w
enn sowohl für die bürgerliche wie die mllttärische Ver—
sorgung, — für die letzter ist etwa 35 Prozent des Gesamt⸗
schifftraums zu rechnen — sich dauernd im Sperrgebiet be— findet, eine Annahme, die gegenüber der Wirklichkeit zweifellos
zu hoch gegriffen ist, so erhält man folgende Prozentziffern des
Versentungsergebnißses von dem sich nach vorstehender An— nahme im Sperrgebiet befindenden Schiffsraum:
Schiffs raum im Sperrgebiet (z des au England, Fiankrelch und Versen⸗ Italien iabrenben kunge⸗ Morat 1917 Gesamischiffraumg ziffer . ö 8 217 0600 781 500 H 8 125009 85 000 April .. 7958 0090 1091000 1
—
D dr o DO . = =.
7817000 S69 000 Junt. 7 66ß7 000 10166000 Juli . 50s 090 811000 Auzust. 7 367 000 808 0090 September..
Oktober.
7 200 000 7 008000 Movember 6 900000 607 000 De ijember 6733000 702 000
Eihe ähnliche englische Statistik dies sei hervorgehoben, kommt auf höhere Prozentziffern. Der Verlauf der Prozent⸗ ö und die Höhe des Dezember⸗Ergebnisses zeigt, daß trotz
er Abnahme des Verkehrs, der erheblichen Verstärkung der Gegenwirkung, der Ungunst der Jahreszeit und der Ver—⸗ ringerung der Dichte des Verkehrs infolge Geleitszugs— bildung die militärische Leistung, die in der Prozentzahl der Versenkung zum Ausdruck kommt, sich nicht vermindert hat. Eines vor allem nech kann man schließen, daß die nicht ohne Grund mit so viel Lärm in die DOeffent⸗ lichkeit hinaus getragenen Behauptungen des enalischen Minister⸗ präsidenten Lloyd George, man sei der U⸗Bootgefahr Herr ge⸗ worden, die Abwehrmaßnahmen hätten nunmehr den erwarteten Erfolg gehabt, die Verluste der deutschen Flotte an den U-Booten seien ungeheuerlich gewesen, einfach aus der Luft gegriffen sind, um im eigenen Lande zu beruhigen und in Deutschland bei den wenigen, die nicht oder nicht fest an den Enderfolg des U⸗Bootkrieges glauben, Mutlosigkeit und Zweifel zu erwecken und den Gedanten der Aufgabe dieses gegen England einzig wirksamen Kriegsmitels, den man von seiten unserer Feinde auch auf dem Wege über das neutrale Ausland zu fördern sucht, in das deuische Volk hineinzutragen.
Die den Tatsachen so offen widersprechende Ausstreuung englischer Staate männer beweist von neuem, wie schwer England die „U⸗Boolspest“ empfindet und daß die führenden Staatsmänner unserer Gegner diesem Kriegsmintel selbst ent⸗ scheidenden Wert beilegen. (WB. T. B.)
672 000 bẽ4 000
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. 88 *
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Berlin, 22. Januar. (W. T. B) Am 20. Januar stießen türkische Streitkräfte, und zwar der Panzerkreuzer „Sultan Javus Selim“ (früher „Göben“), der kleine Kreuzer „Mi— billi (früher, Greslau“) und Torpedoboote aus den Dardanellen gegen feindliche Streitkräfte vor, die durch Flieger— qustlärung bei der Insel Imbros fengestellt waren. Ein großer und ein kleinerer englischer Monitor wurden ver— nichtet, ein Transportdampfer von 2000 Tonnen ver— senkt, mehrere Hulk schwer heschädigt und die englische , an der Kephalo-Bucht zerstört. Beim Rückmarsch nach den Dardanellen ist der kleine Kreuzer „Mi⸗ dilli“ durch mehrere Unterwassertreffer von Minen oder Unterseehoten gesuntken. „Sultan Javus Selim“ tam beim Emlaufen innerhalb der Dardanellen an der Enge hei Nagara leicht fest; er ist nicht, wie in der englischen amtlichen VMieldung behauptet wird, durch schwere Beschädigung auf Strand gesetzt.
Parlamentarische Nachrichten.
Bei der gestrigen Reichstagsersatzwahl für den big⸗ herigen Adgeordneten von Payer (Reutliagen-Tübingen⸗Rotten⸗ burg] hüben, wie „Wolffs Telegraphegbürd“ meldet, von 16878 Wahlberechtigten 4608 Wähler ihre Stimme für den Kandidaten der Volkspartei, Landtagsabgeordneten Scheef ab⸗ gegeben. Ein Gegenkandidat war nicht aufgestellt. Zersplittert und ungültig waren 142 Stimmen.
Statisti und Balkstwirtschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Die kolumblanische Gesandtschast ieilt W. T. B.“ zufolge mit, baß nach einem amtlichen Telegramm autz ogorä wegen Aus— stands im atlautischen Küstenlande Kolumhtens der Be— lagerungszustand über einige Les Häfen eitlärt, die Ordnung aher wiederbergestellt worden ist, sodaß der Belcgerungszustand bald wieder aufgehoben wirb.
RKunst und Wissenschaft.
In der Januaistzung ter Anthrovologischen Gesell—⸗ schaft sprach Prosessor Ankenmann, Berlin, über Tolsenkußlt und Seelenglaube bei afrtkanischen Völkern. Gegenübtt der Anschauung, wonach fast allgemein der Tnimit mus als Grundlage der primitiven Religonen angenommen wird, hat man neuerdings eine pworanimistiscke Wurzel der Religten aufzudecken und den Animigmug lelbst eist an bie jwelte Stell' in der Enswick ung der Religton zu bringen versucht; auch der Magte oder Zaubertunst hat man den ihr gebützrenden Ei, fluß auf die religiöe Entwicklung wahren wller. Hinsichtlich des Artmiematz schien durch die Maffe und die Gleich— sörmtgkelt des Materials dessen Bedeutung fast übtrieugend er— wieser, aber elne fritnche Prüfung ließ doch gewisse Wider⸗ sprüche und Untlarhriten zutage treten, die auch vieifcch dartn ihren Grund hatten, daß nidittsieite Beobachter gewsse Begriffe aus ihrer eigenen Änschauung obne besondere Prüfung auf bir Anschauungen der primitiven Menscken übertrugen. Sie nahmen pielfach eine Gleichfömtakeit der Beistellung von der Seele an, die den Anschauungen der Prim iliden wie den ihnen selbst eigenen Vor⸗ stellungen zu Grunde liegen sollte; die Gin heit der geisi en Fähtg— keiten und Eigenschaften, glaubte: sie, werte auch von ken Primi— 1liben gedacht und empfunk en, und auf dem allgemein en Ser lenglauben baute fich dann der Seelenkult auf, da diese Seelen“, nachdem sie den sterblichen Körper veilassen bätten, gerährlich selen, und nun Be— skafitgung von seiten der Lebenden erhelichten. Der Gedanke erschlen e bailb nahelicgend, den Ahnen fult, d. h. den Seeler kult der eigenen
die lederde Seele! und den zum Tytengeist
bie Vörkerkunde vie Zusarenenhbünge der Kultarerschei⸗ unten und
deren psycho g gilch⸗ Entwicklung zu erklsren, fte suckt Kultur- sbichten und Käatturkteise j grurpteren und dann ertt geretuche Zäasammenbänge zu faden. Der Bornagende bat es unternerimen, ür die afrifantschen Völker festzustellen: Welches find rte Seelen vorstellun zen und welches die Sch ckzale rer Seele und wie bilden fie die Sruntlagen det Totenkaltus? Fragt mon danech, welchen Seelen hegriff die Tieger haben, so ist es wichtig, festzustellen, daß Euꝛopã:r sich schwer vatzustellen dermögen, es gebꝛ Kölker, die für . Seel. kein Wort haben. Tatsäͤchlich aber existieren bei den Zuln und ti Tdtelen Bantujtämmen zwei berichledene Worte fär gewandelten „Scho ien“ des Verstorbenen, dr drohend und ratend ben Lebenden im Trau ne erscheint. Die Balonga unter scheiden das lebende Prinz p im Körper, den Atem“ von dem ‚Schanen“, der in die Unterwelt ficbt; ährilch verbält ez sich bei den Wasarrntzoa, den Basuto, den Warchagga und anderen. Aber die glticken Birkältulffe baben wir auch bei den Sudannegern, den Chillak urd ba den Vöikern der Gold, und der Stiapeaküste, den Ewe⸗ und den Dschistäm: nen, wo arch für Stele Atem‘ und für Seele als „Schonen“ besocdeie Begriffe vorhanden sind; später witd dann der ins Toten— reich gegangene Schatten“ zum Schutzgtift; anch glauben die Ewe und Dscki an eine Wiederbelebung. Wir sfehen also daß eg in Afrika an einem einheitlichen Seelen begriff feblt. Der Afrttan er scheidet zwischen ‚Lebensseele! und „Bild⸗ seele', d. h. Schatten oder Abbild der menschlichen Gestalt; die „Bildseele' ist also ratz Erlnnerungs ud an den Toten, im Ge— dächtnis der L binden, das dem Toten im Geistarreich zur Weiter⸗ eristenz verbüft, mithin die Grundloge für den ‚Totnkult“ bildet, aus dem sich dann der Seel nkult, der Voriahren enta ickilt, der gewöhnlich nur bis jun Großvater aufwärts geübt wird. Wilhelm Wundt, der diese Dinge in seiner Völkerpsychologie bebandelt kat, schrtder drei Siufen des ar imist schen Fus: 1) die Abwehr der Schätigung, 2) den Animallsmus und den Manismug, d. h. den Ahnenkult, set et, daß bie Ahnen als Tiere oder als Mer.schen verehrt we den, und 3) den Dämonenkult. Dagegen stellt Aakermann rach den Ergehnissen der ethnologischen Forschung die Sache umgekehrt dar. Bie Ver⸗ ehrung der Toten sst danach älter als der Seelenglaube. Durch den Ted eines Patriarchen geiät der Scamm, die Gemeinschaft in Ge⸗ fahr, deshalb brugt man dem Toten Speise und Trank dar und be—⸗ handelt ibn, als lehe er noch. Sonach erscheimnt der Anfan des Ahnenkults oiß eine soßtale Pflicht, die über das Gia hinaug gtübt wid: Vas Loben der Sippe kildet mit ihten Ahnen eine Einbeit, die durch feste Suüte zusammengehalten wind; richt der Tod hildet eine Gene für das Dasein, sondern bas Exiölchen der Erinnerung an den Verstertenen bei den Nechlebenter. Demnach ift der Ahnenkult mehr eine soziale als eine religis e Erscheinnng Grst duf den Ahnenfult folgt in welterer Eniwidklung der all gemeine Toetenkalt und eme noch spätere Stufe nimmt der Seelenkalt ein. De Attikaner nehmen meist daz Totenreich als unter der Erde gelegen au, mauche Siämme suchen es im Wale und in der Wildi, was mit gewissen Bestattungsbtäuchen
jusammenhängt, andere jenseits des Meeres. Die Verwandlung der Toten in Tiere, wie sie die Zulu leanen, mag ihren letzten Grund in der Eischeinung haben, daß aus dem zersetzten Leichnam Würmer heivogeben, die sich nach Arsicht der Zam sräter zu Schlangen auswachser. Wenn aber auch Löwin vorkommen, in bie sich die Toten verwandeln, so liegt der Grund in dem Totemismus, d. h. der Tote verwandelt sich in sein . Schutztier“', gewöbnlich wird indess'n nur der Häurtling zum Löwen. In dir Vorstellung der Verwandlang in Tiere mit der der Wiedergeburt als Kind (Remkarration) verfugen, so baben wir die Idee der Serlenwanderun!, die bei Stämmen ber Gäifrnbeinkaste, nördlich vom Nigerbozen, sich findet. Man fatzt auch die Gesamt—⸗ heit der Toten alß „Erden zusam men und kann so zu ent Gottes vorsttllung gelangen, worauz sich ein Kult der „Erde“ ergeden kann. Geheimrat Schuchardt ergänzte die Dailegungen durch den Hinweis, das dir Völker Gurcpas durch die Sitte der Bei⸗ gaben an die Toten diesen nur für eine gewisse Zeit Gegen⸗ stände der Nahrung und des Gebrauchs boien, demnach nicht an deren Unsterblichkeit kacken, ar ders d:. Völter des Mutelnmecr— gebtetü, vor allem die Sritchen, die an daz Ende der Graäbsäale den Sitz der Stele verlegten, die fte für unsierblich kielten. So wag der Dualismuz sich erfsären, daß den norgischen Völkern, deren Ein⸗ fluß bis in die Hoe isch Zelt sich ins Mitte smeergeb -t erstreckte, die Verstellung von einer Unterwelt“; cinem „Schatten reich ent tammt ist, während den Völkern dez Mittelme rgebieta jene Voistellung eigentümlich war, wonach die Toten sich in geistige Wesen verwandelten, dle die ‚Inseln der Seligen' oder den Himmel“, wie die Aer ypter glaubten, zum Wohnsitz hatten.
Theater und Mustk.
Im Köntglicken Opernhausfe wird morgen, Mittwoch
„Fidello“ mit den Damen Lesfler⸗Burckard, Eagell ur d ben Herren Knüpfer, Kirchner, van de Saude, Habich und Phhlpp in den Hauptrollen aufg sührt. Mustkalischer Leiter is Dr. Stiediy. — In Franz von Lis „Legende pen der Heiligen Giifa— beth n, die am Geburtsiag Selner Majestät des Kaiser und Köntgs unter der mustkalischen Lettung des Generaimusildireltotg Blech ö Siene geht, sind die Partien wie iolat besert: Die Heiltge Cllsabeth: Frau Dux, Landgräfin Sophie: Fiäulein Leisner, La dgraf Ludwig: Herr Schlutzaus, Lan graf Hermann: Herr van de Sande, unganl— scher Magnat: Herr Habich, Seneschall: Herr Stock. Im Königlichen Schausptelbause ist die morglae Auf— fübrung von Schillers „Braut von Meissing⸗ in der reuen Cin- sudierung wie folgt resttzt: Isabelda: Fräulein Susstt, Mangel: Derr de Vogt, Caesar:; Heir Ehrle, Bratz ice: Fräulein Cofte, Cajetan; Her straußneck, Rerergar: Herr Leffler, Mäanferd: Heir Mann flädt, Trien: Herr Zimmerer, Brkemun d: Setr Mhlhefer, Roger: Herr Kepyler, Pippolyt Herr Werrag, Tigo: Herr Eage— ling, erer Bote: Herr Vet permann, jweiter Bote: Hern von Lede bur Spꝛellciter ist Vr. Bruck Die Vorstellung beginnt um 7 Uhr.
Mannigfaltiges.
Seine Maiestät der . und König haf, wie W. T. B.“ melden, an den Oberpräfidenten der Rheinprovinz foigendes Telegramm geitchtet:
Dag schwere Unglück, das die Hochwasser der Nohe über zahl⸗ reiche Famillen in Kreninech, Kirn und anderen Gemelnden gebracht bat, A füllt Mich mit wärmsier Anteilnahme. Ich babe veranicht, daß Ihnen ju Knherung der Net 50 0090 „1 schleunigst sberwi sen werden. Im übrigen sebe Ich Ihrem cin gehenten Bericht baldigft entgegen. Sagen Sie den Hetrüffenen, wie herilich Ich Ihrer ge denke, zumal der Kriegerfamilfen, die bie schweren Tage ohne männ, lichen Schatz haben durchmachen müssen.
Wilhelm R.“
Gine Gedächtuisfeier sär den Wirklichen Gebeimen Rat Professor Dr. Adolf Wagner fiadet morgen, Mut woch, Abends sz Ubr, im Sizungssgal der Preußischen Verrer hauses in Keritr, Leipziger Straße 3, statt. Der Geheime Regärun, trat Pioftssor Dr. Schumacher halt den aupportrag, Gäsänge des Madrigal⸗ chers umräahmen dit Feier. Der Ckntritt ist für j: derrnann frei.
Die Zahl der St zrungen in den Fernleltungen sst
Vorfahren alt Haupfbestan dtell ver p̃eimltfen Religion amn zufehen. Doch genügt diese Anschaͤuung heufe nicht mehr, wo wir diese Vor— stellungen der cinzelnen Völker nickt mehr ohne Rügsicht 24 deren
W. T. B. ꝛufelge geringer geworden. Vyrnehmlich sind n Westfalen und Rheinland betroffen. Bel dem . rn werden bie mit ellen Kräften betriebenen Wiederhrrsiekungeg beiten
Beiwanetschasft zutinander und auf bie Ter wan on sd aft bet betriffenFen alsbalb den Negelstand herbeiführen.
Kalturktelse miteinander juscmmeubilagen können. Heute bersucht
t k. u. . Erie gsgrherausstaltang in das Senn t ͤ
In, Kurfürsten dana 232, fiZßdet am 25 d. Abende, (ein Liktbtldervortraa durch Karl ionn e r, un g Gntzitt stitt. Der Segen uaad des Poitrags heißt: z rer feen und Krlerzdenkmäler unserer großen Zeiten.“ Niiegtn jn
—
Kin Holländer in Frankreich we Tode verurteilt. Mit welch unerbört
ele gtz.
franz ssß⸗ age in
bie Hände gesplelt murde. Er wurde zunächst kal
Thonon, späͤter nach Tron verschleppt.“
London, 21. Jinuar. (W. T. B.) Nach einer meldung“ faͤm'yn geftern 320 brttische ker ieh n frre, nn, aus eutichland zurückgekehrt sind, an Bord der ö „Sindoro ', Zeeland. und Fonigin Re göntes. in Kost on (z6e! shire) an. Ei jweiter Transport deutfscher Krsts efängengr, die zur Irtgrnierung in Holland oder jut en ö nach Deutsch and bestimmt sind, geht heute von Bost ö
Bern, 21. Jaauaz. (W. T. B.) Die Lebeng m ittel knayy⸗ belt ba in Manchester am 16 Januar bemerkeng vercte Kun, gebun gen gerrorgerufen. Am Vormtitage um 11 Uhr legten sins liche Arbeiter und ärbeiterinnen der acht Giößien tunilsont abriten im Oppe sham und Gortandistrtkte die Arbett rieder un marschter en zum Rathaus, um die nationale Zwanggration ent mit iner gierichmsßigen Verteilung der T,ebengmttiel ij alle Gesellschaftskrelse ju verlangen. Die Zeitung berichte ketonn. daß die Kaendgebung um so eindrucksvoll r war, als sie in boj n Ordnung und ohne Zaischenfall verlief. Eine aue sechze ha Pirson best⸗hende Abordaung teug dem Oberbürgzermeißer die Beschwenn er Arbeiterschaft vo, die sich has prlächtich gegen die ungleichmiß Verteilung dis Fieisches 11chuten und den Argwohn bekendeten, ii Lttens der Spekulanten eine künstliche Knopph it hervorgerufen wenn Kin Mugler der Abordnung versicherte, die Arbelter hätten nunmt die Grenze dessen erreicht, was sie aushalten könnten; sie vermzhn nicht, bei teccknem Brote tämh ch 14 Stunden zu arhesten, sie win vielleicht sich selbst, keinessalls ihre Kinder auf dem Altn z Nahrunckmittt lwucherg cpfein. Der Obernbürgermeister sagle . sein Mönltchstes zu tun, um Abhilfe zu schaffen. Er sandte Rhomm einen telegrapbischen Bericht über die Kundgebung. Eine wein einem Generalstreik gieichkommende, hunderttausend Personen m fassende Veranstaltung gegen die ungleiche Lebentmittelverso wurde von den Manckester und Salferd⸗G-werlschasten für nätsu Sonnabendmorgen beschlossen.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilagt)
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Theater.
TRönigliche Schauspiele. Mitt roch: Opernhaus. 20. Dam bezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Fidel Oper in zwei Alten von Ludwig van Beethoven. Text nach dn Französtichta von Ferdinand Treitschte. Zu Anfang: „Nurerthut u Fidellg«“. Vor der letzten Verwandlung: „Duperlit: ZTeonore (r. S)“. Musitalische Leitung: Herr Kapelluestt Dr. Stiedry. Spielleitung: Herr Bachmann. Chöre: Hert Mu fefsor Rüdel. Anfang 73 Ühr.
Schausplelhaug. 23. Dauerbezugsvorftellung. Dienst ind Freiplitze sind vusgeßoben. Nu emmftudtert: Die Braut von Messiug oder Die feindlichen Brüder. Ein Trauenpiel m; Chören ia vier Aufzugen von Schiller. Spielleitung: Herr Di. Huth, Anfang 7 Uhr.
Voannęrgtag: Opernhaus. 21. Dauerhezugs vorstellung. Dlesfn und Freiplätze sind aufgeboben. Rigolettv. Oper in vier Alt von Gluseppe Verdi. Text von Plave. Anfang 71 Uhr.
Schauspielbautz. 24 Dauerbezugsvorste lung. Heimat. Shu ö. in bier Akten von Hermann Sudermann. Spielleitung: Din
bersxielleiter Patry. Anfang 73 Uhr.
Familiennachrichten.
Verghrlicht; Hr. Professor H. Sanbmann mit Frl. Cdelgaid ba Eicksiedt (Rittergut e Bez. Stettin).
Geboren. Eine Tochter Hrn. Regierunge präsidenten vom en * — Hrn. Hauptmann Erich Hünther von der dil (Greifswald). — Hrn. yon Rott (Lulse n hof bet Daber, Pomn — Hin. von Menges. Wangritten öh Kön igsherq). 9 Götz Frhrn. von? Mn nigerode Warlhaufen? (Ennigloh Bünde, Westf.).
Gestorben: Hr. General a. D. in, dev now, Pomm. ). H Ven (Casseh. —. He. Gehe mer Regieruagtret,
Schulrat 4. D. Dr. Ernst Protzen (Berlin, Wil 4 Or. Realaymnastaldiretter Dr. Vermann Caspari leiden , Hr. Ober seutagnt 3. D. Dito von Dem tz. ger; ven, n 4. d. . Weitenhagen (Berlin). — Sr. Franziska hon 95 . geb. Gräsla Finck hon Rinckenttein (Collm dei Sproltz . = Fr Laura bon Hänisch, geb. von Hippel, Charlortendatg , Fr. Emma von Normann, geb. Anderss n (Greifswald), 5 u Marie von Kotze (Berrla]. — Soerschwester Veronlla Wechmar ( Konstany).
—
Jertrer liger Scheist eiter. lecttor De Tes , Ge,, ö für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Geschäft⸗ stechnungsrat Mengering in Berlin . Verlag der Geschäftsstelle (Mengering) in Berlin. , Druck der Norhdeutschen Buchhruckerei und Verlagbanstalt Berlin, Wilhelmstraße 32.
Fünf Beilagen lein sthllesilich Warenzeichenbellage Nr. 6s!
und zie Jahalttangaße r. 8 zu Ar. S br bffeallihn Nazeigers.
. Erste Beilage zum Deutschen Neichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.
Parlaments hericht. *) Preußischer Landtag. Haus der Abgeordneten. 112 Sitzung vom 21. Januar 1918, vormittags 11. Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphen⸗Büro.) Am Regierungstische: die Staatsminister Dr. Fried⸗ jerg,. Dr. von Breitenbach, Dr. Drews,
* 18.
bon'Eisenhart-Rothe und Hergt.
Präsident Dr. Graf von Schwerin Sitzung um 114 Uhr. 3 Es wird die erste Beratung des Staatshaushalts- plans für 1918 fortgesetzt. Verbunden werden damit ie erste Beratung des Gesetzentwurfs, durch den die jegierung zur Erhebung eines Kriegszuschlages von 15e vH. zu den Frachtsätzen des Güter- und dierverkehrs auf krmächtigt wird, und die Beratung der schleunigen An⸗— räge der Abgg. Ahrens-⸗Klein Flöthe (kons.) und Ge—⸗ ossen. . . 36
) die Regierung zu ersuchen, eine wesentliche Vergröße⸗ rung der Kartoffelanbaufläche zur Sicherstellung des gesteigerten Verbraucherbedarfs für das laufende Jahr herbeizu— führen, und zwar sowohl durch sofortige Festsetzung eines aus⸗— reichenden Erzeugerpreises für Kartoffeln, wie auch durch Aus— lobung einer Mehranbauprämie, entweder in Barmitteln oder in unentgeltlich zu lieferndem Saatgut,
2 die Regierung zu ersuchen, die Ver sorgung der Landwirtschaft mit den nötigen Düngemitteln, insbesondere dem Stickstoffdünger, sowie die Versorgung der Landwirtschaft und der Gärtneröi mit Gemüsesamen und anderen Sämerejen für die bevorstehende Frühjahrs—⸗ bestellung ohne Verzug sicherzustellen.
Abg. Dr. von Trampezvnski (Pole): Wir müssen Ver⸗ fahrung dagegen einlegen, daß auch jetzt noch in diesem Etat die Po⸗ tjonen stehen, welche angeblich zum 8. des Deutschtums jenen sollen, in Wahrheit zur Bekämpfung des Polentums bestimmt nd. Ich halte es für durchaus richtig, daß man in Brest-Litowsk snächst einmal erst die allgemeinen Fragen regeln wollte. Geht jeser Krieg in einen sog. Machtfrieden aus, dann geht das allgemeine Fettrüsten weiter, da der Unterliegende seine Niederlage nur dem Imstande zuschreibt, daß er nicht genügend gerüstet war. Auch ein derständigungsfriede kann in Wahrheit ein Machtfriede sein. In en ersten Tagen der Verhandlungen in Brest-Litowsk, die sich sehr pffnungsboll anließen, ging man von dem Grundsatze aus, daß die zilker über ihr Schicksal zu entscheiden hätten. Diese Verheißung de jedoch in dem Augenblick vernichtet, als die Mittelmächte er⸗
fen, daß sie zwar theoretisch das Recht der Völker auf Selbst—
simmung und das Recht der Minoritäten auf Wahrung ihrer ninalen Interessen gnerkennten, daß sie diese Frage aber nicht für mational halten könnten, sondern für eine innerstaatliche An⸗ srgenheit. Dies ist vollkommen falsch. Das beweisen fünf der hen großen Kriege. Dieser Standpunkt der Mittelmächte war ein blag gegen die Friedenssehnsucht. Die polnische Bevölkerung in . hat ja den Kelch der verfassungsmäßigen Behandlung bis in E Gegenwart zu kosten bekommen. Da wundert sich Herr von Zedlitz, 6 wir kein genügendes Vertrauen in eine solche verfassungsmäßige hehandlung haben können, und eine zwischenstaatliche Regelung ünschen. Wenn die Mehrheit in einem Staate regiert, und ihren Billen der Minderheit aufdrückt, dann ist es sinnlos, daß die Mehr⸗ ät allein über den Schutz der Minderheit entscheidet. Deshalb ist ier die Zulassung eines internationalen Schiedsgerichtes das einzig sichtige. Wird ein Ehrenmann im Privatleben eines Unrechts be— huldigt, dann strebt er einen möglichst unparteiischen Gerichtshof n, um sich von dem Verdachte zu reinigen. Jede Staatsregierung, ie ein reines Gewissen hat, braucht doch vor einem derartigen Ge— chtshof keine Angst zu haben. Meine Landsleute in Ostgalizien urden auch beschuldigt, die dortigen Minderheiten zu vergewaltigen ie hätten sich gern einem internationalen Gerichtshof unterworfen, m nachzuweisen, wie wenig Wahres daran ist. Der Kanzler hat ja lbst seine Zustimmung zu der Papstnote gegeben. Gerade Deutsch— nd hat doch ein großes Interesse daran, seine Volkssplitter in emden Ländern auf diese Weise zu schützen. Deshalb sollte es das utsche Volk sich zweimal überlegen, ehe es einen solchen Vorschlag blehnt. Kommt ein Friede zustande, der diese Frage offen läßt, dann nnen wir gefaßt sein, daß die bisher in Preußen geübten Praktiken üch anderswo Schule machen. Dann würden solche Organisationen ch zum Schutze des Russentums in Rußland, zum Schutze des Ragparentums in Ungarn und ähnliche Bildungen in Brasilien und Argentinien entstehen. Auch diefer Krieg wird die Einsicht immer zeiter verbreiten, daß nicht die Macht, sondern das Recht auf der Erde as Erste ist, und desbalb hegen wir die Hoffnung, daß rin doch zu nternatjonalen Vereinbarungen kommen wird, daß die Streitfragen er, Nationen durch den Spruch eines zwischenstaatlichen Schieds— hrichts entschieden werden, Und wir versprechen ung, von der mora— sschen Kraft eines soschen Schiedssprucks einen höchst wirksamen chutz der nationalen Minderheiten. Mit der in gewissen Kantonen 5 Schweiz und in Mähren gesetzlich durchgeführten Regelung der Lebte der Natktonglitäten in gemischtsprachigen Gegenden sind alle Feile zufrieden. Wie kann man aber rechtfertigen, daß 409 000 solen im Regierungébezirk Bromberg hier keinen Vertreter, haben nd ebense wenig die Shh 600 Polen Dberschlesiens? Wir hören ja is dem. Wahlrechtsausschuß die Befürchtung ertönen, daß die Wahl⸗ Lorm in den polnischen Landesteilen die Polen begünstigen, die eutschen bengchteiligen werde. Wir haben in dem harten Kampf n unsere nationalen Lebensbedingungen stets und ausschließlich das Fegierungssystem, aber niemals das deutsche Volk bekämpft; durch . E Jorderungen wird Recht und Freiheit der deutschen Mitbürger keiner Weise beeinträchtigt. In den letzten 4900 Jahren hat stschland vor dem östlichen, dem volnischen Nachbar noch immer 3. ahn Auch jetzt. wo die Mehrheitsparteien uns die Fort⸗ inch gg. alten Polenpolitik angesagt, hahen, nehmen nin zwar. den hie h auf, aber in jener Befürchtung, daß die Wah ref g Mg setzung unmöglich machen würde, erblicken wir den Beweis, die Mehrheit des deutschen Volkes nicht unser Gegner ist. Minister des Innern Dr. Drews: . . Vie Ausführungen des Herrn Vorredners geben mir doch z! e tu ien Erwiderung Anlaß. Er hat sich mit den Verhandlungen Rrest Lite wel beschäftigt und dabei den Grundsatz getadelt, der n en uns aufgestellt worden ist, daß die inneren Angelegenheiten . Stantes den anderen Staat nichts angehen. An diesem-Grund saßz halten wir fest, und ich glaube auch, daß vor allem gerade durch
ie
eröffnet die
1
9. 6.
cbachtung dieses Grundsatzes die größtmögliche Sicherung gegen
ö ) Yhne Gewähr, mit Ausnahme der Reden der Minister und ualbselttlare. ⸗
den Staatseisenbahnen,
Berlin, Dienstag, den 22. Januar
künftige Kriege geschaffen werden kann. (Sehr richtig) Der Herr Vorredner hat selbst eine ganze Anzahl von Kriegen angeführt, die dadurch entstanden sind, daß ein Staat in die inneren Verhält— nisse des anderen Staates sich einmischen wollte. (Sehr richtigh Wir wollen das in Zukunft nicht haben. Wir stehen auf dem Stand— punkt: jeder Staat ist ein vollkommen selbständiger und mündiger Körper in der Gesamtheit der Nationen, und in seine inneren Ver— hältnisse hat kein anderer Mensch hineinzureden. (Bravo) Meine Herren, der moderne Staat, wie wir ihn kennen, basiert auf dieser Idee der Selbständigkeit, der inneren Freiheit und der Unabhängig— keit. Die Ides der internationalen Schiedsgerichtsbarkeit, die wir im Prinzip ebenfalls gutgeheißen haben und auch weiter gutheißen, steht dem in keiner Weise entgegen. (Sehr richtig) Da handelt es sich lediglich um Streitfälle zwischen dem einen Staate und andern Staaten um einen konkreten Fall. (Sehr richtig) Genau so gut, als wenn sich zwei selbständige, mündige, unabhängige Persönlich— keiten um einen bestimmten Rechtsanspruch streiten und dann vor einen Richter hintreten, der über diesen Rechtsanspruch entscheiden soll, so ist es mit dem Prinzip der Selbständigkeit und Unabhängig— keit der Staaten durchaus zu vereinbaren, wenn diese beiden Staaten sich in einem bestimmten Fall einem von ihnen bestellten Schiedshof unterwerfen. (Sehr richtig) Ganz etwas anderes ist es aber, wenn von einem Staat verlangt wird, nicht daß er einen streitigen Anspruch mit einem andern Staat, sondern daß er die Regelung seiner inneren Verhältnisse dem Spruche einer außenstehenden Macht unterbreiten soll. (Sehr richtig! Meinem Gefühl von Ehre und Würde eines Staates widerspricht es in den Grundprinzipien, wenn man auch nur mit diesem Gedanken zu spielen wagt (Sehr richtig!, und wir werden ihn unbedingt von uns weisen. Unselbständigkeit und Abhängigkeit in innerer Angelegenheit ist das Kennzeichen eines Vasallenstaats. Wenn wir ein Vasallenstaat sein wollen, dessen innere Angelegenheiten der Aufsicht und der freien Bestimmung einer anderen Macht unter— liegen, dann hätten wir diesen Krieg nicht zu führen und die Millionen unserer Helden hätten nicht auf dem Felde der Ehre zu bluten brauchen. Das ist es ja gerade, was diejenigen wollen, die uns jetzt als Feinde gegenüberstehen. Sie wollen uns in unserer inneren freien Betätigung knebeln, sie wollen die freie, innere, unabhängige Entwicklung, die wir haben und die uns zu so hohen Zielen geführt hat, nicht bestehen lassen. Lesen Sie die Reden von Lloyd George und andern! Da steht es immer wieder drin: das Deutschland und Preußen in seinem Innern müssen wir umdrehen. Sie nennen es Militarismus, sie meinen damit aber diese straffe und starke Ordnung, diese innere Unabhängigkeit, daß wir in der Welt unsere eigenen Wege gehen wollen und daß wir auf Grund unserer eigenen freien Selbstbestimmung unsern Platz an der Sonne beanspruchen. (Bravoh Für einen deutschen Mann ist der Gedanke unmöglich und undenkbar, daß uns irgendeine dritte Stelle vorschreiben sollte, was wir in unserm Innern zu tun haben. (Bravoh
Der Herr Vorredner hat ferner die Idee ausgesprochen, man sollte es hier im Innern Preußens etwa wie in Böhmen machen, durch Ein— führung eines Nationalitätenkatasters. Nein, meine Herren, Preußen ist ein einheitlicher Staat (Widerspruch bei den Polen); dieser Grund⸗ satz wird von uns unverrückbar festgehalten werden. Die Gefahren eines Nationalitätenstaates liegen klar vor unser aller Augen (Sehr richtig), und die Wege wollen und werden wir unter keinen Umständen gehen. (Bravo) Und wenn insbesondere auf tschechische Verhältnisse exemplifiziert wird, so glaube ich, daß wir gerade nach den Erlebnissen dieses Krieges, nach dem, was wir von den Tschechen erfahren haben, uns doppelt davor in acht nehmen müssen, diesen Gedanken auch nur zu streifen. (Sehr richtigh
Es liegt dahinter auch noch ein anderer Gedanke, der hier nicht offen ausgesprochen, der aber in der Presse in der letzten Zeit wieder⸗ holt berührt worden ist, nämlich der Gedanke, daß für die Provinzen Posen und Westpreußen so eine Art von innerer Autonomie eingeführt werden möchte. Ich möchte von vornherein erklären, daß jeder Gedanke, die Einheitlichkeit des preußischen Staates durch eine derartige Auto⸗ nomie zu gefährden und zu vernichten, vollkommen indiskutabel ist. Bravo
Der Herr Vorredner ist weiterhin auf die Etatspositionen, die zum Schutze des Deutschtums seit Jahren im Etat stehen und auch in diesen Etat wiederaufgenommen worden sind, eingegangen. Die weitere Aufrechterhaltung dieser Etatspositionen steht durchaus im Einklang mit all den Erklärungen, die die Staatsregierung bisher zur Polenfrage abgegeben hat. Die Staatsregierung hat sich im März vorigen Jahres bereit erklärt, den Polen gegenüber in gewissen Beziehungen eine ent⸗ gegenkommende Politik zu treiben, als das bisher auf Grund des Ver⸗ haltens der Polen in früheren Jahren geschehen konnte. Die Richtung, in der sich dieses Entgegenkommen erweisen sollte, ist bereits in der Wahlrechtskommission kurz dahin skixzziert worden, daß der Versuch gemacht werden solle, von gewissen repressiven Maßnahmen gegen die Polen abzugehen, daß dagegen unbedingt auf der Aufrechterhaltung aller derjenigen Maßnahmen, die zur positiwen Förderung des Deutschtums eingeleitet worden sind, und die dafür erforderlich sind, bestanden werden muß. Es ist tatsächlich ein Unterschied in den Maßnahmen, die wir draußen in der Ostmark getroffen haben, zwischen positiver För⸗ derung und zwischen Repressivmaßnahmen. Man kann daran denken, daß man gewisse Dinge, bezüglich deren für die Polen bisher nicht ein Verbot bestand, freigibt; davon bleiben vollkommen unberührt Maß— nahmen wie unsere deutsche Ansiedlung und die Unterstützung des deutschen Gewerbestandes (Hört, hört! bei den Polen), welche eine positive Förderung des Deutschtums durch Hingabe besonderer Staats— mittel bezweckt. (Hört, hört! bei den Polen.)
An dieser Politik werden wir festhalten — aber wie ich ausdrück⸗ lich bemerken muß: wir können und werden nur dann daran festhalten, wenn die Vorautsetzung, unter der die Staatsregierung diese Zusage gegeben hat, auch erfüllt wird. Diese Voraussetzung, die seitens der Staatsregierung klar und deutlich zum Ausdruck gebracht ist, geht dahin, daß in der überwiegenden Mehrzahl unserer polnischen Be⸗
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völkerung durch die Tat und durch ihr praktisches Verhalten bekräftigt wird, daß sie jeden Gedanken einer Lostrennung vom preußischen Staat, sei es direkte Lostrennung oder sei es in Form irgend einer Autonomie, endgültig fallen läßt. Staatsangehörigen gegenüber, welche mit diesem Gedanken noch weiter spielen, würde es unmöglich sein, ein solches Entgegenkommen noch weiter zu beweisen. richtig Mit Genugtuung hat die Staatsregierung es b sich in der polnischen Bevölkerung Stimmen geregt haben, diesen Boden treten wollen. Es würde uns freuen, wenn diese Stimmen sich mehrten und wenn wir in der Lage wären, das, was wir unter dieser Voraussetzung in Aussicht gestellt haben, auch weiter zu verfolgen. In der Hand unserer polnischen Bevölkerung selbst liegt es, welche Luft in den deutschen Ostmarken wehen soll. Die polnische Be⸗ völkerung hat selbst zu wählen, ob sie auf den Boden der Versöhnung und des Ausgleichs treten will oder ob sie es nicht will. Die Folgen einer Ablehnung der dargebotenen Hand hat sie sich dann aber auch selbst und ganz allein zuzuschreiben. Preußen ist ein einheitlicher Staat, ein deutsches Land; das ist der Wahlspruch, unter dem die Polenpolitik auch in Zukunft stehen muß. Eebhafter Beifall rechts und bei den Nationalliberalen.) Abg. Dr. Hoesch (kons.): Der Abg. Winckler hat vorgestern
icht, wie berichtet ist, Posen als den Eckstein des Deutschtums im Osten bezeichnet, sondern Ostpreußen. Wir haben es überhaupt nicht für zweckmäßig gehalten, in diefer Beratung die polnische Frage besonders zu behandeln, behalten uns aber für den geeigneten Zeit— punkt eine ausführliche Darlegung unserer Auffassung in dieser Frage vor. Der Vorredner hat sich J, in maßvollen Bahnen be— wegt, während aus seinem Parteifreund Korfanty nichts wie Haß gegen das preußische Volk und Feindseligkeit gegen den preußischen Staat gesprochen hat. (Sehr richtigl rechts) Nur den Gedanken weise ich zurück, als ob ausländische Einflüsse auf unsere Regierung Geltung haben könnten. Fürst Bismarck hat seinerzeit dem Kaiser Friedrich als treuer Diener nur dienen wollen unter der Bedingung, daß niemals einem ausländischen Staat Einflüsse auf deutsche und preußische Verhältnisse gestattet werden dürften. In handels—⸗ politischer Beziehung wirs Preußen in der kommenden Zeit ent⸗ sprechend seiner wirtschaftlichen Entwicklung in Industrie und Land— wirtschaft überwiegend die Lasten und. Sorgen Deutschlands zu tragen haben. Wir müssen die wirtschaftlichen Verhandlungen in Brest— Litowsk, in Petersburg, Odessa, Wien und Berlin aufmerksam ver—⸗ folgen, damit nicht durch voreilige Zugeständnisse an unsere Feinde, wie auch an das verbündete Oesterreich⸗Ungarn, eine langfristige Bindung unserer Beziehungen herbeigeführt wird, die uns anderen Ländern gegenüber schwächen könnte. Wir müssen eine handels- politische Uebergangszeit konstruieren, in der unser freies wirtschaft⸗ liches Leben wieder erstehen soll und gleichzeitig uns Sicherheiten durch unanfechtbare und sichergestellte Vorverträge verschaffen. Solche Sicherheiten sind nicht leicht zu erringen, jedenfalls niemals, wenn wir nicht, wo wir Sieger sind, auch als Sieger auftreten. (Sehr richtig! rechts) Die russischen Unterhändler müssen von der falschen Ansicht zurückkommen, daß Rußland durch den früheren Handelsver⸗ trag unter dem Eindruck seiner Schwäche nach dem japanischen Kriege außerordentliche Schädigungen erfahren habe. Das trifft nicht ge⸗ nügend zu, Rußland ist bei dem früheren Handelsvertrag sehr gut gefahren, es ist ihm z. B. die Vergünstigung der Zollsenkung auf Futtergerste mühelos in den Schoß gefallen, die sich eigentlich gegen Oesterreich richtete. Gleichzeitig haben seine Industriezölle zum Teil einen sehr hohen Stand behalten; in einer ganzen Reihe von Artikeln haben wir den mehrfachen Zoll wie Rußland zu zahlen. Tatsächlich. ist unsere Handelspolitik mit Rußland passiv gewesen, deshalb ist es Pflicht unserer Unterhändler, den Bolschewiki nicht Zugeständnisse zu machen, die unsere zukünftige Vertragspolitik festlegen und sie zu einem stumpfen Werkzeug machen. (Sehr richtig! rechts.) Wenigstens sollte man darauf dringen, daß ein fester Tarifvertrag geschlossen wird. Das harte Urteil Mehrings über die Verhandlungen in Brest⸗ Litowsk trifft zuerst unseren Unterhändler von Kühlmann. Nachdem Herr von Kühlmann noch kürzlich vom Lobe der Demokratie gestreichelt wurde, wird das von ihm erzielte Ergebnis gegenüber den Taten der Bolschewiki als kläglich hingestellt. Wenn Herr Mehring von der weltgeschichtlichen Bedeutung der Handlungsweise seiner Gesinnungs⸗ genossen in Rußland sprach, so werden auch die Dinge eine welt⸗ geschichtliche Bedeutung haben, die jetzt seitens der Maximalisten in Rußland, so namentlich bei der Eröffnung der verfassunggebenden Versammlung, geschehen sind. Ein jeder kann überzeugt sein, daß die Millionen der Stillen im Lande eine größere weltgeschichtliche Be⸗ deutung haben werden als er mit seinem Worte: „Klar zum Gefecht!“, das ich nicht so harmlos wie der Justizminister er⸗ kläpen kann, sondern das ich als einen unerhörten Frevel am vater⸗ ländischen Geiste bezeichnen muß. Die handelspolitische Uebergangs⸗ zeit dürfen wir nicht mit der Uebergangswirtschaft im Sinne der Kriegswirtschaft rechnen, die alle Schichten durch die Rationierung be⸗ lastet und mit dem Friedensschluß kaum sofort aufgehoben werden kann. 56 aller Kraft haben wir darauf hinzuwirken, daß auch hierfür sobald als möglich die Stunde der Befreiung kommt. Mit den Ländern, mit denen wir in Verhandlungen stehen, müssen wir bald in den Aus⸗ tausch von Industrieerzeugnissen und von Nahrungsmitteln usw. kommen. Zu unserer großen Freude haben wir heute morgen gesehen, daß die Regierung der Ukraine sich willfährig gezeigt hat, auf die Bedingungen einzugehen, die einen Friedensschluß nicht mehr in weiter Ferne möglich erscheinen lassen. Erfreulich ist dabei, daß für die Durchführung eines gewissen Verkehrs alles in die Wege geleitet ist. So soll der freie Importhandel herangezogen werden. Dem Import⸗ handel muß dabei auch eine gewisse Bewegungsfreiheit zugestanden werden. Das kann eine ganz besondere Bedeutung für den guten Ausgang des Unternehmens haben. Es muß anerkannt werden, daß die Zentraleinkaufsgesellschaft sich bei der Ueberleitung in die Friedens⸗ verhältnisse und in der Wiedereinführung des freien Handels hervor— ragend beteiligt. Ihr Charakterbild schwankt ja, aber das letzte groß⸗ zügige Urteil über sie wird erst nach vollständigem Frieden gesprochen
werden. Eine Auffüllung unserer Vorräte ist äußerst erwünscht, Feinde n
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trotzzem wir den Krieg in dieser Beziehung, wenn unsere wollen, noch weiter ertragen können. Doch sind wir nicht blind, daß ein in seinen Nahrungsverhältnissen auf längere Zeit eingeschränktes Volk zeitweise unruhig werden kann. Abgekampft ist unser deutsches Wirtschaftsleben keineswegs. Das erkennen wir am besten aus einem Vergleich mit den feindlichen Staaten. Unsere Nahrungsmittel sind zwar knapp, aber wir können auch über die neue Ernte hinwegkommen, wenn wir fürderhin etwas einsichtiger die Schaffung von Vorräten durch die inländische Produktion anregen. Italien hat seine Er⸗ nährungsunmöglichkeit erklärt, falls ihm keine Zufuhren garantiert werden. Frankreich fehlen 36 Millionen Doppelzentner Brotgetreide, die herangeschafft werden müssen, will Frankreich nicht zusammen⸗ brechen. Das Wenige, was England Frankreich geliefert hat, hat es alles für die englischen Truppen in Anspruch genommen und dazu noch die Vorräte der französischen Bevölkerung in den vom ihm besetzten Teilen des Landes. Unseren gefährlichsten Gegner England können wir beim Fortschreiten unseres U⸗Boot-Krieges in seiner Nahrungs⸗ versorgung mit größter Sicherheit als geradezu verloren ansehen. Uns steht dabei England gegenüber das Achtfgche an eigener n,,