1919 / 52 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 03 Mar 1919 18:00:01 GMT) scan diff

ker letzten Zeit erheblich ef hat, werden sie in der sein, demnächst mit starken können.

Besonders hei Wilna machen sich Ansammlungen bolschemistischer sind, gegen Kowno

Truppen bemerkbar, die offenbar dazu bestimmt oder weiter ud ich gegen die Polen eingesetzt zu werden, denen di Sowjets nach Räumung des bisher von uns besetzten Raumes Brest

Litowst = Kobryn Wolkon ys l = Graserwo jetzt unmittelbar gegenüber⸗

stehen. Zusammenstöße mit den Polen sind bereits an

verschie dener Drten erfolgt. schiedener

Abgesehen von diesen Operationen liegt ein starker Voistoß gegen

Libau und das Baltikum gleichfalls im Bereich der Möglichfeit, vicl⸗ leicht in Verhindung mit der Sffensive, die gegen die bei Walk ope— rieren de finnisch estnische Nordarmee soeben begonnen hat. ;

. Unseren Truppen sind an verschiedenen Stellen tleinere Unter— nehmungen gelungen, die zur Hebung der Stimmung mesentlich hei getragen haben. Einen größeren Ersolg hat die baltijche Landeswehr durch Rückeroberung der seinerzeit verlorenen Stadt Windau zu ver— zeichnen Unter persönlicher Führung des Kommandeurs der balti— schen Landeswehr, Majors Fletscher, wurde die Stadt nach sieben⸗ stündigem Kampf gengmmen. Der Feind wehrse sich hartnäckig seine Verluste sind schwer. Nur einer geringen Zahl gelang es zu entkommen. Die Eincahme von Windau bedentet einen großen merglischen Erfolg für die Bevölkermig und die Truppe und ift von heblicher militũmnischer Bedeutung, da Windau durch seine Lage am Meer einen Hauptstützpunkt für die dortige Front bindet.

Räumung im Osten:; Bie mäumung von Polen ist mit Uebergabe des Gebiets Brest Litowsk Kobryn Wolkowysi Grglewo zu einem gewissen Abschluß gelangt. Unsere vort ersten Postierungen stehen nach Uebernahme von Kamionka duch die Polen hei Stidel. Die Näumupg weirgren Gebiet, kann erst erfolgen,

zum Halten desselben erforderlichen Truppen,

wenn die Polen die

an denen es ihnen zurzein noch fehlt, bereitgestellt haben werden. Cage gu, der b. hbmischen Grenze: Die wider—

prechenden Nachrichten lassen eine Klärung über die Abfichten

der Tschechen noch nicht zu. zum (

bei einem eim aigen Einmarsch bedrohten

gewordenen Truppenverschiebungen sind

cr; ? . e 7 * Vie niitarnchen Schutz der Gebietsteile notwendig

. 5 , , Um großen Teil durchgesuhrt.

. Der Deutsche Volks rat in Danzig hat, wie „Wolffs Delegraphenbüro“ meldet, bei der Naticnatversam ming, der Reiche regierung und den Waffen siillstan de om nission megen Liner etwa heabsichtigten Landung polnischer Tauppen'in Danzig Einspruch erhoben. .

Alle Gräberaufnahmestellen an der ehemaligen

cx f . 44 . R 9 J Front und in den besetzien Gehteten sind nach einer!

Mitteilung des „Wolffschen Telegraphenbüros“ aufgelöst. Das ganze Gräberaktenmateriol ist vom Kriegtzmin liier ium Zentralnachweisebüro, Berlin w. 7 Doremhrenstraße 48), übernommen. . ö

Anfragen in Gräberangelegenheiten sind daher an die se

Stelle zu richten. Zur Vermeidung von Verzö, erungen ist in

den Gesuchen die letzte Feldadresse der Gefallenen anzugehen. Auskünfte und Vermittlan en von Lageplänen, Skitzen Und Grabphotographien sind kostenlos.

Der Abgeoribnete der Nationalversammlung Schönflin ist nach elner Meldung des „Wolffschen Telegraphenbü os“ zum Goaverneur von Berlin, der erste Vorsißende des Ham— hurger Soldatenrats Lam pl zum Kommandanten von Ham⸗ burg⸗Altona ernannt worden.

Statistik und Volksmirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Gegen den politischen Masfenausstand wendet sich ein von der sozialdem org itschen Frattion der Na tionalversammlung erlassener Aufruf, in dem gaungefũührt wird, daß ein Massenstreik nach ten entscher denden Novembertagen jeden Sinn verloren babe. Die Arbeiterkiasse beiße jez andere Mittel, um ihren Willen in der Gesetzgehung zur Geltun zu bringen. Was als Ziel der wilden zügellosen Bewegung bingestellt werde, sei schon erreicht oder werde in näck ster Zukunft gesetzlich festgelegt werden. Die Soldaten würden nicht verschwinden, diese müßten in Betriebsräte umgen andelt werden, um kontrollierend und milbestinmend in dem Wütschaßts Prozeß tätig zu sein. Die Sozialisierung werde ebenso sicher lommen. Ausstände seien daher jetzt zur Burch hrung der demo— rratischen und sozialistischen Ziele der Arbeiterklasse nicht nötig, sie nützten vielmehr nur den deutschen Kapitalisten und den aus— lündischen Imwerialisten und Annerioniflen. Sexer Massenausstand würde die Blockade verschärten und Tausende Deutscher ins Elend stürzen. Die Arbeiterschart solle sich zur Wehr gegen die wen gen bewaffneten Fangtiter setzen und ihrem Beginnen planvollen und energischen Widerstand entgegenstellen.

Gegen die Wühlereien, die in Berliner Be— trieben für einen Generalausst amd unternommen werden, wendet sich ein Aufruf, der von dem Vorstand der Be zirksorganisation Groß Berlin der Sozialdemo— kratischen Partei Deutschlandz und von den sozial⸗ demokratischen Oblenten und Betriebsvertrauens—: Len tz n Groß Berlins unterzeichnet worden ist. Es wird in dim Aufruf betont, daß ungesäumt an die Verwirtlichung der wirt⸗ schaftlichen Demokratie und des Sozialismus gegangen werden müsse. Die Stellung der Arbeiterräte müsse' in der fassung geregelt, der Bericht der Sozialisierungskommission un— verzüglich veröffentlicht werden. Eine Abordnung der Berliner Arber en ch aft werde am Dienstag mit der Regierung über die nãhere Durchführung dieser Forderungen verhandeln nnd mii allem Nachdruck für ganze und schnelle Arbeit eintreten. Voraussetzung für die Veiwirk— lichung dieser Forderungen sei aber die Anspannung aller Kräfte zum schnellen Aufban unseres Wirtschafts lebens auf gesunder Grundlage. Wir brauchten Nahrung, Kleid ng, Wohnung und Kohle. Nur' rbeit könne all das schaffen. Wer daher in diesem Augenblick zum Generalausstand auffordere, verhindere die schleunige Durchführung der dringend sten Forderungen des Volkes und führe den vollen Zu— fammenbruch des Wittschäftslebens herbei. .

In einer Versammlung des Bürgerrats von Groß Berlin wurde, falls alle anderen Maßnahmen versagen sollten und felbst die Regierung nicht imslande sein sollte, Ruhe und Ordnung in Groß Berlin aufrechtzuerkalten, der Ausstand der Bürger als letztes Mittel aneikannt. Der Bürgerrat von Groß Berlin' erhiest daher den Auftrag, als Gegenmaßnahine gegen den Generalstreit die Bürger⸗

Lage

cäften an ihrer Westfront austreten zu

und Arbeiterräte

eits und den Vertretern der Arbeiterschaft andererseits U einer Einigung geführt. Durch Vermitilung des Vor— sibenden. des Zentralrats der A.- und S.. Rate Den sch⸗ ande, Piaff, wurden nachstehende Beschlüfse angendmmen; 7 Der bie herige Soldatenrat ist aufgelzst. Ein neuer Soldatenrai ll au, demolratischer Grandlage zu bilden. 2) Der Arbeiter- al hleibt bis zum Zusammentritt des Rätetongresses des Reiches be⸗ stehen. 3) Die Sicherheinstompagnie ist aufgelöst, da der Stadt und Landkreis außerstande sind, täglich 40090 S, monatlich 120 500 it, zur Besoldung und Unterhaltung des Militärs aufzubringen. Zum unmitzelbaren Schutz der Stadt und des Landkreifes Emden wird ine Voltswehr im engeren Rahmen geschaffen. Die Vertreter der Arbeiterschaft gaben die Versicherung ab, dafür Sorge tragen zu wollen daß die Arbeit sobald wie möglich wieder aufge⸗ nommen wird.

. Auf der Zeche Tönig Ludwig“ in linghausen trat W. T. die gesamlte am J. d. M. erneut in den Au Auf den Zecken, Matthias Stinnes“ ö Stinnes“ IM4 feierten bei

a, von . 390 Mann starken Beleg 1 noch ö Mignn, auf Zeche. Ter. Welh eim“ von L260 Mann 490, Die Gesamtzahl der Ausständigen belief sich bei der Frühschicht am Sonnabend auf 2960 Mann. 53 ;

„Aus Friedenshüßtte O. Schl. wird dem W. T. B.“ ge— meldet, daß auf der ‚Friedensgrube“ die Arbeiter ich gegen die Beamten empörten und den. Bergverwalter Schlick schwer mißhandelten. Sin Zustand ist hoffnungslos. Die Tommunisten zerstörten die Grubengeräte und Maschinen. Im Sonnabend war die gesamte Belegschaft ausständig. In Friedens hütte sind die Spartakisten vorherrschend. Gestern war auf der „Friedensgräabe“ alles ruhig.

Bruch hei Reck⸗

Belegschaft

Nach einer von W. T. B.“

von T. B. übenmittelten Meldung des Basler aus St. Ludwig, sind in Mülhausen, eirnste rbämpfe ausgebrochen. Die Zahl der Aus stãn digen Infolge der großen Teuerung der Lebensmittel lIge meinen Ausstand des garzen Lander

2

9 5 . : ; 8 ; 3 Lusstandsbemegung in Spanien erfährt duich Reutermeldungen aus Madrid, daß dort auch

kergesellen die Arbeit niederlegten. Wegen Lebens“

14ngels kam es zu ernsten Unruben. Schlächter Bäckerläten wurden gestürmt. Truppen sieslten die Ordnung hier ber. Es wurden über 290 Verhaftungen vorgenommen. Ueber 200 Mensch⸗ n wurden bei den Kämpfen verletzt. Die Bäcke gesellen er⸗ stärten sich mit dem Vorschlag de 3 äckereien zu übernehmen, bis eine Einigung den q besitzern und Angestellten t ist, einrerstanden. patronillieren in den bevölt Teilen der Vororte, wo auch Maschinengemwehrabteilungen und Artillerie aufgestellt wurde. Gt herrscht jetzt vollkommene Ruhe. Die Arbeit geht in gewohnter Weise weiter. Romanones erklärt, daß die Protfeste der Be— völterung gegen die Lebensmittelhändler Terart an Umfang zu—

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Truppen

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Zeitungen er rizit gts arheiteẽr in *

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9 535 . 2 herrscht Ordnung.

Gesundheitsémwesen, Tierkraukheiten und Ab sperrung⸗ ma szregelu.

r Krank⸗

erbreitung der

1”unterfuchen,

Die geographische Verbretitunz de h eilen. (Etz hat einen gewissen Wert, uch die V wichtigsten Krankheiten zack gebgraphischer Methode z: obgleich mit solchen Ferschtungen seibstwerständlich Geograph als der Medtzriner sich zu häafassen

ö ven igt

3

He haben wird.

einige wichtige Ergebnisse solcher Untersuchungen hat der Privat— dozent Dr. Grothe aus Halle in den „Naturwissenschaften“ berichtet Sehr viele geographische Fattoren lassen einen mehr oder weniger be— stimmzen E ufluß auf die Verbreitung der Krankheiten erkennen, am wenigsten nech der geographische Aufbau des Bodens und seine esteinszusammensetzu ng. mehr ichon die Bodenform, ins besondere der Unterschied zwischen Ebene, Gebirge und Meer. Akerdings ver— binden sich diese Ginwirkungen mit der des t da em bstverständlich als das wichttgste Clement zu betrachten ist. Es (ibt eine ganze Reihe von Krantheiten, die aueschließlich durch daß Rlima bedingt erscheinen, wie die Bergkrankheit, gewisse geistige Gr kräätungen in tropischen Wästen, Augenkrankheiten in der wälgrnäch; und Achnliches. Wenn auch die Seetrankheit zu den tlimatischken Krankheiten gerechnet witd, so ist diele Ankahme frei; einleuchtend, da doch wohl mehr die als die Gigenschaften

A Erkrantungen

8 Riis.

9333 06 iin.

Schwantungen de Krankheit n.

durch die

des Serklimas die werden in ihrer Verbreitung nas tere der Bepnikerung ertiärt, indem die einzelnen nasten bestimmte RMianfheiten entweder auschließlich oder in

aufweisen. So hat die Erfahrung gelehrt, daß zum

erböhtem Grade Zuckertrankheit in Europa am häufigsten vei den

UIndere . * nastenunterschte de

Ver

schaft jederzeit zu einem Bürgerstreik aufzurufen.

In den Zeitungsverlagen von Rudolf Mofse, August Scherl G. m. b. H. und Ullstein u. Co. in Berlin haben am Sonnabend die en,, neue Lohnforderungen aufgestellt und sind, als Liese ihnen nicht bewilligt wurden, in den Ausstand getreten. Die von den genannten Verlagen herausgegebenen Zeitungen sind infolgedessen seit Sonnabend nicht erschienen.

In Emden haben, wie „W. T. B.“ berichtet, am Sonnakend

tepflogene Verhandlungen zwischen den Behsrden einer—

hbeförderung ausschließen.

Limburg (Lahnj“ anhriagen. Verlangen auch Auskunft darüber, ob ein Postort in den von

Tagung der Nationalversammlung zwischen Berlin und Weimar eingerichtete Flugpost vom 1 März ab unter den bekannten Bedingungen auch für einen Luftpost verkehr mit Leipzig mitzbar zu machen.

RBeispiel die Semiten, in Asien bei den Gingehorenen Indiens auftritt. Auffähig Fetisucht bei ganz bestimmten Völkern,

ist ferner die Häufigkeit der wie den Türken, Ungarn und auch in

deutscken Tiefebene, Gianz be j der Gicht und des Krebses auf die klim 5 9 533 M 5 ö 54 worden. Die in Nordeuropa so oft!

Oesterreich fast unbekannt.

1 2 1 Csonder

(und man hat mehrfach den Einfluß von Wald und

Mön ss. n . 6 536 x Wasser auf seine Enistehnng vermutet.

Vertehrswesen.

Vielfach wird darüber geklagt, daß die Postanstalten Sendungen nach meniger bekannten rechtsrheinischen Orten in der teiner Verkehrs beschränkung unter— liegenden nentralen Zone versehentlich von ber Post⸗ Zu diesen Orten gehören ins hesondere Linz (Rhein), Königswinter (Rhein), Oberhollen dorf, Rhöndorf Rhein), Honnef (Rhein), Oberpleis Postleitort für diese Otte; Alten kirchen Westerwald); ferner Caub, Lorchhansen Rheingau), Lorch (Rhein), Strülh (ar. Goarshausen). Laufen⸗ selden (Taunus), Zollhaus (Bez. Wiesbaden), Hawhnstätten Unters'ahnkreis) Oberneisen, Flacht (Unterlahn kreis; = Posi⸗ leitort für diese Orte: Limburg (Lahm.

Zur Ven hüttung solcher Versehen können die Absender der betreffenden Sendungen selbst wesentlich beitragen, wenn sie in der Aufschrift recht deutlich und groß geschrieben den Ver— merk Unbesetztes Gebiet“ (möalichst mit Hinzufügung des Leltwegs „über Altentirchen (Westerwald)“ oder „über Die Postanstalten geben auf

feindlichen Truppen besetzten deutschen Rhein gebtelen liegt und welche Verkehrsheschränkungen zurzeit dahin bestehen.

Die Reichspostoerwaltung beabsichtiat, die während der

Rückwege auf dem Flugplatz Leipzig⸗Mockau eine Zwischen⸗

nehmen. Zugelassen find für die Folge nicht nur Briefe nach den Orten Berlin, Leipzig und Weimar, sondern auch Briefe, die von diesen Orten aus mit den anschließenden ge⸗ wöhnlichen Postbefördermasgelegenheiten weiterzusenden sind. Cine Gewähr für pünktliche Anschlüsse kann für diese Sendungen nicht übernommen werden.

Bahnbetrieb im Bezirk Erfurt, Halle, Magde⸗ burg und Leipzig vollständig. Die Züge verkehren, soweit der westliche Teil Thüringens in Betracht kommt, aus westlicher und süd⸗ licher Richtung porläufig nur bis Neu Dietendorf. Postsendungen für Erfurt und für Orte der in Erfurt einmündenden Strecken im südlichen Thüringen werden n

Telegraphen⸗

Theater und Mufik.

Kleines Theater.

Der Revolutionär“ nennt sich ein dreiaktiges Drama non Wilhelm Spevper, das an Sonnabend im Kleinen Theater zum ersten Male aufgeführt wurde. Die Hand—= ung, die sich zu Anfang dieses Jahrhunderts im Kreise russischer revolutionärer Studenten in Leipzig begibt, hat, obwohl über Umsturz des Zarismus und andere Revolution ziele ausgiebig gesprochen wird, im Grunde nichts mit irgend einer polstischen Umwälzung zu tun. Ihr Held Alexej. der zuletzt frei⸗ willig aus dem Leben scheidet, geht nicht als Freiheitsheld zugrunde, sond an durch feinen Wankelmut und seine Schwäche gegenüber dem weiblichen (eschlecht. Eine Liebelei mit seiner Zimmerwirtin, die ihm in der Hoffnung auf eine eheliche Verb ndung, unbeschränkten Kredit einräumte, hat ihn in Schulden stůrzt ein Liebes verkälluis mit der russischen Studentin Lrdia Alexandrowna hat ihn in den Bannkreis revolutionärer Ideen und Machenschaften verstrickt, aus dem es für ihn kein Entrinnen giht, und eine dritte LZiebesangelegenheit mit einer Teatschen der Tochter eines vreußischen Beamten, die ihm für einen Augenblick das Glück einer friedlichen bürgerlichen Ehe und Existenz vor= gaukelt, geht in die Brüche, weil die Braut die Haltlosigketit feines Charatterz durchschaut. Auß dem Wirrwarr sieht er zuletzt keinen anderen Ausweg als den Selbstmord. Zweifellos bat der Ver fasser sich viel Mähr mit der SGeelenschilderung der einzelnen Personen gegeben, besonders mit der Begründung der Charakterschwäche der Hauptgestalt, andererseits aber bleibt ben recht türftiger Handlung doch manches in seinem Slück ungeklärt und unver.˖ ständlich. So war denn der Beifall am Schluß nicht allzustark; zudem galt er wohl auch zum großen Teil der Darstellung. Alfred Abel war sichtlich und zumeist auch mit Eifolg bemüht, seinem Revolutionär inte essonte Züge zu verleihen und ihm die Sympathie der Zuichauer nach Möglichteit zu sichern. Als fanatische revolutionäre Studentin bot Irmela von Dusoang eine eindrucksvolle Leistung, und Leonore Ehn viele die deutche Geheimratstochter mit gefühlewarmer Innigkeit. Die tragikomische Gestalt der Zimmerwirtin gab Alice Torning Ge— legenheit, ihr star kes (Gestaltungstalent zur Geliung zu bringen.

.

Nra I und 20 des „Zentralblatts der Bauverwaltung“, hergusgegehhen im Ministerium der öffentlichen Arbeiten am 1. . 1919, hat folgenden Inhalt: Amtliches: Dienstnachrichten. Nicht⸗ amtliches: Die Enswicklung des Stadtbildes von Grodno. Zur Berechnung von DOelleitungen. Vermischtes: Mosaiken. Flüssige Betongemische für Eisenbeton. Baugeschichte der St. Hedwinskirche in Berlin. Wirkung nener Bauten auf die landschaftliche Umgebung. Sielwerke, Städtereinigung und Straßenban in Rüstringen. J. P. Havelgar f. Vachn schan

(FJortsetzung des Nichtanttlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

Theater.

Gynernhnn s. (Unter den Linden. Dlenstag: Mittags 12 Uhr: Enmnhoniemittagskonzert. (Programm wie am Abend. Abenden ? Ur. VIH. Sumptzonie konzert der Kapelle der Oper zum Besten ihres Witwen- und Walsentonds. (Zum Symphonie= mittagöthuzert sind Einlgßfarten bei Bote u. Bock Leipziger

8 5 27 * 4 z * 7 Straße 37 und Tauentzienstraße

raf , am Konzerttage im Opernhause zu haben.

Schau spielhanz. (Am Gendarmenmarkt.) Dienstag: 63. Dauer. bezugerarstellung. Dienst⸗ und Fretplätze sind aufgehoben. Zum 50. Deimnat. Schauspiel in vier Akren von Hermann Sudermann. Sxielleitung: Albert Palry. Anfang 7 Uhr. Mittwoch; Opernhaus. 213. Kartenreservesatz. Der Dauer⸗ bezug, die ständig vorbehaltenen sowie die Dienst- und Frei⸗ vlätze sind aufgehoben. Festvorstellung zu Ehren der heim kehrenden 2stafrikaner; Der Freischütz. Romantische Oper in drei Abteilungen Cum Teil nach dem Volksmärchen Der Freischütz) von F. Kind. Musik von Carl Maria von Weber. Anfang 7 Uhr.

Schauspielbaus. 64. Dauerbezugsvorstellung. Dienst, und Freiplätze sind au'gehohen. Die Kreuzesschreiber. Bauernkomödie mit Gesang in drei Akten (6 Bilder) von Ludwig Anzengruber. Spielleitung: Albert Patry. Ansang 7 Uhr.

Male:

Familiennachrichten.

Verlobt: gil, Melanje von Eicke und Polwitz mit Hrn. Ober— leutnant Cedrie von Jerin, Glaesen Leobschüß. Frl. Hanna Schmula mit Hrn. Hauptmann Herbert Kröcher, Reiner Emmagrube b. Rybnik Frl. Marie Carolin Freiin von Bock mit Hrn. Hauptmann Leichtenstern. Breslau. ö Gehöoren: Eine Tochter: Hrn. Pastor Graupe, Pfarrhaus Probsthain. 4 Gestorben, Hr. Oberlandesgerichtsrat 4. D. Geh. Obersustizrat Wilhelm Schimmelpfennig, Breslau. FYr. Major Lutz Frhr. von Wangenheim, Breslau. w

i, . Schriftleiter: Direktot Dr. Tyrol. Charlottenburg. an ich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der äftsstel Rechnung rat Mengerina in 8 2 ö Verlag der Geschäftsstelle (Mengering in Berlin. ruck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagganftalt. Berlin. Wilbelmstraße 3e. ö 3

Neun Beilagen

2

Die Flugzeuge werden auf dem Hin u5nd

a n , , n, .

(emnschließlich Go rsenbeilage J .

laudung vornehmen und dort Postsachen abgeben und auf⸗

Infolge des Generalstreiks in Thüringen ruht der

zum

2 17 532.

ü

Nichlamtliches.

TDentsche Nationalversammlung in Weimar.

18. Sitzung vom Sonnabend, den 1. März 1919, Vormittags 10 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphenbürv.)

Aum Regterungstisch: bie Reichsminifler Dr. Landsberg, Wisstlt, ęrzberger, Dr. Preuß, Dr. Bell und andere.

Vrilsibent Fehrenbach eröffnet die Sitzung nach 101 Uhr.

Der Abg. Merges (Braunschweig) hat sein Mandat nie ber pelegt.

Anf der Tagesordnung steht zunächst der Antrag des Wahlprüfungsausschusses, wongch dieser ermächtigt werden soll, Beweiserhebungen über Wahlprüfungsangelegen— heiten unmittelbar durch die Behö den vornehmen zu lassen.

Abg. Dr. Ne inm an n-⸗Hofer (Dem.) befürwortet den Antrag namens dis Ausschusses damit, daß ein abgekürztes Verfahren für die Beweiserhebungen eine absolute Notwendigkeit sei, wenn die Wahl— prüfung nicht zur Sinnlosigkeit und zum kinderspott werden solle.

Ohne weltere Erörterungen gelangt der Antrag ein⸗ siimmig zur Annahme.

Es folgt die Beratung des von sämtlichen 37 weiblichen Mltgliedern der Nationglversammlung am 13. Februar ein⸗ gebrachten Antrags Frau Agnes und Gen.: ö.

Die Natjonalversammlung stimmt folgender Eiklärung der weib⸗ lichen Abgeordgeten sämtlicher Fraktionen zu: 1) Die deutschen Frauen und Kinder haben durch die völlige wirtschaft⸗ lich? Abiperrung ODeutschlands während des Krieges unsaghar gelitten; sie glle erboff!len, daß mit der Einstellung des Blutvergießens auch dieses furchtbare Kampfmittel nicht weiter zur Anwendung kemmen werde. Die Hungerblockade ist jedoch nicht aufgehoben, sie ist verschärft worden; Kranke, Sieche und Greise fallen ihr in wachsendem Maße zum Opfer, und durch das große Steiben der Kinder und der werdenden Mütter wird dem deutschen Volt und damit der ganzen Menschheit ein nicht wieder gutzumachender Schaden zugefügt. Wir fordern deshalb unverzügliche Aufhebung der Hungerblockade. 2 Wir fordern ferner sofortige Zurückführung der deutschen Kriegsgefangenen, die, wie die Gefangenen aller Länder, nur ihte Soldatenpflicht ertüllt haben. Sie selbst haben Schwerstes etlitten, und ihre Eltern, Frauen und Kinder sind von schmerzlichster Sehnsucht erfüllt. Wir sind der tiefen Ueberzeugung, die Frauen und Mütter der ganzen Welt empfinden mit uns, daß Mensch— lichkeit und Gerechtigkeit die Erfüllung dieser Forderungen verlangen.

Abg. Fran Neuhaus enn. Die Frauen aus allen Par—⸗ teien des Hauses haben im gemeinsamen Empfinden ihrem Schmerze über die unerträglich schweren Leiden Ausdruck gegeben, die durch die fertgesetzte Hungerblockate und durch die Zurückhaltung der dentschen Kriegegefangenen über unser Volk verhängt worden find. Der Krieg ist zu Ende, aber die Hungerblockade besteht weiter unb kostet zahllose Menschenleben. Vor allem werden die werdenden Mütter, die Kinder und alle die Armen hetroffen, denen has Leben ohnehin die schwerste Bürde aufgeladen hat. Die Hoff— nung unserer Gefangenen auf endliche Befreiung ist grausam getäuscht worden. Die Sprache der Menschlichkeit sollte doch endlich wieder von allen Völlern veistanden werden. Es ist übergenug des Hasses in der Welt. Wir Frauen fordern, daß die Menschenliebe in ihre alten erbigen Rechte wieder eingesetzt werde. (Lebhafter Beifall auf allen Seiten des Haufes.)

Der Antrag wird einstimmig angenommen.

Präsident Fehrenbach: Im Namen unserer Kranken, unserer Gefangenen, ün Namen des ganzen deutschen Voltes spreche ich den Frauen, die aus allen Parteien gemeinsam diesen Antrag der National⸗ verjammlung unterbreitet haben, jür diese edle Tat den Dank aus. (Wiederhollr allseitiger Beifall.)

Zur Verhandlung gelangt hierauf die folgende von sämt—⸗ lichen Parteien, mit Auenahme der U. Soz., beantragte nt,

Die in Artikel 19 des Satzungsentwurfs des Völkerbundes über die deutschen Kolonien getroffenen Bestimmungen sind mit den in Punkt 5 des Wilsonprogramms aufgestellten tolontalen Friedene bedingungen nicht in Einklang zu bringen. Die National⸗ versammlung legt gegen eine einseitige Aenderung dieser Bedingungen, die ven Deutschland und den Alliierten als gemeinsame Grundlage für den Frieden angenommen sind, feierlich Verwahrung ein und fordert die Wie dereinsetzung Deutschlands in seine kolsnialen Rechte.

Kolonialininister Dr. Bell: Der von fast allen Parteien der Natihnrgldersdmmlung zur Kolonialfrage eingebrachte Antrag gibt mir wi ö Gelegenheit, die Stellung des mir anvertrauten Kolontelkanrtg, das hoffentlich in absehbarer Zeit nicht mehr ein Amt ohne Land sein wird, hier darzulegen. Der Geschäftslage des Hauses und der gefamten politischen Atmosrhäre Rechmmig tragend, besck ränke ich mich auf knappe sachliche Erörterungen und behalte mir jur ge⸗ gebenen Zeit ausführlichere Stellungnahme vor. Als einen Lichtblick in trüber Zeit darf ich es aber bezeichnen, daß über die zur Erörterung stehenden kolonialen Fragen der Streit der Parteien fast völlig ausge⸗ schaltet ist und daß din. eine erfreuliche Uebereinstimmung zwischen Regierung, Parlament und Volk besteht. Die heutige Behandlung der für Deutschlands Zukunftsentwicklung bedeutungsvollen kolonialen Fragen bildet in ihrem zeitlichen Zusammentreffen einen Willkommensgruß der Heimat an die soeben eingetroffenen Ostafrikaner. Solange die Dankbarkeit nicht ausstirbt in deutschen Landen, so lange wird man singen ünd sagen von den inbesiegten Helden, die mit beispielloser . aft jahrelang jeden Fuß deutschen Landes gegen eine viel⸗ fache Uebermacht geschützt haben. Besser als Wort und Schrift bleiben sie lebende Zeugen slür deutsche koloniale Fähigkeiten und Leistungen. Die hingebende Treue, mit der sie in der Verteidigung deutschen Kolonialbesikes von den Eingeborenen unterstützt wurden, widerlegt zugleich schlagend die Vorwürie einer ungerechten Be⸗ handlung der eingesessenen Bevölkerung. Unter den 14 Punkten, die der Präsident Wilson in seiner Botschaft vom 58. Januar 1918 auf— gestellt hat, beschäftigt sich der 5. Punkt mit den kolonialen Problemen in folgender Fassung: „Eine freie, weitherzige und unbedingt unyartelische Ech lind tung aller kolonialen Ansprüche, die auf einer strikten Beobachtung des Grundsatzes fußt, daß bei der Ent⸗— scheidung aller solchen Souveränitätsfragen die Interessen der betroffenen Bevölkerung ein ebensolches Gewicht haben müssen wie die billigen Ansprüche der Regierung, deren Rechtstitel bestimmt werden ollen, sollte herbeigeführt werden.“ Für die Beurteilung der kolo— nialen Friedentprobleme ist aus der Botschaft des Präsidenten Wilson vom 8. Januar 1918 aufetdem folgender Satz bedeutungt— voll. „Wir wiünschen ihm (Deutschland) einen gleichberechtigten Platz unter den Völkern der Welt“. Weiter enthält die Botschast des Präsidenten Wilson vom 11. Februar 1918 folgenden Satz: Was

Erste Beilage

Dentschen Reichsanzeiger und Preußischen Staatsanzeiger. 1IDI B.

ich meine, ist lediglich, daß diese Probleme (d. h. die 14 Punkte) jedes für sich und insgesamt die ganje Welt angehen und daß, wenn z sie nicht im Geiste jelbstloser und unbeeinflutzter Gerechtigkeit gelest werden im Hinblick auf die Wünsche naturlicher Zusammengehörigkeit und völkischer Ansvrüche sow e auf die Sicherheit und din geistigen Frieden der betroffenen Völker, lein dauernder Friede erreicht werden kann.“ Die nämliche Boischaft enthält den lapidaren und jede Miß⸗ deutung ausschließenden Satz; „Es soll weder Annexionen noch Entschädigungen oder strafweisen Schadenersatz geben.“ Diese Botschaften des Präsidenten Wilson sind vor dem Abschlusse des Waffenstillstandes von Deutschland ebenso wie von den Entente⸗Staaten als Grundlage des Friedens angenommen worden, ohne daß dabei wegen der im Punkte 5 der Botschast vom 8. Januar 1918 festgelegten Kolenialfrage von irgend einer Seite ein Vorhehalt gemocht worden wäre. Nach den übereisstimmenden Grundsätzen der Moral, der Gerechtigleit und des Völkerrechts ist daher nicht nur Deutschland, sondern auch die Entente an dieses vereinbarte Wilsonsche Programm gebunden, wie in allen übrigen Punlten so auch in der Kolonialfrage. Deutschland wird die von ihm über⸗ nommenen Veipflichtungen getreulich erfüllen, erwartet aber auch von seinen Gegnern Wahrung der Vernagstreue. Das Deutsche Reich ist bereit, bei den Friedensperhandlungen seine Forderung nach Wieden—⸗ herstellung deutschen Kolonialbesitzes einer unparteiischen Nachprüfung auf der Grundlage der vom Präsidenten Wiljon aufgestellten Gesichtsvunkte „im Geiste selbstloser und unbeeinflußter Gerechtig⸗ teit“ unterziehen zu lassen. Eine schmerzliche Ueberraschung und bittere Enttäuschung bot dem deuischen Vosfe im Hmblick auf diese früheren Kundgebungen des Präsidenten Wilson der Artikel 19 des Sartzungsenlwurss des Völkerbundes, der über die deutschen Kolonien Bestimmungen trifft, die unter dem Zeichen des Riechts— friedens verichleierte Annexionen darstellen. Diese Bestimmungen des Arntels 19 stehen den durch die (etröoffenen Ver⸗— einbazungen zum unlösbaren Bestandteil des Waffenstillstandes und Friedensvertrages gemachten früheren Kundgebungen des Piäsidenten Wilson über die kolonialen Probleme unvermittelt gegenüber. Sofort nach der Veröffentlichung des Satzungsentwurfs des Völkerbundes habe ich daher als verantwortlicher Leiter der Kolonialverwaltung in der Presse auf den un ösbaren Widerspruch zwischen beiden Kundgebungen hingen sesen und die herechtigten An— sprüche des deutschen Volts auf Wiedereinjetzung Deutschlands in seine kolonialen Rechte begründet. Zunächst muß gegenüber der ohne Be⸗ gründung aufgestellten Behauptung, daß die Kolonien infolge des Krieges aufgehört hätten, unter deutscher Oberhoheit zu stehen, daran Fest⸗ gehalten werden, daß weder der Krieg als solcher, noch die Be⸗ setzung durch die Gegner unser Recht an den Schutzgebieten be⸗ tührt har. Diese völkerrechtlich, Grundlage läßt sich durch die Formel, daß unsere Souveränität infolge des Krieges aufgehört habe, weder zu unseren Ungursten, noch zugunsten unserer Gegner verschieben oder erschüttern. An diesem Rechtsgrundsatze wird auch der Präsident Wilson festbalten müssen. Wir appellieren ferner an sein Gerechtigkeissgefühl und erwarten, daß er sein Urteil nicht einseitig auf die Anklagen unserer an dem Erwerbe deutschen Kolonialbesitzes interessierten und daher befangenen Gegner gründet. Auch für das Völkerrecht läßt sich der Fundamentalsatz „audis tur et altera pars“ nicht aus der Welt schaffen. Nit dem Standpunkte von Recht und Ge⸗ rechtigkeit ist es schlechterdings unvereinbar, und es darf auch als beispiellos in der Geschichte bezeichnet werden, wenn man trotz feierlicher Verkündung des Rechts friedens ein Volk kontumazieren, also ungehört verurteilen will, obgleich es bereit und in der Lage ist, Rede und Aniwort zu stehen. Namens der Volksregierung und des hinter ihr stehenden deutschen Volkes erkläre ich dem Herrn Präsi⸗ denten Wihson, daß wir nach wie vor bereit sind, vor einem un— parteiischen Forum Rede und Antwort zu stehen und uns zu allen über unsere koloniale Tätigkeit erhobenen Anklagen zu äußern. Ein objektives Biid und ein unparteissches Urteil läßt sich unmöglich gewinnen aus einseitigen Tendenzschriften interessierter Gegner, wie es insbesondere das englische Blaubuch vom August 1918 „über die Eingehorenen von Südwestafrika und ihre Behandlung durch Deutschland! und ähnliche amtliche und halbamtliche „Tendenz⸗ und Propagandaschriftenꝰ darstellen. Das dentsche Weißbuch über die „Behandlung der einheimischen Bevölkerung in den kolonialen Besitzungen Deutschlands und Englands“ liefert an der Hand englischen und sonstigen einwandfreien Materials den untrüglichen Beweis, daß die gegen die deutsche Koloniaspolitit erhohenen Anschuldigungen teils auf maßloser Uebertreibung, teils auf Entstellung oder Unwahrheit be⸗ ruben. Dabei wird keineswegs verschwiegen, sondern mit vorbildlicher Offenherzigkeit in eingehender Darlegung zugegeben, daß wir von den Kinderkrankheiten der Kolonialpolitik keineswegs verschont geblieben sind, sondern in den ersten Jahrzehnten manche Fehler des Systems und bedaucrliche Unklugheiten begangen haben. Aber abgesehen davon, daß von derartigen Fehlern und Mängeln auch keine andere Kolonialmacht, wie die Koöloniafgeschichte untrüglich er⸗ weist, frei geblieben ist, hat unsere verhältnismäßig noch blutlunge Kolonialgebarung, befonders im letzten Jahrzehnt, aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. Wir sind in der Lage, eine Reihe englischer und sunstiger einwandfreier Zeugnisse darüber heizubringen, daß unsere Kolonialpolitik und unsere Kolonial wirtschaft, namentlich aber unsere Behandlung der Eingeborenen den Befähigungsrachweis erbracht haben. Das von meinem um unsere koloniale Sache hochverdienten Herrn Amtsvorgänger Dr. Solf gevrägte Wort „Kolonisieren heißt Missionieren“, und zwar im besten Sinne des Woris, ist von uns in die Tat umngesetzt worden. Dadurch werden die „Enthüllungen über unerträgliche Lasten und Ungerechtigkeitenñ, die wir den Eingeborenen auferlegt haben ollen, ebenso klar widerlegt, wie die uns ohne jede berechtigte Grundlage vorgemorfenen Ausrottungs⸗ bestrebungen gegenüber den Eingeborenen. Wie in der neutralen und gegnerischen Presse der Artikel 19 beurteilt wird, darüber mögen einigs Stimmungebilder vorgeführt werden: So, hat die Turiner „Stampa“ geschrieben, alle Kolonien müßten inter⸗ nationalisiert werden. der Völkerbund sei nichts als eine Verbindeng der Mächte zur Befriedigung der eigenen Habgier. Im „Journal de Géndve“ war zu lesen, die Er⸗ ledigung der kolonialen Frage in Paris ähnele mehr einer Verteilnuug als einer Befrelung. In der Londoner ‚Nation“ vom L. Februar 1919 heißt es, Mandate für die Sieger waren nur eine Variante für das alte Beuteyrinzip. Auch die Pariser „Humanité“ hat geschrieben, den alliierten Imperialisten käme es nur darauf an, ie Beute zu verteilen. In der holländischen Presse ist die Kritik noch schärfer. Das „Algemeen Handelsblaad“ sieht in der Regelung der Kolonalfrage „einen mehr oder weniger scheinheiligen Versuch, um die Verteilung der kolonialen Beute unter schönen Losungsworten zu verbergen und Deutschland von jedem , auszuschließen /. Auch der „Nieuwe Rotterdam'sche Courant“ spricht von Annexions— plänen der Friedenskonferenz hinsichtlich der deunschen Kolonien, die den Wilsonschen Grundsätzen durchaus widersprächen. Durch das Kolonialkompromiß werde der Völkerbund zu einem Bund siegreicher

Nationen, um bet der Ernte der Siegesfrüchte krinen Streit enistehen

zu lossen. Eine Schilderung des Gindrucks in Deutschland möchte ich untersassen, um die Temperatur nicht noch mehr zu erhitzen. Nur eine kurze Schlußbemerkung kann ich nicht unterdrücken, da

man es im deutschen Volke und auch im ganzen Aus—⸗ land nicht verstehen würde, wenn die Kundgebung vom 14. Februar 1hlg im Hinblick auf den entgegenstehenden Inbalt der Botschaft vom 8. Jannär 1918 ohne Widerspruch hingenommen würde. Wollen die am Erwerb deutscher Kolonien interessierten Ententestaaten einen Gewaltsrieden herbeiführen und gewaltsam unsere Kolonien wegnehmen, dann oll man auch das Kind beim rechten Namen nennen, sich aber nicht mit dem Schein der Moral und des Rechts umgeben. Der Präsident Wilsen wird bei seiner hochherzigen und großzügigen Idee eines Völker—⸗ bundes und dauernden Weltfriedens keinen eistigeren Mitarberter und Vortäꝛrndfer finden als die deutsche Regierung und das deutsche Volt. Unerläßliche Voraussetzung ist aber dabei, daß diese Gründung vorm Geiste wahrer Gerechtigkeit und edler Duldsamkeit getragen wird und eine wirkliche Gleichstellung und Gleichwertung aller he⸗ teiligten Nationen vorsieht. Niemals würde das deutsche Volk er= tragen können, wenn es außer der vorgesehenen verschleierten Annexion mit dem Brandmal koloniator und aus der Reihe der Kulturvölker die sen Gedanten bäumt sich das Nationalemzsi ö Volkes aut. Unabweisbar und unperzicht st Deutschland Forderung nach Wiedererlangung seines Kolonialbesitzes. Frei von Eroberungssucht und annexionistischem Imperialißmus, fordern wir eigenen Kolonialbesitz, weil wir es als eine Lebensnotwendigkeit für ein 70 Millionenvolk betrachten, an der Verhreitung von Kultur und Sitte mitzuarbeiten und für die seelische und wirtichaftliche Vyr⸗ wärisentwicklung der Eingeborenen mit verüeftem Berständnis für ihre wahren Bedürfnisse unsere volle Kraft ein⸗ zusetzen. Eine gemaltsame Ausschlteßung von dieser koloniglen Mitarbeit, die eine unerträgliche moralische Degradierung Deutschlands bedeuten würde, wäre em ebenso unsübnbares und für den Weitfrieden verhängniZsvolles Unrecht, wie die Unterbindung der Wirtschaftsadern durch Absperrung der zur allmählichen Wiedererholung unseres bis ins Mark getroffenen Wirischaftsle bens unentbehrlichen kolonialen Ein⸗ und Aus⸗ fuhr. Unter allen Kriegebeschädigten hat niemand schwerere Kriegsnot erlitten und herberes Krlegsleid ersatßzren, als Tas Rechisgefühl und die Gerechtigkeit. Dem schwer danseder⸗ liegenden Völkerrecht wieder aufzuhelsen, ist. rxotnehinste Friedensaufgabe und Ehrenpflicht aller Kulturstgaten. Ge⸗ lingen wird das Friedenswerk nur dann, wenn Eigennntz und Selbstsucht von dem Gesamtinteresse. von der weltfriedlichen Regelung der Beziehungen der Völker zueinander überwunden werden. Was dabei die bedeutjamen kolonialen Probleme anlangt, so werden für den friedlichen Ausgleich unter den

ihre Eigenart und

Kolonialvolfern und namenttich für die als polirische Notwendigteit zir erwartende gerechte Neuverteilung des gesamten gfrikanischen Kolonialbesitzes als gerechte Maßstäbe die Größe und Bevölkerung ahl der Staaten, weiter ihre wirtschafilichen Bezürfnisse und schließ ich ihre kolonialen Leistungsfähigkeiten in erster Linie allgemeine Anerkennung finden müssen. Soll nach den neuerlichen Vorschlägen eine inter- nationale Instanz wie der Völkerbund einen Einfluß auf die Ver⸗ waltung der Kolonien gewinnen, so darf dieser Gedanke vom Stand⸗ punkte der Gerechtigtet: nicht auf den teutichen Kolonialbesitz ein- geschränkt bleiben, sondern muß auf die kolonialen Gebiete aller Völker angewandt werden. Auch ist die Politik der offenen Tür, für die wir immer eingetreten sind, gleichmäßig von allen handel⸗ treibenden Nationen zu gewährleisten. Darum gebe ich der Stimmung nicht nur der Nationalversammlung, sondern des ganzen deutschen Volkes Ausdrnck, wenn ich die dringende Erwartung ausspreche, daß im Sinne und Geiste der von uns und der Entente gleichmäßig akzeptierten Wilsonschen Botschaft vom 8. Januar 1918 das Kolonial- problem bei den Friedensverhandlungen in einer Weise gelöst wird, die dem Standpunkte des Rechts und der Gerechtigkeit entspricht und Gewähr für einen unerschürterlichen Völkerbund und dauernden Welt frieden bietet. af

N g

des internati 1907 sowie des Parteitags der Sozialdemokratie Jahre erblicken wir in dem kolonialen Kapitalismus ein Mittel zur Ausbeutung und Unterdrückung fremder Völker. Ein Recht auf Kolonisterung erkennen wir kemem Staate zu, weder dem deutschen noch einem fremden. Wir lehnen deshalb die vom Reichskolonial- minister Bell empfohlene Entschließung ab.

Damit schließt die Besprechung. Die Entschließung wird gegen die Stimmen der 7 anwesenden ugahhängigen Sozial demokraten angenommen. (Lebhafter Beifall.)

Es folgt die erst« Beratung des Gesetzentwurks, be⸗ treffend Verbot des Agiahandels mit dentschen Bank⸗ noten und Darlehnsfassenscheinen. Dangch wird mit Geiängnis bis zu 1 Jahr und zugleich mit Geldstrafe bis zu b0 000 MS bestraft, wer dentsche Darlehns kassenscheine ober Baaknoten zu einem ihre Neunwerte überfteigen den Preise ermirbt den veräußert oder zu solchen Geschäften auffordert oder sich selbst erbietet.

Auf Vorschlag des Präsidenlen wird damit verbunden die eiste Beratung des Gesetzentwurfs zur Abänderung der Verordnung über auzsländische Wertpapiere vom 22. März 1917 sowie des Gesetzentwurfs über die Einsiegelung von Schriften, Dru cksach en, Wert⸗ popieren und Zahlungsmitteln beim Grenzüber⸗ iritt nach dem Nuslanhe. Nach der Verordnung über ausländische Werwapiere vom 22. März 1917 müßen Wert⸗ papiere, dus denen ein im Ausland ansässiger Schuldner haftet, dern Reiche gegen angemessene Vergütung überlassen werden, „sofern sie nicht bis zu einem in der Anordnung zu bestimmenden Termin an eine im Ausland ansässige Person oder Flrma veräußert sind“. Diese Einschränkung sall, um die im Prinatbesiz in Deutschland befindlichen gus⸗ ländischen Wertpapiere für den Bedarf des Reiches in vollem Umfange erfassen zu können, gestrichen werden. Außerdem soll dem Reichs finanzminister zur Sicherung des Zogriffs auf diese autz ländischen Wertpapiere die Befugnis erteilt werden, ein Aus suhrberhot uõnd ein Verbot der Veräußerung oder Ver⸗ pfändung solcher Papiere ins Ausland mit sofortiger Wir kong

n erlassen. Durch den Gesetzentwurf, betreffend die Ein⸗ . von Schriften, Wertpapleren usw, soll zur Bekämpfung der Kapltalsflucht der nach Beendigung des Belagerungezuftandes aufg hobeng Einsiegelungszwang für die Mimahme von Schriften, Wertpapieren und Zahlungsmitteln über die Neiche⸗ grenze wieder eingeführt werden.

Abg. Bruhn 1(Dtaänatl.): Wir stimmen den Gesetzentwürfen zu. Schon während des Krieges sind in erschreckendem Maße große Kapitalten ins Ausland gewandert. Allein in der Schweiz sollen nach zuverlässigen Mitteilungen gegen 23 Milliarden Franken Priva verinögen angelegt worden sein. Unter den Leuten, die sich fo der Sreuerpflicht entziehen, befieden sich sehr viele Kriegegewinnler. die während des Krieges die Wohltat der Reklamation genossen