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Gegen Abend versuchlen die Franzosen nach kurzer Arft llerieporbereilung einen Teil der Erveng Steng westlich Monastir uberraschend anzugreifen. Es gelang ihnen, in 200 m Breite in die erste Stellung einzudringen. Aber wiederum hielt sie ein deutsch⸗bulgarischer Gegenstoß auf, der sie aus allen genommenen Gräben warf und die ganze Stellung resilos wieder in die Hand der Verbündeten brachte. Noch einmal versuchten die Franzosen einen Angriff, der wiederum abgewiesen wurde. Ihre Verluste sind schwer, das Vorfeld ist mit toten Franzosen übersät. (W. T. B.)
Türkischer Bericht.
Konstantinovel, 16. Mai. (B. T. B.) Amtlicher Heeresbericht vom 15. Mai—
„Jratfront An der Digla⸗Front fanden nur Vor— postengefechte statt, an denen feindliche Panzerautomobile teil⸗ nahmen. Nachträglich wurde festgestellt, daß unter den schweren Verlusten, die die Engländer bei den Kämpfen südlich Samara bei Jetabula erlitten, sich zwei Generale befinden.
Kaukasusfront. Am rechten Flügel wurde ein Ueber⸗ fallversuch einer hundert Mann starken russischen Abteilung vereitelt Im Zentrum waren unsere Patrouillenunternehmungen von Erfolg gekrönt; unsere Patrouillen warfen den Feind zurück, erbeuteten viel Munition und Material und brachten einige Gefangene mit. Am linken Flügel das übliche russische wirkungslose Artilleriefeuer.
Syrien. Drei Wasserflugjzeuge warfen auf die un⸗ befestigte Stadt Beirut fünf Bomben ab, ohne Schaden an⸗ zurichten.
Von den übrigen Fronten keine besonderen Ereignisse.
Konstantinopel, 17. Mai. (W. T. B.) Heeresbericht vom 16. Mai.
Dialafront: Der Versuch englischer Kavallerie und . vorzudringen, scheiterte an unserem Artillerie⸗ euer.
Persische Front: Die Russen, welche seit dem 11. Mai erfolglos angriffen, haben sich in östlicher Richtung zurück— gezogen.
Kaukasusfront: Im Zentrum wurden einige Dörfer besetzt, welche der Feind geräumt hatte. Auf dem linken Flügel das übliche wirkungslose Arlilleriefeuer der Russen. Sonst keine wichtigen Ereignisse.
Der Krleg zur See.
Berlin, 16. Mai. (W. T. B.) Am 15. Mai Vor⸗ mittags trafen drei deutsche Seekampfflugzeuge unter der Führung des Leutnante zur See Christiansen vor der Themse⸗Münduna auf ein feindliches Flugzeuggeschwader, bestehend aus einem Soywith⸗Kampfeinsitzer und zwei Flug⸗ booten. Nach kurzem heftigen Lufikampfe wurden die drei feindlichen Flugzeuge abgeschossen. Der Seekampf⸗ einsitzer sürzte senkrecht ab und zerschellte beim Aufschlag aufs Wasser, die beiden F ugboote wurden schwer beschädigt zur Landung gezwungen. Eines unserer Flugzeuge mußte infolge einiger Beschädigungen ouf dem Wasser landen. Seine Insassen wunden von dem Leutnant zur See Cbristiansen ouf dessen Nugzeua genommen. Bis auf das beschädigte landeten unsere Fiugzeuge wohlbehalten in ihrem flandrischen Stütz⸗ punkt. Exsteres sowie die beiden feinblichen Flugboote wurden durch unsene Torpedostreitkräfte eingebracht, die französischen Insassen, ein Offizier und zwei Unteroffiziere, gefongen ge⸗
nommen. Der Chef des Admiralstabes der Marine.
Berlin, 16 Mai. (W. T. B.) Neue U⸗Bootsz⸗ erfolge im Atlantischen Ozean: sechs Dampfer, ein Segler mit 23 000 B.⸗R.⸗-To. Unter den versenkien Schiffen befanden sich u. a. folgende: Der bewaffnete englische Dampfer „Trekieve“ (3087 To) mit 4400 To. Kohle von Cardiff nach Genua; Kapitän wurde gefangen genommen; die englischen Dampfer „Horsa“ (2919 To.), Ladung Erz, und „Lowdale“ (2660 To.), Ladung Koks, von Neweastle nach Tunis, ferner ein großer bewaffneter Dampfer, dessen Name nicht festgestellt werden konnte. Von den übrigen ver⸗ senkten Schiffen hatten u. a. ein Dampfer Lebensmittel und Munition, der Segler Mais und Oelkuchen geladen.
Der Chef des Admiralstabes der Marine.
Kopenhagen, 16. Mai. (W. T. B.) Das dänische Ministerium des Auswärtigen meldet, daß die dänische Bark „Anna“ auf der Reise von Jamaika nach Frankreich und der dänische Dreimastschoner „H. H. Pöetersen“ auf der Reise von England nach Dänemark mit Kohlenladung im Atlandischen Osean versenkt worden sind. Bas Mini— sterium detz Aeußern gibt ferner bekannt, daß der dänische Schoner „Eos“ auf der Reise von Amerika nach England mit einer Holzladung versenkt worden ist.
Am sterdam, 16. Mai. (W. T. B.) Die „Niederländische Telegrophen-Agentur“ meldet, daß der niederländische Schogner „Borea“ letzte Nacht 25 Meilen von Ymuiden versenkt worden ist. Die Besatzung ist in Mmuiden gelandet.
Rotterdam, 17. Mai. (W. T. B.) „Maas bode“ meldet, daß die norwegischen Schiffe „Minerva“ Gls Br. Reg⸗T) und „Veni“ (654 Br.⸗Reg. T) in der Nordsee ver⸗ senkt worden sind. Das genannte Blatt meldet ferner den Unsergang folgender Schiffe: „Eos“ (179 Br-⸗Reg.⸗T.), 1902 gebaut von der Reederei Klausen in Marstal, „He kla“ (169 Br.-T), 1900 gebaut von der Reederei Christensen in Marstal. „Vandieroe Moro“ (2068 Br.-T.), unter italie⸗ nischer Flazge aus Spanisch Marokko mit einer Ladung Eisenerz nach England, „Rotorua“ (11 130 Br. TD.) von der New⸗ Zealand Sh pping⸗Company in Plymouth, Dreimastschoner Elisabeth“ (217 Br. T.), 1916 gebaut von der Reederei Kremann in Marstal.
Wien, 17. Mai (WB. T. B.) Amtlich mird gemeldet: In der Nacht vom 14 auf den 15. Mai unternahm eine Abteilung unserer leichten Seestreitkräfte einen erfolgreichen Vorstoß in die Otranto⸗Straße, dem ein italienischer Torpedobootszerstörer, drei HandelsLdampfer und 20H armierte Bewachungsdampfer zum Opfer fielen. 72 Engländer der Bewachungsdampfer wurden gefangen. Aif dem Rückmarsch hatten unsere Einheiten eine Reihe von erbitterten. Gefechten mit überlegenen feindlichen Streitkräften zu bestehen, wobel der Feind, der aus englischen, französischen und italienischen
erlitt. AuJuf zwei feindlichen Zerstörern wurben Hiäude beobachtet. Das Eingreifen feindlicher U⸗Vgate und . in den Kampf hatte keinen Erfolg, wogegen unsere Seeflugzeuge, die sich vorzüglich betätigten, je einen Bomben⸗ treffer auf zwei feindlichen Kreuzern erzielten und auch die gegnerischen U⸗Boote wirtsam bekämpften. Unsere Einheiten sind vollzählig mit geringen Menschenverlusten und Beschädi⸗ gungen zurückgekehrt. Im hervorragenden Zusammenwirken mit unseren Streitkräften hat ein deutsches U⸗Boot einen englischen Kreuzer mit vier Kaminen durch Torpedoschuß versenkt. Flotten kommando.
Berlin, 18. Mai. (W. T. B.) Unsere U⸗Boote haben im Mittelmeer neuerdings 9 Dampfer und Segelschiffe von ins gesamt über 30000 Tonnen versenkt. Unter diesen besanden sich der bewaffnete englische Dampfer „Karuma“ (2995 Tonnen), ein unbe⸗ kannter, durch Fischdampfer gesicherter bewaffneter 4000⸗Tonnen⸗ dampfer und ein weiterer unbekannter Dampfer von 4000 Tonnen; ein vollbeladener Transportdampfer gleicher Größe wurde aus einem von Zerstörern begleiteten Convoi herausgeschossen, ferner ein voller Tankdampfer von mindestens 6000 Tonnen inmitten einer Sicherung von drei bewaffneten Fahrzeugen durch Torpedoschuß versenkt. Unter den Ladungen der übrigen vernichteten Schiffe befanden
sich in der Hauptsache Kohle, Schwefel und Sprengstoffe.
Der Chef des Admiralstabs der Marine.
Statiftik und Volkswirtschaft.
Zur Arbetterbewegung.
Nach einer von . W. T. B.“ wledergegebenen Meldung det Nieuwe Rotterdamsche Courant! aus London fand am 15. 5. M. die nationale Konferenz der Vertreter der Maschinen⸗ arbeiter statt. Es wurde beschlossen, mit dem Munitionsministe⸗ rium in Unterhandlungen einzutreten. — Der Ausstand der Omnibutangestellten in London ist, einer Reutermeldung zufolge, beigelegt. Die Arbeit wird morgen wieder aufgenommen.
Kunst und Wissenschaft.
Nach einer von . W. T. B. verbreiteten Meldung der Leipziger Neuesten Nachrichten“ ist der ordentliche Professor des deutschen Rechitz und des Kirchenrecht? an der Uniwersität Leipzig, Königlich säcksische Geheime Rot D. Dr. jur. et pbil. Rudolf Sohm am 16. d. M. im 76. Lebensjahre gesterben. Mit ihm ist einer der erfolg⸗ reichsten Rechtslehrtr aus dem Leben geschieden, an dessen großzügig angelegten, durch das Feuer seiner Darstellung belebten Vorlesungen viele Tausende von Schülern mit Begeisterung teilgenommen haben. Am 29. Ottober 1841 in Rostock geboren, widmete er sich an den Universitäten in Roftock, Berlin, Heidelbera und München dem Studiam der Rechtswissenschast. Nachdem er 1864 in Rosirck den jurtflischen Boktorgrad etworben hatte, habilttierte er sich 1866 als Privatdosent in Göttingen, wurde 1870 außerordentlicher Pen fessor daselbst und noch im gleichen Jahre ordentlicher Prosessor an der Untrersität in Feetdurg, 1872 in Straßburg und 1887 in reirzto. Selten ist ß tinem akademischen Forscher vergönnt gewrsen, auf so viele Gebiet der Wissenschaft befruchtend einzuwirken, wie Rudolf Sohm. Römtsch'Jt und germanisches Recht verdanken ihm geeichmäßig in bobem Grade Förderung und Auf⸗ krärung; ganz neue und eigenartige Beurteilung erfuhr durch ibn des „trchentecht. Non siner bwunderungt würdigen Begabung, eir en sp öden wissenschaftlichen Stoff in voltsiümlicher Behandlung stillroll zu meistenn, legen namentlich Zeugriz ab siein
ebrbuch „In vitutionen des j6mischen Rechte? und seine Kachengeschichte', die seit 1883 bezw. 1888 in vielen Auflagen verbre tet nd. Unter seinen zahlreichen angeren wissensch ftlichen Weiten seien her vorge beben Der Proztß der Lex Salica' (1867, auch in das Flanzösi che übersetz); „Die sränttsch: Reich. und Gerichtg⸗ verlaffung., eine der wer dellsten Arbeiten der germantschen Rechttz= geschichts chreibung, die 1871 erschien und seit 1911 in unherändertem Neudruck vorliegt; ‚Vas Verhastaiz von Staat und Kirche aus dem Begriff von Staat und Kuche entaickelt? (1873); Dog Rchi der Ebesckli ßung. (18765); „Trauung und Veilobung' (1876); „Die ohlig tortich' Z vilgbe und ibre Aufhehung, ein Gut— ackten' ( 880; . Die deuische (Henossenschaft (1889); . Die Gatstehung des dentjchen Sptästewesens' (1890). Ferner ist auf seine Bearteitang ber Lex Ripuaria“ in ken Monumenta Germaniae shistorica? (1883) ur d vor a lem auf sein „ tirchenrectt. (1. Tetl 1802, ia Bind nes Systema ischem Hanz buch der deurschen Rechtew ssenschaft !) hinzuweisen; erwähnt seien end ich noch jeine Schriften: Der Gegenstan d, ein Grun d= begrlff des Bürgerlichen Gesetzbuches“ (1905) und ‚Wesen und Un— sprung deg Katbolizismus (2. Auflage 1911). Sohm hatte hervor⸗ ragenden Arntell an der Ausga- beimung des neuen deutschen Bärger⸗ lichen Gesetzbuchs als Muglied der Kommlssion für die zweite Lesung des Entwurfeé, der er sei6t 1391 bis zur Beendigung ihrer Arbeiten Em Februar 1896) angehörte; bet der Heratang dez Entwurfe im Reichstage fungterte er als Kommissar des Bundegrate. Selae großen Verdienste um die ntwicklung der de tschen R chig wissenschaft wurden n. a. durch Verleihung des Königlich préußtschen Ordens Pour le mérite sür Wissenschafl und Kunst anerkannt.
Der Deutiche Nerein für Kunstwessenschast bat nach dem soeßken erscheinenden Bericht für 1916 die Weibffeniltckurg der Denkmäler deutscher Kunst otz der Beschränkungen der Krhgejah e mit allen Mitteln weiter beiteben. Kür die Sammlung der Ekuspturen wird Mofefsor Abpolf Goltschmids, Berlin, in dirsem Jahre den zweiten Band der Caioliggisck-Ottonischen Gifenbetr skulpturen heraue— gegeben. Derselbe Gelthrte bereltet rie Veröffen tlichurg der romanischen Elfenbeinwerke vor, während der Münchner Pfrefter Dr. Habich sein Sammelwerk der deutschen Klein plastk der Renalssance fö dent. Für die Bearbeitung der karolmgiscken Back malereien führte De. Köhler⸗Wien seine Forschungen in Belg“n und Nordfrankreich duich. Neu kegonnen wurde ein Werk über ri mittelalterliche Tafelmaltrei, wofür in Ostdeutichland und Nord⸗ deutschland Professor Ehrenberg. Münster und Dr. Heise⸗Hamburg, für Süddeuischland Dr. Heubach Fetraut wurden. Die Königltche Meßhildanstalt richtet ein kunstgeschichtliches Plattenarchiv ein, eme umfassende Sammelstelle zuͥꝛr Aufbewahrung, Pflege und Verwertung photagrophischer Platten. Für die neue Einrichtung sind in . , der Königlichen Museen die nowendigen Räume orgesehen.
Literatur.
— Handbuch deutscher Zeitunger. 1917. Bearbeiset im Kriegt presseamt von Ritimeister 9. D. Dekar Mich l. (Berlin, Verlag Ton Oito Eiener) Datz Handbuch ist vom Krtegtpieffeam im Zusammenwir ten mit den zuständigen milttärischen ehörden des Deunschen Reichs sowie mit dem Verein deuticher Zeit unge— verleger und dem Rescheverbande der deutschen Prefse hach den Angaben der Verlage heraestellt. Es gibt unter Berüch⸗ sichtigung der duich ren Kürg bedingten Verhältnisse rd in gedrängter Kürme in übe sichticher Form elne maglichst erschöpfend', nee biehen igen Darst lungen nesen tsch erwelteinden und verttefenden Ueberblick üner säm!liche deutsche Zeitungen mit selbstäadigem, für bie Osffenilichkeit bemerker swertem Inbelt. Das Bach ist in drei Teile gegliedert deren eister 1. a. eine Karten st ze der deutschen Zeitungen
chiffen zusammengesetzt war, erheblichen Schaden
nach Zahl und Parteirschtung und Uehersichten über Pꝛrteicichtung, Alter, Auflagenhöhe, Erschelnunggwelse, Bezugepreise, handelt rechtliche Form der
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Verlagefirmen und Art der Drucklegung der Blätter sowie über das Jeitannewesen in Deutschland und in den ein zelnen deutschen Bundesstagten enthält. Der zwelte Teil unterrichtet über den Pressedienst der Be⸗ börden, bltet Ver zeichnife der Armeeieltungen und der deutschen Zeitungen, Angaben über die Versorgüng mit Nachrichten Ind Beiträgen (telegraphischtr Dlenst und Korrespondenzen) und übir das Vereinßzwe en der deutschen Presse. Ferner sind in ihm die Ge etze über dle Presse und über das Verlags, recht und die einschlägigen Beflimmungen der deutschen Reichsvost mltgetelst. Ver dritte Teil enthält ein Verzeichnia der Schriftleiter, ein solches derjenigen Zeitungen, deren Srschzinun zsort nicht aus dem Titel ersichtlich ist, und ein Ortaverieichnis. Das Handbuch soll ein schnelle; verssändnis olle Zusammenarbelten zwischen den Behörden und der Peesse erleichtern, den Trägern des öffentlichen, wisst nschaft⸗ lichen und wirtschaftlichen Lebens als Nachschlag-werk dienen und eine gründ iche Kenninls des Unfangs, der Art und Bedeutung des deutschen Zeitungswefens verbreisen helfen. Durch dle Lückenoßgkeit und Zuverlässigkeit der in ihm verarbeiteten und übersichtlich ge⸗ ordnelen Angaben ist es darchaus geeignet, diesen Zwecken erfolgreich ju dien⸗n. Den oben erwähnten Interessentenkreisen wird es daher hochwillkommen und ein unentbehrliches Handbuch sein. Das Buch kostet gebunden 7 M0. ;
— Von dem Deutschen Wörterbuch der Gebrüder Grimm (Verlag von S. Hirzel in Leipzig) liegt die 2. Lieserung der 3. Ab⸗ 1eilung kes zebnten Bandes vor. Sie ist pen Dr. B. Crome be—⸗ arbeitet und enthält die Wziter Stoffabfall bis Siopfen.
Land⸗ und Forstwirtschaft.
London, 16. Mai. (W. T. B.) Der Reglerungsstatistiker schätzt die letzte sũ daustralische Weizenernte auf 43 831 000 Busbels, das sind im Durchschnitt 15,85 Bushel vom Aere; die Gerstenernte betrug 1839 000 Busbelg, im Duichschnitt 1699 Bushels, und die Haferernte 1 825 000 Bushels.
Verkehrswesen.
Im Feldpostverkehr werden bekanntlich nichtamtliche Einschreibebriefe nicht befördert. Abweichend hiervon sind fortan als „Feldpostbrie“ bezeichnete, verschlossene und voll⸗ ständig freigemachte Einschreibbriefe an Heeresangehörige und Beamte in den Generalgouvernements Belgien unb Warschau und von diesen zugelassen.
Angehörige deutscher Kriegsgefangener im Aus⸗ lande verursachen den heimischen Postbehörden und denjenigen der nichtfeindlichen Vermittlungs länder (Holland, Schweden, Schweiz) viel unnütze Arbeit durch vorzeitiges Begehren nach Nachforschungen über angeblich nicht an die Empfänger gelangte Postanweisungen, Pakete und Geldbriefe. Es muß immer wieder darauf hingewiesen werden, daß bei Kriegs⸗ gefangenensendungen mit viel fristen zu rechnen ist, als bel Sendungen nach den gleichen Bestimmungsorien im Frieden. Dee Postanstalten werden da⸗ her Nachfragen nach vermißten Kriegsgefangenensendungen fortan zurückwe sen, wenn seit der Auflieferung der Sendungen, soweit sie nach West⸗ und Südeuropa gerichtet waren, nicht mindestens sechs Wochen, soweit sie nach Rußland und außer⸗ europäischen Ländern gerichlet waren, nicht wenigstens zwei Monate verflossen sind.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Bellage.)
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Theater.
Königliche Schauspiele. Sonnab. Opernhaus. 132. Abonne;
mentsvorstellung. Dienst⸗ und Fresplaͤtze sind aufgehoben. Toun⸗
häufer und der Säungerkrieg auf Wartburg. Romantische
Orer in krei Akten von Richaad Wagner. Mustkalische Leitung: Herr
Rapellmeister Qr. Stiediy. Regig: Herr Dherreglsseur Droescher.
n, , Ballettmeister Graeb. Chöre: Herr Prosefsor Rudel. nfang r.
Schauspielhaug. 134. Abonnementsvorstellung. Zum 25. Male: gere n, . ,, . in . Atten von akespeare, deu on Tieck. n ene ge von Herr Regisseur Dr. Bruck. Anfang 79 Uhr. ; . d ) Sonntag: Opernhaus. Nachmiltaag: 2165. Kartenreservesa Auf, Allerhöchsten Befehl: Vorstellung für die ,. Arkeiterschaft: Die Fledermaus. Anfang 17 Uhr. (U ber sämt iche Plätze ist bereilg verfüst) — Abends: 1353. Abonnements vorstellung, Drienst. und Freiplätze sind aufgehoben. Martha. ö, r ö vler . . Friedrich ven Flotow.
ext (teilweise nach dem Plane des Saint Georges) von Wil Frkedrlch. Anfa 3 *. Uihn— ; w Schausptelbaus. 135. Ahonnementsborstellung. Dienst und Freiplätze sind aufgehoben. Kyritz Pyritz. Alt⸗Berliner Posse it Gesong und Tanz in drei ufzügen (5 Bildern) . in, . . y Musik von Guslab Michn,lis. sikalische Litang: Hir Schmalstich. Inszeni : Heir Reyisse Dr. Bruck. Anfang 7 Uhr. t nn,,
Familiennachrichten.
Verlobt; Frl. Ida May von Frletz mit dem Sekretär der Königl. svanischen Botichaft Bon Alfonso Flecowich (Beil). — Frl. Ilse von Schnitzen mit Hrr. Regterungsaffessor Walter von Pecker (Klinck b . Waren — Danzig).
Vereheltcht Pr. Regierungspcästdent, Wirklicher Geheimer Ober— rgierungsroat Pe cy Graf von Bernstorff mst Frl. Olga Jacobs KBassel -Beilis). — Hr. Hauptmann Pariv Mantell mit Frl. (Erna von Vornemann (Casselh. — Hr. Ernst Eerhard mit Ectea Fielin von Maltzahn (Herlin).
Gestorben: Hr. Major Ernst Augusff Frhr. von dem Bussche⸗ Haodenbansen (Dresden- Strehlen). — Pedwig Freifr. Giote, geb. Freiin von Buddenbrod a. d. H. Sttlau (Baden-Baden). . k 5 i . fie r nn (Berli a⸗
riedengu). — Frl. Mathilde von olff (Berlin). — Frl. Gertrud ron Bülow (Köslin). ) z
Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg. Verantwortlich für den Anzeigenteil;: Der Vorsteher der Erxpediti Rechnungsrat 7 engering in ö ö Verlag der Eppedition (Mengering) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags Berlin, Wilhelmstraße 32. ö Sechs Beilagen (elnschließlich Waren jeichenbeilage Nr. 39) sowie die 14585. und E457. Ulusgabe der Dent schen Verluslisten. ͤ
längeren Beförderungs⸗
zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.
Berlin, Freitag, den 18. Mai
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Erste Beilage
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PVarlamentsbericht.)
Deutscher Reichstag. Sitzung vom 16. Mai 1917, Vormittags 10. Uhr. / (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)
Auf der Tagesordnung steht die Fortsetzung der dritten Beratung der Gesetzentwürfe, betreffend die Feststellung des Reichshaushaltsetats und des Haushalts⸗ etats für die Schutzgebiete für das Rech⸗ nungsjahr 1917. ö .
Nach dem Abgeordneten Schiffer (en.), dessen Rede in der gestrigen Nummer dieses Blattes veröffentlicht worden ist, ergreift das Wort der
Abg. Gröber Gentr):; Naturgemäß wirft man nach einem mehrjährigen Kriege einen Rückblick auf die inneren Vorgänge des Verfassungslebens. Was der Verfassungsausschuß bisher erörtert hat, sind keine neuen Themata, keine neuen Theorien; es sind gute, alte, bekannte Fragen, die unsere politischen Kämpfe seit langen Jahr⸗ zehnten beschäftigt haben. Es steht doch fest, daß die Verantwortlich⸗ keit des einzigen uns verfassungsmäßig verantwortlichen Beamten, des Kanzlers, eine papierne ist. Jetzt kommt man uns wieder mit dem Schreckenswort „Parlamentsheer“. Vor 30 Jahren, als die Kämpfe um das Septennat oder dreijährige Bewilligung des Militäretats sich abspielten, ist man uns mit demselben Worte gekommen, um uns zu schnecken, und der Reichstag wurde aufgelöst. Bald nachher kam die Regierung selbst mit dem Quinquennat, da war es nichts mehr mit dem Septennat als alleinigem Hort und alleiniger Wehr gegen das Parlamentsheer. Jetzt muß dieser Popanz wieder her— halten: die Offiziere dürfen nicht unter Gegenzeichnung des Kriegs— ministers ernannt werden, sonst wird ihr Treueperhältnis zu dem Obersten Kriegsherrn in Frage gestellt. Die bayerischen, sächsischen und württembergischen Offiziere werden unter Gegenzeichnung des Kriegsministers ernannt; sind sie deshalb weniger gute Offiziere als die des preußischen Militärkontingents, oder ist ihr Treueverhältnis zu ihrem Monarchen deswegen weniger gut und ehrlich? Und wie steht es denn mit dem Heere der Zivilbeamten? Ist das auch ein Parlamentebeamtenheer? Daß eine Gegenzeichnung überhaupt statt— sinden muß, hat schon die bereits erwähnte Kabinenrtsorder von 1861 sestgestellt; die Formenfrage ist nur von nebensächlicher Bedeutung. Schoen 18658 ist die durch den Prinzregenten erfolgte Ernennung Moltkes zum Chef des Generalstabes vom Kriegsminister gegen⸗ gezeichnet worden! Die Schaffung des Militärkabinetts zur Behand— lung von Personalfragen hat die Verantwortlichkeit des Kriegs⸗ ministers nicht beseitigt, sie vielmehr nur erschwert. Daß der Kriegs⸗ minister diese Verantwortung auch gar nicht ablehnt, ist im Parla— ment oft genug zu konstatieren gewesen, nicht bei der Ernemmung von Offizieren, aber wenn schwere Verfehlungen zur Sprache gebracht worden sind, Soldatenmißhandlungen usw. Eben weil diese Schwie⸗ rigkeiten vorliegen, haben wir alle Veranlassung, eine rechtliche Grundlage für eine formelle Verantwortung des Kriegsministers gegenüber dem Reichstage zu schaffen. Der Kriegsminister erscheint hier bei jeder Beratung des Militäretats und steht uns Rede und Antwort, er könnte aber jeden Augenblick die Antwort verweigern und sich darauf berufen, daß er nur als Mitglied des Bundesrats anwesend gewesen sei. Verantwortlich ist uns nur der Reichskanzler, und der hat uns doch oft genug erklärt, daß er unmöglich in alle Einzelheiten der Verwaltung der einzelnen Ressorts eindringen und daß er also dafür auch nicht verantwortlich gemacht werden könne. Dem Landtage ist der Kriegsminister auch nicht verantwortlich, weil über seinen Etat dort nichts beschlossen wird. Die bestehende staats⸗ rechtliche Konstruktion ist also durchaus danach angetan, durch eine andere, rechtlich klare ersetzt zu werden, die eine praktisch ausführ⸗ bare Verantwortung schafft. Die Gegner behaupten, wir schädigten damit, das Vaterland. Wir lieben unser Vaterland nicht minder als diejenigen, die das behaupten; wir glauben gerade mit unseren Forderungen dem Vaterlande zu dienen.
Abg. Haase (U. S.): Man behauptet, es seien demokratische Forderungen durch die Regierung erfüllt worden. Wir merken nichts davon, weder in der Sozial- noch in der Steuergesetzgebung. Wo steckt also das große Entgegenkommen, von dem Graf Westarp sprach? Die Vereinsgesetzgebung ist Stückwerk geblieben, der Jugendparagraph be— steht nach wie vor. Die Anhänger der unabhängigen sozialdemokrag⸗ tischen Partei werden draußen unausgesetzt verfolgt, die Schutzhaft wird gegen sie verhängt, ihre Zeitungen werden verfolgt und verboten. Die Wirkungen dieser Politik wenden sich gegen ihre Urheber; sie er= werben uns nur neue Anhänger. Mit der abgebrauchten Manier der Sozialistentöter wird man gegen uns nichts ausrichten. Graf Westarp meinte, das Urteil des Auslandes werde durch übertriebene Schilde⸗ rungen unserer Presse ungünstig beeinflußt. Das Unrichtige dieser Auffassung hat der Abg. Landsberg bereits bewiesen. Die ungünstigen Urteile des Auslandes beruhen nicht auf sozialistischen Tischäußerungen, sondern auf den Aeußerungen und Handlungen der Konserwativen und Alldeutschen, auf den drohenden und perhorreszierenden Reden von jenen Seiten, auf den drohenden Reden von höchster Stelle. Manches haben wir erst aus der Presse des Auslandes erfahren. Bei uns ist die Unkenntnis ausländischer Dinge eine unglaubliche; wir sind über die Stimmung auch des neutralen Auslandes nicht hinreichend unter⸗ richtet. Wir können es dem Auslande nicht verdenken, daß es seine Politik nach unseren verfassungsrechtlichen Zuständen orientiert. Wir haben den Zarismus für die größte Gefahr für Europa und die Mensch⸗ heit erklärt. Keiner hat das als einen Eingriff in die inneren Ver—⸗ hältnisse Rußlands bezeichnet. Nachdem Rußland sich die Freiheit er— rungen hat, kann man es uns nicht verdenken, wenn wir uns gegen das Zentrum der Reaktion wenden, namentlich gegen Oesterreich⸗ Ungarn. Bei uns haben wir im günstigsten Falle einen Schein kon⸗ stitutionellen Regiments. Das Ausland hat sich vor dem Kriege mit diesem Regiment sehr eingehend beschäftigt. Es hat darauf hinge⸗ wiesen, daß das Volk in den wichtigsten Fragen, wie der Kriegs⸗ erklärung, nichts zu sagen hat, daß die Entschei dung von einer ein⸗ igen Skelle getroffen wird. Wir haben im Verfassungsausschuß als⸗ bald verlangt, daß für die Kriegserklärung und den n und für das Eingehen von Verträgen die Zustimmung des Reichstags er⸗ forderlich ist. Diesen Antrag hat man zurückgestellt, und es steht schon jetzt fest, daß er später abgelehnt werden wird. Die Anträge des Ausschusses werden an den bestehenden Zuständen tatsächlich so gut wie gar nichts ändern, sondern nur Scheinreformen bleiben. Man kat unseren Äntrag abgelehnt, daß der Reichskanzler auf Verlangen des Reichstags entlassen werden soll. Graf Westarp ist schlecht unter⸗ richtet, wenn er meint, daß die Mächte des Kapitals und der Presse nur im Auslande, nicht bei uns einen Einfluß auf die Leitung der politischen Angelegenheiten haben. Sagte doch seinerzeit der damalige Staatssekreté von Bötticher: Meine , wie arbeiten nur für Sie. Wo bleibt die Oeffentlichkeit der Verhandlungen des Reichstags? Gerade die auswärtige Politik soll nach dem Verfassungsausschuß künftighin geheim gehalten werden, und das in einem Augenblicke, wo im gesamten Auslande die Oeffentlichkeit proklamiert wird. Es soll also künftig zu der Geheimdiplomatie noch die Dunkelkammer des Reichstags hinzutreten. Jenem Beschluß ist merkwürdigerweise auch
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) Dbne Gewähr, mit Ausnahme der Reden der Minisler und Staats sekretäre. ,
die sozialdemokratische Partei beigetreten. Die Beschlüsse des Aus⸗ schusses über die Wahlkreiseinteilung lassen die Ungerechtigkeit gegen— über den großen Städten und unserer Partei unangetastet. Die große Masse muß nach dem Rechten selbst sehen, sonst kommt sie vom Regen in die Traufe. Der Abg. Schiffer will die Frage des preußi— schen Wahlrechts dem Abgeordnetenhause überlassen. Wie denkt der Reichskanzler darüber? Die Kaiserliche Botschaft spricht sich darüber unklar aus. Was sie verheißt, ist selbstverständlich, worauf es aber ankommt, verschweigt sie. Die Arbeiter verlangen die Inangriff—⸗ nahme der Reform sofort, nicht erst nach dem Kriege. Die Unzu⸗ friedenheit des Volkes steigt wegen der Polizeiherrschaft und Militär⸗ diktatur. Andere Kreise ballen die Faust in der Tasche, bei den Massen tritt der Groll offen zutage. Ministerialdirektor Dr. Lewald kramte in dem Ausschuß in alten historischen Reminiszenzen herum und sah nicht die Umwälzung in der ganzen Welt. Das Parlament muß ganze Arbeit schaffen, dann wird das Volk Regierung und Parlament vor— wärts treiben zur Gewährung der Rechte, auf die es laͤngst einen An— spruch hat. (Beifall b. d. U. S.) ; 3 Abg. Kreth (dkons): Das Ausland hat keinen Anlaß, sich über die Aeußerungen und die Haltung der Sozialdemokratischen Arbeits- gemeinschaft aufzuregen. Wenn deren Ziele erreicht werden, dann können unsere Feinde ihre Waffen befriedigt aus der Hand legen, dann kommt die Zersetzung des Deutschen Reichs ganz von seibst. Es ist doch vor aller Welt klar geworden, daß unser Kaiser bis zum letzten Augenblicke, nach vieler Meinung viel zu lange, mit der Kriegserklärung zögerte. In Italien und Rumänien und anderen demokratischen Landern hat aber die Straße den Krieg erzwungen. Wenn das die Früchte der Demokratie sind, dann danken wir dafür. In diesen Ländern regiert der Geldsack, die Korruption und Bestech⸗ lichkeit. Dort ist allerdings die Parlamentsherrschaft ein äußerst ein⸗ trägliches Geschäft. (Großer Lärm links, Glocke des Präsidenten.) Der Abg. Naumann hat diese Debatte hergufbeschworen, wir wollten nicht darauf eingehen. Lebhafte Zurufe links, Glocke des Präsidenten. Vizepräsident Dove bittet, die Unterbrechungen zu unterlassen) Wir befinden uns also in einer Art Notwehr. Wir waren auch die einzigen, die den Beschlüssen des Verfassungsausschusses nicht zugestimmt hatten. Die bisherige Aussprache hat gezeigt, daß man dasselbe Instrument auf verschiedene Weise spielen kann. Der Abg. Naumann sieht darin den Anfang für das parlamentarische System. Nach den Abgg. Groeber und Schiffer handelt es sich nur um ö Danach sind es alles olle Kamellen. Aber damit ist der Sache nicht gedient. Es wird das Ernennungsrecht für die Offiziere, die Verantwortlich⸗ keit des Kanzlers und die Heraushebung der Staatssekretäre über die Bundesratsmitglieder gefordert. Das geschieht doch nicht allein aus einem Schönheitsbedürfnis heraus. Wie Herr Landsberg betonte, werden dann die Parteien die Verantwortung für ihre Leute tragen. Man glaubt also, die unfähigen Leute der jetzigen Bureaukratie werden den tüchtigsten Parteimännern Platz machen. Aher stellt man sich auf den rauhen Ton der Wirklichkeit, dann sieht die Sache doch anders aus. Wenn man sich einigen könnte, dann würde man keinen Augen— blick zögern, einen solchen Mann zur Führung der Geschäfte zu be— rufen. Aber wir haben es mit Parteien zu tun. Und gerade die Ver— handlungen des Ausschusses zeigten, daß dort keine große Einsicht über die wirkliche Lage der Dinge geherrscht hat. Das ist das Unglück bei diesen Theorien von der parlamentarischen Regierung, daß die Schwierigkeiten sofort auftauchen, wenn es sich um die praktische Ge⸗ staltung dieser Fragen handelt. Die Sozialdemokratie stimmte für die Anträge des Mittelblocks, aber nur unter dem Vorbehalt einer Ab schlagszahlung. Wie will man mit einer solchen Mehrheit hier ein barlamentarisches System durchführen. Der Abg. Naumann pries das parlamentarische System, die Abgg. Schiffer und Groeber schwiegen darüber. Wir und weite Kreise der Beh lkerung lehnen ein solches Spstem ab. Der König von Preußen trat der Militär— konvention unter der Voraussetzung bei, daß er bei der Ernennung der Offiziere völlig unbeschränkt ist. Die Herren übersehen oder wollen es nicht anerkennen, daß es ein Unterschied ist, ob jemand die etats⸗ mäßige Verantwortung übernimmt oder ob der Reichstag über den Weg der Verantwortung des Kriegsministers sich ein Recht zulegt, in Personalfragen mitzureden. Weder der Abg. Groeber noch der Abg. Schiffer gingen auf diesen Unterschied ein. Bei den Beamten haben die Parlamente auch über die Eignung der Beamten mitzureden. Das ist bei den Offizieren nicht der Fall. Dieses Recht wollen wir dem Parlamente auch nicht einräumen. In den Einzelstaaten haben wir schon Berechnungen darüber, wie viele Angehörige der einzelnen Konfessionen vorhanden sind. Vielleicht sagt man sich auch dann bei uns wie in Frankreich, wenn wir auch nicht die Vormundschaft über Hindenburg haben, dann soll doch wenigstens einer von uns eine Armee führen. Wir wollen, daß der Rm e n. Kriegsherr bei der Wichtig⸗ keit seiner Aufgabe hier sein unbeschränktes Recht behält. Macht ein Beamter einen Fehler, so läßt er sich wieder gutmachen. Das ist bei der . wo es sich um Menschenleben handelt, nicht der Fall. Das enge Band zwischen dem Könige von J,, und seinen Offizieren darf nicht gelockert werden. In Württemberg, Bayern und Sachsen ist der dortige Zustand historisch geworden. Bei uns will man etwas aufpfropfen, Dazu kommt, daß die dortigen Kriegsminister nicht dem Reichstage, sondern dem eigenen Landtage verantwortlich sind. Wenn gtwas Aehnliches gewünscht wird, dann unterstelle man doch den preußischen Kriegsminister dem preußischen Landtage. Also der Beschluß des Etatsausschusses ist nicht so harmlos, wie er dargestellt wird. Wenn der Kriegsminister etatsrechtlich die Verantwortung übernimmt, die bewilligten Gelder und die Stellen⸗ besetzung nicht ohne Ueberschreitung des Etats zu verwenden, dann ist es doch etwas anderes, wenn der Reichstag sich das Recht nimmt, die ganzen Privatverhältnisse des Offizierskorps hier vor der Oeffentlichkeit zu verhandeln. Das würde nicht den Zugang zur Offi⸗ zierkarriere erhöhen. Wir bedauern, daß der Verfassungsausschuß nicht einmal so lange gewartet hat, bis der Kriegsminister und der Staats⸗ sekretär des Reichsmarineamts ihn sachverständig beraten konnten. Der Kriegsminister und der Marinesekretär haben doch jetzt Wich⸗ tigeres zu tun, als im Verfassungsausschuß Reden anzuhören. Aber man hatte es sehr eilig, um die glückliche Stunde auszunutzen, wo man einen sanften Druck auf die Reichsleitung ausüben konnte. Der Burgfrieden gilt gegen links, aber nicht begen rechts. Wie man gegen uns vorgeht und unsere Gefühle verletzt, das ist gleichgültig. Wir berzichten zwar auf den Schutz des Reichskanzlers, aber es soll mit gleichem Maß gemessen werden. Sobald etwas gegen die Linke unter⸗ nommen werden soll, wird geschrien, daß wir den Burgfrieden stören, aber wenn sich etwas gegen uns richtet, dann hat man es eilig damit. Bevor der Reichstag auseinandergeht, müssen wir erfahren, was die Herren für Pläne haben. Die Verhandlungen im Ausschuß wurden sehr plötzlich abgebrochen. Wenn Sie die parlamentarische Regierung einführen, wird meine Partei sich nicht schlecht dabei finden; denn dann wird man sehen, daß die Konservativen das Wohl des deutschen Volkes doch besser verstanden haben. (Beifall rechts, Widerspruch links.) Abg. Dr. M ülhle r-Meiningen ffortschr. Volksp.): Der Abg. Kreth stellt die Angelegenheit tendenziös dar. Den Abg. Haase, dem Bundesgenossen des Abg. Kreth (Heiterkeit und Widerspruch der äußersten Linken, möchte ich um den Beweis dafür bitten, daß wir vor der Regierung zurückgewichen seien. Wir haben alle Anträge der Mittelparteien aufrecht erhalten. Daß wir über den Kopf des Kriegs⸗ ministets und des Staatssekretärs des Marineamts hinweg beraten hätten, ist unwahr, denn beide Herten waren geladen, aber nicht im AÄAusschuß erschienen. Haase und Kreth gehen im besten Einver= nehmen miteinander. (Widerspruch des Abg. Haase) Ihre Aus⸗
führungen stimmten zum Teil wörtlich überein. Wir haben im Aus— schuß die Verhandlungen nicht tendenziös abgebrochen, sondern aus dem rein technischen Grunde weil die Plenarsitzung begann. Wir haben es hier aber mit einem gemeinsamen Sturmlauf von der äußersten Rechten bis zur äußersten Linken gegen die Arbeiten des Verfassungs— ausschusses zu tun. Herr Kreth sucht Zwietracht zwischen den an— tragenden Parteien zu säen; seine rechtlichen Ausführungen haben mich enttäuscht. Es sind immer dieselben Redensarten von parla⸗ mentarischem Regime, oberster Kommandogewalt und Parlamentsheer. Es ist ein gefährliches Unternehmen, unter der Parole Parlaments⸗ heer oder Kaiserliches Heer gerade jetzt im Kriege den Obersten Kriegs⸗ herrn gegen die Volksvertretung ausspielen zu wollen. Die Parla— mentsregierung ist den Herren ein Greul, wo sie nicht selbst den Ausschlag geben. Im preußischen Abgeordnetenhause haben wir ein brutales parlamentarisches Regime, eine reine Parteiregierung. Welches Erstaunen hat es nicht erregt, daß einmal ein nationalliberaler Landgerichtspräsident zum Regierungspräsidenten ernannt wird. Ebenso gefährlich wie die Ausspielung des Obersten Kriegsherrn ist die Ausspielung des Offizierskorps gegen das Parlament. Wir pro testieren dagegen, daß man das Offizierkorps vor den konservativen Parteiwagen spannt. Wir kämpfen gerade für das Offizierkorps. Wir wollen an die Stelle der Kabinettswillkür das Recht setzen. Früher war das Militärkabinett ein Teil des Kriegsministeriums. Noch jeder deutsche Staatsmann hat durch das Militärkabinett Schwierig- keiten gehabt. In Bayern funktioniert der Zustand ganz ausge⸗ zeichnet. Der Abg. Kreth hält es für eine unerhörte Zumutung, daß der preußische Kriegsminister von dem Reichstag Recht nehmen soll. Weiß er denn nicht, daß einmal der preußische Landtag den Versuch machte, den Kriegsminister vor sein Forum zu ziehen? Da hat er ge— antwortet, der Landtag hat keine Zuständigkeit, sondern allein der Deutsche Reichstag. Än allen diesen klaren Dingen ist doch absolut nicht zu rütteln; mit diesen Tatsachen müssen die Herren sich abfinden. Ist das Verhältnis zwischen den bayerischen Offizieren und ihrem Rönig ein schlechteres, ein weniger enges als in Preußen? Die Frage stellen, heißt sie verneinen. Es sind das alles bloß künstliche Kon⸗ struktionen, die sich die Herren zurecht machen, um zu verhindern, daß in die reine Kabinettsregierung in Preußen Licht und Luft hinein— kommen. Ist es eine Herabwürdigung der preußischen Armee, wenn wir sie unter den preußischen Kriegsminister stellen? Ist das kein Königlicher Beamter, ist er vielleicht ein Parlamentsbeamter? Und wie steht es mit den Zivilbeamten? Herr Kreth hat nichts dagegen, daß die Ernennung eines Oberpräsidenten gegengezeichnet wird; aber bei einem Leutnank geht das nicht, das kann nur das Militärkabinett machen! Diese Unsinnigkeiten müssen endlich einmal beseitigt werden. Gerade auch gegenüber dem Versuch, das preußische Offizierskorps gegen das Parlament auszuspielen, vertrauen wir, daß das ganze Offizierkorps verstehen wird, wenn wir verlangen, daß klares kon⸗ stitulionelles Recht in Zukunft auch die Armee beherrschen soll; da muß eine verantwortliche Person auch vor dem Parlament auftreten können. Recht und Menschlichkeit muß auch im Heere bestehen; wer dieser Forderung entgegentritt, versündigt sich nicht bloß gegen das Heer, sondern auch gegen die Monarchie. (Beifall links.)
Damit schließt die Erörterung. Das. Gehalt des Reichs⸗ kanzlers wird bewilligt, ebenso der Etat der Reichskanzlei und der des Auswärtigen Amts. .
Zum Militäretat liegen folgende Anträge vor:
I der Unabhängigen Sozialdemokraten (Abgg. Albrecht und Gen.) .
„den Reichskanzler zu ersuchen, dahin zu wirken, daß die militärische Entlassung der zu Unrecht in das deutsche Heer ein⸗ gestellten Ausländer nach äußerster Beschleunigung Fer Prüfung ihrer Staatsangehörigkeit ungesäumt veranlaßt wird“;
2) der Deutschkonservativen, der Deutschen Fraktien, der Nationalliberalen und des Zentrums (Abgg. Nehbel⸗Mertin⸗ Groeber⸗Schiffer⸗Magdeburg u. Gen.):
„den Reichskanzler zu ersuchen, die in Betracht kommenden militärischen Instanzen zu veranlassen; kö
a) sämtliche in den besetzten Gebieten befindlichen, dem Deutschen Reiche gehörenden und dort entbehrlichen Maschinen, insbesondere Dampfmaschinen, Motorpflüge, Lokomobilen und
Dampfpflüge, der heimischen Landwirtschaft zuzuführen,
b) alle irgendwie entbehrlichen Pferde und Zugtiere, die in den besetzten Gebieten noch vorhanden sind, möglichst restlos der heimischen Landwirtschaft zur Verfügung zu stellen.“
Abg. Stücklen (Soz) spricht sich für den Antrag Albrecht aus und tritt wiederum für den Antrag ein, den Mannschaften das zweite Putzgeld zu gewähren. Wenn die Pensionen erhöht werden, müssen zunächst einmal die Pensionen der Mannschaften und Unter⸗— offiziere auf eine angemessene Höhe gebracht werden, dann wird es auch Zeit sein, an die anderweitige Bemessung der Offizierpensionen zu denken. Gegen die schlechte Behandlung der Mannschaften hat der Kriegsminister in der zweiten Lesung eine energische Rede gehalten, die wird mehr nützen, als alle Erlasse nützen können. Der Kriegsminister selbst erklärt, er sei kein Mann der Rede, er sei ein Mann der Tat; wir begrüßen diese Erklärung, werden aber abzuwarten haben, wie er sich als Mann der Tat ausweisen wird. Der Militarismus und sein System kann nach dem Kriege nicht so bleiben, wie er vor dem Kriege war. Nicht wegen des Militarismus, sondern trotz desselben hat sich das deutsche Heer im Kriege so glänzend bewährt. Das Volk in Waffen steht auf dem Boden der sozialdemokatischen Er⸗ klärung vom 4. August 1914, auf dem Boden, Frieden zu schließen, wenn das Ziel der Abwehr erreicht ist. Mit Ungeduld harren die Feldgrauen des Tages, wo die Friedensglocken läuten, wo sie wieder in das Haus, an den Heimatherd zurückkehren können. Hundert⸗ tausende werden nicht wiederkehren, Millionen werden als Krüppel herumlaufen, die sachlichen Schäden werden in viele Milliarden gehen und noch Jahrzehnte lang wird das deutsche Volk mit Schrecken und Entsetzen an diesen entsetzlichsten aller Kriege denken. Heute aber schon reden Gewissenlose in Deutschland von dem nächsten Kriege. Soll das Wettrufen nach dem Kriege wieder aufleben? Wir werden alles daran setzen, das zu verhindern. Die Derabsetzung der Dienstzeit ist eine der ersten Forderungen nach dem Kriege; heute kann man eine lange militärische Dienstzeit nicht mehr verteidigen, nachdem so zahlreiche Männer nach nur 10⸗bis 12wmchent⸗ licher Dienstzeit ins Feld hinausgeschickt worden sind. Dazu gehört eine militärische Erziehung der Jugend, nicht die blöde Nachäffung des militärischen Dienstes in den Jugendkompagnien. Die Kavallerie ist ein kostspieliger Luxus, der beseitigt werden muß. Was ist heute von dem „stehenden“ Heere überhaupt noch vorhanden? Und die englische Millionen⸗Feldarmee ist doch einfach aus dem Boden ge⸗ stampft worden; auch da haben wir heute das Volk in Waffen. Das Wort „Freie Bahn jedem Tüchtigen“ hat für die Armee anscheinend noch keine Geltung; wieviel Leute aus dem gemeinen Volk sind denn im Kriege Offiziere geworden? Es muß eine Politik getrieben werden, mit der das Volk in Waffen einverstanden sein kann; ein solches Heer wird niemals eine Waffe sein können gegen den inneren Feind. Die Massen des Volkes werden immer das Vaterland verteidigen, aber sie sind nicht für Eroberungskriege. Der Kriegsminister ist eigent- lich ein sehr machtloser Mann gegenüber den Kommandohehörden. Ein Mann hatte sich an mich mit einer Beschwerde gewandt. Der be— lieffende Hauptmann fühlte sich bewogen, den Mann zu veranlassen, ihm zu sagen, was er an mich geschrieben habe. Das Gericht wollte mich als Zeugen vorladen. Das habe ich abgelehnt und anch dig