Rumänische Front: Bei Tulcea und östlich Galatz Artilleriz feuer. Gine unserer Batterien schoß ein feindliches Depot in Galatz in Brand. Eine feindliche Abteilung, de versuchte, fich unserem Ufer bei Perkesch zu nähern, wurde durch Feuer verjagt. Oenlich Tulcea lebhafte Lufttätigkeit. Unsere Arnllerie traf ein feindliches Flugzeug, das nördlich
Tulceg auf dem linken Ufer des St. Georga-Armes niederfiel.
Türkischer Bericht.
Konstantinopel, 11. Oklober. (W. T. B.) Amllicher Tagesbericht. Persten: Am Morgen des 8. Oktober 1917 griffen die Rufsen mit einer aus 3 Bataillonen, einem Kavallerieregiment und Artilleri⸗ bestehenden Abteilung unsere Truppen in Persien an. Des Gefecht dauert zu unseren Gunsten an. Unsere nördlich Rewanduz stehenden Truppen wurden ebenfalls von eiger aus gemischten Waffen benchenden russischen Abteilung angegriffen. Der Gegner wurde mit blutigen Verlusten zurũckgeschlagen. An den übrigen Fronten keine besonderen Exelgnisse.
Der Krieg zur See.
. 1, 11. Oltober. (B. T. B.) Die Tätigkeit unserer U⸗Socte im Atlantischen Ozean hat wiede— rum zur Vernichtung einer Reihe von Dampfern und Seglern mit besonders wertvollen Ladungen atführt. Unter den versenkten Schiffen befanden sich der bewaffgete französische Dampfer „Dinorgh“ mit 6750 Tonnen Kohlen, der aus Geleitzug herausgeschossen wurde, ferner der französische Dampfer „Italia“ mit Lebeas— mitteln und Wein nach Bordegux, sowie der französische Segler „Europe“ mit 4500 Tonnen Weizen nach Bordeaux und die bewaffnete französische Viermastbart „Per⸗ severance“ mit 4000 Tonnen Salpeter nach St. Nazaire. Außerdem wurde ein englisches Bewachunge fahrzeug vernichtet. * Der Chef des Admiralstabes der Marine.
Berlin,
Statiftik nnd Volkswirtschafi.
Zut Arbeiterbewegung.
Der ellgemelne Ausstand der Arbelter und Argtstellten in der Oelin dustrie in Baku (o43l. Nr. 241 d. Bl.) hat, wie W. T. B. Tach der St. Petergburg r Telegraphenagentar* meldet, unter der Leitung eines Yauptautschussts und von Bejtrtsausschüssen der Auzständigen begonnen; die Stadt ist rubtg.
Nac einer Haszszmeidung aus Buenos Aires haben, wie W. . B. erfahrt, die augzständigen Gisenbahbner den Inirettor der Ostbabunen mißhandelt und die Scht:nenstzänge auf⸗— gerlfsen (9gI. Nr. 239 d. Bl.).
Theater und Mufik.
Im Königlichen Operndhbause wird morgen, Scnnabend, Figardt Hochteit! mit den Damen Dux, Engell, Marbert und den Der eg Grong erst und Stock in den Dauptrollen aufgeführt. Must⸗ kaischer Letzer ist der Kapellmeißer Dr. Stiedrwv. Anfang 7 Ubr.
Im Köntglichen Schauspiel hause get morgen die Posse „Kyritz yritz'! in Sience. In erößeren Rollen sind die Da nen Coste, Dora, Heleltr, voa Mayburg, Schlüter, die Herten Boentcher, (echholz, von Ledebur, Mühltofer, Patiy, Sachg und Vesperm ann beschäftsyt. Spielleiter ist Tr. Bruck, musitallscher Leier Herr
Sch malstich. eannigfaltiges.
In der gestiigen Sitz ung der Berliner Stadtperord— neten stand ein soztaldemokcatischer Antrag wegen Abändt⸗ rung det Gemeinde wablrechts auf Grund der allgememnen, gleichen, Cebetmen und direllen Wahl zur Beratung. Von den. Stadt). Céssel ud. Genofsen war dazu solgende Gnt⸗ schlißung beantragt: Mit Näcksicht darauf, daß die Stadt⸗ verordnetenrersammiung von Berlin schen seit langer Zeit ein: der modernen Gatwicklung und gertchten Anforderungen gemäßtze grundlegende Aenderung dis Gemelndewahlrechtß für erforderlich eillärt hat, daß die innere Eatwicklung Preußens auch diese Aiendeiung im Wenge der Geseßgebung wird herbeiführen wössen, daß es zr diesem Zweck wünschenswert erscheint, daß Macistzat und Stadt her ordnett nbersammlung von Berlin eine beqründeie Porstellung über dir bei dieser genderung iu beachtinden Grundfätze au die Känigliche Staats regierung und den Landiag ilchlet, ersucht die Stadtyerorhneten- varsammlung den Magistrat, mit ihr in gemischter Deputation bierüber zu brzat n, und überweist dirse: Deputation den Antrag Hei— mann und Genoßen tur weiteren Berazung. Die Abstimmung trgab de Annahme des Antrags Cassel.
In ber Treptzwer Sternwarte finden in den räcksten Tagen folgende kinemalographische Vortrzge itart: Sonnabend, Nach⸗ nittagz 5 sr: „wraf Dohna, und seige Mörder“, Abends 8 Ubi: Vom Monte Rosg zur asclkanischen Küsttn; Sonntag, Nachmittags Ußhr: „Fraf Debäa und sein⸗ Möwen, 5 Uhr; Vorm Monte Rosa zur afrtkaniichen Küsie'. Abends 7 Uhr: Graf Dohna und süne Möre“; PVintwoch, den 17. d. M., Nachmittags 5 Uhr: Unser Heer in Krieg und Frieden“. Außerdem hält ant Dienstag, den 18. 8. M., Abends 7 Uhr, der Direktor Dr. Archenhold einen Lichttindervo trag: Unser Planetensystem . :
Saden bei Wien, 11. Oktober. (W. T. B.) Heute vor⸗ mitiag wurde in Anxesenhest dig Kaisersg die Tagung der Wwaffenhrüderlichen Vereinigungen der Aerzte be! zectr Trteilnchme der Regie unggvertretér, der Vertreter der verbündeten Staaten und ijahlreicher Gaste eröff net. Der Deutsche Faiser war durch den General von Cramon, die Türkei durch idren Wiener Botschafter, Bulgarten durch den Gesandten Toschew verfreten. In Vertretung des dentschen Botschafterng war der Lezattontzrat Graf von Sassewltz anwesend. Ferner waren erschienen: der Kriecswinister, der Mmister des Innern, der Unterricht: maintster, vom Hofe der Eriberreg Fꝛiledrich mit Gemsbsin und Töchte:n, somie ber Erjherzog Franz Salpater. Um 10 Uhr erschien der Katser Kar! in Begleitung des Generaladiutanten Prinzen Lob— ewitz. Der Kaiser wurde vom Präsidenten der Taqung Fürsten Max Ggon ju Fürstenberng und von dera Vinpräsidenten Grafen Eolloredo⸗Mannsfild empfangen und ven den Versammelten stürmisch begrüßt. Der Prästdent hielt eine Ansprache, in der er as Präsident der österreichischen Waffenbrüderlichen Ver. eialgung den Kaiser begrüßte urd sodaan ausführte, daß die wundegtreue der Völker der Mlttelmächte üder den Krieg Uingus dauern und die Srundlage für die Schaffung eines Kälturbundes ihrer Völker bilden werde. Die Förderung dieses Ge-. derkeng felt das Ziel der wäaffenbrüderlicken Berelatgungen, die in Trutschland, Ungarn und Oesterreich he Arbeiten schon aufgenommen kätten und denen sich hoffentlich kald die waffenbrüderlichen Ver⸗ eit igüngen Bulgariens und der Cüiket anteihen würden. Der Redner besprat sodean dle Leistungen der Aerjte in jden drei Kriegsjahren
sowie die Aufgabtr, die ihnen bein Nebergang zum Frleden erl⸗ steher. Tie Seilkraͤste unserer Länder sollien den krar ken Soldaren der Verblnbeten zugänglich gemacht werben, wohel diefe das ver⸗ Fiündete Folk kennen und schztzen lerren würden. Der Renner schloß mit einem kbegelstert auf enchmmwenen Hech auf den atser. Der Katser Karl erwiderte wit folgenden Worten: . Ich bin mit Freude in Ihrer Mittt erschlenen und erwidere die warmen Worte der Begrüßung, Vie Sie als Pristdent der Waffenbrüderltchen Verein gung bel der Sröffnung Ihrer viel- verheißer den Tagung an Mich gecicktet haben, mit Meinem uf richtigsten Der ke und helge die Hier anwesenden Verrreter unseter Verbündeten auf dag Fernichste willkemmen. Von dem hohen Birken der Weffenbrüderlicken Vereinigung für die in uner⸗ schütterlicher Trere zu eigander stebenden derbündeten Mäckte burchdrungen, sehe Ich mit besonderer Befriedigung, die Abgesandten der Aerzteabteilungen, dieser bedeutsamen Kuiturverbände, um Mich versamm lt. Mit tief einvfundener Erlernilichkeit blicke Ich und blicken Melne Völter auf die be⸗ sourderungzwürdigen Crrungenschaften und Lelstungen der ätztlichen Wiffenschaft als auf den Crost und Segen, den sie in diesem furchtbarften aller Kriege der Menschheit init größter Aufopferung gespendet habey. Die Macht der gemein sanien Ardeit und wecsel⸗ scittgen Unterstützung noch zu vertiefen und zu erweitern, in ein er lez, wahrhaft meuschenfreundliches Beginnen, das Meintr regen Fuͤrsorge immer ve sichert sein kann. Ich bealtlte det halb diese⸗ boben Zielen gewidmcte Zasammentreten mit Meinen irnlgsten Wünsck'n und tufe Iharn bei Beginn Ihrer Berczungen ein beri⸗ lichtz . Gläckauf' zu. J,
Der Kasfer hielt darauf mehr elz halbstündigen Cerele, ließ sich viele der auswärtigen Vertreter Torstellen und zeichnete sie durch An⸗ fprachen aus, worauf er um 11 Uhr dle Versammling verlit f, um sich Lach Wieger Neustart jur Eröffnung der neuen Fllegerlasecne zu bezehen. Hierauf wurden die Verhandlungen aufgenommen. Ais Eifler sprack der Kriege Aathaister von Stöger⸗Steiner, der erklärte, er süi stolz dataut, daß die Mittelmächte gegenüber einer noch nie dagcwejenen Uebermacht der Feinde sich behaupten ken ten, und auf tas Lob des Kaisers für dir Aerzteschaft hinwies. Scrarn fäbrte fär die erichlenenen Vertreter der Reicht eulschen Waffen brüderlichen Verengung der Mtnisterialdirettor 8. D. Just⸗ Berlin aus: „Die Reich Yrutsche Waffenbrüderliche Ver⸗ einigung enthictet der österreichtschen Schwestervereimtgung Gruß und Giückwunsch. Sle begrüßt sie, da sie beute zum ersien Male in die Oeffentlichkeit ritt. Sie hrgiäckwünscht sie, da es ihr vergönnt ist, ihren ersten Schritt in die Oeffenilckkeit unter der huldvollen Teil⸗ nahme Seirer Kaiserlichen und Küniglicken Majestät zu tun. Die Anwesenhelt des Grlauchten Herrschers legt ein weihe⸗ volles Zeugnis für die Kraft und die Bedeutung der Bestrebungen ab, denen die Waffenbrüderlichen Vexeini⸗ gungen in Desterreich, Ungarn und. Deuktschland dienen. Abselts von jeglicher Politit, die wir den zuständigen Stellen überlassen, wollen wir die unzähligen Fäden spinnen, die den Menschen jum Menschen leiten, Volk an Volk fazüpfen und ketten. Wo immer m fitten Wirken die Nation sich betättgt, wollen wir zur Stelle sein, um im Uuttausch der Kräfte und Geister Gemelnsamkeitzwerte zu schaffen. Unsere Arbeit wird die staatlichen Abmachungen vor⸗ bereiten, ergänzen und stützen. Daräber hinaus aber gilt ee, den hoch⸗ gemuten Geist iu hegen und zu rflegen, der aus schweren Tagen er⸗ wechsen ist, den Geist und die Begeisierung dieser Kriegäielt. Daß das waffenbrüberliche Werk gelingen möge, an dem wir gemeinsam schaffen, daz ist unser Herzenzwunsch, dem wir zum Heile unserer in Treuen unaufiöslich verbundenen Völker Erfüllung erfleben. Ferner srracen der Minister a. D. Szterenyi, der Prästdent der ungari⸗ schen Waffenbrüderlichen Vereinigurg, Hofrat Professor Dr. von Dochenegg, Vorsigender der ärztlichen Abteilung der österxeich chen Waffen be ũrerlichen V reinigung, der Hofrat Professor Dr. Emil von Groß⸗Budapest, ferner der Mintfterialdirektor Professor Dr. 'Tirchner, Vorsttzender der ärztlicken Abteilung der deutschen Waffenbrüderlichen Vꝛrreinigurg, der besonders darauf hinwies, daß die Zahl der an Krankheiten gestorbenen Soldaten weit hinter der Zabl derienigen zurückblieb, die Verl tzungen erlegen sind. — An den Beutschen Kaiser und an den Sultan wurden Huldigungs⸗ tele gramme abgesandt.
Handel und Gewerbe.
— Der Aufsichtsrat der Aktiengesellschaft für Fabrikation von Eisenbabnumaterial zu Görlitz heschloß laut Meldung des W. T. B.“, bei Abschrelbangen in Höhe von 519 902 4, gegenüber 373997 1 im Vorjahre, die Verteilung von 13 vo (165 vo im Vorjahre) vorzuschlagen .
— In der voraestrigen Aufsichtsratasitzung der Anker-⸗Werke A.-G. wurde beschloss en, der am 2. Dezember d. J. stattfindenden Gereralversammlung 100, für die Aktionäre porzuschlagen.
Börse in Berlin. (Notierungen des Börsenvorstande?)
vom 12. Otteber vom 11. Ortober für 969 Brief Geld Brief
S 23 S0 12o0la
100 Gulden 3044 303 100 Eronen 221 221
109 Kronen 246. 2465] 1900 Kronen 2221 222 1090 Franken 163 1521
100 Kronen 64 30 64.20 100 2eba Sor 814 80 nexel
100 Jiaster 2060 2070 20 60 Madrid und Bateelona 100 Pesetaßz 130 1315 1301
—
Der heutige Wertpapiermarkt zeigte eine feste Haltung bei im allgemeinen zuhigem Geschäft. Bevorzugt woren beute einige JIndustriewertt, u. a. Kaltwerte, während Schiffehrttaktien vernach⸗ lässigt waren. Ebenso blieben Renten und Banken unbtlebt. Der Schiuß war siill.
Nem Jork
n. Tãne mark
Schweden
N orrt egen
Schrei
Vten⸗ Budapest
Su lgarten
Renslanti-
301 221 365 32. 155 64 zo 5 *
20,70 1311
03t 21 ad
222
.
152 64 20
Kursberichte von auswärtigen Fondsmärkten.
Wien, 11. Oktober. (W. T. B.) Bei wesentlich verringertem Verkehr gewann an der Börse Realtsatsone neigung die ae, sodaß namentlich gegen Schluß sich eine staͤrkere Abschwächung in den leitenden Kulissenpapieren geltend machte. Dte Äähgaben wurden bauptsächlich mit der geplanten Erhöhung der Effektenumsatzst euer in Zufamm enhang gebrackt. Gin schärferer Räckschiag erfolgte befonderz in Staatzeisenbahnwerten und leitenden Bentpapieren, wogegen die Aktien einzelner Provinzbenken und ungarische Barkwerte höhere Preise erztelten, Feste Haltung bkundeten Elektrizität, Mascher cr, Holj⸗ und Paplerfabrlkzaktien; watter waren Schiffahrts. und Q der⸗ sabrissaktten. Der Verkehr nahm andauernd einen ruhigen Verlauf. Der . i . ag et, 852
London, 10. Oktober. . T. S.). 2E 0/0 Engküsch: Konscl 554, 8 o/ Argentinier von 1885 —, 4 9 Sr fl leren e, 1889 1 10 . don 1808 74. 3 „o,. Nertuglkesen — 50 Russen von dos 69, 4 o Rufen von 1500 —. Baltimore and Otis = Cara tan Pactfie 166, rte — —. Natignal Nana e Merle =, DVennsplvanig ——. Southern Vacisie —, Union Pacifie —— . Untted States Steel Corporation 110, Andern ha
Copper — Rio Tinto 6s. Chartered 16/g, De Beers def. 13 Solz s- D3 1136. Rankmines 336. Lon bon, JI. Ottabrr. (S. L. D-) W cia. Englische Konfolz zz ho / TÄigentinier vor 1886: . — 43s. Brastitaner von 1835) zh, 3 6 Serintr von 1855 748, 3 ve Poriuglelen — 5 6 Ruf pon 1855 t, 14 oo Russen ban 1809 dot, Baltimore and Sho Taradim Pacific 166, Ert- 235, Jiational Railways of Me rito = Denn srloanld =, Sourbern Pacifie — Uaion Daeifie 15, rie States Steel Corporazion — Anaconda Cęppe: — Dan Lino 658, Ebariered 160, De Beers del. 13120, Goldfteldz la, andmines 3â is. . 9 Paris, 11. Ottober. (B. T. B.) hö/ o Framßftsche Anlelbe 83 a5. J o Tranzbfische Rye 615, 4, /g Span. dure ÄnFeihe 112,60, 5 os Rasse n von 1906 70,50, 3 0o Ruffen von 1856 ö ü, Türken unif. 60, 00, Suestanal „, Rio Tinto 1809. rn ne r dam, II. Ditober. C. T. B;). Ruhig. Wechsel auf Berlin 32624. Wechsel au Wien 20 80. Wechtel qu Swen 50 5, BVechfel auf Kopenzagen 74209. Wechsel auf. Stockgolm ö, ih KWechsel auf New Jork 23,49, Wechsel auf Lordon UI3iz. KR- chsei auf Varig 5,55. — O /o Ytiederlndische Staatz an Latz. dos, Sbi. 3 Y. Niederländ. W. S. 14. Königl. Nie derlird Pert eleum ho, Solland Amerila⸗Linie 451. Nit derländ.Indisch⸗ nbelebant 2593, Atchtson, Topela n,. Scania Fs 963. Rod Fztard —. Southern Pacif —, Southern Ratlwar 245 Unren Pacifie 1338, Anaconda 147, United States Steel Corp. 1035, . Trleihe — Hamburg ⸗Amertea⸗Linle —. Rew Jork, 10. Oktober. (Schluß) CB. T. B.) Die rü, läufige Kurébewtgüng an der Fondobörse setzte sich auch heute kräftia fort. Namen ch unteriagen wieder Spez lalwerte erheblichen Rück ängen, da die Léeeroertäuser. eine lebhafte Tätigkeit entfalteten. Anlaß zu der allgemeinen Absckwächung gab in, der Hzuptseche die Abnad ae des Auftragsdestandeg des Stahltrusteg. Itech einer vor, zbergehenden Erholung fam wieder dig matte Grundstim mung entsh eden zum Duarchd: uch. Das Geschätt war sehr lebwaft. 1146 600 Stück At: ten weckselten den Besitzer. Der Gelrmarkt war schwach. Geld auf 24 Stunden Dun chschalttglatz 35, Geld auf 24 Simden leßteg Darlehen 3, Wechsel auf London (60 Tage 471, 50, Cable Transfers 47640, Wechlel auf Paris ¶. Sicht 5578,50, Wechse! auf Berlin auf Sich: — — Silhtn in Barren 833, 3 o/o Northern Pacifie Bonds —, 4 o Verein. Stast. Haende 1975 — —. Atchison Topera u. Santa Fé6 934, Baltimore and Bhio 56, Canadian Paeifie 1493, Cheseprake u. Ohio dr, Ghiesgo, Milwauler u. St. Paal 495, Dendes u. Rio Grande 6) Illinois Central 997, Louisville u. Nashpille 1183. Ntew Jod entral 72, Norsolt u. Western 106. Pennsylvania. 51, Reading 763, Sonthern Paclfie 895, Union Pacific 1254, Anaconda Torper Mining 653, United State Sten Gorporation 102, da pref. 1165. ;
Kursberichte von auswärtigen Warenmärkten.
London, 3. Oktober. (W. T. B.) Kupfer prompt 110.
Zondon, 4. Oktober. (W. T. B.) Kupfer prompt 119.
Siverpool, II. Oktober. (W. T. S.) Baumwolle. Urisaz 3000 Ballen, Einfuhr S500 Ballen, davon 8300 Ballen amett⸗ lan icke Baumwolle. — Für Janugr 19, 0b, für Februar 181.
Amsterdam, 11. Oktober. WB. E. B.) Ten ö! notulet.
stew Jort, 10. Oktober. (W. T. B.) (Schluß.) Yaumwalt loto middlkeg 27. 0, do. für Oktober 26,55, do. fü Noern her 2b, 20, do. füt Dezember 25,80, Nero Orleans do,. loko middling 26 50, Perrolenn refined (in Cases 15,0, do. Standard withe in seem. Yen iG, 35, do. in Tanks h, 50, do. Credit Balances at Oil Cfiv 3,60, Schmali prime Western ——, do. Rohe . Brothers = Jucker Zentrifugal = Wetzen Hard Winter Nr. 2? 228, Mehl Zpring⸗Wheat elarg (neu) 10,35, Getreidefracht nach Liygt. Vool nom., Kaffe Rio Nr. 7 lolo S3, da. für Dezember 7. 28s, do. für Januar 7, 36, do. fü Mär 7,55, Zinn — —.
(Fortsetzung bes Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
Ranigliche Sch anspiele. Sonnab. Opernhaus. 218. Dauer. bezugsvorstelling. Dlenst⸗ und Frelpläße sind aufgehoben. Figaros Hochzeit. Komische Oper in vier Äkten von Wolfgang Ainaptus Mozart. Text nach Beaumarchais, von Lorenzo Daponte. Deutsche Ueberlktzung durchgeseben von H. evt. Musikallsche Leltung: Heir Kerellmeister Dr. Stiedry. Splelleltung: PYerr Bachmann.
Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. 229. Dauerbezugsvorstellung. Khritz⸗Vtzrttz. Alt⸗Berlmer Posse mit Gesang und Tanz in 3 Aufzügen (9 Bi dein) don S. Wilen und O. Insstnuz. Mustk von Gustav Michaelis.
Muñtalische Leitung: Hert Schmalstich. Spielleitung: Herr Vr. Brre.
Ansang 7 Uhr.
Son rtag: Opernhaus. 219. Dauerbezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freipläße sind aufgehoben. Margarete. Oper in fünf Atzen von Charles (Gounob. Text nach Goethes „‚Faust“, von Juleh Barbier und Michel Carré. Anfang ? Ubr.
Schauspielhaus. Nachmittags: 15s. Kartenreserresatz, Auf Allerhöchsten Befehl; Vorstellung wür die Kriegs. A beiterschatt. Logit des Herzens. — Vorher; Stahl 1nd Gold. Anfan 2. Uhr. (Ucber faͤmtliche Plätze ist bereits verfügt). — Abende: 231. Bauerbezugsvorstellung. Dlenst⸗ und Freiplatz. find aufgeheben. Rathan der Weise. Dramatisckes Gedicht in fünf Auftüren bon Lrssing. Sptelleitung: Herr Dr. Bruck. Anfang 7 Uhr.
FJanmiliennachrichten.
Ver helicht; He. Reglerungepräsident von Miquel mit Alt Gaͤͤfin Reichenbach . — Hr. Fel ddivistonspfarrer Lr. Walther Borrmann mit Elisaßheth Gräfin von Echt erm (Ziethen). — Hr. Amtsrichter, Oberleutnant d. 2. Dr. jut. Walter Brensle mit Frl. Käte Weise (Beliig — Berlin.
Geboren, Ein Sohn; Hra. Masor Frhry. Sieghied von Rotz ⸗ han (Charlottenburg). — Hrn. Nervenarzt, Stabsarzt d. k. Dr. Sprengel (Dborntgt). — Hrn. Obercun mann, Hauptmarn a. D. Schnabel ( Jaster). t
Sesto rden? Hr. Generolniajor z. D. Theodor von Roqueg (Caflel Vilbelmshsbe). — Hr. Rittrneister . D. Ernst don Blüchet⸗
Wolkow (Woltow). — Hr. Amt gerichtgrat a. D. Richa (Anklam). — Fr. Gräfin Hedreig von Hardenberg, geb. ö. — Verw. Fr. Geh. Baurat Lunse Maurer, geb.
Bernbürg), — Hin. Kmtor ichter, Rriegs gericht grat Dr. Sch Sohn Ernst (Nosenberg D. S..
Veran hvortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol, Charlottenbu it Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Geschaftestell J. V.: Rechnungsrat Reyher in Berlin. Verlag der Geschäftsstelle (3. V: Rercher) in Berlin. Druck der Noxzdentschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 32.
Bier Beilagen
lekhischließlich Warenzebchenbellage Nr. S1]
3 243.
. Erste Beilage zum Deutschen Neichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.
Berlin, Freitag, den 12. Oftoher
1517.
Parlaments bericht. )
Deutscher Reichstag. 125. Sitzung vom Mittwoch, den 10. Oktober 1917.
Nachtrag.
Kriegsministers Generals von Stein, verspäteten Eingangs des Stenogramms ht' veröffentlicht werden konnte, hat folgenden Wortlaut:
Meine Herren! Ich möchte zunächst den Bemerkungen ant rten, die der Herr Vorredner, soweit sie meine Person berühren, macht hat. Vorher möchte ich aber feststellen, daß die Anschauungen zer soziale Fragen und ihre Behandlung im Kriegsministerium bt die geringste Aenderung erfahren haben. Ich bin ja selber bei
Angelegenheiten der Heimarbeit stark beteiligt gewesen. Mir gen auch keineswegs soziale Fragen so fremd, trotzdem ich draußen Kriege gewesen bin. Es ist für mich ein vollständig neutrales biet. Ich habe für beide Parteien oder für alle Parteien die eichn Interessen und komme für meine Person dort also mit einen Anschauungen gar nicht in Frage.
Es ist die Sitzung erwähnt worden, in der ich Angaben über harfe Handhabung gemacht habe. Der Herr Vorredner ist hier z darüber hinweggegangen, was der Grund dafür gewesen ist. Ich nicht Vorsitzender gewesen, wie ich schon bemerkt habe, sondern be nur die Herren begrüßt, habe ihnen kurz die Gegenstände der Eratung angegeben und bin dann fortgegangen. Es ist ausdrücklich uf hingewiesen worden, daß wir unter Umständen nach der popaganda, die uns durch Flugblätter bekannt geworden war, immer— n mit einem Generalstreik rechnen müßten. (Zuruf) Ja, meine enen, das ist ganz egal. Das kann ich nicht wissen. Ich habe nur E diesen Fall darauf aufmerksam gemacht. Das ist der Grund wesen.
Dann ist wieder ein Beispiel erwähnt, daß die Verhältnisse
den Offizierkasinos in Oberschlesien betrifft. Dieses Beispiel
umglücklich gewählt. Wir sind gezwungen gewesen, im Inlande
e ganze Reihe von Kasinos zu schließen, weil es nicht möglich fn, se aufrecht zu erhalten. Wenn Sie dort also 10 Mark Lohn reinen Arbeiter annehmen, so wird hier der Leutnant in Berlin, Ih wenn er verheiratet ist, sich erheblich schlechter stehen; denn er bnmt nur 250 Mark. Er hat also dort dieselben Nöte und fleicht noch größere zu tragen.
Die Generalkommandos werden natürlich in ihrer schwierigen clung viel angegriffen. Sie sind verantwortlich für die Ruhe im hde; sie sind verantwortlich für die Aufrechterhaltung der Heim⸗ beit und der Kriegsarbeit. Von allen Seiten dringen verschiedene leressen auf sie ein, und sie sollen in dieser schweren Lage allen biderungen gerecht werden. Ich muß mich sehr wundern, daß der err Vorredner gerade von seiner Partei aus den Gegensatz zu den meralkommandos hervorgehoben hat. Mir ist doch bekannt, daß meisten Generalkommandos in vollständiger Uebereinstimmung dim besten Einvernehmen mit den Gewerkschaften arbeiten, und gz das dort auch immer anerkannt ist. Es ist dieses Streben der eneralkommandos noch in letzter Zeit von verschiedenen Seiten mehr— ch anerkannt worden. Deshalb sollte man nicht immer bloß mit griffen kommen, wenn auch wirklich Mißgriffe vorgekommen sind, ie ich ohne weiteres zugebe; sie werden überall vorkommen.
Dann ist von der Ungleichmäßigkeit der Behandlung der Ver⸗ mmlungen der verschiedenen Parteien gesprochen worden. Meine erten, ich glaube, darüber habe ich einen besseren Ueberblick, weil ja E Beschwerden aller Parteien, soweit sie nicht vorher ihte Er⸗ bigung gefunden haben, zu mir kommen. Da kann ich Ihnen nur hen, daß auch recht kräftige Beschwerden von alldeutschen Vereinen bei sind und zwar nicht wenige.
Meine Herren, während des Kohlenstreiks in Oberschlesien, der s doch immerhin einige Hunderttausend Tonns Kohlen gekostet hat, E wir gut hätten gebrauchen können, kamen Zeiten, wo, wie ich eben bei der Erwähnung der Sitzung angeführt habe, fortgesetzt bend welche Anregungen zu einen Generalstreik gegeben wurden. Ob nun berechtigt sein mochten oder nicht, das kann ich nicht be— üilen, ich muß mich danach richten, welche Aeußerungen darüber nich gelangen, und muß danach auch die Maßregeln dafür treffen, ß die Ruhe und Ordnung gewahrt bleibt. Dabei sind natürlich von
Generalkommandos auch die Maßregeln strenger gehandhabt den, als es vorher der Fall war und als es unseren Wünschen tsppach. Sobald diese Bewegungen aufgehört hatten und man nichts ehr davon merkte, sind auch wieder die milderen Handhabungen getreten. ⸗
Ich kann nicht auf alle die Einzelfälle eingehen, meine Herren, ö sind mir ja zum größten Teil unbekannt. Ich kann hier nur das geben, was nach diesem Abschluß der Greignisse, als wieder ein wisser Ruhestand eingetreten war, von mir an die Generalkom⸗ . befohlen worden ist, und das darf ich vielleicht verlesen. Es utet:
Es kann nicht als zulässig bezeichnet werden, wenn durch ju scharfe Beschränkung des Vereins- und Versammlungsrechtes Unruhe unter die Arbeiterschaft gebracht wird. Die Möglichkeit, die wirtschaftlichen Interessen der von ihnen vertretenen Berufs— gruppen wahrzunehmen, muß den Gewerkschaften ebenso wie den anderen Arbeiterorganisationen gewährleistet bleiben. Es wird daher ersucht, in der Praxis die erlassenen Bestimmungen so zu handhaben, daß nicht unnötige Schwierigkeiten entstehen. Anmelde⸗ fristen von Vorträgen und Versammlungen dürfen nicht zu lang be— messen sein. Diskussionen sind an sich zulässig, aber anmelde⸗ pflichtig. Versammlungen, die Arbeiterfragen zum Gegenstande haben, sollen, wenn dies nicht aus anderen Gründen bedenklich eischeint, nicht erschwert und der Begriff Arbeiterfragen nicht zu eng gefaßt werden. Auch die Besprechung der Kohlen- und Lebens⸗
Die Rede des e gestern wegen
—
Ohne lactzj 2a r Gewähr mit Ausnahme der Reden der Minister und
— 2 —
mittelfragen dürfte hierzu zu rechnen sein. Bekannte und zuver—
lässige Persönlichkeiten brauchen weniger scharfen Bestimmungen
unterworfen werden, als z. B. fremde oder solche Einberufer von
Versammlungen, von denen von vornherein anzunehmen ist, daß
ihr Auftreten verhetzend oder ruhestörend wirken wird. Der Wort—
laut von Reden dürfte nur in letzterem Falle einzufordern sein. Zuruf.)
Das ist erlassen an 25. September. — Meine Herren, selbst— verständlich kann ja nicht davon die Rede sein, daß solche Reden genau wach dem Wortlaut kontrolliert werden sollen und können. Es kann sich nur um den allgemeinen Inhalt handeln. Ich glaube, auch die Herren von der Partei des Herrn Vorredners werden zugeben müssen, daß durchweg alle Schwierigkeiten — ich bekomme ja immer die Meldungen über die Aibeiterbewegung, wo augenblicklich Schwie⸗ rigkeiten bestehen — seit geraumer Zeit auf friedlichem Wege sehr schnell beseitigt worden sind, und ich glaube, daß wir, wenn in diesem Sinne hier gearbeitet wird — ich bin ja überzeugt, es kommen immer wicher einmal Schwierigkeiten vor — und wenn die Hilfe aller Beteiligten uns dabei sicher ist, doch den Frieden im Innern, der uns nötig ist, aufrecht erhalten werden. Ich mache aber auch kein Hehl daraus, meine Herren, daß ich, wenn irgend welche Schwie⸗ rigkeiten gemacht weiden, wenn man uns nicht entgegenkommt, wenn man Unfreundlichkeit sieht oder auf andere Zwecke schließen muß, natürlich auch wieder in die Lage versetzt werde, die Maßnahmen schärfer zu handhaben. (Sehr richtig! rechts) Ich würde aber wünschen, daß dies im Interesse aller vermieden werden kann. Bravo!)
126. Sitzung vom Donnerstag, 11. Oktober 1917. Vormittags 10½ Uhr.
(Bericht von Wolffs Telegraphischem Büro.)
Am Bundesratstische: die Staatsminister, Stellvertreter des Reichskanzlers, Staatssekretär des Innern Dr. Hel ffe⸗ rich, Kriegsminister General von Stein und Staats— sekretär des Reichsschatzamts Graf von Réoedern.
1 er dent Dr. Kasempf eröffnet die Sitzung kurz nach n Uhr.
Zur dritten Beratung steht der Gesetzentwurf über die
k der deutschen Handels⸗ o tte.
Hierzu ist von den Sozialdemokraten zu 8 3 wiederum
der Zusatz beantragt: ; „Die Beihilfen sind, soweit sie den Friedenswert übersteigen, in Höhe des überschießenden Betrages als Darlehn zu gewähren.
Von den Abgeordneten Dr. Bell (3). Dr. Ayr,endt (D. F), Dr. Böh me (nl). Gothe i (. Vp) u. Gen. ist ferner . bezüglich der Zuschläge zu dem Friedens— baupreis die „Grundsätze“, wie folgt, zu fassen:
„Die Zuschläge sind verschieden zu bemessen, je nachdem die Ab— lieferung des Neubaues oder die neh t ung des Schiffes unter deutscher Flagge für die Zeit a) innerhalb des ersten bis vierten Jahres, b) innerhalb des fünften bis neunten Jahres nach Friedens⸗ schluß fichergestellt ist. Die Zuschläge können in den Fällen zu a auf 50 bis 70 35, zu b auf 26 bis 55 8 der den Friedensbaupreis übersteigenden Aufwendung bemessen werden.“
Abg. Dr. Bell Zentr): Der von mir gestellte Antrag ist fast von allen Parteien unkerstützt werden. Der Zweck meines Antrags ist eine andere Abgrenzung der Zuschläge der zu gewährenden Bei⸗— hilfen. Ich bitte Sie, mit diesem Antrag den Gesetzentwurf in der Faffung zweiter Lesung möglichst einstimmig anzunehmen. (Beifall)
Abg. He i f (U. Soz.); Wir bleiben bei unserer Ablehnung des Gesetzentwurfes stehen. Für die Anträge Antrick und Bell werden wir stimmen. Es handelt sich um eine Ausgabe, die eine Verzinsung von jährlich 90=-190 Millionen erfordern, wird. Die Ausgaben für Heer und Marine betrugen 1913 72 Millionen. Hier sollen über 3 Milliarden für ein einzelnes Gewerbe gezahlt werden. Einer solchen Tiebesgabe können wir um so weniger zustimmen, als der Krieg un— übersehbar ist. Für die Wiederherstellung Ostpreußens und Elsaß⸗ Lothringens sind Summen ausgegeben worden, die an diese Liebesgabe nicht heranreichen. Das ist nur möglich, weil hinter diesem Gesetz⸗ entwurf das Finanzkapital steht. Das hat es fertig gebracht, daß die Reichsregierung mit dieser Bewilligung sich einverstanden erklärt hat. Wenn der Reichstag diese Forderung bewilligt, so ist das für mich ein Beweis der imperialistischen Tendenzen. Daß aber die sozialdemo⸗ kratische Partei dafür stimmt, ist mir ganz unbegreiflich, denn hinter dem Gesetzentwurf steht doch das Kapital, die Schwerindustrie, die Rüstungsindustrie ufw. Stinnes, Rathenau und Gwinner sind in die Aufsichtsräte der Reedereigesellschaften eingetreten, und da ist der Entwurf fertig. Dieselben Kreise haben die Zeitungen angekauft, den Vaterlandsverein gegründet, um das Volk aufzuhetzen. Sie haben auch den Reichskanzler zu der vorgestrigen Erklärung veranlaßt, die das Proletariat entrechtet. Für solche Kreise sollen wir, die Ver⸗ treter des Proletariats, 3 Milliarden bewilligen? Die, Felge des Entwurfs wird sein, daß wir einen internationalen Schiffahrtstrust und Werfttrust haben werden. Die seemännische Arbeiterschaft wird dadurch auf das schwerste geschädigt werden, und zwar politisch und wirtschaftlich. Wenn sckon das Geld ausgegeben werden soll dann sollle das Reich den Schiffsbau in eigene Regie nehmen.. In Wahr⸗ heit kommen die Liebesgaben nur 7 großen Reedereien, eigentlich nur zwei großen Einheiten zugute, vor allem der Hamburg⸗Amerikq Linie und dem Nordd utschen Lloyd mit ihren hohen Dividenden. und Ab⸗ schreibungen. Die Grundsätze der sonst üblichen Entschädigung werden hier einfach auf den Kopf gestellt. Warum werden denn nicht auch andere Gewerbe entschädigt? eber die einzelnen Posten fehlt dem Reichstag jede Kontrolle, er ist in dem Reichsausschuß nicht ver treten, und unsere Anträge sind abgelehnt worden. Die in Aussicht stehende Bewilligung spiegelt sich in den hohen Werftkursen wieder, die seit Kriegsausbruch bis über 290 93 gestiegen sind. (Hört. hört! bei den Sozialdemokraten) Die Börse steht im Dienst des Finanz⸗ kapitals und die Zensur ebenfalls. Wir haben hier die erste Rech⸗ nung des wilden ü⸗Bootkrieges, (Beifall bei den U. Sez)
Abg. Em mel (Soz): Mit dem Zweck der. Vorlage, dem Wiederaufbau der Flotte, sind wir einperstanden. Wig können aber für die Vorlage, so wie sie vorliegt, nicht stimmen. Mit einer ein⸗ fachen Entschädigung dessen, was wirklich, verloren gegangen önnen wir uns einverstanden erklären. Wir können nur für das. Ge— setz slimmen, wenn unser Antrag angenommen wird. Geifall bei den Sozialdemokraten.
Nach einer kurzen ergänzenden Bemerkung des Abg. Henke (Uu. Soz.) schließt die allgemeine , .
In der Einzelbesprechung wird die Vorlage unker Ab-
Nun sagt aber der bayrische wm,, ,. da
ist, 71
lehnüng des Antrags Antrick mit dem Antrag Bell in der Fassung zweiter Lesung und darauf im ganzen endgültig
gegen die Stimmen beider sozialdemokratischen Parteien an— genommen.
Stellvertreter des Reichskanzlers, Staatssekretär des Innern, Staatsminister Dr. Helfferich: *)
Zur dritten Beratung des Nachtrags über die neu— zuschaffenden Reichsämter liegt folgender An— trag Albrecht (U. Soz.) vor:
. „Die Aufklärung beim Militär hat sich auf Angelegenheiten des militärischen Dienstes zu beschränken. Jedwede politische Unter— weisung der Soldaten, insbesondere über Kriegsziel⸗ und Friedens— fragen. durch Vorgesetzte, wird untersagt. Der zurzeit eingerichtete Aufklärungsdienst (nunmehr genannt: Vaterländischer Unterricht) ist sofort aufzuheben.“
. Abg. Ledebour (M. Soz.): Die Einrichtung des Postens eines Vizekanzlers ist nicht bloß unzweckmäßig, sondern auch eine ge— fährliche Einrichtung für das Deutsche Reich. Sie ist deshalb vor— geschen worden, um dem Staatssekretär Dr. Helfferich Gelegenheit zu geben, an Stelle des nicht völlig für seinen Poften als Reichskanzler geeignet erscheinenden Herrn Dr. Michaelis einzuspringen. Bisher war schon die Erfahrung gemacht worden, daß dies ein sehr unglück⸗ liches Arrangement wäre. Mittlerweile sind aber neue Tatsachen eingetreten, die es nötig erscheinen lassen, den Beschluß in zweiter Lesung umzustoßen. Vorgestern hat sich herausgestellt, daß der Herr Dr. Michaelis absolut unbrauchbar für sein Amt ist, sowohl was die Fähigkeit, wie den Charakter anbetrifft. Lebhafte Unruhe. Glocke des Präsidenten — Beifall bei den U. Sozialdemo⸗ kraten — der den Redner zur Ordnung ruft.) Nach der Meinung weiter Kreise ist es nur noch eine Frage kurzer Zeit, daß dieser Herr von seinem Posten versetzt wird. Ziehen wir diese Tatsache in Be—⸗ tracht, daß die Besetzung des gegenwärtigen Kanzlerpostens nur (ine vorübergehende Erscheinung ist, dann ift es doppelt unverständlich, daß jetzt der Posten eines Vizekanzlers geschaffen werden soll. Be⸗ kommen wir als Reichskanzler eine dafür qualifizierte Persönlich= keit, so hat diese keinen Vizekanzler nötig. In der Sitzung des Reichs⸗ tags haben es Dr. Michaelis und Staatssekretär von Capelle für an— gängig gehalten, gegen drei meiner Freunde schwere Anschuldigung zu erheben, für die nachher auch nicht der Schatten eines Beweises zu erbringen war. Selbst nationalliberale Blätter werfen der Re⸗ gierung vor, daß sie das Bewußtsein hatte, daß das Material nicht zur Erhebung einer Anklage genügt. (Der Präsident fordert den Redner auf, bei der Sache zu bleiben.). Ich wollte nur die Ueber⸗ flüssigkeit des Postens nachweisen. (Präsident Dr. Kaempf: Ich kann hier keine gllgemeine Debatte über allgemeine Angelegenheiten zulassen. Der Redner fährt trotzdem fort und wird wiederholt vom Präsidenten unterbrochen, der ihn darauf aufmerksam macht, sich seinen Anordnungen zu fügen, Der Reichsanwalt hat gesagt, es liegt nichts vor, was ihn bewegen könnte, einen Antrag zu stellen. Trotzdem suchte der Kanzler den Anschein zu erwecken, daß eine Schuld vorliegt. Es gibt dazu nur eine Parallele, als Waldeck im preußischen Abgeord⸗ netenhause Ende der 50er Jahre in ähnlicher Weise beschuldigt wurde, lehnte der Staatsanwalt die Anklage ab. Präsident: Ich kann nicht einsehen, wie diese Angelegenheit mit dem Nachtrags⸗ elat zusammenhängt) Der Staatsanwalt sagte damals: Die Be⸗ schuldigung beruht auf einem Bubenstreich, begonnen, einen Mann zu verderben. (Glocke des Präsidenten) Diese Worte treffen voll⸗ kommen jetzt auf den Herrn Reichskanzler Michaelis zu. (Große Unruhe. Glocke des Präsidenten, der den Redner zum zweiten Male zur Ordnung ruft und ihn auf die Folgen des dritten Ord— nungsrufes aufmerksam macht. Beifall rechts. Lebhafte Unruhe und Pfuirufe bei den Unabhängigen Sozialdemokraten) Unser. Antrag wegen des Aufklärungsdienstes ist gestellt worden, weil die Vor—= gesetzten eine bestimmte politische Parteirichtung, die Vaterlands-= partei, unterstützt haben. Bei dem Verhältnis zwischen Offisieren und Soldaten kann ein Widerspruch nicht , g. werden, und darin liegt der Krebsschaden; die Offiziere sind für solchen Unterricht voll⸗ kommen ungeeignet. Ich bitte Sie, unseren Antrag anzunehmen, und hitte über die zei Fan l desselben getrennt abzustimmen. (Bei⸗ fall bei den Unabhängigen Sozialdemokraten.)
Abg. Dr. David (Soz): Die Einheitlichkeit der Regierung besteht heute leider nicht; daß sie aber durch den Posten des Vize⸗ kanzlers, besonders durch Herrn Helfferich, erhöht würde, bezweifeln wir. (Sehr war! links. Die ganze Zerfahrenheit unserer politi⸗ schen Leitung offenbarte sich durch die Erklärungen des bayrischen Ministerpräsidenten zur elsaß⸗lothringischen Frage. (Hört, hört) Wir erwarteten einen klaren Kurs der Regierung und nach den Wünschen des elsaß-⸗lothringischen Volkes die Umwandlung der Reichslande in einen selbständigen Bundesstaat mit freiheitlicher Ordnung im Innern. . das Elsaß an Süddeutschland und Lothringen an Preußen fallen solle, (Hört, hörth Innerhalb der verbündeten Regierungen herrscht also in dieser Frage ein vollkommenes Durcheinander und Gegeneinander. G. richtig! links Die Schaffung eines Vizekanzlers wird die Zer⸗ . in der Reichsleitung noch erhöhen, in der Praxis wird der Vizekanzler als Vorgesetzter in einzelne Ress orts hineinreden und ihnen die Initiative nehmen. Wir hoffen jedoch, daß die einzelnen Staatssekretäre dieses Hineinreden ö werden, insbesondere der Leiter des Wirtschaftsamt und der Leiter des Auswärtigen Amts. Unser Antrag auf Exrichtung eines besonderen Reichsarbeits⸗ amtes ist im Ausschuß abgelehnt und hat auch in der dritten Lesung keine Aussicht. Unser Ziel bleibt aber bestehen, und wir werden den Antrag bei Gelegenheit wiederholen. Die jetzige Zweiteilung des Reichsamts des Innern bedeutet allerdings einen großen ef e gegen den früheren Zustand, und deshalb stimmen wir zu. Wir können aber der ganzen Vorlage unserẽ ö nicht geben, weil darin als Kernstück die Schaffung des Vizekanzlers enthalten ist. (Beifall bei den Sozialdemokraten. Der Antrag Albrecht entspricht auch unserer Auffassung. Wenn die Oberste Heexesleitung die ein⸗ heitliche Stimmung im Volke wahren will, kann sie die Propaganda für die Alldeutschen nicht unterstützen. (Beifall bei den Sozial— demokraten. . ö .
Abg. Stadthagen (U. Soz): Wir würden auch die Er⸗ richtung eines Reichsarbeitsamtes wünschen. Der Uebertragung. des Patentamts und des Bundesamts für das Heimatwesen an das Reichs; justizamt stimmen wir zu, aber die unparteiische Justizpflege darf darunter nicht leiden. Früher bestand der Grundsatz, Angeschuldigte nicht anzuklagen, wenn die Freisprechung sicher war. Wenn Lieser Grundsatz umgestoßen werden sollte, würde Deutschland die schlechteste Justiz haben, die man sich denken kann. Mit der Anklage gegen unsere drei Parteifteunde will man Stimmung machen. Das ist eine Richtung, die mit Knüppeln totgeschlagen werden sollte. Mit der Annahme dieser Vorlage würden Sie dem zustimmen, was auf dem Wege der umgekehrten Justiz am Werke ist.
Damit schließt die allgemeine Besprechung.
In der Einzelbesprechung wird der Nachtragtetat ohne Debatte und schließlich in der Gesamtabstimmung im ganzen gegen die Stimmen der beiden soz. Parteien bewilligt. Der
) Die Rede des Staatsministers, Stellvertreters des Reichs kanzlers, Staatsfekretärs des Innern Dr. Helfferich kanz wegen verspäteten Eingangs des Stenogramms erst morgen im Wortlaut mitgeteilt werden.