Die deutsche Kommisston legte nochmals gegen die bis i
einjelne gehende Han delsspionage Verwahrung ein, welch heben franzüsische Chemiker und Pbrsiler in Oifiziersuniform in de Badischen. Anilin, und Sodafabrik unter dem Deckmantel de
Waffen stistandsabtommens ausühen.
ie Verordnungen der Reiche regierung über die wirmschaft«; liche Demobil machung werken von den Besatzungebckörden nicht anerkannt. Die deutsche Regierung ließ die Entente auf die sam machen, welche diese Maßnahme für die
ungehrure Härte aufmerk deutschen Kriegeteilnehmer mit sich bringt.
In der Geschäftsstelle des Auswärtigen Amts für die Friedensnerhandlungen fand gestern vormittag unter dem Vorsitze des Reichaministers dez Aeußern, Grafen von Rantzau, eine Vollfißung der Vertreter der verschiedenen an den Friedensverhandlungen beteiligten Reichshebärden sowie der zahlreichen von den einzelnen Interessenverbänden vor— t Insgesamt waren etwa neunzig Personen anwesend. Der Reichminister wies in einer einleitenden Ansprache, wie „Wolffs Telegrophenbüro“ be— richtet, darauf hin, daß den vorliegenden Pressenachrichten zu— folge um den 20 d. M. endlich mit dem Beginn der Ver⸗ handlungen für den Abschluß des Vorfriexens gerechnet werden durch bessere Organifation der Ablieferung der Milch an die dürfe. Es sei daher angezeigt, in dieser Wache in gemein— samen Sitzungen das von den verschiedenen Reiche ãmtern für die Verhandlungen gelieferte umfangreiche Material noch einmal durchzusprechen und über die den deuischen Uater— händlern zu erteilenden Instruktionen völlige Klarheit zu Hierauf erstaftete der mit der Vorbereitung der Friedengverhandlungen beguftragte Botschafter Graf Bern sorff einen allgemeinen Berichl über Peusschlande Stellung⸗ nahme zu den bei den Verhandlungen zu erwartenden polinschen 1 . 2 und territorialen Fragen, während? Geheimer Legatsonsrat wüävd, das zu einer europäischen Katastiophe fühlen. (Sehr Schmitt und Minisserial direktor Simons entsprechende Berichte richti 7) Wenn aher der russische Bolschewie mus ganz Curopa über die beit den Friedens verhandlungen zu lösenden handels— Daran
geschlagenen Sachverständigen stott
schaffen
olltijchen und völkerrechtlichen Fragen erstatteten. chloß sich elne eingehende Besprechung.
Die Frage des Wiederaufbaus Nordfrankreichs durch freiwillige deutsche Arbeits kräfte besaäftigt die drulsche Waffen stillstands kommission seit November 1918. Wie „Wolsstz Telegraphenbüro“ mittel t sind alle zuständigen Ressorts sen jener Zeit bereits mit der Frage befaßt, und eine Reihe von Sachperstängigen beteiligen sich dauernd an den vorbe— Demnach ist die von einer Berliner Zeitung erst jetzt aufgestellte Forderung, „als näg e ste Aufgabe einer heutschen aktiven Polit k solle di, deutsche Regierung sich rechtzeing für die deutsche Arbeiten schaft die volwendige Ve— schäftigung beim Wiederaufbau Fran k.ichs sichern, sobalb er von F ankreich mit eigenen Arbeiterin mcht geseift⸗ werden kann“, nicht gergde neu. Von der deutschen Wafsenstillstands⸗ kommission ist sie jedenfalls seit 4 Mongten als eine ihrer pringendsten Aufgaben erkannt und zur Verwüklichung vor—
reitenden Arbeiten.
bereitet worden.
Der Bedarf an freiwilligen Minensuchern ist vor= läufig gedeckt. Schriftliche Anmeldungen von so chen Be⸗ wer bern, bie sich zur Deckung später eintretenden Bedarf vor—⸗ notieren lassen wollen, können wie bieher beim Befehlshaber der Sicherung der Nordsee in Wilhelmshaven zu den bekannten
Bedingungen erfolgen.
Seit kurzem sind neue Fälschungen von Reichs—
banknoten zu 29 Mark mil dem Datum des 7 Februar 1908 und des 21. Apiil 1919 vorgekommen. Die Falschstücke
unten scheiden sich von den echten Noten in der Haupisache da⸗ durch, daß die Faserstreifen nicht wie bei den echlen in das Papier eingewirkt, sondein durch Aufdrack von Faserbildern nachgebilden sind Stempels um eine K eintakeit zu gering, so daß auf den falschen Noten zwischen dem Stempel und der ihn umgebenden blauen Rosette ein heller Kranz erscheint, während auf den echten Noten der St mpel das Feih in der Rosette gänzlich ausfüllt.
Vor Annahme wird gewarnt. Die Reichebank hat eine Belohnung von 3006 Mark für denjenigen ausgesetzt, der zuerst einen Verftrtiger oder wissentlichen Verbreiter dieser Fässchungen bei der Reichsbank, einer Orts- oder Polizei— behöcde oder einem Gericht so anzeigt, daß er zur Unier— suchung gezogen und bestraft werden kann. Tragen mehrere zur Entheckung her Täter bei, so behält sich die Reichsbank eine Verteilung der 3000 Mart auf die Be— teiligten vor.
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Der deutsche Ausschuß für das Herzogtum Schles mig hat nach einer Meldung des „Wofffschen Tele— graphenbüros“ einstimmig beschlossen, für ben Fall, daß in Nord⸗Schleswig in Gegensatz zu Mittsel-Schleswig eine en ploc— Abstimmung verlangt wird, den Deutschen Norh⸗Schleswigs Stimmenthaltung zu empfehlen unter feier lichem Ein⸗ syruch genen die Vergewaltigung non 60 9000 Deutschen durch 90 000 Dänen in diesem Gebiet. Die Deutschen verlangen, wenn ghgestimmt werden soll, für Nord⸗Schlegwig gemeinde⸗ . Abstimmung, wle sie die Dänen für Mittel⸗Schleswig ordern.
Denutsche Natioualversammlung in Weimar.
24. Sitzung vom 109. März 1919, Nachmittags 2 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphenbüro.)
Am Regierungstisch: die Reichsminister Gothein, Schmidt, Dr. Bell, Dr. David, Koeth u. a.
Präsident Fehrenbach eröffnet die Sitzung um 2 Uhr 20 Minuten.
Auf der Tagesordnung steht die Interpellation der Abag. Müller⸗Bieslau (Soz), Groeber (Zentr.) und von Payer (Dem.):
Die in Deutschland greifbaren Erntevorräte reichen nicht aus, das deutsche Volk bis zur Einbringung der diesjährigen Ernte zu ernähren. Wag gedenkt die Regierung zu tun, um die Gr n. det deut schen Volkes sicherzustellen?
Abg. Dr. Peter en (Dem.): Meine Partel hat die Inter⸗ n, angeregt aut e der inneren wie der e, Vol litik. e Nationalversammlung wärde ihrer Pflicht nicht entsprechen,
8
Außerdem ist die Größe des rechten roten
Ge
wenn sie an diesem traurigen Kapitel vorüberginge. Die Regierung e muß mit absoluter Klarhein rem deutschen Volte sagen. wie r die Lage ist. Andererseis müssen wir das moralische Geühl s unseres Voltes ausiufen. Die Arbeilseinstellungen müssen auj— hören, damit die vorhandenen Vorräte nicht aus Fuicht vor Unsicherheit vergeudet werden und damit die neue Ernte gesichert wird. Die Int ustrie muß Waren produzieren, die als Zahlungs⸗ mittel für Importe vom Ausland dienen. Aibeit ist notwendig für die Angestellten wie auch für die Herren, die neulich im Rheingond mit dem Streik der Landwirtschaft gedroht haben. (Sört! Herrh) Auf Giund meiner Erfahrungen als Leiter der Hamburger Kriegs⸗ versorgung kann ich die Dinge objektiv beurteilen. Die Beschlagnahme und Rationierung der Massenlebensmittel war absolut erforderlich, da das persönliche Interesse des Menschen stärker ist als alle Gesetze— Sehr richtig! Ter persönlich interessierte Mensch ist der keste Eijeuger und Verteiler der Produkte. Dos Interesse der Pro⸗ duzenten muß auf das Bedürfnis der Verbraucher eingestellt weiden. Unter der Zwangswirtschaft blüht der Schleichhandel. Es gibt leinen Stand, der sich nicht auf diesem Gebiete versündigt härte. Zukünftig müssen, die Preise für die Grieuger so festgesetzt werden, daß ihr Interesse auf die Bedürsmisse der Konsumenten eingestellt wird. Die Zwangswirischaft muß möglichst beschränkt werden, die Fleischration muß vorübergehend eingeschränkt werden, bis das Vieh wieder auf die Weide genrieben werden kann. Die Milcheizengung für die Kranten, Mütter und Kiner müssen wir
Molkereiwirtschaften sicherstellen. Wir fordern die Aufhebung der Zwangswirtschaft für Fische und Eier. Die Eierversorgung ist eine Farce und Lächerlichkeit geworden. Dazu kat man den Gedanken der Sozialisierung der Seefischerei in die Massen geworfen. Vor lauter Sozialisierungswut hungert unser Volk. (Sehr richtig! bei den Dem.) Wir fordern den Abbau der Kriegsorganisatson. Hier gilt. es, hart durchzugreifen. Wir wollen an das Gewissen der Welt appellieren, die es noch immer ablehnt, uns einen Rechts de ge. duf die Ernährung unseres Volkes einzuräumen. Wenn wir nicht die Lebenemittel kekommen, die wir haben müffen, dann
überfluset, Tann mögen die Mächte die Verantworkung tragen, die helfen können, aber nicht helfen wollen. (Beifall.) Deutsch— land kann nur wieder aufgerichtet werden, wenn sozilaler Sinn und Geist wieder in unser Volk einziehi; das ist aber nur möglich, wenn es gesättigt ist. Neid und Haß der Besitzlosen mirken nirgends schlimmer als auf dem Gebiet? der Ernährung. Dabei wird in den unteren und mit leren Schichten nicht weniger im Schleichhandel eiworben als in den oberen. Gerade dieser Saß und Neid wird von den Spartakisten ausgenutzt, um die Massen auf— zuhetzen. Ich appelliere an das Ausland, unserem Volke die Lebens— mittel, die vorhanden sind, nicht länger vorzuenthalten. (Beifall) Zugleich wird die Interpellation der Abçeordneten Arnnadt (dnatl.) und Dr. Heinze (J. Vp.) zur Besprechung gestellt: Was gedenkt die Reichsregierung zur Abstellung des Notstandes ju tun, daß die Ernte 1519 durch den Mangel an Arbeitskrätsten, Betriebs- und Düngemitteln gefährdet ist und dadurch die Ernährung für das Erntejahr 1919 20 noch mehr wie zurzeit in Frage gestellt wird? Abg. Dr. Semmler (dnatl.) : Die deutsche Landwirtschaft hätte während des Krieges noch mehr leisten können. wenn man ihr nicht die giößten Kesseln angelegt hatte. Die deutsche Landwirtschaft kann unser Volk ernähren, das kann dank der Leistungen unserer Chemie restlos hejahl werden. (Widerspruch links.) Wir sind heute in der Lage, unsere Produktion um 40 vH gegenüber dem Jahr 1912113 zu er— höhen. (Hört! Hört! richts) Lingefthnn haben wir nur 20 vH. r re fen lich dürfen wir in der Produktion künstlicher Vüngemiitel, vor allem des Siickstoffs, nicht nachlassen, ebenso müssen die nötigen Arbenekräfte herbeigezogen werden, sonst stehen wir 191920 vor einer Katastrophe. Einst⸗ weilen sind wir auf die polnischen Arbeiter angewiesen. Die Landwirtschaft ist augenblicklich unser einziger Rettungs— anter. Wir müssen Vorforge treffen, daß wir vom Ausland unabhängig weiden. Tazu brauchen wir Ruhe und Ordnong. Die Sicherung der Landwirtschaft darf nicht durch Bolichewismus oder Ar, und S⸗Räte gestört werden. Wir fordern eine ständige Kommission aus den besten Kräften mit praktischer Erfahrung, um die errungenen Vorteile der Landwirtschaft auszunutzen. Die lantwirt— schaftlichen Institute und Versuchsstatlonen müffen ausgebaut werden. Das Saatgut, die Förderung der Viehzucht mussen geschützt werden. Die nöti en Arbeits! und Produktionsmittel muüssen sichergestellt, die Zwang wistschaft abgebaut werden. Die Ablieferung einer be— stimmien Menge ist zu verlangen, im übrigen muß dem Landwirt die volle Freiheit gelassen werden. Wahres Christentum ist die beste Sozialisierung: Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst. (Rufe links: Das sollten Sie sich merken. — Unruhe.) Die Landwirt— schaft kann nur gefördert weiden durch Privatbetrieb. (Beifall rechts. — Widerspruch links.)
Das Haus beschließt die Besprechung beider Inter— pellationen.
Reichsernährungsminister Schmidt: Die Frage der Inter— pellanten, ob unsere Ernährung bis zum nächsten Wirtschaftejahr ausreicht, muß ich verneinen. (Hört, hört! Es gibt zwei Wege zur Deckung des Fehlbetrags. Die Raten könnlen noch weiter herabgesetzt werden, das wird aber nicht möglich lein. (Allseitige Zustimmung. Es bleibt also nur übrig die Einsuhr vom Ausland. In der deutschen Arbeiterschaft war vielfach der Glaube verbreitet, daß der ritterliche Gegner sofort nach Inkrafttreten des Waffenstill— standes die Bleckade aufheben würde. Diese Hoffnung war trügerisch. Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, als ob das deutsche Volk als Bettler vor Len Türen der Entente stehen müßte. (Sehr gut!) Auch in seinen Leiden und in seiner Not hat unser Volk Anspruch auf Gerechtigkeit. (Beifall. Leider ensticken Haß, und Lewenschast die Vernunft, und der Appell der Menschlichteir und Gerechtigkeit ver— hallt wie die Stimme des Predigers in der Wüste. Alles spricht dafür, daß der Wirtschaftskamẽpf auch nach Friedensschluß mit aller Schärfe fortgesetzt werden soll (hört, hörth— die englischen schwarzen Listen sind erst jüngst durch die Namen der holländischen Firmen erweitert worden, die mit deutschen Häusern Handel getrieben haben. (Hört, hört Norwegen darf seinen ungeheuren Fisch— reichtum nicht nach Veutschland ausführen. Millionenwerte gehen zu Grunde. Auch Ungarn darf nichis mehr an uns ausfßhren. Die Verhandlungen in Spaa wurden abgebrochen, weil die Entente die Indienststellung der deutschen Handelsflotte ein⸗ schließlich der Schiffe, die in den nächsten sechs Monaten deutsche Werften verlassen, gefordert hat, obne als Gegenleistung eine Sicherung unserer Volksernährung zu übernehmen. Damit bleibt die Frage der Deckung des Fehlbetrags bis zur nächsten Ernte in der Schwebe. Ich habe mich unseren Vertretern in Spaa anschließen müssen. (Sehr richtig Dazn sind durch die sinnlosen Streiks und die politischen Unruhen alle Cinfuhrmöglichkeiten unterbunden. (Lebhaftes Hört, hört!) Wir hätten Lebensmittel in nicht geringem Umfange — Reis, Oel, Milch, Fleisch und Südfrüchte — ein— führen können, wenn wir die nötigen Kompensationen dasür hätten bieten können, und zwar Kohle, Kali und Etsen. (Hört, hört!)
So sind uns diese Lebentmittel vor der Nase weggeschnappt worden.
wesen liegt darnieder, die Kohlenerzeugung ruht auf schwankenden Grundlagen. Das Ausland will nicht unser enmwertetes Geld, es will
unsere Erzeugnisse. Sehen denn unsere Arbeiter nicht, daß jetzt jeder Streik uns wachsende Härten auferlegt, daß sie selbst am schweisten
und fordern stärkere Belieferung mit Lebengmstteln, nachdem fie vorher die Zahlungsmittel hg,
Lebenfmittel wird immer mehr in Frage gestellt. (Hört, hört!) Der Eisenbabnverkebr wind unterbrechen. Wenn dieser Zustand an— dauert, weiß ich nicht mehr, wie ich die Versorgung der rofstädte regeln sell. Ich kann die Verantwortung für die Ernährung der Städte nicht mehr ubernehmen, wenn auf der anreien Seite nicht Vernunft und Einsicht zurückkehren. (Hört, bört! Was ist das für ein Kampf um die Freitzeit, wenn die unschuldigen Kinder dopon betioffen werden. Wellen sich unsere Arbeiter nicht endlich von dieser Gewalt herrschaft befreien? Auch die Ernährung der linksrheinischen Gebiete ist gefährdet, da die Lebensmitteliranfrorte ausgeraubt werden. Im Dezember wurden während des Vianssports 4500 Zentner Zucker
und habe den Zeispynkt herbeigesehnt, wo sie sich schöpferisch hetäsigen könnte. Jetzt aber üben diejenigen einen unheilvollen Einfluß aus, die hbieher abseits standen von den Gewerk schasten. Diese Kreise müssen umkehren, wenn sie nicht Ver— brecher sind. (Lebhafte Zustimmung, Ziumufe: sie sind es!) Der Schleichhandel ließe sich wirtsem nur bekämpfen, wenn die Rationen so hoch gesetzt werden könnten, daß das Interesse am Schleichhandel sortfaͤllt. Aber noch können wir auf die Zwangs⸗ wirtschaft nicht verzichten. Meine Hoffnung, daß die Bauernräte uns wieder zu geordneter Ersassung der Lebensmittel verbesfen würden, ist leider enttäuscht. Die Mehrzahl der Bauermäte schaltet nach freiem Ermessen. Ein Vertnchen ist es, wenn den Landwirten gesagt wird, Ihr könnt auch streiken. Das sind die Sxartatusse im Bund der Landwirte. (Große Unruhe. Zuruf des Abg. Roesicke: Wo bleiben die Kohlen?! Können Sie es verantworten, Herr Rocsicke, wenn Sie die Bauern auffordern, die Ablieferung der Lebensmistel zu vpeiweigein, wenn die, Zwangswirt'chaft nicht beseitigt wird? Es ist unmöglich, die Viehbestände zur Ausrechterhaltung der jetzigen Fleischrationen aufzu— bringen, ich muß diese leider wieder herabsetzen. Als Ersatz sollen Hülsenfrüchte gegeben werden. Nach Heststellun g der ärztlichen Sachveiständigen sind in den vier Triegsjahren 70 000 Menschen in den Städten mehr gestorben als in der Friedens⸗ zeit. Die Journalisten des Auslandes finden allerdings in den eisten Hotels alles wie in normalen Zeiten. Aber die Preie sind so, daß sie selbst bei den hohen Arbeitslöhnen nicht in Betracht kommen. Die Herren Journalisten follten an der Peripherie der Groß sädte nachsehen, was die Arbeiter kochen und essen. Dle Zwangswirtschaft ist kein Wirischaftssrstem. Maßnabmen zu ikrer Aufhebung sind eingeleitet für das Frühgemüse und Obst, ebenso für Dörrgemüse, Sauerkraut und Salzgemüse. Vielleicht können wir von den Hülsenfrüchten nur einen Teil erfassen und das Uebrige freigeben und können ebenso bei Gerste und Hafer über ein gewisses Quantum hinaus Zugeständnisse machen, vielleicht auch bei Heu und Stroh die Zwangewirtschaft aufheben, ebenso für Eier, wenigstens zum Teil, wenn der Verbrauch für die Lazarette und Krankenhäuser sichergestellt ist. Endlich können wir vielleicht, wenn der Vesbrauchszucker sichergestellt ist, das, wat daüber hmaus geht, sreilnsssen. Dagegen muß ich mit aller Entschiedenheit die Aufhebung der Zwangebewirtschaftung sür Biotgetreide ablehnen, für Fleisch, für die Butter und Milch⸗ bewirtschaftung und für die Kartoffelversorgung. Jedenfalls muß von der Kartoffel unter allen Umständen ein bestimmtés Quantum porweg sichergestellt werden. Die Freigabe gewisser Artikel für den Handel wird zweifellos übermäßig hohe Preise zur Folge haben. Ich bin geneigt, in gewissem Umfange einen Versuch zu machen, aber wenn diese planlosen Preistreibereien fortdauern sollten, werde ich zu den Höchstpreisen zurücktehren und diese Politit mit aller Entschi denheit durchsetzen. Es ist für die Reichsregierung eine ernste Sorge, daß einer Steigerung der Pioduttion ein außerordentlicher Mangel an Arbeitsträften entgegensteht. Ich glaube nicht, daß die deuische Landwirtschaft unseren Bedarf decken könnte. Trotzdem werden wir alles tun, um die Produktion zu erböhen, schon weil wir ar nicht die Mittel haben, eine große Einfuhr finanziell zu estreiten. Die. Lösung der Arbeiterfrage sehe ich in der Schaffung eines kleinbäuerlichen Besißes, dem auch im Ausbau genossenschastlicher Ginrichtungen die Möglichkeit gegeben wird, sich die technischen Fortschritte zunutze zu machen. Ich habe alles getan, um den landwirischaftlichen Arbeitern, die in der Industrie tätig waren, die Rückkehr auf das Land zu erleichtern. Ein neues Landarpeiferrecht ist in Vorbereisjunt. Eine Neuregelung der Löhne wird herbeigeführt. Unsere Bauern möchte ich bitten, keine starke Abneigung gegen städtische Arbeiter zum Ausbruck zu bringen. Wir haben in den Städten viele Leute, die der Land— arbein durchaus nicht fremd gegenüberstehen. In der Frage der Düngemitteibeschaffung ist alles getan, um die Erzeugung zu behen. Die 14 tägigen Streiks in den Stickstoffwerken haben aber unsere Hoffnungen vernichtet. (Hört! Hört! Aus unserer Bedrängnis kann nur eine ruhige wirtschaftliche Entwicklung im Innern und eine menschliche Einsicht unserer Gegner uns retten. (Beijall links.) Unterstaatssekretär im Reich sernährungsamt Edler von Braun gibt einen eingehenden Bericht über dje Vorgeschichte der etzten Verhandlungen in Spaa und führt aus: Vie gegnerischen Vertreter haben immer wieder tie Herausgabe der gesamten deutschen Handelsflotte verlangt, ohne als Gegenleistung die Sicherung der deutschen Ernährung bis zur neuen Ernte zu übernehmen. Die deutsche Vertretung war bereit, über eine teilweise Zurverfligungsstellung deulscher Schiffe Zug um Zug gegen Lieferung von Lebensmitteln zu verhandein. Die gegnerischen Vertreter haben das aber abgelehnt. Sie gaben zuletzt eine so gewundene und verklausulierte Erklärung ab, daß wir unz nicht darauf einlassen konnten. Sie verwiesen uns an Instanzen, wie den Obersten Kriegsrat der Alltierten und den Obersten Wi tschaftsrat., mit dem wir nicht direkt verhandeln können, und vor allem wollten sie sich höchstens auf eine Ver⸗ sorgung Deutschlands mit Lebensmitteln von Monat zu Monat emlassen. Als wir an unseren Forderungen festhielten, erklärten sie, nach Paris abreisen zu müssen. Wir haden diese Abreise nicht auf⸗— gesaßt als einen Abbruch der Verhandlungen, sondern als eine Maß⸗ nahme der gegnerischen Vertreter, sich bei ihren Regierungen neue Information en zu holen. Die Extignisse der letzten Tage hahen die Nichtigkeit dieses Eindrucks bestätigt. Der Oberste Kriegsrat in Paris hat sich vot einigen Tagen eingehend mit der Frage der deutschen Lehensmittelversoraung beschäftigt, und es lann gar fein Zweifel darüber bestehen, daß es zu einer Kündigung des Waffenstillstandes nicht kommen wird, vielmehr weiden die Verhandlungen fortgesetzt werden. Deutschland hat steis den besten Willen gebabt, sich an die einmal geschlossenen Verträge zu halten. Es wäre ein durch nichts gerechtfert'gtes Bo— gehen, wenn die Entente einen vertragstreuen Gegner, nur weil er wehrlos ist, weiter mißhandeln würde. Die deutsche Vertretung in Spag hat nichts unversucht gelassen, um die deutschen Ernährungs— verhältnisse besser zu gestalten. Sie war sich der Schwere ihrer Ver— antwortung bewußt, ist aber einmütig zu dem Ergebnis gekommen, die Forderung der Gegner auf Auslieferung der Handelsftotte ohne Gegenleistung bis zur Ernte abzulehnen. Unsere Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos. Neue Verhandlungen werden kommen, ünd auf die Dauer wird sich die Welt den Verpflichtungen, die sie Deutsch⸗
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land gegenüber hat, nicht entziehen können.
Abg. Schiele (dDnatl. erstattet einen Antrag des Auzschusses für Volktwirtschast über Arbeitsmarkt und Tandwirtschaft. Er
unteibreitet der Volltersammlung, einen Bericht dieses Ausschusses, der eingehende Vorschläge enthält für eine bessere Verteilung der
(Bewegung, Zurufe: Schuld der Unabhängigen Das Verkehrs . J ĩ ) ang, Zuruf . ö gigen, . . Landwirtschaft, insbesondere der Frühjahrsbestellung.
Arbeitskräfte und zur Förderung der dringendsten Arbeiten in der
Abg. Blum (Bentr.); Es wäre schön, wenn man die perfassung—
gebende Nationalveisammlung auch eine brotgebende National- ĩ n verammlung nennen könnte. Wir Landwirte werden unter keinen darunter leiden müssen. Nach fedem Streik kommen Arbeiter zu wir ÜUmfländen frreiken (Geifall, es ist unser aller Aufgahe, die
t af Gneugungtsfreudigkett des Kalt und Gisen aus der Hand ge, etz doch
auernftandes zu sbrdern. Möchten unser? Chemiker dahln bringen, einige Kilemeter
schlagen haben. (
egung.) Auch die Berteilung der vorßandenen ] sberffüssiger
Verordnungen in Stickftoff zu verwandeln.
gestohlen. Ich stehe ein Menschenalter in der Arbenerbewegung ?
I
86 * . ö 3 8 ? 28 2 z . ,
[Behr gut! und Heiterkeit) Die Freiheit der landwirt— schaftlichen Produktion muß gesichert werden. Ich bin aber darin mit dem Minister einderstanden, daß für Brot, Getreide, Fleisch, Milch und Kartoffeln die Zwangswirtschaft zunächst erhalten Heibt. Bei der Erfassung der Qiehbeftande sst nicht immer fach— kundig genug verfahren worden. Zuffimmung.) Je mehr wir zum freien Dandel äberzugehen vermögen, um somehr wird der Schleichhandel auf⸗ hören. Die Spartakusunruben haben unfer Ernährungswesen erschütreit und die Verbindung der Zentralbehörden mit den iokalen Instanzen sehr gelockert. Wir brauchen Kohlen, um das noch lagern de Brotgetreide zu dreschen, wir brauchen Güterwagen, um die Kartoffeln vom Often nach dem Westen zu schaffen, bitter nötig baben wir Stickftoff, Kali und Phosphate. Die landwirtschaftlichen Winrerschulen und Arberls— nachweise müssen ausgebaut werden und sich von dem hohen erhbsschen Gedanken leiien lassen, die Verbindung von Mensch zu Mensch zu fördern. Spartalisten auf dem Lande zu erziehen, müssen wir ab⸗ lehnen, das einzige Erziehungsmirtel für diese Leute wäre der Dresch⸗ chlegel, und den brauchen wir für unser Getreide. (Heiterkeit. Wenn unter dem Druck der Hungersnot die Bolschewisten die Grenze überfluten, wird damit eine Gefahr herausbeschworen, die sich auch unsere Feinde überlegen follten. Wilson sollte seinen 14 Puntten den 15. binzufügen: Laß deinen Nächften nicht verhungern, auch wenn er dein Feind ist. (Lebhafter Beifall.)
Abg. Wurm (U. Soz.): Es gibt leine lächerlichere Phrase, als jetzt den freien Handel wieder einführen zu wollen. Wir brauchen heute noch überall die Zwangswirtschaft und die Rationierung. Auf⸗ hebung der , wäre gleichbedeutend mit Legalisierung des Schleichhandels. Um die Produktion auf dem Lande zu er affen, muß man das System der Bauern- und Landarbeiteräte aus— bauen. Wenn die Landwirtschaft gefunden soll, müffen ihr geeignete Menschenkräfte zugeführt werden, jwangsweise kann man niemand dazu kommandieren. Witze wie den von dem Dreschschlegel follte man unterlassen. Die Statistik zeigt eine erschreckende Junahme der Hungersterblichteit. (Zuruf: Durch Ihre Schuld! Schon Müte Januar ist die Neglerung aufgefordert worden, die Arbeiterräte in der Verfassung zu verankern. Wäre der Neglerung ihre jetzige Einsicht srũüher gekommen, alles Unheil der letzten Zeit hätte sich vermeiden lassen. (Widerspruch bei den Soz.] An den letzten Sireiks haben alle Ar— heiter teilgenommen. (vebhafter Widerspruch bei der Mehrheit. Mit Kraftmeierei kann man große soztale Fragen nicht lösen. Auch ohne die Streiks hätten wir uns bis zur nächsten Ernte nicht ernähren können. Jetzt sollten die Arbeiter allet Länder zusammenstehen, damit das denische Volk nicht za büßen braucht, was sceine Könige verschuldet haben. Amerika und Australien haben 19518 in Weizen eine Rekordernte gehabt; für 1919 wird eine noch größere erwartet. Amerika hat ein Interesse daran, seinen Weizenüberschuß auf den Weltmarkt zu bringen, sonst wird er auf den Lagern vollends von den Mäusen gefressen. Um uns vom Auslande unabhängig zu machen, bedarf es einer gaͤnzlichen Umwälzung in unserer Landwirt— schaft Der Landarbeiter muß aus einem Knecht zu einem freien Arbeiter werden, die Soziglisierung auch der Landwirtschaft ist not. wendig. Vorerst aber müssen wir an die Arbeiterschaft aller Länder avpessieren, damit das deutsche Volt nicht verhungeit. (Beifall bei den U. Soz.)
Reichsminister Dr. Da vid: Die Forderungen der Aibeiter⸗ bertreter aus dem Ruhrrevier und dem mit feldentschen Bezirk sind von der Regierung nicht schroff zurückgewiesen, sondern im wesentlichen bewilligt worden. (Lebh. Widershruch b. d. Ü. Soz. Man ist in diesen Verhandlungen zu einer gewissen Einizung gekommen. (Wider—⸗ bolter Widerspruch b. d. . Soz. Dennoch brach der Stresk uz,
da die Arbeiter die Vereinbarungen nicht innebielten (Ernente: Wider
vruch b. d. U. Sor) Die Herren Unabhängigen waren allerdingz bei den betreffenden Mitteilungen des Reichs minisiers Bauer größlenteilz nicht hier. Der Vorwurf, die Regierung komme mlt ihren sozialen Konzessionen zu spät, ist hinfällig, weil in ihrem Piogramm die Sozialisierung besonders des Bergbaues und der Gnergieguellen vom eisten Tage an gestanden hat. Allerdings, hätte fie mit ihren Vorlagen schneller kommen können, wenn die im Lande ausgebrochenen Unruhen nicht ihre Zelt über Gebühr beansprucht bätten. Wir Mebrheitgfoziglisten befinden uns jetzt in iner Ausnahmesttuatton furchtbarster Art, so daß ein Analogieschluß auf frühäre Zustände nicht stgtthaft ist. Früher hatten wir keinen Nahrungsmittelmangel, keinen Verkehrsmangel, da war der Streik ein berechtigtes Kampf⸗ mittel. Das kann er heute nicht sein, weil wir in Befahr stehen, in einen Abgrund ju stürzen. Das Streikrecht der Arbeiter hat eine Grenze da, wo das Lebentzrecht des Volleg anfängt. Der Streik ift ein Verbrechen, wenn er sich gegen das Leben der Gesamtheif wenxet, des muß jeder verständige Arbeiter einfehen. Wir hätten aus neu— tralen Landern manche Nahrangsmittel bekommen können, wenn wir dafür Kohlen hätten geben 1. naen. (Grregte Rue und große Unruhe bed. U Soß) Dem Übsatz der gesörterten Kohlen find die schwersten indernisse bereilet worden. Insolge des Streiks konnten wir jene Nabrungsn tel nicht ins Land bincinbringen. Die Ärbeiter ki leinesn. an (äumü ig für den Streit gewesen, zum größten Teil haben sie a. (c't nitstreiken wollen, sondern sind durch Terrorismus und Gewgettatigteiten scheußlichster Art zum Streik gezwungen worden. In den geheimen Abstünmmungen in den Berliner Betrieben war die Mehrheit gegen den Streik, auch die Angestellten und die Beamten haben nicht hinter den A„beitern gestanden, fie haben viel= mehr als Gegenmittel den Bürgerstreik inszeniert, und das sind doch keine Massenkapitglisten. Die U. Soz. tragen die Müschuld daran, daß es zu diesen furchtbaren Störungen unseres Wirtschaftslebens ge— kommen ist, daß es zu Zerstörungen, zu Blutvergießen gekommen ist und daß die Greuel des gegenseitigen Abwürgens fortdauern. 6 Widerspruch bei den U. Soz.) Sie haben das Beispiel gegeben, sie haben Leuie an die Mauer gestellt. Hat der Vgrredner die ehrliche Absicht, uns aus der Ernährungsnot mit herauszubringen, so muß er seinen nf auf die Arbeiter geltend machen, daß sie endlich zur Arbeit zurückkehren. (Beifall.)
Abg. Eisenberger (Bayer. Bauernbund): Alz kleiner Ge— birgsbauer will ich nur ein paar Worte zu Euch sprechen. Auf dem Gebiete des Schleichhandels wird viel gesfündigt, am meisten von den besseren Ständen, die aut die Weise ungeheuer viel Nahrungsmittel auß dem Lande herausholen. Die Klage über den Mangel an Kunstdünger ist berechtigt. Der Mangel liegt aber zweifellog daran, daß der. Großgrundbesitz infolge der viehlosen Wiitschaft zu wenig Stallmist produziert. Hit er verlangt der Ausschuß die Inan⸗ ken von Kulturarbeiten in den Forsten. Bei uns in Bayern zaben die Fideikomißbesitzer ihre besten Gebiete aufgeforstet und in Jagdgründe verwandelt. Auch die Regierung hat manche Fehler begangen, ich erinnere nur an ihre verkehrle Saupolitik. (Große, Heiterkeit Man sorge dafür, daß die Gendarmen, die man hinausschickt, um die Bauern zu kontrollieren, nicht belt den Großgrundbesitzern vorbeigehen. Dem Koöhlenmangel könnte abgeholfen werden, wenn die Herren Großwalrbeßtzer sich entschlössen, mehr Brennholz abzugeben, auch sollten die ö nicht ihre Kartoffelvorräte zurückhakten. Durch den Zwischenhandel der Kommunen und Kommunalverbände werden die Gier mehr verteuert, als waz ber Bauer dafür überhaupt bekommt. Wenn die Arbeiter in den Großstädten, die Landarbeit gelernt haben, wieder auf das Land hinautzkommen wollten, wäre da« mit schon viel gewonnen. Aber auch die sogenannten Junker 3 ihre Pflicht tun; im Kriege haben sie es daran sehr fehlen lasten. Wer sein Land nicht bebaut, hat kein Necht, Land zu besitzen. . Großgrundbesitz, der bisher so wenig für die Volksernährung geleiftet hat, müßte aufgeteilt werden. (Beifall.)
Abg. Sol mann (Soz.): Die eben gehörle vorzügliche Rede heweist, wie viele Berührungspunkte zwischen Kleinbauern und Sozialdemokratie bestehen (Widerspruch und Lachen rechts), mehr jedenfalls als zwischen Herrn Gisenberger und den Greßgrundbesitzern. 4 habe vollegß Verstendniz für den töesen Fttlichen Gehalt den
„hristentumg; wollten alle nach W n, g. andeln a. dem Hungrigen dein Ert, dann brauchten wir keine Bretkarte. Aber am allerwentgften die Landwirtschaft hat nach diesem Wort und nach
dem Satze ‚Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“ gehandelt. Darum soll man ung mit solchen Predigten lieber verschonen. Ich warne dringend vot einer weiteren Prelzerböhung und vor restioler Auf— hebung der Zwangswirtschgtt. Dapen tann gar keine Rede ein. Schen heute tann wan in gemissem Sinne beinahe ben einer Stielt—= luft der Kühe mancher Baue'n inbezug auf Lleserung don Misch und Butter sprechen (Herterkeit Der Meichternakrungeminister ist mit den angekündigten ver suchzweisen Maßregeln bielleicht schon zu weit, gegangen. Die Denmierung unserer Viehbestände hat ihre Wurßel wein weniger in den behördlichen ECiggriffen als in den zahlreichen Schwarzschlachtungen. Die Fackel des Klassenkampfes muß non sehenden nd vernünftigen Menschen, nicht von den eig klinden pvorangetragen werden. Was wärden Sie sagen, wenn der. Bürgerstreik auf die Landwirte übergriffe, wenn diese die Frähjahrsbestellung vorzunehmen verweigern würden? Die Bewegung, die wir jetz erleben, muß nieder= gehalten werden, aber im Grunde ist sie ein? Hungertranthein; das deuische Volk kann nicht mit blauen Bohnen, sondern nur nit Giweiß und Fett wieder gesund gemacht werden. Daß die Entente mit der Tinfuhr von Nahrungsmitteln nach Deutschland zögert, daran ist haupt⸗ lächlich die Schönfärberei schuld, die man noch kurz vor dem Zu— sammenbruch mit unseren Ergährungeverhaältnissen getrieben hat. Die Entente kann uns helfen, wenn fie nur will. Die englischen und amerikanischen So taten vertilgen an einem Tage mehr Fett und Fleisch, als uns in einem ganzen Monat zusteht, 1rotzdem wäd jeder schwer bestraft, der von den Soldaten Nahrungsmittel tauft. In den besetzten Gebieten ist die Rationierung keineswegs aufgehoben. Auch sie sind nach wie vor auf die Belieferung aus dem den schen Vaterlande angewiesen. Erlangen wir Ginfuhr aus den Entente⸗ ländern, so sorge man dafür, daß diese kostbaren Lebensmittel unter behördlicher Kontrelle und unter Mitwirfung der Beruftorganisgtionen gerecht unter die Bevölkerung verteilt werden. Nur die Arbeit kann schließlich den Hunger aus den deutschen Landen vertreiben. (Betfall bei den Soz.)
Abg Dusche (D. Vp.): Die warmen Worte der Anerkennung für die Tüchtigkeit des Bauernstandeß gerade aus dem Munde des Abg. Blum haben mich besonders gefreut. Die Landwirtschaft hat geleistet, wag sie tonnte. Sie hat auch nicht übermäßige Gewinne erzielt, ihr Inventar ist abgenutzt, der Boden ausgepowert. In den Städten Tausende von Arbeitstlosen, auf dem Lande kein Ärbeiter zu bekommen! Wie soll das eist im Sommer werden? Beinahe alleg hängt ab von genügender Produktion an Kunstdünger. Gegen die Streitenden müssen die Noskegarden rücksichtslog vorgehen. (Lebh. Zustimmung rechts.) Auch die be⸗ scheldenste Soztalisierung in der Landwirtschaft wäre der größte uin Deutschlands; die Regierung würde an dem Verhalten sämt⸗ licher Landbesitzer, vom größten bis zum kleinsten, ihr bianes Wunder erleben. Viel Schuld an dem jetzigen Medergang ist die Höhe der Arbeitslosenunterstützung. Für Gemüse, Obfr und Gier, dann für Gerste, Hafer und Hälfenfrüchte verlangen wir den Abban der Zwangswirtschaft. Heifel ist die Zuckerfrage. Ter Preis des Zuckers muß unbedingt heraufgesetzt werden, sonst geht die Zucker⸗ erzeugung noch mehr zurück. Auch der Roggenvreis ist zu niedrig, nachdem die Landarbeiterlöhne bis auf das Drei⸗ und Vierfache gestiegen sind, und der Landarbeiter schon 12 0 Lohn pro Tag verlangt. — Der Kanoffelpreis muß mindestens 10 4 betragen Auch die Preise für Hackfrüchte und Zurkerrüben müssen erhöht werden, ebenso die Fleischpreise. An jeder Kuh, die wir zum Schlachten abliefern, verlseren wir mindestens 1000 M. (Lebh. Wider⸗ spruch linfs.) Den Verdienst am Schleichhandel mit Tleich erlangt nicht der Landwirt, sondein der Zwischenhändler. Die Landwirte wünschen schließlich die Absichaffung der Sommerzeit. Der Landwitt muß wieder von der extensiven zur intensiven Wirtschaft überzugehen in den Stand gesetzt werden. (Lebb. Beifall rechts.)
Reichsminister Schmidt: Die Zuckerration gedenke ich nicht berabzusetzen, noch den Zuckerpreis auf das Vierfache des Friedens⸗ preises zu erhöhen, dag wäre ein Verbrechen an den Verbrauchern; auch ein Kartoffelpreis von 10 (t wäre unbegründet. :
Damit schließt die Besprechung. Der Antrag deg Aus⸗ schusses wird angenommen. Darin . sich auch der Vorschlag, baß Landarbeiter bei öffentlichen Noistandsqrbeiten nicht beschäftigt werben dürfen, wenn sie ohne zwingenden Grund landwirtschaftliche Stellungen aufgegeben haben; gegen diesen Vorschlag stimmen die Sozialdemokraten.
Schluß / 9 Uhr.
Nächste Sitzung: Dienstag, 10 Uhr (Interpellation Arnstadt, betr. das Verhältnis von Staat und Kirche).
Sachsen.
Der Leipziger A⸗ und S—⸗Rat hat, wie „Wolffs Tele⸗ grapbenbüro“ berichtet, eine Bekanntmachung erlassen, in der die Arbeiter, nachdem der Generalstreik beendet und die Ge⸗ fahr des Einmarsches fremder Truppen behoben ist, auf⸗ geforbert werden, die ihnen gusgehändigten Waffen und Munition sofort wieder abzugeben. Ebenso schnell wie
die Bewaffnung müsse auch die Ablieferung der Waffen er⸗
folgen. In einer weiteren Bekamnmachung werden die Ein schränkungen des Personenverkehrs auf den Straßen, der bisher pon 9 Uhr Abendz bis 5 Uhr früh verboten war, und die Feslsetzung des Lokalschlusses guf Sis, Uhr Abends aufgehoben. In der Nacht zum Montag kam es namentlich im Ssten der Stadt mehrfach zu lehhaften Schießereien; Personen sind aber anscheinend nicht verletz»t. Im Laanfe des gestrigen Tages ist
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fange, wieder aufgenommen worden.
Nachdem der Generalstreik der ö abgebrochen
worden ist, ist auch der Bürgerst rei für beendet er⸗
klärt worden. Die Arbest soll in allen Betrieben heute 5 .
pieder aufgenommen berden. Doch werden verschiedene große Fabriken wegen ö geimungen Fein, nrg welter zu feiern. Ein Lohnzuschlag für die Streiktage findet
nicht ftatt. Die Straßenbahnen verkehren seit heute früh;
guch die Zeitungen stnd heirte bereits zum Teil wieder er-
schlenen. Sachsen / TWeimar.
Nach der Weimarischen Landes zeltung „Deutschland“ stellt sich das bisherige Ergebnis der Landtagswahlen, wie folgt: da ,, Partei 34 335, Deutschnationale
7, Sozialdemokratische Partei 61 733, Deutsche
' . 29
olks partei 6253, die Unabhängigen 14 963, bas gen ö
4411 Stimmen. Es fehlen nöch etwa 190 Ortschafte
J 77, Tandesmwah Denlsche Mh a, ö ö ttein . ö — Zentrün 563, iste der Kleinhlindler re. . . der kaufm n lg
der Zugverkehr, allerdings zunächst nur in beschrãnttem Um⸗
ö, . 1. far —
Oesterreich.
Gegenüber gewissen von der schechischen Presse, ins⸗ besondete dem „Cegke Slono“ verbreiteten Nachrichten über eine 1st, „Verschwörung“ gegen die tschechisch⸗ slowakische Republik wird dem „Korrespondenzbäro“ zn⸗ folge amtlichersests algendes festgestellr..
I) Die deutsch⸗osterreichische Regierung, beziehungsweise die Republik Deutsch-Oesterreich, hat niemals, weder vor noch nach dem 4. März, den Plan gehabt, einen bewaffneten Einfall ig die tschecho⸗slowakische Republik oder in die von den Tschecho⸗Slowaken besetzten Gebiete anzuordnen oder durchzuführen. . .
2) Deut f 8. hat niemals einen derartigen Plan mit Ungarn, Deut schland oder irgend jemand anderem getroffen.
3 Der deutsch bsterreichischen Negierung ist bisher von der tschecho⸗slowakischen Regierung keinerlei Note zugekommen, die irgend weiche konkrete Tatsachen, die die Beschuldigungen der tschechischen Presse zu begründen vermnöchten, anführt.
Unter diesen Umständen ist die ganze „Enthüllungsoktion“ der tschechischen Presse nur damit zu erklären, daß der Versuch unteinommen werden soll, die Aufmerksamkeit des Auslandes und gewiß auch jene der einsichtigen tschechischen Kreise von den Freignissen in dem deutschen Teile Bähmens abzulenken, mo das ischechische Militär anläßlich des Prateststreits der deutschen Arbeiterschaft, der übrigens keineswegs von der Wiener Re⸗ gierung hervorgerufen war, blötige Gewalttaten gegen Wehr⸗
lose verübte. Großbritannien und Irland. Auf eine Anfrage des Liberalen Donald Maclegn im
Unterhaus antwortele der Minister Geddes, wie „Reuter“
meldet, England müsse hoch immer die Blockade gegen feindliche Länder aufrechterhalten. In bijeses Blockgdegehiet fielen auch neutrale Länder. Er hoffe indessen, daß s in wenigen Wochen möglich sein werde, die Schranke gegen Neutrale fallen zu lassen. 39
Frankreich.
Der Oberste Kriegsrat hat gestern seinen Beschluß dom Sonnabend bestätigt, wongch das deutsche Heer ein Freiwilligenheer sein muß. Man setzte die Stärke seines Heeres auf nur 160 000 Mann statt 140 000 Mann, wie ursprünglich geplant war, fest. Die Soldaten müssen sich auf 12 Jahre verpflichten.
Der Ausschuß für internationale Verwaltung gon Häfen, Wasserstraßen und Sisen bahnen hat am Sonniag perschiedene Bestimmungen über Gisenbahnen, die in den Friedensvertrag aufgenommen werden sollen, auf Grund des französsischen Vorschlages geprüft, der schließlich mit einigen Aenderungen angenommen und dann dem Nedaktiongauzschuß überwiesen wurde.
Italien.
In der Kammer teilte der Ministerpräsident Orlando mit, daß die Friedens konferenz in eine entscheidende Phase getreten 6. Er müsse sich nach Paris begeben und bitte die Kammer, sich bis zum 3. April zu vertagen. Der Vorschlag Orlandos wurde angenommen. **
Spanien.
Infolge des Streiks in Barcelona 9 sich die Regierung der „Agence Havos“ zufolge entschlossen, die Arbeiter und Angestellten des öffentlichen Dienstes zu militarisieren. See hat bereits die Arbeiter der EGlektrizitätss,, Gas- und Wasserwerke und der Straßenbahn
mobilisiert. Amerika.
Nach einer Meldung der Times“ aus Washington hielt der Vorsitzende des nationalen Ausschusses der republikanischen Partei Hayes dort am Sonntag eine Rede, in der er mit⸗ teilte, daß die reyublitanische Partei sich mit den Auffassungen des Senators Lodge bezüglich des Völkerbundes solidarisch erkläre. Die Rede Hayes läuft darauf hinaus, daß die Amerikaner zwar allen Ernstes nach Mitteln suchen wollen, um Kriege in der Zukunft zu verhindein, daß fie aber keine bestimmte Form von Internationalifierung als Ersatz für ; amerikanischen Nationalismus annehmen wollen. Auch Taft hat fich jetzt für eine Revision des Völkerbundtentwurss ang⸗ gesprochnn.
Etatiftik und Bolkswirtschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Der Arbeiterrat der Mu nitiong fabrik Spandau gab, W. T. B. zufolge, gestern bekannt, daß die Arbeit von der gesamten Arbeiterschaft am heutigen Dienstag wieder auf genommen wird.
Zum Au sstand im Ruhrgebiet erfährt W. T. B.“, daß bei der gestrigen Frühschicht die Belegschaften der Zechen „gothr ingen Dorst feld. „ Glücaufseg en. und Admiral die Arbeit aufnahmen. Ausständig sind noch die Belegschaften der Gewerkschaft , Deu tscher Kaiser und seit gestein der Jeche Neumühl‘ bei Ham⸗— born. Bei einem Kundgehungszuge in Hambern kam es vorgestern zu Schießereßen, wobei u. a. zwei . tödlich deiletzt wurden. Die Gesamtzabl der Ausständigen betrug bei der Mittag⸗ und Nachtschicht von S. und der gestrigen Morgenschicht 15 600 Mann. — Gine wahnsinnige Tat begingen gestern machmittag die Tochofengrbeiter der Friedrich Wilke lmshntte⸗ Dentsch- Luxemburg, indem sie infolge von Streitigkeiten bei der Lohnzuhlung sämtl'iche Hochöfen au gsblie fen. Dleses Vorgehen, das dem Werke ein Vermögen kostet, wurde bon der revo⸗ lutisnären Arbeiterschaft und den hinter ihr stehenden Parteien in einer außerordentlichen Verfammlung augdrücklich verurteilt. Die Parteien lehnen jede Verantwortung ab. ö.
In Oberschlesjen besinden sich. wie W. T. B.“ meldet, gegenwärtig 0 Grubenbetriebe mit unge fãhr 20 000 Mann und drei Hütten, nämlich Laurabütte', Borsigwerk. und „Julienhütte im Ausst an d. WMelfach haben sich die Arbeiter nur irsderwillsg dem Aut stunde angeschlossen. Von einem Generalausstand kann nicht die Rede sein. — Spartakisten baben gestern früh in Beuthen die Wache an der Grenzstraße er st ür net und dabel dem Posten das Gewehr entrissen, einen Soldaten durch Kopfschuß getötei und einen Unteroffizier durch Bauchschuß schwer verletzt. Der Angriff konnte nur durch Handgranaten abgeschlagen werden. ᷣ .
In einer am Sonntag in Senftenberg in der Nieder- Lau fitz abgehaltenen Besprechung der Bergarbeiter der Braunkeßhenwerke wurde, der Märkischen Volkesttmme“ zufolge, einstimmig eine Gurfch! keß nung gefaßt, in der die 38 55ialtfternngidsrlIage der gt eg iert nn g begrüßt und günrotest cine Den ektuttsiernng der Betriebe gefertrrtt wirt. Me beitet lehärtrni eg aber ak, Erperfhtente vorgzttfkhmen, die ge kignet wären, unser Wirtschaftsleben noch mehr zu bern rrren. Sie
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