1919 / 38 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 14 Feb 1919 18:00:01 GMT) scan diff

vember ergab sich die Notwendigleit, daß wir ung mit der Fraktion der Unabhängigen auf Bildung einer gemeinlamen Regierung zu⸗

Wir gingen dabei von der Ansicht aus, die Re— Blutvergießen verstanden, im Staat,

sammentaten. e ihren Zlelen zuzuführen, Aufrichtung die uns auch als Sozialisten Wie ernst unsere

war, ersehen Sie aus

reinen Volksherrschast die Möglichkeit zu praktischer Arbeit eröffnete. Absicht und wie weit unser Entgegenkommen dem Umstand, daß wir uns bereit erklärten, alle Posten paritstisch zu besetzen, obgleich wir genau wußten, daß unser m W unvergleichlich viel größer war, als der jeder anderen Partei. (Sehr Wir nahmen das Verbälinis eins zu eins an, Verbältnis elf Wird schon war unsere

ang im Volke

richtig! b. d. Soz.) e während die Wahlen zur National versammlung das Zuruf bei d. I. Soz.: Unter diesen Umständen Herrschaft von vornherein belastet mit einer Erbsünde gegen den Geist der Demokratie. (Sehr richtig! b. d. Soz. Lachen b. d. U. S Aber es war dies bim damaligen Stande der Dinge ein notwendiges Zugeständnis an eine Partei, die nun einmal in den Febler verfallen war, mehr gelten zu wollen, als sie ihrer Zahl nach bedeutet. (Unter—⸗ brechung bei den U. Soz.) Sie fennen mich lange genug, um zu wissen, daß Ihre Unterbrechungen mich nicht irritieren. Der Fehler vergrößerte sich bei einem Teile der Er strebte danach, als Splitter des deuischen Volles mit Gewalt die ganze Macht an sich zu reißen. Er verkannte das Wesen der Revolution und lehnte es ab, die Mehrheit der Köpfe zu revolun ionseren, sondern suchte durch List und Ueberredung die Mehiheit der Fäuste und der Waffen auf seine Seite zu bringen. Ich nehme ohne weiteres an, baß die geistigen Urheber jencs Unternebmens der Sache der Mensch— heit zu dienen glaubten; aber es ist der schlimmste Irrtum, dessen ein Mensch fähig ist, wenn er glaubt, die Segnungen des Soziglismus mit Handgranaten und Maschinengewehren einem Volke beizubringen. (Sehr richtig! Unruhe bei den U. Soz.) bekämpft, mit Worten, solange er sich in Worten äußerte, mit der Tat, als seine Anhänger wahnwitzigerweise zu Taten übergingen. (Zustimm unn.) deutschen Volkes verteidigt, und, so schwer wir uns auch zu diesem Kampfe enischlossen haben, unser Gewissen ist rein. Reifall. Zurnfe bei den U. Soz.: Blutbefleckt! Erneuter Beifall.) Wir haben zur Vermeidung des Bürgerkrieges alles getan, nicht zuletzt auch weil wir wußten, daß nach Enifesselung des Bürger⸗ kriege Scheußlichkeiten auf beiden Seiten nicht zu vermeiden sein nicht neben jeden Soldaten Soldat nicht über die Stränge

(Dört, hört!

zu zwei ergaben. Lachen.)

anders werden!

(Sehr gut! bei den M. Soz.) Partei zur tragischen Schuld.

(Sehr richtig! Unruhe b. d. U Soz.)

Diesen Irrwahn haben wir

Wir haben

(Stürmischer

einen Minister

fäll! ausschließlich auf die, Warnungen Trotz das ; Meinungeverschiedenheiten über diefen Punkt führten zum Austritt der Unabhängigen aus der Regterung. Was dann folgte, haben meine Freunde mit den Unab⸗ der sozigldemottatischen Partei Wir können aber

geschehen sst, Beschwörungen (Lebhafte Zustimmung)

Angehörige zumachen, nicht ich als Mitglied der Regierung. welch ungeheurer Schaden dadurch dem gedanken der Demokratie zugefügt ist, daß die Unabhängigen sich niemals zu einer reinlichen Trennung von den Anhängern jener die die Natsonglversammlung bis zu— letzt als einen Hoit der Gegenrevolution bekämpft haben. Unruhe und Zurufe b. d. U. Soz.) sst es wahrlich nicht, wenn heute schon die Nationalversammlung dag erste Lebensbedürfnis unseres Volkes erfüllen kann; die Schaffung einer Verfassung. (Erneute Zuruße b. d. U. Soz.) Sie sind die Sklaven einer Demagogie geworden, sie folgen den lautesten Schreiein, sie be⸗ lämpfen die Nationalversammlung, obwehl sie nichts anderes ist und nichts anderes sein soll, als die Versammlung, die die M gna eharta der Revo⸗ lution beschließen soll. (Lebbafter Beifall. Lärmen de Zurufe b d. U. Soz.) Micht die Revolution zu beenden, sondein ihr Werk methodisch und ohne Blutvergießen fortzuführen, muß die Aufgabe jeder künftigen terung sein, die vor der

nicht vergessen,

Minderheit aufgerafft haben,

Zustimmung. Ihr Verdienst

und jeder künstigen bestehen will. Auf ewig gebrandmarkt!! Auch die gegenwärtige erste Regierung, deren Foribestehen von Ihrem Vertrauen abhängt, kann ihre A Nachdem das Volk am 19. Januar tiner Partei die absolute Mehrheit zuerkannt hat, ist die Bildung einer aus mehreren Parteien zusammengefaßten Regierung zur un⸗ Noswendigkeit möglichst breiten Grundlage; keisen müssen übeiwunden werden. die schmere Aufgabe dieser Regierung in einem ewigen Kriegszustand der Völker sein, harmonische Zusammenleben aller Völker auf dem Boden einer Weltverfassung begründen, die allen Völkern In diesem Sinne ist das Programm des Präsidenten Wilson von uns aus innerer Ueberzeugung angenommen worden. Das deutsche Volk hat sich sein Selbstbestimmungsrecht nach furchlbaren Kämpfen errungen, wie sollte es anders als freudig lker und Volksteile nicht wie Bauern Aber es darf auch Das deutsche Land soll die Deuische sein und bleiben

Voltevertretung

abe nicht anders auffassen.

ausweichlichen die dabei quffauchenden Schwierig— Der Friede, den abzuichließen soll keine bloße Er⸗ mattungs vause soll vielmehr

leiche Rechte verleiht.

dem Grundsatz huldigen, daß V auf dem Schachbrett verschoben werden dürfen. keine neue Sklaverti aufgerichtet werden. und wird das Vaterland aller sein, wollen, keins selner Glieder soll in Schmach und Not verkümmern. Die restlose Erreichung aller Vernichtungsziele im Osten hat uns Ein niedergetretenes, hungerndes Deutschland wäre für die ganze Welt ein Unglück und eine Gefahr. Wir fühlen die Kraft in uns, der Welt mehr zu geben, als man uns genemmen bat, wenn man uns die Arme frei läßt Waren jur Zeit der milisärischen Er Alldeutschen eine Gefahr Auslandes

alles andere als Glück gebracht.

um Schaffen. andß unsere Alldeutschen

für die Welt, Diese Machtpolitiker können uns wobl, wenn sie die Entscheidung maßgebend be— einflyssen können, zum Frieden zwingen, 70 Millionen

aber sie werden niemals einen solchen Frieden im innersten Herzen als ehrlich und gerecht anzuerkennen. Beifall und allseitige Zustimmung.) Sie werden nie imstande sein, einen wahren Friedensbund der Völker zu begründen, der auf dem amen Ueberzeugung ruht. eifall und Zustimmung.) In diesem Zusammenhange möchte Wort richten an alle gerccht und menschlich Denkenden auf dem anzen Erdenrund: daß sie uns unterstüßen mögen in der Forderung, ie wir in unserem Programm bereilfs sormuliert haben, daß endlich den deutschen Kriegsgefanz enen die M ihren Familien gegeben weiden möchte. Zurüß b. 8 . Soz.: Schicken Sie doch die růc doch hier im deutschen Reichstag und nicht im russischen. (Stürmischer Beifall und Zestimmung.) die jahrelang von ihren

eien Willen der gemeins (Lebh. allseitige

ichkeit der Heimkehr zu türmischer Beifall und Zu⸗—

die Russen zurück!)

Indem wir unseren Brüdern, amilien, von ihren Frauen und

Gefühl der Menf

/

teine andere der Welt kennt. (Bravo! In diesem Geiste wird auch dag Heerwesen geordnet werden. so daß jedem einzelnen An⸗ gehörigen vas Maß von Fieiheit grwäbrt bleiben soll, das mit dem Zweck des Ganzen vereinbar ist. Bravo!) Et muß aber auch dafür gesorgt werden, daß sich nie wieder eine Organisation der bloßen Gewalt äber die Organisation des Rechts erhebt. (Beifall b. d. Soz) Es kann in Deuischland keinen anderen Soldaten mehr geben als den Soldaten der Republik. Niemand anders wird die höchste Kommandogewalt haben als das Volk selbst durch seine ver— fassunggebende Vertretung, dem Einzelnen steht seine Ueber⸗ zeugung vollkommen frei die Armee als Ganzes kann keine Politik treiben, weder royalistische noch bolschewistische. (Beifall.) Ein anderes, nicht leicht zu lösendes Problem liegt in dem Verhältnis des Reichsganzen zu seinen einzelnen Teilen. Die Regierung bofft, in ernstem Zusammenarbeiten mit Ibnen das schwere Werk vollenden zu können das schwere Werk, den idealen Grundsatz zu veiwirklichen, die Einheit und die Freiheit wie die u nverbrüchliche Solidarität aller deutschen Stämme auf dem Boden der Republik in die Tat umzusetzen; die Regierung ist sich auch dessen bewußt, daß Staateverfassungen, auch die vollkommensten, nur leere Formen sind, die ihren Inhalt durch die gesell⸗ schaftlichen und wirischaftlichen Zustände erbalten. Be— seltigung der Klassenunterschiede, das ist die große Aufgabe, die wir uns gestellt baben. Ich will an dieser Stelle ein offenes Wort zu Ihnen sagen. Es würde sinnlos und unnütz sein, die Tatsache verdunkeln zu wollen, daß innerhalb der neu— gebildeten Regierung über das Ideal der künftigen Gesellschafts« ordnung vperschiedene Auffassungen herrschen. Die Volktzabstimmung vom 19. Januar hat keiner dieser Anschauungen eine alleinherrschende Stellung eingeräumt. Aber ich glaube sagen zu dürfen: kein Mit⸗ glied der Regterung verschließt sich der Erkennmnis, daß wir ung im Zuge einer Entwicklung befinden, die weder zurückgeschraubt, noch ohne die schwerste Gefahr für das Ganze übersehen werden tann. Auch die nichtsozialistichen Mitglieder der Regierung wissen, daß die sozialistischen nicht aufhören werden, Sozialisten zu lein und dem⸗ gemäß nach ihrer sozialistischen Ueberzeugung zu handeln. (Bravo! b. d. Soz. Nicht aber denken wir daran, auf unsere Kollegen oder auf diese Versammsung eine unzulässige, mit dem Geiste der Demo⸗ kratie unvercinbare Pression auszuüben. (Sehr gut!) Die National- versammlung wird bleiben so lange, bis das Volk sie durch eine andere Vertretung ersetzt, die volle Herrin jhrer Entschlüsse. Wir aber wollen, solange wir das Vertrauen ihrer Mehrheit genießen, gemeinsam ar⸗ beiten im Dienste des Volkes, das durch seinen Spruch vom 19. Januar Gemeinsamfeit der Arbeit von uns gefordert hat. Was uns zu⸗ sammenführte. das war das harte Muß, die bittere Not. Wieder hat sich das Wort bestätigt, daß die Not gute Kameradschaft bringt. Nun, deutsche Männer und deutsche Frauen, Bahn frei für alles, was aus der Tiefe zum Licht strebt. Bahn frei für das drängende Neue! Dann werden wir es schaffen. (Lebhafter Beifall)

Vizepräsident Haußmann: Zu dieser Ertlckrung der Regierung hat das Wort der Abg. Gröber.

Abg. Gröber (Christl. Volksp. Zentrum)): Geehrte Ver.

sammlung! Außerordentlich schwere Tage sind für das deutsche *r olk hereingebrochen. Im Unglück erst offenbart sich die wahre Größe im Menschen- wie im Völkerleben. Heute ist“ es schwer, national zu denken und zu fühlen, aber dafür umso ehrenwerter und notwendiger, und unser oberster Leitstern bei unserem Handeln ist der Gedanke der Pflichterfüllung gegen Volk und Staat. Wir müssen alle Kraft einsetzen für die Wiedererrichtung eines ge— ordneten, leistungsfähigen deutschen Saatswesens. (Beifall. Die Hauptaufgabe für uns in dieser Nationalversammlung ist die Schaffung von Frieden und Ordnung, von Bro und Arheit. (Beifall.) Unfere Kriegsgefangenen sind so rasch wie möglich ihren Familien zurückzugeben. (Beifall,. Die besetzten Gebiete müssen frei werden von der Abschnürung und drückenden Belastung mit Quälereien aller Art. (Lebbaste Zustimmung.) Es sind nun schon mehr als vierginhalb Monate, daß Deuischland um den Frieden gebeten hat. Das ist ein Vorgang, wie er in der ganzen Geschichte der Welt noch nsemals vorgekommen ist, daß ein Voll um Frieden bittet und mehr als viereinhalb Monate nicht einmal eine Antwort auf diese Bitte eihält. (Lebhafte Zustimmung im ganzen Hause.) Der Waffenstillstand ist dafür kein Ersatz, noch dazu unter so harten Bedingungen Wir müssen aufs schärfste gegen die Annexionsbestrebungen Frankreichs, namentlich im Saarrevier, ung wenden, das ist eine schreiende Verletzung der Wiljonschen Grundsätze. (Zustimmung.) Wir bekennen un zu dem Grundsatz Wilsons über die Gebiete mit unzweifelhaft polnischer Bevölkerung, aber über den deutschen Charakter von Danzig und Oberschlesien kann doch wahrhaftig nicht gestritten werden. (Lebh. Zustimmung.) Wie am 19. Juli 1917 erklären wir uns auch heute gegen jede, auch fianzösische und polnische, Annexions2— politik. (Beifall. Wir erheben Protest gegen den Plan, den deutschen Kaiser vor ein ausländisches Gericht zu stellen. (Bravol rechts und im Zentrum.) Das ist mit den völkerrecht⸗ lichen Regeln unvereinbar und soll nur Deutschland herab würdigen und beschimpfen. (Sehr richtig! rechts und im Zentrum.) Wir treten sür einen Völkerbund ein. Ein solcher aber muß den Todeskeim in sich tragen, wenn uns heute schon angekündigt wird, daß unsere Kolonien nicht zurückgegeben werden sollen, und daß uns auch die Neuerwerbung von Kolonien verwehrt werden soll. Ein Völkerbund kann nicht Bestand haben, wenn im voraus einzelne Mächte mit Gewält Gebietserweiterungen zu vollzithen suchen. Das gilt von Elsaß - Lothringen und von dem Vor— gehen der Polen. Das Vorgehen der Polen ist um so ver— werflicher, weil gleichzeitig ein anderer Feind der gesamten Kulturwelt egen unt anströmni der Bolschewismus. (Zustimmung.) Gegen de . Feinde muß sich das deutsche Volk zur Wehr setzen, und es braucht deshalb eine Volkswehr. Wenn je, so empfinden wir beute den Mangel einer geordneten Truppe. Um so mehr müssen wir , früheren Armee danken für das, was sie zum Schutze für unser deutsches Volt und Land geleistet hat. Beifall und Hände— klatschen. Zur Zermürbung unserer Armee hat wesentlich das Bestehen der Soldatenräte beigetragen. Das ist kein Glück für uns gewesen. (Sehr richtig! rechts und im Zentrum.) Ich erkenne an, daß sie als Vertraueneausschüsse Gutes gewirkt haben, und in diesem Umfang sollen sie auch besiehen bleiben. Als Vertrauens⸗ ausschüsse für die Prüfung und Sichtung und gerechte Er— ledigung von Beschwerden sind die Soldatenräte gewiß wertvoll, man braucht ja nur an die Fußangeln des alten Beschwerderechts zu denken, wobei der Beschwerdeführer immer der Leidtragende war. Aber verwerfen müssen wir die politische Tätigkeit der Sol datenräte, sär die sie weder vorbereilet noch organisiert sind. Soldatenräte sind im Grunde genommen mit dem demokratischen rinzip unvereinbar, da sie sich einseitig aus einer Partei zusammen⸗ etzen, und eine demokratische Regierung kann unmöglich eine solche Nebenregierung dulden, die nach ihrem Belieben alle behördlichen Maßnahmen ihrer Beschlußfassung und Kontrolle unterstellt. Von den großen Kosten, von den maßlosen Gehaltsbezügen, die da vorge⸗ kommen sein sollen, will ich gar nicht einmal reden; bei der Marine sollen gewisse Soldatenräte monatlich 000 erhalten haben. (Hört, hört! und Heiterkeit) Bei den geradezu ungebeuren Lasten, die uns die Veizinsung unserer Kriegsschuld, die Abtragung der uns vom Feinde auferlegten Kriegslasten usm. auferlegt, müssen alle nicht durch⸗ aus no wendigen Ausgaben unterbleiben. Warten Sie ab. bis die neuen Steuern kommen; die Freunde der direkten wie der indirekten Steuern werden übergenug daran zu tragen haben. Die Sorge für die Kriegsbinterbliebenen und Kriegsbeschädigten muß für uns auch unter den schlimmsten finanziellen Verhäftnissen eine Ehrenpflicht ein und bleiben. (Beifall. Zu den Grundrechten des, Volks gebören nach dem eben r gn Arbeite programm auch die Gewissens freiheit und die r hn der Religione bung, nicht nur der persönlichen, son= dern auch der genossenschafllichen. Nur diesen großen,. Grundsat wollen wir ung für die Gesamtheit des deutschen Volkes retten. Die Regelung der Ginzelbeziehungen jwischen Etaat. und Kirche muß che der Ginzelstaaken sein, nur daß sie auf

dem Boden der Freibeit, nicht der Unfreiheit zu erfolgen hat. In einzelnen Landezteilen und von einzelnen Landezregierungen sind auf diesem Gebiete wie auf dem Gebiet des Schulwesens Maßnahmen und Aenderungen vorgenommen oder doch angetündigt worden, die dem historich gewordenen wie dem Voltsempfinden durchaut widersprechen. Man soll jeden nach seiner Fasson Gott suchen lassen. Niemand hat sich da einzumischen. 1Zustimmung) Es ist doch ganz gut, wenn vom Reiche aus ein fiäftiger Wind in die musfigen Räume hineinfährt. (Heiterkeit und Beifall. Wenn alle diese Ziele erreicht werden sollen, so braucht das Volk Brot und Arbeit, vor allem aber Brot, Brot und nochmals Brot. Denn es ist vielfach die Folge der langen Unterernährung, wenn jetzt nicht so gearbeitet werden kann, wie es ngtwendig wäre. Wir brauchen eine neue Regierung, eine neue Verfassung und eine Erneuerung in geistiger und sittlicher Beziehung für daß ganze Volk. Wir brauchen eine Regierung, die als eine recht- mäßige allseitig anertannt werden muß. Wir brauchen eine starke Regierung. Der Einwand unserer Femde, es fehle an einer ver⸗ handlungsfähigen Regierung für den Friedensschluß, kann j tt nicht mehr gelten. Die jetzige Regierung hat ihre Macht nicht von dem Recht und Willen einer einzelnen Partei, sondern von dem ge⸗ jamten deutschen Volke. Meine politischen Freunde im ganzen Reiche erkennen sie als rechtmäßig an. Man darf nicht, wie es am eisten Tage hier geschehen ist, den Unterschied machen, daß die früheren Machthaber sich auf göttliche Berufung stutzten, während die neue Regierung vom Volfe erwählt sei. Nach unserer Meinung ist jede Obrigkeit von Gottes Gnaden, ganz gleich, ob sie monarchisch oder republitanisch ist. (Beijall im Zentrum.) Je stärker die Regierung ist, einen um so besseren Frieden wird sie herbeiführen können. Die Regierung braucht deshalb eine brette Basis. Wir ertennen an, daß auch ohne die Beteiligung bet Zentrums eine Regierungsmehrheit in dieser Versammlung vorhanden gewesen näre. Dann wkbätten aber von den 421 Mitgliedern der Veisammlung nur 257 hinter der Regierun

gestanden, während durch unseren Eintritt mehr als drei Vierte

der Nationalversammlung in der Regierung vertreien sind. Durch unseien Beinitt wird auch die Polilik der Regierung beein⸗ flußt. Das Arbeitspiogramm der Regierung ist ein Koalition. programm, nicht ein soziglistisches. (Sehr wahr! b. d. U. Soz) Man wird auch künftig nicht mehr von einer sozialistischen Regierung sprechen dürfen. Wir sind nicht, Mitglieder einer sozialistischen, sondern einer Koalitionsregierung. (Sehr richlig! Ebenso wie die sozialistüchen und demokiatijchen Regierungsmitglieder Anhänger ihrer Parteten bleiben, so bleiben die Zentrumsmitalieder es auch in der Regierung. Das Zentrum ist stets eine Verfassungspartei gewesen. Wir sind auch stets A. hänger der Demokratie gewesen und haben die Regierung des Prinzen Max, die eine demokrgtische Regierung war, gern unterstützt. Tratzdem mißbilligen wir die Revolution, weil sie eine gewalt!iame Unterbrechung der sterien demokratischen Fortentwicklung und damit eine Gefährdung der Demokꝛatie selbst war. (Sehr richtig! im Zentrum.) Die Regierung deg Prinzen Max hatte uns alle wichtigen demokratischen Errungenschaften gebracht, auf denen wir nun hätten weiterarbeiten können. Statt dessen kam die Revolution vom 9. November, de ein Unglück war für das deutsche Volk, die uns polinsch, militärisch und finanziell aufs schwerste gefährdet hat. (Sehr richtig! rechtz und im Zennum.) Ohne Revolution hätten wir längst den Frieden. (Widerspruch bei den U. Soz.) Heute ist unsere Wehr zermürbt und zerrültet, und wir müssen mit ungeheuren Kosten uns ein Freiwilligenheer schaffen. Wir erbitten hierüber nähere Auskunst vom Reichsichatzsekretär. Wir sind auf die schlimmsten Nachrichten gefaßt und wünschen lieber Wahrheit als Täuschung. (Sustmmung) Meine politischen Freunde stellen sich nach allem, was geschehen ist, auf den Boden der vollendeten Tassachen und zieben daraus die Kon⸗ seguenzen. Wir tun das, weil wir in der demokrarischen Revuhlik die einzige Möglichkeit erblicken, aus dem Ehgos der Revolution herauszukommen in geordnete, rechtmäßige Zustände, und dat ist für uns die Haupisache. (Beifall im Zentrum. Wir wollen die demokratische Republik, aber keine sozialistische; wir wollen die demotratische Republik auf föderativer Grundlage, ent- sprechend dem bisherigen Charafter des Deutschen Reichs und seiner ganzen, Jahrhunderte alten geschichtlichen Ueberlieferung. Wir im Zentrum haben diesen Siandpunkt stets vertreten. Ein ungesunder Ünitarismus hat seine zerstörenden Wirkungen vor allem auf kulturellem Gebiete gezeigt allo namentlich in Fracen von Kirche und Schule, Kunst und Wissenschaft. Wenn irgend etwas, so verträgt Religion und Schule, Kunst und Wissenschaft am allerwenigsten die Schablo—⸗ nisierung und die Zentralisterung. (Beifall im Zentrum.) Ein abschreckendes Beipiel der Wirkung einer übermiebenen Zentralisierung bietet Frankreich, wo das gefamie geistine Leben auf Paris zugeschnitten ist und die Provinz zu verkümmern droht. Das Gegenbeispiel ist Deutschland mit seiner Fülle von Kultur— zentren in allen Einzelstaaten. Wir, die wir hier in Weimar tagen, brauchen nur den Namen Weimar zu nennen. Und was hat vollends das bayerische Königshaus es sei ihm dafür noch nachträglich Dank ausgesprochen (Lebhafter Beifall) aus München, dieser Kunststadt, gemacht! In den Kriegsjahren hat leider unter der Not der Zeit eine gewisse Zentralisierung eingesetzt, aber diese Zentralisierung hat einen Ausschrei ausgelöst von einer Gewalt und einer Heftigkeit, wie wir ihn bis dahin noch nicht gehört haben, den Aufschrei: Los von Berlin! Und man darf nicht glauhen, daß er nur aus einer bloßen Oppositionslust entstanden sei; es sind die weitesten und sonst ganz ruhigen Kreise unseres Voltes, die es ablehnen, einfach nach der Schablone von Berlin behandelt zu werden. (Beifall im Zentrum) Warum soll man auch den deutschen Stämmen nicht das Recht lassen, im Rahmen des Ganzen nach ihner Eigenart ihre Verhälinisse zu ordnen? Wenn wir so den deutichen demokralischen Reichsstaat auf demokratischer Grundlage aufbauen, so bietet sich damit auch die beste Möglichkeit, die Deutsch⸗ Desterreicher, wenn sie sich uns anschließen wollen, in unseren demokratischen Freistaat aufzunehmen. Wir würden es begrüßen, wenn die Veutsch⸗Oesterreicher zu uns kommen würden, nachdem sie lange Jahre durch eine falsche Machtpolitik aus Deutschland verdrängt worden waren. (Beifall. Nach Abstammung und Ge⸗ schichte gebören sie zu uns. (Erneuter Beifall.. Mögen Sie recht bald zu uns kommen. (Erneuter lebh. Beifall. Wenn wir ung hier anschicken, den gesetzlichen Neubau des Reiches aufzuführen, so sind wir uns bei aller Unzulänglichkeit bewußt: Wir schaffen nur den äußeren gesetzlichen Rahmen; aber auch die beste Ver- fassung ist wertlos, wenn sie nicht von der Volksseele aufgenommen wird, und unsere Volksseele ist krank, sehr krant. Wir müssen lernen, wieder einmal national zu denken, nicht im Sinne des nationalen Chaupinismus, sondern im Snne des Wortes: Nichts⸗ würdig ist die Nation, die nicht ihr Alles freudig setzt an ihre Ehre. (Beifall, Die Wehr brauchen wir, und ihr wollen wir deshalb nicht entsagen. (Beifall. Unser Volk muß zum Geist der Arbeit und der Pflichterfüllung zurück geführt werden. Nur das kann uns wieder aufrichten. Die aer Größe Deutschlands ist nicht durch militäriiche Gewalt⸗ leistungen errungen worden, sondern durch bürgerlichen Fleiß und Tüchtigkeit. (Bravo! Mit vollem Gottvertrauen treten wir an die großen Aufgaben für die Zukunft heran und hoffen, daß wieder der alte Satz gilt: Gott verläßt die Deutschen nicht. ECebhafter Beifall im Zentrum.) ; .

Abg. D. Naumann (Dem.): Bisher lag für die Volks⸗ vertretung kein Zwang vor, bestimmte Mehrheitsgruppierungen zu bilden. Aber nachdem die monarchische Regierung nicht mehr vor handen ist, ist es für die Existenz und Leitung des Staates eine Not⸗ wendigkeit, daß aus Gruppen und Parieien heraus ein gemeinsamer Gedantengang organisatorisch fest getügt wird. Das ist der Jabalt des h utigen Tages. Duich die Proklamation des neuen Reichs⸗ kanzlerd ich sage lieber Reichskanzler, weil ich mich durch die vielen Piäsidenten nichi mehr durchfinden kann (Heiterkeit; ist

eine Mehrheitsregierung aufgetreten, zu der, wie die Herren

vom Zentrum, so auch wir neben die Mehrheits foꝛsa lde mokraten eine unsozialistische Mehrheit nach zwei Hauptzwecke der

getreten sind. Es wäre auch rechts hin möglich gewesen, aber diese wärde Gegenwart nicht erfüllen können. dürde diese Revolution nicht beendigen können, denn gerade diese usammenfassung würde alle Sozialisten zu phosition formieren und den ordnungsmäßigen Gang der Ge— Ausland gegenüber würde diese arantie für einen künftigen Rechis⸗

Sehr richtig!) In einer solchen nn ie auf dem Boden der Friedenz« resolution vom Juli 1917 stehen, auch solche zusammengefaß? werden, die damals diese Resolution bekämpften und den Krieg weiter fort— setzen wollten. Wenn das Ausland mit uns einen Frieden machen ß, bei dem wir die um Frieden Bittenden geworden sind, so kaun unmöglich vor die Menge Nationen eine deutsche Mehr— heit hintreten, die mit der früheren Vaterlandspartei zusammen⸗ diesem Hause vor⸗ Zusammenfassung

einer gemeinsamen

schäfte nicht gewährleisten. Mehrheit der Rechten als eine G sflieden in keiner Weise erscheinen. Mehrheit müßten neben denen,

soll un mu

bleibt nur die handene. Mehrheitsmöglichkeit übrig, Zozialdemokratie mit den demokratisch fühlenden Gruppen. Gruppen können sich leicht vereinigen auf dem Gebiete der durchgeführten und erxatten Demokratie. Ende gegangene bürgerliche Umgestaltung, die wir in Deutschland bieher nicht hatten, kann jetzt durchgeführt werden, weil Soꝛial— demokraten, Demokraten und Zentrum darüber einig sind. haben keine angeborenen politischen Vorrechte mehr, keine Kasten und Klassen. (Widerspruch bei den U. Soz.) undemokratischen Unterjchiede gegenüber den Frieden auf jener Grundlage fordern, die in unserer Friedensresolution vom Juli 1917 auf Einheitlichkeit

Die wirklich bis zu

Wir haben keine mehr und können der Außenwelt usr gestellt war. Wir können insbesondere Zufammengehößrigkeit besserer Weise garantieren, als es sonst möglich wäre die, drei Parteien ihren Verbindungen Süd die Hände ineinanderlegen und sagen: wir wollen trotz aller Eigenart und Differenzen eine gemeinsame Einheit der Reichsbiwwung Dann sind sehr große Gefahren der Ab valtung von Teilen allein duich diese eine Tatsache von vornhererein überwunden. stimmung.) Diese Mehrheit kann allgemein politijch, nationalpoluisch, innerlich demokratisch ohne wesentliches Hemmnis miteinander arbeiten. Gewisse. Schwierigkeiten lhren eigenen historischen Charakter, und auch in der Regierung

(Lebh. Zu⸗ Parteien hat

Ich halte das sogar für einen Vorteil, denn hiegierung von vornherein keine Klassenregierung sein. der Volksstaat, die Republik, geschaffen werden; Verschwinden der Monarchien bleibt uns gar nichts anderes übrig, als diesen Volksstaat zu bauen, mit aller Kraft, Hingebung und Wir denken nicht daran, uns die Vergangenheit unserer und die Erlebnisse täglich in den Schmutz Geschichte der Fürsten ist der Strich gemacht, und dieser Strich ist Bestimmt und uniweideutig muß gesagt werden, daß ein Traum vom Wiederkommen der Monarchen einem Bürgerkriege und Unheimlichste, lebh. Beifall.) Fegefeuer der Welt

Bedrohung (Lebh. Zustimmung. Das Schlimmste ib e n, Die Monarchie h. den Befäh gunganachweis nicht die Einheit gebracht.

hätte für die Mehrheit des Volkes, dann hätten wir heute wielleicht Verhältnisse wie in England. (Sehr wahr!) Dann wäre vielleicht Deoppelwort Demokratie Wenn es anders kam, fo lag das an der Monarchie selbst. etzt die Republik aufrichten wollen, so darf nicht Üübersehen 5 alle. Republiken, technisch betrachtet, sehr schwiertge usammengekommen, um die deutsche Republik ü n, di dem Papier steht, sondenn die wirklich funktio⸗ niert. Hier liegen ganz große Schwierigkeiten. wie sie schon vor 70 Jahren vorhanden, waren, Dezentralifation, Zentralijation, Zwiespvältigkeiten zwischen Nord und Süd. kenlich schematisch gefügte Volk.

und Kaisertum bei

werden, da Apparate sind; wir sind zu machen, die nicht nur au

ion, Bundesstaaten, k . 5 9. ; „Ein einheitliches republikanisches deutjches Volk zu machen, das ist die Aufgabe, worum wir hierher Wir sind nicht hierher geschickt worden, um Man wird die National⸗

geschickt worden sind. uns sensationell zu zanken (sehr guth. versammlung nur nach dem Endergebnis beurteilen, ob wir den deutschen Volksstaat fertiggebracht haben oder nicht. (Beifall. Wir müssen sesbst den neuen Staat in seiner Größe, Festigkeit und Selbstverständlich— keit aus unserer inneren Lage heraus auf Grund des ganzen Voltes hervorgehen lassen. Das Weggehen der Köntge stellt uns, die wir hier beisammen sind, vor eine der größten und kompliziertesten Auf— aben die es gibt. Wir waren schon auf dem Wege zur größeren emokratie. Hätten die Staatslenker die veränderte Temperatur des August 1914 verstanden, hinausgeschoben, zu Ende gewesen, dann wäre auf dem Staaisbürgertums 3 eter Staatsgründung möglich gewesen. (Lebhafte Zustimmung) Der Krieg ging verloren, J hel man ihn ohne Kenntnis der Menschenspychologie geführt hat. Wir stehen jetzt in einer Welisituation, wo der politische Typ Wie 1815 von Osten mit dem Kaiser so kommt

brauchen die . d In der Welt besteht bct Tie große Legende vom Brutalismus des deutschen Volkes. Der Deutsche erscheint in der Welt draußen als das Naubtier inner- halb der Wenschheit, das vernichtet werden muß. In Wirklichke waren die Deutschen unpolitisch, harm los, gute einheitlichen Willen, war Deutschland das des 30jährigen, des 7jährigen Krieges, der Napoleonsfeldzüge. Auf lesem Untergrund erwuchs im letzten Jahrhundert der Wille der milltä—⸗ rischen Selbsterhaltung durch die Pflicht der Verteidigung ging Deutsch⸗ land in den Peilitarismus hinein und über die Grenze hinaus. Wenn jetzt de draußen sehen, daß wir von dem, was von unseren Heeren noch übrig geblieben ist, wieder Heeresteile formieren, damit wir nicht nz von Polen und Tschechen aufgefressen werden, ruft man in ch: Seht, sie wollen den Frieden nicht, Nein, wir alle wollen ehrlich den wollen auf deutichem Boden nicht von Fremden aufgefresffen werden,

Neuorientierung an jenem Tage

Abgeordneten

won Amerika aus Alexander von etzt ein besserer Alexander, Alllance des

ußland die

Völkerbundes. Welttyp notwendig.

: oldaten, aber ohne Schlachtfeld der Nationen,

es ist ihnen nicht

ernst damit. Frieden, aber wir

dalbberendetes

laubgefindel heranwagen herumfressen sie meinen, es tönne sich nicht mehr regen. Wenn in dieser n Lage die drüben nichts anderes zu sagen wissen, als: weiter fressen, so kommen einem doch Wahrhaftigkeit der großen Det lamationen von n. (Lebh. Benfall u. Händeklaischen). Wenn Deutschland n der Last in der Mitte Europas, von dem Druck, von allen Selten befreit wird, kann es freudig aufatmen und viel geylagte Volk der Kriege der vergangenen r Freund des Völkerbundes sein. so müssen wir verlangen, daß auch die andere Welt der Sieger, das Gefühl der Anständigkeit, der egenüber besitz:, scharf genug aussprechen:

dertzweifelte ührt euch nicht, laßt euch efe Zweifel an der er Zivilifation.

astickt zu werden, wird, das bisher so ahrhunderte,

der aufrichtigst Fst. dem aber so, a n

man nicht jezt zerreißt und stört, if Welt von einer Härte t ichtig! Zuruf rechts: Späte Einsicht ) Wir Völkern entgegengegangen, indem en Wilson, indem wir sprachen: Wir sind die Schwächeren gewesen. Wir von Wilson, auf dieser Grundlage wollen wir Frieden.

seit unserer Nieder⸗ rt ist. (Sehr r

stellen unz auf

die Probezeit des Waffenstillstand, und nun wird diefe Probezeit ver⸗ langert, und sür und geht der Krieg weiter wenigsteng die Leden und die Schmerjen des Krieges. Unsere Gefangenen, g inn, an der Zahl, sehnen den Tag herbei, wo sie zu ihren Familien zurück= tehren könnten. Und wahrlich, sie würden die stärksten Ver—= kündiger des Friedensgedantens und des Friedenswillens sein. Beifall. Also, warum hält man sie draußen weiter fest? Und wie kommt man dazu, den Waffenstillstand dazu zu benutzen, um schon alles das vorwegzunehmen, was man im Friedensvertrag für sich durch zusetzen die Absicht hat? Fast scheint es, als ob man bei der jetzt bevorstehenden Erneuerung des Waffenstillstands unsere deutsche Handelsflotte opfern will, denn alle größeren Schiffe, die es auf deutschem Fahrwasser oder in deutschen Häfen überhaupt gibt, die sollen wir hingeben, und ich frage: welche Sicherheit haben wir, daß wir sie wiederbekommen, wenn sich die Entente jetzt sogar die Baupläne der Schiffe, die wir auf den Werften haben, geben läßt, damit sie unsere ganze Vandelsschiffahrt in der Hand hat. Zuruf: Wer hat das unterschrieben? Erzberger) Wenn die Entente so ihre Hand auf unsere Floite legt, was nützt uns dann die Frei⸗ heit der Meere? Wenn sie jetzt versucht, ihre Hand auf die deutschen Bergwerke und Eisenwerke zu legen, was für einen Frieden können wir dann machen in voltswirischafilicher Beziehung? (Zuruf: Hunger— frieden) Unter diesen Umständen müssen wir auch als Freunde der Mitglieder dieser Regierung die Frage stellen: Wie werden diese Dinge gemacht und veiwaltet? Und ist es möglich, daß man die deutschen Schiffe ausfahren läßt, ohne zu wissen, ob man sie jemals wieder— sehen wird? (Lebhafter Beifall und Zustimmung. Wir wollen auch wissen, zu welchen Aemtern und Departements die Behandlung dieser Dinge gehört, welche Sachverständige dabei beteiligt gewesen sind. (Sehr richtig und Zustimmung.) Hier liegt ein so großes, allgemeines nationales Interesse vor, daß wir nicht zögern dürfen, vor dem eigenen und vor den fiemden Völkern darüber zu sprechen. Was macht aus uns der Waffenstillstand? (Sehr richtig! Lebhafte Zustimmung.) In diesem Zusammenhange muß auch weiter der Entente gesagt werden, daß sie allein die Autorität hat, den Polen und den Tschechen die Grenzen anzuweisen, iuneibalb deren ihr Vorgehen ei chtigt und çilaubt ist. Wir haben versprechen, auf die Wilsonschen Punkte einzugehen mögen sie sauer oder füß sein —, sie werden gehalten bis aufs letzte, aber darüber hinaus ist nichts bisher versprochen worden, und ich frage, Wo liegen die Rechte für die Polen, jetzt vor dem Friedensschluß unsere Ostgrenzen zu übeifluten? (Lebhafter Beifall und Zu⸗ stimmung Wir werden durchauß und fteiwillig alle die Glieder des Reichs, die fremdsprachig bei uns wohnen, gehen lassen, wohin sie gehören, aber ebenso wollen wir auch das Wort von der Selbstbestimmung angewendet wissen auf die Angehörigen der deutschen Nation. Ueberall, wo es Deutsche gibt, müssen sie das Recht haben, zu uns zu kommen, wenn sie wollen. Das gllt vor allem von Elsaß⸗Lothringen. In Elsaß⸗Lothringen gibt es deutsche Tete, französische Teile. Wir sagen nicht: Die Deutichen sollen durch Gewalt bei uns gehalten werden, aber wir sagen: Man foll den deusschen Elsässern die Möglichkeit geben, sich als Deut sche zu votieren. (Beifall.) Und vor allem müssen wir daber auch denken an unsere deutschen Brüder in Böhmen und in Oesterreich. Diese unfere Brüder, die wei Menjchenalter hindurch ausgeschlossen gewesen sind von der ge—

einsamen Fäühlung mit der deuischen Natien, und die nun aus Sunger und Not zu uns kommen wir grüßen sie aufs herzlichste. (Stürmischer allseitiger Beifall und Händetlatschen im Saal und auf den Tribünen. Wir müssen jeden übertriebenen Peisimismus überwinden und dürfen den Glauben an uns selbst nicht verlieren. Wir wollen leben. Wenn wir aber über die inneren Schwierigkeiten des Bolschewismus und der Arbeitelosigkeit hinwegkommen wollen, müssen uns die Türen der Welt offen sein. (Zustimmung.) Es ist die Tragik der deutschen Sozial— demokratie, daß sie in einem Augenblick an die Herischaft gelangt, wo der Kapitalismus von seiner Höhe heruntergestürzt ist. So⸗ weit noch Gewinne gemacht werden, müssen sie in ganz anderer Weise dem Gemeinwohl dienstbar gemacht werden. Aber wir durfen jetz, wo wir krank sind, nicht der Theorie wegen Experimente machen. Das würden unsere Knochen nicht aushalten. Wir hoffen, als Volk noch einmal aufzustehen, und lehnen geiade deshalb mit aller Entichiedenheit ab, daß man uns mit Rubelgeld von draußen her den Aufbau stört. (Lauter Beifall. Wir wollen gute Beziehungen auch mit Rußland, wenn aber der Fubel so, wie früher auf dem Balkan sür Väterchen, jetzt durch Radek zu uns rollt, um eine Politik der Subvention durch Geld und Unterstützung von unjsen her zu machen, so lehnt das ie Übeiwälligende Mehr⸗ heit unseres Volkes als unerträglich ab. (Lebhafter wieder

holter Beifall.. Wir hoffen, daß wir auch vor den Gefahren

hewahrt bleiben, die das Wesen der Republik mit sich bringt. Es ist sebr leicht möglich, daß in einem republikanischen Staatswesen das Verantwortlichkeitsgefühl des Einzelnen nicht den Grad von Reinheit und Dauerhaftigkeit hat, der dazu gebört, um eine Volks⸗ regierung dauernd sauber zu eihalten. (Sehr richtig! Einen Volks— staat aufzurichten, ist ebenso ein technüch«s Kunstwerk wie ein moralischer Entschluß. Um beides mönlick u machen, gehen wir mit der neuen Regierung. (Lebhafter Beifau and Vändeklatschen bei der Mehrheit.

Reichs minister Erz berger: Die Anfrage des Vorredners über die Sicherheit unserer Schiffe gibt mir Gelegenheit, einige Worte an das Haus zu richten. Die Zurverfügungstellung der deutschen Handels. flotte war die ehrliche Voraussetzung der Entente für die Verlängerung des Waffenstillstandes im Januar 1919. Zwei Tage vor der Ver= längerung kam die Aufsorderung der Allilerten, Sachverständige in Lebensmittelfragen und Schiffahrtsangelegen heiten nach Trier zu senden. Bei den schlechten Verkehrsberhältnissen sind diese Sachverstãndi en einen Tag später in Trier eingetroffen als die Waffenstillstandskommission. Marschall Foch hat einen Tag vor der Verlängerung des Waffenstillstandes im Januar vorgeschlagen, es möchte eine Sondersonferenz über Gestellune von Schiffen und Lebensmitteln stattfinden. Ich erklärte . dazu, bereit und fügte hinzu, daß die deutschen Sach- verständigen noch nicht, anwesend seien. Man tam überein, daß der Marinesachvezständige der Waßenstillstandskomission die Wünsche der Alliierten Entgegennebmen sollte. Kapitän Vanselow meldete sofort als unsere Forderungen an: 1) Sicherstellnng des Eigentums an deutschen Schiffen, 2) Recht der deutschen Besatzung, 3) angemessene Vergütung. Die Engländer, Amerikaner und Franzesen haben diese drei Fragen bejaht. Foch erklärte, er müßte am nächsten Tage ganz beftimmt. wissen, ob eine Ver— ständigung zustande kommt. Unsere Sachverständigen trafen am nächsten Tage eist um 45 Uhr in Trier ein, und sie konnten natürlich in der kurzen Zeit bis 5 Uhr die Bestimmungen des Schiffahrtsabkommens nicht prüfen. Für mich lag die Frage so: Soll der Waffenstillstand verlängert werden, oll Deutschland die Autsicht haben, die unentbehrlichen Lebensmittel zu bekommen, oder sollen wir abieisen. Die Verant⸗ wortung für das letztere hätte ich nicht übernehmen können, denn die Politik der Risiken kann das deutsche Volk in der heutigen Zeit sich nicht mehr leisten. (Sehr richtig!! Die in der Oeffentlichkeit oft aufgetauchte Behauptung, daß die deutschen Schiffe ausgeliefert seien, ist cin Grundirrtum, mit dessen Verbreitung die deutschen Interessen geichädigt werden. Die Schiffe sind nicht ausgeliefert, sondern werden nur zur Verfügung gestellt. Es ist ausdrücklich in dem Abkommen gesagt daß damit keine endgültige Entscheidung getroffen sst, daß das Abkommen nur für die Dauer des Waffenstillstandes gilt. Das Eigentum an den Schiffen ist für uns absolut gesichert mit der Sccherhett, die jeder internationale Vertrag bieten kann. Wenn Ab. eordneter Naumann )sagt, die 9 sollten vorerst nicht ausfahren, O entspricht dag der Absicht der Regierung und dem Sinn dez Ab— kommen. Sie sollen ja der , der Eebenemitte ver for- gung Deut chlandg dienen. Dazu gehört aber noch Taz Ernährung, abkommen, das bereits abgeschlossen ist, und das Finanzabkommen,

ieß es auf der anderen Seite von Anfang an: Erst gibts

in dem die Bezahlung geregelt wird. Alle unsere Bemühungen,

vom Gegner Kredite ju beköinmen, sind gescheitert. Gs kann niemand von unt verlangen, daß wir die Schiffe hinautzschicken, wenn die Gefahr besteht, daß das ganze Abkemmen an dem Finanf⸗ abkommen scheitert. Mit den Sachberständigen bin ich dauernd in Fühlung geblieben. Es ist falsch, wenn gesagt wird, daß wir die russischen Gefangenen nicht zurückgegeben hätten. Rußland bat uns heute die 50 000 deutschen Kriegsgefangenen, die noch im Elend sitzen, nicht zurückzegeben. (Hört, hört!) Wir haben dagegen die russischen Gefangenen zurücgeschickt, bis die Entente von uns verlangt hat, daß der Rest in deutschen Sammellagern vereinigt und nach den Bestimmungen der Entente in bestimmte Gegenden geschickt werden soll. Die Entente will damit verhindern, daß die russischen Bolschewisten⸗ armeen durch die zurücktehrenden Kriegsgefangenen verstärtt werden. Seit dem 11. Januar 1919 befindet sich lein Kriegsgefangener der Alliierten mehr in Deutschland. Um so berechtigter ist die in mürige Forderung des deutschen Bolks, daß noch vor dem Abschluß des Präliminarfriedens die denn schen Kriegsgefangenen uns wiedergegeben werden. Beifall)

Hierauf wird die Besprechung abgebrochen. Schluß 6i / Uhr. Nächste Sitzung: Freitag, 2 Uhr (Wahl des Präsidenten und eines Vizepräsidenten:; Fortsetzung der heutigen Aussprache).

Nachtrag.

. Die Erklchung des Abg. Dr. Heim (bayr. Bauern bund) in der Sitzung der Natignalversammlung vom 10. d. M. schloß mit folgenden, im Parlamente bericht bis her nicht wieder⸗ gegebenen Worten:

Wir heger nach wie vor die Hoffnung, daß es bei Schaffung der endgültigen Verfassung gelingt, durch unsere Mitarbeit den be— rechtigten Wünschen unseres enger'n Heimatlandes Geltung zu ver schaffen. Die Fassung des gegenwärtigen Gesetzentwurfs zwingt ung jedoch, schon jetzt ausdrücklich Vermahrung dagegen einzulegen, daß die deutsche Nationalversammlung ihre Aufgabe und Zuständigkeit, den bundesstaailichen Charakter des Reicks voll zu wahren, über schreitet. Wir behalten der haverischen Regierung und dem bayeri⸗ schen Landtag ausdrücklich alle ihre Rechte vor. In Konsequen; dieser unserer Erl mung] stimmen wir gegen die 88 1 und 4 der Vorlage und gegen die Vorlage selbst. (Hört, hört! und Bewegung.)

Statistik und VBolksmirtschaft.

A

Zur Arbeiterbewegung. 2 Die ausständigen Angestellten der Hamburger Straßeneisenbahn, Hochbahn und Hamburg Altonaer Zentralbahn beschlossen, wie W. T. B.“ meldet, gestern, nachdem die Direktionen keine weiteren Zugeständnisse machen wollten und die sozialpolitische Abteilung des Arbeiterrates den Schiedsspruch nicht abändern zu können erklärt hatte, mit 3496 gegen 355 Stimmen im Ausstand zu verharren. Der Zentralverein der deutschen Reeder erklärt gegenüber dem Deutschen Seemanns bund, der die Forderung auf Ein führung von Schiffträten an Bord der deutschen Handeleflotte fallen ließ, aber auf Erfüllung der Lohnforderungen besteht, daß er an dem am 29. Januar 1919 abgeschlossenen Tarstwertrag festhalte. Der Versuch des Deuischen Seemannsbundes, den Augenblick zu benutzen, um die Srfüllung. van Forderungen zu eipressen, die der Volkebeaustragte Noske selbst kürzlich als verrückt“ bezeichnet hätte, könne nicht scharf genug zurückgewiesen werden. . . 23

. Nach einer von W. T. B. Übermittelten Havas meldung au London antwortete die englische Regierung auf die Forderungen der Bergarbeiter, indem fie ihnen eine Lohnerhöhung ven 1 Schilling den Tag wegen Steigens der Lebeng⸗ mittelpreise zubilligte. Sie erklärte sich mit der Bildung eines Aus= schusses der Bergarbeiter einverstanden, der die übrigen Forderungen der Bergleute auf allgemeine Erhöhung der Löhne und auf Herab— setzung der Arbeitszeit prüfen soll.

Sandel und Gewerbe.

In der gestrigen Sitzung des Stahlwerkverbandes wurde laut W. T. B. aus Föässeldorf die gesamte Lage der Cisenindustie eingehend erörtert. Die Berichte über die Steigerung der Selbstkosten der Hüttenwerke infolge '

teig g der Selkstkosten der Hüttenwerke infolge der ohne jede

Rücksicht auf ihren Fortbestand erfolgenden Lohnforderungen und des Rückganges der Ergänzung ergaben übereinstimmend die Tatsache, daß auch die bestfundierten Betriebe in absehbarer Zeit in ii dem Verlust ibres gesamten Vermögens und der Notwendigkeit des Grliegens rechnen müssen. Die bisherigen Vertaufébreise decken im allgemeinen nicht annähernd die Sesbsttosten, zum Teil kaum deren Hälfte. Trotzdem wurde nur eine Preiserhöhung der Verbandserzeugnisse (Halb= zeug. Formeisen und Schienen) um weltere 100 υ½ für die Tonne beschlossen. Die Selbstkosten der Werke werden damit bei weitem nicht erreicht. Der Stabeisen verband hat sich dem Vorgehen des Stahlwerkverbandes angeschlossen und die Verkaufspreise für Stabeisen ebenfalls um 100 M erhöht.

Berichte von auß m artigen Wertpapier märkten. Wien, 13. Februar. (W. T. B.) Die Böxse war du die Untlarheit der finanzpolitischen Lage berstimmt. 6 wurden ö. durch Abgaben veranlaßt, die einen um so schärferen Druck auf die Kurse ausübten, als Las Gegengewicht der Käufe für tschechische Rech= nung fehlte. Der Verkehr eröffnete mit behaupteten, für Türken—⸗ werte mit weiter namhaft erhöbten Kursen, verfiel aber bald in lust= lsose Haltung, die die Mattigkeit schließlich steigerte. Stärker ange.˖ boten waren wieder Bankwerte, dagegen schlossen türkische Werte . einer Abschwächung noch höher als gestern. Renten blieben

ruhig.

Wien, 13. Febiuar. (W. T. B.) Amtliche Notterungen der Devisen zentrale. Derlin 1959) 989 5 B., Amfsterdam ö,? Ge 667,75 2, Zürich 336,00 G., 357.30 B. Kopenbagen 4275 G., 428,50 B., Stockholm 472 00 G., 473.90 B.. Christian s . . 45 1d ö. Marknoten 195,560 G., 196,10 B.

Darts. 12. Februag. (H. T, B. O 69 Französtsche Anlelbe 9l, 1h, 3 oso Franz bsische Rente 6h. 00, 4 0 Er 3 Anleihe 98. 00, H Oso Russen von 1996 58,509. 3 0/0 Russen von 1896 35,26. 4 1 , 969 , 5319. Rio Tinto 1635.

on don, 12. Februar. (W. T. B.) Pri 3m Suh ( ) Privatdiskont Zina,

KRKorpenhagen, 13. Februar. (W. T. B Sich : wechsel auf Hamburg 43,655, do. auf Amsterbam 158,50, . auf n, Plätze 78,835. do. auf London 1826, do. auf Paris 70 50, do. auf , . z

tockholm, 13. Februar. (W. T. B.) Sichtwechsel au Berlin 40,50, do. auf Amsterdam 14675, do. auf N 3. do. auf London 16,93, do. auf Paris 65.35, do. auf Brüssel

Berichte von auswärtigen Warenm ärkten—

London, 1L2. Februar. (. T. B.) Kupfer ver Kasse 80. 12. Fehruar. T. B. d e 80. xiperpoo] 123 Februgr 35. X. 7 Umsat 2060 Ballen, Ginfuhr go 00 Hallen, dabon 72 Si) Ballen amers⸗= kanische Baumwolle. Für Februnr 1655, für März 15,6. to de Janeiro, 11. Februar. W. . B.) Kaffee. Zufuhren: In Nio 4000 Sack, in Santos 23 000 Sack.

///: /