1919 / 63 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 18 Mar 1919 18:00:01 GMT) scan diff

Ich ging hin und fand auch tatsächtich dort liegen. Unterdessen wurde ein weiterer Sold und Füßen getragen, tot herangeschleist und zu den anderen geworfen. Ein anderer Zeuge, ein Beamter, berichtete vom 8. Mätz: Ich konnte sehen, wie Spartafisten einen Soldaten in der Rosen⸗ thalerstraße aufgriffen und noch dem Bürgersteig schleinten, wo ihn ein anderer Gesinnungsgenesse in Empfang nahm. Die Bestie in Menschengestalt ergriff den Aermsten, bolte einen bereit gehaltenen Revolver aus der Tasche, setzie diesen dem Soldaten, ohne daß er sich vor Schreck zur Wehr setzen konnte, vor die Stirn und schoß ihm in Gegenwart der Herumstehenden eine Kugel durch den Kopf. (Lebhaftes Hört, hört! und Pfuirufe. Zuruf von den U. Soz. Für jeden Fall nennen wir hundert andere! Wiederholte Pfuirufe.)

Diese Liste ließe sich leider noch erheblich verlängern. Ich glaube aber, es herrschen unter allen Billigden kenden überhaupt keine Zweifel darüber, daß die Regierugstrurpen aufs äußerste gereizt worden sind. Je schwerer der Kampf, desto weniger lassen sich Schärfen vermeiden.

Solche Schärfen sind bedauerlich, meine Damen und meine Herren. Welcher ehrliche Mensch in Deutschland sollte denn über— überhaupt nicht beklagen, daß wir stast Ruhe und Frieden und der so dringend nötigen gedeihlschen Emwicklungsarbeit noch Bücgerkrieg und Blutvergießen haben! (Lebhafte Justünmung.) Kein vernünftiger Mensch kann doch glauben, daß die mit vieler Mühe zusammen— geworbenen Freiwilligen oder daß unsere kampferprobten (guruf dei den U. Soz. Dem.: Das tun siel) Nein nein! (Gineute Zurufe bei den U. Soz⸗Dem.) Nein, nein! oder daß unsere kampf— eiprobten aber auch kriegsmüden und friedensbedürftigen Offiziere sich zu soschen Aufgaben drängten, oder daß gar die vom deutschen Volke erwählten Führer, echte Männer des Volkes, tatsächlich nach Blut dürstende Tyrannen seien. Gegen solche Behauptungen sträubt sich ja der schlichteste, gesunde Menschenverstand. (Sehr richtig Die blutige Störung unseres Friedens kommt ganz wo anders her; sie kommt von Verbiechern oder Verirrten, denen eben der gesunde Menschenverstand vollkommen abhanden gekommen ist. (Lebhafte Zustimmung.)

Auch unter der Wirkung des so angefochtenen Befehls Noskes zur Ersichießung der kämpfend und bewaffnet angetroffenen Aufrührer würde ja das Blutpergießen sofort aufgebört haben oder ganz ver— mieden worden sein, wenn die Spartakisten die Waffen und dem verbiecherischen Kampf ein für allemal entsagt hätten. (Leb— hafte Zustimmung.) Das lag allein in ihrer Hand. Daher ist es doch Pharisäertum, üben das Standrecht zu jammern, aben die Urheber der ganzen Not mit dem Mantel der Liebe zuzudecken. (Lebhafte Zustimmung.) Gleichwohl wieder as ich in Weimar schon öffentlich ver⸗ sichern konnte, mit dem äußersten Nacharuck sind alle verantwort⸗ lichen Dienststellen bestrebt, den der Regierung aufgezwungenen Kampf um k inen Zoll breit über das unerläßliche Maß zu ver— schärfen. (Bravo!)

Wie der Herr Justizmi ker es ins Reich der Fabel verwies, daß die Regierung zur Verhängung des Standrechts gezwungen worden sei, so ist es auch eine Lege de, daß Neske zu dem fraglichen Befehl von der Truppe oder ihren Führern gezwungen worden sei. (Hört, hört! Aber es ist die Wahrheit, daß ihn die Haltung der Spattakisten zu einem solchen Befehl geiwungen hat. (Sehr richtig!

Als der Befehl erring, wurde ihm wohlbedacht die Weisung an die Truppensührer zugefügt, hiervon nur den durch die Lage dring— lichen Gebrauch zu machen. Und mir hat der Oberbefehlshaber Noske schon in Weimar versichert, er werde den Befehl sofort in der ersten Stunde wieder ausheben, in der die Lage dies erlaubt. Uebrigens erforderte der Befehl seit Freitag kein Opfer mehr, denn die Aufrührer haben sich gebeugt und die Waffenabgabe ging gestern und vorgestern glatt ohne jedes Blutvergießen vonstatten, was wohl eine Folgewirkung des strengen Befehls sein dürfte. (Lebhafte Zu— stimmung. Daraufhin hat der Oberbefehlshaber gestern befohlen, wie die Herren und Damen wohl in den Morgenblättern geleser baben werden:

Die militärischen Maßnahmen in Groß Berlin sind zum Ab⸗ schluß gelangt. Die Kämpfe hahen aufgehört. Deshalb hebe ich den Befehl vom 9. dieses Monats auf, wonach zu erschießen sei, wer mit Waffen gegen die Regierungstruppen kämpsfend augetsoffen wird. Dabei gehe ich von der Annahme aus, daß die Ordnung und Sicherheit nicht mehr gestört werden wird.

Wir wissen alle, daß die einmal in Kampferregung versetzte Truppe nicht gereijt, sendern gezügelt werden muß. Das geschieht pflichtgemäß von allen Stellen. Befehle, die in dieser Hinsicht unter anderen vom General von Lättwitz, von dem Führer der Garde⸗ kavalleriedivision, ven dem Führer der Brigade Reinhard ergangen stad, habe ich mir vorlegen lassen. Nicht die Führer, wie Sie sehen, meine Damen und Herren, sondern die Gegenseite hat für die Verhetzung gesorgt, und sie ernten damit eine furchtbare Saat.

Es tritt hier aber noch eine Erscheinung zutage, auf die ich nicht unterlassen darf, binzuweisen. Wir haben in den letzten Monaten viel über Disßiplin und Kadavergehorsam, über Kom mandogewalt und Soldatenrechte gehört. Ich glaube, die Lehren der vergangenen Tage und der größte Teil der Ausführungen des Herrn Abg. Hoffmann lassen sich zusammenfassen in der Erkenntnis, daß Ordnung und Disziplin in den Truppen sehr sorgsältiger Pflege bedürfen. (Sehr richtig) Die freiwilligen Truppen sind jung und frisch zusammengestellt, voll glühenden Eifers für ihr armes Vaterland und durch die Kampfweise des jetzigen Gegners schwer gereizt. Sie haben sich unsern höchsten Dank verdient durch ihre Taten, sie müssen nun weiter lernen und arbeiten. Tassen Sie sie darin gewähren. Helfen Sie dem Herrn Reichtwehrminister und mir, die Reichswehr so auszugestalten, daß ibre Manneszucht und ihre Aus⸗ bildung auf eine hohe Stufe kommen; dann wird der Herr Abg. Hoffmann wenig mehr zu kagen haben, dann schalten Sie Uebergriffe aus, dann gehen die Revolver nicht mehr aus Unvor⸗ sichtigkeit log, dann fliegen die Artilleriegeschosse nicht mehr an ganz falsche Ziele, dann wird nicht mehr mit Kanonen nach Spatzen ge⸗ schossen, dan vermindern sich auch die falschen Schauermeldungen. Es muß eben allez gelernt sein, und dazu braucht man, folange die

Welt stebt, Lehrer und Lehrzeit! (Zustimmung recht, Unruhe und

Zurufe b. d. I. Soz) Gs freute mich, vom Herrn Antragsteller ju hören, daß an einzelnen Stellen Offiziere der Regierungstruppen eingegriffen haben,

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niedergelegt

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( Bz er an anderer Stelle Klogen über die ing der O fiziere im Kriege anstimmte. Es mögen wohl uns rauher geworden sein durch die Stählung im Kriegs—⸗ aber die meisten sind dadurch auch geläutert worden, wenigstens „die wirklich hart und dauernd zu arbeiten und zu kämpfen (Sehr richtig!) gilt ganz ebenso von Mannichaften. Ich muß es enischieden ablehnen, daß die dieser Kriegsleute die Erklärung aub, Plünderung wie uns gesagt wurde. (Sehr richtig! Widerspruch bei den U. Soz.) Nach meinen Berbachtungen fällt die Mehrzahl dieser Untaten verwahrlosten Jugendlichen und Drückebergern zur Last (sehr richtig, wie sie ja leider schon in den letzten Kriegs—⸗

abgeben soll

monaten allzu zahlreich hinter der Front der fechtenden Armeen und in der Heimat zu finden waren.

Daß der Herr Abg. Hoffmann auf die gleiche Stufe mit den Utzteren in seiner Rede den Kajser gestellt hat, und zwar wegen seiner Abreine nach Holland, muß jeden Soldaten, mag er polinisch den ken wie er will, in seinem Gerechtigkeitsgefühl aufs tiefste verletzen. (Sehr richtig) Welchen anderen Entschluß der Kaiser an jenem J. Nodember auch hätte fassen können, er mußte zu neuen blutigen Kämpfen und weiteren Opfern, sei es im Kampfe gegen die Feinde, sei es im Hürgerkriege führen. Um dieses zu vermeiden, aus rein menschlichem

und vaterländischem Empfinden heraus zog sich der Kaiser damals nach Holland zurück. Niemand sollte für seine Person bluten. (Zuruf von den U. Soz.)

Ich war dieser geschichtlichen Richtigstellung wegen zu einer kurzen Abschweifung genötigt und kehre noch mit einigen sachlichen Be— merkungen zum Beratungsgegenstand zurück.

Es wurde vom Abg. Hoffmann die Lelephonsperre beklagt und die Abhörtaklik verurteilt. Meine Damen und Herren, heides sind unerläßliche Mittel des modernen Kampfes, die jere Regierung aus⸗ nützen muß, um Menschenleben zu spairen.

Es ist von einer Bekämpfung roter Abzeichen in der Freiheit die Rede gewesen. Diese Bekämpfung ist nicht befol Das Gegenteil ist vielmehr sowohl von mir wie vom General von Lüttwitz, wie auch früher schon vom Generalfeldmarschall von Hindenburg wiederholt in Befehlen betont worden. (Zuruf von den U. Soz: Aber nicht gehalten!)

Es wurde belächelt, daß Minenwerfer auf einem Dach gestanden haben sollen. Technisch ist dagegen nichts ein uwenden. (Adolph Hoffmann: Aber nicht gefunden! Abg. Kopsch: Herr Hoffmann hat sie nicht gefunden! Große Heiterkeit! Wiederholte Zurufe.) Bei einzelnen Angriffen soll kein verteidigender Spartakist zu sehen gewesen sein. Das ist nach meinen Erfahrungen die Regel und zeigt nur, daß auch die Spartakisten durchaus nicht nur Gelegenheitskämpfer sind, sondern sich recht gut aufs Handwert (Zuruf von den U. Soz.: Handwerk ist sehr guth verstehen. Um so mehr braucht auch die sozialistische Regierung Männer und Truppen, die sich aufs Handwerk verstehen. Ich faße in diesem Sinne es auch als meine Amtepflicht auf, immer dahin zu wirken, daß die Offiziere, die im Dienste der Vollsregierung stehen, ihr ganzes Können und Wissen mit voller Treue und Hingabe der Volksregierung und damit dem ganzeu deutschen Volke widmen. Dem preußischen, dem deutschen Fieistaat soll nicht schlechter gedient werden als irgend— einem Staate in der Welt. (Lebhafter Beijall.) Das widerspricht nicht der Ablehnung jedes eroberun 15sichtigen Militarismus, es ist unsere einfache deutsche Pflicht. Ich glaube nicht, daß irgend jemand behaupten kann, wir hätten es bisher daran fehlen lassen.

Gleichwohl arbeiten wir unter dauernden Anfeindungen von ver— schiedenen Seilen. Am lautesten aber gebärdet sich die im bolschewisti⸗ schen Geiste arbeitende Minderheit mit dem hetzerischen Warnungsruf von der Gegenrevolution.

Sie sollte kommen, als die Truppen im Dezember ein⸗ marschierten. Was war das für eine Aufregung und für eine Hetze ganz umsonst!

Sie sollte wiederkommen in den blutigen Januartagen. Hinter Noske sollte sie damals hermarschieren; Noske sollte nur eine Puppe am Draht der Reaktion sein. Ich glaube, darin haben sis Hetzer arg verrechnet. Noske und Puppe sind zwei Dinge, nicht zusammenreimen.

Nun aber soll die Gegenrevolution diesmal kommen. (Zuruf. ) In der „Freiheit“ las ich, daß der General von Lettow als ihr Träger nunmehr von der Reaktion auf den Schild gehoben sei. Wiederum alles Schwindel! Wann werden wir Ruhe vor solchen Hetzereien haben? Nach dem Wunsche der Spartakisten sicher niemals. (Sehr richtig) Die wollen den Unfrieden. (Sehr richtig) Sie sagen es täglich. Wir wollen aber den Frieden mit vollster Ehrlichkeit. Wir setzen uns dafür mit aller Kraft ein und arbeiten dafür ohne Kastengeist zusammen mit allen unseren Volksgenossen, in denen wir trotz Haß und Hetze immer unsere Brüder sehen werden; mögen berrschfüchtige feindliche Kreise und ihre Hintermänner in unseren Nachbarländern im Westen und Osten sich noch so sehr auf unsere innere Zer⸗ fleischung freuen!

Wir wollen zusa mmenhalten, alle, Arbeiter, Bürger und Soldaten, alle freien Deutschen, Frauen und Männer! (Lebhafter Beifall. Und darum wollen wir keute, nachdem die Ruhe in der Hauptstadt Preußens und des Reiches wieder eingekehrt ist, denen danken, die in der letzten Woche unter recht schwierigen Umständen die Zähne zusammengebissen und ihre Pflicht getan haben. (Bravo!) Danken wollen wir den braven Offizieren und Mannschaften, aber auch dem Führer und dem Oberbefeh söhaber Noste. Daß dieser Mann nur für die Freiheit unseres Volkes so sich einsetzt, kann doch aus dem ganzen Volke bkeraus niemand verkennen. Meine Damen und Herren, es ist nicht so, daß die Stellung der größtenteils aus Sozialdemokraten zufmmengesetzten provisorischen preußischen Regierung und die Haltung dez gleichfalls von ganzem Herzen sozialdemokratischen Oberbefebhlshabers Noske eine Hinneigung zu irgendeinem falschen Militarismus zeigt, sondern es zeigt im Gegenteil die unbedingte Treue und Hingabe des Milttärs der Führer und der Truppen an die Republik, an die Volkgregierung und die relbungslose Unterordnung der Generale unter den sozialdemokratischen nichtmilitärischen Oberbefehlshaber, daß das deutsche Volk sich einig ist, unter der Führung der Volks«

e Um au Friede ommen las

. 19 ) . 2 * i 641 7 D z . 18 * regierunę lamm sei en gewoltzätige Verbrecher, die uns nicht

; lassen und uns unstren inneren Frieden stören wollen. baf Beifall. Hurrarufe bei den N. Soz.) 2. Der Präsident mecht Mitteilung von cinem Antrag des Abg. Gronowski (Zentr.), der die Untersuchung durch die Kommission auch auf die ünruben in anderen Teilen Preußens während dieses Jahres ausdehnen will.

Abg. Siering (Soz): Wir begrüßen diese Debatte. Das preußische Volk will wissen, ob das Parlament den Willen und die Regierung die Macht bat, das Volk vor weiteren Unruhen zu schützen. Der Selbsterfleischung muß endlich Einhalt geboten werden. Soast treiben wir dem Abgrund entgegen. Die Novemberrepolution hat der freiheitlichen Entwicklung die Wege geebnet. Diese Vern⸗ sammlung ist nach dem freiesten Wahlrecht gewählt. Gewiß bleibt noch vil zu, lun, aber es ist unmöglich, an einem Tage all die Wünsche der Volksgenossen zu erfüllen. Dazu ist ein orga— nischer Aufbau unerläßlich, der nicht alle Augenblicke durch sparkta— kistische Treibereien gestört werden darf. (Sehr richtig! bei den Soz.) Wir sind dem Verhungern nahe, aber es ist heller Wahnsinn

ch der Verzweiflung oder Selbstzerfleischung hinzugeben. Es gibt Möglichkeit, aus dem Zustand der Raferet herauszukommen: Arheit, kulturtördernde Tätigkeit. (Sehr wahr! bei den

Wir haben volles Verständnis für das Bestreben der Aibeiter, ich die Last des Lebens zu erleichtern, aber ' dieser Zeit ist ein Verbrechen. (Lebhafte Zustimmung bei den Soz.) Die Unabhängigen jammern üher das onschuldig vergossene Blut, aber mit keinem Wort hat der Abg Hofffnann diejenigen verurteilt,

den Kämpfen der legten Zeit haben kommen lassen,

Waffengewalt vorgegangen ; g. Hoffmann: Der Kriegsminister hat das Gegenteil be⸗ hauptet) Das ist nicht wahr. Ebensowentg hat der Abg. Hoff⸗ mernn irgend einen Beweis dafür erbracht, daß die Regierung durch bezahlte Lockspitzel die Unruhen hervorgerufen habe. (Abg. Voffmann: Kommission!! Sie hätten doch min estens den Beweis andeuten können, aber Sie haben eben feinen. Die Unruhen sind planmäßig vorbereitet worden. Ich selbst habe bereits an Montag geiehen, wie spartakislische Truppen gegen die Alexanderkgseine zogen. Die Regierung mußte gegen das Verbrechertum mit den aller schärfsten Mitteln vorgehen, gerade im Interesse der Arbeiter. Jetzt will mit diesen Veibrechern niemand eiwas zu tun haben. auch die Kommunisen nicht. Alle leugnen jede Beziehung ab. Die Unabhängigen sind schuld, wenn Truppen herbeigezogen werden mußten. Di Truppen waren nötig zum Schutze der Demokratie. Wenn die Aibeitermassen wieder Arbeit und Lebensmittel bekommen, dann ist es mit der Herrschaft der Ungbhängigen vorbei. (Zu⸗ stimmung.) Düsseldorf haben die Unabhängigen zu einer armen Stadt gemacht. Die Regierungstruppen haben sich durchaus vornehm und anständig benommen. Die Bevölkerung hatte gegen diese Maßnahmen nichts zu sagen. Auch das Suchen nach Waffen war einwandsfrei Die Behauptungen von Greueln werden einer Prüfung nicht standhalten. Eine Einigung der Arheiter gibt es nur noch auf dem Boden der Demotratie. Ist es nicht auffallend, daß die Presse der bürgerlichen Demokratie und der Mehrheitssozialisten immer unterdrückt wird

die zuerst mit

und die „Deutsche Tageszeitung“ nicht? Der Belagerungszustand

kann erst ausgehoben werden, wenn wieder Ruhe und Ordnung in

Berlin vorhanden ist. Wir rusen den Arbeitern Beilins und

Preußens zu: Laßt die Trennung und Selbstzerfleischung, hört auf

mit dem Biudermord! Laßt Euch nicht weiter aufputschen! Wir sind zu positiver Arbeit bereit. (Beifall der Soz.) ;

Abg Gronowski (Sentr): Die Reden der Unabhängigen erinnern jetzt sehr an die Ausführungen, die früher die Männer ge—⸗ macht haben, die jetzt die Führung in der Regierung haben. (Sehr richtig! im Zenir.) Die christliche Arbeiterschaft wird letder von den Mehrheitssozialisten vielfach nicht als gleichberechtiet behandelt. Die jetzigen Machthaber lehnen es an vielen Orten ab, mit den chüsttichen Arbeitern zujsammenzuarbeiten. (Hört! hört! im Zenit. Ihre große Stimmenzahl scheint Ibnen in den Kopf gestiegen zu sein. „Tie jetzigen Regierun gs männer gebrauchen zur Verteidigung gegenüber den Uuat hängigen diejelben Gedanken, die wir immer vertieten haben Wir freuen uns dieser Worttraft unserer Gedanten, denen auch ein sozialdemokratische Minister nicht wider⸗ stehen kann. (Heiterkeit im Zentr) Regieren ist eben schwerer als Krilisieren. Das müssen jetzt die erleuchteten Köpre der jetzigen Regierungsmänner einehen. (Heiterkeit im Zenfr.) Ist der Regierung betannt, daß die Unahhängigen und Sparlkakisten zum 26. März einen neuen Generalstreik planen? (Hört, bört h) Wir haben den dringenden Wunsch, daß alle Vorkehrungen getroffen werden, damit nicht wieder solch ein Blutvergießen einfetzt, damit die ungeheure Zerstörung von Staats, und Prihat⸗ eigentum unterbleibt Hätte die Regierung rechtzeitig eingegriffen, daun wäre der Spartatusputsch unlerblieben. Die Behauptung, daß die Bauern streiken wollen, ist übertrieben. Die Bauein stehen nicht hinter den konfusen Reden des Oldenburg. (Bravo! Die Regierung muß ausreichenden Schutz allen Staatsbürgern gewähren und nötigenfalls die allerschärfsten Mittel an⸗ wenden. Bisher hat die Regierung immer nur geredet und ver handelt und Plakate mit häßlichen Bildern ankleben lassen. Das reicht nicht aus, um einen kleinen Prozenisatz von gewalttätigen Menschen zur Vernunft zu bringen. Den Belagerungszustand und das Standrecht bat die Regierung nicht aus Uebermut oder Mord— lust verhängt, sondern nur in der äußersten Notlage, um die Be⸗ völkerung vor wahnsinnigen Zerstörern zu schützen. In einem sorchen Falle ist die größte Nücksichtelosigkeit die schönste Wohltat für die Menschheit. Im Ruhrrevier haben 5 o Spartakisten ö o Arbeitswillige an der Aibeit verhindert. (Hört, hört!! Vas Blut der Unschuldigen kommt auf die Rechnung der Unabhängigen und Spartalisten. (Sehr richtig Den Bergaäͤrbeitein sind dort 35 Millionen Mark an Löhnen entgangen. Als Ho Bergarbeiter mit der Arbeit nicht auftören wollten, drobten die Spartaktisten, ihnen die Luftzufuhr abzuschneiden. (Ptuirufe,) In Alten⸗ essen wurden beladene Wagen in den Förderschacht gestärzt, um die Ausfuhr unmöglich zu machen. (Pfuirufe,) Ho0 bis 600 Bergleute konnten sich nur dadurch retten, daß sie durch einen anderen Schacht entkamen. (Pfuirufe, Zurufe der U. Soz.: Das waren Spartakisten! Ich kenne hier keine Grenzlinie zwischen Svartakisten und Unabhängigen. (Lebhafter Beifall. In Breslau sollte die Staoht in der Nacht vom 12. zum 13. zur Plünderung freigegeben werden. (Pfuirufe. Die Regierung hätte früher ein greisen müssen, dann hätte sie die Hauptschul digen gefaßt. (Zurufe: Hoffmann!) Mancher Verführte wäre dann nicht ums Leben gekommen. Die Mehtheitesozialtsten sollten in allen Orten einen Grenzstrich zwischen sich und den Unabhängigen ziehen. Wir brauchen Frieden, Ruhe und Ordnung. (Beifall im Zentr.)

Abg. Riedel (Dem.): In unserer geradezu trostlosen wirt⸗ schaftlichen Lage ist es eine Leichtfertigkeit fendergleichen, die Albeiterichaft von einem Streik in den andern hineinzusagen. Nach⸗ dem amn 3. März der Generalstreit in Berlin proklamiert worden war, ist noch am 4. zum Besuch von zwei Arbeitslosenbällen, ariangiert von der Volksmarinedtwision, eingeladen worden. Während draußen schon die Maschinengewehre knallten, fanden sich am Abend dieselben Elemente, die am Tage die Aibelterschatt aus den Betrieben gejagt hatten, zufämmen, um sich auf Maskenhällen zu vergnügen. Die Aibeiterschaft muß auf das eindringlichste vor der Revolutionspsychose gewarnt werden. Ein Putsch nach dem andern wird etganistert; darin steckt Spitem; das Ziel ist Anarchie und Chaos. Das allt auch von dem letzten Hutlch i Berlin. Zuerst versuchte man die Nationaloerlammlung in etmar auf diesem Wege abzuschnüren, und dann sollte es in Berlin loz⸗ ehen; die neue Regttrung hatte man ja schon bei der Hand, da * zufällig! am 2. März der Unabtängige Parteitag stattfanb. Niemals ist ein Streik leichtsinniger vom Jaun gebrochen worden als dieser. r hatte lediglich den Zweck, ben volltischen Putsch zu inszenieren. Darum erstürmte man unmittelbar nach der Pro⸗

.

ü

amation de; Cöneralstreils 52 Polizeireviere. Die Minenwerfer die schweren Geschütze, die alsbald auftauchten, wird auch kein Mensch fär harmlose Andenlen halten, die die Kriegsteilnebuer au den Felde mitgebrackt haben. Eg warden Barrikaden errichtet, man ging daran, die gefangenen Jannarspartatisten n befreien, und gleichzeitig begann auch der fte math che ed und Plünderun, ef-ldlug, unter em Berlin so hr Fat ken müffen. Gestern bat man in der Benffelstraße in Meant bei den Partei- genossen des Herrn Adolf Hoffmann ganze Felselsrbe bol ́ ge— plünzerter Gegenstände vorgesunden. (Stäürmische Zurnfe bei den U. Soz,) Ihre Streikleitung hat ihre Anhänger zu solchen Ge⸗ walftätigkeiten dirert aujgefordert. In Halle bar man die arbeitè- will igen Eisen bahn arbejter mit Wasteygemalt vom Bahnhof ver⸗ triehen, in Düsseldorf schossen die U. Soz. ganz wahlsss nut Maschinengewehren in einen Umzug meiner Parteifreunde hinein mit dem Ergee is: 14 Tote und zahlreiche Berwundete. (Stärmischer asbruch der Entrüstung Mehrheit, andauernde Rufe: Mörder! Mörder! Abg. Dr.

fe 1d ruft Holt doch den Leutnant mit zebn Mann) I

ist es nicht anders zugegangen. Als der Generalstreik sich bereits seinem Ende näherte, verfammelten fich die Vertrauensmänner des Eisen bahnerverhandes in Rummelsbusg, um dazu Stellung zu nehmen. Die Unabhängigen haben das Versammlungs okal imnit Hilfe don 200 Dewaff neten belagert, Handgrangten in den Saal geworfen und auf die Herauekommenden mit Gummtknüppeln und Waffen losgeschlagen, 9 daß es 40 Schwerverletzte gab, darunter unsern Kollegen. dag Mitglied dieses Hauses Ei Hoffmann, der mit sechs Messerstichen im Kopf in Rrantenhaufe zu Rummelsburg noch heute darniederliegt. (Neuer Ausbruch des Unwillens bei der Mehrheit, stürmische andauernde Pfuirufe) * An Ihren 8 den U. Soz.) Fingein klebt das Blut dieser ehrlichen Arbeiter. Der Regierung kann ich den Vorwurf nicht ersparen, daß sie nicht recbtieitig zum Schutze der Arbeiter eingegriffen hat. Auf die Sicherheitswehren ist keineswegs überall Verlaß gewesen, in Halle pat sie sich sofort an die Spitze der Plünderer gestellt. Die Unabhängigen verfolgen die Taktik, das Vertrauen zu den Regierungstruppen zu untergraben, damit sie, ihre Offiziere, die Regierung und Noske auch die letzte Lust verlieren, noch etwas zum Schutze des Bürgertums zu tun. Wir danken den Truppen und dem Oberbefehlshaber, wir danken auck den treuen Schutz männern für das, waz sie geleistet haben. Der Belagerungszustand kann angesichts aller dieser und vieler anderer Schandtaten nech nicht aufgehoben werden. Der Antrag Hoffmann hat offenbar den Zweck, die entscheidende Niederlage des Generalstreiks zu verdedeen. Die U. Soz. erscheinen, wie ihr Parteitag zeigt, als die Fraktionsdrehscheibe des Sozialismus. Dem Antrag Auch stimmen wir zu. Draußen geht gs mit der Propaganda für neue Putsche schon munter weiter. Auf Breslau wurde schon hingewiesen, hier in Berlin wird die Wiederhelung des Generalstreiks, der nur abgebrochen sei, in nahe Aussicht, gestellt, mit dem Ziel, die Regierung zu stürzen. Man werde aber das nächste Mal den Westen Berlins, das Kurfürstendammpiertel und Charlottenbung, zueplündern und mit dem Gas- und Wasserstreik anfangen. Die Regierung sollte die ständigen Arbeiter in den Eisenbabnwerk— stälten auch gegen die vorübergehend eingestellten ungelernten Arbeiter schützen. Ausgerechnet Herr Adolf Hoffmann regt fich bier über die Unterdrückung der Republik“ auf, er, der an der Spitze eines be⸗ waffneten Haufens am 9. November in die Redaktion der Berliner Volkszeitung eindrang! Auch über die Telephonsperre dürfen sich gerade die Unabhängigen am wenigsten beklagen. Wir verlangen vor allem die restlose Beichlagnahme der Waffen. Die Regierung frage sich, ob etwa die Möglichkeit besteht, daß Waffen aus den Munition? ahriken den Spartak sten zugeführt werden, Wir wünschen einen Frieden der Gerechtigkeit. Eist dann wird unser Volk aus seinem Fiebertrzum genesen. Das ist unsere Hoffnung und unsere Gewiß⸗ heit. (Beifall.)

Abg. Dr. Kauffmann (Dnat.); Wenn wir Opposition gegen die Regierung machen, so verwahren wir un doch enischieden gegen sede Gemeinschaft mit den Unabhängigen. Eine gewiffe Schuld an den Zuständen hat auch die Neglerung, weil sie zu spet eingegitffen bat, haben aber auch alle die, die die Revolution des 9 No— vember und damit die Tat des Aufruhrs verherrlichen. (Bravo! rechts,. Der Antrag der Unabhängigen ist lediglich aus agit atorischen Momenten hervorgegangen. In ganz Berlin und in ganz Deutschland herrscht Emphrung über das Treiben der Svartakisten, und diese Empörung auf andere abzulenken, war der Zweck des Antrags Hoffmann. Auch der Danton Adolf Heffmann wird seinen Rebespierre finden. (Heiterkeit, Man schimpft ung reaktionär, aber die schlimmsten Rearfionäre und Despoten sind die Unabhängigen mit ihrer Despotie des Terrors. Diese Despotie wollen wir uns nicht weiter gefallen lassen und erwarten von der Regierung, daß sie in Zukunft je zugreift. (Bravo! rechts Den Spartakisten ru e ich zu: Wie lange willst Du noch unsere Geduld mißbrauchen, Catilina! (Beifall rechts, Lachen b. d. Soz.)

Abg. Obuch (M. Soz.): Wir Unabhängigen wollen nach unseren programmatischen Erklärungen nicht den Kampf gegen Personen, sondern gegen das System, wir verwerfen alle Gewalt mute. (Gelächter b. d. So, Zuruf: Tbeorie und Prazis!) Wir erstrehen den Sozialismus nicht nur in der Theorie, sondern arbeiten praktisch an seiner Verwirklichung. (Stürmisches Gelächter b. d. Soz.) Wit sind für das Rätesystem. Unberechtigk waren die Vorwürfe Heines gegen Ledebour. Ledebour hat mit der Besetzung des „Vor⸗ wärts“ Gebäudes nichts zu lun gehaht. Den Generalstreik kann man mit spartakistischen Unruhen nicht in Verbindung bringen. Das hat (elbst Gineral von Lättwitz zugegeben. Die schrecklichen Schauergeschichten über Duffeldorf sind ühertrieben. Gigentlich hatte ich meinen Parieigenossen versprochen, nicht über Düͤsseldorf zu sprechen (Großes Gelclchter und Zurufe: Das glauben wir! Heißes Eisen). Ich war allerdings für ein Standgericht nach dem 9. Nevember zum Schutze der Revolution. (Lebh. Hört, hört! Zurufe: Dieser unreife Mensch hat Düsseldorf ruintert ) Wir haben zu weit gehende Maßnahmen der Spartakisten verhindert. Lachen und Widerspruch; Zurufe: Sie hahen die 14 ermordeten Demokraien anf dem Gewissen! Zu— rufe: Heraus mit dem gestohlenen Gelde l) Auch wir vernrte len die Plünderer und unlauteren Elemente. (GErregte Rufe: Düssel⸗

7 J.

dorf, München, Presseunterdrücker! Wo haben Sie das Düsseldorfer

Veld gelassen? Raus mit dem Geld! Plünderer, Räuber! Der Redner schreit mehrere Minuten. Die allgemeine Grregung steigt. Rufe: Langfinger Wenn Reinhardt sich vollkommen der Regierung zur Verfligung sfellt, so mgchen wir dahinter ein Fragezeichen. Eine Kommission, die nur das , der Afteneinsicht hat und des⸗ halb gehunden ist an das, was die Gerichte ermittelt haben, genugt uns nicht. Wir verlangen, daß die Kommission selbst richterliche Befugnisse hat. Gegenüber dem . sselle ich fest, daß die in Adlershof gefundenen Waffen aus der Kommandantur stämmen. Sort, hört! bei den Ü. Soz.) Interessant ist die Aeußerung eines Offiziers in Adlershof: Arbeiter⸗ und Soldatenräte gibt es für uns nicht mehr“ (Hört, hört! bei den U. Soz.). Wir verlangen so— n e . des Belagerungszustandes. (Beifall bei den Soz.

Justizininister Heine: Der Abg. Obuch will wissen, warum wir den Belagerungszustand selbst verhängt und nicht zu diesem Zwecke die Landesbersammlung einberufen haben. Wir haben ken Belagerungszustand am 3. März verhängt; die Landes— versammlung hatten wir auf den 4. ein herufen, haben sie ab— . müssen, weil die Bahnen zum Teil in waren und di Abgeordneten nicht nach Berlin komm onnten. Uebrigens, elbst wenn wir die Landesrersammlung hätten einberufen konnen, 9 wären dartiber in fedem Falle Tage vergangen. Und in 866 eit batten wir * ire. en Derr Uhgzordneten Hhuch auf, ben Straßen Berllnß herumtoben 1 n, ohne ihnen

1 pirkfam entgegentreten zu önnen. In , in Ober schleslen hier sbrigens r n mung des ef ben Holller is

ist der Belagerungszustand von den nilitärischen Stellen ver bengt worden aus dem einsachtn Grunde, weil bei den jenigen schlechten Berbindungen Tage vergeben von den, ebe die

tellung vehmen fünnen.

entre bebbrden zu der Frage hatten Im att gen ist ie . den Belogerun g zustandes hinterher Cort. bem Gtgatgm m. * w 6. den 6 Comme stelle der dkisten Riaß, solange

e- Maßregel entspricht nur

der Kamnf dauert, verboten bleiben. D

volltemmmen dem Ge etz Dbach jollte nicht von Pref jreibeit Fre, denn in DYüfflöer! bat er schon vor der Nevolntion die sozialdemokrartsche Jeitung besegr und ihre Redakteure hinausgeęworfen. Irn wilprozeß; ist sestgestellt worden, daß diese Handlunggweise unrechtind ßig war. In zwei Instanzen ist das Vorgehen für ungesetzlich erklärt worden. Herr Obuch wußie das als Verteidiger und hat nach der Revolutton wieder veranlaßt, daß die Zeitung vergewaltigt wurde. (Stärmische Pfutrufe.) Und dann stellt sich dieser Mann hin und fordert Preß⸗ freiheit. (Erneute Pfuiruse.) Die Gefängnisse sind überfüllt, da die Spartakisten Berlin zum Kriegsschauplatz gemacht haben. Sle haben den Verbrechern einen Vorwand für ihr Treiben gegeben, weil Sie in der schlimmsten Lage des Baterlandes zum Generglstreik ausforderten. Hoffentlich arbeiten die Gerichte so rasch, daß die etwaigen Unschuldigen entlassen und die Schuldigen der verdienten Strafe zugerührt werden können. Gewiß ist eine gefäerltche Stimmung vorhanden. Das ist eine Folge der ganzen Kriegsereignisse. Schuldig sind diejenigen, die trotzdem zur Gewalt aufrufen. (Beifall) Man darf das Volk nicht von einer Aufregung in die andere stürzen. Das tun aber die Spartakusleute und die Unabhängigen. Ich weiß nicht, ob die Bilderreklame schön ist; aber dem Volke muß immer wieder vor—= gehalten werden, daß der Gen eralstreit ein Verbrechen ist. Gerade in der Heimat des Herrn Obuch löst ein Streik den andern ab und richtet ein blühendes Gebiet zugrunde. Solange uns angedrobt wird, am 25. den Generalstreik zu beginnen (Zuruf der U. Soz.: Am 26. Gelächter und Unruhe), so lange müssen wir die Machmmittel zur Aufrechterhaltung der Ordnung beibehalten. Im Augenblick muß geschehen, was der Augen⸗ blick verlangt. Solange die „Freiheit“ behauptet, die ganzen Zu— sammenstöße und Vorkommnisse eien provoziert von der Regierung, um einen Aderlaß an den Arbeitern vornehmen zu können (stürmische Pfuirufe), solange ein solcher Wahnsinn behauptet wird, und es Leute gibt, die ihn glauben, so lange bleibt uns nichts anderes übrig, als eine Politik der Abwehr zu treiben. Wir hoffen aber, daß wir bald dazu kommen, eine positive Politik zu treiben. (Lebhafter Beifall.)

Abg. Hollmann (d. Vp.): Nach den ausgiebigen Debatten scheint in der Schuldfrage unter allen Parteien mit Ausnahme der Unabhängigen eine übereinstimmende Ueberzeugung zu be⸗ stehen, die auch durch die Ausführungen des Abg. Obuch nicht erschüttert ist. Als Lichtenberger Bürger und Augenzeuge einer Neihe: von Vorgängen aus diesen acht Tagen des Grauens und Schreckens muß ich ganz entschiedenen Widerspruch dagegen erheben, wie der Abg. Adolf Hoffmann diese tieftraurige Sache hier behandelt hat. In Lichtenberg begannen die Unruhen schon am 3. März, als der berühmte erste Schuß am Alexanderplatz noch nicht gefallen war. Schon in der Nacht zum 4. wurde ein Polizeirevier überfallen, und von der sich heldenmütig wehrenden schwachen Besgtzung wurden dabei drei verheiratete Schutzleute er⸗ schessen. In der nächsten Nacht nahmen die Plün⸗ derungen überhand. Gin großes Warenhaus wurde total ausgeraubt. Unter den Plünderein sah man zahlreiche Bewaffnete in Marineuniform. Am Vonnerstagabend, als die Spartakistenbanden von Berlin schon abgedrängt waren und Lichtenberg zum Zentrum ihrer Verteidigung machten wurden große und staske Berrikaden u. a. an der Frankfurter Allee und an der Gürtestraße errichtet; an der Girichtung beteiligten sich nicht nur Spartakisten und

Frauen, sondern auch viele Gemeindeschüler von 12 bis 14 Jahren.

Die Führer haben nichts getan, um diese Kinder aus der Gefahr zu entfernen. Ich habe jelbsi geseben, wie eine große Menge, an deren Spitze bewaffnete Spartakisten sich befanden, einen schwerverwundeien Regierungsoldaien unaufhörlich geschlagen, gestoßen und mit Fußtritten bearbeitet hat, wie dieser Soldat, als er anscheinend den Führer um sein Leben anflehte, zu Boden geworfen wurde und zwei kräftige Kolbenschläge auf die Schulter und den Hinterkopf erhielt, jo daß er eine neue klaffen de Wunde davontrug. (Stürmische andauernde Pfumufe bei der Mehrheit; Adolf Hofrmann ruft: Haben Sie das wirklich gesehen? Ich habe alle Einzelheiten in einer Ent⸗ fernung von zehn Schrüt genau verfolgt. Darguf wurde der niedergeschlagene Gefangene an ein Holztor gestellt und kurzer⸗ and erschossen. (Gineute stürmische Pfuirufe Dieser Vor⸗ gang hat sich noch bei jünf anderen Soldaien wieder⸗ holt. Dieser Vorfall von jenem das Innerste erschüttert; ich habe im Felde die erbitteristen Kämpfe, besonders in den Argonnen, mitgemacht, aber eine solche brutale Be—⸗ handlung wehrloser Gefangener ist in Felde niemals vorgetommen und hier haben Deutsche gegen Deutsche solche brutalen Mißhandlungen verübt! Der Noskesche Erlaß ist von der Lichtenberger Bürgerschaft

mit großer Freude aufgenommen und hat auch sofort die günstige

Wirkung gehabt, daß der Zulguf von Frauen zu den Spartakisten aufhörte.

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sgenartigen Beleuchtung, odet wenn fich zufälli feinaufsatäz gedreht hat, nicht sehr perteunderlie

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und sie haben selbst eingestanden, daß sie Dachschützen gemesen sind und auch geschossen haben. Dört, kört!! Baß von den Reginrnnestrurpen hier und da auch einmal blind gefeuert worden ist, dag ist bel der mal ein Schurn= Erherstellen und einfach behaupten, ätzen 2 n Cherbgup i nig

dagewesen 66 Hof mann ruft: abe ich gar nicht beha 1 daz ist im höchsten Grade töricht, I Jum Wg. Telimänn) Sie aben zweimal augdrügkljch von Gespenstern- mit guf Das zerhandensein oder Nichthorhandensein von Dachicküßen geiz en Zuruf rechts: Hoffmanns Erzählungen! Große Heiterkeit) Dann nöch ein Wort zur Gharakterisierung der Stimmung der Lchienber ger Bepbölterung. Herr Hoffmann hat uns erzählt, die Bevölkerung im Osten seufze unter der Blutherrschast der Soldateskg. Nein, Herr Hoffmann: Gezlttert und geseufzt vor Angst und Schreck hat die gesamte Einwohnerschaft, soweit sie nicht mit den Spartakisten gemeinsame Sache machte, vor dem blutigen Terror der Spartalisen; aber init Sehnsucht hat sie die Regierungstrunpen herbeigewünscht und hat höchstens nur daran Kritkk geübt, daß sie zu lange ausbließ. Als sie einzogen, da sind sie mit Jubel von der Bürgerschaft und auch pon weiten Kreisen der Arbelterschaft begrüßt worden, und als sie heute morgen zum größeren Teil Abschied nahmen, da war das ein Ahschied, ahnlich dem, wie im August 1914 die Truppen hinauszogen.

Die einzige Sorge der Bürgerschaft ist die, daß die Truppen eher zurlick=

gezogen werden, als vollständige Ruhe und Sldnung hergestellt ist. Unter dieser Befürchtung leidet auch die Untersuchung. Sie scheuen sich, überhaupt etwas auszujagen, weil sje der Mejnung sind: wenn die Spartakisten wieder ans Ruder kommen, sind wir ale dem Tode verfallen. Ich möchte daher die dringende Grwartur aus⸗ sprechen, daß die Trupren nicht eher aus Lichtenberg zurückgezegen werden, als für den Schutz der Bürgerschaft hinreichend gesorgt ist.

Ein Schlußantrag wird angenommen. Das Schlußwoꝛrt erhält .

Abg. Adolf Hoffmann. Er betont, daß er von vornherein Brutaliläten auf beiden Seiten verurteilt habe und bemerkt; Für die von mir angeführten Fälle von Gewalttaten bin ich bereit, Zeugen zu stellen, wenn eine Untersuchungskommission eingesetzn wird, zu der wir Vertrauen haben können. Zu diesem Zweck wänschen wir der Räte zu dieser Kemmission. Der Befehl Naskerr ist aufgehoben worden, aber wie ist es mit dem Befebl der Kom mandantur, daß jeder erschossen wird. bei dem Waffen gefur den werden? In Halle war während des Streiks alles ruhig, die Plün derungen begannen erst, als die Regierungstruppen ihn Halle ein⸗ zogen, die den Sicherheilsdienst übernahmen, aber nicht stark genug waren, ihn auszuüben. Man forderm gründliche Entwaffnung, auf der andern Seite wird aber das Bürgertum zur Bewaffnung aufgerufen. Herr Haenisch hat ja jetzt die Studenten zu den Waffen gerufen. Vielleicht will er sich damit seinen Ministeiposten erhalten (Lachenj. Hat er doch einem Unterstaatssekretär, der nicht von seiner Fähigkeit zum s überzeugt eine

bon 12 000 a damit er

Nez - nor

gezeigt, die im Berliner W von

er diese erhalten? Der Generalstreik hätte mit dem glänzendsten Siege geendet, wenn es gelungen wäre, die rohe Gewalt, die von der anderen Seite angewandt wurde, hintanzuhalten. Herr Heine bat die Stirn gehabt, uns mit Zuhältern n vergleichen Als ich einmal die Rechtssozialisten vor Jahr und Tag Zuhälter der Regierung nannte, erklärte der heutige inister - präsident Hirsch das für Kaschemmenton. Der Redner führt dann eine Reihe von weiteren Fällen an, in denen Grausamfeiten an Unschuldigen begangen seien, rügt, daß sich die Mehr⸗ heit bei dieser Aufzählungsweise mit Pfulrufen usw. entrüste wie bei den Ausführungen von Riedl und Vollmann, und bemertt: Die scheußliche Behandlung der Gefangenen, die die Regierungetruppen

in diesen Tagen gemacht haben, spottet jeder Beschreibung. Nur die

Annahme unseres Antrags kann gründliche Aufklärung und Remedur schaffen; dann wird aber auch die schon am Abgrund ftehende Re⸗

n. 1 Sturz kommen, die nur der Junkerherrschaft den Steig⸗ ügel hält!

; In persönlicher Bemerkung erklärt Aug. Haenisch, daß er allerdings dem von Hern Adolf Hoffmann zum Unterstagtssekretär gemachten Dr. Bäge dringend geraten habe, seinen Abschied einzu= reichen. Auf ein Ruhegehalt von 12 000 4 habe Herr Bäge gesetz lichen Anspruch. Der Brief, in dem Dr. Bäge dir ser Rat gegeben worden sei, solle alsbald veröffentlicht werden.

Vor der Abstimmung über den Antrag Hoffmann, die eine namentliche sein wird, vertagt sich das Haus noch Si Uhr auf Mittwoch 2 Uhr. (Förmliche Anfragen, Abstimmung über den Antrag Hoffmann und die dazu vorgeschlagenen Abänge⸗ rungen, zweite und dritte Lesung des Verfassungsentwurfg, Diätengesetz, Anträge aus dem Hanse.)

Sandel und Gewerbe. Berichte von auswärtigen Wertpapiermärkten.

Wien, 17. März. (W. T. B.) Die am Schluß der vorigen Woche eingetretene Erholung der Kurse machte an der Börse heute weitere Fortschritte. Der Verkehr gestaltete sich aber nur anfangs infolge Deckungen etwas lebbaster, schrumpfte aber später wieder zu⸗ sammen. Trotzdem trug die Stimmung festes Gepräge, wozu nehen Platzdeckungen namentlich die besseren Berliner Marktberichte infolge Niederwerfung deg Spartatkistenaufstandes beitrugen. In der Kultsse

ewannen Staatshahn. und Mentgnwerte somie vorübergehend auch rientwerte, und im Schranken Schiffahrts« und Zuckeraktlen kräftigen Vorsprung. Der Aulagemgrkt war fest, ;

Wien, 1 März. (W. T. B.) (Börsenschlußkurse.) Türkische Lose 458,00, Orienthahn 1773,09, Staglsbahn gz, 0), Süptahn 158, 50. Desterreichischer Kredit 642,5), Ungarischer Kredit 33290, Anglohank 424.00, Unionbank 56, 0, Bankverein 463 00, Lander⸗ bank 450, 00, Tabakaktien 118400, Alpine Montan 813 00, Prager Gisen 2559.00, Rima Muranyer —, Stkopawerke 758,00, Salgo Kohlen 96800, Brüxer Koblen ——, Galizia 1445, 6). Waffen 108700, Flond Akftlen 2995,90, Poldihütte 19600 Daimler 66290, Desterreich iche Goldrente = Desterreichi che Krhnen tente Shih, , Mairente 86 50, Ungariiche Goldrente —,

ngarische Kronenrente 88,50. ö

Wien, 17. März. (WB. T. W.). Amtliche Notierungen der Devisenzentrale. Berlin 202 90 G., 203 20 B.. Amsler bam 807 00 G., S08, 9090 B., Zürich 41359 G., 414,0 B., Ko enhggen 517. 75 G., ls i5 B., Stockholm beg ö G, 6s, dd B. Christiania bi, 7h G. bs. 75 B.. Marknoten 202,5 G., 203, 05 B.

Paris, 15. März. (B. X. B.) Doo Französische Anleihe 39 80. 3 0 Französische te 63, 40, 4 o/J Span. äußere Anleihe 10025, o / g Russen von 1996 55,59, 3 oso0 Russen von 1896 1690, 4 0o Tkärken unif. 71.55. Suezkanal Haoo, 8 Tinto 1685.

Kopenhagen, 17. März. (W. T. BD) . auf 2 41 8. Do. auf Ainsterdam 168,25, do. auf schr * Vlatze * do. auf London 686, do. auf Pariz 68 C9, vo. auf n, Ste holm, 17. März.

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en n, n, we auf Kan ebam! 2 , ; , 9. gu , 6 *. 4 4 * do. auf 2 176, do. an e. 640MM, Pb uf e ,

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