Bekanntmachung.
Die Liquidation des in Deutschland befindlichen Ver⸗ mögens der Firma James Keiller C Son (Germany) Ltd. in London, insbesondere ihre Zweigniederlassung in Tangermünde, ist beendet.
Berlin, den 4. September 1918.
Der Minister für Handel und Gewerbe. J. A.: Neuhaus.
Bekanntmachung.
Gemäß 8 46 des Kommunalabgabegesetzes vom 14. Juli 1893 (GS. S. 1652) wird hiermit zur öffentlichen Kennmis gebracht, daß der im laufenden Steuerjahre zu den Kommunal—⸗ abgaben einschätzbare Reinertrag aus dem Betriebsjahre 1917/18 bei der Kreis Altenaer Schmalspurbahn auf 69 500 6 festgesetzt worden ist.
Elberfeld, den 4. September 1918.
Der Königliche Eisenbahnkommissar. J. V.: Sabarth.
A
8 ug aus der Tagesordnung für die am 19. Oktober
8 18 in Breslau stattfindendezordentliche Sitzung des Bezirkseisenbahnrats Breslau.
1) Anträge, betreffend Fahrplanänderungen auf, den Strecken n . — Eichenried — Jarotschin, Landeshut (Schlesien) — 3 Breslau . Bhf.—Hirschberg (Schlesien) sowie im oberschlesischen Industriebezirk. - h. .
2) Vorlage der Eisenbahnverwaltung, betreffend Aufhebung der besonderen Tarifermäßigungen für Erze,. Brennstoffe und sonstige Rohstoffe der westlichen und östlichen Schwerindustrie
3) Vorlage der Eisenbahnverwaltung, betreffend Beseitigung der Augsnahmetarife für Holz.
Breslau, den 5. September 1918.
Königliche Eisenbahndirektion. Malllison.
Bekanntmachung. Das Handelsverbot gegen die Gemüsebändlerin Ehefrau Hhilipp Ivens, Oberhausen, Rhld., Nordstr. 28, vom 31. Mai 9l8 wird hiermit aufgehoben. DOberhausen, den 2. September 1918. Die städt. Polizeiverwaltung. Der Oberbürgermeister. J. A.: Dunckel.
Bekanntmachung.
Auf Grund der Bundesratsverordnung vom 23. September 1915 ift dem Händler Fritz Minnich, Kleinerwerth 2 wohnhaft, wegen Unzuverlässigkeit jeder Handel mit Nahrungs- und Genußmitteln und mit sonstigen Gegenständen des täg- lichen Bedarfs wegen Unzuverlässigkeit unte rsagt worden. — Die Kosten dieser Bekanntmachung hat Minnich zu ragen.
Barmen, den 28. August 1918.
Die Polizeiverwaltung. J. V.: Köhler.
Bekanntmachung.
Auf Grund der Bundesrats verordnung vom 23. September 1915 (RGBl. S. 613) zur Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom ö wird den Markus Lenneberg in Remscheid, Bismarck traße 14, der Handel mit Gegenständen des täglichen Bedarfs unter Auferlegung der Kosten der Veröffentlichung untersagt.
Remscheid, den 3. September 1918.
Der Oberbürgermeister. J. V.: Gertenbach.
Be an nt mn.
Auf Grund der Bundesratsverordnung vom 23. September 1915 (RGBl. S. E603) zur Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom andel wird der Ehefrau Jakob Buchem in Remscheid, Kremenholl 9, der Handel mit Lebensmitteln und Gegen— ständen des täglichen Bedarfs unter Auferlegung der Kosten der Veröffentlichung untersagt. Remscheid, den 3. September 1918.
Der Oberbürgermeister. J. V.: Gertenbach.
(Fortsetzung des Amtlichen in der Ersten Beilage.)
Nichtamtliches
Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 7. September 1918.
Im Auswärtigen Amte sind gestern die Ratifikations⸗ urkun den zu den am AN. August unterzeichneten deutsch⸗ russischen Verträgen, nämlich dem Ergänzungsvertrag
m Friedensvertrag sowie dem Finanzabkommen und dem
rivatrechts abkommen zur Ergänzung des deutsch⸗russischen ger rr gs, ausgetauscht warden. Der Wortlaut der
erträge ist nach der „Norbdeutschen Allgemeinen Zeitung“ in der 1. Beilage zur heutigen Nummer des „Reichsanzeigers“ veroffentlicht.
Der Königlich Bayerische Gesandte Graf von Lerchen⸗ feldt ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Leitung der Gesandtschaft wieder übernommen.
Luxemburg.
Nach einer Meldung des „Wolffschen Telegraphenbüros“ ist das Kabinett Kauffmann, nachdem die Kammer der Regierung mit 26 gegen 24 Siimmen das Vertrauen versagt hatte, zurückgetreten.
Oesterreich⸗Ungarn. Der Staagtssekretär des Deutschen Auswärtigen Amtes, . ist vorgestern mit Hegleitung nach Berlin zurück— gereist.
— In den vorgestrigen Besprechungen der deutschen Ab geordneten wurde, wie die „deuisch⸗böhmische Korrespondenz meldet, die wenig entgegenkommende Haltung der Re⸗ gierung gegenüber den Deutschen in den Alpen⸗ kändern, beireffend die Einschränkung der südslawischen Werbetätigkeit, hervorgehoben. Es habe den Anschein, daß unter dem Ministerium Hussarek die südslawische Werbe— tätigkeit wieder in verstärktem Maße einsetzte.
Polen.
Der „Monitor Polski“ veröffentlicht die Verordnungen, in denen die Vertagung des Staatsrates mit dem Rü ck— tritt des Ministerpräsidenten Steczkowski in Zu— sammenhang gebracht wird. Durch die Verordnung vom 5. September wird der Staatsrat auf Grund des Artikels 14 des Gesetzes vom 4. Februar 1918 vertagt; in der aleichzeitig erlassenen Verordnung des Regentschaftsrates bezüglich des Rücktritts des Ministerpräsidenten Steczkowski heißt es:
Sie haben, durch Ihren ungünstigen Gesundheitszustand ge— nötigt, ihre Befreiung vom Posten des Ministerpräsidenten und, Finanzministers nachgesucht, Ihr Rücktritt hat die übrigen Kabinetts⸗ mitglieder veranlaßt, uns ihre Portefenilles zur Verfügung zu stellen. Indem wir die Billigkeit der Gründe anerkennen, die Sie zu diesem Schritt bewogen haben, sehen wir uns zu unserem größten Bedauern genötigt, Ihrer Bitte sowie der der übtigen Minister um Enthebung vom Amte zu willfahren.
Unter den Kandidaten für die Nachfolgerschaft werden der Prinz Radziwill, Kucharczewski und Pomorski genannt. Das bisherige Kabinett ist beauftragt, die amtlichen Funktionen bis auf weiteres fortzuführen.
Großbritannien und Irland.
Das „Reutersche Büro“ gibt folgende Darstellung der jüngsten Vorgänge in St. Petersburg:
Am Sonnabend drangen hbolschewistische Truppen in das Ge— bäude der englischen Gefandtschaft ein und töteten den Marine— attachs Kapitän Cromie, der ihnen Widerstand enigegensetzte. Darauf wurde das Gebäude geplündert und alle Papiere ver⸗ nichtet. In London hegt man nun die Befürchtung, daß auch auf die französische Gesandtschaft ein ähnlicher Ueberfall er— folgen werde. Die notwendigen Verteidigungsmaßregeln sind bereits getroffen., und sämtliche Papiere in Sicherheit gebracht worden. Diese Gewalttaten kamen nicht unerwartet, da die englische Re⸗ gierung schon einige Zeit vorher zur Vorsicht ermahnt worden war. Schon am 5. August hatte sich die Sowjetregierung nicht an ibre den Alliierten gegebenen Versicherungen gehalten und auch die inter— nationalen Gebräuche verletzt. Die Mitglieder der englischen und fran⸗ zösischen Konsulate in Moskau wurden verhaftet. Obwohl die meisten offiziellen Persönlichkeiten später durch das Eingreifen neutraler Gesandter wieder in Freiheit gesetzt wurden, scheint eine Anzahl Bürger der Ver⸗ bündeten noch in Gewahrsam gehallen worden zu sein. Die englische Regierung trat sogleich nach Bekanntwerden der Nachrichten mit dem Vertreter der Sowjetregierung in London, Litwinow, in Unterhand— lungen ein und beauftragte ihn, durch Vermittlung der neutralen Vertreter in Rußland der Moskauer Regierung vorzuschlagen, der Abreise der beiderseitigen Gejandtschaften zuzustimmen und die noch in Haft befindlichen französischen und englischen Untertanen in St. Petersburg und Moskau gegen in London weilende Bolschewiti auszutauschen. Ueber die Bedingungen sei auch im Prinzip eine Einigung erfolgt. Die Bolschewiki verlangten darauf, die , T, der in Frankreich noch, hefindlichen russischen Soldaten als Bedingung für die Außerhaftlassung der Zivilisten in Rußland. Die franzoͤsische Regierung ertlärte sosort ihre Cinwilligung mit diesem Vorschlage. Alle russischen Soldaten, die nach Rußland zurückzukehren wünschten, sollten die Abreiseerlaubnis erbalten. Die englische Regierung bot Litwinow sogar an, nach seiner Wahl 25 Russen nach Rußland reisen zu lag g, ohne auf den Schluß der formellen Unterhandlungen zu warten. Die Rückkehr dieser 25 Russen würde auch erfolgt sein, wenn sich nicht der Anschlag am Sonnabend ereignet hätte, der ö Gegenmaßnahmen notwendig machte. Die britische Regierung hat beschlossen, folgendes Telegramm an den Voltskommissar für auswärtige Angelegenheiten Tschitscherin zu senden:
Wir haben die Versicherung erhalten, daß ein Anschlag auf die englische Gesandtschast in Petersburg verübt worden ist, daß alles, was sich in diesem Gebäude befand, geplündert und verwüstet wurde, daß Kapitän Cromie, der es zu verteidigen versuchte, ermordet und seine Leiche auf barbarische Weise verstümmelt worden ist. Wir verlangen jofortige Wiederherstellung und augenblickliche Bestrafung aller dafür verantwortlichen Personen oder eines jeden, der in dieses abscheuliche Verbrechen verwickelt wurde. Sollte es die russische Sowjetregierung unterlassen, uns vollkommene Genugtuung zu geben, oder sollten weitere Gewalttaten an englischen Untertanen verübt werden, dann wird die Regierung Seiner Majestät die Mitglieder der Sowjetregierung persönlich zur Verantwortung ziehen und alle Anstrengungen machen, um zu erwirken, daß sie von den Regierungen aller Kulturnationen für vogelfrei erklärt werden und daß kein Zufluchtsort für sie übrig bleiben wird. Sie sind hereits durch Herrn Litwinow davon in Kenntnis gesetzt, daß die Regierung Seiner Majestät bereit war, alles Mögliche zu tun, um die sofortige Rückkehr der offiziellen Vertreter Englands bei der russischen Sowjetregierung nach ihrer Heimat zu bewerkstelligen. Seiner Majestät Regierung verbürgt, daß, Jobald die englischen Beamten, die russisch⸗finnische Grenze überschreiten, Litwinow und alle Mitglieder seines Personals die Erlaubnis erhalten sollen, sich sofort nich Rußland zu begeben.
„Reuter“ meldet ferner, daß seit ungefähr zwei Monaten keine unmittelbare Verbindung zwischen dem englischen Aue⸗ wärtigen Amt und St Petersburg hestanden und der Bericht über die Ermerdung des Marineattachés Cromie London nur durch neutrale Vermittelung erreicht habe. Gleich darauf sei die Note an Tschitscherin ab gesandt worden. Die Regierung hat den bolschewistischen Vertreter in London Litwinow unier Arrest gestellt bis alle hritischen Vertreter in Rußland frelge⸗ 536 sind und die Erlaubnis erhalten haben, nach Finnland zu gehen.
= Die Admiralität teilt mit, daß im Vereinigten König⸗ reich im Monat August 124675Tonnen Schiffs raum fertiggestel! 't wurden, gegen 141 948 Tonnen im Inli. In den 12 Monaten bis zum 31. August wurden 1512640 Tonnen Schiffsraum hergestellt. Der General⸗ kontrolleur für die Handelsschiffahrt schreibt die verminderte Erzeugung im August der in den Schiffswersten herrschenden w . und dem Umstande zu, daß die Ereignisse an der estfront eine Vermehrung des geschulten Personals in den Werften verhinderten. Er glaubt aber, daß sehr bald die Möglichkeit bestehen wird, die Bautätigkeit für die Kriesmarine einzuschränken, und daß dann mehr geschultes Personal für den Bau von e,, dl. , Ter i be so daß die Er⸗ zeugung gegen Ende des Jahres erheblich zunehmen . ir ben, eg, h , Das Bauergebnis betrug im Mai 197 274 Tonnen, im Juni 134159 Tonnen; man siehr alijo einen beträchtlichen und steligen Rückgang. Um das im englischen Weißbuch vom 23. Mär; 1918
vorausgesagte Jahresergebnis von 1,8 Millionen Biutto-Register—
Tonnen zu errelchen, müßte in England in jedem der Monate des Jahres über 50 vo mehr gebaut werde letzten
August. Nausfland ußland.
Die „Igwestija“ bringt aus diplomatischen Ratekrei folgende Aeußerung zu den Zusatzverträgen zum en Litowsker Friedensvertrage: s⸗
n alz in
Durch die Gewährung des freien Warentransportes über Estland
und Livland sei eine der schwersten Bedingungen des Brester NRnd trages bedeutend erleichtert worden. Auch septen die Ju gbderttgc! finanziellen Forderungen Deuischlands eine Grenze Wenn irren mehr zu zahlen habe, so sei das dadurch zu erklären, daß ins in land mehr deutsches Kapital angelegt sei, als umgekehrt, und de die Kriegsgesetznebung Rußlands härter gewesen wäre al ö Deutschland. Die Summe dieser Verpflichtungen könne 1 wegs als zu hoch beirgchtet werden, um so mehr als ein Teil dapen eigentlich ein finanzielles Geschäft sei, bei welchem die russische n gierung die deutschen Unternehmungen in Rußland auslöse. 8 3. Nichteinmischung Deutschlands in das wirtschaftliche Leben Rü liege eine der wertvollsten Seiten, des Zusatzvertrags. Noch erfren licher sei die Verpflichtung Deutschlands, sich überhaupt nicht in a, innere Politik Rußlands einzumischen. Die Bürgschaften Den lands, keine selbständigen Staatsbildungen in Rußland herporzurusen und zu unterstützen, haben allergrößten Wert fuüͤr Rußland. Det Deutschland, sich verpflichtete, eine, Reihe, ru)fischer Gebiete, räumen, gebe Hoffnung, daß Deutschland fürder nicht beabsichti russische Gebiete zu besetzen. Wenn Deutschland verlange, daß tnf. land auf Murman Neutralität wahre und die militärischen Rras= der Entente von dort entferne, so sei das ganz natürlich. Vorteilhaft für Rußland sei die Milderung der Blockade an der Noꝛdküͤste unn die gestattete Küstenschiffahrt. Die Anerkennung des Eigentumttecht Rußlands auf alle Kriegsschiffe, welche nach dem Brester Vertrage von Deutschland erbeutet worden seien, h be für Rußland nicht mur prinzipielle Bedeutung, sondern auch großen praktischen Wert. Di Zukunft werde zeigen, ob die Zusatzverträge eine Grundlage fär dauernde friedliche freundnachbarliche Beziehungen zwischen den beiden Völkern bilden können. Jedenfalls geben die Zusatzverträge endlich Voffnung auf die langerwartete Zeit, während der das russijche Volt zur friedlichen Arbeit zurückkehren und sich ungehindert dem Ausbau eines neuen sozialistischen Rußland widmen könne.
— Nach Mitteilungen der Zeitung „Mir“ wunde in Moskau eine neue gegenrevolutionäre Verbindung aufgedeckt, die sich, Romanowscher Orden“ nennt. Die Mi glieder sind hauptsächlich ehemalige Gardeoffiziere, die sich die Wiederherstellung der Dynastie Romanow zum Ziele ge setzt haben.
— Der Vorsitzende der Petereburger Kommune Sinowjey führte in einer Rede folgendes aus:
Ich verantworte jedes Wort, das ich sage, Uritz is Tod sst durch Engländer und Franzosen herbeigeführt, sie halten uns für Chinesen oder Wilde, mit denen man alles machen kann. Auch der Anschlag auf Lenin ist sicher das Werk der Eng länder und Franzosen, die auch Jaurss töteten, als er ihnen in Wege stand.
Bei der Beisetzung des Kommissars Uritzki fanden auf dem Marsfelde englandfeindliche Kundgebungen statt.
— Infolge eines Erlasses vom 5. September über bie Verhaftung sämtlicher Soztauevolutionäre der Rechten und Festnahme von Geiseln aus den bürgerlichen Parteien somie ehemaliger Offiziere, welche im Falle neuerlicher Mordanschläge oder Verschwoörungen der Weißgardisten erschossen werden sollen, haben in Mos kau viele Verhaftungen, vorläufig meitens von Sozialrevolutionären, aber auch mehrerer höherer Geis—⸗ licher begonnen, da der Patriarch in die englische Verschwöcnng verwickelt ist. In Petersburg finden zahlreiche Hinrich⸗ tungen statt. Die „Prawda“ stellt den außerordentlichen Ernst der Lage fest. Die Empörung gegen die Entente sei sehr groß .
— Zeitungsmeldungen zufolge beschloß die Beratung der Kubanregierung und des Stabes der e , , Armee in Jekaterlnodar die Einberufung des Lan desrate nicht später als zum 1.— 14. September. Vertreten werden . die Kosaken, die Bergvölker und die alteingesessene nicht osakische Bevölkerung. Im Heeresdienst Stehende sollen zur Vermeidung von Wahlversammlungen in der Armee nur daz passive Wahlrecht haben.
Niederlande.
Der niederländische Gesandte in London ist beauftragt worden, bei der engiischen Regierung wegen Verlttzum niederländischen Gebietes durch vermutlich britische Flugzeuge am 6. und 8. August und durch britische Flugzeuge am 12. und 13. August Einspruch zu erheben.
— Das „Haager Korrespondenzbüro“ en fährt, daß einem Mitglied der chrisilich⸗historischen Partei, dem Abgeordneten der Zweiten Kammer de Geer, die Uebernahme des Finanz— ministeriums angeboten worden ist. De Geer hat aber aus Gesundheitsrücksichten Bedenken, den Posten zu übernehmen. Ruys de Beerenbruck setzt seine Verhandlungen zur Zu sammenstellung eines Kabinetts fort.
Schweden.
Vorgestern empfing der Staatsminister Eden eine Ab orbnung der Schwedischen Friedens- und Schiebt— gerichtsvereinigung, die um die Mitwirkung der Re gierung bei der Anregung zur Einleilung von Friedenz⸗ ver handlungen bat. Der Sltaatsminister wies auf selne frühere Erklärung hin und betonte die Bereitwilliy keit der schwedischen Regierung, nach ihren Kräften am Zustandekommen des Friedens mitzuwirken, erklärte aber laut Meldung des „Wolffschen Telegraphenbüros“, daß c vollkommen aussichtslos sei, sich zu diefem Zwecke an die krieg führenden Mächte zu wenden. Dagegen seien bei den stun, dinavischen Ministerzufammen künften? Erwägungen über bir Zusammenberufung einer Tagung zwischen den neutral Staaten zur Wahrnehmung von deren Interessen bei und na Friedensschluß angeftellt worden. Auf einer solchen Jagth dürste es ihre Hauptaufgabe sein, soweit das für z Neutralen möglich sei, die Arbeit für den Wiederaufbau . internationalen Rechtsordnung auf sicherem Grunde und ir die Befestigung der Dauerhaftigkelt des Friedenz . zuberelten. Der Staataminister tellte mit, daß durch ö handlungen, die in letzter Zelt zwischen Schwehen, Norns und Dänemark geführt wörden' seien, der Gedanke . neutralen Tagung einen bedeutenden Fortschritt gemacht . und sprach die Hoffnung aus, daß er auch Änschluß bei ander neutralen Ländern finden werbe. —ᷣ
Die Verhandlungen der Aalandskemmssitn sind bis 16. Septemher vertagt worden. Dann sollen . Stockholm wiederaufgenommen werden. Die finnischen Ec treter reisen heute nach Helsingfors ab, um vor dem 6. temher zurückzukehren.
Norwegen.
Der neuernannte Kaiserliche Gesandte von Mutius ist gestern vom König Haakon in feierlicher Audienz zur Ueher⸗ reichung seines Beglaubigungsschreibens empfangen worden
Ukraine.
Der bisherige Verweser des Ministeriums des Aeu Doroschenko ist zum Minister des Aeußern ernannt ö
Nach einer Meldung der „Kiewskaja Mysl“ ö. der Minsster des Innern Kistiakowsti den n ed nr „ herrsche keinerlei Reaktion, nur einzelne Sozialisten radi= salsier internatienaler Richtung. die durch den Eintritt in ge—= maßlgte Parteien Straflosigkeit erstreben, seien verhaftet worden. Entgegenkommen den Führern und Organisationen der ukrainischen Nationalbewegung gegenüber sei erneut an⸗ empfohlen, Die Abänderung des Semstwowahlrechts erfolge unter nationalen Gesichtspunkten, um dem kulturell umd national hochstehenden mittleren Bauerntum die Führung zu geben. Das Ukrainische solle alleinige Amtssprach? sein.
Der Landwirtschafts minister Kolo kolzew entwi Pressevertretern folgendes Programm: .
Schaffung kräftigen Kleingrundbesitzes; Landkommissionen arbei sast überall, ihre Aufgabe ist Ueberwindung von ,, zusammenlegung, Weiterverkauf staatlichen Landfonds an bäuerlich Depölkerung, Hebung. landwirtschastlicher Technik. Das Schicksal des Hemeinbesttze; ist besiegelt. Der Ankauf von Gütern wird beginnen. Ju ein Angebot zu nicht hohen Preisen vorliegt, ist die Enteignung . . Diese Agraränderung kann nur allmählich sich ver⸗ wirklichen.
—
Parlamentarische Nachrichten.
In der gestern beendeten allgemeinen Aussorache über den Gesetzentwur f, betreffend die Aenderung des Wahlrechts zum Abgeordnetenhause, in' dem mit dessen Vorberatung betrauten Ausschufse des Herrenhauses wurden, wie „W. T. B.“ berichtet, vorzugsweise die vermutlichen Wirkungen erörtert, welche die Annahme des gleichen Wahlrechts oder die Nichtdurchführung der Julibotschaft haben würde; auch das Verhältnis der Julbotschaft zur Oster⸗-Botschaft wurde besprochen. Von lonservativer Seite wurde die Einbringung von Vorschlägen in der Richtung eines berufsständischen oder eines Gruppen— mahlrechts für das. Abgeordnetenhaus in Aussicht gestellt. Der Ausschuß beschloß sodann, die Sonderberatung am Nittwoch, dem 11. d. M., zu beginnen.
griegsnachrichten.
Berlin, 6. September, Abends. (W. T. B.)
An den Kampffronten ruhiger Tag. Kleinere Gefechte im Vorgelän de unserer Stellungen.
Nach der Zurückverlegung unserer Stellung vom 2. zum 3 September haben Großtkämpfe nicht mehr stattgefunden. Jachdem der Feind lange nichts mehr bemerkt hatte und immer noch auf unsere alten Stellungen schoß, fühlte er, erst zögernd, Inge nach Beendigung unserer Bewegungen, durch Patrouillen, denen Tankg beigegeben waren, gegen unsere zurück⸗ gebliebenen Nachhuten vor. In den einspringenden Winkel bei Arleux wagte er sich noch nicht hinein. Erst am G Nachmittags fanden hartnäckige Kämpfe bei Inchy und Moeuvres statt. Der starke Verkehr auf den Straßen, die Schanzarbeiten der Engländer in unseren alten Gräben bei Arleux und westlich Ecourt St. Quentin wurden von unserer Artillerie wirksam unter Feuer genommen. Allmäh⸗ lich erst wird das Störungsfeuer des Gegners stärker, dagegen setzt er die sinnlose Zerstörung von Douai durch Granaten mittleren und schwersten Kalibers fort. Es wurde gestern durch einen Volltreffer das schöne Theater vernichtet, der Westteil der Stadt steht in Flammen. Cambrai wurde durch Bombenabwürfe schwer heimgesucht, viele Einwohner wurden wiederum getötet und verwundet. Ein feindliches Bombengeschwader von 7 Flugzeugen kreiste am 4. gegen 11 Vormittags über Valenciennes, als es über— raschend von unseren Kampffliegern angegriffen wurde. Sie warfen darauf wahllos in das Innere der Stadt ihre Bomben b, Das Portal der St. Peterskirche wurde getroffen. Von diesen sieben Flugzeugen wurden zwei noch über Valenckennes und weitere drei auf dem Rückwege bei Denain abgeschossen.
l
In den drei Nächten vom 1. 2., 2/3. und 3. 4. September belegten die deutschen Bombengeschwader militärische Ziele hinter der französischen und englischen Front in zahl⸗ reichen Flügen mit der Riesensumme von 201 257 kg Vomben. Eine Flugzeugbesatzung warf in vier Flügen allein 3200 Kg omben, Bei den Angriffen galt es vor allem, die für den Jachschub im Großkampfgebiet wichtigen Bahnhöfe und Haupt⸗ apelplätze zu treffen. S wurden die Bahnhöfe Poperinghe, Lillers, St. Pol, AÄbbeville, Lihons und Rozteres ausgiebig nit Bomben beworfen und überall gute Treffer erzielt. ahlreiche Brände und Explosionen bezeichneten noch tundenlang nach dem Angriff die Wirkung der deutschen Bomben. Ferner galt es, die starkbelegten Ortschaften hinter ber feindlichen Front anzugreifen und die Truppen zu beun= uhigen. Zahlreiche Brände und Explostonen von Munitione⸗ stapeln in Beronne, Erofsilles, Combles, Roye und Montdidier leuchteten den deutschen Fliegern noch lange auf y . Heimfluge. ozahlreiche Lichter in hen Waldlagern slarke Belegung verrieten, wurden sie auggiebig mit Bomben und Maschinengewehren zugegriffen. Straßenverkehr belämpften die deutschen Ge⸗ thwader wiederholt erfolgreich mit kleinen Bomben und aschinengewehren. Marschierende Kolonnen . in hleuniger Flucht und suchten in Gräben und hinter Hecken eckung vor dem mörderischen Maschinengewehrfeuer. Ein Fugteng erzielte aus niedrister Höhe mehrere Volltreffer in ner langen Munitionskolonne zwischen Bray und Peronne; swei Wagen flogen mit starker Erplofion in die Luft. Auf mehreren feindlichen Flugzeugplätzen vernichteten Brandbomben Ielthallen und verursäichten Ezplöstonen von Benzintanks. Bei . Flügen war bie feindliche Gegenwehr durch Abwehr⸗ anonen, Maschinengewehre, Scheinwerfer und Jagdflugzeuge ki len stark.! Um so höher sind die Leistungen der deuischen eschwader zu bewerten. Sse leihen sich würdig den Taten
der deutschen Jagdflieger an, die vom 1. bis einschließlich 4. September 131 feindliche Flugzeuge und 28 Ballone zum Absturz brachten.
Großes Hauptquartier, 7. September. (W. T. B.) Westlicher Kriegs schauplatz.
Heeresgruppen Kronprinz Rupprecht und Boehn.
Nordwestlich von Langemark machten bayerische Truppen hei örtlichem Vorstoß mehr als 100 Gefangene. Südlich von Ypern schugen wir mehrfache Angriffe der Engländer zurück. An den Schlachtfronten entwickelten sich heftige In— santeriegefechte im Vorgelände unserer Stellungen. Unsere Nachhuten zwangen den Feind in der Linie Fins⸗=— Lieramont - Longavesnes zur Entwicklung und zu verlustreichen Angriffen. Unsere Schlachtflieger griffen keindliche Kolonnen heim Uebergang über die Somme bei Brie und St. Christ mit Erfols an. An der Somme und Oise ist der Feind über Ham und Chauny gefolgt und stand am Abend im stampf mit unseren Nachtzuten in der Lin ie Aubignn - Villequier Aum ont. Zwischen Dise und Aigsne lebhafte Vorfeldtämpfe. Beiderseitf von Vauxaillon wurden stärkere Angriffe des Feindes abgewiesen.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. Dest ich von Vailly stehen wir an der Aisne in Ge— fechts fühlung mit dem Feinde. Auf den Höhen nordöstlich von Fismes wiesen wir erneute Angriffe der Amerlkaner ab.
Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff.
Oesterreichisch⸗ungarischer Bericht. Wien, 6. September. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet:
Italienischer Kriegsschauplatz. Südlich des Tonalepasses wurden italienische Patrouillen hn ,, — ta ei Asiago schlugen wir einen Angriff zurück. Sonst vlelfach lebhaftes Geschütz feuer. n. .
Albanien.
Nichts Neues. Der Chef des Generalsiabes.
Türkischer Bericht.
Konstantinopel, 5. September. (W. T. B.) Tagesbericht.
Palä st inaf ront: Geringe beiderseitige Artillerietätigkeit. Vorstsße feindlicher Aufklärungsabteilungen im Küßsten⸗ abschnitt und westlich von der Straße Jerusalem — Nablus wurden abgewiesen. Unsere Artillerie brachte in der Nähe der Jordanmündung ein feindliches Flugzeug zum 3 Auf den Höhen westlich von Nuan r uiffen gefechte.
An den übrigen Fronten nichts Neues.
Konst antinopel, 6. September. (W. T. B.) Amtlicher
Tages bericht.
Palästinafront: Westlich von der Straße Jerusalem — Nablus wurden erneut Voistöße starker feindlicher Auf⸗ klärungsabtellungen abgewlesen. Dle beiderseitige Ärtillerie⸗ tätigkeit hielt sich an der . Front in mäßigen Grenzen. Im Jordangebiet herrschte Ruhe. Sonst nichts Neues.
Der Krieg zur See.
Berlin, 7. September. (W. T. B.) An der englischen und nordfranzösischen Küste versenkten unsere U. Boote 12 000 Br.⸗R.⸗T.
Der Chef des Admiralstabes der Marine.
Statiftik und Volkswirtschaft.
Unfallversicherung, Unfälle und Unfallasten beim deutschen Heeg den im Jahre 1917.
Aus dem 33. Verwaltungebericht der für das Gebiet des ganzen Reiches zur Entschädigung aller Betriebszunfälle im Bergbau be— stehenden Knappschaftsberufsgenossenschaft für das Jahr 1917 ergibt sich, daß der deutsche Bergbau auch im 4. Kriegsjahre in voller Tätigkeit stand. Obschon ein großer Teil der in Friedenszeiten be— schäftigten Bergleute zum Heeresdienst eingezogen worden ist, betrug die Zahl der Versicherten 777510, das sind gegen das Vorjahr 73 896 oder 10,55 060 mehr; außerdem wurden 162 085 Kriegsgefangene beschäftigt, so daß die Gesamtzahl der in Bergwerken tätigen Ser sonen 9359 5565 betrug gegen 918 80h im letzten Friedensjahre 1913. Die der Berechnung der Betriebsunternehmerbeitraͤge für die Unfall⸗ versicherung zugrunde gelegte Lohnsumme erfuhr eine bedeutende Steigerung, sie, ging von 113. Milliarde auf über 2 Mil larden Piark in) die Höhe; in dieser letzten Summe sind die für die Kriegsgefangenen nachgewiesenen Löhne mitenthalten. Die Gesamtzahl der gemäß S8 b9 bis 62 der Satzung freiwillig ver⸗ sicherten Personen betrug 4628, sür die ein umlagepflichtiges Ein jommen von 16197 308 * nachgewiesen ist; die Zahl der Ver⸗ sicherten ist um 2506. das beitragspflichtige Einkommen um 8 260 460 M gestiegen. Die angeführte Summe des umlagepflichtigen Einkommens stellt nicht den wirklichen Jahresarheitsverdienst der Ver⸗ sicherten dar; ihr Einkommmen ist mit dem 1890 M übersteigenden Betrage nur zu einem Drittel, und das Gesamteinkemmen der Bürobeamten nur mit einem Viertel des anrechnungssähigen Ein— kommens nachgewiesen.
Durch die Einstellung vieler ungeübten Kräfte in die Bergbau— betriebe erhöhte sich die Zahl der entschädigungspflichtigen Unfälle von 11537 im Vorjahre auf 13734 im Jahre 1917. Die Ursachen dieser Unfälle lagen mit 66,sr oso oder zwei Dritteln gegen 6200/0 im Vor⸗ jahre in der unabwendbaren Gefährlichkeit des Betriebes; auf Mängel des Betriebes entfielen Oo o 0 gegen Lao /g im Vorjahre; die Mit⸗ arbeiter und die Verletzten selbst führten 32,0 0 nahezu ein Drittel der 6 herbei; im orjahre war dieser Satz noch ungünstiger, er stellte sich auf 3600 0 c. Während des Berichts ihrs 1917 ereigneten sich 15 Massenunfälle; bei diesen sind 215 Personen getötet und loz r gt worden; im Vorjahre waren nur 4 größere Unfälle eingetreten, bei denen die Zahl der Ge— töteten 40 und die der Verketzten 24 betrug.
Die von den Bergwerksbeirieben an g n ende Umlage belief sich für 1917 auf nahezu 446 Millionen Mark; 6 vellte sich damit um rund 8798 009 6 oder 24, 0½e böher als im Vorjahre, während sie 1915 nur um bra Co, 1915 um Loo erhöht worden war. Ins— gesamt sind für die Unfallversicherung der deutschen Bergleute seit
also
dem 1. Oktober 1885 von den Bergwerksbesitzern rund 582 556 900 aufgebracht worden. Die bedeutende Steigerung der Umlage um 24,700 und die geringere Zunahme der Zabl der Ver— sicherten um 106 0ͤ im Jahre 1917 hat zur Folge gehabt, daß die auf 1 Arbeiter entfallende Umlage von 0e M im Vorjahre auf 57, n „„ im Berichtsjahre gestiegen ist. Dagegen haite die gewaltige Steigerung der Löhne im Jahre 1917 um 37,0 oso und die geringere Erhöhung der Umlage um 24700 die Wirkung, daß der auf 1000 Löhne entfallende ÜUmlagesatz von 26195 A im Jahre 1916 auf 21,63 S6 im Jahre 1917 zurückging. Von der Umlage des Jahres 1917 wurden an die Verletzten An—⸗ gehörigen von Verletzten und Getöteten Millionen Marf (gegen 315 Millionen Mark im Vorjahre) als Entschädigungen gezahlt. Ferner wurden an Kosten der Fürsorge (des freiwillig ücernommenen Heilverfahrens) innerhalb der ersten 13 Wochen nach dem Unfall 283923 „M (gegen 233 317 M im Vor⸗ jahre), an Kosten der Unfalluntersuchungen, der Feststellung der Ent— schädigungen, des Rechtsganges und der Unfallverhütung 518 s57 S gegen 771 348 „n), an Verwaltungskosten 1 398 794 M oder 3, a oe der Umlage (gegen 1197 854 S oder 3,4 ½ im Vorjahre) auf—
gewendet. Die
sowie an die
341
Rücklage der Knappschaftsberufsgenossenschaft beträgt 91 1951 000 6 gegen 83 205 000 n am Ende des Vorjahres 1916. Auf die jechste und siebente Kriegsanleihe wurden 25 Millionen Maik gezeichnet, insgesamt auf die Kriegsanleihen bis zum Schlusse des Berichtsjahres 61 Millionen Mark.
Wohlfahrtspflege. Eine Lungenheilstätte für Kriegsbeschädigte.
Die Zahl, der Lungenkranken hat leider während des Krieges nicht unerheblich zugenommen, so daß die Unterbringung in Heilstätten sich immer schwieriger gestaltet. Für den Teil der Bevölkerung, dem die Segnungen der Reichsversicherungsordnung zuteil werden, ist in zablreichen Heilstätten der Landesversicherungsanftalten, der Kranken— kassen usw. immerhin noch besser gesorgt als für die An— gehörigen des Mittelstandes, für die bisher nur wenige Plätze in Lungenheilstätten zur Verfügung standen. Bei der großen Steigerung der Baukosten ist für absehbare Zeit mit einer Besserung dieser Verhälinisse nicht zu rechnen. Diese Gründe haben den Reichsausschuß der Kriegsbeschädiatenfürsorge und die Bäder⸗ und Anstaltsfürsorge des Zentralkomitees der deutschen Vereine vom Roten Kreuz veranlaßt, gemeinsam mit dem Hilfsbund für deutiche Krieger— fürsorge in Zürich, der für die in der Schweiz lebenden deunschen Kriegsbeschädigten sorgt, sich nach einer Heilstärte im schweizerischen Hochgebirge umzuseben. Auf Grund von Verhandlungen ist jetzt das große Sanatorium Valbella in Davos, das künftig den Namen „Deutsches Kriegerturhaus“ führen wird, erworben worden. In ihm tönnen 160 lungenkranke Kriegsbeschädigte untergebracht werden. Die Einweisung der für eine Höhenkur in Davos geeigneten Kriegsbeschädigten in das Kriegerkurhaus erfolgt auf Vorschlag der Hauptfürsorgeorganisationen durch die Bäder⸗ und Anstaltsfürnorge Tes Zentralkomitees der dem schen Vereine vom Roten Kreuz. Vor— aussichtlich kann das Kriegerkurhaus schon Ende Oktober d. J. nach Vollendung der Umbauten in Betrieb genommen werden.
Lehrkurs für Fürsorgerinnen.
Der Bedarf an Fürsorgerinnen kann augenblicklich bei weitem nicht gedeckt werden, auch nicht durch die Wohlfahrtsschulen. Be⸗ hörden und Vereine sinz infolgedessen zum groß n Nachteile der so überaus wichtigen Fürsorgearbeit gezwungen, nicht e n, ge⸗ schulte Kräfte als Fürsorgerinnen einzustellen. Um diesem Mißzstand in der Uebergangszeit, bis genügend voll ausgebildete Kräfte ver⸗ fügbar sind, einigermaßen abzuhelfen, beabsichtigt das „Kaiserin Auguste Viktoria⸗Haus“ in Charlottenhurg gemeinsam mit der , Landeszentrale jür Säuglingsschutz einen J jährigen ehrgang zur Ausbildung kommunaler Fürsorgerinnen einzurichten. Der Lehrgang umfaßt neben Säuglings- und Kleinkinderfürsorge auch Schwangeren⸗ und Wöchnerinnenfürsorge, Tuberkulose⸗ und Wohnungsfürsorge, Krüppelfürsorge, Jugend fürsorge, Vormundschafts— wesen, Kriegswohlfahrtspflege, überhaupt alle wichtigsten Zweige der sozialen Fürsorge. Ihre Mitwirkung haben das Kriegsamt, die Städtische Wohlfabrtsschule in Charlottenburg sowie eine Reihe von Fürsorgeeinrichtungen in den Großberliner Gemeinden bereits zugesagt. Der Kursus beginnt am 1. Oktober. Als Schulgeld werden von den Teilnehmerinnen je 100 ½ gefordert. Für Wohnung und Beköstigung haben sie selbst zu sorgen. In dringlichen Fällen kann einer beschränkten Zahl von Schülerinnen die Kursgebühr erlassen werden. Zugelassen sollen in der Regel nur geprüfte Kranken— pflegerinnen oder r ig e rf esinne werden. Anmeldungen, die möglichst umgehend zu erfolgen haben, sind zu richten an das Organi—
sationsamt fur ,, im „Kaiserin Auguste Viktoria⸗Haut“ Mo
in Charlottenburg, Mollwitz⸗-Privatstraße.
Fischerei.
Die Einbürgerung russischer Fische in Deutschland. Der verstorbene Prof. Dr. Hofer vom bayerischen Institut für Filchereiwesen in München hat, wie die ‚Umschau“ mitteilt, schon I191tz Versuche angestellt, zwei russische Renkengrten, Congonus
,, aus den Flüssen des Urals und Sibiriens und CG. baeri
aus dem Ladogasee, in Deutschland einzuführen. Die Starnberger ö zog aus Eiern zunächst Mutterfische und setzte dann Jungfische in Amper und Würm aus. Probeabfischungen ergaben gute Erfolge. Nun hat man die Peipusseemgräne, eine andere schnell⸗ wüchsige Renkenart, in verschiedenen bayerischen Gewässern ausgesetzt. Die Ergebnisse waren außerordentlich befriedigend. Während von ein⸗ heimischen Renken 5—6 auf das Pfund gehen, wurden schon Peipussee⸗ maränen von 2 —3, ja von 4-5 Pfund gefangen.
die preußische
Nr. 8 des „Ministerialblatts für Ministerium des
innere Verwaltung“, herausgegeben im Innern, vom 31. August 1918 hat folgenden Inhalt: All⸗ gemeine Verwaltungssachen: Verfügung vom 25. Juli 1918, beir. Ausführung des Kriegsgesetzes über die Vereinfachung der Verwaltung; Verfügung vom 27. Juli 1918, betr. Zuschüsse zur e err, wir g. für versetzte Beamte; Verfügung vom 15. Juli 1918, betr. Uebernahme Allerhöchster Patenstellen. — Polizei⸗ verwaltung; Perfügung vom 22. Juli 1918, betr. Straflöschung und Auskunftsbeschränkung. — Soziale Türsorge: Verfügung vom 15. Juli 1918, betr. Einwirkungen der Flüchtlingsfürsorge auf dag Armenrecht. — Personenstandsangelegenheiten: Verfügung vom 31. Juli 1518, betr. Eheschließung von Militärpersonen. — Kriegswirtschaftliche und sonstige Kriegsmaßnahm en-: Verfügung vom 27. Juli 1918, betr. Auslegung des 5 1 der Be— kanntmachung über, den Verkehr mit landwirtschaftlichen Grund— stücken vom 15. März 1918; Verfügung vom 6. AÄugust 1918, betr. porlänfige Schadensfeststellung und Gewährung von Vorentschädigungen bei Krtegsschäden von Beamten und Militärpersonen; Versügunz vom 25. Juli 1918, betr. einmalige Veteranenbeihilse; Verfügung vom 3. August 1918, betr. Familienunterstützung; Verfügung bon 20. Juli 1918, betr. amtliche Fürsorgestellen für Kriegshinterbliebene. — Reichs? und Staatssteuern und -abggben: Verfügung vom 27. Juli 1918, betr. Umsatzsteuergesetz — Bau- und Ver kehrswesen: Verfügung vom 30. Juli 19818, betr. Aussührung des Wohnungsgesetzes; Bekanntmachung vom 25. Juli 1913, betr. Er— richtung eines Eisenbahnbetriebsamts in Neuß.