Ueber die Unlerzeichnung des Friedensvertrages in Brest Litowsk berichtet, Wolffs Telegräphendüro“, wis folgt:
Bei Eintritt der letzten Verhandlunge pause konnte bekannt gegeben werden, daß die Grundlagen fär dea Abschluß eines Friedens zwischen dem Vierbund und der ukrainischen Volksrepublik gefunden seien. Seit Rück kehr der Abordnung nach Brest-Litewsk war auf diesen Grundlagen weiter verhandelt worden. Dank energischer, unermüdlicher Arbeit aller Kommissionen und dank dem Geiste der Versoöhnlichkeit und des Entgegenkommens, der alle Teile beseelte, war es im Laufe des gestrigen Tages gelungen, eine Einigung in sämtlichen Punkten herzu⸗ stellen, sodaß zur Schlußredaktion der Verträge und zu deren Unterzeichnung geschritten werden konnte. Die mit der Her— Lellung von fünf Vertragsterten verbundenen technischen Schwierigkeiten führten dazu, daß die feierliche Schluß⸗ sitzung und Unterfertigung erst in den ersten Morgen—⸗ stunden des 9. Februar möglich war. Der Staats se kretãr De. von Kühlmann eröffnete als Vorsitzender die Sitzung kurz vor 2 Uhr Nachts mit folgender Ansprache:
Melne Herren!
Niewand von Ihnen wird sich der historischen Bedeutung dieser Siurde verschließen tönnen, in der die Vertreter der vier ver bändeten Zkäckte mit den Vertretern der uktainischen Volksrepublik in diesem Sale iu ammengelomm en sind, um den ersten Frieden ju urt r. zeichnen, der in diesem Weltkrieg justande kommt. Daß dieser Friede ü nterjeichnst wird mit dem jigen Staatswesen, das aus den Stärmen des großen Krieges hervorgegangen tft, gereicht den Vr treiern der verbändeten Abordnungen zur besenderen Genugtuung. Möge der Friede der erste von einer Riihe segensreicher Frieden?. hlüsse sein, segensreich sowobl für die verbündeten Mächte als auch für dte utrainiscke Velkzreprblik, für deren Zukunft wir alle die besten Wünse begen.
Der Vorsitzende Ssewrjuk entgegnete:
Mit Freuden stellen wir fest, daß von heutigen Tage an der Friede beginnt jwischen dem Pierbund urd der Ukraine. Allerdings waren wir hergertist in der Heffnurg, es zu einem allgemeinen Frieden bringen zu können und ein Ende z machen dem brudermer denden Kriege. Die politische Lage ist aber so, daß nicht alle Mächte sich bier zusammen. g⸗ funden haben, um eln en allt meinen Frieden zu unterzeichnen. Hescelt ven der glübendsten Liebe ju unserem Volke ad in der Erkenntnis, deß dieser lagge Krieg die kalturellen und nationalen Fräfte unseretz Voltes erschspft bat, müssen wir nunmehr all: Kraft darauf verwenden und das unsere tun, um ein: reue Zelt der Wiedergerurt herbeizuführen. In der sesten Uiberjeugung, baß wir dlesen Fꝛieden alschließen im Irteresse unserer breiten demrkratischen Mossen und daß dieser Friede beitragen wird zur algemeinen Beendigung des großen Krieacs, stellen wir hier gern test, daß die lange und zihe Arbeit, die bier in Hrest⸗Litowsk geleistet wurde, von Erfolg Letröat ii und wir einen demokratischen und für beide Tetle ebrenvollen Fritden erzielt haben. Vom heuttgen Tage an trttt die ukcainische Volkzrevublik, zu einem neuen Leben g-boren, als selbständlges Reich in den Kreis det Staaten ein. Sie stellt auf ibrer Front den Krieg ein und wird dafür Sorge tragen, daß alle Kräfte, die in ihr verborgen sind, zum neuen Leben er stehen und erblühen.
Der Staatssekretär von Kühl mann lud sodann die be⸗ vollmächsigien Vertreter ein, zur Unterzeichnung des Friedensvertrages zu schreiten. Um 1 Uhr 59 Minuten unterzeichnete Staatssekretär von Kühlmann als erster die für Deutschland bestimmte Ausfertigung des Friedensvertrages. Um 2 Uhr 20 Minuten waren sämtliche Unterschriften geleistet.
der ukrainischen Abordnung Herr
riegsnachrichten.
Berlin, 9. Februar, Abends. (B. T. B) Von den Kriegsschauplätzen nichts Neues.
Großes Hauptauartier, 10. Februar. (W. T. B5.
Weftlicher Kriegsschauplaßt. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht.
An einzelnen Stellen der Front Ärtilleri⸗kampf. In Er— kundungsgefechten wurden nahe an der Küste Belgier und Franzosen, nordösllich von Ypern sowie zwischen Cambrai und St. Quentin Englaͤnder gefangen.
Heeresgruppen Deutscher Kronprinz. und Herzog Albrecht. Im Maag gebiet, beiderseits der Mosel und in einzelnen Abschnitten nordöstlich und östlich von Nancy erhöhte Tätig— keit des Feindes. Französische Eikundungsabteilungen drangen inder Selle-Niederung vorübergehend in unsere Linien bei Allendorf ein: in der Gegend westlich von Blamont wurden sie vor unseren Hindernissen abgewiesen. Von den anderen Kriegsschauplätzen nichts Neues. Der Erste Generalquartlermeister. Ludendorff.
Berlin, 10. Februar, Abends. (W. T. B.) Von den Kriegsschauplätzen nichts Neues.
— —
Großes Hauptquartier, 11. Februar. (B. T. B.) Westlicher Kriegsschauplaß. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht.
Erkundungsvorstöße der Engländer an vielen Stellen der Front in Flandern und im Artois führten namentlich bei Waruneton und östlich von Armentires zu heftigen Kämpfen. Wir machten dabei Gefangene.
Heeresgruppe Herzog Albrecht.
An der lothringischen Front und in den mittleren Vogesen lebte die Gefechtstätigkeit am Nachmittage auf.
Eigene Erkundungen süduich von Emberm sil, bei Senones und am Buchenkopf brachten uns Gefangene ein.
Italienische Front.
Auf der Hochfläche der Sieben Gemeinden lebhafte Attillerietätigkeit.
Von den anderen Kriegsschauplätzen nichts Neues.
Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff.
Oesterreichisch⸗ un garischer Bericht. Wien, 9. Februer. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Keine Kampfhandlungen von Bedeuting. Heute 2 Uhr Vormittags wurde in Brest⸗Litowsk der
Friede mit der Ukrainischen Republit abgeschlossen. ö Der Chef des Generalstades.
Wien, 10. Februar. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Auf der en flestz , ,, ö und östlich der Brenta lebhafte Artillerietätigkeit. ö Der Chef des Generalstabes.
Bulgarischer Bericht.
So fia, 9. Februar. (W. T. B.) Generalstababericht vom S. Februar. . .
Mazedonische Front. Westlich von Bitolia beim Dorfe Gradeschnitza und östlich von der Tscherna und in der Gegend von Mogleng war das . zeit⸗ weilig lebhafter. Mehrere Abteilungen englischer Infanterie, die in die Linie unserer Sicherungsposten östlich von Wardar und westlich von Serres heranzutommen suchten, wurden durch Feuer vertrieben. Vom Golf von Orfang aus be⸗ schoffen femdliche Monitore ohne Erfolg unsere Stellungen bei der Strumamündung. .
Dobrudschafront. Waffenfillstand.
Türkischer Bericht. ⸗ Kon stantinopel, 8. Februar. (W. T. B.) Tagesbericht. Keine Ereignisse von Bedeutung.
Kon stantin opel, 9. Februar. (WB. T. B.) Tages bericht. Keine wichtigen Ereignisse.
Der Krieg zur See.
Berlin, 9. Februar. (W. T. B. Im Aermelkanal wurden von unseren U-Booten bei stärkster feindlicher Gegen⸗ wirkung d Dampfer und 2 Segler versenkt. Sämtliche Dampfer waren beladen und bewaffnet. Die Sealer waren die englischen Schuner „Louis Bell“ und „Henriette BWilliamson“ Eins der U-Boote geriet am 5. Februar Nachts unweit der französischen Nordküsle mit einem feind⸗ lichen Motorboot in ein Gefecht, in dessen Verlauf das Motorboot durch die Artillerie des U-Bootes mit hoher Wahrscheinlichkeit vernichtet wurde.
Der Chef des Admiralstabes der Marine.
Madrid, 9. Februar. (Havas) Amtlich wird müt⸗ geteilt: Zwei Boote mit der vollzähligen Besatzung des spanischen Dampfers „Sehastian“ aus Bilbao find in Santa Cruz de la Palma eingetroffen. Der Dampfer ist von einem deutschen Unterseeboot torpedlert worden. Die
Sebastian“ war auf der Reise von Torregrosa nach New hort und hatte 3200 Tonnen Salz an Bord. Das Untersee⸗ doot hatte die Boote 40 Meilen geschleppt.
Berlin, 109. Februar. (W. T. B.) Neue U⸗Boots- erfolge im Sperrgebiet um England: fünf Dampfer, sieben Fischerfahrzeuge, darunter der englische Dampfer „Ferryhill“ und ein mütelgroßer Tankdampfer, der dicht unter der englischen Ostküste versenkt wurde. Die Fischerfahr⸗ zeuge wurden im Aermelkanal vernichtet.
Der Chef des Admiralstabes der Marine.
Etatifstik und Vo stswirtschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Urbez Tarifverbandlungen im Malergewerbe berlchtet W. T. S. joigendeg: Am JT. und 8. Februar 1918 haben im Retchawirtschaftsamt unter der Leitung des Seheimen Ober— regierung att Siefart Verhandlungen jwischen dem Haupt⸗ beiband deutscher Arbeitgeber⸗Verbände im Malergewerbe und dem Bund deutscheꝛ: Derorasiongmaler einerseits und dem Verband der Maler, Lackierer, Anttreicher, Tur cher und Weißdir der Deunsck⸗ landz, dem Zentralverband christlicher Maler und verwandter Beruft= angeböriger Deutschlandz und dem Scewerkverein der Maler, Lackierer, Anstreicher und grapbischen Berufe Deutschlands (pirfch. Dun cker) andererseits stattgelunden. Die Verhandlungen, die beiderft ig in versöhnlichem Geiste und mit vollem Verftändnis für die gegenwäitigt Lage der Verhältaisse gefübrt wurden, haben ku einer vollen Verstäs digung geführt, die allerdings noch der Genehmigung der zuständlgen Verbandeste len bedarf. Rach ker troffenen Vereinbarung werden der Reichtztarifbertrag für dag Malergewerbe und die übrigen Abkommen zwischen den geJannten Verbänden, unveraͤndert big zum 15. Februar 1919 verlängert. Die Gehilfen erhalten vom 15. Mars 1518 an elne Reue hdritte⸗ Teuerungtzulage, die in Staäßten von mebr alg 109 000. Ginwobnern 15 3, im übrigen 16 3 für die Arbeitestunze betragt. Auf diele Zulage werden die seit dem 1. Oktober 1917 vereln karten Sonderzulagen angerechnet. Am 1. Jugi 1913 trin eine weltere allgemeine Erhöhung der Teuerungt⸗ julagen um 5 g ein. Vrrbandlungen zwischen den Gebilfenverbänden und dem Westdeutschen Malerverband slehen unmittelbar bevor und scllen gleichfalls im Reichawirtscheftaamt stattfinden.
Theater und Musik.
Deutsches Theater.
Das Deutscke Töcater kot am Sor nabend cine fein abgetönte, fesselnde Neuaufsũhrung von Tol stojss . Macht der Finsternis“. Gleich cinem Schlammvulken, der aus dunklen Tiefen hervorbricht, wirkt das alle Nachtseiten der russischen Vollsfeele enthüfsende Stic don der Bühne berab. Meineid, Di ppelmord, zugelsofe Sinnlichkeit, Trurksucht: alleg das zieht in kraffen Sienen an ung vorũber, so daß wir, überwältigt von den furchtbaren WVꝛirklichkeltebildern, um das Gefütl, einem Kunstwert gegen überzuste ben, oft ringen müssey. Und dennech fällt in das schreckeng volle Dunkel bon Schuld und grausamkritsirächtiger Geschrärttheit ein Licht aut des Qlchterg innerster Seele. Am hellsten umleuchtet es die Gestalt des alien Alim, des rechtlichen Mannes voll schlichten Gottegalauberg. Aber auch auf dem unschuldigen Kinde Anjutka und auf der armen, in ihrer Liebe betrogen Marina liegt ein Straki von diesem Licht. Immer wieder jedoch erstickt es in den dicken, gif(igen Nebeln, von denen die Houptgestalten umwogt erschelnen. Max Reinhardt hatte eine Aniahl srintr besten schauspielerischen Krästz gufgebotr, um das Stück den Zuschauern nahe zu bringen. Den gewisfsenlosen dörflichen Herzensbrecher Nikita, um deflentwillen die Sckuld in dem reichen Bauernhause des Flott ibren Einzug bäli, spielte Alexander Moi si. Er wurde den wachselnden Regungen, die von der See den leicht? sinnig ⸗schwachen Birschen Geßtz ergcetfen, in vollem Maße gerccht Gine gewisse weltgewandte Ueperlegenbelt, die er jut Schal irng, ließ es glauhhast erscheinen, das ihn die Liebe der Frauen verfolgt.
Anissia, die Giftmörderin aus Liebe, wurde von Lücle dargestellt. Auch sie bot eine abger endete, böchst 2 Doch glaubte man ibr das schlechtbin Tolstoss in dieser Gestalt veikörvert hat, nur in blicken beftiger Ausbrache der Leldenschaft. gedeiht ihre Kunst besser. Adele Sar , Nat or wörkte dagegen durchweg überzeugend. Die äußerliche Freundlicht-n dle sie der Verführerin jum Bösen zu geben wußte, erklärt ⸗˖ hren Einfluß auf die anderen und ließ sie, in der das erfte Verbrechen z boten wird, lehenswirklich ersch nen. Durchaus echt mute auch Auguste Pünkösdy als kultna ar, gbwohl Stumpf, , er Güte, auch diele alt einseinig beherr ene Thim bol die Rolle der arina cine treffllche Gelegenbeit, ihre * uin Begrenzung starke und innerliche Begabung zu betätigen. Gine von kindlichen Reiz umfloffene Anjatka war Else Gckersberg. ar Pallenberg schuf in dem alten Atim eine ergreifende, mit Einelbelten fast bereich ausgestattete Gestalt. Auch Ferdinand Gregori (Pjon und Ezuard von Binterstein (Miltrstsch) machten sich um das Ge. lingen deg Abends verdient. Die sorgfältig ausgearbeitete, von der außeren Austattung wirksam unterstützt: Aufführung geböite fu den gelungensten der Reinhardtschen Bühnen in diesem Rinter.
Berliner Theater.
Diesmal wird die von den Hauedicktern Bernauer und Schanzer gemeinsam mit dem Komponisten Walter Kollo gi schaffene Neuheit: ‚Blitzblaues Blut“ als Operette beielchnet im Grunde tft se aber, wig hre Vorgänger auf Lerselben Buhne, eine Posse mit Gesang. Die Erstaufführung, die am Sonnabend stan⸗ fand, brachte den nach bewährtem Rezept r, Werk den erstrebten, viele Wꝛederbolungen verbürgenden Erfolg. Dandlung ist von vornberrin durchsichtig, errät man doch gleich, daß der Sohn deg Grafen Entzendorff und die Tochter des Grafen Mertzendoiff, die sich in trotziger Auflehnung gegen den. Willen der Gltern nickt beiraten wollen, zulctzt doch eln glückliches Parr werden. Vie Umwege, die za diesem Ziel fübren, bllden den Gegenstand der drei langen Akte, in deren Verlauf Ver— lleidungen und lustige Verwechselungen, ju denen eme findige Detektivia und eine derborgen gehaltene Klavierlehrerin das ihrige beitragen, den Gang der Erelgnisse becinflussen. Die Mull durchdilngt die Handlung nicht, wie das in der Operette gefordert werden muß, sondern läuft neben ibr ber, d. b. dle Gesangz—⸗ und Tanmummern haben den Charakter musikaltscher Einlagen. 3 enthalten nette Ginfälle und weisen da, wo wan Sekanntes anklingen bört, doch nur auf frübere Arbeiten Kollos zurück. Die Auf— führung, die sehr geschmackvoll ausgestattet war, rückte alles ing gänstigfte Licht. Sewandt und liebenswürdig gaben Ln Fiohr und Emil Bisson das junge gräfliche Paar, und Glse Bztticher war eine ebenso anmutige wie drollige Detekiivin. Ueberaug komisch wirkten ferner Julius Dewald, als verkleidete K lavterlebrerin und Frieda Richard als stotternde echte Klavierlehrerin fowie Paut Rehkopf ali alter Graf Mentzendorff.
Im Königlichen Opernhause wird morgen, Dienzlag, Leo Blecht Rappelkopf. unter der persönllchen Leitung des Komponlsten mit den Damen Dux, Escher und den Herren Unkel, Bohnen, Schlusnus und Henke in den Hauptrollen aufgeführt.
Im Köntgltchen Schaujpielhause wird morgen Hanz Müllers Schausptel Königen in der gewohnten Besetzung gegeben.
Prof-ssor Marcell Saler wied seine „Heiteren Abende im Schillersaal des Schillertheaters Charlottenburg bit Dienttag, 26. Februar, fortsetzen.
Nanning faltiges.
Ueber Menschkenb konomie und Menschenverschwen⸗ dung“ spricht der Peofessor Dr. S. P. Altmann -⸗ Mannheim am Mittwoch, den 13. d. M., Abends 7 Ubr, in der öffentlichen Haupt. versammlung der Zentrale für private Fürsorge im Buücger saal des Berliner Rathauses.
Kiel, 9. Februar. (W. T W.) Heute mittag erfolgte hier die feierliche Grundsteinlegung für das neue Heim des Könta—⸗ lichen Instituts für Seevertehr und Weltwirtschaft an der Christian Albrecht ⸗Naiversität in Kiel (. Kasser Wiibelm Stiftung“). Anschlteßend an die ,, . folgte Nachmlttaas in Anwesenheit zahlreicher geladener Gäste in der Aula der Universitãt ein Festakt, bei dem der Gebeime Regierungfrat Professor Dr. Harms, Dicektor des genannten Instltuts, die Fe stre de hielt.
Paris, 10. Februar. (W. T. B.) Franjösische Blätter melden aus . daß eine Feuer sbrunst die doꝛtige Baum⸗
wollfabrik mit allen Vorräten vernichtet habe; der Schaden über⸗ steige zwet Milltonen Franken.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.) — — — — —— —— —— ;
Hoͤfll ech .
Theater.
Kunigliche Schanspiele. Dienstag: Opernhaus. 42. Dane bezugsporstellung. Dienst. und Freiplätze sind aufgehoben. Nuter periönlicher Leitung des . Rappeltopf. Berl ner Fassung von „Alpenkönig und Menschenfeind'.) Oper in drei 3 zügen nach F. Raimund den . Batta. Mustt von Leo Ble Spielleitung: Herr Bachmann. Anfang 75 Uhr.
Schausplelhaus. 43. Dauerbejugszvorstellung. Dienst:. und Frelplätze sind aufgeboben. Könige. Ein Schauspiel in drei Auf⸗ ann von Dans Müller. Spielleitung: Herr Dr. Bruck. Anfang
r.
Mittwoch: Opernhaug. 43. Dauerberuggvorssellung. Dienft⸗ und Freiplätze sind aufgek oben. Der fliegende Holländer. Ro⸗ . Sper in drei Akten von Vlichard Wagner. Anfang
r.
Schausplel haus. 44. Dauerbeiuggborstellung. Die Raben⸗ steinerin. Schausplel in vier Akten? von EGrnst von Wildenbruch. Spielleitung: Herr Dr. Bruck. Anfang 79 Uhr.
me,,
Familiennachrichten.
Verlobt; Frl. Else Schoelling mit Hrn. Rittmelster Hein bon
Uechtritz und Sielndirch (Georgenborn, Wald hausen). s
Geberenz Sin Sohn: rn. Legationsrat älbert von Klenlm
Stockholm). — Hrn. Major Walter von Buch (Berlin) ö
ine Tochter; Hrn. Reglerungsrat Dr. ülfred Thal HGreilan
Gestorb en: Hr. Generalleutnant 3. D. Albrecht Graf don Blumen bal (Frankfurt a. D.) .
—
Vermtwortsicher Schriftleittr: Dbrektor Dr. Tyr el, Cherhottru kerl Verantwartliq ir den Anger fete l Der Kor fte hr. . Gela stetehh technungsrat Mengering in Banlin. ;
ö,. Geschäftsstelle Mengering) in .
Druck der Norddeutschen Buchdrugerrel Und Berlagaan r Her fn, ilßcimstreze ,,, .
Fünf Beilagen.
Mr 36.
. Erste Beilage zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.
EHS.
Berlin, Montag, den 11. Fehrunr
** wa.
——
Nichtamtliches.
Polen.
Am 6. Februar erschien zum ersten Male die polnische Staatszeitung, genannt „Monitor Polski“, die einen amt— schen und einen nichtamilichen Teil enthalten wird, zur Ver— zffentlichung von Gesetzen dienen soll und auch die wichtigfsten Jachrichten bringt. In der ersten Nummer wird das Gesetz, betreffend den Staatsrat des Königreichs Polen, und die Wahl⸗ zrdnung dafür veröffentlicht.
Die Polnische Regierung erläßt aus diesem Anlaß, wie „Wolffs Telegraphenbüro“ meldet, folgenden Aufruf:
ndäleute! Wir haben auf unsere Schultern die Last der cberlten 6 ewalt im Polnlschen Staate in der liefen Ueberzeugung zbernommen, daß die Stütze und Quelle dieser Gewalt im Volfe slegt, welches während der mehr als hundertsährigen Kwöchtschaft, pie während des jetzigen Erteges bewies, daß sem un— tischütterliches Verlangen Fer Besitz eines eigenen unabtängigen Giäateg ist. Wir wünscken unsere enge Verbin dung ' mit dem Volk und keinen Besttebungen auszudrücken durch eine näöglichst schnelle Berufung einer auf eine demoktratisch- Grund— sgse gesfützten nationalen Vertretung, des ersten Landtages beß Poinischen Staates selt Jahriehnten. Der Landtag wird der Köcher sein, durch den die Nation ihren Willen in den wichtigsten shre Zukunft, betreffenden Fragen offenbaren wird. Damit diese sage mönllchst schnell günstig erledigt werden kann, muß eig Gesetz trlassen werden, zoelcheg die Art der Berufung des Landtages und die Grundsätze seiner Zusammensttzung und Verfassung vorschreibt. Den durch unsere Regierung bearbeiteten Entwurf eines solchen Ge— sthes werden wir dem Staatsrate zur Erörterung vorlegen, der autz Verftetern aller Schichten der Bepöllerung und aller Richtun zen des polltichen Gedankeng besteben wird.
Das in der ersten Nummer der polnischen Staatszeitung netöffentlichte Gesetz, betreffend den Staatsrat des König⸗ reichs Polen, enthält 33 Artikel, deren wichtigste im Auszug, wie folgt, lauten:
Artikel 1: Ver Staatsrat des Königrelchs Polen mit dem Eh in der Hauptstadt Warschau wird im ganzen aus 110 Mit. slledern bestehen. 2. 12 Virilmitglieder; b. 5h gewählte Mitglieder; ez vom Regentschaftsrat auf Antrag des Ministerpräsfidenten er— nannte Mitglieder. .
Artikel 2: Virllmitglieder des Staatgrates sind: a. 6 13misch⸗ lalhollsche Diözesanbischöfe; b. der Generalsuperintendent des evan— zellch, augsbungischen Bekenntnisses; C. der Superintendent deg tdangellschereformierten Bekenntaisses; d. der an Jahren älteste staelltishe Rahbiner Warschaug; 8. die Rektoren der Unkversität md der technischen Hochschule in Warschau; (t. der erste Präsident des obersten Gerichtes.
Artikel 3. Dle gewählten Mitglieder deß Staatgratg und je th Virtrgter werden durch die Stabtverordnetenhersammlungen der⸗ iglgen Städte, welche von den Kreistagen unabbäungige Selbst— n mr. bilden, und durch die Kreistage gewählt (Warschau 6, on 3, Lablin I).
Utttkel 4: Zum Mitglied des Staattzrats kann gewählt und nman werden jeher Bürger des polnischen Staats, welcher männ— lihen , ist, im Gebiet des Generalgoupernements Warschau we Kiblin wohnt, daz 30. Lebensjahr vollendet hat und der polni— schn Eprache in Wort und Schrift geläufig mächtig ist.
liitkel 6: Vie Wahl ist gebeim. ⸗
Artikel 12: Falls die Wabl in der betreffenden Stadt⸗ bethdnetenversammlung oder in dem betreffenden Wablbeiirk in der poieschritbenen Zeit nicht zustande komm), so ernennt der Regent— Haftet an Stelle der zu wählenden Staatzratsmitglieder dfese Mitglleder auß den Einwohnern der betreffenden Stadt oder des be— hiffenden Beiirkg. Da die im Lande beftebenden pontischen Partelen ncht alle seine Bewohner umfassen und der überwtegende Teil der Hfbölkerung außerhalb ihrer bleibt, waren wir der Ansicht, baß die Echaffung des Staatératg auf der Grundlage von Pnrrteiverttetungen mer blllig noch möglich wäre. Wir beschlofsen daber, den Stabt— zien und Kreistagen das Recht der Wahl von Mitaliedern des Elnatzrateß anzuverirauen, und behtelten uns, indem wir ns. davon Rechenschaft geben, daß die Stadträte und gresgtage nicht alle Landtsbewohner im gleichen Maße vertreten, dag hiicht der Ernennun ) des übrigen Telleg der Staatzrattmit lieder vor, im so die Vertretung aller Schichten des Volkes zu vervollständigen
d Lute jujuniehen, deren Änsichlen im Hinblick auf Ihr Wissen und
bie, Cifahrung gebt? werden müssen Ver Staatsrat wird zur sichten Aufgabe die Beschlußfassung über das Landtagsgesctz urter treuer Bewahrung der demokratsschen' Prinzipien haben, worauf wir zen polnsschen Landtag gestützt sehen wollen,. Spoßald' er nur diefe ) hct ärbeit bolienpet bat werden wir alle Bemühungen gufwen gen, ant daz Landtagegesetz ohne Verzug erlassen und die Wahlen zu ihn: . e. tikel 14: Der Regentschiftsrat beruft und eröffnet den Etannzrat vertagt und sch en se ine Sessionen. e Artikel 19. Dem Regen tschaftocat⸗ steht das Recht zu, den tanta aufüuiösen. ñ Artäkel 15. Die Mitgll⸗der des Staatgratz dürfen wegen n dwelchr Abstimmung im Stanterate oder in den Kommissionen ) taur, Verantwortugg' gejogen werden. Für ihr Perhalten und g Etklärungen im Staaigrat und. in den Kommissionen sind sie t zem Staatgrat verantwortlich ute ir lei 17: Für die Teilnahme an den Sitzungen des Staatgz⸗ it und der Kommi sstonen erhalten die Ptitalisder 25 Ss läglich, nnn die Mitglieder, welche in Wuschazu wohnen und em . aug Staa gkassen bezlehen. . u Ger lee! U8: Der Regentichaftatat ernennt den Vorsttzenden . natörates, welcher den Titel Staatgraismarschall fäbrt; die Eier uns des Maischallg sowte die Wahl der Viz-marschälle und I ürt, gelten für die ganle Bauer det Bestehens des Staatgrates un pa mm niit des eisten Landtaget. sasun ltel 20: Der Staatzrat han nach Maßgabe des Ver⸗ u ü palin vom 12. September 1917 an der Gesetzgebung mit⸗ rich He bel order über den Entwurf „iner Verfassung deg König⸗ limmet iel e , die Bildung elnetz Senatg und einer Landboten— . eßen un r fl 22: Mit dem im Artikel 2 des Pitents vom 1 Sy⸗ ; ausgedeückten Voibehalt hat der Staatgrat dag Recht, k e f n, 8 . 23: a bom Staatzrat beschlossener Entwurf, welcher die ohen be nigung des Regentsbaftsraig erhalten bat, kann b, sibungiperiode nicht auf Initiative des Staats
lnlelhen . Ohne Zäastlmmung des Staatsrats därfen weder velche den gen mmen, noch Verpflichtungen eln gegangen werden,
rte rel chen Stag hesaften. umte 8 26. Der Minifterprasident bend. der von ihm dazu nindestenz . ijt verpflichtet, nuf Jaterhellallo ien, wesch: von 9 Mitalledern de; Staatsrats unterzeichnet sind, zu
Artikel 27: ist die Anweseaheit erforderlich.
Artikel 28: Die Okfupationgbehzrzen sind befugt, ihre Int ressen in den Stitzuagen des Staatsrates und dessen Kommissi nen durch hre Organe vertreten zu lassen.
Artikel 30: Die Sitzungen dts Staatsrates siad öffentlich. Gebeime Sitzungen ordnet der Marschall an auf Verlangen ker Ie gierung oder infolge Beschlusses dez Staatsrates.
Artikel 31: Dec Staatzrat hört auf ju bestehen mit dem Augenblick des Zusammentrittes bes ersten Landtages.
Da der Aufvau des polntsche! Staates den Eriaß einer Reibe keinen Verzug dulden der Gesetze fordert, wird der Staatsrat, bevor der Landtag jusanmentritt, sich mit der Beschlußfassang über die Gesetze befassen, die die Regierung und er selbst für die dringendssen halten werden. Wir fordern aiso alle Söhne unsercg Vaterlandet, welche zur Stimmabgabe bet den Wahlen berechtigt sind, sowie die jenigen, die ducch Wahl orer durch unsere Ernennung zur Mitarbeit im Staatgrat berufen werden, auf, un sere Bemübunqen unterstützend, ihre Bürgerpflicht zu erfüllen, eingedenk der schweten Verantwortlich. keit, welche auf uns alltn in diesem über daz jukänstige Geschick Polens entscheidenden gesch chilich' Augenblicke liegt.
Unterzichnet: Ecibischof Alexander Kakowski, 26
Jan
Ostrows kt, Zeyklaw Läabomirstt, Ministetpräsident Kucharzewakz.
Die offiziöse „Wojeni Iswestija“ meldet aus Babadag vom 8. d. Mts., daß die polnischen Legionäre die Verein i⸗ gung des Gouvernements Mohikew mit Polen ver— kündet haben.
Großbritannien und Irland.
Lord Beaverbhrook ist nach einer Reutermeldung als Nachfolger Sir Edward Carsons zum Propagandaminister er— nannt und mit dem Amt der Kanzlerschaft des Herzogtums Lancaster, das früher Lord Cawley inne hatte, betraut worden.
. Amtlich wird mitgeteilt, daß die Sperre der hollän— dischen Kabel vorläufig aufgehoben worden ist.
— Der Nahrungsmittelkontrolleur Lord Rhond da hat, wie „Wolffs Telegraphenbüro“ meldet, Anfang Jamiar folgendes, in England nicht veröffentlichtes Telegramm an den amerika— nischen Nahrungsmittelkantrolleur gerichtet:
„Ich sehe die Lage mit schwerer Sorge an. Ich babe wiederholt öffentlich und privailm gesagt, raß kein Grund für (ine augenblick liche Aufregung besteht, wiewohl alle Veranlassung für strenge Spar. samkeit und Voisichtsmaßregeln vorliegt. Viese Aeußerungen sind verschledentlich in die Eiklärung verdräht worben, daß in Graland und Frankreich massenhaft Lebensmittel vorhanden seiten. Tatsächlich kann die Lebensmittellage hier und, wie ich höre, auch tn Frank= reich jetzt ohne Uebertreibung nur altz kritisch und beforg nig— erregend bezeichnet werden.“
Frankreich.
Die Kammer verhandelte am Freitag über eine Inter—⸗ pellation Renaudel, betreffend die Handhabung der Militärjustiz.
Unter großem Beifall selner Parteigenossen führte Renaudel laut Bericht des. Wolffschen Telegraphenbürcs“ aus, wenn Clemenctau in Unkenntnis des französischen Gesetzes gehandelt habe, müsse er wegen grober Unwissenheit eines seiner Mitarbeiter im Kriegsmini⸗ sterium abdanten. Der Untersiaatasekretär Ignace kestritt nameng der Regierung, daß Unrtgelmäßigketten vorgekemmen seien. Renau del dagegen verlangte entschieden eine parlomentarische Unter⸗ suchung. Der Führer der Minderbrit Moutet ertläcte, die Regte— rung stütze ihre Politik ausschließlich auf daz Keiegsgericht. Wer den Mut zur Verdaftung Malyys uad Caillaux' besessen habe, solle zum mindesten eben songtel Mut aufbringen, um zeststellen zu lassen, ob die Regierung das Recht verletzt habe oder nicht. (Beifall auf der äußersten Linken.)
Der Ministerpräsident Clemenceau verlangte die Ab⸗ lehnung des sozialistischen Antrags und Annahme der einfachen Tagesordnung. Er stellte die ausdrückliche Vertrauensfrage. Die einfache Tagesordnung wurde mit 395 gegen 113 Stimmen angenommen.
— Nach einer Meldung der „Agence Havas“ fand vorgestern eine nationale Kundgebung, der großen französischen Ge— sellschaften für die Heilige Einigkeit in der Sorbonne in Anwesenheit des Präsidenten Poincaré und unter dem Versitz des Kammerpräsidenten Deschanel statt. Sämt— liche Mitglieder des diplomatischen Korps, die Mitglieder des Instituts sowie Vertreter Elsaß-Lothringens waren zugegen. Deschanel eröffnete die Sitzung mit einer Ansprache, die mit, folgendem Gelöbnis Frank— reichs schloß:; „Wir schwören angesichis der Soldaten von der Marne, der MNser und von Verdun, die Waffen erst niederzulegen, bis das Recht gerächt, bis das seit vierzig Jahren gegen die Freiheit der Welt vorbereitete Attentat bestraft und bis Belgien., Serbien und Rumänien befreit und Frankeeich die ihm 1870 und 1914 entrissenen Gebiete wieder zurück— gegeben sein werden.“ Nach weiteren Erklärungen in dem⸗— selben Sinne, die von Anwesenden, u. a. von Ernest Lavisse und Albert Thomas, abgegeben wurden, erklärte der Marine⸗ minister George Leygues im Namen der Regierung unter allseitigem Beifall: n
„Wir sind hier versammelt, um den Pakt der Clnheit zu er— neuern und um von neutm vor der Welt den unbeugsamen Willen zum Siege zu bekräftigen. Bet allen Kriegführenden wird hinter der Front eine gewaltige Schlacht geschlagen. Sle kann entscheidend sein. Der Feind weiß, daß er militaͤrisch den Krieg verloren hat. Gr bemüht sich nun, den Sieg durch seine Diplomaten und durch dite Agenten für Flaumacheret und Verrat zu gewinnen. Der Kampf, an den (inneren Fronten hat begonnen. Vie soßtalen Rüstungen, die volittschen Eiarichtungen, die wirtschaft. lichen Kräfte und die Tüchtigkeit der Einzelnen sind im Begriffe, sich lin Kampfe zu messen. Jedez Volk trlit völlig in ein Helden zeitalter ein und kämpst um sein Schicklal., Frankreich wird fich nicht beugen in seiner ruhigen glühenden Enischlossen beit und Zuver⸗ sicht. Es wird unerschütterlich bletben. Frankreich hat die Welt in Staunen versetzt, weil die Welt es nicht mehr kannte. Ez hat sich ibr mit einem Schlage in dem ganzen Glanze seiner Ver— gangenheit enthüllt. Das Volk, das man frivol nannte, ist das ernseste in den Stunden der Sammlung und daß am meisten edlen Dingen hingegebene, das, dessen Gedanten sich zu den Höchstzielen aufschwlngen, die da; Leben veredeln und die Menschbeit besser machen. Vaz Volk, daß man für erschöpft und vergangenheitzmüde, zu beladen mit Stürmen und Ruhm nannte, besitz eine ungeheure innere Stärfe, fs tst ein Volk, dessen Gente, Kraft und krkegerische Tugenden sich mit jedem Geschlecht erneuern und bei jeder Prüfang zutag? neten.“
Zur Gültigkeit der Beschlüsse des Staatsrals von mlnzestens der Halfte selner Mitglleder
Nußland. Der verschärfte Kriegszustand ist, wie „Aftonbladet“ St. Petersburg meldet, über ganz Rußland verhängt worden. Pest und Cholera breiten sich aus. Die Sterblichkeit ist auf eine schreckliche Höhe gestiegen, in St. Petersburg sterben täglich 600 Menschen. Neue Unruhen finden statt.
Nach Meldung des „Svenska Telegrambyran“ erzählen Reisende nach St. Petersburg, die bei Wilppula, einer Sialion nördlich von Tammerfors, genötigt wurden, nach Tornen zu— rückzukehren, daß Tam mer sors am Freitag von der Weißen Garde erobert worden sei. Zwischen Tornea und Uleaborg sind die Eisenbahn- und Teiegraphenverbindungen jetzt offen. Ueber die Kämpfe um Uleaborg liegen Einzelhelten vor. Dle Weiße Garde zählte 700 Mann, die Rote Garde 2500, von denen 100 Russen waren. 1300 Mann davon wurden gefangen ge⸗ nommen. 23 Wagenladungen Gewehre, Granaten und Munition wurden erbeutet. Während des Vormarsches der Weißen Garde von Gamla Karleby nach Uleaborg wurde Brahestad nach einem Kampfe von zwanzig Minuten genommen. Die Weiße Garde hat jetzt auch die Oberhand in Wiborg. Darauf deutet die Tatsache hin, daß der Eisenbahnverkehr zwischen St. Petersburg und Wiborg aufgehört hat.
Nach einem Radiotelegramm vom Distriktsrate in Wasa kapitulierten die Roten Garden in Kuopio am 8. Februar. Mehr als 500 Rote Gardisten wurden gefangen genommen. Von der Weißen Garde wurden 8 Mann getötet und 19 verwundet. Von der Zivilbevölkermng wurden vier Personen getötet. Bei St. Andree in Karelen eroberte die Weiße Garde sechs Schnellfeuerkangnen, 12 Maschinengewehre, große Mengen Munition und Lebensmittel, ein Schiff, Automobile und Ge— wehre. Auf den übrigen Fronten zieht sich der Feind plündernd und brennend zurück.
Niederlande.
Das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten teilt bem „Haager Korrespondenzbüro“ über das neue Handels abkommen zwischen Holland einerseits und den Ver⸗ einigten Staaten von Amerika und den mit ihnen verbündeten Regierungen andererseits folgendes mit:
Man kann sich die Grundlagen dieses Abtommens in großen Umrissen so vorstellen, daß Holland die Möglichkeit eiöffnet wird, fich Zuführen zu verschaffen, Tie aber augesichts des in der ganzen Welt herrscheaden Mangeltz an Rohprodukten beschränkt bleiben. Für den Transport dieser Rohprodukte und den Transport niederländisch-⸗sndischer Pcodukte werden nieder ländlsche Schifte verwendet werden. Außerdem wild ein Teil dis niederlaäͤndischen Schiffstaums in den Dierst der belgischen Bevölkerung gestellt werden. Ver übrig blelbende Schiffe⸗ raum kann von den Verbündeten für Tranzport;wecke außerhalb der sogenannten gefährlichen Geblete benutzt werden. An die Zufuhr nach Holland sind noch andere Bedingungen gekaüpft, die Holland Ver—⸗ bältnis ju anderen Mächten berühren, es ist aber unrichtig, zu behaupten, daß gesordert worden ist, daß Holland die Ausfuhr nach den Gebieten der Mittelmaͤchte vollständig einstelle. Der ganze Fragenkomplex, der bei den Verhandlungen in London zur Sprache kam, wird jetzt hon der Regierung untersucht und ausgearbeitet, um dann in der Form eines endgültigen Abkommens den verbündeten Re— gierungen vorgelegt zu werden. Aug verschiedgenen Sründen er— scheint eö für die restliche Dauer der Unterhandlungen nicht er— wänscht, die Schiffe läager untättg liegen zu lassen, umfoweniger, als die verhündelen Regierungen ertlä4t haben, daß sie nicht bereit seien, por Abschluß eines Abkommen Vorräte nach Holland durchzulassen. Mit Rücksicht auf die obtgen Erwägungen wurde den Rerdera der Schlffe, die in ameritanischtn Häfen liegen, gestattet, ihre Schiffe fär eine Rundreise zu vermieien, unter der Bedingung, daß diefe Reise außerhalb deg sogenannten gefährlichen Gebietes unternommen wird. Außerdem wurde die Dauer der Reise auf höchstens 90 Tage be— schränkt und alelchleltig ausbedungen, daß eine genügende An— zahl von Schiffen so kurze Reisen unternehmen soll, daß sie, falls inzwischen eln Abtommen zustande kommt, für Transporte nach Holland jur Verfügung stehen. Zwei Schiffe, die ‚Zeelandta“ und die Samninha“ werden sosort ihre Reise nach Holland fort— setzen können. Zum Schlusse wird erwähnt, daß die Rundtetse, die den holländischen Schiffen gestattet ist, nichts mit den in den Blättern veröffentlichten Bedingungen zu tun hat, unter denen das amerikanische Kriegshandelsamt gestattet hat, neutralen Schiffen Bankerkohlen und Schiffspropiant zu liefern. Diese Bedingungen konnten in ibrer jetzigen Form von den Uiederländischen Reedern nicht unterzeichnet werden, und her niederländische Gesandte in Washington wurde nach Rücksprach: mit den Reedern beauftragt, dafür zu sorgen, daß die Bedingungen für die oben erwähnte Rundreise nicht in An- wendung kommen und daß das Kriegehandelsamt sich bereit erklärt, einige Abänderungen in Erwägung zu ziehen, durch die diese Be⸗ dingur gen der eigenartigen Lag“, in der sich die niederländischen Reeder der Schlffe befinden, gerecht werden.
Türkei.
Der ehemalige Sultan Ab dul Ham id ist laut Meldung der „Agentur Milli“ gestern an Lungenentzündung gestorben. Ein kaiserliches Irade ordnet die Leichenfeierlichkeiten für heute an, wie sie einem Herrscher gebühren.
— Die schwedische Militärmission unter Führung des Obersten Ackermann ist in Konstantinopel eingetroffen und vorgestern vom Sultan im Palais von Top Kapu empfangen worden.
Rumänien.
Die Bukarester Zeitungen melden amtlich, Ministerium demissioniert hat.
Nach einer Havasmeldung aus Jassy hat der König den General Averescu mit der Neubildung des Kabinetts beauftragt.
daß das
Bulgarien.
Eine Abordnung aus der Dobrudscha wurde, wie die „Bulgarische Telegraphenagentur“ meldet, dieser Tage im Hauptquartier vom Generalissimus Schekow empfangen, dem sie das innige Streben der Bevölkerung der Dobrudscha, sich mit Bulgarien zu vereinigen, sowie ihre unerschütterliche Entschlossenheit, für die Verwirklichung dieses berechtigten Wunsches unermüdlich zu kämpfen, zum Ausdruck brachte. Der Generalissimus dankte in warmen Worten für die patriotischen Gefühle der Abordnung und erklärte, die bis⸗ her von den unteciochten Landsleuten für ihre Befreiung ge⸗
brachten großen Hpfer seien eine sichere Bürgschaft dafür, daß
das bulgarische Volk in Waffen bis zum Ende für die Ver—