1919 / 110 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 15 May 1919 18:00:01 GMT) scan diff

werden. Damit sind also die Bemühungen der deutschen Unter— kommission für Kriegsgefangene, den Abtransport unserer Ge— fangenen vorzubereilen, bis auf weiteres lahmgelegt.

Der Vorsitzende der englischen Kommission in Spaa teilte der deutschen Waffenstillstanoskommissioön am 13. Mai mit, daß alle Anfragen über den Verbleib von Kriegs— gefangenen und Vermißten durch das Rote Kreuz an die engli che Auskunftsstelle für Kriegsgefangene und Vermißte zu richten jeien. Die Uehermutlung solcher Gesuche duich die munen hätte eine doppelte Bearbeitung zur Folge.

Gestern fand in Weimar unter dem Voisitz des preußischen Ministers den öffentlichen Arbeiten Oeser und unter Beteillgung von Vertretern der Reiche regierung die eiste Sitzung des Fich⸗ ausschusses der deutschen Eisenbahnverwaltungen zur Fest⸗ stelluna der Bedingungen für die Uebertragung der Stantg—⸗ eisenbahnen auf das Reich statt. Wie „Wolffs Tele⸗ graphenbüro“ me dit, wurde über die westere Art des Var⸗ gehen volle Ueverestimmung erzielt Zur Beschleunigung der Arbeit werden Unterausschüsse gebildet. Die Tat gkeit der Ausschüsse wird mit allen Kräften so gefördert werden, daß die Duichfüh ung der in Nussicht genommenen Uevbeitragung 9 das Reich zum festgesetzten Zeitpunkt gewährleistet werden ann.

Nach einer im Reichsversicherungsamt gefertigten Zu— sammenstellung sind durch die Post und die Sonder anstalten gezohlt worden im Monat Dezember 19is als Zulagen zu Jävalidenrensen (monatlich 8 S) 7 693 336 S, zu Krankenre ten (monaslch 8 M6) 693 233 ο½, zu Wüwen— renten (monatlich 4 M6 279 896 S6, zu Witwe krankenrenten (monatlich 4 M6 10 420 6, zusammen 8 676 884 .

Seit einiger Zeit schweben zwischen den gewerkschaft— lichen Angestelltenverbänden, die zum Unterschiede von einer Minderzahl freigewerschaftlich organssierter Angeslellten die Unahhängigteit der Angestellten bewegung nicht nur dem Unternehmertum, sondern auch der Arbeiten schaft gegenüber fest— ha ten wollen, Ve handlungen mit dem Zele, jene von der neuen politischen und sozialen Entwicklung bedrohte Selbständiakeit durch engste Zusam menfassung der Kräfte zu behaupten. Wie de holte Beramungen eines Aueschusses aus Vertretern kauf— männischer, technischer und landwirtschaftlicher Verbände, als dess n Vorsitzender der Regierun osrat bei der Reichsoersicherungg—⸗ anstalt für Angestellte Dr. Thissen gewählt worden ist, ih ten, wie „Wolffz Telegrayhenbüro“ mitteilt, am 13. Mai n Berlin zu dem Ergebnis, daß die Schaffung einer ein— heitlichen Organisation der Angestellten anzustreben sei. Hierfür wurden folgende Richtlinien aufgestellt:

1) Me Organisation wird völlige religiöse und parteipolitisch

Neutralitãt beobachten.

2) Mitglieder können Angestellte beiderlei Geschlechts werden.

Die geschättsleitenden und aufsichtsührenden Organe des Verbandes

nd einheitlich zu gestalten; die Trennung nach dem Geschlecht ist m Unterbau der Oraanisation zugelassen.

3) Innerhalb des Verbandes bilden die Mitglieder nach ihrer 3 ebörigkeit zu verschiedenen Gewerbezweigen geweikschafiliche

achgruppen.

4). Zur Verbesserung der Gehalts. und Arbeitabedingungen wie ur Hebung der wirtschaftlichen, Jo ialen und rechtlichen Lage der ngestellten werden alle geweikschaftlichen Mittel einschließlich des

Streiks in Anspruch genommen.

5) Unbeschadet der Solwarität aller Arbeitnehmer auf zahlreichen Gebieten der sozialen Ben egung, ist die volle Würdigung der geistigen Arbeit der Angestellten im staatlichen und wirtschastlichen Keben zu 6 . r die Rücksicht auf die Kopfjahl allein nicht maßgebend ein darf.

6) Die gemeins ame Arbeit mit anderen außerhalb des Ver⸗ bandes stehenden Organisationen der Argestellten ist fortzusetzen mit dem Ziel, auch diese für den Anschluß iu gewinnen Ein Zu— sammenwirken mit Gewerkschaften der Ärbeiter aller Richtungen ist in der Voraussetzung gemein jamer Interessen eben falls anzuerkennen.

7) Alle Kosten des Verbandes und seiner Einrichtungen sind augschließlich durch Beiträge der Mitglieder autzubringen. Iraend— welche Zuwendungen von Unternehmern und Unternehmerverbänden sind grundsätzlich ausgeschlossen. .

Es wurde ein Gründungsausschuß gebildet, mit dessen Leitung wiederum Dr. Thissen beauftragt wurde. Der Aus—⸗ schuß hat Satzung und Programm des geplanten Einheits— verbandetz aufzustellen und alle sonstigen Vorbereitungen durch— zuführen. Für die Aufstellung des Programms, den Eatwurf der Satzung, die Fragen des Verbandesitz's und der Finanzen, die innere Organisatlon des Einheilsz verbandes, endlich für die Regelung des Verhältnisses der besonderen Wohlfahrts⸗ und Kasseneinrichtungen der in den neuen Verband übergehenden Organisationen zu diesem wurden Unterausschüsse eingesetzt. Der Gründungsausschuß soll den ihm beigetretenen Verbänden das Ergebnis seiner Arbeiten sobald wie möglich zur Beschluß—⸗ fassung über die Verschmelzung vorlegen.

Beigetreten sind bereits: Allgemeiner Angestelltenverband für die deutsche Steinindustrie, Gummersbach; Allgemeiner Deurscher Buch— handlungsgehilfen Verband, Leipzig; Chemo- Technische Vereinigung, Duishurg; Deutscher Faktoren. Bund, Berlin; Deutscher Gruben“ und Fabrikbeamten⸗-Verband, Bochum; Deuischer Privatbeamten— Verein, Magdeburg; Hauptverband der Güäterbeamten-Vereinigungen Deutichlands Berlin; Kaufmännischer Verein von 1808, Hamburg; Veiband Deutscher Handlungsgehilfen, Leipzig; Verband Deutscher Licht⸗ und Wasserfachbeamten, Berlin; Verein der Deutschen Kauf— leute, Berlin; Vereinigung der Angestellten des mitteldeutschen Berg— baues, Halle. Der Deutschnalion ale Handlungsgehilfen Verband, Hamburg, und der Deuische Rechtsanwalis⸗ und Notariatsbüro— beamten⸗Verband, Leipzig, haben sich ihre Entscheidung bis nach dem 25. Mai, dem Tage ihrer Aufsich sratg, hezw. Vorstandssttzung, vor⸗ behalten; desgleichen der Kaufmännische Verband für weibliche An= gestellte, Berlin, bis zu seiner Jauptversammlung im Juni.

Wie seinerzeit die Ausweisung der deutschen Missionare aus den Ko onialgebieten t efe Erregung in Deutschland hervor⸗ gerufen hat so geht jetzt eine Bewegung durch die eyangelischen und kaiholischen Kirchengemeinden, die fich auf die Wiederzulassung der deutschen Misstonen zu ihrer früheren Tätigkeit richtet. Aus allen Teilen detz Reiches gehen dem Auswärtigen Amt fortgesetzt Kundgebungen zu, die im Namen von Hunderten und Tausenden Gemeinde⸗ mitaliedern das Verlangen nach der Rückkehr aller deutschen Missionen in die Gebiete ihrer früheren Wirksamkeit aue⸗

sprechen.

. err.

Eine Abordnung aus dem Nordosten Ostpreußens, der unter anderen die Oberbürgermeister Altennurg⸗Memel, Pohl⸗Tilsit, Stadtbaurat Kutschke⸗Königsberg, die Abgeordneten Borowski, Siehr und Matzies untFandere Herren angehörten, hatte unter Führung des Oberpräsidenten von Batocki am 14. Mai eine Unterredung mit dem Reichspräsidenten Ebert. Die Abordnung legte dem „Wolffschen Te legraphen büro! zu⸗ folge dar, daß die in Frage kommende Bevölkerung bis zu 90 Prozent deutsch sei, daß auch die litauisch sprechende Be⸗ völkerung sich völlig deutsch fühle und daß das Land durch mehr als 600 jährige Zugehörigkeit, g meinsame Kultur und wirtschaftliche Interessen mit Deutschland verbunden sei. Tie Verwirklichung der Ententepläae würde auch für den veibleihenden Rest der Provinz Ostpreußen dle völlige wirt⸗ schaftliche Erdrosselung bedeuten. Die Bevölkerung sei bis zum Aeußersten entschlossen, an ihrem deutschen Vaterlande fenzuhalten. Der Präsident Ehert hiückte seine Freude über diese Gesinnung der ostpreußischen Bevölkerung aus und ertlärte daß die Regierung den Friedensbedingungen in der vorliegenden Fassung nicht zustimmen könne und werde. Es werde alles getan, um die Loslösungspläne bezüglich Memels nicht verwirklichen zu lassen. Hoffentlich gelinge es, in Ver⸗ sailles zu Verhandlungen zu kommen und auch für das deuische Volk das Selbübestimmunasrecht zu e kämpfen. Die Reiche⸗ regierung werde den Vollsgenossen im Osten Treue mit Treue vergelten.

Die Protestkundgebungen der oherschlesischen Bevölterung gegen eine Losreißung Oberschlesiens vom Deutschen Reiche ergießen sich nach einer Mitteilung des Staatskommissariats für Ovberschl'sien in Massen üner die dortigen Regierungsstellen. Aus allen Schichten der Bevölkerung, von den Zentralen der oberschlesiischen Industrie bis zu den kleinsten Törfern im Regierungsbezirk Oppeln, laufen fortgesetzt Drahtungen beim Staatskommissarint für Oberscheesien ein, die in bewegten eindrigglichen Woten sich gegen den Gewaltf ieden und die Loßreißung Oberichlesiend vom Deutichen Reich wenden. Erfreulich ist die geradezu geschlossene Pfiotestbewegung aus denjenigen ländlichen Kreisen des Regierungshezirks Orpenn, die von dem Polentum ganz besonders als stockpolnisch reklamiert werden. Ebenso erfreulich sind die Telegramme aus den polnisch sprechenden Arbeiterkreisen, die in bewegten Worten ihren Willen kundtun, auch fernerhin beim Deuischen Reiche, wo sie sich wohlfühlten, bleiben zu wollen.

Eine gewaltige Kundgebung für das Deutschtum und gegen die Loslösung Oberschlesiens fand gestern in Beuthen statt. Ein drei Stunden dauernder Demonstrationszuag bewegte sich durch die Hauptstraße der Stadt nach dem Mo'stkplatßz und dem Ring, wo mehrere Redner aegen den Gewaltfrieden Einspruch erhoben. Weit über 100 600 Menschen aus Stadt und Landkreis Beuthen, die dort ver— sammelt waren, nahmen eine Entschließung an, in der etz u. a. heißt; „Jedem Versuche, unsere Heimat von dem ange— stammten deutschen Vaterlande zu trennen, werden wir mit allen Mitteln. wenn es sein muß, mit Gewalt entaegentreten. Oberschlesien deutsch für immer!“ Nach dem Liede „Deutsch⸗ land, Deutschland über alles“ zerstreute sich die Menge. In den Kirchen fanden Gottegdienste statt.

Bayern.

Der Russe Leviné⸗Nissen ist, wie „Wolffs Tele⸗ grophenbüro“ meldet, gestern nacht durch 5 Offtziere des Frei⸗ korps Epp verhaftet worden.

Württemberg.

Das Ministerium des Innern macht darauf aufmerksam, daß sich nach einer Verordnung der provisorischen Regierung vom 18 Januar d. J. jeder Nichtwürttemberger, der sich in Wärttemberg aufhält, durch Paß oder Paßersatz aus⸗ weisen muß. Zuwiderhandelade müssen gewärtiag sein, aus Württemberg ausgewiesen oder an der Landesgrenze zurückgewiesen zu werden.

Ja acht Veisammlungen fand gestern in Stuttgart eine Massenkundgebung gegen den Gewalitfrieden siatt. Im Anschluß an die Ausführungen von Rednern aller Parteien, mit Ausnahme des U S. P. D., wurde eine Entschließung angenommen, in der das württembergische Volk laut Bericht des „Wolffschen Telegraphenhürog“ zusammen mit den deuischen Stammesgenossen in allen Teilen des Reichs gegen den Versuch, rein deutsche Laudenteile und Städte vom Reich lo⸗ zulösen, und gegen hie Versuche, uns wirtschaftlich derart zu.˖ grunde zu richten, daß Millionen Volksgenossen entweder den

Hungertod erleiden oder auzwandern müssen, flammenden Ein⸗

Es wird die hoffe ung aus⸗ etzter Stunde

Seffen.

Geslern mittag fanden auf den drei größten Plätzen Darmstadts Massenkundgebungen der Bürger, Stu— denten und der Arbeiterschaft statt Es wurden Ansprachen gehalten und Entschließungen gegen den Gewaltfrieben und für einen Rechtsfrieden nach den 14 Punkten Wilsons an— genommen. Auch in den Schulen wurden Ansprachen gehalten. Sämtliche Betriebe und Geschäfte waren von 1 bis 3 Uhr ge—

schlossen. . Samburg.

Massenkundgebungen gegen den Gewaltfrieden veranstalteten die Deutschdemokratische Partei, hie Deusche Voltepnrtei und die Christliche Volkspaitei gestern nachmittag auf der Moorwetde, wahren) die sozialistischen Parteien Groß Hamburgs in 11 Lokalen Versammsungen einberufen hatten. An allen Stellen wurden Entschließungen angenommen, die den von der Entente gemachten Friebensvorschlag als Todesurteil des deutschen Volkes bezeichneten. Es gebe infolgedessen nur die bündige Antwort „Urn annehmbar“. Für den Abend hatte die Deutschnationale Volkepartei Mitglseder nach dem Konventgarten einberufen um gegen den Mordftieden schãrfsten Einspruch zu erheben. Un den Aagestellten Gelegenheit zu geben, sich an den Protestkundgebungen zu beteiligen, hatten Behörden und viele Geschäfte um 2 Uhr Mittags geschlossen.

De ster reich.

Die deutsch-österreichische Nationalversammlun hat einen Gesetzentwurf, betreffend das Verbot der dag t arbeit der Frauen und Jugendlichen in gewerblichen Betrieben angenommen.

Nach einer Meldung des Korrespondenzbůros aus Prag betonte der Finanzminister R asin in der N ational⸗ versamm lung bel Vorlegung, des Staatgvoranschlagts daß der ordentliche Voranschlag einen Ueberschuß ban 182 Millionen, der außerordentliche Voranschlag sedoch einen Fehlbetrag von S324 Millionen Kronen auf weise Er bi merkte u. 9., daß rund 7 Milliarden Kronen für Abstemplung angemeldet und daoon rund zwei Milliarden zurückgehalten worden seien. Der Mlnister zählte daun die geplanten Steuer= erhöhungen auf und schloß, daß von einer großen Flnanz— reform gegenwärtig keine Rede sein könne.

Frankreich.

Nach dem von der „Agence Havas“ verbreiteten diplo⸗ matischen Situationsbericht erörterten die vier Staate⸗ häupter vorgestern vormittag veischiedene Fragen im Zasammen— hang mit der bevorstehenden Ankunft der öslerreichuchen Unter⸗ händler und der Ueberreichung der Friedengbedin gungen sür Oesterreich. Die Grenzen Oesterreichs und Ungarns sind nunmehr festgelegt. Gegenwärtig wird über die fingnziellen Bestimmungen für diese Länder verhandelt. Die zu— ständigen Kommissionen prüften vorgesten die Entwürse ber Antwort auf die beiden ersten Noten des Grafen Brockpoꝛff⸗ Rantzau, betr. die Kriegsgefangenen und die internationale Arbeitergesetzaebung. Der Viererrat wollte diese Entwürfe gestein zur Kennmmis nehmen und endgültig den Wortlaut fest⸗ stellen, der hierauf veröffentlicht weiden mind. Der Rat der fünf Min ster des Aeußern wollte zu diesem Zweck zusamm . n treten. In Konserenzkreisen erwartet man die Ueberreichung der Präliminarien an die österreichischen Delegie sten nicht vor der nächsten Woche

Der Oberste Wirtschaftsrat hielt unter dem Vorsiz Lord Robert Cecil vorgestern seine 16. Sitzung ab. Gr beschloß obiger Quelle zufolge, die wirtschafllichen Beschrän tungen gegen Ungarn bis zur Köärung der politischen Ver häftn sse bei—⸗ zubehalten. Ferner erörterte der Rat die wirtichafllichen Maß⸗ nahmen für den Fall, daß Deutschland den Votfrieden nicht unterzeichne. Die zuständige Abteilung hat nach den Angaben des Nats einen Entwarf ausgearbeitet, in dem die Wieder⸗ herstellung einer strengen Rlockade vorgesehen ist, über deren Inkrafttreten der Viererrat beschließen würdz. Her Viertrrat befaßte sich auch mit den Etnährungsverhältnissen in den ballischen Provinzen.

Der gestern in Paris eröffnete Bundes konareß der Eisenbahner hat eine Tagesordnung angenommen, in der alle in der Reoolution begriffenen Völker begrüßt werden, die sür die sojiale Weltbefreiamng kampfen. Die Tagesordnung mißbihiat jedes mi itärische und diplomatische Vorgehen gegen diese Völker und erklärt sich gegen die Haltung der Regierung.

Rußland.

Nach einem von „Wolffs Telegraphenbüro“ verbreiteten Telegramm aus Omsk an den Stockholmer Vertreter der früheren russischen Regierung wurden die Bolschewiki aus der Stadt Tschistopol an der Kama vertrieben. Auf der RFiucht litßen sie Kriegs material, mehrere Dampfschiffe und 50 Dampfkrane im Stich. Tschistopol ist ein großes Handelszentrum und ein Stapelplatz für die Getteideproduktlon der angrenzenden Gebiete.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Staatsschuldenkommission hat der preußischen Landesversamm lung den 70. Bericht über ihre Tätig⸗ keit und über die Ergebnisse der unter ihre Anfsicht gestellten Verwaltung des Staatsschuldenwesengz in dem verflossenen Jahre vorgelegt. . .

Danach hat sich die vreußische Staatsschuld in der Zeit vom 1. April 1917 bis 31. März 1918 von 11 872 805 768 S um 1L 091466 024 auf 10 781 338 7a4 ½ vermindert, da einem Zugang von „oo 8b3 690 ν½ (durch Autgabe von Schatzanweisungen auf Grund von Anleihegesetzen und durch Begründung von Staatg— schuldbuchsorderungen mittels Bareinzahlung) ein Abgang (durch Tilgung usw. von 1592319 624 ½ς gegenübersteht. An laufenden und rüchständigen Zinsen waren im Nechnungöjahre 191 b08 58z 703 S zu zahlen; davon sind 4851 569 049 s gezahlt worden und 27 015 654 M rückständig geblieben.

Von der im Stagtsschuldbuch am 31. März 1916 verzeichneten Buchschuld waren eingetragen:

für physische Personen. .. 1407 334159 4 „Handelsfirmen k 227 575 150 . eingetragene Genossenschaften 3 133 200 eingeschrtebene Hilfskassen . Hur sthche t ͤhen ag Vermögensmassen ohne juristische Persönlich⸗ leit, deren Verwaltung bon einer öffent⸗ lichen Behörde oter unter deren Aufsicht geführt wird w Vermögensmassen, deren Verwalter ihre Berfügungsbefugnis über die Masse durch eine gerichtliche oder notarielle Urkunde ö,, Summe.. 3 688 202 550 Die Zahl der Konten über Bevormundele oder in Pflegschaft Slehende betrug am 31. März 1918 2490. Die Gesamtsumme der für gußerhalb Deutschlands wohnende Gläubiger Schuldbuchsorderungen belief sich am 31. März 110 347 700 A.

382 857 650 ,

477853 430

1918 auf

Statistik und Bolkswirtschaft.

Die vereinigten preußischen und hessischen Staatseisfenbahnen im Rechnungsjahre 1917. Nach dem amtlichen Bericht über die Ergebnisse des Berrieheb

der vereinigten preußischen und hessischen Stgalsetsen bahnen, im Nechnungtjahre 1917“ der bet der Pleufsischen Verlageanstelt, G m. b. H., Berlin Sw. szs, und auch als Drückfache der präußi¶ schen Landegbersammlung (Nr. 136) erschie gen ist, haf das Bahnnetz der gerfinigten preußischen und h ssischen Staatseisenbahn verwallun 1m, Rechnungsjahr. vom 1. April 1917 bis 31. Mär; 1818 Du Eröffnung neuer Strecken (272 Em Paupt, und 165, Km Neben bahnen) enen Zuwachg von s7 , km grsahren. Die Gigen tums, ange der dem 5ffentlichen Verk⸗hr dienenden Bahn strecken betrug am zl. März 1918 40219, km. Davon waren

eingetragenen

dauhtbahnen Nebenbahnen zusammen m

Em km

prerßisches Eigentum.. 2 886,0 16 986,9 38 871,86 i eh . . 811,46 499, 1307,22 i eg ö 122 4112

zusammen . 22 I Les 17 482,0 40 219,8 ulsperiß,; . w , ks Thee 724329 35 S3 r fön nsparig (preußisch). = 286 i 239 ao a liel. = 63 3696 16 ssen, g ges n ö ois. 1 doc n; bresssesig.. 4 * * die diergleisig JJ 399, 73 . Ihgd i fun fzleisig 4 * * 8 8. 5 65 . hig.

Uißerem waren 1994 km vollspurige und 1,96 km schmalspünt luschlußhahnen o hne öf f entlichen Verke hr , e Gesamtlänge der in der vreußisch⸗hessischen ttriebggemeinschaft vereinigten Bahnen belief sch demnach, auf 40 4206, km, wovon 39 6a0.16 km preußisches sihsn km hessisches und 41, iem badisches Eigentum warchk hes,

Die Betriebs län ge. (d. h. Eigentums länge abzüali ewachteten, und zur üglich der gepachteten En e, . 9 fentlichen Verkehr bestimmten Bahnen betrug Ende Mãrz zs im ganzen 493182 km, von denen dem Per sonenverkehr Böisßs, km, dem Güterverkehr 390 ga 3 Em dienten?

j Anlagekapital berechnete sich Ende März 1918, ee solgt:

; Millionen auf 1 Em Bahnlä e *r Mart , H J 364 778 hnallpurbahnen.. 21, des 90 18 lich ußbahnen ohne öffentlichen . ; ,,, 1225 61 546 im, ganzen 14 2182 351 757 on preußisches Eigentum 13 Solch 363 254.

Der Fuhrpark bestand Ende März 1918 aus 27 536 Loko— alben, oz C35 Persenenwagen, 14 967 Gepäckwagen uünd 97 473 iter, Arbeits. und Bahndienstwagen. Der Ge samtwert (Be⸗ haffungg ko stzen) des Fuhrparks am Schlusse des Rech— ungtjahreg 1917 betrug 46706 Millionen Mark ober 32,30 o o des magelabitals (14 205 8 Milllonen Mark) der dem öffentlichen Ver⸗ 6e dienen en Bahnstrecken, Im Berichtsjahre kamen durch Ffen— kshafung oder Umbau 1683 Lokomotiven, 1989 Persenenwagen bz Gepäckwagen und 30 519 Güter, Ilibeijs. und Bahndienst⸗ sen in Zugang, während 191 Lokomotiven, 169 Per— nermcgen, 6. Gepäckwagen und 2770 Güter. usw. Wagen. cgemustert wurden oder zum Zweck des Umbaues in Abgang nen. Ven den Beschaffungskosten der neuen Fahrzeuge km, Millignen Mart wurßen 183 cu Milionen nus Anteihen 1 230 M6 Millionen Maik aus Betriebzeinnahmen bestritten.

Die Gesamt einnahme der preußisch⸗bessischen Eijenbahn— hieb gemeinschatt beirug im Rechnungsjahr 1917 34922 Mil⸗ bien Mark (d. s. 172666 NVeillionen oder 15,6 mehr als im Vorjahre), J. Km, dunchschnitzlicher etriebssänge 8Sö 667 (r 646 . er lösab/ o mehr). Es brachten ein: der Personen⸗ und Gepäck⸗ erte hr (086,333 Millionen Mark oder 31, u σ 9 der Gesamt⸗ nnahme (gegenüber dem Vorjahre 4 288.800 Millionen oder uon der Gütervertehr 2083 es, Millionen Mark oder gaobso der Gesamteinnabme (4 165, 60 Millionen oder 8, am o/), im mien die Ver kehrzeinmahm en 31760 as Millionen een ki gb n oo. der Gesamteinnahme (4. 446 60 Millionen oder ha o) die sonstigen Einnahmen (Ueberlassung von Bahn⸗ agen und Leistungen zugunsten Dritter, Ueberlassung von Fahr⸗ men, Citräge aus Veräuerungen und véerschiede e kandere Ein— ther) zan Meillionen Mark oder gas o der Gesamteinnahme F Bnch Millionen oder 8, on 6.

Die Gesamtagusgabe der preußisch, hessischen Eisenbahn— niehsgemein chaft betrug im Berichtsjabre 2.2 3. Millionon Mark „. (biens, Millionen oder z6 as oo mehr als im Vorsahre), auf km, duichschnitilicher Betriebelange 2 597 ½ P is 82 n 5 co Co), auf 160 6 der” Gesamteinnahme (Betriebs⸗ h S3. S, ( 1206 oder 166, oo. Davon! machten

persönlichen Ausgaben 1il7z ai Millionen Mark r 40s so (gegenüber dem Vorjahre . od, us Milstonen m 2l,uol o) aus, die fachlichen Ausgaben 175261 Millionen nrt, oder 5 an oo der Gefamtausgabe (.- Höß 6s Millionen oder and, U, a, wurden ausgegeben: an Befoldung en für die mnmäßigen höheren, mittleren und unteren Beamten 49a Millionen mn Cre 9 2. Milltsnen oder ir oe), an Woh nüngsgeld= schüssen 68,3 Millionen K 3 Millionen oder H, or o), an trgütungen für Hilfsarbeiter, Löhnen und tellenzulagen, Dienstkleidungszuschüssen für Unterbeamte und Fnterbeamte uw. 47I,1zs Millionen (4 146 s, Millionen oder Ereh), an Reise . und Umzugstosten S7ers Millionen en Millionen oder 36 oo), für Wohlfahrtszwecke Hes Millionen (4 11200 Millionen oder 9, o oũ, für Unter⸗ ltung und Ergänzung der Geräte“ sowie Be— af fu ng der Betriebsstoffe 439, 6 Millionen (4 161,1 sillionen ober 57, so Cο), für Unterhaltung, Erneuerung 1d Ergänzung der baulichen Ankag en zzz Millionen

lläes Millionen oder 3 70e, für Unkerhaftung', Gr terung und Ergänzung der Fahrzeuge und der aschine 11en Anlagen bir, Millionen (4 10220. Milli— ten oder 22,00 ;).

Als 3 etriehsüberschuß ergaben sich für das Berichtsjahr „a, Millionen Mark gegen S5h,nso Millionen für das Vorjahr;

it also um 288,28 Millionen oder 350 ο, zu rückgeg an gen. ˖

M Em durchschnittlicher Betriebs länge betrug der Ueberschuß IO c gegen 21 246 im Vorjahre. Von der Gesamteinnahme schte der Ueberschuß 16,2 gegen 28,4 ,o im Vorjahre aug.

im Jahregdurckschnitt (Jahresniit iel) berwendete Anlagekapltal,

c hei Berücksichtigung der Bahnen ohne öffentlichen Verkehr ö Herichtejahre auf 146059 3 Millionen Mark belaufen Fat, ist = diesem mit, og os (im Vorjahre mit 6e olo) verzinst worden. 3. das durchschnittlichs In lagetgpital der Bahnen ohne öffentlichen ätehr 1617. i244, Hiiionen Mart) außer Befracht gelaffen, ghjo das durchschnittliche Anlagetapital der dem fentlichen! Verkehr renden Bahnen (1917: 14 547 un. Millionen Mart) berücksichtigt, Gibt ver Ueberschuß eine Verzinsung von 4,0 om (gegen 6,20 / Vorjahre).

An Beamten, Gehilfen, Hilfskräften im

iter en Dien st und Arbeitern, deren Dienstbezüge aus den nden Betrlebzeinnahmen gezahlt worden sind. wurden im Jahres ichschnitt beschästigt: 218 85d (darunter 1609 weiblich) p Lan- ßig und 4645 (dar. 3 weibl.) außerplanmäßige, zu⸗ . 23 293 (dar. 1612 weibl Beamte (gegen das Vorjahr Fe, dar. 43 weibl, oder H, osa mehr), i5ß bechnische 5e⸗ f èẽ (268 weniger), 105 957 (dar. 390545 weibl.) Uisbegmte im üntzeren Slenst und Schranken⸗ er (gegen das Vorjahr im ganzen 498 mehr, an weiblichen asm oder j0ö,za o/o mehr) und 267 66 (bar. 56 So weibl.) eiter (gegen bag Vorjahr im gansen gs Sz oder 1360 Jo . an weiblichen allein 77141 oder 4db,aa oo mehr), und zwar an „dar. 25 637 weibl.) Betriebsarbeiter (im ganzen 351 oder zt wehr, an weiblichen so0ß oder 4652s o mehr) 68 990 (dar. no, weibl.) Bahnunterhaltungearbeiter (im ganzen 1240 oder E. In benizei, an weiblichen, 0 bh oder zog cs meir) und 110333 , M 8s weibl.) Werkstättengrbeiter (im ganzen 27 395 oder hin a, mebr an weiblichen allein böhh oder GY, oo mehr als un lern Außerdem waren im Berichtssahre borbanden 60 Re— dien baufühtzt sorie jß3 Zivilsupernumerare in der An biidung ohne feen kangund 1041 Gepäckträger, die wegen gewerblicher Einnahmen eine gitung aus der Siaattzka fe nicht erhlelien. Ferner wurden beim

Bau neuer Babnstrecken und bei den gußerordentlichen ErgänzungiQ und Erweiterungsbauten auf den im Bekriebe befindlichen Strecken im Berichts jahre 20531 (darunter 99 weiß liche) Arbeiter gegen 2425 (darunter 96 weibliche) im Vorjahre beschäͤftigt.

38 üur Rrbet erb ewegung Nach einer von „W. T. B.“ wiedergegebenen Meldung der Times“ zieht ein Lusstand der Schleppdampfer= hema nnüngen in Southampton ernste Folgen nach fich. Die Dampfer Olympie und „Aquitamnia - konnten nicht laden bezw. ihre Ladung löschen.

Wohlfahrtspflege.

Das vor einiger Zeit in Christiania gebildete nor— wegische Komitee Fur ünterbringung von unter? ernährten deutschen Kindern aller Stände während des Sommeis in norwegischen Familien hat dank großer Opfer— willigkeit aller Kreise in Norwegen, insbesondere auch tatkräftiger Unterstütz ung der, norwegischen Presse, bereits gegen 666 deutschen Kindern einen Platz in norwegischen Heimen geschaffen und außerdem rund 100 0900 Kronen freiwillige Beiträge zur Bestreitung der Reisekosten, der Verpflegung und Unterbringung weiterer deutscher Kinder in norwegischen Ferienkolonien einsammeln können.

Auch außerhalb Christianias haben sich jeßt in mehreren norwegischen Städten Zweigkomiteeß zum gleichen Zwecke

gebildet. U. a. hat sich hierbei namentlich die kleine Stadt Lalesund hervorgetan. Ver frühere Bürgermeister der Stadt Anton Rönneberg hat in einem flammenden Aufruf seine Mitbürger an die durch den damaligen Kaiser Wilhelm in Gang gesetzte groß⸗ artige deutsche Hilfsaktion beim Brand von Aalesund im Jahre 19f4 erinnert und sie aufgefordert, jetzt in der Stunde der höchsten Not dem deutschen Bruder“ wenigstens teilweife die Dankesschuld ab— zustatten und möglichst viele der Hunger leidenden deutschen Kinder bei sich aufzunehmen. (W. T. B. )

Kunst und Wissenschaft.

Otto Mueller, der stillste und zarteste Künstler unter den neuesten deutschen Malern, gibt bei Eafsirer einen Ueberblick über sein Schaffen seit dem Jahre 1912. Daß die Gemälde aus ech verschiedenen Jahren stammen, eisieht man aus dem Katalog. Vor den aneinandergereihten Werken sst eine deutliche Entwicklung, ein starker Abstand zwischen den frühesten und den spätesten Bildern kaum wahmnehmbar. Und man weiß auch nicht recht, ob es dem Künstler beschieden sein wird, noch große Kurven auf der Bahn der künstlerischen Weiterentwicklung' zu durchmessen. Mueller Verfügt über ein enabegrenztes Können; eine kleine zarte künstlerische Nuance nur ist ihm eigen. Aber mit diesem Wenigen versteht er sebr gut Haus zu halten, ohne all eintönig zu wirken. Einseitig ist er, was die Motive und die Art ihrer Anschauung anbelangt, allerdings sehr. Er malt nackte Menschen, die sich zwischen Bäumen oder im Wasser bewegen, und er hält die Schönheit ihrer fliehenden und lenden Bewegungen sehr fein sest. Der Grundcharakter feiner fanften und heiteren Nöyllen erinnert an die Werke Ludwig v. Hofmanns. Nur ist Otto Mueller noch gedämpfter als jener, der gelegentlich laute Akkorde anschlägt. Darln ist er ein Neuerer, daß er die Linien, Farben und Flächen auf die denkbar tnappfle und ausdrucksbollste Formel reduziert. Das Andeutende seines Striches geht mit dem Vorüberschweben der dargestellten Enscheinungen gut zusammen. Man findet auch Bilder, auf denen sich Menschen ruhig lagern, aber auch

da ist alles mehr nur geahnt und leise, angedeutet, als ausgeführt. Die Farben sind mit erlesenem Geschmack autgewählt;

nicht nur im reinen Flächenstil, auch im maifen Farbton erinnern die Bilder an alte Gobelins. Das lachende Blau einer Wasserfläche, das zwischen dem fahlen Grün der Bäume heraus leuchtet, wirkt dann wie ein schmetternder Klang. Die zarte, sensitive Kunst ist so recht geschaffen, stille Menschen im Bildnis wiederzugeben. Die Einzei⸗ porträts und auch die Gemälde mit Liebetvaaren wirken bei aller Vereinfachung in Haltung und Ausdiuck lebendig und reich. Laßt man den Blick über alle Werke hinstreifen, deren Gestalten in den Bewegungen zueinander so schön abgewogen sind, dann gewinnt man den Eindruck, daß überall nur daß eine anmuttge und zarte Thema angeschlagen wird. Aber dieses bescheidene und liebenswürdige Thema mit Variationen ist sauber und rein durchgeführt und 6. darum den Beschauer mit sanfter Gewalt in seinen Bann.

Literatur.

Berliner Architekturwelt. Zeitschrift für Architektur, Malerei, Plastik und Kunstgewerbe der Gegenwart. Verlag von Ernst Wasmuth A.-G. Berlin. Preis des Jahrgangs, 12 Hefte, 24 6. Vom XX. Jahrgang liegen die Deppelhefte 6/8 und 9/10 vor, Heft 6.8 behankelt vor allem Heil, Pflege- und Irren⸗ anstalten der Provinz Brandenburg, die Professor Goecke in Görden und Tieuenbrietzen erbaut hat. Görden ist eine An— stalt für 750 Geisteskranke mit den erforderlichen Verwaltungs- und Dienstgebäuden, Wohnungen für Beamte und einem beim Gutshof gelegenen Dorf mit 80 Wohnungen für Wärter. Die Grundrisse, die für die meisten Gebäude beigegeben sind, zeigen sparsame Raumeinteilung, die Dächer sind ausgebaut. Der rote weißgefußte Backstein mit weißen Sprossenfenstern bildet den Haupt— schmuck der Gebäude im Aeußeren. Für die Gesamterscheinung wäre ez vielleicht noch vorteilhafter gewesen, die einzelnen Häuser auf möglichst schlichte rechteckige Grundform zu bringen und an Vachaufbauten alles zu vermeiden, was sich nicht der großen Form des Walmdachegz unterordnet. Die Landhauskolonie Uhlenhorst bei Cöpenick vom Aichitekten Liefert, Heft 9 10, zeigt ebenfalls noch freistehende Einfamilienhäuser, Doppel! und Reihen häuser, die man in der Vielgestaltigkeit ihrer Anlage ab— lehnen muß. Es fehlt so ganz das Typische, das Klare, Gin⸗ fache, as man an jedem Bauern⸗ oder Bürgerhaus früherer Bauepochen findet; kompliziert in Anlage und Konstruktion, wirken die Bauten unruhig, die Anlage⸗ und Unterbaltungskosten sind teurer als bei einfachen Häusern. Da wirken die Wohnhäuser der alten Berliner Architekten der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die Gröbler in einem Aufsatz „Traditionelle Baukunst Berlins, vorführt, enlschieden überzeugender. Die herbe Kritik, die diese Kunst früher gefunden hat, kann man heute, nachdem man von ihr einigermaßen geschichtlichen Abstand genommen hat, nicht mehr teilen. Was wir heute an— streben, Zurückhaltung. Sachlichkeit, finden wir dort vertreten, ge⸗ paart mit ehrlicher architektonischer Durchbildung, guten Verhältnissen und fein geglieberten Finzelheiten und Schmuckformen. Vom . Lassen sind einige Landhäuser mit Innenaufnahmen wleder— gegeben.

Im gleichen Vorlage ist erschienen Wasmuth's Mongts. hefte für Baukunst. III. Jahrgang, Heft 1 12; Preis des Jahrgangs 28 M. Bestelmeyer, dessen Werke im J. Heft ver⸗ öffentlicht sind, ist einer der wenigen Aichttekten, die ihre Aufgaben aus den Bedingungen des Programms heraus mit natürlichem Emp— finden entwickeln, ohne ihnen unbedingt den Stempel des Perfönlichen, der leicht zur Künstelei führt, aufzuprägen. Eine selbsiverständliche Harmonie liegt in den Bögen seiner Brücke in Tölz, die glatte Front des staatlichen Bürogebäudes überrascht geradezu durch die Sparsamkeit der angewandten Mittel, ohne doch eiwa ärmlich zu wirten. Giößere Innenräume, wie die Halle der Universitäͤt, verflebt er löogisch auffubauen und den Raumeindtuck durch den Maßstah der Ginzelheiten zu erböhen. Dez gleiche gilt für seinée Entwürfe ju offenen Nüumen, wie den . des Nationalmuseums Nürnberg und der r german um die Friedeng⸗˖ kirche daselbst. Die mobernen Backstelnbauten am Niederrhein,

eft 213, von ö. und Stobbe tragen bodenständigen arakler trotz der siberraschend nenartsgen Formen, die an der Kirche

mit Pfarr- und Gemeindehaus in Düsseldorf⸗Oberkassel versucht sind; mehr Schluß, mebr Vereinheitlichung der Massen, besonderg wenn sir von weiten Gtandpunkten iu übersehen sind, würde auch hier noch zur Verbesserung der Wirkung beitragen. Eine künst erisch richt gute Leistung bei tadelloser Durcharbeltung auch der Einzelheiten stellt das Real gymnasium Crefeld dar vom Architekten Biebricher; die lang durch ˖ laufenden Hauptgesimse und Firstlinien sichern dem Gebäude eine monumentale Rahe, der durch die lebhaftere Ausbildung der Fenster achsen das allzustrenge genommen wird. Heinrich Puder gibt eine kle ne Reisebeschreibung nach Gotland, mit einer An abl Abbildungen der dortigen Kirchen und ihrer gothischen mit guten Skulpturen geschmücten Eingangstore. Die Landhäuser und Schlösser des Wiener Architekten Bauer lassen ihre Gniwicklung aus dem Wiener Barock und Empine erkennen. Eine recht erfreuliche Veröffentlichung bildet Heft 415 mit DVarstellungen der Gartenstadt Staaten vom Architekten Schmitt henner. Gute Haustvpen, geschlossene Straßenbilder treten auf; trotz der be⸗ scheidenen Größenverhältnisse ist den Häusern durch freundlich wirtende, weiße Anstriche der Fenster das Aermliche genommen. Die öffent⸗ lichen Gebäude liegen um einen in der Mitte der Siedlung gelegenen Platz gruppiert, der die auch an sich nicht langweiligen Straßen- züge angenehm unterbricht. Heft 67 faßt Grässels Münchener Friedhofsanlagen in einer ausführlichen Beschreibung und Würdigung von A. Linhof zusammen; aus Heft 810 sind die Innen— räume des Hauses Wiegand⸗Dahlem von Behrens, in denen zum Teil alte türtische Decken und Wände eingebaut wurden, recht be— merkenswert, ebenso die Darstellungen des Kurbauses Baden-Baden von Süiürzenacker. Den Inhalt der letzten Hefte bilden westere Dar— stellungen Wiener Landhäuser, die wohl Anklänge an die äaͤltere Wiener Architektur besitzen, denen aber das liebenswürdige und verbindliche dieser Bauten noch fehlt.

Weiter erschien im gleichen Verlage: ‚Der Städtebau“ Monatsschrift far die künstlerische Ausgestaltung der Slãt te nach ihren wirtschaftlichen, gesundheit lichen und sozialen Grundsätzen. Preis des Jahrgangs 24 446. Begründet von Th. Goerke, und C. Siite. 15. Jahrgang, Heft 1-4. Die Zeitschrift hat in ihr Programm das ländliche Siedlungswesen und den Kleinwohnungè— bau anfgenommen und dementsprechend werden diesem für die heutige Zeit wichligsten Gebiet des Bauschaffens die vorliegenden Heste hauptsächlich gewidmet. Die Beschreibung der Fuggerei in Augs⸗ burg von Weidenbacher läßt erkennen, wie fich diese erflte ystematisch angelegte Kleinwobnungefsiedlung in vierhundert⸗ jührigem Bestehen als brauchbar erwiesen hat. Eibe kemmt bei seinen Untersuchungen über Kleinwohnung und landwirt⸗ schaftliche Betätigung auf einen Typus eines Vierfamilienhauseg, da bei diesem die Garkenfläche in ihrer Form zur Bearbeitung am besten geeignet sei. Das Siedlungswesen an praktischen Bei⸗ spielen erläutert Günsebach, der die zum Wiederaufbau von Kasisch erforderlichen Arbeiten geleitet hat; hier interessieren vor allem die Ausführungen über . des Fluchtlinienplans, Ver⸗ ordnungen über Umlegung von Grundstücken und Aufftellung der Bauvorschriften. Andere praktische Beispiele fährt Wall-Büer aus dem westfälischen Koblengebiet, aus Hassel, Scholven und Beitlich por. Die für Kleinsiedlungen wichtigfte Frage der Wirtschafilichken behandelt eingehend Dr.Ing. Wolf.

Ausstellungsnachrichten.

Vio der ungeklärten außenpolitischen Lage sah sich, wie W. T. B.“ meldet, die Breslauer w ,,, genötigt, die Abhaltung der in der Zeit vom 16. bis 31. August ge—⸗ planten Austellung für Bau und Kleinsied lung. wesen bis zum Mai 1920 zu vertagen. Die Frag ob getrennt von der Bauausstellung eine allgemeine Breslauer Messe im Herbst 1919 stanfinden soll, dürfte Ende Mai entschieden werden, fofern dann die Verhaͤltnisse übersehbar sind.

Land⸗ und Forstwirtschaft.

Wie die „Mitteilungen der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft“ berichten, ist, um die Arbeitslust und Schaffenskraft zu heben und die Gütererzeugung zu mehren, die Gründung von Sied- lungs- und Arbeitsfreiwilligenkorys aus Erwerbs losen angeregt werden. Hauptmann Schmude⸗Magdeburg (General⸗ kommando 4. A- K.) wurde auf Veranlassung des Reichsministers für wirtschaftliche Demobilmachung und des Kriegeministeriums dem Generalkommando 197 zur Aufstellung des ersten Korps unterstellt. Die Arbeitsfteiwilligenkorps unterwerfen sich den vom Korps ge— troffenen Bestimmungen und schließen einen besonderen Vertrag mit dem Korps. Ihre ö . deren Aussicht die sicherste Grundlage für die Weckung der Arbheitslust bildet, erfolgt nach einem im Gin— vernehmen mit den staatlichen Siedlungsgesellschaften aufgestellten Plan.

Verkehrẽwesen.

Pakete an deutsche Gefangene in englischer Gewalt auf belgischem und franzssischem Boden werden fortan unmittelbar über Göln an ihre Bestimmung geleitet, wenn sie keine Bücher enthalten. Pakete mit Büchern sowie alle anderen Arten von Postsendungen für diese Gefangenen nehmen nach wie vor den zeitraubenden Umweg über Holland und England. Um sich die schnelle Beförderung der keine Bücher ent, hallenden Pakete an deutsche Gefangene in englischer Hand auf belgischem und französischem Boden zu sichern, haben die Absender auf den Paketen und den . zu vermerken: „Enthält keine Bücher und keine schriftlichen Mitteilungen“.

*

Theater und Musik.

Im Opernhause wird morgen, Freitag, Der , , mit den Damen Dur und den Herren Kirchner. Bohnen, Habich, van de Sande, Feng und Krasa besetzt, aufgeführt. Dag Aennchen ng Fräulein Ilse Dietrich als Gast auf Anstellung. Musikalischer Leiter ist Dr. Fritz Stiedry. Anfang 7 Uhr.

Im Schguspielhguse wird morgen (135. Dauerbezugg . vorstellung) Wilhelm Tell! ihn der bekannten Befetzung gegeben. Spielleiter ist Dr. Reinhard Bruck. Anfang 7 Uhr.

Das Große Schauspielhaus unter der Leitung von Max Reinhardt wird, wie nunmehr endgültig seststeht, am 1. September d. J. an Stelle des ehemaligen Zirkus Schumann eröffnet werden. Amphithegtralisch aufsteigend, faßt es über 3500 Sitze. Den Spiel plan des Gröffnungsjahres 1919 20 werden folgende sechs Werke be— herrschen; Die Oꝛestie. des Aeschylos, Faust? von Goethe, „Wil. helm Tell! von Schiller. ‚Der weiße Heiland von Gerhart Hauptmann (Uraufführung), „Jalius Cäsar? von Shakespeare und die „Losistrata, des Aristophanes. Als Träger der Haupfroslen find u. a. in Aussicht genommen die Herren Molsst, Wegener, Hartmann, Deutsch, Waßmann, Decarli, Jannings, Thimig, von Winterstein, Trauß, Dlegeimann, Gregori und die Bamen Hoöflich, Heims, Thimig, Körner, Berteng, Eysoldt, Fein und Terwin. Für diese sechs Werke wird ein Dauer bezug aufgelegt, der nur an den Tag, nicht aber an ie Person gebunden ist. Die Dauerbezugsprelse betragen für secht Abende: Fir n lng und Legen je 30 , Balkon 24 A, J. Ring 18 6. II. Ring 13 4, III. Ring 6 4. Hierzu iritt eine Vor; merkungegebühr von 10 vo. Sämtliche Plätze 6 numeriert. Die Kassenprelse sind etwa doppelt so hoch wie die Dauerbezu gtznreise.

159

22

3

*.