1919 / 135 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 19 Jun 1919 18:00:01 GMT) scan diff

Nichtamtliches.

Dentsches Reich.

In der gestern unter dem Vorsitz des Reichsministers der Finanzen Dr. Dernburg abgehaltenen Vollsitzung des Staatenausschusses wurde der Einbringung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die weitere vorläufige Regelung des Reichshaushalts und des Haushalts der Schutzgebiete für das Rechnungsjahr 1919, an die Verfassungebende Deutsche National⸗ versammlung zugestimmt.

Die Reichsregierung und die Preußische Staats— regierung hoben aus Anloß der in Erfurt am Sonntag . Montag vorgekommenen Ereignisse folgenden Aufruf erlassen:

In dieser Stunde ernstester Gefahren, in der sich die gesammelte Kraft des Volkes gegen das uns von außen drohende Unheil zu richten hat, müssen alle inneren Streitpuntte zurücktreten. Reichs⸗ und Staatsregierung, die gemäß der Verfassung ihre Aemter führen, sind fest entschlossen restlos ihre Pflicht zu erfüllen. Sie müssen aber auch von allen Volksgenossen fordern, durch Einigkeit und Be⸗ sonnenheit ihnen die vor uns liegende gesamtdeutsche Aufgabe zu erleichtern.

Sie dürfen nicht dulden, daß diese Zeit furchtbarster Not, die auf Jahrzehnte hinaus das Schicksal von Volk und Reich entscheidet, ausgenutzt werden soll, um Verwirrung und Unruhe zu erregen und die Hand an Betriebe zu legen, ohne deren ordnungsgemäße, un⸗ gestörte Fortführung unser Volk nicht leben und unsere Wirtschaft nicht wieder aufgerichtet werden kann.

Das ist in Erfurt geschehen, wo unter dem falschen, aber sehr durchsichtigen Vorgeben einer „Demokratisierung der Verwaltung“ Beamte und Arbeiter, und zwar sogar, ohne zupor mit den zuständigen Stellen zu verhandeln und ohne die angeblich Schuldigen anzuhören, obere Beamte der Eisenbahndirektion eigenmächtig ihres Amtes ent— hoben und deren Stellen durch andere Personen widerrechtlich be⸗ setzt haben.

Die Regierungen der deutschen und der preußischen Republik haben die heilige Pflicht, die Wohlsahrt des Ganzen durch Schutz von Recht und Ordnung zu fördern. So fest sie gewillt sind, gegen Be— amte, die etwa ihre Dienstpflicht vernachlässigen oder die Wohlfahrt des Volkes auf andere Weise schädigen, ohne Ansehen der Person ein— zuschreiten, so bereitwillig sie alle Beschmerden zu prüfen und jeder berechtigten Klage Abhilfe zu schaffen suchen, so wenig können und dürfen sie zugeben, daß unter offener Verletzung von Recht und Gesetz die geordnete Verwaltung des Landes zerschlagen und damit unabseh— bare Gefahren für die Allgemeinheit heraufbeschworen werden. Die Regierungen haben, auch unter Zustimmung der Volkevertretungen, den Beamten, die sich in den Dlenst des Volksganzen stellen, die wohlerworbenen Rechte gewährleistet und werden nicht dulden, daß solche Rechte mit Füßen getreten werden. Gegen Willkürakte, wie sie in Erfurt vorgekommen sind, entschlossen einzuschreiten, ist eine , der sich beide Regierungen nicht entziehen werden.

Demgemäß sind die erforderlichen Maßnahmen eingeleitet; sie werden unverzüglich zur Durchführung gebracht. Die Beamten und Arbeiter, die sich ihnen nicht zukommende Aemter angemaßt haben, sind aus diesen Stellen entfernt. Die geordnete Verwaltung ist wiederhergestellt.

Beide Regierungen sind überzeugt, daß die große Mehrheit der an den Erfurter Vorgängen Beteiligten die eigentliche, gegen die demokratische Staatsform sich richtenden Ziele der Hintermänner dieser Bewegung nicht erkannt haben, daß sie lediglich irregeleitet wurden und weit davon entfernt waren, ihrem Vaterland in dieser Zeit der größten Not in den Rücken zu fallen und die gemeinsame Sache unseres Volkes zu verraten. An sie richten beide Regierungen die gemeinsame eindringliche Mahnung, die Zeichen der Zeit richtig zu deuten und zurückzukehren auf den Weg treuer und ernster Pflicht⸗ erfüllung, die unser Volk von ihnen erwartet und beansprucht, die 6 die Eisenbahner in den verhängnisvollen Kriegssahren geübt aben, und die allein das Vaterland retten können. Ihnen ist der Schutz und die Anerkennung nicht nur der demokratischen Regierung, sondern des ganzen Voltes gewiß. Wer sich aber gegen die Straf— gesetze vergeht, wird die Folgen tragen müssen.

Beamte und Arbeiter!

Laßt Euch nicht durch die Redensarten weniger Drahtzieher irreführen, die ihre politischen Ziele zwar sorgsam verhüllen, aber doch offenkundig Euch zu ihren eigenen Zwecken mißbrauchen wollen. Macht diese Anschläge zuschanden, indem Ihr den Dienst aufrecht— erhaltet, Euere Reihen schließt, das Reich und Euer Land in der Stunde ihrer höchsten Gefährdung schützen helft. Was Ihr an berechtigten Beschwerden an zuständiger Stelle vorzubringen habt, . rei und offen, Gerechtigkeit soll allen werden. Treue um Treue!

Die deutsche Friedensdelegation ist gestern morgen mit mehrstündlger Verspätung in Weimar eingettoffen. Am Vormittag fand eine Kabinettssitzung statt.

Einer Weisung der Reichsregierung entsprechend sind, wie „Wolffs Telegraphenbüro“ meldet, die seinerzeit aus allen Kreisen des deutschen Wirtschaftslebens, aus den Vertretungen der deutschen Grenzgebiete und aus den Auslandsdeutschen aus—⸗ gewählten Sachverständigen, die während des ganzen Ver⸗ laufes der Friedensverhandlungen der Delegation zur Seite gestanden haben, nach Berlin berufen worden, um zu der Antwort unserer Gegner Stellung zu nehmen.

Bei einer unter Voisitz des Unterstaatssekretärs Toepffer im Auswärtigen Amt abgehaltenen Sitzung der Vertreier aller beteiligten Ressorts wurde beschlossen, daß die den Gegenstand der Beratung bildenden Territorial⸗, Finanz⸗, Rechts- und Wirtschaftsfragen zunächst in Unterkommissionen durchberaten werden, die bereits heute mittag und abend zusammentreten. Das Ergebnis dieser Beratungen wird als provisorisches Re⸗ sultat heute nacht durch Flugzeug nach Weimar mitgeteilt werden. Auf Grund dieser Ergebnisse wird im Laufe des morgigen Tages in einer Sitzung der Gesamtkommission ein abschließendes Votum erstattet werden, das ebenfalls nach Weimar übermittelt wird und einen wesentlichen Einfluß auf die Entscheidungen des Kabinetts ausüben dürfte.

In der Sitzung des polnischen Landtages vom 9. Mai wurde, wie „Wolffs Telegraphenbüro“ meldet, beschlossen, daß nach genügender Drucklegung der auf Gu iben kautenden Scheine der Polnischen Bank die in Polen im Verkehr befindlichen, auf polnische und deutsche Mark, auf osterreichisch⸗ ungarische Kronen und auf russische Rubel lautenden Geldzeichen nach einem durch ein besonderes Valuiagesetz zu regelnden Verhältnis in vier⸗ prozentige polnische Rente umgetauicht werden sollen. Die Besitzer von polnischen Staatsan eihen, die solche vor dem 1. Juli 1919 erworben haben, werden dabei bevorzugt. Nach dem letzten Entwurf des Gesetzes über den Umlauf des Paplergeldes sollen von den bei der Umrechnung auf die oben

erwähnten Geldzeichen entfallenden Beträge an neuer Valuta 70 Prozent einer fünfprozentigen Rente vorbehalten bleiben, deren erster Coupon am 1. Juli 1920 fällig wird. In der letzten Sitzung des polnischen Landtags wurde beschlossen, die Höhe des der Rente vorbehaltenen Valutateils auf 60 vH herab⸗ zusetzen und eine vierprozentige Rente in Aussicht zu nehmen. Die Guldenscheine sollen in der zweiten Jun hälfte in Umlauf kommen. Hierzu wird von berufener Seite bemerkt:

Die schwere finanzielle Benachteiligung durch diese Maßnahme für alle Deutschen in den von den Polen besetzten Ge— bieten liegt auf der Hand und sollte ein weiterer Grund gegen die beabsichtigte Annexion deutscher Gebiete an Polen sein.

——

Durch die Presse gehen widersprechende Nachrichten über die Gestaltung der künftigen Getreidebewirtschaftung. Zur Aufklärung wird dem „Wolffschen Telegraphenbüro“ von zuständiger Seite folgendes mitgeteilt:

Da der zuständige Ausschuß der Nationalversammlung mit der Sache noch nicht befaßt war, kann auch garnicht gejagt werden, in⸗ wieweit die derzeitige Zwangswirtschaft abgebaut werden wird. Die bisherigen Erörterungen sind bei Hafer und Hülsenfrüchten dahin gegangen, bestimmte Mengen im Wege der Landlieferung zu erfassen, den Rest aber vollständig freizugeben. Eine auch nur bedingte Auf— hehung der Zwangebewirtschaftung der Gerste ist zwar eingehend er— wogen worden, steht aber nicht mehr in Frage, da unter den be— stehenden Verhältnissen, namentlich bei der Unsicherheit der auslän— dischen Zufuhren, die ganze für Selbstversorgerbedarf, Nährmittel⸗ herstellung und Industriezwecke nicht erforderliche Geiste als Brot— streckungsmittel beansprucht werden muß.

Ausdrücklich muß darauf hingewiesen werden, daß sich alle Maß⸗ nahmen, die vielleicht eine Erleichterung der Zwangswirtschaft mit sich bringen werden, ausschließlich auf Erzeugnisse der kommenden Ernte beziehen. Alle zur Zeit vorhandenen Vorräte aus der Ernte 1918 sind nach wie vor der durch die Reichsgetreideordnung für die Ernte 1918 eingeführten Zwangsbewirtschaftung unterstellt, bleiben also beschlagnahmt und müssen, soweit sie nicht von Selbst⸗ versorgern auf Grund gesetzlicher Ermächtigung zurückbehalten werden dürfen, abgeliefert werden. Die Erfüllung dieser Ablieferungepflicht ist gerade jetzt ein besonders dringendes Gebot, damit auch für den Rest des Wirtschaftsjahres die Belieferung der Bedarfsbezirke mit e, ö. der gesamten Bevölkerung mit Nährmitteln keine Stockung erleidet.

Preuszen.

Der Oberstaaisanwalt am Kammergericht, Generalstaats⸗ anwalt Plaschte hat Berlin mit Urlaub verlassen.

Aus dem linksrheinischen Gebiet und den an⸗ schließenden Gegenden rechts vom Rhein wird in der letzten Zeit eine sich immer verstärkende Kapitalsabwanderung nach Frankreich gemeldet. Man zahlt 230 bis 250 „6 für 100 Franks, um französisches Geld in die Hände zu bekommen. Wie Wolffs Telegraphenbüro meldet, sind die linksrheinischen Behörden bei dem Versuche einzuschreiten, auf den Widerstand der Besatzungsbehörden gestoßen, die diese Vorgänge mit allen Mitteln unterstützen.

Dorten wird von den französischen Behörden gegen den deutschen Verhaftungsbefehl geschützt. Er ist ständig von meh⸗ reren französischen Offizieren und Soldaten umgeben.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Verfassunggsausschuß der deutschen National— versammlung beendete nach einer Meldung von „W. T. B.“ gestern die zweite Vorberatung des Verfassungseniwurfs und schloß damit seine Arbeiten ab.

Der Aeltestenausschuß der Nationalversammlung hat vorbehaltlich endgültiger Entscheidung in Aussicht genommen, die zweite Beratung des Verfassungsentwurfs in der Plenarsitzung am Montag, dem 23. Juni, stattfinden zu lassen.

Verkehrswesen.

Die Versorgung der Großstädte mit Lebensmitteln erfolgt heute infolge der Einschraͤnkung des Eisenbahngüter- und Frachtverkehrs zu einem großen Teil mit der Post in Postpaketen. In der Annahme, eine beschleunigte Beförderung zu erreichen, werden die Sendungen häufig mit der Aufschrift „durch Eilboten“ versehen. Die An⸗ nahme trifft jedoch nicht zu. Unterwegs werden die Ei botenpakete viel⸗ mehr zusammen und vermischt mit den anderen Paketen befördert. Erst am Bestimmungsort werden sie besonders ausgeschieden und durch Eilboten bestellt. Die unrichtige Auffassung des Begriffs der Eil⸗ botenbeförderung bringt es mit sich, daß die als Eilsendnng ge⸗ kennzeichneten Pakete sich in außerordentlichem Maße häufen. So sollen von den 50 000 in Berlin täglich eingehenden gewöhnlichen

Paketen nach Bestimmung der Absender reichlich 11 000 Stück durch

Eilboten bestellt werden, d. h. etwa 199 gefüllte Paketbestellwagen. Es liegt auf der Hand, daß ein solcher Massenverkehr zur Beeinträch— tigung der Einzelsendung führt, und daß vielfach Fälle eintreten, in denen die Eilpakete nicht früher in die Hände der Empfänger gelangen als gewöhnliche. In anderen Großstädten sind die Ver— hältnisse ähnlich. Das Publikum täte gut daran, das teure Eil— bestellgeld zu sparen.

Häufig werden ferner Pakete un frankiert oder mit Nach— nahme belastet abgesandt. weil das Publikum annimmt, sie erführen dann eine Vorzugsbehandlung. Auch dies ist eine falsche Voraus— setzung; namentlich die Nichtfrankierung verlangsamt die Behandlung der Patete sehr erheblich, da Verrechnung und Einziehung des Portos Zeit erfordern, die für das frankierte Paket wegfällt. Es kann des halb dem Publikum nur dringend geraten werden, von der Versendung seiner Pakete „durch Eilboten“, „mit Nachnahme“ oder „unfrankiert“ kee s g, dann Gebrauch zu machen, wenn dies nicht zu umgehen ein sollte.

Nr. 19 des Zentralblatts für das Deutsche Reich, herausgegeben im Reichsministerium des Innern am 6. Juni 1919, hat folgenden Inhalt: Allgemeine Verwaltungssachen: Entschädigung j Zeitverlust oder entgangenen Arbeitsverdienst für die Beisitzer det Rentenausschüsse, Schiedsgerichte und des Oberschiedsgerichts für

Angestelltenversicherung. Auswanderungswesen? Satzungen Les Beirats des Reichswanderungsamts. Post⸗ und Telegraphenwesen: Aenderung der Postordnung vom 28. Juli 1917. Postprotestauf—

träge mit in Elsaß⸗Lothringen zahlbaren Wechseln und Schecken. Zoll⸗ und Steueiwesen: Beiordnung eines Stationskontrolleuns für den Reichsbevollmächtigten für die Erbschaftssteuer zu Hamburg.

Theater und Musik.

Volksbühne (Theater am Bülowplatz).

Gmil Götts vor einem Vierteljahrhundert im Schauspiel— hause unter dem Titel „Verbotene Früchte“ aufgeführtes Lustspiel »Der Schwarzkünstler“ hat in der Volksbühne kürzlich eine fröhliche Auferstehung erlebt. Das lustige Abenteuer eines fahrenden Schülers, der in Abwesenheit des Hausherrn in einem gastlichen Hause weilend, bei der plötzlichen Rückkehr des eifersüchtigen Gatten der Hausfrau, die im Verdacht steht, einen heimlichen Liebhaber verborgen zu haben, aus der Not hilft und, sich für einen Schwarzkünstler ausgebend, ein leckeres Mahl aus einem Versteck hervorbolt, unterhielk die Zuschauer auf das Beste. Eine vortreffliche Aufführung unter Br. Legbands feinsinniger Spielleitung trug zum erneuten Erfolge des alten Stückes nicht unwesentlich bei. Mit köstlichem Humor gab Erhard Siedel den fahrenden Schüler. Die anderen Rollen waren bei den Damen Zimmermann und Liebisch, bei den Herren Eisenlohr, Sachs und Berber ebenfalls gut aufgehoben.

Im Opernhause wird morgen, Freitag, Götterdämme⸗ rung“, mit den Damen Wildhrunn, Hafgren‘ Waag, Leisner, Hegl als Gast, Escher, Goetze. von Scheele Müller und den Herren Kirchhoff, Armster und Stock besetzt, aufgeführt. Den Hagen singt Oerr Walther Eckard vom Stadttheater in Nürnberg als Gast auf Anstellung. Musikalischer Leiter ist Karl Besl. Anfang 54 Uhr.

Im Schauspielhause wird morgen „Heimat“ in der bekannten Besetzung unter der Spielleitung von Albert Patty ge— geben. Anfang 7 ihr

Ihm Herbst d. J. eröffnet das Deutsche Theater eine neue Bühne, das Große Schauspielhaus“. Im Zentrum Berlins an der Stelle, an der ehemals der Zirkus Schumann stand, wird? das Haus errichtet. Durch die Eröffnung dieses Theaters ge⸗ winnt eine neue Bühnenform Gestalt, mit deren Studium sich Max Reinhardt länger als ein Jahrzehnt beschäftigt. Die ersten Versuche waren die Aufführungen griechischer Dramen und mittelalterlicher Mysterienspiele, die in dem ziemlich un— geeigneten Zirkusgebäude stattfanden. Ebenso aber auch diejenigen Darstellungen Shakespearescher, Goethescher und Strindbergscher Werte im Deutschen Theater, bei denen eine Vorderbühne zur Ver⸗ wendung kam. Der Gedanke, der dem neuen Bühnentyv zu⸗ grunde liegt, ist es, eine engere Fühlung zwischen Spieler und Hörer zu erreichen. Dies wird durch die Anlage des Hauses er⸗ möglicht, die auf das Trennende des Vorhanges verzichtet, und durch die dem antiken Theater entnommene Orchestra die Szene in den Zuschauerraum hineinrückt. Damit soll, in die Art unserer Zeit übertragen, jener enge Zusammenschluß zwischen Dar⸗ stellern und Publikum wiedergewonnen werden, der in allen großen Epochen des Theaters bei dem griechischen Theater, der Mysterien⸗ Bühne, der Shakespeare-Bühne, bestanden hat. Die künstlerische Leitung des Baues liegt in den Händen von Professor Hans Poelzig. Die konstruktiven Pläne für die Bühnenanlage wurden nach Max Reinhardts Angaben von Gustav Koina aus— gearbeitet. An der konstruktiven Gesamtausführung des Hauses sind außer dem Stadtbaurat Seeling die Aichitekten Kraatz und Reissig sowie die Herren de la Sauce und Wallot beteiligt. Die bauliche Leitung liegt in den Händen des Architekten Paul Sydow, die technische in denen von Rudolf Dworsky. Das Gebäude wird mehr als 30090 Zuschauern Raum geben. Seine Größe ermöglichte auf der Basis eines Dauerbezugs eine durchgreifende Neuregelung der Eintrittspreise, die es auch den wenig Bemittelten gestatten, für ein geringes Entgelt den Aufführungen beizuwohnen. Im Rahmen des (sechs Vorstellungen umfassenden) Dauerbezuges wird ein großer Teil der Plätze zu Eintrittspreisen von einer und zwei Mark für den Abend abgegeben werden Der Spielplan des Großen Schauspielhauses wird, wie es schon die ganze Anlage des Hausen fordert, die großen klassischen Werke der Weltliteratur, aber auch Werke von Dichtern unserer Tage umfassen.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

Theater. Opernhaus. (Unter den Linden) Freitag: 157. Dauer⸗

bezugsporstellung. Dienst- und Freiplätze sind aufgehoben. Der

Ring des Nibelungen. Bühnenfestspiel von Richard Wagner. Dritter Tag: Götterdämmerung in drei Akten und einem Vorspiel von Richard Wagner. Masikalische Leitung: Dr. Karl Besl. Spielleitung: Hermann Bachmann. Anfang 54 Uhr.

Schanspielhaus. (Am Gendarmenmarkt) Freitag: 169. Dauer,

bezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. An Stelle der ursprünglich angekündigten Vorstellung „Die Höhe des Gefühls. Stella“: Heimat. Schauspiel in vier Akten von Hermann Sudermann. Spielleitung: Albert Patry. Anfang 7 Uhr.

Sonnabend: Opernhaus. 158. Dauerbezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Die Fledermaus. Komische Operette mit Tanz in drei Akten von Meilhacr und Halsvy. Be⸗ arbeitet von C. Haffner und Richard Gense. Musit von Johann Strauß. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 170. Dauerbezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgeboben. Die Räuber. Ein Schauspiel in fünf Aufzügen von Friedrich Schiller. Spielleitung: Dr. Reinhard Bruck. Anfang 7 Uhr.

Familiennachrichten.

Verlobt: Gräfin Yvonne Dönhoff mit Hrn. Rittmeister d.. Res. Alexander von Kuenheim (Friedrichstein. Frl. Ilse Behnke mit Hrn. Gutsbesitzer Rittmeister d. Res. Jürgen Kellinghusen (Kiel⸗Gaarden —Eschelmark). Frl. Ilse Helmbold mit Hrn. Regierungsrat Lothar von Strauß und Torney (Stade).

Verehelöicht; Hr. Jesko von Puttkamer mit Editha Gräfin von Hacke (Berlin).

Gestorben: Hr. Oberst z. D. Walter von Bremen (Berlin). Hr. Major z. D. Hans Dietrich von Holtzendorff (Karlsruhe 1. B). Hr. Oberleutnant Albert Poensgen (Schöneberg i. Schwrzw. ).

Verantwortlicher Schriftleiter: J. V. Weber in Berlin.

Verantwortlich für den Anzeigenteil:; Der Vorsteher der Geschäftsstelle, . r He n renne, Ren 6 ) . ehe

Verlag der Geschäftsstelle (J. V.: Reyher) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlaasanstalt. Berlin. Wilhelmstraße 32.

Zehn Beilagen leinschließlich Börsenbeilage) und Erste, Zweite, Dritte, Vierte und Fünfte Zentral⸗Handelsregister⸗Beilage.

zum Deutschen

M 135.

Zweite Beilage (

Reichsanzeiger und Preußischen Staatsanzeiger.

Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 1919.

Nachrichten über den Saatenstand im Deutschen Reiche Anfang Juni 19139.

Zusammengestellt im Statistischen Reichsamt.

———

* —— —— Anfang Juni war der Stand der Saaten: . Nr. 1 sehr gut, Nr. 2 gut, Nr. 3 mittel (durchschnittlich, Nr. 4 gering, Nr. 5 sehr gering Staaten wd // Som . Som Som. 4 Kö. 9. Bemerkungen ö ö . 54 fer Kar⸗ Zucker⸗ n nn Lu⸗ wässe⸗ Andere Landesteile mer · ö . Daler toffeln rüben misßznng jer ne rung Weizen ann en Roggen Grůsern) Wiesen , Köͤnigsb 2.7 259 2,8 30 77 , 32 2 5 31 30 3,5 Der Verlauf der Witterung im Monat Mai war fast im ganzen eg. ez. önigs berg 2 * */ / 72 3. g. D, 3. ö. . w * 9 J n = nen 36 35 2,8 245 29 30 29 5 9 34 23 2323 Reiche für die Entwicklung der Feldfrüchte ungünstig. Abgeseben von . 33 3. 29 3,0 2,9 ö,, 353 39 29 4 einigen wärmeren Tagen herrschte überall kaltes, rauhes Wetter vor. ( 2,9 26 3, 3,0 249 283 39 27 3 3 5,4 3.5 Scharfe Winde, häufige Nachtfröste und Trockenheit haben das ö Mar ienwerder . 28 „0 23 29 33,2 238 32 29 51 3,4 Wachstum um Wochen zurückgehalten und die Frühjahrsbestellung ö Pots dam (mit S ö . . . . verzögert, die außerdem unter Arbeitermangel und Unlust zu flelßiger Berli n). ; 29 29 3,B0 3909 25 27 39 32 29 25 29 33 Arbeit zu leiden hatte. Manche Gebiete blieben den ganzen Monat . rant furt. 256 23 29 279 277 27 3.9 369 33 33 359 333 hindurch ohne Regen. Nur in den östlichen Landesteilen Preußens J . 2,9 351 2. 27 309 3 23 2323 3 3.35 und anfangt des Monats auch in Württemberg fielen mehr oder = Köslin. JJ 29 3, 25 39 39 33 32 33 3,2 3.56 minder ergiebige Niederschläge. ö Stralsund . ö 2,8 2 285 25 29 3,2 Der Mangel an Dünger macht sich häufig recht bemerkbar. In ; Posen k 2.8 283 25 25 25 27 32 23 333 33 verschiedenen Gegenden treten Feldmäuse wieder stärker auf. Auch ; ron berg? . 2,9 , 359 29 30 33 Drahtwürmer und Erdflöhe richten viel Schaden an. Ebenso wird ; Breslau ö . 3, 28 25 258 2 28 3,3 . 3,9 372 ] vielfach über Verunkrautung der Felder berschtet. . Jiegnitz. ' w 3.9 . ; Upbeln; ö 3, k 3.2 k . Magdeburg 33 37 5, . . 2 24 . 33. 9 . . Winterung. ; 1 ; 3 . 3 35 ö 31 31 33 33 35 Die Winterhalmfrücht haben sich infolge der rauhen Witterung, ö s 6 . 33 306 33 38 33 21 35 32 36 31 35 52 zum Teil auch wegen Stickstoff mangels nicht recht entwickeln können. Schleswig. 39 r: . 56 33 36 3 31 35 25 23 35 3.5 Beizen und Spelz haben noch verhältnismäßig wenig gelitten; der 8 Hldeshei 53 359 32 JJ 28 ,, Roggen ist mehr mitgenommen worden und steht vielfach dünn und . X , 33 33 i. 55 32 35 35 28 3 51 35 31 338 spitz. Als Reichsnote ergab sich für Winterweizen 6 (gegen 2,6 . ö . 2 kJ . 32 . . Anfang Mai), für Winterspelz 2,7 (2,7), für Winterroggen 2,5 (2,5. ö DYsnabrück 25 . 2.8 31 3,B0 3, 2,8 ö 33 352 . 36 ö Aurich. k 259 J 26 ; 3 8 = Rünster 2,8 5,8 3,0 3 3,0 81 29 33 32 3,3 3, 37 om merung. Nüinden J 27 29 35 3. 50 29 359 23 2 357 Das Sommergetreide, dessen Aussaat stellenweise erst kurz vor ; Arngberg = 30 35 3,4 34 39 34 32 2 35 33 Abgabe ker Berichte beendet war, läßt vielfach noch keine sichere Be= . affe; 2385 3 3,0 3, 35, 352 3. 39 5 3. ö urteilung zu. Die Saaten gingen ungleichmäßig auf und entwickeln ; Hie gbaden 77 29 2, 3.0 0 3, 236 3 982 31 ö. 3* sich nur langsam. Die Frühsaaten . unter der Kälie und ; Roblenz 26 ö 29 3,4 3, 32 2, 8 3,0 3 3.0 30 4 Trockenheit weniger gelitten zu haben als die spät gesäten. Int . Husseldorf 77. 5 340 3 24 29 29 39 349 . 2,9 3,3 Reichsmittel wurden Sommerwelzen, Sommerroggen und hafer ö. . 3, , 2.5 3,1 35] je mit 2,9 bewertet:; die Note für Sommergerste stellte sich Trier ö 2, 8 k ö ,, ö. Aachen ( ö 25 2, 8 29 3 * 2,9 2 9 26 27 2,7 2,4 3,0 32 GEGignariazens , .. b,, , , , 6 SaCfruachte Preußen , 29 29 60 8 , n, , , Von den Kartoffeln waren die früheren Sorten Ende Mat zwar Mecklenburg⸗Schwerrn . 8. 3,9 3.4 31 375 3 3.1 8, 3.9 55 3,5 aufgelaufen, stockten aber wegen Trockenheit und Kälte in der Weiter Mecklenburg -⸗Strelitz 3, 3,B 3,2 34 25 31 30 362 3. 3,53 3,59 3,0 entwicklung. Die Spätkartoffeln waren größtenteils noch nicht vüů be ck K 27 23 3,2 279 39 3.1 32 . 3, 3.0 344 sichtbar, stellenweise auch noch nicht vollstaͤndig ausge⸗ Ham burg 3. 35 3, 3 34 335 33 35 39 3,4] pflanzt. Die abgegebenen Noten haben unter diesen Umständen Bremen. 35.0 3,60 35.0 30 30 30 3,0 3,0 50 4,0 kaum irgendwelchen Wert. Das trifft auch für die Zuckerrüben kJ / . zu, die ebenfalls erst zum Teil aufgelaufen waren. Stellenweise Provinz Sldenburg 77 5850 2.5 2.5 2.8 27 2,9 23 3,2 mußten sie, weil sie wegen Trockenheit lückenhaft oder gar nicht auf⸗ ,,, ö 3, 3 9 2, 9 3,2 3, 3,5 gegangen waren, umgepflügt und nochmals gesät werden. Die Birkenfeld 1 = G =. . J Reichsnote der Kartoffenn stellte sich auf 2,7, die der Zuckerrüben Oldenburg. 3 25 . ö 2.9. Sch aum burg 535 359 w w Kö, . . . ; 9. Li 39 0 33 . . 35 3 353 36 Futterpflanzen und Wiesen. Wal deck 35 379 35 37 33 3.9 39 3, . Klee, Luzerne und Wiesen bieten bis jetzt im allgemeinen wenig Braunschweig 590 k o 0 25 35 Ausficht auf einen befriedigenden Ertrag. Vom Klee, der Anhalt 2,7 w 2,9 2,9 3, . 39 ; 33 schon vorher vielfach nur pünn bestanden war, mußte noch ah ,. nn ,,, . Den . . 9 i Sach en ; . ͤ odengras. a die eiden ni genügend Futter liefern, mu Kreithauptmannschaft Dresden. 34 255 M 35 36 26 39] von den für die Heugewinnung bestlmmit gewesenen Klee und Linerne= ; 2,5 - . 2. 3 . 28 23 3 3.1 feldern vieles grün beigefüttert werden. Im Reichsmittel wurden 37 238 . 2 23 . ö . ; . 3 . . 69 Luzerne 4 3.2 6 ewässerungswiesen mit s 2, ö . 2, 2 2. . 3 8 (2,7, andere Wiesen mit 3,0 ö ( 21 d w ) s (d M) begutachtet Sachsen . 57 d J Sachsen⸗ Weimar. 26 29 33 39 33 3 6 31 K k Sachfen⸗ Meiningen 2.8 91 29 3,0 3. 3.3 ( ; 33 . 3,5 Sac fen Altenburg . 25 36 3 . . . 3 23 . ö ö 3 , S 1 G l * h . 2,9 . . / / 9. , 5,9 58, j , 8 . ö ö n 8 ö ausen 2, 29 2 49 27 3. j 3,2 28 5 Schwarzburg⸗Rudolstadt 2.8 3.0 30 3. 6 3,0 29 3,3 2,9 3,1 3,5 . Reuß älterer Linie . 3 2 3 2.7 3 3 . . . . ö. ö. Reuß jüngerer Linie . 0 ; ; n 2 2 ; 2. ; . ö 1 ng ; ; ͤ ; In der nebenstehenden Uebersicht bedeutet ein Strich n daß . Dessen , ö J . Die betreffende Frucht gar nicht oder nur wenig angebaut ist, ein ( Pꝛovinz g 3. / . 23 350 3,1 . 9h / . 3,6 Punkt (), daß Angaben fehlen oder nicht vollständig gemacht sind. ö. Stemrkenburg . ö ö ö ö . ö ; 3. ; ö. Rheinhessen. - 277 ; ; . ö Die Saatenstandongten sind hei jeder Fruchtart unter Berück- Hessen ö , 73 j . , , 3 I IS ] sichtigung der Anbaufläche und des Ertrags berechnet worden. Bayern Neg. - Bez. Oberbayern h 24 27 2 2 6 25 350 . ĩ . . . 71 34 . kJ, 35 727 338 4 Obenꝛpfalz 22 22 250 2,5 3 72 2,5 24 24 238 . ö ö Oberfranken 1 20 2,3 2 , 2.8 3, 6535 . ( Mittelfranken. 2,4 2,6 2,3 2, 2,6 2,3 2,5 2, 6 3,0 3,0 2,8 23 . ö Unterfranken 2.1 2,5 23 2,2 2.6 2,5 2,6 2,2 2,3 2,8 2, d 24 2,9 ; ö. Schwaben. 2,4 24 25 2.8 2,4 2,3 2,5 2,5 3,0 3, 2, o 2,9 ; . JJ . Bayern. k , 4 Württember J Neckarkreis ! - 2,9 2,9 2,8 3.0 3.2 3,0 3,0 3,3 3,7 4,0 3,9 39 35 Schwarz waldkreis 29 3,2 2,9 29 35 7,1 327 27 238 49 r 37 37 Jagstkreis . 2,9 3, 2.9 3, ö 3,3 3,3 3,5 , Donaukreis 3.0 3.3 2, 9 3,2 3,0 3,0 3,2 2,9 3,8 3,5 35 3,7 Württemberg. 7 33 2.9 31 J,, . Baden Landeskomm.⸗Bez. Konstanz. . 377 85 2,4 2,5 2,6 2,9 2,9 ö ö 3,3 3.5 29 3 ö 4 ;. 36 33 37 JJ / . 35 K ; dd . 35 6 33 53 ; Yann heim J . 34 35 37 35 Baden . 2,65 , . 1 k 3 Elsaß⸗Lothringen ͤ ͤ 5 . 1 ö Deutsches Neich Juni 1910 2) 29 27 20 27 20 i 2 28 18 Dagegen im Mas 1919 21 28 27 30 Juni 1918 256 JJ 84 2 2

Berlin, den 14. Juni 1919.

Statistisches Reichsamt. Delbrück.