1919 / 4 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 06 Jan 1919 18:00:01 GMT) scan diff

Frakkreich.

Der Porfltende der amerikanischen Lebensmittelkommission zosver hat elnen Bericht über die Ernährungslage Garopag erstattet, in dem er dem „Reuterschen Büro“ zu⸗ folge sagte:

Geit meiner Ankunft in Europa wirke ich mit den Beamten ber allüierten Regierungen in der Untersuchung der Ernährungslage, inébesondere dersenigen der befreiten Gebiete, zusammen. Wir haben uber die Lage in Deutschland Unterfuchungen angestellt, find aber bisher noch nicht so weit. um irgendwelche endgültigen Be⸗ schlüsse zu fassen. Die Bevölkerung Deutschlands hat sicher genug Vorraͤte um noch eine Zeitlang auszuhalten, ab⸗ eseben von der Versorgung mit Fett, das ohne Zweifel ki knapp ist, wodurch die Entstehung von Krankheiten und viel sozialer Unzufriedenheit gefördert wird. Die Festsetzung der Be⸗ dingungen über Maßnahmen, die notwendig sind, um den befreiten Gebieten zu helfen, muß indessen unsere erste Sorge sein. Sie umfaßt insgesamt Länder mit etwa 125 Millsonen Menschen. Durch die Besetzung des Feindes und die Verwüstungen ist die Produltion dieser Länder sehr stark gesunken, und die Lebens— mittelvorräte, die sie von der letzten Ernte übrig behalten haben, werden bald erschöpft sein. Damit in der Lehensmittel⸗ lieferung während der Zeit der Untersuchung und der Schaffung der Organisation keine Verzögerung entsteht, haben wir durch ge⸗ melnsames Zusammenwirken des Kriegsamtz und der Lebensmittél— verwaltung bis heute etwa 160 000 Tonnen Nahrungsmittel nach verschiedenen europäischen Häfen gefandt. Daneben geben wir bisher monatlich 150 000 Tonnen nach Belgien und Nordfrankreich. In wischen senden wir gemeinsam mit unseren Alliierten in die Der— , Länder Kommissionen, die die Transportfrage untersuchen Das Trang⸗ infolge der Materials in

und danach trachten sollen, die Finanzfrage zu regeln.

, . bietet außerordentliche Schwierigkeiten chlechten Zustände der Eisenbahnen' und des rollenden den ganzen in Frage kommenden Gebieten.

Daher entstanden nach der Landung der Lebensmittel neue Schwierigkelten. In Belgien und Nordfrankreich mußten wir für die , einen Dienst mit Lastautomobilen einrichten und werken wahrscheinlich auch in den anderen Ländern diefes Verfahren ,, mülsen. Außerordentlich schwierig ist ferner die Finanz⸗ ihr, Die Grnährung Guropag während der nächsten 6 Monate iket ein großes ökonomisches Problem. Sle ist auch von aller— 5ßter politlscher Bedeutung, wenn wir Anarchte verhindern wollen.

enn wir den Wunsch hegen, daß die Welt zu irgendeiner Form vrdnungematziger Regierung . ehrt, und wenn wir die Er— Iichtung von Regierungen, mlt denen wir Frieden schließen können, Richern wollen, müssen wir auf irgendeine Weise für Nahrungs⸗ lstallieferung sorgen. Das sinanzielle Problem zerfällt in drei Kategorien:

1) An Deutschland und einige Alliierte und Neutrale können wir bie hbentztigten Nahrungemittel in der Form eines richtigen Handels— e gegeu angemessene Bezahlung in annehmbaren Werten ver⸗ an fon.

ä Die befreiten nach den geqenwãrtigen gedan kann.

3). Die Wölker, die die Unterstützung Amerikas in erheblichem n kendtigen, denen diese Unterstützung' aber auz ben gegenwärtig verflabaren Fondg nicht gewährt werden kann.

En (scheint den Alliierten und der amerlkanischen Regierung nnr gerecht, daß, da ein großer Teil der Schwierigkeiten der be sfraiten Länder durch die e n en Handlungen der deutschen Armeen verursacht ist, die Deutschen veranlaßt werden sollten, Schiffe

r. den ,, ,, , nach diesen Gebieten zu stellen. s wird ijweifellosg eine , n für die Gewährung von Loben mittel sendungen an Deutschland sein, daß deutsche Schiffe für bie Tersorgung aller befreiten Lander benutzt werden.

Nfederlande.

Das Ministerium des Aeußern gibt laut Meldung des „Wolffschen Telegraphenbüros“ bekannt, daß die britische Regierung im Aaschluß an ihr Gesuch um Durchführung von Vorräten für die Besatzungstruppen in Deutschland auf der Schelde den Wunsch ausgesprochen hat, von bem genannten Fluß auch für die Heim sendung der zu demobtlisieren⸗ den Truppen Gebrauch machen zu dürfen. Die nieder⸗ länbische Regierung hat hlerauf geantwortet, sie werde gern ihre Zustimmung geben unter dem Vorbehalt, daß es sich hierbei um einen Auanahmefall handele, der keinen Be⸗ 1ufungsfall darstelle, daß ferner die Transporte unter der Handeleflagge stattfinden, keine Munition umfassen, daß nur die Offiziere Waffen tragen dürfen und daß sämtliche Trans⸗ Porte zuvor bei den niederländischen Behörden angemeldet

werden. Amerika.

einer noch unvollständigen Zusammenslellung des Vereinigten Staaten belaufen sich die Kriegs koßen und Darlehen an die Alliterten im Jahre 1918 wie Wolffs Telegraphenbüro“ mitteilt, auf ungefähr 18 160 Millionen Dollar, darunter 11 Milliarden für die Armee, 2 Milliarden für die Marine, 1 Milliarde für das Schiffsbauprogramm und mehr als 4 Milliarden für Darlehen an die Alllierten. Die Ausgaben für Dezember werden auf mehr als 2 Milliarden Dollar geschätzt, darunter 430 Mil lionen Doller für Darlehen an die Alliierten und 1.8 Mil— liarden flir Regierunggausgaben. Ein Drittel der Kriegsaus⸗ gaben des vergangen Jahres sind durch Steuern, die weiteren durch Frelheitsanleihen aufgebracht. Die Vereinigten Staaten haben Yee, einen welteren Kredit von 10 Millionen Dollar bewilligt. wamit sich der Gesamtkredit Italiens auf 31 Mil⸗ linen Dollar er höht. Die gesamten Darlehen an die Alllierten belaufen sich auf 8 585 523 700 Dollar.

Asien.

Reuter erfährt, daß die japanische Regierung die Mehrheit der japanischen Truppen aus Sibirien zurückziehe, da ibre Anwesenheit nicht mehr nötig sei, doch sollen genug Truppen zurückbleiben, um die Ordnung aufrechtzuerhalien.

Gebiete und einige Alltierte, denen Amerika geseßlichen Bestimmungen zeitweilige Anleihen

Nach

Schaßamts der

Kunst und Wissenschaft.

Die Galerie Eduard Schulte eröffnete ihre Januar⸗ ausstekung mit einer Sammlung von 16 Werken des 1915 ver storbenen Frankfurter Malers und Radierers Fritz Boehle, einer großen Sammlung von Edward Cueuel- München und einer Samm— lung Landschaftsbilder von Hans Licht-Charlottenburg. Die Ge— , . von Thomas Herbst-Hamburg wurde bis zum 6. Februar verlängert.

Die Rent ghbrggabe der Goethe⸗Gesellschaft. Die Goethe- Gesellschaft gibt als ihre Jahresgabe für 1918 einen Teil der künstlerifchen Hinterlassenschaft von

3

Jobann Heinrich und tüchtige Schweizer der öffentlichen Samm⸗

während seines Lebens 1806, nach der in das Koppen⸗

Mappe

Goethes Freund und Mitarbeher eyer, heraus. Der ehrenfeste batte seinen künstlerischen Nachlaß lung in Weimar vermacht, aber schon war dieser Hinterlassenschaft böse mitgespielt worden. Schlacht bei Jena, drangen plündernde Franzofen Haus seines Schwiegervaters, des Kanzler von

fels. in Weimar ein und schleppten dort eine mit den besten Zeichnungen Meyers fort. Dieser Dieb⸗ stahl wurde für Meyers ferneres Leben entscheidend. Er legte auf immer den Pinsel nieder und wandte sich ganz der Kunst— wissenschaft zu, der seine Liebe schon immer gegolten hatte. Aber . was von seinen Stückwerk gebliebenen Kunstplänen in Museums— besitz kam, wurde vernachläfsigt. Eist Dr. Hans Wahl, dem Heraus— geber der neuen Veröffentlichung, ist es gelungen, vieles von Meyers Arbeiten wieder zu finden. Jetzt liegen Zeugnisse von der Hand des 17 jährigen Anfängers, der von Goethe kaum eiwas wußte, vor, wie von der des 75 jährigen Greises, der, als ihm der Lebensfreunde durch den Tod entrissen wurde, die rührend treuen Verse niederschrieb:

Der Stab sank hin, er liegt im Grabe: ich wanke nur, bis ich ihn wiederhabe.

Von 1791 ab hat Meyer als Goethes Beirat in künstlerischen Ange⸗ legenheiten in Weimar gewirkt, schließlich als Akademiedirektor. Goethes Haus am Frauenplan, in das er den Freund aufnahm, trägt schon im Treppenflur Dekorationen von seiner Hand, und jedem Besucher ist das etwas muffige Bildnis Goethes, das er in zer unbefriedigenden nachitalienischen Zeit gemalt hat, wohl be— kannt, ebenso die große Kopie des piel bewunderten antiken Bildes, der Aldobrandinischen Hochzeit. In Italien hatten die Beiden sich erkannt und Freundschaft geschlossen. Dieser nüchterne Schweizer gab Goethe so viel, daß dieser in seinem Weihnachtsbriefe 1785 bekannte: Alles, was ich in Deutsch⸗ land lernte, vornahm, dachte, verhält sich zu seiner Leitung wie Baum⸗ rinde zum Kern der Frucht.. Die Beiden trafen sich auf dem Boden des Klassizismus. Klassizistisch sind die antikisierenden Kom⸗ positionen, die nun Dr. Wahl veröffentlicht, die oft für Goethe und mit seiner Mitarbeit entstanden. Das Gemälde „Oedipus und Athene lösen das Rätsel der Sphinx“, zeigt so recht die Abgeleitet⸗ heit dieser blutleeren Kunst; Oedipus ist nach einem antiken Hermes gebildet und die Göttin, die ihm die rechte Lösung zuflüstert, hat ihre Erscheinung, von der Pallas bon Belletri entlehnt. Aber die Zeitgenossen von Weimar waren begeistert. Wieland nannte Meyers Bild des Raubes der Töchter des Leukippus ein Stück von seinem heidnischen Evangelium. Viel lebendiger ist uns heute Meyer als Porträtist: da zeichnet er gar nicht allzu statuenkalt die berühmte Lady Hamilton, die in Neapel Nelsons Liebe erregte, zeichnet sehr anmutig den Kopf eines, Fräuleins von Seebach und sein eigenes ernstes Gesicht. 1795 wollte ihn Goethe in den Vienst seines großen Kulturgedankens ftellen, als die beiden eine zweite Italienreise rüsteten. Meyer sollte die ästhetische und kunst⸗ historische Seite bewältigen. Die großen Pläne blieben Stückwerk. Vollendet hat Meyer manche nicht ungefällige stilstrenge Bekorarion Weimarer Baulichkeiten, wie des Schlosses, des Theaters, des Römi— schen Hauses. Er entwarf das Mozartdenkmal für Tiefürt und auch das Denkmal der lieblichen jungen Schauspielerin,

deren frühen Tod Goethe in seiner Elegie „Euphrosine / beklagte. Auch als Illustrator Goethescher Werke half er mit, und oft war er der altertumskundige Zeichner der Figurinen des Theaters, z. B. für den „Wallensteinꝰ und den *, Tell“. Ueberall blieb er, der nüchterne, äußerlich treue Nachahmer griechischer Formen, während Garstens, der ihm in ken Elementen“ ber Kunst zu irren“ schien, neugestaltend in die Gefühlswelt der antiken Sage eindrang. Caroline Schlegel hatte recht, ihn einen wahren Kenner, aber keinen Maler zu nennen. Er lebt fort als Trabant Goethes, auf den eine Erinnerungsmedaille nach seinem Entwurfe geprägt wurde: die Rückseite jeigt den Dichter im antiken Gewande, sorbeer— bekränzt, int Arine die Lyra, wie er von einem Schwan mit aus⸗ gespannten Flügeln zu den Sternen getragen wird. So hatte Meyer 1 auf Schillers Tod eine Gedenkmedallle schaffen wollen. Als er dann den Freunden ins Grab folgte (am 16. Okttober 1832), wurde ihm auf Anordnung des Großherzogs das gleiche Totengeleit, die gleiche Trauermusik zuteil, die Goethe auf' den letzten Weg be⸗ gleitet hatte.

Die Zeitschrift Die Denkmalpflege“, die von der Schrift⸗ leitung des „Zentralblatts der Bauverwaltung“ herausgegeben wird (Veilag von Wilhelm Ernst u. Sohn, Berlin), enthält in der den 20. Jahrgang (1918) abschließenden Nummer 16 vom 25. Dezember u. a. folgende Beiträge: Polnische Hechkreuze und ihre künstlerische Fortbildung in Litauen (von Regierungsbaumeister H. Schultze, Pins); Die Wasserversorgung Pompejis (von Dr.Ing. Dr. phil. Theodor Kluge, Berlin); Das Schloß in Herzberg im Harz (von R. Herzig, a e,, Bestandaufnahmen der Kunstdenkmäler im Deutschen Reich: Bestandaufnahme der Bau- und Kunstdenkmaäͤler in Oesterreich; Bestandaufnahme der Bau- und Kunstdenkmäler in der Schweiz; Renaissanceschlösser Niederfachsens.

Theater und Musik.

Opernhause wird morgen, Dienstaa, Fig aros Hochzeit, mit den Damen Dux, Engell, von Scheele⸗Müller, Escher und den Herren Stock, Bronsgeest, Bachmann, Henke, Kra sa und Philipp in den Hauptrollen aufgeführt. Musikalischer Leiter ist Dr. Fritz Stiedry. Anfang 7 Uhr.

Im Schauspielhause wird morgen Kater Lampe“ mit den Damen Abich, Conrad, Dora, Heisler, Pategg, Steinsteck und den Herren Patry, Biensfeldt, Eichholz, Leffler, Mannstädt, Vallen-= 7 und Vespermann in den Hauptrollen gegeben. Spielleiter if Albert

atry.

Volks vorstellungen zu ermäßigten Preisen in beiden Staatstheatern. Im Opernhause geht als erste Volksvorstellung ju ermäßigten Preisen am Sonnabend, den 1I. Januar, Glucks „Orpheus und Eurydike“, neuein—⸗ studiert, in Szene, die gleiche Vorstellung wird am Sonntag, den 12. Januar, Nachmittags 24 Uhr, wiederholt. In Abständen ben 14 Tagen zu 3 Wochen sollen sich dann folgende Werke an— schließen: Mozart: „Die Entführung aus dem Serail“, Möhul: „Joseph in Aegypten“ (neueinstudiert), Weber: Der Freischütz . Lortzing: Zar und Zimmermann“ (neuein— tupiert), Cornelius: „Der Barbier von Bagdad“. Im Schau⸗ sptelßaußse findet als erste Volksoorstellung Sonntag, den 12. Ja— nuar, Nachmittags 1 Uhr, eine Aufführung der „Räuber“ statt. Der Plan der weiteren analog der Sper anzusetzenden Vorstellungen wird noch bekannt gegeben. Der Dauerbezug, die ständig vorbehaltenen sowie die Dienst⸗ und Freiplätze find aufgehoben. Die Preise be— tragen im Opernhaus: Harkett und 1. Rang: 6 S, II. Rang: 4 1M, III, Rang; 3 6, 1E. Rang: 2 und 1 „, Logen 8 12 0 steigend; im Schauspielbhaus: Orchestersessel, J. Rang Logen: 4 16, Parkettsessel, J. Rang Sessel: 3,560 „S, Parkett, Parkett- logen: M,, Balkon: 2,25 S, II. Balkon: 12h , Galerie; 509 3, Fremden⸗ und große Mittelloge: 6 . Eine Voryerkaufsgebühr wird nicht erhoben. Der größere Teil der Eintrittskarten ist . den Organisationen zum Vertrieb übergeben, der Vorverkauf für den im Kassenverkauf ber⸗ bleibenden Teil der Fintrstiskarten beginnt für die genannten Vor⸗ stellungen dieser Woche am morgigen Dienstag.

Im

.

Maunigfaltiges.

Am gestrigen Sonntag fanden in Groß Berlin zahlreiche Wahl⸗ versammlungen und Demonstrationszüge statt. Die Deut sche demotratische Partei hatte, wie die „Deutsche Allgemeine Zeitung. berichtet, nicht weniger als 18 Versammlungen ver— anstaltet, die sich mit den Wahlen zur Nationalversammlung beschäftigten und in denen neben bekannten Rednern auch die Kan— didaten Groß Berlins für die Nationalversammlung sprachen. Da auch die sozialdemokratische Partei 16 Versammlungen abhielt, fanden bei der Knappheit an großen Sälen oft in einu 1ddemselben Hause, und zur selben Stunde getrennte Versammlungen beider Parteien statt. Ueberall wurde jedoch der Burgfriede gewahrt. In Steglitz fanden mehrere große Versammlungen der demokrgtischen Partei statt, in denen Staattsekretär a. D. Dernburg, Oberbüärger⸗ meister Dominicus, Chefredakteur Nuschke und Architekt Schubert sprachen. Die demokratische Jugend hatte eine Versammlung in die Singakademie einberufen, in der u. a. Prof. Dr. Troelisch und Fräulein Adele Friedländer das Wort er⸗ griffen. Im Böhmischen Brauhaus sprach riedrich Nau⸗ mann. Nach den Versammlungen bildeten sich mehrere große De— monstrations;üge, die sich durch ganz Steglitz bewegten und ch am Lauenburger Platz mit den Schönebergern vereinigten. So entstand ein Zug von 20 000 Personen, der sich durch Friedenau und Steglitz nach dem Steglitzer Rathaus und Marktplatz bewegte. Dort wurde eine Reihe von Schlußansprachen gehalten. Spartakusleute ver⸗ suchten mehrmals, den Zug zu sprengen, was ihnen jedoch nicht gelang. Auch in den 16 Versammlungen, die die fo ialdemokratische Partei in großen Sälen der Stadtviertel Berlins abhielt, sprachen die Kandidaten für Groß Berlin zur verfasfunggebenden Versamm⸗ lung im Reich und in Preußen. Die Versammlungen waren über⸗ füllt, so daß sogar in einzelnen Gegenden Parallelversammlungen abgehalten werden mußten. Es sprachen der Präsident der Bühnen⸗ genossenschaft, Rickelt, R. Fischer. Pfannkuch, Robert Schmidt, Redakteur Heilmann, Poetzsch und Frank. In das Valasttheater am Zoologischen Garten hatte die sozialdemokratische Mehrheitspartei zum Sonntagvormittag eine Frauenversammlung einberufen.

Waldenburg, 4. Januar. (W. T. B.) Hunderte von Bergarbeitern sind heute morgen in die Geschäftsräume des „Neuen Tageblattes“ in Waldenburg gewaltsam eingedrungen. Sie behelligten die Schriftleiter und das tech⸗ nische Personal durch Tätlichkeiten und verlangten sofortige Still⸗ legung des Druckereibetriebes, Einstellung des . der Zeitung und Entfernung des Hauptschriftleiters. Sie drohten ferner einen allgemeinen Ausstand der Arbeiter des Waldenburger Reviers an, falls die Forderungen nicht erfüllt werden.

Magdeburg, 4. Januar. (W. T. B.) Anhänger des Spartarkusbundes sprengten die gestern in der Paulus kirche in Magdeburg tagende V . lsitzung der Arbeiter- und Soldatenräte durch andauernde Lärmszenen und durch⸗ zoßen dann die Stadt, vor der sozialdemokratischen „Volksstimme“ Schmährufe ausstoßend. .

Stuttgart, 4. Januar. (W. T. B.) Von milltzrrischer Seite wird uns mitéeteilt: Heute morgen hat auf dem Schloßplatz eine Soldaten ver fam m lung stattgefunden, in deren Verlauf vor dem Direktionsgebäude der Straßenbahn demonftriert und der Füůnf⸗

fen nig⸗Tarif für Militärpersonen wseder durchgedrückt wurde.

anach begab sich die Menge vor das Kriegsministerium, wo Schreiner sprach. Die Ciwiderung des Leiters des Krie Swesens hatte keinen Erfolg. Die Menge, überwiegend in . Rang in das Gebäude, erbrach die Schränke, wo die Mobellgewehre aufbewahrt waren, zerbrach sie oder nahm sie mit, chlug die Türen ein und riß den Offizieren bie Achselstücke herunter. Eine der in einem vorher ausgeteilten Aufruf ausgesprochenen Forderun en galt der Entfernung der Offiziere. Der Soldaten und Arbelterrat, an der Spitze der Leiter des Kriegswesens, war machtlos. .

Amieng, 4. Janugr. (W. T. B.) Ein von Doulens kommen der Personenzug ist laut „Havasmeldung“ vor dem Bahnhof von Amieng entgleist. Einige Perfonen wurden getötet, mehrere Wagen zerstört.

New Jork, 4. Januar. (W. T. B.) Wie der Kapitän der Northern Pacifie“ telegraphiert, ist die Lage des bet Fire Island gestran deten Schiffes nicht gefährlich (vgl. Nr. 2 d. Bl.). Der Stand der See ermöglichte die Landung von 237 militärischen Fahrgästen und 17 Krankenschwestern. Man hofft, die übrigen Fahrgäste heute in Sicherheit bringen zu können.

Gortsetzung des Nichtamtllchen in der Ersten Beilage)

Theater.

Opernhaus. (Unter den Linden) Dienstag: 7. Dauer bezugsborstell ung. Dienst⸗ und Freipläge sind aufgehoben. Figaros Vochzeit. Komische Oper in vier Akten von Wolfgang Amadeus Mozart. Text nach Beaumarchais, von Lorenzo Daponte. Deutsche Uebersetzung durchgesehen. pon H. Levi. Musikalische Leitung: . Stiedry. Spielleitung: Hermann Bachmann. Anfang ( yr.

Schnuspielhaus. (Am Gendarmenmarkt.) Dienstag: 7. Dauer- bezugsvorstellung. „Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Kater Lampe. Volksstück in vier Akten von Emil Rosenow. Spiel⸗ leitung: Albert Patry. Anfang 77 Uhr.

Mittwoch: Opernhaus. 8. Dauerbezugevorstellung. Dienst— und Freiplätze sind aufgehoben. Der fliegende Holländer. Romantische Oper in drei Atten von Richard Wagner. Anfang

74 Uhr.

Schau spielhaus. S8. Dienst . und Freiplätze sind aufgehoben. der Mohr von Venedig. Trauerspiel in fünf Shakespeare. Spielleitung:

Dr. Reinhard Bruck.

Dauerbezugsvorstellung. Othello, Aufzügen pon Anfang 6 Uhr.

Familiennachrichten.

Verw. Fr. Gerda. Maria von Bela, geb. von Boddien, Kammerherrn Alfred von Behr (Schwerin i. M.

Verlobt: mit Hrn.

Potsdam).

Gestorhen: Hr. Konteradmiral a. D., Geheimer Reglerungsrat Otto Mandt (Berlin).

Verantwortlicher Schriftleiter: Di . Dr. Tyrol, Charlottenburn.

Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Geschäftsstelle, Rechnungsrat Mengering in Berlin.

Verlag der Geschäftsstelle ( Mengering) in Berlin.

Druck der Norddeutschen Buchdrugerei und Verlaatanstalt, * Berlin. Wilhelmstraße 32. .

Fünf Beilagen

2 4.

Erste B

e i lage

zum Deutschen Reichsanzeiger und Preußischen

Berlin, Montag, den 6. Januar

Amtliches. Preußen.

Die Berechtigten haben dafür Abfindungen erhalten

Staatsanzeiger.

Die Kanita-

Provinzen

2

A.

aus der Staats kasse

vollen Rente

(440 / o)

*

b.

von den Ver⸗ pflichteten

16

zu „io des Betrages der

des

*

Summe

der vollen Rente (43 oz

zu asio

Betrages

.

vollen Renten (H o/o

in Rentenbriefen

Summe samtlicher Renten

an

für

3

b.

Privat⸗

rente

16

bar

die Gapital⸗

spitzen)

„u,

lien, welche von den Pflichtigen mit dem 18fachen Be⸗ trage der Rente an die Staats⸗ kasse eln⸗ gerahlt sind und wofün die Berechtigten die Abfindun⸗ gen in Renten briefen ver⸗ langt haben,. betragen

n 3

An Renten ablöfungs⸗ kapitalien sind bis 30 Sept. 19180 einschl.) gekündigt

oder eingezahlt

Die bis 30. Sept. 1918 leinschl.) aus⸗ gelosten Renten⸗ briefe betragen

1. Oktober 1918 sind noch unverlon im Umlauf gewesen

Summe der Abfindungen 10.

M. * 16.

A. Ablösungsrenten. Ost. u. Wesipreußen Schlesien . Biandenburg ... 1 Sannover Westf. u. Rheinprob. DVessen ·Nafsau .

ommern⸗⸗ Schleswig ⸗Holstein

S X 2

12 30796 117813 821 111399 30 288 955 35

19 228 681 230 26

11 821 28

3222 45

31 836 373

S0 906 171

2 594 ag go

1512341 36 3 5h35 767 76 2 dh j 2 bo 126 547 36 ro 775 56 245 42 30 2573 3585 76 1 955 145 50 1766 361 36

2 607 150 4930 155 123 36560167 2678 1067 35 189 7752 1452 00556 257 243 48 2375 605 15 201398487 1871265737

56

85 29

653 h6d ho 6 Il 75 176 178 400 374 ghz Sh 9e 687 69 246 O? z Sh 34 1441 10 105 065476 o5 629 90 247 587420

273 105 2611185 2 475 540 6 421 230 1538 4900

15 114 600

260 625 71 610 707 475 1797915

169807936

291 68458 2 480 659 85 2 067 01477 2119 141 577

8 394 625 107 732160 Sl Hh6 htzh 60 111510 4515300 21773 895 6 046 725 4 hh3 72 44 834 325

44 653 860

/ Hab 2390 1: 2 71 77ᷣ 485 185 06 7g go 77r

58 667 730 110343 345 81032 205 66 532 740 6 053 700 36 888 495 6 307 350 bh4 625 335 45 541 5300 46 4951 775

299771 05 97 99379 266 gs4 55s 274 01744 89 428 43

17 478 665,

41746 ot 1 9102 11519 9157 774 78 lo O69 519 45

180 6665 84 1107 21443 2 604 229 33 6 403 759 85 4044 101 53 32777 205 tz 026 681 29 265 447 055

21 918075 46159 6 153 150 2356276 27 79

. 23 646 1052 1 3

36 749 655 104 190195 60 385 1090 50 530 080 3217980 32 330 445 4159200 48 251 310

o 59 207 959 111 110 565 3i6 77, S4 o ls 336 9s 67 012 543 77,

5 671 175 66, 37 185 2565 65

6 165 345 79 B64 S892 3ig 5s, 45 815 817 44, 46 541 253 43

986 16002 6stzt 107 2 835720 4558 050

J

384 560 13 624 605

2 148 13500 236 425 50 4 449

2 3 ĩ 3

z

9 5 * 1 3

ö 13 761 555 636 777 is 12350

Summe A. Außerdem sind an Rente übernommen und haben die Be- rechtigten dafür an Schuldverschrei⸗ bungen bzw. Renten⸗

. erhalten

B. von der Pader⸗ borner Tilgungs⸗ k

TNᷓᷣ 7d

d oi fz cgᷓ

ͤ

.

Tod os ir

r S r]

243 16431

31 271 85 is] i dh id NV xXTJ

6090000 8 gag bi

T J JI d

. —ĩ 6 371 0233 64 145 6 777 30

518 Id 18 dos 5d J T] d JJ dGdoöd T id Td Dvds 7

20 004720 1 20 74 41920

6 Ces 3s 93. 1 20s 36 311 8 Coo cos

C. von der Eichsfeld ,. Tilgungs. asse.

2 2.

ö

128 97037

3437745

2 500 241767 3437745 2

3437745

P. auf Grund des gil vom

. uli 1891

MRentenguts⸗ renten)

P

a. 409tge

b. 48 0 ige

osen

Vommern .. Schleswia⸗Holstein.

4

saus Ost⸗ u. Westpreußen Schlesien Brandenburg. Sachsen , . Wessf. u. Rheinprov. Dessen⸗Nassau ... Posen Vommern⸗ Schleswig ⸗Holstein. Summe a

aus Qst u. Westpreußen Schlesien

Brandenburg Sachen

ö, Westf. u. Rheinprov. Hessen Nassau ...

J

k

2 048 493 372 098 80 621 528 50 183 575 217 850 90 344 851 71

17468 87 550 716 30

3 083 81786

S880 096 S0

1 6

1 tr

143 og 76 5 goh ot 512246 .

13 30714 25 4 6s

126 = 33 93 1117 22 941 2)

31 47353

50 168 625 9 222 435 15 094 125 4502 955 5280 840 d ö47 630 428730 13 4858 960 4 711760 21 325 935

42 669 525 7227150

14 075 565 4272 336

4876 440

7345 155

180 000

10 376 140 sö7 . 725 19488 330

7499100 1995285 1018560 230 625 404400

1202475

1

1 541 58514 S63 04313 208 264 50

33 257 2 61 44518 525 g8237 237 805 73 248 730

1955 31565 231711 420 S92 765 07 7168035 Jo 4358 16 1857635

do zl gz 75 5 32g Ilg oz 15 009 247 46 1 505 I9z 6 253 gi ig o Seh 57z 68 1235 336 13 933 661 17 i 31 r Zb 21 357 108 33

.

D 5 mm

287 47978

178 054 860

III II

Ded , d

12

1

575 919 20 122 130 40 159 473 70 386 095770 109 566 30 72 46130 151180 33 690 40 379 947 20 305 515

8 115915 6 637 305

27 728 33 / 215 50s,

12 5i3 ghz zz, 2 6586 007 tos, 3 456 992 54 S 480 35 524 2 365 597 635 16015812

35 555 56 748 6760 5553/6 1II7Z001 607 6 647 00116

9065733

201 600 41475 32 955

236 595 62 140 33150 21 325

158 100 157409

. 106 469 76 h zn 1

1

2157 30 3. 26 65

Summe b. Hierzu Summe a.

7 ITIJ = 35332341148

r TF 26 w

46710315 202771 095

985 140

Ir DV ; 247 6235178 054 860

16771 918 40777 8799 96 18

203 9h 8 515 78

Summe D

10 4855 822 458

249 481 41

D T

n , , d d r , s

Grund des Gesetzes

L. n. 1896 (Erbabfindungsrenten)

bom 8. Juni

Sachs

en

a n

osen

ommern

chleswig Holftein !

Summe

Gesamtsumme

J J 25953860

i nnn

n tin

1

450 2400 1425 50 250

2 365 51 916

Irin

24100 4 590 1366

375 150

JJ

1

mir nr

.

23 4653 5as8 87 243 154 31 128 970 37

10 465 822438

3 156

1

13260 Zusammenstellung.

8 936 04

6 090009

3 437 745 249 481 413 349 024 61 89090 1320

515 444 4751 2773 975 668 218 448 663,

1816

37) I To 7

56 733 10993 191635231 00 347 67

5 961 742 88

399 039 2251116 405 25028 174 419 29 6 090 000 3 457 745 265 701 375223 780 035 2400 52400

6 O98 gz 6 o 3 457 745 249 830 434 18 / 63 129

. lBdi Jr 77 dn

ra did zd V Vds dd d

or 7 did dd pm: lõĩ N N vd p: pd id d x s d x xi ⁊d

Aichamlliches. Etatistik und Volkswirtschaft.

Zur kage des Arbeitsmarktes in Deutschland

gegen Ende Dezember 19138.

Schon wiederholt ist in der Oeffentlichkeit darau erden, daß, während in den Großstädten und besonderz in seit der Demobilmachung ein sehr bedeutender Ueberschuß an Arbeins— anderen Gegenden Deutschlands über

Wie das Reichsamt für wirtschaft⸗ berichten die amtlichen Auskunft, 28. Dezember u. a., daß

räften vorhanden ist, in Mangel an folchen geklagt wird. iche Demobilmachung mitteilt,

tellen der Provinzarbeitsnachtbeife unterm

in der Provinz Sach , un i m ergbau ist, 23120 ! / Vb 0 off rbeiter vorhanden sind. Erdarbeiter und

ebensg in

Bergarbeiter gesacht werden, und ene Stellen für Bergleute 8 T

an Arbeitskräften in der La Th

en, und in Anhalt dauernd großer

ndw

hingewiesen Groß Berlin

üringen, in Westfalen, wo und 500 für landwirtschaftliche hüringen werden außerdem 00 Fabrikarbeiter angefordert. Cine Arbeiter- derschlebung scheitert sberall an dem Widerftande der Beschäftigungslosen.

irtschaft wo

. .

2

In Westfalen weiden in der Metallverarbeitung und Industrie zer Maschinen 350, in der Industrie der Steine und Erden 460 bis außerdem sind dort für 1700 ungelernte ferner für rund 900 Erdarbeiter,

500 Arbeiter eingestellt, Arbeiter offene Stellen vorhanden,

112 Dandlanger und Bauarbeiter, 190

Arbelterbedarf steht an anderen Plätzen ein Ueberangebot von Fabrik— Näherinnen u. a. m. gegenüber.

arbeitern und Fabrikarbeiterinnen, In der Prohinz ist vielfach die schaftlichen Arbeitern

N

nden gegen 1753 in der Vorwoche, noch 1616 offene Stellen gegen 1950

demgegenüber ganz.

In Handwerk und Industrie ist da egen vielfach auch weiter⸗ chuß an gaz ar ĩ 3

hin ein großer Ueberf sonders an Schlossern, Drehern, auch an Malein Maurern,

und in der Indu

anhaltend groß So sind in 5 noch 75655 offene Stellen in der Landwirtschaft vor⸗ a

n der Voiwoche— Propinz Pe sen besteht, nach wie vor lebhafter Bedarf an land- wirtschaftlichen Arbeitskräften aller Art, dag Angebot verschwindet

Schmieden, in einzelnen Bezirken Zimmerern usw. In der Texttlinduftrie herrscht Arbeitslosigkeit. Hingegen werden in der Metallverarbeitung ech, der Maschinen Arbeiter gesucht. Nachfrage ist nach Schuhmachern und Schneidern.

Maurer, 130 Heizer. Diesem achfrage nach landwirt- in Westpreußen insgesamt Auch in der

eitern vorhanden, be⸗

Staͤndige

en

2 3 ö ? e- , . . 1 J j h ( = —— = . ö . R 6 ? * . ;; ; ) ö M n 2 ar 2 2 12 w —— —— . ö 77777 ) ) . —— ?! 2

. *

K

Cine unbefrtedigte Nachfrage herrscht besonders in den öst lichen Provinzen nach Waldarbeitern und . in Mittel; und Westdeutschland nach

r darbeitern, in West falen nach Bauarbeitern, an der ste nach Schiff szimmerern.

Im Handelsgewerbe ist der . Arbeit suchenden fortdauernd im Steigen. An weib lichem Personal werden, ohne daß ein nennenswertes Angebot bestände, in allen Teilen des Reichs Dienstboten für Stadt und Land benstigt.

Leberschuß an

Zur Arbeiterbewegung.

Nach dreitägigen Verhandlungen ist gestern zwischen den Ga st⸗ wirren und ihren Angestellten vor dem Einigungsamt des Berliner Gewerbegerichts eine Einigung zu⸗ stande gekommen, bet der beide Parteien von ihren Forderungen ein wenig abließen. Ueber die L6hne ufw. wurde biesigen Blätt rn zu⸗ folge nachstehendes festgesetzt: Das bisherige Trinkgeldspstem wird

rundsätzlich beseitigt, und jwar: a) bis zum 35. Januar in folgen den , Dotelbetrsebe, Wein- und Luxugbenriebe, endlich noch in einer Anjahl weiierer Nestaurattonzbetriebe; p) bis zum 1. September 1919

* 3 . 1 2 r 1 2. . * 8 . z = 3 J . (. * ; 1 = ' R 0 z 3 6 1 . ö si ü 6. 39. ö . 2 * / I 2 z 8 . 23 2 X 82 2 n n. . 8 n , n . . . Der, . /