das Reichs kolonialministerium durch den Geheimrat Ruppel,
das Reichs wirtschaftsministerlum durch den Staglgrat von Meinel und Herrn Richard Merton, das Reichtz— ernährungsminister ium durch den Geheimrat Fritz und Herrn Legien, das Reichsamt für die Verwaltung der Reichs- eisenbahnen durch den Geheimrat Eberbach, das Kriegt⸗ ministerium und der Große Generalstab durch ben General von Seeckt, bie Majore Draudt und von Oertzen und den Hauptmann Fischer, das Reichsmarineamt durch den Kommodore Heinrich und ben Fapitänleutnant Köep. Von der Waffenstillstöndskommission sind bie Herren von Becke 1, Schall und Major von Boetticher nach Versailles entsandt werden. Von der Geschäftestelle für die Friedensverhandlungen gehören Dr. Hans Meyer und Heir Klee der Del
gation an.
Del p Vele⸗
Der Voxstand der Deutschen Kolonialgesellschaft, Abteilung Berlin, hat der Geschäftestelle des Auswärtigen Amts für die Friedeng verhandlungen, wie dem „Wolffschen Teleg aphenbüro“ von zustän diger Seite mitgeteilt wii d, folgende Entschließung überreicht:
Die Deutsche Kolonialgesellschaft, Abteilung Berlin, erwartet zuversichtlich, daß die Reichsregierung bei den Friedensverhand— lungen mit stärkstem Nachdruck auf Rückgabe unserer Kolonien
besteht. Ein Frieden, der uns die Kolonien raubt, wäre für Deutschland unciträglich. Ein Völkerbund, der in beuchlerischer
Verabsetzung der von Deutjchland bewiesenen kolonialen Fähsg— keiten die deutschen Kolonien Völfern autliefert, die entgegen feierlichen Verträgen die Neutrahsierung Afrikatzz während bez Krieges abgelehnt und dadurch den Krieg auch dort entflammt haben, die. Hunderttausende wehrloser Eingeborener auf die europäischen
Schlachtfelder verschlexpt, andere Hunderstausende in den Kolonien
frevelhaft vernichtet hahen, die nichtswürdige Mißbandlungen ge⸗ fan gener Deutscher in Dahomey und Marokko angesichts der farbigen Einwohner feige verübt oder gefühllos gedulden haben, ein solcher Völkerbund wäre ein Zerrbild einer gerechten Völkerversöhnung.
An Stelle der am 1. Mai laufenden Jahres in Deutsch⸗ land zur Auflösung gelangenden österreichisch-ungarischen Kon— sularämter treten, wie „Mosfss T9legraphen büro“ milteist, mit
diesem Zeitpunkte deutsich-österreichische Konsulgrämter;
l'diglich zu Wahrnehmung der deutsch österreichischen Interessen. Die denssch⸗österreichischen Konsularämier in Berlin, Dresden und Hamburg sind außerdem beauftragt, Ende Juni, resp. bis zu etwa vorheriger Errichtung eigener Vertretunge behörden der tschechseslovakischen Republik, die Interessen der ischecho-slovaki— schen Staatgangehörigen wahrzunehmen.
Gemäß § 2 Absatz 3 des Gesetzes über die Regelung der Kohlenwirtschaft vom 23. März 1919 hat der Zu⸗ sammenschluß der Kohlenerz'uger zu Bezirksverbänden bis zum 30 Juni d. J. zu erfolgen. Wie der Reichswirtschaftsminsster in den Verhandlungen des Ausschuss⸗tz für den Reichshauehalt über den Entwurf des Gesetzes, betreffend die Regelung der Kohlenwistschaft, bereits erklärt hat, gestattet und erhofft die Reichsregierung einen freiwilligen Zasammenschluß der Unternehmer zu Bezirke ver händen. Tie Fri die vach Erlaß des Gesetzeß (itwa Ende Mah) zum freswilligen Zusammen— schluß zar Verfügung stehen wird, wird laut Mist-ilung des „Wolffschen T9legraphanbüros“ sehr kurz sein. Darum wird den Beteiligten dringend empfohlen, den Zusammenschluß, soweit möglich, schon jetzt vo zuberelten, Verträge und Satzungen euszugrbelten und für Ende Mai zur Genehmigung bereitzuhallen. Der Zusammenschluß soll innerhalb der nach— stehend auf efüh ten Erstugerbezirke erfolgen:
1) Oberschl sien, 2) Niederschlesien, 3) Rubrbezirk, ) Aachener Bezirk, 5) Saarbezirk, 6) die Siemkohlenbeigwerke in Oberkirchen, Baisinghausen, Ibbenbüren mt den benachbarten Bergwerken, 7) sächsischer Steinkohlenberabau, 8) Kohsenbergbau deg' recht. rheinischen Bayern, 9) Braunkoblenbergbau östlich der Elbe. Ferner ist vorgesehen — vorbehaltlich weiterer Verhandlungen — 16) ein Verband deg mitteldeutschen Braunkohlenbergbaues einschließlich der Freistaaten Sachsen und Sachsen Altenburg sowie Cassel und 11) ein Verband des Cölner Braunfohlenbergbaues, einschließlich Westerwald— bezirk und Hessen. Schließlich werden 12) sämtliche Gasanstalsen im Deutschen Neich, die Koks erzeugen und absetzen, einen Verband (Reichsgaskokssyndikat) bilden.
Solche Werle, die einem der aufgezählten Bezirke nicht angehören, haben sich dem nächstgelegenen Hezliksverband an— zuschlleßen. Sofern in einem Bezirk ein freiwilliger Zu⸗ sammenschluß nicht erfolgt, wird der Bezirksverband von Per Reichsregierung in der zweiten Hälfte hes Juni zwangsweise gebildet werden.
Zu der gestrigen Notiz über die Heimkehr der Elsaß— Lothringer wird misgeteist, daß die Anschrift des Delegierten Koch in Frankfurt a. M. sitzt Tounuganloge 9 (Fernsprech— anruf Hansa 9210) lautet.
Die Preußische Regierung hat laut Meldung des 5 Telegrahenbüros“ folgende Kundmachung erlassen:
Nach dem Gesetz vom 17. April 1919 gilt der 1. Mai als all— gemeiner Feiestag im Sinne der reichs, und landesgesetz ichen Vor— schriften, alls in dem Umfange, wie die bisher schon besteb enden. gesetzlichen Feiertag“. Demgemäß haben die Verkehrtzanstalten, insbe⸗ sondere die Eisenbahnen, ihren Dienst auch am 1. Mai d. J. wie an anderen gesetzlichen Feiertagen auszuführen.
Hierzu ist angeorénet, daß der Güterverkehr, soweit als die notwendigste Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und Kohlen dies irgend zuläßt. Juhen soll, damit dem Eisen— , . weitestgehende Befreiung vom Dienste zugute ommt.
Bayern.
Die Reichstruppen haben im Einvernehmen mit der . Regierung mit Teilen die Grenze überschritten. Wie „Wolffs Telegraphenbüro“ meldet, befindet sich die 2. Gardedioision mit den Regimentern Alexander, Augusta Franz und dim Freikarps Görlitz auf dem Marsche. Gemein sam mit bay rischer und schwäbischer Volkswehr werden dle Hilfstruppen des Reichs den Aufmarsch gegen München durchfüh en. Hauptoerteldigungslinie der Roten Armee ist gegen Westen Amper und wmmersee bit Bruck, Stützpunkt gegen Norden has slark bef stigte Dachat. Der nörblich nvorgeschobene Siüt— punkt Freising wurden van Regierungetiuppen genommen. Auch eine Ampelbrüche, hefiedet sich schon in der Hand der Regierung. Vie Spartakißtenzrmee wild nicht mehr von
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Volksabstimmung erfolgen soll.
Toller, sondern vom früheren Stadtkommandanten, dem Kom⸗ muniften Egelhofer, angeführt.
Ueber die Zustände bei der Roten Armee verlautet, daß die Uneinigkeit im Kommunistenlager um sich greife. Die Garnison München gilt den Spartalisten als verdächtig. 200 Mann des Leibregimentez wurden verhaftet. Als zu— verlässig gelten nur die bewasfneten Arheiterhataillone; als Druckmittel zum Eintritt in sie wird nur an Waffennehmer Arbeits⸗ losenunterssützung gezahlt. Trotz sehr günsliger Bedivagungen hat die Besatzung Dachau Lohnerhöhung, hesse re Very flegung und Ablösung sowie Absetzung des Obesbefehlehabers verlangt. Das ausländische Element unter den Kommunisten ver— stärkt sich. In allen Versommlungen treien Russin auf. Im Vollzugerat im Wittelsbacher Polagis hefinden sich ständig 0 — 60 Russen in Zivil. Ru sische Kriegsgefangene in hanerischer Uniform liegen als Besatzung in den Törfern. Die Münchener Näteregierung hat Papiergeld mit neuen Seriennummern ge⸗ druckt und hefohlen, alles Bargeld abzuliefern, weil sie keine Löhne mehr auszahlen ann. Das Haus detz Professors Seidl vurde vollständig ausgeplündert.
Nach amtlichen Mitteilungen sind die Regierungs⸗ truppen gestern auf der Lechlinie näher an München heran— gegangen und in Starnberg eingezogen.
Württemberg.
Das Kriegs ministerium fordert das erste Aufgebot der Reserve⸗Sicherheitstruppen des ganzen Landes auf, im Laufe des 30. April zur Sinstellung bei den Kompagnien bezw. den Werbestellen sich einzufinden.
Braunschweig.
Die Entscheidung ber Landes versammlung über die Bildung der neuen Regierung ist nach einer Meldung des „Wolssschen Telegraphenbüros“ abermals vertagt morden, da bei Eröffnung der Sitzung wiederum nur dle Vertreter der beiden sozialdemokratischen Parteien zugegen waren.
Bremen.
Nach „Boesmanntz Telegrophischem Büro“ fordert der 21er Ausschnß in einer Erklärnng an die streikenden Arbeiter und Arbeiterinnen Bremens diese auf, die Arbeit heute ge⸗ schlossen wieder aufzunehmen, und erklärt den General— streik in Bremen mit dem heutigen Tage für beendigt. Die Straßenbahn verkehrt wieher auf allen Linien. Tageg— zeitungen und Zeitschriften unterstehen der Vorzensur. Die Verbreitung von Flugblättern ist verboten, ebenso Umzüge und
Versammlungen.
Oesterreich.
Nach einer Meldung des „Wiener Korrespondenzbüros“ haben südslawische Truppen gestern die Demarkations⸗ linie in Kärnten überschritten und die von den käintnerischen Landetztruppen gehaltenen Sicherungen überrumpelt Die De⸗ morkatione linie war unter Mitwirkung der amerikanischen Kom⸗ mission festgelegt worben. Dieser ganz unerwartete Bruch der unter Vermittlung Amerikas getroffenen Vereinbarungen hat dos Land Kärnten äußerst beunruhißät, zumal der abgeschlossene Waffenstillstand nicht gekündigt worden war. Auf der ganzen Linie von Vökermarkt big zum Villacher Becken wurde von den südstawsschen Truppen der Kampf eröffnet.
Das Staatsamt des Aeußern hat sofort beim süd— slawischen Gesandter Pogacnik gegen die Ueberschreitung der Demorkationslinie Einsp uch erhoben, die Zurückziehung der Truppen gefordert und erklärt, daß die Verweigerung bieser Forderung als feindlicher Akt angesehen werden würde. Auch alle Wiener Ententemissionen wurden von diesem Schritte ver⸗ ständigt und ersucht, das zwischen Deutsch Oesterreich und Süb— lawien strittige Gebiet in Kärnten durch Truppen einer neutralen Großmacht besetzen zu lassen, unter deren Schutz und Kontrolle die Der gesirige Kahinetarat beschäftigte sich mit der durch den Einbruch geschaffenen Lage und der dadurch hervorgerufenen Gefährdung der für die Lebenssmitteltransporte vösigen Hahnverhindungen Die Landes— regierung Kärntens hatte die deutsch⸗österreichische Regierung um die erforderlichen Vollmachten für ein Aufgebot der Landes⸗ kinder ersucht und das Heeresamt um Umterstützung gebeten. Der Kabinettsrat erteilte der Landetzregierung diese Vollmachten und heauftragte das Staatsamt für Heerwesen, alle notwendigen Schritte zum Schutze det Gienzgebiets einzuleiten.
Wie der Pressedienst des Kärntner Landes ausschusses welter meldet, gelang es dem Feinde, die Bahnstatlon Rosenbach zu nehmen und die Sicherungstruppen mestlich von Völkermarkt zurückzudrängen. An allen übrigen Teilen der Front wurden die Angriffe unter starken Verlusten für den Gegner abgewiesen.
— Die „Staattzkorrespondenz“ veröffentlicht folgende Er⸗
klärung über das Verhalten Denutsch-Oesterreichs gegenüber den Kronenguthaben von Ausländern: Deutsch⸗Oesterreich weigert sich durchaus nicht, die Kronengut— haben der Ausländer zu honorieren es erklärt sich bereit, jedem Aus— länder die von seinem, im ehemaligen Oesterreich-Urngain be— stehenden Guthaben abgehobenen ungestempelten Noten ab— zustempeln, also in deutsch-österreichische Zahlungsmittel zu ver— wandeln, wenn auch die anderen Sukzessionsstaaten, insbesondere
der ischecho slowakische Staat, dasselbe zun. Es kann aber Deutsch⸗Oesterreich nicht zugemutet werden, alle in Deutsch—
Oesterreich liegenden ausländischen Guthaben, die unsprünglich fur Zahlungen in ganz Oesterreich-Ungarn bestimmt waren, allein aus seinem eigenen Vollsvermögen zu honorieren. Allerdings ist Deutsch⸗Oesterreich infolge der unpersöhnlichen Haltung der
Nationalstaaten nicht in der Lage, mit den National— staaten selbst über die Behandlung der ausländischen Guthaben zu einer Vereinbarung zu gelangen. Es ist daher ein internationales Arrangement und das Einwirken seitens der interessierten Auslandsstaaten notwendig. Die aus—
ländischen Gläubiger müssen einsehen, daß ihre Beschwerden sich gegen Prag, Polen, Ungarn und Südslawien richten müßten und nicht gegen Wien, das alles zu tun bereit ist, um die ausländischen Gläubiger zu befriedigen, wenn nur die anderen neuentstandenen Nationalstaaten sich zu der gleichen Haltung bekennen.
Ungarn.
Das „Ungarische Telegraphenkorrespondenzbüro“ meldet über die militärische Lage:
Am 28. näherten sich die Rumänen dem unteren Lauf der vereinigten Koeroes und der Homnobagy. Oestlich von Karczag ent— lang des Hoitebagyer Kanals haben die Rumänen wiederholt ver- gebens angegeiffen. In der Abenddämmerung waren unsere Truppen ntolge des übermächtigen gegen die Flarfen gerichteten Angriffs zum Rückug gezwungen. Die Bstlich von Toekay im NRakamazer Brücken—
des Artikels 5
kopf stehenden Truppen haben sich infolge dez übermächtigen Irn g, des e . auf dat westliche Ufer der Theiß zurůückgerogen. Fe Tschechen haben oberhalh Gsap gegen die Latorcabrücke und im Hernadtal südlich von Hidas⸗Nemeti mit kleineren Kräften angegriffen.
Frankreich.
Die vorgestrige Vollsitzung der Friedenskonferenj beschäftigte sich mit dem Völterbundsprojekt. Amsterdamer Blättermeldungen zusolge hielt der Präsident Wil son eine Rede, in der er ausführte: .
Als Ihnen unlängst der Text des Völkerhundsentwuxrfez vorgelegt wurde, hatte ich die Ehre, Ihnen den Entwurf vorzulesen. Jetzt werde ich Sie nicht damit aufhalten, den Vertrag. nochmal vorzulesen, weil er jetzt verändert ist, sondern ich will mir nur die Freiheit nehmen, die darin angebrachten Aenderungen zu. be— sprechen. Der Bericht der Kommission ist an Sie weiter gegeben worden. Sie haben den Text des Vertrages selbst in Händen gehabt und werden zweifellos bemerkt haben, das die meisten Veränderungen, die vorgenommen wurden, auf die Ausdrucktweise Bezug hatten und das Wesen der Sache nicht berühten. Die meisten Aenderungen wurden vorgenommen, um die Urfunde deutlicher zu machen und aufzuklären, was unklar
war. Ich werde Ihre Aufmerksamkeit auf die neuen Bestimmungen lenken. Einige davon sind sehr wichtig, die anderen nicht so sehr.
Der 1. Paragraph des Artikels 1 ist neu. Mit Bezug auf die Auf nahme des Abkommens in den Friedensvertrag wurde eine besondere RBestimmung für die Unterzeichner des Vertrages aufgenommen, die Mitalieder des Bundes werden, und ebenso bezüglich der neutralen Staaten, die dem Abkommen beitreten werden. Der 3. Paragraph dei Artikels 1 ist neu und gibt allen Mitgliedern des Bundes das Recht, mit einer Kündigungsfrist von zwei Jahren auszutreten. d 2. Varagrayh dis Artikels 4 ist neu. Er befaßt sich mit der Mög— lichkeit der Ausbreitung des Rates, wenn andere Mächte dem Völker, hunde heitreten, deren augenblicklicher Beitritt nicht erwartet wird. Ferner ist der letzte Paragraph des Artilels 4 neu, der vorsieht, daß jedes Mitglied eine Stimme im Rat des Bundes erbält, wie, schon früher festgestellt war, und daß außerdem jedes Mitglied einen Vertreter haben wind. Ferner ist der J. Paragraph neu. Zum 2. Paragraphen des Artikels 6 ist hinzugefügt worden, daß die Ernennung des Generalsekretärt von der Mehrheit der Versammlung gutgeheißen werden muß. Der erste Paragraph des Artikels 7 nennt Genf als Sitz dez Völkerbundeß und wird durch den zweiten Paragraphen vervoll— ständigt, der den Rat ermächtigt, den Sitz des Bundes nach einem andsren Orte zu verlegen, falls es für notwendig gehalten werden sullte. Der dritte Paragraph des Artikels 7 ist neu und bestimmt die Gleichstellung der männlichen und weiblichen Angestellten. Der zweite Paragraph des Artikels 13 ist insofenn neu, als er verschiedene
Beispiele von Staöeitigkeiten gibt, die im allgemeinen dazu geeignet sind, einer schiedsgerichtlichen Entscheidung, unter— worfen zu werden, nämlich Fälle, die man als juristische
Fragen bezeichnen kann. Der 8. Paragraph des Artikels 15 ist neu. Er ist ein die innere Rechtsprechung betreffendes Amendement. Wenn der Rat nämlich findet, daß aus einem inter nationalen Zwist eine Frage entsteht, die Angelegenheiten betrifft, welche offenkundig in das Gebiet der inneren Rechtssprechung der einen oder anderen Partei gehören,
so muß darüber ohne irgend eine Hinzufügung Bericht erstattet werden.
Der letzte Paragraph des Artikel 16 ist neu. Der 2. Paragraph des Artikels 22 enthält die Bestimmungen bezüglich der Vollmachten und derjenigen, die bereit sind, sie anzunehmen. Es wird darin ausdrücklich der Grundsatz angeführt, daß ein Volk, das nicht bereit ist, ein Man dat auf sich ju nehmen, dazu nicht gezwungen werden kann. Artikel 23 sst eine Kombination von verschiedenen früheren Mtzkeln und enthäst folgende Bestimmungen: Eine Klausel über die Behan lung der Eingeborenen, eine Klausel über die Ver- hütung des Mädchenbandels und eine Klausel über die inter⸗ nationalen Maßregeln jur Verhütung und Beobachtung ansteckender Krankheiten. Tie S§ 5 und 6 erwähnen insbesondere das Rote Kreuz als eine der internationalen Organisationen, die ihre Arbeit mit der des Völkerbundes vereinigen werden. Artikel 26 gestattet das Amendement, das der Vertrag durch eine Mehrbeit der Sfgaten, die in der Versammlung vertreten sind, an Sielle von drei Viertel der Staaten angenommen werde, obwohl sonst feine Veränderung bezüglich der Abstimmung in dem Rate geschieht. Der 2. Paragtaph des Artikels 25 ist neu und wurde auf Ersuchen der brasilianischen Delegierten hinzugefügt, um gewisse auf die Verfassung Bent habende Schwierigteiten zu vermeiden. Ferner wurde ein Absatz hinzugefügt, der die Namen der Unterzeichner des Vertrag,t angibt, die Mitglieder des Bundes werden, und die Namen der Staaten, die eingeladen werden, dem Bunde beizutreten. Dies sind, wie ich glaube, alle Aenderungen, die jetzt vorgenommen wurden. Ich benutze die Gelegenheit, folgende Entschließungen einzubringen, um die Bestimmungen des Vertrages guszuführen. Sie werden bemerkt haben, daß der Vertrag bestimmt, daß der erste Generalsekretär von der Konferenz ge— wählt werden kann. Er bestimmt auch, daß die erste Wahl von vier der Staaten, die Mitglieder werden und neben den fünf Groß
mächten in den Nat aufgenommen werden, dieser Konferenz überlassen
werde. Ich schlage vor, daß der erste Generalsekretär des Bundes Sir James Erie Drum mond sein soll, 2) daß bis zu dem Zeitpunkt, wo die Versammlung die ersten vier Mitglieder des Bundes, die im Mat vertreten mit dem Artikel 4 des Vertrages gewählt hat, die Vertreter von Belgien, Brasil en, Griechenland und Spanien Mitglieder sein sollen, 3) daß die Mächte, die im Rate des Bundes vertreten sein sollen, ersucht werden, Vertreter in dem Rat der Neun zu ernennen, um die Pläng für die Organisation des Bundessitzes und das Programm der nächsten Versammlung auszuarbeiten. Diese Kommission muß sowohl dem Rat als auch der Versammlung des Völkerbundes Bericht eistatten. Es ist unnötig, Ihre Aufmerksamkelt auf andere Angelegenhaiten, die wir früher erörterten, hinzulenken. Das wichttgste an diesem Vertrag sind die Erwartungen, die man an seine Zukunft und an seine Regelung der Weltangelegenheiten knüpft, und des deutliche Zeugnis, daß er ein Uebereinkommen der freien Völker darstellt, die Gerechtigkeit in den internationalen Beziehungen und dem Zusammenleben der Völker zu verteidigen.
Wie „Reuter“ meldet, wurden von der Friedens konferen; der japanische Antrag, der die Aufhebung der Rassenunter⸗ scheibung fordert, und die französischen Anträge zugunsten eines Zwangaschiedegerichls militärischen Rats, ber in den Fragen, die die Abrüstung be⸗ treffen, dem Rat des Völkerbundes zur Seite siehen soll, für die Enischeidung durch den Bund selbst zurückgeslellt. Der Rest des Vertrags wurde jedoch in der vorgeschlagenen Form ange⸗ nommen In einer späteren Sitzung soll über einen Gegenantrog Borden Kanada beraten werden, der sich auf die Regelung der Arbeits bedingungen hezieht. Am Schluß der Sitzung der Konferenz trat der Minister Pichon dafür ein, daß auch das Fürstentum Monaco in die Liste der neutralen Staaten auf⸗ genommen werde, die zum Eintritt in den Völkerbund auf⸗ gefordert werden sollen.
— Nach einer Havag - Reutermeldurg ist Graf Brockdorff⸗ Rantzau mit den Mitgliedern der dentschen Delegation gestern auf dem Bahnhof Vaucresson bei Versailles eingetroffen.
Rußland.
Die „Times“ meldet aus Jekalerlnburg, daß die Bolschewisten versucht haben, ihre demoralisierten Truppen urch die Vorspiegelung, daß sich 80 009 Mann ukainischer Truppen zur Verstärkung unterwegs befinden, zum Weiter⸗
Auch der
sein müssen, in Uebereinstimmung
und zugunsten der Errichtung eines
kämpfen zu bewegen. Die Roten Truppen unternahmen einen
Gegenangriff, der sedoch unter schweren Verlusten für fie ab— geschlagen wurde. Das fibirische Heer dringt unaufhaltsam Zuf seinem schnellen Vormarsch beiderseits der Kama vꝗorwärts. General Dutoff hat die Bolschewisten auf der ganzen Front zurückgeworfen und rückt in der Richtung Orenburg vor.
Italien.
Nach eine Stefanimeldung begab sich auf Einladung des Bürge rmeisters die Bepölkerung der Stadt Rom norgestern auf das Kapitol, wo der Gemeinderat eine Sitzung ab⸗ hielt, Fürst Colonna verlas eine Tagesordnung., wonach das Volk von Rom Kenntnis nimmt von dem freien, legitimen und festen Willen Fiumes, sich mit ihm zu vereinigen, und sofortige Annexion der im Londoner Vertrage erwähnten Ge⸗ biete verlangt. Es erinnere auch die Regierung an ihre Pflicht, die übrigen noch nicht befreiten Städte Italiens, u. a. Spalato, Italien anzugliedern. Diese Tagesordnung wurde vom Ge“ mesnderat unter dem Beifall des Volkes einstimmig angenommen und nach dem Quirinalplatz gebracht, wo der Fürst Colonna die Tagesordnung dem König übergab.
Der „Laporatore“ meldet aus Fiume, daß der dortige italieniche Nationalrat die Stadt feierlich dem italienischen General Grazioli übergeben habe. Das englische Bataillon, welches aus Fiume abmarschieren sollte, verbleibt bis auf weiteres in der Stadt.
— Ja. der gestrigen Sitzung der Kam mer verteidigte der Ministerpräsident Orlando seine Haltung und die der italienischen Delegation auf der Pariser Friedens⸗ konferenz. Der Ministerpräsident gab eine Schilderung der Verhandlungen seit Mitte März und sagte laut Bericht des „Wolffschen Telegraphenbüros“ u. a.:
„Vie Vorarheiten waren beendet und ein Programm aufgestellt, in dem an erster Stelle die Verhandlungen fiber die deuischen Fragen standen, die italienischen Fragen sollten erst an zweiter Stelle be⸗ aten werden. Ich betonte die Notwendigkeit, daß beim Abschluß des Friedens mit Deutschland auch die italienischen Ansprüche geregelt werken müßten, da ber Friede doch ein gemeinfamer sein solle. Unfere Beziehungen zu den Verbündeten waren während diefer Zelt die denkbar besten. Italien hatte in loyalster Weise am Friedenswerk mitgearbeitet, und niemand von uns ist der Ansicht gewesen, daß die Meinungsverschiedenheiten, die sich zwischen ung und einigen unserer Alliierten ergaben, so tiefgehender Natur seien, daß sie zu den bekannten Ereignissen führen könnten. Im Gegenteil wurden die italienischen Ansprüche von sämtlichen assoztierten und alliserten Re— gierungen in durchaus freundschafslicher Weise erwogen, was mich nicht hinderte, mit aller Entschiedenheit immer wieder auf die Be— rechtigung der italienischen Forderungen hinzuweisen. In zwei längeren Unterredungen mit Wülson am 14. Aprii habe ich dann noch— mgls die sämtlichen Italien betreffenden Gebietsfragen auf das ein— gehendste erörtert. Das Ergebnis dieser Untertedung war, daß Wilson mir ein Memorandum überreichte, das die Ansicht der amerikani- schen Regierung in dieser Angelegenheit wiedergab. Danach sollte Fiume nur eine gewisse Freiheit zugeslanden werden. Istrien sollte sogar aufgelöst werden. Die wichtigsten Lebensfragen für Italien waren in einem Sinne gelöst, den wir nicht annehmen tennten. Es ergab sich schon damals für uns die Fiage, ob es zweckmäßig sei, weiter an den Verhandlungen teilzunehmen. Wilson äußerte in herilicher Weise sein Bedauern über diese Auffassung und erklärte, er habe alles getan, um die italie— nischen Wünsche der Erfüllung näher ju bringen, und er seinerselts habe seine Sachverständigen neuerdingt beauftragt, die ganze Frage nochmals eingehend zu prüfen, um festzustellen, welche Konzessionen den üialienischen Ansprüchen gegenüber gemacht werden könnten. Die folgenden Tage gingen dahin in einem Suchen nach einer vermitteh den Lösung. Die nalieniiche Delegation ß sich dahei duichaus nicht von ausschließlich eigen süchtigen Erwägungen
bestimmen. sondern bemühte sich redlich, den? Anforderungen der anderen Regierungen gerecht zu werden; jedoch wurde durch das Erscheinen der Wilsonschen Botschast in den Pariser Blättern die Sachlage vollkommen geändert. Die Lage für unsere Delegation wurde äußerst ernst, nicht wegen des Vorhandenseins elner Meinungẽverschiedenheit, auch wenn sie nech so tiefgehender Natur war, sondern weil durch diese
Botschaft in aller Oeffentlichkeit das Ansehen und die Autorität der italienischen Regierung herabgesetzt wurde. Allerdingꝛs hat Wilson in durchaus höflicher Weise erklärt, daß er diese Absicht nicht hatte. Wir jedoch konnten nicht mehr anders, als nach Italien zurück— zukehren und die Nationalversammlung zu fragen, was die stalienische Regierung und die italieniche Delegation nun tun sollten.“ Der Ministerpräsident gab sodann in kurzen Zügen eine Uebersicht über die Anschauungen der verschiedenen Regierungen zu der italieniichen Frage. Insbesondere betonte er, daß Frankreich und England durchaug bereit seien, die ehrenwörtlich eingegangenen Verpflichtungen des Londoner Vertrages zu erfüllen, daß sie sich aber der italienischen Anschauung bezüglich Fiumes nicht glaubten anschließen zu können, zumal Fiume im Londoner Vertrag nicht ausdrücklich erwähnt war. Sie wollten Fiume in eine freie und unabhängige Stadt umwandeln. Dez weiteren legte Orlando den italieuischen Standpunkt dar und betonte die Be—⸗ rechtigung der italienischen Forderungen. Er sagte: „Selbst wenn sie alle erfüllt werden, wird Italien noch immer nicht das erreicht haben, was andere Mächte durch den Krieg erlangt haben. Italten wird trotz des Hinzutretens neuer Gebiete im Verhältnis eine weit geringere Anzahl von Angehörigen nicht italienischer Nationalität in sich vereinigen als andere Staatsgebilde, die bereits vor und erst während des Kriegetäz entstanden sind. Der Vorwurf, daß Italien imperiglistische Bestrebungen verfolge, beleidigt uns. Das itallenische Volk ist von derartigen Bestrebungen weit entfernt.“ .
Schließlich murde die von dem Abgeordneten Luzzatti vorgeschlagenene Tagesordnung, die der Regierung das Vertrauen ausspricht, mit 582 gegen 40 Stimmen an—
genommen. Spanien.
Der Mini st er rat hat beschlossen, die Cortes in der nächsten Woche einzuberufen.
Niederlande.
Die Internationale Sozialistische Konferenz in Amsterdam, die ihre Arheiten vorgestern Nacht abschließen wollte, mußte, da sie ihr Arbeilepensum nicht erledigt hatte, gestern vormittag ihre Beratungen sortsetzen. Laut Bericht des „Wolffschen Telegraphenbüros“ wurden zuerst kolo⸗ niale Fragen behandelt. Wegen der Beschränktheit der zur Verfügung stehenden Zeit konnten keine im einzelnen aue gearbeiteten Beschlüsse gefaßt werden. Die Konserenz sprach sich aber gegen die Absicht aus, Deutschland seine Ko⸗ lonien wegzunehmen. Für Irl and wunde das sofortige Selhstbestimmungsiecht verlangt und gefordert, daß die Art der Regierung in freier Volksabstimmung festgesetzt werden solle. Von der Friedenskonfererz wurde verlangt, daß sie Ir⸗ land seine Unabhängigkeit zusichere. Dle Konferenz sprach fich auch gegen die Einverleibung Danzigs in Polen aus, da es (ine ganz dentsche Stadt ist und den Polen ohnehin fieie Fahrt auf der Weichsel zugestanden werde und
Danzig ohnehin zum Freihafen erklärt werden solle ,. ö lich des Saargebietes verwarf die Konferenz nicht nur dle politische Annexion, sondern auch die wirtschaftliche. Es sei
notwendig, daß Deutschland den Schaden, den es, ohne dazu gezwungen zu sein, in Nordfrankreich angerichtet habe, vergüte, und die Kohlenproduktton des Saargebietes sür diese Schaden⸗ vergütung bestimmt werde. Die Konferenz verlange aber, I daß die beschlagnahmten rodukte das Eigentum Deutschlandz bleiben, 2) daß der Betrag davon sest⸗ gestellt werbe, 3) daß die Bezahlung ohne Verletzung der politischen und bürgerlichen Rechte der Bevölkerung ge⸗ schieht, 4) daß nach Abtragung der Schadenvergütung keine neuen Forderungen gestellt werden dürfen, 5) daß die Schaden⸗ vergütung nicht, zur Erwerbung dauernder Vorre hte durch fremde Mächte in Deutschland benutzt werden darf, 6) daß die notwendige Kontrolle für die Berechnung der Bezahlung unter Aufsicht des Völkerbundes gestellt werde. Bezüglich der Judenfrage wurde eine Enischließung angenommen, in der für die Juden überall dieselben Rechte gefordert werden wie für die anderen Bürger, und in den Ge⸗ bieten, wo sie die Mehrheit der Bevölkerung bilden, Autonomie, ferner die Möglichkeit, einen eigenen unabhängigen Staat in Palästina zu bilden, und Aufnahme in den Völkerbund. Die Konferenz erklärte sodann, daß sie, wo sie für die Selbsländigkelt verschiedener Länder eintritt, sich des
Rechts zur Grenzbestimm ung enthält. Sie ist der Ansicht,
daß ditse Grenzbestimmung der in Betracht fommenden Be⸗ völkerung vorbehalten blelben müsse. In einer Entschließung wurde ferner verlangt, daß die Friedenskonserenz Finnland als unabhängigen Staat anerkenne. Die Frage der finnischen Häfen am Eismeer und Russisch-Kareliens solle noch geprüft werden. Die Aalandsinseln sollen über ihre Zu— gehörigkeit abstimmen. Die übrigen serritorialen Fragen wurden an ein Komitee verwiesen. Ferner wurde eine Regelung für die Verbesserung des Informationsaue tauschs zwischen den Organen der sozialistischen Presse getroffen.
Tie nächste Sitzung der Konferenz wird am 1. August in Luzern abgehalten werden. Der allgemeine Kongreß wird auf den 2. Februar festgesetzt. Es wurde beschlossen, noch einmal Schritte zu tun, daß die von der Berner Konferenz angewiesene russische Etudienkommission Pässe erhalte und daß sie ihre Untersuchungen auch auf Estland aus dehnen soll. Außerdem wurde im Prinzip beschlossen, eine Untersuchungskam mission nach Deutschland zu schicken. Schließlich wurde die Errichlung einer Kommission zum Studium desz politischen Systems (ine hesondere des Nätesystems) und der Sozialisierung beschlossen. Hierauf wurde die Konferenz geschlossen.
Gestern nachmittag wurke in Amserdem der Inter⸗ nationale Transportarbeiterkongreß eröffnet.
Luxemburg.
Die lupemburggische Frage ist, nach dem „Journal de Luxembourg“, in Parss in dem Sinne einer wirtschaft⸗ lichen Union mit Belgien geregelt worden. Belgien wird die Autonomie und Unabhängigkeit des Landes achten. Die französische Regierung wiederholt bestimmt ihre frühere Er— klärung, daß die luxemburgische Frage sie nicht interessiere. Zwischen Belgien und Frankreich bestehe ein vollkommenes Einvernehmen.
Amerika.
Der panamerikanische Sozialistenkongreß ist gestern in Buenos Aires eröffnet worden. Die Delegationen Perus, Bolivias und Chiles schlugen der „Agence Havas“ zu—⸗ folge vor, die Frage des Stillen Ozeang dem Schiedsgericht des Völkerbundes zu unterbreiten.
Parlamentarische Nachrichten.
Die nächste Vollsitzung der deutschen National⸗ versammlung findet nach einer Meldung von „W. T. B.“ am Dienttag, dem 6. Mai, von 3 Uhr Nachmittags an in Weimar statt. Auf der Tagetzordnung steht die Inter⸗ pellation über Beamtenfragen.
Der Aeltestenaugschuß der Nationalversamm⸗ lung hielt gestern in Weimar eine längere Sitzung ab, um über die Geschästslage im Zusammenhang mit den durch die Friedensverhandlungen bedingten Arbeiten zu beraten. Die Derti cter der Regierung äußerten den dringenden Wunsch, daß zunächst die Sitzungen des Friedene aueschusses in Berlin ab⸗ gehalten werden. Da die Regierungsvertreter nicht an beiden Plätzen Berlin und Weimar sein könnten, sei es wünschenswert, daß der Haushaltsausschuß und der Ver fassungtzausschuß ebenfalle in Berlin tagen. Es sollten gee gnete Räumlichkesten, etwa im Reichs amt des Innern oper im preußischen Landtagsgebäude, bereitgestellt werden. Ein bestimmter HBeschluß wurde nicht gefaßt. Mit Rück⸗ sicht darauf, daß es unbestimmt ist, an welchen Tagen Sitzungen des Friedengaugschusses nötig sind, beschloß der Haushalte aus⸗ schuß, am 30. April seine Beratungen abzubrechen und sie erst am 6. Mai, am Tage des Zusammentritts der Nationalver⸗ sammlung in Weimar, wieder aufzunehmen. Inzwischen sollen die Berichterstatter für die einzelnen Eiatg von den Fraktionen 5 und alles zur Haugshaltsberatung Nötige vorbereitet werden.
In der Nationalversammlung ist folgende kleine Anfrage des Abg. Davidsohn (Soz) eingegangen:
1) Ist, der Rächsregierung bekannt, daß nach der Beschlagnahme der aus länzischen Wertpapiere rie nicht beschlagnahmten ausländischen Wertpapiere fortgesetzt in größerem Umfange und zu steigenden Kursen an der Börse aufgekaust werden, und hat die Neichtregierung eine Kontrolle darüber, ob diese Vermögenzwerte ing Ausland abwandern? Was gedenkt die Regierung ju tun, um die damit veibundene etwaige weitere Verschlechterung unserer Valuta, die Steuerhinterziehung, Kapitalsflucht, Verminderung unserer Kredit⸗ fähigkeit und Verteuerung der Lebensmittel zu verhindern?
2 Ist der Reichsregierung bekannt, daß die Wertbemessung der beschlagnahmten Papiere sich erst zu den überaus hohen Preifen entwickelt hat, nachdem bekanntgeworden war, daß die Regierung einen über ahes Erwarten hohen Uebernahmepreis zu jahlen gewillt war? Was gedenkt die Regierung nach diesen gen e,, im Falle der, Notwendigkeit weiterer Beschlagnahme zu tun? Gedenkt die Reichsregierung im Falle etwaiger Beschlagnahmeverfügungen den Uebernahmepreitz wiederum so zu gestalten, daß die Preisperminderung der enfwerteten Valuta zugunsten der Wertpapierbestzer im Ueber- nahmekurse autgeglichen würde?
Handel und Gewerbe.
In der gestrigen Sitzung des Zentralausschu ses der 1 der Vorsitzende, Präsident des Reichs⸗ bankdtrektoriums Br. Havenstein, an der Hand der Ueber⸗ sicht über die Zeit vom 22. März bis 23 April über die Lage der Reichsbant. Sedann wurden zu Deputierten des Zentral⸗ ausschusses die Herren Bankier Dr. von Schwabach, Geschäste⸗ haher der Berliner Handels Gesellschaft Karl Fürstenberg, eschäftainhaber der Vie conio⸗Gesellschaft Dr. Salamonst hn und zu Stellvertr'tern die Herren Direktor der Deuischen Bank Mantiewitz, Bankier Franz von Mendelssohn wieder und der Direktor der Dresdner Bank Henry Nathan neu gewählt.
erer,
Weitere Nachrichten über Handel u. Gewebe“ s. i. d. Ersten Beilage)
Stati stik und Volkswirtschast.
Zur Arbeiterbewegung. Die Bergarbeiter im Ruhrgebiet sind, wie W. T. B. meldet, gestein sämtlich mit Ausnahme von zwei Zechen, wo noch 1300 Arbeiter feiern, angefahren.
Zur neuen Generalausstandsbewegung it Ober— schlesien meldet W. T. B.“, daß geslern früh unter der Arbeiterschaft der, D nnersmarckhütte“ in Hinden butg eine namentliche Ab st imm ung stattfand. Der weitaus gröntt Teil der Belegschaft erklärte fich für den Aus st and. Die gesamte Aibeiterschaft trat, wie der „Oberschlesische Wanderer“ meldet, fofort in den Ausstand. — Wie die Pressestelkle dez Staatskommissrriats für OSherschlesien meldet, ist die Arbeit im Kraftwerk Chorzow wieder aufge— nommen worden. Das Kraftwerk Zaborze ist in der Nacht ohne Blutvergießen militärifch befetzt worden Der Haupträdelsführer Brix, der die arbeitswillige Mehrhest terrorisiert hatte, wurde verhaftet. Die Arbeiterschaft nimmt die Arbeit wieder auf, so daß auch dieses Kraflwert bald im Gange sein
wird. Dadurch sei, wie die Pressestelle erklärt, der in Oberjchlefien geplante Generalausstand gegenstandslos geworden,
und in verhältnismäßig kurzer Zeit werde wohl die Arbeit voll auf— genommen werden, besonders, da bekannt geworden sei, daß von der Bezahlung der Streitschichten keine Rede ist. Augenblicklich verbreiten Kommunisten und unabhängige Sozialdemokraten ein Flugblatt mit der Aufforderung zum Generalausstand. Alle Maßnahmen dagegen sind bereitz geüroffen worden. — Zur Absetzung von Werksbeam ten schreibt dieselbe Pressestelle: Veröffentlichungen in der Presse und einige Vorgänge auf Werken der oberschlesischen Industrle haben die Stellung der Irganisierten Arbeiterschaft zu der Forderung auf Absetzung der Werkébeamten wieder akut gemacht. Die Forderungen, die ins⸗ besondere häufig in den letzten Monaten auf oberschlesischen Werken erhoben worden sind, werden in der Hauptsache getragen von Wünschen und Empfindungen derjenigen Arbeiter und An= siestellten, die sich erst seit kurzem der Arbeiterbewegung angeschlossen haben. Aeltere Gewerkschaftler wissen, daß man 'ich auf eine sehr schiefe Ebene begibt, wenn man die Maßregelung von Werte beamten fordert; denn damit ist der gemeinsame Rechtsboden verlassen, auf dem es Arbeitgebern und Arbeitnehmern möglsch ist, wirtchaftliche Kämpfe ohne versönliche Schärfe und ohne persönliche Schädigungen ju führen. Die Arbeiter können nicht sordern, bei Lohnbewegungen keine Maßregelungen eintreten zu lassen, wenn sie selbst auf Moßregelungen dringen. Das ist der Standpunkt jeden praktischen Gewerkschaftlerß, der auch in unferer unruhigen, nerpösen Zeit nicht verrückt werden darf. Das Staatskommfforiat teilt diese Auffassung durchaus. Eg ist der Ansicht, daß von behörd⸗ licher Seite nichts unternommen werden darf, um die Forderung auf Absetzung von Werkebeam ten zu unterstützen. Wo Werke beamte es nicht versteben, sich durch entgegenkommende Verhandlungen und Umganggformen mit Arbeitern und Angestellten gut zu stellen, ist 8 Sache der Werksleitungen, in diesem Sinne auf die Beamten einzuwirten; aber durch Mehrbeitsbeschlüsse, die im Zorn gefaßt werden, dlese Frage regeln zu wollen, ist dasselbe Pascha— tum, das in früheren Zeiten Arbeiter und Angestellte, die für die Interessen ihrer Berufsangehörigen eintraten, ihres Unterhalts be— raubte. Derartigen Willkürkandlungen wird das Stammkommissariat schärfstens entgegentreten, sie aber nicht unterstützen. — Auf der Heinitzgrube bei Beuthen war die Beamtenschaft in den Ab wehraus stand getreten, um gegen die verlangte Absetzung einiger Beamten Einspruch zu erheben. Das Maslchinenperfomal hatte gleichfalls mit einem Abwehrausstand gedroht, falls die Beleg= schaft weiter im Ausstande verharre. Diese Maßnahmen batten zur Folge, daß bei der gestrigen Mittageschicht bereits 5 0 v. H. dier Belegschaft wieder zur Arbeit erschienen waren. Heute tann der Ausstand als beendet angesehen werden.
In Izgna ist gestern, wie W. T. B. meldet, ein a llge—⸗ meiner Ausstand als Ginspruchkundgebung gegen die Anwesenbeit der Regierungstruppen ausgebrochen.
Nach einer von W. T. B.“ übermittelten Havas⸗Reutermeldung aus Brüssel sprach sich die Studienkommission für die a, ,, der Arbeitszeit in Bergwerken ür die Einführung des szstündigen Arbeits ragetz ab 1. Juni und des Ächtstandentages ab 1. Dezember dieses Jahres aus. Die Arbeitszeit der Bergleute über Tog darf vom 1. Jult dieses Jahres ab nenn Stunden nicht überschreiten.
Kunst und Wissenschaft.
Die deutsch⸗österreichische Regierung hat dem Schweizer Bundez= rat in dankbarer Anerkennung Fer von der Schweiz der Stadt Wien geleisteten Hilfe die Briefe Gottfrie? Kellers an Paul Hey se zum Geschenk übermittelt Die Briefe sind der Zentral— bibliothek ber Stadt Zürich zum Aufbewahren übergeben werden. Gottfried Keller hat seinerzeit als Eiben den Heochschulfends seines Heimatkantons Zürich eingesetzt, unter Zuweisung der Hälfte vom Barvermögen und der Einnahmen aus den Urheberrechten an die n,, Eidgenossenschast zu Händen der Eidgenössischen Winkesried⸗Stiftung. Seine Bibliothek und seine Ehrengeschenke vermachte er der Stadtbibliothet Zürich, die auch seinen literarischen und künstlerischen Nachlaß erhielt. Die Stadtbibliothek kam dadurch in die Lage, die schrifüüiche Hinterlassenschaft zu einem Gortfried Keller Archlv ju vereinigen. Mobiliarzuweisungen setzten sie überdies in den Stand, ein kleines Gottfried Keller⸗Zimmer einzurichten. Beide . von der Stadtbibliothek an die Jentralbibliothek als deren Rechtgnachfolgerin übergegangen. Diese gedenkt nun schon in diesem Sommer eine besondere Gottfried Keller⸗Ausstellung in ihren Räumen zu veranstalten.
Der Deutsche Museumsbund, in dem die Mehrzahl der deutschen Kunstmuseen durch ihre Verwalter vertreten sst, erläßt folgende Erklärung: An unsere Gegner! Um die Zerstörungen, die der Krieg den Kunstschätzen von Frankreich, Belgien und Italien an, hat, zu ersetzen, wird von den Gegnern der Mittelmächte
te Herautzgabe von Kunstwerken hohen Ranges aug den öffentlichen 6 von Deutschland und Oesterreich verlangt. Zum Teil ist dteseß Herlangen berettt unter Androhung von Gewalt befriedigt worden. Gine tallenische em nn hat aus den Galerien und der Hoöfbibliethek zu Mien eine Anzahl von Gemälben, Handschriften und kostharen Drucken entnemmen, um sie nach Italien zu schicken.
Wenn nicht allen Ansprüchen jener Kemmission genügt werden