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bedacht; nicht vergessen wurden die I- Bootbesatzungen, bie Luft⸗
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Zell bestanden bat und sich jetzt wieder in den Benlchungen zwolschen Parlament und Regrerung durchsetzt. An dem Iffizterskorpz selbst wollen wir nicht rühren. Die Beschlüss : deg Berfassun gs⸗ ausschuffeg siad bisher nur Matera für rie 3ifunft. War wollen ta keine um T älzenden Dinge machen, auch kene berfass ange rechtliche Umschaltung der Verhältnisse zwischen Parlament und Regierung. Die Reglerun] soll turchaus nicht ein Ausschuß des Parlaments stin, und Tie Volksvertretung soll nicht dem Konig die Mmister eiwa aufzwingen. Wir bewegen uns auf dem konstitutionellen Boden unserer Verfassung, an dem wir nichts ändern wollen. Wer wollen nur eine tatsächliche Aug⸗ gestaltung, unbeschartet des Rahmeng der Vertellang der Kräfte und der glücktichön Zusammenfaffurg der Krafte, die in unserem Volke ja vorhanden sind; wir wollen einen lebhaften Aus tausch der täte und eint enge Füblurg zwischen Staatsleitung vnd Parl iment. Wte wissen, was Pecußen und Deatschland feinem Famtentum und seiner Bureaukratte schuldig in; wenn Preußen sich geof g' hungert hat, dann haben die Beamten einen großen Anteil daran. Ater wer es mit dem Organismus gut meint, muß ihn durch neue Kräfte verjüngen, dir aus der Neuzeit hberausgeboren sind. Dadurch mird auch daz Parlament in seinern Anfehen gehoben. All das joll sich vollzi hen aus frejer Entschlizßung der KReichsleilung. Das preußische Verfaffungeleben muß start gegug fein, um sich aus sich seibst zu verjüngen. Das Perttauen dacauf il uns durch die Osterborschatt beßärgt. Deshalb wollen wir auch Pieußen selbst die Gestaltung seines Wahlrechts überlassen. Der Abg. Kreth hat in semer icharmanten Weise auf das Wahlrecht der Gemeinden hingewiesen. Wir wollen auch vor den Gemeinden nicht Halt machen. Der Ugterbau muß mit dem Oberbau in Einklang gebracht werden. Das gilt auch bon den Lanhgemeindeg; denn? ein kommunales Leben ist nicht möglich, wenn unzureichende kleine Gemeinden mit großen Gutsbesirken zusammen sind. Hier liegt ein Grund⸗ problem der ganzen Entwicklung. Wir wollen das unvollendete Werk von Stein und Hardenberg fortsetzen. Wir wollen den Gedanken, daß der Staat weder an das Volk herangebracht wird, Aus sühren. (Sehr gut! bei den Nationallibecalen.. Die Einheit im Staate lst das letzte Zie, dat erreicht werden muß, wenn ein innerlich gesunder Zustand entstehen soll (Beifall bet den Nationalliberalen). Wenn vor dem Kriege eine Welke des Mißmuts, der Verstimmung, des Unbehageng trotz des steigenden Reichtums, trotz der Fortschritte in Wissenichaft und Kunst, trotz des Lebenggenusses und der Kultur keine Freudigteit auskommen jieß, so lag das dacan, daß sich die Kluft Rwischen Regierung und Volk immer erwesterte. Der halb muß die Brucke getunden werden, um diese Klaft zu üherbrücken. Die ser Flutige Frieg hat die S ücke gelchlagen. Der Mann, draußen im Felde hat die Empfindung, daß er in sich seibst den Staat kinausträgt, daß er ein Teil des Slagtes und der Staat ein Teil von ihm seloer ist. Vas ist der Geist der Zeit: das Reich, den Staat, will ich aufrecht erhalten, nicht als Feind, sondern als Beschützer, alz ein Teil von mlr. Vor Jahrhunderten war der Fürst der Saat, j tzt muß das Staate bewaßfein ia jeden Bärger hinein— gehracht werden. Pas ist Lie Aufgabe, der wit uns gaz den Er— Ehrungen des Krieges heraus widmen müssen und mit Autsicht auf Erfolg widmen können. Paz ist der Geist des Schützengraben, das ist dag Ziel zum Heile unseres Vaterlande. (Lebhafter Hesfall bei den Nationalliteralen.) (Schluß des Blattes)
Statistik und Bolkswirtschaft. Zur Arbeiterbewegung.
Nach (iner von, W. T. B. übermittelten Meldung des Amster⸗ damer „Allgemeen Handelt bla! auß London befindet sich der Ausstand in den Maschinenfabriken zur allgemelnen Ent— täuschung noch immer aaf dem tolea Punkle. Der us stand bei den Londoner Dmnibusgesekeschaften har 10965 männlichz und weibliche Angest-ute ergriffen. Der Streit diobt sich auch auf die Straßenbahnen und Untergrund hahnen autzudehnen. Die Regiecung hat (ine Wanunung vei— öffentlicht, daß die Stillegung von Verkehrsmittel, die pon Muntttonsaibestern berutzt werden, die Streik-nden mit dem Re scht⸗ berteidiqungtzgesetz in Koenfllkt bringen wurde.
Wohlfahrtspflege.
Eine Stiftung von 10 000 (6 ermöglicht eg dem PVPeutschen Sch riststellerverba der Berltn N. 24, Lintenstraße 121, durch den Krieg in Rot geratene Schriftsteller zu unterstützen.
Kunst und Wissenschaft.
Am Kupferstichkabinett der Fröniglichen Museen ist etne neur Ausstellung eingerschtet: Erwerbungen des letzten Jahres an neuerer Graphit.
Nimmt die Masse der Sonne ab? Ueber diese nteressante Frage, wird im letzten Hest der golhmonaischeift süc Astroncmie und verwandte Gebiete Tas Weltall, die der Pirekter der Trevtow— Sternwarte Piofesso. Dr. Archenhold herausgibt, folgende Mü teilung gemacht: Nach Einsteins Relativitätnprinzip verliert ein Körper, der Energie auzssendet, ebensopirl an Masse wie die aus— gestrablte Energie beträgt. Hieraus folgt, daß bie Sonne, le dauernd Energie abgibt, ständig an Masse verlieren muß. M. J. Boßler hat berechnef, daß die Sonne in 50 Millionen Jahren eben—⸗ soptel Mosse verliert, wie unsere Gide überhaupt besitzt. Wenn man beden kt, daß die so verloren gehende Sonnenmasse Gravitationgmasse ist, so folgt daraus, daß die Länge des Jahieg um 6 Sekunden in einer Milllon Jahren zunehmen muß, und daß in derselben Zein dle mittlere Länge der Erde so stark beeiaflußt wird, daß die Aenderung ein Zehntel des Jahren betiagen kann, d. h. eine Ver⸗ öge⸗ung von 36 Tagen in den Jahreszeiten auftreten rind. Solche Veränrerur gen sind zu gering, um beobachtet werden zu können. Bei Sternspsttmen mit böheren Temperaturen würde sich der Ginfluß weit hesser hemerkbar machen, denn die von einem Körper ausgestrahlte Energie ämdert sich nach der vierten Poten; seiner cbsoluten Tempe⸗ ratur. Wenn, wie Nordmann glaub, Sterne existieren, deren Temperatur die unserer Sonne um daß St. bis Sie benfache über⸗ trifft, so müßte ihre Strahlung fähigkeit ein, oder jweitaun ndmal so stark sein. Wenn also die Lemperatur von Algel 13 500 Grad beträgt (Nordmann), so ergibt die Rechnung, daß sich die Verfinste— rungen von Algol nach zweitausend Jahren um eiwa 12 Minuten verzögern müssen.
Literatur.
Tie würdige Gestaltung der Grabftätten unserer im Weltkrieg gefallenen Krfeger tit nicht nur eine Aufgabe des pielätvollen Dankes und treuen Gedenkens, auch die Kunst tst an ikr in hohem Grade beteiligt, damtt die äußeren Erianerungezeichen an unsere Velden in edler und reifer Forin der Dankbarkztt des Vaterlandes ÄAugdruck verleihen. Um selchen Ausdruck sind im Verein mit unferen Künstern ugd erfahrenen Kunstfteunden die amülich berufenen Stellen ernstlich bemubt. Auf Antegung des Deutschen Werkbundeg ist es gelungen, eine Reihe berufener Persönlid keien und Behbösden zu einer gemeinsamen Veröffenilichung zu veranlassen, die in Wort und Bild. die große Aufgabe würdiger Ausgestaltung unserer Kriegergräber in knapper Form aber eindringlich klar ssellt,. Im Einvernehmen mif der Het res verwal lung ist eine Schrist ‚Kriegergräber im Felde unk Da beim“ (im Verlage von F. Brückmann in München; geb. 4 4M erschienen, in der in einer Reihe von Aufsätzen sachgemäße Rat— schläge, für die Anlage und Ausgestaltung der Gräber iin Felde, für die würdige Anlage von Heldenfriedhöfen in der Heimat, für Grab—
zrichen, Pflanzen sckmuck, Mine üßer den Antell der Kirche an der Kriegere rung, Vorbilder für Gedenktaseln und Gedächtnitstäiten, grum= legende Betrachtungen über die Denlmalsfrage, die Fürsorge der Hetret⸗ verwaltung und der stastlichen Beratungtstellen u. . m. geboten werden. An den Beiträgen sind keteil igt die Architekten G. Bestelmeyer, Theodor Fischer, Wlheim Keller, Edmund May, Bruno Paul und Franz Seek, der Bildhauer Ulfert Janssen, der Pastor Walter Hoffmann, der Gartendireklor Hecke, der Mr. Ing. Lindner, Dr. W. Storck, Dr. G. Hartlaub und Dr. Peter Jessen, der die Schriftleitung über⸗ nommen hat. Die der Schrist begegebenen 200 Abbildungen bringen Aufnahmen aus dem Felde, Vorschläge der in die östlichen Kampf⸗ gebiete entsandten Künstlergruppen, Friedhofe anlagen, Grabzeichen aug Holi, Eisen und Stein, Friedhof male, Gedentrtaf . In und Vorbilder aus alter Zeit. Alle Mitarbeiter baben sich freiwillig in den Dienst der Sache gestellt. Darch die Beihilfe der Behörden und einer Spende von Freunden des Deutschen Werkbundeg kann das Weik zu billigem Preise abgegeben werven. Die Schrift ist zugleich als Jahrbuch des Veutschen Werkbandes für 1916.17 eischlenen und die Besttzer der früheren Jahrbücher lönnen sie auch in dieser Form zu gleichem Preise durch den Buchhandel bentehen.
Verkehrs wesen.
ressetelegramme ju ermäßigter Gebühr sind vom 15. I ö im 8e. mit Oest erreich und Ungarn unter Anwendung der internationalen Vorschriften zugelassen. Die Gebühr keträat nach Oesterreich 5 Fjfür das Wort, mindestens 50 3 für das Telegramm, nach Ungarn 6 3 für das Wort, mindestens 60 für das Telegramm. Die Telegramme sind vom Aosender am An— fange durch das gebührenfreie Wort „Presse“ zu kennzeichnen und werden nur in der Zeit von 6 Ubr Abends bis 9 Uhr Morgens be— fördert. Von der Autfertigung besonderer Ausweigkarten für die Auf— lieferung der Telegramme wird bis auf weiteres abgesehen.
Theater und Musik.
Königliches Opernhaus.
m Königlichen Opernhause sang gestern der Kammersänger kö 2. a n. zum ersten Male, leider auch zum letzten Male vor seinem Sommerurlaub, den Lyonel in der kurzlich neu⸗ einstudierten Oper. Martha“ von Flotom. Die Partie ist so recht dafür geeignet, die Schönheit seiner Stimme, die von Hause aus mehr lyrischen als heldlschen Charakter hat, in vollem Glanze leuchten zu lassen. Der Erfolg war denn auch sehr groß, und stürmischer Belfall bei offener Siene wurde heirn Jadlowker, der auch, darstellerisch eine fesselnde Leistung bot, wiederholt gespendet. Fräulein Alfermann war eine anmunige Martha, schade nur, daß ihre Stimme neuerdings in der Kantilene durch Mängel der Tonbtldung so wenig Klongreiz zu entwickeln fähig ist. Im Übrigen nahm die Auffährung unter der Leitung des Gentralmusitdfrektors Blech und in der be— kannten Besetzung der andern Hauptrollen einen guten Verlauf.
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Im Königlichen Opernbause wird morgen, Donnerstag, Abends 7 Uhr, Margarete‘ mil den Damen Artöt de Padilla, von Schtele⸗Müller, Marherr und den Herren Kirchner, Bronsgeest, Gioenen und Hablch in den Hauptrollen aufgeführt. Dirtgent ist der Kapellmeiner von Strauß.
Im Königlichen Schauspielhause wird morgen Milden— bruchs vaterländisches Schauspiel Der neue Herr“ mit den Damen Coste, Schlüter, den Herren Pohl, Clewing, Mühlhofer, Leffler, Keppier, von Ledebur, Pati, de Vogt, Zimmerer und Sachz in den Hauptrollen gegeben. Die Kotstellung beginnt um 7 Uhr.
In der Komischen Oper stellte sich gestern Herr Gu stav Jahrheck vom Hoftheater in Dessau in der Partie des Rittmelsters von Bredenbrück in Gilberts Singspiel Die Dose Seiner Majestät“ vor. Seme angenebme und vornebme Gesangeart verriet gleich seine Herkunjt von der Dvernbühnrt. Vie dunkelgefärbte Tenorstimme hat einen vollen metallischen Klang, auch ist die Spielgewandiheit des Känstlers zu loben. Die Tamen Leux, Felgegg, Waldoff, die Herren
Werner -Tahle und E'tzek zeichneten sich in den anderen Haupirollen
gesanglich und darstellerisch aue. Das anmutige im fridericianischen Berlin spielende Singspiel fand wleder lehhafien Beifall.
Mannigfaltiges.
Ausstellung von Kriegsgefangenenarbeiten. Der unter dem Preteltorate Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hobeit der Frau Kronpéinzessin stehende Frauenzienst der Deutfchen Kriegs gefangenenhilfen, Voꝛsitzende Frau Gräfin Pourtalstz, hat in den Räumen des Justizmmistertumeé, Wllhel nstcaße 65, Tor 2, eine Ausstellung von Arbeiten deutscher Kriegsge fangt ner in Rufland und Gagland veianstoltet. Die Ausstellung ii noch morgen von 1—6 Uhr geöffnet. Der Eintrittspreis befrägt 1 A6. Mit der Ausstellung ist ein Verknnf der ausgestellten Gegensitände verbunden. Der gefannte Ertrag wird zu Gunsten der Krlegegefan genen, besonde?s zur Beschaffung neuen Arbeits: naterialg, verwentet.
Musikinstrum ente und Bücher werden für unsere tapferen U Bootmannschaften erbeten; auch Gramm ophone mit Platten werden bielfach zur Untzihaltung nach angesttengtem Dienst gewünscht. Ihre Königliche Hoheit dte Frau Prinzesfin Eitei Friedrich hat eine große Zahl dieser Wänsche berenng persönlich erfüllt und richtet nun auch an alle freiwilligen Geber die herzliche Bitte, ihr Scherflein belzutragen, und wenn auch nscht neue, sondern alle alten Instrumente, die während des Krieges in versteckten Winkeln liegen, und autzerdem die ausgel⸗senen Bücher ber Sam melstelle in Berlin G. 2, Königliches Schloß, Archsosaal, oder dem Hof⸗ marschallamt Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Eitel Frlebrsch don Preußen, Wildpark, Villa Ingenhrim, zu übersenden oder dort abzugeben.
Die Transpoxtientrale des Oberkommandos in den Marken tst am Mittwoch, ken 158. Mat d. J., nach dem Hause Am Karlsbad 12 13 übergefiedelt. Alle Anträge quf Gestellung von militärischen Trangpoꝛrtmitteln, Gespannen und Manrschaften sind fertan dorthin zu richten. Der bisher in den Räumen der Berliner Handelskammer, Dorotheenstraße 8, geführte Geschäftsbetrieß der Trangportzentrase wird vollständig eingestellt. In der Art der Tättg⸗ keit selbst ändert sich im übrigen nichtig. Die Verlegung ersosgi anz Zweckmäßlgkeite gründen, die eine 16umliche Vereiniguna der Erane- portzentrale mit. der Kohlenabteilung der Krieggamitstelle in den Marken wünschenswert erschelnen ließ. Denn die his ber von der Traneportientrale zum Teil mitbearbeiteten Fragen
der Kohlenversorgung sind nunmehr infolge der Errichtung
einer besonderen Kohlenabteilung der Kriegsamtestelle aut? schließlich dieser übertragen, sowelt es sich nicht um reine Tran vortangelegenheiten bandelt, die nach wie vor Sache der Transportjentrale bleiben. Telephonisch ist die Tran port⸗ zentrale fortan unter folgenden Nummern ju erreichen: Zentrum 161, 168, 12441 — 12445, 1248384, 6738 6742, 10836-10837, 10874. 75, 10898, 106. Va wie Anichlüsse nicht in fortlaufender Reihe numeriert sind und daher auf dem Amt nicht elnhettlich fonfrolltert werden, ist es zweckmäßig, falls eine Nummer besetzt sein sohte, einen
er übrigen Anschlüsse zu fordern.
Für die Deutsche Dichter ⸗Gedächtnis⸗Stiftung stand das Jahr 1916 abermals durchgus unter dem Zeichen dez Kriegetz. Setzte sie auch ihre Friedenstätigkeit fort, so lag doch das Hauptgewicht auf der Kriegsbuchtätigkelt. — An Lazarette, Truppenteile in und hinter der Front und deut sche Kriegsgefangene im Ausland verteilte die Stiftung 138 272 Hände (im Vorjahre 200 171); zusammen in den Jahren
1914 - 1916: 454 742 Bücher. Alle Truppen ohne Unterschted wurven
schiffertruppen und die Armierungssoldaten. — Bie Tätigkelt der
Bibitothelsabteilung mußte dahmtet zurücktreten; doch wiesen die
Büchervertetlungen an Volksbüchereien in Dörfern und
kleinen Siädten, Schulen und Forkbildungsschulen, Kranken⸗
bäusern und Heimstätten, Jugend vereine und Kinder⸗ Büchereien, Feuerschiffe und Leuchttürme größere Zablen auf als im Vorjahre; es wurden 20 135 Bücher im Laden preiewert von 30 140,35 66 gegen 1758 Bücher im Wert von 114 930,90 46 im Vorjahre) derteilt. Seit ihrer Begründung vergab die Stiftung in gleicher Art 730 376 Bücher im Ladenpretse von 89l 915,3 66. — Die Verlags abteilung hatte 1916 alle Vände voll ju tun, um den Bedarf an guten billigen Büchenn zu decken. 41 scon früber erschlenene Bände mußten in Neuauflagen von s46h 900 Stück beigestellt werden. Außerdem wurden 3 weitere Bände der „Hau ibücherti', 4 . Volke⸗ bücher“ und 2. Bande. „Eichenkranz“ gedruckt. Die Gesamtzahl der von der Stiftung 1915 gedruckten Buͤcher betrug 825 000 Stäck. Durch die Maschinen der damit betrauten Druckereten liefen zu diesem Zweck nicht weniger als 6756 100 Druckbogen zu je 16 Selten. Die Zahl der bisher insgesamt von der Stiftung gedrucklen Bände beträgt 3 383 500 Stück. Tie Gewinn- und Verlust⸗ rechnung aller Abieilungen der Stlftung jusammen betrug in Einnahme und Ausgabe ohne den Uehbertrag des Vorjahres je 307 890, 390 4 (1915 uur 233 955,20 6). Neben der Ver lagsahtellung, die an Einnahme und Außgahe (ohne Uebertraga) je 183 231,56 (6 verseichnete (gegen 118 22849 S6 1915), entfäut die bedeutendste Steigerung auf unsere Kriegsbach ätigkeit, die 66 S857, 94 (6 erforderte. = Dagegen verminderten sich die Jahresbeiträge von Mitgliedern in dieser schweren Zit von 25 870,53 M auf 21 6648 6. — Die Orts gruppenabteilung umfaßt jetzt 200 Orte gruppen mit 4189 Mitgliedern (1915: 198 Ortsgruppen mit 4125 Mitgliedern). Mäihre e Ortsgruppenvorsteher haben sich durch außerordentliche Tatklaft um die Büchersammlungen für Lazarette und Truppenteile hohes Verdienst erworben. Besonderen Dank schuldet die Sitstung denjenigen, die ihre Kriegabuchtatiagteit mit Sonderbeiträgen unterstüßten. Inegesamt flossen ihr 1916 zu diesem Zwecke 69 910, h υ (gegen 62 611,68 S 1915) zu. Wer Mit glted der Stiftung wird, fördert dadurch wichtige vaterländische und kalturelle Ziele. Bet einem Mitgliedsbeitrage von mindestens 2 6 können Stiftungebücher im Ladenpreis von 1 s als Mitaglieds⸗ bücher gewählt werden. Dꝛucksachen uber die Deursche Dichter⸗-Ge— dächtnis⸗Stiftung in Hamburg-Großborstel versendet thre Kanzlei.
London, 15. Maß. (W. T. B.) „Daily Mall“ vom 11. Mai meldet, daß gen isst Londoner Distrittsausschüsse die Weisung erhalten haben, geeignete Maßnahmen für Maßssenspeisungen vor— zubereiten. Die Wensung bejagt, der Fall könnte eintreten, daß Maßregeln auf karzristige Benachrichtigung hin getroffen werden mäßzten, und empfiehlt die Auffellung von Listen in Wirtschaften und Speisehäusern über die Zahl der von ihnen zu ver— pflegenden Personen, ferner über die Zabl der in den Schulen zu speisenden Kinder und Emzelheiten über Fabrikkantinen. — Die englische Regierung hat, wie das „Algemeen Handelsblad“ aus London erfäbrt, endgültig beschlossen, das Schantgewerhe unter ibre Kontrolle zu nehmen. Lord Milner wird die Auf⸗ sicht über die Brauereten übernehmen. Eine aus acht Mit⸗ gitedern bestehende Kommlssion wird ihm zur Seite stehen. Man wird versuchen, den Bierverbrauch einzuschränken.
Nr. 39 des „Zentralblatts der Bauverwaltung“, heraus⸗ gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbetten, am 12. Mat 1917 hat folgenden Inhalt: Amtliches: Rundeilaß vom 13. April 1917, betreffend die Ausführung des Gesetzes über einen Warenumsatz⸗ stempel. — Dlensinachrichten. — Nichtamtliches: Neubau der König⸗ lichen bayerischen Landesanstalt und rer orthopadischen Klinik für krüppelhafte Kinder sowie des Kraußianums in München. (Schluß.) — Beschädigung von Bauwerken durch Grund- und Sickerwasser und von Tunnelmauermerk durch die Rauchgase. — August Böllinger R.
Vermischtes: Wetthewerb für Baupläne zu Kleinwohnungen in Leipzig. — Ratschläge für Kriegerdenkmäler und Soldatengräber. —
Bücherschau.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)
Theater.
AUönigliche Schnuspiele. Donnerst.: Opernhaus. 130. Abonne⸗ mentsborstellung. Dienst⸗ und Freiplaͤtze sind aufgehoben. Margarete. Oper in fünf Akten von Charles Gounod. Text nach Goethes „Faust', von Jules Barbier und Michel Carrs. Musfkallsche Zeitung: Herr Kapellmeister von Strauß. Regie: Herr Oberregisseur Droescher. Balleit: Heir Ballettmelster Graeb. Chöre: Herr Pro— fessor Rüdel. Anfang 7 Uhr.
Echauspielhaus. 132. Abonnementevoistellung. Dienst. und Frelplätze sind aufghoben. Der neue Herr. Schauspiel in Vorgäng,n von Ernst von Wildenbruch. In Szene gesetzt von Herrn Regisseur Dr. Bruck. Anfang 7 Uhr.
Freitag: Opernhaus. 131. Abonnementsvorstellung. Dienst und Freiplätze sind aufgehoben. Mignon. Oper in 3 Akten von Ambroise Thomaß. Text mit Benutzung des Goeiheschen Romans Wilhelm Meiners Lehrjahre“ hon Michel Curs und Jules Barbier, deutsch von Ferdinand Gumbert. Musikallsche Leitung: Herr Kapellmetser bon Strauß. Regie; Herr Regtsteur Bachmann. Ballett: Herr . Graeb. Chöre: Herr Professor Rüdel. Anfang
Uhr.
„ Schauspielhaus. 133. Abonnementsvorstellung. Kyritz-Pyritz. Alt⸗Berliner Posse mit Gesang und Tanz in 3 Aufsügen (5 Rijdern) von 6 Willen und O. Justinus. Mußtk von Gustav Michaelis. Musikalische Leitung: Herr Schmalstich. Insenierung: Herr Regiffeur Dr. Bruck. Anfang 7] Uhr.
Familien nachrichten.
, 9 g Tochter: Hrn. Hauptmann Ernst Himburg
(Burg b. M.).
Gestorben: Hr. Generalleutnant v. d. A. Georg von Geredoiff (Dree den). = Hi: Geageralleutnant Heinrich von Vketinghoff gen. Schtel (Straßburg). Fr. Mare Sophie von Schnacken⸗ berg, verw. Lambert Schnurmans, geb. von Charante Nan van Houten (Hannover.! — Verw. Kgnes Freifr. von Müffling, geb. von Kotze (Erfurt).
Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. T vrol in Charlottenburg.
Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Expediti il: Der V ition Rechnungsrat Menger ng in Berlin. ö. ö.
ö Verlag der Expedition (Men gering) in Berlin. a4 Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt. 1 Berlin, Wilhelmstraße 32. 1 it. Fünf Beilagen sowie die 14335. Ausgabe ber Deutschen Verlustlisten
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M 116.
TVarlamentsbericht.)
Deutscher Reichstag. 108. Sitzung vom 14. Mai 1917.
. Nachtrag.
Die Reden des Staatssekretärs des Innern, Staats— ministers Dr. Helfferich, die gestern wegen verspäteten Eingangs der Stenogramme nicht mitgeteilt werden konnten, haben folgenden Wortlaut: Die erste Rede:
Die verbündeten Regierungen teilen durchaus die Auffassung, bie der Herr Abgeordnete Dr. Stresemann soeben zum Ausdruck gebracht hat, daß der schleunige Wiederaufbau unserer Handels⸗ schiffsflotte mit zu den wichtigsten Voraussetzungen gehört, deren Er⸗ füllung notwendig ist, um uns die Wiedergewinnung unserer ge— samten wirtschaftlichen Position zu sichern. Ich kann auch bestätigen, daß, als der Reichstag zu der jetzigen Tagung zusammentrat, ein Gesetz, das nach dieser Richtung hin Vorkehrungen treffen sollte,
bereits vorbereitet war, sogar den Bundesrat pasßjert hatte. Aber
gerade Verhältnisse, wie sie auch der Herr Abgeordnete Dr. Strese⸗ anann angedeutet hat, haben uns von neuem in Erwägungen darüber eintreten lassen, ob das damals vorbereitete Gesetz der gegenwärtigen Sachlage und der weiteren Entwicklung noch entsprechen würde. Wir haben uns mit den Reedereien dahin geeinigt, daß das nicht der Fall ist, und daß ein neues Gesetz auf einer neuen Grundlage ausge⸗ arbeitet werden muß. Ueber diesen neuen Gesetzentwurf sind wir seit längerer Zeit mit den Reedereien in Verhandlungen. Ich be⸗ dauere, daß es nicht möglich war, noch während dieser Tagung den Gesetzentwurf an den Reichstag zu bringen. Ich habe aber die Hoffnung, daß wir bis zum nächsten Zusammentritt des Reichstages in der Lage sein werden, den Gesetzentwurf vorzulegen. (Bravo
Die zweite Rede lautet:
Meine Herren! Auf die Frage der wirtschaftlichen Mobilmachung vor dem Kriege möchte ich heute nicht eingehen. Die Dinge liegen in Wirklichkeit doch wohl etwas verwickelter, als
auf den ersten Blick erscheinen mag. Ich glaube auch nicht, daß heute schon die Zeit gekommen ist, über diese Frage in der Oeffentlich⸗ keit zu diskutieren. Es ist über dieses Kapitel noch manches zu sagen, iwas nach meiner Ansicht besser gesagt wird, wenn der Krieg abge—
schlossen ist, und nicht schon jetzt, während wit uns noch mitten im
Kriege befinden. (Sehr richtig h
Meine Herren, ich komme dann zu einigen Punkten in den Ausführungen des Herrn Vorredners. Der Herr Vorredner hat, in⸗ dem er von dem ‚Kriegsausschuß für Ersatzfutter— mittel“ sprach, die Tendenz zur Monopolisierung bemängelt, die hier zum Ausdruck komme. Ich glaube, der „Kriegsausschuß für Ersatzfuttermittel“ hat während dieses Krieges eine außerordentlich verdienstvolle Tätigkeit entwickelt, von der ich hoffe, daß ihre Er— rungenschaften uns über den Krieg hinaus auch im Frieden in großem Umfange zugute kommen werden, und daß sie auch nach dem Abschlusse dieses Krieges eine wesentliche Stärkung für unsere Wirtschaft be— deuten werden. Vom „Kriegsausschuß für Ersatzfuttermittel“ ist eine Reihe von Erfindungen erprobt worden und aus der Retorte her— aus — möchte ich sagen — in die Praxis hinübergeführt worden, Erfindungen, die wir, wie ich annehme, behalten und weiter aus— nutzen werden. Mit diesen Versuchen waren aber große Kapitalauf⸗ wendungen und große Kapitalrisiken verbunden, das Reich mußte mit seinen eigenen Mitteln in erheblichem Umfange sich bei diesen Unter— nehmungen beteiligen. Trotzdem hierin in mancher Beziehung der Kern zu einem Monopol für die Zukunft vorhanden wäre, stehe ich nicht an zu sagen, daß ich es für richtig halte, wenn die freie Tätig- keit auch auf diesem Gebiete, sobald es die Verhältnisse irgend ge— statten, Spielraum bekommt. Ich nehme an, daß die technischen Er— rungenschaften, die der Kriegsausschuß herbeigeführt hat, in freier Ausnutzung am wirksamsten unserer Volkswirtschaft zugute kommen werden. (Sehr richtig! rechts.)
Was speziell die E M fuhr von Austern anlangt, so hat der Herr Vorredner bemängelt, daß in der Zeit, die im allgemeinen für die Austerneinfuhr die wichtigste und richtigste ist, die Einfuhr von der 3. E. G. nicht gestattet worden sei, und daß erst späterhin Austern importiert worden seien. Meine Herren, wir haben in Rücksicht auf die Schwierigkeiten der Beschaffung von Zahlungsmitteln für das Aus— land die Politik verfolgt, für Dinge, die nicht zur absoluten Not— wendigkeit der Kriegführung und des Lebens gehören, keine Valuta während des Krieges in Anspruch zu nehmen. Ich glaube, so all— gemein, wie es der Herr Vorredner getan hat, wird man die Auster als Volksnahrungsmittel nicht auffassen können. (Zuruf von der fortschrittlichen Volkspartei) — Ich sage auch: leider, Herr Abgeord⸗ neter Waldstein. — Auch dann, wenn wir auf den Zoll verzichtet hätten, hätten wir die Auster nicht soweit verbilligen können, daß sie während des Krieges Volksnahrungsmittel geworden wäre. Die Quantitäten sind ja auch viel zu beschränkt, als daß die Auster Volksnahrungs— mittel werden könnte. Die Einfuhr ist deshalb zunächst nicht ge⸗ stattet worden. Dann hat man sich mit Holland über die Valuta⸗ frage geeinigt: der Gegenwert ist bis auf eine angemessene Frist nach dem Friedensschluß gestundet worden. Also eine Belastung der Valuta kommt nicht in Frage. Infolgedessen konnte die Einfuhr ohne Beein—⸗ trächtigung unserer Valuta gestattet werden. Der Ueberschuß der Z. E. G. aus diesem Geschäft kommt — das möchte ich betonen — der Verbilligung von anderen wirklichen Volksnahrungsmitteln zugute. Ich glaube, wir haben in diesem Falle die richtige Politik verfolgt.
Meine Herren, ich komme nun zu den Kriegsgesell⸗ schaften im allgemeinen. Der Herr Vorredner hat vermißt, daß hier eine wirksame Kontrolle durch Treuhandgesellschaften ausgeübt werde. Ich kann dem Herrn Vorredner mitteilen, daß beim Reichs⸗ schatzamt eine eigene Abteilung für eine solche Kontrolle eingerichtet
Ohne Gewähr, mit Angnghme der Reden der Mnlster und Staat seztetarr
Erste Beilage
zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsan elgẽr᷑
Berlin, Mittwoch, den 16. Mai
ist. Die Treuhandgesellschaften, über die wir verfügen, werden in großem Umfange herangezogen; abgesehen von den Treuhandgesell—⸗ schaften werden kaufmännische unparteiische Sachverständige mit der Prüfung betraut. Ich glaube, auch hier sind die Dinge auf dem richtigen Wege.
Ich wende mich nun zu der Resolution auf Nr. 822, die von sämtlichen Parteien des hohen Hauses eingebracht ist und die sich auf das Wohnungswessen bezieht. Ich möchte hier zum Aus— druck bringen, daß ich die Ansicht des Herren Vorredners über die Bedeutung der Wohnungsfrage und namentlich des Kleinwohnungs⸗ wesens für die Zeit nach dem Kriege durchaus teile. Ich weiß, daß hier Fragen von der allergrößten Bedeutung mit der Demobilisierung unserer Armee auftauchen werden, denen gegenüber wir rechtzeitig ge⸗ rüstet sein müssen. Auch mir erscheint es zweckmäßig, daß in dieser großen und wichtigen Materie alle in Betracht kommenden Instanzen, die Einzelstaaten, Gemeinden, Versicherungsanstalten, Baugenossen⸗ schaften usw. zusammenarbeiten und daß das Reich sich den Aufgaben, wie sie ihm durch die Resolution zugewiesen werden, nicht versagt. Das Reich ist jedenfalls in der Lage, für eine einheitliche Be— arbeitung zu sorgen und damit die Sache wesentlich zu fördern. Ich kann mich also mit der Tendenz dieser Resolution durchaus einver⸗ standen erklären.
Zum Schlusse komme ich auf die Resolution auf Nr. 819 der Drucksachen, welche die Binnenwasserstraßen betrifft, in Verbindung mit den Wünschen, die hier in der zweiten Lesung des Etats bereits geäußert worden sind. Ich bin in der Lage, mitzuteilen, daß heute dem hohen Hause ein dritter Ergänzungsetat zugegangen ist, der eine erste Rate von 1200 000 für die Beteiligung des Reichs an Vorarbeiten für Binnenwasserstraßen vorsieht. Diese Rate enthält einmal die 700 000 „6, die in der in der zweiten Lesung angenommenen Resolution als erste Rate eines Beitrages des Reichs zu den Vorarbeiten des Donau⸗Main⸗-Kanals beantragt worden sind. Außerdem werden vorgesehen 100 000 4 für die südwestdeutschen Wasserstraßen. Ich darf dabei bemerken, daß das große Projekt der Regulierung des Oberrheins und der Erschließung der Kraftquelle aus dem Oberrhein für sich besonders behandelt werden soll, daß wir dieses Projekt keineswegs aufgeben, auch wenn es im Nachtragsetat nicht eine Erwähnung findet, daß vielmehr dieses Projekt eine be⸗ sondere Behandlung erfahren soll. Ferner sind 400 000 „MM vor⸗ gesehen — da komme ich auf den Antrag Nr. 819 der Drucksachen — für Vorarbeiten zum Ausbau von Wasserstraßen in Norddeutschland, namentlich im Stromgebiet der Weser, Elbe und Oder.
Ich nehme an, daß der Ergänzungsetat heute noch verteilt wird und die Grundlage zur Stellungnahme deß Hauses für die Be⸗ teiligung des Reichs an den Vorarbeiten für Binnenwasserstraßen bilden wird, die nicht nur die Einzelstaaten, auf deren Gebiet sie siegen und die für die Ausführung zuständig sind, interessieren, sondern darüber hinaus das Reich als solches. Ich nehme an, daß der Nach tragsetat den Wünschen entsprechen wird, wie sie bei der zweiten Lesung von den verschiedenen Seiten des Hauses und heute hier von dem Herrn Vorredner geäußert worden sind. (Bravo! rechts.)
In der dritten Rede führte der Staatssekretär aus:
Meine Herren! Wenn der Herr Abgeordnete Dittmann den Beweis erbringen wollte, daß der Belagerungszustand nicht aufge— hoben werden kann, hätte er kaum gut eine andere Rede halten können als diejenige, die er eben hier gehalten hat. (Sehr richtig! rechts.) Ich muß annehmen, daß der Herr Abgeordnete Dittmann, wenn ihm die Redefreiheit draußen in dem Umfange zustehen würde, wie er sie jetzt, während wir den schwersten Kampf um unser. Dasein kämpfen, wünscht, in der Oeffentlichkeit nicht minder maßlos sprechen würde, als es hier von ihm geschehen ist, und ich glaube, daß solche Reden weder hier im Reichstage, noch draußen in der Oeffentlichkeit im Interesse des Reiches und im Interesse des Volkes liegen. (Zu— rufe von den U. S. — Glocke des Präsidenten.)
Der Herr Abgeordnete Dittmann hat von Schreckens regiment gesprochen, er hat noch andere Ausdrücke über unsere Züstände ge⸗ braucht, denen ich aufs entschiedenste widersprechen muß. (Zurufe von den U. S. — Glocke des Präsidenten.)
Der Herr Abgeordnete Dittmann hat Vergleiche mit den frühe⸗ ren Zuständen in Rußland gezogen, die für das deutsche Volk in seiner Gesamtheit aufs höchste beleidigend (Surufe von den U. S, die eben so unmwahr wie beleidigend waren. Ich wiederhole, was ich schon bei früheren Gelegenheiten hier ausgeführt habe, daß wir Deutsche auf die Zustände stolz sein können, die vor dem Kriege bei uns ge— herrscht haben und trotz des Belagerungszustandes auch im Kriege bei uns herrschen. (GZurufe von den U. S) Sie, Herr Abgeordneter Dittmann, sind nicht schuld daran, daß unser Volk dieses Maß von Disziplin beweist, wie es sie in diesem Kriege im Heer, in der be— waffneten Macht und auch im Heimatheer bewiesen hat. Sie sind nicht schuld daran, wenn die Ereignisse sich von Mitte April, auf die Sie angespielt haben, einen Verlauf genommen haben, der Ihnen nach Ihren Ausführungen durchaus unempünscht erscheint (Hurufe bei den U. S.), nämlich den, daß die Arbeiter nach kurzer Zeit, nach wenigen Tagen wieder an die Arbeit zurückgekehrt sind. (Fort— dauernde Zurufe bei, den U. S)
Ich stelle fest, daß in bezug auf den Belagerungszustand und die Zensur im Dezember aus der Initiative des Reichstags heraus Gesetze ergangen sind, ebenso wie in bezug auf die Schutzhaft, die jedem, der durch die Handhabung des Belagerungszustandes sich ge⸗ schdigt fühlt, die Möglichkeit geben, den geordneten Rechtsweg zu betreten. Ich möchte wissen, in wie vielen von den Fällen, die der Herr Abgeordnete Dittmann vorgebracht hat, überhaupt dieser Ver— such gemacht worden ist. (Sehr richtig! rechts. Zurufe bei den U. Sy) Ich glaube nicht, daß das in irgendwie zahlreichen Fällen geschehen ist. Es scheint dem Herrn Abgeordneten Dittmann viel mehr darauf anzukommen, diese Sachen hier zur Sprache zu bringen, als daß sie im geordneten Rechtswege zum Austrag gebracht werden. Das ist die Methobe, nach der von dem Herrn Abgeordneten Ditt= mann diese Dinge behandelt werden. (Sehr richtig! rechts) Schon
Wort
1912.
deshalb, weil auf Grund der Gesetze vom Dezember vorigen Jahres der geordnete Rechtsweg erschlossen ist, muß ich es ablehnen, mich hier auf die Behandlung von Fällen einzulassen, bei denen nicht einmal der Versuch gemacht worden ist, diesen Rechtsweg zu beschreiten, (Sehr richtig! rechts. Zurufe bei den U. S.)
Die vierte Rede hat folgenden Wortlaut: Meine Herren! Ich möchte im Gegensatze zu den Ausführungen, die wir von den beiden letzten Herren Rednern gehört haben, fest⸗ stellen, daß auf Grund der Gesetze über die Handhabung des Be⸗ lagerungszustandes, der Zensur und der Schutzhaft wesentliche Fort— schritte erzielt worden sind. Das ist in der Kommission, wo die
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Besprechungen ruhig und sachlich geführt worden sind, von der weit⸗
aus größten Anzahl der Parteien durchaus anerkannt worden. Ich muß aber nochmals Einspruch dagegen erheben, daß, wenn da oder
dort Verstöße vorkommen, dies ausgenutzt wird, um hier vor diesem Hause, vor der deutschen Oeffentlichkeit und vor der ganzen Welt die
Zustände bei uns als ein Schreckensregiment zu denunzieren. Es ist für mein Gefühll geradezu unerhört, daß in dieser Zeit, in der wir
stehen, es möglich ist, daß aus deutschem Munde solche Worte über Deutschland gesprochen werden. (Bravol rechts. — Unruhe bei den
U. S.)
Auf die Diskussion der Einzelheiten lasse ich mich nicht ein. Mit Leuten wie dem Herrn Abgeordneten Bernstein, der hier sagen kann, jeder Friede sei ihm lieber als die Fortsetzung dieses Krieges, ist für mich eine Erörterung unmöglich. (Bravo! rechts) Ich sage: Lieber untergehen, als einen schmählichen Frieden schließen! (Lebhafter Beifall rechts Ich vermisse bei den Herren Dittmann und Bernstein jeden Funken von Verständnis für die Zeit, in der wir stehen, für den Kampf auf Leben und Tod, den unser Vaterland durchmacht, für die Leistungen unserer Truppen draußen, für die Ideale, für die wir kämpfen. Ich vermisse bei ihnen jeden Funken von Verständnis für das, was für mich und, wie ich überzeugt bin, für die große Mehr— heit des deutschen Volks in dieser schweren Zeit den Grundinhalt unseres ganzen Lebens, Denkens und Fühlens bildet. (ebhafter Bei— fall rechts. Unruhe bei den J. S.) Deswegen ist es mir nicht möglich, mich mit Ihnen über diese Dinge auseinanderzusetzen.
Ich will nur eins erwähnen. Nach einer der letzten Erörterungen, die ich hier in diesem Hause mit einem der engsten Parteifreunde dieser Herren gehabt habe, habe ich einen Brief von der Front be— kommen mit einer großen Anzahl Unterschriften, nicht von Offizieren, sondern von Mannschaften, und der Brief schloß mit dem Satze: Schicken Sie den Herrn nur für einen Tag zu uns in den Schützen— graben! ECebhafter Beifall rechts. Unruhe bei den U. S.)
19. Sitzung vom 15. Mai 1917, Vormittags 10 Uhr. (Gericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.) Am Bundesratstische: der Reichskanzler Dr. von
Bethmann ö die Staatsminister, Staatssekre—⸗ tär des Innern Dr. Helf f erich, Minister des Innern von Loehell, Kriegsminister von Stein und Staatz sekretär des Reichsschatzamts Graf von Roedern, ferner der Staatssekretär des e , Dr. Kraetke und der Staatssekretär des Reichsjustizamts Dr. Lisco.
Nach Erledigung der auf der Tagesordnung stehenden Anfragen und endgültigen Annahme der dritten Ergänzung zum Entwurf des Reichshaus— haltsetats für 1917, worüber in der gestrigen Nummer d. Bl. berichtet worden ist, kommen zur Verhandlung
I) die Interpellation der Abgeordneten Arn⸗— st adt (Kons.) und Genossen: Der Beschluß des sozialdemokratischen Parteiausschusses vom
XV. April. d. J., der die Forderung aufstellk, einen, gemeinsamen
Frieden ohne Annexionen und Kriegsentfchädigungen abzuschließen,
hat mangels einer klaren Stellungnahme des 366 Reichskanzlers
dazu in weiten Kreisen des deutschen Volkes schwere Beunruhigung hervorgerufen, weil ein solcher Friedensschluß zwar internationalen
Grundsätzen, nicht aber den Lebensnotwendigkeiten des deutschen
Volkes entsprechen würde.
Ist der Herr Reichskanzler bereit, über seine Stellung zu diesem Beschlusse Auskunft zu geben?“ 2) Die Interpellation der Albrecht (Soz. und Genossen: „Ist dem Herrn Reichskanzler bekannt, daß die . Re ierung, Rußlands und die uns verbündete osterreichis h⸗unga⸗ rische , in gleicher Weise erklärt haben, zum Abschkuß eines Friedens ohne Annexionen bereit zu sein? . as gedenkt 3 Reichskanzler zu tun, um eine Ueberein— stimmung aller beteiligten Regierungen darüber herbeizuführen, . der kommende Frieden auf Grund gegenseitigen Einverständ⸗ nisses ohne Annexionen und Kriegsentschädigungen geschlossen werden kann?“ Zur Begründung der ersten Interpellation erhält das
Abgeordneten
Abg. Dr, Roesicke (dkons): Während an der Westfront der Kampf weitertobt und der von unseren tapferen Truppen unter Blut⸗ trömen gewonnene Boden festgehalten wird, drängt die sozi aldemo⸗ ratische Partei den Reichskanzler, sofort einen Frieden zu schließen ohne jede Entschädigung und ohne jede Annexion. (Der Reichskanzler hetritt den Saal) Bie Anfrage, der Sozialdemokraten, wie ber Parteiausschuß Et über das Gewöhnliche hinaus und hat in weiten Kreisen des Volkes Beunruhigung heworgerufen. Diese Beunruhigung ist auch dadurch hervorgerufen, daß die Reichsleitung den Forderungen und Wünschen der sozialdemokratischen Partei in außerordentlich weitgehender Weise entge jengekommen ist (lebhafte Zustimmung rechts) so daß wir sagen können, daß die sozialdemokrattsche Parte eine Beborzugung vor allen anderen Parteien genießt (Widerspruch bei den ö und daß das kaiserliche Wort „Ich kenne leine . nur Deutsche“ außer Kurs Fit ist. (Lachen bei den Sozia demokrgten.) In der Erklärung der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung erhlicken wir einen weitgehenden Anklang an die Behaup⸗ tungen des Parteigusschusses in bezug 3. das Verhältnis zu Ruß⸗ land, In dem Beschluß des Parteivorstandes heißt es, wir betrachten es als die wichtigfte Pflicht der sozialdemofratischen Partei Deutsch= lands wie der K aller anderen Länder, die Machtträume eines ehrgeizigen Chauvinismus zu bekämpfen, die Regierungen zum klaren Verzicht auf, jegliche Eroberungspolitik zu drängen und so rasch wie möglich entscheidende Friedensverhandlungen auf dieser Grundlage , . Die osterreichischz ungarische. Regierung hat Aeuße⸗
urch die Presse gehen laͤssen, die diesen Anschaunungen nicht
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