gemessenen und verständigen Gebrauch ndnisvolle Unterstützung in den neu ge— rtretungen finden werden.
er Erlaß ist in den Regierungsamtsblättern zum Abdruck
sondern von ihm einen an machen und dabei auch verstä wählten Gemeindeve
Der Finanzminister.
Der Minister des Innern. Dr. Südekum.
A.: Mei ster. An die sämtlichen Herren Regierungspräsidenten. Berlin, den 19. Juni 1919. Der Finanzminister: J. A.: Hein ke.
Ministerium für Handel und Gewerbe.
Der Oberbergrat, Bergwerkadirektor Neff vom Stein⸗ lohlenbergwerk Dudweiler ist als technis Oberbergamt in Dortmund versetzt worde
Die Gewerbereferendare Holtmann aus und Raabe aus Linden (Hannover) sind n Gewerbeinspektionen Berlin 8. und Linden (Hannover) als Hilfsarbeiter überwiesen worden.
ches Mitglied an das
Frankfurt a. M. zu Giwerbeassessoren ernannt und de
Ministerium für Wi und Vol ksb
Bekanntmachung.
Mit dem Senat der Freien und Hansestadt Ham⸗ burg ist ein Uebereinkommen wegen gegenseitiger Anerkennung der Befähigungszeugnisse für Turn— und Schwimmlehrer lehrerinnen getroffen worden. streckt sich auf die Zeugnisse, Prüfungsordnung für Turn⸗
ssenschaft, ildung.
und Schwimm⸗ Das Uebereinkommen er— die in Hamburg auf Grund der und Schwimmlehrer und -⸗lehre⸗ rinnen vom 24 Okober 1918 und die in Preußen auf Grund der Prüfungsordnung für Turn⸗ vom 18. Januar 1916 und der Prüf und Schwimmlehrerinnen vom 22. Vorstehendes wird zur Heachtt Berlin den 19. März 1919. Der Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung.
und Turn⸗
und Schwimmlehrer ungsordnung für Turn⸗ Januar 1916 erworben sind. ing mitgeteilt.
An die Provinzialschulkollegien und Reglerungen. 9 k
Bekanntmachung.
Dem Böäckermeister Jehannes Auffenber frau in Bo del sch wing h, Haberlandstraße N Grund der Bundesraté verordnung vom Handel mit Brot weiteres untersagt.
g und dessen Ehe⸗ . 18, habe ich auf 23. September i9gi5 (RGBl. S. 603) den und Backwaren wegen Unzuverlässigkeit bis auf
Dortmund, den 16. Juni 1919.
Der Landrat. J. V.: Franke.
Bekanntmachung. Auf Grund der Bundesratsverordnung vom 23. Ehefrau Fritz Zim mermann, hhierselbst, 1, den Handel mit Lebens und täglichen
September 1915
II. Weberstraße mittel aller Art und Gegenständen dez Bedarfs sowie die V ermittlertätigkeit hierfür unte Essen, den 13. Juni 1919.
Die städt. Polizeiverwaltung. Dr. Helm.
Bekanntmachung. Ver Händlerin Ida Steinbusch in Bundetratsverordnung vom 23. September und der hierzu ergangenen Ausführungs⸗ tember 1915 der Handel mit Lebens« Unzuverlässigkeit
Netteberge bei Bork ist auf Grund der 1915 (RGBl. Seite 603 anweisung vom 27. Sep
mitteln untersagt
Lüdinghausen, den 14. Juni 1919.
Der Landrat. J. V.: Hiltrop, Kreissekretär.
Bekanntmachung.
atsverordnung zur Fernhaltung unzu⸗— andel vom 23. September 1915 habe ich jora in Schwetz, Technaustraße, jeglichen äglichen Bedarfs, und anderen Nahrungs⸗. Art, sowie jede mittelbare und andel wegen Unzuverlässigkeit annte zu tragen.
Auf Grund der Bundesr verlässiger Personen vom H den Baͤckermeister Ma OSändel mit Geger insbesondere von Backwaren und Futter mitte lu aller unmittelbare Beledigung an solchen versagt. — Die Kosten hat der Gen
Schwetz, den 1s. Juni 1919.
Der Landrat.
1ständen des t
Franken bach. Der Arbeiter- und Bauernrat. St ankiewie 3.
gelangende Nummer 25 g enthält unter
Lz zur Ergänzung des Gesetzes, be— gelung des Staaishaushalts für das pril 1919 (Gesetzsamml.
betreffend die Ausdehnung anntmachung vom 2. August 6853) auf weitere Unterrichtsfächer,
Die von heute ab zur Ausgabe der Preußischen Gesetzsammlun Nr. 11765 ein Gese treffend die vorläufige Re ungsjahr 1919, z fla), vom 4. Juni 1919, unt Nr. 11 766 eine Vero dnung, der Hestimmungen der Bundesratghek 1917 (Reiche⸗Gesetzbl. S vom 5. Mai 1919, unter Nr. 11767 einen 17. Oftober 1878 über 8. Mai / 25. Februar / 14. einen Na
Zusatz zu dem Staatsvertrage vom das Landgericht in Meiningen, vom
März 1918, und unter
chtrag zu den Aus führunge be⸗
taate ministeriums zu den Vorschriften über
om 24. September 1910
Mat 1919.
stimmungen des S die Reisekosten der (Gesetzsamml. S. 269), vom 23.
Berlin W. 9, den 18. Juni 1919. Gesetzsammlungsamt. Krüer.
Staats beamten v
Bekanntmachung. esetzes vom 10. April 1872 (Gesetzsamml. a Regierung vom 13. März 1919,
E-G-Schnell bahn⸗Aktiengesell⸗ schen Hech⸗ und Untergrundbahn in
Nich Vorschrift des G S. 367 sind bekannt gemach
betreffend die . schaft für den Bau elner elektỹ!
ß der Preußische
Anwendung des der A. E
der Stadt Perlin Nr. 18 S. 192, ausgegeben am 3. Mai 1518; b. der Erlaß der Preußischen
26. April 1919.
(Fortsetzung des Amtlichen in der Ersten Beilage.)
Aichtamlliches.
zu einer Sitzung zusammen.
schüsse
wesen, für Handel und Sitzungen.
Das Kabinett mit den Mitgliedern der stündiger Generaldebatte mit Entente beschäftigt. Wie
Friedens dele gation
„Wolffs
Stellungnahme sollte gestern
Ministern erfolgen.
präsident ein neues Kabinett gebildet hat.
Die von der Reichsregierung
Grenzgebiete und aus den Auslands deutschen
besprechung
Beschluß gefaßt:
Deutschland soll nach der Antwort der Entente ungezählte Milliarden zahlen. Das könnte es zur Not nur dann, wenn es sich wirtschaftlich rühren, also produzieren und exportieren könnte. Daran ist es aber durch die von der Entente aufrechterhaltenen Bestimmungen gehindert. Deutschland soll den Ententestaa en die uneingeschränkte Meist— begünstigung nicht nur hinsichtlich der Behandlung der Waren, sondern auch der Staattangehörigen gewähren. Diese Meist⸗ begünstigung wird ihm selbst aber von den Ententestaaten auf mindestens fünf Jahre versagt. Deutschland soll seinen Zolltarif in wichtigen Punkten auf die dem Friedensschluß folgende nächste Zeit hinten, sieht aber im Ausland völlig freien Zolltarifen gegenüber. Vertragliche Grundlagen für seine Rechte im inter⸗ nationalen Wirtschaftsverkehr fehlen Deutschland so gut wie ganz. echte hat nur die Entente gegenüber Deutschland. Bei dieser Sachlage ist die Aufnahme von Handelsbeziehungen zu den Entente— staafen und der Export dorthin ausgeschlossen. Denn irgend eine auf fester Grundlage aufgebaute Kalkulation ist kaum möglich. So muß Deutschland seinen bisherigen Markt den Fremden überlassen; denn 396 anderen Staaten werden die Deutschen aus dem Felde schlagen önnen.
Hierdurch wird die deutsche Produktion und Valula dauernd niedergehalten. Dieses wird verschlimmert durch die gleichfalls aufrechterhaltene Liguidation des deutschen Eigentums im Aus⸗ lande und die Auslieferung der deutschen Handele flotte, wodurch zwei Faktoren, die vor dem Kriege die deutsche Zahlungsbilanz trotz passiver Handelsbilanz aktiv machten, weggefallen sind. Deutschland würde also selbst bei territorialer Unversehrtheit nur schwer prozuktip arbeiten können. Durch die gleichfalls auch nach der Antwort der Entente weiter geforderten territorialen Abtretungen wird die deutsche Erzeugung an Kohlen, Erzen und landwirtschaftlichen Produkten über alle Maßen beschränkt. Außer den, früher schon in großen Mengen aus dem Ausland bezogenen Rohstoffen müßte Deutschland auch die auf diese Weise verloren ge— gangenen Eizeugnisse importieren. Da ihm aber der Außenhandel genommen ist, ist es außer Stande, diese Erzeugnisse zu bezahlen. Es ergibt sich also die wirtschaft liche Unmöglichkeit, die neuen Ententebedingungen zu erfüllen. Einen nicht erfüllbaren Vertrag zu unterschreiben, ver- bietet die Achtung vor der Vertragstreue und por
sich selb st.“
Die unterzeichneten, durch das Kabinett nach Weimar be⸗ rufenen finanziellen und wirtschaftlichen Sachver— stän digen, die auch an den Beratungen in Versailles teilnahmen, haben die Antwort der alliierten und assoziierten Re⸗ gierungen vom 16. Juni 1919 mit den beiden Anlagen einer eingehenden gemeinsamen Prüfung unterzogen. Sie sind dabei zu dem Ergebnis gekommen, daß auch die neuerdings abgegebenen Erklärungen an den ursprüng⸗ lichen Friedensbedingungen der Gegner nichts Wesentliches geändert haben. Die Sachverständigen sind einstimmig der Ueberzeugung, daß diese Bedingungen unerfüllbar sind und den völltten wirtschaftlichen Ruin Deutschlands herbeiführen müssen. Sie empfehlen daher dem Kabinett, die Friedengz⸗ bedingungen abzulehnen.
Wilhelm Beutenberg, Louis Hagen, Emil Georg v. Stauß, Max Warburg, Wühelm Cuno, Phllipp Heineken, Georg Luebsen, Franz Urbig, Otto Wledfeldt, F. H. Witthoeft.
—
Die Deutsche Kolonialgesellschaft hat folgendes Protesttele gramm an die Reichsregierung gesandt:
Die Deutsche Kolonialgesellichaft erhebt schärfsten Einspruch gegen die verleumderischen und unwahren Be⸗ hsauptungen, mit denen die gegnerischen Mächte die Annexion des deutschen Kolonialbesitzes bemän teln. Sie protestiert außerdem nachdrücklichst dagegen, daß die Gegner auch nach dem Friedensschluß deutsches Privateigentum in Uebersee zu liquidieren beabsichtigen und auf diese Weife den anerkannten alten Rechts⸗ grundsatz, daß Privateigentum unverletzlich ist, vernichten. Nach wie vor hält sie an der Forderung fest, daß Deutschland auf Grund
Ewald Hilger,
Berlin durch Königliche Verordnung vom 13. April 1914 verliehenen Enteignungsrechts auch für den Fall einer veränderten Linienführung dieser Bahn, durch das Amtsblatt der Regierung in Potsdam und
Staatsregierung vom 21. März 1919, betreffend die Genehmigung der von der Schleswig-⸗Holsteinischen Landschaft unterm 27. September i918 und 14. Januar 1919 be⸗ schlossenen Aenderungen der. Satzung der Landschaft, durch das Amts⸗ blatt der Regierung in Schleswig Nr. 25 S. 138, ausgegeben am
Der Staa tenausschuß trat heute nachmittag in Weimar Vorher hielten die vereinigten Ausschüsse für Zoll- und Steuerwesen und sür Rechnungswesen, der Ausschuß für Zoll- und Steuerwesen, die vereinigten Aus⸗ für Handel und Verkehr und für Zoll⸗ und Steuer⸗ wesen sowie die vereinigten Ausschüsse für Zoll⸗ und Steuer⸗ Verkehr und für Rechnungswesen
hat sich vorgestern in Gemeinsamkeit in viel⸗ den Gegenvorschlägen der t Telegraphenbũro“ meldet, hat sich das Urteil der Reichs regierung seit der Er⸗ gänzung der Mantelnote durch das inzwischen eingetroffene Memo⸗ randum nicht geändertz sie steht auch ihm gegenüber auf dem Stand⸗ punkte: „Uner füllbar und unerträglich!“ Die endgültige t nach Besprechung der einzelnen Reichsminister mit ihren Fraktionen und den einzelstaatlichen
Einer heute vorliegenden Meldung des oben genannten Telegraphenbiros zufolge ist das Kabinett zurückgetreten. Es wird die Geschäfte vorläufig weiterführen, bis der Relchs—⸗
; aus allen Kreisen des dentschen Mirischaftslebens, aug den Vertretungen der deutschen zusammen⸗ berufenen Sachverständigen haben vorgestern in ihrer Vor— über die wirtschaftlichen Folgen des Friedeng— vertrages und die Frage seiner Unterzeichnung laut Meldung des „Wolssschen Telegraphenbüros“ e instimmig folgenden
„Das durch den Krieg sinanziell und in seiner Bevölkerungszahl sowie durch die Hungerbkockade in der Arbeitsfähigkeit geschwächte
seiner dreißigjährigen, auch von gegnerischer Seite anerkannten Leistungen berechtigten Anspruch auf Kolonialbesitz hat und daß das Vorgehen unserer Gegner im schroffsten und den Weltfrieden ge— fährdenden Widerspruch zu Punkt 5 des Wilsonprogramms steht das die Grundlage des Waffenstillstandsvertrags gebildet hat.
—
Auf die bevorstehende Verschuldung Polens wüd, wie „Wolffs Telegraphenbüro“ mitteilt, von berufener Seite in folgenden Bemerkungen hingewiesen:
Es ist zwar richtig, daß der Friedensvertrag, wie die Entente ihn uns vorgelegt hat, die Polen nur mit einem Änteil an der vor dem Kriege vorhandenen Staatsschuld belastet. Trotzdem wird Polen in erheblichem Maße durch Kriegslasten getroffen werden- Nach zuverlässigen Mitteilungen hat die französische Regierung an die Polen das Ansinnen gestellt, 25 Milliarben Franken Anteil an den französischen Kriegslasten zu übernehmen, außerdem sollen die Polen dem Vernehmen nach auch einen wesentlichen Teil der russischen Schulden übernehmen, und zwar wird behauptet, daß es sich um 11 Milliarden Rubel handelt. Zu diesen Schulden kommen die, nicht unerheblichen Kosten, die die Polen aus ihrer gegenwärtigen Kriegstätigkeit an allen Fronten zu zahlen haben. Dazu kommen die notwendigen Anforderungen für die Hebung des kulturellen Tief— standes Kongreßpolens. Das Eisenbahnnetz und das Straßennetz stehben auf tiesster Stufe. Mit 686 Analphabeten auf 1006 Ein? wohner steht Polen so ziemlich an letzter Stelle in Europa. Auf 1000 Einwohner entfallen 36 Volks- und 4 Mittelschüler gegenüber 201 Volke⸗- und 656 Mittelschülern in der Provinz Posen. Bei der Armut Kongreßvolens ist aber nicht daran zu denken, daß der Staat die Mittel für diese wirtschaftlichen und kulturellen Zwecke aufbringen kann. Der Träger der Last wird im Gegenteil überall der gegenüber Kongreßpolen hoch entwickelte, aus dem bisherigen preußischen Gebiet stammende Teil sein. Während bisher die preußischen Provinzen Westpreußen und Posen in ausgesprochenem Grade Zuschußprovinzen waren und ganz überwiegend auf Kosten der übrigen Provinzen lebten, . sie künftig ungekehrt die Steuerquellen für Kongreßpolen ilden.
Die fortdauernde Steigerung der Gestehungskosten für Zündhölzer hat es laut Meldung des „Wolffschen Telegraphen⸗ büros“ notwendig gemacht, die seit dem Mär; 1919 beste henden Höchstpreise für inländische Zündhölzer herauf⸗ zu setze n. Im Kleinhandel beträgt der Preis für ein Paket für 10 Schachteln jetzt nicht mehr 55 I, sondern 65 3, für zwei Schachteln 13 3 statt 11 3.
Nach einer im Reichsversicherungsamt gefertigten Husammenstellung über Invaliden⸗-, Kranken-, Alters⸗, Witwen, und Witwer⸗, Witwenkranken⸗, Waisen⸗ und Zusatzrenten sowie Witwengeld und Waisen⸗ aussteuer sind von den 31 Versicherungsanstalten und den 19. vorhandenen Sonderanstalten biz einschließlich 31. März 1919 2823 353 Invalidenrenten, 417334 Krankenrenten, 776 327 Altersrenten, 85 427 Witwen- und Witwerrenten, 4922 Witwenkrankenrenten, 501 305 Waisen⸗ renten (Rente an Waisenstamm), 268 Zusatzrenten bewilligt worden. Davon sind in dem letzten Kalendervierteljahre 29 468 Invaliden renten, 15 308 Krankenrenten, 12 048 Alters⸗ renten, 5229 Witwen⸗ und Wilwerrenten, 318 Witwen krankenrenten, 27 209 Waisenrenten, 20 Zusatzrenten fest— gesetzt worden. Infolge Todes oder aus anderen Gründen sind bereits 1 843 813 Invalidenrenten, 332 556 Krankenrenten, 541 049 Altersrenten, 13 508 Witwen⸗ und Witwerrenten, 2153 Witwenkrankenrenten, 44 638 Waisenrenten, 70 Zusatz⸗ renten weggefallen, so daß am 1. April 1919 noch 979 540 Invalidenrenten, 84 778 Krankenrenten, 235 NS Altert⸗ renten, 71 919 Witwen- und Witwerrenten, T769 Witwen⸗
krankenrenten, 456 677, Waisenrenten, 198 Zusatzrenten liefen. Danach hat sich im setzten Vierteljahr der Bestand an
Altersrenten um 4316, an Krankenrenten um 5488, an Witwen⸗ und Witwerrenten um 3822, an Witwenkrankenrenten um 198, an Waisenrenten um 23 723, an Zusatzrenten um 17 er⸗ höht und der Bestand an Invalidententen um 6812 ver⸗ mindert.
Bis einschließlich 31. März 1919 ist Witwengeld
in 165942 Fällen (davon entfallen 89003 auf das letzte Vierteljahr) und Waisenausstener in 14831 Fällen (davon entfallen 1312 auf das letzte Vierteljahr) bewilligt worden. Auf Kriegste il nehmer entfallen bis Ende März 1919: 38 849 Invalidenrenten, 212 334 Krankenrenten, 4532 Witwen⸗ renten, 1693 Witwenkrankenrenten, 312 691 Waisenrenten, 15 Zusatzrenten, 96 790 Witwengelder und 3595 Waisen⸗ aussteuern, ins gesamt 670799 Fälle. Anmerkung; Ueber das erste Vierteljahr 1919 liegen Mitteilungen der, Lan despersicherungsanstall Eisgß-Löothringen und der Pensionskasse der Reichseisenbahnen nicht vor. Deshalk' sind die von ihnen für den 31. Dezember 1918 angegebenen Zahlen benutzt worden.
Hamburg. Als Folge der überhandnehmenden Lebensmittelplünderungen
im Freihasengebiet wird ab 256. Juni Abends der Be— lagerungszustand über das gesamte Freihafen— gebiet verhängt.
Ungarn.
Nach einer Meldung des „Ungarischen Korrespondenzbüros“, heißt es in der Note Clemenceaus an die un garische Regierung, in der gefordert wird, daß die auf tschecho⸗ slowakischem Gebiet kämpfende ungarische Armee sich sofert hinter die für Ungarn beftimmien Grenzen zurückziehen soll:
Wenn die alllierten Information ihrer Vertreter, bom 14. Juni Mittag gerechnet, inner— halb vier Tagen nicht darüher Mitteilung erhalten, daß diese Be⸗ stimmung tatsächlich durchgeführt worden ist, so wird es ihnen frei⸗ stehen, vorzudringen oder sonstige Maßnahmen zu ergreifen, welche zur Sicherung des gerechten Friedens geeignet erscheinen. Die rumä— nischen Truppen werden in dem Augenblick zurückgezogen, in welchem die ungarischen Truppen die Slowakei räumen. Die alliierten und assoziierten Mächte fordern nachdrücklich, daß während diefer Truppen⸗ bewegungen die Rumänen nicht beunruhigt werden und keinerlei rn t gemacht werde, ihnen über die rumänische Grenze hinaus zu olgen. .
Eine weitere Depesche Clemenceaus an die ungarische Re⸗ gierung äußert sich über die Grenzen Ungarns gegenüber der ö und Rumänien.
arnach würde von Preßburg bis zur Mündun des Eipelflusses der Hauptlauf der Donau die Grenze burn Der . geht von der Cipelmündung etwa 25 Ein in nördlicher Richtung entlang des Eipelflusses, durchschneidet den Eipelwinkel in nord⸗ gltliche Richtung und erreicht den Eipelfluß von neuem südlich Jpolysag. Von JIpolysag bis zu einem Punkte etwa 10 kin füdlich Losoncz geht die Grenze entlang des Eipmsflusses, verläßt dann diefen Fluß und
schneidet die Eisenbahnlinie Salgo Taijan —Lofoncz eiwa sieben Kilo⸗ meter nördlich Salgo⸗Tarjan. Von diesem Punkte zieht sich die
und assoziierten Mächte auf Grund der
Grenze in nordöstlicher Richtung, berührt den Verein lgungspunkt des Sajo und des Pimaflusses und gehtsodannin nordöstlicher Richtung weiter bis zur Gemeinde Torna. Biese Gemeinde gebört den Tschechen und liegt etwa dreißig Kilometer südwestlich von Kaschau. Von Torna beginnend nimmt die Grenze im allgemeinen eine östliche Richtung ein, schneidet den Hernadfluß und zieht in füdöstlicher Richtung gegen Satoraliag-Ujbely. Satoralja⸗Ujhely gehört den Ungarn. Von Satoralja⸗Uhelv an ist die Grenze derart festgelegt, daß die Satoralsa⸗Hlhely, Csap, Beregsjasz;, Nagy Szoelloes, Sjʒatmar· Nemeti, Nagh⸗Karoly, Großwardein, Nagy Szalonta, letztere Ortschaft etwa 35 Kilometer südwestlich Großwardein, verbindende Eisenbahnlinie bei den Tschechen beziehungäweise den Rumänen ver⸗ bleiben würde. Die Grenze zieht von der genannten Cisenbahnlinie abwechselnd in einer Entfernung von 2 = 15 Kilometern. Von Nagy⸗ Szalonta an läuft die Grenze in südwestlicher Richtung weiter bis zum Marosflusse bis zur südwestlichen Ecke des Komitaks Arad und ist weiter entlang des Marotflusses etwa bis zur Höhe der Stadt Mako festgestellt.
Großbritannien und Irland.
Englischen Blättern zufolge wurde in Oxford am Montag eine Protestversammlung gegen die Friedensbedbin⸗ gungen abgehalten, in der Austin Harrison und George Lanshury sprachen. Es wurde mit großer Mehrheit eine Ent⸗ schließung angenommen, in der die Revlsion der Bedingungen
verlangt wird. Frankreich.
Der Fünferrat hat vorgestern nachmittag die polnisch⸗ ukrainische Grenze in Ostaalizien festgesetzt. Die Grenz⸗ führung wird Polen und der Ukraine gleichzeitig mit der Auf— forderung, die Feindseligkeiten einzustellen, bekanntgegeben werden.
— Die Kammer begann vorgestern die allgemeine Er— örterung über den Zivilhaushaltsplan für 1919. .
Wie, Wolffs Telegraphenbüro“ berichtet, verlangten die Sozialisten, daß die Beratung verschoben werde, bis genau feststehe, was Deutsch⸗ land zu zahlen habe. Dir Finanzminister Klotz bekämpfte diesen Antrag und erklärte, er halte es für notwendig, daß der Zivilhaußt— halt möglichst schnell angenommen werde. Der Berichterstatter des Daushalisausschuss eg. Pe ret, schloß sich den Ausführungen Klotz an und hob hervor, daß der Zivilhaushalt 10 Milliarden 200 Millionen Ausgaben betragen werde. Der Haushaltsausschuß habe auf Grund neuer Steuervorlagen ein Projekt ausgearbeitet, welches gestatte, auch mit 10 Milliarden 260 Millionen Einnahmen zu rechnen, Durch geplante neue Sfeuervorlagen, deren Einzelheiten er bekannt⸗ geben werde, sohald der soziglistische Anzrag abgelehnt sei, werde es möglich sein, etwa fünf Milliarden für die Staatskasse zu erhalten. Der sozialistische Antrag wurde mit 391 gegen 41 Stimmen ab— gelehnt. Der Deputierte Dubois prüfte sodann die Finanzlage und gab der Ueberzeugung Ausdruck, daß die Regierung auch ohne Anleihe den Haushalt ausgleichen könne, jedoch müßten die Bundes⸗ genossen Frankreichs ihm zu Hilfe kommen. Die weitere Erörterung wurde auf Donnerstag vertagt.
— Wie die „Humanitsé“ meldet, erschienen vorgestern De⸗ legierte der Bergarbeitergewerkschaften der drei nord⸗ französischen Bezirke Nord, Anzin und Pas de Calais in Paris beim Geschäftsführenden Ausschuß der Confédération générale du travail und erklärten, daß ihre Gewerkschaften trotz ihres Beschlusses, die Vermittlung der Regierung zur Regelung der Lohnstreitigkeiten nachzusuchen, im Verbande der Bergleute Frankreichs zu verbleiben wünschen. Wichtiger als die Lohnfrage sei für sie die Frage der Einführung des Achtstundentages in den Bergwerken, und in diesem Punkte erklärten sie sich mit den übrigen Bergleuten Frankreichs voll— ständig solidarisch. Obwohl es vorgestern abend der Re— gierung gelungen ist, in der Lohnfrage die von den Berg⸗ leuten Nordfrankreichs angestrehte Schlichtung herbeizuführen, wird wahrscheinlich die Arbeit in den betreffenden Bergwerken erst gleichzeitig mit der der übrigen Bergleute in ganz Feank— reich wieder aufgenommen werden. .
Der Metallarbeiterstreik in Paris, der seit über vierzehn Tagen andauert, scheint nun auch auf das übrige Frankreich übergreifen zu wollen. Gestern abend sollten zwischen den Metallarbeiterverbänden Frankreichs und den streikenden Metallarbeitern in Paris Verhandlungen über die Erklärung des Generalstreiks für ganz Frankreich beginnen.
Nusland.
Laut Meldung des, Wolffschen Telegraphenbüros“ haben die unter dem Feuer der Kronstäbter Batterien und bolschewistischen Schiffsgeschültze liegenden Festungswerke von Kras naja Gorka in den letzten Tagen wiederholt ihren Eigentümer ge⸗ wechselt. Sie befinden sich gegenwärtig von neuem in den Händen weißer Truppen, die sich Tausende von Gefangenen und reiche Beute zuschreiben. In Olonetz erreichten die finn— ländischen Freikorps die Verbindung mit den Engländern.
Italien.
Das Kabinett ist nach einer Reutermeldung infolge Mißtrauensvotums der Kammer zurückgetreten.
— Der in Bologna stattfindende Kongreß der italieni⸗ schen Landarbeiter, auf dem über 400 006 Mitglieder ver— treten sind, hat die sofortige So zialisierung des Bodens be⸗ schlossen. Wie der „Avanti“ mitteilt, handelt es sich hierbei nicht um ein Votum an die Regierung, sondern um den Plan einer unmittelbar bevorstehenben Aktion. Das Blatt ver— spricht sich von dieser Bewegung den Anschluß des Ackerbau treibenden Südens an die Sozialistenpartei. In Venetien haben die Bauern auf sequestri'rten österreichischen Gütern bereits den Anfang mit der Sozialisierung gemacht. Sie wollen aber, wie überhaupt die italienische Landarbeiterschaft, keine Aufteilung des Bodens, weil dadurch die Produktion herabgesetzt wird, sondern den erprobten produktionssteigernden Genossenschafts betrieb.
Belgien.
Der Präsident Wilson hat in Brüssel in einer Rede in der Kammer, wie Hava Reuter melden, erklärt, um der Würdigung für das tapfere belgische Volk feierlichst Ausdruck zu geben, werde die Vertretung der Vere nigten Staaten in Belgien zur Botschaft erhoben werden. Amerika werde seine Pflicht bezüglich der Wünsche Belgiens erfüllen, welches bei der Versorgung mit Rohstoffen und Maschinen als erstes Land berücksichtigt werden würde. Am Nachmittag fand im Rathaus zu Ehren Wilsons ein feierlicher Empfang flalt.
Amerika.
Die ahresversammlung des am erika; nischen * h iterbundes in Washington hatder „Times“ zufolge einen neuen Beweis des ständigen Wachsens der Be⸗ wegung sür ein unabhängiges Irland gegeben. Nach einer heftigen Erörterung wurde 3. des Widerstandes von Gompertz und anderen Gemäßigten ein Antrag zugunsten der
6
Errichtung einer irischen Republik angenommen. Der ameri⸗ kanische Arbeiterbund ist die stärkste und konservativste ameri⸗ kanische Arbeiterorganisation. Daß sie diesen Beschluß gefaßt hat, ist der beste Beweis für die Richtigkeit des Urteiltz des Senators Knox, der die irische Frage ein „politisches Dynamit“ für die anglo⸗sächsische Rasse nennt.
Asien.
Die Lage in China hat sich nach Meldungen der Times“ vom 109 Juni verschlimmert. Neben der Boy⸗ kottbewegung ist jetzt auch eine Bewegung entstanden, die gegen die militaristische Regierung gerichtet ist. Der gesamt: Handel steht so gut wie still. Es droht ein Eisenbahn⸗ Post⸗ und Telegraphenstreik. Die Bewegung gegen die Regierung beschränkt sich nicht nur auf die Studenten, sondern auch einflußreiche Elemente aus der Verwaltung nehmen daran teil. Der Beschluß der Pariser Konferenz bezüglich Schantungs hat das ganze Land gegenzdie Japaner aufgehetzt und viel Erbitterung gegen die Älltierten erzeugt. Bisher haben nur unbedeutende Kundgebungen gegen die Ausländer
stattgefunden. Wie Reuter meldet, ist der chinesische Premier— minister zurückgetreten. Der Finanzminister führt die
Geschäfte als stellvertretender Premierminisser.
Parlamentarische Nachrichten.
Der Friedensausschuß der deutschen National— versamm lung ist nach einer Meldung von „W. T. B.“ aus Weimar für heute nachmittag 1 Uhr zusammenberufen worden.
Statistik und Volkswirtschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Eine in der Nacht zum Donnerstag abgehaltene Versammlung der Berliner Straßenbahnangestellt en nahm zu einer neuen Lohnbewegung Stellung. Infolge der beabsichtigten Ueberführung der Straßenbahn in“ dis öffentliche Verwaltung hatten die Straßenbahner eine Zufage gefordert, daß die an Fahrer, Schaffner und Kontrolleure gezahlten Gehälter auch über den 1. Juli hinaus in Kraft bleiben, daß Schaffne⸗ rinnen ein Tageslohn von 13 6 und Wagenwäschern, Strecken⸗ wärtern usw. ein solcher von 16 4 gezahlt werde. Ferner wurde ein nach dem Dienstalter bemessener Urlaub von ein bis drei Wochen gefordert jowie eine allgemeine Wirischaftsbeihilfe im Betrage von 00 ½é.. Die Versammlung nahm eine En tschließ ung an, die Erledigung der Verhandlungen bis zum 27. Juni fordert.
Die Bergleute des Waldenburger Industrie⸗ bezirks sind, wie W. T. B.“ meldet, gestern wegen Lohnsorde⸗ rungen in den Allgemeinausstand eingetreten.
In Weim ar befinden sich, wie W. T. B.“ berichtet, seit gestern nachmittag die Eisenbahbnarbeiter und ein Teil der Beamtenschaft im Ausstand als Einspruch gegen das Eingreifen der Regierung struppen in Erfurt (vgl. „Mannigfaltiges“ in der gestrigen und heutigen Nummer d. Die unterwegs befindlichen Züge wurden noch abgefertigt, so daß eine große Zahl der Teilnehmer der Nationalpersamm— lung und der Presse Weimar noch rechtzeitig erreichen konnten. Die Cisenbahnerbewegung hat auch auf Fena über? gegriffen. Eine stark besuchte Betriebsversammlung in der dortigen großen Eisenbahnreparaturwerkstätte hat am Dienstag den Betriebs⸗ leiter Regierungs, und Baurat Jung seines Amtes ent- hoben. Einen seiner Mitarbeiter traf das gleiche Schickfal. Wie weiter gemeldet wird, verkehrten die Züge auf der Saalebahn sowie auf der Weimar⸗-Geraer Bahn gestern nscht.
Wohlfahrtspflege.
Der diesjährige Landaufenthalt der Stadtkinder.
Auch in diesem Jahre wird bekanntlich vom Verein „Land— aufenthalt für Stadtkinder“ die Unterbringung unserer unterernährten Stadt- und Industriekinder unter Förderung seitens der in Betracht kommenden Behörden und im Zusammenwirken mit den anderen in der Exholungsfürsorge arbeitenden Verbänden und Vereinen im ganzen Reiche zur Durchführung gebracht. Flugblätter „Land frauen helft und Flugschriften, insbesondere der auf Anregung des Vereins im Reichsgefundheitsamt bearbeitete Mah n' ruf.“, der an der Hand des amtlichen Materials die furchtbaren Wirkungen der Hungerblockade in gedrängtester Kürze zur Varftellung bringt, sind in Hunderttausenden von Exemplaren hin ausgegangen. Leider ist der Erfolg der Werbetätigkeit trop mannigfacher Ver—
besserung der Organisation gegen das Vorjahr bisher nur außerordentlich gering. Der Hauptgrund des erheblichen Rückgangs an Pflegestellen ist zweifelloß in der unsagbar schwierigen politischen Lage zu suchen, in der wir Uns
z. It. befinden, die vielen die Freudigkeit an der Mitarbeit ge— nommen hat. Die allgemeine Müdigkeit, der mangelnde Unter— nehmungsgeist werfen auch ihre Schatten auf das Landaufenthalts⸗ unternehmen. Zweifellos sind auch die Lebensverhältnisse auf dem Lande wegen schärferer Erfassung nicht mehr so günstig wie früher, aber dieser Umstand sowohl wie die etwa hier und dort im Vorjahre gemachten weniger günstigen Erfahrungen würden keine ausreichende Erklärung für den Rückgang an Pflegestellen sein.
Die Werbetätigkeit liegt wieder, wie in den Vorjahren, in den Händen der örtlichen Vertrauenspersonen in Stadt und Land. Die Hinaussendung von Werbepersonen aus den Abgabekreisen in die zugeteilten Aufnahmekreise hat sich auch in diesem Jahre wieder sehr bewährt und manchen Abgabekreisen die zunächst äußerst geringe Stellenzahl erheblich erhöht. Während noch im Vorjahr etwa 300009 Kinder in Einzelpflegestellen untergebracht werden konnten, wird in diesem Jahre wohl leider nur mit einem Bruchteil dieser Stellenzahl gerechnet werden können. Immerhin kann sich im Laufe des Sommers, insbesondere nach Eintritt geordneter Verhältnisse, manches noch bessern. Es sollte in diesen schweren Zeiten niemand vergessen, daß wir in erster Linie ein körperlich gesundes Volk heranbilden müssen, damit es den Aufgaben der kommenden schweren Zeiten gewachsen ist. Keiner, der helfen kann,
die Not unserer Jugend zu lindern, sollte abseits
en. . bah der Hinausbringung der Kinder ist bereits begonnen
worden. Nach Ostpreußen fährt schon in den nächsten Tagen eine Anzahl J 3 Kinder aus Groß Berlin, dem Rhein⸗ land und Westfalen sowie Sachsen dorthin zur Erholung bringen. Auch in den Provinzen Westfalen, Po mm ern und Schles wig⸗ Holst ein scheint nach den bisherigen schätzungsweisen rgebnissen der Rückgang an Pflegestellen im Verhältnis nicht so stark zu sein, wie in manchen anderen Provinzen oder Freistaaten.
Der Mangel an Einzelpflegestellen zwingt in diesem Jahre noch mehr als im Vorjahre zur Gruppenu nt erbringung in Kolonien. Wenn es auch an geeigneten Räumlichkeiten oft fehlt, so wird doch zweifellos die Bestimmung in den für dieses Jahr geltenden Ernährungevorschriften, wonach auf . des aufnehmenden Kommunalverbandes vom Landeszuckeramt die Belieferung der Kolonien mit Selbstversorgerrationen gestattet werden darf, über
manche Schwierigkeiten hinweghelfen⸗
Eine sehr wertvolle Ergänzung der Inlandsarbeit wird im laufenden Jahre durch die Unterbringung von Kindern im Aus⸗ lande geschaffen, die gleichfalls, wie in den Vorjahren, im Rahmen der Reichgorganisation zur Durchführung gelangt. Sie wird an⸗ scheinend in noch stärkerem Maße möglich werden As im ersten Jahre 1917. Neben Holland, Bänemark und der Schweiz wirken in diesem Jahre auch Schweden, Nor⸗ wegen und neuerdings Finnland für die Aufnahme unter— ernährter deutscher Kinder. Die vernichtenden Berichte der neutralen Aerztekommissionen, die im Laufe der letzten Monate sich über die Wirkungen der Hungerblockade in Deutschland unterrichteten, haben den neutralen Ländern die Augen geöffnet und sie bewogen, mit allen Kräften für die Linderung der Not unter unserer heranwachsenden Jugend einzutreten. Nach allen genannten Ländern sind bereits Transporte abgegangen. Die Aufnahme in den nordischen Länkern erfolgt auf Freiplätzen, während die anderen Länder neben Freiplätzen auch Zahlplätze zur Verfügung stellen. (LS. T. B.)
Nach einer Meldung von W. T. B. aus H elsingfors trafen dort in der vergangenen Woche mit dem Dampfer Baltie“n 99 deutfche Ferienkinder ein, die die Sommermongte in finnländischen Familien zubringen sollen. Die meiften der Kinder sind auf dem Lande untergebracht worden. Eine zweite, kleinere Gruppe wurde um die Mitte des Monats erwartet. Ein schönes Zeichen finnländischer Gastfreiheit und Föeundschaft ist es, daß die Einladungen um ein Vielfaches die Zehl der Kinder übersteigen, die bei den herrschenden Transportverhältnissen dorthin gebracht werden können. .
Am 14. Juni traf, wie demselben Büro berichtet wird, in Christianta der erste große Transport deutscher Ferien kinder ein. Es waren im ganzen 5350 Kinder. Der Zug fuhr auf dem Hafengleis direkt nach dem Saale der Festungsfurnhalle, wo der Empfang stactfand. Die Kinder wurden zunächst ärztlich unter— sucht. Darauf wurde ein Teil von ihnen von den norwegischen Familien abgeholt, bei denen sie Unterkunft finden sollen, die übrigen wurden für die Nacht in der Festungsturnhalle untergebracht.
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Das Präsidium der Nationalstift ung, deren Aufgabe die Fürsorge für die Kriegerwitwen und - waisen bildet, hielt am 4. Juni 1919 unter dem Vorsitz des Ministers des Innern Heine eine Sitzung ab, in der beschlossen wurde, de Satzung den veränderten politischen Verhältnissen entsprechend umzugestalten. Auch wurde eine Kommission eingesetzt, welche die Vorbereitung der Satzungkänderung sofort in Angriff nehmen wird; dabei wird auch den Wünschen nach Zuwahl von Ver— tretungen der Hinterbliebenenorganisationen in die Nationalstiftung
Rechnung getragen werden.
Kunst und Wissenschaft.
In der Junisitzung der Gesellschaft für Erdkunde hielt Professor Dr. Bergsträter einen Vortrag über Stud ien⸗ reisen in Syrien“. Der Vortragende, Professor der semitischen Sprachen in Berlin, hat in Syrien — im weiteren Sinne, einschließ⸗ lich Palästinas — zwei Studienreisen ausgeführt, die eine in der Zeit von Februar bis Juli 1914 und die zweite in den Monaten Februar bis Mai 1918. Die zweite Reise erfolgte in militärischem Auftrage; Prof. Bergsträßer war auf ihr wissenschaftlicher Reisebegleiter des von der Preußischen Landesaufnahme nach Syrien entsandten Hauptmanns Trautz, von dem auch einige der in Projeklion vorgeführten photo grapbischen Aufnahmen stammen. War der Zweck dieser zweiten Studienreise auch kein rein wissenschaftlicher, so bot sie doch durch einen längeren Aufenthalt in Damaskus Gelegenheit zu wertvollen Ergänzungen der Ergebnisse der ersten Reise sowie durch mehrere Automobilfahrten und einen Ueberlandflug Gelegenheit zur Er— weiterung der Landeskenntnis. Die rein wissenschaftliche erste Reise diente drei Aufgaben: Erstens sollte der arabische Dialekt von Damaskus besonders nach der phonetischen Seite genauer untersucht werden; die Ergebnisse dieser Untersuchungen sind noch un— veröffentlicht. Zweitens war eine sprachgeographische Er= forschung von Syrien — allerdings in einem durch Knappheit der Zeit und mancherlei Schwierigkeiten be dingten sehr bescheidenen Umfang — geplant; sie machte eine Bereisung des ganzen Landes nötig. Es handelte sich im Gegensatz zu der bisher geübten Aufnahme einzelner Lokaldialekte darum, von den sprachlichen Verhältnissen des ganzen Landes eine Vorstellung zu bekommen und vor allem die Abhängigkeit dialektischer Verschieden“ heiten von geographischen, ethaographischen und historischen Bedingung en klarzult gen. Das Ergebnis, nieder— gelegt in dem schon 1915 erschienenen „Sprachenatlas von Syrien und Palästina“, aus dem der Vortragende zur Erläuterung seiner Dar⸗ legungen einige Karten vorführte — ist etwa folgendes: Am geringsten sind die Verschiedenheiten zwischen den Dialekten der größeren
Städte. Zu diesem verhältnismäßig einheitlichen Städterdialckt steht im schärfsten Gegensatz der nicht ganz so einheit— liche, aber immer noch wenig differenzierte Bedusnendiakekt; und zwar ist die Sprache der Beduinen am reinsten
grabisch, während die der Städter Berührungen mit einer anderen semitischen Sprache, dem Aramäischen (dessen bekanntester Dialett das Sprische ist), zeigt. Dies erklärt sich aus den ethnographisch⸗histo⸗ rischen Verhältnissen: während die Beduinen einigermaßen unvermischte Araber sind, ist die städtische Bevölkerung hervorgegangen aus einer Mischung zwischen einer ziemlich schwachen Dberschicht von arabischen Eroberern und der alteingesessenen, ar am ätsch sprechenden Masse. Die Sprache der ansässigen Bevölkerung des flachen Landes bildet, in sich entsprechend der geographischen Gliederung des Landes stark dialektisch differenziert, eine Mittelstufe zwischen Stãdter⸗ und Beduinensprache, und zwar im Norden sich mehr der ersteren, im Süden mehr der letzteren zuneigend. Auch darin spiegeln sich die ethnographischen und historischen Verhältnisse: während die Bauernbevölkerung im Norden ebenso wie die sfädtische Be—⸗ völkerung überwiegend auf aramäisch sprechende, alteingesessene Kummuch GKumanhzurückgeht, ist sie im Süden größtenteils durch den auch jetzt noch
fortdauernden Prozeß des Seßhaftwerdens von Beduinen nen erstanden. — Der Untersuchung über die Verbreitung der erwähnten vorgtabischen Landessprache, des Aramäischen, das
als die Sprache Palästinas zur Zeit Christi und als die Ursprache der Worte Jesu eine besondere Aufmerksamkeit verdient, galt der dritte, Teil des Programms von Bergsträßers erster Studienreise. Aramäisch wird nämlich, allerdings auch schon staik vom Arabischen beeinflußt und sicher dazu verurteilt, über kurz oder lang ganz vom Arabischen verdrängt zu werden, noch in drei Dörfern des Antilibanons, vor allem in Ma' lala, gesprochen. Die Er— gebnisse der Reise auf diesem Gebiete konnten zum Teil schon 1915 erscheinen, und die Veröffentlichung eines weiteren Tells steht bevor; bei weitem das meiste aher ist noch, unveröffentlicht.
Nachdem der Vortragende einen Ueberblick über seine sprach⸗ geographischen und dialektologischen Untersuchungen in Syrien gegeben hatte, führte er eine Anzahl Lichtbilder vor, und zwar, zeigte er zu⸗ nächst charakteristische Landschaften aus dem ganzen Gebiet, vor allem aus dem Taurus und dem Libanon, dann Bilder aus Damaskus unter besonderer Berücksichtigung des schönsten und interessantesten Bau— werks dieser Stadt, der QOmaijadenmoschee, des vornehmen Damaszener Hauses und schließlich der Volkstracht von Damaskus und Umgebung und zum Schluß Aufnahmen aus Ma' lüla. Unter den vorgeführten Lichtbildern war eine Anzahl von Farbaufnahmen nach dem Autochromvperfahren der Firma Lumiore.
. * Ein Wettbewerb zur Erlangung von EntWwüxrfen für Postwertzeichen ist vom Ortsberein Berlin der Allgemeinen
deutschen Kunstgenossenschaft ausgeschrieben worden. Die Entwürfe sind bis zum 1. Juli bei der Künstlergilde Berlin, Potsdamer Str. 68.
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