Aba. Dr. Heinze (D. Vpt): Wir lehnen unsererseits den Friedengberfrag nach wie vor ab. Selbstverständlich erkennen wir an. daß auch die Gegner unserer Ansicht nur aus vaterländischen Gründen bandeln. (Bravol)
Präsident Fehrenbach: Meine Damen und Herren, der Hert Ministerpräsident hat festgestellt, daß auch nach den von ihm geschilderten Vorgängen die Regierung nach seiner Auffassung er= mächtigt bleiben soll, den Friedensvertrag zu unterzeichnen. Ein Widerfpruch Regen diese Auffassung ist nicht erfolgt. (Widerspruch und Zurufe: Doch rechts. Es wurde von seiten der Deutschnatio—⸗ nalen Volkspartei nur Widerspruch gegen die Unterzeichnung erhoben, nicht gegen die Auffassung des Herrn Ministerpräsidenten, daß nach wie vor die Regierung ermächtigt bleiben soll, den Friedensvertrag zu unterzeichnen. Das ist ein Unterschied; wenn die Deutschnationale Volkspartei den Unterschied nicht gelten lassen will, so bitte ich, das
erklären. ;. ; 3. Are Schultz Bromberg (D. Nat.; Wir sind gestern, wie uch erklärt worden ist, über die Frage, wie die Resolution oder die cin ⸗ der Unterzeichnung aufzufassen sei, im Zweifel gewesen, weil ihr Wortlaut im Widerspruch steht mit den Erklärungen des Herrn Ministerpräsidenten und mit der Erklärung des Ahgeordneten Gröber. Wir haben auf eine Klarstellung gedrängt, die gestern leider nicht erfolgte. Wir sind heute nach wie vor der Ansicht, daß gestern nur eine unter Beschränkung erteilte Ermächtigung zur Unkerzeich⸗ nung gegeben worden ist; an diesem Standpunkt halten wir fest und deshalb protestieren wir gegen die Unterzeichnung,
Präfident Fehrenbach: Meine Frage ist durch diese Aus⸗ führungen nicht bejaht worden, aber ich nehme an, es wird Wider spruch erhoben und eine nochmalige Abstimmung verlangt; ausgedrückt ist das aber nicht, das möchte ich feststellen. Dann würde die Frage also zur Abstimmung zu bringen sein.
Abg. Schultz Bromberg: Ich beantrage die namentliche
Abstimmung, (Große Unruhe links und im Zentrum; Zurufe links: Unerhört! Es ist bald sieben Uhr! Bewegung.)
Präsident Fehrenbach: Ich habe bereits hervorgehoben, daß wir abstimmen. Wir sind in der Abstimmung, und da können keine Anträge zur Abstimmung mehr gestellt werden, auch wenn die Deutsch— nationale Partei die Verantwortung auf sich nehmen wollte, die Sache hinzuzögern und namentliche Abstimmung zu verlangen.
Abg. Schiffer (Dem.): Ich bitte, ausdrücklich festzustellen, worüber abgestimmt werden soll.
Präsident Fehrenbach: Ueber die Auffassung der Regierung, daß sie nach wie vor ermächtigt bleibt, den Friedensvertrag zu unterzeichnen; nur darüber wird abgestimmt.
Bei einfacher Abstimmung erklärt darauf das Haus gegen die Stimmen der Deutschnationalen Volkspartei und eines Teils des Zentrums und der Demokraten die Auf fassung der Regierung für H ötre f end.
Präsident Fehrenbach: Damit ist vorläufig diese schmerz⸗ liche Angelegenheit erledigt. Ich stelle mit Genugtuung fest, daß von den verschiedensten Seiten des Hauses anerkannt wurde, daß alle Teile des Hausetz, ob ja oder nein, nur von vaterländischen Gründen sich bei der Abstimmung leiten ließen, getragen von schweren Ge⸗ wissensbedenken und von den ernstesten Auffassungen über die Lage unseres Vaterlandes. (Allseitige Zustimmung) Ich möchte wün— schen, daß der Geist, der sich in dem allergrößten Teil der National⸗ versammlung soeben kundgegeben hat, auch hinausgehen möge in unser Volk. (Beifall. Das wäre nun doch das allerschlimmste und das größte Verbrechen, daß wir nach den Vorgängen all der Jahr⸗ zehnte, die nun glücklich hinter uns liegen, uns in Schmähung und Verdächtigungen gegen die vaterländische Gesinnung unserer Mit— bürger ergeben wollten. (Sehr richtig) Ich würde das in dieser schwersten Stunde des deutschen Volkes als das größte Verbrechen bezeichnen, daß von innen herqus an ihm begangen werden könnte. (Sehr richtig) Ich hoffe, daß man draußen in der gesamten Be— völkerung und namentlich in der Presse dafür ein Verständnis habe und gewillt ist, nunmehr einträchtig zusammen all die großen Lasten auf sich zu nehmen, die uns jetzt bevorstehen, alle zusammen getragen von dem heiligen Willen vaterländischer Liebe. Im übrigen emp— fehlen wir unser unglückliches Vaterland dem Schutze des barm— herzigen Gottes. (Beifall Es ist von den Parteien beabsichtigt, eine gemeinsame Kundgebung an die Truppen zu erlassen, die aber erst noch redigiert werden soll.
Die Sitzung wird daher auf eine Stunde unterbrochen. Es soll dann der Rest der Tagesordnung erledigt werden.
Schluß 314 Uhr.
Um 41 Uhr wird die Sitzung wieder aufgenommen.
Praäsident Fehrenbach: Die Parteiführer haben sich auf fol— genden Wortlaut des Aufrufs an das deutsche Heer ge— einigt:
In der Stunde tiefsten vaterländischen Unglücks dankt die Deutsche Nationalversammlung der deutschen Wehrmacht für die opfervolle Verteidigung der Heimat. (Beifall. Ungeheure und nieder— Döückende Anforderungen stellt der trotz des Heldenmutes unserer Truppen uns aufgezwungene Friede an alle Teile des Volkes, be⸗
besonders schwere aber an das Ehrgefühl unserer Soldaten. (Beifall und Zustimmung.) Das deutsche Volk erwartet zuversichtlich, daß Heer und Marine, Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften, treu ihrer großen Vergangenheit, in dieser schwersten Zeit ein Beispiel der Selbstverleugnung und der Aufopferung geben und Hand in Hand mit den andern Volksgenossen an der Wiederaufrichtung unseres Vaterlandes arbeiten werden. Sie wird gelinhen, wenn alle ihre vaterländische Pflicht erfüllen. (Beifall)“
Ich stelle fest, daß das Haus mit diesem Aufruf an das deutsche Heer einverstanden ist. (Beifall und Zustimmung.) Der Präsident teilt dann weiter mit, daß der Aeltestenausschuß im Einverständnis mit der Reichsregierung vorschlägt, einen Beirat der Nationalversammlung für die Reichsbetriebe einzusetzen, in den die Sozialdemokraten zwei Mit⸗— glieder und alle übrigen Fraktionen je ein Mitglied entsenden sollen.
Zur Ergänzung des Gesetzes gegen die Steuerflucht vom 26. Juli 1918, wonach die g u leistende Sicherheit bis auf 50 H des Ver⸗ mögens des Steuerpflichtigen erhöht werden kann, liegt der Antrag aller Parteien vor, den Finanzminister zu ermächtigen, für Gebietsteile des
(
Reiches, bei denen die Reichszugehörigkeit
gefährdet ist, den Banken die Anzeigepflicht über Hinterlegung von Wertpapieren seit dem 1. Oktober 1918 aufzuerlegen.
Abg. Wurm (. Soz) beantragt, diese Bestim mung auf das gesamte Reichsgebiet zu erstrecken und die Anzeigepflicht auf die seit dem 1. August 1914 hinterlegten Wertpapiere auszudehnen, weil die Steuerflucht von Vermögen schon gleich nach dem Kriegsbeginn einge⸗ setzt habe. . . J
Geheimrat Saemisch bittet namens der Reichsregierung um Annahme des gemeinsamen Antrages; der Antrag Wurm gehe über den Zweck des Gesetzes hinaus und könne bei der großen Finanzreform er— örtert werden.
Der Antrag Wurm wird in seinem ersten Teile mit den Stimmen der beiden sozialdemokratischen Parteien, in seinem zweiten Teile auch mit einzelnen Stimmen des Zentrums a n⸗ genommen. Mit dieser Aenderung des ge— meins amen Antrages und mit diesem wird der Gesetzent wurf in zweiter an angenommen.
Gegen die vom Präsidenten vorgeschlagene sofortige Vor⸗ nahme der dritten Lesung erhebt Abg. Sch ultz-Bromberg (D. Nat) Widerspruch; er zieht ihn aber nach kurzer Geschäfts⸗
ordnungsaussprache wieder zurück. Das Gesetz wird auch in dritter Lesung angenommen. Es folgt der Ent wurf eines Nothaushalts
plans, der wegen nicht rechtzeitiger Fertigstellung des Haupthaushaltsplans sechs Milliarden Mark für die Zeit bis zum J. Oktober zur Verfügung stellt.
Abg. Geyer (U. Soz.): Innespolitisch steht die neue Regierung auf dem Boden der Regierung Scheidemanns. Wir haben die Regie—⸗ rung Schedemann bekämpft und sagen daher auch der jetzigen Regie⸗ rung den Kampf an.
Abg. Mumm (D. Nat.): Größte S— alten kaiserlichen Deutschla den (Unruhe links) Wie Mark bewilligt werden.
Abg. Dr. Braun-Nürnberg (Soz ): Dem Wunsche nach Sparsamkeit schließen wir uns an. Aber auf das kaiserliche Deutsch⸗ land sollte man sich zum Beweise von Sparsamkeit nicht beziehen. (Sehr richtig! links.)
Abg. Gothein (Dem.): Wer die 400 Millionen für Teuerung angestellte ab. (Lachen b. d. U. S Rechte, sondern endlich auch an seine an die Arbeit gehen. (Zustimmung)
Abg. Schirmer (Zentr.): Der Antrag Mumm ist rein will⸗ kürlich, wir lehnen ihn ab. Auch wir bitten die Arbeiterschaft, endlich wieder zur Arbeit zurückzukehren. Nur dann können wir über diese schlimme Zeit hinwegkommen. (Sehr richtigh
parsamkeit ist am Platze. Im el sorgsamer hausgehalten.
3 8 atv * 8 16 . eant ragen, daß nur fünf Milliarden
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diesen Etat ablehnt, lehnt auch an Beamte und Lohn⸗ s Volk sollte nicht nur an
ten denken und wieder
Abg. Dr. Rieß er (D. Vp): Gar keine Debatte wäre uns lieber gewesen. Unser Volk muß Einigkeit, Disziplin und Ordnung
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wahren und endlich wieder arbeiten. Das wirtschaftliche kaiserliche Deutschland war doch ein anderes, als das heutige Deutschland dank der Tätigkeit der Freunde des Herrn Geyer geworden ist. Jetzt muß
aller Luxus aufhören.
Abg. Wurm (U. Soz.): Wir haben das Kriegsende voraus⸗ gesagt, damals hat man uns beschimpft. Man „hielt durch“, weil man Angst hatte vor dem Tage der Abrechnung, (Zuruf rechts: Die Abrechnung komnst) Die Arbeiter haben zur Regierung kein Ver⸗ trauen, daher arbeiten sie nicht. Erst wenn das anders geworden ist, werden wir den Appell zur Arbeit ergehen lassen.
Der Antrag Mumm wird abgelehnt und der Nothaushalt gegen die Stimmen der Unabhängigen bewilligt. ; .
Dann folgt die Beratung des Gesetzentwurfs über den Eintritt der Freistaaten Bayern und Baden in die Biersteuergemeinschaft.
Abg. Dr. Zöphel (Dem) hat Bedenken im einzelnen und beantragt Ausschußberatung.
Reichsfinanzminister Erzberger ersucht um sofortige Ver— abschicdung, da das Gesetz am 1. Juli 1919 in Kraft treten solle. WUußerdem biete es die Möglichkeit, auch an diesem schwärzesten Tage deutscher Geschichte einen Schritt vorwärts zum deutschen Einheits⸗ staat zu tun.
Der Gesetzentwurf wird angenommen.
Nächste Sitzung Dienstag, 109 Uhr. (Anfragen und klei⸗ nere Vorlagen.)
Schluß 6 Uhr. ö
Ungarn.
Nach einer Meldung des „Ungarischen Korrespondenzbüros“ hat der Rätekongreß einstimmig beschlossen, im Interesse der Stärkung der Roten Armee die allgemeine Mobili⸗ sierung der Arbeitenden anzuordnen.
— Der Kommandant der ungarischen Truppen in Gödölls hat von dem Kommandierenden der tschecho—⸗ slowalischen Truppen. General Pelle, die Mitteilung erhalten, daß ihm die alllierten Regierungen die Mission der endgültigen Regelung der Befreiung der von ungarischen Truppen hesetzten tschechoslowalischen Gebiete übertragen haben. Dem ischechoslowakischen „Pressebüro“ zufolge setzt Pelle als Bevollmächtigter der Alliierten die Bedingungen der Räumung ftst, nach welchen die tschechoslowakischen und ungarischen Trüypen am 24. Juni, 5 Uhr Morgens, die Feind⸗ sellgkesten einstellen und unmittelbar nachher die ungarischen Truppen den Rückzug gegen Süden his außerhalb der durch den Funkspruch vom 13. Juni von den Alltierten festgelegten Grenze beginnen merden. Die Räumung muß am 28. Juni, 12 Uhr Nachts, beendet sein. Falls bis 23. Juni, 3 Uhr Nachmittags, keine zufriedenstellende Antwort einlangt, wird General Pelle den alliierten Regierungen berichten, daß seine Mission gescheitert ist.
— Das „Ungarische Telegraphen⸗Korrespondenzbüro“ meldet vom 23. Juni:
In der Umgebung von Lewa endeten unsere Verteidigungskämpfe erfolgreich. Bei Kißzeben und westlich von Eperjes warfen wir den angreifenden Feind zurück. An den übrigen Fronten ist die Lage
unverändert. Frankreich.
Nach dem diplomatischen Sitéationsbericht hat der Viererrat auf den Augsschußvorschlag über das Klagen— fur ter Becken beschlossen, diese österreichisch⸗-südslawischen Gebietsstrecken zu besetzen.
— Wie der „Matin“ berichtet, hat der Militärgouverneur von Paris nach beendeter Voruntersuchung über die Zwischen⸗ fälle in Versailles beschlossen, eine gerichtliche Unter⸗ suchung gegen Unbekannt einzuleiten. Das zweite Kriege⸗ gericht in Paris ist mit der Untersuchung beauftragt und wird sich wahrscheinlich im Laufe dieser Woche nach Versailles begeben.
— Der deutsch⸗österreichische Staate kanzler Dr. Renner hat im Namen der deutsch⸗österreichischen Delegation, dem Bräsidenten der Frledenskonferenz eine Note überreicht, die den Völkerbund zum Gegenstande hat. Es heißt darin dem Wolffschen Telegraphenbüro zufolge:
„Die deutsch-österreichische Demokratie hat vom ersten Tage an, als der Präsident Wilson die Grundsätze des Völkerbundes, ver⸗ kündete, diese verständnisvoll begrüßt. Die Völker in Zisleithanien waren bereits auf dem Wege, die Donaumonarchie in einen Völker⸗ bund umzugestalten, als der Krieg diesen Ansatz jäblings vernichtete. Die Idee des Völkerbundes hat Zwischenbündnisse äberfluͤssig gemacht.“ Weiter wird in der Note ausgeführt, daß für die Donauvölker eine ständige schiedsgerichtliche Instanz die ihnen ein gerechter Richter sein kann und soll, nnerläßlich ist. . Daß der Friede uns den Eintritt in den Völkerbund verwehrt, hat uns tief enttäuscht, um so mehr, als die übrigen auf den Trümmern der Monarchie entstandenen Staaten als ursprüngliche Mitglieder des Völkerbundes gelten und nicht der geringste Grund vorliegt, warum Deutsch⸗Oesterreich in dieser Be—⸗ ziehung eine schlechtere Behandlung erfahren soll. Die deutsch⸗ österrelchische Republik hat keinen Anlaß ju Zweifeln über ihre politischen Absichten gegeben, ihre internationalen Ver⸗ pflichtungen jederzeit gewissenhaft erfüllt und, seit Monaten den unanfechtbaren Beweis erbracht, daß sie sich im Innern mehr
und schwerer als einer der Nachbaistaaten um die Aufrechterhaltung er sozialen Ordnung bemüht und sich ausschließlich vom Geiste des Friedens und der Achtung der Völker leiten läßt. Sie hat daher eher Anerkennung als Mißtrauen verdient und erwartet. Ueberdies
Oesterreichs zum Völkerbund, die eine der wesentlichen Lebensbe⸗ dingungen des neuen Staates darstellt. Es werden sich auch nach Friedensschluß Fragen ergeben, die mit der Liquidierung der Monarchie und der territortalen Gestaltung der Staaten zusammenhängen. Eine Lösung dieser Probleme kann ohne Mitwirkung des Völker⸗ bundes nickt durchgeführt werden, da bei der bekannten Krlegslust einzelner dieser neuen Staaten ohne derartige schiedsrichterliche In— stanz nicht abzusehen wäre, wie ein Krieg vermieden werden könnte. Genießen aber die Nachbarstaaten als Mitglieder die wichtigen Rechte, die Deutsch⸗Oesterreich als Nichtmitglied nicht besitzt, o würde in Streitfällen mit solchen Staaten Deutsch⸗-Oesterreich diesen gegenüber in eine unerträgliche Lage geraten. Diese Ungleichheit müßte das Volt verstimmen und dem Anjehen des Völkerbundes als ge⸗ rechten Schiedsrichters abträglich sein. Deutsch-Oesterreich erwartet und fordert angesichts seiner geringen Volkszahl, seiner ausgedehnten und ungünstigen strategischen Grenzen und seiner vollständigen mili⸗ tärischen Abrüstung den besonderen Schutz des Völterbundes und sieht es als Vorbedingung seiner Existenz an, daß seinem Wunsche nach sofortiger Aufnahme in den Völkerbund stattgegeben werde. Deutsch⸗Oesterreich hält sich zwar nicht dafür berufen, an den Satzungen des Völkerbundes Kritik zu üben und Gegenporschläge zu machen, legt jedoch dem Kongreß Anträge vor, die ein Mitglied seiner Friedensdelegation, der ausgezeichnete Völkerrechts⸗ lehrer Professor Lammasch, ausgearbeitet hat, der als Mitarbeiter der ersten und zweiten Haager Friedenskonferenz und als bekannter Friedensfreund beanspruchen darf, in dieser Frage als Fachmann und welehrter gehört zu werden. Die Delegation schließt sich seinen Anregungen gern an.“
Die Schlußworte der Note wiederholen die dringende Bitte der Delegation, Deutsch-Oesterreich als Mitunterzeichner des Friedens gleichzeitig mit Friedensschluß als gleich⸗ berechtigtes Mitglied in den Völkerbund aufzunehmen.
Nu ßland.
In einem in lettischer Sprache abgefaßten Re⸗ gierungsaufruf „An Lettland“ teilt der Minister⸗ präsident Needra dem „Wolffschen Telegraphenhüro“ zusolge mit, daß vor einem Monat in Libau zwischen den Vertietern des Großgrundbesitzes von Rahden, von Wolff, Fr. von Samson und den Vertretern des Kleingrundbesitzes Needra, Dr. Wank und P. Eglit eine Vereinbarung erzielt sei, die den Deutsch⸗ balten ein Drittel der ministeriellen Sitze. ferner kulturelle Autonomie und Gleichberechtigung der deutschen Sprache mit der lettischen Sprache zugesteht. Der Adel habe seinen Privi⸗ legien entsagt und gebe einen Teil seines Grundbesitzes, der seine Güter wirtschaftlich nicht schädigt, gegen Enischädigung ab. Zur Versorgung der Landlosen mit Land sollen in erster Linie die Kronländereien verwandt werden.
In einem zweiten, ebenfalls nur lettisch abgeaßten, aber nicht unterzeichneten Aufruf „An das lettländische Volk“ wird darauf hingewiesen, daß es an der Nordgrenze Lettlands zwischen Letten auf der einen und Esten und Letten auf der anderen Seite leider zu einem kriegerischen Zusammenstoße ge⸗ kommen sei, den die Verbündeten durch ihr Einschreuen bei⸗ gelegt und die Esten zum Rückzuge auf eine Lmie veranlaßt haben, die sie nur his zum 1. Juli d. J. halten dürfen. Der Urheber dieses bedauerlichen Zusammenstoßes sei der ehemalige Ministerpräsident Umanis gewesen, der dadurch die Be⸗— freiung Lettlands vom Bolschewistenjoch verzögert habe. Ulmanis hahe schoön im Winter vor den anrückenden Bolsche⸗ wisten die Flucht ins Ausland ergriffen. Erst als es ohne ein Zutun gelungen sei, die vorrückenden Bolschewisten in Unter⸗ kurland zum Stehen zu bringen und alsdann zurückzudrängen, habe sich Umanis wieder in Libau eingefunden, aber so wenig zur Befestigung Lettlands und seines Kabinetts getan, daß ein kleines Häuflein ihn aus dem Sattel habe heben können. Er habe sich bei diesem Umsturz in die englische Mission geretzet, die ihn jetzt auch aufgegeben habe, da ihm durch Zeugen eine unedle Tat nachgewiesen worden sei. Seine letzte Zuflucht habe er bei den Esten gefunden, deren bewaffnete Macht weit geringer als die lettländische sei. Die jetzige zeitweilige Regierung werde jedenfalls keine andere Regierung neben sich dulden, sondern ihre Macht dem zum 1. Juli d. J. einzuberufenden Volkrat übergeben, in dem den Letten zwei Drittel der Stimmen gehören werden.
— Der lettländische Krieg sminister ist zum Ober⸗ befehlshaber aller lettländischen Truppen ernannt worden. Chef des Stabes wurde der frühere russische Divisions general Timrot. Die Operationen gegen die Esten haben begonnen.
Italien.
Das neue Kabinett setzt sich nach einer Meldung der „Agenzia Stefani“ folgendermaßen zusammen: Vorsitz und
Inneres: Nitti; Auswärtiges: Tittoni; Kolonien: Luigi
Rossi; Justiz: Motara; Finanzen: Tedes ko; Schatz: Schanzer; Marine: Konteradmiral Secchi; Oeffenilicher
Unterricht: Baccelli; Oeffentliche Arbeiten: Antag no; Transz⸗ port: Davito; Industrie, Handel, Arbeit und Verpflegung: Dante Ferraris; Post und Telegraphen; Chivienti; Militär und Pension: Dapomo; Befreite Gebiete: Cesare Napa.
Finnland.
Der Reichs vemrweser hat eine Amnestie erlassen, durch die gegen 3000 weitere Teilnehmer an dem Aufruhr des Jahres 1918 bedingt begnadigt werden. Infolge dieses Erlasses, der unter anderen 12 Landtagsabgeordnete hetrifft, sind im wesent⸗ lichen alle Teilnehmer an dem Aufruhr jetzt begnadigt, mit Ausnahme der Anstifter und Leiter sowie der wegen gemeiner Verbrechen verurteilten Personen. Die Amnestie war die Be⸗— dingung, von der die Sonaldemokraten ihre Zustimmung zur Verfassungsvorlage abhängig gemacht hatten.
— Der Landtag behandelte gestern in dritter Lesung die Verfassungsvorlage, in der durch den Antrag Rita⸗ vuori gegebenen Form. Die wesentlichste Aenderung ist die, daß der Präsident vom Landtag nicht ahgesetzt werden kann. Nachdem die Dringlichkeitsfrage mit 173 gegen 23 Stimmen bejaht worden war, wurde der Entwurf selbst, wie „Wolffs Telegraphenbüro“ meldet, mit 165 gegen 22 Stimmen an⸗ genommen.
— Der finnische Generalstab meldet dem Reuterschen Büro zufolge, daß eig britisches Schlachtschiff am 18. Juni das bolschewistische Schlachtschiff „Slawa“torpe⸗ diert hat, das sofort sank.
Land⸗ und Forstwirtschaft.
Das elektrisierte Getreldefeld. Die Zauberkraft der Elektrizität soll, wie auf so vielen anderen Gebieten, auch in der Ernährungsfrage das entscheidende und er— lösende Wort sprechen. Es ist nun schon mehr als ein Jahrzehnt vergangen, seitdem der hervorragende englische Physiker Oliver Vodge zu der großen Zahl seiner wissenschaftlichen Entdeckungen eine neue von anschenvend unermeßlichem Werte fügte, indem er
nachwies, daß der Wuchs von Nutzpflanzen, ganz besonders von Getreidegräsfern, durch hoch— gespannten elektrischen Gleichstron wesent⸗
läch gefördert werden kann Von Ldieser Feststellung bis zu ihrer eigentlichen Ausnutzung konnte freilich noch ein weiter Weg sein, aber es heißt jetzt, daß die Elektrisierung der Getreide— felder den Engländern zum Teil das Duichhalten während des . Boot-Krieges ermöglicht habe. Ein bündiger Nachweis der Richtigkeit dieser Behauptung ist allerdings auch in dem Bericht der Wochenschrift „Umschau“, dem diese Müteilungen entnommen sind, U vermissen, da keine Angabe darüber gemacht wird, eine wie große Fläche ven Feldern in England auf diese Art behandest worden ist und welche Zunahme des Ertrages dadurch erzielt
wurde. Vorläufig werden nur die anscheinend auf ileineren Versuchen beruhenden Angaben gemacht, daß sich
beim Hafer eine Ertragssteigerung von 49 vH im Korn und bis zu 33 vo im Stroh habe erzielen lassen, daß England „ seiner Weizen. ein fuhr würde selbst erzeugen können, wenn es die Elektrisierung auf alle Weizenfe lder erstrecken könnte. Auf demselben Wege müßte Deutschland zu einem Ausfuhrlande für Getreide werden können. So märchenhaft diese Aussicht erscheint, so wirkt doch die Ver— sicherung ermutigend, doß die Elektrisierung mit sehr geringen Koften und Mitteln durchgeführt werden könne, da nur niedrige Strom- strecken nötig seien. Die Anlagekosten wurden sich angeblich in einem Jahre reichlich herauswirtschaften lassen.
Gesnndheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln. Nachweisung über den Stand von Viehseuchen in Deutsch-Osterreich am 11. Juni 1919. (Auszug aus den amtlichen Wochenauswelsen.)
ö. . Schweine⸗ Notlauf 2 8 vest . * Rotz Klauen⸗ (Schweine⸗ der 63 seuche seuche⸗ Schweine kn 1 5 ö 9 ö . ö 3 * K 6. 8 36 3 8 8 2 53 15 33 8 11 2 . — * 1117Niederösterreich.. . 1 IL — — 1 1 . ö 2... —— — — — — 53 — 8 38 3 . J f 12 15 14 ö. 2... — — — — — — 4 5 e 6 2 . J 733 ! JJ 8 Salzburg 29 — — — 9 1 Steiermart .. 66 1 3 — — ö ö w — — 1 neee — 2 — 1 5 1 . e 1 — — — — 11 114 1 — — k . — 20 , . — — — —
Dit ᷣ ing über den Stand von Viehseuchen ist für Ungarn seit dem 23. Juli und für Kroatien-Slavonien seit dem 17. Juli 1918 in der bisherigen Ausfertigung — ungarisch⸗deutsch — nicht eingegangen, ebenso fehlen die Angaben für die übrigen öster⸗ reichischen Lander.
Zusammen Gemeinden (Gehöfte): Rotz 8 (9), Maul⸗ und Klauenseuche 250 (59), Schweinepest Schweineseuchez 12 (14), Rotlauf der Schweine 37 (42). „Außerdem Pocenseuche der Schafe im Sperrgebiete Nr. 5 in 2 Gemeinden und 2 Gehöften.
Lungenseuche des Rindviehs und Beschälseuche der Zuchtpferde
sind nicht aufgetreten.
Die periodische Nachweisung
Mannigfaltiges.
Truppen des Garde ⸗Kavallerie-⸗Korps drangen gestern in das Zeughaus ein, holten sich die 1876 und 1814 eroberten französischen Fahnen heraus und ver—⸗ brannten sie vor dem Denkmal Friedrichs des Großen. (W. T. B.)
In dem Strafprozeß gegen Ledebour haben gestern die Geschworenen sämtliche Schuldfragen verneint. Der Angeklagte wurde daher freigesprochen und die Kosten des Prozesses wurden der Staatskasse auferlegt. Der gegen den Angeklagten er— lassene Haftbefehl vom 15. Janüar 1919 wurde aufgehoben.
Den alten Wünschen der Anhänger der Feuerbestattung auf Abänderung der Ausführungsbestimmungen zum Feuerbestattungs— gesetz, welche die Feuerbestattung ohne ausreichenden Grund erheblich eischwerten, ist in weitgehendem Maße durch einen Erlaß des Ministers des Innern vom BH. d. M. Rechnung getragen worden. Qurch ihn sind einmal, die Bestimmungen üher Beschaff en⸗ heit des Sarges und der Kleidung der Leiche erheblich erleichtert worden — die lästige Sargschau ist ganz beseitigt —, zum anderen ist der Kreis der für die Leichenschau zuständigen Aerzte auf alle beamteten Aerzte und die hierzu ermächtigten Krankenhauärzte aus— gedehnt worden. . (W. T. B.)
Aus Entrüstung über die hohen Lebens mittelpreise in Berlin besonders über die Preise für Kirschen und Erdbeeren, zogen, wie W. T. B.“ berichtet, gestern mittag gegen 12 Uhr etwa 500 Personen beiderlei Geschlechts durch die Invaliden und Brunnenstraße und plünderten dort vor allem die Lebensmittel, und Zigarrenläden. Etwa eine halbe Stunde später drang die Menge in den Wochenmarkt ein, der auf dem Grundstück Müllerstraße 43 abgehalten wurde, und raubten die dort auf dem Schragen ausgelegten Waren. Im Laufe des Nachmittags in der vierten Stunde kam es zu schweren Ausschrei— tungen in der Markthalle in der Invaliden straße, Ecke der Ackerstraße. In allen Fällen wurden Re— ßgierunggstruppen herangezogen, die die Ruhe wieder her⸗
stellten. Die Unruhen setzten sich bis zum Abend fort; be— onders wurden in Mitleidenschaft gezogen die Invaliden⸗ Brunnen⸗ und Badstraße. Es sind etwa 290 Personen festgenommen worden. Das Militär, Mitglieder der Einwohnenwehr und die Polizet zerstteuten die sich immer wieder bildenden Zufammen—
sottungen und Aufläufe. Wieviele Personen dabei verletzt worden sind, konnte bisher noch nicht festgestellt werden. Ihre Zahl dürfte gering
Ueber die Witterung in Norddeutschland im Institut auf Grund der angestellten Beobachtungen: Beim Vor— herrschen nördlicher und östlicher Winde war der Mai 1919 im Crößeren Teile Norddeutschlands zu kühl. Die größten Fehlbeträge an Wärme hatte Schlesien aufzuweisen, wo das Monatsmittel der Temperatur bis zu 23 Grad unter dem Normalwert blieb. Von dort aus verringerte sich der Wärmeausfall nach Westen und Norden zu, um in dem kleineren westlichen Teil Norddeutschlands in eine entgegen— gesetzte Temperaturabweichung bis zu fast 2 Grad überzugehen. Außerdem hatten auch die nördlichsten Teile Ostpreußens im Monatsdurchschnitt einen geringen Wärmeüberschuß. Zu Beginn des Monats stellten sich in den meisten Gegenden noch Nachtfröste ein, eist am 8. Mai begann eine allgemeine stärkere Erwärmung, so daß an den ersten Tagen des zweiten Mongtsdrittels übernormale Temperatur herrschte—, Aber schon um Mitte Mai kam es, im Osten frühtr und länger, im Westen einige Tage später und kürzer, zu einem empfindlichen Kälterückfall, der in Hinterpommern, Westpreußen und Posen strichweise nochmals Nachtfröste brachte. Zu Berlin war das Tagesmittel des 17. Maj das niedrigste dieses Datums während der letzten 0 Jahre. Nach neuer Erwärmung am 20. und 21. Mai hielten sich die Temperaturen im letzten Drittel des Monats im großen und ganzen in der Nähe der zu erwartenden Beträge. Ganz zum Schluß eifolgte, ausgenommen den Nordosten und aͤußersten Nord⸗ westen, ein schneller Temperaturanstieg, so daß der letzte Tag vielfach der wärmste des Monats wurde. Fast nur im Südwesten wurden in der letzten Dekade einige Male Temperaturen über 25 Grad beobachtet. Wie in den Temperaturverhältnissen, so bestand auch in der Himmelebedeckung ein Gegensatz zwischen Ost⸗ und Westdeutsch—⸗
6.
land; es war nämlich die Kälte im Osten außer durch Luftzufuhr
6 9) — 2 ö ö auß Norden auch durch Mangel an Sonnenschein begründet, und im Gegensatz dazu waren die höheren Temperaturen des Westens eine Folge vermehrter Einstrahlung. Neben
der mittleren Bewölkung und deren Abweichung vom Normalwert
spricht 1 10nut [ich 19 2 . 850 rn Ko 18 Ho ; 75 z39s. F s 7.
pricht namentlich die Zahl der trüben und heiteren Tage diese Tatsache ⸗
deutlich aus: erstere waren im Osten bedeutend in der Ueberzahl, in
Schlesien gab es ihrer bis zu 14, letztere waren im Westen noch häufiger, ja sogar in recht ungewöhnlicher Anzahl. Dort regsstrierte man vielfach 90 Stunden Sonnenschein im Monat mehr, als man nach bisherigen Erfahrungen erwarten darf. Die
n , , . 56. 3 , . ‚. J R y 8 Häufigkeit der Niederschläge entspricht ganz den Bewölkungs J
verhältnissen und wächst von Westen, wo stellenweise nur 2 Tage mehr als .? mm Regen hatten, nach Osten und Südosten zu etwa 15 solchen Tagen an. An einigen Orten fiel entweder zu Anfang des Monats oder auch bei dem schroffen Kälterückfall um seine Mitte noch etwas Schnee, jedoch ;
79 3
1 bildete sich im flachen Lande nirgends mehr eine Schneedecke. Der Osten und namentlich wieder der Sidosten hatten mehrere Gewitter, die im Westen nur nzelt auftraten. Das Bild der monatlichen Niederschlagsverteil g der
sprechend den vorherigen Ang
8e Mon 1 129 39 5 der Regenmer von We e, 1 das zumei nter 10 2s 6 8 2 mwestlichen ach J 9
veilig Und die vstLiche alte
großen nordwestlichen ken zehnten Teil erreichte. — Nachdem in den drei ersten Maitagen bei tiefem Barometerstand fast ganz Norddeutschland ziemlich trübes Wetter mit Niederschlägen gehabt hatte, begann vom 4. ab ein nordisches Hochdruckgebiet seinen Einfluß geltend zu machen und be— hauptete ihn in der Folgezeit derart, daß es dem Monat sein Gepräge aufdrückte. Während das Hoch sich anfangs
Meer her näherte, wehten aus ihm taus, einem südöstlichen Tief, das sich dann verschob, kalte
vom Weißen nordöstliche Winde. Erst 8 . 2 * * 1 r 9 * * .
Barometer der Himmel sich aufheiterte un Südost drehte, begann am 8. die oben ern
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Xr 3r * 9 ra 93natas r 1 r Erwärmung. Nach einigen Umwandlungen g während der nächsten Tage setzte sich vom ieuer⸗ ö 8 , . ö 1 81 dings das Hoch über Skandinavien oder dem angrenzenden Teile
F
* * 8e nr * . . — 2 ir ö z der Noꝛrdmesres sest und ließ kleinere Tiesdruckgebilde, die jeden⸗ falls im Zusammenhang mit russischen Devressionen standen, an Die auf
seinem Ostrande entlang von Norden nach Süden ziehen. und Nord⸗
solche Weise erzeugten, zeitweise recht lebhaften Nord— ostwinde führten den unangenehmen Kälterückfall um Mitte des
Monats herbei. In der zweilen Monatshälfte war, von kurzen Unter— brechungen abgesehen, die Luftdruckverteilung der eben geschilderten verwandt: immer wieder kam hoher Druck im Nordwesten oder Westen pon uns zur Herrschaft und äußerte seine Wirkungen guf das Wetter bis in die westliche Hälfte Norddeutschlands hinein. Dagegen stand der Osten noch größtenteils unter dem Einfluß von Rand⸗ bildungen östlicher Tiefdruckgebiete. In dieser langen anhaltenden Druckverteilung finden die vorherrschenden nördlichen Windrichtungen sowie die Gegensätze, die in Temperatur, Bewölkung und Niederschtlag zwischen Osten und Westen für den Gesamtmonat zu konstatieren waren, ihre Eiklärung.
Mannheim, 22. Juni. (W. T. B.) Bei Len gestrigen Unruhen hat es 11 Tote, darunter einen 12 jährigen Knaben und eine 19jährige Kontoristin, 37 Schwerverletzte und viele Leicht verwundete gegeben. Es wurden etwa 200 Personen ver⸗ haftet, von denen ein großer Teil mit Kraftwagen nach auswärts
ö wurde. Trotz vieler Ansammlungen ist der Tag ruhig ver⸗ laufen.
Bremen, 23. Juni. (W. T. B. Die Rettungsstation Warnemünde-West der „Deutschen Gesellschaft zur Reitung Schiffbrüchiger“ telegraphiert: Am 21. Juni wurden von einem Laböer Fischboot 2 Personen durch das Motorrettungs⸗ boot „Otto Ludewig“ der Station gerettet. .
Gel nburng, 3. unn d . Am Nachmittag stürmte eine große Menschenmenge die Fleischkon⸗ serven fabrik von Jakob Heil, wo ekelerregende Kadaver von Hunden, Katzen usw. verarbeitet wurden. Die Menge bemächtigte sich des Fabrikanten, mißhandelte ihn schwer und warf ihn dann in die Alster. Nachdem sich Heil durch Schwimmen gerettet hatte, wurde er aufs neue schwer mißhandelt und flüchtete dann in das Rathaus, das die Menge zu stürmen versuchte. Die Sicherheitsmannschaften gaben schließlich blinde Schüsse ab. Nachdem von berufener Seite die Versicherung abgegeben worden war, daß gegen Heil die erforderlichen Schritte er⸗ folgen würden, beruhigte und zerstreute sich die Menge.
London, 24. Juni. (W. T. B. Das Reutersche Büro meldet: Es verlautet, daß der Konteradmiral von Reuter
deutschen Schlachtschiffe (vgl. die gestrige Nummer d. Bl. unter „Großbritannien und Irland“) übernimmt, und zwar auf Grund
sein, da das Militär mit zußerster Schonung vorgegangen ist.
des vom früheren deutschen Kaiser im Jahre 1914 gegebenen Befehls, daß
die volle Verantwortung für die Versenkung der
Monat Mai 1919 berichtet das preußische Meteorologische
—
— — ö . 8
Kopenhagen 61,40,
ut sche Offiziere und Mannschaften befinden sich im Zu⸗ am menhang mit der Versenkung der deut schen Flotte
die Schiffe niemals in Feindeshand fallen dürfen. — Gtra 1800 de s
* ö 286 1 . To . * . auf dem Wege zu einem Fnternierungsorte. Feiner meldet die Times“. daß der Konteradmiral. Bon Renter wegen ö letzung der Bestimmung des Waffenstillstandes betreffs der inter⸗
*
nierten deutschen Schiffe vor ein Kriegsgzricht gestellt werden wird. Der alliierfe Rat in Paris wird den Termin ür den, Prozeß sestsetzen. Aus noöheren Mitteilungen geht hervor, daß die Veutschen für die Versentung der Schiffe den Augenblick wählten, wo eine große Zahl britischer Kriegsschiffe zu Uebungen in See geg
ãh e gegangen war. Nach einer Havas meldung veröffentlicht der Int ransigeant, eine Depesche aus London, wonach das Schlacht schiff Baden 18 Stunden nach der Versentung der übrigen Schiffe in die Luft geflogen sei.
Sandel und Gewerbe.
— Ein Einheitsverband der weiblichen An⸗— gestellten ist laut W. T. B.“ durch die Verschmelzung des Lauf⸗ männischen Verbandes für weibliche Angestellte E. B. Sitz Berlin und der Verbündeten Kaufmännischen Vereine für weibliche Angestellte Sitz Cassel auf gewerfkschaftlicher Grundlage zustande ge kommen, nachdem gaf einer Tagung in Cisengch vom 16. bis 19. Funi vollständige Einigkett, in allen Fragen erzielt worden war. Die Vereinigung, die den Titel Verband weiblichen Handels- und Büroangestellten ) und mit 100 000 Mitgliedern die größte Organtsation berufstätiger Frauen darstellt, hat semäß der am 19. Juni abgehaltenen Gründungs versammlung ihren Sitz in Berlin und verbreitet sich mit 200 rts⸗ gruppen über das ganze Reichsgebiet. Die bisherige Varsitzende Agnes Herrmann tiat zurück, um einen Sitz in dem Ausschuß des Verbandes anzunehmen und wurde zur Ehrenvorsitzenden ernannt.
zratèt sitzung der C Lorenz Aktiengesell⸗ schaft, Berlin, wurde laut ‚W. T. B.“ beschloßsen, der Generalver⸗
sammlung die Verteilung von 12 vH sowie einer Sondervergütung von
das Gesamtkapital von 64 Millionen vorzuschlagen. (Im Vorjahre 5 vH auf 44 Millionen. Die Abschreibungen betragen 1 903 258 gegen 1077 929 S6 im Vorjahre, auf neue Rechnung werden 118 446
446 Æ (im Vorjahr 330 257 4A) vorgetragen. .
6 dausbeute in Transvaal betrug laut Mai 1919: 724995 Unzen im von denen 18 837 Unzen im
iuf die Distrikte
1 1 8 * Iser hkalh 66 eThal Oe S8
1146
2* 1— ** 1 zu Finanzver⸗
der Provinz Hannover. Auch im wesili Thüringen und in ; ug, ; . Hessen⸗Nassau treten noch klei ebenso tro— Flächen auf. Pandlungen im Nam 3 e, , m. Der jenseits der vorher Land Westrand des chen Sigates einzi F ztißten der in Budapest Beobachtungsgebietes n etwas mehr residierenden Räteregie recht ir d daß die ungarische Regen, jedoch im allgemei Ostdeutschland Räteregierung sich nicht für verpflichtet erachtet, die eventuell seitens finden sich nur an rechts der der früheren ungarischen Regierungen angetnüpften finanziellen und unteren Weichfel hatte der wirtschafstlichen Verhandlungen weiterzuführen Osten etwa von überall Monatsmengen einerseits im ostpreußischen Berichte von auswärtigen Wertpapiermärkten a nber K ö . ö . 5 3 ö his über 80 J . Win, 23. Juni. (W. T. B.) Das Ereignis der heutigen . Börse bildete die Zahlungsst rivatspekulanten Josef . Holzer, der mit etwa 2000 Stü à la haisse engagiert ertraf die id bi von lionen Kronen zu be— Nordd i j ;
1 831 *** 184 * 2 * 21 — ** Um über ein Abkommen verhande
ginn der Börse von 11 Uhr auf 12 Uhr Das Ergebnis der Verhandlungen wa daß die Banken und Bankfitnmen sich einigten, zum Zwecke der Regelung der notleidend gewordenen Geschäfte, die hauptsächlich Alpine Montan⸗, Staats bahn⸗ und Südbahnaktien betrafen, dem Martte die erforderlichen Effekten zu bestimmten Höchst⸗ kursen zur Verfügung zu stellen. Als hierauf der Verkehr zur angegebenen Zeit eröffnet wurde, setzten sofort gioße Deckungen ein. Alpine Montanaktien zogen bis 840 Kronen an, d. h. gegen Schluß der vorigen Woche eine Steigerung von 64 Kronen, und stiegen dann auf 898; sie schlossen um 109 Kronen höher als am Sonnabend; Staatsbahnaktien eröffneten mit einer Besserung um 203 Kronen zu 825 Kronen und stiegen hierauf bis 848 Kronen. Auch sonst war die Kursbewegung im Hinblick auf den Beschluß der Weimarer Nationalversammlung bezüglich der Annahme des Friedens⸗ vertrages, auf den ruhigen Verlauf der gestrigen kommunistischen Trauerfeier und auf die Besserung der österreichischen Va Je
Im
5 1 * Dester⸗
Schranken erfolgten gleichfalls sprunghafte Steigerungen.
reichische Renten gewannen 1 vH. . Wien, 23. Juni. W. T. B.) (Börsenschlußkurse.) Staatsbahn Z3à8, 00,
Türkische Toofe i Ungarische Kredit
7
39000, Orientbahn — —, Südbahn 172 50, Oesterreichtsche Kredit E35. 00 565.00, Anglobank 336 00, Unjonbank 479,00, Bankverein 4 8,75, Länderbank 412,00, ahafaftier 1250,00, Alpine Montan 885,060, Prager Eisen 2550 00, Rima Muranyer St, C0, Stodawerte 642,00, Salgo⸗Koblen 870,00, Brücer Kohlen —— Galizia 1395,60, Waffen 832,00, Lloxd⸗Aktien 3700,00. Poldi⸗Hütte 690 900, Vaimler 5630,00. Oesterreichische Goldrente 103,60, Desterreichische Kronen⸗ rente 78,50 Februgrrente 79.00, Mairente 78,75, Ungarische Gold—⸗ rente 103,50, Ungarische Kronenrente — —.
London, 20. Juni. (W. T. B.) Privatdiskont 23516, Silber 54.
Am sterdam, 20. Jun (W. T. B.) Wechsel auf Berlin 18,50, Wechsel auf Wien 8,50, Wechsel auf Schweiz 47, 95, Wechsel auf Wechsel auf Stockholm 66,30, Wechsel auf New Nork 255,50, Wechsel auf London 11,82, Wechsel auf Paris 39,59, Wechsel auf Christiania 64 50. 5 oso Niederländische Staatsanleihe von joylb 914. 3 060 Niederländische Staatsanleihe 618, Vönigl. Niederländische Petroleum 717, Holland⸗Amerita⸗Linte 3843, Niederländ. Indische Handelsbank 252, Atchison, Tovpeka u. Santa h 10634, Rock Island ——, Southern Pacifte 1095, Southern Railway — —, Union Pacifie 1135, Anaconda 1545, United States Steel Corp. 1687, Französisch⸗Englische Anleihe — —, Hamburg⸗Amerika⸗Linie ——. Tendenz: Fest. Kopenhagen, 23. Juni. (W. X. B.) Sichtwechsel auf Hamburg 37, 00, do. auf Amsterdam 167,00 do. auf schweiz. Plätze S0, 00, do. auf New Jork 425,00, do. auf London 19,55, do. auf Paris 66,75, do. auf Antwerpen 65,00.
Stockholm, 23. Juni. (W. T. B.)
—
Feiertag.
Berichte von auswärtigen Warenmärkten. London, 20. Juni. (W. T. B.) Kupfer per Kasse 86z. Liverpool, 11. Juni. (W. T. B.) Baum wole'e. (Amt⸗ liche Notierungen.) American ordinary 16,14, do. good ord. 16657, do. fully good ord. 17,5 7, do. low. middl. 18,32, do. fully middl. 19,97, do. middling 19,87, do. fullv middling 20,47, do. good middling 20, 97, do. fully good middling 21,47, do. middling fair 22,40, Pernam fair 22,27, do. good fair 23,27, Geara fair 22,27, do. good fair 23,27, Egyptian brown fair 20 29, do. good sair 22,74, do. fully good fair 24.36, do. good 26,25, M. G. Brach good 17,30, do. fine 17'809, M. G. Omra Nr. L good 16,30, do. fully good 1680. do. i Seinde u. Bengal good 11,26, do. fine 14,95, Tinnivelly
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