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eber die Einfuhr von Büchern, Flugschriften,
vr nf rh ren i Kern ng, Drucksachen in das besetzte links rheinische Gebiet ließ der Verband folgende Bestimmung , . geben? . Soweil die Zulgssung von Drucksachen nicht bereiis erlaut sst, müsfen von solchen Veröffentlichungen je 5 Exemplare an das „Comiis interallis de Luzemhourg (segtion de la n,. zur Zensur eingesandt werden. Die gegenwärsig im Schulunterni ht benußten Bucher tönnen ohne Sondererlaubnis ein g fuhrt n den, dagegen sind neue Auflagen der Zensur vorzulegen. Die Besa . behörden behalten sich jedoch das Recht vor, bereits im Ge ran ) befindliche Bücher uud Lehrbücher zu verbieten und ein zu ziehen, salls sie noch ihrer Ansicht die , g . Heeres oder die Achtung vor
alllierten Regierungen beeinträchtigen. ; . 5 Die ut h e e, ersuchte die Alliierten, ausgedienten aktiven Üünteroffißzteren, die sich um Zivilstellen bemühen, die Einreiße in das bejetzte Gebiet zu erleichlern.
Deutschersei 5 wurde nochmals auf den S . mit deut schen Banknoten von Holland nach el gien hingewie en. Die belgische Regierung wurde um Eiklärung gebeten, unter welchen Bedingungen nach Ablauf der vereinbarten Umtauich— ftist für Martwerte noch Umwechslungen vorgenommen worden sind und welche Höhe diese nachträglichen Umwechslungen erreicht haben. Trotz em die Mark in Beigien bereits Anfang Januar eingezogen ein sollte, würten auch jetzt . Martnoten umgewechselt, u. a. bei
RHanque Nation le de Felgique.
ö Fi utsche Kommissien proötestierte neuerdings energisch gegen bie Verhaftung von deutschen tea nn , n en daich die Entente, die im Besitz ven 16chtmäßig crworbegen ber schlagnahmten französischen und belgischen Maschiten sind. Sie ver. langte nochmals die jofortige Freigabe der Verhafteten. Dle deutsche Kommi ssion eiheb ferner Einspruch dagegen, daß die , Besaͤtzu gsbehörden in Elsaß-Lothringen entgegen dem Waffenstill⸗ slandsabtommen immer noch deutsche Bürger zur Perantwortung ehen weil sie an der Zwangeverwaltung und Beschlagnahme des Veimögens alliierter Staatsangehöriger beteiligt wären. .
Auf die deutsche Bitte, die früheren Gefangenenlager in Rastait, Darm stadt, Limburg und Mann heim von den Besatzungetruppen räumen zu lassen, ließ Maischall Fech er⸗ klären, daß diese Lager besetzt blieben, üm darin nötigenfalls Elsaß⸗ Lothringer aus Gesundheitstücksichten unterbringen zu tönnen.
Die auch in der Peesse bekanntgewordenen Mitteilungen über mangelnde Erteilung von Aufträgen und die Zurück⸗ ziehung berelts vergebener Aufträge haben dem Zentral r aj in feiner vorgestrigen Sitzung, wie „Wolffs Telegraphenbüro berichtet Vrranlassung gegeben, diese Dinge einer gründlichen Bespiechung zu unterzi hen, und er beabsichtigt, sie demnächst gemelnsam mit dem preußischen Ministerium und den be⸗ treffenden Staatssekretären zu besprechen.
Die zahllosen Schlebungen, die beim Verkauf von Heeresgut, insbesondere von Pferden, vorgekommen sind, haben viele Klagen veranlaßt. Im Anschluß daran wurde be⸗ . einem Antrage des Kriegsministeriums zuzustimmen, as für die Herbeischaffung zu unecht erworhenen Heeres guts Vrämien vorschlägt. Von verschiedenen Seiten ist dem Zentralrat die Aufforderung zugegangen, gegen derartige Machenschaft'n mit allen Mitteln vorzugehen. .
Ueber die Art der Werbung der Freiwilligen wird vlelfach geklagt, ebenso über die Unorbnung in der Aufstellung der einzelnen Truppenteile sür den Gren zschutz. Werbung und Organisierung der Truppen erfolgen häufig durch einzelne Offiziere auf eigene Faust, ohne Berücksichtigung größerer Gesichtspunkte. Ucber diese letzteren Angelegenheiten beab⸗ sichtigt der Zentralrat mit den zuständigen Stellen in Be⸗ sprechungen einzutreten.
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Dem Zentralrat sind in letzter Zeit sehr viele Klagen unb Anzeigen über Mißstände bei Versteigerungen von Heeresgut zugegaugen Desgleichen auch über Versteige⸗ rungen und Veikäufe soncher Gegenstände die aus Diebstãhlen und Schiebungen herrühren. Wie „Wolfftz Telegraphenbüro mitteilt, steht der Zentralrat auf dem Standpunkt, daß hiergegen mit aller Schärfe vorgegangen werden muß. Er hat deshalb den Nat der Volksbeauftragten gebeten, alle Behörden darauf hinzuweisen, gegen solches Verfahren mit aller Strenge der gesttzlichen Bestimmungen vorzugehen. Hierzu beizutragen ist auch die Pflicht aller Kontrollorgane. Handelt es sich um Verfehlungen von Amtepersonen oder Kontrollorganen selbst, so muß de en Entfernung vnverzüglich eifolgen und sie der gesetzl chen Abm teilung zugeführt werden. Es kann nicht an⸗
ehen, daß sich unlautere Elemente an dem Heeresgut, das kationaleigentum ist, zum Schaden der Allgemeinheit bereichern. Sofern der Bevölkerung solche Tatsachen bekannt werden, wird fie gebeten, hiese mit genũgendem Beweismaterial (Zeugen ujw.) unter Namensnennung der zuständigen Stelle (K. M.) zur ffenntnis zu bringen.
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Dr. Viktor Naumann, der dem Reiche während des Krieges wertvolle Dienste in der autzwärtigen Politik geleistet hut, ist, wie ‚W. T B.“ mitteilt, unter Verleihung des Tilels eines Gesandien zum Di!iektor der Nachrichtenabteilung des Auswärti,en Amtes ernannt worden.
Bei den hler in den letzten Tagen mit Vertretern des polnischen Obersten Volksrats in Posen stattgehabten Verhandlungen erklärte die preußische Re gierung, einer amtlichen, von „Wolffs Telegrophenbüro“ verbreiteten Mit⸗ tellung zufolge, im Einverständnitz mit der Reichsregierung, daß die durch die jüngste Entwicklung in der Pro—⸗ vinz Posen entstandene Lage in keiner Weise den Enischeidungen des Friedens schlusges vorzugreifen vermöge, daß gemäß dem Waffen⸗ st Istands vertrag im Osten die Reichsgrenzen vom August 1914 anzuerkennen seien, und daß inneihalb dieser Grenzen die staatliche Souveränität beim Deutschen Reich bezw. preußischen Staat liege. In Konsequenz dieser Rechtslage hielt die Preußische Regierung das Vorhandensein einer polnischen Armee unter polnischer Befehlsgewalt innerhalb der deutschen Reichsgrenzen für unmöglich, und forderte ihre Auflösung. Ferner forderte sie die Wiedereinsetzung der preußiichen Behörden, soweit sie an der Ausübung ihrer Amte tätigkeit durch die Polen behindert seien, und erklärte, nur solche Behörden für zuständig n . zu können, die von der p eußischen Regierung eingesetzt seien oder anerkannt
würden. Die Benollmächtigten des polnischen Obersten Volks⸗
rats erkannten zwar den Rechtsstandpunkt der preußischen Regierung na daraus preußischerseits , Forderungen an⸗ gesichts der tatsächlichen durch die entstandene Bewegung rin⸗
getretenen Verhältnisse nicht erfüllen zu können. Jus⸗
ber formalen Seite hin an, erklärten aber die
besondere lehnten sie die verlangte sofortige Waffennieder⸗ legung ab Statt dessen schlugen sie vor, die Ver hondlungen auf zwei Wochen zu vertagen und während dieser Zeit besder⸗ seitz die Kampfhandlungen einzustellen. Die preußische Regierung hat darauf im Einyerständnis mit der Reichsleitung dem polnischen Obersten Volksrat mitgeteilt, daß die Ein⸗ stellung der Kampfhandlungen nur unter der Bedingung be⸗ willigt werden könne, daß keine polnischen bewaffneten Formationen innerhalb der deutschen Reichsgrenzen ver— blieben.
Das „Wolffsche Telegraphen büro“ verbreitet nachstehende amtliche Minteilung der Obersten Heeresleitung über unsere Truppen im Osten: .
Seit dem 3. Februar liegt der Ostschutz in der Hand der Obersten Heeresleituns. Die Lage ist vor allem im Ballikum immer noch sehr ernst. Iwar ist es gelungen, den Ansturm der Sowjettruppen am Windau. Abschnitt zunächst zum Halten zu bringen. Es liegen jedoch Anzeichen dasür vor, daß der Gegner nur Verstätfungen beran— zieht, um dann seinen Vomimarsch mit ernguler Kran sortzuletzen. Der Besitz von Libau scheint das nächste Ziel der Sowjeitrurpen zu sein. Auch südlich des Balt kums ist es uns gelungen, unsere Linien zu behaupten und tamit die Grenzen von Ostpreußen und die für den Abtransrert so überaus wichtige Bahn Biest—⸗ Litemsk— Grof Prostkem zu sichern. Kowno, CGhaodno, Biamystok und Brest⸗Litomet sind in unserem Besitze. — Die Räumung der Ukraine ist am 12. Februar beendet. Es ist gelungen, alle Truppen his guf die in Odessa und Nikolaiewek abgeschnittenen zurückzuführen. Am 2. Februar passierte der litzte Zug in Richtung Kiew mit Teilen der säc sisch en 92. Insanteriedivision Pawure;. Es steht zu hoffen, daß bei weiterem guten Forischreiten der Räumung sämiliche Truppen am 20. Februar mit Ausnahme des Grenzschutzes die Reichsgrenze überschriften haben werden. .
ö. 6 . n mit der Entente über den Abtransport der im Schwan ze⸗Meer⸗Gebiet und in der Türkei befindlichen Trur pen haben nunmehr zum AÄbschluß geführt. Der Abtransport zur See ist genehmigt. Da der ersoiderliche Schiffsraum nicht. zur Sielle ist, wird jedoch noch geraume Zeit bis zum endgültigen Abtransport vergehen.
Ueber die Lage an unserer Ost grenze liegen folgende Meldungen des „Wolffschen Telegraphenbür os vor: .
Königsberg i. Pr., 6. Februar. Wie aus zuwverlässiger Quelle gemeldet wird, ist Telszre, etwa 60 Kilometer von der ost⸗ preußischen Grenze, am 3. Februar von starken regulären und örtlichen Bolschewisten besetzt worden, von denen Teile nach Süden und Westen marschieren.
Bromberg, 6. Februar. In der Gegend von Neu Smolin und. Antonsdorf stärkere Patrouillengefsechte. In den übrigen Abschnitten nur geringe Patrouillentätigkeit.
Rawitsch, 6. Tebruar. Der Abschnittskommandeur veröffent⸗ licht solgenden Gefechts bericht vom . und s. Fe brug: Der Feind griff am 5. Februar um 2 Uhr 39 Minuten mit starken Kräst'n Sarnowko und die zwischen Qerchel und Golednice nach Sainowto führende Straße an. Unter Mithilfe der polnischen Ein— wohner von Sarnowko gelang es dem Feind, das Dorf zu nehmen und von dort aus bis Sarne weiter vorzudringen. Von Sarne aus, das von Osten und Nordosten her genommen wurde, brach der Feind in Friedrichsweiler ein, wo er jedoch sofort im Gegenstoß unter starken Verlusten und Einbuße an Gefangenen zurückgetrieben wurde. Auch Lajchin mußte unter dem starken Druck des Feindes von Komarchewo her vorübergehend gesäumt werden, Um 9 Uhr war der Ort jedoch wieder nach kräftigem Gegenstoß in unserem Besitz. Ein mit Uebermacht gegen Eichenbronn geführter feindlicher Angriff wurde glait abgewiesen. Der Feind erlitt stenke Verluste und ließ Waffen zurück. Bis 11 Uhr Vormütags waren außer Sarne und Sarnowko alle Orte wieder in unserer Hand. Gin Panzerzug aus Lissa beteiligte sich hervorragend an den Kämpfen. Verstärkungen sind unterwegs. Alle anderen Be⸗ richte über die Kämpfe bei Rawitsch enisprechen nicht der Wahrheit.
Zwischen dem Vollzugsrat des Arbeiterrats und den Ver⸗ treten der vereinigten Beamten⸗ und Berufs organisationen in Düssel dorf sind Verhandlungen gestern wier er aufgenommen worden. Laut Meldung des „Wolffschen Telegraphenbüros“ ist auf Grund deiselben der Generalstreik und die Auf⸗ forberung zur vorläufigen Zurückhaltung von Geldzahlungen und Steuern an die Stadtkasse aufgehsben worden. Die Bürgerschaft wird aufgefordert, ihre bisherige Tätig⸗ keit sofort wieder aufzunehmen. Die Aufhebung des Generalstreik3z erfolgte, nachdem der Vollzugsrat zu⸗ gesichert hatte, daß die Presse⸗ und Versammlungs⸗ freiheit gewährleistet wird und weitere Eingriffe in die persönliche Freiheit und dos Eigentum der Einwohner nicht beabsichtigt sind. Der Vollzugsrat e klärt weiter, daß die Wahlen zur Stadtoerwaltung durch seine Anhängerschaft nicht gestört werden und daß die Interessen der Gesamtheit der Bürgerschaft nach bestem Können wahrgenommen und An⸗ regungen hierzu von jeder Seite gegeben werden dürfen. Die vam Vollzugsrat abgesetzten Beamten bleiben in ihren Aemtern. Die Forderungen der Polizei und der Eisenbahnbeamten sind vom Vollzugsrat alsbald zu erfüllen.
81 der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Siaatsanzeigers“ werden die Ergebnisse der am 4. De⸗ zember v. J. im Deutschen Reich veranstalteten Viehzählung veröffentlicht.
Sach sen⸗Coburg⸗Gotha.
Der Staatsminister von Bassewitz ist, wie „Wolfss Telegraphenbüro“ meldet, zurückgetreten und mit der vor— läufigen Führung der Geschäfte der Volksbeauftragte Ab⸗ geordnete Gch au der betraut worden.
Samburg.
e der gesamten Beamtenschaft und den Partei⸗ orgaissationen sind laut Meldung des „Wolffschen Telegraphen⸗ büros“ Einigungs verhandlungen geführt worden, die zu dem G gebnis geführt haben, daß die Entwaffnung der gesamten Arbeiterschaft umgehend vor—⸗ genommen und Truppensendungen nach Biemen rückgängig gemacht werden. Die Lebensminelloger siehen außer Kon⸗ trolle des A und S⸗Rates Hamburgs und werden nicht
mehr bewacht. Der A⸗ und S.⸗Rat verpflichtet sich, keinerlei
Maßnahmen zu tteffen, die gegen die Regierung gerichtet sind. Die Beamtenor ganisatlonen wer den zu allen Verhandlungen zugezogen. Der Zentralrat der Beamten telt u. a mit, daß die Verhandlungen keine völlige Klärung gebracht hätten, daß aber die Beamten unter Berücksichtigung der weingehen⸗ den Schädigungen durch den Streik die Arbeit wieder auf⸗
genommen hätten.
Bremen.
Die neue vorläufige Regierung hat laut Meldung des „Wolffschen Telegrarhenbüros“ folgende Verfügung erlassen:
Alle seit der Revolution auf Anweisung der Regierung. Ebert Schesdemann duich das Kriegtministerium erlossenen Versügung en und Anordnungen, die von den bie herigen Machthabern micht an= erkannt wurden, und deren Duichführung damit nicht vollzogen ist, treten unverzüglich in Krast. Alle milstäri chen Stellen Bremen haben daher ohne Verzögerung alle Bestimmungen des Kriegs⸗ ministeriums, die jetzt nech ihre Gültigkei haben, dunchzuführen.
Die geflüchteten Spartakisten haben sich, wie Boes manns Telegraphenbüro“ meldet, in kleine Gruppen verteilt und ziehen sich echte seitig her Weser auf din Landstrafen in Richtung auf Bremerhaven zurück. Aus veischtedenen kleinen Ortschaften, die sie possiert haben, liegen Meldungen über gewalt⸗ same Requirierungen und Belästigungen der Bevölkerung vor. Weitere Kämpfe mit ihnen sind nicht bekonnt geworden. In⸗ zwischen ist tine große Anzahl von Waffen und Munition sei ens der Regierungsztruppen aufgesunden worden, von denen aber ein großer Teil unbrauchbar gemacht war. In den hlesigen Groß⸗ betrieben der Industrie ist die Arbeit gestern nur zum Teil wieder aufgenommen worden. Während auf den Atlaswerken dem Auf⸗ ruf der provisorischen Regierung nach Wiederaufnahme der Albeit fast restlos entsprochen worden ist, haben die Arbeiter der Aktiengesellschaft „Wesei“ und die der Hansa Lloydwerke an der Belegung der Anlagen mit einer militärischen Wache Anstand genommen und deren Zurückziehung gefordert, ;
Deutsche Nationalversammlung.
Eröffnung im Nationaltheater zu Welmgr am Donnergtag, dem 6. Februar 1919.
(Bericht von „Wolffs Telegraphenbüro“.)
Der Sitzungssaal ist schon vor der Eröffnung voll besetzt, sämtliche Zuhöcerräume sind überfüllt. An den Tischen für die Volksbegustragten und Staatssetretäre und für die Ver⸗ treter der einzelstaatlichen Regierungen haben die an, tragten Ebert, Scheidemann, Landsberg und Wissel, der Staatssekretär Erzberger, die preußischen Minister Hirsch und Dr. Südekum, der Unterstaatasekretär Baake und andere Platz genommen.
Um 31 Uhr Nachmittags eröffnet der Volksbeauftragte Ebent die Versammlung mit folgender Ansprache:
Meine Damen und Herren! Die Reichsregierung begrüßt durch mich die versassunggebende Veisammlung der deutschen Nation. Be⸗ sonders herz ich begrüße ich die Frauen, die zum eisten Male gleich— berechtigt im Reichsparlament erscheinen. Die provisorische Regierung
verdankt ihr Mandat der Revolution, sie wird es in die Hände der
Nationalpersammlung zurücklegen. (Beifall.) .
In der Revolution erhob sich das deutsche Volk gegen eine per altete zusammenbrechende Gewaltherischaft. 1 Zischen rechts.) Sobald das Selbstbestimmungsrecht des Deunchen gesichert ist, kehrt 6 zurück auf den Weg der Gesetzmäßigkeit. Nur auf der breiten Heerstraße der parlamentarischen Beratung und Beschlußfassung lassen sich die unaufschiebbaren Veränderungen auf wirt- schaftlichem und sozialem Gebiete vorwärts bringen, ohne das Reich und seine Wirtschartslage, zugrunde, zu richten. (Sehr wahr ) Deshalb begrüßt die Regierung in dieser National— versammlung den höchsten und einzigen Souperän in Deutschland.« Beifall. Mit den alten Königen und Fürsten von Gottes Gnaden ist es für immer vorbei. (Lebhaster Beifall links, Zischen rechig, wiederholter starter Beifall links, Ruf rechts: Abwarten! Wir verwehren niemandem eine sentimentale Erinnerungsseier, aber so gewiß diese Nanonalversammlung eine große republikanische Mehrheit hat, so gewiß sind die alten, Gott g gebenen Abhängigterten für immer beseitigt. Das deutsche Volk ist frei, bleibt fiei und regiert in alle Zukunft sich selbst. (Zuruf bei den U. Soß.: Mit Noske.) Diese Freiheit ist der einzige Trost, der dem deuischen Volke ge— blieben ist, der einzige Weg, auf dem es sich aus dem Blutsumpf des Krieges und der Niederlage wieder herausarbeiten kann.
Wir haben den Krieg verloren. Diese Tamsache ift, keine Folge der Revolution. (Rufe rechts; Oho! Rufe link: Nin, niemals Meine Herren und Damen! Es war die Kaiserliche Regierung des Prinzen Max von Baden die den Waffenstillstand einleitete, der uns wehrlos machte. (Zuruf: Ludendorff hat eg gemacht h Nach dem Zu— sammenbruch unserer Verbündeten und angesichts der militärischen und wirtschaftlichen Lage konnte sie nicht andes handeln. (Sehr wahrh Die Revolution lehnt die Verantwortung ab für das Elend, in daz die veitehrte Politik der alten Gewalien und der Uebermut der Militaristen das deutsche Volt gestürzt hat. Sehr wahr! Leß hafter Beifall bei den Soz., Widerspruch rechts Sie ist auch nicht verant- wortlich für unseie schwere vebensmittelnot. (Sehr wahr! Wider spruch und Zuruf: Soldatenräte!) .
Vie Tatsgche, daß wir durch die Hungerblockade viele Hundert tausende von Menschenlehen verloren haben, daß ihr Hunderitausende von Männern, Frauen, Kindern und Greisen zum Opfer gesallen sind, tötet die Redensart, daß wir ohne die Revolution mit unseren Lehensmitteln ausgereicht hätten. Niederlage und Lebensmittelnot haben uns den gegnerischen Mächten ausgeliefert. Aber nicht nur uns, auch unsere Eegner hat der Krieg ungeheuer erichöpft. Aus dem Gefühl xder Erschöpfung bei, unseren F inden ent- springt ihr Bestriben, sich schadlos zu halten am deutschen Volte, wird der Ausbeutungsgedanke in das Friedenswerk. hinein getragen. Diese Rache und Vergewaltigungspläne sordein den schärfsten Prolsest heraus. (vcbhafle alljeitige Zustimmung.) Das deutsche Volk kann nicht auf ), 49 oder 60 Jahre zum Lohnsklapen anderer Lände, gemacht weiden. (Erneuter lebbafler Beifall und Zustimmung.) Das furchtbare Unglück des Krieges für ganz Europa kann nun wieder gut gemacht werden durch Handinhandgehen der Völker. (Beifall und Zustimmung.)
Angesichis des Massenelends der Völker, angesichts des Massen⸗ elends auf allen Seiten erscheint die Schuldfrage beinahe tlein. Gleichwohl ist das deutsche Volk entichlossen, selbst alle zur Veraniwortung zu ziehen, denen ein absichtliches Verschulden oder eine absichtliche Mederrracht nachgewiesen werden kann. Aber man soll nicht diejenigen strafen, die selbst Opfer waren, Opfer des Krieges, Opfer unserer früheren Unfreiheit. (Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten, Weshalb haben, nach ihren eigenen Zeugnissen, unsere Gegner gekämpft? Um den Kaiseriemus zu vernichten. Es gibt ihn nicht mehr, er ist für immer erledigt. Die Tatsache dieser Nationalversammlung selbst zeigt es. Sie haben gekämpft, um „den Militarismus zu zerstören“. Er ist in Trümmer gestürjzt und wird nicht mehr entstehen. (Zuruf bei den U Soz.: Sie richten ihn wieder auf Für „Gerechtigteit, Freiheit und einen
Dauerfrieden“ꝰ haben unsere Gegner nach ihren feierlichen Pro⸗
klamationen kämpfen wollen. Die Waffenstillstandsbedingungen
aher sind bisher unerhört hart gewesen und schonungslos durchgesührt
worden. 3 Glsaß wird ohne weiterez als französisches Land behandelt. Die von ung aukgeschriebenen, Wahlen zur Na ionalversammlung sind widerrechtlich berhindert worden (Pfuirufe), die Deuischen werden aut dem Lande getrjehen, (erneute pfutrufe) und ihr Besitz wird seguestriert. Dag besetzte linksrbeinische Gebiet wird vom übrigen Deutschland ab. geschlossen. (Zuruf bei den U. Soz.: Weimar wird auch ae r Pie Bestimmung des Waffenstillstandsvertrages, daß keine oͤffentiche
¶ ʒange zei zu überwinden. Wir haben alles getan, um das Wirt—
gebung aufrichtig und voll Freude begrüße und sie mit herz— licher Brüderlichkeit
Werte verschleudert werden sollen, wird ungeheuer auszuweiten ge= sucht zu einer allgemeinen geldwirtschaftlichen i des deuischen Volkes. Wäbrend wir längst außerstande sind, den Waffen.; gang zu erneuern, werden unsere 800 9069 Kriegsgefangenen noch im ner zurückgehalten und ed von , . Zusammenbruch und barter Zwangsarbeit aufs schwerste bedroht. (Pfuirufe! Rufe auf der äußersten Linken: Wir behalten ja die Russen . noch!) Aus diesem Akt der Gewaltpolitik spricht kein Geist der Versöhnlichkelt. (Zustimmung.))
Die Waffenstillstandsbedingungen wurden damit begründet, daß sie dem alten Regime der Hohenzollern auferlegt waren. Wie will man es rechtfertigen, deß man sie der jungen sozialistischen Republit sortdauerng verschärst, obwohl wir alle Kräfte einzetzen, den uns auf⸗ erlegten schweren Veipflichtungen gerecht zu werden. Wir warnen die, Gegner, uns nicht zum Aeußersten zu treiben. Wie General Winterfeldt könnte eines Tages jede deutsche Regierung gezwungen sein, auf weitere Mitwirkung an den Frieden zverbandlungen zu ver= zichten und den Gegnern die ganze Last der Verantwortung ür dle Neugestaltung der Welt zuzuschieben. (Bewegung.) Man stelle uns nicht vor die verhängnie volle Wahl zwischen Verhungern und Schmach. Auch eine ee ir, Volksregierung und gerade diese muß daran i n, ieber ärgste Enthebrung als Entehrung! (Lebhafte Zu—⸗ timmung.) Wenn zu den Millionen, die im Kriege alles verloren baben und nichts mebr zu verlieren befürchten, auch noch diejenigen sämen, die glaubten, Deutschland habe nichts zu verlieren, dann wird sich unwiderstehlich die Taktik der Verzweiflung durchfetzen.
Im Vertrauen auf die Grundsätze des Praͤsidenten Wilson hat Deurschland die Waffen niedergelegt. Jetzt gebe man uns den Wilson⸗Frieden, auf den wir Anspruch haben. (Beifall.) Unfere freie Volksrepublik, das ganze deuische Volk erstrebt nichts anderes, als gleichberechtigt in den Bund der Völker einzutreten und sich dort durch Fleiß und Tüchtigkeit eine geachtete Stellung zu erwerben. (Allgemeine Zustimmung. ) Deutschland kann der Welt noch vieles leisten. Ein Deutscher hat den Arbeitern aller Völker den wissen⸗ schaftlichen Sozialiemus geschenkt. Wir sind auf dem Wege, der Welt noch einmal sozialistisch voranzuschreiten, indem wir dienen dem Sozialiemus, der allein Dauer haben kann, der den Wohlstand und Die, Kultur des Volkes erbebt, dem Sozialismus der werdenden Wirklichkeit. Wir wenden uns noch einmal an alle Völker der Wel mit dem dringenden Appell, dem deutschen Volk Gerechtigkeit wider⸗ fahren zu lassen, durch Vergewaltigung unseres Volkes und unferer Wirtschaft nicht zu vernichten, was sich trotzdem hoffnungsvoll bei uns anbahnt. Das deutsche Volk hat sich sein Selbstbestimmungs⸗ recht im Innern erkämpft, es kann es ietzt nach außen nicht preis- geben. Wir können auch nicht darauf verzichten, die ganze deutsche Nation im Mahmen eines Reiches zu einigen. (Beifall.)
Unfere deutsch⸗österreichischen Brüder haben auf ihrer National⸗ versammlung bereits am 13. November v. J. sich als Teil der groß⸗ deutschen Republik erklärt (Beifall), jetzt hat die deutsch österreichische Nitionalversammlung erneut unter stürmischer Begeisterung uns ihren Gruß entboten und die Hoffnung ausgesprochen, daß es unserer und ihrer Nationalversammlung gelingen wird, das Band, das die Gewalt 1866 zerrissen hat, wieder zu knüpfen (Beifall; Deutsch-Oesterreich muß mit dem Mutterlande für alle Zeit vereinigt werden. (Beifall. Ich bin sicher, im Sinne der gesamten National⸗ versammlung zu sprechen, wenn ich diese historische Kund—
erwidere. (Lebhafter Beifall.) Unsere Stammes und Schicksalsgenossen dürfen versichert sein, daß wir sie im neuen Reich der deutschen Nation mit offenen Armen und Herzen willkommen heißen. (HGeisall. Sie gehören zu uns, und wir gehören zu ihnen. (Beifall.) Ich darf auch die Grwartung aussprechen, daß die Narionalversammlung der künftigen Reichsregierung die Er— mächtigung geben wird, baldigst mit der Regierung des deutsch— österreichischen Freistaais über den endgültigen Zusammenschluß zu verhandeln. (Beifall) Dann soll kein Grenzpfahl mehr zwischen uns stehen, dann wollen wir wirklich sein ein einig Volk von Brüdern. (Lebhafter Beifall)
Deutschland darf nicht wieder dem alten Elend der Zersplitte⸗ rung und Verengung anheimfallen. Geschichte und Vergangenheit bemmen zwar die Bildung eines straff zentrausierten Einheitestaats, aber die verschiedenen Staͤmme und Dialekte müssen zu einer Nation und zu einer Sprache zusammenklingen. (Beifall.) Nur eine große einheit liche Entwicklungsmöglichkeit unseres Wirtschaftslebens, ein volitisch aktionssähiges, lestgefügtes, einiges Deutschland kann die Zukunft unseres Voltes sicherstellen. (Beffall.)
Die provisorische Regierung hat eine sehr üble Erbschaft ange⸗ treten. Wir waren die Konkursverwalter des alten Regimes. (Sehr wahr! lints. Wiederspruch rechts. Verstärkte Zustimmung links.) Wir haben, U,, und gefördert vom Zentralrat der deuischen Arbeiter und Soldatenräte Mer, und Lachen rechts. — Der Redner wiederholt nachdrücklich die , Worte. Lebhafte Zustimmung links), unsere Kraft eingesetzt, die Gefahr und das Elend der Ueber—
schaftsleben wieder in Gang zu bringen. (Widerspruch rechts.) Diese fortgesetzten Unterbrechungen gur Rechten gewandt) lassen wahrlich erkennen, daß Sie in dieser schweren Zeit, die Deutschland in den letzten Wochen und Monaten durchgemacht hat, herzlich wenig gelernt kaben. (Stürmische Zustimmung links. Wenn der Erfolg unserer Aibeit nicht unseren Wünschen entsprach, so müssen die Gründe gerecht gemürdigt werden. Viele Unternehmer haben, ver- wöhnt durch die hohen, sicheren Gewinne, die ihnen die Kriegswirischaft in dem alten monarchischen, protektionistischen Staat ve schaffte, es verabsäumt, die notwendige Initiative zu entfalten. Wir richten deshalb an die Unternehmer den dringenden Appell, die Wiederbelebung der Proruktion mit allen Kräften zu fördern. (Beifall.) 1 der anderen Seite rufen wir die Arbeiterschaft auf, alle Krälte zur Arbeit anzuspannen, die allein uns retten kann. (Zu— stimmung.) Wir haben Verständnis für die seelischen Stimmungen derer, die, nach übermäßiger Kraftausgahe in der Kriegszeit, etzt eine Enispannung suchen, wir wissen, wie schwer es denen, die jahrelang im Felde gelebt haben, sein muß, sich wieder in die friedliche Arbeit hineinzufinden. Aber es muß sein. Wir müssen arbeiten und Werte schaffen, sonst gehen wir zugrunde. (Zustimmung.) Sozialismus ist nach unserer Auffassung nur möglich, wenn die . eine genügend hohe Stufe der Arbeitsleistung innehält. ozialismus ist uns Srganisation, Ordnung und Solidarität, nicht Eigenmächtigkeit. Widerspenstigkeit und Zerstörung. (Sehr richtig! bei den Soz.) Auch der alte Staat hätte es nicht vermeiden können, zur Deckung, der ungeheuren Kriegsschulden die Staatswirischaft weiter auszubauen. In der Zeit der allgemeinen Not darf es für Privatmonopole und mühelosen Kapitalprofit keinen Raum mehr geben. (Sehr richtig! bei den Soz.) Deshalb wollen wir plan- mäßig den Profit da ausschalten, wo die wirtschaftliche Entwicklung ein Gewerbe zur Vergesellschaftung reif gemacht hat. (Bravo! Unks).
Sorgenvoll blickt ung die Zukunft an. Wir vertrauen aber trotz alledem auf die unverwüstliche Schaffenskraft der deutschen Ration. (Beifall.) Die alten Grundlagen der deutschen Machistellung find für immer zerbrochen. Die preußische Hegemonie, das Hohenzollernsche Heer, die Politik der schimmernden Wehr sind bei ung für alle U⸗ kunft unmöglich gemacht. Wie der J. November 1918 angeknüpft hat an den 18. März 1848, so müssen wir hier in Welmar die Wandlung vollziehen vom Imperlalismußs zum Idealismus, von der Weltmacht zur geistigen Größe. (Beffall.. Es charakteristeit durchaus die nur auf äußeren Glanz gestellte Zeit der Wilhelminischen Aera das ,, Wort, daß Die flassischen deutschen Denker und Dichter nur im Kranschzug über sie hinweggezogen selen. Jetzt muß der Geist von Weimar, der Geist der großen e ern und Dichter wieder unser Leben erfüllen, es eriüllen mit dem Geine, der im zweiten Telle des Faust und in Wilhelm Meisters Wanderjahren niedergelegt ist: nicht ins Ünend⸗
der parlamentarischen Demokratse an der Regierung mitzu⸗
DVand ins praktische Leben hineingreifen, denn der Mensch, der zur schwankenden Zeit auch schwankend gesinnt ist, der vermehrt dag Uebel und leitet es weiter und welter. Aber wer fest auf dem Sinn beharrt, der bildet die Welt sich (Beifall).
So wollen wir an die Arbeit geben, unser großes Ziel fest vor Augen: das Recht des deutschen Volkes zu wahren, in Deutschland eine starke Demokratie zu verankern und sie mit wahrem sozialen Geist und sozialer Art zu erfüllen. (Beifall.) So wollen wir wahr⸗ machen, was Fichte der deutschen Nation als ihre Bestimmung e. hat. Wir wollen errichten ein Reich des Nechtes und der Wahrhaftigkeit, gegründet auf Gleichheit alles dessen, was Menschen⸗ gutlitz trägt. (Lebhafter Beifall und Händeklatschen bei der Mehrheit.)
Hierauf nimmt Abgeordneter Pfannkuch. Mitglled der sozioldemokratischen Mehrheite partei, den Präsidentensitz ein und teilt dem Hause mit, daß nach den bisherigen Feststellungen er als am 28. November 1841 geboren das alteste Mitglied der Versammlung und daher berufen ist, den Prãsidentensitz bis zur erfolgten Konstituierung der Versammlung einzunehmen. Als Alterspräsident richtet er an die Versammlung folgende Ansprache:
Ich bekenne, die Uebernahme der Würde des Alterspraͤsidenten
an meinem Lebensabend bereitet mir eine große Freude und Genug—⸗ tunng; Den deutschen Volksstaat, das Ideal, dem ich seit meiner frühesten Jugend mit aller Kraft und Hingabe gedient habe, sehe ich der Verwirklichung entgegenreifen. Sie wollen deshalb in mir Altem nur den Vertreter des ewig jungen Gedankens der Volksfreiheit seben, welche durch diese Nationaiversammlung in Deufschland zur Wüklichkeit geworden ist. Wir stehen an einer Schicksalswendung des deutschen Volks. Die alten Gewalten, die Deuischland vor dem Krieg regierten, stützten sich nicht auf den ausgesprochenen Willen der Volks⸗ mehrheit, jondern erheben den Anspruch, aus eigenem Recht zu re— gieren, durch eine besondere göttliche Berufung. Jetzt ist das deutsche Volk sein eigener Herr, seine eigene oberste Gewalt geworden, es muß die gioße Prüfung bestehen, oh es reif ist, in Freiheit zu leben, oder ob es wiederum unter die brutale Gewalt herrschaft einer Minderheit sich beugen muß. Diese National⸗ versammlung ist der Ausdruck des Willens der deutschen Nation, sie allein hat von heute an in Deutschland zu entscheiden, sie allein trägt die Verantwortung für Deutschlands Zukunft. Von der Durchsetzung der allgemeinen Anerkennung der Beschlässe dieser Veisammlung hängt es ab, ob dag deutsche Volk in Zukunft sich elbst in ae, . regieren wird. Die Nationalversammlung ist die deutsche Demokratie selbst. Wer ihr die unumschränkte Gewalt zu schmälern jucht, der frepelt an des deutschen Volkes Masjestät und Freiheit. (Zustimmung.,) Wenn der Wille der großen Mehr⸗ beit des deutschen Volkes entscheidet, dann muß es diesem auch gelingen, sich in sozialer Hinsicht aus dem schweren Sturz, den es erlitten, wieder zu erheben, um sich einen ehrenvollen Platz im Bunde der freien Völker zu sichern. Ungeheuer groß ist die Aufgabe, das deutsche Volk aus allen diesen Nöten zu erretten. Sie, meine Damen und Herren, sind die Bereiter der deutschen Zukunft. Was Deu schland wahrhaft groß gemacht hat war nie das Werk feiner Fürsten, sondern stets das Werk seines Volkes (Beifall und Wider⸗ spruch!! Davon zeugt die Entwicklung Weimars zur Kunftstadt. Auch des Volkes politische Größe, die nur bestehen kann in vorbild— licher Freiheit und in mustergültigen sozialen Zuständen, konnte und kann nicht das Werk des Gottesgnadentums sein, das deutsche Volk muß sich seine Größe selbst erarbeiten. Dazu sind Sie berufen, und die ganze oeutsche Nation innerhalb und außerhalb der alten Reichsgrenzen blickt erwartungsvoll auf diese Versamm⸗ lung. Seien wir würdig unserer ungeheueren Aufgaben, und tun wir alle unsere Pflicht mit der Liebe zum deutschen Volke und zur deutichen Freiheit, die unser aller Herzen und und Köpfe erfüllt. Deutschland soll wieder groß werden in der Welt. nicht durch Gewaltiaten in Kriegen, sondern durch die be— sreiende Gewalt des Friedens. Mögen Ihre Beratungen dazu bei⸗ tragen, Deutschlands Seibstbestimmungsrecht nach innen und nach außen zu retten und zu bewahren. Lassen Sie sich in Ihren Be— ratungen und Beschlußsassungen stets leiten von dem Grundsatz: Alleã für das Volt und alles durch das Volk. Das ist der Se eng⸗ wunsch, mit dem ich die Tagung der Nationalversammlung eröffne (Beifall). Meine Damen und Herren, ich schlage Ihnen nun vor, die Geschäftsordnung des Reichstags einschließlich der in der Ver— fassung enthaltenen Bestimmungen der Geschäftsordnung als provisorische Geschäftsordnung anzunehmen unter Fortfall der Bestimmungen über die Abteilungen. Ein Widerspruch erfolgt nicht, mein Vorschlag ist angenommen. Nach 5 1 der n,. ernenne ich zu probisorischen Schrift— führern die Abgg. Fischer⸗Berlin (Soz.), Dr. Neumann -Hofer (Dem.), Dr. Pfeiffer (Zenit) und Malkewitz (deutschnat. ). Ich bite die genannten Herren, hier oben auf dem Podium Platz zu nehmen. — Nach § 9 der Geschästsordnung haben wir nunmehr den Ramens⸗ aufruf vorzunehmen, um die Anwesenheit der eschlußfähigen Anzahl von Mitgliedern der Nationalpersammlung sestzustellen. Ich bitte die Herren Schriftführer, diesen Namensausruf vorzunehmen.
Der Namensaufruf ergibt die Anwesenheit von 397 Ab⸗ geordneten; die Mehrheit beträgt 211; die Nationalversammlung ist daher beschlußfähig.
Altertzpräsident Pfann kuch beraumt die nächste Sitzung auf Freitag, 3 Uhr, an. (Tagesordnung: Wahl des u sidenten, der Vizepräsidenten und der Schriftführer.)
Schluß gegen 5. Uhr.
Die sozialdemokratische Fraktion der National⸗ versammlung hat folgenden Antrag eingebracht:
„Die deutsche Nationalversammlung erhebt am Beginn ihrer Beratungen Protest gegen die Zurückhaltung der deur“ schen Kriegs- und ö über den Abschluß des, Waffenstillstands bingus, während die Gefangenen der Alliierten bis zum letzten Mann in die Heimat zurückkehrten. Sie ruft das Gewissen der Welt, sie ruft die Neutralen und alle menschlich Denkenden auf, sich mit ihr zu vereinigen in der Forderung, den Gefangenen die Heimat, den Familien den Gatten und Vater zurück- zugehen, die, jahrelang von den Angehörigen getrennt, mit Ungeduld der Erlösung aus der Gefangenschaft harren. Die deutsche National versammlung sendet den Brüdern jenseits der Grenze ihren dankbaren Gruß und die ernste Versicherung, daß sie nicht ruht, bis ihr Recht zur alsbaldigen Befreiung anerkannt ist.“
Parlamentarische Nachrichten.
Die Anfrage der sozialdemokratischen Fraktion, ob die r il, der Unabhängigen Sozialdemokraten bereit ei, unter Ablehnung ihrer Trutztakiik nach den Grundsätzen
wirken. ist, wie der „Vorwärts“ mitteilt, von den Unab⸗ n. durch folgendes Schreiben ablehnend beantwortet worden:
u, Ihr Schreiben vom H. Februar erwidern wir folgendes; gur bie raktlon der U. S. P. D. kon mt der Eintritt in die Re= , . so lange nicht in Frage, bis die legenwärtige Gewaltherrschaft eseitigt ist und bis die sämtlichen Mitglieder ber Regierung nicht
liche schweifen und sich nicht ins Theoretische verlieren, nscht zaudern und nicht w uc sondern mit klarem Blick und fester
ktätigen, die demolratischen und sozialistischen Errungenschaften der Revolution gegen die Bourgentsie und gegen die Militärautokratle sicher zu ftellen.
zie Fraktion der U. S. P. D. Fritz Geyer.
Statistik und Volkswirtschaft.
Einkommen und Vermögen in einer Hand in Preußen 1897 — 1917.
Die preußische Einkommensteuer⸗ und Ergänzungssteuerstatistik gibt, wenn auch nur in beschränttem Maße, Auskunft über das Zu— sammentreffen von Einkommen und Vermögen in einer Hand. In der neuesten hierauf hezüglichen Veröffentlichung des preußischen Statistischen Landesamts (Statistische Korresponden; 1913. Nr. 3) wird zunächst dargestellt, wle sich die ein Einkommen bis zu go0 cz und die mehr als 990 M Einkommen beziehenden Selb— ständigen einmal, foweit sie kein Vermögen oder nicht ein 600 übersteigendes, und . soweit sie ein über 6000 M hinaus- gehendes Vermögen besitzen, auf die Gesamtheit der Haushaltungs⸗= porstände und Einzelwirischafter als der für den selbständigen Ein— kommens⸗ und Vermögenserwerh überhaupt in Betracht kommenden 1 verteilen, mit anderen Worten: in welchem Umfange Personen mit einem das sogenannie Existenzminimum Üüber⸗ schreitenden Einkommen oder ohne solches zugleich über nennenswertes, mehr als einen bloßen Notpfennig für schlechte Zeiten aus—= machendes Vermögen verfügen oder nicht. Dabei darf freilich nicht unberücksichtigt bleiben, daß sich im Zeitraum 15897 1917 die Bedeutung eines Einkommen von 900 MS wie eines Vermögens von 6090 M Infolge der allgemeinen Entwertung des Geldes erheblich geändert hat, und daß im Laufe der Zeit nicht sowohl auf Ein- kommens- und Vermögengmehrung als vielmehr auf größerer Ver— volltommnung der Veranlagung, insbesondere z. B. auf besserer Er= fassung des Arbeitseinkommens infolge der Ergänzungsgesetze von 1906 und 1997 beruhende Verschiebungen in den Veranlagungsergebmssen eingetreten sind, die die Vergleichbarkeit der verschiedenen Jahreszahlen stören, wenn auch nicht aufheben.
Vom Tausend aller Haushaltungsvorstände und Einzel wirtjchafter hatten
kein . re n k Einkommen Sinkom men Einkommen Einkommen von von von von
Imke über Ho s über Hho „, über oo r, über oh
und kein aber kein aber ein und ein Vermögen von über 6000 S 119 722 155 24 100 18699. 701 175 24 100 , 658 217 24 100 1106. 628 248 24 109 1 550 326 22 102 ß 517 353 18 112 11 475 391 16 118 117. 507 6 1 128. Hiernach hat der Bruchteil der selbständigen Personen
N
ohne Einkommen und Vermögen von steuerbarer Oöhe, der in Jahre 1897 noch annähernd drei Viertel der Gesamtheit der Haushaltungsvorstände und Einzelwirtschafter betrug, seitdem bis zum Jahre 1914 (Friedensstand), in dem er unter dig Hälfte dieser sank, anhaltend ab genommen, um von 1912 auf . also während des Krieges, wieder auf etwas mehr als die Hälfte anzu steigen. In dieser Zeit ist die Gesamt ahl der Selbständigen obne Vermögen von über 6000 Æ von 66 auf 858 vT aller Haushaltungsvorstände und Einzelwirtschafter zurückgegangen; gestiegen ist aber unter ih nen die Zahl derer, tie kein steuerpflichtiges Einkommen von über 900 4 haben, und zwar in der Hauptsache als Folge zahlreicher Einberufungen zum Heeres— dienst, durch die die Betroffenen vielfach ihr bisheriges Einkemmen, namentlich also Arbeitseinkemmen, ganz oder teilweise verloren hatten, während ihr Militäreinkommen, auch wenn es allein oder in Verbindung mit ihrem übrigen Einkommen 00 „ überstieg, gemäß Ss 5 Ziffer 3 des Einkommensteuergeletzes der Besteuerung nicht unterlag. Immerhin läßt aber auch für die Gesamtzeit von 1897 bis 1917 der bedeutende Rückgang der Personenschicht ohne steuerbares Einkommen und Vermögen elnen günstigen Schluß auf die allgemeine wirischaftliche Lage der Bevölkerung zu.
Das gilt auch von der Bewegung der Zahl der Personen mit einem 900 n übersteigenden Einkommen, aber ohne Vermögen von über 6000 M, die sich von noch nicht einem Sechstel aller Haus baltungsvorstände und Einzel wirtschafter im Jahre 1897 ununterbrochen auf fast zwei Fünstel im Jahre 1914, d. . um rund das Anderthalbfache, hob, während des Krieges bis 1917 aber aus der bereits erwähnten Ursache auf etwas über ein Drittel, d. i. ungefähr auf den Stand von 1911, zurück, ging. Diese Emwicklung tennzeichnet im allgemeinen die steigende Bedeutung des unfundierten Arbeits eintom mens, großenteils wobl! bedingt durch die neuzeitlichen Wirischaftsverhältnisse (Konzentration des werbenden Kapitals der Handels- und Gewerbebetriebe usm.), die es der großen Masse der Eiwerbstätigen viel eher ermöglichen, ein über das sog. Existenzminimum hinausgehendes Einkommen zu erwerben, als ein Vermögen von liber 6000 S anzusammeln und sich zu erhalten. Diese Erscheinung ist vom sozialen Standpunkte insofern zu begrüßen, als sie offenbart, daß bei uns in steigendem Maße auch ohne Unterstützung durch Kapital und Grundbeßttz die Möglichkeit besteht, lediglich durch Kopf- oder Handarbeit ein aus⸗ reichendes Einkommen zu erlangen. Hand in Hand damit geht anderseits die auch durch die letzte Berufs⸗ und Gewerbezäblung be= stätigte Tatsache, daß das Unternehmertum, also die Klasse der wirklich Selbständigen, in Handel und In dustrie im Verhältnis zur Zahl der nichtseib⸗ ständig Erwerbstätigen wesenrlich selrener ge- morden ist. Das recht beträchtliche Ansteigen der letzteren Zahl von 1905 auf 1998 (um 78 vn) düifte großenteils auf der durch die eingangs erwähnten Ergänzungsgesetze eingerührten Verxflichtung der Arbeitgeber zur Auskunfterteilung über die Lohn- und Gehaltt— verhältnisse der von ihnen beschäftigten Arbeitnehmer beruhen.
Von den beiden folgenden Gruppen der Selbständigen mit einem 6009 * übenrsteigenden Vermögen, die sich zusammen von 124 vn aller Haushaltungsvorfände und Einzel. wirtschafter zu Beginn der Berichtszeit auf 134 vT im Jahre 1914 und 142 vd im Jahre 1917 ver m ehrt haben, zeigt die Gruppe der darunter befindlichen Per sonen mit Einkommen von nicht mehr als 990 A, nachdem in den Jahren 1897 bis 1965 mit 21 vn ihre Besetzung keiner Verschiebung unterworfen war, eine rückläufi . e Bewegung ihres Anteilsverhältnisses; dieses stellte sich im Jahre 1914 k auf 16, im Jahre 1917
auf 14 v. aller Haushaltungsvorstände und Ginzeswintschafter.
Dilese Personen, bei denen es sich zumeist um Giwerbs. lose mit mäßigem Vermögen, wie Witwen. Wajsen usw. handelt, sind naturgemäß unter den vier Gruppen der Uebersicht am chächsten vertreten. Umgekehrt ist die Verhältniszahl der Per, onen mit über 09 n Ginkommen und zugleich mit über 6900 M Vermögen neuerdings in beträchtlichem Aufsteigen 4 . sie machte in den Jahren 1897 bis 1905 leichmaͤßig ein Zehntel aller Haußhaltungsvorfsande und Einzeswirt. i n a's und bot sich hierauf wobl unter dem Einfluß gebesserter Wir n nn,, bis 1917 ununterbrochen auf 128 vT, al o auf
über ein
Gliedert man noch die Cintomm en von mehr als go0 4 in die beiden Gruppen von über 909 bis 3000 und über 3000 , so hatten vom Tausend aller Haushaltungsvorstande und
nur das Bekenntnis ablegen, sondern auch den entschlosfenen Willen
Einzelwirtschafter
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