ware gleichmaßig ge⸗ liefert und die Probenahme durch Beamte kontrolliert wird. So sehr wir für die Rechte der Arbeiter eintreten, so können wir doch nicht der Bestimmung zustimmen, daß bei Beschwerden der Arbeiter Über ge— setzwidrige Lohnzahlungen den Arbeiterausschüssen von der Werks— leltung die Lohnnachwelse vorzulegen sind, damit die Arbeite rausschüsse die Beschwerde nachprüfen und für eine friedliche Ausgleichung der Streitigkeiten wirken können. Diese Bestimmung ist praktisch un— durchführbar, wir schlagen statt dessen eine Resolution vor, die den Revierbeamten die Prüfung der Streitigkeiten überläßt. Unterstaatssekzgtär Richtze r: In bezug auf den Abänderungs— antrag Antrick u. S kann ich mich nur den Ausführungen des Ab— geordneten Gothein anschließen. Ich weiß nicht, ob die Antrag⸗ steller sich über die Tragweite ihres Antrages überhaupt klar sind. Wenn Sie diesen Antrag, so wie er vorliegt, annehmen, fo wird an dem vorausgehenden Absatz des 5 20 a nichts geändert werden, was zur Folge hätte, daß gewisse Arbeiter unter gewiffen Bedingungen keine Zulage mehr bekommen würden. Das ist aber gerade das, was Sie vermeiden wollen. Die Tendenz des Antrages erkenne ich als berechtigt an und würde auch wünschen, daß nach der erheblichen Er— höhung der Kalipreise die Werke die Löhne entsprechend erhöhen. Das ist ein Postulat der Gerechtigkeit, und ich habe immer auf ein solches Verhältnis zwischen den Preiserhöhungen und den Lohnzulagen gehalten. Das erreichen Sie durch diese Bestimmung nicht, Sie können das nur in Verbindung mit dem Kalisyndikat erreichen, und ich bin bereit, dazu zu vermitteln. Daß bei der früheren gesetzlichen Lohnzulage von 23 Pfennig diese nicht von allen Werken gezahlt ist, bedaure ich sehr lebhaft. Aber die Arbeitgeber haben es nicht aus Böswilligkeit unterlassen, sondern weil die Verhältnisse so zweifelhaft lagen, daß sie es nicht konnten. Es wäre auch widersinnig, ein gutes oder schlechtes Gedinge von 1916 zugrunde zu legen. Es wäre durch— aus berechtigt, wenn ein Arbeitgeber einem männlichen Arbeiter statt der Zulage von einer Mark eine solche von 1,30 Mark gäbe und dafür einem 17 jährigen vielleicht nur 8) Pfennig. Das regelt sich durch die Durchschnitslöhne. Das ist eben das Traurige, daß man alle diese Lohnfestsetzungen nicht durch gesetzliche Bestimmungen regeln kann. Dazu sind die ganzen Verhaͤltnisse zu verschieden. So sehr ich der Tendenz also recht gebe, so würden wir doch mit diesem Vorschlage nichts erreichen. Er steht mit dem vorhergehenden Absatz
geradezu im Widerspruch. Was den Antrag des Grafen Westarp be
19012.
. p, haben die Arbeiterausschüsse schon jetzt das Recht, in Lohn⸗ reitigkeiten zu vermitteln, und der Arbeitgeber hat die Pflicht, mit dem A rbeiterausschuß zu verhandeln. Vernünftige Arbeitgeber, die die rbeiterausschüsse als berechtigte Organe ansehen, werden gern mit ihnen, verhandeln und auch die Lohnlisten vorlegen. Aber es bringt die Arbeitgeber in eine schiefe Lage, wenn sie gesetzlich venpflichtet werden, ihre Bücher den Arbeiterausschüssen vorzulegen. Aber die Hauptsache ist, daß diese Bestimmung geeignet ware, gerade Miß helligkeiten in die Arbeiterschaft zu bringen.“ Der Duͤrchschnittslobn läßt sich eben nicht so einfach feststellen, und wenn er festgestellt ist, p. weiß der Arbeiter eigentlich damit nichts anzufangen. Wenn die Tohnlisten vorgelegt werden, dann muß auch jeder Arbeiterwechsel und 2. Verhältnis zwischen männlichen und weiblichen Arbeitern in Betracht gezogen werden. Der Arbeiterausschuß wird kaum ein rich— tiges Resultat dabei herausbringen. Die Vergleichung der Durch— schnittslöhne untereinander ist eigentlich die Tendenz des Antrags, und dagegen möchte ich mich entschieden wenden. Der Weg des Grafen Westarp dagegen ist geeignet; der Rebierbeamte kann beschwichtigend eintreten, er kann die Lohnlisten einsehen und dem einzelnen Arbeiter agen, ob die gesetzlichen Bestimmungen hinsichtlich seines Lohnes be— olgt sind oder nicht. Darauf allein kommt es an. Die Resolution Brockhausen wird mit dem größten Wohlwollen beachtet werden; diese Verhandlungen werden ein zufriedenstellendes Ergebnis haben. Die einzelnen Beschwerdepunkte des Abgeordneten Sachse werden im Reichsamt des Innern sorgfältig nachgeprüft werden.
Abg. Dr. Arendt (deutsche Fraktion): Es ist ein schwere Irrtum der Kaliindustrie, daß im Reichstage für sie wenig Wohl wollen bestehe. Der Reichstag in allen seinen Teilen erkennt die große Bedeutung der Kaliindustrie an und will ihr in ihrer Notlage helfen. Wenn wir in diesem Kriege durchhalten, verdanken wir es wesentlich der Kaliindustrie, ohne welche die Landwirtschaft nicht so erfolgreich hätte sein können. Ich wäre noch zu einer weiteren Er— höhung der Kalipreise bereit, und in nicht zu ferner Zeit könnte sich wenigstens für die 40 prozentigen Salze eine Erhöhung des Preises als nötig erweisen, aber in diesem Gesetz mußten wir das Mögliche sicherstellen und die mittlere Linie innehalten. Bei einer Ver— schärfung der Kalikrisis könnte es kommen, daß das Kali für unsere Landwirtschaft nicht ausreicht. Die Kaliindustrie muß möglichst stark und leistungsfähig in die Uebergangswirtschaft eintreten und . in der ersten Zeit nach dem Friedensschluß Vorräte auf den Markt werfen können. Wenn der Kaliindustrie der Eyport freigelassen wäre, so würde über die neutralen Staaten Kali auch in Feindesland ge gangen sein. Die Kaliausfuhr ist also mit Recht verboten worden. Aber die schwere Beeinträchtigung der Kaliindustrie rechtfertigt auch eine entsprechende Preisgestaltung. Ich beklage das ganze jetzige System der Preisgestaltung. Es ist nur ein Notsystem, aber war können es jetzt unmöglich ändern, und was nach dem Kriege kommt, ent⸗ zieht sich noch der Beurteilung. Ich bin kein grundsätzlicher Gegner von Monopolen, aber das Kalimonopol läge nicht im Reichsinteresse. Daß die Arbeiterschaft ihren Anteil an der Besserstellung der Werke durch Lohnerhöhungen bekommt, ist berechtigt, aber diese ganze Regelung der Lohnverhältnisse ist grundsätzlich sehr bedenklich und es handelt sich nur um Notmaßregeln. Deshalb müssen wir das Gesetz annehmen. Die richtige Grundlage für die Lohnerhöhungen wäre allerdings nicht das letzte Vierteljahr 1916, sondern die normale Zeit vor dem Kriege. Aber trotzdem habe ich kein Bedenken, die Vor— lage anzunehmen; solange das jetzige System bleibt, gibt es keinen anderen Weg. Dagegen muß ich den Antrag Antrick ablehnen. Ueber den Antrag des Grafen Westarp waren die Ausführungen des Unter— staatssekretärs Richter vollkommen überzeugend. Die Bestimmung, deren Streichung Graf Westarp beantragt, würde nicht das Verhältnis zwischen den Arbeitgebern und Arbeitern fördern, ndern das Gegen⸗ teil erreichen. Eine eingehende Prüfung dieser Bestimmung ist in der Kommission aus Zeitmangel gar nicht erfolgt; sie war auch nicht für die Durchschnittslöhne, sondern für die in der Unter— kommission angeregten Individuallöhne bestimmt; für die im W angenommenen Durchschnittslöhne paßt die Bestimmung nicht. Mit den Durchschnittslöhnen würden die unglücklichen Arbeiterausschüsse gar nichts anzufangen wissen. Wie, wenn das Werk sich weigert, die Lohnlisten vorzulegen, weil die behauptete Gesetzwidrigkeit der Lohn— zahlung bestritten wird? Soll dann der Arbeiteérausschuß ohne Nach— prüfung entscheiden? Das Gesetz soll doch Frieden und Eintracht schaffen. Wollen Sie das unterstützen, so nehmen Sie den Äntrag des Grafen Westarp an, der das Gewollte in eine durchführbare Form bringt. Wird dem Arbeiterausschuß das Recht gegeben, die bezüglichen Beschwerden des Arbeiters an den Revierbeamten zum Zwecke dieser Prüfung weiter zu leiten, so wird die ganze Frage in zweckentsprechender Weise geordnet.
Abg. Dr. GCohn-Nordhausen (Soz. Arb—⸗Gem.): Es ist geradezu erheiternd, wie die Kaliinteressenten im Interesse ihres Profits mit der Wahrheit umspringen. Der Hauptführer dieser Industrie hat kürzlich es fertig gebracht, Klage daruͤber zu führen, wie unglaublich man ihr mitspielt; man habe sie gezwungen, Schächte zu hauen. Solange wir hier im Reichstage über die Kaliindustrie ver— handeln, ist das Bemühen darauf gerichtet gewesen, die Ueber⸗ produktion an Werken einzudämmen, die Zahl der Werke zu ver⸗ mindern. Der Antrag Antrick wird von uns gebilligt; der Arbeiter muß in dieser Beziehung das Recht der Kontrolle haben. Der gte⸗ solution des Ausschusses werden wir ebenfalls zustimmen; dagegen lehnen wir den Antrag der Konservativen ab, der den Kommissions⸗ vorschlag betreffend die Funktionen des Arbeiterausschusses bei Be— schwerden wegen gesetzwidriger Lohnzahlung wieder beseitigen will. Gerade diesen Vorschlag halten wir für einen wesentlichen Fortschritt, für einen so wesentlichen, daß wir unsere zustimmung zu dem ganzen Gesetz von seiner Aufrechterhaltung abhängig machen. Die Kali— industrie muß in einer Weise organisiert werden, daß die bisherige Ver⸗ schwendung von Naturschätzen, wie sie durch die . Neu⸗ gründungen bewirkt wird, aufhört; das kann nur auf dem Wege des von uns schon lange geforderten Monopols geschehen. Der Monopol⸗ gedanke wind sich durchsetzen, darüber ist kein Zweifel.
Abg. Brey (Soz.): Die Verhandlungen mit dem Kalisyndikat haben für die Arbeiterorganisationen durchaus nicht zu den an⸗ genehmsten gehört. Die Verhandlungen dieses Hauses haben uns ebensowenig befriedigt. Die Unklarheit und Undurchsichtigkeit der ganzen Lohnberechnung ist durch die Bemühungen der Herren von der Rechten in den Entwurf hineingekommen. Jetzt will man auch den gesunden Gedanken des Arbeiterrechtes, der sich in der Bestim mung über die Befugnis der Arbeiterausschüsse bei gesetzwidriger Lohnzahlung ausdrückt, durch die Resolution Westarp im Keime er— sticken, an dem Rechte des Herren im Hause soll auf keinen Fall auch nur das geringste geändert werden. Die Regierungsvertreter und die Herren rechts kämpfen gegen den Ausschußvorschlag mit einem
Kräftegufwand, der einer besseren Sache würdig wäre; es spricht ö darin immer wieder dey Widerwille und die Abneigung gegen Ar— beiterausschüsse aus. Die formellen Einwände des Herrn' Ti? Arendt könnten bei jeder einzelnen Bestimmung jenes Gefetzes erhoben werden; damit werden nur der Industrie die Wege gewiesen, wie sie sich den Forderungen der Arbeiler und der Moral entziehen kann. Ich hahe selbst zu der Kaliindustrie das Vertrauen, daß sie diese Wege nicht wandeln wird. Die Bergrevierbeamten stehen gesellschaft. lich, und räumlich den Arbeitern ungeheuer fern; auch haben sie eine riesige Arbeitslast zu bewältigen, der sie schon heute kaum gewachsen sind;. und diesen Herren soll die Nachprüfung der Beschwerden der Arbeiter überwiesen werden? Das geht schon deshalb nicht, weil dann die Arbeit verzögert wird, die Aibeiter wer weiß wie lange auf die Erledigung warten müssen, und damit ein Moment der Unzu—