1917 / 247 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 17 Oct 1917 18:00:01 GMT) scan diff

Wittenberg in Wott und Bild. Ein geschichilicher durch Vittenkere s Eitnnerur es slätlzn ven D. Die id n. 38 latendent und Dirtttor am gon gl , (R. Herroses Rerlag in Wittenberg; J ) TDieser mit angebendster Sach. ur Driekeaatuis geschriebone Fübrer sei allen, die die alt- Lut der ftadt ke den wollen, empfeblen. Der in ihm giotene Trręr sst aber so anschaulich und es sind alle denkwärdtgen Starten Wittenberg in dem Büchlein so eingehend behandelt, daß auch der Leser, er. sich cinen Besuch der Stadt v.rsagen muß, ein lebendiges Did von dem heutigen Wittenberg uad dem Wittenberg, wie ez zur Reformationszeit autzsah, aus der Lektüre des Büchleing, das auch mit zahlreichen gutea Abbildungen ausgeftattet ist, gew: nt.

Verkehrõwesen.

Der Yrlvatfeldpaketverkehr iß, wie Wolffs Telegraphen⸗; kůro. meldet, wrner zugelassen fr die e e , fn n, Felꝛpostã nter 281, 377, 463, 464, 530, 650, dagezen eingestellt ö 2835 Fele postãmiet 4 147, 220, 274, 281, 288, 292, 385, zoz,

ir 5,

Theater nnd Mn sit.

Sn Königlichen Opernbause fiadet morgen, Donnereta des 1. Syæavpdoniekenzert der Ce ler ge en een an, der Leßung des k Dr. gilden Strauß statt. Denn üita s t aner ierju deginnt an demfelben Tage um

Dat LKöntg!lche Schausviel haus bleibt morgen geschlossen.

In der Volkz bühne (Theater am ö e. ö. ernte Fönig Oeblpatz“ don Sopdokles, in der Uebertragung don Dare von Hofmerzitkal und in der Büßnenenordnzng den Max Reinhardt, neue instudiert, aufgeführt werden. Den Oedipus spielt

KAlrrandeꝛ Neissi. Man nigfaltiges.

Ihre N aße stãt die Kaiserin und Königin besuckte . W. T. B. zufolge gestern vormittag daz Reservelazareit in den Prachtsälen in er Wiciefftt-ße N.. 21 und kanach die Volks käche in der Städtsschen Merkt dall, Fiz. 7 a Lulsenufer.

ö In letzter Stunde!

Roch inmtr gibt (6 Leute, die nickt begriffen kaben oder nicht begreifen wolley, waz uns allen gerade jetzt in diesem Augenblick ö. welflen vottur. Woch immer gibt gs Leute, die en nicktz andres, als an ihr tigzres Ich Lenken und dabei in törichter Verbienduug zuerst fich selbst und daz Plück ihrer Farnilte gemährden.

s ilt ja wahr, die Zelten find hart. Draußen an der Frort 1a ber Krleg in unerbörter, unpermipderter Wucht selnen dlut⸗ tztefenden Weg weiter, und dahrirn fieist das Cben ebenso bittere PVeoben an die Ne: ben, Tit en den Magen jedes einzelnen. Es ist c lim, daß ung allen der Grotkord so hoch gebängt werden mußte, 83 ist schlimm, daß der Grjeuger nicht vac Belieben über seine Grzeugnisse verfügen darf, ganz zu schweigen von den vielen großen . ö ö die e n. pheit, Bekle:tungg⸗

o Hiele andꝛe Kriegsfolgen und Kriegsn r ;

. asfolg as notwendig len ten

er wie würde ez wobl bel unt außschen, wenn unsere

Alden da draußen nicht siendgehalten bätten, wenn unsere wirt. schaf; liche aft nicht ausgereicht hatte, aus ECigenem Front und Oeimnat mit dem Noötigften zu versorger ? Wenn der Feind ing Land Eetowm men wäre und. die gieichen Schreckaisse, die Ostyreußen, Gall,. ien and zt schen seit Jabren das ebedem ss blähenke Norbfrantreich er du den müsseng ul er die geseaneten deulschen zue herein gebrochen wären? Gäbe eg dann mehr ju essen? Gäbe es rann weniger Sreuern? Hatten wir dann ehr Frctterten wie heute? Oder würden fich dann eilt unsere beutfigean kl-inen Nöte int Riiesenbafte steigern, erst dann sich der Hunger als dauernder Gast bei unz niederlassen, erst dann unt von den Feinden Steuern und Pflichten auferlegt, unter denen wir zusammenbzechen müßten und unier denen unsere Kinder und Endet linder daz Lachen niemals lernen fönnten!

Aut all dem gebt bevor, daß uns gar leine Wabl bleibt, daß wir duichhalten, Faß wir gugkaiten m üff en Wer wagt et, araufbin noch zu sagen, die Kriegganleibe verlängere den Kri⸗g, weil i Ie, ,,. . 269. n n wehr ge⸗

ire? er bat daraufhin noch den Mut, mit solch tö⸗ 7 . . zu . 53 ö ch tõ:ichtem

Ja eßter Stunde noch eine letzte Mahnung an die Säumigen, die den Ruf des Vaterland ez bisher noch nicht . seiner vollen F. deutung und Trasweste veistanden beben: Hesinnt Euch auf Euch selbstt! Denkt an Fuer eigenes Sckickfal, an daz Gluck Surer Kinder. Eure Ergenliebe, Eure Selbite halt ung wills, daß Ihr Guer Geld dem Baterlande leiht, dag Euch dafür das Köstlichste gewahrt, waz ez 7 ; . lern e n eine . Zukunft und daz hert. lich E5nsctn, mitgeholfen zu haben, an der H= ü i,, . j . er Herbeiführung eines

eichaet, soniel Ihr körnt, und wenn Ihr schon gezelchnet habt verdoppelt, verdreifackt Eure Zelchnungen! Per rn, wl ff ver der Tür, beeilt Guch! Es glöͤt jetzt nickts Wichtigercz! Ihr tuts uicht fär andere, Ihr tui nur für Cäch felbst!

Der Kohlenverband Groß Berlin bat beschlossen, da Haushaltungen in Häusern, die mst 3e n d n ef . da setveisergung verfeken sind oder denen elne Einrichtung zum Kochen mit Loblen fehlt, auf Antrag monctlich 15 chm Gas üher die auf 90 vo beschränkte Gasmenge genährt werden dürfen. An Sielle der Eirzesanträge der Haushaltungen baben die Vaushesitzer ober deren Vertreter die Hautzhaltungen de: jenigen Gaganstalt anzuze ngen, die des Gas für dag Haus liefert. Dlese Meidung ersetzt die Einzel⸗ anträge der Hausbaltungen, welche somit unnötig find und die, falls sie berelts bei der Dohnsitzgemelnde gestellt, nicht mehr besonders be⸗ schieden werden. Die oben genannten Haushaljungen durfen dem nach nach erfolgter ö, durch den Hauthbesitzer cder deffen Vertreie; 13 cbm, Gag über die auf 90, vn des entfprechenden Viertel- jahrs 1916 keschtärkte Sacmenge Gas verbrauchen.

Zur Lufklßrung der Kohlenbäͤndler sowle der Verßraucher wird darauf aufmerksam . daß gegenwärtig jeder e , von Kohlen für Küchen und . nur auf Kohlen⸗ karte erfolgen darf. Dadel ist es vollig gleichgültig, wann etwa die. Gestellung erfolgt ist. Sür tie waggon· Teise Gin führurg ven außerhalb gilt die Bestimmung, da Berbra cher, die . nichtgeerblit ge wecke Kohlen na Ereoß, Berlin inführen, blies vor Gintreffen der Kohlen ver KoFgtenabteilung der Kriegsgmttstelle in den Harken (inkstraße. 23) unter Angabe der Mengen und Ait sowie dez Än- tanfisbabnhofegz ober Hafens anzujeigen haben. Ueberdiez fiadet auf alzn Hahr hösen elne keen fn. Kontrolle durch Scauftragte der Kohlenstelle Groß Berlin ftatt, um alles, waz an Hausbrangkohlen 9 356 ri, . n, . . daß die Mengen einzelen zugeführt werden, anstatt der allgemeinen Versorgrn, r gemacht zu werden. ö .

Die äl teste Wasserwerkegesellschaft vürfte, wie M. Sehr in Wafer und Gas. N. bie von Lüttich sein. Im Jahre 1689 verließ der Fisgof Merimsiian Hein ih ein erm gewlssen Roland durch cine Urkunde das augschlleßlicke Recht, die Stadt Lüttich, damalg jum Kurürstertum Göln gehörig, it Trinkwasser iu dersorgen. In dreser U kunde wird gugdrücklich darauf Fingewiesen, daß die Geroerdetee benden, wir die Müller ober die Sꝛiñ ger der be⸗ na harten e, , nicht zurch Cntelgnang des Wassetz,

sichtigang wie in cirtm neuteltlichen X Frreeset. Urkunde die kobe und weittragende Bebentung emer zffentsichen Waflerversorgung für eine dicht tevölk-ri Siadi ausdrücklich aner. kannt. Dem Gründer Hella d ging das Geld aus, und schen nech vier Jabren mußte er srine Rrchte an einen anderen Mann abtieten, der spaͤter eine Gesellschaft gründete. Schon in der Verleihune s urkunde von 1689 waren die Wasserwertganlagen un: er polizei-= lichen Schutz gestellt und fär Heschädigungen schwere Straf⸗ bestmmungen sestgesetzt. Diese schetden ad⸗r später in Ver= 5 geraten zu sein, so daß sich 1767 der Fürst Karl,

ischof zu Lüttich, deranlaßt sab, durch Niaueran schläqe daran zu erinzern. Auch auf diesen wird wieder von dem großen Wert der Wasserleltung für die Allgemeinheit wie für eden einzelnen Bewohner ö und angeordr et, daß alle, die der Verordnung zuwtderbandeln, elters rer fürstlichen Poltzei als Einbrecker und Siörer des öffent⸗ lichen Wohls behandeit werden sollen. Ursprunglich wurden für die Anlage dit ser Wafferleitang im Nordwesien der Stadt, im Sanne St. Walt urge, Schächte näbergebracht und von ihnen seitliche Stollen in wess-rführende Kreidemer el getrieben. Das so gewornene Wasser wurde durch einen Haaptsthllen einem offenen Becken zugeführt und ven da durch Hol- und Bleiröhren binaus nach den FSäusern der Stadt geleitet. Wenn auch heute die Fontaines Rolland‘ in ihren Ertrag sehr jurückgegangen sind, so dlenen sie doch noch immer mit zur Wasfewersorgung von Lüttich.

In der Treptower Sternwarte finden vin der nächften Zeit folgen de kinemarograxhischꝛ und andtre Verträge slast: Sonnabend, Ytachmittags 5 Unr: Unsere Feldgrauen an der Front“; Sonntag, Nachmittags 3 Usr: ‚Unser Herr in Krieg und Frirden“, 5 Ehr: Ven PVtonte Rosa zur afrikanischen Küst:', Avends 7 Uhr: Araf Dohng und seine Möwen; Dienstag, den 23. d. M., Abends 7 Ahr: „Sonne und Mond', Lichtibilbervortrag des Direftors Dr. Aichenhold; Mittwoch, Nachmittags 5 Uhr: Vom Monte Rosa ur gtrilanischen Küste', Abends 8 Ubr: „Technische Einrichtungen der Reichszauptstadt in Krieg und Frieden“, Lichibildervortrag von Max Neatnich. Mit dem großen Fern ohr finden bel klarem Werttt Beobachtungen statt.

Hannover, 16. Oktober. (W. T. B.) Amtlich wird ge⸗ meldet: Am 18. d. M. hat sich auf Babnbof Schsnyhbausen an der Strecke Berlin Stendal ein schwerer Eisenbabn⸗ un fall ereignet. Der Kindersonderiug 2240 von Tuchel nach Essen, der Stadiklader aus der Piodvin. Wesipreußen nach der Heimat jurückbrachte, ist gegen 5 Ubr Morgens, an⸗ sckeinend infolge Nichibeachtens eints Haltesignale, auf einen im Bahnhof haltenden Güterzug aufgefahren. Mehrere Per⸗ sonenwagen sind zertrümmert, 25 Kinder und ein k tot, 15 Kirder und eine Begleiterin sind teils schwer, teils leichter verletzt und im Stendaler Ichanniterkrantenhans untergebracht. Der Betrieb wird aufrecht erbalten. Wie aus Essen gemeldet wird, waren die vꝛrunglückten Kinder alle in Mänchen⸗Glabbach behelmatet.

Kopenhagen, 15. Oktober. (B. T. B.) Laut Mel zung des Ritz auschen Bros begann bier am Montag eine internattonale GSeratung für Fürsorge an Kriegsgefangenen. Qn der unter dem Ehrenvorsitz des Hrinzen Waldemar stattfindenden Beratung nehmen Vertreter der deutsch'n, sterreichtsch⸗ un garischtn, russtschen und türkischen Regierungen sowie Vertreter der Roten⸗ Kreuz ⸗Vereinigungen der genannten Lander und des türklschen Roten Halbmonds tell; ferner sind das rumänische, schwedische und dänische Rote Kreuz bei der Beratung vertreten.

Haag, 15. Oktober. (B. T. B.) „Vaderland“ meldet aus guter Quelle, daß es in Glasgow infolge der Ernähruugs. frage zu ernsten Unruhen gekommen sei. Die Arbeiter im Arsenal seien in den Ausstaad geireten.

Kansas City, 18. Oftober. (B. T. B.) Nach einer Reuter— meldung sind über die Hälfe der Vtehhöfe von Kana City durch Feuer vernichtet. Einige Tausend Stück Vieh sind um, gekommen. Die Ursache des Feuers ist unbekannt.

Sandel nud Gewerbe.

Die Gesamtsumme der im Umlauf besindlichen Berliner Pfandbriefe, einschließlich der dem Neservefondtz und der Pfanrbrief⸗ kasse deg Instituts gehörigen Stücke beträgt inggesomt 282 77 750 gegen 283 534 400 Æ im VPoijahre; und zwar 3 952 050 4 340 ige (alte) gegen 4073 700 d im Vorjahre, 3 529 500 eg ige (alte) gegen 2611 500 S im Vorjabre, 1 199 100 A 4 oige gegen 1238100 M im Vorjahre, 536 200 16. Hao oige gegen al 890 46 im Vorjahre, 8 532 2650 6 3 oloige neue gegen 8 774 C00 6 im Poijahre, 112 948 400 M 3 ooige neue gegen 114 167 600 M im Voꝛjahre und 153 221 500 M 4 0ο ige neue gegen 152 127 7090 Æ im Vorjahre. Im letzten Jahre sind 28 Grund- stücke zur Neu und Nachbeleibung angemeldet worden. Von den auf diese Meldungen hin genehmigten Beleihungen sind L858 100 . noch nicht abgehoben.

In der gestrigen Abschlußsitzung der Schwelmer Eisen⸗ werk Heu eller u. Com p. K wurde laut Meldung des W.. T. B... vorgeschlagen, 15 vH. Dividende, wie im Vorjahre, bei verstärlten Abschreibungen und Rücklagen zu vertellen.

O.

Börse in Berlin (Neticrrrꝑen des Börsenvorstandeg)

vom 17. Ottober vom 15. Oktober Geld Brief Geld Brief Ss Ms M6 M10

305 321 3 1635

h, 30 Sl

20, 55 1311

306 222 247 223 183

64 30 81

20,55 1321

306 225 76 533 15.

s 20

len⸗ udapest 100 Kronen Bulgarien 100 Leva 80

Kon stauti⸗ 100 Piaster M. 45

nopel Madrid und Bareelona 100 Pesetas 131

Der beutige Wertpaplermarkt verkehrte wieder in fester vn

Teil recht belebter Stimmung. In der Hauptsache . es 366. die in den letzten Tagen begünstigten ien, und Stahlwerte, die auch heute beßornigt wurden und Preiekesserun gen aufwiefer- Sch iff⸗ fahr teaktien, Ban ken, Renten waren lustlos. Lr Schluß war fest.

64 20 6

20,45 1307

Kurt berichte von auswärtigen Fondtmärkten—

Wien, 16. Qtober. (W. T. B.) Die Aufwärfsb ewe gung bat

beutigen freien Bör senperke hr, ohne e, 1 gelegen hätten, weitere Fortschiitte gemackt. Das Jeschäst gestaltete sich zwar nicht mebr so siücmtsch wie gestarr, war aker noch in mer recht Umfangieich und um faßte eta große nahe von Papbleren. Sin Wzrderl grunde deg Jntere sses befanden sich Gisen., Rärnnng, nud

ds ie für den Gare ab banzttgen, geschäbigt warden Ehrfen. Ct fan alse sihnn damals bie 6. wicht: gen Punkte 6

Auch wird in der J in Nechfrage.

Schwachere Fel hen kekundeten nur Stꝛatgei werle urd Glas edritzatricn. Der Telag- markt blieb unptrar Sonden, 15. Ditober. (W. T. B,.) A6 9 Englijsche 663, o / Argentinier von 1386 4 Grastlianer von 183 o Jahanez von 1809 —, S o) Portugiesen —, don sooß 69, I o- o Rufen voa 1900 581, Dhid —— . Canadten Paeifie 1666, Erie 22, Natlonal Ran o Merko =, Pennsylvania *, Sauthern Pacifie ——— ien. n. United States Steel Corporation los, nacor h opper —,. Rio Tinto 684, Chartered 15,9, Ve Beer def. 15 Goldsields 1, Randmineg 33 . c, Paris; 16. Yktoher. (B. X. S.), oo Franz ssiscke gnleip S8, 50, 3 oso Französische Rente 61. 20, 4 ĩ0 Spantsche äußere Anleih: 1I120, 3 o0 Russen don 1906 71,50, 3 o /o Russen von 1858 =* o Türken unif. 60, 50, Suezkana 4660, Rio Tinto 1917. 16. Oktober. (W. X. B.) Tendem: Ruhh. ft auf .

7 . J . Un on acifie 130 Corp. ke . ö New

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n wlederrm

4

F M peake r.

. 1123.

Kursderichte von ans wärtigen Warenmärkten.

London, 8. Okiober. (W. T. B.) Kupfer pronpt 110. Liverpool, 8. Oktober. (R. T. B. Banmwollt. Bꝛesillanische 10 Punkte böher, Aegvyptische 80 Punkte niedriger. Siverpegl, 15. Oktober. (BW. E. B.) Baurnwol'e. Umsch 1099 Ballen, Einfuhr 13 800 Gallen, davon 13 809 Ballen amers⸗ kanische Baumwolle. Für Januar 19,45, für Februar 19.25. Liverpool, 6. Oktober. (W. T. B.) Baum woll⸗Wochen⸗ bericht. Wochenumsatz 16 520, do. von amerikanischer Baum⸗ wolle 11 580. Gesamte Ausfuhr 747, do. Einfuhr 140 892, do. do. von amerikantscher Baumwolle 116288. Gesamter Vorrat 328 öh, do. do. von amerllanischer Baumwolle 223 500, do. do. von aͤgyptischer

Baumwolle 29 930. 15. Oktober. (W. T. B.) Wolle na-

Bradford, verandert.

Am sterdam, 16 September. (W. T. B.) O ele notület.

New York. 15. Ottober. (W. T. B.) (Schiuß.) Bau m woll⸗ loko middling 28, 00, do. für Oktober —, —, do. für Nobember be für Dejember ——. New Orleanz do. lolo middling Petrolenn rtfined lin Cases) 15,99, do. Stand white in New Jork 10, 35, da. in Tanks 5,50, do. Credit Balances at Oil City Z,, Schnch prime Western do. Rohe & Brothers . Zucker Zentrifugal ——,. Weizen Haid Winter Nr. 2 228, Mehl Spring Wheat clarß 10,5, Grtreidefracht na Littr⸗ pool nom., Kaffee Rio Nr. J leko 8, do. für Dezember —, do. faͤr Januar = do. für Mär; *., Zinn =

(Fortsetzung dez Nichtamtlichen in der Ersten Bellage.)

Theater.

AUönigliche Schanspiele. Donnerstag: Opernhaus. Mittal 12 Uhr: Eymphoniemittagskonzert. (Programm wie am Töend.) = Abends 5 Uhr: E. Szuphontetonzert der Ftoniglichen Kapelle zum Besten ihres Witwen⸗ und Waisenfondg. Leiter: Herr General⸗ mustkdirektor Dr. Richard Strauß. (Mitwirkende: Frieda Kwast ˖ . dapp, Großh. hessische Kammerpirtuosin.) Zum Symphonie mittag, onzeit sind Einlatzkarten bei Bote u. Bock, Leivziger Straße 37 und Tauentzlenstraße 7, am Konzerttage im Königlichen Opernhause

zu haben. Geschlofsen. (Der Eintrittskarten ⸗Vorverlanf

Schauspielhaus. findet zur ühlichen Zelt statt.)

. Dpernhaus. 223. Dauerbezugsvdorstellung. Olenst und Fresplätze sind aufgehoben. Tannhäuser und der Sänger⸗ krieg auf Wartburg. Romantische Oper in drei Akten von Richard Wagner. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaug. 225. Dauerbezuggvorstellung. Peer Gyunt von Henrik Ibsen. (In zehn Bildern.) In Hier Nebertragun für die deutsche Bühne gestaltet von Dletrich Eckart. Musik von Gdward Grieg. Anfang 69 Uhr.

Jamiliennachrichten.

Verlobt; Frl. Lulse von Grolmann mit Hrn. Oberleutrant Gut Lꝛutnant Hein Schroder (Waldstein, Kr. Glag = 3. Zt. Bret lan. GSebgren: Fine Tochter: Hrn. Ritimeister Karl Grasen in 9 , (Berlin) .

estorben; Hr. Oberlandesgerichtspräsident und Wirlllcher Ce heimer Rar Dr. Fell er N . Sr. Sberst D. i rer. . . Oe r m g. 94 Tmtgrat Fran ö . ,, itz (Schmuggerowꝝ) Irl. Gertrud von Diecka⸗ z ö anitz (Schmug

1

Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Ty ro l, Gharlottenbun. Verantwortlich für ken Anzeigenteil, Der Borsteher den Geschaftastelsn J. V.: Rechnung rat Reyher in Berlin.

Verleg der Geschäftestelle (J. V.: Reyhern in Berlin. Druck der Noꝛd deutschen Buchdruckerei und Berlagsenstalt⸗ KGenlh, al r fr. 22. . 2

.

Meschinenfabrllsektien, ferner standen Ftra tn, Wedwaten⸗ Papierfabrike⸗, Holjß⸗ und Metallwaren werte fan tůrlische Herr. 1

Drei Beilagen.

zum Deutschen Neichsan

Parlamentsbericht.) Preußzischer Landtag. Haus der Abgeordneten. gz. Sitzung vom 16. Oktober 1917, Nachmittags 3 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphischem Büro.)

Am Regierungstische: die Staatsminister Dr. Sydow und Dr. Drews.

Präsident. Dr. Graf von Schwerin-Löwitz er⸗ öffnet die Sitzung um 3 Uhr 25 Minuten mit folgender Ansprache:

Meine Herren! Wir treten heute in unsere vierte Kriegswinter⸗ tagung ein. Ob wir seit unserer letzten Tagung dem ersehnten Frie⸗ kensziele eines siegreichen Krieges wesentlich nähergekommen sind? Wer wagte, es zu sagen. Nur das eine dürfen wir sagen: Die Hoff— nung unserer 6 uns durch Fortsetzung des Krieges mit ihrer ahlenmäßißen eberlegenheit niederzwingen oder die militärische Ge— samtlage auch nur im mindesten zu ihren Gunsten ändern zu können, sst tro der riesenhaftesten Vorbereitungen ihrer Angriffe und, der rücksichtslofesten Einsetzung all ihrer Krafte auch im vierten Kriegs⸗ sommer wieder vollkommen gescheitert. (Zustimmung) Das Wort unseres Hindenburg: „Unsere Fronten stehen bombenfest“, hat sich, wie alle seine Voraussagungen, wieder restlos bewährt. (Beifall). Dazu kommt, daß, wie die Vorgange in Livland, die Besetzung von Riga und soeben die Landung auf der Insel Oesel beweisen, unsere Heeresleitung ich noch keineswegs auf eine bloße Verteidigung des bisher Errungenen ju beschrän ken gedenkt, sondern gewillt und durchaus in der Lage ist, zu zegebener Zeit und unter den gegebenen Umständen immer wieder mit Frfolg zum Angriffe überzugehen. (Beifall. Das Fazit unserer derten Sommerkanpagne lautet also: Unsere heutige Gesumtlage ist militärisch, wie Hindenburg sagt, so glänzend wie nie zuvor und pirtschaftlich weitaus gesicherter als die unserer Feinde. (Gu— stimnung) So dürfen wir der weiteren Entwicklung der Dinge auch heute wieder mit vollster Zuversicht entgegensehen. Was unseren Feinden bleibt, ist nur noch die Hoffnung, daß, wie schon so oft, auch riesmal nach allen Siegen Deutschlands der innere Hadex unsere Kraft brechen oder lahmlegen könnte. (Sehr richtig) Aber auch diese Hoffnung wird trotz mancher recht bedenklichen Erscheinungen ber letzten Wochen mit Gottes Hilfe zuschanden werden, zuschanden perden an dem gesunden Sinn unseres preußischen und deutschen Volkes. (Beifall Das preußische Abgeordnetenhaus aber wolle, das bitte ich Sie alle, meine Herren, in seiner heute beginnenden Tagung rn Beweis dafür liefern, daß sich seßf tiefe innere Reformen und Neinungsverschiedenheiten austragen lassen, ohne daß wir dabei die noßen gemeinsamen vaterländischen Interessen aus dem Auge ver— leren, und ohne daß wir unseren darquf lauernden Feinden Tie Freude nes erschütternden inneren Haders bereiten. (Beifall) Denn was jülfen unserem Volke selbst die vermeintlich besten Reformen, was hülfe irgend einer Partei selbst die vollste Verwirklichung ihrer politi⸗ schen Ideale, wenn bei dem Kampf darüber die Einmütigkeit unseres Siegefwillens in die Brüche ginge (Sehr xichtigh, wir den Krieg ver— lören, oder auch nur die Friedensbereitschaft unserer Feinde dadurch eine neue Verzögerung erführe. (Lebhafte Zustimmung.) Nichts hraucht unser . heute nötiger, als wenigstens der Außenwelt gegen⸗ iber das Bild vollster innerer Geschlossenheit. Nur damit können vir den Frieden näher kommen. Ich bitte Sie alle, das auch bei unseren Verhandlungen keinen Augenblick zu vergessen. Denn über jedem Parteiinteresse steht doch uns allen das Vaterland. Lebhafter Beifall.)

Der Präsident macht darauf die Mitteilung, daß er dem Kronprinzen zu seinem Geburtstage und dem Generalfeld—⸗ marschall v. Hindenburg zu seinem 70. Geburtstage die Glück— wünsche des Hauses telegraphisch übermittelt hat, und gibt die darauf eingegangenen Dankestelegramme bekannt.

Das Haus ehrt darauf das Andenken der seit der letzten Sitzung verstorbenen h. Dr. Ehlers (fortschr. Volksp.) und Quehl (kons.) in der üblichen Weise.

Der Präsident teilt hierauf die Veränderungen in der Ve⸗ ttzung des Hauses infolge von Mandatsniederlegungen und durch Neueintritt mit.

Es folgt die Beratung der auf Grund des Art. 3 der Ver⸗ i n, Verordnung vom 15. April 1917, betreffend die Verlängerung der Amtsdauer der sür Bergwerke gewählten Sicherheitsmänner und Arbeiteraus— Hhußmitglieder. Auf Antrag des Abg. Brust (3entr.), dem sich der Abg. Wallbaum (wirtsch. V.) anschließt, wird dieser Gegenstand dem verstärkten Haushaltungsausschuß überwiesen. „Es folgt die Beratung des Antrages der Abgg. Dr. Friedberg (ul.) u. Gen., dem sich auch Angehörige der mderen Parteien mit Ausnahme der unabhängigen Sozial— demokraten , n n, haben, und in Verbindung damit der träge der Abgg. Gerlach (gentr.) u. Gen, betreffend die Frderung der e und den Verkauf von ö zischen, der Abgg. Aronsohn (fortschr. Volksp.) u. Gen, betreffend die Forderung der Küsten- und Yinnenfischerei, und der Abgg. Frhr. v. Maltz ahn (kon). u. Gen., betreffend die Förderung der See-, Küsten- und Binnenfischerei ünd den erbrauch der Seefischereierzeugnisse im frischen Zustande als Volksnahrung.

Der Antrag Friedberg (ul.) u. Gen. lautet:

„»Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: die Königl. Staatsregierung zu ersuchen, in der verstärkten Staatshhaushalts⸗ kommission Auskunft darüber zu erteilen, welche Maßnghmen für die Sicherstellung der Versorgung der Bevölkerung mit Kohle und für die Sicherstellung der Ernahrung unseres Volkes im laufenden Erntejahre getroffen oder geplant sind.“

berasͤlbg. Gerlach Gentr) erstattet Bericht über zie Ausschuß sratungen über die Anträge Gerlach, Aronsohn und Maltzahn und mpfiehlt die Annahme des J,, die Staatsregierung zu chzn, dahin zu wirken, daß die Lebensmittelbeschaffung durch Be teitstellung ausreichender Mittel zur wesentlichen Förderung der See= Cre, Küsten⸗ und Binnenfischerei, besonders in der Ostsee, der öetdser und, deren Buchten, Derftärkt wird, daß die Seefischereierzeug= nisse, möglicht in frischem Justande als Volksnahrung dienen, bald— möglichst im Minifterium für Landwirtschaft, Domänen n , eine. hauptamtliche Stelle für Fischerei zu schaffen und in eine Prüfung darüber einzutresen, ob und inwieweit eine andere Organifalion der pre ichen Fischereiverwaltung durchzuführen ist, und endlich, sobald ö dis- Verhältnisfse erlauben, statistische Erhebungen anzustellen über 8 Flächen unferer Binnengewässer und über den zihrlichen Ertrag der Binnenfischerei.

Ohne Gewähr, mi hme der Reden der Minister und Etaalesc ln ähr, mit Auönahme der Red s

ein solches statuieren und Oesterreich darin noch weiter als diese geht.

Er ste Beilage

Zur Geschäftsordnung bemerkt Abg. Dr. von Heydebrand (kons): Wir sind überrascht, daß der gemeinsame Antrag heute hier beraten werden soll, da doch in

Aussicht genommen war, ihn im Ausschuß zu behandeln. Sollte eine Beratung im Plenum jetzt vorgesehen sein, dann bitte ich, einen ande⸗ ren Tag für die Beratung zu bestimmen, da wir darauf nicht vorbereitet sind. Ich beantrage aber, diesen Antrag der Kommission zu über— weisen.

Abg. Adolf Hoffmann (G. 3 Ich beantrage, beide Sachen im Plenum zu behandeln, da das Volk Klarheit über unsere Kohlen- und Ernährungsverhältnisse haben muß. Eine Vertuschung darf hier nicht stattfinden. .

Abg. Dr. Po rsch Gentr.): In den Vorbesprechungen waren alle der Meinung, daß es zweckmäßig sei, diese ganzen schwierigen Ver— hältnisse im Staatshaushaltsausschuß zu erledigen, schon mit Rücksicht auf das Ausland. Von einer Vertuschung kann gar keine Rede sein. Es bleibt nichts weiter übrig, als die Angelegenheit an den Ausschuß zu verweisen.c

Abg. Hänisch (Soz): Die Fraktion Hoffmann hat seinerzeit der Ausschußverhandlung nicht widersprochen. Auch wir halten es für zweckmäßig, zunächst im Ausschuß die Dinge ausführlich zu besprechen, um dann im Plenum die notwendige Kritik üben zu können.

Abg. Adolf Hoffmann (N. Soz): Es ist unrichtig, daß wir keinen Widerspruch erhoben haben. Eine Fraktion Hoffmann gibt es übrigens nicht. Es gibt nur eine unabhängige und eine abhängige. (»Heiterkeit.)

Nachdem auch 30 der Abg. Lippmann (fortschr. Volksp.) sich für Ausschußberatung ausgesprochen, wird der Gegenstand gegen die Stimmen der unabhängigen Sozial— demokraten der verstärkten Haushaltskommission überwiesen.

Es folgt die zweite Beratung des von den Abgg. Kandler (nl.) u. Gen. eingebrachten Gesetzentwurfs auf Befreiung des Militäreinkommens aller An— gehörigen des aktiven Heeres und der aktiven Marine von der Gemeindebesteuerung während des Krieges.

Die 16. Kommission hat diesen Antrag abgelehnt, und be— antragt folgende Entschließung:

„Die Regierung zu ersuchen, den Gemeinden im Wege des Runderlasses nahezulegen, entstandene Ungleichheiten durch Jurück— zahlung der für das Jahr 1916 erhobenen Steuerbeträge auf Antrag auszugleichen.“

Abg. Kander (ul) erklärt, daß er mit Rücksicht darauf, daß die neuere Rechtsprechung des Oberperwaltungsgerichts manche Be— denken, die jeh, Antrag veranlaßt hätten, ausgeräumt hat und mit Rücksicht auf Zusagen der Regierung sowie darauf, daß im Jahre 1918 hoffentlich ein Bedürfnis zu einer 9 im Sinne seines An— trags nicht mehr vorliegen werde, seinen Antrag zurückziehe. Als Berichterstatter der Kommission zieht er zugleich auch die Entschließung der Kommission zurück, da ein Anlaß zur Aufrechterhaltung derselben nicht mehr vorliege,

Damit ist dieser Gegenstand erledigt.

Es folgt die Beratung des Antrags Bartscher (Zentr.) u. Genossen:

die Regierung zu ersuchen, baldmöglichst den Entwurf eines

keen ben. Beamtengesetzes dem Landtag zugehen zu assen.

In Verbindung damit wird beraten der Antrag der Abgg. Aron ssohn ffortschr. Volksp.) u. Gen.:

„die Regierung zu ersuchen, baldmöglichst einen Gesetzentwurf vorzulegen, der in Ausführung des Art. 98 der preußischen Ver— fassung eine einheitliche, erschöͤpfende und den veraͤnderten Zeitver— hältnissen entsprechende Neuregelung des gesamten Beamtenrechts herbeiführt, und durch den insbesondere das Wahl, Petitions-, Vereins- und Versammlungsrecht der Beamten und Lehrer sowie deren Recht auf freie Meinungsäußerung durch Wort und Schrift gewährleistet wird.“

Abg. Bartscher (Zentr. ): Das bestehende Beamtenrecht ist veraltet und legt den Beamten unwürdige Fesseln an. Mein Antrag fordert daher ein zeitgemäßes Beamtenrecht. Die Zusammensetzung der Disziplinargerichte bedarf der Umgestaltung nach Art der Ge— werbe und Kaufmannsgerichte; mittlere und untere Beamte müssen als Beisitzer hinzugezogen werden. Die Verteidigung im Disziplinar— verfahren muß von allen Beschränkungen befreit werden, die zweite Instanz darf nicht mehr das Statsministerium bilden, sondern ein Senat beim Reichsgericht. Den größten Stein des Anstoßes bildet es, daß eine Wiederaufnahme des Verfahrens unzulässig ist. Ein un— schuldig entlassener Beamter hat jetzt keinen Rechtsanspruch, sondern ist auf Gnade angewiesen. Die TDisziplinarstrafen in den Dienstakten müssen nach einer angemessenen Frist gelöscht werden; es entspricht auch der Gerechtigkeit und Billigkeit, den Beamten von nachteiligen Eintragungen in den Dienstakten Kenntnis zu geben, damit er sich ver— teidigen und nicht mehr durch eine falsche Eintragung die ganze Lauf— bahn eines Beamten beeinträchtigt werden kann. Die Beamtenpereine, die sich im Kriege außerordentlich bewährt und den Geist der Zusam⸗ mengehörigkeit und der Verantwortlichkeit gefördert haben, bedürfen der gesetzlichen Anerkennung. Beamtenausschüsse bestehen bereits in Oesterreich, und die dortige Regierung mag sie nicht mehr missen. . In der Ausübung des Wahlrechts müssen die Beamten völlige Freiheit erhalten. Die Frage der Nebenämter muß gesetzlich geregelt werden, damit die Wahl eines Beamten zum Stadtverordneten nicht mehr der Genehmigung der Dienstbehörde unterliegt. Ein starkes, ge⸗ sundes Beamtentum ist nicht zuletzt der Grundpfeiler, auf dem die Zu⸗ kunft Deutschlands beruht. Darum muß alle kleinliche Bevormundung schwinden. (Beifall.) ;

Abg. Delius ffortschr. Volksp.): Das bestehende preußische Beamtenrecht ist durchaus rückständig, die staatlsbürgerliche Stellung des Beamten kommt darin nicht zu ihrem Recht. Seit dem Erlaß der oktrohierten Verfassung von 1860 sind 68 Jahre verflossen, ohne daß die Regierung sich ihrer Pflicht erinnert hätte, diese wichtige Frage zu lösen; vielleicht hat sie dazu keine Zeit gehabt. Auch das Diszipli⸗ nargesetz von 1852 genügt nicht, und das darin enthaltene Disziplinar⸗

trafrecht ist ganz besonders dringend reformbedürftig. Daneben be—

tehen an die 80 oder 90 Ministerialverordnungen, die die Rechtsver⸗ hältnisse der Beamten regeln, die also jeder Beamte, der sich infor= mieren will, studieren . Eine moderne Gestaltung dieses Beam— tenrechts wird ja von diesem Abgeordnetenhause nicht zu erwarten sein, wohl aber bon einem auf Grund eines neuen. Wahl echts gewählten.

Das Beamtenrecht muß ein einheitliches sein für alle Beamte, auch. für die nicht etatsmäßigen, es ist eine sittliche Pflicht des Staates, seiner Pflicht als Arbeitgeber auch auf sozialem Gebiet gerecht zu werden, die Willkür einzelner Vorgesetzter darf da keinen Spielraum haben. Bezüglich der Kündigungsfristen, wie der Beurlaubungen müssen ge⸗ setzliche Bestimmungen erlassen werden, die hinter der Gewerbeordnung nicht zurückstehen dürfen. Die preußischen Beamten haben bis jetzt gar kein Recht auf Urlaub, während die süddeutschen Gesetzgebungen

Auch die unkündbare Stellung des Beamten sollte gesetzlich geregelt sein, heute haben a rn , bon Unterbeamten bis 7 1800 6 Gehalt ihr Leben lang keine Hoffnung auf unkündbare Anstellung, ein solcher Zustand ist nicht aufrecht zu erhalten. Auch das Beschwerde⸗

zeiger und Königlich Preusi

recht bedarf einer Reform in modernem Sinne; ebenso muß ein ge⸗ regeltes Disziplinarverfahren eingeführt werden. Das Staats

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schen Staatsanzeiger.

ministerium darf nicht die höchste entscheidende Instanz sein, es muß einen Disziplinarhof geben. Ebenso muß das Wiederaufnahmeverfah⸗ ren endlich auch für die Beamten gegeben werden, wie es die süddeut⸗ schen schon haben und im Reiche die Kolonialbeamten auch. Ueber die Resormbedürftigkeit des Verwaltungsgrundsatzes der Geheimhaltung der Personalakten besteht Uebereinstimmung. Notwendig ist auch die Einführung von Beamtenausschüssen, notwendig auch anläßlich der an⸗ gebahnten Reform der Zusammensetzung des Herrenhauses, die Be⸗ tufung von Vertretern der Beamtenschaft in dasselbe auf Grund von Wahlen, die durch die Beamtenorganisationen vollzogen werden. fordern und zu fördern ist auch der direkte Verkehr der maßgeb Verwaltungsbehörden mit den Beamtenorganisationen. Ferne

wir immer wieder die alte Forderung des passiven Wahlrechts für Beamten in Staat und Gemeinde. Das Petitionsrecht darf den Beamten nicht verkümmert werden. In Preußen besteht für den Be⸗ reich der Verwaltung des Innern eins von Herrn von Bethmann er— lassene Ministerialverordnung, die den Beamten verbietet, sich über Verhältnisse des Dienstes und über ihre persönlichen Angelegenheiten mit Abgeordneten zu unterhalten (Hört, hörth, und neuerdings ist diese Verordnung den Beamten wieder in Erinnerung gebracht wor⸗ den. Das Vereinsrecht muß auch den Beamten uneingeschränkt zu⸗ stehen. Bisher hat man es ihnen ja sogar erschwert, sich in Organi⸗ sationen zur Förderung von Wohlfahrtseinrichtungen zusammenzu⸗ schließen; in Essen nimmt noch heute der Polizeipräsident für die Wahl des ersten und zweiten Vorsitzenden der Schutzleuteorganisation ein Bestätigungsrecht in Anspruch, und noch in diesen Tagen hat Herr von Breitenbach den Eisenbahnbeamten die Teilnahme an einer Versammlung von Vertretern, von Beamtenvereinigungen versagt. Das neue Beamtenrecht muß jeden Beamten so stellen, daß er sich nach Erledigung seiner Dienstpflichten als freier Bürger unter freiem Volke fühlen kann; die Grentzen, die er bei seiner Kritik innezuhalten hat, wird ihm sein eigenes Taktgefühl schon ziehen. Die politische Meinungsfreiheit darf bei den Beamten nicht unterdrückt, es darf bei shnen keine Gesinnungsheuchelei großgezogen werden. Wie das Preußische Bamtentum nach jeder Richtung seine Pflicht in vollstem Maße erfüllt, das haben die mehr als drei Kriegsjahre gezeigt. Wir wollen die Beamten nicht bevorrechten, wir wollen aber auch kein Aus⸗ nahmerecht gegen sie. Unser Antrag soll die Vorarbeiten für die Reform selbst ermöglichen, die wir natürlich nicht von diesem Hause, sondern von dem neugewählten vorgenommen wissen wollen. Werden unsere Wünsche erfüllt, so wind die preußische Beamtenschaft das in sie gesetzte Vertrauen voll rechtfertigen. Die Reform duldet keinen Aufschuß. Ohne freiheitliches Beamtenrecht gibt es keinen wirtschaft⸗ lichen und kulturellen Aufstieg des Volkes! (Beifall links.)

Abg. von Heydeb rand (kons.): Eine Regelung der Beamten⸗ verhältnisse ist bereits durch die Gesetze 1853 und 1873 erfolgt. Wir er⸗ kennen aber ohne weiteres an, daß sich seitdem die Vexhältnisse wesentlich berändert haben, und wir halten eine erneute Prüfung des Beamtenrechtes für zweckmäßig. Da aber hier im Plenum diese ganze Angelegenheit nicht in allen ihren Einzelheiten erledigt werden kann, o beantragen wir, beide Anträge der Staatshaushaltskommission zu überweisen mit der Aufgabe, eine den heutigen Verhältnissen ent— sprechende Neuregelung des Beamtenrechtes herbeizuführen. Dabei werden auch die Cinkommensverhältnisse der Beamten zu berücksichtigen sein. Denn unter der Teuerung haben gerade die Beamten sehr stark zu leiden; da muß etwas geschehen. (Beifall). .

Abg. ö. (nl); Auch wir halten die. Schaffung eines ein⸗ heitlichen Beamtenrechts sehr dringend erforderlich. Ich erinnere nur. an die jetzigen Bestimmungen über die sogenannte Residenzpflicht. Meine polltischen Freunde haben die Notwendigkeit einer Neuregelung der Beamtenverhältnisse stets anerkannt und dem Hause wiederholt Anträge vorgelegt. Auf Einzelheiten gehe ich hier nicht ein, wir sind mit der Kommissionsheratung einverstanden. (Beifall.

Abg. Hänisch (Soz.): Es sind Jahrzehnte vergangen, ohne daß es gelang, ein einheitliches Beamtenrecht zu er. Bei der Zu⸗ sammensetzung des bestehenden Abgeordnetenhauses habe ich wenig Zuversicht, daß etwas Ersprießliches aus der Kommissionsberatung herauskommen wird. Dies ist vielmehr erst von dem neuen Landtag zu erwarten, der auf dem geheimen, direkten und allgemeinen Wahl⸗ recht aufgebaut sein wird. Dann wird hoffentlich auch die Regierung ihren Widerstand gegen ein wirkliches Beamtenrecht aufgehen. Wie lange hat es bedurft, bis sie ihren Widerstand gegen so kleine und selbftverständliche Forderungen aufgab, wie die Aufhebung der Ver—= hängung der Arreststrafen für Unterbeamte und die Löschung der Difüplinarstrafen nach einer gewissen Frist! Die Bamten müssen das Recht haben, sich politisch zu betätigen, ohne daß auf sie ein Druck von oben ausgeübt wird. Gegenüber den Eisenbahnern hat sich Minister von Breitenbach endlich zu einem Kompromiß verstanden.« Den Beamten muß aber das Recht gesetzlich zugestanden werden, auch das Recht, sich wirtschaftlich zu koalieren. . bei den Sozial

demokraten. . Abg. Dr. Bredt freikons); Wir begrüßen es, daß durch die Antraͤge die noch vorhandenen Lücken des Beamtenrechts ausgefüllt werden sollen. Wir wünschen, daß das Haus gute und schnelle Arbeit machen und selbst noch die Vorlage erledigen möge. Abg. Dr. Porsch (Sentr.): Es ist für mich belanglos, ob die beiden Anträge im Gemeindeausschuß oder in einem Sonderausschuß beraten werden. Wir haben uns dahin geeinigt, die Anträge der ver— stärkten Gemeindekommission zu überweisen. .

„Abg. Dr. Pgchnicke ffortschr. Volksp.): Ich halte es für zweck mäßiger, einen Sonderausschuß einzusetzen. Da besonders gewichtige er er, zu berücksichtigen sind und es wünschenswert ist, daß der Ausschuß sich nur mit dieser Frage beschäftigt und nicht von anderen Arbeiten abgelenkt wird, so halte ich es. für zweckmäßig im Interesse der Beamten und einer schnellen Erledigung, eine Sonder⸗ kommission niederzusetzen.

Die Anträge werden hierauf der verstärkten Gemeinde⸗ kommission überwiesen. 3

Darauf erledigt das Haus noch eine Reihe von Petitionen, zu denen keine Wortmeldungen vorliegen.

Hierauf tritt Vertagung ein.

Nächste Sitzung Mittwoch, 17. Oktober, 12 Uhr (Wahl des zweiten Vizepräsidenten; Vorlage über Vereinfachung der Ver⸗ waltung und Petitionen).

Schluß gegen 6 Uhr.

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Für alle Welt. Illastrierte Zeitschrift mit der Abteilung Erfindungen und Entdeckungen auf allen Gehieten der Naturwissenschaften und Technik. XXIII. Jahrgang, Heft 23 his 26. Jährlich 28 Hefte à 0,40 S6. Berlin W. 57, Deutsches Verlagshaus Bong u. Co.

Der Krieg 1914 in Wort und Bild. Heft 147 bis 150. Breit des Heftes 0,30 66. Berlin W. 57, Potsdamer Straße 88, Deutsches Verlagshaus Bong u. Co.